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Fanfiction

Die Geschöpfe des Prometheus - Geburtstag und andere schöne Sachen

von Krabbentaucher

„Ähm – Richard? Da ist jemand am Telefon für Dich, würdest Du bitte kommen?“
Eine der Betreuerinnen hatte den Kopf zur Zimmertür reingesteckt.
„Ja, Moment.“
Richard folgte ihr ins Büro. Was die Kommunikationstechnik anging, waren die Heimkinder den normalen Kindern etwas hinterher. Allmählich verwandelte sich nämlich das Mobiltelefon vom Statussymbol für Angeber zu einem Allerweltsgegenstand, der die gesamte Muggelwelt eroberte (A/N zur Zeitgeschichte: Anfang der 90er Jahre hatten entweder nur sehr wichtige Leute oder unerträgliche Angeber Faselfunken. Das mag man heute kaum glauben. Erst Mitte der 90er Jahre änderte sich das). Für Waisenkinder lagen diese praktischen Dinger jedenfalls außerhalb jeder Reichweite. Richard hob den Hörer ans Ohr.
„Ja? Hallo, hier ist Richard.“
„Hallo, Richard, hier ist Sue.“
Sue war ein Jahr älter als Richard und zugleich die Nachfolgerin von Edward, nachdem dieser zusammen mit Monique Leroc ermordet worden war. Sie leitete die Gruppe in Glasgow. Die Gruppen hielten mit dem Telefon Kontakt zueinander, weil nicht zu erwarten war, daß das Ministerium auf die Idee käme, hier etwas abzuhören. Die meisten Zauberer wußten nicht einmal, wie das Telefon funktionierte.
„Na, was gibt's, Sue? Alles in Butter auf'm Kutter?“
Er sah sich um, doch die Betreuerin hatte das Büro schon verlassen.
„Ähm, ja. Paß auf: Hugh hat mich gestern angerufen. Du weißt ja, seine Gruppe aus Sheffield war dieses Mal dran mit dem konspirativen Besuch in der Winkelgasse. Er hat zwei von den Leuten geschickt, die Französisch sprechen. Haben sich also als französische Touristen ausgegeben. Die haben ein Gerücht aufgeschnappt. Genaues haben sie nicht erfahren können, denn mit Nachfragen hätten sie sich verdächtig gemacht. Aber so weit sie gehört haben, wird gemunkelt, daß angeblich Voldemort zurück sei.“
„Was?“ fragte Richard erstaunt.
„Ja, aber es ist nicht offiziell. Die haben nicht rauskriegen können, welche Haltung das Zaubereiministerium einnimmt, aber große Panik scheint nicht zu herrschen. Sie haben auch ein paar Tagespropheten besorgt, also einen aktuellen und vier von den Vortagen. Da steht überhaupt nichts drin.“
„Dann ist es vielleicht wirklich nur eine Latrinenparole.“
„Naja – uns ist aber etwas anderes aufgefallen. Die erwähnen in der Zeitung ziemlich häufig Harry Potter.“
„Klar – nach meinen Informationen hat der wohl auch dieses Dings, dieses Turnier gewonnen.“
„Nein, es ist irgendwie anders. Die machen sich über ihn lustig. Bei unglaubwürdigen Geschichten schreiben sie so etwas wie 'das ist wieder ein Harry Potter', verstehst Du? So, als ob Harry Potter so ähnlich wie dieser deutsche Lügenbaron...“
„... Baron von Münchhausen?“
„Ja. Also, wie der Baron von Münchhausen wäre. Aber näheres wissen wir nicht.“
„Klarer Fall: Wir müssen noch mal in die Winkelgasse.“
„Ja, und da haben wir an Dich und Patrick gedacht.“
„Wieso an uns?“
„Ihr seid nahe dran und wir können nicht schon wieder 'französische' Touristen hinschicken. Jetzt müssen es mal 'deutsche' Touristen sein, und Ihr wohnt in London. Die andere Londoner Gruppe besteht nur aus 'Franzosen', die können den Job nicht machen. Und es eilt, da können wir nicht extra eine Versammlung machen, um zu beschließen, wer geht. Und für einen Umlaufbeschluß wäre die Zeit auch etwas kurz. Also – machst Du es? Denk dran, am Sonntag, 18. August (A/N: In Wirklichkeit war der 18.8.1995 ein Freitag, aber ich will Richard am 12.8. in die U-Bahn setzen, und der ist laut Rowling ein Werktag und kein Sonntag. Und da ich mich kanonisch verhalten will...) , ist das Gruppenführertreffen unten in Cornwall. Da wollen wir möglichst etwas mehr wissen. Sag bitte ja.“
Richard brummte.
„Ich... Wir... Na gut.“
„Danke, Du bist ein Schatz!“
„Aber das geht erst im August. Übermorgen habe ich meinen 15. Geburtstag. Da hat mich mein Muggelfreund eingeladen. Und kurz darauf fahren wir vom Kinderheim aus bis Anfang August nach Brighton.“
„Hauptsache, Ihr macht es vor dem 18. August. Also, bis denne – tschüß!“
„Ja, tschüß!“
Ein wenig bedrückt legte Richard den Hörer auf. Wieder eine Kommandoaktion in den Sommerferien.

Am Morgen des 22. Juli wurde Richard unsanft geweckt.
„Aufstehen, Du Schlafmütze! Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“ rief Patrick, der schon angezogen war.
„Wasnloskannmannichmalausschlafn...“, brummte Richard.
„Du verschläfst Deinen Geburtstag. Außerdem holen dich Georges Eltern ab, schon vergessen?“
„Ist ja guuut.“
Richard stand auf, ging ins Bad, duschte sich und kam zurück. Über Südengland schien sich gerade eine längere Hitzewelle breit zu machen, so daß es schon ziemlich warm war. Er zog sich eine Jeans und seine Turnschuhe an. Jemand in der Heimleitung hatte einen guten Kontakt zu einem Sportartikelgroßhändler, so daß man günstig an Restposten kam. Das führte dazu, daß die Heimkinder außer ihren Schuhen für die Schuluniformen nur Turnschuhe mit drei Streifen an den Fußristen hatten. Richard suchte dann im Schrank nach einem passenden T-Shirt, entschied sich für ein hellblaues und schlüpfte hinein. Dann steckte er seinen Zauberstab darunter. Man konnte nie wissen.
Beim Frühstück wurde um seinen Geburtstag kein Aufhebens gemacht. Kein Islington feierte seinen Geburtstag. Aber einer wollte da nicht mitmachen, und das war Richards Freund George McIntyre. Ihre Freundschaft hatte damit angefangen, daß sie in der Schule nebeneinander saßen. Während sie sich einfach gut verstanden, sahen sich Georges Eltern durch ihre karitative Ader dazu veranlaßt, das sozial benachteiligte Waisenkind Richard häufig zu George einzuladen. Beide waren Lehrer, allerdings an zwei anderen Schulen als die, die Richard besuchte. Sie war Lehrerin für Englisch und Religion, er war Lehrer für Englisch, Latein und Religion. Richard ärgerte George gelegentlich mit dem Spruch „Lehrers Eltern, Pfarrers Vieh, gedeihen selten oder nie.“ Aber George war in Ordnung.
Das Problem war, daß beide Eltern Religion unterrichteten und dementsprechend religiös waren. Richard hatte dagegen wie die anderen Prometheus-Kinder keinerlei religiöse Erziehung genossen, und die Erlebnisse in der Vergangenheit waren auch nicht gerade geeignet, ein besonderes Gottvertrauen aufzubauen. So war Richard praktizierender Atheist. Anfangs hatte er sich noch beinahe verplappert, wenn Georges Eltern von Wundern in der Bibel sprachen, denn auf dem Wasser gehen konnte Richard zur Not auch. Und bei der Geschichte mit Lazarus wäre ihm beinahe das Wort „Inferius“ rausgerutscht.
George hatte Richard natürlich auch häufig genug im Heim besucht, wo ihm die eigenartigen Bücher aufgefallen sind, auf deren Buchrücken Dinge wie „Zaubersprüche“ und „Zaubertränke“ standen. Georges Eltern waren davon nicht angetan und hatten versucht, Richard aus dem Okkultismus auf den Pfad der Tugend zurückzuführen. Irgendwann hatten sie die Aussichtslosigkeit ihres Unterfangens eingesehen und sich damit getröstet, daß in ihm „doch ein guter Kern“ stecke.
Als Richard gefrühstückt hatte, ging er schon einmal vor die Tür. Er mußte nicht lange warten, da tauchte auch schon das schwarze McIntyresche Auto auf. Es war ein Volvo 850 Kombi, das amtliche Gutmenschenauto.
„Herzlichen Glückwunsch, Richard, steig ein“, sagten George und seine Mutter. Ebenfalls im Auto saßen auch schon Georges Vater und Bruder.
„Wir haben gedacht, heute fahren wir...“, begann George, als sie losfuhren, doch Richard unterbrach ihn.
„Du weißt doch, ich feiere meinen Geburtstag nicht.“
„Ja, natürlich“, sagte George und grinste. „Also, ich hatte mal Lust, mit dem Segelflugzeug zu fliegen, und da fahren wir jetzt hin.“
Richard mußte ein wenig lächeln. Ja – das war George, jede Situation souverän meisternd.

Schließlich kamen sie an einem kleinen Flugplatz außerhalb Londons an. Georges Vater fragte einige Leute, die gerade ihre Segelflugzeuge bereitmachten, ob sie Mitflugmöglichkeiten anbieten könnten. Sie konnten. Und so stand Richard wenig später neben einem Segelflugzeug, einer ASK 21, und ließ sich vom Piloten helfen, einen Fallschirm anzulegen.
„Ist Pflicht“, erläuterte der Pilot, „außerdem ist der Fallschirm gleichzeitig die Rückenlehne. Aber die Haube nur öffnen und aussteigen, wenn ich es sage. Nach dem Aussteigen hier ziehen. Nicht lange zählen.“
Richard war etwas mulmig zumute. Er empfand es nicht als besonders gutes Zeichen, daß das Anlegen von Fallschirmen zum Segelfliegen dazugehörte.
„Na, schon mal geflogen?“ fragte George von der Seite.
Richard war natürlich schon oft geflogen, wenn er seine Adlergestalt angenommen hatte. Er erinnerte sich noch gut an seine Versuche, sich das Fliegen beizubringen, denn als er alt genug war, daß seine Animagusgestalt flügge war, mußte er feststellen, daß er das Fliegen dennoch erst lernen mußte. Nachdem er bei seinen ersten Versuchen auf einer Weide außerhalb Londons ein paar Mal unsanft auf dem Schnabel gelandet war und eine maximale Höhe von 50 cm erreicht hatte, hatte er beschlossen, die Sache systematisch anzugehen. Er kaufte sich ein Fliegerbuch und las sich vor allem die Teile über die Strömungslehre und die Fluglagekontrolle besonders aufmerksam durch. Das hatte die Sache wesentlich vereinfacht. Der Mensch, zumindest der Muggel, hatte das Fliegen vom Vogel gelernt, aber Richard war einer der wenigen Vögel, die das Fliegen vom Menschen gelernt hatten.
Richard überlegte, daß diese Art Flugerfahrung wohl nicht zählte.
„Du meinst mit dem Flugzeug? Nein. Noch nie.“
George hob die Augenbrauen.
„Natürlich mit dem Flugzeug, womit sonst?“
George guckte Richard noch einmal durchdringend an. Richard ärgerte sich über sich selbst. Jetzt hätte er sich beinahe verplappert. Mochten die Zauberer allgemein eine bestenfalls gönnerhaft-herablassende Einstellung zu Muggeln haben und sagen, so dumm seien sie ja doch nicht – George war ein ausgesprochen intelligenter Muggel, der sich nichts so leicht vormachen ließ. Richard hatte deshalb schon einmal überlegt, sich ihm zu offenbaren. Einige Prometheus-Kinder hatten das ihren besten Muggelfreunden gegenüber bereits getan. Niemand hatte etwas dagegen, denn man war sich einig, daß es nicht schadete, Freunde außerhalb der Gruppe zu haben. Nur eine Offenbarung gegenüber Zauberern kam nicht in Frage. Richard wußte aber nicht, wie er es anpacken sollte, und so schob er es einstweilen auf.

Segelfliegen war eine interessante Erfahrung. Sie wurden von einem Motorsegler, einem Rotax-Falken, auf Höhe geschleppt. Richard mußte feststellen, daß der Flug bei weitem nicht so sanft war, wie es von unten aussah. Die Luft war ein wenig bockig, und so wurde das Flugzeug mal eben fünf Meter angehoben und ging dann wieder drei Meter runter.
„Weißt Du, wozu der Hebel und die Pedale da sind?“ fragte der Pilot.
„Ähm – wenn man den Hebel drückt, werden die Häuser größer, wenn man ihn zieht, werden sie kleiner, nicht?“
„Ja, so ungefähr.“
Richard hatte natürlich aus dem Buch genug gelernt, um zu wissen, wie ein Flugzeug gesteuert wird. Der Pilot bot Richard an, es auch einmal kurz zu probieren. Wie sich herausstellte, arbeitete der Pilot hauptberuflich bei British Airways als Flugkapitän und flog dort die Boeing 757. Im Club war er als Fluglehrer tätig.
Richard fand es überraschend schwierig, ein Segelflugzeug zu steuern. Als Adler, so dachte er, sollte er dieser Aufgabe eigentlich gewachsen sein. Aber als Adler flog er mit dem ganzen Körper und hier steuerte er nur eine Apparatur, noch dazu eine recht große. Die größte Maschine, die er bis dato gesteuert hatte, war ein Fahrrad. Nach einiger Zeit entwickelte er ein Gefühl für das Flugzeug und beherrschte die einfacheren Flugmanöver ganz gut. Trotzdem war er dankbar, als der Pilot die Kontrolle wieder übernahm.
„Weißt Du, was eine gelungen Landung und was eine perfekte Landung ist?“ fragte er Richard nach der Landung, die mit einem ziemlich steilen Landeanflug eingeleitet wurde.
„Na?“
„Eine gelungene Landung ist, wenn Du aus eigener Kraft vom Flugzeug weggehen kannst. Und eine perfekte Landung ist, wenn Du das Flugzeug nachher noch mal verwenden kannst.“

Richard verlebte einen unbeschwerten Geburtstag mit seinem besten Kumpel. Die Prometheus-Kinder hatten, nachdem sie ihren Zaubererstolz abgelegt hatten, erkannt, daß die Muggel im Prinzip Menschen wie sie selbst waren. Noch dazu trachteten sie ihnen nicht nach dem Leben. Manchmal ertappte sich Richard bei dem Wunsch, als Muggel geboren worden zu sein.
Er war jedenfalls froh einen Freund wie George gefunden zu haben. Ihm gegenüber schaffte er es auch, ganz und gar nicht finster, sondern einfach nur normal zu erscheinen. Es war zwar nicht so, daß Richard unter den ganzen Prometheus-Kindern unter Einsamkeitsgefühlen leiden mußte, aber es war schon ein Unterschied, ob man eine Notgemeinschaft bildete oder ein Freund von jemandem war, dessen einzige wirkliche Sorge das GSCE (A/N: englisches Gegenstück zur Mittleren Reife, zugleich Übergang zu den A-Level-Kursen; außerdem Muggelgegenstück zu den ZAGs) war, das sie am Ende des bald beginnenden Schuljahres erreichen sollten.

Kurz nach Richards 15. Geburtstag brachen die Kinder des Heims zu ihrem jährlichen Urlaub in Brighton auf. Von diesen zehn Tagen gibt es nichts zu berichten, außer, daß die Dürre, die Südengland nun so fest im Griff hatte, daß es verboten wurde, den Rasen zu sprengen, an der See am erträglichsten war. Sicher konnte man sich etwas romantischeres vorstellen, als in der am stärksten befahrenen Meerenge der Welt (A/N: Ich hoffe, es ist tatsächlich der Ärmelkanal und nicht die Straße von Malacca) schwimmen zu gehen. Am Strand blieben die Islingtons unter sich, auch wenn die Schwarzmagier nach Richards Auffassung in Badehose beziehungsweise Bikini etwas weniger bedrohlich wirken müßten.

Nach der Rückkehr nach London mußte die Aufgabe erledigt werden, der Winkelgasse einen Besuch abzustatten. Richard und Patrick hatten alles besprochen: Anreise mit der U-Bahn zur Charing Cross Road, im Tropfenden Kessel würden sie sich die Umhänge überziehen. Untereinander würden sie nur Deutsch sprechen. Gegenüber Ladenbesitzern und anderen Zauberern würden sie den harten Akzent anwenden, den sie in Brighton geübt und in einigen dortigen Geschäften erfolgreich ausprobiert hatten. Selbst auf Deutsch würden sie nichts anders als touristische Dinge besprechen, denn sie konnten nicht ausschließen, daß auch echte Deutsche oder andere Briten mit Deutschkenntnissen anwesend sein würden. Als entscheidenden Tag hatten sie sich den 12. August ausgesucht.
Frühmorgens an jenem Tag bestiegen sie die U-Bahn, die sie ins Herz Londons bringen würde. Mit ihnen fuhren anzug- und aktentaschentragende Pendler. Richard guckte etwas geistesabwesend ins Leere, während der Zug rumpelnd durch den Tunnel schaukelte.
Bei einem Halt irgendwo im Stadtteil Camden fielen ihm aber zwei Personen auf, die zustiegen. Es waren möglicherweise Vater und Sohn, wobei er Sohn etwa in Richards Alter war. Bei genauerem Hinsehen schien aber keine Verwandtschaft zu bestehen: Der Mann hatte rote, zum Ausgehen neigende Haare, während der andere ein rabenschwarzes Gestrüpp auf dem Kopf trug. Die einzige Gemeinsamkeit bestand darin,daß beide eine Brille trugen. Während der Mann neugierig guckte, machte der Junge ein sehr angespanntes Gesicht.
Als der Zug weiterfuhr, setzten sich beide Richard gegenüber. Dieser fand die Kleidung des Mannes merkwürdig: Er trug eine Nadelstreifenhose und eine Bomberjacke. Eigenartige Mischung, dachte Richard, vielleicht ist er nicht ganz richtig im Kopf. Der Junge dagegen war normal gekleidet, wenn auch mindestens zwei Nummern zu groß. Nun gut, er konnte auch ein Skater sein. Er trug Jeans und T-Shirt. Allerdings hätten Skater eine derart sackbauchige Jeans eher uncool gefunden.
Plötzlich ging Richard ein Licht auf, was es mit den beiden auf sich hatte: Es mußten Zauberer sein! Speziell erwachsene Zauberer neigten zu einem seltsamen Kleidungsdurcheinander, wenn sie sich unter Muggel wagten, was die Nadelstreifenhose und die Bomberjacke erklärte. Jetzt hieß es äußerst vorsichtig sein. An Patricks kurzer Bewegung neben sich merkte Richard, daß er die Situation ebenfalls erfaßt hatte.
„Noch vier Stationen, Harry... Jetzt noch drei... Noch zwei Stationen, Harry...“, sagte der Mann, der auf die Karte über den Fenstern des Zuges guckte.
Harry? Richard mußte kurz an Harry Potter denken und daran, daß nach dem Sturz Voldemorts vermutlich viele Zauberereltern ihre Kinder Harry nannten – so wie in der Muggelwelt der Name Kevin in Mode gekommen ist, nachdem der Film Kevin allein zuhaus so ein Riesenhit geworden war. In diesem Augenblick strich sich der Junge nervös durchs schwarze Haar – und eine Narbe wurde an der Stirn sichtbar, eine blitzförmige Narbe. Richard mußte alle Willenskraft aufwenden, um nicht zusammenzuzucken. Vor ihm saß tatsächlich Harry Potter! Doch nicht lange, denn schon hielt der Zug wieder, und der berühmte Held der Zauberwelt stieg mit seinem seltsamen Begleiter aus. Richard überprüfte den Namen der Station und stellte fest, daß es die Station war, die dem Zaubereiministerium am nächsten lag.
Noch bevor er sich einen Reim drauf machen konnte, waren sie an ihrer Station angelangt und mußten aussteigen.

Als sie die U-Bahnstation verlassen hatten, sagte Patrick: „Hast Du gesehen? Die Leute gegenüber? Ich freß 'nen Besen, wenn das keine Zauberer waren.“
„Waren sie. Und hast Du gesehen, wer der Junge war?“
„Nein, woher? Ich kenne doch keine Zauberer – außer unseren Leuten natürlich.“
„Das war Harry Potter!“
„Was?“
„Hast Du seine Narbe nicht gesehen, als er sich durchs Haar gestrichen hat?“
„Nein, ich habe nicht die ganze Zeit hingeguckt. Ich dachte, das würde Verdacht erwecken. Er hatte die Blitznarbe auf der Stirn?“
„Ja, ich habe sie gesehen.“
„Jetzt fällt mir auf, daß der Mann ihn 'Harry' genannt hat... Harry Potter, der Junge der lebt, mannomann... der Junge, der der Grund für den Abbruch unseres Projekts ist...“
Richard überlegte kurz.
„Was der wohl im Zaubereiministerium macht? Das war doch die Station, wo...“
Patrick machte eine ungeduldige Handbewegung und sagte: „Harry Potter ist doch berühmt. Und wenn Voldemort zurück ist, dann ist es doch kein Wunder, daß er ins Ministerium geht. Die wollen ihn wahrscheinlich deshalb sehen. Vielleicht fragen sie ihn um Rat.“
Davon war Richard nicht überzeugt.
„Patrick, erinnere Dich doch mal: Der Tagesprophet tut so, als sei er ein gestörter Lügner. Ich glaube nicht, daß die so einen im Ministerium haben wollen.“
„Aber der Tagesprophet ist doch nicht das Ministerium!“
Richard lachte.
„Du weißt doch, daß es in der Zauberwelt nicht die gleiche Pressefreiheit gibt wie in der Muggelwelt. Der Tagesprophet steht unter der Fuchtel des Ministeriums. Wenn die sich so über Harry Potter lustig machen, dann steckt das Ministerium dahinter.“
Patrick sah nicht überzeugt aus.
„Komm, laß uns in den Tropfenden Kessel gehen.“

Im Tropfenden Kessel trafen sie auf den üblichen Betrieb. Ein buntes Völkchen mischte sich hier. Die Einrichtung hatte sich nicht geändert, alles war so alt und abgestoßen wie eh und je.
„Eine Szene-Kneipe ist das nicht gerade“, raunte Patrick Richard auf Deutsch zu.
Richard lächelte. Beide zogen ihre Umhänge an, die sie nur für ihre Ausflüge in die Zauberwelt aus dem Schrank holten.
„Warte, ich frage den Wirt“, sagte Patrick und ging zur Theke.
„Guten Tag. Können Sie mir bitte sagen, wie wir in die Winkelgasse kommen?“ fragte er mit seinem einstudierten Akzent.
„Sie gehen raus auf den Hof und tippen auf den Stein drei nach oben und zwei zur Seite“, sagte der haar- und zahnlose Wirt.
„Danke.“
Beide gingen auf den Hof und Richard tippte mit seinem Zauberstab auf den Stein, den sie natürlich längst kannten. Die Mauer öffnete sich und gab den Blick auf die gewundene, enge und volle Gasse frei. Richard und Patrick guckten sich an. Sie betraten jetzt endgültig die magische Welt.


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