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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Heiligabend

von Muggelchen

„Wie bin ich ins Bett gekommen?“, fragte Draco in den Raum hinein, nachdem er sich am nĂ€chsten Morgen gestreckt hatte.
Noch immer mĂŒde, aber dennoch gut gelaunt antwortete Susan, wĂ€hrend sie sich den Schlaf aus den Augen rieb: „Du hast gestern Abend noch mit ein paar der ĂŒbrigen GĂ€ste BrĂŒderschaft getrunken. Ich vermute“, sie streckte sich ihm entgegen und gab ihm einen Kuss auf die Lippen, „dass du Alkohol einfach nicht so gut vertrĂ€gst.“
„Ich vertrage Alkohol“, rechtfertigte er sich.
„Das mag sein, aber nach zwölf GlĂ€sern Feuerwhisky wĂŒrde ich auch nicht mehr wissen, wie ich ins Bett gekommen bin.“
Mit Reue in der Stimme entschuldigte er sich. „Es tut mir Leid, dass der Abend so
“
„Nein Draco, keine Sorge. Es war ein schöner Abschluss.“ Sie gab ihm erneut einen Kuss und strahlte breit. „Und außerdem hast du jetzt zwölf neue Freunde.“
„
an die ich mich leider nicht erinnern kann. Warum habe ich keinen Kater?“ Er legte eine Hand vorsichtig an die Stirn, als wĂŒrde er erwarten, dass jeden Moment der dumpfe Kopfschmerz beginnen mĂŒsste.
„Zaubertrank“, war ihre knappe Antwort gewesen. Sie setzte sich im Bett auf, was wegen ihres runden Bauches eine langwierige Prozedur darstellte, lehnte sich an das Kopfende und fragte: „Was hast du gestern eigentlich so lange mit Ron besprochen? Es sah sehr ernst aus.“
„Ach“, winkte er ab, „er hat mir nur erzĂ€hlt, dass der Sponsor von seinem Verein jetzt doch abgesprungen ist. Ich habe einiges Internes erfahren.“
„Mmmh“, machte Susan, die diese Information nur zur Kenntnis nahm, denn Quidditch war nicht eines ihrer bevorzugten GesprĂ€chsthemen. „Ich könnte jetzt ein FrĂŒhstĂŒck vertragen.“
„Ich mach eines“, sagte Draco, sprang vom Bett und zog sich den Morgenmantel ĂŒber.

Er brauchte nicht bis in die KĂŒche zu gehen, denn nachdem er aus dem Schlafzimmer getreten war, fand er ein Tablett vor, welches seine Mutter auf dem Couchtisch im Wohnzimmer abgestellt und mit einem Zauber versehen haben musste, damit der Kaffee heiß und der Saft kalt bleiben wĂŒrde. Selbst den Tagespropheten hatte sie gefaltet zwischen die Teller gelegt. Mit dem Tablett in der Hand ging er zurĂŒck ins Schlafzimmer.

„Das ging aber schnell“, staunte Susan verdutzt.
„Ich kann zaubern, schon vergessen?“, scherzte er. Gleich im Anschluss teilte er ihr seine Vermutung mit. „Meine Mutter muss es zubereitet haben.“
„Das ist aber lieb.“ Sie half ihm mit dem Tablett, damit er wieder ins Bett steigen konnte. „FrĂŒhstĂŒck im Bett. Das hatte ich bisher nur, wenn ich krank war.“
„Das wirst du jetzt öfters haben, wenn du möchtest“, versprach er.

WĂ€hrend Draco die GetrĂ€nke einschenkte, nahm sich Susan den Tagespropheten, was Draco aus den Augenwinkeln beobachtete. Als sein Blick auf die Schlagzeile fiel, drehte er seinen Kopf, um sie richtig lesen zu können und dann sog er erschrocken Luft ein. Die Schlagzeile lautete: „Traumhochzeit bei den Malfoys“. Die Überschrift verschwand und wurde ersetzt durch: „Mit gutem Beispiel voran.“

Ein Kloß bildete sich in Dracos Hals, doch den schluckte er hinunter, bevor er aufgebracht zeterte: „Was fĂ€llt denen ein? Ich lasse nicht zu, dass diese Schmierfinken unsere Hochzeit in den Schmutz ziehen!“
„Jetzt bleibt doch mal ganz ruhig, Draco“, sagte sie mit besĂ€nftigender Stimme, doch er war bereits aus dem Bett gesprungen, um nun erregt auf und ab zu laufen. „Lass mich den Artikel erst einmal lesen, ja?“, bat sie. „Vielleicht ist der ja ganz nett geworden.“ Er blieb abrupt stehen und blickte sie unglĂ€ubig an.
„Das wĂ€re das erste Mal, dass ein Artikel vom Tagespropheten ĂŒber die Malfoys ’nett’ wĂ€re. Allein schon die Schlagzeile ’Mit gutem Beispiel voran’ regt mich auf.“
„Lass ihn mich lesen! Komm ins Bett und wir frĂŒhstĂŒcken dabei zusammen.“

Nur widerwillig kam er ihrer Aufforderung nach. Immer wieder warf er einen Blick zur Seite, wo Susan den Artikel las, doch die Schrift war so klein, dass er kein einziges Wort erkennen konnte.

Nachdem sie fertig war, lĂ€chelte sie und sagte: „Ein schöner Artikel!“ Weil er sie unglĂ€ubig anblickte, versicherte sie ihm: „Wirklich, lies doch selbst.“

Er las ihn und entgegen seiner Vermutung war der Artikel nicht verletzend, wenn auch in Bezug auf andere ReinblĂŒter sehr kritisch. Die zweite Schlagzeile bezog sich nĂ€mlich auf jene Familien, die ihr Blut noch immer auf Biegen und Brechen rein halten wollten. Durch die Hochzeit mit Susan distanzierte die Familie Malfoy sich von diesen Leuten.

„Hast du mal gelesen, von wem der Artikel ist?“, fragte Susan vorsichtig. Ganz unten stand der Name des Journalisten – in diesem Falle der Journalistin. Draco wusste nicht, ob er es gutheißen sollte, dass Luna Lovegood seine Hochzeit auch fĂŒr die Erstellung eines Artikels benutzt hatte. Andererseits hatte sie ihn und seine Familie in ein gutes Licht gerĂŒckt.

„Komm, leg den Tagespropheten weg und mach dir keinen Kopf. Morgen wird kein Hahn mehr danach krĂ€hen.“ Sie griff nach der Zeitung und warf sie achtlos hinter das Fußende, bevor sie ihn zu sich zog und einen Kuss stahl.

WĂ€hrend Draco und Susan eine kleine Pause wĂ€hrend ihres FrĂŒhstĂŒcks einlegten, schob Lucius den bereits leeren Teller von sich, um sich die Kaffeetasse heranzuholen. Drei Tassen Kaffee zum FrĂŒhstĂŒck mussten schon sein, aber zur letzten Tasse fehlte etwas, das Marie sonst nie vergessen hatte. Kaum hatte er an die Schwester gedacht kam sie auch schon ins Zimmer, um das Tablett abzuholen.

„Marie, dĂŒrfte ich um die Morgenzeitung bitten?“, fragte er galant, ohne ihr unter die Nase zu reiben, dass sie heute sehr vergesslich schien.
„Ähm, ja“, sagte sie verlegen wirkend.

Sie verließ den Raum, um bis auf die eine Tasse das Geschirr wegzubringen, um kurze Zeit spĂ€ter mit dem Tagespropheten zurĂŒckzukommen. Sie hatte ihn gefaltet auf den Tisch gelegt, nur um sofort wieder zu verschwinden. Über das Verhalten der Schwester machte er sich keine Gedanken. Er wusste ja, dass sie sich um Miss Parkinson kĂŒmmern musste, was in seinen Augen eine grauenvolle und zudem mĂŒhselige Arbeit sein musste und womöglich der Grund fĂŒr Maries flatterhaftes Verhalten war. Gelassen lehnte er sich zurĂŒck und warf einen Blick auf die heutige Schlagzeile.

Die Schrift und das Bild schienen ihn mit einem Petrificus Totalus verhext zu haben, denn fĂŒr lange Zeit konnte er ausschließlich seine Augen bewegen. Der Mund stand ihm offen und die Augen waren weit aufgerissen, die immer wieder den Aufmacher ĂŒberflogen sowie das Bild, auf welchem ein BrĂ€utigam die Braut kĂŒsste; sein Sohn das Halbblut kĂŒsste. Das unangenehme GefĂŒhl in seiner Brust ließ langsam nach, als er sich erneut vor Augen hielt, dass niemand ihm fĂŒr die Taten seines Sohnes das Fell ĂŒber die Ohren ziehen wĂŒrde. Trotzdem raste sein Puls, wĂ€hrend er den Artikel zu lesen versuchte, was sich als sehr schwer herausstellte, denn in Gedanken stellte er bereits Szenarien vor, die sich abspielen könnten, sollte er seinem Sohn in Zukunft einmal leibhaftig gegenĂŒberstehen.

Einerseits empfand er Wut, weil Draco nichts von alledem, was er ihm im Laufe der Erziehung an Werten zu vermitteln versucht hatte, zu beherzigen schien, doch auf der anderen Seite war er erleichtert, dass die Familie Malfoy nicht mit einem unehelichen Kind gestraft worden war. Auf der nĂ€chsten Seite fand Lucius einige bewegte Bilder von der Hochzeitsfeier, die ganz im Stil der Malfoys sehr prĂ€chtig gewesen sein musste. Den aufkommenden Stolz darĂŒber unterband er, als er sich den grĂŒnen Salon betrachtete, der so anders, aber noch immer heimisch wirkte. Beim Anblick einiger der GĂ€ste empfand er großes Bedauern, dass er selbst nicht anwesend gewesen war.

Mit einem Male verflog all sein Unmut ĂŒber die Hochzeit, als sein Blick auf Narzissa fiel. Seine Gattin wirkte auf einem der Bilder sehr allein und traurig und er stellte sich vor, wie das Foto zu dem Artikel wohl ausgesehen hĂ€tte, wenn er hinter Narzissa gestanden hĂ€tte, mit einem Arm um ihre schlanke HĂŒfte gelegt und mit seinem Mund dich an ihrem Ohr, um ihr zuzuflĂŒstern, dass ihr Anblick eine wahre Augenweide darstellte.

Noch einen Moment lang das Bild von Mrs. Malfoy betrachtend legte Meredith, die mit den Lehrern am FrĂŒhstĂŒckstisch saß, den Tagespropheten zur Seite. Sie unterhielt sich mit Gordian angeregt darĂŒber, wie schön es gestern gewesen war.

Eine graue Posteule brachte Harry einen Brief, der von den Hauselfen und deren Magie fĂŒr „Àußerst sicher“ eingestuft worden war. Severus, der direkt neben Harry saß, hatte sich heute dazu aufgerafft, gemeinsam mit seinen Kollegen und den verbliebenen SchĂŒlern das FrĂŒhstĂŒck einzunehmen. Ihm gegenĂŒber saß Remus, der weiterhin in Hogwarts bleiben musste, weil Hogsmeade noch immer von Auroren abgeriegelt war.

Vorn auf dem Umschlag erkannte Harry neben der Adresse, die mit einer Schreibmaschine verfasst worden sein musste, sofort eine Briefmarke, was völlig untypisch fĂŒr die Zaubererwelt war, da man hier nicht frankieren musste. Man bekam beim Postamt einfach keine Eule, wenn man fĂŒr sie nicht auch zahlen wĂŒrde. Warum eine Briefmarke, fragte sich Harry. Es konnte sich nur um ein Schreiben aus der Muggelwelt handeln, dachte er, dem plötzlich eine GĂ€nsehaut den RĂŒcken hinunterlief. Die einzigen Menschen, die ihm aus der Muggelwelt schreiben wĂŒrden, waren seine Verwandten. Es musste ein Brief von den Dursleys sein.

Harry stöhnte genervt, wĂ€hrend er weiterhin auf die Briefmarke starrte, so dass Severus hĂ€misch fragte: „Was denn? Haben Sie da etwa Fanpost bekommen, die es auf unerklĂ€rliche Weise geschafft hat, sich bis zu Ihnen persönlich durchzukĂ€mpfen?“

FĂŒr einen Moment starrte Harry seinen Kollegen fassungslos an, doch gleich darauf wurden seine Augen wieder sanfter, als ihm klar wurde, dass Severus wie ĂŒblich nur eine seiner sarkastischen Bemerkungen gemacht hatte, mit denen er in der Regel sehr gut umgehen konnte. Es war ihre Art der Kommunikation. Der Mann neben ihm wĂŒrde immer Severus Snape bleiben, der seine Mitmenschen mit bösartigen Randbemerkungen bedachte, aber irgendwann, wenn man das GlĂŒck hatte, den Mann hinter Professor Snape erblicken zu dĂŒrfen, dann wĂŒrde man seine Boshaftigkeit durchschauen können. Severus kommunizierte ĂŒber seinen Sarkasmus. Trotzdem er stichelnde Bemerkungen von sich gab, ließ er einen spĂŒren, dass er im gleichen Moment die Gesellschaft hoch schĂ€tzte. Harry hörte aus Severus’ kleinen Beleidigungen immer öfter heraus, dass der es nicht ernst meinte. Remus und Hermine erging es ganz Ă€hnlich wie ihm selbst, rief sich Harry ins GedĂ€chtnis zurĂŒck. Beide hatten erkannt, dass hinter Severus’ Böswilligkeiten nur selten der Drang nach Verletzung steckte. Severus war halt so, wie er war. Wenn er jemanden an sich heranlassen wollte, wurde sein Sarkasmus mit der Zeit milder, fast sogar einladend freundlich. Hermine kam mit ihrem ZaubertrĂ€nkemeister gut aus. Wenn sie gut gelaunt war, benutzte sie Severus’ eigene Art, um sich mit ihm zu unterhalten.

„Nein“, erwiderte Harry, nachdem er endlich seine Gedanken geklĂ€rt hatte, „schön wĂ€r’s, wenn es nur Fanpost wĂ€re.“ Er strich sich ĂŒber die Stirn und derweil entging Severus nicht, dass Harry seine Narbe berĂŒhrte. „Es ist
 Ach, ich habe langsam die Nase voll von denen“, nörgelte Harry enttĂ€uscht klingend und er war froh, dass ihm momentan niemand außer Severus Aufmerksamkeit schenkte.
„Was haben Sie? Von wem ist der Brief, wenn nicht von einem Ihrer treuen Fans?“, fragte Severus mit verhaltener Stimme, was Harry vor Augen fĂŒhrte, dass Severus ihn nicht Ă€rgern wollte. Der Sarkasmus fehlte.

Es war Harry mit der Zeit aufgefallen, dass es gewisse Abstufungen in Severus’ Äußerungen gab, denen ganz besondere Eigenarten zuzusprechen waren. So sagte Severus manchmal etwas Gemeines, aber er lĂ€chelte dabei; nie mit dem Mund, sondern mit den Augen, zumindest seitdem deren Farbe braun war. Über einen hochgezogenen Mundwinkel war sein Ă€lterer Kollege sehr selten hinausgekommen, aber die Augen stellten viele von Severus’ GefĂŒhlen zur Schau.

Manchmal, wie eben, fehlte das Augenrollen, dachte Harry, das genervte KopfschĂŒtteln oder das verachtende Schnauben. Die nasale Untermalung der Boshaftigkeit unterzeichnete oftmals Severus’ Vorsatz, jemanden wirklich tief verletzen zu wollen – die BestĂ€tigung, dass er seine Bemerkung hundertprozentig ernst gemeint hatte, was richtig wehtun konnte. Jetzt eben, als Severus seine Verachtung ĂŒber Harry und seine Fanpost geĂ€ußert hatte, da fehlte all das. Severus wollte nur kommunizieren und auf seine Art ein GesprĂ€ch beginnen, welche mittlerweile oftmals sehr nett enden konnten, doch so ein Moment war selten. Severus ließ sich nur mit Bedacht auf vertraute GesprĂ€che ein. Harry und Hermine stellten in diesem Sinne die beiden „Neuen“ dar, die Severus auf diese Weise seine PrivatsphĂ€re hatte durchbrechen lassen.

„Von den Dursleys“, antwortete Harry nach einer ganzen Weile leise.
Mit einem Hauch Sorge in der Stimme, was Harry sehr wohl aus eigentlich garstigen Bemerkungen heraushören konnte, sagte Severus: „Ich habe von Albus gehört, dass die Dursleys Ihnen niemals – ob Sie es verdient hĂ€tten oder nicht, wĂ€re eine andere Sache – viel Respekt entgegengebracht hatten.“
’Okay’, dachte Harry und seufzte, ’das war jetzt doch etwas gemein.“
Doch kaum hatte er zu Ende gedacht, hörte er Severus fragen: „Warum also der Brief?“ Das ehrliche Interesse war herauszuhören, denn Severus hatte zu Anfang durchaus bemerkt, dass ihm dieser Brief zu schaffen machte.

Einmal tief durchatmend erklĂ€rte Harry ihm: „Die schicken mir immer...“, er seufzte erneut, nur viel kraftloser. Was er bisher nur Ron und Hermine erzĂ€hlt hatte, wollte er jetzt auch Severus anvertrauen. „Ich habe ihnen damals von der Schule aus zu Weihnachten einen Brief geschrieben, auch wenn ich sie nicht ausstehen konnte. Ich habe mich wirklich nett ausgedrĂŒckt und nur wenig von Hogwarts selbst berichtet, weil ich ja wusste, dass sie da in die Luft gehen wĂŒrden. Ich habe einfach von mir erzĂ€hlt, wie es mir hier geht, wie die Menschen heißen, die ich kennen gelernt habe
“
Um aufzuheitern unterbrach Severus wieder etwas spitz und spielte auf die Zeit in der Schule an, in der sich beide abgrundtief verabscheut haben: „Etwa auch von mir?“ Severus schmunzelte, bevor er einen Schluck Kaffee nahm.
„Ja, auch von Ihnen, Severus“, antwortete Harry lĂ€chelnd. „Waren nicht immer nette Dinge gewesen, aber ich habe Sie auch als Lehrer erwĂ€hnt, nicht aber das Fach, das sie unterrichten. Das hĂ€tte ich wiederum nicht erwĂ€hnen dĂŒrfen. Ich habe meine WeihnachtsgrĂŒĂŸe ĂŒbermittelt und geschrieben, dass ich hoffe, es wĂŒrde allen gut gehen. Na, wie man das halt so schreibt, ohne jemanden auf den Fuß treten zu wollen. Das wollte ich auch gar nicht. Es war immerhin Weihnachten.“ Harrys LĂ€cheln verblasste nur kurz, aber dann ĂŒberwand er sich und erzĂ€hlte: „Sie haben mir auf meinen Brief hin eine Notiz geschickt, auf der stand: ’Wir haben deine Nachricht erhalten und fĂŒgen dein Weihnachtsgeschenk bei.’ Anbei lag ein Zettel, auf den sie mit Tesafilm 50 Pence geklebt hatten.“ Jetzt war Severus wirklich schockiert; seine Maske war gefallen, denn er zog die Augenbrauen zusammen und blickte ihn echauffiert an.

Nachdem Harry wegen der Erinnerung daran einmal den Kopf schĂŒtteln musste, schilderte er: „Am meisten hat es geschmerzt, dass nicht einmal Tante Petunia wenigstens ’Frohe Weihnachten’ gewĂŒnscht hat. Das wĂ€re sogar ein kĂŒrzerer Satz gewesen als das, was sie mir geschrieben hatten. Es hat auch wehgetan, dass ihnen ein Geschenk fĂŒr mich nicht mehr als 50 Pence wert war, aber dass sie nicht einmal zwei Worte geschrieben haben
 nicht einmal das!“

Die Erinnerung daran, unerwĂŒnscht und ungeliebt zu sein, kam wieder in Harry auf und sie schmerzte ihn. Diese Gedanken an frĂŒher beiseite schiebend wollte Harry wieder aufgeheitert wirken und er erklĂ€rte seinem Ă€lteren Kollegen daher belustigt: „Sie haben mir auch mal ein Papiertaschentusch geschenkt und ein anderes Mal einen Zahnstocher. Eines muss man ihnen lassen: Sie haben zumindest Dinge verschenkt, die man gebrauchen konnte.“
Harry lachte kurz auf, aber Severus hielt seine ernste Miene, als er fragte: „Warum öffnen Sie diese Post, wenn Sie mit solcherlei Dingen rechnen können?“
Mit den Schultern zuckend erwiderte Harry: „Ich weiß nicht. Die Hoffnung, dass eines Tages ein Brief kommen könnte, aus dem ich herauslesen kann, dass sie mich doch ein klein wenig vermissen wĂŒrden? Sie haben Recht, Severus. Ich sollte das gar nicht mehr öffnen und diese Vergangenheit hinter mir lassen und doch
 Was, wenn es etwas Wichtiges ist? Es könnte ja jemand gestorben sein und das hier ist die Einladung zur Beerdigung?“
„Ich an Ihrer statt wĂŒrde den Brief auf der Stelle verbrennen oder besser noch mit einem Fluch belegen und ihn zurĂŒckschicken, so dass Ihre Verwandten niemals wieder auf die Idee kommen, sich Ihnen gegenĂŒber eine solche Frechheit zu erlauben!“ Severus war nicht erfreut und der Rat mit dem Fluch war völlig ernst gemeint.
„Ach, was soll’s. Ich mach ihn auf. Mit was wollen die mir schon denn schon einen Stich versetzen? Ich habe nichts mehr mit ihnen zu tun und mir kann es egal sein, was sie schreiben oder schicken, richtig?“, fragte Harry und riss den Brief auf.

Severus beobachtete, wie Harry den Brief entnahm und entfaltete. Es dauerte nicht lange, da faltete Harry den Brief wieder zusammen. Weil Harry krĂ€ftig schlucken musste, fragte Severus besorgt: „Was schreiben sie?“ Es war nicht zu ĂŒbersehen, dass Harry von dem Brief gekrĂ€nkter war als von irgendeiner von Severus’ Sticheleien. Harry antwortete nicht, hielt ihm aber den Brief entgegen, den Severus an sich nahm und entfaltete, um sich selbst ein Bild von der wahrscheinlichen DemĂŒtigung zu machen.

Links oben stand keine Anrede, aber nach einem freien Platz, wo sie hĂ€tte stehen mĂŒssten, sah man – wie es sich gehörte –, ein Komma. Die Mitte des Blattes war komplett leer, nur noch ganz unten, wo sich in der Regel die Abschiedsformel befand, standen zwei Worte: „Bleib fern“. Ganz unten klebte eine Freikarte fĂŒr eine sportliche Veranstaltung in der Muggelwelt – sie war gĂŒltig bis Juni dieses Jahres gewesen. Das war Harrys Weihnachtsgruß von seinen Verwandten; von Menschen, die sehr gut zu wissen schienen, wie Sarkasmus in seiner verletzendsten Art anzuwenden war. Sie hatten ihm sehr deutlich gemacht, dass sie ihn verabscheuten. Anstatt Harry jedoch einfach in Ruhe zu lassen und nie mehr Kontakt mit ihm zu suchen, quĂ€lten sie ihn mit unnĂŒtzen Geschenken, die dazu noch aussagten, dass er ihnen völlig egal war.

„Nett oder?“, fragte Harry mit Wehmut in der Stimme. „Geht schon ewig so. Nur vorletztes Jahr, da habe ich ihr PĂ€ckchen nicht aufgemacht und gleich verbrannt. Da wollte ich wirklich nichts mit ihnen zu tun haben.“ Harry schĂŒttelte ernĂŒchtert den Kopf. „Ich glaube, es ist mein Cousin, der sich daraus einen Spaß macht. Meine Tante hatte frĂŒher nie eine Schreibmaschine benutzt. Vielleicht wissen sie gar nicht, dass ihr Sohn die ’alte Tradition’ mit den Weihnachtsgeschenken an mich fortfĂŒhrt. Er hat mich damals am meisten damit aufgezogen, mich wiederholt gefragt, ob mir ’mein Geschenk’ gefallen hĂ€tte. Ich denke er war es, schon wegen der Freikarte fĂŒr den Boxkampf. Er ist nĂ€mlich Boxer.“
„TatsĂ€chlich? Welche Gewichtsklasse?“
„Nilpferd“, entgegnete Harry trocken.

Die Unterhaltung wurde unterbrochen, als Ginny, die zuvor noch Nicholas versorgt hatte, die große Halle betreten und sich neben Harry an den Lehrertisch gesetzt hatte.

„Guten Morgen alle zusammen“, sagte sie freundlich in die Runde. Als sie sich umschaute, sah sie nur Professor Sprout, Meredith und Gordian, Madam Pomfrey, Hagrid und natĂŒrlich Harry und Professor Snape. „Wo ist Professor McGonagall?“, wollte Ginny wissen.
„Sie war heute noch nicht hier“, antwortete Professor Sprout mit fröhlichem Gesichtsausdruck. „Geht es um etwas Wichtiges?“
„Nein, ich wollte ihr nur dazu gratulieren, dass sie den Brautstrauß gefangen hat“, sagte Ginny mit einem zufriedenen LĂ€cheln, weil sie sich noch gut daran erinnern konnte, wie ihre Lehrerin fĂŒr Verwandlung gestern so perplex gewesen war, wĂ€hrend der ganze Saal gejubelt hatte.

WĂ€hrend des FrĂŒhstĂŒcks hörte Harry aufmerksam zu, als sich Meredith und Gordian ĂŒber spĂ€tere Berufe unterhielten. Sich in das GesprĂ€ch einmischend fragte Harry: „Was möchten Sie spĂ€ter mal werden, Mr. Foster?“
Wie aus der Pistole geschossen antwortete Gordian: „Auror!“
Harry lĂ€chelte, denn den gleichen Wunsch hatte er auch einmal gehabt. „Und Sie, Miss Beerbaum?“
„Ich wĂŒrde gern Sicherheitstrolle ausbilden.“
Bevor Harry nachfrage konnte, warf Gordian ein: „Das ist doch viel zu gefĂ€hrlich!“
„Ach und Auror ist etwa kein gefĂ€hrlicher Beruf?“, konterte sie.

Die kleine Meinungsverschiedenheit erinnerte Harry an das gestrige GesprĂ€ch, dass er mit seinem Patenonkel gefĂŒhrt hatte, so dass er sich an Ginny wandte und wissen wollte: „Was möchtest du spĂ€ter eigentlich machen?“
„Ich denke, ich mache es Ron gleich. Ich habe jetzt zwar lange nicht mehr gespielt, aber Quidditch ist definitiv meine Bestimmung“, sagte sie breit lĂ€chelnd. Ein wenig skeptisch werdend fragte Ginny gleich im Anschluss: „Warum wolltest du das wissen?“
Er hob und senkte einmal die Schultern, bevor er erwiderte: „Sirius gefĂ€llt es nicht, dass Anne arbeiten geht und er meinte, ich sollte noch VOR unserer Hochzeit mit dir das Thema klĂ€ren.“
„Wieso gefĂ€llt es ihm nicht, dass sie arbeiten geht? Sie zĂ€hmt keine Trolle und jagt keine Verbrecher – sie stellt harmlose HĂŒte her!“ Ginny klang gleichermaßen erbost und verblĂŒfft.
„Wie es aussieht“, hörte Harry seinen anderen Tischnachbarn sagen, so dass er Severus anblickte, „fruchtet bei Ihrem Patenonkel die Erziehung, gegen die er sich immer zur Wehr setzen wollte. Soweit ich darĂŒber informiert bin, hat nĂ€mlich keine der Damen aus dem Hause Black jemals auch nur einen Finger gekrĂŒmmt.“
Die Lippen spitzend sagte Harry nachdenklich: „Vielleicht sollte ich ihm das einfach mal unter die Nase reiben? Er hat sich bisher gegen alles gestrĂ€ubt, das seine Eltern fĂŒr richtig gehalten hatten.“
Wieder an Ginny gewandt fragte Harry: „Hast du eigentlich den Tagespropheten schon gelesen?“
„Nein, aber Luna hat mir gestern schon erzĂ€hlt, dass sie einen Artikel ĂŒber die Hochzeit schreiben möchte.“
„Warum aber fĂŒr den Tagespropheten?“, wollte Harry wissen. „Sie hatte doch neulich ein VorstellungsgesprĂ€ch bei der Muggelpost.“
„Richtig, aber sie hat dort bisher keine feste Zusage bekommen. Sie ist momentan noch immer freie Journalistin. Den Artikel hat sie extra verfasst, damit die von der Muggelpost sie so schnell wie möglich unter Vertrag nehmen, damit sie nicht noch mehr solcher guten Themen bei der Konkurrenz veröffentlicht.“
Schmunzelnd sagte Harry: „Luna ist raffiniert!“
„Da kannst du Gift drauf nehmen!“

Weder Albus und Minerva noch Hermine hatten sich zum gemeinsamen FrĂŒhstĂŒck in der großen Halle eingefunden. Harry vermutete, dass Hermine entweder ausschlief oder etwas ausheckte. Remus selbst war zwar zum FrĂŒhstĂŒck erschienen, beteiligte sich jedoch an keinem GesprĂ€ch, was auch an der möglichen Auseinandersetzung liegen konnte, die er vermutlich gestern mit Severus und Linda gehabt hatte, sofern man Hermines Schilderungen deuten konnte. Und als hĂ€tte jeder am Tisch seine Gedanken vernehmen können, sagte Pomona freudestrahlend an Severus gerichtet: „Haben Sie gestern auch Linda Harket gesehen, Professor Snape?“
„Sie heißt jetzt mit Nachnamen Harrison“, erwiderte er, womit er indirekt auf die Frage geantwortet hatte.
Poppy, die die ehemalige SchĂŒlerein natĂŒrlich kannte, fragte erstaunt: „Nein, was Sie nicht sagen, Professor Sprout. Wie geht’s ihr?“

Neben sich bemerkte Harry, dass Severus die Serviette an den Tellerrand legte, obwohl er mit dem FrĂŒhstĂŒck noch nicht fertig war. Poppys und Pomonas Erinnerungen an den damaligen Unfall am See frischten auf und das GesprĂ€ch ĂŒber die ehemalige SchĂŒlerin wurde detaillierter, so dass Severus noch einen Schluck Kaffee zu sich nahm, bevor er sich erhob und die Halle verließ, damit man ihn nicht in ein GesprĂ€ch verwickeln konnte, an dem er sich ganz offensichtlich nicht beteiligen wollte.

Mit dem FrĂŒhstĂŒck war Hermine seit Stunden fertig, denn sie hatte es in ihrem Zimmer eingenommen, wĂ€hrend sie vom Balkonfenster aus auf die verschneite Landschaft geschaut hatte, die im Licht der aufgehenden Sonne malerisch vertrĂ€umt aussah, als wĂ€re sie einer Ansichtskarte entsprungen. Ihr nĂ€chster Weg hatte sie in GewĂ€chshaus Nummer vier gefĂŒhrt – eine Stunde, bevor das FrĂŒhstĂŒck in der großen Halle beginnen wĂŒrde. Mit Fellini an ihrer Seite hatte sie erst die Orchideen bewundert, die Neville und Pomona fĂŒr Severus und Poppy gezĂŒchtet hatten. Einige von ihnen waren schon geschnitten worden. Ihre Pflanzen fand Hermine in der von Neville genannten Ecke. Dank seines außergewöhnlichen DĂŒngers war der Liebstöckel ĂŒber zweieinhalb Meter hoch gewachsen. Nicht die aromatischen BlĂ€tter, die als GewĂŒrz in der MuggelkĂŒche dienlich waren und auch nicht Wurzel, die in der Pflanzenheilkunde Verwendung fanden, waren das, nach was Hermine Ausschau hielt. FĂŒr ihre Pastillen benötigte sie die lĂ€ngliche braune Frucht, die sich Muggel eher selten zunutze machten. Die begehrte Zutat war Dank der guten Pflege grĂ¶ĂŸer als ĂŒblich, weswegen Hermine nicht alle der fast ein Zentimeter großen FrĂŒchte aus ihrem Schutzmantel pulte.

Das Echte Johanniskraut, die Sorte, die Hermine fĂŒr ihre Pastillen benötigte, war nur zwanzig Zentimeter hoch; damit war es trotzdem höher als wild wachsendes. Sie riss eines der grĂŒnen BlĂ€tter ab und hielt sie gegen das Licht. Viele helle Punkte waren zu sehen und es wirkte so, als hĂ€tte jemand mit einer dĂŒnnen Nadel Löcher in das Blatt gepiekt, aber es handelte sich dabei nur um die ÖldrĂŒsen der Pflanze; Öl, welches Hermine mit ein paar ZaubersprĂŒchen aus den BlĂ€ttern schnell zu lösen vermochte. Die anderen handelsĂŒblichen Zutaten, die sie noch benötigte, wĂŒrde sie mit Sicherheit in Severus’ privaten VorrĂ€ten finden. In Windeseile hatte sie Liebstöckel und Johanniskraut geerntet, wĂ€hrend Fellini es sich auf der Decke auf dem Tisch gemĂŒtlich gemacht hatte.

Mit dem Sack volle kleiner FrĂŒchte und den BlĂ€ttern des Echten Johanniskrauts hatte sich Hermine auf ins Labor gemacht und wĂ€hrend in der großen Halle alle frĂŒhstĂŒckten, köchelte und brodelte es bereits in den Kerkern.

Den ganzen Tag ĂŒber bis zum spĂ€ten Nachmittag war Severus nicht ein einziges Mal in sein Labor gekommen. Er hatte es zwar nicht deutlich gesagt, aber Hermine war sich sicher, dass sie ebenfalls ĂŒber die Feiertage frei hatte, weswegen auch er anderen Dingen nachging. Innerlich hatte sie befĂŒrchtet, sie könnten sich in die Quere kommen, weil er an seinem Trank fĂŒr Vampire weiterforschen wollte, doch sie blieb allein.

Die Zubereitung der Pastillen wĂŒrde auf Muggelart wesentlich lĂ€nger dauern, doch dank ihrer ZaubersprĂŒche konnte sie bestimmte VorgĂ€nge beschleunigen wie beispielsweise das „Nachdicken“ des Suds. Den zĂ€hen und etwas klebrigen Inhalt des Kessels fĂŒllte sie in eine flache Form mit vielen Vertiefungen, aus denen sie spĂ€ter die gehĂ€rteten Pastillen herausklopfen wĂŒrde. Sie sprach einen Zauber, damit die Masse schneller erstarren wĂŒrde. In der Zwischenzeit brachte sie wieder Ordnung ins Labor, bevor sie die fertigen Pastillen – die Form ergab 200 StĂŒck – in ein Glas fĂŒllte und es in ihre Tasche steckte.

Nichts im Labor wies darauf hin, dass sie sich hier aufgehalten hatte, bis auf den sanften Duft, der an Sellerie erinnerte und vom Liebstöckel herrĂŒhrte.

Am frĂŒhen Abend fand sie sich bei Harry und Ginny ein.

„Was denn, bin ich die Erste?“, fragte Hermine erstaunt.
„Es kommt doch nur noch Remus“, erwiderte Harry, der ihr einen Platz anbot.
„Nicht ganz“, warf Ginny ein. „Ron wird nachher auch noch kommen.“
Harry verzog mitleidig das Gesicht. „War der Streit mit Angelina so schlimm?“
„Nein, sie feiern morgen mit ihrer Familie und ĂŒbermorgen mit unserer und weil sie fĂŒr heute nichts geplant hatten, geht sie zu Freundinnen ein wenig feiern und Ron kommt zu uns.“ Vom Thema ablenkend erzĂ€hlte Ginny: „Tonks hat gestern gesagt, sie kommt auf jeden Fall abends noch vorbei, wenn es nicht allzu spĂ€t wird. Sie haben einen Sondereinsatz, aber sie ist ja sowieso in der NĂ€he.“
„In Hogsmeade?“, fragte Harry und Ginny nickte.
Sich umblickend fragte Hermine: „Wo ist euer Elf?“
„Der hat es sich heute in der KĂŒche gemĂŒtlich gemacht.“ Harry schmunzelte und ließ seine Augenbrauen auf und ab tanzen.

Nachdem Remus und auch Ron gekommen waren, war die Stimmung sehr ausgelassen. Sie unterhielten sich unter anderem ĂŒber den Einsatz in Hogsmeade.

„Tonks hat mir erzĂ€hlt“, begann Remus, „dass der letzte Einsatzleiter der Muggel nicht mehr im Dienst wĂ€re.“
„Wieso denn das nicht?“, fragte Hermine verdutzt.

„Nachdem die Vergissmich ihm die meisten Erinnerungen an den Einsatz genommen hatten, ist er wohl mehr als nur ein wenig verwirrt. Er hat AngstzustĂ€nde bekommen und ist seit seinem Besuch in Hogsmeade krankgeschrieben.“
MitfĂŒhlend schĂŒttelte Hermine den Kopf. „Ich verstehe nicht, wieso man erst Muggel um Hilfe bittet und sie danach einfach mit einem Obliviate belegt. Zum GlĂŒck löschen sie gezielt bestimmte Erinnerungen, sonst wĂŒrde jeder bei Lockhart im Mungos landen.“
Remus nickte zustimmend. „Kingsley war wohl gar nicht davon angetan. Er ist mit diesem Mann ganz gut ausgekommen. Tonks meinte, dass dieser Geoffreys sehr aufgeschlossen gewesen wĂ€re und bestimmt keine Gefahr fĂŒr uns dargestellt hĂ€tte.“
Nachdem Harry einen Schluck Eierpunsch getrunken hatte, fragte er: „Und was machen die Auroren jetzt noch in Hogsmeade?“
„Arthur versucht mit dem anderen Minister eine Lösung zu finden, denn der möchte keine Sprengstoffexperten mehr zur VerfĂŒgung stellen, nachdem man einem seiner besten MĂ€nner das angetan hat.“
„Das ist verstĂ€ndlich“, meinte Ron. „Aber man muss meinen Dad auch verstehen. Die Gesetze zum Schutz der Zaubererwelt hat nicht er gemacht, aber muss sich an sie halten, wie jeder andere Minister auch.“
„Ja“, wetterte Hermine, „aber man muss den Leuten nicht gleich so zusetzen, dass sie psychische SchĂ€den davontragen. Ich kann mich noch gut an den Herrn von dem Campingplatz erinnern. Ihr wisst schon, bei der Quidditchweltmeisterschaft. Der hat jedem nach dem Spiel ’Frohe Weinachten’ gewĂŒnscht, dabei hatten wir August!“
„Kingsley will da etwas aushandeln“, sagte Remus. „Er möchte einen festen Ansprechpartner, der auch fĂŒr zukĂŒnftige FĂ€lle sein Muggelpartner sein soll. Am liebsten möchte er mit Geoffreys arbeiten, aber ob der seinen alten Job wieder aufnehmen können wird, ist fraglich. Ihr wisst ja, dass jede Abteilung im Ministerium einen Arbeitsbereich eingerichtet hat, der fĂŒr die gute Beziehung zu Muggeln gedacht ist.“
„Die Jobs sind aber schlecht bezahlt“, warf Ron ein.
„Und nicht gerade sehr angesehen“, fĂŒgte Hermine hinzu. „Man mĂŒsste diese Aufgabenbereiche mit wirklich vertrauenswĂŒrdigen Personen besetzen UND sie zudem gut bezahlen!“
„Arthur arbeitet daran. Er wurde frĂŒher ja selbst fĂŒr Muggelbelange herangezogen und er weiß, wie wenig Achtung die Mitarbeiter bekommen, die sich dafĂŒr bereiterklĂ€rt haben.“ Remus seufzte, bevor er anfĂŒgte: „Manchmal ist es sehr deutlich, dass die Zaubererwelt gar nicht so fortschrittlich ist wie sie es vorgibt.“
Ginny, die gerade Nicholas aus dem Schlafzimmer geholt hatte, sagte zum letzten Thema, das sie verfolgt hatte: „Man kann aber Hogsmeade nicht einfach weiterhin dicht machen, nur weil in der Höhle eventuell noch gefĂ€hrliche GegenstĂ€nde lagern.“

Den Jungen reichte sie unerwartet an Remus, obwohl Ron und Hermine gleichermaßen ihre Arme in stummer Bitte ausgestreckt hatten. Remus platzierte Nicholas vorsichtig auf seinem Arm und es war zu sehen, dass er nicht zum ersten Mal ein Baby hielt.

„Das letzte Kind, dass ich gehalten habe“, Remus blickte Harry an, „warst du gewesen.“ Mit einem seligen LĂ€cheln betrachtete er Harry, bevor sich seine Lippen zusammenpressten und er den Augenkontakt nicht mehr halten konnte, weil – wie Harry vermutete – Erinnerungen an Lily natĂŒrlich nicht weit waren.

Nicholas war schon viel aufmerksamer. Er blickte sich interessiert um und griff nach Dingen, die ihm nahe waren. Im Augenblick war es Remus’ kleiner Finger, den er an seinen Mund fĂŒhrte, um daran zu nuckeln.

„Er hat vor ein paar Tagen damit angefangen“, erzĂ€hlte Ginny. „Als ich ihn neulich gewickelt habe, da hat er sich die frische Windel geschnappt und daran gesaugt. Und vorgestern erst, da wundere ich mich, warum er so still ist, da sehe ich, wie er mit seinen FĂŒĂŸen spielt. Er war hellauf begeistert von seinen Zehen!“
Stolz erzĂ€hlte Harry: „Er reagiert jetzt auch mehr, wenn man mit ihm spricht; blickt einen ganz gebannt an und versucht alles nachzubrabbeln.“
„Ist das so?“, fragte Remus den Jungen auf seinem Arm. „Sprichst du alles nach?“
Der Kleine ruderte plötzlich mit seinen Armen und sagte völlig selbstvergnĂŒgt so etwas wie „Baba“, weswegen alle lachen mussten.

WĂ€hrend die fĂŒnf sich die Zeit mit dem Kind, jeder Menge guter Speisen und netten GesprĂ€chen vertrieben, schlich ein lautloser Schatten durch die totenstillen GĂ€nge Hogwarts, der den Weg zum Dachboden einschlagen hatte. Die Abdeckung des Spiegels hatte er – wie schon etliche Male zuvor – mit einem Wink seines Zauberstabes abgenommen.

Mit gramerfĂŒllten Augen blickte Severus auf das Abbild, das Nerhegeb ihm aufs Neue vorfĂŒhrte als wĂ€re es eine Lektion, die sein Betrachter nicht zu begreifen imstande war. ’Es gibt nichts anderes’, schien der Spiegel sagen zu wollen und Severus stimmte ihm innerlich zu. Das Kreuz, dass er zu tragen hatte, krĂŒmmte sein eigenes. Severus wirkte mit den hĂ€ngenden Schultern und der leicht nach vorn gebeugten Haltung wie ein alter Mann, der sein Leben gelebt hatte. Gesprochen hatte er mit Lily seit dem ersten Tag nicht mehr, denn zu unertrĂ€glich war es gewesen, keine Antwort zu erhalten. So blickte er sie einfach an und sehnte sich; sehnte sich so sehr, dass die unsichtbare Hand, die sich um sein Herz gelegt hatte und diese QuĂ€lerei hervorrief, nur die ihre sein konnte.

In ihrem letzten Brief hatte sie geschrieben, dass Harry die Decke lieben wĂŒrde. Er wĂŒrde stĂ€ndig nach ihr greifen und sich in sie einwickeln. Ob er es gewesen wĂ€re, der die vielen Schutzzauber ĂŒber das Geschenk gelegt hatte, war eine ihrer Fragen gewesen. Wenn er Lust hĂ€tte, könnte er am St. Andrews Day am 30. November zum Essen kommen, hatte sie zögernd vorgefĂŒhlt. Im gleichen Atemzug hatte sie wissen wollen, ob das GerĂŒcht wahr sein wĂŒrde, dass er Todesser geworden wĂ€re.

Es war nie zu einem Treffen gekommen.

So tief in Gedanken versunken erschrak Severus nicht einmal, als er einen leichten Druck an seinem Schienbein verspĂŒrte, dann ein Schnurren vernahm. Langsam nach unten schauend erblickte er den schwarzen Halbkniesel. Erschrocken ĂŒber dessen unerwartete Anwesenheit, denn er ahnte, dass sein Frauchen nicht weit sein konnte, blickte Severus wieder auf und sah im Spiegelbild weit hinter Lily Hermine, die gerade den Raum betreten hatte und sich ihm nĂ€herte.

„Was tun Sie hier?“, giftete er sie an, ohne sich umzublicken. Er fĂŒhlte sich arg in seiner PrivatsphĂ€re gestört. Sie blieb stehen und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, da fuhr er ihr ĂŒber denselben und schimpfte mit erhobener Stimme und einem Tonfall, der keine Widerrede zulassen wollte: „Sie haben hier oben nichts verloren. Verschwinden Sie auf der Stelle und nehmen Sie Ihr Vieh mit!“ Erneut wollte sie etwas sagen, da verlor er all seine Selbstbeherrschung und schrie: „RAUS!“ Es war nicht zu ĂŒbersehen, dass sie verwirrt und erschrocken ĂŒber seine Reaktion war, doch am Ende kam sie seiner Aufforderung nach und ging folgsam durch die TĂŒr nach draußen.

Nachdem er im Spiegel beobachtet hatte, wie die TĂŒr ins Schloss gefallen war, zauberte er, wĂ€hrend er ihr in Abwesenheit einige Bösartigkeiten an den Kopf warf, den schweren Stoff wieder ĂŒber Nerhegeb, um ihn zu verhĂŒllen, als er plötzlich ein lautes Kreischen hörte. Er war Fellini versehentlich auf die Pfote getreten, doch zum GlĂŒck nicht mit seinem gesamten Körpergewicht und auch nur kurz. Der Schreck war fĂŒr das Tier grĂ¶ĂŸer gewesen als der Schmerz und wenn Severus ehrlich zu sich selbst war, dann musste er zugeben, wegen des ungewöhnlichen Katzenlauts selbst zusammengefahren zu sein.

„Dummes Tier“, sagte er zornig, bevor er den Kater entgegen seinen harschen Worten behutsam auf den Arm nahm, fĂŒr einen Moment die Pfote beĂ€ugte und anschließend mit ihm den Dachboden verließ.

Bei Harry und Ginny im Erdgeschoss war seit einer Stunde ein besonderes Kartenspiel in Gebrauch, das fĂŒr Stimmung sorgte.

Die Stirn runzelnd fragte Harry: „Wie war nochmal die Aufgabe?“
„Du sollst eine Pflanze vom Grund des Sees holen und sie zum Ausgangspunkt zurĂŒckbringen, um die neue Aufgabe zu erhalten“, erklĂ€rte Hermine.
„Und der Ausgangspunkt war die Kirche?“
Die Augen rollend antwortete Hermine lachend: „Wir haben gar keine Kirche im Spiel. Gemeint ist das Gasthaus.“
„Oh“, machte Harry, bevor er in seine Karten blickte. „Eine Wasserpflanze, ja? Dann bin ich ja froh, dass ich Neville in den HĂ€nden halte. Der packt das bestimmt.“
„Sei dir da mal nicht so sicher“, warf Remus schmunzelnd ein. „Ich habe Pomona!“
Den Kopf schĂŒttelnd sagte Hermine: „Jetzt hört doch mal auf, eure Karten preiszugeben!“ Sie musste breit grinsen, bevor sie absichtlich ĂŒberheblich klingend sagte: „Ich habe ĂŒbrigens mich selbst und ich denke, die Pflanze könnt ihr euch somit aus dem Kopf schlagen.“
„Nur“, sagte Ron mit hochgehobenem Zeigefinger, „wenn du als nĂ€chste dran bist. Wen ich habe, verrate ich nicht, aber wie es aussieht, hat jeder von uns eine reelle Chance. Dann ’wĂŒrfel’ mal, Harry.“

Gerade wollte Harry mit seinem Finger die Glaskugel berĂŒhren, die anzeigen wĂŒrde, wer als nĂ€chster am Zug wĂ€re, da pochte es laut und aufgebracht an seiner TĂŒr.

„Das ist bestimmt Tonks!“ Remus warf seine Karten auf den Tisch und ging zur TĂŒr, um sie mit einem freudigen LĂ€cheln auf dem Gesicht zu öffnen, da blickte er in das deutlich wĂŒtende Gesicht von Severus, der Hermines Kater auf dem Arm trug. „Hermine? Kommst du mal zur TĂŒr?“, bat Remus.

WĂ€hrend sich Remus wieder setzte, ging Hermine zu Severus hinĂŒber. Sie wollte gerade freundlich grĂŒĂŸen, ihn sogar hineinbeten, da warf er ihr mit bedrohlich zischender Stimme vor: „Ich wiederhole mich sehr ungern, aber wie gerade eben bereits erwĂ€hnt haben Sie an gewissen Orten absolut nichts zu suchen, genauso wenig wie Ihr Haustier, dass sich ganz offenbar Ihre schlechten Manieren angenommen hat. Achten Sie gefĂ€lligst darauf, dass das Tier in Zukunft nicht mehr ĂŒberall dort herumstreunt, wo es ihm beliebt, sonst könnte es womöglich sein, dass ich es eines Tages ’versehentlich’ einsperre!“ Er war ihm völlig entgangen, dass seine Aussprache vor lauter Zorn feucht geworden war.

Mit diesen Worten drĂŒckte er ihr den schwarzen Kniesel lieblos an die Brust, so dass sie zwei Schritte zurĂŒckstolperte, sie das Tier jedoch zu fassen bekommen hatte. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren zog Severus die TĂŒr mit solcher Wucht ins Schloss, dass es laut knallte.

Völlig perplex starrte Hermine auf die geschlossene TĂŒr vor sich, wĂ€hrend ihr Kniesel sich in ihrem festen Griff wandte, um hinuntergelassen zu werden. Ihr Herz raste wie wild. Severus’ Auftritt hatte sie sehr erschrocken. So zornig hatte sie ihn letzter Zeit nicht mehr erlebt. Ron hingegen nahm es gelassener, denn er winkte Severus durch die geschlossene TĂŒr hinterher.

„Warum winkst du ihm nach?“, fragte Harry irritiert.
„Ich winke nicht ihm nach, sondern seinem Verstand. Die beiden gehen jetzt offensichtlich getrennte Wege“, erwiderte Ron todernst.
Noch immer völlig verdattert drehte sich Hermine zu den anderen um und stotterte: „Was
 Was sollte das? Wieso ’gerade eben’? Ich war doch die ganze Zeit hier!“

Remus und Ginny waren genauso ratlos wie Harry, Ron und Hermine.

„Oh mein
“ Hermine hielt sich eine Hand vor den Mund. „Was, wenn jemand Vielsafttrank genommen hat und nun als ich hier im Schloss herumlĂ€uft?“
„Wer sollte so einen Blödsinn verzapfen?“, fragte Ron abwinkend.
Harry legte ihm eine Hand auf die Schulter und sagte: „Jemand wie wir oder schon vergessen, was wir als SchĂŒler so angestellt haben?“
Ginny verneinte. „Es sind nur Meredith und Gordian hier und die werden so einen Unsinn nicht verzapfen, allein deswegen schon nicht, weil Gordian in Slytherin ist.“
„Und einer von den anderen?“, fragte Remus.
Harry schĂŒttelte den Kopf. „Filch macht so etwas nicht, außerdem kann er den Trank gar nicht brauen. Svelte hat seit Ferienbeginn sein Kabuff nicht verlassen, weil er sein Buch ĂŒberarbeitet und Pomona, Minerva, Albus
 Keiner von denen wĂŒrde solche SpĂ€ĂŸchen treiben.“
„Vielleicht hat er sich das nur eingebildet?“ Ron machte mit einem Zeigefinder kreisende Bewegungen um seine SchlĂ€fe herum.
„Es kann ja auch sein“, beschwichtigte Remus, „dass er nur etwas getrunken hat und nicht mehr ganz
“
„Nein“, unterbrach Hermine, die von allen die Einzige war, die noch immer sehr aufgebracht ĂŒber die Situation war. „Das hĂ€tte ich gerochen, wenn er was getrunken hĂ€tte.“
„Wie kannst du dir da so sicher sein?“, fragte Ron.
„Er war so dicht bei mir, dass er mir versehentlich auf die Wange
“
Unterbrechend sagte Ron mit verzogenem Gesicht: „Er hat dich angespuckt? WĂ€h
 Hermine, wasch dir das Gesicht!“
Von seinem Kommentar völlig unbeeindruckt sagte Hermine: „Ich werde mit ihm reden.“
„Aber nicht jetzt!“ Von der Idee war Ron gar nicht begeistert. „Das wird sich nur um ein MissverstĂ€ndnis handeln.“
Harry stimmte ihm auch noch zu. „Hermine, warte bitte, bis er sich beruhigt hat. Rede morgen mit ihm.“

Sie wollte die Angelegenheit sofort geklĂ€rt wissen, spielte sogar mit dem Gedanken, Albus einzuweihen, dass es jemanden im Schloss geben wĂŒrde, der sich als Hermine Granger ausgab.

Nur widerwillig blieb Hermine noch bei Harry. Als Tonks abends um halb zehn gekommen war, verteilte Hermine schon einmal ihre Geschenke, weil sie morgen zu Weihnachten keinen ihrer Freunde sehen wĂŒrde. Jeder hatte sich tatsĂ€chlich ĂŒber die Gutscheine gefreut, obwohl es Hermine unangenehm war, sich nicht um Geschenke gekĂŒmmert zu haben. NatĂŒrlich waren nicht alle Gutscheine fĂŒr das gleiche GeschĂ€ft. Ron hatte einen fĂŒr ein SportgeschĂ€ft bekommen, Remus einen fĂŒr BĂŒcher, weil er ihre Liebe dafĂŒr teilte. FĂŒr Harry, Tonks und Ginny
 Hermine wusste gar nicht mal mehr, von welchen LĂ€den diese Gutscheine stammten, denn mit ihren Gedanken war sie bei ihrer möglichen DoppelgĂ€ngerin, die hier in Hogwarts ihr Unwesen zu treiben schien. Als sie den Gutschein fĂŒr Severus in ihrer Tasche sah, da stand ihr Entschluss fest.

„Ich gehe, seid mir nicht böse.“ Sie ließ sich von Harry zur TĂŒr begleiten. Es war mittlerweile kurz nach elf. „Sag mal, Harry, braucht ihr die eine Flasche Feuerwhisky noch?“ Sie deutete auf eine von dreien, die sie heute bestimmt nicht mehr alle trinken wĂŒrden.
„Nein, willst du sie haben?“ Er griff nach dem Whisky, hielt aber die Flasche fest, als Hermine danach griff und fragte: „Willst du dir Mut antrinken oder einen mit ihm heben?“
„Beides?“ Sie lĂ€chelte gequĂ€lt. „Ich muss mir keinen Mut antrinken. Ich habe schon genĂŒgend von Remus’ Eierpunsch intus. Ein Schluck hiervon“, sie rĂŒttelte an der Flasche, so dass Harry losließ, „und ich bin voll wie eine Haubitze.“
„Sei vorsichtig, ja! Und wenn er noch zu wĂŒtend ist, dann komm lieber wieder zu uns.“
„Warum soll er denn auf mich wĂŒtend sein? Ich habe doch ĂŒberhaupt nichts getan und das werde ich ihm klarmachen!“
„Ich sage nur ’Samthandschuhe’, Hermine. Reiz ihn nicht, dann ist mir wohler bei dem Gedanken, dass du ihn jetzt noch besuchst.“

In die Runde winkend wĂŒnschte Hermine weiterhin einen schönen Abend, bevor sie die Flasche einpackte und ging.

Die Kerker waren nachts noch viel unheimlicher als am Tage. Ab und an pfiff ein Wind durch die GĂ€nge, der ihr eine GĂ€nsehaut ĂŒber den RĂŒcken laufen ließ. Beim GemĂ€lde von Salazar angelangt stutzte Hermine, denn der Rahmen war leer und sie fragte sich, ob Salazar womöglich wie viele andere am Heiligabend eine kleine Party besuchen wĂŒrde. Vorsichtig klopfte sie neben dem Bild an die HolztĂŒr und wartete, damit man sie hereinbeten könnte, doch nichts tat sich. Sie klopfte erneut und wieder kam keine Antwort.

Vorsichtig probierte sie, ob die TĂŒr offen war und tatsĂ€chlich, nachdem sie die Klinge betĂ€tigte hatte, konnte sie eintreten. Drinnen war es stockdunkel. Etwas Weiches stupste sie am Oberschenkel und kurz darauf fiepte es; der Hund.

„Severus?“, fragte sie zaghaft in die Dunkelheit. Den Hund wieder nach drinnen schiebend schloss sie die TĂŒr hinter sich, bevor sie nochmals, diesmal ein wenig lauter, seinen Namen rief. Mit Hilfe ihres Stabes und eines „Incendio“ entfachte sie sĂ€mtliche Fackeln und Lampen und sie erschrak, als sie Severus auf der Couch sitzen sah.

Er stöhnte, bevor er matt fragte: „Was wollen Sie?“ Es schien, als hĂ€tte er keinerlei Energie mehr in seinem Körper, um auch nur ansatzweise bösartig zu sein.
„Ich dachte, wir könnten zusammen
“ Sie fischte die Flasche aus ihrer Tasche und zeigte sie ihm. Im gleichen Moment fiel ihr die fast leere Flasche auf seinem Couchtisch auf. „Aber wie ich sehe, haben Sie schon ohne mich angefangen.“
„Bitte gehen Sie.“ Er machte sich nicht einmal die MĂŒhe sie anzusehen.
Resignierend nickte sie. „Ich bin gleich wieder weg. Bevor ich zu Albus gehe, möchte ich von Ihnen wissen, wo Sie mich gesehen haben wollen, denn ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, dass ich den ganzen Abend bei Harry und Ginny gewesen bin! Wenn hier im Schloss jemand in meiner Gestalt herumlĂ€uft, dann sollte der Direktor davon erfahren, meinen Sie nicht?“

Jetzt blickte Severus auf und seine Augen waren – was sie zum ersten Mal in ihrem Leben sehen konnte – vor Entsetzen ganz weit aufgerissen, was er durch den Alkohol nicht sofort ĂŒberspielen konnte. Er wandte schnell seinen Blick von ihr ab, griff zur Flasche und schenkte sich den Rest ein, der sich kaum zu trinken lohnte.

„Vielleicht möchten Sie den probieren?“ Hermine kam einige Schritte auf ihn zu und hielt ihm die Flasche mit dem Etikett unter die Nase, das er kurz betrachtete.
„Haben Sie die PutzvorrĂ€te von Filch geplĂŒndert?“ Grinsend nahm Hermine zur Kenntnis, dass sie offenbar einen Whisky der Sorte erwischt hatte, den Severus höchstens zum Desinfizieren von Toiletten empfehlen wĂŒrde.
„Tut mir Leid, was anderes habe ich nicht bei mir.“ An jedem anderen Abend hĂ€tte Hermine sich ohne vorher zu fragen neben ihn gesetzt, doch heute nicht. Die verschmĂ€hte Flasche verstaute sie, bevor sie erneut fragte: „Wo haben Sie mich gesehen? Oder haben Sie es sich womöglich
“ Er warf ihr einen strengen Blick zu und verbat es sich, nicht fĂŒr voll genommen zu werden. „Wenn Sie vorher schon etwas getrunken haben sollten, könnten Ihre Sinne Ihnen womöglich
“
„Ich wandere nicht alkoholisiert durch die Schule!“
„Das wollte ich damit doch gar nicht zum Ausdruck bringen“, verteidigte sie sich.
„Haben Sie aber.“ Er stöhnte. „Vergessen Sie es!“
„Wo
?“
„Ich sagte“, er stand auf und blickte sie streng an, „dass Sie es vergessen sollen.“

Er ging hinĂŒber zu einem Schrank, um eine neue Flasche Whisky zu holen und zu Hermines Erstaunen auch ein zweites Glas. Er schenkte sich und ihr etwas ein und reichte ihr das GetrĂ€nk, das sie, noch immer stehend, entgegennahm.

Severus nahm wieder Platz und blickte fragend zu ihr auf. „Warum sitzen Sie nicht lĂ€ngst?“
„Ich wollte nicht aufdringlich sein und daher warten, bis Sie mir einen Platz anbieten.“
Er schnaufte amĂŒsiert, bevor er sagte: „Da können Sie lange warten.“ Mit zusammengepressten Lippen nahm Hermine einfach Platz, so dass er es sich nicht verkneifen konnte, ihr vor Augen zu halten: „Sehen Sie? Sie tun ja doch immer was Sie möchten.“
„Es ist unhöflich, einer Dame keinen Platz anzubieten.“ Er öffnete bereits den Mund, um ihr eine seiner Bemerkungen entgegenzuschleudern, da verbesserte sie schnell: „Einer Frau!“
„Ah, noch schnell selbst vor meinen Worten gerettet.“ Fies grinsend, aber mit einem Schalk im Nacken warf er ihr vor: „Sie benehmen sich in der Regel nicht gerade sehr damenhaft.“

Er hörte ein GerĂ€usch, dass er bei ihr noch nie wahrgenommen hatte. Sie hatte Luft zwischen den Lippen hervorgepresst, was sich wie ein „Pft“ angehört hatte, bevor sie einen Schluck Whisky nahm.

„Wortgewandt wie immer“, scherzte er. „Das war ein eindeutiges Totschlagargument, ich ergebe mich.“
„Ja ja“, begann sie beschwingt, „ich kann Leute in Grund und Boden reden, wenn ich möchte.“
„Das glaube ich ungesehen!“, bestĂ€tigte Severus mit gespielt ernster Miene. „Ich nehme an, es muss jedes Mal ein Bergungskommando gerufen werden, um die Leute, die es gewagt haben, mit Ihnen eine Diskussion zu beginnen, wieder aus dem Erdreich zu befreien.“
„Und genau das ist der Grund“, feuerte sie gleich zurĂŒck, „warum ich im Mungos unbedingt die Bergungszauber lernen wollte!“

Sie blickte auf und hielt angestrengt jegliches LĂ€cheln aus ihrem Gesicht fern und auch er schien echte MĂŒhe dabei zu haben.

„Ich habe ein Weihnachtsgeschenk fĂŒr Sie, Severus. Ich weiß ja nicht, ob ich Sie morgen sehen werde.“
Sie kramte in ihrer Tasche, wĂ€hrend er sagte: „Das trifft sich gut, ich habe nĂ€mlich auch fĂŒr Sie eins. Ich hoffe, Sie haben mein Geschmack getroffen und es sich nicht leicht gemacht, indem Sie einfach einen Gutschein
“ Sie hielt inne und stopfte das, was sie gerade aus ihrer Tasche ziehen wollte, wieder zurĂŒck. „Was denn?“, spottete er. „TatsĂ€chlich ein Gutschein? Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich von Ihnen mit einem Buch gerechnet. Ein Gutschein also
 Geben Sie schon her.“ Sie zog den Umschlag hinaus und ĂŒberreichte ihn. Den Gutschein entnehmend blickte er auf das schwarze StĂŒck festen Papiers mit seiner gelben Schrift, bevor er erstaunt von sich gab: „Von ’Borgin & Burke's’? Ich bin fassungslos. Haben Sie den Laden selbst betreten oder mussten Sie einen Freund vorschicken?“
„Ich war selber drin. So schlimm ist das GeschĂ€ft gar nicht mehr. Ich dachte mir, als Sie neulich so ein großes Interesse an der malfoyschen Sammlung schwarzer Relikte gezeigt haben, dass ein Gutschein von Borgin & Burke's die beste Lösung wĂ€re. Ich wollte nicht einfach etwas kaufen, ich kenne mich auf diesem Gebiet zu wenig aus.“ Mit einem entzĂŒckten Funkeln in den Augen fragte sie neugierig: „Was haben Sie fĂŒr mich?“

Severus ging kurz in sein Schlafzimmer und kam mit einigen Papieren in der Hand zurĂŒck. Er fragte sich, ob er vorher erklĂ€rende Worte fallen lassen sollte, doch er entschied sich dagegen. Er sagte nur, als er die Unterlagen ĂŒberreichte: „Das eine hĂ€ngt vom anderen ab.“

Verdutzt, aber dennoch nicht weniger neugierig nahm sie die Papiere entgegen. Das Erste war ein Formular vom Ministerium, welches bereits auf ihren Namen ausgestellt war. Es handelte sich dabei um die Anmeldung zur ZaubertrĂ€nkemeisterprĂŒfung, mit der sie ihren Titel erlangen wĂŒrde. Den Rest las sie nicht, sondern sie holte das zweite Papier in den Vordergrund. Ihre HĂ€nde begannen zu zittern, als sich ihr offenbarte, dass er sie loswerden wollte und nicht nur das – er wollte sie weit weg schicken. Das zweite Papier war ein Ausbildungsvertrag bei einem selbst ihr namentlich bekannten und in Fachkreisen sehr angesehenen Professor in Japan, der ihres Wissens noch nie eine Auszubildende angenommen hatte. Das stellte also sein Geschenk an sie dar, dachte sie verbittert. Erst die PrĂŒfung und dann eine Ausbildung in einem fernen Land. Sie schaute nochmals auf das Formular des Ministeriums. Der PrĂŒfungstermin war fĂŒr Freitag, den 16.01. festgelegt. Severus’ Unterschrift fand sich bereits unten rechts wieder; nur sie mĂŒsste noch die ihre setzen.

Die Stille, die von ihr ausging, fand Severus beĂ€ngstigend, doch dann hatte sie sich gefasst. Sie erhob sich von der Couch und sagte sehr ernĂŒchtert, wĂ€hrend sie offenbar ihre LautstĂ€rke unter Kontrolle halten musste: „Eines kann ich Ihnen sagen, Severus. Ihr Geschenk macht mich auch fassungslos.“
„Dann“, er klang unsicher, „gefĂ€llt es Ihnen?“
„Ich möchte ganz ehrlich sein.“ Sie musste tief ein- und ausatmen, um ihre GefĂŒhle unter Kontrolle zu halten. „Ich finde es armselig, dass Sie nicht einmal dazu imstande sind mir ins Gesicht zu sagen“, ihre Stimme wurde stetig laute, „dass Sie mich nicht ausstehen können und Sie mich nicht weiter unterrichten möchten.“ Sie atmete aufgebracht. „Stattdessen sagen Sie es mir auf diese Weise“, sie hielt ihm die beiden Papiere hin, die sie mit ihrer vor Wut geballten Faust ganz zerknautscht hatte, „und dann auch noch an so einem Tag wie heute!“
Von ihrer Reaktion völlig aus der Bahn geworfen sagte er nur: „Sie ĂŒberreagieren.“
„Ich ĂŒber
“ Sie begann zu lachen, bevor sie ihn nachĂ€ffen konnte. „Ich ĂŒberreagiere?“ Sie nahm ihr Glas vom Tisch und leerte den Doppelten auf Ex, bevor sie das Glas fest in die Hand nahm und es gegen die nĂ€chste Wand schleuderte, an der es laut zerschellte, so dass der Hund zweimal aufgeregt bellte.

Mit dem Finger auf das entzwei gegangene Glas zeigend sagte sie mit erhobener Stimme: „Jetzt habe ich ĂŒberreagiert! Möchten Sie mal erleben wie es aussieht, wenn ich so richtig aus der Haut fahre?“
„Ich denke, mit dieser kleinen Demonstration kann ich mir bereits ein gutes Bild davon machen“, erwiderte er so ruhig wie möglich.
„Verdammt nochmal, Sie hĂ€tten mir sagen können, dass Sie meiner ĂŒberdrĂŒssig sind. Und ich meine nicht wĂ€hrend solcher Momente, in denen Sie mich nur davon abhalten wollen, mich irgendeiner Gefahr auszusetzen oder auf dem Dachboden herumzustöbern. Seien Sie doch einfach ehrlich und sagen Sie es mir ins Gesicht, dass Sie den Ausbildungsvertrag mit mir beenden möchten, aber tun Sie das in Gottes Namen nicht in Form eines ’Weihnachtsgeschenks’!“

Sie warf ihm die zerknĂŒllten Papiere ins Gesicht, die er erzĂŒrnt fing, als sie zu Boden schweben wollten.

„Wenn Sie die GĂŒte hĂ€tten und mir die Gelegenheit geben
“
Sie unterbrach harsch: „Die Gelegenheit geben, mich runterzuputzen?“
„Halten Sie Ihren Mund!“ Jetzt war er lauter geworden und ebenfalls aufgestanden. „Entweder Sie nehmen Platz und hören mir zu oder Sie verlassen auf der Stelle meine RĂ€umlichkeiten. Ich habe es nicht nötig, um Ihre Aufmerksamkeit zu betteln!“

Sie hielt ihren Mund, aber sie setzte sich nicht, sondern stemmte demonstrativ ihre HĂ€nde in die HĂŒfte.

„Wie Sie womöglich gelesen haben – was ich allerdings bezweifeln möchte – ist keiner dieser VertrĂ€ge verbindlich.“ Er zeigte das zusammengeknĂŒllte Papier, bevor er zwei Schritte in Richtung Kamin machte, um sie ins Feuer zu werfen. In dem Moment, als Hermine die Unterlagen in Flammen aufgehen sah, war sie sehr viel ruhiger geworden. Sie wandte ihren Kopf, als Severus erneut zu sprechen begann. „Sie haben so viel von Japan geschwĂ€rmt, dass ich dachte
“ Den Satz hatte er nicht beendet.
„Auch wenn ich noch so viel von einem Land schwĂ€rme, dann heißt das noch lange nicht, dass ich dort drei Jahre leben möchte!“ Noch immer war ihre Stimme zittrig, doch nicht mehr so laut wie zuvor.
„Ich hielt es fĂŒr eine gute Idee“, rechtfertigte sich Severus. „Ich hĂ€tte so eine Gelegenheit sofort ergriffen, hĂ€tte Professor Slughorn mir so ein Angebot unterbreiten können.“ Er blickte zu Boden und wirkte nervös. „Ich hĂ€tte gern das Land verlassen. Dann wĂ€re mir und anderen einiges erspart geblieben.“
„Ich möchte in Schottland bleiben“, sagte Hermine kleinlaut.
Beide Augenbrauen in die Höhe ziehend antwortete er: „Niemand zwingt Sie zu gehen.“
„Dann möchten Sie mich nicht loswerden?“
„Nach dem heutigen Erlebnis mit Ihnen
“ Er ging um sie herum und schaute zu den Scherben auf den Boden. Als sie sich ihm zuwandte, sagte er: „Wenn Sie das beseitigen, dĂŒrfen Sie bleiben.“

Mit einem Wutsch ihres Zauberstabes waren nicht nur die Scherben, sondern auch die paar Tropfen Whisky auf dem Steinboden verschwunden.

„FĂŒr die Zukunft“, begann Severus, als er an ein SchrĂ€nkchen ging, „möchte ich Sie bitten, ein Geschenk bei Nichtgefallen einfach zurĂŒckzugeben.“ Er öffnete eine Schublade und zog einen Gegenstand mit einer Schleife heraus. „Ich hatte im Laufe des Tages eine Elfe gebeten, dies hier“, der Gegenstand entpuppte sich als ein Geschenk, das fĂŒr ein Buch viel zu lĂ€nglich war, „unter Ihren Baum zu legen.“ Mit dem Geschenk in der Hand kam er auf Hermine zu und erklĂ€rte: „Die Elfe teilte mir jedoch mit, dass der einzige Baum in Ihren RĂ€umlichkeiten ein
“ Er ĂŒberlegte kurz. „Wie nannte sie es noch? Dass es bei Ihnen nur einen ’Zwergenbaum’ gĂ€be, unter dem kein Platz wĂ€re.“
„Mein Bonsai-BĂ€umchen“, erklĂ€rte Hermine besĂ€nftigt, als sie das Geschenk entgegennahm.
„Die Unterlagen, das Feuer hab sie selig, sollten nur eine Aufmerksamkeit darstellen. Um das wiedergutzumachen und da bereits der neue Tag begonnen hat, fĂ€nde ich es angebracht, wenn Sie das eigentliche Geschenk gleich öffnen wĂŒrden“, sagte er höflich.

Sie setzte sich wieder auf die Couch und betrachtete das hellblaue Papier mit seiner dunkelblauen Schleife. Langsam löste sie die Schlaufe, wĂ€hrend sie in Gedanken zugeben musste, die Situation falsch verstanden zu haben. Andererseits – und so abwegig war der Gedanke nicht – könnte es aber auch sein, dass er nur die Notbremse gezogen und von seinem eigentlichen Vorhaben abgelassen hatte. Vielleicht hatte er sie wirklich loswerden wollen und es sich im letzten Moment anders ĂŒberlegt, dachte sie.

Er wartete geduldig, bis sie auch das Papier entfernt hatte, um nun eine dunkelbraune, hölzerne Box im Schoss liegen zu haben. Sie suchte an der lÀnglichen Seite den Verschluss.

„Hier“, sagte er, als er sich nach vorn beugte, nach der Box griff und sie in ihrem Schoss drehte, um eine kleine, versteckte Abriegelung zu offenbaren.

Den Riegel betĂ€tigend öffnete sie gleich im Anschluss die kleine Box, bevor ihr Blick auf ein edles Schreibfederset fiel. Die drei weißen GĂ€nsefedern waren von bester QualitĂ€t. Ein kleines TintenfĂ€sschen befand sich ebenfalls darin sowie ein Schreibblock.

„Das sind magische Schreibfedern, die Ihre Diktate aufzeichnen können“, erklĂ€rte er mit ruhiger Stimme. „Aber nicht nur das
“ Er griff nach dem Schreibblock, öffnete ihn und schilderte: „Wenn Sie die SĂ€tze, die hier stehen, einmalig mit einer der Feder geschrieben haben, dann werden auch die anderen beiden in Zukunft Ihre Handschrift aufweisen. Ich denke, es wĂ€re von Nutzen, wenn Sie wĂ€hrend der Arbeit die HĂ€nde freihaben möchten.“
Sie seufzte. „Und ich schenke Ihnen nur einen blöden Gutschein.“
„Den ich gut gebrauchen kann“, versicherte er.
„Danke“, hauchte sie gerĂŒhrt.

Sie wollte sofort ausprobieren, wie die magische Feder in ihrer Handschrift schreiben wĂŒrde, doch er hielt sie auf, weil er ihre unruhige Hand bemerkte.

„Vielleicht sollten Sie das lieber morgen erledigen. Sie möchten doch nicht, dass die Federn durchweg eine zitternde Handschrift aufweisen, denn das wĂŒrde geschehen, sollten Sie sie jetzt prĂ€gen.“ Er nahm ihr die Feder aus der Hand und packte alles wieder zurĂŒck in die Box. Seufzend griff Hermine in ihre Tasche und fischte das Glas mit ihren Pastillen heraus. Sie schraubte den Deckel ab und entnahm zwei, die sie sich sofort in den Mund steckte, so dass Severus verdutzt und ein wenig besorgt ĂŒber die Menge in dem Glas fragte: „Um Himmels Willen, was nehmen Sie da?“
Den Deckel wieder zuschraubend antwortete sie: „Das sind Stimmungsaufheller. Möchten Sie auch einen?“
„Sie können so etwas nicht wie ein paar Zitronenbonbons anbieten.“
„Die sind eh fĂŒr Sie, Severus. Ich habe Sie gemacht, erst heute.“ Mit ein wenig Beklommenheit sagte sie: „HĂ€tte ich die Ihnen zu Weihnachten geschenkt, dann wĂ€ren Sie sicherlich sehr erbost gewesen. So wie ich heute.“ Sie drĂŒckte ihm das Glas in die Hand, welches er ohne zu Murren entgegennahm. „Nehmen Sie sie, sie werden helfen. Die haben bisher bei jedem geholfen, auch bei Harry.“ Wortlos starrte er das Glas an. „Eine am Tag reicht. Es sind zwar Pastillen, aber Sie mĂŒssen sie nicht lutschen. Sie wirken genauso gut, wenn sie sich im Magen auflösen. Das Lutschen hat aber den Vorteil, dass der Appetit angeregt wird.“
„Dann bitte ich Sie, die Pastillen zu schlucken, Hermine, denn ich habe nichts hier, was ich Ihnen anbieten könnte, ohne die Hauselfen bemĂŒhen zu mĂŒssen“, erwiderte er trocken, bevor er das Glas auf den Tisch stellte.

„Möchten Sie noch einen Schluck?“ Er nahm die Flasche in die Hand.
„Aber nur einen kleinen“, bejahte sie. „Ich habe tatsĂ€chlich ĂŒberreagiert oder?“
Er winkte ab und spielte die Situation herunter. „Vielleicht ein kleines bisschen.“
„Darf ich es auf den Alkohol schieben?“ Weil er sie fragend anblickte, schilderte sie: „Ich hatte schon Eierpunsch getrunken, in etwa sechs GlĂ€ser, und Remus war mit dem Rum nicht gerade sparsam umgegangen.“
Ein Mundwinkel wanderte in die Höhe, doch Hermine konnte das nicht sehen. „Es war zum Teil meine Schuld. Ich hĂ€tte zuvor doch einige Worte verlieren sollen.“
„Ich dachte wirklich“, begann Hermine, „dass Sie mich vor die TĂŒr setzen wollen.“
„Sie sind bereit, Hermine. Mit Ihrem Wissen und Ihren FĂ€higkeiten schaffen Sie Ihren Meister mit Links.“
„Aber ich möchte noch ein paar Projekte ins Leben rufen und mit Ihnen zusammen arbeiten. Ich hab nur einmal in meinem Leben mit seltenen Wasserpflanzen gearbeitet; das wĂ€re etwas, das mich interessieren wĂŒrde.“ Sie blickte ihn an und fragte unsicher: „Oder ist es das Geld? Bin ich Ihnen zu teuer?“
„Unfug! Außer dem Gehalt kosten Sie mich rein gar nichts. Dank Albus genießen Sie Unterkunft und Verpflegung, die nicht von mir finanziert werden.“
„600 Galleonen sind trotzdem sehr viel“, hielt sie ihm vor Augen. Gleich darauf wollte sie wissen: „Was bekommen Sie eigentlich so als Lehrer?“
„Etwas ĂŒber 1.300 Galleonen, darĂŒber hinaus sĂ€mtliche Arbeitsmittel extra.“
„Und das Drachenei? War das in den Arbeitmitteln mit drin?“
„Nein, fĂŒr solche ausgefallenen Zutaten muss ich schon selbst aufkommen, aber ich kann Sie beruhigen. Mr. Weasley – Charlie – war mit dem Preis ĂŒberaus entgegenkommend, nachdem ich ihm erzĂ€hlt habe, wer meine SchĂŒlerin sei.“ Hermine lĂ€chelte.

Nach einer ganzen Weile, die sie friedlich beieinander saßen, fragte sie nochmals: „Wo haben Sie mich heute gesehen?“
Severus blickte sie an, als wĂŒrde er erst nachdenken mĂŒssen, wĂ€hrend seine Augen ihr Gesicht musterten. „Ich habe Sie nicht gesehen“, sagte er mit mĂŒder Stimme, bevor er seinen Blick von ihr abwandte. „Ich hatte Sie nur in der NĂ€he vermutet, weil Ihr Kniesel mir gefolgt war.“

Hermine glaubte ihm nicht.


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David Barron, ausfĂŒhrender Produzent, ĂŒber das Casting fĂŒr Luna Lovegood