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Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Adieu

von Muggelchen

„Was liest du denn da?“, fragte Hermine, als Severus abends im Wohnzimmer einen Stapel Pergamente in der Hand hielt, die ihn zu faszinieren schienen.
Er blickte auf. „Das sind heutigen Aufgaben der Schüler.“
„Du gibt ihnen tatsächlich Hausaufgaben auf, wo doch übermorgen die Ferien beginnen?“
„Wer sagt denn was von Hausaufgaben?“, entgegnete er gelassen. „Die Schüler sollten Verbesserungsvorschläge zum Unterricht machen.“

Hermines Neugierde war geweckt. Sie setzte sich neben ihn und machte den Hals lang, um auf das Pergament schauen zu können. Sie las irgendwas mit dem Wort „doof“, doch Severus blätterte weiter.

„Und? Gab es Beschwerden?“, wollte sie wissen.
„Nicht direkt.“ Severus blätterte in den Pergamenten und zog eines hinaus, das er ihr entgegenhielt. „Damit kann man etwas anfangen. Verbesserungsvorschläge, die man durchaus umsetzen kann.“
Hermine las den Anfang laut vor. „Nun trag ich schon eine Brille“, stand dort in krakeliger Handschrift, „und trotzdem greife ich zur falschen Zutat. In den Kerkern ist es viel zu dunkel. Ich wünschte, der Klasseraum hätte Fenster.“ Hermine nickte und gab ihre eigene Meinung dazu. „Der Schüler hat Recht, Severus. Es ist schummerig da unten. Ich weiß nicht, wie es den Brillenträgern in meiner Klasse erging“, sie dachte an Harry, „aber wenn du nicht so ein strenger Lehrer gewesen wärst, wäre ich bestimmt auch mal eingenickt.“
„Ich bin doch nicht streng“, hielt er dagegen und erntete dafür von Hermine einen ungläubigen Blick. Das Thema ließ Severus schnell fallen. „Es ist für viele der Zutaten wichtig, dass sie im Dunkeln gelagert werden.“
Hermine nickte. „Das können sie auch im dritten Stock. Es gibt im Schloss genügend Kammern ohne Fenster, wo sie gelagert werden können.“ Sie überflog den Rest des Pergaments und fragte: „Gab es noch interessantere Vorschläge? Was war das davor? Irgendjemand schrieb ‚doof‘.“ Severus schnaufte, suchte trotzdem entsprechendes Pergament heraus und zeigte es ihr. Sie las laut: „Ich find’s doof, dass man immer Angst haben muss, wenn man sich meldet. Ich trau mich schon gar nicht mehr, irgendwas zu sagen und halt lieber den Mund.“ Hermine schaute auf die obere Seite des Pergaments. „Es steht kein Name drauf.“
„Anhand der Schrift und des Ausdrucks weiß ich, wer sich hier als anonymer Kritiker versucht.“
„Und wer ist es?“
„Das ist irrelevant“, entgegnete er. „Der Schüler hat eines Tages die aktive Teilnahme am Unterricht eingestellt und hat nur noch Antworten gegeben, wenn ich ihn aufgerufen habe.“
„Kannst du dich noch daran erinnern, was für ein Vorfall dem vorausging?“
Severus blätterte in den Pergamenten und fand das, welches er gesucht hatte. „Das hier könnte der Grund sein. Eine Schülerin schreibt etwas Ähnliches.“

Sie las, diesmal leise in Gedanken: ‚Für einen Schüler ist es schon peinlich genug, eine falsche Antwort zu geben. Unerträglich wird es aber, wenn so ein Fehler vom Lehrer mehr als einmal unter die Nase gerieben wird. Das fördert weder die Lust am Lernen noch ist das Ansporn, weiterhin am Unterricht teilzunehmen. In pädagogischer Hinsicht sollte ein Lehrer immer daran denken, einen Schüler zu motivieren.‘

Hermine stutzte. „Wer hat denn das geschrieben? Ein Siebtklässler?“
„Nein, das war von Miss Clavick, einer Erstklässlerin.“
„Hört sich ganz schön hochgestochen an.“
„Sie stellt so etwas wie ein kleines Gegenstück zu dir dar.“
Hermines Augenbrauen schossen in die Höhe. „Sowas wie mich gibt es nochmal?“
„Ja, leider“, murmelte er mit einem frechen Grinsen auf den Lippen, womit er Hermine ansteckte. Als er an den Gefallen dachte, den Miss Clavick ihm erwiesen hatte, sagte er: „Ich habe heute übrigens eine sehr interessante Sache erfahren.“
„So?“ Aufmerksam hörte Hermine zu.
„Gryffindors sind käuflich“, behauptete er unvorhergesehen.
„Unsinn, das glaube ich nicht.“
„Wenn ich es dir sage. Für ein paar Hauspunkte tut ihr doch alles“, wurde er jetzt auf neckische Art und Weise persönlich.
„Das ist üble Nachrede, Professor Snape! Ich für meinen Teil war immer durch und durch unbestechlich gewesen – und ich bin es noch.“
Er spielte mit und verwendete die höfliche Anrede. „Ist das so, Miss Granger?“
„Ich kenne keinen Gryffindor, der käuflich wäre.“ Ihr fiel tatsächlich niemand ein.
„Nun, besagte Schülerin nahm zehn Hauspunkte, um Professor Potter einen Streich nach meinen Anweisungen zu spielen.“
„Dann“, Hermine hob einen Zeigefinger, „war das ein Geschäft und keine Korruption.“
„Das würde ich an deiner Stelle jetzt auch behaupten.“

Sie stieß ihn leicht mit dem Ellenbogen an, was er mit einem schiefen Lächeln kommentierte. Trotzdem Hermine sichtlich müde war, was er natürlich bemerkte, war sie äußerst gut gelaunt.

„Hast du, wie du es vorhattest, mit Neville gesprochen?“, fragte er nach, denn womöglich war das der Grund für ihre gute Laune.
„Ja“, bestätigte sie lächelnd. „Er hat sich wieder gefangen, ist trotzdem noch hin und weg. Pomona hat ihm freigegeben, aber am Mittwoch will er kommen und die Schüler verabschieden. Er kann es gar nicht erwarten, dass bald Ferien sind.“
„Und wie stand es heute um die Longbottoms?“
„Sie werden eine Therapie bekommen. Was das Elixier nämlich nicht geheilt hat sind die verkümmerten Muskeln und die“, Hermine verkrümmte die Finger ihrer Hand, „spastischen Haltungen der Gliedmaßen.“
„Ich nehme an, weil diese Muskeln unbeschädigt waren, genauso wie die Sehnen und alles andere.“
„Das habe ich auch sofort vermutet. Das Elixier kümmert sich offenbar wirklich nur um Beschädigungen des Körpers. Die Muskeln sind vorhanden, sie müssen nur wieder aufgebaut werden.“ Sie seufzte. „Ich werde sie am Wochenende besuchen.“ Nach einer kurzen Pause fragte sie: „Wenn du mitkommen möchtest …?“
„Das wäre keine gute Idee. Frank Longbottom hat nie viel von mir gehalten, hat mich immer nur der übelsten Machenschaften verdächtigt.“
„Früher oder später werdet ihr euch bestimmt mal über den Weg laufen.“
Severus hob und senkte seine Schultern. „Dann lieber später, wenn ihn jemand über sämtliche Ereignisse aufgeklärt hat.“
„Harry hat sich bereiterklärt, den beiden alles über den vergangenen Krieg zu berichten, inklusive …“
Weil sie innehielt, sprach Severus es aus. „Inklusive Lily und James.“
„Ja.“
„Wie ich Harry kenne, wird er im gleichen Atemzug auch meine Rolle im Krieg offenlegen.“
Hermine stimmte Severus zu. „Das wäre nicht falsch, wenn er es macht.“ Mit den Fingern einer Hand fuhr sich Hermine nachdenklich über die Lippen, bis sie plötzlich zusammenzuckte. „Ach, das hab ich dir ja noch gar nicht erzählt!“ Hermine sprang von der Couch und griff zur Zeitung, die an einer Ecke des Couchtisches lag. „Irgendein Presse-Fuzzi hat was über die Longbottoms geschrieben. Die lungerten gestern auf der Station rum und wurden auch prompt rausgeschmissen.“ Hermine schlug eine Seite auf und hielt sie ihm vor die Nase. „Hier! Wenn man den kleinen Artikel liest, dann weiß man, dass die keinen blassen Schimmer haben, was da wirklich passiert ist.“

Die Artikelüberschrift lautete „Fragwürdige Experimente im Mungos?“. Die zweite Überschrift, die die erste auf magische Weise ablöste, lautete „Komapatienten nach über 20 Jahren erwacht“.

„Sie litten an einer Bewusstseinsstörung infolge von geschädigten Nerven und lagen nicht im Koma“, verbesserte Severus den abwesenden Journalisten. Den Artikel las er in Windeseile. „Was für ein Unsinn!“ Die Zeitung warf er zurück auf den Couchtisch. „Es ist klar, warum dem Verleger für die Story nicht mal die erste Seite wert war. Der Artikel quillt über vor Vermutungen und hanebüchenen Laien-Erklärungen.“
„Luna hat gesagt, sie wird über Nevilles Eltern schreiben. Sozusagen prophylaktisch, damit später kaum jemand Fragen stellen wird, wenn Frank und Alice eines Tages wieder ein normales Leben führen.“
„Als was wird die Genesung der beiden im Mungos bezeichnet?“, wollte Severus wissen.
„Bisher noch als Wunder“, erwiderte Hermine mit ernstem Gesichtsausdruck. „Niemand sollte etwas anderes denken.“
„Von mir erfährt man nichts“, versicherte Severus.
„Hast du eigentlich gewusst, was Harry mit dem Elixier vorhat?“
Severus schüttelte den Kopf. „Er hat kein Wort darüber verloren, nur dass es eine Überraschung werden soll.“
„Warum hast du das Elixier überhaupt hergestellt?“
Ihre Frage kam überraschend. Severus war der Meinung, die Antwort würde auf der Hand liegen. „Er hat mich darum gebeten.“
Sie schnaufte. „Und wenn er von dir verlangen würde, einen Trank herzustellen, mit dem er üble Dinge anstellen könnte?“
„Dann würde ich es tun“, warf Severus selbstsicher ein.
„Ich höre wohl nicht recht!“
„Hermine, du scheinst nicht zu verstehen. Wenn er einen Trank benötigen würde, wie du ihn als Beispiel angeführt hast, würde ich mir bei Harry keine Sorgen machen. Er ist nicht der Typ für bösartige Pläne oder hinterhältige Machenschaften.“
„Aber …?“
„Ich war noch nicht fertig“, unterbrach er. Hermine verzog den Mund, blieb aber still und hörte zu, als Severus seine Ansichten erläuterte. „Er stand in einem Augenblick zu mir“, seine Stimme wurde ernst, „als ich nicht damit gerechnet habe.“ Severus ließ eine kurze Pause, damit sie selbst darauf kommen würde, dass er die Ordensverleihung und Harrys Rede meinte. „Des Weiteren hat Harry bisher mit traumtänzerischer Sicherheit immer das Richtige getan.“
Bei seinen Worten musste sie lächeln, weil sie Harry so gut beschrieben. „Wirst du ihm das mal sagen?“
„Bist du wahnsinnig?“, fragte er vorgetäuscht erbost. „Der Junge bekommt sonst noch einen Höhenflug.“
Jetzt musste Hermine grinsen, war dennoch von der Tatsache, dass Harry mit Severus’ Hilfe das Elixier erstellt und verteilt hat, nicht sehr angetan. „Trotzdem war es falsch“, wollte sie Severus weismachen.
„Hat sich bisher irgendjemand darüber beschwert?“
„Nein, weil die meisten gar nicht wissen, was mit ihnen passiert ist. Außerdem hatte nicht jeder Narben, an denen es ersichtlich war, was sie da zu sich genommen haben.“
„Korrekt“, stimmte er zu. „Zudem wird niemand bemerken, dass er dank Harrys Großzügigkeit ganze zwanzig Jahre länger leben wird.“
Hermine fielen beinahe die Augen heraus. „Moment … Zwanzig Jahre? Heißt das, wir alle werden wegen des Tranks älter werden als das Schicksal es für uns vorgesehen hat?“
„Du vergisst, dass das Elixier des Lebens einen Teil des Schicksals darstellt.“
„Unterlass bitte die philosophische Erbsenzählerei!“
„Ich jedenfalls bin froh“, läutete er das Ende der Diskussion ein, „zwanzig Jahre zusätzlich zu haben, die ich“, er blickte sie an, „vorzugsweise mit dir verbringen möchte.“
Mit einem Male war ihr Hundeblick wieder da, mit dem sie sich für ihre vorhergehenden Worte entschuldigen wollte. „Was kann ich dazu noch sagen?“, fragte sie hin und her gerissen.
Severus spitzte die Lippen und überlegte, bevor er kurzerhand vorschlug: „Juhu?“
Sie lächelte und wiederholte: „Juhu.“
„Etwas enthusiastischer bitte.“
Hermine wedelte mit den Armen. „Juhu!“
„Na bitte, geht doch“, kommentierte er ihren Versuch, Freude auszudrücken. „Ich werde versuchen, morgen die letzten beiden Unterrichtsstunden ausfallen zu lassen. Die Schüler werden sicher nichts dagegen haben und Albus auch nicht.“
„Das wäre schön, wenn du früher hier wärst.“ Den Wolfsbanntrank könnte Hermine gar nicht mehr allein brauen. Es gab zu viele Anfragen. „Wollen wir ins Bett gehen?“
Er schaute auf die Uhr. „Schon?“ Es war gerade mal halb zwölf durch.
„Ich bin müde. Morgen werde ich schon um sechs aufstehen und mit der Arbeit beginnen.“
„Dann werde ich dir Gesellschaft leisten.“

Wie versprochen stand Severus am nächsten Morgen zusammen mit Hermine auf, um die Vorbereitungen für den ersten großen Kessel Wolfsbanntrank zu treffen.

Kurz vor Unterrichtsbeginn flohte Severus in sein Büro, um die Klasse aufzusuchen. Heute waren die Zweitklässler dran. Er spielte mit der Überlegung, diesen Schülern die gleiche Aufgabe zu geben wie den Erstklässlern.

Der Artikel im Tagesprophet, der von fragwürdigen Experimenten im Mungos sprach, ging bei den Lesern unter. Nur Arthur Weasley, der in seinem Büro des Zaubereiministeriums die Medien durchforstete, wusste genau, um was es sich handelte. Erst gestern hatte Augusta Longbottom ihn über das Wunder unterrichtet. Frank und Alice waren Klassenkameraden gewesen. Es hatte ihm im Herzen wehgetan, sie auf der Hochzeitsfeier seiner Tochter zu sehen. Zwei einst so lebendige Menschen, die durch Bellatrix Lestrange zum Pflegefall wurden. Augusta Longbottom teilte ihm mit, dass Frank zwei bestimmte Menschen gern sehen würde. Dabei handelte es sich um ihn selbst – und um Alastor Moody. Bei letzterem hatte Frank seine Ausbildung zum Auror gerade mal abgeschlossen, als sie von Todessern überfallen wurden.

Es klopfte an der Bürotür.

Arthur blickte auf. „Herein!“
Wie geahnt öffnete Alastor die Tür. Sein magisches Auge rollte hin und her. „Bereit, Arthur?“ Selten konnte man erleben, dass Alastor aufgeregt war, doch dieses Mal machte der Auror im Ruhestand keinen Hehl daraus. Seine Hände glätteten unruhig den Umhang, das echte Auge blinzelte nervös.
Arthur klappte eine Mappe zusammen und stand auf. „Ich bin fertig.“ Er deutet auf den Kamin. „Nach dir.“
„Nein, geh du schon vor“, bat Alastor ungewohnt befangen.
Am Kamin kamen beide Männer zusammen. „Alastor, alles in Ordnung?“
„Ja, ja“, sagte der alte Zauberer zügig. „Geh schon.“
Arthur nahm eine Handvoll Flohpulver und betrat den Kamin. „St.-Mungo-Hospital für Magische Krankheiten und Verletzungen.“ Er schleuderte das Pulver in den Kamin und verschwand in einer grünen Wolke.

Alastor atmete tief durch. Die Nachricht von der plötzlichen Genesung von Alice und Frank Longbottom hatte ihn sehr erfreut. Seine Freude verwandelte sich in Unsicherheit, als Arthur ihm mitteilte, dass Frank nach ihm fragte. Es schwang die Angst mit, nicht mehr dem alten Freund gegenüberzustehen, sondern einen fremden Menschen. Alastor schüttelte den Kopf, wollte damit jedes Zögern von sich weisen. Er folgte Arthur zwei Minuten später ins Mungos.

Als Alastor im Eingangsbereich des Mungos ankam, fiel sein Blick auf Arthur, der mit einer Schwester sprach. Das Geräusch des Kamins hatte Arthur auf seinen Freund aufmerksam gemacht. Er bedankte sich bei der Schwester und kam auf Alastor zu.

„Auf der Janus-Thickey-Station müssen wir uns nur ausweisen und dann können wir rein“, klärte er Alastor mit fröhlichem Gesichtsausdruck auf. Alastor hingegen schien eine Laus über die Leber gelaufen zu sein. „Alastor“, begann Arthur mit seiner ruhigen Art, „wenn dir das zu viel ist, dann …“
„Ich werde wohl einem alten Freund nicht den Wunsch abschlagen, mich nach so langer Zeit wiederzusehen“, unterbrach er. „Gehen wir.“

Im Zimmer der Longbottoms sah sich Augusta zusammen mit Alice ein Fotoalbum von damals an. Alice hatte den Wunsch geäußert, auf einem Stuhl zu sitzen, aber weil ihre Muskeln noch nicht auf ihre Kommandos hörten, war der einzige Stuhl, auf dem sie Halt fand, ein Rollstuhl. Das Album, das sie sich ansah, war beinahe wie ein Katalog mit Freunden, denn immer wieder zeigte sie auf eine Person und sagte, dass sie denjenigen gern wiedersehen wollte. Augusta nickte jedesmal, selbst als Alice auf Lily zeigte. Noch hatte es niemand übers Herz gebracht, die beiden über die unschönen Momente der Vergangenheit zu informieren. Es wäre zu früh, würde zu sehr aufregen, hatte Miriam Strout gesagt. Alles zu seiner Zeit.

Bei Frank am Bett saßen Neville und Luna. Der Kontakt verlief ein wenig holprig, obwohl der Vater wie auch der Sohn alles dafür taten, ein Gefühl der Vertrautheit aufkommen zu lassen. Es fiel schwer. Der kleine Junge, an den sich Frank erinnerte, war ganz anders gewesen als der junge Mann, der ihm gegenübersaß. Nur eines zeigte, dass sie verwandt waren. Frank machte deutlich, was das war.

„Du hast das Gesicht deiner Mutter.“ Neville lächelte. Das war genau das, was er von seinem Vater hören wollte. „Spielst du Quidditch?“
„Ich, ähm“, Neville wollte keine Enttäuschung sein, kam daher ins Stottern, „ich bin nicht besonders gut auf dem Besen.“
„Das macht doch nicht“, versicherte sein Vater. „Womit beschäftigst du dich? Was ist dein Gebiet?“
„Ich mache meinen Meister in Kräuterkunde“, verkündete er stolz und fügte schnell hinzu, „bei Professor Sprout.“
„Kräuterkunde? Das war überhaupt nicht mein Fach.“ Weil sein Sohn geknickt schien, offenbarte Frank: „Das scheinst du auch von deiner Mutter zu haben.“
„Was?“, hörte man vom Tisch am Fenster. Alice hatte den letzten Satz gehört.
„Neville macht seinen Meister in Kräuterkunde“, wiederholte Frank für seine Frau, die daraufhin breit zu lächeln begann.
„Oh, das hätte ich auch gern gemacht.“ Ein Hauch Bedauern war herauszuhören.
Frank wandte sich wieder seinem Sohn zu. Die vielen Fragen, die ihm auf dem Herzen lagen, würde er sowieso nicht an einem Tag stellen können. Er ging es langsam an. „Wie war deine Schulzeit? Hattest du Schwierigkeiten?“

Nevilles Wangen wurden rot. Spätestens jetzt wäre er eine Enttäuschung, würde er zugeben, dass er in Zaubertränken mies gewesen war oder dass er manchmal zum Gespött seiner Mitschüler wurde.

„Ich, ich …“ Innerlich schalt sich Neville. Er war immerhin in Gryffindor gewesen.
„Wer war dein Hauslehrer gewesen?“, lenkte sein Vater ihn ab.
„Professor McGonagall.“
„Tatsächlich? Das ist wunderbar!“ Nach all den Jahren gab es doch noch Dinge, die genauso waren wie früher. „Und Dumbledore?“
„War der Direktor.“
Die Lage entspannte sich für Frank sichtlich. Er war in eine Welt zurückgekommen, die ihm nicht allzu unbekannt war. „Wunderbar … War Professor Slughorn auch dein Lehrer für Zaubertränke?“
„Nein, das war Professor Snape.“
Diese Information zu verarbeiten verlangte eine Menge von Frank ab, bevor er nachfragen konnte: „Severus Snape?“
„Ja, warum?“

Neville wusste nicht, wie sein Vater damals zu Snape gestanden hatte. Aus einem Bauchgefühl heraus vermutete er, dass die Beziehung ähnlich schwierig gewesen war wie die von Harrys Vater.

„Wieso hat Dumbledore so jemanden als Lehrer eingestellt?“, murmelte Frank verständnislos.
„Da fragst du Professor Dumbledore vielleicht lieber selbst.“
„Ja, das würde ich gern. Ist er noch immer Schuldirektor?“
Neville nickte. „Das wird er auch noch eine ganze Weile bleiben.“

Als es an der Tür zum Krankenzimmer klopfte, stand Augusta von ihrem Stuhl auf. Kathleen sagte ihr, dass Arthur Weasley und Alastor Moody hier wären. Zunächst warnte sie Frank und Alice vor, dass Besuch kommen würde – vor allem auch, wer gleich eintreten würde –, bevor sie beide hineinbat.

„Arthur!“, grüßte Alice mit freundlichem Lächeln. „Es ist schön, dich zu sehen.“
„Alice, meine Gute.“
Nach Arthur trat Alastor ein, der sich unsicher umblickte. Es war ihm leichter gefallen, mit den beiden natürlich umzugehen, als sie nicht ansprechbar waren. „Alastor“, hörte er Frank sagen, woraufhin er sich dem Bett zuwandte. „Du meine Güte, was ist mit deinem Gesicht passiert?“
„Ha, du müsstest mal den anderen sehen“, konterte Alastor plötzlich wieder gut gelaunt.
Luna nahm Nevilles Hand und stand von dem Stuhl auf, der neben Franks Bett stand. „Wir beide werden jetzt in die Cafeteria gehen.“
„Aber …“

Neville konnte keine Widerrede leisten, denn Luna zog ihn einfach hinter sich her. Das Krankenzimmer wäre mit fünf Besuchern auf einmal völlig überfüllt. Auf diese Weise konnten Nevilles Eltern nicht überlastet werden. Augusta blieb ruhig am Tisch sitzen. Sie hatte das Fotoalbum beiseite gelegt und nahm ihr Strickzeug aus der roten Handtasche. Ihr war es angenehm, einfach nur im Zimmer mit ihrem Sohn und der Schwiegertochter zu bleiben, ihre Stimmen zu hören. Die Unterhaltung führten die vier allein.

Alice blickte Arthur fröhlich an. „Arthur, sag, was hast du in deinem Leben sonst noch geschafft, außer gerade Zaubereiminister zu werden?“
Bei diesem Punkt warf Frank ein: „Du als Minister! Damit wirst du einigen Leuten wohl das Leben schwermachen.“
Arthur lachte auf. „Das ist schon passiert, Frank.“ Er schaute zu Alice und visierte den freien Platz neben ihr an. „Ansonsten wird es euch nicht überraschen, dass Molly und ich für etwas Nachwuchs gesorgt haben.“
„Habt ihr euch den Wunsch erfüllt und eine Tochter in die Welt gesetzt?“, wollte Alice wissen.
„Ja, am Ende hat es doch noch geklappt. Allerdings“, Arthur schmunzelte, „benötigten wir dafür einige Anläufe.“
„Wie viele?“, fragte Alice mit glänzenden Augen nach.
„Beim siebten Mal kam die Tochter.“
Alice’ Augen wurden ganz groß. „Sieben?“
Arthur setzte sich auf den freien Stuhl. „Ja, sechs Buben und die kleine Ginevra.“ Arthur lachte über seine eigene Bezeichnung, denn klein war Ginny bestimmt nicht mehr. „Sie ist übrigens ganz frisch mit Harry verheiratet.“
„Mit Lilys Harry?“
Nur für einen winzigen Augenblick flackerte das Lächeln auf Arthurs’ Gesicht, bevor er sich einen Ruck gab und antwortete: „Mit Harry Potter, ja.“
„Sechs Söhne und eine Tochter?“, wiederholte Frank ungläubig.
„Ihr werdet sie sicherlich nach und nach kennenlernen, Frank.“
„Kennt Neville alle?“
Arthur nickte Frank zu. „Meinen Jüngsten kennt er wohl am besten, sind immerhin im gleichen Haus und im gleichen Jahrgang gewesen.“

Für Frank war es eine Erleichterung zu erfahren, dass sein Sohn nicht einsam gewesen war. Neville hatte Freunde, wie Frank erfuhr – und das waren die Kinder seiner Freunde.

Niemand überschlug sich. Während Arthur in Ruhe mit Alice sprach und all ihre Fragen gewissenhaft beantwortete, stillte Alastor den Wissensdurst von Frank.

„Wie sieht es in der Aurorenzentrale aus? Wer leitet das Büro jetzt?“, wollte Frank wissen.
„Kingsley Shacklebolt“, war die knappe Antwort.
Der Name sagte Frank etwas. „Der breite Kerl, der nur aus Muskeln besteht?“, fragte er schelmisch nach.
„Genau der! Der richtige Mann für diesen Job.“
Franks Frohsinn wollte weichen. „Das hast du damals auch über mich gesagt, als ich mich für den Posten bewerben wollte.“
„Ich …“ Alastor seufzte. Er beugte sich nach vorn. Ganz leise, damit Alice es nicht hören würde, sagte er: „Frank, das tut mir alles so furchtbar leid. So furchtbar …“
„Nicht doch“, winkte Frank ab. „Erzähl mich was Schönes.“ Frank wollte den niederschlagenden Gefühlen aus dem Weg gehen. „Wie viele Todesser hast du noch geschnappt?“
„Oh, das waren unzählige“, brüstete sich Alastor. „Eines Tages wird man dir gewiss Einblick in die Akten gewähren.“ Flüsternd fügte er hinzu: „Und wenn nicht, lasse ich dich heimlich einen Blick hineinwerfen.“
Frank musste lachen. „Sag mal, ist es wahr? Sind keine Todesser mehr übrig? Nicht einer?“
„Wer hat dir denn das erzählt?“, hakte Alastor nach.
„Eine junge Heilerin …“ Frank blickte zu Alice. „Wie hieß die junge Dame nochmal, Schatz, die vorgestern hier war?“ Alice Augenbrauen wollten sich über der Nasenwurzel treffen, weshalb Frank genauer wurde. „Du weißt schon, die mit den buschigen Haare.“
„Das war Miss Granger, eine Freundin von Neville.“
„Danke!“ Frank wandte sich wieder Alastor zu. „Miss Granger meinte, es gäbe keine Todesser mehr.“
„War klar, dass sie das sagt“, murmelte Alastor. Sie war immerhin mit einem liiert. „Na ja, Frank, das ist etwas verzwickt. Diejenigen, die ich nicht erwischen konnte“, das Grinsen in Alastors entstelltem Gesicht ließ auch Franks Laune wieder in die Höhe schnellen, „hat Harry niedergestreckt.“ Franks Augenbrauen wanderten zum Haaransatz, doch er lauschte, als Alastor ihm schilderte: „Und die wenigen, die das dunkle Mal trugen und Harrys Angriff überlebten, die sind jetzt frei.“
„Wie bitte? Wie soll ich das verstehen? Man lässt Todesser einfach frei herumlaufen?“
„Ich sagte schon, das ist verzwickt, Frank. Ich werde viel Zeit benötigen, dir alles zu erklären. Es hat aber seine Richtigkeit, auch wenn ich anfangs anderer Meinung war.“

Seinem ehemaligen Ausbilder wollte Frank Glauben schenken. Eines interessierte ihn besonders, doch bisher hatte er weder von seinem Sohn noch von seiner Mutter eine Antwort darauf erhalten, also versuchte er es bei Alastor.

„Was ist“, er senkte die Stimme, „mit Bellatrix Lestrange?“ Man konnte die Furcht heraushören, dass sie womöglich eine der wenigen war, die noch frei herumliefen.
„Die hat es erwischt.“
„Hast du sie zur Strecke gebracht?“
Alastor schüttelte den Kopf. „Das war ihr eigener Neffe.“ Bei der Antwort kniff Frank fragend die Augen zusammen.
„Welcher Neffe?“
„Draco Malfoy“, entgegnete Alastor in normaler Lautstärke, womit er auch Alice’ Aufmerksamkeit auf sich zog. Nichtsdestotrotz erklärte Alastor die Situation. „Snape hat Malfoys Sohn mitgenommen, als er sich Voldemorts Einflussbereich entzog. Die beiden tauchten Jahre später plötzlich auf, als es hart auf hart kam. Im Schlachtgetümmel hat Draco Malfoy seine Tante attackiert. Bellatrix Lestrange schlug sich den Schädel auf und starb auf der Stelle.“

Stille trat ein. Frank und Alice versuchten, die Zusammenhänge zu erkennen, doch ihnen fehlten zu viele Informationen, um ein klares Bild zu erhalten. Die Vermutung lag nahe, dass sich Draco von der eigenen Familie abgewandt hatte – von Lucius Malfoy abgewandt hatte, von dem damals jeder wusste, dass er ein Anhänger von Voldemorts finsterer Vorstellung war, eine Zukunft zu schaffen, in der Muggel unterjocht werden sollten.

„Und was sagt Lucius dazu?“, war das Einzige, was Frank noch hervorbrachte.
Es sprach die Schadenfreude aus Alastor, als er antwortete: „Lucius hat gar nichts mehr zu sagen! Ich glaube, das ist das Schönste an der gesamten Situation.“
Frank setzte sich, sofern seine Beine es erlaubten, etwas aufrechter im Bett hin. „Wenn ich das mal zusammenfassen darf: Severus war ein Todesser.“ Alastor nickte. „Ich wusste es! Ich habe ihm damals schon ins Gesicht gesagt, dass er sich in diese Richtung entwickeln wird, wenn er weiterhin mit Malfoy zu schaffen hat.“ Wenigstens hatte Frank, wenn auch etwas spät, gerade die Genugtuung erfahren, Recht zu behalten. „Severus hat seinem besten Freund Lucius also den Sohn geraubt und ist mit ihm auf und davon?“
„Ja“, bestätigte Alastor. „So steht es auch in den Akten.“
„Ich habe nie geglaubt“, warf Alice mit sanfter Stimme ein, „dass Severus durch und durch ein schlechter Mensch sein soll.“
„Ach komm, Alice. Severus war schon immer ein Schlitzohr“, wiedersprach Frank. „ Er hat sich nur rechtzeitig auf die Gewinnerseite geschlagen, als er merkte, dass es mit Voldemort bergab geht.“
„Mmmh“, machte Arthur in einem hohen Tonfall. „Das möchte ich so nicht bestätigen. Snape hat Voldemort all die Jahre ausspioniert. Das Leben, das er führte, war für ihn außerordentlich gefährlich.“
Frank blinzelte einige Male. „Severus, ein Spion für uns?“
„Das ist eine lange Geschichte“, warnte Arthur vor. „Das sollte am besten Albus erzählen.“
„Ja“, stimmte Frank zu, „Professor Dumbledore kann uns gern besuchen kommen.“ An Alastor gewandt fragte er: „Könntest du auch James Bescheid geben? Ich würde ihn zu gern sehen. Ist er am Ende doch noch Auror geworden?“ Frank lachte. „Nötig hatte er es ja nie, irgendeinen Beruf zu ergreifen.“

Es war an der Zeit, dass jemand die beiden über bestimmte Dinge aufklärte, doch weder Arthur noch Alastor wollten derjenige sein. Augusta lenkte ein und versicherte ihrem Sohn, dass Harry Potter bald noch einmal zu Besuch kommen würde. Von ihm würden sie eine Menge erfahren.

Besagter Harry Potter saß gerade aufgeregt auf einer der Lehrertribünen, die das Quidditchfeld überblickten. Das letzte Spiel der Saison: Gryffindor gegen Slytherin. Er war uneins, für welche Mannschaft er jubeln sollte, also applaudierte er bei jedem Tor. Ginny war in Höchstform. Sie schien dieses Spiel als Übung für ihr Vorspiel bei Eintracht Pfützensee zu sehen, denn sie gab alles. Der Ravenclaw Linus Korrelian, der für Dracos Quidditch-Mannschaft einen der beiden Treiber darstellte, hatte einen Schlag drauf, vor dem selbst die Zwillinge Respekt hätten. Seit dem sechsten Lebensjahr Cricket zu spielen zahlte sich offenbar doch aus, dachte Harry. Zusammen mit Enid, ebenfalls aus Ravenclaw, machte er den Gryffindors das Leben zur Hölle. Vor dem Erstklässler nahmen sich alle Spieler der gegnerischen Mannschaft in Acht. Meredith Beerbaum, eine 14jährige Hufflepuff, konnte als Hüterin bisher noch jeden Quaffel halten. Drei Jäger – drei Häuser. Ginny aus Gryffindor, Draco aus Slytherin und Arturo aus Hufflepuff schossen ein Tor nach dem anderen. Verwirrungstaktik. Die ständigen Ansagen, dass Slytherin wieder ein Tor gemacht hätte, zermürbte Gryffindor, obwohl der goldene Schnatz bisher noch den Punktesieg bringen konnte. Hinter dem goldenen Ball war Gordian Foster her. Auf dem Besen verhielt sich der Slytherin äußerst graziös. So manches Mal befürchtete Harry, der Junge würde fallen, doch jedes Mal versetzte er die Zuschauer mit seinen gewagten und daher spannenden Flugmanövern in Erstaunen. Harry musste zugeben, dass es für Gryffindor schlecht aussah. Bisher stand es 120:40 für Slytherin. Dem goldenen Schnatz war man schon dreimal hinterhergejagt, doch immer wieder entzog er sich den Blicken der beiden Sucher.

„Und?“ Remus kam gerade von der Toilette und setzte sich wieder neben Harry. „Was habe ich verpasst?“
Seine Augen wandte Harry nicht ein einziges Mal von dem Spielgeschehen ab, als er erwiderte: „Es steht jetzt 120 zu 40 für Slytherin.“
„Wie bitte? Als ich gegangen war, stand es noch 60 zu 40!“
„Du hast sechs Tore verpasst. Jeder Jäger aus Slytherin hat je zwei Treffer gelandet. Ich glaube, der Hüter von Gryffindor leidet gerade unter heftigen Selbstzweifeln.“ Harry grinste einen Moment schadenfroh, verkniff es sich jedoch, weil er als Lehrer parteilos sein sollte. Das fiel ihm sehr schwer. Er stand auf Ginnys Seite, egal in welcher Lebenslage.
Remus setzte sich mit geradem Rücken hin und schaute über die Balustrade, um die momentanen Positionen der Spieler auszumachen. „Hat man nochmal den Schnatz gejagt?“
„Nein, aber es wird Zeit, dass er bald wieder auftaucht.“

Plötzlich kam der Schnatz sichtbar an der Zuschauertribüne vorbeigejagt. Aus reinem Instinkt sprang Harry auf und streckte die Hand nach dem goldenen Ball. An seiner anderen Hand verspürte er einen Ruck. Remus hielt ihn fest.

„Das ist nicht dein Spiel, Harry“, sagte Remus mit warmem Lächeln. „Lass den anderen ihren Spaß.“

Durch Harrys Aktion waren beide Sucher auf den Schnatz aufmerksam geworden. Sie visierten ihn an und jagten ihm in Windeseile hinterher. Die Menge begann zu pfeifen und zu klatschen, als Gordian und Shaun, die beiden Sucher, zielsicher dem Ball folgten. Shaun Smith war der Gryffindor, der Draco anfangs hin und wieder gepiesackt hatte. Die Rivalitäten waren nach dem Vorfall während des Halloweenfestes verflogen. Draco und Shaun waren zwar keine Freunde, aber auch keine Feinde. Das Spiel verlief entsprechend fair.

Harrys Blick haftete auf Gordian Foster, der dem Schatz immer näher kam. Mit einem Male hatte Harry das Gefühl, selbst auf dem Besen zu sitzen. Möglicherweise lag es an seinem empathischen Wesen. Andererseits hatte Harry oft genug am eigenen Leib erfahren, was für ein berauschendes Gefühl es war, mit dem Besen in irrsinniger Geschwindigkeit hinter dem neckischen Ball herzujagen. Sein Herz begann schneller zu schlagen, als er sah, wie Gordian die Hand ausstreckte. Harry wusste, was Gordian jetzt durchmachte. So dicht dran. So nahe am Sieg. Shaun war nur wenige Zentimeter hinter dem Slytherin und holte langsam auf, doch es war zu spät. Gordian trieb seinen Besen ein letztes Mal an – und griff zu.

Der tosende Beifall war lauter als Madam Hoochs Abpfiff. Harrys Hände klatschten von ganz allein. Mit allen Spielen zusammengerechnet, die von der gemischten Mannschaft gewonnen wurden, gehörte wenigstens der Quidditch-Pokal Slytherin.

„Wenn bis morgen nichts mehr passiert“, sagte Harry laut, damit der ebenfalls klatschende Remus ihn überhaupt verstehen konnte, „wird es zwischen Gryffindor und Slytherin knapp.“
Unerwartet schüttelte Remus den Kopf. „Nicht mehr. Slytherin liegt jetzt hinter Gryffindor, selbst mit den Punkten für den Sieg beim Quiddtich.“
„Wie bitte?“
„Ja!“, beteuerte Remus. „Gestern muss irgendein Lehrer zehn Punkte an Gryffindor vergeben haben.“
„Ich war’s nicht.“
„Ich auch nicht. Bisher habe ich auch nicht herausfinden können, wer das gewesen ist.“

In den letzten Monaten hatte Slytherin sich von dem Minus erholt. Durch Nachhilfeunterricht bei Mitschülern, freiwilligen Arbeiten für Lehrer und durch schulische und sportliche Leistungen war die Anzahl der Smaragde im Stundenglas angestiegen. Kein Lehrer würde jetzt noch wagen, dem einen oder anderen Haus Anerkennungspunkte zu geben. Man liefe Gefahr, das neutrale Bild zu zerstören, das einen Lehrer ausmachte. Trotz persönlicher Favoriten musste man objektiv bleiben. In solchen Situationen waren sich alle Lehrer einig: der Direktor sollte sich darum kümmern. Ihm allein stand es zu, letzte Punkte zu vergeben.

Die letzte nach dem Quidditch folgende Doppelstunde sollte heute bis 15 Uhr gehen. Wie Severus es sich bereits gestern überlegt hatte, wollte er sich den Tag verkürzen, demnach auch den Schülern. Keinesfalls wollte er weichherzig wirken oder vielleicht sogar großzügig. An diese Freistunde sollten die Schüle noch eine Weile denken.

Vor versammelter Klasse baute er sich in voller Größe auf. Auf diese Weise, das wusste er, wirkte er bedrohlich und das nicht nur auf Schüler. Sein Blick schweifte wie der eines Adlers umher, der sich ein Opfer suchte. Als alle Augen auf ihn gerichtet waren, atmete er tief durch.

„Was würden Sie jetzt gern tun?“, fragte er die Schüler, die sich daraufhin untereinander irritierte Blicke zuwarfen. Noch nie hatte er diese Frage gestellt. Weil keine Antwort kam, wiederholte er die Frage und deutete danach wahllos auf einen Schüler, der ganz hinten saß.
„Ähm, ähm“, der Schüler machte sichtlich eine schwere Zeit durch, als er unerwartet zur Beantwortung der Frage bestimmt wurde. „Einen Aufpäppeltrank brauen, Sir?“
„War das eine Frage?“

Der Junge war wie versteinert, brachte keine Antwort hervor, konnte nicht einmal nicken oder den Kopf schütteln, sondern nur angsterfüllt nach vorn blicken. Severus kommentierte das Benehmen des Schülers mit einer hochgezogenen Augenbraue, bevor er sich ein nächstes Opfer suchte.

„Mr. Winter?“
Der angesprochene Schüler bekam ganz große Augen, aber er schien sich schnell eine Antwort zu überlegen. „Etwas Theorie lernen.“ Er hatte sich Mühe gegeben, seine Antwort nicht ebenfalls als Frage zu betonen.
„Theorie? Dann greifen Sie sich Ihr Lehrbuch.“ Als plötzlich alle Schüler damit begannen, in ihren Taschen zu wühlen, verschaffte sich Severus nochmals Gehör. „Halt!“ Jeder hielt mit seiner Bewegung inne. „Mr. Winter wird sich sein Lehrbuch vornehmen“, er schaute zu besagtem Schüler, „und sich die letzten beiden Kapitel vornehmen.“
„Aber Sir, das sind beinahe hundert Seiten!“
„Sie wollten Theorie“, säuselte Severus selbstzufrieden und sah dabei zu, wie Mr. Winter sein Buch aus der Tasche nahm und das vorletzte Kapitel aufschlug. Trotzdem folgte er mit einem Ohr dem weiteren Verlauf des mehr als nur seltsamen Unterrichts. „Miss Fringe?“ Ihr Kopf schnellte hoch. „Was würden Sie jetzt gern tun?“
Die Ravenclaw spielte verlegen mit ihren Fingern, bis sie sehr leise, beinahe unhörbar erwiderte: „Ich würde mit meiner besten Freundin gern ein bisschen Karten spielen.“
„Was war das bitte?“, hakte Severus nach.
Miss Fringe seufzte, wiederholte aber ihre Antwort, die sie selbst wahrscheinlich für viel zu gewagt hielt. Unsicherheit war herauszuhören. „Ich würde gern Karten spielen, mit meiner besten Freundin.“
„Dann nehmen Sie Ihre Sachen und verlassen Sie mein Klassenzimmer.“ Bewegungslos blickte Miss Fringe ihn an. „Na, wird’s bald?“

Eine Mischung aus Bedauern und Erleichterung war in ihrem Gesicht zu sehen. Offensichtlich rechnete sie mit Punkteabzug, der jedoch ausblieb. Gerade als sie die Tür öffnen wollte, hielt Severus sie noch auf.

„Miss Fringe?“
Sie zuckte zusammen, erwartete jetzt den befürchteten Punkteabzug, zumindest aber eine Strafarbeit. „Ja, Sir?“
„Sitzt Ihre beste Freundin in dieser Klasse?“ Severus bemerkte den flüchtigen Blick, den Miss Fringe zu Miss Bradley warf. „Miss Bradley, Sie werden für ein Kartenspiel benötigt“, sagte er mit monotoner Stimme. „Begleiten Sie Miss Fringe.“

Die Verwunderung in der Klasse wurde immer größer, als auch Miss Bradley den Raum verlassen durfte, ohne dafür bestraft zu werden. Mr. Winter schien sich innerlich dafür zu Ohrfeigen, dass er ein Buch lesen musste. Einige Schüler, das las Severus an ihren Gesichtern ab, schienen den Braten langsam zu riechen. Eine Hand wurde gehoben, wenn auch zögerlich.

„Mr. Stirling?“
„Ich würde gern schon meine Sachen für die morgige Abreise packen“, Mr. Stirling schluckte laut, „und mir danach nochmal die Tiere bei Hagrid ansehen.“ Von der zittrigen Stimme her klangen Stirlings Worte wie die letzten eines zum Tode Verurteilten.
„Allein?“, fragte Severus nach.
„Psst“, hörte man leise hinter Mr. Stirling, der daraufhin zusammenfuhr, sich aber nicht umdrehte, obwohl er sich der Aufforderung seines besten Freundes bewusst war.
Nach dem zweiten Psst sagte Mr. Stirling: „Vielleicht zusammen mit Mr. Keating, Sir, wenn es nichts ausmacht?“
„Was machen Sie beide dann noch hier? Packen Sie Ihre Sachen und gehen Sie!“

So schnell wie diese beiden Jungen waren Schüler noch nie aus seinem Klassenzimmer gestürmt. Severus unterdrückte den Impuls zu lachen. Mr. Winter war offensichtlich gar nicht zum Lachen zumute. Er hockte über dem Zaubertränkebuch und schien mit sich ringen. Mit einem Male schnellte sein Arm in die Höhe.

„Mr. Winter?“
„Ich hab’s mir überlegt, Professor Snape. Ich würde viel lieber ein paar Kürbistörtchen essen. Meine Mutter bekommt die einfach nicht so gut hin wie die Hauselfen.“
„Dann werden Sie wohl die Küche aufsuchen müssen.“ Mr. Winter strahlte über das ganze Gesicht. Das Lächeln verschwand abrupt, als Severus warnte: „Aber übertreiben Sie es ja nicht! Ich möchte nicht, dass Madam Pomfrey oder ich einen Trank brauen muss, nur weil Sie Bauchschmerzen bekommen.“
„Keine Sorge, Sir.“

Mr. Winter warf den restlichen Schülern einen sicheren Blick zu, bevor er in den Flur hinaustrat. Davon animiert hoben alle verbliebenen Schüler gleichzeitig ihre Hände.

Severus hatte die restlichen Schüler auf einen Schlag vom Unterricht befreit. Ein wenig konnte er über den Verlauf der letzten zehn Minuten schmunzeln. Leicht hatte er es ihnen nicht gemacht, trotzdem konnte er beweisen, dass auch er anders sein konnte. Severus stutzte, als er sich darüber klar wurde, dass sein Verhalten möglicherweise als nett eingestuft werden könnte. Zum Glück war morgen der Tag der Abreise. Er würde nicht in die Verlegenheit kommen, vor den Schülern seinen guten Ruf zu verlieren.

Auf dem Weg zu Albus passierte Severus einen der überdachten Gänge, die rund um einen der Schulhöfe führten. Mitten auf dem Rasen saß Harry mit seiner Klasse – und mit seinem Sohn. Einige Schüler beschäftigten sich mit ihren Freunden, andere suchten das Gespräch mit ihrem Lehrer. Mittendrin sorgte Nicholas für Abwechslung. Besonders die Mädchen waren von dem Jungen angetan.

Als Harry seinen Kollegen sah, entschuldigte er sich kurz bei seiner Klasse und rannte zu ihm. Er blieb unten auf dem Rasen stehen, während Severus leicht erhöht im Gang innehielt.

„Severus, ist irgendwas passiert?“, fragte Harry irritiert, denn es war noch Unterrichtszeit.
„Was soll passiert sein? Ich habe meinen Schülern frei gegeben und suche jetzt nach Albus, um mich für heute zu entschuldigen.“
Harry grinste. „Ab in die Apotheke, hä?“ Nach einem Nicken von Severus riet Harry: „Versuch es bei Filch. Vor einer halben Stunde war Albus auf dem Weg zu ihm.“
„Dann kann ich gleich wieder kehrtmachen. Danke, Harry.“ Severus schaute über Harry hinweg zu den Schülern, die im Gras saßen, lachten und sich gelassen unterhielten. „Heute mal ein etwas unkonventioneller Unterricht, wie ich sehe.“
Harry schaute hinter sich, dann wieder zu Severus hinauf. „Die Prüfungen sind vorbei, die Noten vergeben. Was sollte ich heute schon anderes machen, als den Schülern eine letzte, angenehme Erinnerung an Hogwarts mitzugeben?“

Severus fehlten die Worte. Er brachte es nur fertig zu nicken, bevor er zurückging, um Albus aufzusuchen. Mr. Filchs Büro befand sich im Erdgeschoss.

In der Nähe von Mr. Filchs Büro hörte Severus bereits Stimmen, weshalb er an einer Ecke stehenblieb. Nicht um zu lauschen, aber er konnte es nicht verhindern, ein paar Worte zu vernehmen.

„Argus“, hörte er den Direktor sagen, bevor ein leiser Seufzer folgte, „du bist nicht mehr der Jüngste. Ich habe dir lediglich das Angebot gemacht, eine Hilfe für dich einzustellen.“
„Arrgh“, knurrte der Hausmeister zurück, was Severus als negative Meinungsäußerung deutete.
„Du bleibst hier der Hausmeister, das nimmt dir niemand“, versicherte Albus dem Squib.

Stille. Argus Filch schien zu überlegen. Der Direktor wollte das Gespräch beenden, Argus aber versichern, dass der nichts zu befürchten hätte.

„Überleg es dir. Du kannst mir jederzeit Bescheid geben, solltest du dich umentscheiden.“

Die dem Gespräch folgenden Schritte kamen nicht auf Severus zu, sondern entfernten sich langsam. Sein Zeitpunkt, um die Ecke zu biegen, war gekommen. Weiter hinten sah er den Direktor.

„Albus?“ Laut musste er nicht rufen. In den leeren Gängen echoten die leisesten Geräusche. Albus blieb stehen, so dass Severus aufholen konnte. Im Vorübergehen grüßte er Filch mit einem Nicken. Bei Albus angelangt erklärte er seine plötzliche Anwesenheit. „Harry hat mir gesagt, ich würde dich hier finden.“
„Was kann ich für dich tun, Severus?“, fragte Albus mit freundlich leuchtenden Augen.
„Wäre es möglich, mich für heute zu entschuldigen? Ich würde gern …“
Albus schien seine Pläne durchschaut zu haben. „Ja ja, der Wolfsbanntrank. Harte Arbeit.“ Eine Hand auf Severus’ Schulter. „Heute wird man den Kindern kaum noch etwas beibringen können, was nicht schon im vergangenen Schuljahr untergekommen ist. Geh ruhig, aber morgen findest du dich noch einmal ein, ja?“
„Was ist denn morgen noch? Die Schüler reisen ab, mehr nicht.“
„Nein“, widersprach Albus, „denn morgen früh wird der Hauspokal verliehen.“
„Ich dachte, das wäre heute Abend“, nörgelte Severus, der davon ausgegangen war, diesem Trara fernbleiben zu können. „Warum morgen?“
Eine Antwort umging Albus mit seiner Aufforderung: „Als Lehrer wirst du natürlich an dieser Begebenheit teilnehmen.“ Severus presste die Lippen zusammen, nickte jedoch. „Gut, dann morgen in alter Frische.“

Diesmal war es Severus, der knurrte, als er dem Direktor hinterherschaute. Mittlerweile konnte er es gar nicht mehr erwarten, die Schule hinter sich zu lassen und endlich das zu tun, wozu er Lust hatte. Er war nicht einmal beim Quidditchspiel gewesen, hatte aber im Nachhinein erfahren, dass Slytherin als Sieger hervorgegangen war.

Aus seinem leer geräumten Büro flohte Severus hinüber in die Apotheke. Einzig sein Hund begrüßte ihn im Wohnzimmer. Hermine war sicherlich im Labor beschäftigt, also marschierte Severus gleich hinunter. Im Flur roch es bereits nach dem Wolfsbanntrank, der noch nicht mit dem Vanille-Aroma verfeinert worden war. Hinter der Tür, die zum Verkaufsraum führte, hörte Severus ein Stimmenwirrwarr. Ein paar Leute schienen aufgebracht zu sein. Er hörte Daphnes Stimme, die die Menge beruhigen wollte – und Hermines Stimme, die jemanden dazu aufforderte zu gehen.

Kurz entschlossen öffnete Severus die Tür. Seine bloße Anwesenheit sorgte für sofortige Ruhe. Jeder kannte ihn, jeder wusste, was er damals war. Es war ein beruhigendes Gefühl, so eine Wirkung auf Menschen haben zu können.

„Was, wenn ich fragen darf, ist hier los?“, wollte er wissen. Sein Blick fiel auf Hermine – und auf den Mann neben ihr. Severus’ Augenlider verengten sich. „Mr. Fogg, Sie haben hier Hausverbot. Was tun Sie hier?“
„Ich …“
Ein anderer Kunde – ein Werwolf – mischte sich ungefragt ein und zeterte: „Sie können nicht einfach Ihre Kundschaft selektieren und manche von uns wegschicken!“
Gelangweilt schaute Severus zu dem Kunden hinüber. „Vielen Dank für Ihre Meinungsäußerung.“ An Mr. Fogg gerichtet sagte Severus: „Wenn Sie mir bitte folgen möchten? Wir klären das unter vier Augen.“
„Sechs!“, warf Hermine ein. Die Wut stand ihr ins Gesicht geschrieben. Ihre Wangen waren rot und sie atmete aufgeregt.

Daphne war so freundlich, die anwesenden Kunden abzulenken, so dass sich jeder in die Liste für den Trank eintragen konnte.

Severus öffnete den Tresen, indem er das Brett hochklappte und Mr. Fogg hindurchließ. Hermine folgte ihm. Der Flur sollte für ein persönliches Gespräch ausreichen. Es lag nicht in Severus’ Absicht, Mr. Fogg gastfreundlich zu bewirten, sondern nur, die restliche Kundschaft nicht an dieser Auseinandersetzung teilhaben zu lassen.

„Mr. Fogg …“
Hermine unterbrach Severus und giftete den Mann an: „Ich könnte die Polizeibrigade holen, wenn ich wollte! Ich habe hier das Hausrecht und Sie haben seit dem letzten Mal ein Hausverbot. Suchen Sie sich gefälligst einen anderen Tränkemeister!“
„Das habe ich ja versucht“, erklärte Mr. Fogg äußerst ruhig. In Severus’ Augen schien der Mann sehr versöhnlich, keinesfalls auf einen Streit aus. „Keine der Apotheken in der Nähe stellt noch den Wolfsbanntrank her.“

Als Fogg in seine Innentasche griff, blickte er plötzlich auf die Spitze eines Zauberstabs aus Weißbirke. Severus war vorsichtig. Langsam klappte Mr. Fogg seinen Umhang auf und zog nur mit Daumen und Zeigefinger etwas aus seiner Innentasche. Papiere. Die hielt er Severus entgegen, doch Hermine war neugieriger und riss sie dem Mann aus der Hand. Mit strengem Blick überflog sie die Schreiben von verschiedenen Apotheken.

„Warum stellen die alle keinen Wolfsbanntrank mehr her?“, murmelte sie, erinnerte sich jedoch an die Aussagen von Kunden, die ihr genau das schon letzten Monat mitgeteilt hatten.
„Glauben Sie mir, Miss Granger“, Mr. Fogg schaute auf den Zauberstab vor sich, schielte deshalb, „es lag mir fern, absichtlich gegen das Hausverbot zu verstoßen. Mein Fluch zwingt mich dazu. Ich brauche den Trank.“
„Was ist mit der Liste der Tränkemeister, die das Ministerium verteilt?“, gab Severus als Anreiz, es woanders zu versuchen.
„Die dort“, Fogg nickte zu den vielen Schreiben, „standen alle auf der Liste.“
Hermine wollte es nicht glauben. „Es muss doch noch einen anderen geben!“
„Es ist jetzt sowieso zu spät, Miss Granger. Ab heute kann der Trank genommen werden. Ich würde nur Gefahr laufen, nicht rechtzeitig …“

Hermine drückte die Papiere an Foggs Brust, der sie erschrocken mit den eigenen Händen festhielt. Wütend stürmte sie zur Tür, die ins Labor folgte, drehte sich jedoch nochmal zu den beiden um. Sie schaute Severus an.

„Regel du das bitte!“
Schon hatte Hermine die Tür geschlossen und überließ es ganz Severus, wie er mit Mr. Fogg umgehen wollte. Schüchtern lächelte Fogg, schüchtern und ängstlich. „Und, Mr. Snape? Bekomme ich hier einen Wolfsbanntrank?“
Severus strafte den Mann mit einem unheilschwangeren Blick. „Ist der Ausweis denn wenigstens echt oder laufen Sie noch immer mit dem Papier für magische Fernverständigung herum?“
Fogg blinzelte ein paar Mal. „Woher …?“
„Die Herstellung solcher Pergamente ist mir geläufig, Mr. Fogg.“
„Oh …“ Beschämt blickte Fogg zu Boden. „Hören Sie, Mr. Snape. Das alles tut mir wirklich furchtbar leid. Ich meine, die gesamte Situation mit dem Vielsafttrank und …“ Ein leiser Seufzer. „Ich möchte wirklich keinen Ärger machen.“
Obwohl Severus seinen Stab wieder einsteckte, lockerte sich die Spannung zwischen den beiden Männern nicht. „Dafür ist es längst zu spät, Mr. Fogg. Der Ärger ist da.“
Fogg stopfte die Schreiben der Apotheken in seine Tasche. „Ich werde versuchen, es wiedergutzumachen.“
„Das können Sie nur, wenn Sie sich hier nicht mehr blicken lassen.“
Mit flatterhaftem Blick schaute Fogg umher, vermied dabei tunlichst, Severus direkt in die Augen zu sehen. Fogg hatte ein wenig Mut zusammengekratzt und sagte: „Sie sind laut Ministerium dazu verpflichtet, mir den Trank auszuhändigen.“
„Was würde das Ministerium dazu sagen, wenn wir den Fall mit dem Vielsafttrank nachträglich zur Anzeige bringen, mmmh?“ Severus legte den Kopf schräg. „Dabei würde sich gleichzeitig herausstellen, wer den besseren Draht zu Regierungsmitarbeitern hat.“
„Ich …“ Fogg schluckte laut hörbar. „Ich möchte wirklich nur den Trank haben.“ Mit zittrigen Händen griff er abermals in die Innentasche. Diesmal zog er einen Geldbeutel heraus. „Ich sagte bereits, ich möchte es wiedergutmachen. Hier …“, er hielt Severus den Sack entgegen, doch der griff nicht zu. „Das ist alles, was ich habe.“
„Gestohlen, nehme ich an.“
Fogg schüttelte den Kopf. „Ehrliche Gelegenheitsarbeiten. Glauben Sie mir bitte. Die gesamte Situation hat mich zum Nachdenken angeregt. Ich …“ Fogg umfasste den abgewiesenen Geldsack mit beiden Händen und knetete ihn, so dass man die aneinanderreibenden Münzen hören konnte. „Bitte geben Sie mir den Trank.“ Severus hörte deutlich die Priorität heraus, doch Fogg nannte von sich aus den Grund, warum er sich trotz der unangenehme Situation nicht zurückweisen ließ. „Ich will nicht“, begann der Werwolf leise, „dass ich irgendetwas Schlimmes anstelle, wenn …“

In diesem Moment fand in Severus’ Geist ein Prozess statt, den er damals nie zugelassen hatte. Er versuchte, sich in den Mann hineinzuversetzen. Dabei scheiterte er kläglich, denn er konnte sich nur schwer vorstellen, wie es denen erging, die einmal im Monat zum Werwolf wurden. Und weil er sich nicht in Foggs Situation einfühlen konnte, hielt er eine innerliche Unterhaltung mit einem imaginären Remus. Remus verstand beide Seiten. Er verstand, warum Hermine und Severus dem Mann keine Hilfe bieten wollten, aber – und das leuchtete selbst Severus ein – die Gefahr war zu groß, dass Fogg woanders keinen Trank bekommen würde. Was das nach sich ziehen würde war klar und auf keinen Fall zu verantworten. Severus schüttelte sich.

„Tragen Sie sich in die Liste ein“, säuselte Severus bedrohlich leise. „Holen Sie sich Ihre Tränke und danach verschwinden Sie wieder.“
Fogg amtete erleichtert aus. „Danke, Mr. Snape. Vielen …“
„Und Sie bleiben nie länger hier als notwendig!“

Den Hinweis hatte Fogg verstanden. Ohne ein weiteres Wort ging er zurück in den Verkaufsraum. Severus lugte durch die Tür und nickte Daphne zu, damit sie wusste, dass Fogg das Einverständnis hatte.

Im Labor traf er auf Hermine, die mit dem großen Löffel etwas heftiger im Kessel rührte als notwendig.

Als sie die Tür hörte, blickte sie auf. „Hast du ihn rausgeworfen?“
„Ich werde nicht die Verantwortung für einen wilden Werwolf übernehmen, Hermine. Er bekommt die Tränke.“

Nur kurz schien ihre Wut nochmals aufzubrodeln, genau wie der Inhalt des Kessels, an dem sie arbeitete. Ein oder zwei Sekunden später schluckte sie ihren Ärger hörbar hinunter und widmete sich dem Wolfsbanntrank. Die letzte Zutat war im Kessel gelandet, so dass sie auf kleine Flamme stellen konnte. Hermine ging an einen Tisch und nahm einen Stapel Briefe, den sie Severus überreichte.

„Da ist Post für dich gekommen.“
Verdutzt nahm er die versiegelten Briefe entgegen. „Die hättest du öffnen können.“
„Das Postgeheimnis gilt selbst bei verheirateten …“
„Ich habe dir soeben die Erlaubnis erteilt, meine Post öffnen zu dürfen“, unterbrach er sie. „Das sind alles Händleranfragen und Antworten auf meine Schreiben.“ Er überflog die Absender. „Zudem Werbung, wie es aussieht. Da ist nichts dabei, von dem du nichts wissen darfst.“
„Wie beruhigend“, schäkerte sie. „Was ist, wenn Linda dir mal wieder schreibt?“
„Dann kannst du dich an den belanglosen Schilderungen ihres Alltags erfreuen, wenn es dir Spaß macht.“
„So schlimm?“ Hermine setzte sich neben Severus, der einen der Briefe öffnete.
„Sie ist langweilig“, gab er Hermine zu verstehen, während er seine Aufmerksamkeit dem Brief widmete. „Sie hatte immer gute Noten in Verwandlung und hätte auf diesem Gebiet Fuß fassen können. Stattdessen arbeitet sie beim“, er dachte kurz nach, aber es fiel ihm nichts Genaues mehr ein, „Ministerium.“
Hermine hingegen konnte sich noch sehr gut an das erste Treffen mit Linda erinnern. „Beim Besenregulations-Kontrollamt.“
„Ja, genau. Ist mir entfallen.“ Severus legte den einen Brief weg und öffnete den nächsten.
„Das ist dir entfallen?“, fragte Hermine nach.
„Es klingt schon so langweilig. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Prüfen von Besen auf ihren Zustand und ihre Flugtauglichkeit in irgendeiner Form intellektuell anregend oder gar produktiv sein kann.“
„Sie bekommt es bezahlt, und außerdem muss es irgendjemand tun.“
Severus nickte, legte dabei den zweiten Brief auf den ersten und öffnete den nächsten. „Und ich bin froh, dass weder du noch ich für diese Aufgabe herangezogen werden.“

Hermine beobachtete ihn einen Moment lang, als er den Brief las und mit ihm einen neuen Stapel begann. Werbung.

„Konntest du dich für morgen freimachen?“
Severus schüttelte den Kopf. „Ich bedaure. Albus ist auf die geniale Idee gekommen, morgen erst den Hauspokal zu vergeben. Er hat sehr deutlich gemacht, dass er auf meine Präsenz besteht.“
„Der Hauspokal wird doch sonst immer am Vorabend vergeben?“
„Nicht immer, aber meistens, da hast du Recht. Wer weiß, was“, Severus grinste schief, „der alte Kauz sich hat einfallen lassen.“
„Wie stehen die Stundengläser?“
„Momentan liegt Gryffindor vorn. Ich befürchte, Slytherins Sieg beim Quidditch stellt keine Garantie für den Hauspokal dar. Trotz der zusätzlichen Punkte würde Gryffindor immer noch knapp über Slytherin liegen.“
„Abwarten! Für uns sah es auch mal ziemlich düster aus, aber am Ende hat sich das Blatt gewendet.“
„Albus ist dummerweise ein Freund der Gryffindors.“
„Er muss sich als Direktor unparteiisch geben und das weiß er auch“, hielt Hermine dagegen, um Severus ein wenig aufzuheitern.
„Hier“, er hielt ihr den nächsten Brief entgegen. „Der Preis ist mehr als nur passabel. Bestell demnächst dort die neuen Phiolen. Auch die für die Verhütungstränke.“
„Was stimmt denn mit den alten nicht?“, fragte sie und überflog gleichzeitig die Preisliste. „Die sind ja richtig günstig.“
„Somit hast du dir deine Frage selbst beantwortet. Sie garantieren luftdicht schließende Phiolen, sind trotzdem beinahe die Hälfte preiswerter als der andere Lieferant.“

Es klopfte an der Labortür. Nach einem lauten Herein von Severus öffnete sich die Tür und Daphne lugte hinein.

„Entschuldigen Sie, wenn ich störe. Wir haben jetzt schon 148 Voranmeldungen für den Wolfsbanntrank. Liegt das noch im grünen Bereich?“ Mitleidig blickte Daphne zu Hermine hinüber. „Bitte sag nicht, dass das schon zu viele sind.“
„Herrje“, schimpfte Hermine leise. Es waren zu viele, doch wenn es allen so erging wie Mr. Fogg, dann durfte sie niemanden zurückweisen. „Wir kriegen das schon irgendwie hin“, versicherte Hermine der Angestellten. „Dann muss ich eben die Nacht durchbrauen.“
„Drei Nächte hintereinander?“, fragte Severus skeptisch. „Wir sollten uns eventuell für die drei Tage jemanden zur Aushilfe holen. Ich werde mich heute noch umhören.“
„Du willst freiwillig jemand Fremdes hier haben?“, stichelte Hermine.
„Wenn du der Meinung bist, du hältst das Brauen durch, dann lasse ich es. Wie ich schon sagte, ich werde morgen noch in Hogwarts sein. Ich weiß nicht, wann ich hinzustoßen werde.“
„Nein, frage ruhig jemanden. Bin gespannt, wer das sein wird.“
„Ich werde mich kurz ins Wohnzimmer zurückziehen und einen Brief schreiben.“

Im Wohnzimmer war nichts von der vielen Arbeit im Labor zu spüren. Harry döste auf einem Sessel. Vom Kniesel war weit und breit nichts zu sehen. Wahrscheinlich, vermutete Severus, erfreute er sich an ein paar Singvögeln. In einer der Kisten, die seine Habseligkeiten beherrbergten, suchte Severus nach seinem alten Notizbuch, in welchem er auch Namen und Adressen festgehalten hatte. Er benötigte einen Zaubertränkemeister. Anderen Personen war es nicht erlaubt, an einem so heiklen Trank wie dem Wolfsbanntrank mitzubrauen. Als Erstes musste Severus – wie sollte es anders kommen – an Horace Slughorn denken. Dem betagten Tränkemeister lag allerdings mehr an Konversation und das wollte Severus weder Hermine noch sich selbst antun. Gedankenverloren fiel sein Blick auf die Aufgaben der Erstklässler: die Verbesserungsvorschläge. Die wollte er seinem Nachfolger Georgi Popovich zukommen lassen. Da war sie, die Idee. Severus kannte den Ravenclaw aus der Schule. Fähig war der Mann allemal, wo er doch jahrelang im Ministerium als Prüfer für die angehenden Tränkemeister fungierte. Man könnte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Popovich bekäme die Vorschläge der Schüler und gleichzeitig würde Severus ihn um Hilfe bitten. Natürlich nicht zu offensichtlich.

Für den Brief benötigte Severus nicht lange. Kurz und knapp hatte er die Pergamente der Schüler erklärt, ein wenig Honig ums Maul geschmiert – eine Sache, die Lucius ihm beibrachte – und durchsickern lassen, dass die Apotheke für den aktuellen Wolfsbanntrank dringend eine helfende Hand benötigen würde. Georgi würde zusagen. Severus wusste, dass sein alter Schulkamerad immer gern gebraut hatte, aber als Prüfer nicht mehr dazu gekommen war.

Aus dem Flohbuch suchte er die korrekte Adresse von Popovich, die er auf den dicken Umschlag schrieb. Als Absender nannte er Granger Apotheke, schrieb gleich darunter seinen Namen. Mit diesem Umschlag ging Severus ins Labor, um sich für einen Augenblick zu verabschieden. Da sie keine eigenen Eulen besaßen, was sie demnächst ändern wollten, musste er den Brief zum Postamt bringen.

„Ich bin gleich wieder da, Hermine.“
„Bringst du mir was Süßes mit? Ein Schokoladeneis von Fortescues?“
„Ich wollte eigentlich nur zum Postamt.“
Hermine schien gestresst, denn sie bekam kleine Falten auf der Stirn. „Aber ohne etwas Schokolade halte ich die nächsten Tage nicht durch!“
Ihr Tonfall ließ keine Absage gelten. „Meinetwegen“, seufzte Severus. Es würde ihn nicht umbringen, bei Florean Fortescues Eissalon vorbeizuschauen.

Die Winkelgasse war nicht überfüllt, dennoch waren hier und da Kunden unterwegs. Die meisten von denen besuchten die Apotheke. Severus schritt vorbei an Madam Malkins und warf nur einen flüchtigen Blick auf eine schwarze Herrengarderobe, die ihn daran erinnerte, sich demnächst etwas neue Kleidung zuzulegen, da seine zehn bis zwanzig Jahre alten Stücke schon allein wegen des Unterrichts mit tollpatschigen Kindern sehr gelitten haben.

Auf der anderen Straßenseite kam einer der Zwillinge entgegen. Bei der Entfernung war nicht auszumachen, ob es sich um George oder Fred handelte. Severus ging davon aus, dass man gerade die Einnahmen des Scherzartikelladens zur Bank gebracht hatte. Fred – oder George – nickte ihm zu, was Severus erwiderte. Nachdem der Zwilling aus dem Blickfeld verschwunden war, bemerkte Severus auf der gegenüberliegenden Seite das Sportgeschäft Qualität für Quidditch, welches gut besucht war. Er war so abgelenkt, dass er nicht bemerkte, wie jemand Flourish und Blotts verließ, als er schnellen Schrittes gerade die Eingangstür passierte.

Severus fühlte, wie sich etwas in seine Rippen bohrte. Eine fremde Schulter prallte gegen seine. Irgendetwas landete auf dem Boden. Bücher. Das war es, was Severus an seinen Rippen gespürt hatte. Beinahe hätte er den Fremden mit einer Schimpftirade bedacht, da wurde er wieder einmal Zeuge dessen, was das Leben für Überraschungen parat hielt.

„Mr. Snape“, sagte der rundliche Mann.
„Mr. Popovich, entschuldigen Sie …“
„Nein, ich muss mich entschuldigen.“

Die Bücher auf dem Boden waren schnell aufgesammelt, weil Severus half. Die Titel waren ihm nicht entgangen.

„Wie ich sehe“, er betrachtete eines der Bücher, „bereiten Sie sich jetzt schon auf den Umgang mit Schülern vor.“
Popovich lächelte, nickte dabei. „Ich habe noch nie mit Kindern gearbeitet, da möchte ich vorbereitet sein.“
Severus las den Titel eines der Bücher leise, bevor er den Rat gab: „Sie sollten sich lieber einen Sack Flöhe kaufen und mit dem üben. Da haben Sie mehr von.“
Popovich lachte. „Das glaube ich gern.“ Er hatte nun alle Bücher aufgehoben.
Während Severus ihm die anderen beiden reichte, die er vom Boden aufgelesen hatte, sagte er: „Nach dem ersten Schultag werden diese Bücher sicherlich im Kamin enden.“
Sichtlich desillusioniert verzog Popovich das Gesicht. „Wie soll ich mich denn sonst vorbereiten?“ Ein verzweifelter Seufzer folgte. „Ich wünschte, jemand könnte mir ein paar Ratschläge geben. Jemand vom Fach.“

Sein ehemaliger Mitschüler warf ihm einen Blick zu, den Severus richtig deutete. Offenbar kannte auch Popovich das Spiel mit den angedeuteten Hilfegesuchen, das eigentlich Severus beginnen wollte.

„Nun, ich würde Ihnen zu gern für Fragen zur Verfügung stehen“, als das Gesicht seines Gegenübers zu strahlen begann, unterbreitete Severus im Gegenzug sein Hilfegesuch, „aber die Arbeit in der Apotheke ist momentan äußerst aufreibend, so dass ich gezwungen bin, mich nach einem Tränkemeister umzusehen, der beim Wolfsbanntrank helfen könnte.“
„Oh …“, machte Popovich, entschied sich aber in Sekunden. „Wie Sie ja wissen, habe ich meinen Meister und wie der Zufall es will, bin ich vom Ministerium beurlaubt, bis ich im September in Hogwarts beginne. Resturlaub, Sie verstehen?“
Severus erlaubte seinen Mundwinkeln, ein sanftes Lächeln zu formen. „Ich glaube, ich verstehe sehr gut. Ab wann dürfte ich mit Ihnen rechnen?“
„Geht es nicht schon heute los?“
„Sie sind gut informiert. Ich wollte nur nicht so dreist sein …“
„Ach i wo! Ich habe Zeit“, beteuerte Popovich. „Von mir aus kann es losgehen. Ich habe eine halbe Ewigkeit keinen Wolfsbanntrank mehr gebraut.“
Popovich freute sich sogar, bemerkte Severus angenehm überrascht. Offenbar ging es seinem damaligen Mitschüler wie ihm selbst. Die Arbeit war gleichzeitig ein Steckenpferd. „Dann folgen Sie mir bitte.“ Nach nur drei Schritten hielt Severus inne. „Ach, beinahe vergaß ich … Ich muss noch etwas besorgen.“ Er blickte Popovich in die Augen. „Interesse an einem Eis?“
„Von Fortescues? Gern!“

In der Apotheke war eine Menge los, als Severus mit Popovich im Schlepptau sich einen Weg zur Theke durchkämpfte, um nach hinten in die privaten Räume zu gelangen.

„Ihre Bücher können Sie gern hier ablegen.“ Severus deutete auf einen Beistelltisch im Flur. Der Gast nahm den Vorschlag gern an. „Das Labor befindet sich hier.“ Popovich zog sich den Umhang aus und hängte ihn an einen ungenutzten Garderobenständer, bevor er Severus ins Labor folgte.
Kaum hatte Severus die Tür geöffnet, sagte Hermine, die mit dem Rücken zu ihm stand: „Bin ich froh, dass mein Eis jetzt da ist. Ich glaube, ich drehe hier bald am Rad.“ Als sie sich umdrehte, verschwand ihr fröhlicher Gesichtsausdruck und wechselte zu überrascht, als sie den Gast bemerkte. „Oh, Besuch.“
„Miss Granger, wir kennen uns ja bereits.“ Mit ausgestreckter Hand kam ihr ehemaliger Prüfer auf sie zu und schüttelte ihr die Hand. „Wie wäre es, wenn Sie Ihr Eis essen und ich mache einen Augenblick allein weiter?“
„Das ist ja … Wenn Träume wahr werden!“ Die Falten an ihrer Stirn verschwanden abrupt. Severus hielt ihr das Eis entgegen. Während Popovich sich an ihrem Kessel zu schaffen machte, flüsterte sie Severus zu: „Eines muss man dir lassen: Wenn du etwas in Angriff nimmst, dann kommt auch was bei raus.“
„Vielen Dank und jetzt verschwinde mit deinem Eis.“
„Bitte?“
„Du willst es doch wohl nicht hier im Labor essen? Was habe ich euch immer über das Essen am Arbeitsplatz eingetrichtert?“
Hermine musste schmunzeln, als sie ihr Eis nahm. „Ich bin im Garten und entspanne einen Moment.“

Gegen 17 Uhr nahmen die ersten Kunden den Wolfsbanntrank ein. Der Andrang in der Apotheke erstaunte Popovich im ersten Moment, doch er erinnerte sich schnell daran, dass er während Hermines Prüfung Unterlagen vom Mungos in der Hand gehalten hatte, die von eben jener geschmacklichen Verbesserung berichtet hatten. Vanillearoma.

Als es an die Tür zum Labor klopfte, vermutete Severus nochmals Daphne, doch es war Remus, der vorsichtig ins Zimmer schaute.

„Remus, komm rein“, bat Hermine.
Als sich Remus umschaute, erblickte er den Gastbrauer. Popovich zeigte mit dem Finger auf Remus, kniff dabei die Augen zusammen, bevor die Konzentration von seinem Gesicht fiel und er sagte: „Remus Lupin, Gryffindor! Ich wusste doch, dass ich Sie kenne.“
Remus betrachtete den Mann mit ebenso aufmerksamer Miene, bevor auch bei ihm der Groschen fiel. „Georgi Popovich, Ravenclaw.“
Die beiden Männer begrüßten sich per Handschlag. „Ich wusste gar nicht“, begann Remus, „dass du …“ Er hielt kurz inne. „Entschuldigung, ich meine, dass Sie …“
„Ach, lassen wir das Formelle einfach weg. Wir sind im nächsten Schuljahr sowieso Kollegen, wie ich das sehe.“
„Das siehst du richtig“, bestätigte Remus breit lächelnd. „Ich wusste gar nicht, dass du hier aushilfst.“ Ein fragender Blick zu Severus, doch der überließ die Konversation dem Ravenclaw.
„Hat sich kurzfristig ergeben. Bin ich auch ganz froh drüber, mal wieder an den Kessel zu kommen. Dann stehen die Chancen gut, dass ich mich während meiner ersten Schulstunde nicht so blamiere.“
„Du kannst keinen schlechteren Eindruck hinterlassen als ich“, widersprach Remus. „Als ich Severus einmal vertreten habe, ist mir doch glatt der Kessel geschmolzen.“
Endlich ein Thema, wo Severus etwas einwerfen konnte. „Und dabei hat Remus auch noch ein Loch in den Tisch gebrannt.“
„Ist das so?“ Georgi war über die Schilderung amüsiert, genau wie Remus.
„Das hat den Vorteil“, begann Severus gelassen, „dass Mr. Popovich mit neuen Arbeitsmittel gesegnet wurde.“

Die Unterhaltung zwischen Remus und Georgi unterbrach Severus nur ungern, denn es war unterhaltsam, den schönen Erinnerungen zu lauschen, die die beiden austauschten. An ein paar Dinge konnte sich auch Severus erinnern.

„Remus, auf ein Wort.“
Remus kam auf Severus zu. „Miss Greengrass hat schon gesagt, du wolltest mit mir sprechen.“
„Ganz recht. Es geht um … Wir sollten das Gespräch unter vier Augen führen.“

Als Freund genoss Remus das Privileg, ins Wohnzimmer gebeten zu werden, wo er gleich den Hund streichelte, der auf ihn zugelaufen kam.

„Es geht um Freitagnacht“, fühlte Severus vor. Das Thema Verwandlung bereitete ihm noch immer ein gewisses Unbehagen, das er wohl nie ganz ablegen könnte. „Ich möchte dich bitten, am Tag der Metamorphose hier zu bleiben.“
„Ich weiß nicht …“
„Es ist von wissenschaftlichem Interesse, falls das Elixier des Lebens Resultate aufweisen sollte, die bis dato völlig unbekannt sind.“
Remus strahlte. „Dann glaubst du also doch, ich wäre den Fluch womöglich los?“
„Nein, das habe ich nie gesagt. Die Ungewissheit bleibt bis zuletzt bestehen.“
„Warum soll ich dann hier bleiben? Reicht es nicht, wenn ich euch mitteile, ob ich mich verwandelt habe oder nicht?“

Wie Hermine schon sagte war Remus in Bezug auf seine Verwandlung äußerst zurückhaltend. Er sträubte sich.

„Es wird niemand zugegen sein, wenn du dich verwandelst.“
„Dann verstehe ich noch weniger, warum ich bei euch bleiben soll.“
Severus atmete einmal tief durch. „Ich meinte damit, dass wir nur zum tatsächlichen Zeitpunkt der Metamor…“
„Severus!“ Mit leicht erhobener Stimme hatte sich Remus Gehör verschafft. „Um was du mich da bittest greift enorm in meine Privatsphäre ein.“
Severus legte den Kopf schräg. „Sofern ich mich entsinne, warst du bereits einmal in deiner, ähm, anderen Gestalt mit Hermine zusammen, auch wegen eines wissenschaftlichen Experiments.“
„Nimm es mir nicht übel, Severus, aber Hermine kenne ich auch schon etwas besser als dich.“
Die Aussage traf Severus, obwohl er sich nicht erklären konnte, warum. „Dann hätte sie dich darum bitten müssen, wie ich es ihr vorgeschlagen habe. Sie war dennoch der Ansicht, ich sollte dich persönlich fragen, weil wir beide“, Severus wurde leiser, „ebenfalls befreundet sind.“
Nach diesen Worten wurde Remus’ Gesichtsausdruck milde. „Falls ich nach dem letzten Trank hierbleiben sollte, wo würde ich dann unterkommen?“
„Im Keller.“ Bevor Remus fragen würde, ob er die Örtlichkeiten besichtigen dürfte, erklärte Severus: „Der wird noch hergerichtet.“
Remus haderte mich sich. „Ich werde es nicht versprechen, Severus. Ich überleg es mir.“
Severus nickte. „Danke, Remus. Es würde mir wirklich viel bedeuten, Zeuge einer eventuell heilenden Auswirkung zu sein. Und falls etwas Unvorhergesehenes geschehen sollte, dann ist immer noch Hermine hier, als Heilerin.“
Remus schnaufte. „Von einem anwesenden Veterinär hätten wir drei aber mehr.“

Es war für Severus unmöglich, das Lächeln aufzuhalten, dass sich freimütig auf seinem Gesicht abzeichnete, aber das Beste war, dass er es gar nicht unterdrücken wollte. Einem Freund gegenüber musste er nichts verbergen.

„Dann sehen wir uns morgen in der Schule – und abends zum Trank.“ Remus schlug bereits den Weg zum Kamin ein, da hielt Severus ihn auf.
„Warte!“ Remus drehte sich um. Diesen Moment nutzte Severus für eine spontane Entscheidung. „Ich möchte dir etwas zeigen.“

Mit hochgezogenen Augenbrauen wartete Remus geduldig. Er rechnete damit, dass Severus ihm vielleicht ein Buch zeigen würde, ein altes Foto oder irgendetwas anderes. Nicht im Traum hätte er geglaubt, dass Severus ihm aus freien Stücken ein wenig Persönlichkeit preisgeben würde. Vor Remus stand mit einem Male ein großer, grauschwarzer Vogel mit rot umrandeten Augen. Er kannte ihn aus einem Buch, das Severus ihm eines Nachts in der Bibliothek gezeigt hatte. Von Severus’ Animagusgestalt wusste Remus, doch gesehen hatte er sie nie.

„Das ist ganz schön imposant, weißt du das?“, lobte Remus grinsend, als er den riesigen Vogel betrachtete.

Sein erstes Mal hatte Severus nie vergessen. Die Freiheit, die Lebendigkeit, die er gespürt hatte, als er während des Unterrichts bei Minerva im wahrsten Sinne des Wortes ausgeflogen war. Die anderen Verwandlungen waren nur dazu dienlich gewesen, die Trankzutaten für Hermines Heilmittel zu liefern. Federn vom Sekretär. Severus nahm sich fest vor, öfters seine Gestalt zu wechseln und die Lüfte zu genießen. Schweren Herzens verwandelte er sich zurück.

„Ich dachte, da du es schon weißt, dass du die Gestalt auch mal zu Augen bekommen solltest.“
Remus nickte, grinste noch immer. „Ein wirklich beeindruckendes Tier, Severus.“

Diese Darbietung von Vertrauen machte Remus die Entscheidung leichter. Er würde sich bereiterklären, am Freitag im Keller der Apotheke auf seine monatliche Verwandlung zu warten.

Nachdem Remus gegangen war, gesellte sich Severus wieder zu den beiden ins Labor. Zwei große Kessel Wolfsbanntrank wurden nach und nach von den ersten Kunden geleert.

Am Abend nutzte Severus die Verabschiedung, um Popovich die Pergamente der Schüler in die Hand zu drücken. Sein persönliche Schreiben und den Umschlag hatte er weggeworfen. Von den Verbesserungsvorschlägen völlig überwältigt bedankte sich Popovich und versprach, Hermine morgen ab sieben Uhr in der Frühe zu helfen. Möglicherweise fand sie deshalb den notwenigen Schlaf, weil sie sich keine Sorgen mehr machte, ihre Arbeit womöglich nicht zu schaffen.

Wie selbstverständlich legte sich Hermine in Severus’ Bett und begann schon zu dösen, als sie neben sich eine Bewegung auf der Matratze verspürte. Hermine drehte sich um und sog erschrocken Luft ein, weil Severus mit seinem Gesicht plötzlich ganz dicht bei ihr war, sich auf seinem Ellenbogen abstützte.

„Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken“, flüsterte er. „Ich wollte mich lediglich an einer romantischen Annäherung versuchen.“
„Oh“, machte sie verlegen. Gleich im Anschluss warf sie die Hände über den Kopf und versicherte: „Nur zu, ich bin ganz dein.“

Im Bett hatten sie sich noch nie geküsst, vielleicht weil beide die Befürchtung hatten, eines würde zum anderen führen. Hermine wäre für alles bereit, dachte sie, als sie in der Dunkelheit seinen Atem an ihrer Wange spürte und erwartungsvoll die Lippen öffnete. Es war alles andere als ein Gutenachtkuss, den er ihr gab, denn dafür war er zu feurig, aber nicht feurig genug, um in zügelloser Leidenschaft zu enden.

Nach wenigen Minuten entfernte sich Severus von ihr, was sie mit einem brummenden Geräusch kommentierte.

„Noch nicht aufhören“, nörgelte sie.
„Wir müssen um sechs aufstehen“, hörte sie ihn flüstern. Einen Augenblick später fügte er hinzu: „Es ist schon drei durch.“

Sie hatte offenbar nicht nur gedöst, sondern tatsächlich schon mindestens zwei Stunden geschlafen. Hermine seufzte. Für ihre Wünsche wäre erst nach dem Wolfsbanntrank Platz. Dennoch ließ sie es sich nicht nehmen, sich an ihn zu schmiegen, um die letzten drei Stunden der Nacht nicht nur ihren wohl verdienten Schlaf zu finden, sondern auch die Nähe zu spüren, die sie schon so lange misste.

Als sie aufwachte, lag sie noch genauso da wie zuvor. Einen Arm hatte sie über Severus dünne Taille geworfen. Ihr Kopf lag in seiner Armbeuge und seine Hand ruhte auf ihrer Schulter – zumindest beinahe, denn während des Schlafens war seine Hand näher zu ihren Rippen gerutscht. Sie genoss das Gefühl, mit dem sie nachts eingeschlafen war. Ein Single zu sein machte ihr nichts aus, aber in einer Beziehung zu leben und noch immer keusch nebeneinander zu liegen war nervenaufreibend. Hermine bemerkte eine minimale Veränderung in seiner Atmung, die ihr verriet, dass Severus langsam erwachte. Beide verfügten über einen inneren Wecker, auf den man sich verlassen konnte.

„Hermine?“
„Mmmh?“
„Ich fühle meinen rechten Arm nicht mehr.“
Sie grinste. „Der ist noch da. Ich liege auf ihm.“
„Dann bin ich ja beruhigt“, murmelte er verschlafen. Er begann erst zu Grummeln, als der Wecker klingelte. „Scheußliches Geräusch“, beschwerte er sich mürrisch.
Hermine drehte sich und stellte den Wecker aus. „Morgenstund hat …“
„Verschone mich bitte. Ich möchte in Ruhe erwachen.“
„Ich mach Frühstück.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und schwang sich aus den Federn.

Mit dem Frühstück waren beide fertig, als pünktlich um sieben Uhr Mr. Popovich an die Tür klopfte. Die drei begannen zusammen zu brauen. Erstaunlicherweise fand Severus die Unterhaltung, die Georgi anregte, interessant. Severus wurde einiges gefragt, was den Unterricht mit den Schülern betraf. Die Verbesserungsvorschläge war Georgi noch gestern Abend durchgegangen.

„Ich denke“, begann Georgi, „dass ich eine Arbeitsgruppe ins Leben rufen werde. So wie wir damals eine bei Slughorn hatten.“
Severus erinnerte sich daran und fragte sich, warum er nie auf die Idee gekommen war, die intelligentesten Köpfe seiner Klassen zusammenzuführen und zu fördern. „Die Schüler werden begeistert sein.“ Ein Blick auf die Uhr. „Ich muss leider los. Heute ist der letzte Schultag.“
Hermine blickte von ihrem Schneidebrett auf. „Ich drück die Daumen, dass Slytherin den Pokal gewinnt.“
„Sie waren in Slytherin?“, fragte Georgi vorsichtig nach.
„Nein, in Gryffindor.“
„Und dann wünschen Sie alles Gute für Slytherin?“
„Sie hätten es verdient“, gab sie als ehrliche Antwort.
Severus reichte seine geschnittenen Zutaten an Georgi weiter und ging zu Hermine hinüber. „Ich weiß nicht, wie lang es dauern wird. Die Schüler fahren heute ab. Ich hoffe innig, dass danach die Lehrer auch entlassen werden.“
„Viel Glück“, flüsterte sie und gab ihm unverhofft einen Kuss auf die Wange, wie sie es oft tat, wenn er nach Hogwarts aufbrach. Zu spät wurde sie sich darüber bewusst, dass dieser Gewohnheit heute ein Zeuge beiwohnte. Nach Severus’ Gesichtsausdruck zu urteilen war es ihm unangenehm, doch er verlor kein Wort darüber, sondern nickte ihr zu und verschwand. Georgi unterließ es, sie auf die Beziehung anzusprechen, doch sie konnte einmal sehen, dass er lächelte, als sich ihre Blicke zufällig trafen.

Hogwarts. Die Schule für Hexerei und Zauberei in Schottland.

Als Severus am heutigen Tag aus dem Kamin heraus in die Kerker trat, verspürte er ein paradoxes Gefühl. Ein Gefühl aus Wehmut, weil er diese Umgebung verlassen würde, und Freude aus genau demselben Grund. Von diesem Gefühl wollte er sich nicht ablenken lassen. Sein Weg führte ihn direkt ins Lehrerzimmer. Albus wollte am Tag der Abreise immer alle Lehrer versammelt wissen. Hoffentlich, dachte Severus, würde man ihm nicht noch kurzfristig die Aufsichtspflicht auf die Nase binden. Er hatte keine Lust, mit zum Bahnhof nach Hogsmeade zu gehen.

„Ah, guten Morgen, Severus“, grüßte der kleinwüchsige Lehrer, als Severus den Raum betrat.
„Guten Morgen, Filius.“ Im Raum blickte sich Severus um. „Pomona.“ Er nickte auch ihr grüßend zu.
Gleich nach Severus trat noch jemand ins Lehrerzimmer. Es war Neville, der das stetig sanfte Lächeln auf seinen Lippen gar nicht zu bemerken schien. „Einen wunderschönen guten Morgen alle miteinander.“

Pomona stürmte gleich auf ihn zu, rieb ihm den Rücken und war selbst den Tränen nahe. Aufgrund von Filius’ fragendem Gesichtsausdruck ging Severus davon aus, dass noch nicht alle von den guten Neuigkeiten wussten. Severus gönnte sich eine Tasse von dem starken Kaffee. Gerade nahm er einen Schluck, da wurde die Tür abermals geöffnet. Die Lehrerin für Arithmantik, Septina Vektor, trat ein. Im Schlepptau hatte sie ihre Freundin und Kollegin Aurora Sinistra, die Astronomie unterrichtete. Als sie Severus erblickten, hielten beide Frauen einen Augenblick inne, bevor sie die Köpfe zusammensteckten und – Severus traute seinen Augen kaum – flüsterten. Über ihn? Beide sahen nochmals zu ihm hinüber, was sein Gefühl nur noch bestätigte, dass die Kolleginnen über ihn sprechen mussten. Er wurde abgelenkt, als Harry eintrat. In der Hand hielt er einen dicken Katalog. Zielstrebig steuerte Hogwarts’ jüngster Lehrer auf Severus zu und nahm neben ihm Platz. Harry hielt ihm eine aufgeschlagene Seite des Katalogs entgegen.

„Tu mir einen Gefallen. Lies das“, er tippte auf den Text, der neben einem abgebildeten Haus stand, „und sag mir danach, was du denkst.“ Von der Bitte zwar überrascht kam Severus ihr dennoch nach. Er nahm den Katalog und begann zu lesen. Las den Text sogar noch ein zweites Mal, samt Bildunterschriften und anderer Angaben. „Und?“, fragte Harry.
Severus blickte auf. „Wenn du damit liebäugeln solltest, das Haus zu kaufen“, hier nickte Harry, „dann solltest du fragen, warum es so günstig zu haben ist.“
„Was hat dich stutzig gemacht?“ Harry zeigte auf die Seite. „Die Beschreibung? Oder vielleicht das Bild?“
Severus schüttelte den Kopf. „Es ist die Tatsache, dass der Preis für dieses Haus ganz offensichtlich aus dem Rahmen fällt.“
„Vielleicht bedeutet dem Besitzer Geld einfach nicht so viel.“ Wegen seiner Theorie erntete er einen ungläubigen Blick von Severus. „Mir bedeutet Geld auch nicht viel.“
„Das sagen immer diejenigen, die am meisten davon haben.“

Harry nahm den Katalog zurück und versank in der himmlischen Landschaft, von der sein Traumhaus umgeben war. Bald ging Harry alle Kollegen durch und stellte die gleiche Frage. Währenddessen beobachtete Severus nochmals die beiden Kolleginnen. Mit Septina hatte er für einen Moment Blickkontakt, doch anstatt den abzubrechen nahm sie das als Anlass, sich ihm zu nähern und sich auf den Stuhl neben ihm zu setzen. Sie schaute ihn nochmals an. Severus wartete geduldig, bis sie ihr Anliegen loswerden würde, doch er täuschte sich, denn sie blickte auf den Tisch vor sich. Ihr Verhalten konnte er nur als seltsam bezeichnen. Als sie wiederholt zu ihm sah, wurde es ihm zu viel.

„Ich würde sagen, Sie reden freiheraus oder setzen sich wieder hinüber zu Aurora, die uns beide offenbar die ganze Zeit nicht aus den Augen lässt.“
„Es ist nur“, Septina seufzte. „Ich möchte nicht, dass Sie denken, ich wollte in Ihre Privatsphäre eindringen.“
„Werden Sie bitte genauer.“
„Die Berechnungen …“

Septinas Worte erstarben in ihrem Hals, als sie mit ansehen musste, wie sich eine geisterhafte Blässe auf seinen Wangen niederschlug. Würde noch mehr Blut aus seinem Gesicht entweichen, würde seine Physiognomie der von Sir Nicholas gleichen.

„Ich wollte nur wissen, ob wir eine Hilfe waren“, hauchte sie. Septina bereute ihre Worte. „Es tut mir leid, dass ich Sie damit behelligt habe. Nichts für ungut, Severus.“
Sie wollte bereits aufstehen, da hielt Severus sie zurück. Er brachte es nicht übers Herz sie anzusehen. „Ich verstehe gut“, begann er leise, „dass Sie eine Bestätigung Ihrer Fähigkeiten bezüglich dieser außergewöhnlich schweren Aufgabe haben möchten.“
„Darum geht es mir wirklich nicht“, beteuerte sie, während sie ihm einen mitleidigen Blick schenkte, der ihm zuwider wäre, hätte er ihn gesehen. „Ich möchte nur wissen, ob es erfolgreich war.“

Severus wusste, dass sie aufgrund der reinen Berechnung von Hermine sehr wohl wusste, um was es bei der ganzen Sache ging. Es war kein belangloses Schulprojekt von irgendeinem Schüler gewesen, das Sinistra korrekturgerechnet hatte. Ihr war klar, dass Hermines Bestreben darin bestand, einen Weg zu finden, Severus zu einer intakten Seele zu verhelfen. Der Gedanke um die Mitwisser war ihm damals schon gekommen, als er das erste Mal von Hermines Helfern hörte. Auch Remus hatte seinen Teil dazu beigetragen sowie Neville. Severus hätte nur nie damit gerechnet, dass sich jemand nach seinem Wohlbefinden erkundigen würde; dass jemand fragen könnte, ob er wieder eine Seele sein Eigen nennen durfte. Ein wenig Anerkennung könnte er diesen Menschen ruhig entgegenbringen. Nicht weil er es ihnen schuldig war, sondern weil er selbst entscheiden konnte, wem er danken wollte.

„Aurora und Sie haben großartige Arbeit geleistet, Septina.“ Es war ein erleichterndes Gefühl, einem Menschen seinen aufrichtigen Dank auszusprechen, ohne dabei deutlich werden zu müssen. Damit hatte er Septina sogar glücklich gemacht, wie man es an ihrem strahlenden Lächeln sehen konnte.
„Das freut mich“, sie schaute kurz zu Aurora hinüber und nickte. „Uns“, verbesserte sie. „Es war eine umwerfend genaue Berechnung, die Hermine da erstellt hat.“ Stolz für die ehemalige Schülerin schwang in Septinas Worten mit, den Severus gern mit ihr teilte. „Es wäre bedauerlich, wäre das alles umsonst gewesen.“
„Es hatte den gewünschten Erfolg“, versicherte Severus.
„Dann bin ich froh.“ Septina legte, obwohl Severus’ Abneigung gegen Berührungen jeglicher Art bekannt war, eine Hand auf seine Schulter. „Das freut mich wirklich sehr.“

Gleich darauf stand sie auf und ging zu Aurora zurück, die ihr eine Tasse Kaffee reichte. Die beiden sprachen wieder in normaler Lautstärke über alles Mögliche. Severus war sich sicher, dass beide sich zurückziehen würden, bevor man ihn als Gesprächsthema wählte.

Bald waren alle im Lehrerzimmer versammelt. Albus stellte klar, dass Hagrid, Harry und Filius nach dem Frühstück die Kinder zum Bahnhof begleiten sollten. Was Severus stutzig machte war die Aufforderung, sich nach der Abreise der Kinder nochmals hier im Lehrerzimmer einzufinden, doch es gab keine Widerrede. Albus’ Worte waren in Hogwarts Gesetz.

Gemeinsam schlenderte man zur großen Halle, in der sich bereits einige Schüler ausgelassen miteinander unterhielten. Die Aufbruchsstimmung kannte Harry, und sie hatte ihm nie gefallen. Alle Mitschüler um ihn herum hatten sich immer auf Zuhause gefreut: auf die Eltern und Geschwister, auf das eigene Zimmer, die eigenen Spielsachen oder auf Freunde, die zurückbleiben mussten. All das hatte Harry nie gehabt. Nur wenn er in den Fuchsbau eingeladen war, hatte er sich riesig gefreut. Das war seine Familie gewesen. Auf die Weasleys konnte er sich immer freuen. So einen Ort, den er Heim nennen wollte, suchte Harry nun für seine Familie. Albus hatte ihm versichert, dass sie in Hogwarts bleiben konnten, bis er etwas Passendes gefunden hätte. Einen Hauskauf sollte man nicht übers Knie brechen. Das, was ihm am meisten zusagte, wurde jedoch von allen anderen mit gerümpfter Nase betrachtet. Sein Traumhaus mit dem unsichtbaren Haken. Den Besichtigungstermin hatte Harry für morgen ausgemacht.

Als alle Schüler endlich anwesend waren, erhob sich der Direktor und richtete das Wort an sie.

„Ich kann mir gut vorstellen, wie groß die Vorfreude auf die Heimreise ist.“ Durchweg alle Schüler trugen ein Lächeln im Gesicht. „Doch ich kann euch schwerlich gehen lassen, ohne vorher den Hauspokal zu vergeben.“

Severus schaute zu Minerva hinüber, die sich ihrer Sache sehr sicher schien. Das verriet ihr gelassener Gesichtsausdruck, der sogar einige Falten verschwinden ließ. Ihm selbst war es egal, wer gewinnen würde. Für Severus zählte nur noch die Apotheke. Er fühlte sich jetzt bereits fehl am Platz.

„Der Sieg beim letzten Quidditchspiel hat für ein paar weitere Smaragde im Stundenglas der Slytherins gesorgt. Gryffindor liegt noch knapp an erster Stelle.“ Albus strich sich über seinen weißen Bart. „Ich habe noch ein paar Punkte zu vergeben.“ Severus seufzte. Der Direktor hatte das damals fast jedes Jahr gemacht, um die Spannung zu steigern. „Zwanzig Punkte für Hufflepuff. Miss Meredith Beerbaum war gestern so freundlich“, alle Blicke waren mit einem Male auf die Schülerin gerichtet, „den ganzen Tag lang Professor Sprout selbstlos ihre Hilfe in den Gewächshäusern anzubieten.“ Die Schüler klatschten, aber nicht wegen der zusätzlichen Punkte, sondern weil Hufflepuff mit ihnen Ravenclaw überholt hatte, die jetzt den vierten Platz belegten. „Außerdem zehn Punkte für Miss Ginevra Weasley aus Gryffindor, die nicht nur den Schülern ihres Hauses das ganze Jahr über uneigennützig Nachhilfe leistete.“ Mit dem Anstieg der Punkte für Gryffindor stieg auch die gute Laune von Minerva, wie Severus feststelle. „Ebenfalls zehn Punkte für Slytherin, weil Mr. Draco Malfoy so frei war, jedem Schüler Nachhilfeunterricht in Zaubertränken anzubieten.“ Der Applaus für Ginny ging über in den Applaus für Draco. „Und nicht zuletzt sechzig Punkte für ein Haus, das sich am meisten dafür einsetzte, der Botschaft zu folgen, die unser Sprechende Hut zum Schulbeginn vermittelt hat.“

Bei sechzig Punkten wurde es sogar Minerva zu viel. Aufgebracht schaute sie zu Albus hinüber, während sie sich an das Lied des Sprechendes Hutes zu erinnern versuchte – wie jeder andere auch.

Von einer Seite hörte Severus Harrys Stimme, die leise sagte: „Mit Antrieb, Mühe und viel Kraft erlangt man große Brüderschaft.“
Severus Kopf schnellte herum. „Was war das bitte?“
„Das war ein Teil aus dem Lied. Das ist mir irgendwie hängengeblieben, genau wie ein anderer.“
„Und wie lautete der andere Teil?“
Harry grübelte, bevor er guten Gewissens wiedergab: „Die Türen der Häuser haltet offen, so könnt ihr auf neue Freunde hoffen.“
Severus schnaufte amüsiert. „Warum ist dir bei Zaubertränken nie so viel hängengeblieben?“
„Weil sich Affodillwurzel nicht auf Bezoar reimt“, hielt er frech dagegen.

Als der Direktor erneut das Wort ergriff, schaue jeder zu ihm auf.

„Es war in meinen Augen eine sehr eindrucksvolle Leistung, wie man sich den Ratschlag des Sprechendes Hutes zu Herzen genommen hat. Das Alter war egal, die Häuserzugehörigkeit, das Geschlecht. Über all das wurde hinweggesehen.“ Albus blickte einmal auf alle vier Tische. „Nur die gemeinsame Leidenschaft für eine Sache zählte: Sport. Dafür, dass ein einziges Haus es geschafft hat, nicht nur symbolisch alle Häuser zu vertreten, verdient sich Slytherin mit ihrer kunterbunt zusammengewürfelten Quidditch-Mannschaft sechzig Punkte hinzu.“

Die Menge applaudierte, selbst die Gryffindors, für die diese Punktevergabe am Ende doch den zweiten Platz bedeutete. Jedes Haus feierte diesen Sieg, denn die Quidditch-Mannschaft der Slytherin beherbergte Schüler aus allen vier Häusern.

Draco konnte es noch gar nicht glauben. Erst als der Direktor die große Halle umdekorierte und die roten Fahnen mit den Löwen den grünen mit ihrer sich windenden Schlange wichen, da wurde Draco bewusst, dass Slytherin nicht nur den Quidditch-Pokal gewonnen hatte, sondern auch den Hauspokal.

Am Lehrertisch wurde ebenso geklatscht wie an den Tischen der Schüler. Erst das auftauchende, üppige Frühstück ließ den freudigen Applaus versiegen. Man widmete sich dem Essen. Minerva, die neben Harry saß, beugte sich zu Severus.

Severus nahm sich die Freiheit, Minerva ein provokant freundliches Lächeln zu schenken, woraufhin sie vorgetäuscht grimmig zeterte: „Das wird im nächsten Jahr wieder anders aussehen, Severus.“
„Mag sein“, er nickte, „aber dann werde ich nicht mehr hier sein, um es zu sehen.“ Er deutete auf die grünen Symbole Slytherins. „Das hier wird das Letzte sein, das ich mit Hogwarts in Verbindung bringen werde.“
„Das lässt sich ändern“, sagte sie mit strengem Blick. „Ich werde dir nächstes Jahr ein Foto schicken, wenn alles wieder hübsch rot ist.“ Sie konnte ihre aufgesetzt strenge Miene nicht beibehalten und lächelte einseitig.

Das ganze Frühstück über nahm Severus den seltenen Anblick in sich auf, den die große Halle nun bot. Die Farbe seines Hauses stach hervor, genau wie das Symbol von Slytherin. Es hatte sich doch gelohnt, heute hier zu erscheinen. Severus war stolz auf sein Haus und nicht zuletzt auf seine Schüler, die das überhaupt ermöglicht hatten.

Nach dem Frühstück wollte Severus sich heimlich durch den Hintereingang der großen Halle verdrücken, doch Albus hielt ihn auf und verwickelte ihn in ein Gespräch, führte ihn dabei an den Tischen der Schüler entlang, um den Weg zur Eingangshalle einzuschlagen. Harry und Remus folgten dicht dahinter.

„Ich gratuliere, Severus.“
„Wofür?“
Albus lachte kurz auf. „Dafür, dass Slytherin den Hauspokal gewonnen hat.“
„Davon werde ich leider nicht sehr viel haben. Das ganze nächste Schuljahr wird es für Minerva eine Qual sein, in einer slytheringrün eingerichteten Halle zu essen – und ich werde das leider nicht miterleben können.“
„Sie gönnt es dir von Herzen.“

Severus fragte sich, ob Albus absichtlich so langsam ging, so dass beinahe alle Schüler sie bereits überholt hatten. Albus legte eine Hand auf seine Schulter, woraufhin sie kurz stoppten.

„Und morgen beginnt für dich die harte Arbeit in der Apotheke?“
„Hart ist die Arbeit bisher nur um Vollmond herum.“
„Ah, verstehe.“ Albus nickte geistesabwesend. „Ich werde euch gern mal besuchen kommen, wenn ich einen Halt bei Weasleys Zauberhafte Zauberscherze mache.“
Severus stutzte. „Du kaufst dort ein?“
„Zumindest erkundige ich mich über die neusten Artikel. Als Direktor muss ich auf dem Laufenden sein. Ich informiere mich darüber, mit was für Späßen man von den Schüler rechnen muss“, Albus schmunzelte, „und das ein oder andere kaufe ich mir auch.“
„Damit könntest du als schlechtes Beispiel vorangehen, Albus.“

Gerade hatten sie die große Flügeltür passiert, da blieb Severus verdutzt stehen, denn es hatten sich Schüler in der Eingangshalle versammelt. Das wäre normalerweise nicht ungewöhnlich, doch die Schüler verhielten sich ruhig, waren in Grüppchen aufgeteilt und blickten allesamt stumm auf Albus und Severus.

„Was ist denn hier los?“, hörte man hinter Severus. Es war Harry, der gemeinsam mit Remus gefolgt war. Harry schaute an Severus vorbei, erblickte ebenfalls die Schüler. „Was …?“

Von Hufflepuff kam Meredith Beerbaum auf die beiden zu. In ihren Händen hielt sie zwei Päckchen. Sie stellte sich vor Harry und Severus. Dass sie nervös war, konnte man an ihren Augen sehen, denn sie blinzelte oft. Ihr Lächeln war jedoch echt.

„Professor Snape, Professor Potter. Wir aus Hufflepuff möchten Ihnen beiden alles Gute für Ihren weiteren Lebensweg wünschen. Und wir möchten uns bei Ihnen für die vielen Stunden bedanken, die das Lernen angenehm gestaltet haben. Professor Potter sind wir besonders dankbar dafür, dass er die Schüler in den Ferien auf Ausflügen in die Muggelwelt begleitet hat.“ Meredith reichte Harry eines der beiden Päckchen. „Und bei Professor Snape bedanken wir uns dafür, dass er einen Schüler seines Hauses dazu ermutigt hat, Nachhilfeunterricht zu geben.“ Leiser, so dass zwar Albus, Harry und Remus es hören konnte, jedoch nicht die Schüler hinter ihr, sagte sie zu ihrem Professor für Zaubertränke: „Für Ihren ganz persönlichen Einsatz bin ich besonders dankbar, denn sonst hätte ich dieses Schuljahr gar nicht erleben können.“

Wegen ihrer Worte musste Severus hörbar schlucken, denn sie sprach den Moment auf dem Friedhof an, als sie Opfer eines Attentats wurde und er Schlimmeres verhindern konnte. Auch Severus bekam ein Geschenk überreicht. Er nahm es an, säuselte verlegen ein paar Worte des Dankes und hoffte, es wäre alles vorbei, doch weit gefehlt. Nachdem Meredith zurück zu ihren Mitschülern gegangen war, löste sich ein anderes Individuum aus der versammelten Schülerschaft. Linus Korrelian war ebenfalls mit zwei Geschenken bewaffnet und näherte sich den beiden Lehrern, um im Auftrag der Ravenclaws seinen Dank auszusprechen.

„Professor Potter, Professor Snape. Ravenclaw wird Sie beide sehr vermissen“, sagte der schmächtige Erstklässler. Linus blickte Harry an. „Sie haben den Unterricht immer sehr lustig gestaltet.“
„Lustig?“, warf Severus ein, als er zu Harry blickte. „Sie sollen den Schülern etwas beibringen, nicht sie unterhalten.“
Linus musste grinsen, genau wie Harry und alle anderen, die das gehört hatten. Der Junge richtete das Wort an Severus. „Und Sie, Professor Snape, haben immer gezeigt, dass man mit Zaubertränken nicht spaßen darf. Wir haben uns bei Madam Pomfrey erkundigt und erfahren, dass dies das erste Jahr war, in dem kein Schüler durch einen Zaubertränkeunfall verletzt wurde, was wir Ihrer strengen Aufsicht zu verdanken haben.“ Linus hielt den beiden Lehrern die Geschenke entgegen. „Für Sie beide ein Ausdruck unseres Dankes.“ Bevor Linus sich abwandte, sagte er leise: „Ach ja, und danke, dass Sie beide meine Schokofroschkarten signiert haben. Wenn die neue Edition herauskommt, darf ich dann nochmal bei Ihnen anklopfen?“
„Versuchen können Sie es ruhig“, entgegnete Severus gelassen, womit sich Linus bereits zufriedengab.

Albus und Remus waren so freundlich, die Geschenke für einen Moment zu halten, denn natürlich fehlten noch zwei Häuser. Innerlich rollte Severus mit den Augen, als Miss Clavick sich aus der Gruppe der Gryffindors löste. Wahrscheinlich hatte sie auch die Reden der anderen beiden Schüler geschrieben, vermutete er. Ihre Augen funkelten frech, als sie Harry und Severus anblickte.

„Im Namen von Gryffindor möchte ich Ihnen übermitteln, was für eine große Ehre es war, von Ihnen beiden unterrichtet zu werden. Zwei Träger des Merlinordens, denen …“
Severus hatte den spontanen Einfall, Miss Clavick aus dem Konzept zu bringen. „Ach, bitte überspringen Sie einfach den theatralischen Teil der Rede.“
Miss Clavick schien irritiert, blickte sich hilflos um. „Jetzt haben Sie mich doch tatsächlich rausgebracht!“ Im Hintergrund kicherten ein paar der Schüler, auch Miss Clavick musste grinsen. Sie fummelte an ihrem Umhang und zog ein Stück Pergament heraus, las sich kurz ein. „Jetzt weiß ich wieder.“ Das Pergament steckte sie weg, bevor sie nochmals die beiden Lehrer anschaute. Severus verschmitztes Lächeln war ihr nicht entgangen. „Zwei Träger des Merlinordens, denen der Ruhm nicht zu Kopf gestiegen ist.“ Sie legte den Kopf schräg und wartete auf Widerworte, doch die kamen nicht. „Ihre Unterrichtsmethoden standen beide im völligen Gegensatz zueinander, aber die Effektivität war die gleiche. Wir von Gryffindor werden noch lange an Sie beide denken müssen, und auch an die kleinen Scherze, die Sie miteinander trieben.“
„Was denn für Scherze?“, fragte Harry in die Runde hinein.
Bevor Severus sie stoppen konnte, sagte Miss Clavick: „Professor Snape hat mich dazu angestiftet, Sie mit Fragen zu löchern.“
Mit zusammengekniffenen Augen blickte Harry zu Severus. „Vielen Dank auch! Schade, dass ich Ihnen das im nächsten Jahr nicht mehr heimzahlen kann, Professor Snape. Ich konnte drei Fragen von Miss Clavick nämlich nicht beantworten!“
„Das waren Fangfragen, Professor Potter“, erklärte Miss Clavick mit neckischem Lächeln, „die hätte niemand beantworten können.“
„Wirklich? Jetzt fühle ich mich besser. Ich dachte schon, ich würde als Lehrer nichts taugen.“ Weil Severus ihn daraufhin anblickte und den Mund öffnete, um etwas zu sagen, verbat sich Harry: „Bitte kein Kommentar, werter Kollege.“

Die Schüler lachten amüsiert, während Miss Clavick den beiden Lehrern ein Geschenk überreichte und zurück in die Schülermenge trat. Fehlte noch Slytherin. Es war nicht Draco, von dem beide es erwartet hätten, sondern Gordian Foster, der sich Harry und Severus näherte.

„Professor Potter, im Namen von Slytherin möchten wir Ihnen für Ihre unvoreingenommene Herangehensweise danken. Wir wissen, dass Sie in Ihrer Kindheit nicht gut auf Slytherin zu sprechen waren.“
Severus schnaufte amüsiert. „Das ist noch untertrieben.“
„Lassen Sie sich nicht stören, Mr. Foster“, riet Harry freundlich lächelnd.
„Sie, Professor Potter, haben gleich zu Beginn Wert darauf gelegt, dass die Schüler sich untereinander kennenlernen. Das hat sehr viel zu unserer jetzigen Verbundenheit mit anderen Häusern beigetragen.“ Gordian reichte Harry das Geschenk. „Wir bedanken uns für den unterhaltsamen und zugleich lehrreichen Unterricht, Professor Potter.“ Nachdem Harry das Geschenk angenommen hatte, wandte sich Gordian an seinen Hauslehrer. „Professor Snape“, der Junge schien berührt – oder er war einfach nur aufgeregt –, denn er atmete schnell und schluckte mehrmals, bevor er seine Rede begann. „Auch wenn man Ihren Unterricht eher als streng klassifizieren würde, ist in Zaubertränken kein einziger Schüler unter ein Annehmbar gerutscht. Zu Beginn des Schuljahres wurden viele Tränen vergossen. Ins Haus Slytherin sortiert zu werden kam vielen von uns wie eine Strafe vor. Sie haben uns jedoch gezeigt, dass es kein Verbrechen ist. Allein Ihre gute Beziehung zu anderen Lehrern hielt uns vor Augen, wie viel Ansehen man als Slytherin erlangen kann.“ Gordians Blick huschte zu Harry, zu Remus, Albus, und zurück zu Severus. „Sie haben uns gezeigt, dass man nicht nur in der Gruppe Stärke zeigen kann, sondern auch als Einzelkämpfer, solange man nur das Richtige macht.“ Gordian überreichte seinem Hauslehrer das Geschenk, das Severus mit zittriger Hand entgegennahm. „Das Haus Slytherin hat es sich zur Aufgabe gemacht, an alle neuen Schülern unseres Hauses die Werte weiterzugeben, die Sie uns vermittelt haben, Sir. In diesem Sinne wird Ihr Name hier in Hogwarts noch sehr lange präsent bleiben.“

Severus hatte arge Mühe, seine Maske der Gleichgültigkeit aufrechtzuerhalten. Beinahe tat es ihm leid, die Schule zu verlassen. Die Aufrichtigkeit der Schüler hatte einen Fleck in ihm berührt, den er erst jetzt mit vollständiger Seele zu spüren imstande war. Da war wieder diese Wehmut, die er heute früh schon fühlte. Zum Glück, dachte Severus, nahm Albus es Harry und ihm ab, ein paar Worte an die Schüler zu verlieren.

„Im Namen von Professor Potter und Professor Snape danke ich Ihnen allen vielmals für die Aufmerksamkeiten, die Sie den beiden gemacht haben. Vor allem aber für die freundlichen Worte, die treffender nicht hätten sein können.“ Albus, der noch immer zwei Geschenke von Severus hielt, nickte der Schülerschaft zu. „Und nun steht die Abreise kurz bevor. Ihr Gepäck wurde bereits zum Bahnhof gebracht. Finden Sie sich bitte innerhalb der nächsten Stunde am Tor ein. Die Kutschen werden Sie nach Hogsmeade bringen.“

Das vertraute Durcheinander von Stimmen und fröhlichem Lachen setzte sofort ein. Die Schüler stürmten los, um den Rest ihrer Sachen zu holen, den sie im Hogwarts-Express zum Zeitvertreib benötigten. Severus drehte sich zu seinen Kollegen um begann bereits, sich zu verabschieden, da fiel ihm Harry ins Wort.

„Wäre es nicht ein wunderbarer Abschluss, wenn du mit zum Bahnhof kommst?“, fragte er Severus.
„Ich kann mir Schöneres vorstellen.“
„Harry hat Recht“, hielt Albus dagegen. „Lass den Tag in Ruhe ausklingen, bevor du dich sofort in Arbeit stürzt und alles vergisst, was heute geschehen ist.“
„Aber …“
„Severus“, Albus blickte über seine Halbmondbrille.
Severus resignierte. „Also gut, also gut! Ich gehe mit. Vorher habe ich ja doch keine Ruhe.“
„Die Geschenke bringen wir“, Albus nickte zu Remus, „für euch ins Lehrerzimmer.“

Beide ließen Harry und Severus allein. In der Eingangshalle blickte sich Severus um. Die Schüler waren wie vom Erdboden verschluckt. Schon jetzt war es menschenleer – und bedrückend ruhig.

„Ich hole noch schnell Nicholas und dann können wir …“ Harry hielt mitten im Satz inne, weil Wobbel um die Ecke bog. An der Hand hielt er Nicholas, der wiederum seine Lok umklammert hielt. Harry grinste übers ganze Gesicht. „Es geht doch nichts über Elfen, die mitdenken“, sagte er zu Severus. Als Wobbel und Nicholas bei ihnen standen, fragte Harry. „Wobbel, möchtest du auch mit zum Bahnhof kommen?“
„Nein, Sir, aber vielen Dank, dass Sie fragen.“
„Na dann, Severus … Auf geht’s!“

Hagrid und Filius fuhren in der ersten Kutsche. Harry und Severus stellten das Schlusslicht dar. Während der Fahrt kamen Gefühle in Severus auf, die ihn an seine eigene Schulzeit erinnerten. Als er nach dem Tod seiner Mutter das erste Mal die Thestrale sehen konnte, erschrak er so sehr, dass er nach einem Satz nach hinten auf dem Allerwertesten gelandet war. Natürlich waren Potter und Black anwesend, um sein Missgeschick schadenfroh und vor allem laut zu kommentieren.

Was James wohl dazu sagen würde, dass er jetzt freiwillig mit Harry in der Kutsche fuhr, sinnierte Severus. Die ganze Zeit über blieb Harry ruhig, als wollte er die Gedanken von Severus nicht stören. Oder aber er war selbst in Gedanken versunken, während Nicholas die Fahrt in der Kutsche lauthals genoss. Er zeigte in alle möglichen Richtungen, quiekte und giggelte und verlor dabei beinahe seine Spielzeuglok.

In Hogsmeade angelangt regelte sich anfangs alles wie von selbst. Die Schüler freuten sich auf Zuhause, denn überall sah man lachende Gesichter. Der Hogwarts-Express wartete längst, und als Nicholas das erste Mal das eiserne Ungetüm sah, fiel ihm doch noch die Spielzeuglok aus der Hand.

„Umwerfend, nicht wahr?“, sagte Harry zu seinem Jungen, bevor er das Spielzeug vom Boden auflas. Nicholas zeigte mit großen Augen auf den Express und überschlug sich mit Ausrufen, die seine Begeisterung kundtun sollten. „Ja, ich weiß“, Harry nickte, „geht mir auch so. Noch immer.“

Zwischen den ganzen Schülern bemerkte er eine Haarfarbe, die ihm vertraut war. Ginny war mit zum Bahnhof gereist. Sie verabschiedete sich von den Freundinnen, die sie das Schuljahr über kennengelernt hatte. Letzte Koffer und Taschen wurden von Schaffner untergebracht. Jetzt hatten die Vertrauensschüler der vier Häuser alle Hände voll zu tun, während die Lehrer das Spektakel mit einem lachenden und einem weinenden Auge verfolgten. Um genauer zu sein lachte Filius mit den Kindern mit, während Hagrid sich nicht zusammenreißen konnte und sich in Tränen auflöste.

„Hagrid weint jedes Mal“, hörte Severus neben sich sagen. Mit sanftem Lächeln auf den Lippen schüttelte Harry den Kopf. „Ich frage mich, warum er trotzdem immer wieder die Schüler begleitet.“
Mit seinem Blick verweilte Severus auf dem Halbriesen, der mittlerweile in sein riesiges Taschentuch schnäuzte. „Ich nehme an, es ist für ihn eine Art Ritual.“
Harry seufzte. „Mir wird auch schwer ums Herz.“ Weil Severus den Mund hielt, fragte Harry dreist nach: „Und was ist mit dir?“
„Erinnerungen kommen auf, wenn ich mir das so ansehe.“ Ungenau deutete er auf die vielen Schüler, die sich um den Hals fielen. Einige stiegen schon in den Zug.
„Ich habe mich nie gefreut, wenn das Schuljahr vorbei war“, gestand Harry.
„Nie?“
„Na ja, nur wenn ich wusste, dass ich einen Teil der Ferien bei den Weasleys verbringen durfte. Ansonsten …“ Harry seufzte nochmals, nur viel lauter. „Bei den Dursleys war ich nie Zuhause. Ich habe es dort gehasst.“
„Die Abreise hat auch mich nicht immer erfreut“, gestand Severus.

Weil Nicholas an Harrys Hand zog, um näher an den Hogwarts-Express zu gelangen, setzten sich beide Männer in Bewegung. Dabei führten sie die Unterhaltung fort.

„Warum nicht?“, fragte Harry nach.
„Manchmal bekam ich noch rechtzeitig vor Ferienbeginn einen Brief von meiner Mutter, in der sie mir riet, in der Schule zu bleiben.“
„Wirklich? Warum?“
„Zwischen den Zeilen ließ sie verlauten, dass ich in Hogwarts wenigstens etwas zu essen bekommen würde. Ein einziges Mal blieb ich während der gesamten Sommerferien hier.“
„Um Himmels Willen, muss das langweilig gewesen sein, so ganz ohne andere Schüler im Schloss.“
Severus hob und senkte die Schultern. „War es nicht. Ich habe mir die Zeit mit Lesen vertrieben. Oder ich habe Poppy beim Brauen geholfen. Manchmal durfte ich sogar allein nach Hogsmeade, was ich aber für mich behalten sollte.“
„Bei euch war oft das Geld knapp?“, fragte Harry zurückhaltend.
„Wenn meine Mutter arbeitete, ging es finanziell bergauf. Dann begann mein Vater sich unnütz zu fühlen. Er bestand darauf, zurück in die Muggelwelt zu ziehen, damit er die Brötchen verdienen konnte. Das bekam er, um es mal zur vorherigen Redewendung passend auszudrücken, nie gebacken.“
„Onkel Vernon hat immer sehr gut verdient, nur habe ich davon nie was gehabt. Nicht dass ich große Ansprüche gehabt hätte. Ich wäre schon froh gewesen, einfach mal Kleidung zu besitzen, die keine fünf Nummern zu groß für mich ist. Es ist wirklich nicht leicht, die Pullover des adipösen Cousins aufzutragen.“ Harry rümpfte die Nase, als er an die weiten T-Shirts, die elefantösen Hosen und vor allem an die verwaschenen Unterhosen denken musste.
„Ich war es ebenfalls gewohnt, Kleidung aus zweiter Hand zu tragen.“

Beide schlenderten zur Mitte des Zuges. Die Schüler, die Nicholas aus den offenen Fenstern des Zuges zuwinken, ließen den Jungen bis über beide Ohren grinsen. Fröhlich winkte er zurück.

„Es war erleichternd zu sehen“, begann Severus leise, „dass nicht nur ich gebrauchte Kleidung trug. Remus …“
Harry nickte. „Ja, ihm ging es da nicht anders. Und nicht nur in seiner Schulzeit.“

Ein schrilles Trällern ertönte. Nicholas Kopf schoss so schnell herum, dass sein kleiner Körper durch die Bewegung ins Wanken kam und er für einen kurzen Moment an der Hand seines Vaters baumelte.

„Das war die Trillerpfeife von dem Schaffner“, erklärte Harry, wurde dabei von großen Kinderaugen angestarrt. „Vielleicht lässt er dich ja auch mal pfeifen? Wir fragen nachher.“

Nach dem Pfiff setzten sich unzählige Tonnen Stahl in Gang. Die Töne, die der rotschwarze Zug von sich gab, wurden sogleich von Nicholas nachgemacht. Das Geräusch zum Spielzeug war erlernt. Harry gab Hagrid, der ganz vorn am Bahnsteig stand, ein Zeichen. Mit der Faust nach oben winkelte er den Arm an und ahmte eine ziehende Bewegung nach. Hagrid verstand und machte die gleiche Bewegung nach, die der Zugführer sehen musste, denn der Halbriese war auf gleicher Höhe wie das Führerhaus. Harry wurde nicht enttäuscht. Das kräftige Signalhorn erklang dreimal hintereinander. Hellaufbegeistert warf Nicholas seine Arme in die Höhe, traf Harry dabei mit der Faust im Schritt. Der Schlag war nicht stark, aber er brachte Harry dazu, sich kurz zu krümmen. Ein brummendes, fast nicht hörbares Lachen war zu vernehmen.

„Freut mich, Severus“, begann Harry lachend, „dass ich zu deinem Amüsement beitrage.“
„Wir sollten langsam …“
„Nein, ich will noch zum Bahnhofsvorsteher. Wegen einer Pfeife.“
„Kannst du die nicht in der Winkelgasse kaufen?“
„Könnte ich“, bestätigte Harry, „aber Nicholas soll die Assoziation zum Bahnhof haben.“
„Meinetwegen“, seufzte Severus.

Er folgte Harry bis zum kleinen Häuschen, wo der Bahnhofsvorsteher schon damit begann, seine Sachen zu packen. Auch für ihn begannen jetzt die Ferien.

Eine Fensterhälfte war geöffnet. Harry lugte hindurch. „Entschuldigung, Sir.“
„Was ist denn?“, kam schroff zurück. Als der Mann sich umdrehte, wurde er mit einem Male freundlich. „Ah, Mr. Potter. Was für eine Ehre. Ich hoffe nicht, Sie wollten den Zug nehmen.“
„Nein, das nicht. Ich bin wegen einer Trillerpfeife hier. Haben Sie vielleicht noch eine unbenutzte hier?“
„Verstehe ich recht? Sie möchten eine Trillerpfeife von mir haben?“
„Nicht für mich, sondern für …“ Harry hielt inne, weil der Mann zu Severus hinüberschaute und vermutete, dass der eine haben wollte. „Mein Sohn.“ Harry griff neben sich und hob Nicholas hoch, so dass der auch durchs Fenster schauen konnte.
„Ach, den Kleinen habe ich ja gar nicht gesehen.“ Von dem Anblick des Jungen schien der Mann verzückt. „Du willst also eine Pfeife haben?“ Nicholas verstand den Mann nicht, presse aber seine Lok gegen die Scheibe. „Ah, so angetan warst du von dem Express, ja?“ Der Bahnhofsvorsteher blickte nochmals Harry an. „Ich muss mal nachsehen.“ Aus einer Kiste holte der Mann zwei noch verpackte Pfeifen. „Hier, mein Junge. Eine für dich“, die Pfeife an der Schur baumelte vor Nicholas’ Gesicht herum, bis er zugriff, „und eine für deinen werten Vater.“
„Ich, ähm …“ Harry nahm die Pfeife entgegen, was Severus mit einem Schnaufen kommentierte.
Eben jenes Schnaufen erweckte die Aufmerksamkeit des Bahnhofsvorstehers. „Möchte der Herr vielleicht auch eine?“
„Nein, danke“, lehnte Severus ab. „Es reicht mir, wenn ich den Rückweg mit zwei Pfeifen antreten muss.“
„Na, dann wünsche ich Ihnen dreien schöne Ferien.“
„Auf Wiedersehen, und nochmals vielen Dank.“

Gemütlich schlug sie den Weg zu den Kutschen ein. Dort wurden Severus und Harry von Filius überrascht.

„Ich darf doch bei Ihnen mitfahren, oder?“, fragte der kleinwüchsige Lehrer.
Harry nickte. „Sicher doch, aber was ist mit Hagrid?“
„Ach, den sollte man auf dem Rückweg lieber in Ruhe lassen. Er ist viel zu sensibel.“ Filius beäugte Nicholas und grinste. „Ha, endlich bin ich mal nicht der Kleinste.“
„Fehlt aber nicht mehr viel.“
„Lassen Sie mir doch die Freude, Severus.“
„Filius? Haben Sie Ginny gesehen?“, wollte Harry wissen.
„Die ist schon vor die Tore appariert und ist jetzt sicherlich schon beinahe im Schloss.“
„Ach, Harry“, Severus öffnete bereits die Tür der Kutsche, „es wäre nett, wenn die Pfeifen noch in ihrer Verpackung bleiben.“
„Aber …“
„Es könnte die Thestrale scheumachen.“
„Oh.“

Auf diese Weise blieb Severus ein Pfeifkonzert erspart, als sie zurück nach Hogwarts fuhren. Dennoch blieb es nicht leise. Nicholas machte mehrmals laut Tschu Tschu, fuhr dabei mit seiner Lok auf dem Boden der Kutsche entlang – gefährlich dicht an Severus’ Füßen.

Im Schloss selbst war Severus irritiert, weil Filius hinter ihnen lief. So etwas mochte er gar nicht. Den Rücken wollte er immer frei haben. Andererseits war der Krieg vorbei. Filius war ein loyaler Kollege. Von ihm musste er nichts befürchten. Hagrid hatte als Erster das Lehrerzimmer erreicht und trat ein. Harry und Severus folgten, was nicht leicht war, denn Hagrid versperrte den Weg.

„Sind Sie dort festgewachsen?“, beschwerte sich Severus. Als Hagrid beiseite trat, eröffnete sich Severus ein bunt geschmücktes Lehrerzimmer. Farbenfrohe Girlanden hingen von der Decke; manche schwebten frei im Raum. Irgendjemand warf eine Luftschlange, die sich im Flug abrollte. Severus hatte jetzt schon genug. In dem Moment, als er sich umdrehte, um zu fliehen, hörte er die Tür zuschlagen. Mutig versperrte Filius ihm den Ausgang.

„Aus dem Weg“, brummte Severus.
Der Lehrer für Zauberkunst ließ sich nicht einschüchtern. „Nur über meine Leiche!“
„Das ließe sich einrichten. Noch irgendwelche letzten Wünsche?“, zischte Severus durch zusammengebissene Zähne. „Um Beerdigungskosten zu sparen könnte ich Sie in einem von Hagrids Schuhen beisetzen.“
„Severus.“ Die freundliche Stimme gehörte Remus. „Lass uns zusammen Harrys Abschied feiern.“

Erneut drehte sich Severus um. Es war nicht verwunderlich, dass die erschreckend schrille Farbgebung des Raumschmucks, für den sehr wahrscheinlich die Hauselfen verantwortlich zu zeichnen waren, einen Fluchtinstinkt in Severus geweckt hatten. Feiern dieser Art waren ihm zuwider. Sie waren kitschig und keineswegs amüsant. Zeitverschwendung würde es eher treffen, dachte er abschätzig.

„Harry, komm her.“ Wieder Remus, der mit seiner beschwichtigenden Freundlichkeit sogar Severus beruhigen konnte. „Setz dich doch.“ Harry nahm auf dem Stuhl Platz, den Remus für ihn vom Tisch gezogen hatte. Sein Junge hockte sich etwas weiter weg auf den Boden und spielte mit seiner Lok, bis er eine der Girlanden entdeckte und an ihr zog. „Und Severus?“ Severus blickte Remus ins Gesicht. Nichts Hinterhältiges war zu erkennen, nur Nettigkeit. „Vielleicht gleich neben Harry?“

Gerade wollte Hagrid es Remus gleichtun und den Stuhl höflich vom Tisch ziehen, da legte Severus stoppend eine Hand auf die Lehne. Er zog den Stuhl selbst ab und setzte sich missgelaunt neben Harry. Vorsichtig ließ Severus seinen Blick schweifen. Alle Lehrer waren anwesend, selbst Professor Binns, der seelenruhig in einem der Sessel döste. Sibyll sah aus, als wäre ihr übel. Wahrscheinlich hatte sie gerade eine Vision von ihrem eigenen Tod, der wahrscheinlich schien, wenn man Severus zu etwas nötigen wollte. Minerva war die Ruhe in Person. Gelassen blickte sie Severus in die Augen und gewann das Spiel, denn er schaute zuerst weg. Es war ungewöhnlich, Poppy ohne ihre Heilertracht zu sehen, sondern in ziviler Kluft. Sie wartete geduldig, bis sich die Lage wieder entspannte. Aurora und Septina saßen ihm gegenüber. Beide lächelten milde und hofften offenbar ebenfalls, dass die Spannung bald verfliegen würde. Remus setzte sich ebenfalls an den Tisch, direkt neben Rolanda, die mit ihrer Serviette spielte. Ein paar Kollegen begannen mit seichter Konversation, um Normalität vorzugaukeln. Für Severus war es alles andere als normal, so tückisch zu einem Abschiedsfest gezwungen zu werden. Albus hätte es ihm sagen können, dachte Severus aufgebracht. Der Direktor wusste genau, dass er ihm nichts abschlagen würde. Stattdessen hatte man ihn in eine Falle gelockt. Ein verärgertes Brummen stieg aus Severus’ Kehle empor. Er wandte den Kopf und erblickte jetzt erst Pomona. Gleich neben ihr verharrte Neville bewegungslos an die Wand gepresst. Sein Gesicht wies die gleiche Blässe auf wie damals im Unterricht, wenn er dem einen Lehrer gegenüberstand, vor dem er die meiste Angst hatte. Mit einem Schlag wurde sich Severus darüber bewusst, dass sein gereiztes Auftreten den Grund darstellte, warum jegliche Freude aus Nevilles Gesicht verschwunden war. Gewissenbisse waren für Severus nicht neu, aber er hatte lange keine mehr verspürt, bis jetzt.

„Setzen Sie sich doch bitte alle“, bat Severus mit gleichgültiger Stimme. Er zwang sich, noch ein wenig lockerer zu wirken. „Wer schenkt mir Kaffee ein?“

Remus griff zur Kaffeekanne und füllte Severus’ Tasse, fragte gleich darauf die anderen. In der Mitte des Tisches stand ein großer, dunkler Kuchen. In Zukunft müsste er sich besser tarnen, dachte Severus, und seine Vorlieben geheim halten, denn wie es aussah, hatte man eine seiner Schwächen ausgemacht, die man nun gegen ihn verwendete. Eine Nougattorte mit dicker Schokoladenglasur dünstete ihr kräftiges Aroma aus. Trotz des Frühstücks, das er heute zweimal genießen durfte, bekam er wieder Appetit.

„So“, Remus blickte fröhlich in die Runde und rieb sich die Hände, „wer möchte alles ein Stück Kuchen?“
Harry blickte über seine Schulter, denn sicherlich wollte Nicholas auch etwas haben. „Nicholas, nicht die Girlanden essen. Komm her, hier gibt’s Kuchen“, lockte er. „Mit viel Schokolade!“ Schon war Nicholas bei ihm und erklomm den Schoß seines Vaters so beschwerlich, als wäre es der Mount Everest.

Ein lockeres Gespräch kam nicht in Gang. Albus hielt sich zurück, obwohl er in solchen Situationen immer einen passenden Anfang machen konnte. Zu Severus’ Entsetzen war es Sibyll, die das Wort an ihn richtete.

„Sie haben also wirklich eine Apotheke?“, fragte die Lehrerin für Wahrsagen. Perplex blickte Severus sie an. Jeder Geist, jedes Gemälde, sogar die Schüler wussten, was er nach seinem Abschied in Hogwarts machen wollte. „Entschuldigung“, sagte sie verlegen. „Ich bekommen in meinem Turm nicht immer alles mit. Mein Kenntnisstand ist wohl nicht sehr aktuell?“
Severus behielt die Ruhe. „Sie haben Recht. Ich teile mir eine Apotheke mit Miss Granger.“ Alle schauten ihn aufmerksam an. „Und eigentlich müsste ich jetzt, in dieser Sekunde, längst dort im Labor stehen und Tränke brauen.“
„Ach“, winkte Albus ab, „Hermine wird sicherlich Verständnis dafür haben, dass deine Kollegen dich noch einmal zu Gesicht bekommen möchten, bevor du sie verlässt.“
„Wie läuft die Apotheke so?“, fragte Rolanda interessiert. „Nachdem Mrs. Cara nicht mehr konnte, blieb sie eine Weile geschlossen.“
„Sie läuft bestens“, beteuerte Severus.
Aurora nickte. „Die Lage ist ja auch fantastisch. Viel Laufkundschaft, nehme ich an?“
„Sie sagen es.“
Sinistra übte sich ebenfalls in lockerer Konversation und fragte: „Arbeitet neben Miss Granger noch jemand bei Ihnen?“
„Wir haben eine Verkäuferin eingestellt. Sie macht auch die Buchführung“, erwiderte Severus. „Sie kennen Sie. Miss Daphne Greengrass.“
„Slytherin, oder?“, hakte Minerva nach.
„Ja.“
Gerade hatte Sibyll ihren Happen Kuchen geschluckt, wollte sie wissen: „Wo werden Sie denn wohnen?“
„In der Wohnung direkt über der Apotheke.“
Sibyll stutzte. „Und wo wohnt Miss Granger.“
Für einen Moment war Severus in Versuchung, seine Kollegin dumm sterben zu lassen, bevor er sich einen Ruck gab und mit genau den gleichen Worten antwortete: „In der Wohnung direkt über der Apotheke.“
Falten schlugen sich auf Sibylls Stirn nieder, bis sie plötzlich ihre Augen weit aufriss, die durch die dicken Brillengläser derart monströs wirkten, dass selbst Severus eine Gänsehaut über den Rücken lief. „Sie wohnen beide in einer Wohnung? Warum?“
Severus war über diese Frage gleichermaßen erstaunt und erschrocken, so dass er sogar darüber hinweg vergaß, mit den Augen zu rollen. „Miss Granger und ich sind …“ Er wollte es nicht an die große Glocke hängen. „Wir, ähm …“ Der Gedanke an Hermine ließ ihn an die vergangene Nacht denken – und an die Nächte, die noch folgen würden. Das wollte er mit niemandem teilen.
„Verlobt“, hörte er Harry sagen.
Sofort war Severus wieder bei Sinnen. „Richtig, danke Harry. Das ist genau das Wort, das mir nicht über die Lippen kommen wollte“, sein Tonfall wurde bedrohlicher, „weil es sich um eine äußerst private Angelegenheit handelt.“ Es war raus, dachte er erleichtert. Keine Buhrufe, keine gerümpften Nasen – bis auf die von Hagrid, aber nur, weil sein Bart ihn kitzelte – und keine erbosten Zurechtweisungen. Erleichtert darüber wandte sich Severus nochmals seiner Kollegin für Wahrsagen zu. „Sie täten gut daran, häufiger in der großen Halle zu speisen. Setzen Sie sich neben Rolanda und Sie sind über alle Neuigkeiten im Nu informiert.“
„Na hören Sie mal, Herr Kollege“, Rolanda beugte sich am Tisch nach vorn, damit sie Severus sehen konnte. „Wollen Sie damit sagen, ich wäre eine Klatschtante?“ Darüber musste sie selbst grinsen.

Die Zeit mit seinen Kollegen war nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte. Gesprächsthemen gab es zur Genüge. Severus war froh, dass Neville dem versammelten Kollegium von seinen Eltern berichtete. Das nahm allen Anwesenden das Interesse an seiner Person.

Am Ende überreichte man ihm ein Präsent. Offenbar hatten alle Lehrer etwas gespendet, um ein großes Geschenk zu besorgen. Auch Harry ging nicht leer aus. Nach einer persönlichen Verabschiedung, die seltsamerweise bei einigen der Damen sogar für Tränen sorgte – bei Pomona war es besonders schlimm – nahm er noch die Geschenke der Schüler an sich.

„Severus“, Albus Hand an seinem Unterarm, „es ist zwar unnötig, dich darüber zu informieren, weil es dir klar sein sollte, aber ich wollte es gesagt haben.“ Severus schaute Albus direkt in die blauen Augen. „Du bist hier jederzeit willkommen, jederzeit, wann immer dir danach ist, Hogwarts zu besuchen.“
„Danke, Albus. Momentan kann es mir aber nicht schnell genug gehen, Hogwarts zu verlassen.“
Daraufhin musste der Direktor lächeln. „Ich verstehe dich gut. Die Arbeit ruft“, über die Halbmondbrille hinweg glitzerten die Augen frech, „und nicht nur die.“

Ein leichtes Schulterklopfen, ein Zwinkern und schon hatte sich Albus zurückgezogen, wie alle anderen auch. Nur noch Remus und Harry waren bei ihm.

„Albus hat deinen Kamin schon sperren lassen“, informierte Remus. „Du kannst von Harrys Kamin aus in die Apotheke flohen.“
„Nein, ich habe mir vorgenommen, bis zum Tor zu gehen und dann zu apparieren.“
„Dann musst du aber Zwischenstopps einlegen“, erinnerte Harry, denn Hogwarts war weit entfernt von London.
„Das habe ich einkalkuliert. Ich möchte trotzdem das Stück laufen.“
„Wir können dich begleiten“, bot Remus an, doch Severus lehnte ab.

Die Geschenke hatte er magisch verkleinert und in seinem Umhang verstaut. Remus und Harry mit Nicholas auf dem Arm begleiteten Severus durch die leere Eingangshalle. Alle blieben verdutzt stehen, als sich die vier Hausgeister plötzlich zeigten. Der furchterregend aussehende Blutige Baron schwebte auf Severus zu.

Die stierenden, leeren Augen fixierten die von Severus, bevor der Hausgeist sprach: „Die Geister, die in diesem Schloss hausen, möchten Ihnen, werter Professor Snape, alles Gute für Ihren weiteren Lebensweg wünschen.“

Harry war sich nicht sicher, ob er den Blutigen Baron jemals zuvor sprechen gehört hat. Der Hausgeist der Slytherins war normalerweise ruhig, was dazu beitrug, dass er besonders gruselig wirkte.

„Vielen Dank, Baron. Passen Sie mir gut auf die Schüler auf.“
„Aber nur auf die Slytherins.“ Der Blutige Baron lächelte schief, was für einen Muggel so scheußlich anzusehen gewesen wäre, dass eine Ohnmacht sicher wäre.
Sir Nicholas ließ es sich nicht nehmen, das ganze Prozedere ein wenig aufzulockern. „Von den Gemälden soll ich ebenfalls herzliche Glückwünsche zur Apotheke und alles Gute für Sie und das Geschäft ausrichten.“
„Ich …“ Severus war sprachlos. Die Gemälde? „Vielen Dank, Sir de Mimsy-Porpington.“
„Oh“, Sir Nicholas’ Gesicht glänzte silbrig, „endlich jemand, der mich bei meinem korrekten Namen nennt.“ Sir Nicholas verbeugte sich, hielt dabei dezent seinen Kopf fest, damit er nicht vornüber klappte. Er schwebte bereits weg, da fiel ihm noch etwas ein: „Ach ja, Sir, bitte grüßen Sie Miss Granger von mir. Es wäre mir eine Ehre, wenn Sie mich einmal besuchen käme. Ich stehe jederzeit gern mit Rat und Tat zur Seite.“
„Ich werde es ihr ausrichten.“ Severus nickte, was die Geister ihm gleichtaten, bevor sie in alle Richtungen verschwanden.

Wortlos folgten Harry und Remus ihm bis zum Ausgang, wo sich Severus den beiden zuwandte. Weil Severus sprachlos schien, ergriff Remus das Wort. Er streckte Severus die Hand entgegen. Als er die ergriff, folgten keine Worte des Abschieds, sondern die des Wiedersehens.

„Bis heute Abend dann.“ Remus schüttelte seine Hand, lächelte und nickte einmal.
Harry klopfte Severus auf die Schulter. „Na, wir sehen uns bestimmt auch häufiger, jetzt wo ich arbeitslos bin.“ Ein freches Grinsen zierte Harrys Gesicht. „Ich meine, jetzt wo ich Hausmann bin.“
„Dann noch einen schönen Tag euch beiden.“
„Und überarbeitet euch nicht“, gab Harry noch als Ratschlag, den Severus mit dem vorhin ausgebliebenen Augenrollen kommentierte.

Auf seinem Weg zum Tor ertappte sich Severus mehrmals dabei, dass er sich umdrehte, um das Schloss zu betrachten. Anfangs konnte er weiter hinten noch den Verbotenen Wald sehen, unzählige Schritte weiter war Hogwarts der einzige Blickfang – apropros Fang: den hörte man weit hinten bellen. Vielleicht war der Hund gerade an dem Ort unterwegs, wo Severus den weißen Welpen gefunden hatte.

Unzählige Menschen, Schüler wie Lehrer, waren hergekommen, haben eine kurze oder lange Zeit ihres Lebens hier verbracht und waren wieder gegangen, wenn man von Professor Binns absah. Severus war nur einer von ihnen, einer von vielen. Er bezweifelte, dass es viele Menschen gab, die an Hogwarts so hingen wie er, auch wenn er sich das nicht eingestehen wollte. Harry war ebenfalls einer von ihnen, da war er sich sicher. In Hogwarts hatte Severus nicht nur Schlechtes erlebt, sondern auch schöne Jahre verbracht. Ganz besonders das letzte Schuljahr fand er überraschend angenehm. Harry als sein Kollege war von Anfang an einer der Gründe gewesen, weshalb seine Rolle als Lehrer das erste Mal unbeschwert von der Hand ging. Severus erinnerte sich an die erste Zeit, in der sie nicht gut miteinander ausgekommen waren. Auch musste er an den Tag denken, an dem Hermine bei ihm den Vertrag unterzeichnet hatte. Und an den Tag, an dem Remus ebenfalls zum Kollegium zählte. In Hogwarts hatte Severus damals einen wichtigen Teil von sich verloren. In genau demselben Schloss fanden seine Freunde Möglichkeiten, ihm diesen verloren geglaubten Teil zurückzubringen.

In Hogwarts’ dicken Wänden, da war sich Severus sicher, würde ein Stückchen von ihm und seinem Wesen zurückbleiben. Darunter war bestimmt viel Schmerz und herzzerreißende Trauer, aber auch das Gefühl der Freundschaft und des Vertrauens. Die neu gewonnene Lebensfreude durfte man nicht außer Acht lassen. Den Mauern der Schule gab er freiwillig etwas von sich, denn sie würden es gern bewahren. Für immer.


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