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Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Gespenstisches

von Muggelchen

Lucius stöhnte. Sein Beistand war noch vor Mittag zurückgekommen, um ihn mit Fragen zu löchern

„Wegen der Verstecke der flüchtigen Todesser: Sind Sie etwa Geheimniswahrer?“
Im ersten Moment biss sich Lucius auf die Zunge, doch eine Antwort wollte er nicht schuldig bleiben. „Nein, so viel hat Voldemort zu diesem Zeitpunkt nicht mehr von mir gehalten, dass er mir solch wichtige Aufgaben anvertraut hätte.“
„Wer ist es dann?“ Lucius schwieg. „Mit so einer Information...“
Unterbrechend hielt er seinem Beistand vor Augen: „Mit so einer Information ist meine Familie nicht mehr sicher!“
„Niemand wird Ihnen etwas antun können.“
„Nicht? Woher wollen Sie das wissen?“ Lucius war nicht zu überzeugen.
„Das Ministerium würde Sicherheitsvorkehrungen treffen und...“
Erneut unterbrach Lucius: „Die vom Ministerium würden sich um meine Sicherheit einen feuchten Kehricht kümmern!“
„Aber wenn Sie nicht einmal Geheimniswahrer sind, warum haben Sie dann so eine große Sorge? Niemand könnte es gerade Ihnen anlasten, sollte man die Lestrange-Brüder gefangen nehmen. Es muss ja niemand erfahren, wer uns den Geheimniswahrer genannt hat.“

Für einen Augenblick überlegte Lucius, wie er aus dieser Misere herauskommen könnte. Am liebsten wäre es ihm, wenn das Ministerium jeden inhaftierten Todesser unter Veritaserum fragen würde, wer der Geheimniswahrer wäre, denn in diesem Fall würde niemand vermuten, er hätte Macnair verpfiffen. Es würde vielleicht reichen, wenn er die richtige Person nannte und dazu auch eine falsche. In Askaban, das wusste er aus eigener Erfahrung, unterhielten sich die Gefangenen, auch wenn sie sich nicht sehen konnten. Es würde die Runde machen, sollte man nicht nur Macnair befragen, sondern auch jemand anderes. Man würde vermuten, das Ministerium tappte im Dunkeln und versuchte nur sein Glück.

„Versuchen Sie es bei Goyle und bei Macnair.“ Sid notierte sich die Namen, die er später an einen zuständigen Sachbearbeiter weitergeben wollte, der diese Informationen überprüfen würde.
„Ich bin sicher“, Sid verwendete seine besonnene Stimme, „dass man sich sorgfältig um die Sicherheitsverwahrung der Brüder kümmern wird, sollte man Sie in die Finger bekommen.“
Lucius' erster Kommentar war ein Schnaufen. „Und inwiefern glauben Sie, dass diese Information mir Hafterlasse bescheren wird?“
„Nun, ich möchte lediglich vorbeugen. Es wäre möglich, dass man es Ihnen negativ auslegen könnte, dem Ministerium keine weiteren hilfreichen Auskünfte gegeben zu haben. Sollte das geschehen, werde ich mit entsprechenden Protokollen nachweisen, dass man Sie nicht mehr aufgesucht hat, ergo Sie auch keine Aussagen mehr machen konnten. Ihre durchaus vorhandene Bereitschaft belege ich dann mit der Aussage, die Sie heute gemacht haben.“
Lucius' Lippen formten ein arrogantes Lächeln: „Sie denken wohl an alles.“
„Selbstverständlich!“

Von Gelassenheit eingenommen nahm Lucius in aller Ruhe sein Frühstück mit seinem Beistand ein, doch ein persönliches Gespräch kam nicht zustande. Sid legte viel wert darauf, seine Arbeit von seinem Privatleben zu trennen, so dass Lucius rein gar nichts über ihn erfuhr.

„Wegen der Presse, Mr. Malfoy.“ Lucius hörte aufmerksam zu. „Ich denke, es wäre an der Zeit, die Öffentlichkeit auf Ihren Fall aufmerksam zu machen und zwar auf meine Weise.“
„Welche Weise wäre das?“
„Ich müsste weit ausholen“, wollte sich Sid herausreden.
„Ich hab Zeit!“
„Nun, wie beginne ich?“ Sid füllte seinen Kaffee nach, während er die Zeit nutzte, den bisher nur in Gedanken geschmiedeten Plan in Worte zu fassen. „Gezielte Informationsstreuung! Zunächst – und das ist das Wichtigste – müssen wir uns für eine Tageszeitung entscheiden. Der Tagesprophet fällt schon einmal weg.“
„Warum? Die haben die größte Auflage.“
„Genau deswegen. Der Tagesprophet ist zu groß. Die interessiert nicht Ihre Geschichte, sondern nur die Verkaufszahlen ihres eigenen Blattes. Außerdem lassen die sich schwer beeinflussen, wenn man nicht gerade zufällig Minister ist. Nein, ein kleines Blatt sollte es sein, dass sich zudem Mühe mit einem Artikel geben wird, damit sie exklusiv weitere Artikel verfassen dürfen.“

Sid nahm einen Schluck von seinem Kaffee, während Lucius über die Idee nachdachte, doch vollständig wollte sich ihm die Idee nicht erschließen.

„Aber warum nur ein kleines Blatt?“
„Ganz einfach. Damit der Eindruck erweckt wird, Sie wollten kein Aufsehen erregen.“
„Das werde ich auch nicht, denn kaum jemand wird von Einzelheiten meiner Verhandlung erfahren, wenn wir Pressemitteilungen exklusiv an ein unpopuläres Blatt herausgeben!“ Lucius klang sehr erbost, denn er verstand nicht, was Sid vorhatte.
„Mr. Malfoy, allein Ihr Name wird dafür sorgen, dass man dieses kleine Blatt kaufen wird und zwar in einer Auflage, die ansonsten nur der Tagesprophet verzeichnen kann. Das wiederum heißt, dass der Verleger enormen Gewinn machen wird, aber einzig und allein, wenn wir ihm weiterhin Informationen für eine Berichterstattung geben und das tun wir selbstverständlich nur, wenn uns der erste Artikel gefallen hat.“
„Ah, ich verstehe. Eine Hand wäscht die andere. Die kleine Zeitung verdient sich mit ihren Reportagen über mich eine goldene Nase und wir können damit rechnen, dass man wenigstens neutral über mich berichtet. Mein Bild in der Öffentlichkeit würde demzufolge nicht leiden, wie es sicherlich der Fall wäre, würden sich die Hyänen des Tagespropheten auf mich stürzen.“
„Ganz genau, Mr. Malfoy.“
„Haben Sie eine Zeitung im Auge?“
Sid schüttelte den Kopf. „Noch nicht, aber beim nächsten Mal werde ich die Journalisten genauer betrachten. Mir fällt bestimmt jemand auf, der geeignet wäre und von unserem Exklusivangebot hingerissen wäre.“

Schwester Marie räumte das Gedeck ab und derweil entging Lucius nicht, dass sein Beistand bei Maries Anblick in höchste Verzückung geraten war, denn die glänzenden Augen und das glückselige Lächeln allein sprach schon Bände.

„Mr. Malfoy, kann ich Sie kurz unter vier Augen sprechen?“, fragte Marie, der es unangenehm zu sein schien, dass sie die beiden Männer womöglich stören würde.
„Aber natürlich.“

Er folgte ihr in eine Ecke des Zimmers. Sie strahlte über das ganze Gesicht, was Lucius ansteckte. Es war ihr anzusehen, dass sie sich über etwas freute und sie sich mitteilen wollte.

„Ich dachte“, flüsterte sie, „es würde Sie interessieren, dass sie endlich aufgewacht ist.“ Zuerst musste Lucius nachdenken, wen Marie meinen könnte, denn seine Gedanken schwirrten noch immer um den Plan mit der Presse, doch dann hatte er verstanden.
„Tatsächlich? Das ist wundervoll, Marie!“ Über die Genesung von Miss Parkinson, seiner damals bevorzugten Schwiegertochter, freute er sich sehr.
„Ich dachte mir, dass Sie das gern wissen würden.“
„Ich danke Ihnen für diese gute Nachricht.“ Sie wollte gerade gehen, da hielt er sie auf. „Weiß man denn nun, was diesen Zustand ausgelöst hat? War es das, was ich vermutete?“ Sie nickte und im gleichen Moment wich die Freude in ihrem Gesicht dem Ekel vor „Schlafes Bruder“.
„Ja, Ihr Hinweis war sehr hilfreich. Es war Ihr Bekannter Professor Snape, der ein Gegenmittel gefunden hat.“
Überrascht wiederholte er: „Professor Snape?“
Wortlos bejahte Marie. „Er ist gerade hier, zusammen mit einer Dame.“
„Wirklich?“ Es erstaunte ihn weniger, dass Severus sich hier im Mungos aufhielt. Vielmehr irritierte ihn, dass er in Begleitung einer Dame sein sollte. „Ich nehme an, ich darf keinen Besuch empfangen oder?“
„Ich bedaure, Mr. Malfoy, aber ich könnte ihm etwas ausrichten.“
„Nein Marie, lassen Sie es gut sein. Ich danke Ihnen nochmals für die Nachricht, besonders weil ich weiß, dass Sie mich nicht hätten unterrichten müssen.“

Nachdem Marie wieder nach draußen gegangen war, setzte sich Lucius zurück an den Tisch. Sein Beistand lächelte noch immer, während er mit abwesendem Blick aus dem Fenster schaute. Auch Lucius war in Gedanken, denn er fragte sich, ob die Dame, die Severus begleitet hatte, womöglich Narzissa wäre, doch die hätte ihn sicherlich besuchen wollen. Noch immer erlaubte er ihr nicht, ihn im Krankenhaus zu besuchen. Er wollte nicht, dass seine Frau der Presse in die Arme lief und es gehörte sich nicht für eine Dame ihres gesellschaftlichen Ansehens, mit einem Inhaftierten Kontakt zu pflegen, selbst wenn es sich dabei um ihren Gatten handelte. Die Sehnsucht nach ihr wurde mit jedem Brief größer. Er würde es nicht ertragen, noch sehr viel länger von ihr getrennt zu sein.

„Ich hätte gut Lust“, begann Lucius mit schmieriger Stimme, „dem Gamot bei der nächsten Verhandlung meine Meinung zu sagen.“
„Oh, davon rate ich Ihnen ab!“ Lucius' fragende Mimik nahm Sid als Anlass zu erklären: „Wenn ich derjenige bin, der dem Zaubergamot hart zusetzt, dann kann man das mir übel nehmen. Sie sollten weiterhin freundlich bleiben und immer nett antworten, wenn ich das nicht für Sie erledigen kann. Man könnte es Ihnen ansonsten als mangelnde Kooperation auslegen, sollten Sie versteckte Beleidigungen von sich geben.“ Sid grinste fies. „Es ist ja nicht Ihre Schuld, Mr. Malfoy, dass ich Ihr Beistand geworden bin. Mit mir muss das Gamot auskommen, dabei ist völlig egal, ob man eine persönliche Abneigung gegen mich hegt oder nicht.“
„Was sollte schon geschehen, wenn ich mir hier und da eine Zweideutigkeit erlaube?“

Lucius wurde von Sid gemustert, was ihm Unbehagen bereitete. Sein Gegenüber haderte damit, eine Erklärung zu geben, doch dann lehnte sich Sid nach vorn.

„Sind Sie sich überhaupt darüber bewusst, warum man Ihnen noch einen Aufenthalt im Krankenhaus gewährt?“
„Wegen meiner Augen!“
„Mit denen Sie wieder ganz gut sehen können, nicht wahr?“ Mit einer erhobenen Hand vereitelte Sid eine mögliche Antwort, noch bevor Lucius überhaupt Luft holen konnte, um etwas zu erwidern. „Sie müssen einmal die Woche zur Nachbehandlung. Ein einziges Mal die Woche! Den Rest würden Sie normalerweise in Askaban verbringen.“
Lucius' Augenbrauen schnellten nach oben. „Warum bin ich dann noch hier? Verstehen Sie mich nicht falsch. Es ist ja nicht so, dass ich mich nach einer Zelle sehne, aber es wundert mich.“
„Den Unterlagen konnte ich entnehmen, dass die ehemalige Miss Bones entschieden hat, Sie sollten 'bis auf Weiteres' im Mungos bleiben. Jedenfalls ist das der handschriftliche Vermerk von ihr, der in Ihren Unterlagen zu finden ist und zwar der letzte, bevor Miss Bones die Zeit des Mutter-Kind-Schutzes angetreten hat. Bisher hat niemand daran gerüttelt, nicht einmal Mr. Shacklebolt, der Ihren Fall übernommen hat.“

Einen Moment lang ließ Lucius diese Information von seinen grauen Zellen verarbeiten, bevor er das Wort an Sid richtete.

„Was genau wollen Sie mir damit sagen?“
Diesmal war es Sid, dessen Augenbrauen, wenn auch wesentlich langsamer und somit überheblich wirkend, den Weg zum Haaransatz suchten, bevor er den Kopf schräg legte und Lucius deutlich machte: „Dass Sie, Mr. Malfoy, nur noch hier im Mungos verweilen, weil es die Anweisung Ihrer Schwiegertochter ist, die rein zufällig den Posten der stellvertretenden Leiterin der Abteilung für magische Strafverfolgung innehat.“

Auf der gleichen Station, nur einige Türen weiter, herrschte reges Treiben, nachdem Hermine schon vor einer halben Stunde Schwester Marie Bescheid gegeben hatte, dass die Patientin erwacht sei. Von der Schwester darüber informiert eilten Heiler und Professoren ins Krankenzimmer, scheuchten im gleichen Augenblick Severus, Hermine, Blaise und dessen Tochter hinaus, die nun vor der Tür im Flur standen und nicht so recht wussten, ob sie noch für eventuelle Fragen bleiben sollten oder bereits gehen konnten.

„Frechheit“, murmelte Severus enttäuscht und er hoffte, einer der Heiler würde ihn hören, doch er wurde vollkommen ignoriert. Er hatte vermutet, dass einer der Professoren sich zumindest nach dem Vorgang des Erwachens von Miss Parkinson erkundigen wollte, aber niemand verlangte Informationen, weil sich alle um das Bett der jungen Dame scharten und sie mit Fragen bombardierten und sie gleichzeitig untersuchten. Andererseits, dachte Severus, würde Miss Parkinson alles erklären können, denn Mr. Zabini hatte zuvor versichert, dass ihr Geist trotz des scheintoten Körpers sehr rege alles um sich herum hatte wahrnehmen können.

„Vielen Dank, Professor Snape.“ Mr. Zabini reichte ihm die Hand, die Severus nur sehr kurz schüttelte. „Ich werde...“ Die Gespräche der vielen Menschen, die sich im Krankenzimmer und davor aufhielten, waren sehr laut, so dass Blaise die beiden einige Schritte von dem Trubel wegführte. Berenice hatte er an die Hand genommen.

Nun musste er nicht die Stimme erheben, um seinem ehemaligen Professor, den er weiterhin respektvoll mit Titel ansprach, seinen Dank auszusprechen.

„Ich weiß gar nicht, wie ich mich dafür erkenntlich zeigen kann, Professor Snape.“ Blaise schaute zu Hermine hinüber. „Und wie ich dir danken kann.“
„Halten Sie mich einfach über die Genesung auf dem Laufenden. Mich interessieren mögliche Folgeschäden der jahrelangen Vergiftung.“ Berenice schien nichts von dem zu verstehen, doch Blaise riss wegen Severus' Worten erschrocken die Augen auf. Der Tränkemeister schien die Sorge seines Gesprächspartners nicht zu bemerken und schürte sie nur noch mehr, indem er Beispiele nannte. „Besonders Gedächtnisschäden, Schäden der inneren Organe, Auffälligkeiten in der Motorik oder sogar...“

Er stoppte sich selbst, weil er eine Hand an seinem Unterarm fühlte. Hermine hatte ihn berührt und sie nutzte die erhoffte Sprechpause, die nun eingetreten war.

„Sie malen den Teufel an die Wand.“ An ihren damaligen Mitschüler gerichtet versicherte sie: „Nichts von dem muss eintreffen, Blaise.“ Nach ihren Worten schaute Severus den jungen Mann an, der verunsichert und besorgt zur Tür des Krankenzimmers hinüberschaute. Ihm war klar geworden, dass seine Worte harsch und gefühllos geklungen haben mussten.
„Verzeihen Sie, Mr. Zabini. Es war nicht meine Absicht, mich so brüsk auszudrücken und Ihnen damit Unbehagen zu bereiten.“
Blaise schaute den Tränkemeister an, als würde er über etwas nachdenken, bevor er nickte. „Ist schon gut, Sir. Ich werde Sie über den Genesungsvorgang informieren. Mit ein wenig Hoffnung wird Miss Parkinson Sie persönlich darüber in Kenntnis setzen können.“
Ganz vergessen war Berenice, die nun auf ihre Weise Anerkennung zeigte. Heftig atmend, als würde sie die Gestalt des schwarz gekleideten Mannes einschüchtern, sagte sie leise: „Danke, dass du meine Mama wach gemacht hast.“ Severus hob eine Augenbraue und blickte an seiner langen Hakennase entlang auf das kleine Mädchen herab, die dem Drang nicht nachgab, sich hinter ihrem Vater zu verstecken, obwohl ihre Füße wie von selbst einen Schritt zurück machten.
„Gern geschehen“, erwiderte Severus sachlich distanziert, doch trotzdem strahlte das Mädchen mit den rosigen Wangen.

Durch den Kamin in Severus' Büro angekommen wollte Hermine gerade etwas sagen, das sie sehr beschäftigte, da klopfte Albus an die Tür, der zufällig zum richtigen Zeitpunkt nach seinem Zaubertränkelehrer sehen wollte.

„Ah, Severus.“ Der Direktor nickte ihm grüßend zu, bevor er seine Aufmerksamkeit auch der Dame im Zimmer schenkte. „Hermine, sein Sie gegrüßt.“ Erneut blickte er Severus an und zwar mit einem strengen Blick. „Wenn ich kurz mit dir reden dürfte.“
„Ich muss zum Unterricht, Albus“, hielt Severus dagegen, doch der Direktor schüttelte den Kopf.
„Erst auf ein Wort.“

Der Ernst der Lage blieb Hermine nicht verborgen, weswegen sie sich höflichkeitshalber verabschiedete. Nachdem sie gegangen war, blickte Albus seinen jungen Freund vorwitzig an, obwohl er auch ein wenig enttäuscht war.

„Deine Schüler standen heute vor verschlossenen Türen“, sagte Albus, ohne es direkt nach einem Vorwurf klingen zu lassen. „Es ist ein Glück, dass zwei Schüler die Situation eigenverantwortlich gemeistert haben. Minerva fand sie alle mucksmäuschenstill in der Bibliothek, wo sich jeder von ihnen mit dem nächsten Kapitel von Arsenius Bunsens 'Zaubertränke und Zauberbräue' beschäftigte. Sie hat den beiden Schülern je zehn Punkte für ihr eifriges Engagement gegeben.“ Severus überlegte, wer von seinen Erstklässlern die Muße haben könnte, vor allem aber die Fähigkeit besitzen würde, diesen Sack Flöhe ohne Probleme zu hüten.
„Miss Clavick und Mr. Korrelian?“
„Oh, du scheinst deine Schüler gut zu kennen.“ Albus legte eine Hand auf Severus' Schulter und lächelte dabei.
„Miss Clavick ist ein siebengescheiter Naseweis und Mr. Korrelian verfügt trotz seines schmächtigen Erscheinungsbildes über ein ungeahntes Durchsetzungsvermögen.“
Albus nickte. „Beide zusammen hatten die Klasse sehr gut in Griff, Severus. Aber ich bin nicht hier, um von der Selbständigkeit deiner Schüler zu schwärmen. Ich bin hier, um dir eine Rüge zu erteilen. Du kannst nicht einfach fernbleiben, ohne jemandem Bescheid zu geben. Du hast Pflichten, mein Junge.“ Aufgrund der Anrede fühlte sich Severus für den Bruchteil einer Sekunde dreißig Jahre jünger.
„Es tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich hatte einen triftigen Grund für meine Abwesenheit. Es ist etwas Wichtiges dazwischengekommen.“ In Albus Augen blitzte etwas auf, das Severus nicht zu deuten wagte.
„Darf ich die ernst gemeinte Frage stellen, ob dieses Etwas, das so wichtig war, nicht vielleicht auch in Zukunft einen größeren Stellenwert einnehmen könnte?“
Skeptisch verengten sich Severus' Augenlider. „Was genau meinst du damit?“
„Nun, das Lehren hat dir nie sonderlich gelegen, jedenfalls nicht, wenn sich mehr Schüler als nur einer in deiner Obhut befanden. Für mich ist klar, worin deine Interessen liegen, aber dir selbst scheinbar noch nicht?“

Severus' Herz setzte einen Schlag aus, weil er ahnte, dass Albus ihn loswerden wollte.

„Ich will dich nicht loswerden“, versicherte der Direktor, als hätte er aus Severus' Mimik dessen Bedenken herausgelesen. „Ich möchte nur, was ich seit Anfang an wollte, nämlich dass du dir Gedanken darüber machst, wie für dich eine Zukunft aussehen könnte.“

Sein erstes Gespräch nach dem überraschenden Auftauchen des Totgeglaubten war Severus noch gut in Erinnerung. Albus hatte damals gesagt:

„Severus, wie wäre es, wenn du wieder als Lehrer hier anfängst, wie in alten Zeiten? Wenn es dir gefällt kannst du hier bleiben, so lange du möchtest. Darüber hinaus wirst du genügend Zeit und Muße finden, deinen künftigen Lebensweg zu ergründen. Für das Schmieden von Zukunftsplänen bist du jung genug, mein Guter!“

„Ich habe noch keine Zukunftspläne geschmiedet, Albus.“ Ein wenig hatte Severus so geklungen, als hätte er eben gebeichtet, die Hausaufgaben vergessen zu haben.
„Den richtigen Weg hast du längst eingeschlagen, nur musst du dir über diese Leidenschaft auch noch bewusst werden.“
„Ich...“ Severus verstummte, weil er eine Anspielung in Albus' Worten verspürte, die sich ihm nicht verständlich offenbaren wollte, aber vielleicht war es er selbst gewesen, der das Wort „diese“ so bedeutsam betont vernommen hatte, so dass dieses Wort implizierte, es gäbe noch andere Leidenschaften.
„Remus hat deine jetzige Klasse übernommen. Du kannst ihn natürlich ablösen, aber ich empfehle, dass du mit der nächsten Unterrichtsstunde beginnst.“
Erschrocken wollte Severus wissen: „Braut er etwa Tränke mit meinen Schülern?“
„Keine Sorge, er hatte immerhin ein E in seinem UTZ.“
„Ich lös' ihn ab!“ Severus' Protest wurde von Albus mit einer leicht erhobenen Hand gebrochen.
„Ach, lass ihn. Es sind nicht einmal mehr dreißig Minuten, bis es zur Pause läutet. Ruh' dich ein wenig aus. Vielleicht denkst du ja über das nach, was ich dir ans Herz gelegt habe oder aber auch über das, was dein Herz dir für die Zukunft nahelegt.“ Severus machte nach diesem Ratschlag den Eindruck, als würde er den Hogwarts-Express auf sich zurasen sehen, weswegen Albus die mögliche Zweideutigkeit beseitigte und deutlicher wurde. „Ich liebe die Arbeit mit Kindern, das war immer meine größte berufliche Erfüllung. Was tust du gern?“

Eine Antwort erwartete Albus nicht, denn er verabschiedete sich bereits und ließ ihn mit dieser Frage allein. Eines war Severus schon sehr früh klar geworden, nämlich dass ihn die Kinder anderer Menschen herzlich wenig interessierten. Jede Klasse in jedem Jahrgang war ähnlich. Immer gab es einen Rebellen, einen Spaßvogel, einen Schlaukopf, einen Unruhestifter, einen Tollpatsch, einen komischen Kauz und einen heißen Feger – jedenfalls nannte man die Mitschülerinnen mit enormer Anziehungskraft auf das andere Geschlecht zu seiner Zeit noch so. Er war es müde, immer und immer wieder den gleichen Lehrplan vor Augen zu haben und diesen jedes Jahr aufs Neue vermitteln zu müssen. Der Bildungsplan hatte sich in all den Jahren genauso wenig verändert wie sein Berufsleben und nach dem Sieg über Voldemort war zudem die „Nebentätigkeit“ weggefallen, doch trotzdem konnte er sich nicht dazu entschließen, die Kündigung einzureichen, denn das würde seinem Lebensweg ein offenes Ende bescheren – eines, dass in keinster Weise vorhersehbar wäre. Würde er hier bleiben, dann wüsste er zumindest, was ihn erwartete, doch außerhalb Hogwarts wäre sein gesamtes Umfeld ein anderes. Die Menschen, mit denen er Umgang hätte, wären andere. Hier in der Schule hatte er seinen festen Kollegenkreis, der sich nur selten änderte.

Mit einem Male musste Severus an Professor Binns denken und er erschrak, als sich ihm das mögliche Bild zeigte, eines Tages selbst im Schlaf zu versterben und es nicht zu begreifen. Als Geist für immer und ewig Schüler unterrichten zu müssen versetzte Severus einen so großen Schrecken, dass er sich zu guter Letzt fest vornahm, sich über seinen künftigen Lebensweg Gedanken zu machen.

Im vierten Stock zerbrach sich Hermine den Kopf über ihre Zukunft. Schon sehr bald würde sie beim Ministerium vorstellig werden, um ihre Prüfung abzulegen. Sie war froh gewesen, dass Severus ihr das Angebot gemacht hatte, mit ihm danach noch forschen zu können, doch dann wäre einiges anders. Sie würde kein Gehalt mehr von ihm bekommen, müsste also selbst arbeiten. Zudem war Hogwarts keine Herberge – für Mittellose schon gar nicht. Hermine müsste sich zusätzlich um eine neue Bleibe kümmern.

Als Erstes, das nahm sie sich fest vor, würde sie nach ihrer bestandenen Prüfung zur Tränkemeisterin beim Personalbeauftragten des Mungos vorsprechen. Ein Beruf als Heilerin wäre interessant und sie hätte auch weiterhin mit Zaubertränken zu tun. Die Einwürfe von Albus und Severus hatten sie zu Neujahr und auch noch danach zweifeln lassen, ob diese Entscheidung die richtige wäre, doch es war ihr Leben – sie musste für sich selbst entscheiden.

Weil Corvinus in seinem Gemälde schlief, verhielt sich Hermine in ihrem eigenen Wohnzimmer sehr still. Durch den Schlafmangel, die herrschende Ruhe und das gemütlich warme Feuer im Kamin spürte auch sie die Müdigkeit am ganzen Körper, so dass sie sich auf dem Sofa hinlegte, um ein wenig die Augen zu schließen. Mit ihren Gedanken war sie bei Pansy und sie hoffte, sehr bald eine positive Nachricht von Blaise zu erhalten. Dann wäre dieser belastende Abschnitt ihn ihrem Leben erledigt und sie hätte wieder Zeit für all die anderen Projekte, die sie vernachlässigen musste. Im dösigen Zustand ging sie – mehr unbewusst als bewusst – nochmals einige Punkte der Berechnung für das Gegengift durch. Aufgrund voranschreitender Schläfrigkeit kam sie anhand nicht nachvollziehbarer Gedankengänge von biologischer Zellteilung auf Energie liefernde Kernfusion. Beim Gedanken an Stromschwankungen schlief sie ein.

Zum Mittagessen erschien Hermine nicht in der großen Halle. Remus glaubte, er wäre Schuld daran, weil er sie in eine unangenehme Situation gebracht hatte und sie vermutlich davon ausging, das könnte sich in Severus' Anwesenheit wiederholen, obwohl sie wissen sollte, dass er so etwas nie tun würde.

„Severus?“ Der Genannte schenkte Remus seine Aufmerksamkeit. „Ich glaube, dein Vorführkessel hat sich unter meiner Aufsicht ein wenig, ähm, verflüssigt“, gestand Remus mit einem verlegenen Lächeln.
„Wieso überrascht mich das nicht?“ Severus seufzte. „Der Kessel gehörte der Schule. Es wäre freundlich, wenn Sie Albus darüber unterrichten würden, damit ich einen Ersatz bekomme.“
„Natürlich werde ich das!“, versicherte Remus. Gleich im Anschluss fragte er unschuldig: „Gilt das auch für Arbeitstische?“
Severus war stutzig geworden. „Was ist denn mit dem geschehen?“
„Na ja“, druckste Remus herum. „Ein paar Tropfen von dem flüssigen Metall sind möglicherweise auf die Arbeitsfläche gefallen. Anders kann ich mir die recht großen“, er zeigte ein Loch, indem er Daumen und Zeigefinger zusammenführte, „Löcher auf der Tischplatte nicht erklären.“

Bewegungslos starrte Severus seinen Kollegen an, der sich unter seinem Blick beschämt zu winden begann.

„Tun Sie mir einen Gefallen, Lupin: Sollten Sie nochmals, aus welchen Gründen auch immer, eine meiner Zaubertränkeklassen übernehmen, dann bitte ich Sie inständig, sich an die Theorie zu halten!“ Remus nickte peinlich berührt. „Wissen Sie denn wenigstens, warum der Kessel geschmolzen ist?“ Severus legte immer Wert darauf, dass seine Schüler ihrer Fehler erkannten.
„Ich glaube, ich habe linksherum gerührt.“
„Linksherum?“, wiederholte er verdattert, denn in den nächsten Wochen hatte er keinen einzigen Trank auf dem Lehrplan, bei dem man linksherum rühren müsste. „Links...? Wie haben Sie ein E geschafft, wenn ich fragen darf?“
„Ich habe seit meinem UTZ nicht mehr großartig gebraut“, rechtfertigte sich Remus. „Trankzutaten sind teuer.“
„Sie kochen doch wohl regelmäßig?“ Remus nickte. „Wo ist da der Unterschied?“
„Zwischen Kochen und Tränkebrauen? Das kann ich dir sagen, Severus. Wenn ich beim Kochen eine Zutat später hinzufüge, weil ich sie vergessen habe, dann explodiert oder schmilzt trotzdem nichts! Kochen hat mit Tränkebrauen überhaupt nichts gemeinsam.“
Severus winkte ab. „Ist wahrscheinlich auch besser so, sonst hätte ich nämlich große Bedenken, sollte ich in Zukunft erneut in eine Situation geraten, in der ich mich von Ihnen bekochen lassen muss.“

Zu 14 Uhr betrat er sein Labor und es überraschte ihn, Hermine nicht vorzufinden. Auch fünfzehn Minuten später war sie noch nicht gekommen. Es war nicht der Ärger über ihr Zu-Spät-Kommen, sondern ein Anflug von Sorge, denn sie war sehr selten unpünktlich.

Sein Weg führte ihn in den vierten Stock, wo er an ihre Tür klopfte. Eine Aufforderung zum Eintreten blieb aus, weswegen er mit dem Passwort eintrat, welches sie ihm damals gegeben hatte. Er fand sie auf dem Sofa vor. Sie schlief fest, was kein Wunder war. Er selbst war müde und würde sich gern hinlegen. Ihre schlafende Gestalt betrachtete er einen Moment. Die Ruhe, die von ihr ausstrahlte, besänftigte ihn. Der Rhythmus ihrer Atmung war ihm vertraut. In Aberdeen, als er nachts aufgewacht war, hatte er sich von der Gleichmäßigkeit ihrer Atemzüge erneut in den Schlaf wiegen lassen.

Der schwarze Kniesel, dessen weiße Tupfen aufgrund des dicht gewachsenen Fells kaum noch zu sehen waren, strich ihm unerwartet um die Beine. Severus bückte sich und kraulte das Tier am Kopf, doch weil ihm die gebeugte Haltung zu unbequem war, nahm er Fellini auf den Arm. Kaum hatte er sich wieder aufgerichtet, fiel sein Blick auf das Gemälde über dem Kamin. Callidita beobachtete ihn aufmerksam. Ohne den gemalten Mann aus den Augen zu lassen, näherte er sich ihm, während er den Kater auf seinem Arm streichelte. Callidita hob arrogant eine Augenbraue und wandte demonstrativ sein Gesicht ab, um Severus deutlich zu machen, was er von ihm hielt. Ein missbilligendes Schnaufen war Severus' Kommentar zu Calliditas kindischem Verhalten. Warum Hermine dieses Gemälde hier überhaupt aufgehängt hatte, war ihm ein Rätsel.

Er ging wieder zurück zur Sitzgruppe und stellte sich ganz in die Nähe des Sofas. Gern würde er mit Hermine ein paar Worte wechseln, besonders wegen des bevorstehenden Prüfungstermins beim Ministerium. Er wollte ihr noch einige Tipps mit auf den Weg geben, wollte ihr auf seine undurchsichtige Art Mut zusprechen, doch vor allem wollte er wissen, warum Callidita hier hing. Auf ihren Namen, den er mehrmals in normaler Lautstärke sprach, reagierte sie nicht verbal, sondern sie seufzte nur und drehte sich um.

Von einem Geistesblitz überwältigt flüsterte er Fellini ins Ohr: „Guten Flug, mein Freund.“ Ohne Umschweife warf er das Tier die kurze Strecke zum Sofa hinüber, wo es auf seinem Frauchen landete, die sofort aufschreckte. Fellini sprang auf die Rückenlehne, hinunter auf den Boden und rannte wie der Blitz ins Schlafzimmer.

Im ersten Moment war Hermine desorientiert, doch dann wurde ihr klar, wo sie lag und auch, dass sie nicht allein war.

„Severus? Was war eben los?“, fragte sie verdattert.
„Ihr Kniesel! Er jagte in einem Anfall von Größenwahn durchs Zimmer und nahm während seines Rückweges die Abkürzung über die Couch, also auch über Sie.“
Sie legte die Stirn in Falten und warf ihm einen misstrauischen Blick zu. „So etwas macht er nicht. Wenn ich schlafe, dann ist er ruhig.“
„Dann habe ich vielleicht ein wenig nachgeholfen.“ Er schmunzelte. „Wie sieht es aus, sind Sie auf dem Posten? Oder möchten Sie sich noch etwas ausruhen? In diesem Fall lassen wir den heutigen Tag ausfallen.“
Sie presste die Lippen zusammen. „Sie wecken mich, indem sie meine Katze auf mich werfen und dann fragen Sie, ob ich weiterschlafen möchte?“ Sie behielt die Frage für sich, ob in seinem Oberstübchen womöglich etwas falsch gepolt wäre.
„Also möchten Sie sich ausruhen?“, wollte er mit unschuldigem Gesichtsausdruck wissen.
Sie schwang ihre Beine vom Polster und setzte sich normal hin. „Ehrlich gesagt haben Sie mich jetzt wach geredet. Was wollen wir heute machen?“
„Für Ihre Prüfung lernen.“ Hermine schluckte kräftig, was ihm natürlich nicht entging. „Und besonders die Dinge nochmals durchgehen, bei denen Sie Unsicherheit verspüren. Ihre Beurteilung habe ich übrigens fertig. Ich möchte, dass Sie sie lesen und mir Bescheid geben, sollte Ihnen etwas nicht gefallen.“

Das, was Remus ihr gesagt hatte, ging ihr unerwartet durch den Kopf und das war der Grund, warum sie sich Severus genau ansah. Sie wollte ihn mit anderen Augen betrachten, doch dafür musste sie all die Erinnerungen, die sie mit ihm verband – viele davon waren nicht sehr schön –, außen vorlassen. Das forderte eine Menge Vorstellungskraft.

„Was starren Sie so?“, fragte er plötzlich, weswegen sie ihren Kopf schüttelte, um wieder im Hier und Jetzt zu landen.
„Ich habe nicht gestarrt“, rechtfertigte sie sich, doch sie wusste, dass sie es getan haben musste. Er lächelte schief. Die Fältchen um seine Augen herum zeigten aber deutlich, dass er amüsiert war.
„Wenn Sie möchten, könnte ich ein Gemälde von mir anfertigen lassen“, sein schiefes Lächeln wurde gerade, „das Sie dann gegen das austauschen können, welches momentan über Ihrem Kamin hängt.“

Hermines Blick wanderte hinüber zum Kamin und zu Calliditas Gemälde, der hellwach war und sehr andächtig jedes Wort verfolgt hatte.

„Nein danke, Severus.“ Sie erhob sich und holte ihre Tasche, während sie so ernst wie möglich erklärte: „Ich bevorzuge das Original, denn ich habe gehört, dass die Gestaltung von magischen Gemälden so schwer sein soll, dass Abstriche in Bezug auf den Charakter gemacht werden müssen. Man würde bei einem Gemälde von Ihnen Schwierigkeiten haben, das gesamte Spektrum Ihres Sarkasmus' einzufangen und darauf möchte ich nun wirklich nicht verzichten.“ Sie schenkte ihm ein überspitztes Lächeln.
Er legte sich eine Hand aufs Herz, bevor er freundlich spottete: „Oh, das haben Sie wirklich nett gesagt.“

Neckerei und Freude blitzten in ihren Augen auf, als sie ihn anschaute und über seine Bemerkung schmunzelte. Mit einem Male verschwand jedoch ihre fröhliche Stimmung, erst aus den Augen, dann komplett aus ihrem Wesen, bevor sie den Blickkontakt nicht mehr halten konnte und auf ihre Tasche schaute, die sie, als hätte sie sie jetzt erst bemerkt, an ihrem Griff nahm und sich über die Schulter schwang. Nun formte sich ein höfliches Lächeln auf ihren Lippen – kein freundliches, sondern nur ein paar hochgezogene Mundwinkel, die Behaglichkeit simulieren sollten. Ihre Augen blieben dabei bitterernst. Severus kannte sie lang genug, um solche Feinheiten zu bemerken. Er fühlte sich sogar, obwohl er nicht wusste warum, an ihrer düsteren Stimmung schuldig.

„Ich hab da noch ein Tränkebuch, aus dem ich etwas probieren möchte“, sagte sie gehemmt, bevor sie zu ihrem Schrank ging und eine der unteren Türen öffnete.
Nur kurz erhaschte Severus einen Blick auf einen der vielen Titel, den er ungläubig vorlas: „'Tanz mit einer Todesfee'?“ Gleich daneben stand noch eines. „'Wanderungen mit Werwölfen'? Sagen Sie, Hermine, besitzen Sie diese Bücher für den Fall, dass Sie von einem leichten Verwirrungszauber getroffen wurden und trotz des benebelten Verstandes dem Verlangen erliegen, ein Buch lesen zu wollen?“
„Die Bücher sind gut“, murmelte Hermine, die den gefundenen Tränke-Band hinauszog und in ihre Tasche steckte.
„Die Bücher stammen von einem Schwindler!“
„Sie sind trotzdem gut geschrieben und informativ. Sie sind in ihrer Thematik einzigartig und waren nicht umsonst für viele Wochen auf Platz eins der Verkaufslisten“, verteidigte sie ihre kleine Sammlung von Gilderoy Lockhart-Büchern, die sie seit ihrer Schulzeit besaß.

Den Weg zum Labor schwiegen sie sich an. Erst drinnen kam wieder ein Gespräch zustande.

„Wieso Bücher von einem Scharlatan?“
Sie rollte mit den Augen. „Wissen Sie, Severus, dass Gilderoy Lockhart und Sie eine ganze Menge...“
„Wagen Sie es ja nicht, diesen Satz zu vollenden. Ich möchte nicht, dass mein Name und der dieses Hochstaplers gemeinsam in einem Satz genannt werden, es sei denn, Sie möchten explizit darauf hinweisen, dass uns überhaupt keine Ähnlichkeiten verbinden“, warnte er vorsichtshalber und auch nicht sehr ernst. Sie schmunzelte nur, äußerte sich jedoch nicht, weswegen er nachfragte: „Was wollten Sie denn sagen?“
„Ich wollte durchaus sagen, dass Sie beide viel gemeinsam haben.“
„Sie beleidigen mich mit dieser Behauptung, darüber sind Sie sich hoffentlich im Klaren?“
„Wie man es nimmt. Lockhart ist ein Hochstapler, daran kann man nicht rütteln, aber bedenken Sie doch mal, wie lange er alle an der Nase herumgeführt hat. Das waren über zehn Jahre! Die ganze Zeit über hat er alle hinters Licht geführt.“
„Und Bücher geschrieben“, vervollständigte Severus, der eine Ahnung hatte, auf was sie hinaus wollte.
„Die Dinge, die in den Büchern stehen, sind wahnsinnig interessant und auch spannend. Es sind nur nicht seine eigenen Erlebnisse. Er hat es sich erzählen lassen, aber schreiben kann er fabelhaft.“
„Jetzt nicht mehr“, verbesserte Severus gehässig, denn dank des Tagespropheten erfuhr man ab und an von den Genesungsfortschritten des einstigen Bestsellerautoren.
„Wenn Rons Zauberstab nicht angeknackst gewesen wäre“, Hermine blickte ihn an, „dann hätte Lockhart es wieder geschafft. Zum Glück ist Harry und Ron nichts passiert, aber es hätte auch anders kommen können. Lockhart hätte diesmal zwar keinen Erfahrungsbericht gestohlen, sondern sich im Fall der Kammer des Schreckens einfach etwas ausgedacht, aber selbst die erfundene Geschichte hätte sich sicherlich gut verkauft.“ Es war die kleine Pause, die ihn irritierte, bevor sie anfügte: „Er hat jahrelang eine Maske getragen. Nicht einmal seine engsten Vertrauten wussten von seinen Machenschaften.“

Severus schluckte hörbar, denn spätestens jetzt war ihm klar, welche Gemeinsamkeiten sie meinte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als das Thema zu wechseln.

„Möchten Sie gleich mit dem Brauen beginnen oder wollen Sie vorab lieber Ihre Bewertung lesen?“
„Brauen wir erst etwas. Ich würde gern das Gegenmittel für den Amortentia herstellen“, sagte sie, ohne ihn dabei anzusehen.
„Wieso gerade diesen Trank?“
„Wegen des Eis der Aschwinderin. Ich habe mich nur einmal im Mungos damit befassen dürfen, aber auch nicht so lange, wie ich es mir gewünscht habe.“
„Dann brauen wir lieber direkt den Amortentia, wenn es Ihnen nur um das Ei geht. Wäre von den Zutaten her auch wesentlich preiswerter als das Gegenmittel.“

Den Blick starr auf ihre abgestellte Tasche gerichtet hob sie die Augenbrauen, als würde sie nachdenken, bevor sie einen Blick riskierte. Das Herz rutschte ihr in die Hose, als sie bemerkte, dass er sie eindringlich anschaute, ohne einen Hehl daraus zu machen.

„Ja gut“, sagte sie so schnell, dass ihre Zustimmung alles andere als locker wirkte. Ihr ganzer Körper war verkrampft und sie wusste weder, wie sie das ändern konnte noch kannte sie den Grund für ihr gehemmtes Verhalten. „Gut“, wiederholte sie, um zu hören, ob sie noch immer so stocksteif klang. Sie selbst konnte an ihrer Stimme erkennen, dass sie sich nach wie vor verlegen anhörte. Wenn sie selbst das schon bemerkte, war es ihm bestimmt nicht entgangen. Aufgrund ihrer eigenen Beobachtung nickte sie zaghaft, um ihrer Erkenntnis in Gedanken zuzustimmen.

„Geht es Ihnen heute nicht besonders? Unter Umständen wäre es besser gewesen, einen freien Tag einzulegen, damit Sie den verlorenen Schlaf vergangener Nacht aufholen können.“
„Nein nein, alles in Ordnung. Wenn ich mich jetzt schlafen lege, dann bin ich nachts hellwach.“ Sie lächelte, versuchte es zumindest, doch scheiterte an ihren eigenen Gedanken, denn sie wusste genau, dass es unecht aussehen musste. „Fangen wir an.“

Hermine holte bereits Schneidebrett und Zutaten, doch Severus zögert. Er schien über etwas nachzudenken und weil sie nicht wie sonst Hand-in-Hand arbeiteten, hielt Hermine inne und schaute zu ihm hinüber. Sein Blick war auf nichts fokussiert, er war völlig abwesend.

„Severus?“
Bei seinem Namen schreckte er hoch. Bevor sie eine Chance bekam, ihn auf seine Nachdenklichkeit anzusprechen, fragte er: „Wie sind Sie und Callidita drauf gekommen?“
„Wie bitte?“
„Auf den Splitter? Wie ist Ihnen diese Idee gekommen?“
Hermine erinnerte sich gut an ihr Gespräch mit dem Gemälde. „Ich weiß nicht, ob ich Ihnen davon erzählen soll. Sie könnten über mich lachen.“ Verschämt betrachtete sie das Schneidebrett.
„Weshalb sollte ich über Sie lachen, wo Sie doch die Lösung präsentieren konnten, wie man Miss Parkinson helfen kann? Erzählen Sie es mir“, forderte er mit bedächtiger Stimme.
Sie zögerte, doch letztendlich teilte sie sich mit. „Wir haben über Märchen gesprochen. Berenice hat auf der Hochzeit von Draco und Susan doch herumerzählt, ihre Mutter hätte sich wie Dornröschen gestochen und wäre in einen tiefen Schlaf gefallen.“ Hermine setzte sich auf einen der Hocker. „Mir ist nicht Dornröschen durch den Kopf gegangen, sondern Schneewittchen.“ Hier zog Severus die Augenbrauen hoch, weswegen sie erklärte: „Der vergiftete Kamm! Schneewittchen war so lange scheintot, bis die Zwerge den Kamm aus ihrem Haar genommen haben. Vorher hat er durch eine winzige Wunde in der Kopfhaut das Gift abgegeben.“

Sie machte eine Handbewegung in Severus' Richtung.

„Sie hatten Harry einmal ein Buch geschenkt, das ich mir von ihm ausgeliehen habe. Sie wissen schon, 'Muggel-Märchen und ihr historischer Hintergrund'. Die 'böse Stiefmutter' in dem Märchen soll eine berüchtigte Zaubertränkemeisterin gewesen sein, hat mit magischen Spiegeln hantiert und so weiter. Die Theorie in dem Buch besagt, dass das Gift auf dem Kamm verdünntes Basiliskengift gewesen sein könnte. Callidita sagte, dass Basiliskengift selbst keinesfalls 'tödlich' wäre, eine zu große Menge aber die Nervenbahnen so sehr anregen würde, dass man wie bei einem Cruciatus daran zugrunde gehen kann. Eine kleine Menge hingegen bewirkt das Gegenteil, die Nerven werden eher gelähmt als stimuliert. Das ist ein so faszinierendes Gebiet, Severus.“

Severus bemerkte ein begeistertes Leuchten in ihren Augen, dass ihn wiederum faszinierte.

„Callidita bedauert es sehr, nicht zu wissen, was sein Original noch alles über diese magischen Wesen herausgefunden hat. Es gibt da bestimmt noch eine Menge zu entdecken.“
„Ich werde Ihnen keinen Basilisk schenken, Hermine“, warf Severus nüchtern, aber dennoch scherzend ein, was ein Lächeln auf ihre Lippen zauberte.
„Ich will gar keinen haben, aber das Thema bleibt interessant für mich. Durch die Tierversuche, die Callidita gemacht hat, konnte er die Menge bestimmen, die einen Körper weder in eine Totenstarre versetzt noch die Nerven überanstrengt. Die Menge, die Sie in dem Gegenmittel verarbeitet haben, Severus, war genau richtig. Damit wurde Pansys Nervensystem leicht stimuliert, sozusagen wiedererweckt.“ Hermine fuhr mit ihren Fingern am Rand des Schneidebretts entlang. „Vielleicht, dachte ich mir, ist Bellatrix auch über das Märchen 'Schneewittchen' gestolpert und hat sich in dieser Richtung informiert? Sie hat 'Schlafes Bruder' Basiliskengift untergemischt, damit die Menschen immer wieder erwachen und auch immer wieder in ihren todesähnlichen Schlaf fallen. Sie hat uns damit die Lösung präsentiert. Man musste nur noch die Giftquelle entfernen und Pansys Nervensystem etwas stimulieren.“
„Ich denke nicht“, warf Severus kopfschüttelnd ein, „dass sich Bellatrix Lestrange mit Muggelmärchen abgegeben hat.“
„Aber verstehen Sie denn nicht, Severus? Es sind zwar Geschichten, die die Muggel schriftlich festgehalten, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass die meisten Märchen einen echten Kern haben. Warum sonst handeln sie von bösen Zauberern, Kobolden, Zwergen, kinderfressenden Hexen, verzauberten Gegenständen, Spiegeln, Tränken...“
Er stoppte sie mit einer Geste seiner Hand. „Ich denke, ich habe Ihren Standpunkt begriffen, Hermine.“
Sie grinste. „Viele Märchen sind nicht gerade nett. Man könnte meinen, die Muggel haben auf diese Weise ihre Ängste in Bezug auf unsere Welt verarbeitet.“
„Wahrscheinlich gab es damals noch keine Gesetze zum Schutz der magischen Welt. Hätte man damals schon Vergissmichzauber angewandt, würde es vielleicht gar keine Märchen geben.“
„Was sehr schade wäre.“ Ihre Gesichtszüge wurden ernster. „Selbst Ihr Fall erinnert mich an ein Märchen.“
„Tatsächlich?“ Deutlich hörbar hatte er soeben nach seinem Schutzschild gegriffen, denn allein dieses eine Wort war getränkt mit dem üblichen sarkastischem Unterton.
„Ja, tatsächlich“, wagte sie leise zu wiederholen, doch sie behielt ihre Gedanken für sich und er fragte nicht nach.

Es freute sie, dass sie nun wieder im Einklang miteinander arbeiten, Zutaten an den Tisch holten, in Büchern blätterten und den Amortentia nach Anweisung zu brauen begannen.

Als Remus im vierten Stock mit einem Buch unterm Arm sein Zimmer verließ und nebenan bei Hermine klopfte, öffnete niemand, doch er hatte vorhergesehen, dass sie bestimmt mit Severus arbeiten würde. Es war sowieso seine Aufgabe, um die er sich allein kümmern sollte, dachte er. Das Buch verstaute er in seinem dicken Winterumhang, bevor er den Weg zu den Gewächshäusern antrat. Er war früh dran und hoffte, sich vor seiner Verabredung mit Pomona vielleicht noch ein wenig mit Neville unterhalten zu können.

Der Schnee lag mindestens zehn Zentimeter hoch. Vereinzelt fielen einige dünne Flocken zu Boden und kündigten zaghaft den nächsten Schneeschauer an. In Gewächshaus Nummer vier war Licht zu sehen. Jetzt schon, am frühen Nachmittag, war es bereits sehr duster geworden. Die Gegend wirkte freudlos, aber das Innere des Gewächshauses entschädigte für die trübe Winterstimmung, denn hier blühte das Leben. Remus nahm einen tiefen Zug. Blumenduft und Erde waren die dominierenden Gerüche, die man hier wahrnehmen konnte.

„Oh, hallo Remus“, grüßte Neville fröhlich.
„Hallo!“ Sich die vielen Blumen betrachtend zauberte sich ein breites Lächeln auf Remus' Gesicht, während er sich Neville näherte.
„Pomona...“
Remus unterbrach: „Ja, ich weiß, ich bin eine halbe Stunde zu früh.“
Wortlos nickte Neville, bevor er zurückhaltend fragte: „Sagen Sie...“ Er verbesserte. „Sag mal, willst du mit ihr über diesen Gespenstischen Steinregen sprechen?“
„Ja, damit liegst du richtig.“
„Darf ich fragen, warum?“
Nevilles Neugierde störte Remus nicht. „Hermine hat mich darum gebeten, alles Mögliche darüber in Erfahrung zu bringen. Ich möchte versuchen, ein paar von den Fruchtkapseln aufzutreiben, nachdem zwei Händler uns schon eine Absage erteilt haben.“
„Es gibt da einen Händler in Frankreich.“ Neville verzog das Gesicht. „Der hat zwar Wucherpreise und ist ein Armleuchter, aber er bekommt so gut wie alles.“
„Ja, mit dem hatte Fleur schon das 'Vergnügen'.“
„Wirklich? Ich würde keine Frau zu dem schicken, wenn du verstehst, was ich meine.“

Summend stimmte Remus zu und betrachtete dabei Neville bei der Arbeit, die diesmal nichts mit Erde oder Dünger zu tun hatte. Der junge Kräuterkundelehrling saß an einem Tisch und betrachtete sich etwas durch ein Mikroskop. Links neben ihm lag ein aufgeschlagenes, alt aussehendes Buch und auf der rechten Seite ein Blatt Pergament, auf dem er sich Notizen machte. Remus fragte erst gar nicht, mit was sich Neville beschäftigte, denn er befürchtete, dass er wenig davon verstehen würde, doch Neville erzählte von sich aus und benutzte einfachste Worte.

„Ich habe eine neue Orchideenart gezüchtet und notiere mir die Auffälligkeiten der Samen.“
„Oh wirklich? Was für welche hast du gezüchtet?“
Neville blickte auf und zeigte zu einer Ecke, in welcher hoch wachsende Orchideen mit auffällig dicken Sprossteilen wuchsen. „Die produzieren viel mehr und viel größere Pseudobulben, das sind diese Verdickungen ganz unten. Die Pflanze nutzt sie als Wasserspeicher und auch als Nährstoffdepot. Die Flüssigkeit in den Sprossteilen beinhaltet aber auch Stoffe, die die Blume abgibt, um die Nährstoffe zu verarbeiten und genau diese pflanzeneigenen Stoffe werden in Zaubertränken verwendet. Man bekommt sie nicht anders, kann sie zum Beispiel nicht aus der Pflanze herauspressen, weil die Orchidee sie herstellen muss.“
„Und je größer diese Sprossteile, desto mehr Stoffe gibt die Pflanze ab.“
Neville lächelte. „Ja, richtig. Man muss weniger anpflanzen und bekommt die Zutat konzentrierter.“

Nach ein wenig Smalltalk betrat die pummelige Kräuterkundelehrerin Gewächshaus Nummer vier.

„Hallo Remus, Sie sind pünktlich wie immer“, grüßte sie gut gelaunt. „Und ich kann Sie wirklich nicht davon abbringen?“
Das Gespräch verfolgte Neville mit Interesse, denn es machte ihn neugierig, wovon sich Remus nicht abbringen lassen wollte.
„Ich muss es tun, ich hab es versprochen.“
Ein Nicken ihrerseits zeigte ihre Zustimmung, bevor sie das Wort an Neville richtete: „Lust auf ein kleines Abenteuer?“
„Äh...“

Zum Glück unterbrach Remus seine noch nicht zurechtgelegte Antwort, denn er zog das Buch aus seinem Umhang und reichte es Pomona.

„Es war sehr hilfreich, vielen Dank nochmals. Sagen Sie, warum kenne ich den Namen der Autorin?“, wollte Remus wissen.
Pomona grinste, wodurch ihre roten Wangen noch pausbäckiger wurden. „Phyllida Spore? Sie haben in Ihrer Schulzeit mit Sicherheit ein Buch von dieser Botanikerin in den Händen gehalten!“
„Ein Lehrbuch für Kräuterkunde?“
„Falsch! Severus kennt es bestimmt auswendig. 'Tausend magische Kräuter und Pilze', ein Lehrbuch für Zaubertränke ab der ersten Klasse.“ Pomona nahm sich ihren Flickenhut vom Kopf und legte die zerzausten Haare frei, die sie mit einem Zauberspruch in Ordnung brachte, bevor sie den Hut wieder aufsetzte.
Remus erinnerte sich. „Ja, daher kenne ich den Namen. Dass gerade Phyllida Spore ein schwarzmagisches Buch verfasst hätte ich nie gedacht.“
„Warum nicht? Es verdirbt ja nicht und ist nicht gefährlich, es klärt nur auf. Die gute Phyllida war schon immer dafür, Wissen mit anderen zu teilen, aber das Ministerium sah das anders. Bevor ich aber abschweife, sollten wir losgehen, wenn Sie heute noch die Fruchtkapseln des Gespenstischen Steinregens sammeln möchten.“

Die ganze Zeit hatte Neville still zugehört, aber erst jetzt wusste er, was die Einladung zum Abenteuer beinhaltete. Als Angst würde er sein Gefühl nicht bezeichnen, aber ganz wohl war ihm bei der Sache trotzdem nicht.

„Sie suchen nach dem Gespenstischen Steinregen? Warum?“ Die Augen des Schülers waren ganz groß geworden.
„Sie müssen ja nicht mitkommen, Neville. Ich dachte nur, es würde Sie interessieren. So eine Pflanze sieht man nicht alle Tage.“
„Ich weiß wirklich nicht...“
„Ach“, winkte die rundliche Frau ab. „Ziehen Sie sich schon an und kommen Sie mit, sonst werden Sie es in zehn Jahren bereuen, diese Gelegenheit nicht beim Schopf gepackt zu haben.

Pomona hatte einen Behälter aus dickem Glas auf den Tisch gestellt, den Remus sich genau betrachtete. Auffällig war an diesem an ein Einweckglas erinnernde Gefäß, dass ein Gitter aus Draht eingearbeitet war, fast wie ein Zaun im Glas.

Sie schien seinen fragenden Gesichtsausdruck bemerkt zu haben, denn Pomona erklärte: „Da kommen die Kapseln rein und falls das Glas aus welchen Gründen auch immer brechen sollte, dann können die Fruchtkapseln nicht davonrollen und sich irgendwo einnisten.“
„Einnisten?“
„Sie befallen steinernen Grund und gedeihen auf diese Weise. Für Gebäude wäre es nur gefährlich, sollte es dort stockdunkel sein, denn sie mögen kein Licht.“ Sie drehte sich um und schaute zu Neville, der sich nicht gerade begeistert seinen Schal um den Hals schlang. „Fertig, Neville?“ Er atmete einmal tief durch und nickte verunsichert. „Na dann, auf geht’s!“

Auf den Weg zu den Toren von Hogwarts unterhielten sich die drei, wobei es Pomona war, die offensichtlich genoss, auch mal mit jemand anderen als Neville über Kräuter und Pflanzen reden zu können.

„Sie stellen mit den Kapseln aber nichts Dummes an oder, Remus?“
„Nein, im Gegenteil. Wir versuchen, etwas Dummes wieder rückgängig zu machen.“
Ihre Neugier konnte sie nicht zurückhalten. „Was für eine Dummheit? Es wird doch wohl niemand, den ich kenne, einen Trank mit diesen Kapseln gebraut haben?“ Remus' Schweigen und der betretene Gesichtsausdruck war Pomona Antwort genug, so dass sie seufzen musste. Unerwartet und ernst, als würde sie vor einer unsichtbaren Zuhörerschaft eine Rede halten, sagte sie: „Es gibt Tränke, die eine Menge Unheil anrichten können. Den schlimmen Auswirkungen kann man häufig mit einem Trank entgegenwirken, die die gleichen oder ähnliche Zutaten enthalten wie der ursprüngliche Trank, doch das ist kniffelig, besonders wenn es sich um bösartige Pflanzen handelt. Manche Zutaten muss man daher mit Pflanzen ersetzen, die genau das Gegenteil von der im ersten Trank verwendeten Zutat bewirkt.“
„Gibt es eine Pflanze, die das Gegenstück zum Gespenstischen Steinregen darstellt?“
Weil sie mit dieser Frage gerechnet zu haben schien, antwortete sie sehr schnell: „Keine, von der ich weiß.“ Durch Remus' Seufzer dazu überredet fügte sie noch hinzu: „Was nicht heißt, dass es keine geben könnte. Ich kenne nur keine.“

Der eingeschlagene Weg kam Remus mittlerweile bekannt vor sowie die Höhle, die er sehen konnte. Es war die gleiche Höhle, in der die Muggel Granaten gelagert hatten, nur dass er sich ihr diesmal von der anderen Seite des Flusses näherte. Von hier aus konnte man die Höhle gut sehen und besser betreten. Seine Bedenken behielt er jedoch nicht für sich.

„Ich weiß nicht, ob wir gerade in dieser Höhle suchen sollten.“
Pomona winkte ab. „Sie wurde freigegeben, ich habe mich erkundigt. Sowieso erstaunlich, dass der Eingang überhaupt gefunden wurde, wo ich doch den großen Busch davorgezaubert habe.“
„Das waren Sie?“, fragte Remus verdutzt, denn er hatte zusammen mit Hermine den Busch entfernt, nachdem der Sohn der Sabberhexe ihnen den Eingang gezeigt hatte. Pomona nickte lediglich und ging als Erste hinein, aber nicht, bevor sie mit einem Lumos für etwas Licht sorgte. Auch Neville und Remus ließen die Spitzen ihrer Zauberstäbe wie eine helle Taschenlampe leuchten.

Den ersten großen Raum der Höhle, aus dem die Kisten abtransportiert worden waren, hatten sie bereits hinter sich gelassen. Pomona schien sich hier auszukennen, denn sie ging zielstrebig den Gang entlang, bog links ab, kletterte einige Felsen hinauf und stieg durch eine Öffnung – Neville und Remus immer hinterher. Nach einer Weile hörte man Geräusche, als würde sich jemand hier aufhalten, weswegen Neville erschrocken zusammenfuhr.

„Keine Sorge“, beruhigte Pomona. „Wir kommen der gesuchten Pflanze langsam näher.“ Ein wenig aus der Puste geraten drehte sie sich um. „Ich möchte, dass Sie beide gut darauf achten, wohin sie treten, wenn wir in den nächsten Raum hineingehen. Berühren Sie nichts, besonders nicht die Wände. Wenn etwas auf Sie zugerollt kommt, dann weichen Sie aus.“ Sie wollte gerade weitergehen, da fiel ihr noch etwas ein. „Ach ja, achten Sie bitte auf Ihren Kopf!“
Neville blickte Remus mit weit aufgerissenen Augen an, weswegen er dem jungen Mann anbot: „Ich gehe vor.“
„Gut...“ Mehr konnte Neville nicht sagen.

Die Geräusche wurden lauter. Manchmal klang es, als würde jemand einen Stein mit dem Fuß wegtreten, ein anderes Mal so, als hätte man einen Stein geworfen.

An einer rundlichen Öffnung wartete Pomona auf die beiden, bevor sie bat: „Einmal Nox bitte. Sie müssen sich das ansehen, bevor wir die Kapseln sammeln.“
„Aber dann ist es ja völlig dunkel!“
„Ja Neville, das ist auch der Sinn der Sache“, scherzte sie. „Hier sind wir sicher, kein Grund sich Sorgen zu machen.“
„Nox“, hörte man zwei Männerstimmen nacheinander sagen und schon waren die drei von Schwärze umgeben.

Immer wieder hörte man die Geräusche von sich reibenden Steinen oder von fallenden und rollenden. Als sich ihre Augen endlich an die vollkommene Dunkelheit gewöhnt hatten, trauten sie ihren Augen kaum. Der Raum hinter der Öffnung schien zu leben. Ein feuriges Rot zog sich glimmend und verzweigt wie pulsierende Adern an den Wänden und der Decke entlang. Manchmal glühte es an einer Seite des Raumes mehr, doch es wechselte sich ständig ab. Die sich gabelnden Adern verästelten an anderer Stelle wieder. Manche waren dicker, andere so dünn und fein wie Kapillargefäße.

„Gespenstisch!“, sagte Remus fasziniert und zugleich auch eingeschüchtert.
„Damit wäre erklärt, warum die Pflanze so heißt“, witzelte Pomona.
Neville war die Bedeutung des zweitens Namens der Pflanze natürlich nicht entgangen. „Und 'Steinregen', weil es sich so anhört, als würden Steine zu Boden fallen.“
„Oh, es hört sich nicht nur so an“, versicherte Pomona, die gleich darauf ihren Stab zum Leuchten brachte. „Deswegen sollen Sie bitte auf Ihren Kopf aufpassen. Diese Pflanze kann mit Leichtigkeit Dinge zersetzen oder spalten. Der Stein ist für sie wie weiche Erde. Um sich an der Decke halten zu können, fräsen die beweglichen Abzweigungen Scharten in den Stein, damit sie sich dort einnisten können. Oft spaltet sich der Stein durch die Einwirkung und fällt zu Boden.“
„Die beweglichen Abzweigungen?“, wiederholte Remus verblüfft.
„Manche Zweige sind beweglich, können umhertasten, aber wie alle Kletterpflanzen, zu denen der Gespenstische Steinregen gehört, hangeln sie sich nur an den Gegenständen empor oder eben an den Wänden und der Decke. Sie brauchen nicht zu befürchten, dass die Zweige wie die Tentakel eines Oktopus umherfühlen, das tun sie nicht.“ Pomona schaute über ihre Schulter. „Gehen wir hinein? Neville, Sie stellen den Behälter bitte geöffnet in die Mitte.“

Die drei gingen in die hohe Höhle hinein und erst jetzt wurde ihnen bewusst, wie groß diese Pflanze war, denn der gesamte Raum war mit den roten pulsierenden Ästen verwachsen.

„Ist das nur eine oder sind das mehrere?“, fragte Remus, der nicht sehen konnte, ob eine Pflanze irgendwo endete, denn die roten Adern gingen ineinander über.
Pomona drehte sich einmal langsam im Kreis und schien zu zählen, bevor sie sagte: „Ich schätze, es sind fünf, aber genau kann ich es nicht sagen, weil eine Pflanze auch mehr als nur einen Blütenkopf haben kann.“

Sie zeigte auf einen dieser Blütenköpfe, deren Blätter herzförmig waren und wie aus Leder gefertigt wirkten, wenn da nicht diese vielen feinen Äderchen wären.

„Dieses Leuchten...“
Remus brauchte gar keine Frage zu formulieren, denn Pomona hatte Gefallen daran, ihm und Neville das Phänomen zu erklären: „Biolumineszenz! Höher entwickelte Pflanzen haben diese Fähigkeit nicht, von allein Licht entwickeln zu können, jedenfalls weiß man von keiner. Der Steinregen selbst kann kein Licht erzeugen, aber seine Symbionten.“ Sie deutete auf eine der dicken Adern. „Die rote Flüssigkeit, die durch diese feine Membran fließt, sind Bakterien, die ihre Energie durch Licht abgeben.“

Man hörte von oben ein splitterndes Geräusch und kurz darauf landete neben Neville ein Felsbrocken so groß wie ein Klatscher.

„Wir sollten uns beeilen und das holen, was Sie haben möchte: Fruchtkapseln“, schlug Pomona vor, der Nevilles bleiches Gesicht nicht entgangen war.

An einer der Blüten, die so groß wie Hagrids Kopf war, machte Pomona Halt und zeigte mit ihrem Stab auf einen Auswuchs, der wie ein faltenwerfender Sack fast bis zum Boden reichte.

„Hier drinnen befinden sich die Fruchtkapseln. Der Sack hat schon fast den Boden erreicht. Sollte er weiter wachsen und schwerer werden, würde er unten aufkommen und aufplatzen. Die Kapseln würden wie ein aufgezogenes Spielzeug über den Boden rollen, um sich eine Nische in der Steinwand zu suchen, wo sie aufbrechen würden, um ihre kleinen Tentakel auszuwerfen.“ Sie drehte sich zu Neville, der an dem Glasbehälter stand und empfahl ihm: „Ein paar Schritte weg von dem Glas bitte.“ Er parierte sofort. An Remus gewandt sagte sie: „Ich mache oben ein Schnitt und entnehme die Kapseln aus dem Sack. Sie achten darauf, dass keine herausspringen.“

Während sie den Schnitt machte, erzählte sie, obwohl sie weiterhin ihre Augen konzentriert auf den Sack richtete: „Man wusste lange Zeit nicht, ob es sich beim Gespenstischen Steinregen um ein Tier oder eine Pflanze handeln würde, denn für eine Pflanze ist sie sehr lebendig, für ein Tier sehr träge. Sie kann sogar kleine Tiere 'fressen', wie Fledermäuse, wenn die zu dicht herankommen, aber es waren die Bakterien, die die Beute zersetzt haben. Eine bestimmte Theorie bekommt immer mehr Zuspruch, nämlich dass diese Pflanze eine magische Variante der Pfeifenblume sein würde, die man in der Muggelwelt antreffen kann. Durch die Symbiose mit den Bakterien ist der Gespenstische Steinregen...“

Sie hielt inne, weil sie per Levitation nun eine der faustgroßen Fruchtkapseln aus dem Sack gefischt hatte. Die Kapsel war nass und schleimig. An ihr hingen grüne Fäden hinunter, durch die die Kapsel wahrscheinlich im Innern des Sacks Halt gefunden hatten. Konzentriert beförderte Pomona die Frucht in das Glas und schloss sofort den Deckel, was sehr vorausschauend von ihr war, denn das Ding begann zu hüpfen.

„Die sind höchstens eine Stunde beweglich. Brauchen Sie mehr, Remus?“

Man einigte sich auf insgesamt drei Kapseln. Das sollte für Hermine genügen, dachte er.

Nachdem die drei die letzte Zutat für den Ewigen See gesammelt hatten, fügte Hermine die letzte Zutat für den Amortentia in den Kessel. Die perlig glänzende Substanz im Kessel begann so farbenfroh wie ein Regenbogen zu glitzern. Spiralförmig erhob sich Dampf und Hermine, die um die betörende Wirkung des Dampfes aus Büchern wusste, machte vorsichtshalber einen Schritt zurück.

„Es ist vollbracht, Hermine. Nun haben Sie auch einmal mit dem Ei einer Aschwinderin gearbeitet. Ich werde das Ihrer Beurteilung hinzufügen.“ Severus kam einen Schritt näher heran und schlug vor: „Nehmen Sie ruhig eine Nase voll. Das schadet nicht.“
Sie winkte ab. „Lieber nicht, schon der Duft soll verführerisch sein.“
„Der Trank selbst ist verwerflich, nicht sein Duft.“

Um es ihr zu demonstrieren, ging er direkt zum Kessel, stützte sich mit einer Hand auf dem Tisch ab und beugte sich nach vorn. Hermine beobachtet, wie die spiralförmig aufsteigenden Schwaden sichtbar von Severus' großer Nase eingeatmet wurden. Sie gesellte sich zu ihm, um ihn besser betrachten zu können. Seine Augen waren geschlossen, seine Atmung hatte sich verlangsamt. Wenn er einatmete, dann tat er es langsam.

„Nach was riecht es?“, fragte sie unschuldig.
Er öffnete erst ein Auge, dann das andere und blickte sie verklärt an. „Der Geruch erinnert mich an die Küche meines elterlichen Hauses, wenn meine Mutter darin kochte.“ Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. „Atmen Sie ein, Hermine, und sagen Sie mir, woran Sie denken müssen.“

Sie riss sich zusammen und nahm seinen Platz ein, beugte sich vor und atmete die Schwaden ein. Auch ihre Atmung wurde langsamer, die Atemzüge tiefer. Ein wohliges Gefühl breitete sich in ihr aus und sie verlor sich in ihren Gedanken und ihren Träumen. Erst seine Stimme erweckte sie.

„Nach was duftet es bei Ihnen?“, wollte er wissen. Sein Blick war noch immer ein wenig entrückt.
„Nach dem Garten, in dem ich früher gespielt habe. Ich kann sogar die Kaninchenställe riechen.“ Sie fragte sich, ob sie wirklich gelallt hatte oder ob ihr Verstand ihr das nur vorgegaukelt hatte. „Kommt es mir nur so vor oder gehorcht mir meine Zunge nicht?“
Er schmunzelte. „Artikulation ist in Bezug auf den Amortentia nicht vorgesehen, auch nicht, wenn man nur seinen Duft einatmet, aber keine Sorge, die Wirkung lässt bald nach.“

Eine ganze Weile schaute sie ihren Professor an und der blickte zurück, doch keinem von beiden war die Situation unangenehm. Sie ahnte, dass sie einen genauso selbstvergessenen Gesichtsausdruck aufweisen musste wie er, nur fand sie, dass er ihm gut stand. Severus sah zum ersten Mal so aus, als würde er sich wirklich wohl fühlen, aber das war auch die Tücke, die von dem Duft des Amortentia ausging.

„An welches Märchen erinnert Sie mein Fall?“, fragte er völlig unerwartet. Erstaunt zog sie ihre Augenbrauen in die Höhe, zumindest hoffte sie, dass es so war, denn spüren konnte sie es nicht, so eingenommen hatte sie der Duft.
„Sie sind Kay“, erwiderte sie mit schwerer Zunge.
„Wer?“
„Kay, der Junge aus dem Märchen 'Die Schneekönigin'!“

Er blinzelte ein paar Mal, aber sehr langsam und sie hatte den Verdacht, Severus würde den Faden verloren haben, denn noch immer schaute er duselig drein, was sie einen Moment an Luna erinnerte und als sie die Überlegung verfolgte, ob Luna möglicherweise jeden Morgen den Duft vom Amortentia einatmen würde, um für den Tag in Stimmung zu sein, da bemerkte sie nicht, dass sie selbst es war, deren Gedanken abdrifteten.

„Warum erinnere ich Sie an diesen Jungen?“
„An wen?“, fragte Hermine, die sich eben noch Luna vorgestellt hatte, die mit ihrem Kopf über einem Kessel hing.
„Kay.“
„Ach ja.“ Hermine stutzte. „Hatten wir das Thema nicht schon abgehandelt?“ Sie war der festen Überzeugung, sie hätten längst drüber geredet.
Er musste lächeln – wahrhaftig und unverfälscht wegen ihrer Frage lächeln. „In Ihren Gedanken vielleicht, aber auch nur dort.“
„Kennen Sie das Märchen?“ Er schüttelte den Kopf, weswegen sie es in Stichpunkten wiedergab. „Da war dieser magische Spiegel, der alles verzerrt darstellte. Das Schöne war hässlich, das Gute wirkte böse. Eines Tages zerbrach der Spiegel und die Teile fielen zur Erde, verstreuten sich auf der ganzen Welt. Kay wurde von zwei Splittern getroffen. Der eine traf sein Auge und er konnte keine schönen Dinge mehr erkennen. Der zweite Splitter – und das erinnert mich an Sie – traf ihn mitten ins Herz. An dem Tag...“

Entweder ließ die Wirkung des Duftes nach oder das Thema hatte sie schlagartig ernüchtert. Severus' Blick war nun wieder so klar wie ihr Verstand und er forderte wortlos die Fortführung ihrer Schilderung, die sie ihm gab.

„An dem Tag hat sich sein Herz in Eis verwandelt.“


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