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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Schnippchen

von Muggelchen

Ein kleiner Raufußkautz stieß mit seinem Schnabel an das Fenster von Albus’ Büro, das der Direktor auch gleich öffnete.

„Hallo, mein kleiner Freund“, grüßte er den Kauz warmherzig, der auf dem Schreibtisch landete und brav sein Beinchen von sich streckte, damit die Post entgegengenommen werden konnte. Albus löste die Schlaufe und nahm den Brief, tätschelte jedoch erst den zierlichen Kopf des Tieres, bevor er ihm einen Snack und ein Schälchen reichte.

Während der Kauz ein wenig Wasser trank, öffnete Albus den Brief, den er von einer Frau Professor Junot aus dem Mungos erhalten hatte. Sie schrieb:

„Sehr verehrter Professor Dumbledore,

ich wende mich aufgrund Ihrer Erfahrungswerte an Sie und hoffe sehr, dass Sie mir im Falle einer Patientin weiterhelfen oder mir zumindest einen Ratschlag geben können. Die Patientin scheint unter einem schwarzmagischen Trank zu leiden, der möglicherweise vom Brauer jedoch leicht verändert worden war. Es wäre bereits sehr hilfreich, wenn meine Kollegen und ich Informationen über die ursprüngliche Form des Trankes und somit ein gewisses Basiswissen erhalten würden, damit wir eigenständig an einem Gegenmittel arbeiten können.

Bei dem Trank handelt es sich um einen recht unbekannten, denn keinem der Stationsheiler im gesamten Krankenhaus war der Name ein Begriff. Er heißt ’Schlafes Bruder’.

Ăśber eine Antwort wĂĽrde ich mich sehr freuen.

Hochachtungsvoll,
Professor Morcant Junot“

Einen Moment lang fühlte sich Albus an seine eigene Schulzeit erinnert, denn in seiner Klasse hatte es ein hübsches Mädchen mit dem gleichen walisischen Vornamen gegeben.

Als er über den Inhalt des Briefs nachdachte, kam er zu dem Schluss, dass er in seinem Leben zwar schon einmal von diesem Trank gehört hatte, jedoch wenig darüber wusste. Er würde den Brief besser direkt an Severus weitergeben und hoffen, dass sein Freund der Professorin eine Hilfe sein würde.

Auf seinem Weg in die Kerker stieĂź er auf Sir Nicholas, der jemanden zu suchen schien.

„Oh, werter Herr Direktor“, grüßte der Hausgeist der Gryffindors. „Sagen Sie, guter Mann, ist Ihnen Miss Granger über den Weg gelaufen? Ich habe ihr nämlich etwas Interessantes mitzuteilen.“
„Nein, ich bedaure, Sir Nicholas, aber sollte ich sie sehen, werde ich Ihr sagen, dass Sie sie suchen“, erwiderte Albus freundlich, bevor er sich von dem Geist verabschiedete.

In den Kerkern angekommen unterrichtete ihn Salazar sofort über die Abwesenheit des Tränkemeisters. „Ich bin untröstlich, aber er ist nicht Zuhause. Soweit meine Annahme richtig ist, geht er gerade dem jungen Mr. Malfoy zur Hand.“
„Oh“, machte Albus erfreut, „das ist wunderbar. Dann werde ich es später noch einmal versuchen.“

Mit dem Wissen, dass Severus die Schule tatsächlich einmal verlassen hatte, was äußerst selten vorkam, machte er sich gut gelaunt daran, die Auroren zu begrüßen, mit denen er die Kinder nach Hogsmeade bringen wollte. Im Gegensatz zu seinem unguten Gefühl während des Frühstücks war er jetzt der Gewissheit, dass nichts vorfallen würde.

Unter den wachsamen Augen der Ministeriumsangestellten hatte der Hogwarts-Express den Bahnhof sicher mit den Kindern verlassen. Mit Kinsley wollte Albus noch ein wenig ĂĽber die Situation reden, aber besonders lag ihm daran, ihn ĂĽber den Artikel im Tagespropheten zu unterrichten. Die Morgenausgabe hatte er mitgenommen.

Nachdem Kingsley den Artikel gelesen hatte, legte er den Kopf schräg, bevor er sagte: „Ist nichts Neues, dass der Tagesprophet aus so einer Aktion einen Skandal macht. Ich bin davon überzeugt, dass die Pressesprecherin des Ministeriums die Angelegenheit bereits erklärt hat.“
Albus nickte zustimmend und wechselte das Thema: „Wird man das Dorf noch weiterhin schützen?“
Skeptisch blickte Kingsley den alten Zauberer an, bevor er wissen wollte: „Meinst du, es wäre vonnöten?“
„Wenn du meine ehrliche Meinung hören möchtest“, begann Albus, „dann halte ich es für den heutigen Tag durchaus für unabdingbar, selbst wenn ich zuversichtlich bin und denke, dass keine Gefahr mehr droht.“
Die Meinung des weisen Zauberers war Kingsley sehr wichtig, so dass er antwortete: „Bis morgen Früh werden einige meiner Männer hier bleiben. Morgen wird Hogsmeade wieder den Bewohnern überlassen. Ich hatte gestern während der Evakuierung mit dem Bürgermeister gesprochen. Er selbst ist dankbar, dass wir aufgrund einer möglichen Gefahr reagiert und vorgebeugt haben, anstatt seelenruhig abzuwarten, ob etwas geschehen würde.“
„Dann hoffe ich“, sagte Albus mit zwinkernden Augen, „dass der Tagesprophet auch den Bürgermeister von Hogsmeade zu dieser Angelegenheit befragen wird.“

„King?“, rief eine Frauenstimme. Gleichzeitig wandten sich Albus und Kingsley um, so dass sie Tonks sehen konnten, die im Schnee auf die beiden zugelaufen kam. Sie hatte Albus heute Morgen bereits begrüßt, weswegen sie ihn jetzt nur anlächelte, bevor sie Kingsley anblickte. „Wir sollten ins Ministerium gehen. Zweimal hat uns Miss Amabilis kontaktiert und…“
„Wer?“, fragte Kingsley nach.
„Na, Schwester Marie aus dem Mungos. Es geht um Miss Parkinson, denn die soll tatsächlich einmal in ihrem Beisein erwacht sein!“

Aufmerksam lauschte Albus dem Gespräch. Natürlich hatte er von Arthur erfahren, dass zwei seiner ehemaligen Schüler, die beide eine lange Zeit erst für vermisst und später für tot erklärt worden waren, nun unter mitleidenswerten Umständen gerettet wurden. Die Patientin, von der Professor Junot geschrieben hatte, stellte für ihn ganz offensichtlich Miss Parkinson dar.

„Außerdem“, erzählte Tonks weiter, „scheint die Professorin herausgefunden zu haben, woran die Patientin leiden könnte und sie hat einen Antrag auf Einsicht in schwarzmagische Bücher gestellt, der so schnell wie möglich bearbeitet werden sollte.“
„Ich hatte sowieso nicht vor, noch länger in Hogsmeade zu bleiben. Zehn Auroren werden hier bleiben, aber die anderen brauchen eine Mütze voll Schlaf.“ Kingsley wandte sich Albus zu und verabschiedete sich mit den Worten: „Wie schon erwähnt wird Hogsmeade morgen freigegeben. Ich hoffe sehr, dass jede Gefahr gebannt ist.“
„Das hoffe ich auch, Kingsley“, erwiderte Albus, bevor er den Rückweg antrat.

Zur gleichen Zeit in Malfoy Manor fragte Hermine ein wenig verdutzt: „Wen willst du schon kennen, der bei dem Problem mit den Säulen helfen kann?“
Harry grinste, weil Hermine und alle anderen auf die einfachste Antwort nicht zu kommen schienen und so sagte er nach einem Moment in den Raum hinein: „Wobbel?“
Der Hauself erschien sofort, so dass Draco völlig aus der Fassung fragte: „Wie bist du denn bitteschön durch den Schutzwall gekommen? Das war einer der stärksten!“
„Ja“, stimmte Wobbel zu, „der hat auch ein wenig gezwirbelt.“ Der Elf rieb sich den Arm, damit das Kribbeln verschwinden würde, bevor er sich an seinen Meister wandte und fragte: „Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?“
„Tut mir Leid, dass ich dich in deiner Freizeit störe“, sagte Harry zu seinem Elf, woraufhin Draco sämtliche Gesichtszüge entgleisten. „Wir stehen vor einem Problem und ich dachte, vielleicht könntest du helfen.“
Ohne es aufhalten zu können brach aus Draco in alter Manier heraus: „Er ist dein Elf, befiehl es ihm einfach!“

Alle drehten sich zu ihm um und blickten ihn an, als hätte er den schlimmsten Fauxpas seines Lebens begangen. Selbst seine Mutter schien seiner Aussage sehr missgestimmt.

Kleinlaut äußerte sich Draco zu seinen vorangegangenen Worten. „Entschuldigung, es war nicht so gemeint.“
Harry ging bereits zu den Säulen hinüber, die in der Fensterfront eingearbeitet waren, welche den grünen Salon vom Wintergarten trennte und er erklärte: „Wir wissen nicht genau, ob man diese Säulen und die Scheiben entfernen kann, ohne dass irgendwas zusammenbricht. Mit Statik-Zauberei ist keiner von uns vertraut. Wenn du mal einen Blick drauf werfen würdest?“
Sich Harry nähernd betrachtete Wobbel sehr aufmerksam die baulichen Begebenheiten, bevor er sagte: „Ich kann es entfernen, Sir. Kein Problem. Sofort?“
„Ähm, ja“, antwortete Harry ein wenig unsicher, obwohl er wusste, dass Wobbel ein Elf war, der keine Dummheiten anstellen würde und wenn er meinte, es gäbe keine Probleme, dann glaubte Harry ihm das auch.
„Dann werde ich mich schnell umziehen, Sir“, sagte Wobbel, der einmal mit den Fingern schnippte, so dass seine gute Hose und der Rollkragenpullover durch einen legeren Jogging-Anzug ersetzt wurden.

Eine ganze Weile stand Wobbel vor der breiten Fensterfront. Seine Augen – und nur die – fuhren an der Linie entlang, an welcher das Glas in der Decke verschwand. Harry sorgte sich bereits und fragte sich, ob das Unterfangen vielleicht viel zu schwer für seinen Elf wäre. Selbst wenn er an seine Grenzen stoßen sollte, würde Wobbel alles tun, um die Wünsche seines Meisters zu erfüllen. In dem Moment, in welchem Harry fragen wollte, ob es möglicherweise doch Probleme gegen könnte, atmete Wobbel tief ein und aus, bevor er sich die Ärmel hochkrempelte. Er ging zwei Schritte auf die Fensterfront zu, spitzte die Lippen, atmete nochmals theatralisch ein, bevor er seine rechte Hand hob und ein einziges Mal mit Daumen und Zeigefinger schnippte.

Die Glaswand samt Säulen war verschwunden; das Haus machte nicht den Eindruck, als wollte es jeden Moment einstürzen.

Mit einem Schmunzeln auf den Lippen fragte Harry: „Und dafür musstest du dich umziehen und dir die Ärmel hochkrempeln?“
Wobbel grinste und erwiderte schelmisch: „Es sollte zumindest so aussehen, als würde ich mich anstrengen müssen.“
„Na, du bist mir vielleicht einer.“

Lächelnd machte Harry den ersten Schritt und betrat den Wintergarten. Remus folgte ihm, rieb sich einen kurzen Moment später die Hände und empfahl: „Wir sollten die Fenster abdichten. Es ist etwas frisch hier.“ Er blickte sich um, betrachtete den Boden und fügte hinzu: „Und um den Schimmelpilz sollten wir uns auch kümmern.“ Harry folgte seinem Blick. Der gesamte Boden unten an den Fenstern war schwarz.
„Das mach ich“, bot Hermine an.
„Ich nehme an“, warnte Narzissa alle Anwesenden, „dass hier etliche Doxys hausen.“ Die Überreste der behaarten Schädlinge hatte sie bereits in den Blumenkästen des grünen Salons gefunden und entfernt.
Diesmal übernahm Severus die Aufgabe, denn er sagte, während er langsam den Wintergarten betrat und derweil Remus anblickte. „Ich kümmere mich um das haarige Problem, das ist ja auch sonst meine Aufgabe.“

Durch diese Anspielung war Remus keinesfalls gekränkt; er fand es sogar amüsant.

„Draco?“, fragte Harry in den Raum hinein.
Aus dem grünen Salon heraus rief Draco lediglich: „Hier!“

Während Narzissa, Remus, Severus und Hermine bereits einige Arbeiten im Wintergarten erledigten, ging Harry zurück in den grünen Salon. Draco drückte sich nicht vor der Arbeit, sondern studierte einige Pergamente. Mit gekrümmtem Rücken – den Händen auf der Tischplatte –, beäugte er sehr konzentriert die Pläne, die er auf einem niedrigen Couchtisch ausgebreitet hatte. Wobbel war Harry gefolgt, der jetzt genau neben Draco stand und einen Blick auf die Zeichnungen warf.

Der Elf tat es seinem Meister gleich und betrachtete ebenfalls die Pergamente, bevor er sagte: „Das ist sehr schön gezeichnet, Sir. Sie haben Talent.“
Mit einem Elf hatte Draco noch nie Konversation getrieben, denn Befehle waren das Einzige gewesen, das er Dobby damals an den Kopf geworfen hatte, weswegen er etwas verlegen antwortete: „Äh, Danke.“
„Wenn es mir gestattet ist zu fragen?“, begann Wobbel. „Wo ist der Elf, dessen Magie ich hier noch fühle? Er war lange Zeit nicht mehr hier.“ Mit leiser Stimme vermutete er laut: „Er wird doch nicht verschieden sein?“
„Du fühlst, dass hier mal ein Elf gelebt hat?“, fragte Harry erstaunt nach.
„Aber sicher, Sir“, entgegnete Wobbel. „Es ist schade, dass er nicht mehr hier ist. Der Gute muss Jahrzehnte lang in diesem Haus gewesen sein. Seine Magie ist überall, aber sie ist schon sehr schwach.“
„Er…“ Draco konnte einfach nicht antworten, so dass Harry es ihm erklärte.
„Dobby arbeitet jetzt in Hogwarts.“
„Ah, den habe ich sogar persönlich kennen gelernt. Seltsamer Bursche, dieser Dobby. Er nimmt Geld für seine Arbeit!“ Zum Ende hin klang Wobbel sehr entsetzt, als würde ein Lohn etwas Schlechtes darstellen.
„Er fühlt sich dort wohl“, versicherte ihm sein Meister. „Ich finde erstaunlich, dass du seine Magie hier spüren kannst.“
„In diesem Haus spüre ich noch andere Dinge, Sir, die aber weniger erfreulich sind“, wagte Wobbel zu sagen, denn Harry würde ihn aufgrund seiner Ehrlichkeit sicherlich nicht bestrafen. „Es ist für die schlechte Grundstimmung in diesem Haus verantwortlich.“
Jetzt schaltete sich Draco ein und er streckte seinen Rücken, bevor er an den Elf gerichtet sagte: „Jetzt ist’s langsam genug!“

Wobbel zuckte bei dem harschen Tonfall nicht zusammen wie Dobby es getan hätte, bemerkte Harry.

Sich selbst zusammennehmend erklärte Draco gestresst klingend: „Um die ’schlechte Grundstimmung’ kümmere ich mich noch. Ich habe nämlich vor, den Marmor hell zu gestalten.“
Zweimal blinzelte Wobbel, bevor er höflich darauf aufmerksam machte: „Das, Sir, habe ich nicht gemeint.“
„Was dann?“, fragte Harry.
„Ich meine die schwarzmagischen Gegenstände, die sich unter dem Haus…“
„Es reicht!“, unterbrach Draco unwirsch.
Harry nahm die Sache gelassen und sagte, während er Draco einmal mit seinem Ellenbogen einen kleinen Stoß versetzte: „Na na na, dann deine Familie ja doch eine kleine Sammlung. Die Auroren haben ja nichts finden können.“
„Es wird auch niemand etwas finden, es ist sicher verstaut!“

Ohne Vorwarnung schnippte Wobbel dreimal hintereinander mit seinen Fingern. Beim ersten Mal verschoben sich mit einem lauten Knarren die Tische und Stühle im Raum, was die Aufmerksamkeit der vier Personen im Wintergarten erregte, weswegen sie sich dem nun fensterlosen Übergang zum grünen Salon näherten. Beim zweiten Fingerschnippen verschwand der dunkelgrüne Teppich vom Boden und mit dem dritten Mal rissen die Holzdielen auf, die eine Treppe in finstere Tiefen preisgab.

„An Ihrer Stelle, Mr. Malfoy“, begann Wobbel, „würde ich diese Gegenstände wegbringen. Es belastet das Haus und ihre Bewohner.“
„Ach du meine Güte“, sagte Narzissa ein wenig aus dem Häuschen, „daran habe ich ja gar nicht mehr gedacht. Ich möchte das loswerden!“
„Wir könnten es bei Borgin & Burke's verkaufen“, schlug Draco vor.
Mit besonnener Stimme fragte sein Patenonkel: „Dürfte ich vorher wohl einen Blick auf die Sammlung werfen und gegebenenfalls das ein oder andere Stück…“
„Severus!“, kam es von Hermine sehr vorwurfsvoll.
Unschuldig dreinblickend fragte er: „Was ist?“

Mit einer Hand fuhr Draco sich über das Gesicht, bevor er vorschlug: „Wir sollten die Gegenstände erst im Schuppen neben den Ställen unterbringen und nach der Hochzeit sehen wir weiter.“
„Was für ein Schuppen?“, fragte Harry. „Ich habe weder einen Schuppen noch Ställe gesehen, als wir angekommen sind.“
„Das ist ungefähr einen Kilometer von hier entfernt“, erwiderte Draco.
Harrys Augenbrauen wanderten in die Höhe, bevor er fragte: „Bei Merlin, wie groß ist denn euer Grundstück?“
„Man würde sicherlich einen Tag benötigen, wenn man es zu Fuß umgehen möchte.“ Draco blickte Harry von oben bis unten an, bevor er grinste und sagte: „Du könntest bei deiner Kondition einen halben Tag länger benötigen.“
„Mit meiner Kondition ist alles in Ordnung“, nörgelte Harry verteidigend, denn er wusste selbst, dass er mal wieder etwas Sport treiben sollte.

Bevor man sich in einer Diskussion verlor, wie die schwarzmagischen Gegenstände aus dem Haus geschafft werden konnten, bot Wobbel seine Hilfe an. Per Apparation hatte er sich erst den Schuppen angesehen und gleich im Anschluss alle unliebsamen Objekte dort untergebracht und sogar noch gesichert.

Als Wobbel zurĂĽckkam, sah er Draco und Harry abermals ĂĽber die Pergamenten gebeugt, die noch immer auf dem Tisch ausgebreitet waren.

„Sir, ich möchte wirklich nicht aufdringlich erscheinen, aber die Änderungen, die Mr. Malfoy auf den Pergamenten dargestellt hat, die könnte ich mit Leichtigkeit durchführen“, erklärte Wobbel ein wenig unsicher, denn er wollte keinesfalls lästig wirken.
„Könntest du? Wie wäre es mit der Farbe der Tapeten?“ Harry wandte sich an Draco. „Wie wolltest du sie haben?“
„Hell“, war die recht knappe Antwort. „Grün, aber hell“, fügte er noch hinzu, „denn es heißt ja immerhin ’grüner Salon’, nicht wahr?“
„Wie Sie wünschen“, sagte Wobbel und schnippte abermals mit Zeigefinger und Daumen.
„Das ist zu eintönig“, nörgelte Draco. „Geht es auch mit einem Muster?“ Wobbel schnippte, woraufhin Harry und Draco gleichermaßen beinahe die Augen aus dem Kopf fielen.
„Vielleicht sollte es weniger auffällig sein?“, empfahl Harry, woraufhin der Elf wieder seine Magie anwandte.

Nach und nach zauberte Wobbel und die Tapeten an den Wänden zeigten die verschiedensten Grüntöne mit abwechslungsreichen Mustern, bis Draco aufschrie: „Stopp, das eben…“ Wobbel zeigte die vorhergehende Wandbemalung. „Nein, noch zwei zurück… Ja, das ist es – perfekt, Wobbel!“

Der Elf musste ĂĽber das ganze Gesicht strahlen, als der Blonde ihm freundlich zunickte.

„Sir, die Damen und Herren, die sich im Wintergarten abmühen - ich könnte…“
„Sicher, Wobbel. Nur zu“, ermutigte Harry seinen Elf.

In Null Komma nichts waren die verdorrten Pflanzen durch blühende ersetzt worden. Der Schimmel war verschwunden und der Boden glänzte. Kitt stopfte die Ritzen und die Fenster waren geputzt.

„Herrlich“, sagte Narzissa ganz überwältigt. „Das hast du wunderbar gemacht.“
„Ist das eigentlich anstrengend?“, wollte Draco wissen.
Mit ganz großen Augen fragte Wobbel: „Was genau meinen Sie, Sir?“
„Na, wenn du die ganze Zeit zauberst. Ist das nicht anstrengend für dich?“
Den Kopf schüttelnd verneinte der Elf, erklärte jedoch: „Ich habe nur ein wenig Durst bekommen und wollte vorschlagen…“
„Oh ja, natürlich“, viel Narzissa dem Elf ins Wort. „Wie unhöflich von mir, den Gästen keine Erfrischung anzubieten. Ich werde sofort etwas aus der Küche holen“, sagte sie ein wenig verschämt und verschwand gleich darauf aus dem Zimmer.
Wobbel blickte zu Harry hinauf und sagte leise: „Ich dachte eigentlich, dass ich etwas besorgen könnte.“

Remus betrachtete sich das Zimmer und schwärmte: „Das ist richtig hübsch geworden.“ Sein Blick fiel von den Wänden auf die Einrichtung, bevor er monierte: „Nur einige Möbel passen nicht mehr ganz hier rein.“
„Das kommt später dran“, versicherte Draco.

Während Narzissa mit einem Tablett den grünen Salon betrat, brachte Kingsleys Vorzimmerdame ihm zur gleichen Zeit eine Tasse Tee und ein paar Kekse.

„Sie sollten sich ausruhen, Mr. Shacklebolt“, legte die ältere Dame ihm nahe. „Das ist nicht gut, sich so zu verausgaben. Mein Mann hat es genauso gehandhabt wie Sie und er hat einen Herzinfarkt davongetragen.“
„Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs. Lovage, ich gehe nur schnell die Post durch und kümmere mich um die Anfragen.“
„Bei Miss Amabilis klang es sehr wichtig“, sagte Mrs. Lovage, „vielleicht sollten Sie sie zuerst kontaktieren.“

Diesen Vorschlag nahm Kingsley sich zu Herzen und flohte, nachdem seine Vorzimmerdame ihn verlassen hatte, sofort die Schwester an.

„Miss Amabilis, Shacklebolt hier“, grüßte er.
„Oh ja, ich habe gehofft, dass Sie sich endlich melden.“ Sie hielt kurz inne, bevor sie feststellte: „Sie sehen müde aus.“
„Bin ich auch, aber es geht schon. Sagen Sie, wäre es möglich, dass Sie kurz herkommen? Ich möchte persönlich mit Ihnen sprechen.“

Marie sagte der Oberschwester Bescheid, bevor sie durch den Kamin zu Kingsley ging.

Bevor er fragen konnte, erzählte Marie ihm alles Wichtige: dass Miss Parkinson aufgewacht wäre und sie ihr Blut hatte abnehmen können und dass man vermuten würde, dass sie an dem schwarzmagischen Trank „Schlafes Bruder“ leiden könnte.

„Warum glauben Sie das, Miss Amabilis? Warum gerade dieser Trank?“, fragte Kingsley.
Sein Gegenüber schien um eine Antwort verlegen und empfahl letztendlich: „Da fragen Sie besser Professor Junot, die kann Ihnen das erklären.“
Kingsley war so höflich und reichte Marie eine Tasse Tee, bevor er sagte: „Ich habe Professor Junots Anfrage erhalten. Es wird eine ganze Weile dauern, bevor wir ein Buch gefunden haben, in dem vielleicht etwas über den Trank steht. Sie wissen ja sicherlich, dass jeder Gegenstand anders gehandhabt werden muss und man es nicht einfach mit einem Aufrufezauber herbeischaffen sollte. Das könnte böse enden.“
„Ich habe mich sehr wenig mit den Dunklen Künsten befasst, es ist ja verboten“, erklärte sie, doch er wurde die Vermutung nicht los, dass sie dann und wann mal eines gelesen haben könnte.
„Ich gebe Ihnen auf jeden Fall Bescheid, wenn wir etwas in unserer Asservatenkammer finden sollten – die hat sich während und nach dem Krieg sehr gefüllt“, erklärte Kingsley mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen, denn er selbst hatte viele Gegenstände aus den Häusern von Voldemorts Gefolgsleuten sicherstellen können.

Nachdem Marie gegangen war, stattete Kingsley einem ihm nicht sehr sympathischen Kollegen einen Besuch ab: Lionel Abrahams, neuer Leiter der Abteilung für Magische Unfälle und Katastrophen.

„Mr. Shacklebolt“, grüßte Abrahams mit schmierig überheblichem Singsang in der Stimme. „Treten Sie doch ein. Was kann ich für Sie tun?“
Abrahams hatte ihm nicht einmal einen Platz angeboten, doch Kingsley wollte in diesem Büro sowieso nicht länger bleiben als notwendig, so dass er gleich zur Sache kam. „Wegen Geoffreys…“
Der dünne Mann stoppte ihn mit hochgehaltener Hand und gestattete sich ein halbseitiges Lächeln, bevor er arrogant klingend versicherte: „Er und die anderen Muggel wissen nur noch von einem Auftrag, der mit Granaten zu tun hatte. Alle glauben, sie hätten durch einen Unfall und anschließender Ohnmacht ihre Erinnerung verloren.“
„Alle auf einmal? Ist das nicht ein wenig auffällig?“, provozierte ihn Kingsley.
„Keineswegs! Da jeder an den gleichen Symptomen leidet, ist es äußerst glaubwürdig. Das war ein kleiner Geniestreich von mir“, lobte sich Abrahams selbst, während er auf den eineinhalb Köpfe größeren Kingsley herantrat. „Es tut mir außerordentlich Leid, dass Ihr kleines Treffen mit Geoffreys nie stattfinden wird.“ Es war dem Mann anzuhören, dass es ihm nicht Leid tat. „Wie wäre es, wenn wir stattdessen mal etwas Trinken gehen und ein wenig miteinander reden, um die Zusammenarbeit zu verbessern?“

Er wĂĽrde lieber Glasscherben essen, als sich mit diesem Mann im Pub bei einem Drink zu unterhalten, dachte Kingsley.

„Ich muss ablehnen, ich habe viel zu tun. Es gibt da eine Sache, weswegen ich gekommen bin.“ Abrahams brachte seine Aufmerksamkeit sehr übertrieben zum Ausdruck, indem er Kingsley direkt in die Augen blickte, seinen Kopf etwas schräg legte und die Augenbrauen ein wenig anhob. „Ich muss wissen“, begann Kingsley, „ob die Männer von Geoffreys noch etwas in der Höhle gefunden haben.“
„Ich verstehe nicht“, erwiderte Abrahams mit in Falten gelegter Stirn.
„Es waren Männer mit Hunden in der Höhle. Diese Tiere sind waren besonders trainiert und ich muss wissen, ob die was gefunden haben.“
„Ich, ähm…“ Es war Kingsley eine Genugtuung, Abrahams verlegen erleben zu dürfen.
„Sagen Sie nicht, Sie hätten zumindest Geoffreys nicht noch einmal befragt, bevor Sie ihm und den anderen das Gedächtnis ’optimiert’ haben?“ Kingsley genoss es ein wenig zu sticheln. „Sie wissen sicherlich, dass man von den Muggeln erst erfahren muss, WAS sie genau gesehen haben oder haben Sie etwa blindlings einfach den Obliviate angewandt?“
„Ich habe es nicht für notwendig erachtet“, verteidigte sich Abrahams.
Erbost wiederholte Kingsley: „Nicht für notwendig? Haben Sie die heutige Ausgabe des Tagespropheten gelesen? Die scheren die Muggel bereits über einen Kamm! Wir wollen doch nicht, dass die Situation eskaliert, nur weil noch unentdeckter Sprengstoff in einer Höhle lagert und ein paar unberechenbare Muggel die Zaubererwelt in Atem halten wollen. Wir werden abermals Hilfe vom anderen Minister anfordern müssen, um diese Sache geklärt zu wissen.“ Sichtlich genoss Kingsley den mundtot gemachten Abrahams. „Durch Ihre schlampige Arbeit, Abrahams, ist Hogsmeade noch immer nicht außer Gefahr und Hogwarts genauso wenig. Ich habe mir erklären lassen, was diese Muggelwaffen anrichten können und Sie? Wissen Sie um die Sprengkraft einer einzigen Granate und den verheerenden Folgen?“ Abrahams schüttelte zaghaft den Kopf.

Einen Moment lang herrschte Stille, die Kingsley damit verbrachte, Abrahams Sprachlosigkeit zu genießen, bevor er in gefühlskaltem Tonfall zu dem verhassten Kollegen sagte: „Ich werde mit dem Minister darüber reden müssen.“
„Aber…“, sagte Abrahams, um Kingsley vom Gehen abzuhalten. „Ich habe nur meinen Job gemacht!“
„Sie, Abrahams, sollten sich schon mal auf eine Umschulung vorbereiten, denn ich werde alles in meiner Macht stehende tun, damit Sie diesen Job verlieren!“

Kingsley ging auf den Flur hinaus und schloss die TĂĽr leise hinter sich. Auf einer Seite war er froh, Abrahams das Wort zum Tage gegeben zu haben, doch auf der anderen Seite wusste er, dass Geoffreys sich trotzdem nicht mehr an ihn erinnern wĂĽrde, selbst wenn sie sich ein zweites Mal gegenĂĽberstehen wĂĽrden.

Im BĂĽro des Ministers war gleich nach Kingsleys Erscheinen eine hitzige Diskussion entfacht.

„Warum Abrahams? Warum ist gerade der zum Leiter der Abteilung für Magische Unfälle und Katastrophen gemacht worden? Was ist aus dem jungen Mann geworden, der nach der Vertuschungs-Aktion von Mrs. Barmy-Bedlam als Leiter eingesprungen ist?“, fragte Kingsley, während er im Büro nervös auf und ab ging.
„Er war zu jung, Kingsley. Abrahams hingegen hat bereits mehrere Jahre Erfahrung als Vergissmich. Er…“
Kingsley unterbrach Arthur: „Er ist jemand, der Muggel als minderwertig betrachtet, Arthur! Ich glaube nicht, dass das in deinem Sinne ist.“
„Hat er in dieser Richtung etwas verlauten lassen?“, wollte Arthur wissen.
Kingsley schüttelte seinen Kopf. „Nein, aber seine ganze Art und wie er über seine ’Arbeit’ spricht. Das ist einfach kein Beruf, das ist…“ Ihm fehlten die Worte.

Kingsley war so erbost über Abrahams und dessen arrogantes Gehabe, dass er selbst am liebsten seinen Job an den Nagel hängen würde.

„Wir haben die Aufträge für die Vergissmich stark eingeschränkt, nachdem das mit Miss Adair, ähm, Mrs. Black geschehen ist, Kingsley“, versicherte Arthur seinem langjährigen Freund.
Der sonst so besonnene Auror erhob seine Stimme ein wenig. „Warum hast du so einen von sich selbst überzeugten Kerl zum Leiter gemacht? Der klopft sich selbst für jeden Muggel, dem er die Erinnerung nimmt, auf die Schulter!“
„Und was soll ich tun?“ Vorschläge jeder Art nahm Arthur von seinen Freunden immer gern entgegen.

Eine ganze Weile schien Kingsley zu überlegen und in dieser Zeit beruhigte er sich auch wieder. Nachdem er einmal tief Luft geholt hatte, erklärte er etwas distanzierter: „Um die Zusammenarbeit mit der Muggelwelt zu festigen wäre es notwendig, dass gewisse Beauftragte vom anderen Minister uneingeschränkt von uns und unserer Welt Kenntnis haben. Es würde künftige Zusammenarbeiten wesentlich erleichtern; man hätte zudem feste Ansprechpartner.“
„Ja“, stimmte Arthur mit warmer Stimme zu, „das klingt einleuchtend. Ich werde sehen, was ich machen kann. Solche Entscheidungen kann ich nicht allein treffen.“

Kingsley nickte verständnisvoll, denn das Abkommen zum Schutz der Zaubererwelt durfte nicht eigenhändig vom Minister umgangen werden.

„Wir brauchen Geoffreys nochmal“, sagte Kingsley leise. Erstaunt blickte Arthur auf und er wollte schon eine Frage formulieren, da erklärte der Auror: „Es ist möglich, dass in der Höhle noch immer gefährliche Gegenstände lagern. Abrahams war ein wenig voreilig gewesen. Bevor man mich darüber unterrichten konnte, hatte er die Männer schon mitgenommen.“


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