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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Die Feuerprobe

von Muggelchen

Mit dem Geschmack von GlĂŒck auf der Zunge steuerte Hermine sicheren Schrittes auf das Podium zu, das sie starr mit ihrem Blick fixiert hatte. Bei so wenigen Zuhörern, dachte sie, wĂ€re es egal, ob sie sich verhaspeln wĂŒrde. Wegen des Felix Felicis‘ wĂŒrde sie mit Severus noch ein ernstes Wörtchen reden mĂŒssen. Dies hier war zwar kein Wettbewerb oder Leistungstest, bei dem ein GlĂŒckstrank verboten war, dennoch fĂŒhlte sie sich hintergangen. Sollte sie Erfolg haben, wĂŒrde sie sich bis zum Rest ihres Lebens fragen, ob sie selbst es geschafft hatte oder nur der Trank dafĂŒr verantwortlich zu machen war.

Am Podium angekommen legte sie ihre Pergamente darauf ab und blickte das erste Mal nach vorn. Das Herz rutschte ihr in die Hose. Der Saal war voll. UnzÀhlige Augenpaare ruhten auf ihr und erwarteten etwas Bahnbrechendes.

Wie sie es mehrmals geĂŒbt hatte, begrĂŒĂŸte sie die Zuhörer und blickte sie dabei an. Viele Köpfe nickten ihr grĂŒĂŸend zu. Eine Reaktion, die sie bei ihren Probelesungen natĂŒrlich niemals erhalten hatte. Severus mag selbst niemals einen Vortrag in dieser Art gehalten haben, aber er hatte Reden fĂŒr seine Klassen vorbereitet, wusste daher genau, an welcher Stelle man die Stimmlage senken musste, wann man Pausen einzulegen hatte und an welcher Stelle man dem einen oder anderen Zuhörer in die Augen blickten sollte. Zumindest hatte das bei ErstklĂ€sslern immer wahnsinnig Eindruck geschunden.

Hermine verhaspelte sich kein einziges Mal, als sie von ihrem Trank sprach und den Experimenten. Die ZaubertrÀnkemeister hingen ihr an den Lippen.

„Die Tests brachten aber auch noch ganz andere Ergebnisse hervor, nĂ€mlich dass die Magie nicht konstant um den eigenen Körper fließt, sondern auch eine Reaktion auf die Magie der Mitmenschen zeigt. Bei zwei Testpersonen, die den Trank intus hatten”, sie dachte an Harry und Draco, „wurde deutlich, dass die Magie die Umgebung abtastet, sich regelrecht dem anderen entgegenstreckt.” Sie kam Severus' Ratschlag nach, mehr Körpersprache einzusetzen und streckte die Hand, als wĂ€re sie ein Teil ihrer Magie, die sich vom eigenen Körper abstieß, um die Gegend zu erkunden.

Ein erstauntes Raunen ging durch die Menge.

Nach ihrer geplanten Sprechpause fuhr sie fort und gab ihre Theorie preis, dass als Squib geborene Menschen vielleicht Magie innehaben könnten, sie jedoch aufgrund von Störungen des Magieflusses eventuell nicht in der Lage wÀren, sie zu nutzen. Hier horchten besonders die anwesenden Heiler auf. Professor Puddle verzog skeptisch das Gesicht, wÀhrend man aus dem von Professor Junot und Poppy Begeisterung ablesen konnte.

Nun kam taktisch klug die Schilderung zu dem Experiment mit Anne, die einen Übergang zu der These darstellen sollte, dass manche Muggel ebenfalls Magie aufweisen wĂŒrden. Aufgeregt war Hermine nicht. Noch immer war das GlĂŒck auf ihrer Seite, beziehungsweise in ihrem Magen und Severus stand hinter der BĂŒhne und drĂŒckte ihr die Daumen, was genauso beruhigend war wie ein Felix Felicis. Sie spĂŒrte seine Augen auf sich. Es war ein angenehm warmes GefĂŒhl, das sich in ihr ausbreitete.

„Bei einem Muggel, dem man eine Erinnerung gelöscht hatte, waren nach Einnahme des Trankes noch immer Spuren von Magie zu finden und zwar in Form einer farbigen, trĂ€gen Masse am Kopf – an der Stelle, an der der Vergissmichzauber eingesetzt worden war.”

Hermine blickte auf und kam aus dem Konzept, weil einige Zuhörer ihre Hand hoben und offensichtlich Fragen stellen wollten. Sie war sich nicht sicher, ob sie eine Pause einlegen sollte, um die Zwischenfragen zu beantworten. Lieber wollte sie darauf hinweisen, dass sie sich am Ende ihres Vortrags all den Fragen stellen wĂŒrde. Die Entscheidung nahm ihr der Koordinator ab, der hinter der BĂŒhne den Ablauf beobachtete und sehr wahrscheinlich von Severus dazu genötigt worden war einzuschreiten, der er kam hinter dem Vorhang hervor.

„Meine Damen und Herren”, sagte der Mann, „wenn Sie Ihre Fragen bitte behalten wĂŒrden? Der Vortrag von Miss Granger nĂ€hert sich dem Ende. Danach steht sie Ihnen zur VerfĂŒgung.”

Ohne zu Murren verschwanden die erhobenen HÀnde. Die GÀste hörten weiterhin aufmerksam zu.

Bis jetzt, dachte Hermine, war alles bestens gelaufen. Sie hatte mit ihrem Vortragsthema einen vollen Saal, die Menschen waren ruhig und aufmerksam und sie hatte sich nicht einen einzigen Patzer erlaubt.

Der fließende Übergang war allerdings durch die Unterbrechung gestört. Es wĂ€re perfekt gewesen, von Anne, einem Muggel, bei dem Magie nachweisbar gewesen war, auf ihre Eltern zu kommen, die als Muggel von Natur aus ebenfalls nicht frei von Magie waren. Die sanfte Kurve bekam Hermine nicht mehr hin und so wirkte es, als wĂŒrde ihr letzter Punkt fĂŒr sich allein stehen.

„Die Frage ist doch”, begann sie mit sicherer Stimme, „ob man die Vererbungslehre nicht auch auf die Magische Welt ĂŒbertragen kann? Warum gibt es muggelgeborene Zauberer und Hexen? Woher kommt diese Magie?”

Sofort schossen HĂ€nde in die Luft, dabei wollte Hermine keine Fragen stellen, auf die sie Antworten erwartete. Die HĂ€nde verschwanden von allein wieder, als sich die Damen und Herren an das bevorstehende Ende des Vortrags zu erinnern schienen.

„Bei dem Experiment mit den Eltern eines Muggelgeborenen war offenkundig, dass beide Elternteile Magie in nicht gerade kleinen Mengen aufwiesen und ...”
„Das ist ja wohl die Höhe!” Es war jener Ă€ltere Mann gewesen, der sich schon im Laufe des Abends ĂŒber Severus mokiert hatte. „Was fĂŒr einen Stumpfsinn wollen Sie uns hier weismachen?”

Diese Unterbrechung nutzten die anderen, um ĂŒber das Gehörte zu tuscheln oder dem weißhaarigen Herrn sogar zuzustimmen, doch das waren zum GlĂŒck nicht viele.

„Wenn Sie mir noch bis zum Schluss zuhören möchten, Mr. ...?”
„Sie wollen hier die Muggel”, der Alte schnaufte, „mit uns auf eine Stufe stellen? Das ist unerhört!” Der Zauberer stand auf, um besser gegen Hermine wettern zu können. „Bei dem Lehrer, den Sie hatten, Miss Granger, konnte ja nichts Besseres bei rauskommen.”
Einer der Freunde des alten Mannes stimmte zu. „Sie können die Muggel nicht mit so einem albernen Trank von heute auf morgen als gleichberechtigt dastehen lassen! Besonders nicht, wenn man bedenkt, welcher Gesinnung Ihr Meister ist.”
Hermine blieb trotz der Anfeindungen ruhig, doch immer, wenn sie etwas sagen wollte, schnitt ihr jemand anderes das Wort ab, in diesem Fall aber zu ihren Gunsten, denn Popovich giftete den Ă€lteren Herren an: „Ihre persönlichen Differenzen können Sie gefĂ€lligst Zuhause lassen, Ansus!”
„Ansus?”, fragte Hermine vom Podium herab, denn den Namen des alten Zauberers kannte sie bis jetzt nicht. „Mr. Ansus, wenn Sie so freundlich wĂ€ren, Ruhe zu bewahren, damit ich den letzten Absatz ...”
„Dass man Sie ĂŒberhaupt hierher eingeladen hat, ist mir unbegreiflich”, keifte Mr. Ansus. „Sie sind ja noch völlig grĂŒn hinter den Ohren.”
Poppy konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen, denn sie sagte mit lauter Stimme, weswegen die Köpfe der Anwesenden sich zu ihr drehten: „Im Vergleich zu Ihrem hohen Alter, Kollege, sind wohl alle Anwesenden noch grĂŒn hinter den Ohren.”

Ein verhaltenes Kichern ging durch die Reihen, was Ansus nur noch mehr aufregte. Mit feurigen Augen blickte er die anderen TrÀnkemeister an.

„Die meisten aus diesem Land habe ich unterrichtet. ICH! Wie viele von Ihnen waren meine SchĂŒler? Und jetzt kommt ein”, seine Hand winkte lax in Hermines Richtung, „Kind dahergelaufen und verbreitet HaarstrĂ€ubendes, von dem Sie ganz Feuer und Flamme sind. Haben Sie Ihren Verstand eingebĂŒĂŸt oder kennen Sie die ganzen HintergrĂŒnde tatsĂ€chlich nicht?”
Eine mollige Frau Anfang vierzig erhob sich von ihrem Stuhl und fragte Ansus: „Was fĂŒr Verschwörungstheorien brĂŒten Sie jetzt schon wieder aus? Der Krieg ist vorbei! Niemand hier will Böses, also seien Sie bitte still!”
„Niemand will Böses? Das sehe ich anders, denn wenn das, was Miss Granger hier unĂŒberlegt verbreitet, an die Öffentlichkeit gelangt, wird es sich nicht mehr nur um eine Revolution im Bereich der TrĂ€nkekunde handeln, das meine ich damit!”

Ansus hatte sich in Rage geredet, aber fertig war er noch lange nicht.

„Sind Sie denn alle blind?” Er wartete einen Moment, bevor er sich erklĂ€rte. „Miss Granger hier”, er deutete abermals auf die BĂŒhne, „ist keine Avantgarde fĂŒr ein epochales Novum! Sie will hier Politik machen und dagegen sollten wir uns auflehnen!” Völlig aufgebracht blickte er zu Hermine nach oben. „Vielleicht steht sie sogar unter dem Einfluss des Mannes, der sie ausgebildet hat?”
„Ich kann Ihnen versichern, Mr. Ansus, dass Ihre Beschuldigungen völlig unbegrĂŒndet sind”, konnte Hermine endlich in einem vollstĂ€ndigen Satz herausbringen, ohne unterbrochen zu werden.
„TatsĂ€chlich? Was fĂŒr einen Grund gibt es dann, dass Ihre Ideologie eher einer Idiotie gleicht?”

Aufgrund von Ansus' Worten lachte aus ganzem Herzen eine kleine Gruppe von TrÀnkemeistern auf, die man als seine AnhÀnger betiteln konnte. Hermine hielt nichts mehr.

„Sie haben gut lachen, meine Herren”, sagte sie laut und deutlich, „Sie haben ja auch nur einen Idioten vor sich!”

Das Lachen verstummte auf der Stelle. Den MĂ€nnern, allen voran dem alten Mr. Ansus, entgleisten die GesichtszĂŒge, wĂ€hrend nun das spottende GelĂ€chter der anderen GĂ€ste zu hören war. Hermine hörte seitlich hinter sich ebenfalls jemanden lachen, wenn auch unterdrĂŒckt, aber das kehlige GerĂ€usch kannte sie von Severus.

„Vielleicht”, hörte man Professor Takedas Stimme sagen, „möchte Mr. Ansus lieber am Buffet warten, damit die noch aktiv arbeitenden Mitglieder der Körperschaft den Vortrag zu Ende verfolgen können?” Ein verbaler Schlag ins Gesicht, den der Angesprochene nicht auf sich sitzen lassen wollte.
Ansus war noch immer wĂŒtend und schimpfte, wĂ€hrend er sich durch die Stuhlreihe zum mittleren Gang vorkĂ€mpfte: „Und das muss ich mir von einem Mann anhören, der Jahr ein, Jahr aus seine Kenntnisse und FĂ€higkeiten damit vergeudet, die magischen Eigenschaften von Baumrinde zu untersuchen! Suchen Sie sich was AnstĂ€ndiges, Takeda und Sie”, Ansus wandte sich nochmals an Hermine, „gefĂ€lligst auch!”
„Ansus, bitte ...”, versuchte Slughorn den aufgebrachten alten Mann zu beschwichtigen.
„Horace, wie konnten Sie nur so eine abwegig denkende Frau unter Ihre Fittiche nehmen? Ich dachte, Sie wĂŒrden nur die Besten zu Ihrem Kreis an Vertrauten zĂ€hlen? Ich lege Ihnen nahe, in Zukunft ein Auswahlverfahren anzuwenden, damit nicht jeder dahergelaufene MuggelstĂ€mmige Ihrem albernen Club betreten kann.”
Slughorn war gekrĂ€nkt, was nur diejenigen sehen konnten, die ihn lange und gut kannten, doch er ĂŒberspielte seine GefĂŒhle und lachte auf. „Keine Sorge, Ansus, ich gehe nach einem Auswahlverfahren vor. Sie wĂŒrden beispielsweise nie Mitglied werden.”

Zwölf Ă€ltere MĂ€nner folgten dem wĂŒtend schnaufenden Ansus nach draußen. Die einstige Elite der ZaubertrĂ€nkemeister kam mit ihren altmodischen Ansichten nicht gegen die jĂŒngeren Generationen an. So wie jeder andere Gast verfolgte auch Hermine die Ă€lteren Herren mit den Augen, bis ihr jemand auffiel, an dem Ansus gerade vorbeischritt. Albus Dumbledore. Er schaute nicht zu den MĂ€nnern, die den Saal verließen, sondern zur ihr hinauf und machte ihr mit seinen fröhlich aufblitzenden Augen Mut. Hermine lĂ€chelte. Alles war gut gelaufen und den letzten Abschnitt ĂŒber das Experiment mit ihren Eltern, die beide eine kaum bewegliche, aber dennoch aufeinander reagierende Magie aufgewiesen hatten, brachte sie mit Leichtigkeit zu Ende.

Danach schossen die HĂ€nde in die Luft. Hermine nahm denjenigen heran, dem schon vorhin als Erster eine Frage auf dem Herzen brannte. Der Mann, etwa sechzig Jahre alt, erhob sich.

„Abraham Panagiotis”, stellte sich der Herr knapp vor. „Sie erwĂ€hnten vorhin, dass magische Überbleibsel bei einem Muggel zu finden waren, der einem Vergissmich ausgesetzt war.” Hermine nickte, so dass Panagiotis fortfuhr: „Haben Sie in dieser Richtung noch weitere Resultate erzielen können? Denn wenn das wahr ist, könnte das bedeuten, dass jeder Zauberspruch, der bei einem Muggel angewandt wird, nachweisbare RĂŒckstĂ€nde hinterlĂ€sst. Das ist ein Thema, das mich sehr interessiert.”
„Viele Resultate habe ich noch nicht vorzuweisen, Mr. Panagiotis. Eines ist jedoch sicher, nĂ€mlich dass die Magiefarbe von der Testperson auffrischte, nachdem ich einen einfachen Zauber an ihr angewandt hatte.”
„Was fĂŒr einen?”
Hermine lĂ€chelte. „Es war lediglich ein Zauber zum FĂ€rben der Haare.” Einige GĂ€ste waren darĂŒber amĂŒsiert. „Nichtsdestotrotz hat dieser einfache Zauber einen minimalen Rest an sichtbarer Magie zurĂŒckgelassen.”

Panagiotis nickte und setzte sich wieder. Ihre Antwort schien nur noch mehr sein Interesse geweckt zu haben. Eine weitere Hand, die zu der molligen Frau gehörte, begann mit den Fingern zu schnipsen. Hermine nickte der Frau zu, die sich daraufhin erhob.

„Adina von Gorsemoor”, stellte sich die Dame vor, bevor sie anfĂŒgte, „Leiterin des Gunhilda von Gorsemoor-Sanatoriums.” Deshalb kam ihr der Nachname so bekannt vor, dachte Hermine. Die Statue ihrer Vorfahrin Gunhilda von Gorsemoor stand in Hogwarts und verdeckte den Geheimgang zum Honigtopf. Die an den richtigen Stellen gepolsterte Leiterin einer der bekanntesten HeilstĂ€tten der Zaubererwelt war knapp ĂŒber vierzig Jahre alt, gehörte demnach zu den jĂŒngsten Mitgliedern der Körperschaft. „Sie sprachen davon, dass Squibs eventuell nur einen gestörten Magiefluss haben könnten. Konnten Sie den Trank an Squibs testen?”
„Bisher hatte ich nur unbefriedigende Ergebnisse mangels Testpersonen. Es ist wirklich nur eine Theorie, aber die stĂŒtzt sich auf die Resultate, die ich bei Muggeln sammeln konnte. Meine ...” Sie hielt inne und fragte sich, ob sie ihre Testpersonen offenbaren dĂŒrfte, doch andererseits wĂŒrde das die Verbundenheit mit der Vererbungslehre untermauern. „Meine Eltern sind beide Muggel. Beide können nicht zaubern, haben aber nach Einnahme des Trankes Magie aufgewiesen, die auch reagierte. In der Regel, das wissen Sie alle, können Muggel die magische Welt nicht sehen, aber dennoch begleiten Eltern ihre Kinder in die Winkelgasse. Wie geht das?” Ein neugieriges FlĂŒstern ging durch Menge. „Oder nehmen wir die Dame, deren Haare ich gefĂ€rbt habe.” Die Zuhörer lĂ€chelten milde. „Sie ist ein Muggel, konnte aber einen Ort betreten, der mit Muggelabwehrzaubern versehen war. Sie trug einen Zauberstab mit sich, den sie gefunden hatte. Vielleicht war es die Magie des Stabes, vielleicht aber auch die Magie des vergangenen Vergissmich? Tatsache ist, dass sie das GebĂ€ude betreten konnte, was nicht hĂ€tte möglich sein dĂŒrfen.”

Endlich konnte sie all die Fragen, die sich ihr im Laufe der letzten knapp 15 Monate gestellt hatten, an Menschen weitergeben, die genauso klug oder noch weitaus gescheiter waren als sie selbst. Vielleicht wĂŒrde sie endlich Antworten bekommen, hoffte Hermine, wenn auch nicht sofort.

Mrs. von Gorsemoor hatte einen Gesichtsausdruck an den Tag gelegt, der jedem zeigte, wie sehr sie nachdachte, vielleicht sogar schon Theorien aufstellte, so wie Hermine es immer tat. Die Dame setzte sich, so dass Hermine den nÀchsten herannehmen konnte. Mr. Takeda. Er stellte sich nicht ihr vor, sondern den anderen GÀsten, bevor er seine Frage stellte.

„Als jemand, der seine Zeit damit vergeudet, die magischen Eigenschaften von Baumrinden zu ergrĂŒnden”, die Menge lachte belustigt auf Kosten des abwesenden Ansus, „interessiert mich in erste Linie, ob Sie auch Experimente an Pflanzen durchgefĂŒhrt haben?”
Hermine strahlte ĂŒber das ganze Gesicht. „Nein, Professor Takeda, das habe ich nicht, aber meinen Zuspruch haben Sie, Ihre BĂ€ume mit meinem Trank zu wĂ€ssern.”
„Dann warte ich nur noch darauf, bis nachher die Liste ausgelegt wird, auf der ich als Interessierter unterschreiben kann.” Mit einem zufriedenen LĂ€cheln setzte sich Mr. Takeda wieder. Weitere Fragen wĂŒrde er sicherlich nur noch unter vier Augen stellen wollen, vielleicht auch unter sechs, denn Hermine hĂ€tte gern Severus dabei.

Als nĂ€chstes nahm Hermine Mr. Worple ran, doch bevor der seine Frage stellen konnte, rief ein anderer Gast amĂŒsiert: „Lassen Sie uns raten, Worple: Sie möchten wissen, ob der Trank an Vampiren ausprobiert wurde.”
Die Menge lachte, Hermine ebenfalls, denn selbst Worple fĂŒhlte sich auf scherzhafte Weise ertappt. Er griff sich an die Brust und sagte so ernst er konnte: „Bin ich so durchschaubar?” Worple war in erster Linie fĂŒr seine BĂŒcher ĂŒber Vampire bekannt, nicht fĂŒr seine Leistungen auf dem Gebiet der Trankbrauerei. An Hermine gewandt bestĂ€tigte er: „Genau das wĂ€re meine Frage, Miss Granger.”
„Nein, der Trank wurde weder an Vampiren noch an Werwölfen getestet.” Das enttĂ€uschte Tuscheln war Hermine nicht entgangen, daher spielte sie einen kleinen Trumpf aus. „Aber zwei Elfen haben sich freundlicherweise bereit erklĂ€rt, den Trank einzunehmen. Die Ergebnisse waren verblĂŒffend.”
„Inwiefern?”, fragte eine gesichtslose Stimme aus der Menge.
„Die Elfen haben eine völlig andersartige Magie, die sich nicht im Entferntesten mit unserer vergleichen lĂ€sst. Sie fließt anders, hat eine intensivere Leuchtkraft und bĂŒndelt sich bei einem aufgefĂŒhrten Zauber direkt in der Hand, wĂ€hrend sich die Magie bei uns im Arm sammelt, bevor sie durch den Zauberstab fĂ€hrt.”
„Haben Sie ĂŒber Ihre Testreihe eine Abhandlung verfasst, die man sich zu GemĂŒte fĂŒhren kann?”, fragte Popovich.
Sie nickte. „Jeder, der sich fĂŒr den Trank interessiert, wird vor einem Vertragsabschluss einen vollstĂ€ndigen Bericht ĂŒber bisherige TestlĂ€ufe erhalten.”

Der Vortrag fand ein Ende, nicht jedoch die vielen Fragen. Es schien fast so, als wĂŒrden die Interessierten sich in kleinen Gruppen um Hermine herum gedulden, bis sie an die Reihe kĂ€men. So gut es ging beantwortete sie alle Fragen, war auch ehrlich, wenn sie etwas nicht beantworten konnte, doch wie Severus es vor einigen Wochen schon gesagt hatte, war es viel wichtiger, das Interesse der anderen zu wecken, damit die den Trank auf ihre Weise testen wĂŒrden. Die Leiterin des Gunhilda von Gorsemoor-Sanatoriums war sehr angetan von der möglichen Anwendung des Farbtrankes zu Diagnosezwecken, wĂ€hrend Takeda ganz erpicht darauf war, die Magie seiner ZĂŒchtungen sichtbar zu machen. Vielleicht ließen sich so potente von weniger potenten magischen Pflanzen unterscheiden, hoffte er. Immer wieder blickte sich Hermine um, aber Severus war nicht zu sehen, was sie schade fand. Sie wollte, dass auch er etwas von den anerkennenden Worten erhalten wĂŒrde. Seine Mitarbeit war nicht gerade bescheiden gewesen.

Die Zeit, als der Hunger die meisten GÀste ans Buffet trieb, nutzte Hermine als Atempause. Doch ein Herr hatte geduldig gewartet, um sie allein sprechen zu können.

„Miss Granger, wenn ich einen Moment Ihrer Zeit rauben dĂŒrfte?”
„Mr. Abraham Panagiotis, richtig?” Sie hielt dem Mann, der vorhin als Erster eine Frage gestellt, die Hand entgegen. „Wie kann ich Ihnen helfen?”
Panagiotis blickte beschĂ€mt zu Boden. „Nun, wie soll ich das sagen?”
„Ich wĂŒrde raten, einfach frei von der Leber weg.” Sie lĂ€chelte ihn an, weswegen er Mut fasste.
„Das Genesungsheim, das ich fĂŒhre, verfĂŒgt ĂŒber ein sehr geringes Jahresbudget. Dessen ungeachtet wĂ€re Ihre Entdeckung ein Diagnosemittel, von dem ich mir Hilfe fĂŒr die Patienten verspreche.”
„Darf ich fragen, auf was Ihr Heim spezialisiert ist?”
Er nickte. „ÜberfĂ€lle von Dementoren hatten in Zeiten des Krieges stetig zugenommen. Wir behandeln ...” Er rĂ€usperte sich. „Ich will ehrlich sein: Wir behandeln nicht, wir versuchen zu behandeln, doch gerade jene Patienten, die den Kuss erhalten haben, scheinen resistent gegen herkömmliche Heilmethoden zu sein. Ihr Trank wĂ€re ein Strohhalm, an den wir uns klammern möchten. Die Hoffnung darf man nie aufgeben.”
Ein Schauer lief ihr ĂŒber den RĂŒcken. „Sie betreuen Menschen, denen die Seele fehlt?”
„Ich wollte Sie wirklich nicht erschrecken, Miss Granger. Dieses Thema ist leider noch immer ein Tabu, aber ...”
„Nein, Sie verstehen mich falsch. Mich interessiert sehr, was Sie alles bereits versucht haben. Wissen Sie, ich bin nicht nur ZaubertrĂ€nkemeisterin, sondern auch ausgebildete Heilerin.”
„TatsĂ€chlich?” Mr. Panagiotis war begeistert. „Sie haben eine ausgezeichnete Mischung an Bildung, Miss Granger. Das eine harmoniert bestens mit dem anderen.”
Sie schenkte ihm ein LĂ€cheln. „Machen Sie sich keine Sorge um die Kosten. Es wĂ€re ihrerseits Bezahlung genug, wenn ich ab und zu anwesend sein dĂŒrfte, wenn einer Ihrer Patienten den Trank einnimmt.”
„Das ließe sich einrichten. Ich werde mich in die Liste eintragen, wie jeder andere auch.”

Mr. Panagiotis schĂŒttelte ihr dankbar die Hand und stĂŒrzte sich im Anschluss zum Buffet, um sich noch einen Happen der kulinarischen Köstlichkeiten zu sichern.

Severus hatte sie noch nicht gefunden, nicht einmal, als sie alle dunklen Ecken abgegangen war. Sie traf wĂ€hrend ihrer Suche auf einen der Kellner, der ganz in weiß gehĂŒllt war und ein leeres Tablett trug.

„Sagen Sie, Sir”, er stutzte bei Verwendung dieser Respekt zollenden Anrede, „wo könnte ich hier mal etwas frische Luft schnappen?”
Er fĂŒhrte sie durch eine TĂŒr und zeigte den Gang hinunter. „Dort hinten finden Sie eine große Terrasse. Ich fĂŒhre Sie hin, falls die TĂŒr verschlossen sein sollte.”

Sie war nicht verschlossen. Hermine genoss den kĂŒhlen Februarwind, auch wenn sie keinen Umhang trug.

„Darf ich Ihnen etwas bringen? Vielleicht einen Champagner?”
Sie krĂ€uselte die Nase. „Nach Tee zu fragen sieht komisch aus oder?”
Der Kellner lĂ€chelte. „Welche Sorte?”
„Irgendetwas Fruchtiges.”

Mit seinem Zauberstab befreite der Kellner einen weißen Gartentisch und die dazugehörigen StĂŒhle von Laub, bevor er sein Tablett darauf abstellte und es mit dem Stab berĂŒhrte. Ein nicht gerade kleiner Samowar materialisierte sich, dazu zwei Tassen aus feinstem Porzellan. Aufgrund ihres fragenden Blickes erklĂ€rte er: „Das ist Standard. Die KĂŒche stellt immer zwei Tassen zur VerfĂŒgung. Ich werde eine ...”
„Nein, lassen Sie nur. Vielen Dank.”

Nach einem von innen wĂ€rmenden Schluck Erdbeertee ging Hermine hinĂŒber zur Balustrade, um von der sandsteinernen BrĂŒstung aus in den klaren Sternenhimmel zu schauen. Es tat sich etwas, auch wenn man es ohne Hilfsmittel nicht sehen konnte. Professor Sinistra war bestimmt aus dem HĂ€uschen, dachte Hermine, denn ab dem 10. Februar regte sich bereits der Virginiden-Komplex, wenn das auch erst in der zweiten NachthĂ€lfte gut zu beobachten wĂ€re.

„Ist Ihnen nicht kalt?”, hörte sie Severus' Stimme. Überrascht hatte er sie nicht. Da sie ihn nicht gefunden hatte, war sie davon ausgegangen, dass er sie aufsuchen wĂŒrde.
„Nein, im Moment nicht”, erwiderte sie, ohne sich umzudrehen. Schritte nĂ€herten sich. Dann spĂŒrte sie ein wenig WĂ€rme an ihrem RĂŒcken. Er stand direkt hinter ihr. „Ich hab Sie gesucht. Wo waren Sie denn?”
„Ich habe mich fĂŒr einen Moment mit Mr. Worple zurĂŒckgezogen. Er fragte, ob er ein Buch ĂŒber unsere Testreihe verfassen darf, was ich ihm leider ausreden musste. Es sollte ein Geheimnis bleiben, dass ich mit Blut experimentiert habe.”
„Aber es ist doch niemand zu Schaden gekommen. Am Ende haben Sie es geschafft, dass kein Blut mehr in Ihrem Trank verwendet werden muss.”
„Man kann auch den Imperiusfluch anwenden, ohne dass jemand zu Schaden kommt und trotzdem wĂŒrde man dafĂŒr in Askaban landen. Nein Hermine, ich werde Stillschweigen darĂŒber bewahren.”

Sie nickte verstĂ€ndnisvoll und ging unbewusst einen Schritt zurĂŒck, so dass sie sich mit dem RĂŒcken an ihn lehnte. Es war angenehm warm.

Nahe an ihrem Ohr hörte sie seine ruhige Stimme sagen: „Der Mond beeintrĂ€chtigt die Beobachtungen. Erst ab dem nĂ€chsten Wochenende wird man eine geringe MeteoritenaktivitĂ€t ausmachen können.”
Erstaunt drehte sie ihren Kopf und sah Severus das erste Mal aus einem völlig anderen Winkel. Er blickte nach oben, war sich aber bewusst darĂŒber, dass sie ihn anschaute. „Sinistras SchĂŒler tun mit ein wenig Leid”, sagte sie mit vorgeschobenem Beileid. „Die Leoniden sind schwer von den Virginiden zu unterscheiden.”
„Sie wird ihnen schon beibringen, wie man beide Meteoritenströme auseinander halten kann.”

Es war gemĂŒtlich, weil sie nicht ĂŒber die Rede sprachen; weder den heutigen Abend noch die gesamte Veranstaltung zum GesprĂ€chsinhalt hatten. Nein, sie sprachen ĂŒber den Himmel, ĂŒber Meteoriten und ĂŒber das Mondlicht. Trotzdem wollte sie eine Sache in Erfahrung bringen.

„Warum haben Sie mir einen Felix gegeben?” Seine Antwort kam nicht sofort, aber sie drĂ€ngelte auch nicht. Nach einem Moment hatte er sich gefasst.
„Ich war in dieser Hinsicht eigennĂŒtzig. Schon im Vorfeld habe ich Ihnen zu Verstehen gegeben, dass meine Person eventuell unerwĂŒnscht sein könnte, was zweifelsohne auf Sie zurĂŒckfallen wĂŒrde. Ich wollte Ihnen an diesem wichtigen Abend nicht im Wege stehen.”
„Die Dosis muss gering gewesen sein, sonst wĂ€re das mit Mr. Ansus nicht geschehen.”
Er machte ein summenden GerĂ€usch, bevor er vor Augen hielt: „Womöglich wĂ€re die Situation ohne Trank viel mehr eskaliert? Der Felix Felicis hat diesen Moment abgeschwĂ€cht. Dank Ihrer zurechtweisenden Worte, fĂŒr die ich Ihnen im Übrigen meine Hochachtung entgegenbringen möchte”, seine Stimme klang amĂŒsiert, „haben Sie Mr. Ansus bloßgestellt; ihn mit seinen eigenen Waffen geschlagen.”
„Er hat nicht viele AnhĂ€nger oder?”
„Fast alle TrĂ€nkemeister lagen ihm damals zu FĂŒĂŸen. Ansus war ab dem 21. Lebensjahr ein Lichtblick in unserem Fachgebiet. Viele Neuerungen stammten von ihm. Er hat unter anderem Marcus Belby unterrichtet, der spĂ€ter den Wolfsbanntrank erfunden hat. Ansus' Zeit ist aber lĂ€ngst vorbei, doch anstatt sich im richtigen Moment zur Ruhe zu setzen, will er noch immer dazugehören, auch wenn er in der Forschung seit mindestens drei Jahrzehnten nicht mehr aktiv ist.” Severus seufzte und sein Atem streifte ihre Wange. „Anstatt mitzuerleben, wie unnĂŒtz man geworden ist, sollte man rechtzeitig abspringen und seinen Ruhm genießen.”
„Ich wĂŒrd's so tun.” Hermine klang sehr selbstsicher. „Ich wĂŒrde dreißig, vierzig Jahre lang forschen und mich dann auf meinen Lorbeeren ausruhen.”
„Solche Planungen gehen meist nicht auf. Es könnte etwas dazwischenkommen.”
Hermine nickte, so dass ihre Haare ihn am Kinn kitzelten. „Mir könnte morgen ein Drachen auf den Kopf fallen und alles wĂ€re vorbei, aber was fĂŒr ein Leben wĂ€re das, wenn man immer nur an die schlimmen Dinge denken wĂŒrde, die passieren könnten?” Sie atmete tief ein, seufzte im Anschluss. „Ein paar grobe Ziele sollte jeder haben und dann dreht man ein wenig am Steuerrad, um die Richtung einzuschlagen.” Nochmals eine Pause ihrerseits, dann die Frage: „Was haben Sie fĂŒr Ziele?”
„Ich ...” Er hielt inne. Die Antwort lag so fern, dass er sie nicht geben konnte. Hermine drehte sich um und stand sehr dicht vor ihm. Sie betrachtete sein Gesicht, seine Wange, dann seine Augen.
„Jeder sollte Ziele haben, Severus.” Ihr Kopf legte sich zur Seite. „Wir könnten uns meine teilen.”

Dieses Angebot klang verlockend. Er selbst war sich seiner Zukunft unsicher, wusste nur, dass es in die Richtung gehen könnte, die Hermine eingeschlagen hatte. Er hatte nicht das GefĂŒhl, dass er sich in ein gemachtes Nest setzen wĂŒrde, denn dafĂŒr war Hermines berufliche Umorientierung noch zu frisch.

Gerade wollte er antworten, da hörte man eine vertraute Stimme.

„Ah, hier steckt ihr beide.” Albus betrat die Terrasse und war, nachdem er den Gartentisch entdeckt hatte, sofort angetan von dem Samowar. „Darf ich?”, fragte er und deutet auf die ungenutzte Tasse. NatĂŒrlich durfte er, weswegen Hermine nickte. Nach dem ersten Schluck schwĂ€rmte der Direktor: „Mmmh, das erinnert mich an unsere Erdbeerfelder.”

Hermine und Severus verließen die Balustraden und nĂ€herten sich Albus, der sich mit einem stetig milden LĂ€cheln, das sich nicht mehr in seinen Augenwinkeln verborgen halten konnte, an dem Erdbeertee gĂŒtlich tat.

„Einige GĂ€ste suchen Sie schon, Hermine. Der Tanz hat begonnen, wenn auch etwas spĂ€t, weil Ihr Vortrag die Menschen in seinen Bann gezogen hat. Dazu möchte ich Ihnen meine GlĂŒckwĂŒnsche aussprechen.” Er hielt ihr die runzelige Hand entgegen, die sie ergriff. Danach legte er eine Hand an Severus' Schulter. „Ich hatte auch das VergnĂŒgen, mich mit einem ehemaligen SchĂŒler zu unterhalten. Georgi Popovich, du kennst ihn sicher noch.” Severus presste die Lippen zusammen, nickte jedoch. „Es scheint, als wĂŒrde er dich beneiden.”
„Mich beneiden?”, fragte Severus perplex zurĂŒck.
„Ja, ich konnte nur noch nicht ergrĂŒnden, ob seine Andeutungen deiner entzĂŒckenden Begleitung galten oder deinem Beruf.” Albus kicherte in seinen Bart. „Aber es schien so, als wĂŒrde er gern etwas haben, was dir gehört.” Erschrocken blickte Severus zu Hermine hinĂŒber, doch Albus entschĂ€rfte seine möglichen BefĂŒrchtungen. „Ich wĂŒrde es nicht zu eng sehen. Er ist kein KĂ€mpfer, der sich einfach nimmt, was er will.” Albus stellte seine Tasse wieder auf das Tablett. „Ich werde wieder hineingehen. Poppy hat mir das Versprechen entlockt, mindestens einmal mit ihr zu tanzen.”

Die beiden schauten dem Direktor noch einen Moment hinterher. Hermine und Severus waren mit ihren eigenen Fragen beschÀftigt, weswegen sie eine Weile damit verbrachten, dem Wind zuzusehen, wie er mit dem Laub spielte. Einen Versuch wollte Hermine doch noch wagen.

„Tanzen Sie mit mir?”, fragte sie flehend.
Es war nicht nur zu hören, sondern ihm auch anzusehen, dass seine Antwort mit Bedauern getrĂ€nkt war. „Nein, Hermine.”
Sie seufzte, wollte jedoch nicht nachhaken, hakte sich stattdessen lieber bei ihm unter, was er als EntschĂ€digung fĂŒr den zweiten Korb, den er ihr an diesem Abend gegeben hatte, ohne Murren zuließ. „Begleiten Sie mich nachhause?”
„SelbstverstĂ€ndlich.”

FĂŒr die meisten Menschen war es mit Freude verbunden, endlich nachhause zu kommen, fĂŒr Lucius war das ein wenig anders. Als er vergangenen Sonntag Malfoy Manor betreten hatte, war er von seinem Sohn auf eine Weise begrĂŒĂŸt worden, die ihm ĂŒbel zugesetzt hatte. Jetzt, fast eine Woche spĂ€ter, hatte er sich noch immer nicht eingelebt. Seine Schwiegertochter war ihm gegenĂŒber bisher stets höflich gewesen, ganz so, wie er es schon aus der Zeit kannte, in der sie ihn in Askaban, spĂ€ter im Mungos besucht hatte. Das Kind hatte er nur zweimal vage zu Gesicht bekommen. Beide Male in Situationen, in denen er kein Auge auf den Jungen werfen konnte. Einzig Narzissa machte ihm das Leben ein wenig leichter. Wo sie war, blĂŒhte er auf. Von ihrer Lebensfreude, vor allem aber von der FĂ€higkeit, dass sie mit diesem ungewohnten Alltag so unbeschwert zurechtkam, wollte er sich etwas annehmen, aber das war nicht einfach. Im Gegenteil. Es war schlicht undenkbar. Deswegen mied er, wenn es möglich war, seinen Sohn und seine Schwiegertochter. Gegen ihr gemeinsames Kind, seinen Enkel, konnte er sich diesen Samstagabend allerdings nicht wehren, denn Narzissa hatte sich des Buben angenommen, weil die jungen Eltern den ersten Tag nach Aufhebung des Mutter-Kind-Schutzes allein fĂŒr sich haben wollten. Draco hatte Susan in ein Restaurant ausgefĂŒhrt. Narzissa ging in der Rolle der liebevollen Großmutter auf.

„Er hat rote Haare”, sagte Lucius zĂ€hneknirschend, als er das schlafende Baby im Arm seiner Frau das erste Mal aus der NĂ€he beĂ€ugte.
„Es ist nur etwas rötlich, das kann sich noch geben.” Narzissa strich ĂŒber besagtes Haar. „Weißt du noch”, begann sie in der Vergangenheit zu schwelgen, „wie Fulvius aussah?” Das war Mann der besten Freundin ihrer Mutter gewesen. „Rotgelbes Haar, die gleiche Farbe, wie sein Ehering.”
„An einem Finger mag es gut aussehen, aber nicht auf einen Kopf!”
„Lucius!”, zischte sie ihn mahnend an. Mit einem Male Ă€nderte sich ihr Gesichtsausdruck. Er wurde wieder sanft. „Nimmst du ihn bitte mal?” Schon drĂŒckte sie dem sich strĂ€ubenden Lucius den SĂ€ugling in den Arm. „Ich muss das FlĂ€schchen machen.”
„Muss ich denn unbedingt in diese TĂ€tigkeit involviert werden?”, fragte er nörgelnd, bevor er mit verzogenem Gesicht auf das Kind in seinem Arm hinabblickte, das eben erwacht war. Lucius seufzte, das Baby ebenfalls. „Du hast es doch gut!”, fuhr er Charles an, der ihm daraufhin mit einem Auge zuzwinkerte, was Lucius mit einem gemurmelten „Frechdachs!” kommentierte.

Narzissa wÀrmte die Flasche gerade mit einem Zauber, als Charles seine kleinen Finger ausprobieren wollte und nach Lucius langen blonden Haaren griff.

„LĂ€sst du wohl los? Nein, tu das nicht!” Bevor er einschreiten konnte, hatte Charles die StrĂ€hne in den Mund genommen. „Oh, was fĂŒr eine unappetitliche Angewohnheit du doch hast. Wart nur, bis du in einem Alter bist, in dem man dir Manieren beibr...”
„Hier, die Flasche”, unterbracht Narzissa das leise Gemurmel ihres Gatten.
„Du verlangst doch nicht etwa, dass ich ...?”
„Möchtest du nun deinen Mitternachtssnack oder nicht?”
„NatĂŒrlich!” WĂ€hrend des Abendessens mit Draco und Susan hatte er aufgrund des GesprĂ€chsthemas nichts herunterbekommen, denn die beiden planten jetzt, wo der Mutter-Kind-Schutz vorbei war, eine gemĂŒtliche Soiree mit GĂ€sten wie Potter, Granger und der kleinen Weasley. Er hatte Hunger. Und wie!
„Dann werde ich dir etwas machen.”

Sie reichte ihm die Flasche, die er lustlos entgegennahm, so dass sie in die KĂŒche gehen konnte. An etwas im Haus hatte er sich noch gar nicht gewöhnen können und das waren die fehlenden Hauselfen. Zu besten Zeiten hatte die Familie zwei, jetzt allerdings gar keinen mehr. Die erste TĂ€tigkeit, der sich Lucius in seinem neuen Leben gewidmet hatte, war das AusfĂŒllen des Formulars fĂŒr die Anforderung eines Hauselfen. Eine Antwort kam schnell. Ein Mr. Thomas hatte den Antrag abgelehnt, weswegen Lucius einen bitterbösen Brief an die Abteilung fĂŒr die Neuzuteilung von Hauselfen verfasst hatte, jedoch ohne Erfolg. Lucius hatte sich in seinem Leben noch nie das Essen selbst zubereitet. Er war sich nicht einmal sicher, ob er wusste, wie das ging. Ein StĂŒck rohes Fleisch sah um einiges anders aus als im gebratenen Zustand. Steak und Schnitzel konnte er ungebraten nur schwerlich auseinanderhalten. Es war unter seiner WĂŒrde, in der KĂŒche zu helfen, auch wenn sein Sohn ihm nahegelegt hat, wie auch die anderen Bewohner kleine Arbeiten im Haus zu erledigen. Narzissa hatte Spaß an der Arbeit in der KĂŒche. Am meisten Ă€rgerte es ihn, dass sie mit der Schwiegertochter so gut auszukommen schien, sie sogar beim Vornamen nannte. Susan. Von Miss Bones als Mrs. Malfoy oder sogar als Susan zu denken ging ihm gegen den Strich.

Aus seinen Gedanken wurde Lucius gerissen, als er ein quengelndes Wimmern hörte. Der Junge hatte seine Augen auf das FlĂ€schchen in Lucius Hand gerichtet und schien es hypnotisieren zu wollen, damit es sich endlich nĂ€hern wĂŒrde.

„Warum solltest du etwas zu essen bekommen, wenn ich hungern muss?”, fragte er die Handvoll Mensch in seinem Arm. Die wasserblauen Augen fixierten nun ihn, wenn auch nicht genau. Das Kind holte tief Luft und stöhnte von der Anstrengung des vorangegangenen Schlafes. Wie damals schon bei Draco fĂŒhlte er die Temperatur der Milch an seinem Handgelenk, bevor er den Sauger an die kleinen Lippen fĂŒhrte, die sich sofort öffneten. „Du siehst aus wie dein Vater”, dachte Lucius laut, woraufhin ihn die großen Augen neugierig anblickten. Der Junge legte eine kleine Pause ein und schien auf weitere Worte zu warten. „Ihm hab ich auch die Flasche gegeben.”

Erinnerungen an vergangene Tage flammten auf, als der Knabe wieder zu saugen begann. Nach den Fehlgeburten, die Narzissa erlitten hatte, hĂŒtete er Draco wie seinen Augapfel, nachdem der endlich unbeschadet das Licht der Welt erblickt hatte. Draco war ein Schreihals gewesen, ganz und gar nicht wie Charles, der ruhig schlief und nicht durch lautes PlĂ€rren sein Erwachen ankĂŒndigte, sondern durch ein leises Glucksen. Jedes Mal, wenn Draco geschrien hatte, waren die Hauselfen, wie auch Narzissa und er sofort am Kinderbett gewesen und hatten um das Leben des Jungen gebangt, der eigentlich nur seine Milch haben wollte. Er war nicht krĂ€nklich, wurde dennoch verwöhnt, als wollte man ihn damit belohnen, am Leben zu sein. Ein plötzlicher Kindstod wĂ€re auch Narzissas Untergang gewesen.

Kaum war der Junge mit der Flasche fertig und hatte sein BĂ€uerchen gemacht, kam auch schon Narzissa ins Schlafzimmer zurĂŒck, in ihren HĂ€nden ein Tablett mit auserlesenen Köstlichkeiten.

„Wie wĂ€re es, wenn wir im Bett essen?”, schlug sie mit einem Augenzwinkern vor. WĂ€hrend Lucius die vielen leckeren Dinge auf dem Tablett bestaunte, welches sie auf dem Bett abgestellt hatte, brachte sie den Jungen ins Kinderbett und zog den Vorhang zu.
Narzissa kam zurĂŒck und wurde von einem keck lĂ€chelnden Lucius gefragt: „Was gibt es zum Nachtisch?”

Seine Gattin löste die Schleife am Hals und ließ ihr seidenes Negligee zu Boden gleiten. VerzĂŒckt ergriff Lucius, noch immer sitzend, ihre Hand und kĂŒsste sie, bevor er seine Frau zu sich zog. Sie nahm auf seinem Schoß Platz, war in seinen Augen noch immer leicht wie eine Feder.

„Ich hab dich so vermisst.” Nicht sie hatte das gesagt, wie man es vermuten könnte. Er drĂŒckte sie an sich, vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge und atmete tief ein. „Ohne dich waren die Tage finster, die Sommer frostig.” Seine Stimme war leise und seine Worte nur fĂŒr ihre Ohren gedacht. „Der sĂŒĂŸeste Honig schmeckte fad.” Er kĂŒsste ihren Hals. „Der Nachthimmel war ohne Sterne.” Seine Hand fand in ihr offenes Haar und mit einer Mischung aus fieberhafter Leidenschaft und respektvoller ZurĂŒckhaltung lenkte er ihr Haupt, um von der Frucht zu kosten, die ihm so lange Jahre höchstens im Traum vergönnt war.

Der Himmel war voller Sterne, jedenfalls in dem Augenblick, als Hermine und Severus vor der Apotheke standen und nach oben blickten.

„Kommen Sie noch mit rein?” Ihr schĂŒchterner Unterton wollte Severus verneinen lassen, doch sie war noch immer bei ihm untergehakt und ging die Stufen zur Apotheke hinauf, so dass er sich fĂŒhren ließ. „Tut mir Leid, dass ich den Kamin gesperrt habe. Da habe ich gar nicht mehr dran gedacht.” Sie waren von der Versammlung aus appariert, das erste Mal Seit-an-Seit.
„Wenn Sie mir einen Kaffee anbieten, bleibe ich gern noch ein wenig.” Er ging davon aus, dass sie ĂŒber den heutigen Tag sprechen wollte. Über die Menschen, die sie kennen gelernt hatte, ĂŒber Ansus und vielleicht sogar ĂŒber die Rede selbst.

Das Einzige, das Hermine wirklich gut kochen konnte, war Kaffee, obwohl man den eigentlich brĂŒhte und wahrscheinlich lag genau da der Hase im Pfeffer. Ihr „Geheimrezept” war ein Teelöffel Kakao, der dem Kaffee die besondere Note verlieh, die Severus zu schĂ€tzen wusste. Auch sie gönnte sich noch eine Tasse, an der sie sich die HĂ€nde wĂ€rmte, wĂ€hrend sie auf dem BĂ€nkchen direkt neben ihm Platz nahm und ihre eigene KĂŒche betrachtete.

„Kommt es mir nur so vor oder ist die KĂŒche gemĂŒtlicher, wenn es Abend ist?”, fragte sie mit vertrĂ€umter Stimme.
„Ich verstehe nicht, was Sie meinen.”
Severus konnte mit ihrer Frage tatsĂ€chlich nichts anfangen, blinzelte aber ein paar Mal, als er ihren nĂ€chsten Satz einige Male in Gedanken wiederholte, denn sie vermutete: „Vielleicht ist es auch nur gemĂŒtlicher, wenn Sie hier sind.”

Mit leicht offen stehendem Mund lÀchelte sie ihn breit an, womit sie ihn ansteckte, doch als er an seine ZÀhne dachte, krumm und schief, dazu gelblich verfÀrbt, zwang er seine Lippen dazu, den unschönen Anblick wieder zu verdecken.

„Ich mag es, wenn Sie lĂ€cheln.” Sie war ehrlich gewesen, schien womöglich gerade deswegen verlegen. „Das ist ein Zeichen, dass Sie sich wohl fĂŒhlen.”

Diese Art Unterhaltung war er nicht gewohnt. Befangen klammerte er sich an seine Tasse und nahm aus lauter Hilflosigkeit einen Schluck des noch viel zu heißen Kaffees, doch besser die Zunge an einem GetrĂ€nk verbrennen als an einem unĂŒberlegten Wort.

„Wie wird es jetzt nach der Versammlung weitergehen?”, wollte sie wissen.
Mit einem Schlag war Severus wieder in seinem Element. „Sie werden Post erhalten und wie ich die Situation einschĂ€tze, nicht zu knapp. Die Interessierten wenden sich an die Körperschaft, die wiederum Kontakt zu Ihnen herstellt. Einige werden das Rezept erbitten, anderen werden den fertigen Trank haben wollen.”
„Den fertigen Trank? Aber dann kommt ja noch mehr Arbeit auf mich zu!”
„Das stand doch aber von vornherein fest, Hermine”, hielt er ihr vor Augen. Als sich Unsicherheit in ihrem Gesicht ausbreitete, schritt er ein und versicherte: „Den Trank werde ich mit Leichtigkeit brauen können.”
„Ja bitte! Ich gebe Ihnen auch einen kleinen Obolus als Dankeschön.” Als er abwertend schnaufte, schlug sie vor: „Oder soviel Kaffee, wie Sie trinken können.” Als einer seiner Mundwinkel sich nach oben begab, lehnte sie sich zufrieden zurĂŒck. „Wie lange kennen Sie Takeda eigentlich schon?”
„Bin ihm heute zum ersten Mal begegnet.”
Sie riss die Augen auf. „Wie bitte?”
„Wir standen zuvor nur schriftlich in Kontakt.”
Hermine nickte. „Und wie lange?”
„Siebzehn ...” Er korrigierte. „Nein, es sind schon achtzehn Jahre.”
„Wie ist der Kontakt zustande gekommen?”
Severus seufzte, doch er antwortete, obwohl ihm das Thema nicht gefiel. „Nach meiner Ausbildung bei Slughorn fragte ich nach einer Stelle bei ihm an.”
„Sie wollten nach Japan gehen?”
„Das Land war mir egal. Es ging um Professor Takeda. Seine Forschung, die ĂŒbrigens nicht nur Baumrinde behandelt, hatte es mir angetan. Er ist mit Dunklen KĂŒnsten vertraut und ...”
„Warum ĂŒberrascht mich das nicht?”
Auf ihren frechen Einwurf ging er nicht ein. „Er bot nur zwei Stellen an, eine davon wollte ich haben.”
„Warum hat es nicht geklappt?”
„Woran mag das wohl gelegen haben?”, gab er ein wenig schnippisch zurĂŒck, als wĂŒrde die Antwort auf der Hand liegen. „Es lag am Geld. Takeda verlangt 5000 Galleonen fĂŒr ein Jahr. Die Ausbildung umfasst drei Jahre.”
„Das ist aber ganz schön heftig!”
Er stimmte ihr zu. „Allerdings beinhaltet der Preis alles. Die An- und Abfahrt, Kost und Logis, Arbeitsmaterialien und -kleidung. Vier Wochen Urlaub pro Jahr. Japan ist ein teures Land, Hermine. Der Preis ist gerechtfertigt.”
„Es ist schade, dass Sie es nicht geschafft haben. WĂ€re das nicht noch immer was fĂŒr Sie?”
„Ich denke nicht, dass ich jetzt noch unter Takedas Aufsicht lernen möchte.”
Gespielt machte sie ihm zum Vorwurf: „Ach, aber mich wollten Sie zu einem neunzig Jahre alten Herrn schicken, der mir nur auf die Brust starrt, wenn er mit mir redet.”
Severus blinzelte. „Was tut er?” Völlig entgeistert blickte er sie an, doch Hermine erklĂ€rte sich nicht, sondern grinste in ihre Kaffeetasse hinein.

So schnell hatte sie Severus noch nie einen Kaffee leeren sehen und so nahm sie beide Tassen und schenkte ihm an der ArbeitsflÀche ungefragt noch einen weiteren ein, sich selbst auch.

Als sie an den Tisch zurĂŒckkam, fiel ihr Blick auf das aktuelle Kalenderblatt, auf dem eine rote „14” stand. Daneben und seitlich darunter waren bewegliche Herzchen und KĂŒsse eingearbeitet, die verschwanden und wieder auftauchten, dabei GrĂ¶ĂŸe und Form Ă€nderten.

ZurĂŒckhaltend sagte sie, als sie ihm die volle Tasse reichte: „Das war der schönste Valentinstag, den ich je gehabt habe.”
„Heute war Valentinstag?” Er verzog das Gesicht, weil er ungewollt an Lockhart denken musste und er wurde von dem Wunsch ĂŒbermannt, den Mann noch im Nachhinein fĂŒr seine Dreistigkeit am Lehrertisch verhexen zu wollen, als er die SchĂŒler dazu aufgefordert hatte, ihn nach LiebestrĂ€nken zu fragen.
„Ich hab auch nicht dran gedacht. Habe eben das Kalenderblatt gesehen”, gab sie zu. Die Besonderheit dieses Tages hatte sie völlig verdrĂ€ngt, aber es war zum GlĂŒck ein schöner Tag gewesen. „Haben Sie mir das Kleid eigentlich geschenkt?”, wollte sie auf einmal wissen, wĂ€hrend sie ĂŒber ihren seidigen Ärmel strich.
„Ja, aber nicht angesichts einer trivialen und geschmacklosen Festlichkeit, sondern wegen der Versammlung. Ich glaube mich daran zu erinnern, dass Sie wenig passende Kleidung fĂŒr solche ZusammenkĂŒnfte besitzen.”
„Das ist wirklich sehr aufmerksam von Ihnen.”
„Sie trugen blau auf Dracos Hochzeit. Ich fand, das stand Ihnen.”
„Daran erinnern Sie sich noch?”

Er öffnete ein paar Mal den Mund, aber die Worte hatten sich in seiner Kehle verheddert und verstarben bei dem Versuch, nach draußen zu gelangen. Ein wenig fĂŒhlte er sich ertappt, aber weswegen, das war ihm ein RĂ€tsel. Jeder hatte Hermine auf dieser Hochzeit gesehen, denn sie hatte vorn gestanden, fĂŒr alle sichtbar, gleich neben dem Brautpaar. WĂŒrde nicht jeder wissen, welche Farbe ihr Kleid gehabt hatte?

Um die Stille zu verdrÀngen, rÀusperte er sich und entwirrte damit den Knoten in seinem Hals, bevor er etwas klÀren wollte, dass ihm seit vorhin im Kopf herumschwirrte.

„Haben Sie viel mit Popovich zu tun?”
„Was?” Sie wiederholte seine Frage im Kopf. „Nein, gar nichts. Er hat mich mit den anderen zusammen geprĂŒft und mir die Ergebnisse ausgehĂ€ndigt. Mehr nicht.” Sie zerbrach sich den Kopf darĂŒber, warum er gefragt hatte, bis ihr plötzlich Albus' Worte einfielen. Aus dem Bauch heraus fragte sie: „Wollen Sie morgen zum FrĂŒhstĂŒck herkommen?”

Ihre Frage ĂŒberrumpelte ihn auf eine angenehme Art und Weise. Es war Ă€hnlich wie ein unerwarteter Erfolg wĂ€hrend eines Experiments.

„Gern. Darf ich vorschlagen, dass ich von den Hauselfen etwas zusammenstellen lasse, das ich morgen mitbringen werde?”
„Das wĂ€re sogar sehr schön, dann kann ich ein wenig ausschlafen.”
„Wann darf ich bei Ihnen erscheinen?”
„Ist halb zehn in Ordnung?”
Er nickte. „Halb zehn. Ich hoffe, Sie haben fĂŒr Morgen noch Kaffee?”

Der Abend fand ein Ende und Hermine begleitete Severus nach oben ins Wohnzimmer, um den Kamin wieder zu öffnen. Es wĂ€re leichter fĂŒr ihn, von hier aus direkt in seine dunklen RĂ€ume in den Kerkern zu flohen, die ihm mehr und mehr wie ein GefĂ€ngnis vorkamen, aus dem er auszubrechen versuchte.

„Severus?” Sie hielt ihn auf, bevor er in den Kamin steigen konnte, indem sie ihre Hand an seinen Oberarm legte. Er nĂ€herte sich ihr einen Schritt.
„Ja?”

Dieses eine Wort war so leise, so schĂŒchtern gesprochen, dass Hermine nicht anders konnte, als sich mit beiden HĂ€nden an seinen Schultern festzuhalten, damit sie auf den Zehenspitzen balancieren konnte, um die schon so lange anvisierte Wange mit dem zu beglĂŒcken, was ihr nach dem Glaube an das Schicksal zustand.

Der Kuss, trotzdem er so enthaltsam flĂŒchtig geschenkt wurde, war von unermesslicher Tragweite fĂŒr ihn und sie, denn er beinhaltete den Einblick in beider Herzen; in das verkĂŒmmerte und welke, wie auch in das junge und quicklebendige. Das Ausgedörrte von beiden bekam es mit der Angst zu tun. Es war von den Funken erschrocken, die sich an einer Wiederbelebung versuchten und hatte Furcht vor dem, was kommen und vielleicht nur vorĂŒberziehen wĂŒrde, anstatt fĂŒr immer zu bleiben.

„Danke, Severus. Danke fĂŒr alles. FĂŒr Ihre UnterstĂŒtzung und fĂŒr das Kleid, fĂŒr ...” Sie seufzte. „FĂŒr alles.”


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