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Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Kammer ohne Schrecken

von Muggelchen

Eine der Zutaten, die in der Blutprobe von Pansy Parkinson gefunden worden war und die von dem von Bellatrix Lestrange modifizierten Trank namens „Schlafes Bruder“ herrühren musste, stammte laut der Untersuchung des Mungos von einem Basilisk. Es war äußerst selten, Material dieser Riesenschlange in die Finger zu bekommen, was natürlich damit zusammenhing, dass man sich dieser magischen Kreatur nicht nähern konnte, ohne das Risiko einzugehen versteinert, vergiftet oder verschlugen zu werden. Zudem wusste man kaum etwas über die Existenz dieser Schlangen, die einem Hühnerei entsprangen, wenn eine Kröte es ausgebrütet hatte. Alle anderen in der Blutprobe gefundenen Restbestände von Trankzutaten zählten nicht zu den ungewöhnlichen, jedoch zu den schwarzmagischen; Severus kannte sie alle.

„Professor Snape?“ Blaise wartete, bis er angesehen wurde. „Dürfte ich Sie wohl einen Moment unter vier Augen sprechen?“

Beleidigt darĂĽber, dass sie ausgeschlossen wurde, war Hermine nicht, aber neugierig und so beobachtete sie, wie Severus und Blaise sich in eine Ecke des Labors begaben, um miteinander zu reden.

„Mr. Zabini?“ Severus hielt sich kurz und forderte den jungen Mann, einst einer seiner besten Schüler, dazu auf zur Sache zu kommen.
„Ich wollte mich erkundigen, ob Sie eventuell etwas von dem Verbleib meiner ehemaligen Mitschüler wissen“, fragte Blaise verdächtig oberflächlich. Severus blickte ihn einen Moment lang mit regungsloser Miene an und Blaise konnte dem Augenkontakt nicht standhalten, weswegen er kurz zur Wand schaute.
Einmal tief durchatmend sagte Severus: „Ich nehme an, dass Sie sich über das Schicksal eines bestimmten Schülers oder einer bestimmten Schülerin erkundigen möchten. Es wäre daher wesentlich einfacher und vor allem könnte ich Ihnen viel zügiger eine Antwort geben, wüsste ich, um wen es sich spezifisch handelt.“

Severus hatte mitten ins Schwarze getroffen, was er an dem Gesichtsausdruck des dunkelhäutigen jungen Mannes genau erkennen konnte, denn es war Unsicherheit zu sehen und auch ein wenig Furcht.

Nachdem Blaise einmal kräftig geschluckt hatte, schaute er zunächst zu Hermine hinüber, die in den Unterlagen des Mungos vertieft schien, bevor er sein Gegenüber anblickte und zaghaft offenbarte: „Ich meine Mr. Gregory Goyle.“
Mit ruhiger, dennoch fordernder Stimme fragte Severus langsam: „Mr. Goyle junior? Glauben Sie, ich pflege weiterhin so einen Umgang oder…?“
„Nein!“, beruhigte Blaise schnell und etwas eingeschüchtert, obwohl Severus sich Mühe gegeben hatte nicht angsteinflössend zu wirken. „Ich denke nur“, begann Blaise mit nicht sehr fester Stimme, „dass Sie über solche Dinge informiert sein könnten. Wenn nicht…“
„Darf ich fragen“, unterbrach Severus, „warum Sie sich für das Schicksal von Mr. Goyle interessieren?“

Es war nicht zu übersehen, dass Blaise mit sich im Zwiespalt stand. Einerseits wollte er seinem ehemaligen Lehrer ehrlich gegenüber sein, denn immerhin hatte der – das wusste Blaise aus den alten Ausgaben des Tagespropheten – den Orden des Merlin erhalten; erster Klasse. Andererseits befürchtete er, dass man Pansy und ihn zur Rechenschaft ziehen könnte.

„Mr. Zabini“, sagte Severus mit ungewohnt vertraulicher Stimme. „Sie brauchen nicht zu mutmaßen, dass ich Sie – weshalb auch immer – beim Ministerium anschwärzen werde. Ich habe Mr. Goyle vor gar nicht allzu langer Zeit gesehen, doch bevor ich Ihnen Informationen gebe, die äußerst vertraulich sind, muss ich erfahren…“
„Wir haben ihn getroffen“, brach es auch Blaise heraus. „Zuerst bin ich Pansy über den Weg gelaufen. Wir hatten beide das gleiche Ziel: ein Gutshof in Peninver, der unter Fidelius stehen sollte, ein Zufluchtsort.“ Blaise redete so schnell, dass er sich verhaspelte. „Eine ganz schöne Strecke zu Fuß, aber das Ministerium und die Todesser haben alle Apparationen überwacht, alle Zauberstabnutzungen registriert… Wir haben auf dem Weg Gregory gefunden. Er war in einem schrecklichen Zustand gewesen. Sein Vater hätte das getan, sagte er. Wir haben ihn mitgenommen.“ Aufgeregt atmend beteuerte Blaise: „Erst als wir ihn gebadet haben, da haben wir gesehen, dass er das dunkle Mal trägt. Wir wussten nicht, dass er ein Todesser war. Hätten wir ihn einfach zurückgelassen, dann wäre er gestorben.“ Nun viel bestimmender fügte Blaise hinzu: „Das kann man uns nicht zur Last legen!“
„Ich, Mr. Zabini, bin nun wirklich der Letzte, der Ihnen Ihre Hilfsbereitschaft zum Vorwurf machen würde.“ Die paar Worte hatten bei Blaise wahre Wunder bewirkt, denn er hatte sich schnell wieder gefangen. „Was ist mit Mr. Goyle geschehen?“ Severus fragte sehr behutsam, er wollte nicht drängen.

Blaise fuhr sich durchs kurze, naturgewellte Haar und blickte zu Boden, um sich die Erlebnisse ins Gedächtnis zurückzurufen.

„Wir waren in der Nähe von Minard Castle, als wir uns völlig unvorhergesehen mitten in einem Gefecht wiederfanden.“
„Ein Gefecht? Sind Ihnen Todesser gefolgt?“, fragte Severus neugierig.
„Ja und nein, anfangs sind sie uns gefolgt, aber wir haben uns versteckt; die müssen uns überholt haben. Wir ahnten, dass die allen Zauberern und Hexen auflauerten, die auf dem Weg nach Peninver waren, um dort Unterschlupf zu finden. Unsere Verfolger, es waren drei Männer und eine Frau, sind auf ein paar Muggel gestoßen“, Blaise’ Augen wurden ganz groß und seine Stimme zeugte von Respekt, „und ich schwöre, ich habe nie zuvor in meinem Leben gesehen, dass ein paar Muggel sich nicht nur vorsätzlich mit Todessern angelegt haben, sondern sie auch bezwingen konnten.“
Völlig ungläubig fragte Severus nach: „Die Muggel haben gewonnen?“
Blaise nickte. „Die vier hatten sich in ein abgelegenes Haus gerettet, aber das hat nichts gebracht. Die Muggel haben mit seltsamen Gegenständen geworfen; es war wahnsinnig laut gewesen. Hat nicht lange gedauert, da stand das Haus bereits in Flammen. Immer wieder knallte es, sogar die Wände sind eingestürzt, überall war Rauch. Die Todesser waren auf so einen Widerstand überhaupt nicht vorbereitet.“ Tief ein- und ausatmend schilderte Blaise, der sichtlich bewegt war: „Wir waren mittendrin: Vor uns war das Haus, aus dem die vier Todesser sich mit Flüchen zu wehren versuchten und hinter uns war der aufgebrachte Mob. Wir selbst lagen auf dem Boden und hofften, dass die Büsche undurchsichtig genug wären, damit man uns nicht sehen würde.“

Sich daran erinnernd, wie er sich zusammen mit Pansy und Gregory wie verängstigte Kaninchen auf den Boden gepresst hatte, ließ ihm eine Gänsehaut über den Rücken laufen.

„Als es vorbei war, schlugen die Flammen meterhoch. Es flogen keine Flüche mehr durch die Luft. Die Muggel hätten uns beinahe gefunden, aber wir konnten fliehen. Zu spät haben wir bemerkt, dass Gregory nicht mit uns mithalten konnte; sein Bein war noch nicht ganz verheilt.“ Nur mit einem Flüstern erzählte Blaise zu Ende. „Die Muggel haben Gregory mitgenommen und wir konnten nichts dagegen tun, nichts! Wenn schon Todesser gegen die keine Chance hatten, was hätten wir schon gegen die anrichten können?“ Er schüttelte den Kopf, als würde er Reue empfinden, bevor er schuldgeplagt erzählte: „Es war Pansys Idee gewesen zurückzugehen und die Zauberstäbe von zwei Todessern gegen unsere zu tauschen, damit man glauben würde, wir wären tot. Sie hoffte, wir hätten unsere Ruhe, wenn von unserem Ableben berichtet werden würde. Es war auch ihre Idee, Peninver links liegen zu lassen und uns stattdessen auf dem Herrensitz der Malfoys zu verstecken, weil sie das Haus betreten konnte, aber so schön wir uns auch alles ausgemalt hatten – wir hatten nicht damit gerechnet, dass einer der Todesser noch lebte, wenn auch nicht mehr lange. Als Pansy seinen Zauberstab genommen hatte, da hat er sie mit etwas in den Rücken gestochen.“ Mit zittriger Stimme fügte er hinzu: „Da war sie schon schwanger.“

„Haben Sie Mr. Shacklebolt davon unterrichtet?“ Den Kopf schüttelnd verneinte Blaise auch verbal. „Dann rate ich Ihnen, den Auror aufzusuchen und ihm Ihr Erlebnis zu schildern. Ich bin sicher, dass Sie nichts befürchten müssen, im Gegenteil. Mr. Goyle wird womöglich von Ihrer Aussage profitieren.“
„Wie geht es ihm?“, wollte Blaise wissen.
„Ich befürchte, es geht ihm nicht sonderlich gut, aber mir steht in diesem Fall nicht zu, Ihnen nähere Informationen zu geben. Ich kann Ihnen nur sagen, dass er sich im Krankenhaus befindet. Es wird für ihn gesorgt.“

Nickend beließ es Blaise bei dem Hinweis seines ehemaligen Zaubertränkelehrers und nahm sich vor, morgen im Ministerium nicht nur das Haus seiner Mutter einzufordern, sondern auch ein Gespräch mit Kingsley Shacklebolt zu suchen.

Im Erdgeschoss betrat Rosmerta soeben – nach vorheriger Ankündigung beim Direktor – die Schule, um Remus aufzusuchen. Sie traf auf Harry, der sich bereiterklärt hatte, sie bis in den vierten Stock zu begleiten. Sie unterhielten sich nett über dieses und jenes, bis sie Remus’ Tür erreicht hatten.

„Danke Harry, ich werde nun…“ Rosmerta kam nicht dazu auszureden, denn die Tür wurde geöffnet und Remus erschrak, weil er nicht damit gerechnet hatte, hier jemanden anzutreffen.
„Rosmerta? Was führt dich zu mir?“, fragte er erstaunt und doch erfreut über ihren Besuch.
„Es geht um…“ Sie hielt inne und blickte zu Harry hinüber, der den Wink verstand und sich verabschiedete.

„Komm doch rein“, bat Remus und er bot ihr gleich darauf einen Platz an. „Um was geht es?“
„Es geht um…“ Sie seufzte. Was sie zu sagen hatte fiel ihr offenbar nicht leicht. „Remus, du bist mir ein guter Angestellter und ein lieber Freund. Das Problem ist, dass ich dich aus rein finanzieller Sicht gar nicht hätte einstellen dürfen, aber ich dachte, mit dem Weihnachtsgeschäft und den zusätzlichen Einnahmen bekomme ich das auf die Reihe.“
„Das Weihnachtsgeschäft ist ins Wasser gefallen“, kombinierte Remus korrekt, denn Hogsmeade war noch immer nicht freigegeben.
„Die Auroren wollen morgen das Dorf wieder in die Hände des Bürgermeisters legen, damit wir wenigstens das neue Jahr im eigenen Heim feiern können. Mir fehlen die Einnahmen, Remus. Ich werde dich nicht bezahlen können“, gestand sie ihm wehmütig. „Dabei bist du der beste Koch, den ich jemals hatte.“

Aufgrund ihrer anerkennenden Worte lächelte Remus milde. Er war ihr nicht böse; wie könnte er auch. Es war nie vorgesehen, dass er lange in den Drei Besen bleiben sollte. Ursprünglich hatte er dort Unterschlupf gesucht, um Hogwarts vor den Muggeln zu schützen. Das Angebot, bei ihr zu arbeiten, hatte sich aus einer Laune heraus entwickelt.

„Ich werde schon etwas anderes finden“, sagte er mit warmer Stimme, um ihr jegliches Schuldgefühl zu nehmen, doch er belog sich selbst, denn noch immer waren Werwölfe gesellschaftlich minderwertige Wesen, die die meisten Menschen nicht in ihrer Nähe wollten.
„Es tut mir so Leid, Remus. Ich wünschte, ich könnte dich weiterhin beschäftigen, aber ich möchte dich auch nicht ausnutzen, indem ich dir weniger Lohn gebe. Es ist so verfahren…“
Den Kopf langsam schüttelnd versicherte er: „Bitte, mach dir keine Gedanken. Ich werde schon irgendwo unterkommen.“

Das mitleidige Lächeln in ihrem Gesicht war mit tiefem Bedauern durchzogen. Sie wollte Remus weiterhin ihren Kellner und Koch nennen dürfen, aber die Finanzen ließen das nicht zu. Sie seufzte, bevor sie es wagte, näher an ihn heranzutreten, um ihn ein wenig zögernd zu umarmen. An seine Halsbeuge flüsternd versprach sie: „Ich mache das irgendwie wieder gut.“

Er erwiderte die freundschaftliche Umarmung, bevor er nochmals beteuerte, dass sie sich um ihn keine Gedanken zu machen brauchte.

Die Umarmung lösend fragte er: „Morgen ist Hogsmeade wieder zugänglich?“
„Ja, ich werde den ersten Tag wohl mit Putzen verbringen müssen“, sagte sie scherzend, doch sie war sich bewusst darüber, dass sie ihm mit ihrem erzwungenen Lächeln nicht vorgaukeln könnte, die Situation mit ihm würde sie kalt lassen.
„Ich könnte dir helfen.“ Sein ehrliches Angebot machte sie sprachlos und es berührte sie, in Remus einen Menschen zu sehen, der uneigennütziger nicht sein konnte. Er bot ihr seine Hilfe an, obwohl sie ihm gerade eben hatte kündigen müssen.

Nachdem Rosmerta gegangen war, wollte Remus unbedingt mit jemandem reden; nicht darüber, dass er wieder unbeschäftigt war. Er wollte einfach nur bei jemandem sein und da Tonks arbeiten musste, ging er hinunter ins Erdgeschoss, um bei Harry und Ginny vorbeizusehen.

„Hi Remus, komm rein“, grüßte Ginny freundlich.
Neben Harry befand sich noch das kleine Mädchen im Zimmer, welches Remus auf der Hochzeitsfeier von Draco und Susan gesehen hatte. Berenice hielt, wenn auch mit Harrys Hilfe, Nicholas auf dem Arm und Harry lächelte Remus breit an.
„Hallo zusammen, ich dachte, ich schaue mal vorbei. Ihr störe doch hoffentlich nicht?“ Beide schüttelten den Kopf. „Ich habe eben erfahren, dass Hogsmeade morgen von den Auroren freigegeben wird.“
„Das wird aber auch Zeit“, sagte Harry, der eine Hand an Nicholas gewindelten Po hielt, damit Berenice ihn nicht fallen lassen würde. „Die armen Menschen mussten schon Weihnachten irgendwo anders feiern, da sollten sie wenigstens zu Silvester Zuhause sein dürfen.“
Sich setzend blickte Remus kurz zu Fawkes hinüber und bemerkte die große, feuerfeste Schale darunter. „Hast du mit Albus über Fawkes gesprochen?“
„Ja, hab ich, aber viel hatte er mir nicht sagen können, außer dass Fawkes vielleicht bald seine Wiedergeburt feiert, deswegen auch die Schale unter seiner Stange.“

Ginny hatte eine Flasche mit Milch erwärmt und Harry forderte Berenice dazu auf, neben ihm Platz zu nehmen, damit sie Nicholas füttern könnte. Er legte ihr den Jungen locker halb auf den Schoß, halb in den Arm und schaute einen Moment dabei zu, wie der Kleine gierig die Milch trank. Erst seit wenigen Tagen bekam er zusätzlich das Fläschchen.

Seine Augen von diesem beruhigenden Anblick nur schwer lösen könnend wandte sich Remus an Ginny. „Bei dir auch alles in Ordnung?“
„Alles bestens!“, bestätigte sie ihm gut gelaunt.

Ein angenehm leises Plop war zu hören, bevor Wobbel im Wohnzimmer erschien. Er wollte gerade das Wort an Harry richten, da bemerkte er Remus und Berenice, weswegen er innehielt.

„Verzeihen Sie vielmals, ich möchte nicht stören“, sagte der Elf reumütig.
„Seit wann störst du?“, fragte Harry mit einem Lächeln auf den Lippen. „Setz dich doch, möchtest du auch einen Tee?“

Wobbel nickte und nahm neben Remus auf der anderen Couch Platz. Harry zog seinen Zauberstab, um Wobbel magisch eine Tasse Tee einzuschenken. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie Wobbel gedankenverloren den Kopf schĂĽttelte, als der dabei zusah, wie die Kanne sich vom Tisch hob und sich ĂĽber eine leere Tasse positionierte, doch er wunderte sich nur einen kurzen Moment ĂĽber Wobbels Verhalten.

„Vielen Dank, Sir. Sie sind viel zu gut zu mir“, sagte Wobbel, der die in der Luft schwebende Tasse entgegennahm.
„Und?“, hörte Wobbel es von seiner Seite. Als er Remus anblickte, fragte der ehrlich interessiert: „Wie geht es dir?“
„Ich kann nicht klagen, Sir. Mittlerweile kann ich auch mit der vielen Freizeit umgehen, auch wenn ich mich manchmal noch langweile.“ Harry rollte mit den Augen, doch außer Ginny sah es niemand.
Remus griff zu seiner eigenen Tasse und fragte, bevor er einen Schluck zu sich nahm: „Womit gestaltest du deine Freizeit?“
„Ich… ähm… Ich helfe manchmal in der Küche aus, Sir.“ Wobbel pustete verlegen in seine Tasse, obwohl der Tee nicht zu heiß war.
Stutzend wiederholte Remus: „Du hilfst in deiner Freizeit in der Küche.“ Wobbel nickte, blickte Remus dabei jedoch nicht an, sondern versuchte mit großen Augen seine Teetasse zu hypnotisieren.

Mittlerweile war Berenice mit dem Fläschchengeben fertig, weswegen Harry sich ein Tuch über die Schulter legte, um dem Jungen mit sanftem Klopfen ein Bäuerchen zu entlocken. Es kamen zwei. Harry brachte den Jungen ins Bett und während er sich im Schlafzimmer aufhielt, da klopfte es. Nachdem Ginny die Tür geöffnet hatte, blickte sie zunächst in die dunklen Augen von Blaise, der ein wenig besorgt schien. Hinter ihm standen Severus und Hermine, so dass Ginny alle drei hineinbat.

„Papa“, hörte man Berenice fröhlich rufen und die Sorge aus Blaise’ Gesicht verschwand mit einem Mal.
„Danke, dass ihr kurz auf sie aufgepasst habt“, sagte er, während seine Tochter sich bereits an sein Bein klammerte. Sie war auf der vergangenen Hochzeitsfeier das erste Mal in ihrem Leben von ihrem Vater getrennt gewesen – heute das zweite Mal.
„Es hat Spaß gemacht“, versicherte Ginny, die einmal kurz zu Berenice hinunterblickte, bevor sie sich der anderen Gäste annahm und mit einem Nicken grüßte: „Hermine, Professor Snape!“
„Miss Weasley“, grüßte Severus zurück, der wegen der vielen Leute im Wohnzimmer schon beinahe wieder gegangen wäre.
Sich wie Zuhause fühlend fragte Hermine: „Ist Harry da?“
„Ja, er kommt gleich wieder. Nehmt doch bitte Platz.“
„Nein danke, ich muss gehen“, lehnte Blaise ab. „Ich habe noch einiges zu erledigen. Bestell Harry einen Gruß von mir.“

Ginny hatte Blaise verabschiedet und sich zurĂĽck zur Couch begeben. Severus beobachtete, wie Hermine sich neben ihre Freundin setzte. Auf der Couch gegenĂĽber saĂźen Remus und der Elf. Er selbst wollte neben niemandem Platz nehmen.

„Hallo Severus“, grüßte Remus, nachdem ein wenig Ruhe eingekehrt war.
„Lupin.“ Zum Gruß folgte ein verspanntes Nicken.
„Setzen Sie sich doch, Professor“, bat Ginny erneut.
„Nein danke.“ Severus klang sehr angespannt. „Ich möchte mit Harry sprechen.“
Kaum sprach man von ihm, kam Harry auch schon aus dem Schlafzimmer hinaus, blieb stehen und blickte kurz überrascht drein, bevor er strahlte und sagte: „Kaum ist man mal fünf Minuten weg…“
„Haben Sie einen Moment Zeit?“, fragte Severus steif.
„Sicher, um was geht es denn?“
„Ich benötige Zugang zur Kammer des Schreckens.“

Ein Schauer lief Ginny den RĂĽcken hinunter und ihr Gesicht wurde ganz bleich.

„Was wollen Sie denn da?“, fragte Harry ihn skeptisch, doch es war Hermine, die ihm Antwort gab.
„Wir müssen uns den Basilisk ansehen. Eventuell benötigen wir etwas von den Überresten.“
Die Unterhaltung hatte Remus natürlich aufmerksam verfolgt, weswegen er wissen wollte: „Wofür?“
„Was interessiert Sie das?“, herrschte Severus ihn an, weswegen Remus einmal die Schultern hob und senkte und sich dazu entschloss, den Mund zu halten.
„Man hat bei Pansy Rückstände von den Trankzutaten im Blut gefunden. Da war etwas vom Basilisk mit dabei und wir müssen herausfinden, was genau das war.“
„Der wird längst verrottet sein“, mutmaßte Harry.
„Es ist aber auch möglich“, widersprach Severus, „dass durchaus verwertbare Reste zu finden wären. Es könnte zudem sein, dass der Verwesungsprozess eines solchen Tieres langsamer vonstatten geht, wie zum Beispiel bei der weiblichen Acromantula. Die magische Zusammensetzung des Gifts – und ein Basilisk hat davon nicht gerade wenig im Körper – kann einen Kadaver konservieren.“ Harry blinzelte ein paar Mal, bevor Severus sagte: „Wären Sie so freundlich?“
„Was, etwa jetzt?“
„Nicht nur Miss Parkinson würde es Ihnen danken.“
Zu Ginny blickend sah er sie ermutigend nicken, bevor er zusagte: „Na gut, gehen wir.“
Unerwartet stand Remus auf und fragte: „Darf ich mitkommen?“
„Das wird kein Abenteuerausflug, Lupin“, spottete Severus.
„Bitte! Ich würde die Kammer gern mal sehen. Ich habe immer nur von ihr gehört. Ich bin auch ganz still“, versicherte Remus mit einem schelmischen Lächeln.
Gerade wollte Severus ihm das Wort zum Tage geben, da sagte Hermine heiter: „Also, ich hätte nichts dagegen.“ Entgeistert blickte er seine Schülerin an, doch er hielt nicht dagegen.

Vom Erdgeschoss gingen die vier hinauf in den ersten Stock, um die Mädchentoilette aufzusuchen, in welcher sich der Zugang zur Kammer des Schreckens befand. An dem Waschbecken mit dem nicht funktionierenden Wasserhahn blieb Harry stehen und blickte Severus an.

„Worauf warten Sie noch, Harry. Zischeln Sie endlich ein wenig“, forderte sein Kollege neckend.
Gelassen entgegnete Harry: „Wozu sollte ich eigentlich mitkommen? Das können Sie doch ganz gut selbst.“

Bevor Severus’ etwas entgegnen konnte, sprach Harry Parsel und jedem lief bei den Schlangenlauten eine Gänsehaut den Rücken hinunter. Ein kratzendes Geräusch war zu hören, bevor die Waschbecken sich in Bewegung setzten und ein schwarzes Loch preisgaben, das in dunkle Tiefen führte.

„Was haben Sie auf Parsel gesagt?“, wollte Severus nebenher wissen.
„Sesam, öffne dich!“
„Tatsächlich?“
Harry nickte. „Es reagiert nur auf Parsel an sich; es ist völlig egal, was ich sage.“ Er blickte Hermine an und sagte: „Dann wünsche ich euch noch viel Spaß.“
„Moment“, sagte Severus aufhaltend, denn Harry wollte bereits gehen.
„Nein, Severus“, nörgelte er, „ich will nicht nochmal da runter.“
Hermine legte ihm eine Hand auf den Oberarm und sagte: „Bitte, es wäre gut, wenn du uns den Weg weisen könntest.“
Laut seufzend machte Harry seinem Unmut kund, so dass Severus ihm ins Gedächtnis rief: „Es ist nur noch eine Kammer. Der ’Schrecken’ existiert schon lange nicht mehr.“
„Es ist trotzdem kein Vergnügungspark. Es ist eklig da unten. Überall liegen Knochen und es stinkt – und jetzt stinkt es wahrscheinlich noch viel mehr bei dem riesigen Basilisk, der seit Jahren da unten verrottet.“
„Dann schildern Sie uns den Weg“, forderte Severus.
„Also, ganz unten sind zig Gänge. Sie müssen sich“, er dachte angestrengt nach und war sich unsicher, „rechts halten?“
„War das eine Frage?“, stichelte Severus amüsiert.
Harry seufzte. „Ich werde es wissen, wenn ich die Gänge sehe.“
„Weswegen Sie uns gern begleiten werden“, stellte Severus klar.
„Ich muss sowieso mitkommen“, rief sich Harry ins Gedächtnis zurück. „Es gibt nämlich noch einen Eingang, der sich nur mit Parsel öffnen lässt.“
„Nach Ihnen“, sagte Severus überaus höflich, während er mit einem Arm eine einladende Geste zum dunklen Abflussrohr machte. Harry verzog das Gesicht, bevor er als Erster den Zugang zur Kammer betrat.

Wenige Kilometer entfernt in Malfoy Manor bereitete Draco zusammen mit seiner Mutter eine kleine Zwischenmahlzeit vor, die er mit Susan zu sich nehmen wollte, die heute das Bett noch nicht verlassen hatte. Sie fühlte sich schwach und hatte viel geschlafen, doch ein wenig Stärkung musste sein. Das Tablett mit einigen Scheiben frisch gebackenen Brotes, jeder Menge geräuchertem Speck, verschiedenen Wurst und Käsesorten sowie anderen deftigen Leckereien brachte Draco mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck hinauf in den ersten Stock. In ihrem gemeinsamen Schlafzimmer angekommen erschrak Draco so sehr, dass er das mit Tomaten und Salat garnierte Tablett fallen ließ, denn Susan krümmte sich im Bett liegend, hechelte und stöhnte.

Durch den Lärm aufgeschreckt war Narzissa nach oben gerannt. Die eben liebevoll zusammengestellte Mahlzeit lag auf dem Boden und als sie aufblickte, sah sie ihren Sohn, der sich am Bett seiner ihm frisch angetrauten Ehefrau besorgt über sie beugte.

„Susan, was ist nur?“, wollte er wissen. Seine Stimme zitterte ebenso stark wie seine Hand, die nach ihrer Griff.
Am Bett angelangt hörte Narzissa die Hochschwangere keuchend sagen: „Es kommt…“ Gleich darauf biss sie die Zähne zusammen und atmete zischend ein und aus.
„Ich hole einen Heiler.“ Narzissa rannte hinüber zur Bibliothek, in welcher sich ein Kamin befand, der ans Flohnetzwerk angeschlossen war. Von ihm aus kontaktierte sie auf der Stelle das Mungos.

Von Susans Worten alarmiert sagte Draco: „Es ist viel zu früh!“
Sie war kreidebleich und ihr Gesicht war angstverzerrt. Ob nun vor Furcht oder vor Schmerz: in ihren Augen standen Tränen. „Es tut weh“, wimmerte sie herzzerreißend, so dass er eine Hand an ihre Wange legte, doch er könnte nichts tun, um ihr die Situation zu erleichtern. Seine Finger streichelten sie zaghaft und er setzte sich aufs Bett und lehnte sich zu ihr, damit er mit seinem Gesicht nahe an dem ihren war.
„Der Heiler kommt gleich“, versicherte er ihr, um sie zu beruhigen, doch die Situation schien ernster zu sein als er ahnte.
Ihre Augenbrauen waren zusammengezogen, die Lippen zitterten, bevor sie flüsternd sagte: „Das ist nicht normal. Es tut so weh.“
„Das ist normal“, wollte er ihr weismachen. „Das ist dein erstes Kind; unser erstes.“
Sie schüttelte den Kopf, während ihre Augen den Blickkontakt zu seinen nicht verloren, bevor sie schluchzend ihre Befürchtung kundtat. „Da stimmt was nicht.“

Draco konnte spüren, wie das Blut sein Gesicht verließ. Es war wie ein fühlbarer Wasserpegel in seinem Körper, der soeben rapide sank und eine frostige Kälte hinterließ. Würde er jetzt aufstehen, dann wäre es sehr wahrscheinlich, dachte Draco, dass er umfallen würde, weil sein Kreislauf nicht mehr mitmachen wollte. Er hatte Angst um Susan, Angst um das Kind; seine größte Sorge war, beide auf einmal zu verlieren.

„Wo sind die verdammten Heiler?“, fragte er laut und wütend in den Raum hinein.
Die Tür wurde aufgerissen. Seine Mutter betrat eilig Zimmer und führte einen Herrn und eine Dame hinein. Beide waren in limonengrünen Umhänge gehüllt, die das Hospitalslogo trugen: einen sich mit einem Zauberstab kreuzenden Knochen.
„Mrs. Malfoy“, sagte der Herr, der sich Susan näherte und Draco völlig ignorierte. „Mein Name ist Haig, das ist Heilerin Livingstone. Machen Sie sich keine Sorgen, wir werden Sie sofort untersuchen.“ Schon zückten beide ihre Zauberstäbe. „Mr. Malfoy“, sagte Heiler Haig, „wenn Sie bitte vom Bett wegtreten würden?“

Nur widerwillig verlieĂź Draco seine Frau und wie er es befĂĽrchtet hatte, sackte das Blut in seine Beine und ihm wurde schwindelig; er schwankte und schloss die Augen. Ein Veilchenduft war um ihn herum wahrzunehmen, als er sich in der sicheren Umarmung seiner Mutter wiederfand, die ihn nach drauĂźen fĂĽhrte.

Ein wenig bleich im Gesicht war auch Harry, der den Basilisk in Gedanken wieder und wieder mit dem Schwert von Godric Gryffindor attackierte, während er sich um Ginnys Leben sorgte. Der kaum verweste Kadaver der Riesenschlange erwies sich in der Kammer als einziger Schrecken. Weit weniger grausam war der sonst feuchte und durch die im Winter so niedrigen Temperaturen gefrorene Boden, der nun spiegelglatt war. Severus war der Erste gewesen, der sich seine Schuhsohlen heimlich rutschfest gezaubert hatte. Harry war erst auf diesen Gedanken gekommen, nachdem er ausgerutscht und sich auf den Allerwertesten gesetzt hatte, weswegen Hermine hatte kichern müssen.

Die riesige, tote Schlange betrachtend bemerkte Hermine deren Augen. „Um Himmels Willen!“, stieß sie aus, bevor sie sich eine Hand über den Mund hielt.
Harry erklärte unschuldig: „Das war ich nicht, das war Fawkes. Er hat dem Basilisk die Augen ausgepickt.“
„Was genau“, fragte Remus an Severus gerichtet, „möchtest du von dieser Kreatur mitnehmen?“
„Ich habe ein großes Interesse an den Giftdrüsen, die sich im Gaumen befinden.“
Mit weit aufgerissenen Augen sagte Hermine: „Aber dann müssen wir ja den Kopf aufbrechen!“
„Ganz recht“, erwiderte er trocken. „Wer geht mir zur Hand?“ Niemand riss sich darum, ihm helfen zu wollen. Hermine anblickend begann Severus mit den Worten: „Sie als meine Schülerin…“
Sie knurrte. „Oh ich wusste, dass das an mir hängen bleibt.“ Sie stellte sich an den Kopf der Schlange und fragte: „Was soll ich tun?“

„Warum ist der Basilisk so gut wie nicht verwest?“, fragte Harry staunend.
Severus, der bereits Hermine Instruktionen gegeben hatte, erklärte, während er mit seinem Zauberstab Haut und Fleisch bis zum Schädel des Tieres entfernte: „Ich weiß es nicht. Womöglich durch die Temperaturen hier unten? Oder durch die dicke, lederne Haut? Womöglich auch einfach durch das bisschen Magie, das solche Lebewesen innehaben. Es gibt auch Leichen von Menschen, die kaum oder extrem langsam verwesen. Das Phänomen hat verschiedene Ursache und manche von ihnen sind unerklärlich.“
Sich den Grund ihrer Reise in die Kammer des Schreckens vor Augen haltend murmelte Harry: „Pansy verwest auch nicht.“

Ein Knacken war zu hören, gleich darauf hörte man von Hermine ein lang gezogenes „bäh“. Severus hatte den oberen Kiefer des Tieres durchbrochen und ein stechender Gestank breitete sich aus, so dass sich Remus den Ärmel seines Umhangs vor die Nase hielt, während Harry die seine angeekelt rümpfte. Severus machte sich nun daran, die Giftdrüsen herauszutrennen, während Hermine dafür sorgte, dass diese nicht durch den gesplitterten Kiefer beschädigt werden würden. Immer wieder drehte sie ihren Kopf nach hinten, um Luft holen zu können. Der Gestank war unerträglich.

Nachdem Severus die erste wabbelige, gelblichgraue, faustgroße Drüse per Levitation vor sich schweben ließ, um sie kurz zu beäugen, sagte Harry angewidert, als er die ganzen schleimigen Windungen bemerkte: „Das sieht aus wie ein kleines Gehirn.“
„Ja, und es hat in etwa Ihre Größe, meinen Sie nicht?“ Severus warf ihm ein wohlwollendes Lächeln hinüber, was Harry gern erwidert hätte, wäre er nicht eben beleidigt worden.
„Das war nicht nett von Ihnen, Severus! Ich könnte jetzt oben bei Ginny sein, aber nein. Stattdessen hocke ich hier unten und schaue dabei zu, wie Sie irgendwelche ekelerregenden Organe aus dem Oberkiefer eines seit elf Jahren verfaulenden Kadavers herausbrechen, den Sie – nur nebenbei erwähnt – ohne meine Hilfe nicht einmal gefunden hätten und als Dank machen Sie sich auch noch über meine Intelligenz lustig.“ Harrys ruhige, wenn auch spöttische Art hatte seine Enttäuschung nicht im Geringsten überspielen können.
Mit einem gekonnten Augenaufschlag fixierte Severus seinen jungen Kollegen für einen Moment wortlos, als würde er abwägen, wie er reagieren sollte, bis er in neutralem Tonfall erwiderte: „Ich würde mich eher jetzt über Ihre Intelligenz lustig machen, Harry, denn ich hätte erwartet, dass Sie eine nicht ernst gemeinte Äußerung von einer wirklichen Beleidigung unterscheiden können.“
„Vielleicht passiert das nur“, begann Harry unschuldig klingend, „weil man manchmal einfach nicht weiß, ob Sie etwas ernst meinen oder nicht?“

Während Harry und Severus miteinander sprachen, hatten Hermine und Remus bereits die zweite Giftdrüse entfernt. Der Gestank rief bei Hermine einen Würgreflex hervor, weswegen Remus ein Glas herbeizauberte, in welchem er die Drüse unterbrachte. Auch die andere, die noch immer in Severus’ Nähe schwebte, ließ er ins Glas plumpsen, bevor er es luftdicht versiegelte.

Das Glas in den Händen haltend sagte Remus: „Severus?“ Nachdem der sich umgedreht hatte, hielt er ihm das Glas entgegen.
„Ah, wie aufmerksam von Ihnen, beide Organe sicher zu verstauen.“
Schmunzelnd scherzte Remus: „Ich dachte, es würde rein optisch viel besser zu den anderen schleimigen Dingen passen, die du so in deinem Büro zu stehen hast.“
Ein halbseitiges Grinsen war Severus’ Antwort gewesen.

Völlig unverhofft sagte Hermine: „Meine Mutter hat früher immer Marmelade selbst gekocht.“
Wie abgesprochen hoben alle drei ihre Augenbrauen, bevor Severus einwarf: „Das ist eine äußerst seltsame, aber interessante Assoziation, die Sie da haben.“
„Ich meine, wegen dem Glas. Sieht aus, wie… Ach, vergesst es.“
Remus kommentierte ihre Aussage nur mit einem Lächeln, bevor er Severus fragte: „Möchtest du das arme Tier noch mehr ausschlachten oder war’s das?“
„Vielleicht ein, zwei Zähne…“
„Severus“, unterbrach Hermine, „wozu sollten Sie die Zähne benötigen? Sie haben die Giftdrüsen, das reicht.“
Mit einem Schalk im Nacken sagte Harry, der einmal die ganze Länge der Schlange mit den Augen betrachtete: „Man könnte eine Menge Stiefel aus der Haut fertigen.“
„Vielleicht sollten wir auch einfach gehen?“, schlug Hermine vor, die nicht länger in der dunklen, übel riechenden Kammer verweilen wollte.

Als die vier sich umdrehten, um die Kammer zu verlassen, fiel ihr Blick fast gleichzeitig auf die dunklen Stellen auf dem Steinboden. Nachdem Harry sich geräuspert hatte, erklärte er, während er auf den großen Fleck deutete: „Das war das viele Blut, das aus Riddles Tagebuch geflossen ist, als ich es mit dem Zahn…“ Er stockte bei der Erinnerung, doch er lenkte von seinen eigenen Gefühlen ab und zeigte auf die kleinere Lache. „Das war mein Blut. Fawkes ist zum Glück rechtzeitig gekommen.“

Sich das Blut von den Händen zaubernd sagte Heiler Haig in beruhigendem Tonfall zu Susan: „Sie haben es bald geschafft, Mrs. Malfoy.“
Schwer atmend und durch den eigenen Schweiß pitschnass fragte Susan mit glasigen Augen und dünner Stimme: „Es ist alles in Ordnung?“ Der Heiler nickte, bevor er eine kleine Ampulle aus seiner Tasche zog. Das Nicken hatte ihr nicht als Antwort genüg. Sie war so voller Sorge, weswegen ihre Stimme an Kraft gewann, bevor sie laut wiederholte: „Es ist alles in Ordnung?“
„Ja“, sagte er wie aus der Pistole geschossen. „Er hatte sich nur die Nabelschnur um den Hals gelegt und konnte sich nicht anständig im Leib drehen. Das haben wir behoben. Es ist alles in Ordnung.“
„Er?“
Heiler Haig strich sich die silbernen Haare aus den Augen, bevor er lächelte. „Sie haben es sich nicht im Vorfeld sagen lassen? Es ist ein Junge und wie es aussieht, ein sehr ungeduldiger noch dazu.“
Die Worte musste Susan zunächst verarbeiten, bis endlich ein Gefühl in ihr wachgerufen wurde und das war in erster Linie Freude, gefolgt von Erleichterung. „Ein Junge!“ Sie strahlte über das ganze Gesicht. Ihre blassen Wangen bekamen auf der Stelle wieder Farbe. „Darf Mr. Malfoy hereinkommen?“
„Haben Sie das gar nicht bemerkt?“, fragte Heiler Haig und Susan runzelte daraufhin fragend die Stirn. „Vorhin war Mr. Malfoy bei uns im Zimmer. Sein Kreislauf ist momentan nicht sehr stabil. Heilerin Livingstone kümmert sich um ihn.“

Es klopfte leise und Susan hoffte, es wĂĽrde sich um ihren Mann handeln, doch es war ihre Schwiegermutter, die vorsichtig ins Zimmer lugte.

„Susan?“
„Ja?“
Mit graziösem Gang kam Narzissa auf sie zu und setzte sich aufs Bett. Mit angenehm sanfter Stimme teilte Narzissa ihr mit: „Deine Eltern sind unten, und zwei deiner Cousinen sind auch gekommen.“
„Sie haben Sie gerufen?“, fragte Susan. Narzissa nickte einmal, so dass Susan erleichtert „Danke“ hauchte. Sie fühlte sich gleich wohler, da sie nun wusste, dass auch ihre Mutter im Haus war. „Wie geht es Draco?“
Narzissa presste die Lippen zusammen, aber das amüsierte Lächeln konnte sie nicht überspielen, als sie sagte: „Es geht ihm so, wie es damals seinem Vater gegangen war, als er unterwegs gewesen war. Er leidet furchtbar mit dir mit und ist leichenblass.“
Susan musste schwach auflachen, doch sie hielt sich sofort eine Hand über den Mund. „Sagen Sie ihm bitte nicht, dass ich lachen musste.“
„Werde ich nicht“, versprach Narzissa, die zwar vorher nichts gesagt, durchaus aber geahnt hatte, dass Draco wie sein Vater nicht die Stärke besitzen würde, einer Geburt beizuwohnen.

Heiler Haig räusperte sich, um die Aufmerksamkeit der beiden Damen zu erlangen.

„Wenn Sie Heilerin Livingstone bitte hereinschicken würden, Mrs. Malfoy“, sagte er an Narzissa gerichtet. „Der Wehen-Zauber müsste gleich nachlassen. Ich denke, wir werden es bald überstanden haben.“
„Natürlich, Mr. Haig.“ Narzissa nahm Susans Hand und drückte ermutigend zu. „Hab keine Angst.“ Es waren nicht die Worte, sondern die besonnene Stimme einer Frau, die wusste, wovon sie sprach.

Im grünen Salon war Draco von Heilerin Livingstone dazu gedrängt worden, sich auf die Couch zu legen, damit er die Beine hochlegen konnte und er fühlte sich nach einigen Minuten tatsächlich besser, bis er übermütig geworden und aufgestanden war, was ihn gleich wieder in die Knie zwang.

„Bleiben Sie doch bitte liegen, Mr. Malfoy“, bat die Heilerin. „Glauben Sie, Sie wären Ihrer Frau in diesem Zustand eine Hilfe?“
„Ich komme mir so unnütz vor“, quengelte Draco schwächlich, denn er sah Sternchen vor seinen Augen tanzen und er litt unter Herzrasen.
„Trinken Sie das“, sie hielt ihm ein Fläschchen entgegen, „damit Ihr Blutdruck wieder in Schwung kommt.“
Die Tür öffnete sich und Narzissa trat herein. „Mrs. Livingstone? Mr. Haig bittet Sie hinauf. Er sagte, der Wehen-Zauber ließe bald nach.“
„Natürlich.“ Die Heilerin, eine kräftige, freundliche Frau Mitte vierzig, blickte zu Draco hinüber und sagte im Anschluss zu dessen Mutter: „Wenn Sie dafür sorgen würden, dass er wenigstens die nächsten zehn Minuten ruhig liegen bleibt?“ Narzissa nickte. „Ich bin dann mal oben.“ Und schon hatte Heilerin Livingstone den grünen Salon verlassen.

Nicht weniger aufgeregt schien Mrs. Bones zu sein, die die Hand ihres Mannes hielt und sie kräftig knetete – er ließ sie zähneknirschend gewähren –, während Susans rothaarigen Cousinen mütterlicherseits, die eine siebzehn, die andere sechs Jahre älter, im Raum umherliefen und sich einige Gegenstände betrachtete, weil sie nicht stillzusitzen vermochten.

„Wie geht es ihr?“, fragte Draco, der sich in eine sitzende Position bringen wollte.
„Bleib liegen, es geht ihr gut.“ Vorsichtshalber setzte sich Narzissa zu im auf die Couch, damit sie ihn davon abhalten konnte aufzustehen.
Mrs. Bones blickte Narzissa neugierig an. „Hat sie etwas gesagt?“
„Sie freut sich, dass Sie alle hier sind. Ich glaube, sie ist deswegen sehr erleichtert. Wir können etwas später auch gern nach oben ins Kaminzimmer gehen, dann sind wir ganz in Susans Nähe.“ Als Draco erneut einen Versuch machte aufzustehen, da presse Narzissa ihn mit einer Hand an seiner Brust zurück ins Polster der Couch und sagte nochmals: „Etwas später, Draco.“

„Etwas später?“, wiederholte Severus erbost, während er gerade dabei war, die soeben abgetrennten Schuppen der Schlangenhaut in einem herbeigezauberten Säckchen zu verstauen. „Warum später wiederkommen, wenn wir gleich die Chance ergreifen können, uns mit einigen extrem seltenen…“ Er verstummte und Hermine wurde skeptisch.
„Sie wollten doch nicht eben ’Trankzutaten’ sagen oder? Seit wann zählen die Schuppen eines Basiliken zu Trankzutaten?“, fragte sie eindringlich. Remus und Harry tauschen einen Blick aus und rollten mit den Augen.
„Vielleicht entdecken wir in den Schuppen interessante Substanzen, Hermine! Wir könnten die Ersten sein, die Basiliskenschuppen in einem hilfreichen Trank verarbeiten.“
„In einem Trank“, konterte Hermine, „den niemals jemand brauen können wird, weil keiner an diese – wie Sie so schön sagten – ’extrem seltene’ Zutat gelangen wird oder möchten Sie etwa die Schuld daran tragen, dass Tränkemeister und Zutatenhändler auf die dumme Idee kommen, Hühnereier von Kröten ausbrüten zu lassen, um einen Basilisk zu züchten?“
„Sie sehen das alles viel zu negativ“, murmelte er missgelaunt, ließ sich jedoch nicht bei seiner Arbeit stören.
„ICH sehe alles negativ? Das ist ja mal ganz was Neues…“ Sie ärgerte sich.
„Mir wird langsam wirklich kalt“, meckerte Harry.
„Es dauert nicht mehr lange.“ Sich zu Harry umdrehend fragte Severus: „Hatte Riddle erwähnt, ob es sich bei diesem Exemplar um ein Männchen oder ein Weibchen handelt?“
Harry blinzelte ein paar Mal. „Wie bitte?“
„Schon gut, ich seh selbst nach“, sagte Severus, bevor er langsamen Schrittes und mit wachen Augen etliche Meter an dem langen Kadaver entlangging, so dass Remus, Hermine und Harry einen Augenblick für sich hatten.

„Hör auf zu grinsen“, sagte Hermine zu Remus, der es so tief unter dem großen See zwar unangenehm kalt, die herrschende Stimmung jedoch erwärmend heiter fand.
„Warum? Ich finde es erfrischend“, konterte er freundlich lächelnd.
„’Erfrischend’ ist nicht das richtige Wort. Es ist verdammt kalt hier.“ Seinen Worten verlieh Harry Ausdruck, als er fröstelnd die Arme vor der Brust verschränkte.
„Wenn wir nicht bald gehen“, flüsterte Hermine, „dann will er womöglich noch einen Zahn mitnehmen. Oder noch schlimmer: das ganze tote Ding!“
„So viele leere Gläser hat er gar nicht“, widersprach Harry.
„Hast du eine Ahnung.“ Hermine verstummte, denn Severus kam zurück.
Auch wenn niemand die Information hören wollte, sagte Severus völlig begeistert: „Nichts! Keine Geschlechtsteile – nicht ein einziger Hemipenis!“
„Mit wie vielen haben Sie denn gerechnet?“, fragte Harry trocken und deutlich gelangweilt.
Mit dem bösen Blick, den er Harry zuwarf, hielt sich Severus nicht lange auf, denn er verkündete beschwingt: „Wir können gleich gehen, ich möchte nur noch einen Zahn aus dem Kiefer lösen.“

Man hörte, wie Remus schnaufte und er überspielte es mit einem dezenten Husten.

„Das Fehlen von Geschlechtsteilen“, begann Severus mit seiner lehrerhaften Stimme, „ist der beste Beweis dafür, dass diese Kreaturen sich tatsächlich nicht selbst fortpflanzen können. Sie entstehen aufgrund äußerst ungewöhnlicher Umstände.“ Man hörte ein lautes Krachen, als Severus mit Hilfe seines Zauberstabes den zweiten großen Zahn aus dem Oberkiefer löste – der andere fehlte, seit Harry damals den Basilisk bezwungen hatte. „Man darf annehmen, dass während des Ausbrütens des Hühnereis eine sehr bizarre Magiekonstellation entsteht, die immerhin kräftig genug ist, so ein magisches Wesen hervorzubringen.“ Stolz und mit funkelnden Augen betrachtete er den langen Giftzahn, den er endlich errungen hatte. „Möglicherweise ist es bei einem Phönix ähnlich? Harry, ist Fawkes tatsächlich männlich?“ Harry fühlte sich in die erste Klasse zurückversetzt, als Severus ihm absichtlich Fragen gestellt hatte, die er gar nicht hätte beantworten können. Unsicher hob und senkte er einmal die Schultern. „Dann sollten Sie vielleicht einmal nachsehen?“, empfahl Severus schmunzelnd. „Hat sich noch etwas in Bezug auf die Verdickung bei dem Vogel ergeben? Konnte Albus eine Vermutung äußern?“
„Nein, er meinte nur, dass Fawkes sich womöglich bald erneuern möchte.“
„Ah“, war Severus’ einziger Kommentar dazu.
Sich ein Seufzen nicht verkneifen könnend fragte Hermine müde klingend: „Können wir jetzt bitte gehen? Mir ist nach einem heißen Tee!“

Endlich, dachte Harry erleichtert, konnte er zurück in sein geheiztes Wohnzimmer, doch ihr Weg führte sie zunächst durch die engen Gänge zurück zum Abflussrohr, aus welchem Harry sich nach einer Viertelstunde als Erster herauszwängte.

„Es ist da!“, sagte Heiler Haig fröhlich, bevor er den verschmierten kleinen Körper des ruhigen Neugeborenen säuberte und die Atemwege mit einem Spruch befreite. Nach einigen Standarduntersuchungen verkündete Heilerin Livingstone, dass der Junge kerngesund wäre. Ohne Zutun begann das Neugeborene aus voller Lunge zu schreien, weswegen Susans Lächeln immer breiter wurde. Heiler Haig überreichte ihr nach einem Moment den Jungen, die ihn freudestrahlend entgegennahm und an ihre Brust drückte. Der Junge schluchzte nur noch einmal, bevor er sich beruhigte.
„Hallo du“, flüsterte sie ihm ins Ohr und er machte ein Geräusch, als hätte er Schluckauf. Sie streichelte ihm über den hellroten Flaum, der aus seinem Haupt spross.

Dass der Heiler und die Heilerin alles Mögliche säuberten und desinfizierten, davon bekam Susan gar nichts mit, doch nach einem Moment des inneren Friedens bat sie: „Würden Sie bitte meinen Mann holen?“ Heiler Haig nickte und ging hinaus, während Heilerin Livingstone bei Susan blieb und sie über die Dinge informierte, die heute noch auf sie zukommen würden.

Heiler Haig kam mit dem auffallend kränklich wirkenden Vater im Schlepptau zurück ins Zimmer.

So leise, als hätte Draco Angst zu sprechen, fragte er, nachdem er sich zu ihr aufs Bett gesetzt hatte: „Wie geht’s dir?“ Seine Augen wanderten von den ihren zu dem Säugling auf ihrer Brust und allein der Anblick verbannte viele der schlimmen Erinnerungen aus seinem Leben, um sie nun durch neue und viel schönere ersetzen zu wollen.
„Uns geht es gut“, antwortete sie, ohne zu wissen, dass sie dem Drang verfallen war, auch für das Kind zu sprechen. „Es ist ein Junge“, flüsterte sie gleich im Anschluss. Dracos Lippen begannen zu zittern. Zaghaft und ehrfürchtig streckte er eine Hand nach dem kleinen Kopf aus.
Selig lächelnd bemerkte Draco: „Er ist so runzelig.“
Heilerin Livingstone erklärte unaufgefordert: „Das ist bei allen Neugeborenen so, aber das geht bald zurück und die Haut wird sich glätten.“ Sie lächelte und scherzte: „Wenn Sie zu lange in der Badewanne gelegen haben, dann ist Ihre Haut sicherlich auch runzelig.“

Mit nur einem Ohr hatte Draco zugehört, denn er streichelte jede erreichbare Stelle des kleinen Jungen, der erschöpft auf seiner Mutter liegend eingeschlafen war.


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Wenn man wie ich über Böses schreibt und wenn einer der beschriebenen Figuren im Grunde ein Psychopath ist, hat man die Pflicht, das wirklich Böse zu zeigen, nämlich, dass Menschen getötet werden.
Joanne K. Rowling