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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Die Reise ins Morgen

von Muggelchen

Der Körper war in einem seltsamen Zusammenspiel mit der Seele verbunden. Was der Geist erlebte, schlug sich auf den Leib nieder. Besonders der Darm reagierte auf Angstgefühle, die häufige Gänge zur Toilette nach sich zogen. Die Tränenpünktchen hingegen öffneten ihre Schleusen, wenn einen etwas tief bewegte oder man litt an üblen Magenschmerzen, wenn eine Situation über einen längeren Zeitraum unerträglich war.

Das eigentümlichste Organ aber war das Herz. Bei einem großen Schreck setzte es – fühlbar – einen Schlag aus, im ungünstigsten Fall könnte es sogar stehenbleiben. Vielen Menschen trugen es am rechten Fleck, wie Schwester Marie, die auf Lucius’ Kosten neben der Ausbildung zur Heilerin auch ihre Prüfung in Legilimentik nachholte, um sich damit einen Herzenswunsch zu erfüllen. Man konnte sein Herz aber auch in beide Hände nehmen, womit Neville sehr vertraut war – und genau diese Eigenschaft stellte den Grund dar, warum der Sprechende Hut ihn in Gryffindor gut untergebracht wusste. Manche Herzen waren hart, wie jenes, das in Lucius’ Brust schlug und es ließ nur Sonne herein, wenn Charles ihn anstrahlte oder wenn Narzissa ihm einen Kuss schenkte. Besonders reich waren jene Menschen, deren Herz aus Gold war, selbst wenn sie finanziell schlecht dastanden, wie Remus die meiste Zeit seines Lebens. Harry war dafür bekannt, sich mit Herz und Hand für das Gute einzusetzen, auch für das Gute im Menschen. Mit einem großen Herzen war Albus gesegnet, der eine Vielzahl von Menschen ins selbige geschlossen hatte und noch immer Platz für mehr bot. Zwei Menschen, die eine tief greifende Freundschaft pflegten, bezeichnete man gern als ein Herz und eine Seele. Eines der größten Mysterien war jedoch, dass einem das Herz noch bis zum Hals schlagen konnte, obwohl man es längst an jemanden verloren hatte. Bekam man im Gegenzug eines geschenkt, fiel einem ein Stein vom Herzen.

Hermine trug ihr Herz manchmal auf der Zunge, wie Harry es vorhin erleben durfte. Während er noch Neville und dessen Familie im Mungos besuchte, schlug sich Hermine im Schloss Schnatzer am Frühstücksbuffet den Bauch voll. Sie registrierte aus den Augenwinkeln, dass Severus sie dabei beobachtete. Er tat gut daran, keinen beißenden Kommentar abzugeben, ja, nicht einmal ein einziges Wort zu sagen. Womöglich befürchtete er, für die Herstellung des Elixiers, das Harry in Auftrag gegeben hatte, zurechtgewiesen zu werden. Manchmal sah Hermine zu ihm hinüber, während sie kaute. Das Autogramm, das sie am Tisch herumgereicht hatte, war endlich bei Severus angelangt. Er blickte es an, schnaufte und … verkniff sich die sehr wahrscheinlich bösen Worte, die ihm auf der Zunge lagen.

„In Liebe“, murmelte Severus. Die Grußformel auf der Autogrammkarte stieß ihm übel auf.
Hermine zuckte mit den Schultern. „Er war begeistert von mir.“ Zu ihrer Rechten brummte es. „Er hat sich sehr gefreut, dass ich mit ihm geredet habe.“
„Bist du denn zum Reden gekommen?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen. „Ich entsinne mich noch gut daran, dass er im Lehrerzimmer gern Monologe führte, die jeglicher Unterhaltungskraft entbehrten.“ Weil Hermine gerade von einem Brötchen abbiss und nichts zum Thema sagen konnte, flüsterte Severus: „Wer weiß bisher von den Longbottoms?“
Hermine ließ sich Zeit, viel Zeit, um den Happen zu schlucken. Sie atmete einmal tief durch, bevor sie sich zu Severus beugte: „Außer den Heilern weiß es die Familie, inklusive Luna. Dann noch Harry, du und ich.“ Flüchtig blickte sich Hermine am Tisch um. „Wo sind eigentlich Bill und Fleur abgeblieben?“
„Angeblich traten beide heute eine Reise an, wie Arthur es verlauten ließ.“
„Du glaubst ihm nicht?“
„Nein, aber diese Notlüge sehe ich nicht so eng.“

Severus musste nicht deutlicher werden. Es war Hermine längst durch den Kopf gegangen, dass Bills Gesicht sich verändert haben musste. Anders als bei Narben, die durch Kleidung bedeckt waren, war seine Wunde ein offensichtliches Merkmal dafür, dass etwas Seltsames vorgefallen war. Hermine spürte plötzlich ein Zupfen an ihrem linken Ärmel. Nicht Nicholas, mit dem sie gerechnet hatte, sondern Charles knüpfte Kontakt zu ihr.

„Hallo, kleiner Mann“, grüßte sie den rotblonden Jungen, dessen Augen sie munter anlächelten. „Was möchtest du denn?“ Ihre Stimme war automatisch zwei Tonarten nach oben geklettert. Charles zeigte undeutlich auf den Tisch. Sie folgte dem kleinen Finger. „Das ist mein Brötchen“, gab sie ihm zu verstehen. Während die anderen Gäste – die Weasleys waren in der Überzahl –, sich in normaler Lautstärke über alles Mögliche unterhielten, versuchte Hermine herauszufinden, was Charles wollte, denn erneut zeigte er auf den Tisch. „Was möchtest du denn?“ Charles legte beide Hände auf ihre Oberschenkel, was sie dazu ermutigte, ihn auf genau diese Stelle zu setzen.
Von gegenüber sprang Draco helfend ein. „Das macht er nur, um von dir auf den Schoß genommen zu werden.“
„Ach, ist das so?“, sagte sie eher zu Charles, als zu Draco.
Severus kommentierte das Verhalten des Kindes mit den Worten: „Genauso durchtrieben wie sein Vater. Am Ende bekommt er, was er will.“
„Du kannst ein Kind doch nicht schon durchtrieben nennen, Severus“, hielt Hermine dagegen.
„Etwas vorzutäuschen, um zu erreichen, was man möchte, halte ich für gerissen. Er wird sicherlich nach Slytherin kommen“, sagte Severus selbstsicher voraus.
„Es ist schade“, begann Draco etwas lauter, „dass er dich nicht mehr als Lehrer haben wird. Aber du wärst sicherlich eh ausgefallen, wenn dein erster Spross zur Welt kommt.“ Einige hörten auf zu reden und lauschten Draco. „Ich meine, du möchtest doch sicher selbst eine Familie gründen“, Severus Todesblick bewirkte gar nichts, „jetzt wo du verlobt bist.“ Er hatte es gesagt. Selbstzufrieden setzte Draco ein breites, wenn auch falsches Grinsen auf. „Meine Glückwünsche, Onkel.“
Molly machte große Augen. „Ist das wahr?“, fragte sie Severus.
Er wollte die Frage ignorieren, doch die anderen ließen nicht locker. Charlie erkundigte sich: „Wer ist es denn?“ Gleich im Anschluss fixierte er die Antwort namens Hermine.
Die Tasse Kaffee vor Severus’ Nase bekam mehr Aufmerksamkeit geschenkt als die Fragesteller. Als auch noch Arthur nachhakte, lüftete Hermine das Geheimnis. „Severus und ich“, ein Moment des Schweigens für diejenigen, die sich verschluckt hatten – Angelina klopfte Ron kräftig auf den Rücken –, „haben uns gestern verlobt.“
„Etwa während der Hochzeit?“, wollte Molly wissen. Sie war sichtlich erfreut.
Hermine nickte. „Es hat sich so ergeben. Geplant war es nicht.“
Severus nahm einen Schluck Kaffee und lauschte der Unterhaltung, als würde sie ihn nichts angehen. Es musste unbedingt Remus sein, der das Wort an ihn richtete und mit fröhlichem Gesichtsausdruck sagte: „Ich gratuliere herzlich, Severus! Dir natürlich auch, Hermine.“
Ihm wollte Severus wirklich danken, denn Remus meinte es ernst, doch bevor er den Mund aufmachen konnte, fragte Fred dreist, wenn auch mit einem schalkhaften Grinsen auf den Lippen: „Das ist aber auf freiwilliger Basis geschehen, oder? Nicht dass Hermine unter Imperius steht.“

Ein Scherz konnte manchmal zu weit gehen. Jeder schien damit zu rechnen, dass Severus die Beherrschung verlieren, zumindest aber ein paar bösartige Bemerkungen von sich geben würde. Dass er seinen Zauberstab zog, irritierte einige der Anwesende. Ein paar legten die Hand auf den eigenen Stab, falls Severus unberechenbare Flüche in Freds Richtung abgeben würde, doch niemand sah vorher, dass Severus lediglich den kleine Keks, der unschuldig auf dem Rand seiner Untertasse döste, in ein Stück Kreide verwandelte, mit dem er kurzerhand nach Fred warf – recht kräftig, muss man dazusagen. Fred duckte sich rechtzeitig. Das Stück Kreide schlug gegen die weiße Wand und hinterließ nicht den Hauch einer Verfärbung. Fred fühlte sich in die Schulzeit versetzt und lachte laut, womit er die anderen ansteckte. Severus blieb die Gelassenheit in Person und widmete sich wieder seinem Kaffee.

Mit ihrem üppigen Frühstück war Hermine noch nicht fertig, da sah man Harry hinten aus dem Gang eintreten. Sie wollte sofort zu ihm, doch jemand vereitelte ihr Vorhaben.

Remus stand auf. „Wenn ihr mich kurz entschuldigen würdet? Ich möchte ein Wort mit Harry wechseln.“

Skeptisch verfolgte Hermine ihn mit den Augen. Als Remus bei Harry angelangt, beugte er sich zu ihm hinunter und sagte etwas.

Harry war überrascht, dass Remus ihn abfing, bevor er zurück zum Frühstückstisch gehen konnte. Er hörte aufmerksam zu, als Remus erst herumdruckste.

„Harry, hör mal … Bist du dafür verantwortlich, dass …?“ Remus legte den Kopf schräg und hoffte, dass diese Andeutung ausreichte.
„Für was?“, fragte Harry nach, obwohl er ahnte, wie die tatsächliche Frage lauten würde.
Remus blickte ihm in die Augen, hindurch durchs neue Fensterglas von Harrys Brille. „Fällt dir denn an meinem Gesicht nichts auf?“
„Oh, ja“, murmelte Harry verlegen. „Du siehst heute irgendwie frischer aus.“ Das Lächeln kam nicht so locker über Harrys Lippen, wie er es gehofft hatte.
„Frischer?“, fragte Remus stirnrunzelnd. „Die Narben im Gesicht sind weg!“
Harrys gequältes Lächeln verblasste auf einen Schlag. „Bist du deswegen böse?“ Wenn diese Frage verneint werden würde, könnte sich Harry vorstellen, dem Freund die Wahrheit zu sagen.
Remus schüttelte fragend den Kopf. „Warum sollte ich böse sein? Wer wäre nicht froh darüber, endlich mal keine Narben mehr im Gesicht zu haben?“ Nun legte er seinen Kopf schräg, was bedeutete, dass er auf eine Antwort wartete – und zwar ohne dass man Harry nochmals dazu auffordern musste.
„Ich glaube, das war der Trank, mit dem ich gestern mit dem letzten Schwung an Gästen angestoßen habe.“
„Mmmh“, machte Remus verständnisvoll, doch mit seinem Blick forderte er Harry auf, mehr preiszugeben.
„Möglich, dass es ein Trank war, der nicht nur das Leben verlängert, sondern auch …“
„Momomoment mal!“, überschlug sich Remus. „Ein Leben verlängernder Trank?“ Harry nickte. „Harry …“
„Das Elixier des …“
„Ich fasse es nicht!“, fiel ihm Remus aufgebracht ins Wort, doch es war nicht die Wut, die aus ihm hervorsprudelte, sondern die pure Freude. „Du bist wie dein Vater! Immer für Überraschungen gut.“ Harry konnte nicht anders, als diesmal echt und natürlich zu lächeln. „Das Elixier des Lebens also.“ Harry nickte nochmals. „Dann kannst du mir sicherlich eine Sache beantworten.“
„Ich werde es versuchen, Remus.“
„Das Elixier“, Remus senkte die Stimme, „hat womöglich nicht nur die Wunden heilen lassen?“
„Ich …“ Nachdenklich verzog Harry den Mund, spitzte die Lippen. „Keine Ahnung.“
„Du weißt aber, was ich meine?“
Schuldgefühle kamen in Harry auf. „Den Werwolfsfluch?“
„Ja!“ Remus’ Augen funkelten neugierig. „Ist er weg?“
Da war so viel Hoffnung in den Augen gegenüber, dass Harry sie keinesfalls zerstören wollte, aber die Antwort konnte er nicht geben. „Ich weiß es nicht.“ Das Funkeln erlosch, doch die Neugierde blieb. „Ich habe wirklich keine Ahnung, Remus. Vielleicht“, Harry nickte zum Frühstückstisch hinüber, „weiß Severus das? Oder Hermine?“
„Oh ja!“, wieder glitzerten Remus’ Augen. „Dann werde ich einen ruhigen Moment abwarten und sie fragen.“ Eine Hand klopfte Harry zaghaft auf die Schulter. „Danke, Harry! Jetzt weiß ich zwar nicht mehr, wann bald Schnee fallen wird, aber ich glaube, das kann ich verkraften.“

Gut gelaunt führte Remus Harry zum Frühstückstisch hinüber, an dem man sich noch eine Stunde die Zeit vertrieb. Hermine bemerkte, dass Harrys Augenlider leicht geschwollen waren. Er musste geweint haben.

Als man sich verabschiedete, nutzte Hermine die Gunst der Stunde. In einem ungestörten Augenblick betrachtete sie nochmals seine Augen und sagte mit sanfter Stimme zu ihm: „Das geschieht dir recht.“

Harry konnte nicht antworten, denn Hermine umarmte ihn bereits, drückte ihn fest an sich. Eine stille Entschuldigung für die Ohrfeige. Sie hatten sich wieder vertragen.

„Ach, Hermine?“ Remus störte das Verabschiedungszeremoniell von Harry und Hermine nur ungern, aber sie sollte ihm nicht entkommen.
„Was ist denn?“
„Kommst du mal kurz mit?“ Sie folgte ihm. Ein paar Schritte weiter hielt Remus inne und schaute sich um, um sich zu vergewissern, dass niemand in Hörweite war. „Sag mal, das Elixier … Meinst du, es könnte den Fluch genauso aufgehoben haben wie die Narben?“
Mit dieser Frage hatte sie überhaupt nicht gerechnet, noch weniger aber mit ihrer Unfähigkeit, eine zufriedenstellende Antwort geben zu können. „Das kann ich nicht sagen, Remus, wirklich nicht.“ Dass er aufgeregt war, konnte sie erkennen. Sein Blick ging flatterhaft hin und her, landete auf ihr und gleich darauf auf Severus. Die Antwort wollte Remus am liebsten sofort haben, womöglich um mit Tonks zusammen alle notwendigen Papiere zusammenzusuchen, damit man Montag beim Standesamt des Zaubereiministeriums vorstellig werden könnte, vermutete Hermine. „Es tut mir leid, Remus. Ich kenne die Antwort nicht.“
„Dann muss ich wohl oder übel warten.“
„Vollmond ist …“
„Am 2. Juli“, kam es von ihm wie aus der Pistole geschossen. Er war informiert, musste informiert sein. „Ab nächster Woche Dienstag ist ‚Ausschank‘“, erinnerte er sie ans Wolfsbanntrankgeschäft.
„Wir werden bis dahin warten müssen, bevor man etwas sagen kann. Du nimmst den Trank aber?“
„Natürlich! Ich verlasse mich doch nicht nur auf mein gutes Gefühl“, sagte er fröhlich.
Die Hoffnung, die sich Remus machte, war in Hermines Augen nicht gesund. Die Euphorie trieb ihn so weit nach oben, dass er tief stürzen würde, sollte er enttäuscht werden. „Remus, mach dir keine allzu großen Hoffnungen. Lass es einfach auf dich zukommen.“
„Ich sehe es gelassen“, beteuerte er. „Entweder bin ich davon befreit oder ich muss den Rest meines Lebens damit auskommen.“ Er wollte es loswerden. Seine Augen, seine Körperhaltung – schlichtweg alles an ihm zeigte, wie überdrüssig er des Umstands war, sich Monat für Monat verwandeln zu müssen.
„Remus …“ Ihr mitleidiges Flüstern wurde nicht mehr gehört, als die Aufbruchsstimmung die ganze Meute in Bewegung setzte. Nach und nach nahmen die Gäste für die Heimreise den Kamin.

Zuhause war Hermine außergewöhnlich ruhig. Severus nutzte den Sonntag, um ein Buch zu lesen, denn Hermine schien für nichts in Stimmung zu sein. Sie starrte abwechselnd auf das Autogrammfoto von Gilderoy Lockhart, dann aus dem Fenster. Nebenher kraulte sie den Kater. Das Schnurren war in Severus’ Augen ein äußerst angenehmer Begleitton beim Lesen.

Es war nachmittags gegen drei Uhr, als Hermine plötzlich etwas wissen wollte.

„Severus?“ Er blickte von dem Wälzer auf, von dem er schon ein Viertel hinter sich gebracht hatte. „Was für Bücher hast du über den Stein der Weisen und das Elixier des Lebens gelesen, bevor du es für Harry hergestellt hast?“
Er legte ein Lesezeichen ins Buch und klappte es zu, bevor er einen Moment in sich ging. „Das waren Bücher, die Harrys Elf mitbrachte. Eines hieß ‚Die gesammelten Werke von Nicolas Flamel‘, eines trug den Titel ‚Flamels Lebenswerk und noch etwas mehr‘ und das dritte …“ Er spitzte die Lippen, während die Stirn Falten schlug. „Ich glaube, der Titel war ‚Die Quelle der ewigen Jugend und andere lebensverlängernde Mythen‘.“
„Mythen?“
„Das Buch war nicht sehr hilfreich. Es war voller unbestätigter Theorien, mehr nicht. Mit den ersten beiden konnte ich etwas anfangen.“ Nach seinen Worten verlor sich Hermine in Gedanken, doch bevor sie vollends abdriftete, fragte er: „Warum?“
„Ach“, nochmals ein flüchtiger Blick auf das Autogramm, „ich frage mich nur, was das Elixier bei Lockhart anstellen würde und ich bin zu einem nicht sehr schönen Resultat gekommen.“
„Welches wäre?“, fragte er interessiert nach.
„Dass es ihm nicht helfen würde. Sein Kopf ist leer …“
„War er schon vorher“, murmelte er unverständlich.
„Lockharts Körper war nach dem Obliviate-Unfall unversehrt, ebenso das Gehirn als Organ. Nur der Geist, der war blitzblank wie von einem Neugeborenen. Das Elixier kann doch nichts zurückbringen, was verloren ist, oder?“
„Nein, dafür gibt es die Dunklen Künste. Mit denen wäre einiges machbar, aber ich befürchte, Lockhart wäre danach nur noch unerträglicher als zuvor.“
„Mir ist nicht nach Scherzen zumute“, nörgelte sie.
Unschuldig dreinblickend versicherte er: „Ich mache keine Scherze. Das war lediglich meine Meinung zum genannten Fallbeispiel.“ Hermine blieb ruhig, doch er wollte an ihren Überlegungen teilhaben. „Spielst du tatsächlich mit dem Gedanken, diesem“, weil sie böse schaute, drückte er sich netter aus, „ehemaligen Kollegen von mir sein Gedächtnis wiederzugeben?“
Diesmal runzelte sie die Stirn. „Wie kommst du denn bitte auf diese Idee?“
„Wie ich auf diese …?“ Er schüttelte den Kopf und begann anders. „Du sprichst von ihm und stellst Hypothesen auf. Was soll ich denn sonst denken?“

Sie sah sich dazu aufgefordert, ihre Gedankengänge zu erläutern, was sie gern tat, denn zu zweit machte es viel mehr Spaß, auf wissenschaftlicher Ebene zu diskutieren, anstatt in Gedanken nur mit sich selbst.

„Meine Theorie lautet, dass man Lockhart aus genanntem Grund nicht heilen können würde. Bei den Longbottoms war es etwas anderes. Die Kraft der Cruciatusflüche hat die Nerven und Muskeln geschädigt, somit das organische Gewebe und nicht den Geist.“
Severus ließ sich das Gesagte durch den Kopf gehen, bevor er argumentierte: „Das Elixier hat Albus vor dem Tode bewahrt.“
„Der Tod ist körperlich“, hielt sie entgegen.
„Was bedeuten würde, dass der Geist …“ Die Ausführung brauchte er nicht zu Ende zu bringen. Dass Geister ohne Körper existieren konnten, wusste jedes Kind, das in Hogwarts zu Schule gegangen war.
„Der Geist kann getrennt vom Körper existieren“, fasste Hermine zusammen. „Das Elixier regeneriert den Körper und solange der gesund ist, kann der Geist darin leben. So haben es Flamel und seine Frau vorgemacht.“
Severus nickte. „Und auf was möchtest du hinaus?“
„Andere Flüche. Wie sieht es mit Fluchschäden aus, die keine körperlichen Verletzungen nach sich ziehen? Wie sieht es mit Opfern von Dementoren aus? Hätte das Elixier auch dich heilen können?“
Severus schüttelte den Kopf. „Ich vermute, das Elixier hätte sich nur meiner körperlichen Wunden angenommen.“
„Würde das Elixier bei einem Beinklammerfluch helfen?“, fragte sie in den Raum hinein.
„Vermutlich nicht“, entgegnete Severus, „denn die Beine sind weiterhin vorhanden und unbeschädigt. Es ist ein Fluch, der sie zusammenhält.“
Sie nickte, wirkte dabei traurig. „Und bei einem Werwolfsfluch?“
Jetzt verstand er, warum diese Überlegungen sie so sehr beschäftigten. Bei einem Werwolfsfluch traf wohl das Gleiche zu, dachte er. „Wir werden es abwarten müssen. Wie war es bei den Longbottoms?“ Sein Versuch, das Gespräch abrupt in eine andere Richtung zu lenken, war nicht erfolgreich.
„Remus hat mich gefragt, weißt du?“
Etwas Ähnliches hatte er sich bereits gedacht. „Ich halte es für klug, dass er die Tränke einnimmt. Außerdem würde ich ihn gern beobachten, wenn es soweit ist.“
„Er lässt sich dabei nicht gern zusehen.“
„Es ist mir gleich, ob es ihm angenehm ist oder nicht. Du wirst ihm schon klarmachen, dass es sich dabei um einen wissenschaftlichen Höhepunkt handelt.“
„Ich?“, fragte sie verdutzt und zeigte mit einem Finger auf sich selbst. „Warum fragst du ihn nicht?“
„Weil …“ Weil er ihr Freund war? Nein, verbesserte Severus in Gedanken. Remus war auch sein Freund. „Ich werde ihn bitten. Er könnte sich in unseren Keller zurückziehen.“ Hermine stimmte wortlos zu. Auch wenn sie es nicht zugeben würde, schürte sie die gleiche Hoffnung wie Remus. Severus wollte sie auf andere Gedanken bringen. „Also, wie verlief dein Besuch im Mungos?“
Ihr Lächeln wurde von einem traurigen Blick begleitet. „Es hat mich sehr mitgenommen, wie du dir vorstellen kannst.“
Er erinnerte sich an ihr Gespräch mit Harry. „Sie haben nach den Potters gefragt?“ Der Namen Lily wollte ihm nicht über die Lippen kommen.
Nochmals nickte sie, griff dabei nach Fellini, um ihn auf den Schoß zu setzen. „Keiner von uns hat es gewagt, ihnen die Wahrheit zu sagen.“
„Das ist verständlich. Es würde wahrscheinlich negativ auf das allgemeine Wohlbefinden der beiden einwirken, sollten sie vom Tod ihrer Freunde erfahren.“
„Irgendwann müssen sie es erfahren.“
„Sie haben jetzt Zeit genug, um mit der Realität vertraut zu werden.“ Severus hatte Alice immer gern gehabt. Sie war ein genauso freundliches Mädchen wie Lily gewesen. Die Freundlichkeit hatte ihr Sohn geerbt. „Wie hat Neville es aufgefasst?“
„Er ist ohnmächtig geworden.“
In einer anderen Situation hätte Severus darüber geschmunzelt wie damals, als Pomona im Lehrerzimmer erzählte, er wäre umgekippt, als er die Alraunen sah und nicht, weil die Ohrenschützer verrutscht waren. „Und seine Großmutter?“
„Wir haben ihr ein Beruhigungsmittel verabreicht.“ Hermine gähnte. „Bei mir wirkt es übrigens immer noch. Ich bin müde.“
„Es war auch eine anstrengende Woche“, rief er ihr ins Gedächtnis zurück. Bis in die Nacht hinein den Heiltrank für Severus brauen, die Hochzeit und heute der Besuch bei den Longbottoms. „Vielleicht solltest du dich hinlegen und bis morgen durchschlafen.“

Dem Vorschlag kam sie nach. Hermine legte sich ins Bett, doch anstatt zu schlafen, dachte sie immer wieder an die Longbottoms, besonders an Neville. Am meisten fragte sie sich, wie es weitergehen würde. Die Familie hatte eine Zeit vor sich, die von Trauer gezeichnet war, dachte Hermine. Zu erfahren, dass Freunde nicht mehr lebten, das Bekannte umgebracht worden waren, könnte niemand unbewegt hinnehmen. Vielleicht würde es helfen, wenn Harry sich mehrmals blicken lassen würde. Wenn nicht an die Longbottoms, dann dachte sie an Remus und seinen Fluch. Warten zu müssen, um ein Ergebnis zu erhalten, müsste sie eigentlich gewohnt sein. In diesem Fall war es kaum auszuhalten zu erfahren, ob er sich verwandeln würde oder er den Werwolfsfluch ein für allemal los wäre. Wie es wohl Remus gehen würde, fragte sie sich. Wenn sie sich schon solche Gedanken machte, würde es bei ihm nicht anders aussehen. Hoffnung. Natürlich war bei allem ein Funken Hoffnung vorhanden. Hoffnung war auch das, was Hermine bei den Recherchen und Berechnungen für Severus’ Heiltrank im Herzen getragen hatte – was ihr die Motivation verliehen hatte, bis an ihre eigenen Grenzen zu gehen. Hermine hoffte, dass es auch für Remus ein Happy-End geben würde. Sein Fluch schränkte ihn nicht nur im normalen Alltag ein, was sich durch Diskriminierung bemerkbar machte. Manchmal glaube Hermine, er selbst würde sich ebenfalls als Wesen zweiter Klasse sehen.

Unruhig drehte sie sich im Bett um. Durch das Fenster schien die Sonne in den Raum hinein. Es war viel zu hell, um ein Auge zutun zu können. Der Beruhigungstrank hatte sie aber dösig gemacht – zu faul zum Aufstehen. Damit sie nicht mehr an die Longbottoms oder Remus denken musste, ging sie in Gedanken die Bestellungen der Kunden durch, kam aber schnell zu dem Schluss, dass sie alles noch vor der Hochzeit erledigt hatte. Heute gab es nichts mehr zu tun. Das Schlimme aber war, dass sie nicht einmal Lust hatte, sich mit irgendetwas die Zeit zu vertreiben. Wenn sie die Zügel ihrer Gedanken locker ließ, ritt ihr wacher Verstand erneut zu den Longbottoms. Hermine legte eine Hand über die Augen.

Während Hermine sich herausnahm, einfach mal nichts zu tun, beschäftigte sich Harry mit einer Sache, die er schon vor Wochen in Angriff genommen hatte. Kurz vor der Hochzeit war ein Katalog gekommen, den er angefordert hatte, doch wegen der Vorbereitungen hatte er bisher nur einmal einen Blick hineingeworfen. Das wollte er heute nachholen.

Mit dem Hochglanzkatalog eines Immobilienmagazins hatte Harry es sich auf der Couch gemütlich gemacht. Zu seinen Füßen spielte Nicholas mit einer Lok und machte dabei summende Geräusche, die man keinem Zug zuordnen konnte. Der Junge hatte noch nie einen gesehen, hatte noch nie erlebt, wie beeindruckend eine Eisenbahn sein konnte. Obwohl Harry als Kind schon mehrmals Züge gesehen und gehört hatte – meist im Fernsehen, denn sein Onkel war der Meinung, jeder Weg könnte mit dem Auto zurückgelegt werden –, hatte der Anblick des imposanten Hogwarts-Express’ einen großen Eindruck bei ihm hinterlassen. Der riesige Triebwagen, der laut schnaufend im Bahnhof stand, die gemütlichen Abteile für sechs Personen, die großen Fenster. In dem Augenblick, als er sich an sein erstes Mal im Hogwarts-Express erinnerte, fasste Harry den Entschluss, Nicholas am Mittwoch mit zum Bahnhof von Hogsmeade zu nehmen, wenn die Schüler abreisen würden. Dann würden auch die Geräusche stimmen, wenn Nicholas das nächste Mal mit seiner Lok spielen würde, die Sirius dem Kleinen geschenkt hatte.

In seinen Händen fühlte Harry das Gewicht von dem Katalog, dem er eigentlich seine Aufmerksamkeit schenken wollte. Er blickte auf seinen Schoß. Hundert Heime für Hexen und Zauberer stand dort in schnörkeliger Schrift direkt über dem Bild eines pompösen Herrenhauses. An dem Tag, als der schwere Katalog von einer erschöpften Eule gebracht worden war, hatte Harry nur kurz durchgeblättert und – Liebe auf den ersten Blick – ein Stück Pergament als Lesezeichen ins Buch gesteckt. Diese Seite schlug Harry auf, um die erste Liebe nun kritisch zu beäugen, Fehler zu suchen, irgendwelche Haken. Erneut wurde ihm warm ums Herz, als er das Haus auf dem Bild betrachtete. Es handelte sich nicht um ein Manor, wie die Malfoys es besaßen, sondern um ein kleineres Gebäude, was reiche Leute wie die Malfoys schlichtweg als Sommerhaus bezeichnen würden. Harry musste sich erst einmal einlesen.

Der Katalog zeigte verschiedene Häuser. Von fürstlichen Schlössern über luxuriöse Herrenhäuser bis hin zu kleinen Landhäusern war hier alles vertreten, was in Schottland einen Käufer suchte. Ein Cottage bestand meist nur aus zwei Räumen und war ebenerdig, außerdem ohne Keller. Das Häuschen, das er auf dem Bild sah, wurde als Manor Cottage bezeichnet. Bei Harry weckte der Anblick des Hauses im ländlichen Stil Sehnsüchte, die er bis dato nicht gekannt hatte. Ein eigenes Heim wollte sorgfältig ausgewählt werden. Nur deswegen suchte er auf Biegen und Brechen nach möglicherweise negativ zu wertenden Aussagen im Text der Beschreibung und nach einem versteckten Haken, warum das Haus so überaus preiswert war. Harry fragte sich ernsthaft, ob man das erste Haus, das einem gefiel, kaufen durfte, ohne dass diese Aktion von anderen womöglich als Schnellschuss bezeichnet werden würde. Hals über Kopf. Dafür war er bekannt, dafür waren Gryffindors bekannt. Er durfte sich keine Fehler erlauben, wenn es um seine Familie ging.

Der Zug, der von Nicholas’ kleinen Händen auf dem Boden gesteuert wurde, fuhr plötzlich über Harrys Fuß.

„Au“, machte Harry nicht ernst gemeint. Nicholas giggelte, was ein sicheres Zeichen dafür darstellte, dass er seinem Vater absichtlich über den Fuß gefahren war. „Du bist ein kleiner Halunke, weißt du das?“, fragte Harry mit hoher Stimme, die den Jungen nur noch mehr zum Lachen brachte. Automatisch schaute Harry zur Tür. „Ich frage mich, wann deine Mutter zurückkommt.“ Ginny war vor über einer Stunde von ihren Klassenkameradinnen abgeholt worden, weil sie alles von der Hochzeitsfeier erfahren wollten, gleichzeitig auch die Zeit dazu nutzen wollten, einen kleinen Abschied zu feiern. Ein paar der Siebtklässler befürchteten, dass man sich nach abgeschlossener Schulbildung niemals wieder über den Weg laufen würde.

Harry seufzte. Sein Abschied von Hogwarts fiel ihm schwerer als er geglaubt hatte. Der letzte Schultag am Mittwoch war auch sein letzter Tag in Hogwarts. Dieses Gebäude mit seinen unermesslich hohen Decken, den vielen Geistern und sprechenden Bildern, den Geheimgängen und den sich bewegenden Treppen hatte ihn damals noch mehr beeindruckt als der Hogwarts-Express und der war schon ein Höhepunkt für sein kindliches Gemüt gewesen. Hogwarts war für eine lange Zeit sein Zuhause gewesen. Hier hatte er das erste Mal Freunde gefunden, war das erste Mal verliebt gewesen. Den Kloß im Hals schluckte Harry mit einem Schluck Butterbier hinunter. Als er dabei seinen Blick schweifen ließ, fiel der auf die feuerfeste Schale. Auf der Stange darüber saß Fawkes. Der junge Phönix hatte sich schnell und gut entwickelt, was Harry den vielen Mäusen zuschreiben wollte, die Hedwig in den kleinen Vogel gestopft hatte. Seit seiner Wiedergeburt hatte Fawkes nur in der Schale gelegen, doch heute war er entweder auf die Stange geklettert oder sogar geflogen.

„Bist du geflogen?“, fragte er den Vogel. Nicholas blickte auf, falls sein Vater mit ihm sprach. Weil es raschelte, schaute sich Nicholas um. Als er Fawkes erblickte, war die Lok nur noch zweitrangig. Der Junge stand auf und zeigte aufgeregt auf den Phönix, sagte dabei „Da“, ohne zu wissen, dass dieses Wort für die Geste sogar richtig war. Harry erhob sich ebenfalls und fragte Fawkes: „Kannst du fliegen?“ Der scharlachrote Vogel spreizte die Flügel und schlug einige Male damit, ohne jedoch abzuheben. „Heißt das jetzt ja oder nein?“ Sogleich wurde Harry abgelenkt, denn Nicholas machte mit seinen Armen die Bewegung der Flügel nach, schlug dabei beinahe die Flasche Butterbier vom Tisch und lachte ausgelassen. Harry stellte die Flasche weiter in die Mitte des Tisches, fragte währenddessen seinen Sohn: „Willst du fliegen?“ Nicholas flatterte noch immer mit seinen Armen. „Ich werde dich mal mitnehmen, auf dem Besen. Wir beide hoch oben in der Luft! Wäre das nicht was?“

Nach nur zehn Minuten waren für Nicholas weder Fawkes noch die Lok interessant, sondern das Malbuch und die Wachsstifte von Tante Hermine. Nur in Gedanken bedachte Harry seine Freunde mit den Titeln Onkel und Tante. Nie im Leben würde er es wagen, Onkel Severus laut auszusprechen. Wenn Nicholas später zu dieser Bezeichnung übergehen sollte, würde er ihn jedoch nicht aufhalten. Das Kind saß auf dem Boden über seinem Buch. Der Kreis, der eine Sonne darstellte, wurde mit Hilfe eines Stifts knallrot ausgemalt. Der Baumstamm war schon letztes Mal mit der Farbe Dunkelblau, die Baumkrone mit Gelb bedacht worden. Die vielen Farben erinnerten Harry an seine Erlebnisse mit Hermines Farbtrank. Es würde ihn wahnsinnig interessieren, wie die Farben von Nicholas aussehen würden. Mit einem Spontanzauber hatte der Kleine noch nicht auf sich aufmerksam gemacht. Ginny meinte dazu, dass nicht jedes Kind aus einem Impuls heraus zu einem Zauber fähig wäre. Dennoch machte sich Harry Gedanken und fragte sich, ob Nicholas überhaupt eines Tages zaubern können würde. Von Draco wusste er, dass Charles einmal Spielzeug bewegt hatte, ohne es zu berühren. Ausgeglichene Kinder, das hatte Molly ihm neulich erst erklärt, würden keinen Anlass sehen, magisch etwas in Bewegung zu setzen. Bei Bill und Charlie hatte man sehr spät in Erfahrung gebracht, dass sie durchaus Magie besaßen.

Harry atmete ruhig und ausgeglichen. Nicholas bei seiner Beschäftigung zuzusehen hatte eine beruhigende Wirkung auf ihn. Es störte Harry nicht einmal, als der Junge an dem roten Wachsstift lutschte. Als Hermine das Geschenk überreicht hatte, sagte sie, die Stifte wären vollkommen ungiftig, also machte sich Harry keine Sorgen. Mit dem Zähneputzen würde die rote Farbe auf der Zunge sicher wieder verschwinden. Harry widmete sich erneut dem Katalog, der wie eine Decke seine Oberschenkel warmgehalten hatte.

Das Manor Cottage. Ein ländliches Gebäude, welches bei Harry die Assoziation zu dem Begriff Traumhaus weckte. Es war sehr viel kleiner als eines dieser Herrenhäuser, besaß dessen ungeachtet ein erstes Stockwerk, einen Dachboden und einen Keller. Es lag am Rande eines dichten Waldes. Gedanklich machte Harry sich die Notiz, bei Percy Erkundigungen wegen der Lage bestimmter Reservate einzuholen, denn direkt an einem Verbotenen Wald wollte er nicht wohnen. Vielleicht war das sogar der Haken, befürchtete Harry. Ein Traumhaus, das von Werwölfen und Banshees umschwirrt wurde. Womöglich wohnte in der Nähe eine Sabberhexe, die es auf das zarte Fleisch junger Kinder abgesehen hatte. Das könnte erklären, warum der Preis geringer ausfiel als der für Hermines Apotheke. Das Seltsame war nur, dass Harry gar kein Interesse daran hatte, sich die anderen Häuser genauer anzusehen. Dieses oder keines! Das war jedenfalls das Gefühl, das sich in seinem Bauch ausgebreitet hatte. Dieses Haus!

„Nicholas, komm mal bitte her“, bat Harry mit freundlicher Stimme. Der Junge schnaufte, als er aufstand. Künstler sollte man bei ihrer Arbeit lieber nicht stören, sonst wurden sie unleidlich. „Komm mal her.“ Als der Junge bei ihm stand – einen Wachsmalstift fest umklammert –, hielt Harry ihm die Übersichtsseite vor Augen, auf der kleine Bilder der sechszehn Manor Cottages abgebildet waren und zum Verkauf angepriesen wurden. Harry tippte wahllos auf die Seite. „Zeig mir eines, das dir gefällt“, forderte er. Nicholas blickte ihn mit großen Augen an. Er verstand nicht, was sein Vater wollte. „Einfach eines antippen.“ Harry wiederholte seine Geste. Nicholas verstand. Er schaute sich flüchtig die Bilder an und tippte mit seinem Wachsmalstift auf ein Bild, hinterließ auf diese Weise eine rote Markierung. Es war Harrys Haus! „Gibt es Zufälle?“, fragte er in den Raum hinein. Nicholas hatte genug und schlenderte zurück zu seinem Malheft, auf dem er den Stift fallen ließ, um sich einer Kiste anzunehmen. Es war eine der Kisten von Harry, die er in der ganzen Zeit, die er in Hogwarts verbrachte, nicht ein einziges Mal ausgeräumt hatte. Jetzt musste er damit auch nicht mehr beginnen. Nicholas kramte in der obersten Kiste und stieß dort auf Indianer und Cowboys, deren Fund er mit dem Ausruf „Boah“ kommentierte, was Harry sehr an Ron erinnerte.

Harry blickte auf das Bild mit der roten Markierung. Wahrscheinlichkeitsberechnungen lagen ihm nicht, aber er wusste, dass jeder Wissenschaftler den Treffer des Jungen als Zufall abstempeln würde. Aus wissenschaftlicher Sicht wären mindestens noch zehn Wiederholungen notwendig, die Harry vor Augen halten würden, dass diese Übereinstimmung nur reine Glückssache war. In seinem Innern wusste Harry jedoch, dass es sich nicht um einen Zufall handelte, egal wie unwissenschaftlich das klang. Dieses Haus sollte das seiner Familie werden. Harry betrachtete die Miniaturansicht auf der Übersichtsseite. Auf dem Bild seines Hauses konnte man eine Katze erkennen. Nicholas liebte Tiere über alles. Es war gut möglich, dass der Junge deshalb auf dieses Bild gezeigt hatte. Harry überprüfte seine Vermutung. Auf keinem der anderen Fotos war ein Tier zu sehen, was ihm sein Haus nur noch sympathischer machte.

Das Spiel mit den Indianern und Cowboys war Nicholas langweilig geworden. Einen alten Western hatte er noch nie gesehen. Fernsehen war wegen gewisser Risiken tabu. Bei der geballten Magie in Hogwarts würde so ein Gerät nur implodieren, wenn man erst einmal – und das war das Schwierigste – einen Weg gefunden haben sollte, einen Sender einzustellen. Harry wurde sich gerade darüber bewusst, dass sie auch kein Kinderbuch besaßen, in welchem Indianer abgebildet waren. Vielleicht würde eine Illustration den Jungen zum Spiel anregen, dachte Harry. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er ein lautes Klimpern hörte. Harry konnte noch sehen, dass Nicholas einen Sack triumphierend in die Höhe hielt – der Inhalt traf auf dem Boden auf, hüpfte einmal und kullerte dann in alle Richtungen. Es waren die Murmeln, die Severus in der Schule von Lily bekommen hatte, und Severus hatte sie als ganz persönliches Geschenk an Harry weitergereicht. Nicholas fand die Bewegungen der runden Objekte spannend, aber etwas schien ihn zu stören. Der Junge stampfte mit dem Fuß auf den Boden, dann noch einmal und plötzlich – Harry traute seinen Augen kaum –, begannen die Murmeln zu hüpfen, nicht hoch, aber dafür stetig. Nicholas ging mehrmals hintereinander in die Knie ging und richtete sich wieder auf, beinahe so, als würde er schnelle Kniebeugen machen. Richtig zu hüpfen wagte er nicht, dafür waren seine Beine noch zu wackelig.

Wäre er ein wenig schneller gewesen, hätte Harry von diesem Ereignis ein Foto schießen können. Entweder waren Nicholas die Kniebeugen zu anstrengend oder – wie in so jungen Jahren wohl üblich – hatte er kein Interesse mehr an dem wenig abwechslungsreichen Anblick von hüpfenden Murmeln, die sehr schnell wieder zum Erliegen kamen. Harry war noch immer völlig überwältigt von diesem Ereignis. Ein Spontanzauber! Nicholas’ erster Spontanzauber. Allerdings machte sich Harry auch ein wenig Sorgen. Er selbst hatte sich so sehr gewünscht, dass der Junge zaubern könnte, dass Harry das seltsame Gefühl beschlich, er hätte womöglich mit dem bisschen stabloser Magie, die er beherrschte, die Murmel unbewusst in Bewegung gesetzt. Er würde später Wobbel fragen. Der Elf hatte bestimmt eine Antwort parat.

Erneut hatte Nicholas die Wachsmalfarben entdeckt. Er nahm je einen Stift in die Hand: grün und rot. Mit denen kam er auf seinen Vater zugelaufen, die Stifte dabei wie Dolche fest umklammert. Schon hatte Harry einen grünen Strich an der Hand. Nicholas’ Augen glänzten, seine Lippen waren zu einem neckischen Grinsen geformt.

Harry betrachtete den Strich auf der Hand und fragte: „Was soll denn das werden?“ Eine weitere Attacke, diesmal mit dem roten Stift, folgte auf der Stelle. Harry wurde am Unterarm getroffen. Die rote Linie zeigte eine imaginäre Schnittwunde. Nicholas giggelte. „Frechdachs! Pass mal auf, dass ich das nicht mit dir mache.“ Mit einem Aufrufezauber, für den Harry keinen Stab mehr benötigte, holte er sich die Wachsstifte mit den Farben Blau und Orange. Große Kinderaugen betrachteten die beiden Stifte in Harrys Händen. Der Junge schien Respekt zu haben, doch das war nur vorgetäuscht, denn mit beiden Händen bemalte Nicholas ganz flugs Harrys Unterarm, bevor er laut lachend davonrannte, um sich vor einem Racheakt seines Vaters in Sicherheit zu bringen. Harry ging in die Knie und robbte um die Couch herum, hinter der sich Nicholas versteckte. Der Junge rechnete nicht mit einem Angriff aus dem Hinterhalt. Harry malte einen dunkelblauen Strich auf die Kinderhand. Erschrocken drehte sich Nicholas um und schaute auf die Stelle, die sein Vater gekennzeichent hatte.

Nach einer Weile saß Harry im Schneidersitz auf dem Boden, direkt neben dem Kasten mit den Wachsmalfarben. Er blieb ganz still, während Nicholas ihm das Gesicht bemalte – und er war wahnsinnig neugierig, wie er danach aussehen würde. Seine runde Brille benötigte er zwar nicht mehr, aber im Moment war sie ein guter Schutz gegen grobmotorische Bewegungen der Kinderhände. Manchmal verharrten die Stifte dich an seinem Auge, nur durch das dünne Fensterglas voneinander getrennt. Auf Nicholas’ Wange befand sich bereits eine Blume, auf der anderen eine Biene, die Harry ihm mit verschiedenen Farben aufs zarte Kindergesicht gemalt hatte. Harry fühlte, wie Nicholas Striche auf seine Stirn zeichnete. Vor lauter Konzentration war die rosafarbene Zunge zu sehen, die Nicholas zwischen die Lippen genommen hatte.

Als die Tür aufgerissen wurde, blickten Harry und Nicholas neugierig hinüber. Ginny trat ein, und sie hatte jemanden im Schlepptau. Remus folgte ihr und blieb beim Anblick von den bemalten Gesichtern mit einem freundlichen Lächeln in der Tür stehen. Ginny hatte nur einen Blick für das Wohnzimmer übrig.

„Um Himmels Willen! Was ist denn das für eine Unordnung? Hier sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.“
Harry betrachtete den Boden: die Lok, Cowboys und Indianer, ein aufgeklapptes Malbuch und hier und da eine Murmel. Er schüttelte den Kopf. „Es ist nicht unordentlich“, verteidigte Harry das Chaos, „es sieht lebendig aus.“
„Bring ihm lieber von Anfang an bei, dass er nach dem Spielen aufräumen soll.“
„Aber wir spielen doch noch!“
„Mit allem?“ Nachdem Ginny ihren Umhang abgelegt hatte, sah sie Harrys Gesicht. „Und was soll die Kriegsbemalung?“
„Wir üben uns im Bodypainting“, erwiderte Harry vollkommen ernst. „Man kann nie früh genug damit anfangen, die Talente eines Kindes zu fördern“, versuchte er auf die pädagogische Tour, die Unordnung zu rechtfertigen. „Das könnte seine spätere Berufswahl positiv beeinflussen.“
„Bodypainting? Ist das überhaupt ein Beruf?“
„Ginny, ich spreche hier von Kunst! Das ist mehr als nur ein Beruf – das ist eine Berufung.“
Sie hob aufgrund seiner Aussage eine Augenbraue, schmunzelte dabei. „Ich dachte, er wird später mal Quidditchspieler oder macht irgendwas mit Tieren.“
„Er kann doch Quidditchspieler malen und Tiere auf die Leinwand bringen“, hielt Harry besserwisserisch entgegen.

Remus hielt sich aus dem Gespräch heraus und hatte nur Augen für Nicholas, der wieder damit begonnen hatte, seinen Vater zu bemalen. Weil Harry den Kopf zu Ginny gedreht hatte, lag der Hals frei, dem eindeutig etwas Farbe fehlte. Ein kräftiges Lila sollte Abhilfe schaffen, schien der Junge zu denken. Langsam ging Remus um die Couch herum. Als er auf etwas trat, musste er sich an der Rückenlehne festhalten, sonst wäre er gefallen. Eine Murmel. Remus bückte sich und sammelte nach und nach die Murmeln ein. In seiner Handinnenfläche stießen sie zusammen und gaben nachhallende Geräusche von sich, die ihn an die eigene Kindheit erinnerten. Remus stand auf und betrachtete die Murmeln, weil sie ihm bekannt vorkamen. Eine von den schwarzen nahm er zwischen Zeigefinger und Daumen, hielt sie gegen das Fenster. Das Sonnenlicht zeigte die wahre Farbe: Dunkelbraun.

„Harry?“ Als Harry ihn anblickte, zeigte Remus ihm die Murmel und sagte: „Deine Mutter hatte damals auch solche, in verschiedenen Farben.“
„Ja, ich weiß“, stimmte Harry zu. „Das sind ihre.“
Mit einem Male hielt Remus nicht nur Kinderspielzeug in der Hand, sondern einen Nachlass seiner verstorbenen Schulfreundin. „Tatsächlich? Wie bist du da rangekommen?“
„Severus hat sie mir geschenkt, zusammen mit einer Erinnerung.“
„Eine Erinnerung?“, hakte Remus vorsichtig nach, denn er wollte keinesfalls eine nähere Erklärung erzwingen, obwohl er mehr als nur neugierig war.
„In der Erinnerung kommt sie vor“, schilderte Harry mit zufriedenem Lächeln, denn er musste sofort an diesen Moment denken. „Sie treffen sich auf dem Schulhof.“ Mehr wollte Harry nicht preisgeben. Diese Erinnerung gehörte Severus – und jetzt ihm. Ordentlich füllte Remus den Sack mit den Murmeln und legte ihn in eine der Kisten. Harry beobachtete Remus. „Wo ist Tonks?“
„Sie musste heute nach dem Brunch zu einer Besprechung ins Ministerium. Geht um irgendwelche Kleinkriminelle.“
Selbstzufrieden grinste Harry. „Zum Glück nichts Ernstes.“ Auch wenn Remus immer gern willkommen war, lag Harry eines auf dem Herzen und er fragt unverblümt: „Bist du eigentlich aus einem bestimmten Grund hier?“
Remus’ Kopf schnellte herum. „Ja“, gab er zu, nahm gegenüber von Harry Platz. „Am Mittwoch, nachdem die Schüler abgereist sind, wollen wir im Lehrerzimmer eine kleine“, er zögerte, wackelte mit dem Kopf hin und her, „Abschiedsfeier geben.“
Der Groschen fiel bei Harry sofort. „Für Severus? Ich bin dabei!“
Remus lachte. „Für dich auch. Du hast gekündigt, wie ich gestern hörte.“
„Es war etwas kurzfristig“, gab Harry zu, „aber ich habe mir schon Wochen zuvor Gedanken gemacht und alles geplant, aber die Kündigung hab ich irgendwie vergessen.“ Dennoch hatte Albus die Vertragsauflösung freundlich angenommen, und er schien bereits zu wissen, wie er was organisieren wollte, wenn Harry nicht mehr als Lehrkraft fungieren würde. „Ein weiteres Jahr wollte ich nicht als Lehrer arbeiten.“ Über seine Schulter schaute Harry zu Ginny, die einige Papiere für ihren zukünftigen Arbeitgeber ordnete. „Ginny möchte bei Eintracht Pfützensee anfangen.“
„Tatsächlich?“ Begeistert schaute Remus hinüber zu Ginny, die ihm lächelnd zunickte. „Und du, Harry? Wie stellst du dir deine Zukunft vor?“
„An der Seite von Ginny und Nicholas“, gab er prompt zurück. „Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was ich beruflich machen will. Ich möchte erst einmal ein Zuhause haben“, unbewusst fiel sein Blick für wenige Sekunden auf den Katalog auf den Tisch, was dem aufmerksamen Remus nicht entging, „und dann möchte ich irgendwas machen, wo ich meine Ruhe vor Leuten habe, die immer nur den großen Harry Potter in mir sehen.“
Verständnisvoll nickte Remus. „Das wird nicht leicht werden. Dich wird man auch ohne Narbe immer und überall erkennen. Für deine Generation wirst du eine Art Befreier bleiben – und auch als solcher behandelt und gefeiert werden.“ Harry verzog das Gesicht, woraufhin Remus seufzte. „Sieh es doch einfach positiv, Harry. Lass die Menschen dich anblicken und ihren Frieden sehen.“
„Hör bloß auf, so zu reden“, winkte Harry ab. „Da wird einem ja übel.“
Hier musste Remus herzlich lachen. „Ach, Harry …“ Ein Giggeln vom Boden ließ Remus zu Nicholas hinuntersehen. „Du hast doch, was du immer wolltest: eine Familie.“ Er schaute Harry in die Augen und wollte etwas sagen, doch seine Kehle war mit einem Male wie zugeschnürt. Harry besaß etwas, das ihm noch verwehrt blieb.
Harry schien seinen Gedankengängen folgen zu können, denn er sagte augenscheinlich zusammenhanglos: „Weißt du übrigens, was mir Kingsley gestern erzählt hat?“ Remus blinzelte einmal, so dass Harry einfach fortfuhr. „Die neuen Gesetze sind fertig und wurden vom Zaubergamot abgesegnet. Mitte Juli kommt es schon in gedruckter Form in den Handel. In Kraft treten soll es aber erst am 1. September.“ Mit glückseligem Lächeln scherzte Harry: „Lass mich raten, wann du heiraten wirst …“

Am 1. September 2004, einem Mittwoch, war Schulbeginn. Vormittags, dachte Remus, wäre genügend Zeit, das Standesamt aufzusuchen, Ringe auszutauschen, mit ein paar Freunden zu feiern und sich abends frisch verheiratet an den Lehrertisch zu setzen, um die Erstklässler in Hogwarts zu begrüßen. Auch der Hochzeitsnacht stand nichts im Wege. Perfekt!

„Tonks wollte mir Bescheid geben, wenn es offiziell ist“, erinnerte sich Remus. Mehrmals hatte sie erwähnt, das Gesetz würde gerade geprüft werden. Wahrscheinlich waren die neusten Informationen an ihr vorbeigegangen, weil sie am Samstag nicht im Ministerium war, im Gegensatz zu Kingsley, der beinahe jeden Tag im Aurorenbüro vorbeischaute, selbst wenn er frei hatte. „Ich frage mich, ob sie …“
Ein unangenehm lautes Pochen an der Tür ließ Ginny erschrocken zusammenfahren. „Meine Güte!“, beschwerte sie sich über den Lärm, öffnete aber die Tür. Tonks kam hereingestürmt, trat auf einen Bauklotz von Nicholas, kam ins Straucheln und ließ sich von Ginny auffangen. „Remus!“ Tonks’ Haare waren feuerrot, was als Erkennungszeichen für ihre Aufregung zu sehen war. „Remus, ich habe eben mit King gesprochen!“
Remus, die Ruhe in Person, lächelte ihr friedlich zu. „Dann ist der Termin klar? Am 1. September?“

Ihre Haare wurden wieder braun, ihre Gesichtszüge weicher und ihr Gang sicherer, als sie sich – ein wenig aus der Puste – der Couch näherte. Sie ließ sich neben Remus nieder und holte tief Luft. Jeder im Raum, war davon überzeugt, dass Tonks von Remus’ Zimmer aus, in dem sie ihn nicht aufgefunden hatte, in Windeseile hierher gerannt sein musste. Tonks kramte in der Innentasche ihres Umhangs und zog eine dicke Rolle Pergament heraus, mit der sie vor Remus’ Nase wedelte.

„Rate mal …“
„Ich glaub es nicht!“, freute sich Remus und nahm Tonks die Pergamente aus der Hand, die er sofort entrollte. Hochzeitspapiere. Der Termin stand rechts oben – der 1. September. Morgens um neun Uhr.
Tonks schmunzelte zufrieden. „Kingsley hat es gestern Morgen für uns klargemacht.“
„Es geht nichts über Freunde, die mitdenken“, lobte Remus.
Sie seufzte erleichtert und blickte sich um. Sie sah den Jungen auf dem Boden spielen, bemerkte Ginny, wie sie einen Ordner mit Papieren zusammenstellte und schaute in Harrys farbenfrohes Gesicht, was sie stutzig machte. „Harry, was ist denn mit dir passiert?“ Gerade wollte er erklären, da fragte sie gespielt vorsichtig: „Weiß Ginny, dass du dich an ihrem Schminkköfferchen vergreifst?“
Harry lachte ausgelassen und betrachtete dabei seine angemalten Unterarme. „Nicholas wollte mal ausprobieren, wie die Farbe auf Haut hält.“
Mit fachmännischem Blick würdigte sie die Arbeit aus Kinderhänden. „Ich würde sagen, die Stifte taugen auch für Körperbemalung.“ Tonks schaute nochmals zu Nicholas, der gerade dabei war auszuprobieren, ob so ein Wachsstift auch in die Nasenlöcher passte, doch dafür waren sie glücklicherweise zu dick. Der Anblick ließ ihr Herz aufblühen. Mit breitem Lächeln schaute sie zu Remus, der ihrem unausgesprochenen Wunsch auf ein eigenes Kind mit der gleichen Mimik entsprach. Zu Harry sagte sie: „So einen ruhiger Junge wäre mein Traum.“
„Ruhig?“, fragte Harry verdattert nach. „Ihr hättet mal vor zwei Stunden hier sein müssen. Dann hättet ihr ihn von seiner anderen Seite kennengelernt.“
„Wieso?“, fragte Ginny hinter ihm. „Was war denn los?“
„Ach, das übliche Geschrei wegen dem Töpfchen.“ Er wandte sich wieder an Tonks. „Außerdem gibt es fast jeden Abend das gleiche Theater, wenn er ins Bett soll. Mittlerweile lassen wir ihn schon länger auf, damit er am Abend so richtig müde ist, aber das scheint nicht zu helfen. Sein Schlafrhythmus verschiebt sich dadurch nur.“ Beide, Tonks und Remus, betrachteten das stille Kind auf dem Boden und wollten gar nicht wahrhaben, was Harry da erzählte. „Ihr könnt es mir ruhig glauben“, kommentierte Harry die verwunderten Gesichter seiner Freunde. „Wollt ihr ihn mal für einen Tag haben?“
„Babysitten?“, fragte Tonks.
„Ja, dann können Ginny und ich mal weggehen. Wir wollen uns sowieso um ein Haus kümmern. Wenn wir demnächst eines besichtigen …“
Tonks stimmte sofort zu: „Ja, machen wir! Wir passen solange auf den Süßen auf.“
„Warte nur“, sagte Harry in dramatisch bedrohlichem Tonfall, „bis sich der Süße in Mr. Hyde verwandelt.“
Ihre fertige Mappe legte Ginny auf den Couchtisch und kommentierte Harrys Aussage mit den Worten: „So schlimm ist er ja nun auch nicht.“
„Ha!“ Den anschuldigenden Zeigefinger auf Nicholas gerichtet, der seinen Vater verwundert ansah, sagte Harry: „Kreischend hat er sich auf den Boden geworfen, gestrampelt und mit den Fäusten um sich geschlagen.“ Er senkte den Finger. „Ein Unschuldslamm ist er bestimmt nicht.“
„So sind Kinder nun mal.“ Aus Neugierde griff Ginny nach dem Katalog, in dem ein Lesezeichen steckte. „Ich bin nur froh, dass er bisher in der Öffentlichkeit so umgänglich war. Stell dir nur vor, er hätte seine fünf Minuten bekommen, als er gestern bei Snape auf dem Schoß saß.“
„Dann wäre Nicholas wohl zu einer Trankzutat geworden“, vermutete Harry laut. Als neben ihm Ginny den Katalog aufschlug, wurde sein Blick magisch von dem Bild seines Traumhauses angezogen. Er konnte nicht anders, als darauf zu tippen und kurz und knapp zu sagen: „Das da!“
„Das hier?“ Ginny las die Beschreibung, die ihr zuzusagen schien, doch sie stutzte bei dem Preis. „Und warum ist das so preiswert?“
„Keine Ahnung! Aber ich wäre der Letzte, der dem Makler die Ohren voll heulen würde, damit er es teurer macht.“
Remus streckte den Arm. „Darf ich das mal bitte sehen?“
Ohne Umschweife reichte Ginny ihm den Katalog mit der aufgeschlagenen Seite. Auch er las sämtliche Informationen zum Haus, bevor er aufblickte. „Wenn man ein Traumhaus zu einem Traumpreis bekommt, dann sollte man Vorsicht walten lassen.“
„Was kann an einem Haus schon so sehr kaputt sein, dass es niemand haben will?“, fragte Harry zurück. „Man kann doch alles richten.“
Tonks blickte auf das Bild. „Da ist eine Katze abgebildet. Vielleicht ist das ein Hinweis dafür, dass es dort vor lauter Mäusen nur so wimmelt?“
„Dagegen gibt es Kammerjäger“, konterte Harry. „Ich glaube, Hermine hatte auch Mäuse im Keller, als sie die Apotheke übernommen hat. Sie hat einen Kammerjäger an der Hand.“
„Und was“, begann Remus, „wenn die Leitungen kaputt sind, die Wände verfault? Das Fundament könnte abgesunken sein oder …“
„Soll ich dir die Wachsstifte reichen?“, unterbrach Harry mit gehobenen Augenbrauen. „Damit kannst du den Teufel besser an die Wand malen.“ Er fühlte sich persönlich beleidigt, dass man seinem Traumhaus solche Makel andichtete.
Remus lachte leise. „Ich möchte dich doch nur auf ein Gespräch mit dem Makler vorbereiten. Die haben immerhin gelernt, nur auf die schönen Aspekte einzugehen und die Mängel außen vor zu lassen.“
„Und ich habe gelernt, nicht alles zu glauben, was man mir erzählt“, gab Harry zurück.
„Harry.“ Allein mit Nennung des Namens beruhigte Remus ihn wieder. „Ich wollte doch nur …“
Harry unterbrach mit erhobener Hand. „Ich lasse mir schon nichts aufschwatzen.“
„Nein“, stimmte Ginny zu, „denn ich bin ja mit dabei.“ Sie ergriff seine Hand und legte sie auf ihren Schoß. „Ich will mir das Haus auch ansehen.“
„Aber nicht, dass du es die ganze Zeit schlechtredest“, warnte er mit nörgelnder Stimme vor, was Ginny zum Lachen brachte. Harry musste auch wieder lächeln. „Ich mache einen Termin für nächste Woche. Ist das in Ordnung?“
„Ab Donnerstag wäre schön, dann ist die Schule vorbei.“
Harry nickte, schaute dann zu Remus hinüber. „Wegen der Abschiedsfeier … Sollte ich da noch etwas wissen?“
„Ich wollte dich darum bitten, es vor Severus wenn möglich geheim zu halten.“
„Das wird mir nicht gelingen. Er wird mich durchschauen“, gab Harry zu bedenken. „Warum soll ich das überhaupt geheim halten?“
„Weil er solche gesellschaftlichen Anlässe wie die Pest meidet, besonders wenn er im Mittelpunkt steht.“
„Mmmh“, machte Harry nachdenklich. „Da magst du Recht haben. Trotzdem werde ich ihn nicht anlügen.“
„Du sollst ihn auch gar nicht anlügen, Harry. Es wäre nur schön, wenn du ihn, wenn das Thema zur Sprache kommen sollte, ermutigen könntest zu kommen, damit wir alle, na ja, Adieu sagen können.“ Remus atmete einmal durch und murmelte: „Er wird es hassen.“
„Ab wann geht’s los?“
„Gleich nachdem wir die Kinder in den Zug gesteckt haben.“

Der Sonntag klang allmählich aus. Nicholas sträubte sich mit Händen und Füßen, ins Bett zu gehen und das, obwohl Harry versprochen hatte, ihm ein Märchen vorzulesen. Nicholas war hellwach und konnte nicht schlafen.

Remus ging es ganz ähnlich. Auch er machte kein Auge zu, weil er immerfort an Dienstag denken musste. Übermorgen würde er den ersten Wolfsbanntrank einnehmen, die anderen beiden an den darauf folgenden Tagen.

Es hieß, als Belby der Öffentlichkeit das erste Mal den Wolfsbanntrank präsentierte, dass der Trank zwei Tage vor und der letzte Trank direkt am Tag der Verwandlung eingenommen werden sollte. Das Problem war jedoch, dass der Vollmond nicht immer in die späten Stunden fiel. Der kommende Vollmond war beispielsweise schon für 13:08 Uhr vorherberechnet. Ein Werwolf müsste den letzten Trank noch vor dem Vollmond einnehmen, sonst könnte es schmerzhaft werden oder sogar in einem Desaster enden, weil das Bewusstsein teilweise getrübt und der Geist nicht klar war.

Remus hatte für sich selbst herausgefunden, dass die Verwandlung leichter zu ertragen war, wenn der dritte Trank ungefähr zwanzig Stunden vor Einbruch der Dunkelheit genommen wurde, besonders wenn sich der Vollmond zu so früher Stunde zeigte wie dieses Mal. Was aber war danach? Diese Frage beschäftigte ihn, so dass er keine innere Ruhe fand. Es könnte möglich sein, hoffte er, dass das Elixier des Lebens den Werwolffluch aufgehoben hatte. Das Lebenselixier war auch dazu imstande gewesen, die geschwärzte Hand von Albus zu heilen. Seine Gedanken überschlugen sich. Die Frage kam auf, ob die geschwärzte Hand nur das Resultat eines Fluches war oder der Fluch selbst noch auf ihr gelastet hatte. Bei ersterer Möglichkeit hatte das Elixier nur die Wunde geheilt, beim zweiten Szenario hatte es den Fluch aufgehoben. Die Chance stand fünfzig zu fünfzig, dass Remus am Wochenende seinen Fluch Vergangenheit nennen könnte. Zu hoffen, ganz fest von ganzen Herzen etwas zu wünschen, konnte von einem quälenden Gefühl begleitet werden, denn der Hoffnung stand als Gegner immer das Schicksal im Wege. Wie würde wohl seines aussehen, fragte er sich in Gedanken. Er hoffte. Und irgendwann spät in der Nacht schlief Remus endlich ein.

Am nächsten Tag war Hermine die Erste, die sich aus dem Bett schwang. Noch immer waren ihre Gedanken bei den Longbottoms, aber auch bei Remus und letztendlich bei Severus, der sich die Freiheit nahm, sich noch einmal umzudrehen, um für eine weitere halbe Stunde zu dösen. Hermine machte sich für den Tag fertig, gab den Tieren ihre Mahlzeit und richtete danach das Frühstück an.

Als der Kaffee fertig war, erschien Severus pünktlich in der Küche. Er gestattete seinen Lippen, sich zu einem zaghaften Lächeln zu formen, als er das fertige Frühstück bemerkte. Hermine hatte die Rühreier nicht anbrennen lassen. Was für ein perfekter Start in den Tag.

„Ah, Severus“, grüßte sie, während sie die Rühreier auf den beiden Tellern verteilte. „Guten Morgen.“
„Guten Morgen, Hermine.“ Mit wachen Augen überflog er den Küchentisch: Brot, Butter, Marmelade. Sie hatte nicht einmal den Käse vergessen, den sie so widerlich fand. „Hast du dich gut erholen können?“, fragte er vorsichtig nach, erwähnte absichtlich keine Namen oder Situationen von gestern.
„Geht so“, gab sie unschlüssig als Antwort. „Ich muss immerzu an sie denken.“ Sie nahm ihm gegenüber Platz. „An Neville besonders. Ich werde ihn heute Abend mal anflohen. Er wird bestimmt den ganzen Tag im Mungos sein.“
Severus nahm eine Scheibe Brot. „Meinst du nicht, er wird pünktlich bei Pomona auftauchen?“
„Ach“, winkte sie ab. „Wenn er ihr sagt, warum er nicht kommt, wird sie schon nichts dagegen haben.“
„Anzunehmen.“

Ein kurzer Moment heimeliger Stille folgte, den die beiden im Einklag miteinander verbrachten. Genau so, dachte Severus, dürfte es, wenn es nach ihm ginge, die nächsten Jahre weitergehen. Ein gemeinsames Frühstück und eine seichte Unterhaltung, die das Gehirn auf die tiefsinnigen Gespräche des Tages vorbereitete. Hermine schien nichts von oberflächlichen Gesprächen zu halten. Sie startete intellektuell voll durch.

„Ich habe mir nochmal Gedanken über den Fluch gemacht, den Werwolffluch. Erinnerst du dich daran, als ich meinte, man müsste Remus mal ins Flugzeug setzen, um zu sehen, ob er dem Vollmond davonfliegen könnte?“
Severus wusste nicht, ob er um diese Uhrzeit schon bereit für so eine gehaltvolle Konversation war, dennoch erinnerte er sich, weshalb er nickte. „Willst du aus der Überlegung Ernst machen?“
„Vielleicht“, gab sie als vage Antwort. „Es müsste gut durchgeplant werden.“
„Allerdings“, stimmte er zu, „und ich rate, sehr genau zu planen. Brech es nicht übers Knie.“
Hermine hörte mit dem Kauen auf und blickte ihn mit großen Augen an. Sie schluckte den Happen hinunter. „Seit wann breche ich etwas übers Knie?“ Unmöglich konnte er in all der Zeit ihre Vorsicht übersehen haben.
„Du bist eine Gryffindor!“, war die alles erklärende Antwort für seine Bemerkung.
Sie schnaufte, schüttelte dabei den Kopf. „Nur weil ich eine …“ Ihr fehlten beinahe die Worte, aber nur beinahe. „Dann nenne mir doch bitte eine einzige Sache, bei der ich voreilig gehandelt haben soll.“

Severus war sich sicher, dass ihm auf der Stelle etwas einfallen würde, doch er irrte. Er musste in sich gehen und nachdenken. Mit selbstgefälligem Lächeln beobachtete sie ihn dabei, wie er händeringend nach einem Beispiel suchte. Es musste etwas geben, davon war Severus überzeugt. Bei den Nachforschungen bezüglich seines Seelenheils war sie sehr gründlich gewesen, hatte nichts überstürzt. In Gedanken ging er weiter zurück, viel weiter. Er war bei dem Augenblick angelangt, als sie in sein Denkarium schauen wollte, doch dazu war sie nie gekommen. Sie hatte lange nachgedacht, ob sie es tun sollte. Mit Schaudern stellte er fest, dass er es gewesen war, der in diesem Moment übereifrig gehandelt hatte, indem er ungefragt Legilimentik bei ihr anwandte. Ihm fiel nichts ein. Hermine hatte sich sogar viel Zeit gelassen, um über eine Anstellung als Zaubertränkeschülerin bei ihm nachzudenken. Ihre Zusage bekam er, als er schon gar nicht mehr damit rechnete. Hermine schien tatsächlich nichts zu überstürzen, oder?

„Dein Antrag kam sehr voreilig“, sagte er gelassen, bevor er von seinem Brot abbiss.
„Welcher …?“ Für einen Moment hatte sie an solche Anträge gedacht, die man beim Ministerium wegen irgendeiner Angelegenheit einreichte, doch in Windeseile kam ihr der Gedanke, dass er nur den Heiratsantrag meinen konnte.
„Siehst du!“, hielt er ihr schief lächelnd vor. „Es scheint dir sogar entfallen zu sein.“
„Ich hab es nicht vergessen“, beteuerte sie. „Und der war nicht überstürzt!“
„Dann hast du dich lange damit auseinandergesetzt?“, fragte er scheinheilig.
„Es war in diesem Moment das Richtige.“

Mit dieser Antwort konnte sie sich herauswinden. In Wirklichkeit hatte Hermine nicht mit einer bejahenden Antwort seinerseits gerechnet. Innerlich war sie dennoch dafür bereit gewesen. Das war wie nach dem Fest nach der Ordensverleihung, als Hermine ihren ehemaligen Professor zum Tanzen aufgefordert hatte. Zwar war sie davon ausgegangen, dass er ablehnen würde, aber sie hätte keinen Rückzieher gemacht, hätte er zugestimmt. Eine zukünftige Heirat war allerdings etwas viel Gewichtigeres als ein einmaliger Tanz im Garten des Fuchsbaus. Und doch war sich Hermine aller Konsequenzen bewusst gewesen, als sie gestern fragte, ob sie den gefangenen Brautstrauß bei ihm einlösen könnte. Mit solchen Dingen machte man keine Scherze. Als Scherz hätte sie es höchstens heruntergespielt, wenn er ihr einen Korb gegeben hätte. Seine Zusage hatte sie überrascht, aber noch viel mehr war sie darüber erfreut.

Von gegenüber beobachtete er Hermine beim Frühstück. Zu gern würde er ihre Gedanken lesen können. Eines aber fühlte er, nämlich dass sie zu der Situation stand. Sie blickte auf und lächelte ihm mit geschlossenem Mund zu, kaute dabei den Bissen Marmeladenbrot.

„Wie sieht es eigentlich mit den Hauspunkten aus?“, fragte sie interessiert. „Wer liegt vorn?“
„Gryffindor“, erwiderte er mit gerümpfter Nase. „Morgen gibt es noch ein Quidditch-Spiel. Das Blatt könnte sich also noch wenden.“
„Dracos Team hat sich gut geschlagen. Ich habe zwar nicht alle Spiele gesehen, aber Harry und Ginny haben mir davon erzählt.“
Severus nickte. „Slytherin lag mit den Hauspunkten eine Weile an letzter Stelle.“
„Weil du ihnen Punkte abgezogen hast – und nicht zu wenig.“
Severus verzog das Gesicht. „Danke, dass du mich daran erinnerst. Nichtsdestotrotz hat Draco diese Strafe verdient. Es war geschmacklos.“ Severus erinnerte sich an die Halloweenfeier in Hogwarts, und an Draco, der im Kostüm eines Todesser für Aufsehen gesorgt hatte.
„Er hat nur rebelliert.“
„Nur? Er hat Angst und Schrecken verbreitet und das mit voller Absicht. Außerdem fühlte ich mich durch seinen Auftritt bloßgestellt.“
Sie versuchte, Draco zu verteidigen. „Er wusste sich eben nicht anders gegen die Anfeindungen zu helfen.“
„Er hätte …“ Severus seufzte. „Man kann es sowieso nicht mehr ändern. Ich fand sein Handeln falsch. Jede Art von Rebellion ist mir zuwider.“
„Ich habe manchmal auch gegen dich rebelliert.“ Nach ihren Worten schenkte er ihr einen lang anhaltenden Blick, der schwer zu deuten war. „Oder irre ich mich?“, hakte sie nach.
Severus stellte die leere Tasse Kaffee ab und erhob sich. „Ich muss los. Der Unterricht beginnt in zehn Minuten.“
„Irre ich mich?“ Die Antwort wollte sie noch hören. Sie verkniff sich das Lachen, als er sich an der Küchentür zu ihr umdrehte und dabei den Kopf schräg legte. Am Ende gab er ihr die ersehnte Antwort. „Deine Absichten waren uneigennützig und dienten in erster Linie dazu, mich in meinem Denken zu beeinflussen.“ Sie lächelte selbstzufrieden, doch diesen Ausdruck wollte er ihr neckisch aus dem Gesicht wischen. „Es ist jedoch nicht von der Hand zu weisen“, begann er mit freundlicher Stimme, „dass deine Art, mit schwierigen Situationen umzugehen, durchaus eine Stärke des Geistes darstellt, und darüber hinaus hast du eine Kunst geschaffen“, seine Augen funkelten frech, „auf denselben zu gehen.“
Hermine runzelte die Stirn, wiederholte seine Worte in Gedanken, bis sie verstand. Als sie sich rechtfertigen wollte, war er längst auf der Treppe, die ins Wohnzimmer führte. Sie rannte zum Absatz und rief ihm hinterher: „So so, ich gehe also manchmal auf den Geist?“ Beleidigt war sie nicht, eher amüsiert.
Schalkhaft nickte er ihr zu, was sie wahlweise als Abschiedsgruß oder als Bejahung sehen konnte. „Ich werde heute erst nach Ladenschluss kommen“, wechselte er das Thema. „Es gibt noch ein paar Dinge in Hogwarts, die ich packen muss.“

Seinen Unterrichtsraum betrat Severus pünktlich. Kein Lehrer würde heute noch ernsthaft unterrichten. Selbst Severus hatte, was er sich selbst eingestehen musste, keine Lust. Übermorgen wäre das Schuljahr vorbei. Alle Noten waren vergeben. Die Erstklässler verweilten still und brav auf ihren Plätzen. In ihren Gesichtern stand die Furcht geschrieben, heute noch hart arbeiten zu müssen. Wäre er übelgelaunt, würde er einen Aufsatz über irgendein Thema aus dem Lehrbuch „Tausend Zauberkräuter und -pilze“ schreiben lassen, damit die Kinder beschäftigt wären. Das unsichere Blinzeln einiger Schüler, die bisher eher mittelprächtige Arbeiten abgeliefert hatten, veranschaulichte ihm, dass sie genau dies mutmaßten.

„Greifen Sie zu einem Stück Pergament“, forderte er mit emotionsloser Stimme. Irgendwer unterdrückte einen Seufzer, dennoch gehorchte die Klasse. Leise zog jeder für sich ein Blatt Pergament aus der Tasche, stellte gleich noch das Tintenfass auf den Tisch und legte die Feder in Reichweite. Wieder waren alle Augen auf den dunkel gekleideten Lehrer gerichtet, der sich vor der Klasse aufbaute und die Hände hinter dem Rücken verschränkte. Mit kühlem Blick musterte er die Schüler. Die meisten verzogen enttäuscht das Gesicht, bis auf Miss Clavick, die sich über jede Art von lehrreicher Beschäftigung freute. Sie strahlte über das ganze Gesicht, und sie war die Einzige, die ihre Feder bereits in die Tinte getaucht hatte und nur noch auf den Startschuss wartete. Sie erinnerte ihn an seinen Hund, nur dass Miss Clavick keinem Stock mit hängender Zunge und wedelndem Schwanz hinterherjagte, sondern einem interessanten Thema.

„Ich möchte“, seine Stimme klang hartherzig, „dass Sie sich Ihr erstes Schuljahr hier in Hogwarts vor Augen führen und niederschreiben, welche Aspekte des Unterrichts Sie positiv und welche Sie negativ bewerten.“ Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete er die Gesichtszüge der Schüler und bemerkte, dass ein oder zwei entgleist waren. „Und kommen Sie mir nicht nur mit einer puren Aufzählung“, knurrte er mahnend. „Begründen Sie Ihre Meinungen und machen Sie Verbesserungsvorschläge, sofern Sie wenigstens dazu in der Lage sind, wenn Sie schon keine Tränke nach einem einfachen Rezept brauen können.“ Ein Schüler, bei dem häufig der Kessel geschmolzen war, blickte beschämt zu Boden. Bei der in die Höhe schnellenden Hand rollte Severus mit den Augen. „Miss Clavick? Was an meiner Anweisung könnte wohl so unglücklich formuliert gewesen sein, dass Sie als Klassenbeste“, das Lob war ihm versehentlich herausgerutscht, „noch Fragen haben könnten?“
„Ich wollte mich erkundigen, Sir, ob wir nur den Inhalt des Lehrplans analysieren und bewerten sollen oder ob die Umsetzung des Stoffes in Bezug auf das Lehrpersonal mit einbezogen werden darf.“
Ihre Wimpern klimperten, als sie aufmerksam auf eine Antwort seinerseits wartete, doch Severus fragte sich momentan noch, ob es Absicht war, dass die Schülerin ihren Satz länger gestaltet hatte als er den seinen. „Die von mir bereits genannten Aspekte des Unterrichts bezieht natürlich auch das Lehrpersonal mit ein“, er warf ihr einen warnenden Blick zu, „ebenso die Arbeitsmaterialien, die Ihnen von der Schule zur Verfügung gestellt werden.“ Ein Junge aus Slytherin hob zaghaft die Hand. „Was ist denn noch?“, blaffte Severus den Jungen an.
Erschrocken zog der Schüler die Hand zurück, als liefe sie Gefahr, verhext zu werden. Trotzdem hatte er den Mut zu fragen: „Wofür ist das gut?“
„Wofür ist das gut, Sir!“, verbesserte er den Schüler. „Wäre das meine Aufgabe“, schnellen Schrittes ging er zu seinem Pult hinüber, „wäre ich bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag damit beschäftigt, Verbesserungsvorschläge zu den Verhaltensregeln und Umgangsformen der Schüler zu verfassen.“ Er ließ sich auf seinem Stuhl nieder und schüttelte zermürbt den Kopf. „Was, bei Merlin, ist an dieser Aufgabe nur so schwer?“
Er erwartete keine Antwort, doch Miss Clavick saß in seiner Klasse – und sie war offenbar noch nicht über die Funktion rhetorischer Fragen informiert, denn sie erklärte ernsthaft: „Ich glaube, viele Schüler haben einfach nur Bedenken, wenn sie sich frei über die möglicherweise verbesserungswürdigen Unterrichtsmethoden des Lehrpersonals äußern sollen.“
„Sagt die Schülerin, die es nicht für notwendig hält, sich zu melden.“ Langsam hob Miss Clavick ihre Hand. „Jetzt ist es zu spät, Miss Clavick.“
„Sir, ich habe noch eine Fra…“
„Herrje“, stöhnte er theatralisch, warf die Arme nach oben und schlug sie sich auf die Schenkel. „Da wollte ich nur einen ruhigen Unterrichtstag einläuten, stattdessen sehe ich mich mit einer Horde unsicherer Schüler konfrontiert, denen es offensichtlich an Mumm fehlt, offen und ehrlich Kritik an einem Lehrer zu üben, der sie im kommenden Schuljahr sowieso nicht mehr unterrichten wird.“
„Sie verlassen uns, Sir?“, fragte Miss Clavick erstaunt. Severus konnte auch etwas Enttäuschung heraushören. Die Schülerschaft schaute gebannt zu ihrem Lehrer und wartete auf eine Antwort.
„Ab dem nächsten Schuljahr wird Sie Professor Popovich unterrichten“, verkündete er gelassen. Einige Schüler kicherten, als sie daran dachten, wie man den Namen des neuen Lehrers abkürzen konnte. „Und glauben Sie mir: Darüber freue ich mich mehr als Sie ahnen können!“
„Waren wir wirklich so schlimm?“, fragte Miss Clavick kleinlaut.
Severus war sich nicht sicher, ob sie die Frage ernst meinte. „Die gleiche Frage darf ich wohl Ihnen stellen“, er blickte auf die Uhr, „und wenn ich mich recht entsinne, habe ich sie indirekt gestellt – und zwar gleich nach Unterrichtsbeginn.“ Wieder schaute er zu seinen Schülern. „Bisher ist nicht ein Tröpfchen Tinte auf Ihren Pergamenten zu sehen.“
Ein Schüler seines eigenen Hauses fragte, ohne die Hand zu heben: „Geht es nur um den Zaubertränkeunterricht oder können wir auch schreiben, was uns bei den anderen Lehrern nicht gefällt?“
„Tun Sie, was Sie nicht lassen können“, antwortete Severus gelangweilt.
Diesmal fragte ein Gryffindor: „Werden Sie das lesen, was wir schreiben?“
„Ich werde Ihre Vorschläge auf jeden Fall an meinen Nachfolger übergeben, damit er seinen Unterricht in Einklang mit Ihren Wünschen gestalten kann.“

Severus hielt inne. Seine eigenen Worte schockierten ihn. Ursprünglich wollte er sich zwei ruhige Stunden machen, vielleicht in einem Buch über Werwölfe blättern, während die Schüler mit einer schriftlichen Aufgabe beschäftigt waren. Das Thema der Stunde war ihm völlig egal gewesen. Den Schülern offenbar nicht.

„Wie ich Ihnen gesagt habe, sollten Sie Ihre Anregungen oder Ihre Kritik stichhaltig begründen. Bleiben Sie bei Ihrer Wortwahl sachlich. Noch irgendetwas unklar?“ Innerlich schlug sich Severus gegen die Stirn. Jetzt forderte er die Kinder sogar noch dazu auf, ihm Löcher in den Bauch zu fragen. Dass sich die Schüler gar nicht mehr meldeten, nahm er nicht einmal zur Kenntnis.
„Sir?“
„Was ist?“, belferte er in die Richtung, aus der die Frage kam.
Den Schüler hatte es nicht eingeschüchtert. „Was machen Sie denn nach der Schule?“
Sein Leben ging die Bälger überhaupt nichts an, dachte Severus. Möglicherweise war es der Stolz, der ihn trotzdem antworten ließ: „Ich besitze eine Apotheke, der ich mich widmen werde.“ Dass ihm nur die Hälfte des Geschäfts gehörte, ließ er außen vor. Er würde sich nicht in Details verzetteln.
„Wo?“, fragte eine gesichtslose Stimme, die Severus nicht ausmachen konnte.
Entnervt stand er von seinem Stuhl auf und stützte sich mit beiden Händen auf dem Pult ab. „Drücken Sie alle sich jetzt schon vor einer Aufgabe, deren Umfang völlig Ihnen überlassen ist oder was soll das hier werden?“
„Wir unterhalten uns“, erwiderte Naseweis Clavick.
„Ich fühle mich nicht unterhalten“, schoss er zurück. „Das Plauderstündchen ist beendet. Beginnen Sie mit Ihrer Aufgabe.“
„Sie haben nicht beantwortet, ob Sie unsere Vorschläge lesen werden“, erinnerte ihn der Schüler von vorhin.
„Was“, Severus legte nach dem einen Wort eine Pause ein, damit er den Buchstaben s schön zischeln konnte, „interessiert es mich, was Ihnen lieb und recht wäre, wenn ich gar nicht mehr hier sein werde? Beantwortet das Ihre Frage?“ Ein schüchternes Nicken seitens des Schüles. „Gut, denn ich werde keine weitere Diskussion mehr zulassen, es sei denn, Sie haben Freude daran, die letzten Tage vor den Ferien Mr. Filch eine überaus große Hilfe beim Putzen dieses riesigen Schulgeländes zu sein.“

Erste Federn begannen bereits, Worte aufs Pergament zu kritzeln. Endlich Ruhe. Während der nächsten Stunde, in der er die gleiche Aufgabe den Siebtklässler stellen wollte, würde er die Vorschläge der Erstklässler lesen, denn deren Reaktionen hatten ihn neugierig gemacht.

Während der Mittagspause nahm Severus wie immer zwischen Harry und Remus Platz. Die Zeit konnte ihm gar nicht schnell genug vergehen. Er wollte am liebsten sofort seine restlichen Sachen packen und sich häuslich in der Wohnung über der Apotheke einrichten – endgültig. Sein Tischnachbar zur rechten stocherte lustlos im Essen herum. Gedankenverloren schob Remus eine Kartoffel hin und her. Harry hingegen stopfte sich den Bauch voll. Er war sichtlich glücklich. Zwischen diesen beiden Extremen zu sitzen bereitete Severus Unbehagen. Ihm war nach einer Unterhaltung zumute, die er vorzugsweise mit dem unbefangen fröhlichen Harry beginnen wollte, doch Remus, dessen faltige Stirn als Ventil für unausgesprochene Sorgen herhalten musste, hätte ein Gespräch nötiger.

„Warum so betrübt?“, fragte Severus kurz und knapp. Es lag nun an Remus, die Konversation aufzunehmen oder dankend abzulehnen.
„Ach …“ Remus schob den Teller von sich weg.
„Du solltest etwas essen“, empfahl Severus, hielt sich aber zurück, den Grund für den Vorschlag zu nennen. Eine körperliche Zwangsverwandlung war kraftzehrend.
„Ich habe keinen Appetit.“
Severus schaute auf. Der Anblick eines narbenfreien Gesichts war ungewöhnlich, daher ein Gesprächsthema wert. Leise fragte Severus: „Hat sich irgendjemand erkundigt, warum …?“ Ungenau deutete er aufs eigene Gesicht, damit Remus verstehen würde, was er meinte.
Remus musste lächeln. „Eine Schülerin war der Meinung, ich würde einen Abdeckstift benutzen.“ Er schnaufte. „Ich musste mich erst einmal bei Ginny erkundigen, was genau das ist.“ Mit einem Kopfnicken deutete Remus zu den Gryffindors. „Mr. Smith stellte die Vermutung auf, ich hätte mich übers Wochenende einer Laserbehandlung unterzogen.“ Sein Blick schweifte hinüber zu den Slytherins. „Mr. Foster äußerte sich nicht dazu, obwohl er wusste, denn er war selbst Gast auf der Hochzeit, dass ich am Samstag noch anders aussah.“
„Mr. Foster hat den Mund gehalten?“, fragte Severus nach.
Remus nickte. „Ich glaube, er wollte mich nicht in die Verlegenheit bringen, meine Situation erklären zu müssen. Mich erstaunt nur, dass Mr. Foster mich nicht selbst gefragt hat.“
„Slytherins fragen nur nach, wenn die Antwort ihnen einen Vorteil bescheren könnte.“
Ungläubig blickte Remus ihn an, der Hauch eines Lächelns auf seinem Gesicht. „Dann hast du mich nur nach meinem Wohlbefinden gefragt, weil du dir von der Antwort einen Vorteil erhoffst?“, stichelte er.
Severus äußerte sich zunächst mit einem vorwurfsvollen Blick, bevor er die Flunkerei aufgriff. „Natürlich! Du musste bei Kräften sein, wenn Hermine dich eines Tages mit auf eine Weltreise nimmt.“
Hier wurde Harry hellhörig. Er drehte den Kopf und fragte nach: „Habe ich hier irgendwas von Weltreise gehört? Wo soll es denn hingehen?“
„Ja“, stimmte Remus mit ein, „das würde mich auch interessieren.“
Jetzt hielt Severus den Trumpf in der Hand. Er fand nicht nur seine ersehnte Unterhaltung, sondern er konnte auch noch Remus damit aufheitern – nicht dass es ihm etwas daran gelegen hätte. „Hermine hat eine Theorie entwickelt. Es ist noch zu früh, um Genaues sagen zu können.“ Seelenruhig schenkte sich Severus einen Schluck Wasser ein, während Harry und Remus auf glühenden Kohlen saßen.
„Und?“, fragte Harry erwartungsvoll.
Remus zeigte verständlicherweise sehr viel mehr Interesse an diesem Thema: „Was beinhaltet diese Theorie?“
„Ich sagte doch bereits, sie steckt noch in den Kinderschuhen, aber wenn ihr es unbedingt wissen wollt: Hermine will überprüfen, inwiefern das Licht des Vollmondes Einfluss auf den Werwolfsfluch hat.“
Harrys Augenbrauen begrüßten sich über der Nasenwurzel, so irritiert war er. „Aber wie will sie das denn überprüfen?“
„Weltreise?“, wiederholte Remus das vorhin genannte Thema. „Hat sie das vor, was ich denke?“
„Um das beantworten zu können“, Severus schmunzelte, „müsste ich Legilimentik anwenden, um herauszufinden, was du denkst.“
Mit Daumen und Zeigefinger einer Hand fuhr sich Remus nachdenklich und deutlich interessiert über die Lippen. „Sie will reisen, um dem Vollmond zu entkommen.“
Harry schüttelte den Kopf. „Das geht doch aber gar nicht.“
„Natürlich geht das“, wiedersprach Remus. Neugierig wandte er sich Severus zu. „Wann hat Hermine das vor?“
„Einen Termin kann ich noch nicht nennen. Von der reinen Idee bis hin zur Umsetzung muss gründlich geplant werden. Ich bin, da mache ich mir nichts vor, überhaupt nicht informiert über die Schnelligkeit heutiger Flugzeuge, was bei diesem Versuch ein wichtigen Punkt darstellt.“
„Wow!“, machte Harry beeindruckt. „Ich bin noch nie im Flugzeug gereist. Darf ich mitkommen?“
Severus’ Augenbrauen schnellten in die Höhe. Es könnte an seinem Slytherin-Verstand liegen, dass er diese Frage gleich in eine geschäftliche Angelegenheit wandelte, denn er ließ verlauten: „Ich bin mir sicher, dass Sponsoren am Experiment teilnehmen dürfen.“
„Sponsoren?“, fragte Harry irritiert nach.
„So ein Flugzeug ist sicherlich nicht preiswert. Es muss gechartert werden, denn man möchte doch keine anderen Passagiere an Bord haben, falls die Verwandlung wie üblich vonstatten gehen sollte.“
Von seinen trüben Gedanken war Remus im Nu befreit. „Das Experiment wird bestimmt interessant werden. Ich bin mit dabei!“
Harry stimmte ein: „Ich auch! Gern auch als Sponsor, aber ich müsste das vorher mit Ginny besprechen.“
„Es ist bisher nur eine Idee, Harry. Wer weiß, vielleicht wird das erst in einem Jahr in Angriff genommen.“
Hoffnungsvoll warf Remus ein. „Mit etwas Glück werdet ihr euch einen anderen Werwolf für das Experiment suchen müssen.“
Es lag Severus fern, Remus’ Hoffnung zu zerstören, aber nichts sprach gegen einen kleinen Dämpfer. „Remus, ich will den Tatsachen ins Auge sehen: Die Chance liegt bei weniger als fünfzig Prozent, dass der gestrige Umtrunk sich positiv auf deine Situation auswirkt.“ Seine Worte sorgten wieder für die Falten auf Remus’ Stirn. „Es tut mir leid, dass ich nicht bestätigen kann, dass sich all deine Sorgen nach dem kommenden Freitag in Wohlgefallen auflösen.“
„Aber hoffen darf ich doch“, entgegnete Remus etwas gereizt, weil seine gute Laune wieder gebremst wurde.
„Sicher.“ Was Hoffnung bedeutete, hatte Severus in den letzten Monaten am eigenen Leib erfahren. Sein Glück war jedoch gewesen, dass aufgrund seiner emotionalen Kälte die Gleichgültigkeit über die Hoffnung gesiegt hatte. Der Rest seiner Seele hätte es leicht verkraften können, wären Hermines Bestrebungen umsonst gewesen. Erst jetzt, nachdem er wieder vollständig war, war er sich darüber im Klaren, was für ihn auf dem Spiel gestanden hatte. Zuviel Hoffnung könnte schädlich sein, was er Remus verinnerlichen wollte, als er sagte: „Vom Gipfel der Hoffnung ist es ein langer Weg bis nach unten, sollte man enttäuscht werden.“

Für die ehrlichen Worte war Remus dankbar. Severus hatte Recht. Würde er fest damit rechnen, sich am Freitag nicht zu verwandeln, würde er noch mehr leiden als sonst. Remus zog seinen Teller wieder heran und kam Severus’ Ratschlag nach, noch etwas zu essen. Er benötigte Energie, damit er am Tag nach der Verwandlung nicht so schwach war.

„Du hast jetzt die Siebtklässler, oder?“, wollte Harry von Severus wissen.
„Korrekt!“
„Wie war deine erste Doppelstunde?“ Selbst Harry als Kollege schien zu ahnen, dass Severus irgendein anstrengendes Projekt mit den Erstklässlern durchgeführt hätte. „Irgendwas gebraut?“
„Nein, ich habe die Schüler eine Art Aufsatz schreiben lassen.“
„Tatsächlich?“
Severus nickte. „Sie sollten ihr vergangenes Schuljahr reflektieren und schriftlich festhalten, was ihnen missfallen hat.“
Mit einem summenden Laut drückte Harry seine Verwunderung aus. „Wir haben nur ein bisschen geredet. War sehr entspannend.“
Geredet hatte er mit seinen Schülern ebenfalls, dachte Severus, und es war sogar erträglich gewesen. „Ich fand die Fragen der Schüler sehr ermüdend“, sagte er entgegen seiner inneren Einstellung. „Außerdem gehörten sie nicht zum Unterricht.“
„Wir haben ausschließlich über Privates gesprochen. Zum Beispiel darüber, was für Berufswünsche der Einzelne hat.“
Severus legte seine Serviette auf den leeren Teller. „Das interessiert dich?“
„Na klar! Ich habe auch ein bisschen gehofft, es wäre ein Beruf mit dabei, der auch mein Interesse wecken könnte.“
„Und? Fündig geworden?“
Harry schüttelte den Kopf. „Ich bin ab Donnerstag dann wohl offiziell Hausmann, bis ich was gefunden habe.“
„Mir würde die Decke auf den Kopf fallen“, ließ Severus verlauten.
„Du hast ja auch kein fast einjähriges Kind, das dich auf Trapp hält.“ Harry lächelte breit. „Einer von uns müsste sowieso noch die nächsten Jahre Zuhause beim Kleinen bleiben und da Ginny demnächst ihr Probespiel bei Eintracht Pfützensee hat, kann ich das auch sein.“
„Jahre?“, fragte Severus verdutzt nach.
„Es gibt hier keine Kindergärten oder Vorschulen, sofern ich unterrichtet bin. Molly hat mir gesagt, dass das Kinderkriegen in der magischen Welt für einen Elternteil bedeutet, immer für die Kinder da sein zu müssen und sie auch zu unterrichten. Schreiben, Rechnen und so weiter. Es sei denn, man organisiert sich mit einem Nachbarn, der auch Kinder hat.“
Irgendwas machte bei Harry Klick, wie Severus es in dessen Augen zu sehen glaubte. „Es ist angenehm, von den Eltern unterrichtet zu werden.“ Bei seiner Mutter hatte Severus gern die Schulbank gedrückt. Nachteile hatte der private Unterricht nie, bis auf die Zeiten, in denen sein Vater arbeitslos war und seine Mutter Geld herbeischaffen musste. Tobias Snape lag lieber angetrunken auf der Couch und schaute Fernsehen, als seinem Sohn etwas mit auf den Lebensweg zu geben, auch wenn es sich dabei nur um einen guten Eindruck von Muggeln handelte.
„Ich überlege, ob ich für Nicholas einen Platz in einem Muggel-Kindergarten klarmache.“
Severus hatte Einwände. „Davon rate ich ab. Stell dir vor, es passiert etwas Seltsames. Wie willst du das erklären? Oder soll jedesmal ein Vergissmich-Team anrücken, um den Fehler deines Jungen wieder rückgängig zu machen?“

Ohne es zu wollen drängten sich Erinnerungen von Harrys Zeit bei den Dursleys in den Vordergrund. Die Glasscheibe, die Dudley von der riesigen Schlange trennte, war eines der wundersamsten Ereignisse gewesen, mit denen Harry zurechtkommen musste. Von Hermine wusste er, dass deren Eltern eine Zeit lang geglaubt hätten, ihre Tochter würde übersinnliche Fähigkeiten besitzen. Für Harry war die Gesamtsituation sehr verwirrend gewesen. Niemand hatte ihm gesagt, er wäre normal. Das Gegenteil war der Fall gewesen.

„Das kann doch auch bei Muggelgeborenen passieren, dass im Kindergarten oder der Schule was passiert. Bei mir …“ Weitere Erinnerungen aus seiner Grundschulzeit blitzten auf. Ein Pudding, der ohne ersichtlichen Grund von Piers Polkiss’ Essenstablett gefallen war. Der Stuhl von dem arroganten Mathematiklehrer Mr. Lawrence, der in dem Moment von selbst zur Seite gerutscht war, als er sich setzen wollte. Der Apfelbaum im Schulhof, der seine Früchte über Dudley und seinen drei Freunden fallen ließ.
Severus verstand, obwohl Harry keines der Beispiele laut genannt hatte. „Bei dir sind auch einige Dinge vorgefallen.“
„Ja“, gab Harry zu. „Und wenn ich Seamus, Hermine und all den anderen glauben darf, die ebenfalls in den ersten Jahren in der Muggelwelt zur Schule gingen …“ Harry hob eine Augenbraue.
Severus zuckte gelassen mit den Schultern. „Das wird man nicht ändern können.“
„Warum werden die Eltern eigentlich erst so spät darüber informiert, dass ihr Kind zaubern kann?“
„Ich …“ Severus überlegte. Ihm fiel kein triftiger Grund ein, warum das so gehandhabt wurde. An Harry vorbei schaute er zu Albus. „Am besten fragst du unseren Schulleiter. Der wird es wissen.“
„Später, die Pause ist gleich vorbei.“ Harry leerte noch seinen Becher mit Kürbissaft. „Was hast du jetzt mit deinen Siebtklässlern vor?“
„Das Gleiche wie mit den Erstklässlern.“ Ihm lag daran, heute und morgen seine Ruhe zu haben.
„Ihr könntet doch auch ein bisschen miteinander reden“, schlug Harry vor.
„Ich sagte vorhin bereits, dass ich die Auseinandersetzung mit meinen Schülern ermüdend fand. Diese ständige Fragerei …“ Severus biss sich auf die Zunge, um keine bösen Worte zu verlieren.
„Mich stört es überhaupt nicht, wenn die Schüler mir Fragen stellen.“
Harrys Aussage machte Severus skeptisch. „Nicht ein bisschen?“
„Ist das nicht die Aufgabe eines Lehrers, Fragen zu beantworten?“, stichelte Harry mutig.

Die Schüler brachen bereits zu ihren Klassen auf. Severus verabschiedete sich von Remus und Harry, um sich der Siebtklässler anzunehmen. Auf seinem Weg in die Kerker traf er auf Miss Clavick, die ihn mit ihrer penetranten Art das ganze Schuljahr über belästigt hatte. Irgendeinen Preis musste es ja haben, Klassenbeste zu sein. Es war ihm unverständlich, dass sie nicht auch Harry auf den Geist ging. Vielleicht könnte man da ein wenig nachhelfen.

„Miss Clavick?“
„Ja, Sir?“
„Sie sind auf dem Weg zu Professor Potter?“ Sie nickte. „Würden Sie mir einen Gefallen erweisen?“
„Was für einen, Sir?“, fragte Miss Clavick zuvorkommend.
„Sie stellen gern und oft Fragen“, läutete er seine Bitte ein. Sie lauschte aufmerksam. „Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Professor Potter heute unter Dauerfeuer nehmen würden. Stellen Sie ihm Fragen.“ Ein hämisches Grinsen zierte sein Gesicht. „Viele Fragen.“
Skeptisch kniff sie die Augen zusammen. „Darf ich wissen, warum?“
Schon begann sie damit, der Sache auf den Grund gehen zu wollen. „Ein Scherz“, sollte als Antwort reichen, dachte er.
Unschuldige Augen blickten zu ihm auf. „Bekomme ich für den Gefallen etwas?“
Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet. „Wenn ich Ihnen dafür etwas geben würde, wäre es kein Gefallen mehr, sondern eine Dienstleistung.“
Ihre Augen funkelten frech. „Ich glaube, jetzt verstehen wir uns.“
„Miss Clavick!“ Er täuschte Entrüstung vor. „Warum sind Sie mit dieser Einstellung nicht in Slytherin gelandet?“ Die Schülerin lachte über seinen Kommentar, womit sie ihm auf der Stelle ein bisschen sympathischer wurde. „Reichen zehn Hauspunkte?“
Sie hielt ihm ihre Hand entgegen, die er ergriff. Miss Clavick schüttelte die seine. „Abgemacht!“

Der Schultag blieb ohne Störungen. Jeder Schüler, jeder Lehrer und sogar die Geister im Schloss hofften, dass dies bis zum letzten Tag so bleiben würde. Nur Peeves machte sich einen Spaß daraus, die vorüberziehenden Menschen mit dem Inhalt eines Papierkorbes zu bewerfen. Das Abendessen in der Großen Halle strich Severus, doch im Eingangsbereich konnte er ein Gespräch zwischen Harry und Remus verfolgen. Severus kam in den Genuss zu erfahren, dass Harry von der zweiten Unterrichtsstunde der Kopf qualmte, weil eine bestimmte Schülerin – so erzählte Harry es Remus – ihn mit Fragen bombardiert hätte. Niemanden fiel auf, dass das Stundenglas von Gryffindor zehn Punkte mehr aufwies.

Die Kerker.

Die dunklen, kalten, leblosen Gänge erinnerten Severus an sein Innerstes – an das Ich, das er für über zwei Jahrzehnte verkörpert hatte. Als Fremder betrat er sein Büro, welches ihm auf eigentümliche Weise vertraut war. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als er sich der unwirtlichen Umgebung bewusst wurde. Es war, als wollte der Raum ihn verdrängen, ihm den Zutritt verwehren, weil er nicht mehr derselbe war, der hier gehaust hatte. Mit einem Zauber entzündete Severus sämtliche Fackeln und Kerzen im Raum, doch es blieb unbehaglich. Einen Ort zu betreten, von dem man wusste, dass er bald nicht mehr das Zuhause darstellen würde, löste ein schwer zu beschreibendes Gefühl aus. Er verspürte ein leichtes Ziehen in der Brust. Es war keine Wehmut, sondern das Sträuben, das man immer fühlte, wenn man eine alte Gewohnheit ablegen sollte. Die Apotheke war jetzt schon sein neues Heim. Der Abschied von den Kerkern sollte nicht ganz so schwer fallen. Severus blickte sich um. Seine bescheidenen Habseligkeiten befanden sich überwiegend in der Winkelgasse. Die Schränke waren bereits leer, die Bücherregale geräumt. In seiner Großzügigkeit hatte Albus ihm ein paar der Möbel überlassen, die ihren neuen Platz im Labor der Apotheke gefunden hatten. Hier, in diesem Loch, hielt ihn nichts mehr. Einzig die Gläser in den Regalwänden, in denen schleimige Kreaturen eingelegt waren, warteten noch auf ihren Ortswechsel. Lange hatte Severus nach einem Zauberspruch gesucht, der diese seltenen und teilweise unbekannten Kreaturen keinesfalls beschädigen würde, sollte er sie verkleinern. In einer stabilen, gepolsterten Kiste verstaute er die Glaskolben. Bald, dachte er, würde er endlich Zeit finden, diese Dinge zu analysieren, anstatt sie nur tag ein, tag aus anzustarren.

Nach getaner Arbeit schweifte sein Blick durch den leeren Raum. Nur noch eine Sache: die Geheimverstecke. In ihnen lagen die wenige Schmuckstücke seiner Mutter, eine Besitzurkunde für ein Grundstück, das er nie gesehen hatte, bestätigte Patentanmeldungen, seine Urkunde, die belegte, dass er ein vom Ministerium geprüfter Zaubertränkemeister war und – zu seinem Leidwesen – auch auf Papier gebrachte Projekte, für deren Forschung er jetzt schon mit einem Bein in Askaban stand. Severus überlegte nicht lang und verbrannte zwei seiner Theorien, um sich und sein neues Leben, vor allem aber Hermine, nicht zu gefährden. Er fand im vierten Versteck seine Geburtsurkunde und nahm sich die Zeit, sie aufmerksam zu lesen, wie er es schon viele Male getan hatte, wenn er an diesem Geheimfach zugange war. Ein alter Umschlag fiel ihm in die Hände. Der Brief von Lily, in welchem sie ihm von ihrer Schwangerschaft berichtete. Beinahe wäre auch er dem Feuer zum Opfer gefallen, doch im Bruchteil einer Sekunde entschied er sich um und legte ihn wahllos zwischen seine Patentanmeldungen.

Severus löschte in seinen Räumen das Licht, nahm die Kiste und ging zum Kamin hinüber, als er plötzlich das Gefühl hatte, von einer eiskalten Hand an der Schulter gepackt zu werden. Diese Hand gehörte dem Gedanken an das fünfte Versteck. Langsam setzte er die Kiste auf dem Boden ab, bevor er sich drehte und an die Decke schaute. Trotz der Dunkelheit wusste er genau, wo sich der Stein befand, hinter dem er jene Dinge aufbewahrte, mit denen er sich nicht mehr beschäftigen wollte.

Wie paralysiert starrte Severus auf den Stein, hinter dem sich vierhundert Milliliter seiner Erinnerungen verbargen. Er könnte sie ignorieren, sie hier lassen und vergessen. Eines Tages, wenn Hogwarts in tausenden von Jahren altersschwach in sich zusammenfallen würde, wären auch sie begraben. Die Überlegung, dass ein Teil von ihm zurückbleiben und ihn überleben würde, ließ eine bizarre Unruhe in ihm aufkommen. So lange hatte er darauf gewartet, wieder komplett zu sein. Es stünde im Wiederspruch, sich jetzt eines Lebensabschnittes zu entledigen, obwohl diese Erinnerungen genauso zu ihm gehörten wie seine Seele. Eine andere Möglichkeit wäre, sie mitzunehmen und im Keller der Apotheke einen kleinen Hohlraum zu schaffen, in der er sie einmauern konnte. Sie wären näher bei ihm, weiterhin von ihm getrennt.

Tief durchatmend löste sich Severus aus seiner Starre. Er zog seinen Zauberstab und richtete ihn auf den Stein an der Decke, um die Abwehrzauber zu entfernen. Gleich darauf sagte er den Spruch, der den Stein aus der Decke löste. Das silberne Licht ließ die Schatten der Vergangenheit an den finsteren Wänden tanzen. Schwebend senkte sich der Stein, bis die Phiole auf ihm sichtbar war. Das kalte Leuchten war ähnlich der Luciferine, die den Gespenstischen Steinregen glimmen ließen, wie von biolumineszenten Naturstoffen, wie manche Drachenfische sie herstellten. An einem pechschwarzen Ort wie diesem wurden durch das Flimmern der Erinnerungen Geister geweckt. Severus hatte Angst, nach der Phiole zu greifen.

In seinem Kopf existierten die Erinnerungen an damals nur als Echo. Ihre emotionale Kraft hatten sie durch die abgesonderten Dubletten, die seit zwei Jahrzehnten in der Phiole abgelegt waren, eingebüßt. Allein der geschwächte Nachhall ließ die Furcht in ihm aufkommen, diesen Teil seiner selbst nicht ertragen zu können. Sein sonst vernunftbegabtes Wesen war von einer sonderbaren Befangenheit gelähmt, sein Körper wie versteinert. Er hörte Stimmen; die von Lucius war dabei. Sie echoten in seinem Kopf und ertönten gleichermaßen aus der Phiole, riefen nach Vereinigung. Seine Vorstellungsgabe schenkte den Stimmen körperliche Wesen. Jeder einzelne Nerv war sensibilisiert und rief Gefühle wach, die sich in Täuschungen manifestierten. Severus spürte Lilys Atem an seinem Hals, fühlte ihr Kind an seinem Hosenbein zupfen. Vor ihr, ihrem Trugbild, wollte er sich nicht als Feigling zeigen. Severus atmete tief durch und griff zu, brach damit den Mystizismus, den die Phiole aufrechterhalten wollte. Der Zauber war gebrochen. Mutig betrachtete er in seiner Handfläche die leuchtende Flüssigkeit, die seine schwersten Erfahrungen und Entscheidungen beherbergten. Das Vergangene ebnete den Weg in die Zukunft. Nur mit ihr wäre Severus bereit für ein neues Leben.


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