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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Himmel voller Geigen

von Muggelchen

Die Sonne strahlte, einige Vögel trällerten fröhlich und der Sommerwind ließ die Baumwipfel rauschen. Zu den Geräuschen passte nicht das helle Geklimper, das Hermine ab und zu vernehmen konnte. Müde blinzelte sie. Das Erste, was sie erblickte, war Severus im Nebenbett – mit einer Tasse Kaffee in der Hand und einem leeren Frühstückstablett auf dem Schoß. Er nahm einen Schluck und schloss dabei genüsslich die Augen. Sie war im Krankenflügel. Hermine streckte sich und schüttelte die Müdigkeit aus ihren Gliedern.

„Ah“, kam es von nebenan, „du weilst wieder unter den Lebenden.“
Sie seufzte erleichtert. „Ich habe mich selten so ausgeschlafen gefühlt.“
„Das hast du dir auch verdient. Gestern habe ich deinen Schlaf mit meinem Leben verteidigt.“
Hermine setzte sich auf, ließ die Beine baumeln. „Mit deinem Leben?“
Severus rechter Mundwinkel zog sich nach oben. „Der Besuch war sehr, was soll ich sagen, aufdringlich und schwer von Kapee.“
„Wer war das?“
„Dein Patenkind.“
Hermine grinste. „Der ist noch klein und nicht 'schwer von Kapee', Severus.“
„Du meinst, die Begriffsstutzigkeit lässt mit dem Alter nach?“
„War doch bei Draco auch so.“
Severus zog kurz beide Augenbrauen in die Höhe. „Wenn du das sagst.“
Von gegenüber hörte man Protest. „Hey, ich bin im Zimmer!“
„War doch nur Spaß“, lachte Hermine, bevor sie die Bettdecke vollends zurückwarf und vom Bett hüpfte. Erst da bemerkte, dass sie keine Hose trug. „Huch!“ Zum Glück war sie nicht komplett ausgezogen.
„Deine Kleidung liegt auf dem Stuhl. Poppy war so frei ...“

Während Hermine sich die Hose anzog, bemerkte sie die vielen Dinge, die auf Severus' Nachttisch standen. Neugierig nahm sie eine der Karten in die Hand. Ein Genesungsgruß des Hauses Slytherin. Alle neunzehn Schüler hatten unterschrieben. Severus ließ ihr die Freiheit, auch andere Grußkarten zu lesen. Da stand eine aufgeklappte Karte von Remus. Der Schokofrosch davor gehörte dazu. Besonders staunte Hermine bei einer Karte, die von Sirius und Anne unterzeichnet war. Bei dem Spruch musste sie lachen, bevor sie ihn laut vorlas: „'Keine Sorge, alle Tränke, die man dir einflößt, hat man vorher an Wichteln getestet.'. Das ist typisch er.“
„Ich finde es frech!“
„Unsinn“, widersprach Hermine, „das soll dich aufheitern.“ Sie überflog die anderen Karten. Albus, Minerva, fast das gesamte Kollegium. Eigens gezüchtete Blumen von Pomona waren in einer Vase untergebracht. Eine Genesungskarte mit dem Sternbild des Steinbocks erweckte Hermines Aufmerksamkeit. Aurora und Septina wünschten gute Besserung. „Das ist doch nett, dass alle an dich denken.“
„Es macht den Tisch voll“, nörgelte Severus, obwohl er die freundliche Geste seiner Mitmenschen tatsächlich zu schätzen wusste.
„Vielleicht bringe ich dir nachher auch was Schickes mit.“
„Einen Gefallen kannst du mir tun. Bring Zeitungen mit, drei verschiedene. Ich möchte wissen, was die Presse schreibt. Wie ich gehört habe, sind Lucius, Draco und ich nicht die Einzigen, denen das passiert ist.“
„Mach ich doch glatt“, versicherte sie.
Eine eine von Poppys Schwestern betrat das Krankenzimmer, um die leeren Frühstückstabletts abzuholen. Es war Esther. „Guten Morgen, Miss Granger. Möchten Sie auch etwas frühstücken?“
„Wenn es keine Umstände macht? Wie spät ist es überhaupt?“ Hermine blickte sich um, erspähte aber nirgends eine Uhr.
Die Schwester zog ihre Taschenuhr. „Es ist fast neun.“
Mit weit aufgerissenen Augen wiederholte Hermine. „Fast neun? Herrje, ich muss zur Apotheke!“
Sofort griff sie nach ihren Schuhen, doch bei den Schnürsenkeln verhedderte sie sich und machte versehentlich einen Knoten rein, weshalb Severus gemächlich den Rat gab: „Eile mit Weile! Hektik ist kein guter Beginn für einen Tag.“
Danke ihres Zauberstabes hatte sie den Knoten halbwegs entfernt. „Du hast gut reden! Ich will nicht, dass uns die Kunden wegbleiben, weil die denken, wir öffnen nur, wenn wir Lust dazu haben.“ Mit einem Male wurde sie ruhig. „Moment, ich habe am Samstag ein Schild rausgehängt. 'Wegen familiären Gründen geschlossen.'“
„Müsste es nicht heißen 'Wegen familiärer Gründe geschlossen.'?“, stichelte Severus. Wegen seiner Worte fing er sich eine Grimasse ein, die Hermine extra für ihn schnitt.
„Werden wir jetzt kleinkariert, ja? Ich würde sagen, das ist ein Zeichen der Genesung. Darf ich mal nach deinem Arm sehen?“ Sie war bereits ums Bett gegangen.
„Nur zu.“

Die Schale unter seinem Arm war vor dem Frühstück gewechselt worden, vermutete Hermine, denn dort fanden sich nur wenige Tropfen Wundflüssigkeit an. Vorsichtig hob sie das Tuch. Die Wunde war nur noch halb so groß, keinesfalls mehr so tief wie gestern. Elle und Speiche lagen nicht mehr frei, sondern wurden von neuem Muskelgewebe verdeckt. Um das Loch herum hatten sich überall neue Zellen gebildet. Man konnte die fast weiße Fettschicht sehen, die bei Severus sehr dünn war. Auch Sehnen und Adern hatten sich aus dem Nichts gebildet. Die Haut um die Wunde herum war schneeweiß, weil die Melaninbildung offenbar noch nicht abgeschlossen war.

„Was sagt die Expertin?“, wollte Severus wissen.
„Ich weiß nicht. Tut es denn noch weh?“
„Nach was sieht es denn aus?“
„Nach Schmerzen.“ Vorsichtig legte sie das Tuch wieder über die Wunde. „Es sind nur noch sechs oder sieben Zentimeter. Gestern begann die Wunde knapp unter dem Ellenbogen, jetzt befindet sie sich fast in der Mitte des Unterarms. Ich würde sagen, spätestens übermorgen sollte sie verheilt sein, wenn das Tempo so bleibt.“
„Dann bin ich beruhigt.“
Mit einem Lächeln versprach Hermine: „Ich werde dich zur Mittagszeit besuchen.“
„Du hast genug zu tun.“
„Mag sein, aber meinen Zeitplan gestalte ich selber.“

Sie ging nicht gleich, wie Severus es vermutet hatte. Es war Draco, zu dem sie sich einen Moment lang gesellte. Sie flüsterten. So sehr sich Severus auch anstrengte, er konnte nicht hören, was die beiden sagten. Am Ende lächelten beide, nickten sich zu. Plötzlich kam Hermine nochmals auf ihn zu und gab ihm zum Abschied einen Kuss auf die Wange, als wäre es eine alltägliche Geste.

„Gute Besserung!“ Sie winkte und machte sich auf zum Kamin.
Irgendetwas schien mit seinem Wahrnehmungsvermögen nicht zu stimmen, dachte Severus, denn den Kuss spürte er noch immer, so als würde Hermine noch bei ihm verweilen. Seine Augen fanden die von Draco. Sein Patensohn wagte es, breit zu grinsen und die Augenbrauen auf und ab tanzen zu lassen. „Na warte“, warnte Severus vor und griff mit der gesunden Hand nach der Packung Schokofrosch, die er als rügenden Gruß mit hoher Geschwindigkeit zu ihm hinüberwarf. Aufgrund der Bewegung schmerzte sein linker Arm, doch die Genugtuung kam auf der Stelle. Als Draco die Packung im Flug fing, bewegte er auch seinen verwundeten Arm versehentlich. Beide stöhnten laut auf, sogen vor Schmerz Luft durch die Zähne ein, was Poppy bemerkte, als sie gerade das Krankenzimmer betrat.
„Meine Güte“, sie stemmte ihre Fäuste in die Hüfte, „was ist denn hier los? Ich dachte, die Schmerzen seien erträglich?“ Keiner von beiden verlor ein Wort.

Im Erdgeschoss war man weniger wortkarg. Ginny war aufgestanden und beschwerte sich, dass man sie so lange hat schlafen lassen. Für das Frühstück brauchte sie eine ganze Weile, denn wegen der verletzten Fingerkuppen konnte sie kaum Druck auf die Gabel ausüben.

„Ich kann dich ja füttern.“ Harry meinte es nur gut, aber sein Vorschlag fand keinen Anklang.
„Du kannst es auch lassen. Gib mir lieber von dem Rührei, das muss ich nicht schneiden.“ Während Harry ihr etwas auf den Teller tat, fragte sie Wobbel: „Wie spät ist es?“
„Kurz nach neun, Miss Weasley.“
„Ah, gut! Um zehn ist die theoretische Prüfung in Geschichte der Zauberei.“
Harry runzelte die Stirn. „Du willst die doch nicht machen? Du musst dich ausruhen! Albus hat Draco gestern gesagt, dass er sich wegen der Prüfungen keine Sorgen machen muss. Er kann alle nachholen. Das gilt bestimmt auch für dich.“
„Ich bin aber nicht bettlägerig wie Draco. Die Prüfung bekomme ich schon hin.“
„Ginny“, er reichte ihr den Teller mit Rührei, „du hast eine Menge durchgemacht. Man hat dir Beruhigungsmittel gegeben, hat dich ohne was zu essen eingesperrt und man hat dir gedroht. Du standest unter großem Stress und jetzt willst du dich noch in dem Prüfungsstress aussetzen? Darf ich da ein Machtwort sprechen?“
„Mir geht es gut!“, wollte sie ihm weismachen.
„Ja, das habe ich heute Nacht gesehen, als du einen Albtraum hattest.“
„Natürlich verarbeite ich diese Erlebnisse in meinen Träumen. Das ist völlig normal und darüber hinaus gesund!“
„Du bist ein verdammter Dickkopf, Ginny!“
„Ich bin eine Weasley!“, entgegnete sie mit Stolz.
Harry stöhnte. „Von mir aus, dann mach die Prüfung. Aber wenn es dir zu viel wird, dann versprich mir, dass du zu Madam Pomfrey gehst.“
„Mach dir mal keine Sorgen.“
„Und denk dran, dass Kingsley dich heute noch sprechen möchte.“
„Harry“, stöhnte sie genervt, „ich bin kurz davor, dich 'Mama' zu nennen. Geh die Sache etwas gelassener an.“

Bei dem Gedanken war Harry nicht wohl. Man wusste nicht genau, was die Muggel Ginny gespritzt hatten. Am liebsten wäre es ihm, wenn Madam Pomfrey sie ein oder zwei Tage beobachten würde, um eventuelle Folgeschäden auszuschließen. Mittel mit narkotischer Wirkung gingen oftmals aufs Herz und auf den Kreislauf. Er würde noch vor der Prüfung mit Professor Tofty sprechen, damit der ein Auge auf Ginny werfen könnte. Gedankenverloren griff er zu der Rose aus Marzipan und betrachtete das Wunderwerk seiner stablosen Magie, auch wenn er noch immer nicht wusste, ob Wobbel dahinter steckte.

„Hier, Ginny“, er reichte ihr die Rose, „für dich.“
„Danke! Oh, Marzipan. Ich liebe Marzipan!“
„Weiß ich doch.“

Plötzlich bellte der Hund auf, so dass Ginny und Harry zu ihm hinüberschauten. Nicholas war bei dem Tier und streichelte ihn grob. Der Hund wedelte wie verrückt mit dem Schwanz, bellte nochmals vor Freude. Nicholas machte ihn nach und sagte „Wau!“.

„Na, wenigstens kann er schon mit Tieren reden“, merkte Harry mit einem Schmunzeln an. „Hallo Spatz!“ Der Junge schaute zu ihm rüber. „Komm her, Dr. Doolittle.“ Nicholas kam nicht. Stattdessen erklomm er den Hund, der sich auf den Boden gelegt hatte. Kaum lag der Junge auf dem weichen Rücken, stand Severus' Haustier auf. Harry stutzte. „Ich habe noch nie jemanden auf einem Hund reiten sehen.“
„Es gibt für alles ein erstes Mal.“ Ginny schaute sich um. „Wo ist die Kamera?“

Nachdem einige Fotos geschossen wurden, war es für Ginny Zeit zu gehen. Bevor Harry ihr noch einen guten Ratschlag mit auf den Weg gab, kam sie ihm zuvor. „Ich verspreche, ich gehe zu Madam Pomfrey, wenn es mir nicht gut gehen sollte.“
„Gut, dann wünsche ich viel Glück bei der Prüfung!“
„Ich werde nicht über ein Mies hinauskommen, da mache ich mir nichts vor. Bis später.“

Ginny war weg und Harry müsste auch bald zum Unterricht, der für ihn heute zum Glück erst um zehn begann.

„Wobbel, würde es dir was ausmachen, mit Severus' Hund spazieren zu gehen?“
„Nein, Sir. Das wollte ich sowieso. Den Jungen nehme ich gleich mit an die frische Luft.“
„Perfekt! Und Wobbel ...?“ Der Elf schaute ihn aufmerksam an. „Pass ein bisschen auf Ginny auf, ja?“
„Selbstverständlich, Mr. Potter.“
Harry stand bereits auf und schwang sich seine Tasche um, in der sich die Hausaufgaben der Zweitklässler befanden. Auf dem Weg zur Tür blieb er stehen und fasste sich in die Hosentasche, in der er den Stein der Weisen verstaut hatte. Mit dem roten Gebilde ging er auf Wobbel zu. „Verwahre ihn bitte für mich und kein Wort zu irgendjemandem. Außerdem brauche ich deine Hilfe. Ich möchte ein wenig recherchieren. Könntest du, während ich arbeite, schon mal nach Büchern Ausschau halten? Shibby kann dir dabei helfen. Ich brauche alles, was mit dem Stein der Weisen, mit Nicolas Flamel und diesbezüglich mit Alchemie zu tun hat.“
„Wie Sie wünschen, Sir.“ Als Wobbel den Stein betrachtete, schien er von Unbehagen eingenommen. „Darf ich fragen, was Sie damit vorhaben?“
Harry lächelte. „Es geht um ein Geschenk, das ich so schnell wie möglich fertig haben möchte.“
„Sir? Sie spielen doch nicht mit dem Gedanken, Mr. Flamel nachzueifern?“
„In gewisser Hinsicht schon, aber es wird eine einmalige Sache sein, Wobbel. Kein Grund zur Sorge. Ich habe nicht vor, mein Leben um hunderte von Jahren zu verlängern.“
„Gut!“ Der Elf war sichtlich erleichtert. „Es wäre nämlich schade, wenn Sie nicht eines Tages zur Ruhe kämen, nur weil Sie dem Irrglauben erlegen sind, stets für das Wohl der Gemeinschaft sorgen zu müssen.“

Diese Worte wiederholte Harry mehrmals in Gedanken. Er wurde das Gefühl nicht los, dass Wobbel eine Andeutung auf Albus machte.

„Mach dir bitte keine Sorgen, Wobbel. Ich habe nicht vor, eigennützig zu handeln.“ Er schenkte seinem Freund ein Lächeln, bevor er die Tür öffnete und sich auf den Weg zur Klasse machte.

Harry traf Professor Tofty, bei dem auch er damals seine schriftliche Prüfung in Geschichte der Zauberei abgelegt hatte. Man unterhielt sich nett. Bei seinem Wunsch, Professor Tofty möge Ginny im Auge behalten, war er weniger subtil vorgegangen als er gehofft hatte. Der Prüfer wollte seiner Bitte trotzdem nachkommen. Vor der großen Halle warteten bereits die Prüflinge. Ginny wurde stürmisch von ihren Mitschülern begrüßt. Es war keine Zeit, um alles zu erzählen. Professor Tofty öffnete die Türen. Drinnen befanden sich Lehrer, die während der Prüfung darauf achten sollten, dass niemand schummelte. Jeder setzte sich still, kramte dann Feder und Tintenfass aus der Tasche.

Auch bei Harry ging die Arbeit los. Seine Schüler waren ausgeglichen und fröhlich. Er ließ sie noch einen Moment flüstern und lachen, während er die Hausaufgaben aus seiner Tasche zog und sie verteilte. Bei einem Schüler hielt er inne und blätterte das Heft auf. Mit einem Zeigefinger deutete er auf schwarze Striche, die überall auf dem Text verteilt waren und definitiv keine Buchstaben darstellten.

„Was ist das?“, wollte Harry wissen.
Der Schüler schaute ehrfürchtige zu ihm hinauf und erklärte schüchtern: „Meine Eule hatte Tinte an den Füßen und ist über meine Hausaufgaben gelaufen.“
Harry stellte sich das bildlich vor und begann zu lachen. „Danke für die Erklärung. Ich habe schon gedacht, Sie wollten mir kodierte Nachrichten übermitteln.“ An die Klasse gewandt sagte er: „Schaut euch die Fehler in den Hausaufgaben an. Wir gehen sie heute nach und nach durch.“

Die Schüler begannen zu lesen. Nicht weit entfernt von Harrys Klassenzimmer wurden den Prüflingen gerade ihre Aufgaben überreicht – mit dem Text nach unten.

„So, meine Damen und Herren“, begann Professor Tofty, „sobald ich das Zeichen gebe, drehen Sie das Pergament um und beginnen mit der Beantwortung der Fragen.“

Das Zeichen war ein lauter Gongschlag. Das Rascheln unzähliger Blätter, die gewendet wurden, ertönte durch den Saal. Es kehrte Ruhe ein. Hier und da stöhnte jemand, bis nur noch das kratzende Geräusch schreibender Federn zu hören war.

'Verdammt', dachte Ginny, 'die Koboldaufstände.' Sie wusste alle Hintergründe: die Daten, die Ursachen, die Kämpfe, die Orte. Das Problem war nur, dass man nichts von den Koboldaufständen erzählen konnte, wenn man sich die Namen der Kobolde nicht merken konnte. War jetzt Eargit der Hässliche der Abgeordnete bei der ersten Versammlung des Magischen Rats oder war das Alguff der Abstoßende? Ginny seufzte und nahm letztendlich einen Kinderabzählreim zu Hilfe. Einer von beiden war es. Die Chance von fünfzig zu fünfzig war größer als bei einem x-beliebigen Gewinnspiel. Ginny schrieb und schrieb. Wenigstens die Daten sollten alle chronologisch und korrekt sein.

Nach einer Viertelstunde kribbelten ihre Finger, nach einer weiteren Viertelstunde sogen sich die Pflaster an Daumen und Zeigefinger mit Blut voll. Der leichte Druck, den sie auf die Feder ausübte, reichte aus, um die Wunden rund ums Nagelbett wieder zu öffnen. Plötzlich stand jemand bei ihr und nahm ihr das Tageslicht. Professor Tofty betrachtete sie. Mit mildem Gesichtsausdruck nahm er ihr die Feder aus der Hand und legte sie auf den Tisch.

„Sie gehen besser zu Madam Pomfrey“, empfahl er. „Ich werde vermerken, dass Sie aufgrund Ihrer physischen Einschränkungen die Prüfungen zu einem späteren Zeitpunkt nachholen werden.“ Professor Tofty hatte sich kurzgehalten, um die anderen Schüler nicht unnötig abzulenken. Resignierend packte Ginny ihre Sachen ein und verließ die große Halle, um den Krankenflügel aufzusuchen.

Draco blickte sie fragend an, so dass Ginny ihre rechte Hand in die Höhe hielt. Die blutigen Pflaster zeigten den Grund ihres Besuchs. „Wie es aussieht“, begann sie entmutigt, „werden wir beide die Prüfungen zusammen nachholen. Man hat mich eben rausgeschmissen.“
„Ich glaube kaum“, hörte man Severus Stimme von Gegenüber, „dass man die Fürsorge eines Prüfers als 'Rausschmiss' bezeichnen kann.“
„Sie haben Recht, Professor Snape. Meine Äußerung war unpassend. Trotzdem hätte ich gern mit allen anderen zusammen ... Ach, ist schon gut.“
Mit der gesunden Hand zeigte Draco auf den Stuhl neben seinem Bett. „Setz dich doch, Ginny. Kannst mir etwas Gesellschaft leisten.“
Sie verstand, dass ihm langweilig war und wollte für Abwechslung sorgen. „Wie geht’s dem Arm?“
„Heute schon viel besser. Ich hoffe, dass morgen nichts mehr übrig ist.“
Während sie auf Poppy wartete, erzählte sie: „Ich habe mich vorhin mit unserem Team unterhalten. Sie haben Angst, dass sie mit dem Ausfall von uns beiden das letzte Spiel verlieren werden.“
„Werden sie nicht!“, widersprach Draco energisch. „Unsere beiden Ersatzspieler sind genauso klasse. Unser Team hat auch ohne uns die gleichen Chancen. Das musst du ihnen klarmachen! Wenn sie zweifeln, dann ist das ein Schritt in Richtung Niederlage.“
Severus hörte nur einzelne Wörter des Gesprächs und fragte unverhofft: „Über was redet ihr da?“
„Über Quidditch.“ Dracos Antwort löste ein brummendes Geräusch bei Severus aus. Er unterließ es tunlichst, sich an dem Gespräch zu beteiligen, obwohl ihm die Decke auf den Kopf fiel.
Von der kurzen Unterbrechung ließen die beiden sich nicht beirren. Draco versicherte Ginny: „Wenn Slytherin das letzte Spiel gegen Gryffindor gewinnt, dann ist der Pokal unser!“
„Denk dran, dass ich in Gryffindor bin“, erinnerte sie ihn.
„Was denn? Wirst du jetzt parteiisch, wo du die ganze Zeit über ...“
Sie lachte. „Nein, werde ich nicht. Es wäre mal was anderes, wenn diese Mannschaft gewinnt. Ich wünsche es mir sogar. Was wäre ein besserer Beweis für den Zusammenhalt aller vier Häuser als unser Team?“
„Das wäre einzigartig, wenn wir gewinnen würden. Meinst du, das würde in die Geschichte einfließen?“
Ginny nickte. „In die Geschichte Hogwarts' ganz bestimmt.“
Nachdenklich nickte Draco, als er plötzlich eine Idee hatte. „Ginny, du musst das unserem Team genau so erklären! Als historisches Ereignis. Mach ihnen klar, dass es nicht nur ein normaler Häusersieg wäre, sondern etwas Einmaliges, etwas Besonderes. Die Bedeutung hinter einem Sieg ist viel größer, als nur einen Pokal in den Händen zu halten. Motiviere sie! Ich kann hier leider nicht weg und ich befürchte, Madam Pomfrey würde nicht das ganze Team reinlassen, damit wir eine Besprechung abhalten können.“

Kaum hatte Draco von ihr gesprochen, kam sie auch schon. Madam Pomfrey steuerte mit Tupfern und einem Fläschchen in der Hand auf Ginny zu, um ihre Finger zu begutachten. Hinter ihr trat Remus ein, der breit grinsend stehen blieb, um die anwesenden Menschen zu betrachten. Er grüßte Draco und auch Ginny, ging aber zu Severus hinüber.

„Guten Morgen, Severus.“ Skeptisch blickte Severus zu seinem Kollegen, der neben dem Bett Platz nahm. „Wie geht’s?“
„Was wollen Sie hier?“
Remus schnalzte mit der Zunge. „Hatten wir das nicht schon hinter uns?“
„Was?“
„Das Siezen meine ich.“
Severus rollte mit den Augen, doch Remus hatte Recht. „Das war ein Versehen.“
„Und das können wir ruhig beibehalten.“ Noch immer über das ganze Gesicht strahlend überflog Remus mit den Augen den voll bepackten Nachttisch und vermisste etwas „Ah, hat der Schokofrosch geschmeckt?“ Bevor Severus in die Verlegenheit kam, erklären zu müssen, warum Draco den verputzt hatte, nickte er einfach. Ungefragt griff Remus zu der Karte von Sirius und las den Text, lachte dann amüsiert, was Severus nicht kommentierte. „Wie fühlst du dich heute?“
„Warum so aufdringlich?“
Mit einer Hand zeigte Remus auf sich selbst. „Ich? Ich bin doch nicht aufdringlich.“
„Was verschafft mir die ...?“ Severus verstummte, so dass Remus den Rest des Satzes übernahm.
„Die Ehre?“
„Nein“, widersprach Severus nur halbherzig grantig, „mir ist nur so schnell kein anderer Begriff eingefallen.“ Er betrachtete das Gesicht seines Besuchs. Irgendetwas stimmte nicht und es machte ihn rasend, den Grund für Remus' gute Laune nicht zu kennen, also fragte er: „Was grinst du die ganze Zeit wie ein Honigkuchenpferd?“
Das Grinsen wurde – was Severus nicht für möglich gehalten hatte – noch breiter. „Ich weiß ja nicht, ob du schon davon gehört hast, aber gestern ... Sirius war bei mir und hat mir die frohe Botschaft übermittelt ...“
„Meine Güte, komm endlich auf den Punkt!“
„Greyback!“

Bei dem Namen lief selbst Severus ein Schauer über den Rücken. Greyback war gleich nach Voldemort der finsterste Geselle, dem er jemals begegnet war. Eigentlich war Greyback noch schlimmer, denn wo Voldemort auf einen gewissen Stil geachtet hatte, zumindest aber vertraut mit Körperhygiene gewesen war, war der Werwolf schon in seiner menschlichen Gestalt abstoßend. Der Mann war ein Koloss, massig und groß. Was Severus besonders im Gedächtnis geblieben war: er stank. Greyback stank Meilen gegen den Wind nach Blut und Schweiß. Jeder frei lebende Wolf war ein saubereres Tier gewesen als dieser Mann.

„Was ist mit Greyback?“
Remus hatte es doch geschafft, Severus' Neugierde zu wecken. „Er ist geschnappt worden!“
„Nein, wirklich! Das ist fantastisch!“ Diese Nachricht war für Severus ein absolutes Highlight während des trostlosen Aufenthalts im Krankenhausflügel. „Na los, erzähl schon!“

Der Aufforderung kam Remus gern nach. Er erzählte und erzählte, nahm dabei seine Hände zu Hilfe. Mit Schadenfreude in den Augen hörte Severus aufmerksam zu, als die Stelle mit Seidenschnabel kam. Er bemerkte dabei nicht einmal, dass seine Mundwinkel sich von ganz allein nach oben bewegten und auch nicht, dass Ginny und Poppy längst wieder gegangen waren. Jedes einzelne Wort von Remus, jede Geste zog das Band der Freundschaft nur noch fester. Severus war froh, diese Nachricht nicht erst aus den Zeitungen zu erfahren, sondern von einem – das gestand er sich nun ein – Freund.

„So, ich muss dann mal wieder.“ Remus blickte auf seine Uhr. „Meine Freistunde ist gleich vorbei.“
„Ich danke vielmals für die gute Nachricht, Remus.“
Die Verwendung des Vornamens zauberte ein zufriedenes Lächeln auf Remus' Gesicht. „Ich hoffe, du bist bald wieder auf den Beinen.“ Remus erhob sich und griff in seine Tasche. Er legte eine weitere Schokofroschpackung auf Severus' Nachttisch. „Man gönnt sich ja sonst nichts. Bis dann.“

Obwohl Severus Bitterschokolade vorzog, hatte er Appetit auf den Schokofrosch. Es war möglich, dass die Geschichte über Greybacks Festnahme ihn versöhnlich stimmte. Oder dass er das Geschenk eines Freundes mit entsprechendem Respekt behandelt wollte, anstatt es durch das Zimmer zu werfen. Mit der rechten Hand fummelte er den Verschluss der Packung auseinander und klappte den Deckel auf. Der Frosch sprang, bevor Severus ihn greifen konnte.

„Verdammt!“
„Was ist denn los?“, fragte Draco verwundert, sah dann aber noch rechtzeitig den Schokofrosch, wie der von Severus' Bett hüpfte und unbeweglich auf dem Boden liegen blieb. Meist bekam die verzauberte Schokolade nur einen guten Sprung hin.
Draco wollte beschwichtigen. „Ich kauf dir einen neuen, wenn ich hier raus bin.“ Ein missgelauntes Brummen war die Antwort, doch Draco wusste abzulenken. „Wen hast du?“
„Was?“
„Die berühmten Hexen und Zauberer! Wen hast du?“
Mit seinen Fingern fischte Severus die Karte vom Boden der Packung heraus und drehte sie um. Die Karte übte eine hypnotische Wirkung auf ihn aus. Er konnte sein Blick nicht von ihr abwenden. „Die Nummer achtzehn.“
Draco schnaufte. „Als ob ich alle der Karten im Kopf hätte. Wer ist die achtzehn?“
„Hermine.“ Weil Draco zu ihm hinüberstarrte, legte er die Karte auf seinen Tisch. „Hast du es schon mal gespielt?“
„Was? Das Kartenspiel? Nein.“
„Das sollten wir mal in Angriff nehmen. Es ist in gewisser Weise unterhaltsam. Kommt natürlich drauf an, mit wem man spielt.“ Die Erinnerung an sein erstes Spiel kam zurück. Das war der Tag, an dem Harry sich auf den Zauberstab gesetzt hatte.
„In dem Schokofrosch, den du mir vorhin rübergeworfen hast, war die Karte vom Minister.“

Besagter Minister war nicht nur in Form einer Schokofroschkarte in Hogwarts anwesend, sondern höchst persönlich. Nach einer Unterredung mit dem Direktor suchte er seinen Schwiegersohn in spe auf. Er fing Harry noch vor dem Mittagessen in der großen Halle ab.

„Harry, auf ein Wort?“ Arthur deutete mit einer Hand auf den Schulhof, der sich langsam leerte, weil den Schülern der Magen knurrte. Zusammen steuerten sie eine der steinernen Bänke an, auf der sie Platz nahmen. Arthur betrachtete den Hof, atmete tief ein und aus. Die unbekümmerten Jahre der eigenen Schulzeit spiegelte sich in den Augen des Ministers wider. Plötzlich zeigte er mit dem Finger in eine Richtung. „Da hinten in der Ecke“, Arthur ließ die Hand in seinen Schoß fallen, „da habe ich Molly das erste Mal geküsst.“ Harry musste lächeln, als er sich das vorstellte und Arthur tat es ihm gleich. „Das war pure Magie, Harry. Mit nur sechzehn Jahren zu wissen, dass man den Menschen im Arm hält, mit dem man sein Leben verbringen würde.“ Harry wusste nicht, auf was Arthur hinaus wollte, doch er unterbrach ihn nicht, sondern hörte aufmerksam zu. „Ginny und du ... Ihr hattet einen schweren Start, aber am Ende konnte euch nichts aufhalten.“ Arthur drehte sich zu Harry und legte eine Hand auf seine Schulter. „Ich möchte dir danken, Harry.“
„Wofür?“
„Dass du es in die Hand genommen hast, dass du sie befreit hast.“
„Dafür muss mir niemand danken, Arthur.“
„Aber ich möchte! Du kannst dir gar nicht vorstellen, welche Ängste ich ausgestanden habe. Ich war bereit, alles wegzuwerfen, für das ich gearbeitet habe, um meine Tochter zu retten. Nichts war wichtiger. Mir gingen so viele Pläne durch den Kopf. Ich habe mir aus der Mysteriumsabteilung sogar schon einen Zeitumkehrer besorgt, den ich dir gegeben hätte, wenn irgendetwas schiefgelaufen wäre.“

Mit einem Male durchschaute Harry eine Sache, hinter deren Lösung er lange Zeit nicht gekommen war. Aberdeen. Sein zweites Ich. Die Warnung vor dem Feuer im Hotel.

„Arthur?“ Diesmal legte Harry eine Hand auf die Schulter seines Begleiters. „Ich bin davon überzeugt, dass du mir schon einmal einen Zeitumkehrer in die Hand gedrückt hast.“
„Hab ich?“ Von der Nachricht war Arthur überrascht, aber auch amüsiert. „Wann war das?“
„Zu einem Zeitpunkt, den Hermine, Sirius und Severus nicht überlebt haben.“
„Oh“, machte der Minister, der sich nur für einen kurzen Augenblick vorstellte, wie das Leben ohne diese drei Personen verlaufen wäre. Unerwartet lachte Arthur auf. „Da bin ich aber froh, dass ich mich so gut auf mich verlassen kann.“
„Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, wie mein zukünftiges Ich an diesen Zeitumkehrer gekommen ist. Fragen konnte ich niemanden, weil es verboten ist, sich in die Vergangenheit einzumischen.“
„Ja, das ist es.“
„Aber wer sollte das schon überprüfen?“, winkte Harry ab.
„Die Mysteriumsabteilung.“
Arthur gab die Antwort so selbstsicher und schnell, dass Harry sie nicht anzweifeln wollte, doch er stutzte. „Die prüfen so was?“
„Natürlich! Einige Mitarbeiter der Mysteriumsabteilung sind vor jeglichen Änderungen der Zeit geschützt. Ändert jemand den Ablauf, dann geht das nicht an ihnen vorbei. Nach eigenem Ermessen entscheiden sie, ob die veränderte Zeitlinie beibehalten wird oder ob der Zeitreisende eine Strafe bekommen soll. Ich nehme an, man hat mich nicht angeschwärzt, weil ich Zaubereiminister bin.“

Sofort musste Harry an Sirius denken und wie er ihn in der dritten Klasse befreit hatten. Damals glaubte er, außer Hermine, Albus und ihm würde niemand wissen, dass sie das nur mit Hilfe eines Zeitumkehrers bewerkstelligt hatten, doch offenbar gab es eine Handvoll Menschen in der Mysteriumsabteilung, die davon Kenntnis hatte. Möglicherweise hatte man bei ihm auch ein Auge zugedrückt, weil er Harry Potter war. Das Schicksal eines jeden war mit dem Schicksal aller anderen Menschen verknüpft, so wie Harrys Schicksal mit dem von Voldemort verbunden war.

„Warum ist eigentlich nie jemand zurückgereist und hat Tom Riddle unschädlich gemacht?“
Arthur zog die Augenbrauen hoch. „Ja, das wäre einfach gewesen, nicht wahr? Solche Überlegungen gab es schon häufig. Zurückreisen und sich der 'unangenehmen Sache entledigen'.“ Arthur seufzte. „Es ist eine Sache, den Tod von Menschen mit einer Zeitreise zu verhindern, aber eine ganz andere, wenn man jemanden töten will. Die Herren und Damen von der Mysteriumsabteilung haben ein äußerst ausgeprägtes Rechtsempfinden, das nicht jeder nachvollziehen kann. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt hat sich Riddle nichts zu schulden kommen lassen und einen Unschuldigen dürfte man nicht bestrafen, sagten sie. Später, als er seinen ersten Mord begangen hat, war er zwar schuldig, aber bereits viel zu stark. Du warst die einzige Möglichkeit, Riddle zu besiegen.“
„Dann hätte ich doch zurückreisen können und ...“
„Harry, bitte“, Arthur fasste sich an die Schläfen, „ich bekomme schon immer bei Gesprächen mit GeHa Kopfschmerzen, wenn wir das Thema 'Zeitreise' behandeln. Fang du bitte nicht auch noch an.“
„Wer ist GeHa?“
„Ein Mitarbeiter der Mysteriumsabteilung. Ginny hat ihn auch kennen gelernt, als sie ihm die Prophezeiung von Trelawney mitteilte. GeHa kann die Umstände einer Änderung der Zeitlinie wunderbar erklären. Für einen Moment war ich sogar erleuchtet, als er detailliert darlegte, warum man Voldemort nicht mit Hilfe einer Zeitreise vernichten könnte. Ich habe es für einen Augenblick sogar verstanden, wirklich verstanden, aber dieser Moment ist schon lange vorübergezogen. Ich könnte nicht mal mehr die Hälfte von seinen Argumenten wiedergeben. Das ist ein viel zu kompliziertes und komplexes Thema, Harry.“ Arthur blickte in den Himmel, in dem die abgeregneten Wolken aufrissen. „Die Sonne kommt raus.“ Auch Harry hob den Kopf. Strahlenbüschel schossen durch die Lücken der riesigen Wolke hinab auf die Erde. Das normale Lichtphänomen der Atmosphäre wirkte wie einer der mächtigsten und atemberaubendsten Zauber, die es gab. „Ich bin so stolz“, Arthur blickte ihm in die Augen, „dass du mein Schwiegersohn wirst.“
„Und ich bin stolz, in eine so wunderbare Familie einheiraten zu dürfen.“ Harry hatte kaum etwas in seinem Leben ernster gemeint als das. Da der Minister gerade höchst persönlich hier war, wollte Harry natürlich einige Dinge in Erfahrung bringen. „Was hat man jetzt eigentlich mit den Muggeln gemacht, die Hilfe benötigen?“
„Sie werden von Heilern betreut, wenn das notwendig ist und sie bekommen direkte Unterstützung vom Ministerium. Da ist übrigens eine Dame dabei, die dich gern wiedersehen würde. Miss Eleanor Monaghan. Sie möchte dir wohl danken, genauso wie ein Mr. Andersen.“
Harry nickte. Mit den beiden war er gut ausgekommen. „Sag mir, wo ich sie finden kann und ich werde sie besuchen.“
„Das werde ich“, versicherte Arthur.
Einen Moment zögerte Harry, weil er eigentlich nichts mehr damit zu tun haben wollte, aber es interessierte ihn zu sehr, als dass er es unter den Tisch fallen lassen könnte. „Was ist mit Hopkins?“
Arthur spitzte die Lippen, was ein Zeichen dafür war, dass dieser Fall ihm extrem viel Kopfzerbrechen bereitete. „Die Untersuchungen laufen noch. Er ist vorerst im Ministerium und wird von Heilern behandelt. Wie es aussieht, litt er schon als junger Mann unter dieser Erkrankung. Der Tumor ist aber nicht bösartig.“
Harry schnaufte ungläubig. „Aber er hat ihn bösartig gemacht.“
„Da hast du Recht. Die Legilimentik-Untersuchung hat bisher ergeben, dass Hopkins zu dem Zeitpunkt, in dem der Tumor bei ihm eine Paranoia ausgelöst hat, zufällig auf den geschichtlichen Hintergrund seiner Familie aufmerksam geworden ist – auf den Hexenjäger Matthew Hopkins. Das hat Schuld- und Angstgefühle ausgelöst. Die Hänseleien seiner Mitschüler und die zeitgleich auftretenden Kopfschmerzen haben bei ihm den Wahn aufleben lassen, eine Hexe wollte sich an ihm für die Taten seines Vorfahren rächen. Mal sehen, ob unsere Leute die gesamte Hintergrundgeschichte von Hopkins rekonstruieren können. Er sprach von einem Gemälde seines Vorfahren, das mit ihm gesprochen haben soll.“ Harry horchte aufmerksam zu. „Das Gruselige ist, dass die Person auf dem Gemälde in der Erinnerung von Hopkins tatsächlich spricht. Die Lippen bewegen sich! Die Heiler sagen aber, es könnte sich nur um eine sehr lebendige Halluzination handeln. Man sieht per Legilimentik nur das, was derjenige selbst gesehen hat und wenn das Gehirn ihm etwas vorgegaukelt hat, das es nicht gibt ... Das ist der Grund, warum es so gefährlich ist, in die Gedanken einer geistig gestörten Person einzudringen. Die Heiler könnten dabei selbst Schaden nehmen.“
„Hat man das Gemälde schon untersucht?“
„Wir haben es noch nicht gefunden. Es hing in dem Raum, der laut eurer Aussagen von Alejandro Abello gesprengt wurde. Es könnte zerstört sein. Wir suchen nach möglichen Überresten.“ Arthur klopfte ihm zwei Mal auf den Rücken. „Ich muss langsam los. Es wartet eine Menge Arbeit auf mich. Außerdem habe ich einen Termin mit dem anderen Minister.“

Die beiden liefen gemütlich über den Schulhof zurück zum Eingangsbereich, wo Arthur sich von Harry verabschiedete. Mit den ganzen Informationen beschäftigte sich Harry allein. Er wollte Ginny mit seinen Überlegungen nicht belasten, ihr auch nichts von Hopkins erzählen. Sie war noch lange nicht über das hinweg, was sie erlebt hatte. Ein langer Weg stand bevor, um die Ängste zu bewältigen, die eine Entführung mit sich brachten. Ginny zeigte sich momentan ausschließlich von ihrer starken Seite, aber das war nur Fassade. Harry kannte sie gut genug. Er hatte während des Krieges eine Menge über posttraumatische Belastungsstörungen erfahren. Albträume waren nur der Anfang. Schlafstörungen könnten folgen sowie Depressionen, Schreckhaftigkeit oder der Verlust jeglicher Interessen. Sollte Ginny von ihren Erlebnissen eingeholt werden, wäre Harry zur Stelle, würde ihr unter die Arme greifen und sie wieder aufbauen.

Am zweiten Tag von Severus' Krankenhausaufenthalt wuchs Hermine die Arbeit in der Apotheke bereits über den Kopf. Ihr gestriges Gespräch mit Draco ließ auf Abhilfe hoffen. Durch Susan, die sich neben ihrem Beruf im Ministerium auch um Dracos geschäftliche Belange kümmerte, bekam Hermine die Adresse einer jungen Frau, die Arbeit suchte. Sie kontaktierte sie über den Kamin und machte einen Termin für abends.

Bis zum Abend war es noch eine lange Zeit. Es waren eine Menge Eulen gekommen, die schriftliche Bestellungen brachten, aber um die wollte sie sich später kümmern. Erst einmal musste sie das Geschäft öffnen – eine Stunde zu spät, weil sie mit dem Brauen im Rückstand war. Der erste Kunde bemerkte sie im Vorbeigehen und steuerte bereits die Tür an.

„Guten Morgen, Mr. Callidita“, grüßte Hermine.
„Guten Morgen, Miss Granger. Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes geschehen? Ich habe am Samstag das Schild gelesen.“
„Er ist außer Lebensgefahr. Das sah vorgestern noch ganz anders aus.“ Sie marschierte schnurstracks hinter die Theke. „Was kann ich für Sie tun? Wieder Stachelschweinpastillen für den Herrn Papa?“
Der Kunde lächelte breit. „Ganz genau. Und zusätzlich eine Salbe gegen Glieder- und Gelenkschmerzen.“
„Auch für Ihren Vater?“
Mr. Callidita nickte. „Es geht ihm nicht besonders.“ Während Hermine die Ware in ein Gefäß füllte, erzählte ihr Kunde: „Wir haben vor einiger Zeit mit Professor Dumbledore gesprochen. Wir besuchen demnächst das Gemälde unseres Vorfahren. Es wäre möglich, dass Corvinus' Portrait unserer Familie zugeführt wird, weil es sich nicht um ein Direktorenportrait handelt.“
„Das ist großartig! Ich freue mich für Sie. Grüßen Sie Corvinus doch bitte von mir.“
„Wird er sich denn an Sie erinnern?“
Hermine nickte. „Ich denke schon. Wir haben immerhin eine Weile zusammen gewohnt.“
„Zusammen gewohnt?“
„Na ja“, Hermine lachte, „er hing bei mir im Wohnzimmer.“

Der Vormittag verlief zum Glück ruhig. Hermine ging die Bestellungen durch. Nichts davon hatte sie vorrätig. Sie würde die ganze Nacht mit dem Brauen beschäftigt sein. Gegen Mittag schloss sie die Apotheke. Für Severus kaufte sie wieder drei verschiedene Zeitungen. Alle sprachen von dem Mysterium, das die Todesser heimgesucht hatte. Wie es aussah, hatte Arthur eine Pressemitteilung an die Medien geschickt. Ein unglücklicher Umstand hätte dafür gesorgt, dass das Mal der Todesser brennen würde. Eine Zeitschrift wagte zu spekulieren, dass möglicherweise Voldemort doch nicht tot wäre. Natürlich konnte nur der Tagesprophet so einen Unsinn verbreiten. Die anderen beiden Zeitungen – die Muggelpost und die Morgeneule – waren zurückhaltender, stellten dennoch ihre Theorien auf. Eine beinhaltete, dass Harry Potter mit dem Vorfall zu tun haben könnte. Es war kein Geheimnis, dass sich sein Zauberstab dem von Voldemort ähnelte – einen identischen Kern aufwies. In der Muggelpost wurde der Vorfall genauer beschrieben. Ein Blick auf das Ende des Artikels brachte Aufklärung. Luna hatte ihn geschrieben. Wo sie die Zeit dafür hergenommen hatte war Hermine ein Rätsel.

Ihr abendlicher Besuch bei Severus brachte die Erkenntnis, dass Draco viel früher fit war als sein Patenonkel. Die Wunde war bei dem Blonden so gut verheilt, dass ein leichtes Verband ausreichte, damit die winzige, noch offene Stelle mit einer Salbe heilen würde. Bei Severus würde es länger dauern. Noch drei Tage. Innerlich seufzte Hermine, aber sie freute sich, Severus wenigstens am Wochenende wieder wohlauf zu wissen. Von Draco wusste sie, dass auch Lucius noch länger mit seiner Wunde zu kämpfen haben würde.

Später am Abend bekam Hermine Besuch. Es war die junge Frau, die Susan ihr vermittelt hatte. Susan hatte gebeten, die Bewerberin mit Samthandschuhen anzufassen. Während des Krieges hätte sie ein scheußliches Einzelschicksal durchstehen müssen.

„Miss Granger?“ Die blauen Augen der jungen Frau strahlten eisige Kälte aus, doch trotzdem erkannte Hermine sie. Eine ehemalige Mitschülerin.
Sie ergriff die Hand ihres Gastes. „Mrs. Greengrass?“
„Nein, Miss“, verbesserte sie höflich, wenn auch verbissen.
„Kommen Sie doch bitte rein.“

Die Küche sollte für gemütliche Atmosphäre sorgen, doch die junge Frau wies angebotene Getränke und Knabbereien zurück. Hermine ließ sich davon nicht stören, nahm sich selbst einen Tee.

„Wir kennen uns aus der Schule“, stellte Hermine als Tatsache fest. Bei den ZAG-Prüfungen wurde Daphne wegen des Nachnamens direkt nach Hermine aufgerufen.
„'Kennen' wäre ein wenig übertrieben.“
Über diese ablehnende Haltung war Hermine verwundert. Immerhin war es Miss Greengrass, die einen Job wollte. „Was nicht ist, kann ja noch werden.“ Hermine lächelte, doch ihr Gegenüber blieb ernst, so dass Hermines gute Laune gedämpft wurde. Verlegen blätterte sie in den Unterlagen, die Susan ihr geschickt hatte. „Sie haben noch nie gearbeitet?“
„Ich hatte es nie nötig.“
„Warum wollen Sie jetzt arbeiten?“
„Von dem Geld meines Vaters will ich nicht leben.“
„Ist er tot?“ Hermine biss sich auf die Zunge. Das waren – zumindest in der Muggelwelt – Fragen, die nichts bei einem Vorstellungsgespräch zu suchen hatten.
„Er ist vor knapp zwei Jahren inhaftiert worden.“
Hermine nahm sich fest vor, nichts Persönliches mehr zu fragen, auch wenn diese Antwort sie neugierig gemacht hatte. „Ich suche jemanden für den Verkaufsraum, der auch die Buchführung übernimmt. Inwiefern würden Sie sich das zutrauen?“
„Ich bin sehr gut im Kopfrechnen, kann gewissenhaft mit Geld umgehen. Wenn Sie mir erklären, wo welche Produkte stehen, werde ich keine Probleme haben, diese Dinge auch an den Mann zu bringen. Wie Sie meinen ZAGs entnehmen können, hatte ich in Zaubertränken immer ein Ohnegleichen. Ich weiß also, was ich da verkaufe.“
Hermine nickte zufrieden, studierte nochmals das Pergament in ihren Händen. „Sie haben keine Ausbildung?“ Miss Greengrass schüttelte den Kopf. „Aber Sie haben angegeben, dass Sie für buchhalterische Aufgaben geeignet sind.“
„Meine Mutter hat früher die Finanzen unserer Familie verwaltet. Nach ihrem Tod“, ihre Augen wurden starr, als müsste sie sich zwingen, sich unter Kontrolle zu halten, „wurde ich gezwungen, ihre Rolle einzunehmen und zwar ausnahmslos.“

Irgendetwas an dieser Aussage löste großes Unbehagen bei Hermine aus. Die Worte „gezwungen“ und „ausnahmslos“ hatten einen bitteren Beigeschmack, besonders wenn die Tatsache mit einbezogen wurde, dass Mr. Greengrass wegen eines Vergehens in Askaban hockte. Hermine hoffte, dass ihr Bauchgefühl sie täuschen würde. Sie blickte auf. Die stechend blauen Augen, vor allem aber der gelassene Blick von ihrem Gegenüber machten ihr klar, dass sie mit ihrer Ahnung richtig lag.

„Das heißt ...“ Hermine schluckte.
„Das heißt“, wiederholte der Gast, „dass ich Haushaltsbücher führte, in denen mehr Galleonen verzeichnet waren als sie in einem mittelständischen Unternehmen fließen. Einnahmen, Ausgaben, Bilanzen. Ich bin mit allem bestens vertraut.“
„Dann würde ich sagen 'Willkommen an Bord!'. Wir machen einen Vertrag für ein halbes Jahr. Später werden wir sehen, ob wir beide zufrieden sind und ob wir was Festes daraus machen möchten.“
„Das ist akzeptabel.“

Daphne war etwas zu förmlich, dachte Hermine. Nicht ein einziges Mal hatte die junge Frau gelächelt. Die Zukunft würde zeigen, wie die Kunden auf die Verkäuferin reagierten.

„Wir brauen hier auch den Wolfsbanntrank, was natürlich bedeutet, dass wir mit Menschen zu tun haben, die von diesem Fluch betroffen sind. Ich möchte, dass diese Damen und Herren genauso freundlich behandelt werden wie alle anderen auch.“
„Und darauf machen Sie mich extra aufmerksam, weil ich in der Schule hier und da abfällige Bemerkungen über Mischwesen und Personen gemacht habe, die nicht reinblütig waren?“
Über diese Frage war Hermine erstaunt, dennoch behielt sie die Ruhe und antwortete ehrlich: „Ja, genau deshalb.“
Das erste Lächeln. Miss Greengrass schätzte Ehrlichkeit. „Keine Sorge, Miss Granger. Ich habe erfahren, dass Reinblütigkeit nichts Erstrebenswertes ist, genauso wenig wie alte Ansichten, die auf Vorurteilen beruhen.“
„Da wir das geklärt haben: Wann können Sie anfangen?“, wollte Hermine noch wissen.
„Morgen früh, wenn Sie den heutigen Abend damit verbringen würden, mir den Verkaufsraum und die Produkte zu zeigen.“

Den Vorschlag nahm Hermine herzlich gern an. Die junge Frau besaß eine außergewöhnlich gute Auffassungsgabe. Hermine musste nie etwas zweimal erklären. Wenn Daphne Fragen hatte, stellte sie diese sofort. Mit ihr, das wusste Hermine, würde der Verkauf ganz von allein gehen.

„Ach ja, eine Sache noch“, druckste Hermine herum. „Ab dem ersten Juli werde ich einen Geschäftspartner haben. Er wird hier vorher schon ein- und ausgehen. Es ist ...“
„Professor Snape, ja. Draco hat mir davon erzählt.“
„Kennen Sie Draco eigentlich gut?“
Daphne schüttelte den Kopf. „Eher flüchtig. In einer Tageszeitung habe ich seine Anzeige gelesen.“
Sie waren am letzten Regal angelangt und gingen die Gläser und Dosen durch. Danach fiel Hermine nichts mehr ein, was als Information für den ersten Arbeitstag wichtig wäre und nutzte den Moment, um sich zu verabschieden. „Dann bis morgen um kurz vor neun. Wenn Sie Fragen haben, können Sie mich jederzeit im Labor finden, denn da werde ich jetzt hingehen und die Nacht durchbrauen.“
Verblüffung stand in Daphnes Gesicht geschrieben. „Die ganze Nacht? So viel zu tun?“
„Ja, leider. Oder auch gut für uns, dass wir so viele Aufträge haben, wie man es nimmt.“
„Ich“, Daphne schaute auf ihre Uhr, „könnte Ihnen helfen, die Zutaten vorzubereiten.“ Brauen durfte sie nicht, denn sie besaß keinen Meister in Zaubertränken.
Hilfsbereit war sie auch noch, dachte Hermine, die ihre neue Angestellte ganz plötzlich mochte. „Danke, das wäre wirklich eine große Hilfe.“

Drei Tage vergingen. Drei Tage, in denen Hermine Severus regelmäßig mittags und abends besuchte. Drei Tage, an denen Hermine mit der Verkäuferin zusammenarbeitet und alles funktionierte wunderbar. Keine Streitereien, keine Missverständnisse, keine Beschwerden von Kunden. Daphne hatte manchmal eine verletzend ehrliche Art an sich und sagte freiheraus, wenn ihr was nicht gefiel. Andererseits war das besser, als um den heißen Brei herumzureden. Hermine schaffte gerade so, alle Brauaufträge in der entsprechenden Zeit zu erledigen, was sie abends in ihren Knochen spürte. Die Verkäuferin kam selten ins Labor. Es war ein Segen, dass sie so selbstständig arbeitete. Nur wenn es um präzise Dinge ging, wie beispielsweise um gewünschte Rabatte beim Kauf mehrerer Produkte, wollte sie erst die Zustimmung der Chefin einholen.

Erst an dem Tag, an dem Poppy Severus entlassen wollte, gestand ihm Hermine, warum sie überhaupt die Zeit gehabt hatte, ihn regelmäßig zu besuchen.

„Ich hab mit Draco einmal wegen einer Angestellten gesprochen. Susan hat mich mit einer Dame bekannt gemacht und ...“
„Du hast jemanden eingestellt, ohne mich zu fragen?“, rügte Severus sie, noch bevor sie ihre Tat gestanden hatte.
„Sei nicht so! Du bist erst nächsten Monat offiziell in der Apotheke. Ich brauchte dringend Hilfe, auch wenn es nur sechs Tage ohne dich waren!“
„Jetzt bin ich wieder voll einsatzfähig.“ Severus schwang die Beine aus dem Bett und betrachtete den frischen Verband an seinem linken Unterarm. „Du kannst sie morgen rauswerfen.“
Hermine fielen beinahe die Augen aus dem Kopf. „Wie bitte?“
„Ich sagte ...“
„Ich hab es schon gehört, was du gesagt hast, aber das werde ich nicht tun!“
„Du wirst sie rauswerfen!“
„Ich habe einen Vertrag mit ihr. Sechs Monate! Ich denke, zum Weihnachtsgeschäft können wir sie sehr gut brauchen und dann werden wir sehen, ob wir sie danach weiter beschäftigen möchten.“
„Weihnachtsgeschäft?“ Er hüpfte vom Bett, achtete dabei nicht darauf, dass er nur ein weißes Nachthemd trug. „Wir führen eine Apotheke! Was sollten wir schon vom Weihnachtsgeschäft haben? Es sei denn, ein paar Herren würden es wagen, ihrer Gattin eine Faltencreme zu schenken.“ Er schnaufte. „Wirklich eine nette Geste, der Gemahlin zu Weihnachten durch die Blume zu sagen 'Du wirst alt! Hier, klatsch dir das gefälligst ins Gesicht!'.“
Händeringend suchte Hermine nach einem anderen Beispiel. „Gripsschärfungstränke könnte man doch verschenken.“
Severus verstellte seine Stimme und ahmte einen fiktiven Vater nach, als er spottete: „Fröhliche Weihnachten, mein Sohn. So blöd wie du bist, kannst du den sicher gut gebrauchen!“
„Meine Güte, du bist wirklich wieder wohlauf, nicht wahr?“ Hermine verließ sein Bett und stellte die Wandschirme rund um Severus, damit der sich anziehen konnte. Trotzdem beendeten sie ihre Unterhaltung nicht. „Sieh sie dir doch erst einmal an.“
„Soll ich ihr vielleicht in den Mund schauen?“, hörte man leicht gedämpft hinter der Abschirmung. „Wir sind doch nicht auf einem Sklavenmarkt.“
„Du sollst dir ihre Arbeit ansehen, verdammt nochmal.“
„Dann drück dich deutlicher aus. Und nein, ich werde mir ihre Arbeit nicht ansehen. Du feuerst sie!“
„Okay“, stimmte sie wütend zu. „Aber dann mach dich darauf gefasst, dass die Buchhaltung komplett an dir hängen bleibt!“
Ein langer Finger schob den Stoff eines Wandschirm beiseite, so dass sie die Hälfte seines Gesichts sehen konnte. „Ich hasse Buchführung!“
„Fein, das ist aber nicht mein Problem. Ich mache sie jedenfalls nicht!“
Sein Finger verschwand. Man hörte Stoff rascheln, bevor er eine Hälfte des Wandschirms komplett zur Seite schob. Er trug bereits seine schwarzen Hosen, aber noch immer das Nachthemd darüber. „Macht sie etwa die Buchführung?“, fragte er skeptisch.
„Ja, und zwar besser und schneller als wir. Sie hat jahrelang die Finanzen des Familienvermögens verwaltet. Glaub mir, die Zahlen, mit denen sie bei uns umgeht, sind Peanuts.“
„Familienvermögen?“ Er kniff ein Auge mehr zu als das andere. „Wer ist sie? Ich kenne all die reichen Spinner der magischen Gesellschaft.“ Er blickte an Hermine vorbei. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen behauptete er: „Da kommt gerade einer von ihnen.“ Hermine drehte sich um und sah Harry. Er erblickte sie im gleichen Moment, lächelte breit und winkte dabei wie irre. „Wink zurück!“, forderte Severus, was Hermine auch tat, aber nicht ohne zu fragen, warum. „Weil ich so etwas nicht mache.“

Schon war der Wandschirm wieder zugezogen, damit er sich weiter ankleiden konnte. Hermine war von Harry abgelenkt.

„Na, Hermine“, er war bei ihr angekommen, „mit der Apotheke alles paletti?“
„Ja, ich habe jemanden eingestellt, der ...“
Hinter dem Wandschirm hört man ein alternatives Ende des Satzes: „Der morgen gekündigt wird!“
„Hallo Severus!“, grüßte Harry, obwohl er ihn nicht sehen konnte.
„Verdammt!“ Severus sog Luft durch die Zähne, dann stöhnte er.
In Alarmbereitschaft fragte Harry: „Alles okay da drinnen?“
Auch Hermine sorgte sich. „Severus?“

Vorsichtig spähte sie durch eine der Lücken. Severus saß auf dem Bett, hatte sein Hemd übergezogen, aber die Knopfleiste noch nicht geschlossen. Langsam zog sie den Wandschirm weg. Severus hielt sich den linken Unterarm. Seine Augen waren geschlossen, das Gesicht verzogen.

„Was ist?“, fragte sie besorgt. Als er die rechte Hand wegnahm, sah man einen kleinen Blutfleck, der durch den frischen Verband sickerte. „Poppy hat doch gesagt, du sollst den Arm nicht überstrapazieren.“
„Überstrapazieren? Ich habe mich nur angezogen!“
„Dann geht das eben noch nicht alleine.“ Wie von selbst ergriff Hermine die unteren Knöpfe des Hemdes, um sie zu schließen.
Harrys Blick war auf die Narbe gefallen, die er unter Severus' Rippen ausmachen konnte. „Woher ist die?“
Gleichzeitig blickten Hermine und Severus ihn an, so dass er nochmals auf die Narbe schaute und sich über die eigenen Rippen strich, damit deutlich sein würde, was er meinte. Severus Hand ging wie von selbst an die alte Wunde. „Januar 1980, Bellatrix Lestrange.“
„Bellatrix? Aber warum?“
„Sie fand Gefallen daran, die anderen manchmal mit einem Messer zu attackieren, um ihnen danach unter die Nase zu reiben, sie müssten immer und überall auf der Hut sein.“
Harry war fassungslos. „Die Frau war völlig durchgedreht! Was hast du gemacht?“
„Ich hab ihr die Hand gebrochen, mit dem sie das Messer gehalten hat und ihr nahe gelegt, sie sollte in Zukunft immer und überall auf der Hut sein. Danach hatte ich meine Ruhe.“
Mit einem Zeigefinger deutete Harry auf die alte Brandwunde am Bauch. „Und das?“
„Das möchtest du nicht wissen“, winkte Severus ab. Hermine war gerade dabei, auch diese Stelle zu bedecken, in dem sie das Hemd Knopf für Knopf schloss.
„Ich würde nicht fragen, wenn ich es nicht wissen wollte“, versicherte Harry. „Sieht wie eine Brandwunde aus.“
„Gut erkannt.“
„Und?“
Severus rollte mit den Augen. „Neugierde ist keine Tugend, aber du lässt ja eh nicht locker.“ Er seufzte. „November 1994, Neville Longbottom.“
„Neville? Wie ist das passiert?“
„Zaubertränkeunfall beim Nachsitzen.“
Harry machte große Augen. „Er musste mal nachsitzen?“ In seinen Erinnerungen fand er nichts, was das bestätigen könnte, aber er wusste auch nicht alles. „Weiß Neville von der Wunde?“
„Nein, und das muss er auch nicht wissen. Der Junge war eine Katastrophe! Er musste einen Kessel nur schräg ansehen und schon begann der zu schmelzen.“
Endlich war Hermine mit dem Hemd fertig, nur noch eine Sache war zu regeln. „Ähm, kannst du es dir selbst in die Hose stecken?“
„Ich“, Severus schluckte, „werde es versuchen.“ Die rechte Hand gehorchte einwandfrei, aber die linke, mit der er den Hosenbund hielt, die wollte nicht so wie er wollte. Kaum krümmte er die Finger, durchfuhr ihn ein Schmerz im Unterarm.
Harry war so freundlich anzubieten: „Darf ich helfen?“
„Nein!“, kam schroff zurück.

Einigermaßen hatte Severus das Hemd in die Hose befördert, auch wenn es etwas zerrupft aussah, aber unter der Weste und dem Gehrock würde es niemand sehen. Die Weste war die nächste Hürde, aber nur eine kleine. Sie hatte wesentlich weniger Knöpfe und war im Nu angezogen. Nachdem Hermine ihm in den Gehrock geholfen hatte und ihr Blick auf die vielen Knöpfte fiel, stöhnte sie auf.

Sie begann mit dem ersten Knopf. „Können wir das in Zukunft nicht einschränken? Das ist ja grauenvoll.“ Auf ihren unüberlegten Kommentar ging weder Harry noch Severus ein. „Es sind ja nicht nur die“, sie zählte schnell die Knöpfe an der Vorderseite, „zehn Stück hier, sondern auch noch die an den Ärmeln. Das sind nochmal jeweils neun.“ Harry grinste nur in sich hinein, während Severus in eine Duldungsstarre verfallen war, damit die Situation so schnell wie möglich vorübergehen würde. „Weißt du, wie viele Knöpfe ich an meinen Sachen habe?“, fragte sie, ohne eine Antwort zu erwarten, denn sie lüftete das Geheimnis gleich im Anschluss. „Nur einen! Und der ist an meiner Hose.“
„Steht da zufällig 'Aus' drauf?“, stichelte Severus.
„Sei nett zu mir, sonst kannst du dir jemand anderen suchen, der diese Aufgabe übernimmt.“ Mit einem Ärmel war sie fertig und wechselte zum verletzten Arm. Hermine zögerte. „Wird das nicht ein wenig eng werden? Ich meine, wegen der Wunde.“
„Es wird schon gehen.“
Beim Anblick der vielen Knöpfe stellte sich Harry eine Frage. „Gibt es dafür keinen Zauberspruch?“
„Keine Ahnung“, erwiderte Hermine. „Schneider kennen vielleicht einen. Ich werde mich jedenfalls nicht erkundigen, denn ich brauche so einen Spruch nicht bei nur einen Knopf.“ Auch der Ärmel war endlich geschlossen. „So, fertig.“
„Ähm, Hermine“, sie blickte zu Harry hinüber, der auf Severus' Hosenbeine zeigte. „Da sind noch welche.“ Sie warf Severus einen vorgetäuscht grimmigen Blick zu, bevor sie in die Knie ging, um auch diese Knöpfe zu schließen. Man hörte ein Gemurmel von ihr wie „Wozu sind die gut?“ und „Die machen gar keinen Sinn!“. Harry und Severus tauschten einen Blick aus, gefolgt von einem hämischen Grinsen.

Hermine musste nach der Mittagspause zurück zur Apotheke, aber Harry blieb noch bei Severus und begleitete ihn zu seinen Räumlichkeiten in den Kerkern.

Die Ruhe im Wohnzimmer war Severus unheimlich. „Hat Hermine meinen Hund?“
„Nein, der ist bei mir. Wollen wir ihn holen? Dann können wir etwas spazieren gehen.“

Ein wenig frische Luft und Bewegung würde ihm gut tun. Severus musste wieder zu Kräften kommen. Wie nur sechs Tage Bettlägerigkeit an den Muskeln zehren konnte war wirklich beängstigend. Die Beine waren zittrig, der Gang unsicher. Severus kam schnell aus der Puste. Auf dem Weg zu Hagrids Hütte war Harry so zuvorkommend und legte einen Stopp ein, ohne Severus' geschwächte Kondition anzusprechen. Ein großer Findling diente den beiden als Sitzgelegenheit. Die ganze Zeit über hatte Harry alle Fragen beantwortet, die Severus zu dem Vorfall mit Hopkins hatte. Der ehemalige Spion war sehr neugierig und stellte detaillierte Fragen, auf die andere nicht einmal gekommen wären. Man konnte heraushören, dass Severus den „Besuch“ bei Hopkins guthieß.

„Das war richtig von dir, dass du es selbst in die Hand genommen hast.“ Andere hatten Bedenken geäußert, dass Harry mit der DA die Sache selbst regeln wollte, doch nicht Severus. Er hätte das Gleiche getan, da war sich Harry sicher. Sein älterer Kollege war, wenn er Remus' Worten Glauben schenken durfte – und das konnte er –, sofort in die Kerker gestürmt, um sich für eine Auseinandersetzung mit Hopkins zu wappnen. Wäre nicht der erste Teil der Prophezeiung dazwischengekommen, hätte Severus an der Seite der DA gekämpft, ohne dass man ihn darum hätte bitten müssen. Severus schaute neben sich, sah Harry direkt in die Augen. Die Ernsthaftigkeit war mit ein wenig Reue durchtränkt, als Severus anfügte: „Man darf nicht warten, bis der Feind kommt. Man muss“, er schluckte, wandte seinen Blick ab, „zu ihm gehen.“
'So wie er es damals getan hat', dachte Harry. Plötzlich nickte Severus drei Mal, als hätte er die Gedanken gehört. Einen Moment lang beobachtete Harry das Spiel des Hundes, bevor er das Thema wechselte und den Ratschlag gab: „Ihr solltet die Verkäuferin behalten, zumindest für das halbe Jahr. Sie wäre eine Entlastung, denn, na ja“, Harry spielte verlegen mit seinem Ärmel, „Hermine hat noch eine große Aufgabe vor sich.“ Der Trank für Severus zog einiges an Arbeit nach sich: der Blumenkasten, die besondere Art der Pflanzenzucht und am Ende der Brauvorgang. „Hermine braucht dafür etwas Luft.“
Severus verstand das, aber trotzdem war ihm der Gedanke zuwider. „Es ist nur ...“, er suchte nach Worten. „Ich kann es nicht leiden, wenn sich plötzlich neue Personen in meinem Umfeld aufhalten und ich nichts dagegen unternehmen kann. Es war schon immer grauenvoll, wenn jedes Jahr ein neuer Kollege für Verteidigung eingestellt wurde.“
Harry grinste. „Du kannst Veränderung nicht ausstehen, oder?“
„Nein, kann ich nicht.“
„Aber das Leben ist nun einmal so. Ich stelle es mir langweilig vor, wenn es irgendwann stagniert, wenn nichts Neues oder Unerwartetes mehr passieren würde.“ Von der Seite hörte er ein zurückweisendes Murren, woraufhin Harry ein Beispiel gab. „Oder hättest du vor ein paar Jahren mal geglaubt, dass du mit mir hier sitzen und über das Leben philosophieren könntest?“
Ein Schnaufen war die erste Antwort. „Zum Philosophieren fehlt noch einiges.“
„Du weißt genau, was ich meine. Immerhin duzen wir uns. Das hätte nicht einmal ich für möglich gehalten. Halte dir die Veränderungen in deinem Leben einfach mal in einem stillen Moment vor Augen und denk darüber nach, was im Nachhinein willkommen ist und was nicht. Dann wirst du sehen, was ich meine.“
„Sie hat sie einfach eingestellt“, murmelte Severus kaum hörbar.
„Was?“
Er blickte Harry direkt an und wiederholte: „Sie hat sie einfach eingestellt. Eine Verkäuferin. Ohne mich zu fragen!“
„Was hättest du denn geantwortet, hätte Hermine gefragt?“
„Ich hätte natürlich 'Nein!' gesagt, was denn sonst?“
Mit viel Mühe hielt Harry ein Stöhnen zurück. „Lass es doch einfach auf dich zukommen. Du musst mit ihr ja nicht gleich Brüderschaft trinken, aber ...“
„Das fehlte noch“, unterbrach Severus.
„Aber du könntest es locker angehen. Ihr seid nicht die Ersten, die jemanden einstellen. Fred und George hatten auch Meinungsverschiedenheiten, als es um Verity ging. Wie ich von Hermine gehört habe, müsst ihr euch zu zweit ziemlich ins Zeug legen, um die vielen Kunden zufriedenzustellen. Die Apotheke hat eine super Lage, eine Menge Laufkunden. Das hättet ihr auf die Dauer sowieso nicht allein bewältigt. Mein Leben hat sich auch anders entwickelt als geplant.“
„Wieso?“, fragte Severus erstaunt, auch ein wenig wütend. „Es lief bei dir doch alles nach Plan. Du hast Voldemort ins Jenseits befördert, hast einen tollen Job, wirst heiraten ...“
„Ich hatte eigentlich vor, langsam wieder mit Ginny zusammenzukommen, zu heiraten und dann mit ihr über Kinder nachzudenken.“
„Oh“, machte Severus. Die Reihenfolge war ein wenig durcheinandergeraten. Das Kind kam vor der Hochzeit und es war auch nicht von Harry.
„Ich bin trotzdem zufrieden, wie alles gekommen ist. Sehr zufrieden sogar. Natürlich war das am Anfang ein bisschen komisch. Ich wusste eine Weile nicht genau, wo ich stehe, aber jetzt ...“ Harry atmete tief durch, lächelte glücklich. „Du kommst zur Hochzeit, oder?“
„Natürlich!“, versicherte Severus mit einem Schmunzeln. „Du weißt doch, wie das ist: Sehen und gesehen werden. Das werde ich mir doch nicht entgehen ...“ Abrupt hielt Severus inne. Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. „Ich muss mir festliche Kleidung besorgen!“
„Es sind ja noch knapp drei Wochen Zeit“, beruhigte ihn Harry.

Einen Moment lang überlegte er, ob er Severus in sein heimliches Vorhaben einweihen wollte. Ob er ihn um Hilfe bitten sollte, aber er nahm vorerst davon Abstand. Die letzten beiden Tage hatte er zusammen mit Wobbel damit verbracht, Alchemie-Bücher zu wälzen. Er war sogar fündig geworden, aber den Dreh hatte er noch nicht raus. Er entschied sich trotzdem dafür, noch niemandem etwas von seiner Idee zu erzählen, sondern es allein zu versuchen.

Während Severus sich draußen bereits die Beine vertreten konnte, war Lucius gerade erst dabei, die letzte Visite über sich ergehen zu lassen. Erst danach würde man entscheiden, ob er nachhause durfte oder nicht. Narzissa war mit Charles zu Besuch, wartete aber während der Visite im Flur. Sie beobachtete die Menschen, die sich hier aufhielten: andere Besucher, die Schwestern, ein paar Pfleger. Schwester Marie war die Aktivste. Wie eine Biene surrte sie von einem Zimmer ins nächste, hatte für Kollegen, Patienten und Besucher immer ein Lächeln auf den Lippen. Narzissas Kopf fuhr herum, als sich die Tür zum Zimmer ihres Mannes öffnete und Professor Puddle heraustrat.

„Sie können wieder rein, Mrs. Malfoy. Meine Kollegen werden die Visite zu Ende führen und haben nichts dagegen, wenn Sie anwesend sind.“ Er betrachtete den Jungen in ihrem Arm und wollte den Kopf tätscheln, doch Charles verhielt sich abweisend, drückte seinen Kopf in Großmutters Halsbeuge.
„Er ist ein wenig schüchtern“, erklärte sie Charles Abneigung.
„Das kommt vor.“ Der Professor wandte sich um und erspähte Marie. „Schwester Marie? Ich möchte mit Ihnen reden. Bitte kommen Sie doch in mein Büro.“ Eine Erwiderung hörte Narzissa nicht mehr, denn sie ging bereits zu Lucius und den zwei Heilern hinein.

Mit einem flauen Gefühl in der Magengegend folgte Marie ihrem Professor ins protzig eingerichtete Büro. Er bot ihr mit einer Geste seiner Hand den Stuhl vor dem Schreibtisch an. Hinter ihm an der Wand hingen die Urkunden, die er vom Ministerium für seine verschiedenen Abschlüsse bekommen hatte.

„Können Sie sich denken, warum ich mit Ihnen sprechen möchte?“, fragte er, ohne sie dabei anzusehen. Stattdessen hielt er sich eine Akte vors Gesicht.
„Nein, Sir.“ Oder doch?
„Es geht um Ihr Verhalten während des Vorfalls mit Mr. Malfoy. Sie wissen, dass Sie die Pflicht gehabt hätten, kompetente Mitarbeiter über den Notfall zu informieren, anstatt die Sache selbst in die Hand zu nehmen.“
Sie hatte geahnt, dass man ihr das irgendwann vorwerfen würde. „Wie Sie schon erwähnten, Sir, handelte es sich um einen Notfall.“
„Ja, und zwar ein Notfall, um den sich ein Heiler hätte kümmern müssen.“ Wütend warf er die Mappe auf den Tisch. Es war die Akte Malfoy. „Sie haben Ihre Befugnisse weit überschritten, Miss Amabilis.“
Wenn er sie nicht mehr Schwester Marie nannte, dann war die Situation ernst. „Professor Puddle, es wäre keine Zeit gewesen, erst jemanden zu holen. Es war Wochenende! Wir waren nicht voll besetzt.“
„Es war keine Zeit? Wollen Sie damit sagen, Sie hätten unberechtigterweise eine Diagnose gestellt und entschieden, selbst handeln zu müssen?“
„Mr. Malfoy hatte große Schmerzen, Sir. Ich musste etwas tun.“
„Sie sind aber keine Heilerin!“, blaffte er sie an. „Sie haben sich besonders in Notsituationen an das Fachpersonal zu richten, haben Sie verstanden?“ Sie nickte verschüchtert. „Stattdessen greifen Sie zu Heilmitteln, die nicht nur extrem teuer sind, sondern deren Anwendung nicht in Ihrem Aufgabenbereich enthalten ist. Wissen Sie eigentlich, welches Vermögen Sie in Mr. Malfoys Wunde gekippt haben?“
Langsam wurde Marie wütend. Sie fühlte sich missverstanden. „Etwas anderes hat aber nicht geholfen!“
„Aber es ist nicht Ihre Aufgabe herauszufinden, was in so einer Situation helfen könnte! Sie haben eigenmächtig gehandelt, Miss Amabilis, und das kann ich nicht dulden!“
„Mr. Malfoy hätte es nicht überlebt, wenn ich mich erst auf die Suche nach einem Heiler gemacht hätte. Seine Wunde fraß sich durch den ganzen Arm“, verteidigte sie ihr Handeln.
„Sie machen schon wieder eine Diagnose?“ Professor Puddle beugte sich über seinen Schreibtisch, stützte sich mit den Fäusten auf der Oberfläche ab. „Sie setzen sich über die Regeln dieses Krankenhauses hinweg. Sie übernehmen Aufgaben, denen Sie schlichtweg nicht gewachsen sind. Wenn Sie das hier“, er deutete auf die Urkunden an der Wand, „vorweisen könnten – auch nur eine davon –, dann würde ich die Sache anders sehen. Sie sind aber eine Krankenschwester und keine Heilerin, Miss Amabilis. Ihre Aufgabe ist es, den Anweisungen der Heiler zu folgen, nicht aber nach eigenem Ermessen zu handeln! Wissen Sie, was mich am meisten ärgert? Dass Sie einfach nicht einsichtig sind!“
„Ich kann die Tatsachen doch nicht leugnen! Mr. Malfoy wäre gestorben, hätte ich nicht ...“
„Jetzt reicht es mir! Sie sind unbelehrbar, Miss Amabilis. Aufgrund Ihrer festgefahrenen Einstellung sehe ich mich gezwungen, Sie mit sofortiger Wirkung zu kündigen!“
Marie schoss aus ihrem Stuhl heraus. „Das können Sie doch nicht machen!“
„Ich kann und ich habe! Meine Entscheidung wurde von der Personalabteilung längst geprüft und bestätigt.“
„Aber ...“
Er fuhr ihr über den Mund. „Kein 'Aber' mehr. Sie sind ein schlechtes Beispiel für Ihre Kollegen. Wir dürfen nicht zulassen, dass Ihre Taten auch noch hochgelobt werden und Ihre Kollegen sich ermutigt fühlen, ebenfalls ihre Kompetenzen zu überschreiten.“
„Ich“, Marie zitterte, „soll ein schlechtes Beispiel sein? Dass ich nicht lache!“
„Was wäre denn geschehen, hätte Ihre 'Behandlung' nicht angeschlagen oder sogar die Lage verschlimmert?“
„Seit wann verschlimmern Phönixtränen etwas? Ich habe alles über sie gelesen und ...“
Wieder unterbrach Puddle sie. „Nur weil sie autodidaktisch hinzugelernt haben, heißt das noch lange nicht, dass Sie sich mit der Lektüre auch entsprechende Fähigkeiten angeeignet haben. Sie haben sich nun einmal an die Regeln dieses Krankenhauses zu halten. Es ist Ihnen als Schwester nicht gestattet, nach Gutdünken Behandlungen durchzuführen, die nicht explizit von einem Heiler angeordnet wurden. Sie haben Folge zu leisten, aber Sie widersetzen sich noch immer, sehen Ihren Fehler nicht einmal ein.“
Mit geballten Fäusten schrie Marie: „Weil es kein Fehler war!“
„Genug! Geben Sie die Schwesterntracht ab und verlassen Sie das Krankenhaus.“
„Ich ...“
„Raus! Oder soll ich das Sicherheitspersonal rufen und Sie hinauswerfen lassen?“

Vor Wut zitterte Marie am ganzen Körper, doch kein Wort kam mehr über ihre Lippen. Auf den Hacken drehte sie sich, stürmte zur Tür und riss sie auf. Als sie das Gesicht von ihrem Kollegen Mike sah, der sie mitleidig anblickte, wurde ihr klar, dass er gelauscht haben musste. Die Tür schloss sie leise hinter sich. Der Professor sollte nicht die Genugtuung haben, sie noch wegen des Türenknalles zurechtweisen zu können. Einen Moment lang stand sie bei Mike. Ihr Mund öffnete sich, schloss sich wieder. Sie konnte nichts sagen. Der Schrecken war zu groß, die Wut fast nicht zu bändigen.

„Marie?“, fragte er vorsichtig.
Ihre Lippen bebten. „Machs gut, Mike.“ Nach diesen Worten verschwand sie in den Raum hinter dem Schwesternzimmer, um sich umzuziehen.

Bei Lucius war die letzte Visite der Heiler noch damit beschäftigt, seine Wunde zu inspizieren. Es kam ihm so vor, als würde er nur aus Unterarm bestehen. Niemand blickte ihm auch nur einmal in die Augen, stattdessen gafften sie die Verletzung an.

„Die neue Haut ist noch ganz weiß“, erklärte der älterer Heiler dem jüngeren – möglicherweise war der jüngere ein Herr, der noch lernte. „Ich vermute, dass sie noch nachdunkeln wird, wenn auch nicht viel, denn die Haut von dem Patienten ist im Grunde schon sehr hell.“
Lucius versuchte sich zu erinnern, ob diese Herren ihn überhaupt gegrüßt hatten, nachdem sie eingetreten waren. Er wollte verneinen, denn er konnte sich nicht daran erinnern.
Der jüngere von beiden fragte: „Wird man diese Verletzung noch mit Phönixtränen behandeln müssen?“
„Ich denke nicht.“ Der Heiler zeigte auf eine bestimmte Stelle. „Sehen Sie hier? Das ist das Muskelgewebe, dass sich bereits vollständig gebildet hat. Die Haut wird mit anderen Mitteln zur Regeneration angeregt werden können. Der Körper des Patienten ist ansonsten gesund. Mit Komplikationen muss man nicht rechnen.“ Der ältere Heiler kritzelte etwas in seine Akten, während Lucius gelangweilt auf dem Bett saß und wartete. „Mr. Malfoy?“
Lucius' Kopf schoss herum. „Oh, ich habe Besuch. Ich habe Sie gar nicht bemerkt“, spottete er.
Der Heiler kniff die Lippen zusammen, bevor er von oben herab sagte: „Sie können guten Gewissens entlassen werden. Die Schwester wird Ihnen noch eine Salbe aufschreiben, die Sie in jeder Apotheke kaufen können. Dreimal täglich auftragen und die Wunde wird in spätestens zwei Wochen nicht mehr zu sehen sein. Achten Sie darauf, dass der Arm beim Baden nicht mit dem Wasser in Berührung kommt. Auch sollen Sie den Arm schonen. Sie werden bemerkt haben, dass Sie Schmerzen haben, wenn Sie Druck auf Ihre Finger ausüben. Ihre Gattin“, der Heiler schaute zu Narzissa, die sich die ganze Zeit über still verhalten hatte, „könnte Ihnen vielleicht bei einigen alltäglichen Dingen behilflich sein.“
Lucius schwang sich aus dem Bett. „Dann seien Sie jetzt so freundlich und lassen Sie mich allein, damit ich mich ankleiden kann.“

Der jüngere Heiler trug eine Salbe auf die Wunde auf und verband den Unterarm sorgfältig, bevor sie das Krankenzimmer verließen. Nachdem die beiden die Tür geschlossen hatten, atmete Lucius tief durch. Er konnte Heiler nicht ausstehen. Aus dem Schrank nahm er die frische Kleidung heraus, die Narzissa ihm für den heutigen Tag gebracht hatte. Die Unterhose war im Nu unter dem Krankenhaushemd angezogen, die Beinkleider ebenfalls.

„Soll ich nicht lieber den Wandschirm aufstellen?“, fragte Narzissa vorsorglich.
Lucius sah sie an, schaute dann zu Gregory hinüber, der den Blick höflicherweise aufs Fenster gerichtet hatte. Die Wunde bei seinem Zimmergenossen war schneller verheilt als bei ihm selbst. Das wusste Lucius von der Visite, die er mitgehört hatte. Trotzdem musste der junge Mann noch einige Tage hier bleiben, um die Komplikationen aufgrund der langen Zeit der Bewusstlosigkeit behandeln zu lassen. Manche der inneren Organe wollte noch nicht einwandfrei arbeiten, außerdem hatte Gregory Probleme mit der Motorik. Die Muskeln mussten langsam aufgebaut werden. „Nein, kein Wandschirm. Das kostet nur Zeit“, Lucius suchte den Eingang seines Seidenhemds, „und ich möchte nicht länger hier bleiben als notwendig.“ Als das Hemd zurechtgelegt war, zog er die Krankenhausbekleidung aus und streifte sich das kostbare Hemd über. „Ah, das fühlt sich schon besser an.“ An einem warmen Sommertag kühle Seide auf der Haut zu haben war wie ein Symbol für Freiheit. Seine Hände gingen zu den Knöpfen und erst jetzt bemerkte er, was die Heiler gemeint hatten. Allein schon das Zusammenführen von Daumen und Zeigefinger ließ die Sehnen im Unterarm tanzen – und schmerzen. Er sog Luft durch die Zähne ein.
Sofort war Narzissa bei ihm. „Komm, lass mich dir helfen.“ Sie setzte Charles auf dem Bett, der dort mit dem bereitgelegten Gehrock seines Großvaters spielte. Narzissa übernahm die Knopfleiste am Hemd. Lucius genoss es heimlich, wenn ihre Finger zufällig seine Haut streiften, bis er bemerkte, dass diese Berührungen keineswegs zufällig waren. Ein keckes Lächeln zierte ihr Antlitz, als sie zu ihm aufblickte.

Fertig angezogen. Bereit zum Gehen. Die Höflichkeit verlangte es, dass er sich von seinem Zimmergenossen verabschiedete. Lucius trat an Gregorys Bett heran und hielt ihm die Hand entgegen.

„Auf Wiedersehen, Mr. Goyle. Ich wünsche Ihnen weiterhin eine gute Besserung.“
Irritiert von dem vorbildlichen Verhalten schüttelte Gregory die Hand. „Danke, Mr. Malfoy. Ihnen wünsche ich auch eine gute Besserung. Auf Wiedersehen.“

Den Gehstock musste er diesmal mit der rechten Hand halten, weil die linke nicht ohne Schmerzen greifen konnte. Zusammen mit seiner Frau, die den Enkelsohn trug, ging er hinaus auf den Flur. Einige Pfleger und Schwestern hatten die Köpfe zusammengesteckt. Irgendetwas hatte sie aufgewühlt. Spannung lag in der Luft. Lucius spürte so etwas. Schwester Marie war nicht bei ihren Kollegen, doch kaum hatte Lucius an sie gedacht, öffnete sich eine Tür. Mit einer großen Tasche in der Hand und einer Kiste unter dem Arm betrat sie den Flur. Sofort fiel Lucius auf, dass etwas nicht stimmte. Er kannte die Uhrzeiten, in denen der Schichtwechsel stattfand. Es gab keinen Grund für Marie, hier in ziviler Kleidung herumzulaufen, es sei denn, ihr wäre unwohl. Die Kiste, die sie trug, ließ ihn Schlimmes ahnen. Auf der Stelle war er bei ihr und hielt sie auf. Der Bereich um ihre Augen herum war geschwollen.

„Marie? Was ist denn nur passiert?“
Sie blieb stehen, vermied den direkten Blickkontakt. „Ach, ich möchte Sie damit nicht langweilen.“
„Nun raus mit der Sprache.“
Hinter sich hörte Lucius plötzlich die Stimme von Professor Puddle, der die Schwestern und Pfleger rügte. „Haben Sie denn nichts zu arbeiten?“ Die Traube löste sich auf, so dass der Professor seinen Weg fortsetzte und an Lucius und Marie vorbeikam. „Sie sind ja immer noch hier. Verlassen Sie das Krankenhaus.“
Lucius war einen Moment irritiert, weil er glaubte, die Worte galten ihm. Mit einem Male kam die Gewissheit. Schockiert blickte er Marie an. „Sie wurden gekündigt?“ Sie brachte nur fertig zu nicken. „Aber warum?“

Erinnerungen an den Tag, an dem das dunkle Zeichen an seinem Arm zum letzten Mal brannte, stiegen in Lucius auf. Marie und Mike waren bei ihm gewesen. In Gedanken hörte er Pfleger Mike sagen „Marie, das darfst du nicht! Dafür wird man dich rausschmeißen!“.

„Wegen mir?“, fragte Lucius eher sich selbst. Marie erwiderte nichts. Ihrer Meinung nach war nicht er daran schuld.
„Miss Amabilis“, mahnte Professor Puddle aus einiger Entfernung, „ich kann noch immer das Sicherheitspersonal rufen, die Sie hinausbegleiten ...“
Lucius platzte der Kragen. „Halten Sie Ihren Mund! Wie reden Sie denn mit meinem Besuch?“
Professor Puddle traute seinen Ohren nicht. „Wie bitte?“
„Miss Amabilis ist eine gute Freundin des Hauses Malfoy.“ Er warf Puddle seinen fiesesten Blick zu und murmelte gefährlich leise: „Sie haben nicht einmal die geringste Ahnung, was es bedeutet, mich zu verärgern, oder?“ An Professor Puddles Gesichtsausdruck sah Lucius bestätigt, dass selbst eine plumpe Drohung noch immer Wunder wirkte, wenn sie aus seinem Munde kam. Puddle wurde bleich. Der Professor setzte nach kurzem Zögern seinen Weg fort und ließ Marie in Ruhe. „Kommen Sie, Marie. Meine Frau und ich begleiten Sie hinaus.“

Der Weg nach draußen kam Marie so unwirklich vor, als würde sie nur einen Film sehen. Ihr letzter Arbeitstag. Die Malfoys hatten sie in die Mitte genommen und die Kiste hinterherschweben lassen. Vor dem Gebäude nahmen sie auf einer abgelegenen Bank unter einem Baum Platz. Noch immer war Marie zu schockiert, um etwas zu sagen.

„Marie?“ Lucius zeigte auf Narzissa. „Ich weiß nicht, ob Sie sich schon kennen. Meine Gattin Narzissa.“ Er lächelte, als er anfügte: „Und mein Enkel Charles Erasmus.“
Marie fand ihre Stimme wieder und grüßte Narzissa mit der Hand. „Wir haben uns kurz über den Kamin gesprochen.“ Sie hatte ihr Bescheid gegeben, dass Lucius nach ihr gefragt hatte. Der Junge auf dem Schoß spielte mit den Schnürsenkeln seines Schuhs. „Hallo, mein Kleiner“, grüßte Marie und berührte seine Hand, was dem Jungen ein fröhliches Glucksen entlockte.
„Marie“, Lucius blickte ihr in die Augen, „habe ich das richtig verstanden? Man hat Sie gekündigt, weil Sie mich behandelt haben?“
„Woher wissen Sie das?“
„Ich kann Informationen durchaus miteinander kombinieren“, winkte er ab. „Also ist es wahr.“
Marie nickte. „Ich habe keinen Job mehr.“
„Ich denke, wir beide kennen jemanden, der das Krankenhaus verklagen könnte, damit Sie wieder hier arbeiten können“, schlug Lucius vor.
„Sie meinen Mr. Duvall?“, vermutete sie. Er nickte, doch Marie schüttelte den Kopf. „Nein, ich möchte nach dem, was passiert ist, nicht mehr im Mungos arbeiten. Das Arbeitsklima wäre vergiftet, würde ich meine Anstellung einklagen.“
An dem Gespräch beteiligte sich nun auch Narzissa. „Das Mungos ist nicht die Welt. Es gibt andere Krankenhäuser.“
„Ja“, sagte Marie niedergeschlagen. Neue Arbeitskollegen, neue Heiler; von vorn beginnen.
Lucius klang sehr entschlossen, als er forderte: „Marie, geben Sie mir Ihre Adresse.“
„Wozu?“ Obwohl sie gefragt hatte, suchte sie sich bereits einen Zettel aus der Kiste, um die Adresse niederzuschreiben.
„Mein Sohn könnte Ihnen weiterhelfen. Er vermittelt zwischen Arbeitnehmer und -geber. Bestimmt hat er auch ein Krankenhaus an der Hand.“
Sie reichte ihm den Zettel, auf den er einen Blick warf. „Winkelgasse? Ist es dort nicht etwas teuer?“
„Ich habe die Wohnung von meinen Eltern geschenkt bekommen. Sie gehört mir.“
Den Zettel steckte Lucius in seine Innentasche, bevor er anbot: „Gehen wir doch zusammen etwas essen.“
„Das ist nett von Ihnen, aber ich möchte im Moment lieber nachhause.“ Sie war deprimiert und wollte sich ausweinen. Ihr Cousin und dessen Familie müssten für sie ein offenes Ohr haben, denn ihren Eltern wollte sie nicht mit ihren Sorgen auf den Geist gehen.
„Ich verstehe das nur zu gut, Marie.“ Er stand auf und reichte ihr galant die Hand. „Nehmen Sie es sich nicht so zu Herzen. Es kann nur besser kommen.“
„Ihr Wort in Merlins Ohr.“ An Narzissa gewandt sagte sie verabschiedend: „Es war schön, Sie beide“, der Blick fiel kurz auf Charles, „kennen gelernt zu haben.“
„Ich bin ein wenig verlegen“, gestand Narzissa, „ich weiß nicht, wie ich Sie ansprechen soll. Ihren Nachnamen kenne ich nicht.“ Lucius hatte sie nur als Marie vorgestellt.
Lucius klärte die Angelegenheit. „Miss Amabilis ist der Name. Du musst aber wissen, meine Gute, dass wir uns das letzte Mal eine persönlichere Anrede gestattet haben.“
„Wenn das so ist“, Herzlichkeit flammte in Narzissas Gesicht auf, als sie Marie anblickte, „dann biete ich Ihnen das Gleiche an.“
Das Angebot wurde dankend angenommen. Marie verabschiedete sich von den Malfoys. Narzissa blickte ihr einen Moment hinterher, bevor sie von ihrem Mann wissen wollte: „Draco hat Kontakte zu Krankenhäusern?“
„Nein, hat er nicht“, gab Lucius zu, „aber ich habe auch nicht vor, ihr nur eine neue Anstellung zu verschaffen. Sie verdient mehr als das.“
„Darf ich auch fragen, war du vorhast oder ist es eine 'Sache zwischen euch'?“ Narzissa kräuselte die Nase, was Lucius verriet, dass sie ein wenig verärgert war.
„Eifersüchtig?“, stichelte er mit frecher Miene.
„Gibt es einen Grund dafür?“
Zärtlich legte er den gesunden Arm um ihre Taille. „Nein, meine Liebste, den gibt es nicht.“ Ein Kuss sollte seine Aussage untermalen.

Wie auch die Malfoys war Marie nun auf dem Nachhauseweg. Die Winkelgasse war so kurz vor den Schulferien gut besucht. Viele besorgten sich noch etwas für den ersehnten Urlaub. Das Geld für neue Kleidung oder Bücher saß bei den Besuchern der Einkaufsstraße locker. Marie würde sich in Zukunft stark einschränken müssen, um ihre Ausgaben bezahlen zu können. Ein neuer Job musste her und zwar schnell. Und zwar noch bevor ihre Eltern erfahren würden, dass sie auf der Suche war. Schon seit langer Zeit versuchten sie, ihre Tochter nach Bulgarien zu holen, weil ihr Vater dort gut verdiente, aber sie wollte in London bleiben, zumindest aber in Großbritannien.

Irgendjemand war in Eile und rempelte Marie im Vorbeigehen an. Die Kiste fiel zu Boden. Der persönliche Inhalt verteilte sich auf dem Kopfsteinpflaster. Einige Passanten schauten zu ihr hinüber, dann schnell wieder weg. Niemand half ihr, keiner entschuldigte sich. Vielleicht sollte sie doch nach Bulgarien ziehen?

„Darf ich Ihnen hel...?“ Als die Frau aufblickte, hielt Sid inne. Es war Marie. Ein Sonnenschein. „Miss Amabilis!“ Erleichterung, Freude, Zuversicht. Das alles spiegelte sich in seinem Gesicht wider, als er ihr half, ihr Hab und Gut auf ganz altmodische Weise aufzulesen, nämlich mit den Händen. Nur so konnte er dicht neben ihr knien, konnte auffällig unauffällig ihre Hand berühren, als sie zur gleichen Zeit nach dem kleinen Teddy griffen, den ein zufriedener Patient ihr einmal geschenkt hatte. Sid berührte sie zaghaft am Oberarm und half ihr auf. Es war ihr anzusehen, dass sie sich schlecht fühlte. Nach dem Grund fragte er nicht, dafür war er zu zurückhaltend. Die Stimme seines eigenen Gewissens klang sehr nach der von Sirius Black, der kontinuierlich wiederholte „Lad sie zum Essen ein!“. Die Stimme war so laut, als würde Sirius, mit dem er sich in ein paar Minuten treffen wollte, hinter ihm stehen.
„Vielen Dank, Mr. Duvall.“ Nicht ihre Worte, sondern ihr ehrliches Lächeln, dass die schlechte Laune verdrängte, ließ Sids Herz Purzelbäume schlagen.
„DarfichSiezumEsseneinladen?“, fragte er so schnell, dass die einzelnen Silben der Worte nicht voneinander zu trennen waren.
„Entschuldigen Sie bitte, was sagten Sie eben?“
Zu schnell, dachte Sid. Er ging die Sache viel zu schnell an. „Ich ...“ Er griff nach der Kiste. „Darf ich Sie nachhause begleiten.“ 'Nein!', schalt er sich in Gedanken selbst. Das war noch schlimmer als die übereilte Einladung zum Essen. Er musste dringend einen Gang zurückschalten, aber es fiel ihm schwer. Dass er sie hier überhaupt getroffen hatte, war ein gut gemeinter Wink vom Schicksal. Auf keinen Fall durfte er einen schlechten Eindruck hinterlassen, egal wie sehr die Stimme von Sirius ihn dazu ermutigen wollte, aus der Hüfte zu schießen.
„Ja, gern.“ Sie hielt ihn nicht für aufdringlich. Merlin sei Dank.
„Prima!“ Sid strahlte über das ganze Gesicht, als sie ihren Weg Seite an Seite fortführten, geradezu gemütlich schlenderten. „Ich wusste gar nicht, dass Sie hier wohnen.“
„Schon immer. Die meiste Zeit war ich“, sie stockte, „im Mungos.“ Marie presste ihre Lippen zu einer schmalen Linie, damit sie nicht zittern würden.
„Haben Sie momentan Urlaub?“ Während er fragte, fiel sein Blick auf den Inhalt der Kiste und er wünschte sich mit einem Mal, mehr Feingefühl an den Tag gelegt zu haben. Eine ähnliche Kiste hatte er selbst getragen, als er das Ministerium verließ. Kleine Habseligkeiten, die seinen Schreibtisch geziert hatten. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Petrificus Totalus. Abrupt blieb er stehen. „Miss Amabilis?“
„Ich bin nicht mehr im Mungos beschäftigt!“, sagte sie ein wenig lauter als gewollt. Auch das folgende Schluchzen konnte sie nicht unterdrücken. Beschämt über ihren Gefühlsausbruch wandte sie den Kopf und starrte in das Schaufenster von Eeylops Eulenkaufhaus.
Aus der Tasche seines Umhang fischte Sid ein sauberes Stofftaschentuch heraus, das er ihr reichte. „Hier, bitte.“
„Danke.“ Marie trocknete die Tränen, noch bevor sie fließen konnten. Sie fing sich schnell wieder, weil die Wut über Puddle erneut in ihr aufstieg. Ein unheilvolles Beben war in ihrer Stimme zu vernehmen. „Man hat mir gekündigt!“
„Wie bitte?“ Sid war empört. „Warum das?“
„Weil ich einem Patienten das Leben rettete, aber man stürzt sich lieber auf die Tatsache, dass ich meine Kompetenzen überschritten habe. Das habe ich, ich gebe es zu, aber es war notwendig!“
In Sids Kopf ratterte das Uhrwerk und er war sich sicher, man konnte es in der gesamten Winkelgasse hören. Dann hatte er eine Lösung gefunden. „Es gibt eine Möglichkeit, die Sache vors Ministerium zu bringen. Sie könnten Ihre Stellung zurückfordern. Ich finde bestimmt eine ...“
„Das ist komisch“, unterbrach Marie mit viel ruhigerer Stimme. „Das habe ich vor nicht einmal einer halben Stunde schon gehört.“
„Was gehört?“
„Dass Sie mir meinen Job zurückklagen könnten.“
Sid hob eine Augenbraue. „Ach, tatsächlich? Mein Ruf scheint mir vorauszueilen. Wer hat das gesagt?“
„Lucius.“
Die Nennung des Vornamens traf ihn härter als erwartet. „Lucius?“, fragte er nach. Es schwang die Frage mit, warum sie nicht von „Mr. Malfoy“ sprach.
„Er war derjenige, der ... Ach, ich erzähle Ihnen das später.“ Sie holte tief Luft. „Wollten Sie mich nicht nachhause begleiten?“

Keiner von beiden bemerkte, dass Sirius sich ganz in der Nähe aufhielt und die beiden beobachtete. Eigentlich wollte er sich in fünf Minuten mit Sid treffen, um Einzelheiten in den Gesetzesänderung einzubringen. Das musste Sids Herzensdame sein, dachte er. Die Beschreibung, die Sid ihm von der Krankenschwester gegeben hatte, stimmte mit dieser Dame überein. Irgendwo her kannte Sirius die Frau sogar. Er spitzte die Lippen und überlegte, kratzte sich dabei am Kopf. Als seine Finger über eine winzige Unebenheit auf der Kopfhaut fuhren, fiel es ihm plötzlich wieder ein. Das war die Schwester, die sich in Hogwarts um die Wunde an seinem Kopf gekümmert hatte. „Wie hieß sie noch?“, murmelte Sirius zu sich selbst. Es war egal, wie die Frau hieß. Nicht egal war, dass Sid wegen des heutigen Termins mit ihm die junge Dame mit Sicherheit allein lassen würde. Der stets präzise arbeitende Ex-Ministeriumsangestellte würde der schönsten Frau der Welt einen Korb geben, nur um pünktlich zur Arbeit zu erscheinen. Das durfte er nicht zulassen. Sirius entschloss sich dazu, zu improvisieren. Er näherte sich den beiden vorsichtig. Sid stand mit dem Rücken zu ihm. Für einen Moment lungerte Sirius an dem Schaufenster von Eeylops Eulenkaufhaus herum und lauschte.

„Darf ich Sie noch zu einer Tasse Tee einladen?“, hörte Sirius die junge Frau fragen. Sid schwieg zunächst, druckste dann herum. Sein Termin mit Sirius stand ihm im Weg.
„Sag 'Ja!', du Idiot!“, flüsterte Sirius.
In diesem Moment hörte Sid wieder seine innere Stimme, die ihm riet, die Einladung anzunehmen. Es könnte aber auch gewesen sein, dass er tatsächlich das Flüstern von Sirius gehört hatte. „Ich ...“ Sid konnte nicht zusagen.
Sirius seufzte, schüttelte den Kopf. Sein Freund würde es nie auf die Reihe bekommen, da war er sich sicher. Er benötigte einen Schubs in die richtige Richtung. Nur deshalb drehte Sirius sich vom Schaufenster weg und tat so, als würde er Sid und die Krankenschwester erst jetzt erkennen. „Hey, Sid!“ Der Gerufene drehte sich abrupt um, war verlegen. Einen Augenaufschlag später stand Sirius bei Sid und grüßte ihn mit einem Schulterklopfen. „Sid, gut dass ich dich treffe.“ Ganz nach dem gedanklichen Drehbuch blickte Sirius nun zu der Dame hinüber. „Guten Tag, Miss ...?“
„Das ist Miss Amabilis. Ich habe Sie während der Arbeit mit Mr. Malfoy kennen gelernt.“ Ein Hinweis von Sid, dass es sich um die Krankenschwester handelte.
„Guten Tag, Miss Amabilis.“ Sirius schüttelte ihre Hand, klopfte sich innerlich selbst auf die Schulter, weil er sich nicht getäuscht hatte. Diese Frau verkörperte tatsächlich die Dame, von der Sid so schwärmte. Die Bekanntmachung war abgehakt, jetzt folgte der nächste Punkt. „Sid, ich muss für heute leider absagen!“
„Aber ...“
Auf keinen Fall durfte Sid zu Wort kommen, so dass Sirius ihm frech über den Mund fuhr. „Wir treffen uns morgen wie üblich. Wir sehen uns.“ Freudestrahlend nickte Sirius der Dame zu. „Es war schön, Ihre Bekanntschaft zu machen, Miss Amabilis.“
Sirius ging, doch zwei Schritte später wandte er sich nochmals an Sid, um dafür zu sorgen, dass der den Tag auch tatsächlich mit Miss Amabilis verbringen würde. „Ach, ich kann heute auch nicht zum Essen kommen. Du weißt schon. 17 Uhr ...“ Verdammt, welche Restaurants gab es hier in der Winkelgasse? Die Einkaufstüte eines Passanten half ihm auf die Sprünge, denn auf ihr stand der Name einer Gaststätte. „Trattoria Alessio. Ich habe dort einen Tisch für uns beide reserviert. Nimm doch einfach Miss Amabilis anstatt meiner Wenigkeit mit.“ Sirius verschwand in der Menschenmenge und ließ seinen Freund mit offen stehendem Mund zurück.
Marie lebte auf. „Das Restaurant ist ganz in meiner Nähe.“ Eine Hand legte sie auf seinen Oberarm. „Gehen wir doch erst zu mir und trinken einen Kaffee, bevor wir essen gehen.“
„Ähm ...“
„Kommen Sie schon!“ Sie hakte sich bei ihm unter und führte ihn zu sich nachhause.

Sirius hingegen fragte einige Passanten in der Winkelgasse, wo sich die Trattoria Alessio befinden würde. Eine ältere Dame konnte ihm weiterhelfen. Im Nu war er in dem Restaurant und griff sich einen Kellner, den er in eine Ecke drängte.

„Ich muss für heute einen Tisch reservieren, 17 Uhr!“
„Sir“, der Kellner fühlte sich durch Sirius' Aufdringlichkeit unbehaglich. „Sie müssen nicht vorbestellen. Um diese Uhrzeit ist immer noch ein Tisch frei.“
„Aber ich muss reservieren, sonst geht das alles nicht auf.“
„Sir?“ Der Kellner runzelte die Stirn.
Sirius seufzte. „Tun Sie mir den Gefallen und reservieren Sie einfach einen Tisch auf die Namen Black und Duvall.“
„Ich sagte doch schon, dass nicht vorbestellt werden ...“
„Mann!“, Sirius klang genervt. Er zückte seinen Geldbeutel. „Wie viel wollen Sie, damit Sie einfach das tun, was ich von Ihnen verlange?“ In diesem Moment ging ein älterer Gast an den beiden vorüber und schaute sie schockiert an, woran sich Sirius nicht störte. „Zwei Galleonen? Fünf?“
Echauffiert schüttelte der Kellner den Kopf. „Sie brauchen mir nichts zu geben, Sir.“
„Dann reservieren Sie für zwei Personen zu 17 Uhr?“ Schnell fügte er noch hinzu: „Auch wenn es nicht notwendig ist, das habe ich mittlerweile begriffen. Wenn Mr. Duvall hier auftaucht, dann gestalten Sie ihm und seiner bezaubernden Begleitung bitte einen angenehmen Abend.“ Sirius drückte dem Kellner fünf Galleonen in die Hand, die der nur widerwillig nahm.
„Wie soll ich denn diesen Mr. Duvall erkennen?“
„Ach, das ist leicht. Schwarze Haare, blaue Augen und in Begleitung einer dunkelhaarigen Schönheit.“
Dem Kellner reichte das nicht aus. Momentan saßen zwei Herren in der Stube, auf die diese Beschreibung ebenfalls zutraf. „Das ist nicht sehr präzise.“
„An einer Sache erkennen Sie Mr. Duvall ganz sicher.“ Sirius grinste. „Er ist steif wie ein Brett! Den können Sie gar nicht übersehen.“
Der Kellner schnaufte wegen Sirius' amüsierter Art. „Von mir aus.“ Der Kellner legte sich einen Zettel zurecht und schrieb etwas drauf. „Mr. Black und Mr. Duvall zu 17 Uhr.“
„Gut so, gut!“ Als Sirius sich im Raum umschaute, erspähte er einen angemessenen Tisch, den er genommen hätte, wenn er mit Anne hier essen gehen würde. „Den da hinten vielleicht? Sieht gemütlich aus.“
„Schon reserviert. Ich weiß, es geht mich nichts an, aber darf ich trotzdem erfahren, um was es sich dreht?“
„Das ist das erste Rendezvous der beiden, das ich“, Sirius schlug zweimal stolz auf seine Brust, „gerade eben eingefädelt habe! Ich habe erzählt, ich hätte reserviert, deswegen sollte der Punkt auch stimmen.“
„Ich würde meinen“, der Kellner schmunzelte, „dass ein Freund wie Sie Gold wert wäre.“
Sirius rümpfte die Nase, grinste jedoch. „Andere behaupten das Gegenteil.“ Dem Kellner hielt er die Hand hin. „Ich danken Ihnen vielmals für Ihre Kooperation.“
„Gern geschehen, Mr. Black.“

Dass Sirius alles geplant hatte, davon wusste Sid natürlich nichts. Mit einer Tasse Kaffee in der Hand beäugte er den Vogelkäfig, in dem Marie vier fröhlich trällernde Wellensittiche hielt. Ihre Wohnung war klein, vielleicht deswegen auch so gemütlich. Sid fühlte sich wohl, fühlte sich in ihrer Nähe wohl.

„Sie arbeiten eng mit Mr. Black zusammen?“
Sid drehte sich um, damit er ihr während des Gesprächs in die Augen sehen konnte. „Ja, wir arbeiten noch immer an den Gesetzesänderungen. Es gab jetzt kurzfristig einige Neuerungen bezüglich der Muggel, die wir aufnehmen müssen.“
„So? Noch mehr Schutz für die Muggel?“ Sie saß auf dem Sofa und klopfte mit einer auf den freien Platz neben sich, so dass er sich zu ihr setzte.
„Mehr Schutz für Muggel, das ist richtig. Wir wollen, dass Muggel nicht mehr einfach ihrer Erinnerungen beraubt werden, wenn etwas Magisches in ihrer Umgebung geschehen ist. Es wird ein wenig kompliziert sein, das umzusetzen und es soll individuell entschieden werden. Die Ideen müssen wir nur noch ausarbeiten.“
„Hört sich schwierig an.“
Sid nickte. „Das ist es. Wie soll man Muggeln helfen, wenn wir nichts von ihrem Unglück wissen?“
Für einen Moment rührte Marie ihren Kaffee und dachte dabei nach. „Kommt ganz drauf an, wie man es anpackt. Man könnte in wichtigen Muggelämtern Zauberer oder Squibs einschleusen. Wenn einem Muggel etwas seltsames passiert, wo geht der wohl zuerst hin?“ Aufgrund ihrer Frage zuckte Sid mit den Schultern. „Na, zur Polizei natürlich! Es müsste doch möglich sein, dass unsere Welt Zugang zu den Informationsdatenbanken der Polizei bekommen könnte oder auch zu anderen Einrichtungen wie Psychiatrien, wo einige bestimmt landen, wenn sie seltsame Geschichten über Hexen erzählen. Nicht zu vergessen sind Krankenhäuser, Sozialberatungsstellen, Jugendämter und ... Warum sehen Sie mich so an, Mr. Duvall?“
„Sie haben ganz wundervolle“, er blickte ihr tief in die Augen, „Vorschläge!“
Marie gab vor, enttäuscht zu sein. „Für einen Moment dachte ich doch wirklich ...“ Sie seufzte, blickte dabei auf die Uhr. „Es ist kurz vor fünf. Wir sollten gehen.“

Pünktlich zu 17 Uhr betraten Sid und Marie die Trattoria Alessio. Er schaute sich unsicher um. Das Restaurant war noch nicht gut besucht. Marie hatte sich wieder bei ihm untergehakt und wartete geduldig.

„Ich mag das Restaurant. Kommen Sie öfters her?“, wollte sie wissen.
Sid schüttelte den Kopf. „Ist mein erstes Mal.“
Wie aus dem Nichts stand plötzlich ein breit lächelnder Kellner vor den beiden. „Ah, Mr. Duvall. Heute ohne Mr. Black? Dafür aber mit einer wirklich charmanten jungen Dame. Darf ich Sie an Ihren Stammtisch führen?“

Auf Sids blassen Wangen breiteten sich zwei rote Stellen aus, während Marie dezent hinter vorgehaltener Hand grinste. Der Tisch in der Ecke war ruhig und gemütlich. Höflich half Sid ihr aus der leichten Sommerjacke heraus, bevor sie Platz nahmen. Den peinlichen Moment wollte er mit Marie noch klären, denn als Lügner durfte er nicht dastehen. Den beiden wurden die Menükarten gereicht, Getränke wurden bestellt.

Als der Kellner die zwei endlich allein ließ, räusperte sich Sid. „Marie? Ich glaube, ich muss da etwas erläutern.“
„Ich weiß schon“, beteuerte sie mit einem Lächeln. „Mr. Black hat das organisiert. Liege ich damit richtig?“
Erleichtert atmete er aus. „Ich befürchte ja. Er hat mich vollkommen überrumpelt.“
Sie spielte verträumt mit den Blättern einer Rose, die in einer kleine Vase auf dem Tisch stand. „Ich frage mich nur, warum er das getan hat. Vielleicht haben Sie so oft von der 'flotten Biene aus dem Mungos' erzählt, dass Mr. Black dachte, es wäre für Sie endlich mal an der Zeit, engeren Kontakt zu mir zu knüpfen?“
Schockiert blickte er sie an. „Ich schwöre, ich habe Sie niemals so bezeichnet!“
„Nicht? Dann muss ich mich wohl noch mehr anstrengen.“

Er fragte sich gerade, ob er richtig gehört hatte, da zwinkerte sie ihm zu. Erleichtert über ihre ungezwungene Art gab er sich einen Ruck. Mit einer Hand auf dem Tisch näherte er sich ihr – so langsam, dass sie jederzeit ihre Hand wegziehen könnte, doch sie rührte sie nicht von der Stelle. Ihre Augen verließen seine Hand kein einziges Mal und als er schon dicht bei ihr war, da kam sie ihm entgegen. Mit ihren Fingern betasteten sie sich zaghaft, zeigten dem anderen mit wenig Kontakt, wie groß der Wunsch nach mehr Nähe war.

„Ich habe im Ministerium nach Ihnen gefragt“, gestand sie flüsternd.
„Da hat man Ihnen sehr wahrscheinlich eine Absage erteilt.“
Sie nickte. „Man sagte nur, Sie wären nicht mehr angestellt. Ich habe mich schon gefragt, wie ich Sie finden könnte und dann“, ihre Wangen wurden rot, „standen Sie heute plötzlich vor mir.“
„Ich muss gestehen, dass ich ähnliche Überlegungen hatte. Mr. Black ermutigte mich, Sie im Mungos zu besuchen, Ihnen wenigstens zu schreiben.“
„Warum haben Sie nicht?“ Sie umfasste seine Hand.
„Weil ich nicht gedacht hätte, dass ...“ Schüchtern blickte er auf die Vase.
„Dass Sie mir etwas bedeuten könnten? Hatten Sie so einen schlechten Eindruck von unseren Gesprächen?“
„Nein!“, widersprach er vehement. „Es ist nur ...“
Ermutigend strich sie ihm über den Handrücken. „Einfach raus damit.“
„Ich kann solche Dinge nicht korrekt deuten.“ Ihr fragender Gesichtsausdruck zeigte ihm, das sie auf eine verständliche Erklärung wartete. „Ich habe kein Gefühl für Andeutungen, Zweideutigkeiten oder nette Gesten. Es ist gut möglich, dass ich ein freundliches Entgegenkommen nicht einmal erkenne, wenn es mir ins Gesicht schlägt. Ich habe in dieser Hinsicht einfach nicht genügend ... Praxis. In der Regel“, seine Stimme wurde immer leiser, „mag man mich nicht besonders.“

Marie verstand. Sid hatte ihr einmal von seinen Kollegen erzählt und dass die ihn und seine pedantische Art zu Arbeiten nicht ausstehen konnten. Wegen dieser Erfahrungen musste Sid den Eindruck erhalten haben, es wäre normal, nicht gemocht zu werden.

Was Marie jetzt sagte, kam von Herzen. „Ich mag Sie.“
Diese drei Worte bewirkten Unglaubliches. Sids Magen kribbelte wohlig, sein Herz schlug höher. Das zufriedene Lächeln würde er tagelang nicht mehr unterlassen können, aber das interessierte ihn nicht. Es fühlte sich richtig an und jeder durfte das wissen, selbst der Kellner, der gerade die Getränke brachte.

„Haben Sie schon gewählt?“, fragte der Herr mit weißer Schürze.
Beide hatten nicht einmal einen Blick in die Menükarte geworfen, so dass Sid bat: „Können Sie uns etwas empfehlen?“

Natürlich konnte der italienische Kellner mit irischem Akzent etwas empfehlen. Ein Drei-Gänge-Menü, das nicht nur köstlich, sondern auch erschwinglich war. Aber nicht das Essen oder das romantische Kerzenlicht machte den Abend für Sid so unvergesslich. Es war die Tatsache, dass Marie ihn mochte.

Spät abends führte Sid ohne jeden Hintergedanken Marie zu seinem Haus. Der Fidelius sollte für sie in Zukunft kein Hindernis darstellen, ihn zu besuchen, deshalb wollte er sie einweihen. Ihr Weg führte an der Apotheke vorbei, in der nur unten noch ein Fenster erleuchtet war.

Hermine braute alleine an einem Heiltrank gegen Furunkel, damit sie Mr. Calliditas Vater etwas anderes als Stachelschweinpastillen anbieten konnte. Vielleicht würde der Trank besser helfen, denn er war von stärkerer Wirkung, der Brauvorgang leider auch viel gefährlicher. Das Gröbste war längst erledigt. Plötzlich hörte sie eine der oberen Dielen knacken. Mitten beim Rühren stoppte sie ihre Bewegungen. Angst überkam sie. Es knarrte nochmals.

„Severus?“ Jemand kam langsam die Stufen hinunter. Gleich darauf lugte Severus vorsichtig ins Labor. „Hallo Severus!“ Den Trank stellte sie auf kleine Flamme, bevor sie schnell die Hände wusch, um ihn zu begrüßen. Ihr fiel auf, dass er sich aufmerksam umschaute. In Windeseile war sie bei ihm, ergriff ihn freudig an den Oberarmen. „Wie geht es dir heute?“
„Es geht mir gut,danke der Nachfrage.“
Sie konnte sich nicht zurückhalten und fiel ihm um den Hals. Erschrocken packte er sie an den Schultern und drückte sie von sich weg, blickte hinter sich zur Tür. Irritiert von seinem Verhalten fragte sie. „Suchst du was Bestimmtes?“
„Ist sie hier?“
„Die Verkäuferin? Nein, es ist schon halb sieben. Sie ist pünktlich gegangen.“ Aufgrund ihrer Antwort verflog seine Spannung. Die Schultern senkten sich ein wenig, er atmete erleichtert aus. Es wäre ihm unangenehm gewesen, hätte eine fremde Frau ihn in dieser Pose mit Hermine gesehen. Solche innigen Gesten gingen niemanden etwas an.
Sein Blick fiel auf den Kessel. „Noch zu tun?“
„Müsste jeden Moment fertig ...“ Ein Wecker schellte. „Fertig!“ Feuer aus, Deckel drauf und bis morgen ziehen lassen. Die Arbeit für Hermine war für heute erledigt. „Lass uns hoch gehen“, schlug sie gut gelaunt vor. Sie freute sich sehr, dass Severus wieder bei ihr war, vor allem aber, dass es ihm gut ging.

Im Wohnzimmer bekam Severus sofort Besuch von dem Kniesel, der sich auf seinen Schoß legte, nachdem er sich gesetzt hatte.

„Mich hat heute mein Nachfolger besucht, sonst wäre ich schon früher hier gewesen“, erklärte Severus, kraulte dabei Fellini an den Ohren.
„Und wer ist es nun? Ich hörte da etwas von Mr. Popovich.“
„Genau der. Er wollte noch Tipps von mir haben, ein paar gute Ratschläge. Ich denke, er wird mich zufriedenstellend ersetzen.“
Hermine hatte neben ihm Platz genommen. „Dich kann man gar nicht ersetzen, Severus.“
„Die Schüler sind sicherlich anderer Meinung.“ Fellini wanderte zu Hermine hinüber und setzte sich auf ihre Beine.
„Soll ich dir mal was verraten?“ Sie lehnte sich so weit zu ihm, dass er ihren Atem spürte, bevor sie ihr Geheimnis preisgab. „Der Blumenkasten ist fertig! Neville und Luna haben ihn fertig gebaut. Ist das zu fassen?“ Sie strahlte. „Als ich ihn neulich besuchte, um weiterzumachen, da präsentierte er mir den fertigen Kasten. Die Baupläne habe ich das letzte Mal nämlich bei ihm vergessen.“ Hermine zog beide Beine auf die Couch, weshalb der Kater kurz seinen Protest herausmiaute, doch er fand gleich wieder eine Stelle, auf die er sich legen konnte. Einen Arm schlängelte Hermine hinter Severus' Schultern. „Im Moment mischt Neville den Dünger unter die Erde, je nachdem, wie viel die Pflanzen benötigen. Sie sollen doch alle zur gleichen Zeit reif zur Ernte sein.“ Durch die offene Tür fiel ihr Blick auf zwei Kisten, die im Flur standen. „Was ist denn das?“
Severus folgte ihrem Blick. „Das sind einige Habseligkeiten, die ich schon mitgebracht habe. Ich war ein wenig erstaunt, wie wenig ich besitze. Andererseits auch erleichtert, denn das erspart einen aufwändigen Umzug.“
Hermine war ebenfalls erstaunt. „Der Besitz von 44 Jahren passt unmöglich in zwei Kisten!“ Ihr war entfallen, dass Todesser vor etlichen Jahren das Haus in Spinner's End dem Erdboden gleichgemacht haben.
„Mein Eigentum besteht zu einem großen Teil aus Trankzutaten und die befinden sich noch in Hogwarts.“
„Dein persönlicher Vorratsraum?“
„Richtig. Ich werde mir Möbel besorgen müssen oder Albus' Angebot annehmen, welche vom Dachboden zu nehmen.“
„Ich habe mir auch was vom Dachboden genommen. Da stehen eine Menge schöner Schränke und Tische herum.“ Ihr Magen knurrte leise, doch Severus hörte es, so dass sie anbot: „Ich habe in der Küche noch was zu essen. Möchtest du etwas?“ Weil er sie skeptisch anblickte, versicherte sie: „Ich habe nicht gekocht. Die Hauselfen haben mir vorhin etwas in die Hand gedrückt, bevor ich gegangen bin.“
„Ich nehme gern eine Kleinigkeit.“

Als Hermine in der Küche etwas zurechtmachte, nutzte Severus den Moment, um eine der Kisten mit einem Aufrufezauber zu sich zu holen. Er vertrieb sich die Zeit und musterte die Gegenstände, die er vorhin eingepackt hatte. Persönliche Notizen, Berichte über Forschungsarbeiten, eine Flasche Goldlackwasser von Minerva, ein Räuchermännchen aus dem Besitz seiner Mutter. Unter all den Dingen, gut verpackt in einer extra Kiste, befand sich der goldene Zankapfel, den Narzissa ihm geschenkt hatte. Bei Gelegenheit würde er Lucius damit aufziehen, dass er nun in Besitz eines Stückes aus dessen ehemaliger Sammlung war. Am Boden der Kiste lag ein Fotoalbum, das Severus herauskramte und aufschlug. Lily und Alice auf dem Rücken von Karussellpferden, die sich auf und ab bewegten. Die kontinuierliche Bewegung war hypnotisierend, schleuderte ihn zurück in alte Zeiten. Er bemerkte auch nicht, dass Hermine zwei Teller auf dem Tisch abstellte. Erst als sie sich dicht zu ihm setzte, da wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Ertappt schlug er das Album zu. Obwohl es lächerlich war, kam in ihm das Gefühl der Untreue auf, weil er hier bei Hermine war und sich Bilder von Lily anschaute.

„Nein, sieh sie dir ruhig an.“ Hermine legte ihre Hand auf seine, um den Deckel wieder aufzuschlagen. Auch sie blickte eine Weile auf das erste Foto, das die Freude der abgelichteten Personen perfekt eingefangen hatte. Hermine blätterte ein Bild weiter. Ein Ordenstreffen. Lily versuchte, mit Mandarinen zu jonglieren, versagte aber vor lauter Lachen. Neugierig blätterte sie weiter, dachte dabei an die viele Mühe, die in diesem Album steckte. Harry hatte alle möglichen Personen nach Fotos von seiner Mutter gefragt, um dieses Geschenk für Severus zusammenzustellen.
„Das hier“, er zeigte auf einem Bild, auf dem Lily mit einer Feder in der Hand an einem Schreibtisch saß, „ist bei ihr Zuhause.“ Im Hintergrund sah Hermine zwei Poster an der Wand, eines von den Beatles, eines von The Who. Severus begann schwer zu atmen, blätterte dennoch weiter.
„Warst du mal bei ihr Zuhause?“
„Ja.“ Die Antwort war kaum zu vernehmen.

Severus betrachtete nicht nur Bilder, das war Hermine klar geworden. Er sah nicht nur ein fotografiertes Zimmer, sondern den Stuhl, auf dem er vielleicht einmal gesessen hatte, die Poster, an die er sich noch erinnerte, die vielen Bücher. Er war mal dort gewesen. Natürlich wirkte dieses Foto auf ihn ganz anders als auf Hermine, die keinen persönlichen Bezug zu den Örtlichkeiten hatte. Als sie in der Mitte des Album angekommen waren, schloss Severus es.

Er rügte sich selbst, als er behauptete: „Es ist nicht richtig, mir diese Bilder anzusehen.“ Das Album legte er auf den Tisch. Er vermied es, ihr in die Augen zu schauen.
„Daran ist nichts falsch. Du kannst es dir so oft ansehen, wie du möchtest.“ Und in Erinnerungen schwelgen, fügte gekränkt sie in Gedanken hinzu. Man konnte die Toten nicht ruhen lassen, wenn sie einen nicht in Ruhe ließen. „Sie ist ein Teil deines Lebens.“ Ihrem Herz entwich ein Seufzer. „Ich wünschte nur, es wäre noch Platz.“ Endlich sah er sie an, blinzelte fragend, woraufhin sie eine Hand in die Mitte seiner Brust legte. Zaghaft und schüchtern, weil es ihr so viel bedeutete, dass er das wusste, gestand sie: „Ich wünschte, da wäre noch Platz für mich.“

Als Sprachwerkzeug eines jeden Menschen war der Mund bekannt, doch wenn der schwieg, obwohl das Innerste sich mitteilen wollte, dann musste man auf die Augen achten. Sie konnten sprechen, erzählen, sich auf eine wundersame Weise mitteilen und schlummernde Sehnsüchte offenbaren. Severus' Augen überschütteten sie mit Botschaften, deren Herkunft tief verborgene Orte waren, die mit keinem Wort beschrieben werden konnten. Solche Botschaften berührten direkt die Seele des anderen. Klarheit war etwas Einzigartiges, wenn man sie erfahren durfte und Hermine erlebte gerade so einen bedeutungsvollen Moment. Seine rechte Hand legte sich auf die ihre, drückte sie an sein Herz, während die andere über ihre Schulter wanderte. Langsam beugte er sich vor, zog sie gleichzeitig zu sich. Sie ließ es geschehen, war gefangen von dem Begehr, das sich in seinen Augen verbarg. Ein Zögern seinerseits. Er stoppte die Annäherung. Die aufkommenden Zweifel zerschlug Hermine, indem sie den Weg, den er für sie vorgesehen hatte, allein fortsetzte. Sie näherte sich aus freien Stücken, ohne dass er sie mit einem Druck auf ihrer Schulter dazu ermutigten musste. Ihre Bereitschaft gab ihm die letzte Bestätigung. Langsam, ohne jede Hast, neigte Severus sich zu ihr hinunter. Die Spitze seiner Nase streifte ihre Wange, bevor seine Lippen die empfindsame Haut neben ihrem Mundwinkel fanden. Ein leichter Druck, ein kurzes Verweilen, ein Austausch von Wärme und Zuneigung.

Je flüchtiger ein Kuss, desto süßer mundete er. Sie hatte ihren festen Platz und der war genau dort, wo er ihre Hand an seinen Körper presste. Anstatt ihr einen zweiten Kuss zu schenken, umarmte er sie Wange an Wange. Eine Entschuldigung dafür, dass er nicht mehr geben konnte, weil so wenig in ihm war. Für Hermine war nur von Belang, dass sie von dem Wenigen bereits ein Teil war.


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