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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Schlafes Bruder

von Muggelchen

Mit seinen Hausaufgaben war Draco schon längst fertig. Nun blickte er auf ein leeres Blatt Pergament, auf welchem bereits ein Tropfen Tinte von seinem Federkiel getropft war und einen schwarzen Fleck hinterlassen hatte, der bereits getrocknet war. Seit über einer halben Stunde zermarterte er sich den Kopf darüber, wen er noch zur Hochzeit einladen könnte. Harry, Ginny und Hermine würden sicherlich bereits auf Susans Gästeliste zu finden sein; das waren die Einzigen, die ihm noch eingefallen wären.

„Erbärmlich“, murmelte Draco in den leeren Raum hinein, bevor er die weiße Gänsefeder wieder in der Halterung neben dem Tintenfass ablegte.

Wenn er schon keine Gästeliste zustande bringen könnte, müsste er wenigstens einen Paten für sein Kind organisieren, dachte er und er überlegte, ob er Severus nicht doch dazu überreden könnte, diese Verpflichtung einzugehen, als es unerwartet klopfte.

„Herein“, sagte er etwas lauter.

Mit dem Anblick seiner kreidebleichen Mutter, die von Severus am Oberarm gehalten wurde, hatte er nicht gerechnet.

„Oh Merlin, was ist geschehen?“, wollte er besorgt wissen.
„Glücklicherweise nichts“, erwiderte Severus. Bevor Draco alles andere um sich herum vergessen würde, weil er sich seiner Mutter widmete, forderte Severus: „Kontaktiere Miss Bones. Es wäre angemessen, auf der Stelle Auroren nach Malfoy Manor schicken.“
„Wieso? Was…“ Draco stockte und fragte mit weit aufgerissenen Augen: „Onkel Rodolphus?“

Draco bekam es mit der Angst zu tun, denn wenn sein Onkel erfahren haben sollte, dass er für den Tod von Bellatrix verantwortlich sein würde, hätte er nichts mehr zu lachen.

„Möglich“, antwortete Severus gelassen. „Wenn du nun bitte…“
„Ja sicher, setzt euch erst einmal“, bot Draco an, bevor er zum Kamin ging.

Zehn Minuten später war nicht nur Susan über die merkwürdigen Beobachtungen in Malfoy Manor informiert, sondern auch Kingsley, Tonks und zwölf andere Auroren, die sie persönlich anwies, sofort das Haus zu durchsuchen. Die Warnung, es könnte sich um Rodolphus und Rabastan Lestrange handeln, sorgte dafür, dass jeder Einzelne von ihnen sich innerlich auf das Schlimmste vorbereitete.

Noch vor der Apparation nach Malfoy Manor wandten sie Desillusionierungszauber an sich an, so dass sie sich nur untereinander sehen konnten, jedoch vor den Augen Dritter verborgen blieben. Zusätzlich benutzten sie einen Spruch, der ihre Schritte unhörbar machte. Unsichtbar wie sie waren schlichen vierzehn erfahrene Auroren den bewaldeten Weg entlang, bis sie sich – am Herrenhaus angelangt – aufteilten. Kingsley entfernte wortlos den von Severus gelegten Schutzzauber mit einem Schwung seines Zauberstabes und betrat das Haus als Erster, Tonks und vier weitere Auroren folgten, darunter Proudfoot und Savage; zwei alte Hasen.

Absolute Stille schlug ihnen entgegen. Hier und da brannte noch Licht, welches Severus und Narzissa unbeachtet gelassen hatten, bevor sie Hals über Kopf aus dem Haus geflohen waren. Vereinzelt knarrten Dielen, als die sechs Männer und Frauen die Treppe zum ersten Stock emporstiegen. Von draußen war nichts zu hören, doch Kingsley wusste, denn er selbst hatte es ihnen auferlegt, dass die anderen Auroren um das Haus herum Stellung bezogen hatten und das Innere des Hauses so gut es möglich war von außerhalb mit Zaubersprüchen untersuchten und mögliche Fluchtwege im Auge behielten.

Ein fast nicht mehr wahrnehmbarer, blumiger Duft stieg Tonks in die Nase und sie erkannte es als jenes Veilchen-Parfüm, welches Narzissa gern zu tragen pflegte.

Im ersten Stock angelangt achtete jeder darauf, nicht einmal laut zu atmen. Spannung lag in der Luft. Die mögliche Gefahr, auf zwei der gefährlichsten Todesser treffen zu können, ließ jeden von ihnen an die schrecklichen Erlebnisse in Kriegszeiten denken, doch der Krieg war längst vorbei. Jetzt war es an der Zeit, mit den Verbrechern abzurechnen, die damals so viel Leid verursacht hatten und noch immer auf freiem Fuß waren.

Nicht ein einziges Mal hatte Tonks etwas umgeworfen, obwohl gerade der engere Bereich am Treppenabsatz im ersten Stock mit kleinen Beistelltischlein und allerhand Zerbrechlichem dekoriert war. In ernsten Situationen war ihr Hang zur Tollpatschigkeit wie weggezaubert. Kingsley wies Proudfoot und Savage an, gemeinsam die Zimmer im ersten Stock zu untersuchen, während er selbst und Tonks mit zwei jungen Auroren, die gerade erst ihre Ausbildung beendet hatten, bereits an der Treppe zum zweiten Stock stand.

Tonks tippte Kingsley mit ihrem Zauberstab an und zeigte gleich darauf auf die Abdrücke von nackten Füßen, die im Staub auf den Stufen zu sehen waren. In die Knie gehend inspizierte Kingsley die Abdrücke mit einem skeptischen Blick, bevor er seinen Stab zu Hilfe nahm. In Gedanken sprach er einen Zauber, der den Fußabdruck leicht bläulich glitzern ließ, was niemand außer den Auroren sehen sollte. Ein weiterer Zauber sorgte dafür, dass ähnliche Fußabdrücke, auch wenn diese mit bloßem Auge nicht auszumachen waren, ebenfalls leuchten sollten und kaum hatte er diesen wortlosen Zauber angewandt, funkelte der gesamte Fußboden im ersten Stock und die Stufen der Treppe fast komplett in blauer Farbe. Vorsichtig schaute Kingsley über das Geländer zur anderen Treppe hinunter und selbst dort, wenn auch nur vereinzelt, waren Fußspuren zu sehen; ein Beweis dafür, dass jemand mit sehr kleinen Füßen zwischen den Stockwerken bereits unzählige Male hin- und hergependelt war.

Als Proudfoot und Savage von ihrem Rundgang im ersten Stock zurückgekommen waren, blickten sie zunächst mit großen Augen auf die Fußspuren am Boden, die Kingsley sichtbar gemacht hatte. Gleich darauf schüttelten beide den Kopf, denn in diesem Stockwerk hatten sie niemanden gefunden. Mit einem Nicken machte Kingsley seinen Leuten klar, dass sie nun in den zweiten Stock gehen würden. Wieder machte er selbst den Anfang und betrat die Stufen, um den leuchtenden Fußspuren zu folgen.

Oben war es dunkel, denn die Sonne war längst untergegangen. Nur vom ersten Stockwerk drang ein schwacher Schein empor, der den Treppenabsatz im zweiten Stock in ein unangenehmes Zwielicht hüllte und wie man an den Staubflusen am Boden und den Spinnennetzen an den Geländerpfosten sehen konnte, hatte die Dame des Hauses hier oben noch keine Hand angelegt. Laut des Grundrisses befanden sich im zweiten Stock wenige, aber dafür große Räume, die als Schlaf-, Kinder- und Gästezimmer mit ihren dazugehörigen Bädern genutzt wurden. Wo das Licht aus dem ersten Stock nichts mehr ausleuchten konnte, erhellte der blaue Schein der Abdrücke den Flur minimal. Die blaue Fährte wies den Weg zu jenem Raum, der den Eindringlingen als Unterschlupf dienen musste, denn besonders vor dieser einen Zimmertür glitzerte der Boden durch die vielen Fußspuren so hell als bestünde er aus lumineszierendem Gestein.

Erneut machte Tonks ihn stumm auf etwas aufmerksam, denn sie tippte ihn an und zeigte auf eine nicht sehr tiefe, leicht offen stehende und durch die Jahre hinweg verschmutzte Vitrine an der Wand, durch deren verdrecktes Glas man nicht mal mehr den Inhalt erkennen konnte. Vorsichtig öffnete er das kleine Türchen ein wenig und sein Blick fiel auf etliche Zauberstäbe, die einst den nun verblichenen Mitgliedern der Familien Malfoy und Black gehört hatten. Jeder einzelne Stab lag auf kleinen, hervorstehenden Stiften, die offenbar aus Elfenbein geschnitzt waren und unter ihnen waren kleine Schilder aus Gold angebracht, in denen man liebevoll die Namen der Ahnen hatte eingravieren lassen. Ein Stab fehlte.

Möglicherweise, so dachte Kingsley, hatte einer der Eindringlinge, wenn es sich um mehrere handeln sollte, seinen Stab verloren, so dass er ihn auf diese Weise ersetzt wissen wollte.

Tracey Davis, muggelstämmig und ehemalige Slytherin, folgte Kingsley, während Kevin Entwhistle, ehemaliger Ravenclaw und ebenfalls muggelstämmig, an Tonks Seite blieb. Die beiden jungen Auroren waren von ihr ausgebildet worden und durften heute ihren ersten Einsatz erleben. Beide waren äußerlich völlig gelassen, denn sie fühlten sich mit Kingsley und den anderen erfahrenen Auroren im Haus sicher, auch wenn man ihnen während der Ausbildung stets eingetrichtert hatte, sich während eines Einsatzes niemals sicher fühlen zu dürfen.

Kingsley und Tracey näherten sich der Tür und flüsterten fast unhörbar und zeitgleich einen Spruch, der feindliche Schutzzauber aufspüren sollte und tatsächlich fanden sich zwei magische Barrieren, die beide von Tracey mit Leichtigkeit aufgehoben werden konnten. Die Einfachheit der Schutzzauber ließ Kingsley daran zweifeln, dass es sich um Todesser handeln würde, denn die hätten zu ganz anderen Mitteln gegriffen, um den Raum abzusichern.

Auf Kingsleys stille Anweisung hin sollte Tracey nun die Tür öffnen, doch in dem Moment, als sie ihren Stab auf die Türklinke richtete, bewegte sich diese wie von Geisterhand.

Mit zwei Handbewegungen wies Kingsley seine Leute an, sich an die Wand zu pressen und die Ruhe zu bewahren. Zum Angriff wollte er noch nicht übergehen, denn voreiliges Handeln könnte dem Feind einen Vorteil gewähren, was er vermeiden wollte. Er wollte niemanden aufschrecken und Zeit zur Flucht lassen.

Die Klinke war nun komplett hinuntergedrückt und die Tür öffnete sich langsam; quietschte dabei nicht ein einziges Mal. Ein kleiner Kopf mit schwarzen lockigen Haaren lugte hervor. Große, dunkle Augen schauten aufmerksam in den Flur hinein. Tonks, die nicht wie Kingsley und Tracey direkt neben der Tür stand, konnte erkennen, um was es sich handelte, doch wenige Sekunden später konnte Kingsley sich selbst ein Bild davon machen. Ein kleines Kind, welches bei dem spärlichen Licht der magisch sichtbar gemachten Fußspuren nicht gut zu erkennen war, trat vorsichtig auf den Flur hinaus und schloss die Tür gewissenhaft hinter sich; musste derweil auf den Zehenspitzen stehen, weil die Klinke viel zu hoch angebracht war.

Das Kind, offenbar ein Mädchen, machte mit seinen nackten Füßen lautlos ein paar kleine Schritte bis zum Treppengeländer und stand einen Moment, ohne es zu ahnen, sehr dicht bei der unsichtbaren Tonks. Das Mädchen ergriff zwei der hölzernen Pfosten, um zwischen ihnen hinunter in den ersten Stock zu spähen. Mit einer für so kleine Kinder sehr ungewöhnlichen Vorsicht verweilte es einen Augenblick an Ort und Stelle, bevor es zögerlich am Geländer entlang zur ersten Stufe ging. Das Kind überstürzte nichts und hielt sich konzentriert fest, während es immer nur eine Stufe nahm, auf dem es erst noch den anderen Fuß abstellen musste, bevor es eine weitere Stufe nehmen konnte.

Kingsley blickte zu Tonks hinüber, die völlig entgeistert dem Kind nachschaute, welches sie noch immer zwischen den Geländerpfosten hindurch sehen konnte. Als Tonks Augen auf sich spürte, schaute sie zu Kingsley hinüber, der einen Zeigefinger vor seinen Mund hielt und gleich darauf mit den Augen und einem Kopfnicken zum Mädchen deutete; Tonks sollte folgen. Noch immer waren ihre Schuhsohlen durch einen Zauber geschützt, so dass ihre Schritte keinen einzigen Ton erzeugen würden und so folgte sie gemächlich dem kleinen Mädchen, welches immer wieder auf seinem Wege innehielt und durch die Pfosten hindurch nach unten schaute, um sich zu vergewissern, dass auch niemand im ersten Stock zu sehen war.

Mit Kevin, Tracey, Proudfoot und Savage blieb Kingsley an der wieder verschlossenen Tür zurück und diesmal öffnete er sie, um das dahinter liegende Zimmer zu betreten.

Tonks war dem Mädchen, welches ein viel zu großes Seidenhemd trug, das wie ein Kleidchen wirkte, bereits in den ersten Stock gefolgt und sie beobachtete, wie die Kleine ein Ohr an eine der vielen Türen presste, in dem sie ganz offensichtlich jemanden vermutete. Als das Kind nichts vernehmen konnte, schielte es wieder zur Treppe hinüber und haderte mit sich selbst. Das Erdgeschoss schien ihr Angst zu bereiten, doch irgendetwas trieb sie mutig zu den Stufen, um auch diese zu überwinden. Tonks folgte lautlos.

Gefolgt von seinen Leuten war Kingsley im zweiten Stock ins stockdunkle Zimmer eingetreten. Die Luft war abgestanden und es roch moderig. Es war jedoch angenehm warm und er ahnte, da hier kein Kaminfeuer entzündet worden war, dass die Wärme durch Zauberei entstanden sein musste. Sollte das Kind der einzige Eindringling sein, dachte Kingsley, dann könnte er diesen Raum ohne Sorge inspizieren, aber es war sehr unwahrscheinlich, dass ein kleines Kind einen Wärmezauber beherrschen würde. Aufgrund der Dunkelheit konnte er allerdings nichts in diesem Zimmer erkennen, bis auf einige schattige Umrisse, die von Möbeln herrühren könnten. Nachdem all seine Leute in dieses Zimmer eingetreten waren und sich strategisch klug positioniert hatten, gab er ihnen das Zeichen, zur gleichen Zeit einen Lumos anzuwenden, so dass das Zimmer auf Drei mit einem Schlag erhellt wurde.

Dem kleinen Mädchen war Tonks lautlos gefolgt. Aufgrund des im Erdgeschoss herrschenden Lichts konnte sie das Kind endlich besser sehen und auf drei oder vier Jahre schätzen. Immer wieder hielt die Kleine inne und blickte sich um oder lauschte angestrengt und Tonks tat es ihr gleich. Der Weg führte das Kind in die Küche, die es sorgsam beäugte, bevor es einen Fuß hineinsetzte. Zielstrebig steuerte das Mädchen auf einen Vorratsschrank zu und öffnete ihn, um etwas zu entnehmen, was Tonks nicht sehen konnte, denn die Tür des Schränkchens war im Weg, doch als die Tür wieder geschlossen wurde, da musste Tonks bis über beide Ohren lächeln, denn das Kind hatte sich einen großen runden Keks stibitzt, den es mit solch inniger Bewunderung anblickte, dass Tonks für einen Moment die Ernsthaftigkeit des heutigen Auftrags vergaß und versehentlich an einen Stuhl stieß, der zwar nur kurz, dafür aber laut schabend über den Holzboden glitt. Das Mädchen drehte sich blitzschnell um und ließ zur gleichen Zeit den erbeuteten Keks fallen, während es mit angsterfüllten Augen auf den Stuhl blickte, der den Lärm verursacht hatte.

Zwei Stockwerke über der Küche hatten die Auroren zeitgleich zwei Personen in einem Bett liegend ausmachen können. Beide bewegten sich augenscheinlich nicht, aber trotz Lumos konnte man es nicht genau erkennen. Vorsichtig trat Kingsley an das Bett heran, während die anderen ihre Stäbe auf die Personen richteten; außer Savage, denn der behielt den Rest des Zimmers und die Tür im Auge. Aus der Nähe konnte Kingsley erkennen, dass es sich bei der Person, der er nun am nächsten stand, um einen jungen, groß gewachsenen Mann handelte, dessen dunkelhäutiges Antlitz mit seinen hohen Wangenknochen nur durch eine helle Narbe am Kinn in seiner vollkommenen Schönheit beeinträchtigt wurde. Daneben lag eine junge Frau mit rabenschwarzen Haaren, kräftigem Kinn und ebenso ausgeprägten Wangenknochen, was ihr Gesicht sehr pausbäckig erscheinen ließ. Ihre Haut war unnatürlich grau, sofern man es bei dem spärlichen Licht erkennen konnte. Ihr Brustkorb bewegte sich nicht und ihr Mund stand ein wenig offen; genau wie ihre Augen. Kingsley schlussfolgerte daraus, dass die Frau verschieden sein musste, doch der Mann neben ihr ihm Bett wirkte sehr lebendig, denn man hörte ihn sogar leise atmen.

In der Küche starrte das kleine Mädchen weiterhin auf den Stuhl, der nicht mehr wie die anderen ordentlich an den Tisch gestellt war, sondern ein wenig schräg stand. Mit flinken Augenbewegungen suchte sie nach der Quelle des Geräusches, doch sie fand nichts.

Für einen Moment wunderte sich Tonks darüber, dass das Kind die Augen geschlossen hatte, doch wenig später kannte sie die Antwort, denn das Mädchen öffnete seine Augen wieder und fragte sehr neugierig, aber dennoch wispernd, als hätte sie niemals gelernt, ihre Stimme in normaler Lautstärke zu gebrauchen: „Wenn du ein Geist bist, warum musst du dann Luft holen?“

Ohne auf die Uhr zu sehen wusste Kingsley vom Gefühl her, dass seine Männer draußen mit ihrer Arbeit fertig sein mussten und fünf von ihnen – wie zuvor geplant – ebenfalls ins Haus kommen würden. Sein Zeitgefühl hatte ihn nicht betrogen, denn Munson war bereits im zweiten Stock angelangt und nickte ihm wortlos zu, als er im Türrahmen stand. Die Sicherung des Hauses und die Barrikade möglicher Fluchtwege waren abgeschlossen.

Lautlos kam Munson zu Kingsley hinüber, um Anweisungen entgegenzunehmen. Kingsley befahl ihm so leise, dass es kaum wahrzunehmen war: „Prüft die anderen Räume in diesem Stockwerk und versiegelt den Dachboden, bevor wir…“

Ein heller Schrei war zu hören. Kingsley drehte sich um und sah Tracey von einem unbekannten Fluch und mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht getroffen zu Boden gehen. Der Mann im Bett hielt einen Zauberstab in der Hand und richtete den in Windeseile auf die Person, die ihm jetzt am nächsten war, obwohl er sie gar nicht sehen konnte. Kingsley blickte auf die Spitze eines Stabes, die auf ihn gerichtet war.

In der Küche stehend blickten Tonks und auch das kleine Mädchen nach oben, obwohl sie durch die Decke hindurch nichts sehen konnten, doch den Schrei hatten beide mit einem unguten Gefühl vernommen. Das Mädchen huschte leise an Tonks vorbei, die erst wieder ihre Augen von der Decke abwandte, als sie etwas am Arm gespürt hatte. Das Kind war bereits auf der Treppe in den ersten Stock, doch Tonks wollte sie nicht gehen lassen, falls es oben zu brenzlig werden würde und so rannte sie ihr hinterher und umfasste sie von hinten. Das Mädchen kreischte aus voller Lunge, weil es von etwas Unsichtbarem gepackt worden war.

Munson, der direkt neben Kingsley stand, hob in Windeseile seinen Arm und zielte, doch mit den flinken Reflexen einer Raubkatze veränderte der dunkelhäutige Mann die Position seines Stabes um nur wenige Zentimeter und traf Munson mit einem wortlosen Fluch. Ohne Übergang war der ganze Raum abrupt in Rauchschwaden gehüllt, weswegen sich die Umrisse der unsichtbaren Auroren darin abzeichneten und als Kevin einen wortlosen Entwaffnungszauber anwenden wollte, war der Dunkelhäutige im gleichen Moment verschwunden, nur um mit einem leisen Plop in einer anderen Ecke des Raumes wieder aufzutauchen, damit er die Konturen, die Kevins Gestalt in den Rauchschwaden hinterließ, mit einem Fluch angreifen konnte. Kevin ging in dem gleichen Moment zu Boden, als alle Anwesenden ihren Zauberstab auf den jungen Mann richteten, doch der apparierte erneut innerhalb des Raumes.

Von unten hörte man ein Kind lauthals kreischen als würde es um sein Leben fürchten.

Kingsley ließ den Rauch verschwinden, Proudfoot belegte den Raum mit einem Zauber, der die Flucht unmöglich machte und Savage vereitelte die Möglichkeit einer Apparation im Zimmer. Die vier Auroren, die mit Munson ins Haus gekommen waren, stürmten das Zimmer und machten den jungen Mann am Fenster aus, der den Zauberstab blind auf vermeintliche Ziele im Raum richtete, denn die Auroren oder ihre Silhouetten konnte er nicht mehr sehen, ohne Frage aber sehr gut hören, auch wenn sie sich noch so ruhig verhielten.

„Verschwindet, ihr Schweine! Wir haben nie jemandem etwas getan“, schrie der junge Mann, der sich nun arg in die Enge getrieben fühlte.

Proudfoot, Savage und eine weibliche Aurorin namens Crystal Nash zielten auf den Dunkelhäutigen und sagten gleichzeitig: „Expelliarmus!“

Gegen die drei Angreifer konnte sich der junge Mann nicht zur Wehr setzen. Nachdem er seinen Stab an einen der Unsichtbaren verloren hatte, begann er mit einem Male am ganzen Leib zu zittern, denn ohne einen Zauberstab waren die meisten Zauberer völlig hilflos. Gleich als man ihn entwaffnet hatte, wurde er mit magischen Fesseln bewegungsunfähig gemacht, was ihn nicht davon abhielt, sich die Lunge aus dem Hals zu schreien; vor Angst, wie Kingsley zu wissen glaubte.

Eine tiefe, körperlose Stimme erklang im Raum und sagte: „Wir sind Auroren des Ministeriums. Sie werden dazu angehalten, jeden Widerstand aufzugeben und sich verhaften zu lassen, damit Ihre Identität geklärt werden kann.“

Der junge Mann atmete so heftig, dass ihm schwindelig wurde und er zu schwanken begann, so dass Kingsley diesen Moment wählte, um den Desillusionierungszauber an sich selbst und den anderen Auroren aufzuheben, damit der Überwältigte sein Gegenüber sehen konnte.

Kingsley staunte, als der junge Mann aufgeregt atmend wissen wollte: „Wo ist meine Tochter?“

Eine Antwort blieb er ihm schuldig, denn er kümmerte sich erst um Kevin, der sich bereits von dem Fluch erholt hatte und sich, wenn auch nur wackelig, allein auf den Beinen halten konnte. Auch Tracey hatte das Bewusstsein wiedererlangt wie auch Munson, der vorhin neben Kingsley gestanden hatte.

Überrascht darüber, dass seine Teammitglieder wohlauf waren, blickte er den Gefesselten mit hochgezogenen Augenbrauen an, bevor er fragte: „Verteidigung gegen die dunklen Künste? Mit wem dachten Sie hätten Sie es zu tun?“
Hauchend und mit den Nerven am Ende antwortete der Gefangene: „Todesser.“
„Todesser? Verstecken Sie sich vor denen?“, wollte Kingsley wissen und sein Gefangener nickte. „Warum hier?“
„Gerade hier!“, zischte der junge Mann gereizt, doch er ging nicht ins Detail. „Wo ist meine Tochter?“
„Keine Sorge, sie wird bei einer unserer Aurorinnen sein“, entgegnete Kingsley gelassen, der sechs Auroren seines Teams anwies, noch den Dachboden abzusuchen. „Ist noch jemand außer Ihnen hier?“, fragte Kingsley gleich darauf, während er sich dem jungen Mann näherte, der nun trotz seiner dunkleren Hautfarbe erschreckend blass aussah.
Der junge Mann schüttelte den Kopf, bevor er forderte: „Bringen Sie meine Tochter her!“
„Ich glaube nicht, dass Ihre Tochter weiterhin das“, er nickte zum Bett hinüber, indem der bewegungslose Frauenkörper lag, „sehen sollte. Sie und Ihre Tochter werden mit uns kommen.“
„Aber…“ Der junge Mann hielt inne und blickte zum Bett hinüber. „Sie kann nicht hier bleiben! Sie braucht mich!“

Kingsley konnte nicht einmal erahnen, was der junge Mann durchlebt haben musste, dass er so verwirrt schien.

„Die Mitarbeiter vom Mungos werden die Leiche abholen und…“
„NEIN! Sie ist nicht tot!“, wollte der junge Mann ihm aufgebracht weismachen.

Irritiert blickte Kingsley erneut zum Bett hinüber. Die Haut der Frau war gräulich, ihr Brustkorb bewegte sich nicht und würde sie nur geschlafen, dann musste sie einen sehr festen Schlaf haben, dass sie von dem Lärm des Kampfes nicht erwacht war.

„Sie sind verwirrt, junger Mann. Kommen Sie…“ Kingsley hatte seinen Zauberstab gezogen und wollte soeben den Mobilcorpus verwenden, um den Gefangenen in der Luft schwebend antransportieren zu können, da widersprach er erneut.
„Um Himmels Willen, glauben Sie mir doch, sie ist nicht tot! Ich kann sie nicht einfach hier lassen“, sagte der junge Mann völlig entrüstet.
„Hören Sie…“, begann Kingsley besonnen.

Dass der Gefangene mit einem wortlosen Zauberspruch die magischen Fesseln zwar nicht vollständig hatte lösen können, aber durchaus an seinen Händen gelockert hatte, war Kingsley leider entgangen. Als der junge Mann mit einem Male mit den Fäusten auf ihn einschlug, da reagierte Tracey als Erste und sie versteinerte den Gefangenen mit einem Petrificus Totalus.

Auf dem Grundstück hatten sich die Auroren nach einer gründlichen Durchsuchung des Hauses zusammengefunden und sie unterhielten sich aufgeregt über das, was geschehen war. Kingsley erspähte Tonks ein wenig abseits. Sie hielt das kleine Mädchen im Arm, welches sie mit ihrem Umhang wärmte, denn es war bitterkalt.

„Hallo King“, sagte Tonks trübsinnig, denn es hatte ihr im Herzen wehgetan, das Kind so erschreckt zu haben. Um sie zu beruhigen, hatte Tonks sie vorhin auf den Arm genommen, war ins Freie gegangen und hatte den Desillusionierungszauber aufgehoben, so dass das Mädchen keine Angst mehr haben würde.

Das Mädchen in Tonks Armen machte ein ganz trauriges Gesicht und die Augen und Wangen waren feucht. Es musste eine ganze Weile fürchterlich geweint haben, wovon es jetzt müde war.

„Hallo Kleine“, sagte Kingsley mit freundlich ruhiger Stimme, doch das Kind schaute ihn nicht an, sondern vergrub sein Gesicht in den Falten von Tonks’ Umhang. „Wie heißt du?“, wollte Kingsley wissen, doch auch da zierte sich das Kind, eine Antwort zu geben. Tonks machte mit einem Gesichtsausdruck deutlich, dass auch sie noch nicht den Namen des Kindes erfahren hatte.

„KINGSLEY“, hörte man eine raue, alles übertönende Stimme rufen.

Als Kingsley und Tonks sich umdrehten, erkannten sie Alastor, der mit seinem Gehstock auf sie zugehinkt kam.

„Kingsley, warum bin ich nicht informiert worden?“, meckerte Alastor, als er die beiden erreicht hatte.
„Du bist seit Jahren im Ruhestand, Alastor“, erinnerte Kingsley ihn gelassen.
„Was aber nicht heißt, dass ich darauf verzichten möchte, den Lestrange-Brüdern das Fell über die Ohren zu ziehen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet! Das nächste Mal…“ Alastor hielt inne, weil er bemerkt hatte, dass das Kind in Tonks Armen wegen seiner herrischen Stimme zusammengezuckt war. „Oh“, war seine Entschuldigung. An das Mädchen herantretend fragte Alastor zwar freundlich, aber in den Augen eines Kindes wahrscheinlich noch immer viel zu angsteinflössend: „Wer bist du denn?“

Das Mädchen blinzelte hinter dem Umhang hervor und als sie Alastors verstümmeltes Gesicht erkannte, die fehlenden Teile der Nase, die vielen Narben und das rotierende magische Auge, da presste das Kind sein Gesicht erschrocken in Tonks Halsbeuge.

„Brauchst keine Angst zu haben, Mädchen“, sagte Alastor sehr viel ruhiger und das Mädchen drehte daraufhin seinen Kopf und schaute mit nur einem Auge zu dem hässlichen Mann, dessen Lächeln ihn nicht ein kleines bisschen sympathischer erscheinen ließ. Alastor tippte mit dem Zeigefinger oberhalb seiner Wange und deutete damit auf sein falsches Auge, bevor er sagte: „Weißt du, was das ist?“ Das Mädchen schüttelte zaghaft den Kopf, so dass Alastor erklärte: „Das ist ein magisches Auge und weißt du, was das kann?“ Wieder verneinte die Kleine. „Damit kann ich in die Zukunft sehen“, log er aufmunternd. „Und ich sehe, dass alles gut werden wird.“ Das Mädchen begann sanft zu lächeln, denn es wollte dem Mann glauben. „Also Kopf hoch, meine Kleine“, sagte er ermutigend, bevor er Kingsley am Oberarm packte und ein paar Schritte mit ihm ging.

„Also, wen habt ihr geschnappt?“, fragte Alastor enthusiastisch.
„Einen jungen Mann, der sich laut seiner Aussage vor Todessern versteckt gehalten hatte, dann sein Kind und die Leiche der Mutter“, zählte Kingsley auf.
„Leiche? Und wo habt ihr die gefunden?“ Kingsley erkannte, dass Alastor sehr skeptisch war.
Er atmete einmal tief ein, bevor er antwortete: „Sie lag im Bett neben dem jungen Mann. Ich vermute, aber das werden die Heiler im Mungos feststellen müssen, dass der Gefangene psychisch gestört ist. Ich gehe davon aus, dass auch das Kind für eine lange Zeit mit der Verstorbenen konfrontiert worden war.“

Einige Geräusche kündigten die angeforderten Medi-Magier des Mungos an, denen Kingsley Anweisungen geben musste.

„Wenn du mich einen Moment entschuldigst, Alastor?“, sagte Kingsley, bevor er die Organisation des Abtransportes übernahm. Alastor schaute ihm hinterher, bevor er sich umdrehte und sein Blick erneut auf Tonks und das Kind fiel, denen er sich näherte und als er nur noch wenige Meter von ihnen entfernt war, hörte er die zittrige Stimme des Mädchens.

„Wo ist mein Papa und meine Mama?“
Ohne zu fragen sprach Alastor einen Wärmezauber um Tonks herum, bevor er forderte: „Erzähl mir von deiner Mama.“
Noch immer war er dem Mädchen nicht geheuer, doch sie antwortete nichtsdestotrotz: „Sie schläft viel.“

Tonks hatte offensichtlich noch nicht erfahren, was Kingsley im Bett neben dem Gefangenen gefunden hatte, denn vor dem Kind hatte er nicht von der Verblichenen reden wollen, wie Alastor vermutete.

„Sie schläft viel?“, fragte er gespielt erstaunt nach. Das Mädchen nickte heftig, so dass er wissen wollte: „Ist sie so müde? Wie lange schläft sie schon?“
„Schon immer“, antwortete die Kleine knapp, weswegen Alastor vermutete, dass das Kind seine Mutter nie anders kennen gelernt hatte.
„Schon immer? Das ist aber viel zu lange“, sagte er.
„Sie hat sich in den Finger gestochen und ist eingeschlafen“, erzählte das Mädchen müde.
„Gestochen?“, wiederholte Alastor fragend.
„Na, wie Dornröschen“, sagte sie lang gezogen und nörgelnd, weil sie nicht zu verstehen schien, warum er ihr nicht folgen konnte.


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