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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Mehr Farbe ins Leben

von Muggelchen

Die Erinnerungen, die Severus für seine Nachwelt hinterlassen hatte, um nach seinem Tod wenigstens ein Minimum an Anerkennung zu finden – um etwas über sich erzählen zu dürfen –, waren ausschließlich von Hermine gesehen worden. Alles, was sie zuvor nur vage erahnen konnte, hatte sich ihr in allen Einzelheiten eröffnet: Von seinem kranken Vater, seiner finanzielle Situation und der Hoffnung auf einen Ausweg aus der Mittellosigkeit, bis hin zu den Fehlern, die er begangen hatte, weil er sich in jungen Jahren und mit falschen Freunden nicht anders zu helfen wusste. Die seit seiner Kindheit im Herzen bewahrte Zuneigung zu Lily trieb ihn hilfesuchend in Albus‘ Arme und führten ihn somit auf den richtigen Weg zurück, doch er hatte bereits den Stein des Schicksals ins Rollen gebracht. Der Preis, den er zahlen musste, war für ihn von unschätzbarem Wert gewesen, war unersetzlich, denn es kostete ihn nicht nur den Menschen, den er liebte, sondern auch seinen klaren Verstand und am Ende auch die Seele, die er gegeben hatte, um Lilys Kind den Weg ebnen zu können, damit ihr Tod nicht umsonst gewesen sein würde.

Plötzlich spürte Hermine kalte Finger an ihrer Wange. Sie blinzelte und suchte umher, bis sie sein Gesicht sah, diesmal nicht mehr jung, doch wie schon damals markant und nun mit wenigen Fältchen beseelt. Erneut schossen ihr all die Dinge, die sie gesehen hatten, ungeordnet durch den Kopf und wollten sie überwältigen, doch sie weigerte sich standhaft, in Emotionen zu versinken. Severus musste wissen, was sie getan hatte, aber dennoch war weder Wut noch Enttäuschung in seinen Augen zu sehen, sondern Sorge; Sorge um sie.

„Steh auf“, hörte sie seine sanft gesprochene Anweisung, bevor seine und auch Harrys Hände sie an Oberarmen und Schultern packten, um sie zumindest in eine sitzende Position zu bringen. Wie schon an dem Tag, als sie Bekanntschaft mit den Dunklen Künsten gemacht hatte, umarmte Severus sie von hinten, um sie auf die Beine zu stellen, die sich jedoch weigerten, sie zu tragen.
„Auf die Couch“, schlug Harry vor.

Einen Moment später sank sie in die weichen Kissen. Drei Augenpaare ruhten auf ihr. Zwei davon schauten skeptisch und fragend, nur eines zeugte von Verständnis.

Draco unterbrach die Ruhe und fragte fordernd: „Was zum Teufel ist passiert? Erst bricht jemand ins Büro ein und dann …“
„Sei still!“, zischte sein Patenonkel, so dass Draco weitere Fragen im Hals stecken blieben.

Im Moment würde Hermine gern reden, aber was sie zu sagen hatte, war nicht für andere Ohren bestimmt und Severus würde nicht damit konfrontiert werden wollen, also schwieg sie, betrachtete dabei ihre vor Aufregung zitternden Hände. Jemand griff nach ihr, umfasste ihre Hände. Harry machte sich die größten Sorgen und er wollte sie beruhigen, wollte ihr zeigen, dass er für sie da war.

„Es geht schon wieder.“ Ihre zarte Stimme beteuerte das Gegenteil. „Ich bin müde und ich habe Hunger.“
„Diese Bedürfnisse ließen sich in umgekehrter Reihenfolge sicherlich befriedigen“, sagte eine Stimme nahe an ihrem Ohr. Severus hatte sich zu ihr gebeugt. „Ich muss sowieso noch meinen Hund holen.“
‘Richtig‘, dachte Hermine. Den hatte er vor dem Spiel bei ihr in der Apotheke gelassen.
„Sie sollte besser hier bleiben“, schlug Harry vor, doch der Kopf mit den rabenschwarzen Haaren wurde geschüttelt.
„Ich werde sie nachhause begleiten, Harry“, sagte Severus bestimmend, „und noch einen Moment dort bleiben.“

Weil Severus als Einziger zu wissen schien, was mit Hermine geschehen war, stimmte Harry zu, auch wenn er offenbar Severus die Schuld an dem Zustand seiner besten Freundin gab.

„Pass gut auf sie auf“, gab er nicht als Ratschlag, sondern als Warnung, bevor er das letzte Mal an diesem Abend ihre Hand drückte.

Nur am Rande nahm Hermine wahr, wie sie zum Kamin geführt wurde und einen kurzen Moment später von grünen Flammen umgeben war. Sie stolperte, als sie aus der Feuerstelle hinaus in ihr Wohnzimmer trat, doch ein fester Griff um ihre Taille gab ihr Halt. Im nächsten Augenblick befand sie sich auf der Couch. Eine nun warme Hand ruhte auf ihrem Unterarm.

„Einen Kaffee?“
„Mmmh?“, summte Hermine nachfragend.
„Einen Kaffee? Oder vielleicht einen Tee? Ich werde etwas zu essen machen, Hermine.“ Diesmal stimmte sie zu, doch ebenfalls summend.

Während die Wärme an ihrer Seite verschwand, weil sich Severus auf in die Küche machte, breitete sich angenehme Wärme auf ihrem Schoß aus. Fellini begrüßte sein Frauchen sehr innig und rollte sich auf ihr zusammen. Aus der Küche hörte sie ein kurzes freudiges Bellen und einen scharf gesprochenen Befehl, der weitere Laute unterband. Das sanfte Schnurren des schwarzen Katers mit seinen unter dem langen Fell nicht mehr sichtbaren weißen Flecken beruhigte sie ungemein. Manchmal war ein Tier das beste Mittel, um Entspannung zu finden.

In der Küche klapperte Geschirr. Um ihm zu helfen oder weil sie Nähe zu einem Menschen brauchte, stand sie von der Couch auf. Schwindelig war ihr nicht mehr, aber sie hatte tatsächlich großen Hunger.

In der Küche bot sich ihr ein vertrauter Anblick, denn Severus schnitt etwas mit dem Messer und gab dem wartenden Hund davon ab. Er wusch sich die Hände und als er sie hörte, weil sie die Tür weiter geöffnet hatte, schaute er sich um. Es schien ihr gut zu gehen, dachte er. Sie war Heilerin, somit war sein auf der Zunge liegender Ratschlag, sich doch lieber hinzusetzen, im Nu verpufft.

„Warum befinden sich Unmengen an Käse in den Schränken?“, begann er eine oberflächliche Unterhaltung. Die letzte Scheibe schnitt er noch ab, um sie auf den von ihm zubereiteten, typisch englischen Imbiss zu legen. Er hatte Sandwiches gemacht.
„Weil Sie ihn mögen.“

Ihre Antwort ließ ihn einen Augenblick innehalten, bevor er das Weißbrot diagonal mit dem Messer teilte. Der Wasserkessel begann zu pfeifen. Hermine hatte aber keine Chance, sich um den Tee zu kümmern, denn Severus zeigte mit ausgestrecktem Finger auf die Sitzecke und erklärte: „Ich habe gesagt, ich kümmer mich drum.“ Severus ließ sich nicht ins Handwerk pfuschen, auch wenn er momentan keinen komplizierten Trank braute, sondern nur einen Happen zu essen und etwas Tee zubereitete.

Ohne Widerwort hatte Hermine Platz genommen, um sich kurz darauf bedienen zu lassen. Als er den Teller mit den vier Hälften auf dem Küchentisch abstellte, bemerkte sie, dass er sogar die Kruste von den Sandwiches abgeschnitten hatte, wie es in all den Rezeptbüchern geschrieben stand, die sie mal bei Molly gelesen hatte. Hermine griff zu und in genau diesem Augenblick machte der Hund neben ihr auf dem Boden Platz, fixierte dabei mit seinen Augen ganz genau das Objekt in ihrer Hand. An ihrer anderen Seite hörte sie Severus seufzen.

„Das macht er immer“, erklärte Severus das Verhalten seines dezent bettelnden Hundes. „Er wartet und beobachtet. Den ersten Schritt macht er nie.“

Lautlos sprang Fellini auf einen Stuhl gegenüber. Er stellte die Vorderpfoten auf die Tischplatte und machte sich lang, um mit der kleinen Nase den Duft des Thunfischs und des Schinkens zu genießen. Eine Pfote tastete sich langsam in Richtung Teller, was Hermine und Severus amüsiert verfolgten. Hermine wollte sehen, wie weit das Tier gehen würde. Harry hingegen winselte einmal, weil er sich so ein aufdringliches Verhalten nie trauen würde. Der Kniesel putzte wie aus heiterem Himmel eine Stelle am nach vorn gestreckten Vorderbein.

„Ein Ablenkungsmanöver“, vermutete Severus leise gesprochen.
„Er wird sich nicht trauen.“ Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Fellini sich in ihrem Beisein an einem der Sandwiches bedienen würde.
„Es ist zu verlockend!“
„Er würde niemals …“

Mit offen stehendem Mund verfolgte Hermine das Geschehen, denn Fellini hatte sich mit einem Male so weit nach dem Essen gestreckt, dass er den gesamten Teller mit einer Pfote zu sich heranzog. Severus war schneller als Hermine und packte den Teller, bevor er über den Tischrand fallen konnte. Der Kater, nun offensichtlich ertappt, sprang vom Stuhl und suchte das Weite.

„Ich glaub’s nicht!“ Hermine musste lächeln.
„Kommt ganz nach seiner Besitzerin“, warf Severus ein, was sie aufblicken ließ.

Das erste Mal heute Abend sah sie ihm aus nächster Nähe in die Augen und sie bemerkte das Feuer in ihnen, die Lebendigkeit. Diese merkliche Veränderung freute sie über alle Maßen. Tief in Severus‘ Augen konnte sie einen Grund ausmachen, dessen beperlter Kiesel bis an die Oberfläche glitzerte, was so lange Zeit nicht möglich war. Sie mochte diese Augen und besonders das, was sie nun aus ihnen lesen konnte.

Vielleicht, dachte sie, war das eine Veränderung, die man Harrys Magie zuschreiben konnte. Severus war von ihr getroffen worden, aber er hatte das bisher ihr gegenüber mit keinem Wort erwähnt. Sie rief sich einige Situationen von vorhin ins Gedächtnis und dabei fiel ihr eine Sache besonders auf, was sie unbedingt ansprechen wollte.

„Sie haben mich vorhin geduzt.“
„Hab ich das?“, fragte er unschuldig nach. Sie war sich dessen sicher und nickte, weswegen er abwinkte: „Das war wohl ein Moment der Schwäche.“
„Aha“, machte sie, bevor sie ihm nochmal in die Augen blickte. Das Glitzern dort machte sie übermütig. „Wie könnte ich Sie jetzt schwach machen?“

Er öffnete den Mund, schloss ihn gleich darauf wieder. Auf den Arm nahm sie ihn nicht, denn sie wartete tatsächlich auf eine Antwort, auch wenn ihre Lippen ein Lächeln unterdrücken wollten. Ihre Augenlider waren noch rötlich vom Weinen, dennoch strahlte Hermine im Moment eine ansteckend fröhliche Art aus. Sie machte ihm ganz offensichtlich schöne Augen und das erste Mal bemerkte er es bewusst, was ihn wiederum sprachlos machte. Keck stieß sie ihn mit dem Ellenbogen an und forderte eine Antwort. Ihm fiel einfach kein Satz ein, um sich aus dieser Situation herauszuwinden.

Was Harrys Magie bei ihm bewirkt hatte, wusste Hermine nicht. Harry hatte ihr gesagt, es würde ihm schlecht gehen, aber Severus wirkte normal auf sie, vielleicht sogar etwas offener als sonst.

Überraschend griff sie nach seiner Hand, doch sie drückte nicht zu, sondern ließ ihre Finger leicht auf seinem Handrücken ruhen und fragte: „Wie geht es Ihnen?“
„Das fragen Sie mich?“, gab er verdutzt zurück, denn sie war diejenige gewesen, die mit Kreislaufproblemen am Boden gelegen hatte.
„Von Harry weiß ich, was auf der Feier nach dem Quidditch-Spiel passiert sein soll und dass …“ Severus wandte seinen Blick von ihr ab. „Er sagte, ein Teil seiner Magie hätte sich von ihm gelöst und Sie getroffen. Deswegen meine Frage, Severus.“
„Es geht mir“, er blickte sich unsicher um, „unerwartet gut.“
„Was hat es bewirkt? Wie fühlt sich das an?“, wollte sie wissen.
„Das ist schwer zu beschreiben.“
„Versuchen Sie’s“, forderte sie und drückte seine Hand, weswegen er seinen Blick senkte, um dieses ungewöhnliche Bild zu betrachten; ihre Hand auf seiner. Nachdem er einmal tief Luft geholt hatte, versuchte er seine Erfahrung in Worte zu fassen, was – wie er es vorhergesagt hatte – nicht leicht war.

„Es war wie ein Blitzschlag. Bis in die kleinsten Nervenenden kroch es. Es war schmerzhaft, doch dann …“ Er fand keine Worte.
„Es tut nicht mehr weh?“, fragte sie alarmiert nach, doch er schüttelte den Kopf. Nachdenklich blickte Hermine auf seine Hand. „Fühlen Sie sich irgendwie anders?“

Diese Frage müsste er sofort bejahen, aber er befürchtete, sie würde ihn ausfragen. Die Andersartigkeit war fühlbar, aber nicht zu beschreiben. Sein Zögern blieb natürlich nicht vor ihr verborgen. Bevor sie ihn erneut auffordern würde, sagte er das Erste, das ihm durch den Kopf schoss.

„Ich fühle …“ Er hielt inne, dachte sie zumindest, denn als sie nachfragte, sagte er noch einmal genau dasselbe und kein Wort mehr.
„Severus?“

Er löste seine Hand aus ihrem Griff, um nach seiner Tasse zu langen, die er mit beiden Händen umfasste, bevor er einen wärmenden Schluck nahm. Dass Hermine ihn dabei beobachtete, konnte ein Blinder sehen, denn sie machte nicht einmal den Versuch, ihr Starren zu verbergen. Severus atmete einmal tief durch, bevor er das Thema wechselte.

„Vorhin bin ich in mein Büro gegangen, um nach Dracos anspornenden Worten den Vertrag zu unterschreiben und mit seiner Hilfe ein Kündigungsschreiben für Albus zu gestalten. Als ich die Anzeichen dafür sah, dass jemand dort gewesen sein musste und dass jemand …“
Enthusiastisch unterbrach sie ihn: „Sie wollten tatsächlich unterschreiben?“

Nachdem er seine Tasse abgestellt und dabei zögerlich genickt hatte, fand er sich plötzlich mit einem Arm voll Hermine wieder. Von der Nähe völlig übermannt versuchte er, wieder Distanz zu ihr zu gewinnen, doch sie hatte ihre Arme um ihn gewunden.

„Hermine“, mahnte er nicht sehr überzeugend. „Hermine, nicht.“
„Oh, ich freu mich so!“

Sie drückte ihn nur noch mehr an sich und ließ einfach nicht los, weswegen er sich ergab. Seine Hände, weil jede andere Stellung unbequem war, fanden wie von selbst an Hermines Rücken. Ihre Umarmung wusste er sehr zu schätzen, war ihm so etwas in seinem Leben doch so selten zuteil geworden. Wenn sie ahnen würde, dachte er, dass ihm diese Geste viel mehr bedeutete als ihr, hätte sie von dieser körperlichen Nähe Abstand genommen.

Hermine fühlte sich, als wäre eine große Last von ihr Gefallen. In Zukunft würde sie sich ihre Arbeit mit ihm teilen, mit seiner Hilfe auch viel mehr schaffen. Sie hätte jemanden, mit dem sie sich unterhalten könnte, mit dem sie zu Mittag essen würde, aber vor allem jemand, den sie mochte. Ihre Arme reichten mit Leichtigkeit um ihn herum. Severus war zwar ein großer Mann, aber er war sehr dünn, was sie das erste Mal fühlen konnte. Als sie bemerkte, dass er ihre Umarmung nicht nur steif duldete, sondern sogar erwiderte, musste sie an die vielen schrecklichen Dinge denken, die er damals erlebt hatte. Die Erinnerungen daran ließen sie schluchzen und nur noch fester zupacken. Er schien genau zu wissen, dass sie gedanklich wieder bei seiner Vergangenheit angelangt war.

„Hermine“, hörte sie seine Stimme nahe an ihrem Ohr, „lass dich davon nicht so sehr mitreißen. Es ist doch schon so viele Jahre her.“
„Nein“, sie schüttelte den Kopf, womit ihre Haare ihn an der Wange kitzelten. „Für mich ist es eben erst passiert.“
„Es tut mir leid. Du hättest das gar nicht sehen sollen“, flüsterte er. „Dieser Nachlass war für Auroren bestimmt. Oder für Ordensmitglieder.“
„Ich bin ein Ordensmitglied!“
Behutsam packte er sie an den Oberarmen und drückte sie von sich weg, damit er sie ansehen konnte. „Tatsächlich?“, spöttelte er freundlich, um sie abzulenken.
„Ja“, bestätigte sie, „als Harry den Orden des Phönix mit der DA zusammengelegt hat.“

Als sie seine Augen sah und befürchtete, dass sein veränderter Zustand sich demnächst wieder in Luft auflösen konnte, verzog sich vor Kummer ihr Gesicht. Mit einem Flüstern bestätigte sie das, was er ihr stets beibringen wollte.

„Sie ist weg.“ Sie zog die Nase hoch. „Man kann sie nicht zurückholen.“ Seine Seele war zerstört. „Du hattest Recht.“ Am Ende doch zustimmen zu müssen tat ihr im Herzen weh und sie senkte den Kopf.

Severus stand auf und ging. In diesem Moment dachte Hermine, sie hätte ihn mit ihren Tränen vergrault, doch er kam wieder – in einer ausgestreckten Hand hielt er ein Fläschchen.

„Nimm das vor dem Schlafengehen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht immer alle schlimmen Dinge mit dem Trank für einen traumlosen Schlaf verdrängen.“
„Dann sind dir Albträume lieber?“, fragte er, bevor er sie am Handgelenk nahm und das kleine Fläschchen in die Hand drückte.
„Severus?“
„Mmmh?“
„Nachdem Harry dich mit seiner Magie getroffen hat, was mag das wohl mit deiner Magie angerichtet haben?“
„Auf was willst du hinaus?“, fragte er skeptisch.
„Mein Farbtrank.“
„Ah“, machte er und setzte sich erneut neben sie. „Ein Farbtrank gegen einen traumlosen Schlaf?“
„Würdest du einen nehmen? Ich würd es zu gern sehen.“
„Ich weiß nicht, ich denke nicht, dass …“
„Bitte! Ich nehme auch einen“, wollte sie ihm die Entscheidung erleichtern.

Nur um ihr ein wenig von dem Schrecken dieses Tages zu nehmen, stimmte er zu. Auf der anderen Seite war er selbst neugierig, was der Trank bei ihm zeigen würde. Es fühlte sich so an, als wäre etwas Farbe in ihm.

Von der gemütlichen Küche hatten sie sich ins Wohnzimmer begeben. Für angenehmes Licht sorgte nur der Kamin. Severus saß steif auf der Couch, als sie ihm ein Fläschchen mit ihrem Farbtrank überreichte, das er zögernd entgegennahm. Direkt neben ihn nahm sie Platz, bevor sie ihre Flasche entkorkte. Er schien besorgt.

„Und wenn das Ergebnis enttäuschen sollte?“, wollte er wissen.
„Es kann nicht enttäuschen, wenn ich mit nichts Außergewöhnlichem rechne, Severus.“
„Warum bestehst du denn darauf, wenn du gar nichts erwartest?“
„Weil ich mich überraschen lassen möchte“, erwiderte sie, bevor sie ihm frech zuzwinkerte. Sie hob ihre Flasche. „Auf einen Trinkspruch können wir verzichten oder?“
„Ich denke schon.“
„Dann zum Wohl!“
„Das war ein Trinkspruch“, bemängelte er schmunzelnd, aber davon ließ sie sich nicht irritieren, denn sie leerte bereits die Flasche mit ihrem Farbtrank.

Wie er es schon zweimal erlebt hatte, tat sich in den ersten Sekunden gar nichts, bis ein warmer goldbrauner Schimmer von ihr ausging, gefolgt von einem orangefarbenen Farbton, der ihn an den Sommer erinnerte. Etwas Blau konnte er wahrnehmen.

„Die Farben ändern sich“, erklärte er von ihren Farben ganz eingenommen. „Das erste Mal war der Blauton nicht zu sehen, erst beim zweiten Mal und auch jetzt.“ Fasziniert betrachtete er die goldbraunen Stellen an ihren Schultern. „Zu schade, dass du kein Buch über die Bedeutung der Farben besitzt.“
„Wer behauptet denn das? Natürlich habe ich ein Buch darüber. Ich habe nur keines über Traumdeutung.“

Schon war Hermine aufgestanden, um aus einem Schrank besagtes Buch zu holen, mit dem sie zurück zu ihm kam. Ihr fiel das Fläschchen in seiner Hand auf.

„Nimmst du ihn nicht?“ Sie klang enttäuscht, was er wieder wettmachen wollte, doch er hatte Angst. Angst davor, mit dem Ergebnis unzufrieden zu sein, welches er mindestens dreißig Minuten ertragen müssen. „Du musst nicht“, beteuerte sie, aber gerade der in ihrer Stimme mitschwingende Frust ließ ihn die Flasche entkorken. Abermals hielt er inne, bevor er seine Aufmerksamkeit dem Buch widmete.
„Ich möchte erst etwas nachsehen.“

Ihr dunkelblauer Farbton ließ ihn nicht in Ruhe. Dass das kräftige Orange für Zuverlässigkeit, Loyalität und Vertrauenswürdigkeit stand, hatte er damals bereits erfahren. Das Goldbraun symbolisierte Arbeitsfreude, Strebsamkeit und Ordnung, außerdem auch ihre spürbare Lebhaftigkeit. Sie beobachtete, wie er bei der Farbe Blau nachschlug und bei der Unterteilung „dunkel“ nachschaute.

Weil er nicht vorlas, nahm sie ihm die Arbeit ab: „Je dunkler die blaue Tönung, desto qualitativ hochwertiger ist ihre Bedeutung, die sich mit Hingabe, Heilung und Opferbereitschaft erklären lässt.“
„Hört sich vielversprechend an“, sagte er aus Spaß, doch er wusste auch, dass die Bedeutung zutraf. Hermine gab sich der Erforschung seines Problems hin und besaß zudem heilende Fähigkeiten. Er hoffte nur, ihre Opferbereitschaft wäre nicht allzu ausgeprägt.
„Na los“, forderte sie ihn auf, den Farbtrank zu nehmen. Er rutschte auf der Couch ein wenig herum, so dass sie sich direkt gegenübersaßen.

Im flackernden Licht des Kamins sah er die Neugierde in ihrem Gesicht, aber auch die Vorfreude, denn entgegen ihrer Behauptung erwartete sie doch etwas. Severus riss sich zusammen und stürzte den Farbtrank hinunter. Im ersten Moment geschah gar nichts, bis sich ein grauer Schleier um ihn legte. Hermines Lächeln verblasste, doch sie blickte ihn weiterhin an, suchte nach einem Tupfer Farbe an ihm. Ihr verzweifelter Versuch, in ihm etwas sehen zu können, was nicht vorhanden war, löste Bedauern in ihm aus. Sie versuchte, ihrem Gesicht einen Hauch der vorhergegangen Freude wiederzugeben, doch Hermine versagte. Es machte sie traurig, dass nichts geschah. Severus wollte sich bereits entschuldigen, da flammte etwas auf.

„Da!“ Mit Verzückung deutete sie auf seinen Oberkörper. „Da ist etwas!“

Severus blickte an sich herab und sah es ebenfalls, das züngelnde bisschen Magie, die an seinem Brustbein in einem blassen Rot sichtbar geworden war und sich mit trägen Ärmchen an ihm zu halten versuchte, um nicht zu vergehen. Mit einem Male hatte Hermine eine Hand um den kleinen Fleck gelegt, als wollte sie ihn beschützen. Von ihrer Geste gerührt fand seine Hand die ihre und er presste ihre Handfläche auf seine Brust. Damit zauberte er einen Ausdruck der Hoffnung und Zufriedenheit auf ihr Gesicht. Als er wieder an sich hinunterschaute, bemerkte er einen Teil ihrer farbenfrohen Magie, der sich wie Blütenstaub an ihn heftete, weil er weitergetragen werden wollten. Ihre andere Hand fand den Weg zu seiner grau umhüllten Schulter. Kaum hatte sie ihn dort berührt, breiteten sich die goldbraunen und orangefarbenen Fädchen aus, die die unwirtliche Gegend namens Severus erkundeten.

Langsam strich sie von der Schulter hinunter über seinen Oberarm und zog somit einen Schweif Farbe hinter sich her, ganz ähnlich wie die Scheinwerfer von Autos auf einem Bild, das man mit langer Belichtungszeit aufgenommen hatte. Aufmerksam beobachteten beide das kleine Farbspektakel, das sich ihnen bot. Vom Oberarm fuhr sie mit der Hand sanft über seinen Unterarm, bis sie seine Hand erreichte, die sie ohne Scheu umfasste. Bei dem Kontakt von Haut auf Haut reagierte seine graue Magie noch intensiver auf die muntere von Hermine. Nachdem sie losgelassen hatte, betrachtete er seine Handfläche und die Finger, auf denen sich noch immer braungoldene und orangene Teile Farbklekse befanden.

Seine leicht erhobene Hand führte er zu ihrer Wange, die hinter einem warm leuchtenden Goldbraun zu sehen war. Mit nur einem Finger berührte er Hermine. Als ein grauer Streifen zurückblieb, der wie Schmutz an ihrer Wange haftete, zog er seinen Arm schnell wieder weg. Hermine ergriff jedoch seine Hand und presste sie furchtlos an ihr Gesicht. Beide sahen sich einen Moment lang an, bis das Gefühl in ihm, sie zu beschmutzen, so unerträglich wurde, dass er sich von ihr lösen musste. Severus war ganz gefesselt von dem Anblick des grauen Handabdrucks auf ihrer Wange, der in wenigen Sekunden durch ihre Wärme aufgehellt wurde, bis er nicht mehr zu sehen war. Seine eigene Hand hingegen behielt für einen langen Augenblick ihre Magie.

„Darf ich etwas ausprobieren?“ Ihre Frage war so enthusiastisch, dass er sie ihr nicht abschlagen konnte. Er nickte und wartete ab, was sie vorhatte. Hermine legte beide Hände zaghaft auf seine Schultern und schien eine weitere Zustimmung zu erwarten, die er ebenfalls mit einem Nicken gab, ohne zu wissen, was sie geplant hatte. Ganz langsam näherte sie sich ihm, bis sie ihn wie vorhin in der Küche umarmte. Von dieser erneut gefühlten Nähe diesmal überwältigt legte er wie selbstverständlich seine Arme um sie und genoss diesen Augenblick, der nicht vorübergehen sollte.

Hermine hatte sich Zeit gelassen, bevor sie sich wieder aufrichtete und ihn verdutzt ansah. Als er ihren Augen folgte und zum dritten Mal an sich hinunterblickte, bemerkte er sofort die hellere Tönung seiner eigenen Magie. Zudem war das Grau mit leichten Färbungen durchzogen und das blasse Rot an seinem Brustbein glühte.

„Wie ich’s mir dachte“, flüsterte sie zufrieden, fuhr ihm währenddessen mit einer Hand von der Schulter bis zur Brust wie eine liebevolle Gemahlin, die ihrem Mann das Jackett glatt strich. Mit jeder ihrer sanften Berührungen gewann der blasse rote Schimmer an Leben, was sie aufmerksam verfolgte. Es war ihr ein drängendes Bedürfnis, diesen empfindlichen Fleck zu behüten und auch zu ertüchtigen, noch ein wenig – nur ein winziges Stückchen – über sich selbst hinauszuwachsen. In dieser Situation, der rauschartiger nicht sein konnte, denn sie sah mit eigenen Augen die Schönheit der magischen Welt in den buntesten Farben schillern, konnte sie nicht davon lassen, diesem glühenden Funken in ihm allein durch Handauflegen zu gebieten, sich an ihr zu stärken.

Für einen Augenblick musste Severus die Augen schließen. Dieser unwirkliche Moment hatte ihn vollkommen in seinen Bann gezogen. Nicht mehr nur mit ihrem Lächeln strahlte Hermine in seiner Gegenwart Wärme und Freundschaft aus, sondern nun auch mit ihren Farben. Als er den dunkelblauen Klecks an ihr beobachtete, während sie ihn durch zarte Berührungen ihn mit ihrer eigenen Magie tränkte, da dachte er nicht nur an die Bedeutungen Hingabe, Heilung und Opferbereitschaft. Er musste gar nicht mehr denken, denn er brauchte nur zu fühlen. Ihre Hingabe, diesen tot geglaubten und erst heute Abend in ihm erwachten Teil mit allen Mitteln zu erhalten, fühlte er mit jeder Faser seines Körpers, als sie ihn berührte. In ihr wollte er die Heilung von diesem Frevel finden, mit dem es ihm zu leben so schwerfiel. Sie opferte viel für ihn, verbrachte jede Menge Zeit damit, hinter seine Geheimnisse zu kommen, ihn kennen zu lernen und zu verstehen, obwohl sie nicht einmal wissen konnte, ob all ihre Mühen, all der Aufwand und die Anstrengungen am Ende überhaupt fruchten würden. Gerade weil sie in dem Wissen war, diese Bürde ohne erkennbare mögliche Erfolge auf sich genommen zu haben, hatte sie sich einen besonderen Platz bei ihm gesichert. Sie war die Freundin, die er einst verloren hatte. Sie war die Farbe, die er so mochte.

Der Seufzer seines überschäumenden Herzens war zu vernehmen, und ihre Hände stoppten abrupt, hielten seine Schultern, als würde sie ihn mustern; das erste Mal wirklich sehen. Sie betrachtete ihn wie eine wertvolle Schöpfung, die aus Ton neu geformt worden war. In gewisser Weise entsprach das der Wahrheit, denn als sie ihn sich anschaute, war er über und über mit Farbkleksen ihrer sommerlichen Magie bedeckt. Von diesem Triumph beflügelt lehnte sie sich abermals nach vorn und presste ihre Lippen auf seine Wange.

Nervös registrierte Severus die Gunst, die ihm zuteilwurde. Wie schon durch Harrys Magie schien ihm auch mit diesem Kuss ein Blitz durch die Glieder zu fahren, der die Macht hatte, leblose Zellen aufzuerwecken. Nicht mehr nur mit seinem Verstand erfasste er Situation, nicht mehr nur mit der berechnenden Geistesschärfe. Dieser Stromschlag ermöglichte ihm endlich wieder die Alternative, all die vielen Wahrscheinlichkeitsberechnungen beiseitezuschieben, um sich die verführerischen Worte eines himmlischen Souffleur zu Herzen zu nehmen.

Ihren kurzfristig gemachten Vorschlag, heute Nacht bei ihr zu übernachten, weil es bereits halb vier Uhr in der Frühe war, nahm er an, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wie verletzlich er sich damit machte. Die Couch war dank Hermines hervorragender Noten im Fach Verwandlung flink zu einer gemütlichen Schlafstätte geworden. Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen verabschiedete sie sich, um ihr Bett aufzusuchen, und da war sie plötzlich, diese flüchtig durch seinen Kopf huschende Frage, wie es wohl sein würde, nicht mehr nur die Freundschaft mit ihr zu teilen, sondern auch das mit Daunenfedern bekleidete Möbelstück in ihrem Schlafzimmer. Diese Frage hatte sein Verstand beinahe nicht für voll genommen, doch immerhin so sehr registriert, dass sich sein Unterbewusstsein im Traum mit ihr auseinander setzen wollte. Viel mehr als das beschäftigte ihn jedoch die Frage, was der Morgen bringen würde. Ob er das Geschenk, das Harry ihm unbeabsichtigt gemacht hatte, für immer behalten durfte.

Zu denen, die am Sonntagmorgen arbeiten mussten, gehörten Severus und Hermine nicht, aber Arthur und er war morgens um halb sieben schon dabei, ein Gespräch mit Kingsley zu führen. Er hoffte, sein Plan mit dem dunkelhäutigen Kollegen würde sich erfüllen.

„Arthur, kann ich dich einen Moment sprechen?“, frage Kingsley, der das Büro des Ministers gerade betrat.
„Ja natürlich, ich habe etwas Zeit. Was gibt es denn?“
Kingsley vergewisserte sich, mit Arthur allein zu sein, bevor er sein Anliegen schilderte. „Arthur, ich komme mit den Gesetzesänderungen nicht mehr hinterher. Unsere Gruppe wird von Sirius in letzter Zeit übermäßig in Anspruch genommen und ich komme einfach nicht mehr dazu, das Ganze noch ordentlich zu betreuen oder gar aktiv mitzuarbeiten. Ich bin nicht einmal mehr tief in der Materie drin.“ Er seufzte, doch Arthur zeigte sich mit seinem Schulterklopfen sehr verständnisvoll, weswegen er offen zugab: „Bevor ich die Gruppe womöglich noch in ihrer Arbeit bremse, würde ich es begrüßen, wenn du es in andere Hände legst. Sirius scheint jede freie Minute dafür aufzuwenden.“

Nachdem Arthur dafür gesorgt hatte, dass Sirius und Sid miteinander arbeiteten, überhäufte Sirius Kingsley mit einer Menge neuer Vorschläge, Vorlagen und Verbesserungen. Anfangs hatte sich Kingsley noch darüber gefreut, dass mit einem Male alles Schlag auf Schlag ging, doch die eigene Freizeit war zeitlich begrenzt. Er kam nicht mehr dazu, alles zu begutachten, alles abzusegnen. Mehr und mehr merkte Kingsley, dass die Dinge Hand und Fuß hatten; dass Sirius bessere Arbeit leistete als er selbst und deswegen reichte er die Aufgabe schweren Herzens weiter.

„Das ist natürlich nicht ganz das, was ich von meinem Vertrauten erwartet habe“, sagte Arthur mit einem Augenzwinkern. „Doch ich rechne es dir hoch an, dass du den Mut hast zuzugeben, dass du es nicht schaffst. Hast du eine Idee, wer für diese Aufgabe in Frage kommt?“
„Sirius ist ganz offensichtlich genau der Richtige dafür. Das denke ich übrigens schon seit dem Tag, an dem er mit Mr. Bloom durchsetzen konnte, dass das Werwolf-Unterstützungsamt eng mit der Initiative zusammenarbeitet und er sogar dafür gesorgt hat, dass ein Betroffener dort eine Stelle bekommt. Außerdem hat die Initiative dank Sirius für mehr Aufklärung gesorgt. Sirius hat weitreichende Öffentlichkeitsarbeit geleistet, die eigentlich meine Aufgabe gewesen wäre. Es haben sich allein deswegen unzählige Betroffene erstmalig beim Ministerium registrieren lassen. Endlich haben wir Zahlen über die Population. Und außerdem“, Kingsley musste lächeln, „hat er sich sehr gewandelt, seitdem er sich hier so engagieren kann. Der Gute hat richtig Verantwortungsbewusstsein entwickelt.“

Man musste nur wissen, dachte Arthur, wie man die Leute an der richtigen Stelle überlasten konnte, dann würde alles seinen natürlichen Weg gehen. Duvall und Sirius würden ihre Sache gut machen, da war er sich sicher und es war an der Zeit, sich selbst zu seinem politischen Schachzug zu beglückwünschen.

„Ich habe schon gehört, dass er ganze Arbeit leistet. Du, Kingsley“, Arthur klopfte ihm nochmals auf die Schulter, „hast mit den jungen Auroren viel um die Ohren. Dann machen wir es so, wie du es vorschlägst. Sirius soll ab sofort die Leitung übernehmen und mir dann die Dinge persönlich vortragen, die ausgearbeitet wurden. Alles kommt langsam zusammen King, so wie wir es geplant haben. Wir müssen nur noch ein wenig Geduld haben, aber jetzt, wo wir voll mit Sirius‘ Einsatz rechnen können, wird es hoffentlich nicht allzu lange dauern, bis die neuen Gesetze in Kraft treten können. Noch vor einem Jahr hätte man mich sicher für verrückt erklärt, hätte ich verlauten lassen, Sirius mit so einer wichtigen Aufgabe zu betrauen. Auf einen Verlust folgt ein Gewinn, so wie Sonnenschein auf Regen.“

Kingsley schien ohne weitere Erklärungen zu verstehen, was Arthur mit dem letzten Satz meinte. Nachdem sich der dunkelhäutige Auror, der sehr erleichtert wirkte, wieder verabschiedet hatte, ließ sich Arthur eine Tasse Tee bringen. In Gedanken spielte er bereits das nächste Manöver durch: Wie würde man reagieren, wenn man erfahren würde, wer in Wirklichkeit die Arbeit machte? Duvall hatte sich mit seiner erfolgreichen Verteidigung von Malfoy einen Namen gemacht, der nun negativ behaftet war. Der Mitarbeiter konnte rechtzeitig das Ministerium verlassen, bevor die Öffentlichkeit erfahren hatte, dass Lucius Malfoy auf freiem Fuß war. Vereinzelt waren magische Briefbomben eingetrudelt, dessen Adressant zum Glück nicht mehr hier arbeitete. Der erwartete Aufruhr war jedoch ausgeblieben. Malfoys Freilassung war bei dem Wirbel um die Festnahme von Rodolphus und Rabastan Lestrange vollkommen untergegangen. Nur verspätet berichteten Tageszeitungen über das vor wenigen Wochen stattgefundene Ereignis aus dem Hause Malfoy, doch die meisten schrieben nicht über derart alte Nachrichten. Das hatte den Vorteil, dass öffentliche Stimmen ausblieben. Niemand hatte sich über Malfoys Freilassung geäußert und Duvall würde sich nicht dazu äußern. Trotzdem wollte Arthur dafür sorgen, dass Duvalls jetzige Arbeit für die Initiative nicht durch sein damaliges Mandat getrübt werden würde. Das Gegenteil müsste der Fall sein. Seine Arbeit als Beistand für Malfoy sollte von der grandiosen Arbeit für die Initiative in den Schatten gestellt werden. Auch für Duvall brauchte Arthur zu gegebener Zeit einen brauchbaren Plan, doch jetzt galt es erst einmal, diesen hier zu vollenden. An dieser Stelle ertappte er sich dabei, seine politische Karriere langsam wirklich zu mögen.

Während Arthur damit begann, an einem Sonntagmorgen Pläne zu schmieden, drehte sich Hermine in ihrem Bett noch ein paar Mal um, bevor sie erwachte und aufgrund der frühen Uhrzeit erst einmal horchte, ob ihr Gast schon wach war. Im Wohnzimmer regte sich nichts. Ein Blick zu ihrem Fenster machte sie mit dem schlechten Wetter bekannt. Kein Schnee fiel mehr, aber dafür Regen und nicht zu wenig. Wie gern würde sie sich noch hinlegen, doch die Angst, er würde nach dem gestrigen Tag einfach verschwinden und später so tun, als wäre niemals etwas gewesen, trieb sie aus den Federn. Er durfte sich auf keinen Fall mehr zurückziehen; nicht nachdem Hermine gefühlt hatte, dass Hoffnung bestand. Wenn es möglich war, so eine positive Reaktion in seiner Magie hervorzurufen, dann war es nicht auszuschließen, dass man ihm auch auf anderem Wege helfen konnte. Die Seele war zerstört und kein Zauber der Welt konnte sie zurückholen; sie schien jedoch sehr eng mit der Magie verknüpft zu sein, denn nicht nur seine Farben waren andere gewesen. Etwas Weiteres war ihr gestern Abend aufgefallen, nämlich dass sich ein Teil von ihm entwickelt hatte und zwar an genau dem Punkt, an welchem sich laut älteren Überlieferungen die Seele befinden sollte. Warum sollten sich genau dort Magiefarben bilden, wenn es nicht mit dem Seelekern zusammenhängen würde, den Severus mit einem Trank geschützt hatte? Hermine war sich in ihrem Herzen sicher, dass dieser vorhandene Teil auch wieder reanimiert könnte. Vielleicht ließe sich etwas finden, ein Trank oder ein Zauberspruch, mit dem man einen solchen Prozess beschleunigen konnte. Bevor ihre albernen skurrilen Gedanken, Harrys Magie in kleinen Fläschchen abzufüllen, um damit einen heilenden Trank zu entwickeln, Überhand nahmen, zog sie sich die weichen Hausschuhe an, um ihm Wohnzimmer nachzusehen, ob Severus sie nicht womöglich längst allein gelassen hatte. Über Nacht hätte er gehen können, weil ihm die Situation unangenehm war oder der Abend sogar etwas in ihrer festen Freundschaft verändert haben könnte.

Neugierig öffnete Hermine ihre Tür und blickte ins Wohnzimmer. Severus war noch da, doch er lag nicht schlafend auf dem provisorischen Bett, das er bereits zurückverwandelt hatte. Er saß regungslos auf der Couch. Der Kater auf seinem Schoß schlief fest, was Hermine deutlich machte, dass Severus schon lange hier sitzen musste, weil sie Fellinis Eigenarten kannte.

„Severus?“, fragte sie leise. Sie wollte ihn nicht erschrecken, aber er fuhr dennoch zusammen.
„Hermine.“ Sein Gruß war so trüb gesprochen wie das Wetter aussah. Man konnte ahnen, dass er nicht mehr so war wie gestern. Still setzte sie sich neben ihn und beobachtete den Hund, der auf einer Decke neben dem Sessel schlief. Severus war nicht gegangen, war aber sichtlich niedergeschlagen.
„Was ist?“ Vor der Antwort hatte sie Angst.

Langsam schüttelte Severus den Kopf, schloss die Augen. Es wäre ihm früher nie schwergefallen, ihr diese schlechte Nachricht zu überbringen, aber ein kleiner Teil in ihm schmerzte doch, weil er wusste, dass er sie damit traurig machen würde. Trotzdem wollte er nicht lügen.

„Es ist weg“, erklärte er kurz und bündig.
Einen Moment lang deutete sie seine Worte, bevor es ihr klar wurde, dass sie gerade mit ihrer größten Angst konfrontiert wurde. „Ist es völlig verschwunden?“ Sollte das Schicksal nur einen üblen Scherz mit der Hoffnung getrieben haben?
„Ich fühle mich genauso wie in den letzten zwanzig Jahren“, erwiderte er nun sehr deutlich.

Er empfand kaum noch etwas, wenn er sich Erinnerungn längst vergangener Momente ins Gedächtnis rief. Mitten in der Nacht, als er einmal aufgewacht war, da musste er feststellen, dass Harrys Geschenk abhanden gekommen war. Die Fähigkeit zu fühlen war im Schlaf verschwunden. Vor wenigen Minuten noch waren seine einzigen Gedanken die an Situationen mit Hermine gewesen, weil diese Erinnerungen ihm gestern Abend noch ein wohliges Gefühl beschert hatten. Heute war alles wieder beim Alten. Nur eines war vom Vorabend zurückgeblieben und das war die Erkenntnis, dass er unerklärlich viel für sie empfand. Er hatte versucht, mit Erinnerungen an Hermine dieses spezielle Gefühl wieder wachzurufen, doch es war nicht möglich gewesen, dabei hatte er es sich so sehr ersehnt. Es war eine Last nur zu wissen, dass er solche Dinge fühlen konnte, aber nicht dazu in der Lage war, sie jetzt wahrzunehmen. Vielleicht sogar niemals mehr.

Neben sich blickend erhaschte er einen Blick auf Hermine, die sich unauffällig eine Träne von der Wange wischte. Ihr schien bewusst zu sein, dass das kurze Aufflammen der verloren geglaubten Emotionen keine Besserung mit sich gebracht hatte; dass die Hoffnung wieder getrübt war.

„Es sollte dich nicht so berühren“, sagte er bedauernd, „es berührt mich auch nicht.“

Gegen die Trauer um den Verlust der eigenen Seele war er immun, er war jedoch der Trauer, die sie zum Ausdruck brachte, nicht gefeit. Hermines Tränen waren in der Lage, ihn zu erschüttern und sie taten es so überrumpelnd, dass er selbst wieder Hoffnung sehen konnte, denn ein Teil von Gestern hatte in ihm überlebt. Diesen Teil musste er hüten.

Sie schluchzte, riss sich aber schnell zusammen. „Ich habe so sehr gehofft.“

Ihm und ihr ging gleichermaßen der Inhalt des Satzes durch den Kopf, den Severus zu seinem Geburtstag an Hermine gerichtete hatte.

„Wenn ich ganz ehrlich bin“, hatte er damals gesagt, „nicht nur zu Ihnen, sondern zu mir selbst, dann bin ich fest davon überzeugt, dass das gelegentliche Auflodern dieses kleinen Überbleibsels nicht mehr mit den heißesten Schmelzöfen und den schwersten Hämmern zusammengeschmiedet werden kann und der Grund dafür ist einfach, denn woher den fehlenden Teil nehmen?“

Hermine war sich nun klar darüber, was er damals damit gemeint hatte. Woher sollte man eine Seele nehmen, um sie jemand anderen zu geben? Das war nicht möglich und wenn doch, mit welchen schwarzen Künsten auch immer, dann würde sie es niemals wagen, sich an der Seele eines anderes Geschöpfs zu vergehen. Das wäre eine Schuld, mit der Hermine nicht leben wollte.

Eine andere Ãœberlegung musste her.

„Wenn Harrys Magie so eine Kraft in sich birgt“, flüsterte sie, „dann muss es eine Möglichkeit geben, diesen Effekt mit anderen Mitteln herbeizuführen.“ Langsam drehte sie sich zu ihm um und schaute ihn mit zielstrebiger Entschlossenheit an. „Sie haben immer nach einem Weg gesucht, den zerstörten Teil der Seele zu finden und wieder mit dem Kern zusammenzufügen. So schön ein Erfolg auch wäre, es ist nicht möglich. Wir müssen uns umorientieren, völlig neue Wege einschlagen.“
„Was für neue Wege?“
„Der Magieschub hat es angeregt, hat den Kern aufleben lassen. Ich denke, dass der Kern mit genug Stimulans wieder wachsen könnte. Wir müssen ihm nur auf die Sprünge helfen.“
„Das kann ebenfalls erfolglos enden“, gab er ihr zu verstehen, obwohl ihm der Gedanke an eine gemeinsame Forschung und die damit zusammenhängende Vertrautheit und das enge Beisammensein gefiel.
„Dann können wir es gleich lassen, wenn alles andere auch nicht helfen könnte. Aber ‘könnte‘ ist nur die Wahrscheinlichkeitsform, Severus. Genauso gut könnte es einen Weg geben, den wir erst ergründen müssen. Wir werden viel Zeit miteinander verbringen und deswegen wünsche ich mir besonders eine einzige Sache von dir.“
Severus glaubte zu verstehen und vermutete: „Zusammenarbeit.“
Endlich lächelte sie wieder, bevor sie nicke. „Ich glaube, wir verstehen uns. Es wird mir sehr helfen, wenn ich meine Ideen endlich mit einem anderen schlauen Kopf ausdiskutieren kann. Das hat mir wirklich gefehlt.“

All diejenigen, ihr bisher geholfen hatten, wie Harry und Ron oder auch Remus, verstanden selbst von der Materie nicht sehr viel, konnten deswegen Hermines Gedankengängen und Überlegungen oft nicht mehr folgen, wenn sie eine Theorie erörterte. Sie waren nicht in der Lage, eigene Ideen einzuwerfen, aber – und dafür war Hermine ihnen sehr dankbar – sie halfen ihr und taten all das, um was sie gebeten wurden. Remus und Neville hatten sogar mit Pomonas Hilfe den Gespenstischen Steinregen besorgt, damit sie ein Exemplar zum Forschen hatte. Diese Pflanze war die entscheidende Zutat im Ewigen See, denn ihre Essenz war imstande, die Seele zu spalten.

„Wir müssen Bücher wälzen“, sagte sie gedankenverloren, als würde sie innerlich ihre nächsten Lebensjahre verplanen. „Wir müssen uns mit Kräuterkundlern unterhalten und herausbekommen, ob jemals eine Pflanze entdeckt wurde, die genau das Gegenteil vom Gespenstischen Steinregen bewirkt. Eine Pflanze, die nicht teilt, sondern vervielfacht. Wenn es etwas geben sollte, werden wir das herausfinden!“
„Und du glaubst wirklich, dass es diese Möglichkeit gibt?“
„Es ist wahrscheinlicher, als etwas wiederzufinden, was für immer verloren ist.“
„Dann ist dein Ziel, den vorhandenen Teil dazu zu bringen, wie eine Pflanze zu wachsen?“
„Ja“, erwidert sie, weswegen er eine skeptische Miene machte. „Ich halte es für realisierbar. Ich bin zuversichtlich, Severus und außerdem“, sie lächelte verträumt, „habe ich einen grünen Daumen.“ Sie hielt ihren Daumen hoch und wackelte damit, was ihn seine miese Laune vergessen ließ. „Frühstück?“, bot sie enthusiastisch an.
Schmunzelnd stimmte er zu. „Wie kann ich nein sagen, wenn ich weiß, was die Küchenschränke alles beinhalten?“

Die Stimmung während des Frühstücks war erstaunlich gelassen, jetzt wo beide ein Bündnis geschlossen hatten. Zusammen würden sie sein Problem an der Wurzel packen, gemeinsam Theorien besprechen und einen neuen Trank erfinden. Einen Trank, der sich niemals vermarkten ließe, denn Severus war der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der seiner Seele solche tiefe Verletzung beigebracht hatte.

Als beide nur noch ihren Kaffee tranken, da stand Hermine plötzlich auf und verließ die Küche. Kurze Zeit später kam sie mit einer Menge Eulenpostsendungen wieder. Er brauchte nicht einmal zu fragen, was sie da geholt hatte, denn sie erklärte es von sich aus.

„Das sind die ersten Testergebnisse von denen, die meinen Farbtrank testen – die Post von gestern. Wegen des Spiels habe ich sie noch nicht lesen können.“ Nicht nur wegen des Spiels, dachte Hermine. Es war gestern so viel mehr geschehen. Sie war sich nun klar darüber, wie sehr ihr nicht mehr nur sein Wohl am Herzen lag. „Möchtest du die Unterlagen mit mir durchgehen?“

Es interessierte ihn genauso brennend wie sie selbst, ob einer der vielen Heiler oder Professoren womöglich eine bahnbrechende Entdeckung mit Hermines Erfindung gemacht haben könnte. Ein Brief von Takeda lag ganz oben auf dem Stapel. Das schmale Kuvert versprach nicht gerade umfangreiche Testergebnisse. Vielleicht hatte er Experimente mit Pflanzen gemacht und auf der ganzen Linie nicht einen Treffer gelandet.

„Ich würde sehr gern“, erwiderte er zurückhaltend höflich.

Als Erstes sahen sie sich nur die Umschläge an. Den dicksten hatte sich Severus genommen, doch er reichte ihn an Hermine weiter, weil er von Abraham Panagiotis war – dem Mann, der die seelenlosen Opfer der wild lebenden Dementoren behandelte. Was Panagiotis zu schreiben hatte, sollte zuerst sie erfahren. Sie nahm den Umschlag entgegen und warf Severus einen verständnisvollen Blick zu, bevor sie Panagiotis‘ Brief öffnete und die vielen Papiere entnahm. Sie las das persönliche Anschreiben, in dem der Professor mitteilte, dass er anbei die Ergebnisse von drei Testreihen liefern würde. Im letzten Absatz wollte er noch mehr der Farbtränke bestellen, da sein Pflegeheim nur über einen einzigen ausgelasteten Tränkemeister verfügte, der mit dem regelmäßigen Brauen dieses nicht gerade leicht herzustellenden Farbtrankes komplett überfordert wäre. Innerlich sagte Hermine bereits zu. Nur wenige hatten gegen einen kleinen Aufpreis und einem Vertrag das Rezept erhalten, um den Trank selbst herstellen zu dürfen. Adina von Gorsemoor, die Leiterin des Gunhilda von Gorsemoor-Sanatoriums, konnte sich einen weiteren Zaubertränkemeister für ihr Genesungsheim leisten. Sie war eine von denen, die den Trank im eigenen Haus brauen ließ. Offenbar nahm sie die Forschung äußerst ernst.

Zurück zu dem Brief von Panagiotis. Er hatte auf den beiliegenden sechzig Seiten die Ergebnisse von insgesamt drei verschiedenen Patienten festgehalten. Zusammen mit ihnen hatte er den Trank eingenommen, las Hermine interessiert, und nur einer von ihnen hätte minimal auf seine Magie reagiert. Als er die schwarze Magieaura der Patienten erwähnte, überflog Hermine nur noch schnell die Details, bevor sie Severus in knappen Worten schilderte, was Panagiotis entdeckt hatte. Es war nicht viel gewesen, nur herbeigerufene Grautöne, aber er würde weiter testen. Nach dieser kleinen Ernüchterung griff Hermine zu dem Schreiben von Mrs. Gorsemoor. Sie hatte einen Brief geschrieben, der einige der Ergebnisse erhielt.

Hermine berührte Severus am Arm, so dass er aufblickte und ihrer nicht laut gesprochene Aufforderung nachkam, ihr zuzuhören. Sie las vor:

„Sehr geehrte Miss Granger,

vor der ausführlichen Berichterstattung, die in wenigen Tagen folgen wird, möchte ich Ihnen vorweg schon mitteilen, dass die Tests an Patienten und Personal sowie an mir selbst viele interessante und in meinen Augen positive Resultate erzielten. Von den 614 Bewohnern, die momentan hier leben, haben sich 574 freiwillig der Studie verschrieben. Die meisten der hier lebenden Menschen sind Squibs und es wird sie hoffentlich überraschen zu erfahren, dass nicht wenige von ihnen Anzeichen von Magie aufweisen. Bei 42 Prozent der Squibs zeigte sich ein deutlicher Magiestau, besonders an den Gliedmaßen. Die Magie fließt nicht im Einklang um den Körper herum, sondern stößt auf Barrieren, die verhindern, dass sie sich entfalten kann. Der Fluss durch den Arm, durch den die Magie ganz offensichtlich zum Zauberstab geleitet wird, ist bei diesen Squibs unterbrochen. Wir haben mit den Freiwilligen eine zweite Testreihe begonnen, um festzustellen, ob sich die Hindernisse durch besondere Therapien entfernen lassen.“

Severus horchte auf.

„Was für besondere Therapien?“, wollte er wissen.
Hermine überflog den Brief, bis sie die Stelle fand, an der Mrs. Gorsemoor darauf einging und erklärte Severus im Anschluss: „Nichts Gefährliches, nur Massagen, leichte Heiltränke, Meditation.“ Sie deutete auf eine Stelle im Brief. „Sie schreibt hier, dass der direkte Kontakt mit den Menschen immer zu einem positiveren Ergebnis geführt hätte, selbst wenn der Patient nur einen Stärkungstrank eingenommen hat und man ihn währenddessen an der Schulter berührte.“
„Das würde bedeuten, dass man auf jeden Menschen, den man berührt, positiv einwirken kann.“
Genauso erstaunt wie Severus war auch sie. „Wenn das wahr ist und man über mehrere Jahre lang solche Ergebnisse erzielen würde, könnte das zum ersten Mal einen völlig natürlichen magischen Kreislauf offen legen, von dessen Existenz wir bisher nicht einmal wussten.“
„Zumindest konnte man ahnen, dass Magie sich auf einen Menschen auswirken kann. Denk doch nur an die Dunklen Künste und wie diese Magie einen einnehmen kann. Was ist mit schwarzmagischen Objekten, die von der negativen Magie eines Zauberers belegt ihre Opfer zu grausamen Dingen verleiten können? Das wird dasselbe sein, nur kann man nicht einfach ein schwarzes Buch in dem Farbtrank einweichen, um zu hoffen, dass die enthaltene Magie sichtbar wird.“
„Man könnte es zumindest mal probieren“, sagte Hermine vollkommen ernst, denn bisher hatte man nicht getestet, ob sich dank ihres Trankes die Magie auch auf toten Gegenständen zeigen würde.

Viele der anderen Professoren, Heiler, Kräuterkundler und Alchimisten, die mit Hermines Trank experimentierten, hatten ihn an sich selbst, an Freunden und an der Familie getestet, natürlich jeweils mit deren Einverständnis, aber auch Haustiere stellten für den Trank, der frei von Nebenwirkungen war, Versuchsobjekte dar. Die Ergebnisse verblüfften Hermine. Einer der Professoren schrieb, dass Kniesel zwar längst zu den magischen Tieren zählen, aber nun auch nachgewiesen wurde, dass sie wie Zauberer auch Magiefarben aufwiesen, während bei normalen Hauskatzen nichts zu sehen war.

Den dünnen Brief von Takeda schob sie zu Severus hinüber.

„Mach auf“, forderte sie mit einem Lächeln.

Severus parierte und öffnete den Umschlag, zog einen Brief heraus und entfaltete ihn. Etwas war in dem Brief enthalten – ein kleinerer Umschlag –, den er erst einmal beiseitelegte. Takedas Handschrift war sauber und gleichmäßig, als hätte er die japanische Kunst des Schönschreibens angewandt. Nichts von dem Text las er laut vor, stattdessen folgte er dem Inhalt sehr aufmerksam.

„Du warst schon einmal in Japan?“, fragte er plötzlich, obwohl er sich der bejahenden Antwort sicher war.
„Ähm ja, mit meinen Eltern.“
„Hat es dir gefallen?“
Hermine nickte. „Warum fragst du?“
„Nun“, Severus hielt ihr den Brief hin und erklärte, „Takeda fordert uns auf, den beigelegten Portschlüssel zu verwenden und sofort zu ihm zu kommen, damit wir seine Testresultate mit eigenen Augen bestaunen könnten.“

Sie blinzelte einige Male, konnte die Situation aber immer noch nicht glauben.

„Nach Japan? Jetzt?“
„Ja“, bestätigte Severus. „Oder hattest du etwas anderes vor?“ Weil sie nicht antwortete, sondern ihn völlig perplex anstarrte, erklärte er: „Für drei oder vier Stunden, Hermine. Es spricht doch nichts dagegen.“
„Wir können doch nicht mal eben nach Japan“, bestritt sie.
„Warum sollten wir nicht können? Der Portschlüssel ist dem Schreiben beigelegt und es ist sogar einer mit ‘Rückfahrtschein‘. Reisen leicht gemacht.“ Er stand vom der Bank auf und blickte sie an. „Kommst du?“


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