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Fanfiction

Die Geschöpfe des Prometheus - Treffen auf dem Friedhof

von Krabbentaucher

Der Tag wurde dann doch nicht ganz so lang wie erwartet. Gegen drei Uhr nachmittags ist Dumbledore dann endlich gegangen. Veronica hatte die ganze Zeit neben ihm ausgeharrt. Er hatte sich zwar bemüht, allein mit der modernen Muggeltechnik klarzukommen, aber letztlich hatte Veronica ihm eine Art Internet-Kurs verpaßt. Über ihre persönlichen Eindrücke von Dumbledore verfaßte sie noch am selben Tag einen Bericht:

Wie Dumbledore aussieht, weiß ja wohl jeder. Allerdings muß ihm irgendwas passiert sein. Seine rechte Hand sah richtig verbrannt aus. Abgestorben ist sie aber nicht, denn er konnte damit noch tippen. Aber es bereitete ihm Mühe.
Im persönlichen Umgang war er freundlich und zuvorkommend. Er hatte so seine Schwierigkeiten mit dem Computer, die er mit beträchtlicher Selbstironie kommentiert hat. Sein Geist ist ganz wach und scharf. Und er hat eine unbändige Neugier auf alles. Wenn ich ihm einen Rat oder Hinweis erteilt habe, ist er immer darauf eingegangen, ohne etwas besser wissen zu wollen.
Er scheint insgesamt eine sehr menschenfreundliche Einstellung zu allem zu haben. Ich hatte nicht den Eindruck, daß er uns bekämpfen würde.


Richard hatte vorsichtshalber den ganzen Dialog mit Dumbledore kopiert und auf der Prometheus-Seite abgelegt, obwohl das eigentlich nicht nötig war, da alle anderen auch in das Spezialforum sehen konnten. Jedenfalls herrschte bald Einigkeit, daß Dumbledore wohl keine Gefahr darstellte und eine weitere Kontaktaufnahme unbedingt wünschenwert war – vor allem im Hinblick auf die Erforschung von Voldemorts Vergangenheit. Der Umstand, daß in der Gaunt-Hütte ein Ring versteckt war und von Dumbledore zerstört werden mußte, war nach Richards Meinung ein Indiz dafür, daß er mit seiner Horkrux-Theorie richtig lag.

Im neuen Jahr begann wieder die Schule und die Islingtons hatten zunächst zu viel mit dem Unterricht zu tun, als daß sie sich intensiv weiter um den Kampf gegen Voldemort kümmern konnten. Seit September letzten Jahres hatten außerdem vier von ihnen ihre Aufgaben als Vertrauensschüler zu erfüllen. Dienstags waren die beiden Vertrauensschüler von Normann's zum Spätdienst eingeteilt, so daß Richard mit Amalia Johnson zu tun hatte, mit der zu flirten er im letzten Schuljahr erfolglos versucht hatte. Er hatte seine Versuche schnell aufgegeben, und Amalia saß in den Pausen knutschend mit anderen Jungen der Klasse auf irgendwelchen Bänken auf dem Schulhof herum. Zur Zeit hatte sie einen Jungen namens Harold am laufen, was Richard ein wenig ärgerte, denn Amalias Diensteifer litt wieder einmal darunter.
Richard kam eines Tages von seinem Rundgang zurück und betrat nach kurzem Anklopfen das Vertrauensschülerbüro. Er sah Amalia von hinten. Sie saß auf dem Schoß von jemandem, von dem Richard sicher war, daß es Harold war. Harold wiederum saß auf dem Bürostuhl hinter dem Schreibtisch. Beide waren eng umschlungen und den Schlabbergeräuschen nach zu urteilen intensiv mit etwas anderem als Vertrauensschülerarbeit beschäftigt.
Chrm, chrm machte Richard.
Erschrocken fuhr Amalia herum und auch Harold sah überrascht auf.
„Kannst du nicht anklopfen?“
„Ich habe angeklopft, aber Ihr – hattet wohl zu tun.“
Amalia sah ziemlich zersaust aus. Sie stand auf und richtete schnell ihre Schuluniform. Harold hatte die Liebkosungen wesentlich besser überstanden. Seine Schuluniform saß noch richtig, und zersaust sah sowieso immer aus.
„Ähm“, machte Richard, „was wäre gewesen, wenn ich irgendein Schüler mit einem Anliegen gewesen wäre? Das – sah schon ziemlich wild aus, das da eben.“
Amalia hatte in den vergangenen anderthalb gemeinsamen Jahren im Vertrauensschüleramt gelernt, daß Richard wesentlich harmloser war als der „Fürst der Finsternis“ schien, wenn ihn auch seine vermeintliche Gabe, Gedanken lesen zu können, etwas unheimlich machte. Sie hielt jedoch nicht mehr wie früher ängstlich Abstand, sondern erwiderte jetzt keck: „Na und? Dann hätten sie lernen können, wie man küßt. Das kann Harold nämlich richtig gut.“
Richard fing einen angriffslustig funkelnden Blick von Amalia auf. Plötzlich durchfuhr ihn ein eigenartiges Gefühl. Zuvor hatte er Amalia einfach nur schön gefunden, aber jetzt kochte Zorn in ihm darüber auf, daß dieser Harold, ewig sonnengebräunter und durchtrainierter Kapitän der Schulmannschaft im Basketball, dieser Hohlkopf und Bildungsverweigerer, dieser Don Juan, Amalia befummelte und abschleckte. Richard war drauf und dran, mittels Legilimentik herauszufinden, ob die beiden schon intimer miteinander geworden sind, als er sich innerlich eine Ohrfeige gab. 'Reiß Dich zusammen, Du bist nicht ihr Anstands-Wauwau', wies ihn eine innere Stimme zurecht. Er zwang sich zu einem neutralem Gesichtsausdruck. Amalia und Harold sahen ihn schreckensbleich an. Harold war von dem Bürostuhl aufgesprungen und stand stocksteif da, während sich Amalia in eine Zimmerecke zurückgezogen hatte. Gespannte Stille machte sich breit.
„I-i-ich g-g-gehe d-d-dann mal raus – auf den Rundgang – und äh – ja...“, stammelte Amalia schließlich.
Sie drückte sich vorsichtig an der Wand entlang an Richard vorbei zur Tür und ging hinaus. Harold löste sich aus seiner Starre und stieß kurz hervor: „Warte, ich komme!“ Dann hastete er, ebenfalls an der Wand entlang, zur Tür.
Nachdem die Tür zugefallen war, setzte sich Richard an den Schreibtisch und starrte verwirrt auf die soeben geschlossene Bürotür. Was war da gerade passiert? War das Eifersucht? Aber warum?
Die innere Stimme, die ihn eben zur Ordnung gerufen hatte, flüsterte ihm zu: 'Du bist verliebt, mein Guter.' Nun, dachte Richard, das lag im Bereich des Möglichen. Aber warum ausgerechnet in Amalia? Richard überlegte, wieso er eigentlich in sie verliebt sein sollte. Außer einer gemeinsamen Vorliebe für klassische Musik fiel ihm nichts ein. Und da war natürlich ihre unbestreitbare Schönheit. Und ihr Selbstbewußtsein, daß sie ihm gegenüber inzwischen an den Tag legte. Und ihre Fähigkeit, im Getümmel der Pausen den Überblick zu behalten. Und dumm war sie auch nicht. 'Sieh's ein', meldete sich die Stimme wieder, 'Dich hat's erwischt.'

„Was ist denn los mit Dir?“ fragte Patrick interessiert, als sie nebeneinander in der U-Bahn saßen und nach Hause fuhren.
„Hm?“ machte Richard, der noch seinen Gedanken nachhing. „Ach, nichts. Bin nur etwas abgespannt.“
Er mußte an sein Fiasko vor zwei Jahren denken, als er sich schon einmal verliebt hatte und damit das entsprechende Mädchen in Angst und Schrecken versetzt hatte. Das wollte er nicht noch einmal durchmachen. Deshalb hatte er es in der Zeit danach vermieden, noch einmal für ein Mädchen zu schwärmen. Vielleicht war das der wahre Grund, weshalb er seinerzeit dafür gestimmt hatte, den Kampf gegen Voldemort aufzunehmen. Auf diese Weise war er ausgelastet.
Später im Heim wurde er mit eben diesem Thema aus seinen Gedanken gerissen.
„Wir müssen endlich mal was in Richtung Voldemort und Horkruxe unternehmen“, meldete sich Simon, dem es offensichtlich auf den Geist ging, daß sich an der Front so gar nichts tat. „Voldemort muß doch irgendwelche Pläne haben. Wir sollten mal ein paar von den Wanzen einsetzen.“
„Geht nicht, das Verfallsdatum ist abgelaufen, und Barbara und Michael wollen erst dann neue kaufen, wenn wir konkret was planen“, wandte Rosa ein.
Richard hatte sich inzwischen gesammelt. Außerdem ist ihm eingefallen, daß er ja eigentlich der Anführer der Gruppe war.
„Leute, wir müssen mit den Horkruxen weiterkommen. Die Todesser sind nicht mehr unser primäres Ziel. Voldemort muß ausgeschaltet werden. Wenn der weg ist, dann verschwinden auch die Todesser. Das war beim letzten Mal genau so.“
„Schön, und was sollen wir machen?“ fragte Simon.
„Dasselbe, was wir vorher gemacht haben und das, was Dumbledore auch macht: In Voldemorts Vergangenheit herumrühren. Er hieß Tom Riddle, das wissen wir inzwischen. Sein Vater Tom Riddle wurde von ihm vermutlich ermordet. Der hatte die Mutter, Merope Riddle, verlassen. Aber über Merope Riddle wissen wir eigentlich nichts. Ich meine, die muß doch irgendwo geblieben sein. Und wenn sie gestorben ist, dann muß doch irgendjemand Tom Riddle bei sich aufgenommen haben.“
„Vielleicht sollten wir die Gruppe in Leeds noch einmal anfunken, damit sie sich in Little Hangleton umhört. Dort verliert sich schließlich ihre Spur“, schlug Rosa vor.
Richard glaubte nicht, daß daraus wichtige Informationen erwachsen könnten, aber er stimmte zu. Er dachte vielmehr daran, daß die beiden Volljährigen ein wenig in der Zauberwelt nachforschen könnten.

Leider ergab sich kaum etwas. Barbara und Michael bedeuteten Richard ziemlich schroff, daß sie auch noch ein Studium zu absolvieren hätten und die Weitergewährung der Stipendien davon abhing, daß sie gute Leistungen brachten. Die Leeds-Gruppe bemühte sich zwar, förderte aber auch nicht mehr zutage, als daß Tom Riddle und Merope Gaunt seinerzeit nach London durchgebrannt seien und dort geheiratet hätten. Tom Riddle ist dann ohne seine Frau zurückgekehrt. Merope Riddle geborene Gaunt wurde dagegen weder im Dorf noch in der Umgebung gesehen. Am Ende des Berichts machte die Gruppe aber deutlich, daß sie weitere Aufträge nicht entgegennehmen werde:

Das war jetzt das dritte Mal in etwas mehr als anderthalb Jahren, daß wir in Little Hangleton aufgetaucht sind und Fragen gestellt haben. Die Leute merken langsam etwas. Das war unser letzter Einsatz dort. Danach würden wir auch bei den Todessern und schließlich bei Voldemort Aufmerksamkeit erregen.

Nun gut, dachte Richard, wenigstens wissen wir, daß Voldemorts Eltern in London geheiratet haben. Er wollte sich gleich in die Nachforschungen stürzen, denn er mußte immer häufiger an Amalia, das hübsche Muggelmädchen, denken. Wenn er abends im Bett lag, sah er vor seinem geistigen Auge sich und Amalia, wie sie auf dem Bürostuhl im Vertrauensschülerbüro saßen, genau wie Amalia und Harold, und wie er sie zersauste. Ablenkung war dringend nötig. Es war schon so schwer genug, sich auf seine Aufgaben zu konzentrieren, wenn er gemeinsam Dienst mit Amalia hatte. Sie guckte ihn nach jenem Nachmittag ziemlich skeptisch an, während seine Bemühungen, unbeteiligt zu wirken, ziemlich verkrampft wirkten.
Als er aber am folgenden Samstag das Standesamte Islington, das für ganz London zuständig war, aufsuchte, mußt er feststellen, daß eine Einsicht nur von montags bis freitags möglich war. Also mußte er die Recherche auf die Osterferien verschieben. Er war sich nicht einmal sicher, ob Voldemorts Eltern überhaupt bei den Muggeln geheiratet hatten. Eine kirchliche Trauung schloß Richard vorläufig aus. Eine solche hätte einer Hexe einfach nicht ähnlich gesehen.
„Das ist nun schon die zweite Sackgasse“, bemerkte Patrick, nachdem Richard von seinem Ausflug zurückgekehrt war, „Little Hangleton hat nichts gebracht und ins Register kommst Du auch nicht rein.“
„Das Register ist keine Sackgasse“, verteidigte sich Richard, „ich kann mich nur eben erst in den Osterferien darum kümmern.“
„Und dann stehen sie am Ende gar nicht drin, und wir haben Zeit vertrödelt.“
„Ich kann's nicht ändern. Und Barbara und Michael wollen ja nicht.“
„Wende Dich an jemanden, der sich ebenfalls mit Voldemorts Vergangenheit befaßt.“
Richard überlegte. Der Gedanke an Dumbledore war ihm auf dem Rückweg vom Standesamt auch gekommen. Das hieße aber: Dumbledore vertrauen. Denn über das Netz würde der seine Informationen nicht preisgeben, ohne genau zu wissen, mit wem er es zu tun hat. Jedenfalls würde es Richard so handhaben. Ein Austausch von Informationen mit Dumbledore würde einen sehr hohen Preis kosten. Richard würde ihm offenbaren müssen, daß er zu den Geschöpfen des Prometheus gehörte.
Der Muggeladministrator der Internetseite richtete auf Richards Bitte eine Umfragefunktion ein, wo jeder einzelne abstimmen konnte, auch die Muggel. Im Ergebnis wurde Dumbledore für vertrauenswürdig befunden. 85 Prozent stimmten dafür, daß Richard ein Treffen von Mann zu Mann organisieren sollte und das Projekt Dumbledore offenbaren durfte. Schweren Herzens schrieb Richard eine Nachricht an Dumbledore in das Forum Kartentricks:

Dementorenjäger
Persönliches Treffen mit Warzenschwein erbeten. Bitte rufen Sie mich an oder hinterlassen Sie hier Ihre Nachricht, sollte das Mobiltelefon nicht mehr funktionieren.


Zwei Wochen später klingelte Richards Spezial-Mobiltelefon.
„Ja? Mr Dumbledore?“
„Guten Tag. Ich habe Ihre Nachricht erhalten. Es freut mich, daß Sie nun doch bereit sind, mich persönlich zu sehen“, meldete sich Dumbledores Stimme.
„Guten Tag, Mr Dumbledore. Ich habe ein paar wichtige Sachen mit ihnen zu besprechen. Ich möchte mich mit Ihnen treffen und hoffe, daß Sie am Samstag, 15. März Zeit haben.“
„Das kann ich einrichten. Wann und wo?“
„Um 10.30 Uhr, wie letztes Mal. Auf dem Friedhof City of London Cemetery, am Grab Quadrat 210 Nr. 55380. Allein. Ist das in Ordnung?“
„Ja, das ist in Ordnung. Woran erkenne ich Sie?“
„Ich werde derjenige sein, der Sie anspricht.“
Sie verabschiedeten sich, und Richard fing wieder einmal an, eine Kommandoaktion Friedhof auf die Beine zu stellen. Zwar hatte er inzwischen Vertrauen in die Integrität Dumbledores, aber Vorsicht war nunmal die Mutter der Porzellankiste. Eine Katze, ein Kater, eine Krähe und eine Absicherung am Tor dürften ausreichen, dachte er sich.

Am 15. März stand Richard gegen acht Uhr unter der Dusche, als Rosa, Elaine, Sandra und Anthony das Waisenhaus verließen. Die Aktion mußte so früh starten, weil dieses Mal klar war, daß am Grab ein Zauberer stehen würde, und zwar nicht irgend einer. Richard konnte nicht ausschließen, daß Dumbledore seinerseits einige Phönixleute zur Absicherung mitbringen würde. Dann müßte die Aktion sofort abgebrochen werden. Richard trocknete sich ab, kämmte sich und ging, das Handtuch um die Hüfte gewickelt, in sein Zimmer zurück, in dem Patrick noch selig schlummerte. Richard zog sich an, lief hinunter, frühstückte eine Kleinigkeit und ging dann zur U-Bahn. Am Friedhof stieg er aus und ging auf das Tor zu. An der Mauer lehnte Sandra, die Knöpfe eines Walkman im Ohr, und hörte kopfnickend Musik, während sie eine aufgeschlagene Mädchenzeitschrift in der Hand hielt. Sie machte eine verabredete Bewegung. Richard ging durch das Tor. Hier traf er auf eine schwarze Katze mit weißem Latz und weißen Pfoten, die ihm um die Beine strich. Also war die Luft rein. Er guckte noch einmal auf die Uhr – es war jetzt 10.32 Uhr. Langsam ging er weiter. Über seinem Kopf zog eine Krähe ihre Kreise.
Schon von weitem konnte er einen großgewachsenen Mann mit mächtigem weißem Bart und pflaumenblauem Samtanzug sehen, der scheinbar gedankenversunken vor Grahams Grab stand. Richard ging auf ihn zu.
„Guten Tag, Mr Dumbledore.“

Der Mann wandte sich ihm zu.
„Oh – guten Tag. Sie sind weitaus jünger, als ich mir vorgestellt habe. Mit wem habe ich das Vergnügen?“
„Richard Islington.“
Dumbledore sah ihn kurz an, dann guckte er auf das Grabschild.
„Ich verstehe...“, begann er langsam, doch Richard unterbrach ihn.
„Bei allem Respekt, Sie verstehen nicht. Es ist nicht so, wie es scheint.“
„Dann liegt hier nicht Ihr Bruder?“
„Nein. Den Namen 'Islington' tragen wir, weil wir seinerzeit in Islington aufgegriffen wurden. Das hat sich die Stadtverwaltung so einfallen lassen, weil wir keine Nachnamen hatten.“
Dumbledore hob die Augenbrauen und erwartete offensichtlich eine weitere Erklärung.
„Können Sie etwas mit den 'Geschöpfen des Prometheus' verbinden?“ fragte Richard.
„Nun, es gab da ein Ballett, aber Sie werden hier mit mir sicher nicht über Kulturdinge reden wollen, obwohl ich sicher nicht abgeneigt wäre. Nun denn. Es gab einmal eine Überlegung im Zaubereiministerium, ein Projekt mit diesem Namen aufzuziehen. Das war vor 20 Jahren. Es bestand darin, Schwarzmagier zu züchten und gegen Voldemort einzusetzen, der damals seine erste Herrschaft errichtet hatte. Ich hatte selbst an diesen Beratungen teilgenommen. Aus moralischen Gründen hatte ich mich dagegen ausgesprochen. Einerseits hatte und habe ich natürlich Einwände dagegen, die Sorte Magie einzusetzen, die wir bekämpfen wollten. Andererseits fand ich die Haltung, die damit den jungen Schwarzmagiern gegenüber zum Ausdruck gekommen wäre, menschenverachtend. Das Projekt wurde aufgegeben.“
Dumbledore sah Richard skeptisch an.
„Das Projekt wurde auch aufgegeben, aber erst Ende Februar 1989“, sagte Richard trocken.
Dumbledore verzog erstmals deutlich seine Miene. Er sah Richard halb entsetzt, halb überrascht, dann aber verstehend an. Beide schwiegen einige Zeit. Dann ergriff Dumbledore das Wort.
„Dieses Grab – hat es etwas damit zu tun, daß das Projekt aufgegeben wurde? Sie sagten, Sie würden gejagt, und dem Schild hier entnehme ich, daß Ihr Kamerad vier Jahre nach Ende des Projekts... verstorben ist. Sie sagten etwas von einer Riesenmenge Undank, die Sie dem Ministerium schulden.“
„Das ist richtig“, sagte Richard. „Das hier ist eines von zwei Gräbern, von dem wir wissen. Bei 97 von uns wissen wir nicht einmal, ob die Ministeriumszauberer wenigstens den Anstand besaßen, sie zu bestatten, nachdem sie... naja... das Projekt... ausgelöscht hatten.“
„97!“ rief Dumbledore aus. „Und noch zwei Gräber! Heißt das – daß ein Mord an 99 Kindern stattgefunden hat?“
„Ja, das heißt es.“
„Das war mir nicht bekannt. Offiziell gab es kein Prometheus-Projekt. Wer...?“
„Bartemius Crouch war der Kopf des ganzen. Seine Ermordung durch seinen Sohn war die mit Abstand beste Nachricht, die uns je erreicht hat, auch wenn ich denke, daß ihn der Tod wesentlich gnädiger ereilt hat, als er verdient hat.“
Beide schwiegen. Dumbledore starrte hinunter auf das Grab. Er machte einen sehr mitgenommenen Eindruck.
„Ich kann Ihnen gar sagen, wie sehr ich mich für die magische Gemeinschaft schäme“, begann er. „Wieviele haben überlebt?“
„Bis heute 50“, sagte Richard trocken.
Dumbledore wirkte beeindruckt.
„Dann sind Sie fast so stark wie der Phönixorden – und stärker, wenn ich unterstelle, daß Sie alle über dieselbe Zauberkraft wie Sie verfügen.“
Richard fand, daß es langsam Zeit wurde, über das zu sprechen, weswegen er das Treffen herbeigeführt hatte.
„Mr Dumbledore, erlauben Sie, daß wir jetzt zum Geschäftlichen kommen?“
„Ja, natürlich. Du hattest das Treffen angeregt – und ich unterstelle, daß Du es nicht getan hast, um meine Neugier zu befriedigen.“
Richard mußte lächeln. Der Mann beeindruckte ihn immer mehr, und zwar nicht durch seine Stellung oder seine Zauberkraft, sondern einfach durch seine offene und aufrichtige Art.
„Mr Dumbledore, ich habe eine Entdeckung in einem meiner Bücher gemacht – die ich in der Nokturngasse gekauft habe.“
„In der Nokturngasse – ich verstehe.“
„Ich sollte besser sagen: Ich habe eine Theorie entwickelt aufgrund eines Buches. Und die paßt zu dem, was in der Gaunt-Hütte lag.“
„Ich ahne, worauf Sie hinauswollen, und ich vermute, daß Sie und ich damit richtig liegen werden. Aber fahren Sie fort.“
„Horkruxe, Mr Dumbledore. Ich vermute, daß der Ring, den Sie an sich genommen haben, ein Horkrux von Voldemort war. Und daß es nicht sein einziger war. Wissen Sie, was ein Horkrux ist?“
Dumbledore lächelte.
„Ja, das weiß ich. Und richtig, es dürfte sich um einen solchen handeln. Und ja, ich gehe davon aus, daß es mehrere davon gibt. Aber ich muß zugleich sagen, daß es sich nur um eine Theorie handelt. Und ich weiß nicht, wieviele Voldemort angelegt haben könnte, wenn es sich um Horkruxe handeln sollte. Das kann ich erst sagen, wenn ich zusätzliche Informationen erhalten habe. Leider muß ich sagen, daß ein Kollege, der mir einen entscheidenden Hinweis geben könnte, nicht bereit ist, das zu tun. Er weigert sich nicht aus Bösartigkeit, sondern weil er sich seiner Erinnerung schämt. Ich habe jemanden darauf angesetzt, ihn zu überreden. Leider ist diesem Jungen etwas dazwischen gekommen.“
„Einen Jungen? Sie haben einen Jungen darauf angesetzt?“
„Ja. Harry Potter. Ich nehme an, Sie kennen ihn?“
Richard schwieg beeindruckt. An Harry Potter hätte er nicht gedacht. Aber im Grunde war es nur natürlich, daß der einzige, der bislang siegreich gegen Voldemort war, in den Kampf gegen ihn eingebunden wurde.
„Was ist ihm dazwischen gekommen?“
„Oh – so dies und das. Vor allem natürlich die Vergiftung seines Freundes Ronald Weasley. Keine Sorge, er hat keinen bleibenden Schaden davongetragen. Er hatte Wein getrunken, der eigentlich für mich bestimmt war.“
„Jemand versucht, Sie umzubringen? Wissen Sie, wer das ist?“
„Zweimal ja. Es ist natürlich ziemlich unangenehm, Ziel eines Mordkomplotts zu sein. Sie werden das besser wissen als jeder andere in Hogwarts – mit Ausnahme von Harry natürlich. Aber gegen den Verdächtigen liegen keine Beweise vor. Und im Grunde will ich ihn schützen.“
Richard war verdutzt. Wenn ihn jemand zu ermorden versuchte, den er auch noch kennen würde, würde er ihn neutralisieren und nicht beschützen.
„Hat es einen Sinn, zu fragen, weshalb...?“
„Nein, ich fürchte, das hat es nicht. Aber darüber wollten wir bei diesem Treffen nicht sprechen, oder? Meine Sicherheit ist mein Problem. Sie wollten mir doch sicher nicht nur etwas über Horkruxe sagen.“
Richard war etwas aus dem Konzept gebracht. Dann fing er sich wieder.
„Sagen Sie, die verletzte Hand – hängt das mit dem Ring zusammen?“
„Oh – Sie wissen von meiner verletzten Hand? Ich habe sie doch sorgsam verborgen?“
„Das Mädchen in dem Internetcafé...“
„Oho! Sie gehörte zu Ihrer Gruppe! Sehr gut – der Aufwand, den Sie treiben, verrät mir, daß Sie nicht unüberlegt handeln und alles sorgfältig durchdenken. Ich vermute wohl zu Recht, daß Sie nicht allein hier sind?“
„Ähm – ja. Mr Dumbledore, noch einmal zum Thema: Ich beschäftige mich mit Voldemorts Vergangenheit. Wir wissen von seinen Eltern, aber ich konnte noch nicht in den Heiratsregistern nachschlagen. Wir sind uns aber sicher, daß es wesentlich ist, alles über seine Vergangenheit zu erfahren. Oder jedenfalls so viel wie möglich. Wir haben Anlaß zur Vermutung, daß Sie wesentlich mehr wissen als wir, denn sonst hätten sie der Gaunt-Hütte nicht vor uns einen Besuch abgestattet. Wären Sie bereit, uns die Informationen zu geben?“
Dumbledore sah Richard an und lächelte.
„Jaah“, sagte er langsam, „ja, ich bin bereit dazu. Allerdings ist das so viel, daß dieser Friedhof nicht der geeignete Ort wäre. Ich würde vorschlagen, daß Sie mich auf Hogwarts besuchen.“
„Mr Dumbledore – Hogwarts – das ist für uns gewissermaßen Feindesland, wir – Sie verstehen?“
„Ich verstehe voll und ganz. Aber solange ich dort Schulleiter bin, sind Sie vollkommen sicher. Ich weiß natürlich, daß Sie als Geschöpf des Prometheus sich in einer besonderen Lage befinden. Ich würde Ihnen eine Sicherheit geben.“
„Ähm. Selbst wenn: Ich kann als Teenager ja wohl kaum durch den Haupteingang kommen. Dann werden mich die anderen sehen und sich fragen, weshalb sie mich nicht kennen.“
„Haben Sie die Möglichkeit, zu fliegen?“
„Ja, ich bin ein Animagus. Meine Tiergestalt ist ein Steinadler.“
„Prächtig! Dann können Sie in mein Büro geflogen kommen. Ich habe über die Schule wegen der derzeitigen Lage starke Defensivzauber gelegt. Man kann also die Grenzen der Schloßgründe nicht einfach überfliegen. Ich werde Sie am besten von meinem Phönix begleiten lassen.“
„Und die Sicherheit?“
„Ja. Die Sicherheit. Ich bin der Geheimniswahrer des Phönixordens. Haben Sie zufällig etwas zum Schreiben dabei?“
Richard griff in seine Jackentasche und fand den Kugelschreiber und den Notizblock, die er allzeit mit sich herumtrug. Er reichte beides Dumbledore.
„Hier, bitte. Ähm – Sie müssen da oben draufdrücken.“
„Ah – eines der praktischen Schreibgeräte der Muggel...“
Dumbledore beäugte den Kugelschreiber genau. Erstmals sah Richard dessen rechte, verbrannte Hand. Er spürte, wie ihm ein leichtes Kribbeln über den Rücken lief. Dumbledore schrieb etwas auf den Zettel und gab Block, Zettel und Kugelschreiber zurück. Richard las auf dem Zettel:

Das Hauptquartier des Phönixordens befindet sich im Grimmauld-Platz Nummer zwölf, London

Richard sah Dumbledore fragend an.
„Heißt das, daß Sie...“ fing er an.
Dumbledore unterbrach ihn: „Ja, das heißt es. Wenn Sie diesen Zettel im Original Ihren Kameraden zeigen, werden sie in das Geheimnis eingebunden. Wenn ich mein Versprechen brechen sollte, Ihnen Sicherheit zu gewähren, steht es Ihren Kameraden frei, das Hauptquartier zu stürmen und mit den Ordensmitglieder zu machen, was sie für angemessen halten. Wie wäre es mit einem ersten Treffen nach den Osterferien im April?“
„Ja, in Ordnung. Ich schlage vor, daß wir vorher noch einmal telefonieren und alles abstimmen. Wie ist es um Ihr Telefon bestellt?“
„Das funktioniert noch. Dann werden wir auch ausmachen, wo Fawkes auf Sie warten wird.“
„Fawkes?“
„Mein Phönix.“
„Haben Sie ihn nach dem Pulververschwörer oder nach dem Zauberkünstler benannt?“
Dumbledore lächelte.
„Sehr scharfsinnig. Diese Frage hat mir bislang noch niemand gestellt. Aber ich würde sagen, das verschieben wir auf später.“
Sie verabschiedeten sich voneinander. Dumbledore disapparierte und Richard ging, begleitet von einem getigerten Kater, zum Ausgang.


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