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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Eile mit Weile

von Muggelchen

Am Abend hatte Severus immer noch in seinem Bett gelegen, als Hermine den Hund ausfĂĽhrte. Das Abendessen nahm sie allein in seinem Wohnzimmer ein in der Hoffnung, der Duft des Essens wĂĽrde ihn wecken, aber er leistete ihr keine Gesellschaft. Sie versuchte noch zweimal ihn zu wecken, indem sie seinen Namen sagte, doch entweder schlief er fest oder er ignorierte sie, so dass sie seufzend in sein Labor ging.

Als sie Notizen für ihr Projekt machte, fiel ihr plötzlich ein, dass Worple und Sanguini heute noch kommen würden. Sie musste Severus unbedingt wecken und war schon auf dem Weg zur Tür, da klopfte es. Da Severus sicherlich nie an seine eigene Tür klopfen würde, rechnete sie fest mit den beiden Gästen und als sie öffnete, bestätigte sich ihre Vermutung.

„Oh, guten Abend, Miss Granger“, sagte Mr. Worple höflich. Sanguini nickte ihr lediglich zu und nach der kleinen Demonstration von Severus hielt sie das Verhalten des Vampirs auch nicht mehr für unhöflich.
„Oh, guten Tag, Mr. Worple, Mr. Sanguini. Kommen Sie doch bitte herein“, bat sie und überlegte jetzt bereits, was sie tun könnte.
Sich im Labor umsehend fragte Mr. Worple: „Professor Snape ist nicht hier?“
„Der ist momentan leider unpässlich“, erwiderte sie ehrlich.
„Ich hoffe doch“, sagte Worple, während er seine Tasche öffnete, „dass Professor Snape nicht ernsthaft erkrankt ist.“
„Nein, ich denke, er braucht nur Ruhe.“ Sie druckste einen Moment herum, bevor sie peinlich gerührt gestand: „Ich muss zugeben, dass ich nicht sonderlich über sein Projekt informiert bin, Mr. Worple. Ich weiß nicht, was Professor Snape heute vorhatte.“
„Zunächst“, Worple zog die kleine Kiste mit den nun leeren Ampullen aus der Tasche, „möchten wir Ihnen das hier zurückgeben. Des Weiteren“, er fischte eine Mappe heraus, „möchten wir Ihnen die Aufzeichnungen überreichen. Sie sind, wie Professor Snape es gewünscht hatte, sehr ausführlich.“ Die Mappe war daumendick, wie Hermine feststellte. „Es gab einige Komplikationen, aber das ist alles notiert.“

Mr. Worple seufzte und blickte sich einen Moment um.

„Da Professor Snape ja leider unpässlich ist, werden Sie uns sicherlich in seinem Namen die anderen Ampullen übergeben?“, fragte Worple.

Innerlich geriet Hermine in Panik. ’Andere Ampullen?’, fragte sie sich selbst.

„Ich…“ Hermine blinzelte und schaue sich im Labor um, doch nichts ähnelte den Ampullen, welche Severus den beiden beim letzten Mal mitgegeben hatte.
Worple war ein netter Mensch, der beruhigend vorschlug: „Möglicherweise könnten Sie Professor Snape eben fragen? Er war es, der erklärt hatte, dass dieser Test nicht unterbrochen werden dürfte. Es wäre sicherlich weder in seinem noch in unserem Interesse, wenn wir heute ohne den Trank gehen würden.“

Sie nickte und erklärte: „Wenn Sie bitte einen Moment warten würden?“
„Aber sicher“, sagte Worple, der sich bereits einen Stuhl vom Tisch zog und gemütlich Platz nahm.

Ihre Hände zitterten, als sie über den Flur zu Severus’ Räumen ging. Es war ihr sehr unangenehm, den beiden Gästen gegenüber so ahnungslos gewirkt zu haben, aber es war Severus’ Schuld, denn er hatte ihr nur beiläufig etwas über den Trank berichtet. Sie wusste nicht einmal genau, was sich überhaupt für Zutaten darin befinden würden. An seinen Trank hatte er ganz offensichtlich nur gearbeitet, wenn sie nicht bei ihm war; vielleicht sogar die Nächte durch.

Salazar hatte ihr geöffnet und ohne nachzudenken marschierte sie in sein Schlafzimmer, damit das Gefühl der Furcht gar nicht erst in ihr aufkeimen konnte, von ihm angeschrieen zu werden. Er lag diesmal auf dem Rücken und schlief fest. Nur der Hund am Fußende des Bettes war hellwach, bewegte jedoch lediglich die Augen, um Hermine zu beobachten.

„Severus?“, fragte sie erst leise.

Der Gedanke an die beiden Wartenden ließ sie jegliche Vorsicht vergessen, als sie seinen Namen lauter sagte. Sie musste ihn an der Schulter packen und rütteln, so dass er endlich erwachte. Es folgte die zu erwartende Schimpftirade, nachdem er sie in seinem Zimmer erspäht hatte.

„Was zum Henker suchen Sie hier? Sie haben keine Erlaubnis…“
Sie unterbrach ihn unwirsch und sagte mit bebender Stimme, weil die Gesamtsituation für sie schwer zu ertragen war: „Seien Sie still, verdammt!“
„Was fällt Ihnen…“
Erneut fuhr sie ihm über den Mund, als sie angespannt und wütend sagte: „Worple und Sanguini sind hier. Sagen Sie mir einfach, wo die blöden Ampullen sind.“

Erstaunt blickte er auf den Wecker auf seinem Nachttisch. Es war schon zehn nach sechs und er fragte sich, wie er so lange hatte schlafen können, ohne auch nur einmal zu erwachen. Es war ihm nicht entfallen, dass sie ihre Fäuste ballte. So wütend hatte er sie noch nie erlebt.

Müde kroch er aus dem Bett und zog sich Schuhe über, während er sagte: „Ich werde mitgehen.“
„Oh nein, das ist nicht nötig“, sagte Hermine voller Rage. „Die beiden halten mich eh schon für die dumme Schülerin, die von nichts eine Ahnung hat; nicht weiß, wo was zu finden ist. Mr. Worple war so nett mich darauf hinzuweisen, doch besser ’den Professor’ zu fragen.“
„Sie sind nicht dumm“, murmelte er. „Außerdem muss ich den beiden die Entlohnung geben.“

Mit einer stillen, dennoch sehr aufgebrachten Hermine im Schlepptau betrat er das Labor und grüßte die beiden Gäste mit seiner üblich distanzierten Art.

„Es tut mir Leid, dass Sie warten mussten“, sagte er in einem Tonfall, der den Gästen verinnerlichte, dass er momentan übel gelaunt war.
Mr. Worple erhob sich und erklärte: „Nein, keine Sorge. Ihre Assistentin hat uns…“
„Meine Schülerin“, verbesserte Severus.
Nickend nahm Worple diese Aussage zur Kenntnis. „Sie hat uns gesagt, es ginge Ihnen nicht gut.“

Severus hatte eine Schublade geöffnet und war längst dabei, das leere Kästchen mit frischen Ampullen zu füllen. Ganz offensichtlich war ihm nicht nach Konversation, was Worple auf eine möglicherweise angeschlagene Gesundheit zurückführen könnte.

„Ich wäre untröstlich gewesen“, begann Worple, „wenn das Experiment heute nicht hätte fortgeführt werden können.“
„Und ich bin untröstlich“, sagte Severus, ohne sich zu seinen Gästen umzudrehen, „dass ich meiner Schülerin so wenig über mein Projekt berichtet habe.“

Er setzte die eine Ampulle in das letzte, leere Fach und schloss die Kiste, bevor er noch ein Säckchen auf ihr ablegte. „Denn dann hätte ich sie heute nicht in eine so unangenehme Lage gebracht.“ Er drehte sich um und näherte sich Mr. Worple. Während er ihm die Kiste und das darauf befindliche Säckchen mit Galleonen überreichte, erklärte er entschuldigend, aber dennoch sehr trocken: „Wir konzentrieren uns mehr auf ihr Projekt.“ Er blickte zu Hermine hinüber, bevor er wieder Worple anschaute und hinzufügte: „Denn das scheint vielversprechendere Ergebnisse zu liefern als das meine.“
„Oh, das würde ich nicht sagen“, widersprach Mr. Worple aufmunternd. „Miss Granger hat unsere Notizen entgegengenommen. Ich denke, Sie werden viel damit anfangen können, Professor Snape.“
Severus nickte, bevor er noch sagte: „Eine Anleitung, die für diese Tränke wichtig sind, finden Sie wieder in der Kiste. Wenn Sie mich jetzt…“
„Aber sicher, Professor Snape.“ Worple verabschiedete sich von Severus und schaute gleich darauf zu Hermine hinüber: „Miss Granger, einen schönen Abend noch.“
„Auf Wiedersehen“, brachte Hermine leise heraus.

Obwohl er sich gern wieder zurĂĽckziehen wĂĽrde, blieb er noch im Labor, doch er stand nur herum und schien unentschlossen.

Mit leiser Stimme forderte Hermine eine Antwort: „Was ist mit Ihnen los?“
„Das geht Sie nichts an“, erwiderte er wesentlich matter, als er es vorgesehen hatte.
Verzweifelt schüttelte sie den Kopf, bevor sie aggressiver sagte: „Tun Sie nicht so als wäre nichts.“
„Halten Sie sich da raus!“, befahl er diesmal schon grimmiger.
„Ja, das hätten Sie wohl gern“, verspottete sie ihn. Selbst sein böser Blick brachte sie nicht davon ab zu sagen: „Sie brauchen gar nicht zu denken, dass ich Ihren äußerst besorgniserregenden Zustand einfach so hinnehmen werde. Ich werde…“
„Sie, Miss Granger, werden in Bezug auf meine Person überhaupt nichts mehr unternehmen! Unterlassen Sie es, Ihre Nase überall hineinzustecken, sonst werde ich doch noch Gebrauch vom Rohrstock machen“, kündigte er an.
„Ich kann auch mit dem Säbel rasseln, Severus“, sagte sie gelassen, um ihm zu zeigen, dass sie seine Drohung keinesfalls ernst nahm. Entgegen seines Verhaltens blieb sie auch bei der persönlichen Anrede.

„Gehen Sie“, verlangte er.
„Warum? Damit Sie was genau machen können? Schlafen? Ein sehr ungewöhnliches Verhalten für Sie, finden Sie nicht?“, reizte sie ihn mit zuckersüßer Stimme.
„Was ich in meiner Freizeit anstelle hat Sie nicht im Geringsten zu interessieren!“
„Aber wissen Sie was? Heute war Freitag – kein freier Tag für Sie! Von wegen ’Freizeit’…“ Sie schnaufte hämisch. „Sie haben verschlafen! Wann ist das das letzte Mal passiert?“ Sie tat so, als müsste sie angestrengt nachdenken und machte dabei „Mmmh“. „Richtig, noch nie! Jedenfalls nicht in den Jahren, die ich hier als Schülerin verbracht habe. Das war auch der Grund, warum ich aus Albus’ Mimik ablesen konnte, dass er das Schlimmste befürchtet hat, als sie heute früh nicht anwesend waren! Sie bereiten nicht nur mir Sorgen, Severus.“
Ohne auf das einzugehen, was sie eben gesagt hatte, forderte er viel lauter: „Gehen Sie endlich!“
„Sie glauben wirklich, dass Sie mich loswerden können oder?“, sagte sie provokant.
Er grinste fies und sagte mit schmieriger Stimme: „Oh, ich könnte Sie ganz schnell loswerden. Wie wäre es, wenn ich Ihnen die schriftliche Befugnis erteile, Ihren Meister beim Ministerium abzulegen. Dann bin ich Sie endlich los!“
„Und Sie glauben wirklich, dass Sie mich so auch aus Ihrem Leben stoßen können?“, fragte sie baff. Weil er nur die Stirn in Falten legte, erklärte sie: „Ich würde Harry sicherlich sehr häufig besuchen und ich würde Ihnen ganz gewiss über den Weg laufen.“
„Und mich weiterhin mit Ihrer nervtötenden Art belästigen“, stellte er als Tatsache fest.
„Ach, jetzt bin ich auf einmal wieder ’nervtötend’. Als Sie eben mit Mr. Worple über mich gesprochen haben, da schien es doch für einen Moment tatsächlich so, als würden Sie mich und meine Arbeit schätzen.“

Sie hielt ihm vor Augen, dass seine beleidigenden Aussagen von ihr als bloßer Schutzmechanismus durchschaut worden waren, was ihn rasend machte. Er fand einfach keine Möglichkeit, sie zum Gehen zu bewegen. Er wollte seine Ruhe; er wollte nur noch seine Ruhe haben.

„Was hat es denn diesmal ausgelöst?“, fragte sie herausfordernd. „Es war ja schon seit gestern Abend so. Ich habe es gemerkt…“ Sie nahm ihre Finger zu Hilfe und zählte damit die Personen auf, die gestern Abend seine Veränderung miterlebt haben: „Harry, Ron, ich…“ Er erwiderte nichts, weswegen sie ihn mit der Tatsache konfrontierte: „Sie brauchen auch nicht zu glauben, dass ich die Einzige bin, die von Ihrer ’Andersartigkeit’ weiß. Nein, nein… Da ist noch Albus, für den es offensichtlich kein Geheimnis ist, was Ihnen vor zwanzig Jahren widerfahren ist. Das hat er nämlich schon zugegeben.“ Severus Augen weiteten sich vor Entsetzen, während sie aufgesetzt heiter erklärte: „Und Draco natürlich. Mit ihm war ich vorhin übrigens ein wenig mit dem Hund spazieren und wir haben uns ganz prächtig unterhalten. Nicht zu fassen, dass Sie, Severus, sogar ehemalige Feinde zusammenführen können.“ Ihr Sarkasmus tat weh, doch er konnte nichts erwidern und so hörte er einfach zu, als sie sagte: „Das hatte ich ja beinahe vergessen: Sir Nicholas hatte damals sogar bemerkt, dass Ihre Augenfarbe von braun auf schwarz gewechselt war. Ich muss ihn direkt noch einmal ansprechen, ob er endlich in Erfahrung gebracht hat, wann genau das gewesen war.“ Sie legte ihren Kopf schräg und fragte keck: „Es war so etwa um diese Zeit, nicht wahr? So um Halloween oder etwas später. Warten Sie, was kann da nur zu Halloween geschehen sein…?“

Severus hatte genug und stürzte sich auf Hermine, um sie an den Oberarmen zu packen, damit er sie aus seinem Labor schmeißen konnte. Dass sie sich wehren würde, damit hatte er gerechnet, aber dass sie so eine Körperkraft und Geschicklichkeit an den Tag legen könnte, machte ihn glatt sprachlos. Sie hatte sich mit Leichtigkeit aus seinem Griff herausgewunden, ihm zudem auch noch – beabsichtigt oder nicht – mit dem Ellenbogen einen Schlag in die Rippen versetzt.

Mit einem Zeigefinger auf ihn deutend zischte sie gereizt wie eine Königskobra: „Sie werden sich vorsehen mir noch einmal zu nahe zu kommen!“
„Ah, jetzt folgen wohl Ihre leeren Drohungen“, sagte er spottend und da sie seine vorherigen Drohungen nicht ernst genommen hatte, nahm er sich vor, die ihren ebenfalls gelassen abzuwinken.
Mit einem einseitigen Lächeln erklärte sie: „Als leer würde ich sie nicht bezeichnen. Was sagen Sie zu drei Jahren Askaban für das unerlaubte Eindringen in die Gedanken eines Menschen per Legilimentik?“

Severus war völlig geplättet.

Im Gegensatz zu ihm hatte sie damit tatsächlich ein Druckmittel gegen ihn in der Hand, doch sie hielt sich daran nicht länger auf, sondern sagte: „Ich hätte längst herausgefunden, was mit Ihnen los ist, wenn Sie es sich nicht zum Steckenpferd gemacht hätten, uns immer nur kleine Happen vor die Füße zu werfen, die wir in einem riesigen Puzzle unterzubringen versuchen. Ihre Hinweise verstehe ich durchaus, Severus, aber mit denen was anfangen zu können ist äußerst schwierig. Spucken Sie es doch einfach mal aus: Was ist an Kapitel zehn von ’Schützende Hände’ so wichtig?“

Er atmete schnaufend, sein Herz raste. Sie brachte ihn zur WeiĂźglut. Eine Antwort blieb er ihr jedoch schuldig.

„Oh ja, jetzt verschließen Sie sich wieder und sagen lieber gar nichts mehr, bevor Ihnen noch ein wichtiger Hinweis über die Lippen kommt wie damals bei Harry! Sie sind wirklich berechenbar, Severus“, sagte sie absichtlich, weil sie wusste, dass er nicht als ’berechenbar’ bezeichnet werden wollte.

Sie hatte ihn beinahe, glaubte sie jedenfalls. Weder er noch sie hatten ihren Zauberstab gezogen. Die kleine Handgreiflichkeit seinerseits hatten beide längst vergessen und er würde es sicherlich nicht wagen, nach ihrer Drohung noch einmal grob zu werden.

„Was ist gestern passiert?“, fragte sie erneut, doch dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, denn nach dem Hogsmeade-Ausflug war Severus nicht sofort nach Hogwarts zurückgekehrt. „Ja richtig! Sie waren gestern noch mit Remus unterwegs.“ Sie grinste ihn überlegen an und verabschiedete sich mit den Worten: „Dann guten Abend noch, Severus. Ich werde jetzt mal Remus besuchen.“

Sie war bereits durch die Tür hinaus auf den Flur gegangen und hatte auch tatsächlich die Absicht, Remus aufzusuchen, um ihn über dessen Gespräch mit Severus auszufragen, da spürte sie, wie jemand sie rabiat am Umhang packte. Sie wurde hart herumgerissen und gegen eine Wand geschleudert. Als sie endlich ihre Orientierung wiedergefunden hatte, blickte sie leicht schielend auf die Spitze eines Zauberstabes aus Weiß-Buche, die auf ihre Nase zeigte. Ihre Augen fokussierten schnell die Person hinter dem Zauberstab und das war selbstverständlich Severus, der wild schnaufte, die schiefen Zähne gereizt fletschte und dessen Gesicht vor Wut zu einer furchteinflössenden Fratze entstellt war.

Durch die Zähne zischend sagte er bedrohlich leise: „Lieber drei Jahre Askaban als drei Jahre mit Ihnen!“

Hermines Herz trommelte bereits in ihrem Hals, aber sie wusste, dass Severus es nicht wagen würde, ihr etwas anzutun – nicht wegen ihrer Drohung, ihn beim Ministerium anzuzeigen, sondern wegen Albus; wegen Harry. Diese Menschen würde Severus nicht enttäuschen wollen.

Im Hintergrund erkannte sie, dass Salazar die Situation einen Moment beobachtet hatte, bevor er sein Gemälde verließ, um sicherlich den Direktor über die brenzlige Situation zu unterrichten.

„Darf ich daran erinnern“, Hermine schluckte hörbar, „dass Sie mich wollten? Sie haben mir den Vertrag angeboten!“
„Sie werden sich aus meinem Leben heraushalten!“, forderte er mit zittriger Stimme, die ihr sehr deutlich zeigte, wie erregt er war.
„Zu spät, Severus. Ich bin schon viel zu tief darin versunken“, erklärte sie mit ruhiger Stimme in der Hoffnung, ihn milde zu stimmen und ihm gleichzeitig aber auch die Wahrheit zu sagen.

Seine Gesichtszüge wurden wieder weicher, wodurch Severus verletzlich wirkte. Seine Hand, mit welcher er noch immer seinen Zauberstab auf sie richtete, zitterte so sehr, dass er ihr plötzlich Leid tat. Mitleid wollte sie nie mit ihm haben, aber andererseits war an Mitleid doch nichts verwerflich. Wenn ihren Freunden etwas Schlimmes widerfahren war, hatte sie stets mit ihnen gelitten – Mitleid empfunden. Jetzt fühlte sie mit ihm.

„Wenn ich nur wüsste, wovor Sie solche Angst haben“, flüsterte sie traurig, denn in ihren Augen hatte er keinen Grund sich so zu fürchten. „Vor sich selbst“, fügte sie hauchend hinzu, denn das war es, wovor er sich fürchtete, auch wenn ihr noch immer nicht hundertprozentig klar war, warum.

Er rührte sich keinen Millimeter. Schon nachdem Salazar aus seinem Gemälde verschwunden war, hatte sich für Hermine die Situation entschärft. Sie war völlig angstfrei und hatte keine Bedenken, dass er ihr Leid zufügen könnte.

„Was ist auf dem Dachboden?“, wollte sie wissen. Seine Hand zuckte, ebenso wie sein rechtes Augenlid, doch eine Erklärung gab er wie erwartet nicht. „Ich werde es wohl allein herausfinden müssen wie alles andere auch“, gestand sie ihm wehmütig.
„Sie haben da oben nichts zu suchen“, sagte er kraftlos.
„Sie können mich nicht daran hindern!“

Blitzschnell bohrte sich die Spitze seines Stabes in ihren Hals und sein Gesicht verzerrte sich erneut zu einer Fratze. Er wollte sie auf jeden Fall daran hindern, auf Entdeckungstour zu gehen und Hermine fiel nur eine einzige Sache ein, die ihr jetzt vielleicht helfen könnte.

„Ich denke“, sagte sie mit Unbehagen, „ich ergreife diese Gelegenheit…“ Er bohrte den Stab noch tiefer in ihren Hals, so dass es wirklich wehtat. Nichtsdestotrotz rückte sie mit der Sprache raus, auch wenn sie sich viel kürzer hielt als sie eigentlich wollte: „Mein Haar ist in Ihrem Zauberstab!“

Seine Augen weiteten sich mit einem Ausdruck der entsetzten Ăśberraschung, bevor er einen Schritt zurĂĽckwich. Sie griff sich gleich darauf an den Hals, um schmerzlindern die Stelle zu reiben, an welcher sich sein Zauberstab hineingedrĂĽckt hatte.

„Was denn, Sie sind ja wirklich überrascht“, sagte Hermine flüsternd. Im Hintergrund hatte sie gesehen, dass Salazar wieder in seinem Gemälde verweilte. Severus wich einen weiteren Schritt zurück, was sie nicht daran hindern konnte zu sagen: „Sie waren ja auch nicht mehr im Laden, als Ollivander mir durchs Haar gefahren ist. Es kam mir im ersten Moment nur als die kauzige Eigenart eines alten Mannes vor, aber man sollte Mr. Ollivander wirklich nicht unterschätzen. Der Mann weiß, was er tut, auch wenn wir nicht verstehen, warum er es tut.“

Seinen Stab hatte Severus gesenkt. Er hörte ihrer Stimme zu, die nicht mehr garstig war, sondern wohlklingend. Sie hatte ihn die ganze Zeit über gekonnt provoziert; nicht zu wenig und nicht zu stark. Er hasste sich dafür, seine Besonnenheit verloren zu wissen. Am besten wäre es, dachte er, wenn er sich zurückziehen würde. Nicht nur jetzt und nicht nur von ihr, sondern für immer von allen: Lupin, Albus, Draco, Harry und natürlich von Hermine; besonders vor ihr. Wenn all diese Menschen keine Rollen mehr in seinem Leben spielen würden, dann wäre er auch nicht mehr dazu gezwungen, sich an früher erinnern zu müssen.

„Ich werde jetzt zu Remus gehen“, sagte sie mit gebrochener Stimme und es schien, als hätte sie sich selbst dazu überreden müssen, ihn über ihr Vorhaben zu unterrichten. Sie hätte es nicht sagen müssen, aber er sollte es wissen. Er sollte wissen, dass sie mit anderen Menschen über ihn sprach, weil sie sich anders nicht zu helfen wusste.

„Es sei denn“, begann sie mit dünner Stimme, „Sie möchten mit mir reden?“

Sie flehte ihn nicht nur an, sich ihr endlich anzuvertrauen, sondern sie ließ ihm eine Wahl, eine Wahl zwischen zwei Übeln. Er schüttelte nur einmal ruckartig den Kopf. Seine Entscheidung war gefallen. Sollte sie ruhig versuchen, über jemand anderen, der genauso wenig wusste wie sie selbst, etwas über ihn in Erfahrung zu bringen. In seinen Augen war es erträglicher als der Gedanke daran, sich mit ihr und ihrem Verstand, ihrer ständigen Fragerei und Hinterfragung auseinander setzen zu müssen.

„Dann wünsche ich Ihnen eine gute Nacht, Severus“, sagte sie noch immer beschwörend, denn noch konnte er sie davon abhalten, seinen alten Schulkamerad aufzusuchen.

Sie wandte sich von ihm ab und ging langsamen Schrittes den Gang hinunter. Ein wenig rechnete sie im Hinterkopf damit, dass er sie erneut anfallen könnte, doch sie hörte keine Schritte. Bevor sie die Stufen am Ende des Ganges erklomm, drehte sie sich um und da sah sie ihn stehen. Er blickte ihr hinterher; stand noch immer an der gleichen Stelle, wo sie ihn zurückgelassen hatte. Dieser eine Moment gehörte noch ihm. Sollte er sich ihr nähern, hätte er die letzte Möglichkeit am Schopfe gepackt, doch er verweilte starr wie eine der vielen Statuen im Schloss.


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Ich wünsche Joanne Rowling, dass sie es schafft, nach den sieben Potter-Bänden eine andere Art von Literatur zu schreiben und dass die jugendlichen Leser mit der Lektüre mitwachsen werden.
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