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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Empathie

von Muggelchen

Enttäuschung war ein viel zu sanfter Begriff, um das zu erfassen, was Hermine gerade fühlte. Es war wie ein großes Gefühl, das sich aus mehreren zusammensetzte – so stark, dass es beinahe unerträglich war. Neben der Enttäuschung, vom Mungos abgelehnt worden zu sein, waren die Zweifel am eigenen Können wieder da. Nicht einmal die Noten der bestandenen Prüfung konnten sie beschwichtigen. Noch immer fragte sie sich, wie man zu gut für etwas sein konnte. Das Mungos hätte von ihrer Mitarbeit profitiert. Traurig wurde sie, als sich die Vermutung in ihr ausbreitete, Mr. Invidia hätte sie womöglich nicht leiden können und ihre Bewerbung deswegen abgelehnt. Vielleicht hatte er sie unsympathische gefunden? Ähnlich am Boden zerstört hatte sie sich gefühlt, als sie in der ersten Klasse hören musste, dass Ron sie nicht ausstehen konnte, sich über ihre Art und ihre Klugheit lustig gemacht hatte und ihre Intelligenz dafür verantwortlich machte, dass sie keine Freunde hatte. Das zu hören hatte wehgetan; die Erinnerung daran schmerzte noch heute, schmerzte in diesem Augenblick.

Blind vor Tränen kämpfte sie sich einen Weg nach draußen, rempelte in ihrer Wut versehentlich Menschen an, deren hinterhergerufene maßregelnden Worte sie nur noch mehr kränkten. Hermine hatte Schiffbruch erlitten. Sie brauchte jetzt dringend einen Rettungsring.

In seinem Büro in den Kerkern wartete Severus geduldig, bis Hermine von ihrem Vorstellungsgespräch zurückkommen würde. Als er sich umschaute, bemerkte er wie schon einige Male zuvor, dass seine Räume ihre Trostlosigkeit verloren hatten. Er betrachtete den kleinen Schreibpult, an dem sie immer saß, wenn sie gemeinsam arbeiteten. Sein Blick schweifte hinüber zum Bücherregal, aus welchem sie sich Rat holte, wenn sie ihn nicht stören wollte. Selbst Reagenzgläser und Phiolen hatten einen Hauch Lebendigkeit bekommen, denn bei allem, das er in den eigenen vier Wänden betrachtete, sah er vor seinem inneren Auge auch sie. Nahezu jeden Gegenstand und jedes Möbelstück konnte er in Gedanken mit ihr verbinden und erneut fragte er sich, wie diese Verknüpfung von Objekten und Vorstellungen auf ihn wirken könnte, wenn sie demnächst ihrer eigenen Wege gehen würde. Schon jetzt empfand er das dumpfe Gefühl vergangener Geselligkeit, als er sich vorstellte, sie nie wieder hier zu sehen. Ihr Fortbleiben würde ihm eine lieb gewonnene Gewohnheit entziehen.

Aus seinen Gedanken wurde er erst gerissen, als es klopfte, doch es war nicht sie, sondern Albus, der ihn aufsuchte.

„Severus, ist Hermine bei dir?“
„Nein, sie hat einen Termin im Mungos“, erwiderte er sehr sachlich.
„Ah“, machte der Direktor, um damit seine Verwunderung zum Ausdruck zu bringen. „Würdest du ihr bitte sagen, dass ich sie gern sprechen möchte? Wenn es sich heute nicht einrichten lässt, dann vielleicht morgen?“
„Ich werde ihr Bescheid geben.“

Albus nickte und wie Severus es geahnt hatte, wechselte er das Thema, damit der lange Weg von einem der höchsten Türme Hogwarts bis nach unten in die Kerker sich auch lohnen würde.

„Nächsten Monat findet die Jahrestagung der ’Körperschaft der Zaubertränkemeister’ statt.“
„Das ist mir bekannt.“
Die Augen des Direktors lächelten freundlich, ahmten derweil einen funkelnde Sternenhimmel nach. „Dann gehst du auch hin? Es freut mich, dass du wieder Zeit für solche Gelegenheiten findest.“
„Zu Voldemorts Zeiten hätte ich mit meiner Anwesenheit die Versammlung gefährdet. Darüber hinaus wäre ich sicherlich kein gern gesehener Gast gewesen.“

Auf was Severus hinaus wollte, verstand Albus nur zu gut. Damals wusste zwar nur eine Handvoll Leute, dass er ein Todesser war – die meisten von ihnen waren Ministeriumsangestellte –, doch in einigen Kreisen hatte sich diese Information als Gerücht gefestigt.

„Wirst du etwas vorstellen, Severus?“
Skeptisch stellte der Tränkemeister die Gegenfrage: „Wirst du etwa ebenfalls dort sein?“
„Aber natürlich! Du weißt, dass Zaubertränke auch mein Steckenpferd sind.“
Severus nickte und lächelte dabei Respekt zollend. „'Die zwölf Anwendungen von Drachenblut'. Wie konnte ich das vergessen?“
„Nun“, begann Albus und für Severus klang es so, als würde sich der Direktor auf eine ausgedehnte Unterhaltung einstimmen. „Ich hatte lange nicht mehr die Muße, die Neuerungen der Tränkewelt zu verfolgen. Eine meine früheren Leidenschaften war die Forschung gewesen.“
„Warum gehst du zur Versammlung? Stellst du deine dreizehnte Anwendungsmöglichkeit für Drachenblut vor?“, scherzte Severus.

Amüsiert legte Albus ihm eine Hand auf die Schulter. Mit dieser Geste konnte der Direktor noch heute dafür sorgen, dass Severus sich wie ein Jungspund fühlte. Die Hand drückte freundschaftlich zu.

„Severus, ich habe längst Platz gemacht für die neuste Generation kluger Köpfe. Meine Ideen sind versiegt, genauso wie die große Leidenschaft, mich selbst der Forschung zu widmen.“ Die Hand klopfte zweimal auf seine Schulter, bevor sie sich entfernte. „Was ist mit deiner Forschung? Mr. Sanguini schien die letzten Male recht erleichtert.“
„Albus!“ Der vorwurfsvolle Klang in Severus' Stimme war nicht zu überhören, doch Albus lachte nur.
„Dein Geheimnis ist bei mir sicher, Severus.“ Mit Blut zu forschen war in der Zaubererwelt nicht erlaubt, weil gerade mit dieser Zutat viel Übles angestellt werden konnte.
Um von Sanguini abzulenken sagte Severus: „Hermine wird etwas vorstellen.“
„Das dachte ich mir.“ Albus nickte, als würde ihn diese Information tatsächlich nicht überraschen. „Sie ist klug und hegt eine Leidenschaft für die Forschung wie einst ich selbst und wie du.“
Einen Moment lang wartete Severus vergebens auf eine Frage, so dass er selbst eine stellte: „Willst du gar nicht wissen, um was es sich handelt?“
„Nein, Neugierde ist etwas für die Jugend, wenn ich auch gestehen muss, dass ich mich manchmal noch sehr jung fühle. Ich werde es im Februar erfahren.“

Diesen Moment wählte Severus, um das Thema zu wechseln.

„Neugierde“, wiederholte er bedeutungsschwanger. „War es auch deine Neugier gewesen, warum du auf die Idee gekommen bist, Vorlosts Ring anzuziehen?“

Albus erstarrte, jedoch nicht, weil ihm das Thema unangenehm war, sondern weil er nachzudenken schien, wie er sich äußern wollte. Eine ganze Weile verbrachte Albus damit, seine Gedanken zu ordnen, setzte sich in der Zeit auf einen Stuhl, während Severus unverdrossen wartete.

„Weiß du, Severus, es war weniger die Neugier gewesen. Ich ahnte, was geschehen würde. Den Ring zog ich an, damit ich selbst für mein dahingehendes Leben verantwortlich gemacht werden konnte. Weder Harry, der mir das Gift in der Höhle zu trinken gab, noch du, den ich um meine Erlösung bat, sollte sich die Bürde meines Todes auf die eigenen Schultern laden. Ich wäre an dem schwarzen Fluch gestorben, mit dem der Ring mein Leben verdorben hat.“
„Du hast an mein Mitleid appelliert, dass ich exklusiv für dich hege“, flüsterte Severus.
„Den Fluch konntest du nicht aufhalten, mein Freund, seine Auswirkung aber hinauszögern. Ich war zu diesem Zeitpunkt längst verloren.“
Die Worte seines Mentors überdachte Severus genau, bevor er leise fragte: „Wie genau, Albus?“
Der Direktor wollte sich nicht mehr in Schweigen hüllen. „Das Elixier des Lebens, Severus. Ich bewahrte den Stein der Weisen jahrelang ganz in meiner Nähe. Seine Essenz trug ich in einem Fläschchen bei mir. Den Trank, den ich aus dem Stein gewonnen hatte, nahm ich an dem Abend ein, an dem ich mit Harry nach Hogwarts zurückkehrte und das Dunkle Mal über dem Schloss schweben sah. Ich wusste, es würde der Abend sein, an dem du dein Versprechen mir gegenüber einlösen würdest.“
„Dich zu töten.“
„Ja“, hauchte Albus. „Der Avada traf mich und ich stürzte... stürzte tief.“ Er seufzte.

Die Aufprall war schmerzhaft gewesen. Albus' Körper wollte damals sterben. So viele innere Verletzungen, unzählige Knochenbrüche. Der Tod hatte ihn geküsst und ihn innig umarmt, um ihn behutsam auf die andere Seite zu bringen. Der Weg allen Fleisches hatte vor ihm gelegen, doch das Elixier schlug einen anderen ein. Der fast tote Leib, dessen Herz viel zu selten schlug, wurde von dem, was der Stein der Weisen hervorbringen konnte, an Lebens gefesselt.

„Als ich aufgebahrt auf dem Marmor lag“, Albus suchte Severus' braune Augen, „da erst spürte ich wieder meinen eigenen Herzschlag. Dieses Leben in mir fühlte auch mein Gefährte und er kam, um mich zu holen. Unerkannt von den Trauernden trug er mich mit Leichtigkeit fort – an einen Ort, an dem die Kraft des Elixiers sich all meiner Versehrtheit annehmen konnte. Es heilte meine Wunden, heilte den Tod.“ Albus entwicht ein Seufzer. „Es war langwierig und schmerzhaft.“
„Die Geburt ist ein schmerzhafter Prozess“, philosophierte Severus.
Zustimmend nickte Albus, fügte jedoch hinzu: „Sowie auch Wachstum von Qualen begleitet wird.“

Es gefiel Severus nicht, dass Albus das Thema auf ihn bezog. „Wachstum“ und „Qualen“ waren Gefühle, die ihn nach dem Tod Voldemorts peinigten. Er selbst war der Meinung, dass bei ihm nichts zu retten war. Zwar glaubte er nicht daran, sich einer sehr privaten Unterhaltung entziehen zu können, doch wenigstens wollte er es versuchen. Das war der Grund, warum er erneut das Thema wechselte.

„Mit Black hast du es ganz genauso getan.“
Langsam schüttelte Albus den Kopf. „Oh nein, das war ungleich schwieriger gewesen. Erst sehr spät habe ich mit dem Gedanken gespielt, Sirius verschwinden zu lassen. Harry begann mittlerweile eigenständig zu handeln und war deswegen schon einmal den Todessern in die Arme gelaufen, wie du selbst weißt. Es war seine Sorge um Sirius gewesen, die ihn unvorsichtig werden ließ.“ Selten hörte man, wie sich Albus' Alter auch in dessen Stimme niederschlug. Das vollbrachten nur Momente, die an Ernst kaum zu übertreffen waren. Albus räusperte sich, bevor er seine damaligen Pläne offenlegte. „Es durfte nicht noch einmal geschehen. Harry durfte sich nicht wegen Sirius in Gefahr bringen, also griff ich ein.“
„Hat Black sofort zugestimmt?“, wollte Severus wissen.
„Er war skeptisch, das kann ich dir versichern, aber er vertraute mir über alle Maßen. Ich gab ihm das Elixier des Lebens, bevor er mit den anderen ins Ministerium gegangen war, erwähnte jedoch nicht, um was es sich handeln würde.“ Albus drehte sich auf seinem Stuhl, damit er Severus besser sehen konnte. „Glaub mir, Severus, ich habe ja nicht geahnt, dass Sirius durch den Torbogen fallen würde.“

Severus konnte Beunruhigung in Albus' Stimme ausmachen und ein Echo der Furcht, die Situation damals nicht mehr im Griff gehabt zu haben. Der Schleier war nie Teil des Plans gewesen.

„Aber Black ist hindurchgefallen“, sagte Severus, um Albus zum Weiterreden zu motivieren.
„Ja“, der Direktor nickte, „das ist er.“ Verlegen rückte er seine Halbmondbrille gerade. „Noch nie ist jemand aus dem Schleier zurückgekommen, Severus. Niemals.“
„Warum? Was verbirgt sich dahinter?“
Möglicherweise würde sich ihm gleich eines der Geheimnisse der Mysteriumsabteilung offenbaren, doch Severus hatte vergeblich gehofft, denn Albus erwiderte: „Kaum einer weiß es. Nur dass es kein Zurück gibt, ist eine Tatsache. Ich persönlich denke, aber das muss nicht der Wahrheit entsprechen, dass dieser Schleier ein Weg in die andere Welt ist. Ein Zurückkommen ist nicht möglich, weil man stirbt, wenn man hindurchgeht.“
„Doch Black konnte nicht sterben“, warf Severus ein. „Durch das Elixier fand er keinen Frieden und musste solange dort verweilen, bis man ihn herausholen konnte.“
„Du kombinierst noch immer fantastisch, Severus“, lobte der Direktor mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.
„Erkläre mir bitte, Albus, wie du 'Orpheus' Black einen Rückfahrtschein aus der Unterwelt besorgen konntest.“
Albus blickte auf seine Hände, die auf dem Schoß verweilten. „Den Kopf habe ich mir zerbrochen. Ich befürchtete, ich wäre Schuld daran, dass er bis in alle Ewigkeit als einziger Lebender im Totenreich umherwandeln müsste.“ Plötzlich blickte Albus auf, seine Augen waren wieder lebendig. „Was doch ein wenig Spiel mit Raum und Zeit bewirken kann. Der Gedanke kam mir gleich nach meinem eigenen 'Tod'. Das Verschwindekabinett! Es selbst ist ein Meisterwerk der Raumkrümmung. Ich musste es jedoch erst verstehen, bevor ich damit den Versuch wagen durfte, Sirius zurückzuholen.“ Albus lächelte verschmitzt. „Wer versteht von solchen Dingen am meisten? Wer ist verschwiegener als jemand, der tagein, tagaus von Mysteriösem umgeben ist und es heimlich ergründet?“ Gerade wollte Severus eine Frage stellen, da hob Albus eine Hand. „Nein, frage nicht, darauf werde ich keine Antwort geben.“
Severus holte tief Luft. „Ich brauch einen Drink. Möchtest du auch etwas, Albus?“
„Ich nehme einen schönen heißen Tee mit einem Schuss Rum.“

Genau das gleiche Getränk nahm gerade Mr. Granger von seiner Frau entgegen, um sich aufzuwärmen. Der Weg mit dem Bus bis nachhause war anstrengend gewesen, denn durch einen Unfall mussten die Fahrgäste umsteigen, einige Straßen weiter laufen und auf Ersatzverkehr warten, doch der kam nicht. Taxis waren keine zu sehen, also hatte er den Heimweg zu Fuß angetreten. Bei den winterlichen Temperaturen war ihm die Kälte bis in die Knochen gekrochen.

„Danke Schatz, das habe ich jetzt dringend nötig.“ Er kam nicht dazu, einen Schluck zu nehmen, denn es klingelte an der Haustür und zeitgleich machte der Wecker in der Küche auf den fertigen Braten aufmerksam.

„Gehst du bitte zur Tür, Josh? Ich muss in die Küche.“ Joshua nickte, gab Jane einen Kuss auf die Wange und ging schlürfenden Ganges, denn seine Glieder waren noch ganz steif, zur Haustür. Durch den Spion an der Tür erspähte er seine Tochter, woraufhin er freudig die Tür öffnete.
„Hermine, meine Liebe, komm...“ Hermines Vater verstummte auf der Stelle, als er ihre verweinten Augen sah. „Ist etwas Schlimmes geschehen?“, wollte er wissen, während er sie bereits an die väterliche Brust presste. Sie zog die Nase hoch, doch seine Umarmung spendete so viel Trost, dass ihr nach Weinen nicht mehr zumute war.
„Kann ich einen Augenblick hier bleiben?“ Seiner Tochter hatte er selten etwas abschlagen können.
„Aber natürlich, auch zwei Augenblicke, wenn du magst“, scherzte er, um sie aufzuheitern. „Deine Mutter hat gerade das Essen fertig. Du nimmst doch sicher einen Teller.“

Ein Essen mit ihren Eltern, ganz so wie früher, wäre etwas, das sie aufmuntern könnte. Sie ließ sich von ihrem Vater ins Wohnzimmer führen, wo ihre Mutter gerade zwei Schalen auf dem Esstisch abstellte.

„Es fehlt noch ein Gedeck.“ Aufgrund seiner Worte drehte sich seine Frau um und begann sofort zu lächeln, als sie ihre Tochter bemerkte.
„Mein Liebes!“ Ihre Mutter herzte sie noch mehr als ihr Vater. Hermine war auf einen Schlag wieder ein Kind. „Setz dich doch, ich hole noch einen Teller. Möchtest du etwas Wein haben? Dein Vater hat den guten Roten aus dem Keller geholt.“
„Ja gern. Kann ich dir helfen, Mama?“
„Nein, es ist ja alles fertig angerichtet, bis auf dein Gedeck. Setzt euch doch schon.“ Jane schaute ihren Ehemann an und bat: „Machst du etwas Musik an?“

Hermine fühlte sich wie Zuhause, obwohl das Haus ihrer Eltern schon lange nicht mehr ihr eigenes Heim war. Während ihre Mutter in der Küche war, bemerkte sie, wie ihr Vater sie besorgt betrachtete.

„Dad, es ist alles in Ordnung“, wollte sie ihm weismachen und wenn sie die Situation – was ihr schwerfiel – mit Abstand betrachtete, war die Ablehnung vom Mungos tatsächlich kein Beinbruch.
„Minchen, Minchen“, er schüttelte den Kopf, „du hast geweint, das sehe ich und du sagst, es wäre alles in Ordnung. Das soll ich glauben?“
„Was sollst du glauben?“ Hermine Mutter war gerade wieder hereingekommen und stellte einen der schönen Teller mit der rosafarbenen Iris am Rand vor ihrer Tochter ab. Dazu das schwere Besteck mit goldenem Muster am Griff. Kindheitserinnerungen.
„Unsere Tochter wird schon noch sagen, was ihr auf dem Herzen liegt“, sagte ihr Vater lächelnd, weil er sie nicht drängen wollte, doch neugierig war er; das hatte Hermine von ihm geerbt.
Ihre Mutter tat das Essen auf und fragte nebenbei: „Warst du gerade in der Nähe oder warum der überraschende Besuch?“
„Ich wollte einfach herkommen“, sagte Hermine niedergeschlagen. „Hier geht es mir immer gut.“

In diesem Moment überlegte ihr Vater, ob sie vielleicht mit ihrem Professor aneinandergeraten sein könnte, doch dann fiel ihm die Eule ein, die sie ihnen geschickt hatte.

„Wir haben dir noch gar nicht gratuliert, Minchen.“ Er stand extra nochmal von seinem Platz auf, um sie zu drücken. „Gratulation zur bestandenen Prüfung! Die war gestern, richtig?“
„Richtig.“
Auch ihre Mutter umarmte sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange, bevor sie ihr ein Glas Rotwein reichte. „Dann lasst uns anstoßen. Auf dich, Hermine! Jetzt stehen dir alle Türen offen.“

Hermine hob ihr Glas, doch aufgrund der Worte konnte sie es nicht verhindern, aus einem Reflex heraus so schnell Luft zu holen, dass sie Mühe hatte, ihre Tränen zu unterdrücken. Ihre Mutter stand noch bei ihr und legte einen Arm um sie.

„Ist mit der Prüfung etwas nicht in Ordnung?“, fragte ihr Vater vom Stuhl gegenüber.
„Nein, es ist alles so, wie ich es im Brief geschrieben habe. Mit Bravour bestanden.“
„Und das ist ein Grund, nun so ein Trübsal zu blasen?“
Schnell hatte sich Hermine beruhigt. „Nicht alle Türen stehen mir offen, Dad. Einige haben sich mir verschlossen, weil ich 'zu gut' bin.“ Am Ende hatte man deutlich den Sarkasmus gehört, den sie sich im Laufe des letzten Jahres angenommen hatte.
„Wieso 'zu gut'? Wer hat das gesagt?“
„Der Mann, bei dem ich eben ein Vorstellungsgespräch hatte“, erklärte sie, blickte derweil auf das dampfende, saftige Fleisch auf ihrem Teller.
„Dann versuch es im Mungos. Du hast doch dort deine Ausbildung gemacht. Die kennen dich und würden dich sicherlich sofort...“
Sie unterbrach den gut gemeinten Ratschlag ihres Vaters. „Das war der Personalchef vom Mungos, mit dem ich gesprochen habe.“
„Dann“, er zog erstaunt beide Augenbrauen in die Höhe, „sollte man den Knilch feuern. Er scheint keine Ahnung von seinem Job zu haben. Ich würde erst einmal sagen, wie fangen mit dem Essen an, bevor es kalt wird.“

Während des Essens erzählte ihr Vater eine Geschichte, die sie schon unzählige Male gehört hatte und doch machte es ihr Spaß, seinen Schilderungen zu lauschen. Er konnte witzig erzählen und außerdem hatte er diese Geschichte gewählt, um ihr zu zeigen, dass es ihm damals ähnlich ergangen war wie ihr.

„Am Ende musste ich selbst eine Praxis eröffnen, weil keine Zahnklinik mich einstellen wollte“, sagte er während des Desserts, „und dann habe ich deine Mutter eingestellt.“ Hermine musste lächeln. Ihre Mutter hatte damals eine Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten absolviert, hatte nicht einmal studiert. „Deine Mutter war ein so kluger Kopf, dass ich ihr das Studium finanziert habe.“ Jetzt lächelte auch ihre Mutter, als sie in Erinnerungen schwelgte. „Das war eine meiner besten Entscheidungen im Leben. Sie hatte Bedenken“, ihr Vater legte seine Hand auf die ihrer Mutter, „aber ich habe ihr gesagt, sie kann mir später einmal alles zurückbezahlen.“
„Und er hat auch versichert“, warf ihre Mutter ein, „dass er keine 'Gegenleistungen' erwarten würde.“
Daraufhin mussten Hermine und ihr Vater herzlich lachen, bevor er mit vorgetäuscht nachdenklicher Miene in Erinnerung rief: „Dabei fällt mir ein, dass du noch immer nichts zurückbezahlt hast.“
Sie schlug ihm spielerisch auf dem Arm. „Weil du mich vom Fleck weg geheiratet hast!“
„Ja richtig!“, betätigte er, als wäre es ihm erst jetzt wieder eingefallen. „Den leeren Fleck vermiete ich heute übrigens an einen Gartenzwerg“, er zeigte zum Fenster, „gleich vorn im Vorgarten.“

Die heitere Stimmung hatte Hermine wieder fröhlich gemacht, aber sobald sie daran dachte, zurück nach Hogwarts gehen zu müssen, da wurde sie wieder traurig. Ihre Eltern schafften es erneut, sie von der heutigen Niederlage abzulenken.

Als sie im Wohnzimmer saßen und Scrabble spielten, vergaß Hermine das demütigende Erlebnis mit Mr. Invidia komplett. Sie ordnete ihre sieben Buchstaben neu an und dachte erstaunt, wenn sie noch ein zweites „E“ hätte, dann könnte sie „Severus“ legen, aber Namen waren sowieso nicht erlaubt, weshalb sie das Grußwort „Servus“ legte und wegen des Buchstabens „V“ und dem roten Feld, über das das Wort verlief, viele Punkte machte.

„Spatz, wie soll man dort noch anlegen? Gibt es eine Mehrzahl von 'Servus'?“, fragte ihr Vater scherzend, woraufhin ihre Mutter ihm leutselig in den Bauch pikste.
An Hermine gewandt fragte sie: „Wie wäre es, wenn du dich auch selbstständig machst, so wie dein Vater es getan hat?“
„Ich...“ Hermine war verblüfft. Ihre Eltern hielten entweder nur so viel von ihr, weil sie ihre Tochter war oder aber sie glaubten wirklich, dass sie die Fähigkeiten dazu besitzen würde.
„Ja, Minchen“, stimmte ihr Vater ein, „dein alter Wunsch mit der Apotheke vielleicht?“
„Dad, ich hab schon mehrmals gesagt, dass das nur eine nicht ernst zu nehmende Vorstellung während des Krieges war, die ich offen vor allen geträumt habe.“
„Du hast diese 'nicht ernst zu nehmende Vorstellung' aber sehr prächtig über einige Jahre ausgeschmückt, zumindest in Gedanken. Für eine ganze Weile glaubte ich, dass das wirklich deine spätere Wahl wäre, wenn du im Mungos mal fertig bist. Jetzt bist du fertig und es heißt plötzlich, du hättest es nie so gemeint.“
„Dad“, nörgelte Hermine. „Ich habe kein Geld, um mir sofort etwas Eigenes aufzubauen.“
„Wozu hast du Eltern? Als Zahnarzt verdient man nicht schlecht, wenn man eine Menge privat versicherter Patienten hat“, konterte ihr Vater und sie ahnte, dass eine Unterhaltung mit ihm nicht leicht werden würde. Er fand immer plausible Gegenargumente, um ihre Aussagen zu entkräften. „Du kannst uns später alles zurückzahlen“, fügte er grinsend hinzu.
Hermine lachte. „Ja sicher, so wir Mama dir alles zurückgezahlt hat?“
Er schüttelte den Kopf, konnte das Grinsen aber nicht loswerden. „Nein, ich lerne aus meinen...“
„Sag jetzt nichts Falsches, Joshua!“, warnte Hermines Mutter witzig gemeint.
Hermine dachte über das nächste Wort nach, das sie legen wollte und murmelte derweil: „Da ist eine Apotheke in der Winkelgasse, die zum Verkauf steht. Ich weiß nicht, ob sie noch zu haben ist.“
„Wie lange hat die Apotheke auf?“, wollte ihr Vater wissen.
„Ich denke, so bis sechs. Die meisten Läden dort schließen zeitig.“
„Na dann“, er stand auf, „zieht euch mal die Mäntel über.“ Seine Frau und auch seine Tochter schauten ihn irritiert an, weswegen er deutlicher wurde. „Wir gehen in die Winkelgasse!“

Die Familie Granger war in Aufbruchstimmung. Sie holten ihre Taschen, zogen sich ihre Mützen über und machten sich auf den Weg zur beliebten Einkaufsstraße der magischen Welt.

In den Kerkern machte man es sich im Gegensatz sehr gemütlich. Albus und Severus hatten das Büro verlassen und waren ein paar Türen weiter ins private Wohnzimmer des Zaubertränkemeisters gegangen. Der weiße Hund ließ sich erst vom Direktor tätscheln, bevor er zu seinem Schrank hinüberging und eines der Spielzeuge herausholte, das er Albus vor die Füße legte.

„Nicht, Harry“, maßregelte Severus seinen Hund, doch Albus winkte ab und nahm das quietschende Gummispielzeug vom Boden. Er warf es noch nicht, sondern blickte zu Severus hinüber.
„Dein erster Freund“, sagte er gutmütig, als er zum Hund deutete und auf die Zeit nach dem Sieg über Voldemort Bezug nahm.
„Ich weiß bis heute nicht, wie ein Welpe in den Verbotenen Wald kommen konnte.“ Skeptisch blickte er Albus an. „Oder war das eine deiner Ideen?“
„Nein“, versicherte Albus. „Von Firenze habe ich erfahren, dass das Wandernde Volk arglos eine Abkürzung durch unseren Wald nehmen wollte. Sie wurden von etwas Dunklem überrascht und sind geflohen, haben den Kleinen unbeabsichtigt zurückgelassen.“ Albus blickte zum Hund hinüber, der sich unter Severus' Pflege prächtig entwickelt hat. „Firenze hätte sich seiner angenommen, aber dann bist du auf der Bildfläche aufgetaucht.“
„Dann war es Zufall?“
„Glaubst du an Zufälle, Severus?“, stellte Albus als Gegenfrage.
Gelangweilt die Schultern einmal hebend erwiderte er: „Es war Zufall, dass Black durch den Schleier gefallen war.“
„Ja, das war es. Aber es war gut, dass er komplett verschwunden ist. Hätte man ihn gefangen genommen und gequält, wäre ihm durch das Elixier der Tod verwehrt geblieben. Ein perfektes Geschenk für jene unter den Todessern, die sich an der Qual eines Menschen erquicken konnten. Es war so besser, wie es am Ende gekommen ist.“
„Bis auf das Lestrange-Gesindel hat zum Glück niemand Freude an der Folter gefunden. Die anderen Todesser gaben sich damit zufrieden, die 'Unwürdigen', wie sie die Muggel und Andersdenkenden bezeichnet haben, schnell des Lebens zu berauben.“

Albus blickte auf und betrachtete seinen Freund, der sich unter seinen wachen Augen unwohl fühlte. Einen Moment später gab Albus preis, über was er nachgedacht hatte.

„Es ist beruhigend, dass du über diese Zeit sprechen kannst, Severus.“
„Ich kann darüber sprechen, weil es mir nicht zusetzt.“
Erneut fand die Hand des Direktors den Weg zu Severus' Schulter. „Du weißt was geschieht, wenn man den Schmerz vor sich herschiebt. Solange wie du hat ihn noch niemand betäubt. Solltest du ihn eines Tages spüren – und ich bin gewiss, dass dieser Zeitpunkt kommen wird –, dann wird der Schmerz nur noch schlimmer werden. Mach dich darauf gefasst.“

Das, was Severus vermeiden wollte, hatte Albus wieder einmal pfeilschnell zur Sprache gebracht. Er wollte nicht über die Vergangenheit sprechen – über das, was er nur mit Albus geteilt hatte, doch der war anderer Meinung.

„Siehst du es denn nicht, Severus?“
„Nein“, log es. „Es wird sich gar nichts ändern. Und ich werde nichts tun, damit sich mein Zustand verschlimmert!“ Am Ende war Severus sehr deutlich und bestimmend geworden, doch Albus hatte sich von solch abweisendem Tonfall nie beeindrucken lassen.
„Du solltest es im Hinterkopf behalten, mein Freund, sonst könnte es dich übermannen und du wärst hilflos dem ausgeliefert, was ich nie zustande bringen konnte.“
„Mir ist nicht zu helfen!“
„Du willst dir nicht helfen lassen“, verbesserte Albus und seine Augen glitzerten dabei freundlich. „Weil du Angst hast vor dem Schmerz. Aber sag mir, hat das nicht längst begonnen? Fühlst du ihn nicht schon?“

Innerlich stimmte Severus zu. Er fühlte die Veränderung und er tat alles Mögliche, um ihr Einhalt zu gebieten. Selbst ohne Worte schien Albus zu verstehen.

„Ich sagte vorhin schon, dass Wachstum von Qualen begleitet wird. Ist das der Grund, warum du dich so sträubst? Du selbst hast jahrelang nach einem Weg gesucht, alles rückgängig zu machen und nun, wo andere das für dich übernommen haben, da legst du ihnen Steine in den Weg?“ Albus seufzte und nahm einen Schluck aus seiner Tasse. „Du selbst brauchst nichts zu tun. Betrachte es wie einen Samen, der nicht durch eigene Kraft den gefrorenen Boden durchbrechen muss, denn es sind die Hände anderer, die ihm Gutes tun und ihn pflegen. Lass ihn einfach gedeihen, Severus.“
„Wie soll etwas ohne Erde und Licht wachsen?“, giftete der Tränkemeister missgelaunt.
Albus überlegte nicht, sondern antwortete sofort: „Indem du fremden Boden zulässt und dich nicht in der Dunkelheit verkriechst.“ Die Tasse stellte Albus auf dem Tisch ab, bevor er beide Hände Severus Schultern legte und mit erschreckendem Ernst sagte: „Wäre ich nicht an das Versprechen gebunden, das ich dir gab, wäre ich längst ein festes Mitglied jener, die sich wegen deines Schicksals zusammengeschlossen haben.“
Durch verengte Augenlider blickte Severus seinen alten Freund an, bevor er leise zischte: „Ich werde dich nicht von deinem Versprechen entbinden.“
Albus lachte auf. „Ich glaube nicht, dass ich jetzt noch eine große Hilfe sein würde. Die anderen machen ihre Aufgabe sehr gut und sie werden nicht aufgeben, egal wie schwer du es ihnen machst.“
„Es wird alles im Sande verlaufen“, hielt Severus dagegen, denn er vermutete, dass mit Hermines neuem Lebensweg sich auch ihre Prioritäten ändern würden.
„Ich denke das nicht, Severus. Es war Harry, der angefangen hat und er wird es sein, der es beenden wird, auch wenn andere Menschen ihren Beitrag zur Lösung gegeben haben.“ Albus blickte auf die Uhr. Es war schon spät. Er hatte gehofft, Hermine würde während seines Gesprächs mit Severus eintreffen, doch sie war noch immer fort. „Hermine soll morgen zu mir kommen. Richte ihr das bitte aus, wenn sie zurück ist.“

Auch Severus blickte zur Uhr und es kam ihm seltsam vor, dass sie noch immer nicht zurück war. Ein Vorstellungsgespräch würde keine zweieinhalb Stunden dauern, dachte er. Es sei denn, sie hätte etwas unterschrieben, was er nicht hoffte.

Den Direktor begleitete er hinauf bis ins Erdgeschoss und während Albus noch weitere Stufen aufstieg, steuerte Severus das Zimmer von Harry an.

„Guten Abend“, grüßte Harry und bat ihn herein.

Auf dem Tisch bemerkte Severus zwei Tabletts, die Harry von Elfen hatte bringen lassen. Wie es aussah, hatte er nicht vor, mit seiner Verlobten in der großen Halle zu speisen. Harry schaute einmal zu Ginny hinüber, die auf der Couch saß und still wartete, bevor er seinen Kollegen ansprach, der ein wenig gedankenverloren schien.

„Was kann ich für Sie tun?“
„Wissen Sie, wo Hermine sich aufhält?“
„Sie hat ein Vorstellungsgespräch im Mungos. Ich dachte, das hätte sie Ihnen erzählt.“
„Hat sie“, bestätigte Severus. „Der Termin war bereits um 15:30 Uhr.“

Erst jetzt schaute Harry auf die Uhr. Es war fast sechs.

„Haben Sie in ihrem Zimmer nachgeschaut?“
Auf die Idee hätte Severus auch selbst kommen können. Er schüttelte den Kopf, gab seine Nachlässigkeit jedoch nicht zu, sondern forderte: „Wenn Sie sie treffen sollten, teilen Sie ihr bitte mit, dass sie sich bei mir melden soll.“
„Sie machen sich doch nicht etwa Sorgen?“, feixte Harry, woraufhin er mit einem bösen Blick gestraft wurde.
„Nicht ich suche sie“, stellte Severus klar. „Ich habe eine Nachricht von Albus, der sie eigentlich heute schon sprechen wollte.“
„Oh, in Ordnung. Sollte ich sie sehen, dann sage ich ihr, dass sie sich bei Albus melden soll.“
„Nein, bei mir!“, verbesserte Severus.
Harry machte ein Gesicht, aus dem man gut ablesen konnte, dass ihm etwas nicht ganz klar war. „Hermine soll sich also bei Ihnen melden, weil Albus mit ihr sprechen möchte?“, wiederholte er ungläubig.
„Ah, haben Sie es doch endlich begriffen.“

Das nächste Ziel war der vierte Stock. Höflich klopfte Severus an Hermines Tür, doch es schien niemand Zuhause zu sein. Mit dem Passwort verschaffte er sich Einlass. Der Kniesel begrüßte ihn stürmisch, so dass Severus ihn auf den Arm nahm und kraulte, während er sich im Wohnzimmer umsah. Wie schon einmal stellte er sich an die Balkontür, um nach draußen zu sehen. Die Sonne war längst untergegangen. Dunkelgraue Wolken zogen schnell über den Himmel und ließen dem aufsteigenden Mond keine Chance, sich einmal in voller Größe zu zeigen. Plötzlich fühlte sich Severus beobachtet. Abrupt drehte er sich um und starrte in die gemalten Augen von Calliditas. Severus grüßte den Mann nicht. Sein Höflichkeit erfuhren nur wenige Menschen, an tote Dinge verschwendete er sie schon gar nicht.

„Wo ist Miss Granger?“ Calliditas Augenbrauen wanderten gelangweilt in die Höhe. Er antwortete dem Tränkemeister nicht. „Dämliches Portrait“, murmelte Severus, bevor er dem Kniesel vorsichtshalber etwas zu Fressen gab und gleich im Anschluss Hermines leeren Räume verließ.

Im Flur blieb Severus stehen. Er könnte, so dachte er, bei Remus nachfragen. Seine Überlegung wurde ihm abgenommen, als der Kollege für die Pflege magischer Geschöpfe aus seinem Zimmer trat. Überrascht blieb dieser stehen, doch das stets freundliche Wesen nahm den Werwolf sofort wieder ein – das milde Lächeln formte sich von ganz allein. Severus bemühte sich, kein Gesicht zu ziehen.

„Hallo Severus, wolltest du mich besuchen? Komm doch rein.“
„Ich... Nein, ich hatte lediglich in Erwägung gezogen, mich bei Ihnen nach dem Verbleib von Hermine zu erkundigen, falls sie sich bei Ihnen gemeldet haben sollte.“
Remus beäugte sein Gegenüber ungläubig. „Ich habe sie seit heute Morgen nicht gesehen.“
„Ah“, machte Severus und beschied sich damit, Remus zu ignorieren und seinen eigenen Gedanken nachzugehen.
„Severus?“ Er hätte es erwarten müssen, dass Remus seine Überlegungen unterbrechen würde. „Warum suchst du sie?“
„Ich suche sie nicht. Albus hatte sich nach ihr erkundigt. Es ist bedenklich, dass sie noch nicht aus dem Mungos zurück ist.“ Bevor Lupin Genaueres erfragen konnte, erklärte Severus bereits: „Sie hatte ein Vorstellungsgespräch.“
„Oh gut.“ Remus schien erleichtert. „Im ersten Moment habe ich doch tatsächlich geglaubt, ihr wäre etwas geschehen.“

Mit Severus eine Unterhaltung zu führen war oftmals unangenehm, weil er wenig sagte. Remus meisterte solche Situationen jedoch mindestens genauso prächtig wie Hermine, denn er konnte gut reden.

„Würdest du trotzdem kurz zu mir kommen? Ich habe da ein kleines Problem, über das ich eigentlich mit Hermine sprechen wollte.“
„Um was handelt es sich?“ Severus machte keine Anstalten, Remus in dessen Zimmer zu folgen.
„Es geht um eine Trankzutat, die ich für sie aufbewahre. Ich fand bisher noch keine Zeit, sie ihr zu geben, geschweige denn, ihr davon zu erzählen.“ Hermine war wegen ihrer Prüfung beschäftigt gewesen. „Ich komme mit der Zutat nicht klar.“

Neugierig machte Severus einen Schritt auf Remus zu, der ihn wortlos aufforderte, ihm in seine Räume zu folgen.

„Es ist“, begann Remus peinlich berührt, „offenbar eine sehr aggressive Zutat. Der Behälter hat schon einige Sprünge. Ich möchte nicht, dass etwas geschieht.“
„Was...?“

Seine Frage wurde ihm durch Remus' Handlung abgeschnitten, denn der hatte das Ende eines Tuches ergriffen, das er wie ein Zauberkünstler aus der Muggelwelt mit einer einzigen, schnellen Handbewegung wegzog. Darunter befand sich ein durchsichtiges Behältnis, in welchem ein Netz aus Draht eingearbeitet war. In diesem großen Glas, welches sichtbare Risse aufwies, wirbelten in der Luft drei Fruchtkapseln umher, deren Anblick Severus einen Schrecken einjagte.

„Was zum Teufel denken Sie sich dabei, solche Dinge in die Schule zu bringen?“, zischte er.
Der Gefahr, die von diesen Kapseln ausging, war sich Remus nicht bewusst, aber Severus' rügender Tonfall sprach Bände. „Ich wollte nur... Für Hermine...“, stotterte er.
„Diese Pflanze“, Severus deutete mit ausgestrecktem Finger auf das Glas, „könnte ganz Hogwarts zum Einsturz bringen!“ Sollten die Kapseln ausbrechen, würden sie sich an die steinernen Wände haften und sich in sie einfressen; das Mauerwerk mit ihren Fangarmen marode machen. „Ich rate Ihnen dringend, diese Kapseln wieder dort hinzubringen, wo Sie sie in Ihrer unglaublichen Naivität hergeholt haben.“
„Aber...“
„Kein 'Aber', Lupin! Wenn Sie nicht dafür sorgen, dass diese alles verzehrenden Pflanzenteile auf der Stelle verschwinden, dann werde ich mich dieser Angelegenheit annehmen.“

Severus zog seinen Zauberstab und konzentrierte sich darauf, die Kapseln dieses kompliziert aufgebauten Organismus' verschwinden zu lassen, denn das war ein schwieriges Unterfangen. Er richtete seinen Stab auf das Glas und sagte: „Evanesco!“

Das Glas samt seines Inhalts war von einer Sekunde zur anderen nicht mehr da.

„Severus!“ Kopfschüttelnd blickte Remus auf die nun leere Stelle auf dem Tisch, auf dem er die mit Pomona und Neville gepflückten Fruchtkapseln des Gespenstischen Steinregens abgestellt hatte. „Wie kannst du nur?“, warf er dem Zaubertränkelehrer vorsichtig vor. „Das wurde noch gebraucht!“
„Wurde es nicht! Sie brauchen es nicht und ganz besonders nicht Hermine. Sollte ich noch einmal, Lupin, nur noch ein einziges Mal davon Kenntnis erlangen, dass Sie wiederholt dieses gefährliche Gewächs in die Schule gebracht haben, dann schwöre ich, werde ich dafür sorgen, dass Sie gefeuert werden!“

Auf der Stelle war Remus mundtot. Er wagte es nicht, auch nur ein Wort der Rechtfertigung über die Lippen zu bringen oder gar die Situation zu erklären. Bedröppelt schaute er zu Boden und versuchte zu ergründen, in welche Gefahr er die Schüler gebracht haben könnte.

„Sie haben keine Ahnung, nicht wahr?“ Remus blickte auf, schüttelte dann den Kopf. „Sie wissen nicht einmal, was diese Pflanze anrichten könnte. Wer hat Ihnen geholfen? Pomona?“ Eingeschüchtert nickte Remus. Er wollte wirklich nicht, dass seine Kollegin Ärger bekommen würde. Aufmerksam lauschte er, als Severus laut vermutete: „Theoretisch wird sie viel darüber wissen. Ich bin mir jedoch sicher, dass keiner in diesem Schloss jemals mit einer Pflanze, die so verheerende Folgen nach sich ziehen kann, gearbeitet hat.“
„Keiner, außer dir.“ Die Worte waren kaum über die Lippen gekommen, da verfluchte sich Remus für sein plötzlich so vorlautes Mundwerk.

Die Gewissheit, dass Remus mehr zu wissen schien als er gedacht hatte, machte Severus sprachlos. Mit konstant festigender Erkenntnis darüber entgleisten ihm wie in Zeitlupe die Gesichtszüge. Severus wurde kreidebleich, was nur eine winzige Veränderung der normalen Nuance seiner Hautfarbe darstellte, aber dennoch war es für Remus ersichtlich.

Von seiner Neugier getrieben hielt Remus nicht zurück und suchte das Gespräch.

„Warum hast du das getan?“ Das Wörtchen 'das' stand für so viel Unheil und Verwerfliches, dass Remus es nicht deutlicher umschreiben wollte. Nach dem Gesichtsausdruck zu urteilen wusste Severus nur zu gut, was mit 'das' gemeint war. Der Tränkemeister antwortete nicht. Weiterhin war er dem Schrecken erlegen, mit seiner Vergangenheit Mittelpunkt des Gesprächs zu sein. Es wäre angebracht, sich langsam heranzutasten, dachte Remus, weswegen er ganz leise mutmaßte: „War es wegen Lily?“

Für einen kurzen Moment waren Severus Augen größer geworden, doch er blieb eine Antwort schuldig. Da keine Anschuldigung kam, keine Vorhaltung und nicht einmal ein böser Kommentar, war für Remus die Sache klar.

„Ich habe ihren Tod auch schwer verkraftet“, gestand er leise und mit bebender Stimme. Damals, als Harry in Hogsmeade niemanden bis auf die beiden Männer sehen konnte, hatte er bereits versucht, mit Severus über Lilys Tod zu sprechen, was der vehement abgeschmettert hatte. Dem Angebot, einmal mit ihm darüber zu reden, war Severus noch nicht nachgekommen. Dabei war es ihm ein Bedürfnis, mal mit jemand anderem als Sirius darüber zu sprechen. Severus war nicht bereit, weil allein der Gedanke an Lilys Ableben ihm noch heute schwer zusetzte – das konnte man ihm ansehen. Der Schmerz war so tief in Severus verwurzelt, dass nichts ihn herausreißen konnte, nicht einmal der „Ewige See“. Severus' sichtbare Qualen erinnerten ihn an seine eigene Trauerzeit. Nach alledem, was er von Harry und Hermine wusste, hatte Severus den Trank genommen, um seine Gefühle abzutöten.

„Es hat mich völlig aus der Bahn geworfen“, begann Remus mit zittriger Stimme, „als ich von James' und Lilys Tod erfahren habe.“ Severus war wie versteinert, in seiner Regungslosigkeit vollkommen ohnmächtig, den Raum zu verlassen, um vor dem Thema zu fliehen, wie er es in der Regel handhabte. „Sirius war in Askaban, Peter war vermeintlich tot. Ich hatte niemanden zum Reden.“
Endlich fand Severus seine Stimme wieder, auch wenn sie seine Gefühlslage verriet. „Sie hatten Ihre Eltern.“
Remus' mildes Lächeln war beinahe verblasst, als er ungläubig Luft durch die Nase stieß, bevor er verbesserte: „Nein, hatte ich nicht, nicht mehr zu dem Zeitpunkt.“ Er wagte es, Severus in die Augen zu blicken, als er erklärte: „Meine Eltern sind zweieinhalb Monate vor James und Lily umgebracht worden – von Todessern, weil sie sich geweigert haben, sich Voldemort anzuschließen.“

Severus konnte sich gut an Remus' Eltern erinnern, denn sie waren fast die Einzigen, die ihren bereits fünfzehnjährigen Sohn noch nach King's Cross begleitet hatten, auch wenn dem das unangenehm war. Es waren liebevolle Eltern gewesen; ein Vater, der seinen Stolz auf den eigenen Sohn für jedermann offen zeigte, was damals für ihn allein schon Grund genug war, Remus zu beneiden.

„Ich war es nicht“, versicherte Severus unerwartet, weil er nicht wollte, dass sein Gegenüber auch nur einen Moment lang denken könnte, er hätte etwas mit dem Tod seiner Eltern zu tun.
Remus schüttelte langsam den Kopf. „Nein, das dachte ich auch nie.“ Plötzlich, mit einem Hauch aufflammender Vergeltungssucht in den Augen, fragte Remus: „Weißt du, wer es war?“
Den Kopf schüttelnd verneinte Severus. „Es war nur eine Handvoll Todesser gewesen, die damals von Haus zu Haus gingen.“
„Es ist vielleicht besser so, dass ich es nicht weiß. Sonst würde ich noch in Askaban landen, weil ich mich in Selbstjustiz geübt habe.“ Remus holte tief Luft. „Ich habe ihren Tod schon nicht verkraftet und dann noch der von...“ Er schluckte. „Alkohol war mein Trost und“, er schürzte die Lippen und fügte sehr leise hinzu, „dann und wann etwas Billywig-Gift.“

Es war herauszuhören, dass Remus noch nie jemandem von seiner damaligen Vorliebe für die einzige Droge der Zaubererwelt erzählt hatte. Nicht nur Jugendliche der Magischen Welt hatten damit Probleme, auch einige Erwachsene.

„Zum Glück nicht lange, Albus hat mir rechtzeitig den Kopf gewaschen“, offenbarte Remus verschämt.
„Albus ist sehr verständnisvoll“, lobte Severus den alten Mann in Abwesenheit.
Remus nickte. „Gerade deswegen frage ich mich ernsthaft, warum er dich nicht davon abgehalten hat. Er wusste doch offensichtlich, was du vorhattest.“

Vor nicht einmal einer halben Stunde hatte Albus das damals gegebene Versprechen angesprochen. Das Versprechen, niemals mit jemanden darüber zu reden, was Severus getan hatte. Sein Herz schlug höher, als er der Vermutung erlag, Albus hätte sein Wort womöglich doch gebrochen.

Als hätte Remus seine Gedanken vernommen, beteuerte der: „Er hat nichts gesagt und das wird er auch nicht.“ Flüchtig deutete Remus auf die Stelle, wo vorhin noch das Glas mit den Fruchtkapseln stand. „Du kannst dir denken, warum ich das besorgt habe.“

Die Gelegenheit, den Raum zu verlassen und Remus zu ignorieren, packte Severus nicht beim Schopf. Stattdessen schwieg er, wurde indessen von der Neugier getrieben, mehr darüber zu erfahren, was Hermine und die anderen bisher herausgefunden haben mochten.

Für Remus war es ein gutes Zeichen, dass sein Kollege bisher nicht gegangen war. Mit dessen Verschwiegenheit konnte er leben. Er reichte aus, wenn Severus erfahren würde, was man in Bezug auf sein Problem bereits für Wege eingeschlagen hatte.

„Ich kenne mich mit Verlust aus“, sagte Remus, „mit Trauer und mit Verzweiflung.“ Er wartete gar nicht erst darauf, ob Severus etwas sagen würde, deswegen stellte er auch keine Fragen mehr, sondern schilderte die Situation aus seiner Sicht. „Es war für dich unerträglich. Du konntest dem Schmerz nicht entkommen.“ Remus wagte, seine Spekulation gänzlich offenzulegen. „Es war nicht ihr Tod allein, den du nicht verkraftest hast, nicht wahr? Es war die Schuld, die dir zugesetzt hat. Du hast dich dafür verantwortlich gemacht, weil du Voldemort die Hälfte der Prophezeiung genannt hast.“

Remus hatte nicht einmal raten müssen, denn als sie das Thema Lily vor einiger Zeit kurz angeschnitten hatten, hatte Severus genau das verlauten lassen. Seine Worte waren gewesen „Sie können sich gar nicht vorstellen, Lupin, was ich alles aus freien Stücken gegeben hätte, wenn ich damit das Schicksal einer bestimmten Person hätte abwenden können.“. Das Schicksal der Potters war besiegelt, nachdem Voldemort gewusst hatte, dass Lily schwanger war, was er nur durch Peter erfahren haben konnte. Der bis dato nicht für voll genommenen Vorhersage von Trelawney hatte der Dunkle Lord unerwartet viel Wichtigkeit beigemessen.

„Es war nur Zufall, Severus, dass es Lily gewesen war, die Voldemorts Aufmerksamkeit erlangt hatte. Alice hätte genauso gut sein Opfer werden können.“

Den richtigen Nerv schien Remus getroffen zu haben, denn der begann bereits an Severus' Augenlid zu zucken.

„Lilys Tod war das einschneidenste Erlebnis deines Lebens, richtig?“ Auf die Fragen erwartete Remus keine Antworten und Severus gab auch keine. „Spätestens ab dem Zeitpunkt hast du die Seiten gewechselt, wenn nicht sogar schon vorher, als du das erste Mal erkannt hast, dass Voldemort die Prophezeiung ernst nimmt.“ Remus betrachtete Severus, der wie gebannt auf weitere Worte wartete. „Die Frage ist nur, warum du den Ewigen See genommen hast? Ich denke, hättest du damit nicht den Großteil deiner Seele genommen und weggeworfen, dann wäre dein Leben in Gefahr gewesen.“
„Halt den Mund“, zischte Severus, doch er klang bei Weitem nicht so bedrohlich, wie er es sich erhofft hatte.
„Dann habe ich Recht? Es war kein Selbstmordversuch an deinem Körper, stattdessen an deiner Seele!“

Ein wenig hatte Remus Angst, den Bogen überspannt zu haben, doch Severus tat nichts, rein gar nichts. Er stand nur da und starrte ihn durch braune Augen an. Weder verließ er das Zimmer noch unternahm er den Versuch, diese Vermutung richtigzustellen. Remus konnte sich nicht genau vorstellen, wie sein Gegenüber sich in diesem Moment fühlen musste. Vielleicht war es Severus unangenehm, dass sein alter Feind diese Schwäche ohne Umschweife angesprochen hatte. Andererseits könnte es für Severus auch einen erleichternden Moment darstellen, dass endlich jemand das zum Ausdruck gebracht hatte, was er niemals von sich aus zugegeben hätte.

Mit ruhiger Stimme, die er automatisch verwendete, wenn er in seinen Worten Verständnis mitklingen lassen wollte, sagte Remus: „Ich glaube nicht, dass alles verloren ist. Harry glaubt es auch nicht und Hermine hat nicht eine Sekunde lang einen Gedanken daran verschwendet, dass es aussichtslos wäre, eine Lösung zu finden.“ Remus legte den Kopf schräg. „Ich frage mich nur, warum du so mauerst. Ist es, weil du befürchtest, du müsstest nach all den Jahren die gleichen Qualen erleiden, wenn du wieder eine vollständige Seele hast, mit der du fühlen kannst?“ Seinen eigenen Worten nickte Remus beipflichtend zu. „Ja, das wird es sein und weißt du was? Ich verstehe das. Wenn ich mich in dich hineinversetze, was unter diesen Umständen sehr schwierig für mich ist, dann würde ich genau das fürchten. Nach all den Jahren noch einmal diesen Verlust zu spüren würde mich an den Rand des Wahnsinns treiben. Heute ist aber einiges anders als damals.“ Er blickte Severus direkt in die Augen. „Heute habe ich Freunde, die mir helfen würden, all das zu ertragen.“

Für Severus war es unvorstellbar, einen Schmerz bewältigen zu können, nur weil ihm jemand zur Seite stehen würde. Zudem war es ihm unverständlich, warum gerade Remus ihn durchschaut hatte. Empathie war ein Fremdwort für Severus, doch offensichtlich gab es Menschen, die so empfindsam waren, dass sie das Gefühlsleben anderer begreifen konnten. Ein Rätsel war ihm, wie Freunde das Gefühl von Verlust erträglich machen könnten, besonders aber, ob er selbst Freunde hatte, die zu so einem Trost überhaupt in der Lage wären. Die Option, den Raum zu verlassen, hielt sich Severus für später offen. Jetzt war ihm wichtiger, ein wenig Stärke zu zeigen und sich an dem Gespräch zu beteiligen.

„In keinem der Bücher, die ich zu Rate gezogen habe – und das waren viele –, stand geschrieben, dass es einen Trank geben würde, der die Wirkung des Ewigen Sees rückgängig machen könnte. Ich werde keine Zeit mehr damit verschwenden, mich einer Suche zu widmen, die ins Nichts führen wird.“
„Du brauchst dich nicht aktiv zu beteiligen, Severus. Lass das andere machen, aber wenn jemand Fragen haben sollte, dann würde es dir nicht wehtun, Antworten zu geben. Es sei denn, es ist tatsächlich so wie ich denke, nämlich dass du der Konsequenz einer Heilung nicht ausgesetzt sein möchtest und du deshalb so ablehnend reagierst.“
„Weil es keine Heilung gibt!“
„Oh ja, man dachte auch lange Zeit, man könnte nichts für Werwölfe tun, bis Damocles Belby den Wolfsbanntrank entwickelt hat“, hielt Remus dagegen. „Dein Fall ist einzigartig, das wird niemand bestreiten, aber das heißt nicht, dass es nicht etwas dagegen gibt. Wie soll auch in den Büchern stehen, dass es einen Gegentrank für den Ewigen See gibt, wenn es niemand bisher für notwendig gehalten hat, einen zu entdecken?“


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