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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Maskerade

von Muggelchen

Harry und Ginny, die zusammen noch als Einzige mitten auf der Tanzfläche standen, zogen zeitgleich ihren Zauberstab und richtete ihn auf den Todesser, doch Albus, der sich ihnen genähert hatte, gebot ihnen mit einer fast unmerklichen Geste seiner Hand Einhalt, so dass sie ihre Stäbe wieder senkten. Die anwesenden Lehrer versuchten, die Panik der Schüler einzudämmen, so dass mittlerweile zumindest das Geschrei aufgehört hatte. Wie verängstigte Kaninchen hatten sich kleine Gruppen von Schülern zusammengekauert. Die meisten umarmten entweder sich selbst oder ihren Nächsten; völlig egal, wer das war oder aus welchem Haus er stammte. Die Lehrer, ob kostümiert oder nicht, hatten sich in einigem Abstand zwischen die Jugendlichen und dem Eindringling gestellt. Jeder Kollege hielt seinen Zauberstab in der Hand, selbst Hermine, die nur wenige Schritte vom Geschehen entfernt stand, doch keiner hatte ihn gegen die schwarze Gestalt gerichtet, denn Albus hatte seinen nicht einmal gezogen, was jedem verinnerlichte, dass keine Gefahr von der Person auszugehen schien.

In ihrem Leben hatte Hermine schon mehrmals einem Todesser gegenüberstehen müssen und sie erkannte, dass die Maske zwar ähnlich aussah, aber nicht echt zu sein schien, weswegen auch sie ihren Stab wieder gesenkt hatte, doch trotzdem blieb sie auf der Hut. Es beschlich sie das Gefühl, dass sich hier jemand einen richtig üblen Scherz erlaubte.

Minerva kümmerte sich um einen Schüler, einem der Freunde von Shaun Smith, der ohnmächtig zu Boden gegangen war. Shaun selbst hatte so eine Angst vor der Gestalt bekommen, dass sämtliche Muskeln seines Körpers die Zusammenarbeit verweigerten und er sich deswegen, ohne es aufhalten zu können, die Hose einnässte.

Severus hatte sich endlich aus seiner kurzen Starre lösen können und er ging mit gezogenem Zauberstab auf die Figur zu, die nicht einen einzigen Millimeter zurückweichen wollte. An dem Arm, an welchem die Unheil verkündende Kutte hochgekrempelt war, konnte er nun deutlich das verblassende Mal des Dunklen Lords erkennen und da wusste Severus – auch wenn er es nicht verstehen konnte – wer sich hinter der vermummten Gestalt verstecken musste.

Zornig steckte er noch im Gehen seinen Zauberstab wieder in die Innentasche und als er genau vor der schwarz gekleideten Gestalt stand, schlug er ihr mit der flachen Hand die Maske vom Gesicht und alle SchĂĽler hielten angespannt die Luft an. Dracos Gesicht war zum Vorschein gekommen und er starrte Severus mit kaltem Blick durch seine graublauen Augen an.

Es ging ein Raunen durch die Menge, nachdem die Identität des „Todessers“ geklärt worden war. Alle Schüler starrten ihn mit vor Angst ganz weit aufgerissenen Augen an. Am meisten verschaffte es Draco Genugtuung, den feuchten Streifen – vom Schoß bis zum Ende des Hosenbeins langend – an Shaun ausmachen zu können, bevor er seinen Rivalen anblickte und ihm triumphierend ein einseitiges überlegenes Lächeln zuwarf. Vor Scham schossen Shaun die Tränen in die Augen und er senkte seinen Blick, während Draco völlig gelassen mit beiden Händen seine Kapuze vom Kopf zog.

In normaler Lautstärke fragte Severus einschüchtern wollend: „Was soll das darstellen, Mr. Malfoy?“
Draco zuckte gelassen mit den Schultern und antwortete: „Das ist mein Halloween-Kostüm!“
„Das ist geschmacklos!“, wies Severus ihn aufgebracht zurecht, doch am liebsten hätte er ihn gepackt und ihm links und rechts eine Ohrfeige gegeben.
Die Augen vorwurfsvoll über seine Mitschüler schweifen lassend rechtfertigte sich Draco lautstark: „Ich bin nur als das gekommen, als das mich jeder hier sehen will!“
„Das wird noch ein Nachspiel haben“, zischte Severus böse und er packte Draco an der Schulter, um ihn aus der großen Halle zu führen, da schlug sein Patensohn einfach seinen Arm weg.
„Lass mich los!“, fauchte der Blonde, während er die Augen zusammenkniff. Keiner von den beiden hatte bemerkt, dass Albus sich ihnen genähert hatte. Harry und Ginny hatten sich in der Zwischenzeit ihrer Kostüme magisch entledigt und sich zu Hermine gestellt, die das Szenario aus nächster Nähe beobachtete.
Severus schimpfte und sagte bedrohlich leise: „Ihr fehlender Respekt mir gegenüber, Mr. Malfoy, kostet sie 20 Punkte und durch Ihren Auftritt heute Abend ziehe ich Ihnen 150 Punkte ab!“ Der große Punkteverlust des Hauses Slytherin durch den eigenen Hauslehrer machte für alle Schüler deutlich, wie zornig er war.
Draco schnaufte erbost und seine Wut war nicht zu bremsen, so dass er zurückbrüllte: „Du kannst dir deine Punkte“, er drückte sich anders aus als erwartet, „in eine Körperöffnung deiner Wahl schieben!“

Jetzt langte es Severus, denn er stĂĽrzte sich auf Draco, ergriff ihn an der Ohrmuschel und zog den jetzt vor Schmerz winselnden Blonden durch die FlĂĽgeltĂĽr hinaus. Albus folgte sofort, um Severus wegen der groben Behandlung in die Schranken zu weisen, doch das musste er nicht, denn vor der TĂĽr lieĂź Severus seinen Patensohn sofort wieder los.

„Komm mit!“, forderte Severus, doch Draco dachte gar nicht daran.
„Nein!“, schrie er, der sich eine Hand über das nun errötete, schmerzende Ohr gelegt hatte.
„Du kommst sofort…“
Draco unterbrach ihn und schrie, so dass man es auch noch in der großen Halle hören konnte: „Ihr könnt mich alle mal kreuzweise!“
„Achten Sie auf Ihr Mundwerk und…“
„Du hast mir gar nichts zu sagen. Ich lasse mir von niemandem mehr etwas sagen!“, schrie Draco.

In der groĂźen Halle herrschte absolute Stille, weil jeder den Worten lauschen wollte, die von drauĂźen hereindrangen.

„Du bist hier Schüler!“, erinnerte Severus ihn mit leicht erhobener Stimme.
Draco lachte hysterisch auf und sagte: „Weißt du was? Ich schmeiß die Schule!“
„Oh, nein…“
„Ich langweile mich hier zu TODE! Niemand kann mir etwas beibringen, das ich nicht schon längst weiß“, keifte Draco seinen Patenonkel an. „Und besonders nicht dieser Idiot, der einen Stock nicht von einem Bowtruckle unterscheiden kann!“

In der großen Halle wurde Professor Svelte mit vielen Blicken bedacht, die ihn erröten ließen.

„Du willst einfach aufgeben?“, stichelte Severus und er hoffte, an Dracos Stolz appellieren zu können. „Was wirst du dann machen, wenn du keinen Abschluss hast? Auf der faulen Haut liegen?“
„Halt deinen Mund“, forderte Draco, doch Severus war nicht aufzuhalten.
„Du ziehst den Schwanz ein, Junge!“
„Nenn mich nicht…“
„Warum nicht? Du verhältst dich doch wie einer.“
Draco zeigte Severus seinen entblößten, linken Unterarm und schrie wütend mit feuchten Augen: „Seitdem ich das hier trage, bin ich kein JUNGE mehr!“

Albus, der als Einziger vor die Tür gegangen war, um im Notfall einschreiten zu können, ließ die beiden Männer ihre Differenzen austragen, denn er ahnte, dass dies längst überfällig war.

„ES WAR DEINE ENTSCHEIDUNG GEWESEN!“, stellte Severus wütend und mit nun vor Zorn ganz roten Wangen klar, denn hatte den Vorwurf herausgehört, dass er seinen Patensohn davor nicht hatte bewahren können.
„Als hätte ich eine Wahl gehabt“, konterte Draco verächtlich schnaufend.

Wäre Severus darüber informiert gewesen, dass Draco das dunkle Mal entgegennehmen würde, dann hätte er dies zu verhindern gewusst, aber weder vom Dunklen Lord noch von Lucius selbst hatte er auch nur eine kleine Andeutung erhalten.

Severus beruhigte sich nur unwesentlich und forderte nochmals: „Komm mit in mein Büro!“
„Nein, ich sagte doch, ich bin ab jetzt kein Schüler mehr.“ Er schüttelte aufgeregt seinen Kopf. „Herrgott, ich werde Vater! Ich gehöre hier nicht her“, erklärte Draco verzweifelt und mit bebenden Lippen. „Ich könnte hier weitermachen, wenn mir alles egal wäre; wenn Menschen mir nichts bedeuten würden und wenn ich mich nicht drum scheren würde, was andere von mir denken. Einen Platz hier könnte ich nur finden, wenn ich innerlich völlig erkaltet wäre“, sagte Draco. Etwas leiser fügte er nach einer kleinen Pause ein: „So wie du!“

Severus versteinerte vor Dracos Augen und man konnte ihn nicht einmal mehr atmen sehen. Die Hände an seinen Seiten waren zu Fäusten geballt, der bohrende Blick seines Patenonkels stach in Dracos Augen wie tausende heißer Nadeln. Die Röte hatte Severus’ Gesicht verlassen und es schien nun wie in Kreide gewälzt, so weiß war Severus vor Entsetzen, so etwas aus Dracos Mund hören zu müssen.

Drinnen wurde Hermine von Harry daran gehindert, nach draußen zu gehen, obwohl auch ihn die plötzlich herrschende Ruhe befürchten ließ, dass gleich ein gewaltiger Sturm aufziehen würde und Harry hatte sich nicht getäuscht, als er kurz darauf die Stimme seines Kollegen wahrnahm.

Severus hatte tief Luft geholt, bevor er Draco die Leviten las. „Du bist genauso“, Draco fuhr wegen der Lautstärke zusammen, „wie dein Vater!“ Draco wollte widersprechen, doch er kam nicht dazu. „Du miserables verzogenes Balg! Ich habe“, Severus pumpte seine Fäuste, „dein verdammtes Leben gerettet; meine Zeit damit vergeudet, ein arrogantes Früchtchen in meine Obhut zu nehmen, aber die Einzige, die mir das zu danken scheint, ist deine Mutter.“

Draco ging in sich und fragte sich selbst, ob er das alles wahr sein würde, was Severus aufgezählt hatte. War er verzogen, arrogant und war er eine reine Zeitverschwendung? Er wollte das alles nicht sein. Er konnte nichts dafür, „verzogen“ zu sein, denn das hatten seine Eltern besorgt und Draco war der Meinung, dass er sich im Vergleich zu damals geändert hatte. Er mochte noch immer arrogant sein, aber er war keine Zeitverschwendung. War es das Einzige, was sein Patenonkel in ihm sah? Zumindest hatten sie eines gemeinsam: Sie trugen beide das dunkle Mal.

„Bin ich für dich nicht mehr?“, wollte Draco wissen und er begann am ganzen Leib zu zittern, weil er die Antwort fürchtete. Severus war immer verschlossen gewesen; hatte ihm nur ein einziges Mal Trost durch eine Umarmung gespendet, während sie in einem Muggeldorf festgesessen hatten. Nur ein einziges Mal hatte Severus ihm gegenüber wahre Gefühle gezeigt.

Da bisher keine Antwort gekommen war, blickte Draco auf das dunkle Mal, das Voldemort ihm ins Fleisch gebrannt hatte und dann wagte er zu fragen: „Ist das hier das Einzige, das uns verbindet?“ Dann blickte er wieder den Totenkopf mit der Schlange auf seinem Arm an und ihm wurde bewusst, dass ausschließlich dieses schwarzmagische Symbol ihn noch daran hinderte, sich komplett ändern zu können. Flink und völlig unerwartet führte er seine rechte Hand an Voldemorts Zeichen und – zum Entsetzen von Albus und Severus – kratzte er mit seinen Fingernägeln so kräftig darüber, so dass die Haut aufsprang und sich sein Blut über das Mal ergoss.

Severus war mit einem Schritt bei ihm und hielt ihn an beiden Handgelenken fest, als er erbost fragte: „Was bezweckst du damit?“
Sich wehrend antwortete Draco verzweifelt: „Solang ich das trage, habe ich doch gar keine Chance!“
„Aber es wird niemals weggehen“, sagte Severus unerwartet ruhig. „Es wird immer da bleiben, Draco.“

Nicht nur einmal hatte Severus sich bereits darüber Gedanken gemacht, was nach Voldemorts Tod aus seinem Leben werden würde. Das Überleben war für ihn wie ein Geschenk gewesen, für das man keine Verwendung hatte. Nie hatte er damit gerechnet, unversehrt die Schlacht zu überstehen. Was war er denn schon? Ein Todesser, dessen Gnadenbrot daraus bestand, Zaubertränkelehrer für lernunwillige Kinder zu spielen. Er fühlte genau wie Draco, denn mit dem Mal auf dem Arm wurde auch er jeden Tag mehrmals daran erinnert, was er für ein schreckliches Leben hatte führen müssen, doch ihm selbst erging es noch viel schlechter als seinem Patensohn, denn in Dracos Leib verweilte zumindest noch eine intakte Seele.

Albus war auf die beiden zugekommen und er forderte Severus wortlos dazu auf, den Schüler loszulassen. „Mr. Malfoy“, sagte Albus ruhig, „Sie begeben sich bitte zu Madam Pomfrey in den Krankenflügel und lassen die Wunden versorgen.“ Draco wagte es nicht, den Direktor anzusehen, doch er nickte. Bevor Draco sich jedoch auf den Weg machen konnte, fügte Albus noch hinzu: „Am Montag gegen ein Uhr würde ich Sie gern in meinem Büro empfangen.“
Hier blickte Draco auf und er sagte, wenn auch etwas eingeschüchtert: „Ich gehe nicht mehr zur Schule.“
Albus lächelte milde stimmend und erklärte: „Ich erwarte nicht von Ihnen, dass Sie am Montag dem Unterricht beiwohnen. Besuchen Sie mich einfach auf eine Tasse Tee, Mr. Malfoy.“ Draco nickte zustimmend und machte sich gleich darauf auf in den ersten Stock.

Severus hoffte, dass man seine Hilfe für das heutige Fest nicht mehr benötigen würde und als hätte Albus seine Gedanken gelesen, sagte er beschwichtigend: „Du bist entschuldigt, Severus. Wir kommen auch ohne dich zurecht.“ Auch Severus nickte dem Direktor zu, doch wie befürchtet wurde auch ihm, bevor er gehen konnte, nahe gelegt: „Am Montag um 15 Uhr bei mir? Zu etwas Kaffee und Kuchen.“

In der großen Halle entschuldigte Albus diese aufregende Unterbrechung, säuberte unauffällig mit einem wort- und stablosen Zauber Shauns Hose und lenkte mit einem neuen Spiel so sehr ab, dass die Feierlichkeiten fortgeführt werden konnten, als wären sie nie gestört worden. Wieder hielt Harry seine beste Freundin auf, die unbedingt zu Severus gehen wollte und er sagte: „In der Stimmung, in der er jetzt ist, könnte es gut sein, dass er dich doch noch verhext.“ Hermine nickte nachgebend und beteiligte sich an den Spielen, doch ihre Gedanken waren ganz woanders.

Hermine redete den ganzen Abend hindurch mit einigen SchĂĽlern, denen der Schreck noch ins Gesicht geschrieben stand und sie konnte hier und da die Stimmung aufhellen und die Ă„ngste nehmen, indem sie den Jugendlichen ihr Ohr lieh.

Spät am Abend kam Narzissa nachhause und sie fragte Draco mit einem zärtlichen Lächeln auf den Lippen, wie das Halloween-Fest gewesen war.

„Ich glaube, ich bin heute ein wenig über dir Stränge geschlagen“, gab er schuldbewusst zu.
„Wieso denn das nur? Was hast du getan?“, fragte seine Mutter besorgt und einfühlsam, doch er sträubte sich, ihr eine Antwort zu geben.
Stattdessen sagte er: „Ich habe die Schule hingeworfen, Mutter. Ich werde nicht mehr…“
„Du hast was?“, fragte sie mit ganz großen Augen. „Aber Draco, das ist doch so wichtig!“
„Ich werde schon einen Weg finden! Vielleicht kann ich die Prüfungen am Ende des Schuljahres ablegen, ohne dass ich die siebte Klasse besuchen musste.“ Bevor sie weitere Einwürfe machen konnte, beruhigte er sie und erklärte: „Am Montag werde ich mit Professor Dumbledore reden. Vielleicht kann er mir eine Lösung vorschlagen, mit der wir alle zufrieden sein können.“

Narzissa wollte sich damit zufrieden geben, denn ihr lag am meisten daran, dass er seine Abschlussprüfung bestehen würde. Nachdem sie sich neben ihn gesetzt hatte, fragte er sie: „Wie war dein Abend mit deiner Schwester und deinem Schwager?“ Er wollte nicht die Bezeichnung „Tante Andromeda“ und „Onkel Ted“ verwenden, denn das würde er ganz sicher niemals in seinem Leben sagen.
Sie lächelte breit und sagte: „Ganz wunderbar! Ich habe noch nie erlebt, wie Muggel Halloween feiern. Das war ganz goldig, wie die Nachbarskinder immer an die Tür geklopft haben. Die hatten ganz drollige Kostüme getragen.“

Ohne auf ihre Äußerungen einzugehen sagte er bedauernd: „Ich habe mich mit Severus gestritten.“ Sie zog beide Augenbrauen in die Höhe, so dass er erklärte: „Ich habe mir einen Scherz erlaubt und bin als Todesser maskiert zur Feier gegangen.“
Er hörte, wie sie erschrocken einatmete, bevor sie ihn schalt: „Wie kannst du nur? Warum gerade als Todesser?“
„Weil ich einer bin“, sagte er schwach.
„Oh nein, mein Sohn. Du bist alles andere als das“, wollte sie ihm weismachen, doch da kam plötzlich die Erinnerung an den Schrecken zurück, als ihr Mann ihr stolz davon berichtet hatte, dass ihr gemeinsamer Sohn nun Einzug in den Rängen des Dunklen Lords gehalten hatte. Sie schlug sich beide Hände vor den Mund und blickte ihn ängstlich an. Gewissensbisse plagten ihn, weil er damals das Mal angenommen hatte und jetzt auch noch die Erinnerung daran in seiner Mutter geweckt hatte. „Oh Draco…“, sagte sie inne haltend, bevor eine erste Träne über ihren hohen Wangenknochen rollte.

Nach einer Weile, die sie still nebeneinander verbracht hatten, fragte sie: „Was ist zwischen Severus und dir vorgefallen?“
„Du kannst dir denken, dass ihm meine Verkleidung am wenigsten gefallen hat.“ Er stöhnte, bevor er leise sagte: „Ich glaube, er hasst mich.“
„Das tut er nicht, Schatz. Er liebt dich! Du hättest ihn sehen sollen, als er dich das erste Mal gehalten hatte“, sagte sie lächelnd, obwohl ihre Augen noch immer feucht waren.
„Severus liebt niemanden!“, stellte Draco wütend klar, denn es verletzte ihn, dass er für seinen Patenonkel nichts Wert war.
„Doch, Draco. Und er liebt auch mich, das weiß…“, sagte sie verstummend.

Durch diese Äußerung war er hellhörig geworden und er versuchte jetzt nochmals, was zuvor wegen der fehlenden Erinnerung seiner Mutter nicht gefruchtet hatte, denn er fragte: „Hatte er jemals eine Freundin?“
Sie lächelte und sagte nickend: „Ja, hatte er. In der Schule waren es zwei und nach der Schule war er mit…“

Ihre Gedanken überschlugen sich, denn sie erinnerte sich an den Moment, in welchem Severus ihr von seiner Freundin Linda erzählt hatte und sie daraufhin nur abwertend gesagt hatte, dass er etwas Besseres als ein Halbblut verdienen würde. Daraufhin war eine Auseinandersetzung gefolgt, in welcher er ihr klargemacht hatte, dass er selbst ein Halbblut sein würde, was sie natürlich gewusst, aber nie angesprochen hatte.

Sie schüttelte diese Erinnerung von sich und fuhr fort: „…mit einer netten Frau aus seinem Jahrgang zusammen. Ich weiß gar nicht mehr, welchem Haus sie angehört hatte.“
„Was? Keine Slytherin?“, fragte er verdutzt und seine Mutter verneinte wortlos.
Sie lachte kurz auf und erzählte in Erinnerungen schwelgend: „Dein Vater war eine Zeitlang richtig neidisch auf Severus gewesen, weil wir in meinen letzten beiden Jahren häufig in der Bibliothek gesessen hatten, um Zaubertrankbücher zu lesen. Severus war noch so jung und hatte schon genauso viel gewusst wie ich.“ Das konnte sich Draco sehr gut vorstellen, weswegen er lächeln musste. Ihr Stimme wurde ernster, als sie erklärte: „Wir sind uns noch näher gekommen, als ich ihn während seines zweiten Jahres vor“, sie schluckte kräftig, „Sirius, James, Peter und…“
’Remus!’, dachte sie. Sie konnte den Verlobten ihrer Nichte endlich der Vergangenheit zuordnen.
„…und Remus beschützt hatte. Zwei von ihnen hatten Severus an die Wand gedrückt und ihn veralbert, weil er geweint hatte.“
„Severus und weinen?“, fragte Draco verdutzt.
Sie schürzte die Lippen und nickte, bevor sie erzählte: „Ich dachte erst, er würde weinen, weil sie ihn ’Schniefelus’ nannten, aber mir ist schnell klar geworden, dass sie ihn nur so genannt hatten, weil sie ihn bereits so aufgelöst vorgefunden hatten. Ich habe die vier vertreiben können; ich war immerhin Schulsprecherin.“ Sie seufzte und schilderte: „Ich habe ihn an die Hand genommen und wir sind in unseren Gemeinschaftsraum gegangen. Dort hat er mir erzählt, dass seine Mutter gestorben wäre; er hätte es eben erst erfahren.“

Am nächsten Morgen erhielten Ginny und Harry einen Ruf von Ron über das Flohnetzwerk und nachdem sie ihn eingeladen hatten, kurz vorbeizuschauen, stand er prompt im Wohnzimmer. Er begrüßte seine Schwester ganz herzlich, stürmte gleich darauf zur Wiege und nahm seinen Neffen auf den Arm, der gerade müde gähnte.

„Werde ich auch begrüßt?“, stichelte Harry scherzend.
„Morgen, Harry“, sagte Ron kurz und knapp, ohne ihn anzusehen, doch gleich darauf musste er kichern, bevor er seinen Freund mit einem Arm, denn mit dem anderen hielt er Nicholas, freundschaftlich umarmte.
„Heute ist doch das Spiel gegen die ’Kenmare Kestrels’ oder?“, wollte Harry wissen, der sich natürlich, auch wenn er noch selten spielte, über sämtliche Quidditch-Ereignisse informiert war.
„Ja, heute sind sie Kestrels dran. Den Tornados haben wir letztens ja den Wind aus den Segeln genommen. Die hatten Haushoch verloren!“, erzählte Ron stolz.

Ron gab Nicholas an seine Schwester ab, als der zu weinen begann, so dass er sich an Harry wenden konnte und sagte: „Wegen dem Denkarium…“
„Was für ein Denkarium?“, fragte Harry verdutzt.
Ron blickte ihn vorwurfsvoll an, bevor er erklärte: „Ich hatte doch gesagt, dass Angelina ihren Bekannten fragen wollte, ob der dir sein Denkarium zur Verfügung stellen könnte.“
„Aber das brauchen wir doch nicht mehr. Hermine hat Snapes Traum doch bekommen und ihn analysieren dürfen. Das Denkarium hätten wir nur gebraucht, damit Hermine den Traum aus meiner Erinnerung hätte lesen können!“
„Das weiß ich doch alles, Harry. Es geht trotzdem um das Denkarium, denn weißt du… Der Mann, dem es gehörte…“
„Gehörte?“, fragte Harry.
„Ja, ’gehörte’. Lässt du mich jetzt mal bitte ausreden?“, bat Ron schmunzelnd. Harry war schon immer wahnsinnig neugierig gewesen, wie auch Hermine und Ron selbst.
„Okay, setz dich und erzähl“, forderte Harry seinen Freund auf.

Ron setzte sich und griff sofort nach der Schale mit Süßigkeiten, die auf dem Tisch stand, und nachdem er sich einen Schokoladenfrosch einverleibt hatte – komplett – begann er mit vollem Mund so unverständlich zu erzählen, dass Harry ihn bat, erst aufzuessen.

Nachdem Ron gekaut und geschluckt hatte, begann er nochmals: „Der Mann ist tot. Ist gestorben. Dass es wegen dem Denkarium so lange gedauert hatte, war nicht Angelinas Schuld. Der Freund ihres Vaters lag im Krankenhaus und war kaum ansprechbar. Sie hatte ihm in der Hoffnung einen Brief geschrieben, er würde ihn in einem wachen Moment lesen können, aber er ist gestorben. Aber…“, Ron hob seinen Zeigefinger, um anzukündigen, dass jetzt der interessante Teil kommen würde, „…Angelinas Brief ist natürlich den Verwandten in die Hände gefallen und nachdem die gelesen haben, dass ’Harry Potter’ Interesse an dem Denkarium haben würde, haben die Erben sich geeinigt und es dir überlassen!“

Harrys Augen wurden tellerrund und blitzten ungläubig hinter der Brille auf. Ron nickte heftig und versicherte: „Doch, wirklich! Kannst es mir glauben. Du müsstest von dem Nachlassverwalter bald ein Brief bekommen und auch ein großes“, er zeichnete mit beiden Fingern in der Luft einen üppigen Gegenstand, „wirklich großes Päckchen!“
„Das kann ich gar nicht glauben“, sagte Harry verblüfft. „Und nur, weil ich Harry Potter bin?“
„Ja, mein Freund! Ehrlich gesagt hätte ich mal Lust, einen Tag lang als du herumzulaufen. Die ganzen Mädels, die Autogrammjäger und die vielen, vielen Geschenke und Rabatte, wenn du irgendwo Essen gehst oder Einkäufe machst!“, sagte Ron schelmisch grinsend.
„Glaub ich dir gern, dass dir das Spaß machen würde. Für einen Tag wäre das auch völlig in Ordnung, aber nicht, wenn es immer so ist“, erklärte Harry ein wenig bedrückt.
Ron schlug ihm auf die Schulter und knetete sie verständnisvoll, bevor er sagte: „Hast du es mal wieder versucht? Ich meine, mal raus zu gehen in die Zaubererwelt? Momentan steht von dir nämlich recht selten etwas in der Zeitung, mein Guter. Okay, letztens warst du auf Platz eins der ’begehrtesten Junggesellen’, aber das wird sich nach der Hochzeit mit Ginny auch legen.“
„Ich befürchte fast, die Hochzeit wird die Medien wieder anheizen, Ron. Ich will das alles nicht“, sagte Harry schlapp.
„Jetzt mach dir darüber mal keinen Kopf, Harry. Ach ja, bevor ich es vergesse: Die Frau von Oliver, Tamy, deren Onkel arbeitet seit Jahrzehnten in Askaban und der sagte, dass ein Dementor die Seele immer nur im Stück verschlingt und er nicht davon abzuhalten ist, nicht mal mit einem Patronus!“
„Wieso nicht mal mit einem Patronus?“, fragte Harry mit gerunzelter Stirn.
„Weil – und daran hatte sich Hermine ja neulich erinnern können – Snape damals schon gesagt hatte, dass allein der Anblick eines Dementorenkusses einen wahnsinnig werden lässt. Du hast gar keine Chance, jemandem mit einem Patronus zu helfen, wenn der gerade geküsst wird, denn wenn du das siehst, macht dein Verstand winke, winke!“
„Woher weiß man das?“, wollte Harry wissen.
„Weil es solche Fälle gibt und einige von denen liegen auf der Janus Thickey-Station, weil man sie nicht heilen kann. Die sind verrückt geworden, Harry“, sagte Ron gewissenhaft. „Das heißt also, dass ich damit Hermines Dementoren-Kuss-Theorie Snape betreffend widerlegt habe“, fügte er ganz stolz hinzu.
Harry schüttelte ungläubig den Kopf und fragte: „Aber Severus hatte doch gesagt, er würde es ertragen zuzusehen, wie die Dementoren Sirius küssen. Wieso…?“
„Was weiß ich? So gefühlskalt, wie der ist, könnte ich mir sogar vorstellen, dass der abends mit ein paar Dementoren Karten spielt“, sagte Ron wenig Respekt zollend.
Schmollend warf Harry ein: „Du würdest anders über ihn reden, wenn du ihn so kennen würdest, wie ich ihn jetzt kenne.“
„Ja, klar! Stell es dir doch nur mal vor: Snape und ich, wie wir uns gemeinsam ein Butterbier hinter die Binde kippen… Nein, Harry. Mit dem werde ich nie warm werden“, sagte Ron überzeugt. Ron griff nochmals das eigentliche Thema über Dementorenküsse auf und sagte: „Wenn Hermine möchte, kann sie gern mal mit Tamys Onkel reden. Oliver hat sowieso neulich gesagt, er würde dich mal gern wieder sehen.“
Harry lächelte, bevor er fragte: „Hast du mir deshalb nahe gelegt, mal wieder unter Menschen zu gehen?“
„Ach, ich bin viel zu leicht zu durchschauen, nicht wahr? Wir können uns ja mal wirklich ein paar Leute suchen und uns zum Quidditch treffen. Du hast doch erzählt, dass Sirius dir einen ’Rocketeer’ geschenkt hatte. Hast du den überhaupt mal geflogen?“
„Ich habe ihn ausprobiert und er ist klasse! Einmal habe ich mit den Schülern gespielt und…“
Ron unterbrach Harry und sagte: „Da warst du aber Hüter! Nein, das ist nichts für dich. Du, Harry, bist ein Sucher!“

Einen Stock tiefer war Hermine aufgestanden und sie konnte es kaum erwarten, mit Severus zu sprechen: über den „Adlerauge“-Trank und dem gestrigen Vorfall mit Draco. Zunächst wollte sie jedoch ihrer Aufgabe nachkommen und so trat sie – Salazar hatte ihr wortlos geöffnet, ihr jedoch wegen ihrer Drohung mit dem „Bombarda“ vor zwei Tagen einen Todesblick zugeworfen – in sein Wohnzimmer.

„Was tun Sie denn hier?“, fragte er, bevor er auf die Uhr schaute und feststellte, dass es kurz vor halb neun morgens war.
„Na, ich geh mit dem Hund raus“, erwiderte sie unsicher.
„Ah, richtig!“, sagte er. „Die Leine hängt…“
„…neben der Tür“, vervollständigte sie seinen Satz. „Das hatten Sie mir schon gesagt, Severus“, fügte sie lächelnd hinzu.

Der Hund, so dachte Hermine, wĂĽrde wohl mit jedem freiwillig mitgehen, der die Leine von ihrem Platz neben der TĂĽr nahm, denn kaum hatte sie ihren Arm danach ausgestreckt, kam Harry angelaufen und machte brav vor ihr Platz.

„Bleiben Sie danach zum Frühstück?“, wollte er nebenbei wissen. Da sie etwas irritiert wirkte, denn eigentlich hatte sie befürchtet, er würde heute mit nicht mehr zu tun haben wollen als notwendig, erklärte er: „Harry hatte mir an den unterrichtsfreien Samstagen nach dem Spaziergang immer Gesellschaft…“ Er verstummte, denn er hatte eben ungewollt zugegeben, dass ihm eine Gewohnheit fehlte, nämlich das gemeinsame Frühstück mit einem Freund.
„Ja, gern!“
„Haben Sie einen besonderen Wunsch?“, fragte er.
„Ich hätte diesmal lieber Kaffee, anstatt Tee. Mir ist irgendwie danach. Schwarz und stark, wenn die Elfen das überhaupt hinbekommen“, entgegnete sie lächelnd, bevor sie mit dem Hund nach draußen ging.

Schon im Flur traf sie auf Harry, der verdutzt dreinschaute und dann schmunzelnd sagte: „Ich glaube, wir müssen uns besser abstimmen, Mine. Ich wollte eben mit ihm rausgehen.“
„Sei doch froh! Dann kannst du mit Ginny zusammen frühstücken.“
„Nein, kann ich nicht. Sie will unbedingt in der großen Halle essen, damit sie auch jeden Klatsch und Tratsch wegen Dracos gestrigen Auftritt mithören kann“, sagte er etwas entmutigt. Neugierig und etwas gedämpft fragte er: „Wie ist er drauf?“
Sie schob die Unterlippe vor, bevor sie die Schultern einmal hob und wieder senkte und dann antwortete: „Wie immer, würde ich sagen!“
„Schön! Auch, wenn das nichts zu bedeuten hat“, kommentierte er ihre Aussage. „Ron war übrigens kurz da, um mir zu sagen, dass ich demnächst ein Denkarium bekomme.“
„Hat es Angelina doch endlich geschafft?“, fragte sie ein wenig spöttisch, doch sie lächelte gleich darauf. „Wir brauchen keines mehr.“
„Ich werde es trotzdem bekommen! Der Mann oder besser, seine Erben, haben es nämlich mir vermacht. Ist doch eine schöne Sache, so ein Denkarium“, sagte er und blickte sie dabei an, während der Hund die Richtung wählte, die sie gehen sollten. „Ich könnte dir zum Beispiel zeigen, was du auf der Hochzeit von Sirius und Anne noch alles verpasst hast, nachdem du gegangen bist.“
Sie rollte mit den Augen, doch ihr schlechtes Gewissen, niemandem Bescheid gegeben zu haben, ließ sie ruhig erklären: „Nachdem der Brautstrauß geworfen worden war…“ Sie blickte zu Boden, dann in Harrys Augen, bevor sie sagte: „Alle haben getanzt und meine Stimmung an dem Tag war von Anfang an miserabel. Mein Kleid ist noch zwei weitere Male gerissen, ich hatte keinen Hunger und ich hatte niemanden, der mit mir tanzt.“
„Ich wollte mit dir tanzen und Sirius auch“, sagte Harry nörgelnd.
„Du weißt, was ich meine. Du hast mit Ginny getanzt, Harry. Minerva mit Albus, Remus mit Tonks… jeder hatte jemanden“, sagte sie wehmütig.
„Wie willst du Leute kennen lernen, wenn du einfach gehst? Da waren ein paar Muggel auf der Hochzeit, mit denen…“
Sie hielt beide Hände in die Höhe, um ihn zum Schweigen zu bringen, bevor sie erklärte: „Momentan ist mir nicht nach solchen Geselligkeiten, Harry.“
Drohend machte er ihr klar: „Wenn Ginny und ich heiraten und du einfach abhauen solltest, Hermine, dann werde ich alle anwesenden Auroren darum bitten, dich zurückzuholen, also lass dir das gar nicht auf meiner Hochzeit einfallen, sonst werde ich richtig sauer!“

Er hatte ungewöhnlich ernst geklungen und daher versicherte sie ihm, so etwas nicht noch einmal zu machen.

Der Hund führte sie in Richtung Hagrids Hütte, was keiner von beiden bewusst wahrnahm, denn Harry erzählte von den Neuigkeiten, die Ron über Dementorenküsse erfahren hatte.

„Ron hat gesagt, dass du mit dem Mann auch gern mal selbst reden kannst, wenn du ihm nicht glauben solltest“, gab er inhaltlich von Ron wider.
„Ich glaube ihm ja, aber das macht die Sache doch nur noch schwieriger. Wenn es kein Dementorenkuss gewesen war, was ist dann mit Severus geschehen? Weiß du, was mir an ihm aufgefallen ist?“, fragte sie. Weil Harry den Kopf schüttelte, schilderte sie gewissenhaft: „Wenn du oder ich in seiner Nähe sind, dann werden seine Augen immer braun und sie bleiben so!“
„Wirklich? Ist mir nicht aufgefallen. Und was sagt Severus dazu?“, wollte Harry wissen.
Sie stieß durch die Nase Luft aus und klang derweil wie ein wütender Drache, bevor sie ihm klarmachte: „Die letzten Male, als ich ihn auf seine Augenfarbe hin angesprochen hatte, da ist er entweder explodiert oder er hat mich und meine Fragen ignoriert. Ich hab es aufgegeben, deswegen mit ihm reden zu wollen und bemerke weiterhin jeden Tag, dass seine Augen nicht mehr so schwarz sind. Vielleicht solltest du ihn mal drauf ansprechen?“
„Und du meinst wirklich, wenn ich das anspreche, dann bleibt er gemütlich?“, fragte er sarkastisch.
Sie lachte und stolperte derweil beinahe über einen Stein, bevor sie laut nachdachte: „Ich glaube, er selbst merkt es nicht einmal, Harry. Wenn er morgens in den Spiegel schaut, müsste es ihm doch auffallen, aber ich vermute ganz stark, dass er jeden Morgen aufs Neue dunkle Augen hat. Erst, wenn er auf dich oder mich trifft, dann werden sie wieder warm. Ich sehe diese Wandlung jeden Tag, Harry, sobald wir uns begrüßen.“

Völlig aus dem Zusammenhang gegriffen erzählte Harry plötzlich: „Severus hat mir neulich erzählt, warum er Sirius so hasst.“ Sie zog beide Augenbrauen in die Höhe und wartete gespannt darauf, was er erzählen würde. „Wie es aussieht, war nicht nur Remus in meine Mum verliebt gewesen, sondern auch Sirius und Severus, nur dass Sirius wohl alles daran gesetzt hat, Severus überall lächerlich zu machen, damit er bei meiner Mum keine Chancen haben würde.“
Sie verzog den Mund, bevor sie vorsichtig sagte: „Sirius war ein ziemlich intrigantes Schwein, wenn ich mich mal etwas derber ausdrücken darf. Nimm es mir bitte nicht übel, Harry, aber ich glaube, weder du noch ich hätten ihn während seiner Schulzeit zum Freund haben wollen.“
Harry seufzte, bevor er zugab: „Das Schlimme ist, dass ich genauso denke, Mine. Anne muss ihm irgendwann mal den Kopf gewaschen haben.“ Weil Hermine die Stirn runzelte, erklärte er: „Ich habe auf der Hochzeit ein wenig mit Beth gesprochen und Anne hatte sie wohl einmal in seiner Gegenwart dazu aufgefordert, über die Schulzeit zu sprechen. Beth war eine Streberin gewesen: Lieblingsschülerin der Lehrer. Sie hatte ziemlich schlimm unter ihren Mitschülern zu leiden.“
„So etwas gibt es leider überall und nicht nur in Schulen“, warf Hermine ein.
„Severus hat auch erzählt, dass er meiner Mutter – oder besser: meinen Eltern – Briefe geschrieben hat“, fügte Harry hinzu.
„Oh wirklich? Wann soll das gewesen sein?“
Genau wusste er es nicht, weswegen er sagte: „Es muss gleich nach der Schule gewesen sein, denn er meinte, während der Schulzeit hatte er keine Gelegenheit gefunden, mit ihr zu reden.“
„Jetzt wird es interessant, Harry!“, sagte Hermine.
„Ach ja?“
„Ja, denn ich weiß, dass Severus nach der Schule für vier Monate mit einer – und jetzt halt dich fest – Dame namens ’Linda’ liiert war!“ Hermine nickte langsam, während diese Information von Harry langsam verdaut wurde.
„Und…?“, fragte er lang gezogen, weil er nicht wusste, auf was genau sie hinaus wollte. „Oh Moment... ’Linda’? Etwa die, von der wir gelesen…?“
„Ich vermute schon, denn er hatte erzählt, er hätte ihr aus einer ’prekären Situation’ geholfen! Ich bin mir sicher, dass er mit Remus’ Ex zusammen gewesen war!“
Vorsichtig fragte er: „Das hat er dir alles erzählt? Ich meine, freiwillig?“
Sie musste lachen, bestätigte jedoch: „Ja, freiwillig! Wir haben diese Linda nämlich getroffen, als wir wegen der Dracheneier in der Winkelgasse gewesen waren.“
„Ihr wart wegen Dracheneiern…“
„Vergiss die Dracheneier, die sind nicht wichtig,“ doch plötzlich hielt sie inne, denn natürlich waren sie wichtig, doch durfte sie Harry davon erzählen, welche Farbe Severus gehabt hatte und was diese bedeuten würden?

Es war ihm aufgefallen, dass sie plötzlich zu überlegen schien. Es kam ihm so vor, als würde sie irgendetwas abwiegen, so dass er fragte: „Weißt du noch mehr?“
Sie kniff die Lippen zusammen und sagte: „Harry, du weißt, dass du mein bester Freund bist, aber ich stehe da gerade zwischen zwei Stühlen. Ich weiß nicht, ob ich dir das erzählen darf, denn wenn Severus das erfahren würde, dann würde er mich wahrscheinlich vierteilen oder so.“
„Wie sollte er davon erfahren, Mine? Außerdem will ich ihm genauso helfen wie du, also sehe ich da gar kein Problem. Ich meine, ich habe dir auch eben etwas erzählt, das er mir anvertraut hatte und das ich dir bestimmt nicht hätte erzählen dürfen“, erwiderte er.

Hermine kaute an Unterlippe, bevor sie sagte: „Andererseits weiß er ganz genau, dass wir über alles reden. Das habe ich ihm gegenüber sogar mal zugegeben, aber da hat er nichts weiter zu gesagt. Er war nur sauer, als er mitbekommen hatte, dass ich mit anderen – in dem einen Fall Remus – über ihn gesprochen hatte. Davon war er gar nicht begeistert. Ich sollte das nächste Mal ihn fragen, hat er gesagt. Es ist ihm aber klar, dass wir beide miteinander über ihn reden und es scheint für ihn normal zu sein. Was also, wenn er dir und mir jeweils kleine Brocken zuwirft, die wir zusammenfügen müssen? Ich glaube mittlerweile, er möchte wirklich, dass wir das Rätsel lösen, aber nur wir.“
„Das sehe ich genauso, als raus mit der Sprache: Was weißt du Neues über ihn?“
„Na ja“, sagte sie vorsichtig, weil sie sich nicht sicher war, ob sie es wirklich tun sollte. Sie überwand sich und erzählte von dem ostasiatischen Trank, den sie gebraut hatten und sagte: „Ich habe seine Magiefarbe gesehen. Jedenfalls glaube ich, dass sie es war, denn er hat sehr heftig reagiert und ist geflohen.“
„Was war seine Farbe? Doch nicht etwa Schwarz?“, fragte Harry besorgt.
„Nein, nicht Schwarz, sie war Grau. Ich habe sofort nachgeschlagen und ’Grau’ bedeutet wirklich nichts Gutes, Harry. Allerdings habe ich gedacht, dass die Erklärung dieser Farbe meine Dementoren-Theorie untermauern würde, aber das tut sie offensichtlich nicht, wie wir ja jetzt von Ron wissen.“
„Und was bedeutet Grau nun?“, wollte Harry unbedingt wissen.
In Stichpunkten gab sie aus dem Buch wider: „’Verblasstes Innenleben’, ’Mangel oder Fehlen von Empfindsamkeit’ oder auch eine ’verirrte oder vollends verlorene Seele’. Das hört sich alles nicht gut an, Harry. Das erklärt jedenfalls, warum er während unserer Schulzeit immer so ein Griesgram gewesen war und manchmal noch ist. Wenn er nichts empfinden kann, dann ist ihm auch egal, was die Menschen in seinem Umkreis von ihm denken.“
„Da fällt mir was bei ein“, sagte Harry. „Als ich Albus erzählt hatte, dass Severus Anne helfen möchte, indem er in ihren Kopf eindringt, da sagte Albus, ich solle auf Severus aufpassen, denn der würde möglicherweise nicht mehr die geforderte Rohheit für so ein Unterfangen mit sich bringen!“
„Und was heißt das?“, wollte Hermine neugierig wissen.
Harry hob und senkte die Schultern und antwortete: „Ich habe keinen blassen Schimmer! Ich habe Albus auch gleich gesagt, dass er in Rätseln sprechen würde, aber ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass er von Severus und seinem Zustand nicht nur Kenntnis hat, sondern auch ganz genau weiß, was die Ursache dafür ist.“
„Dann muss Albus denken, dass Severus’ Empfindungen zurückkommen, aber warum?“

Hermine seufzte und sie erinnerte sich daran, als Harry ihr von seinem klärenden Gespräch mit Albus erzählt hätte. Der Direktor hätte gesagt, sie dürften Severus nicht aufgeben und er hatte empfohlen, dass sie weitermachen sollten, aber weitermachen womit? Albus selbst war keine große Hilfe gewesen, denn er hätte versprochen, hatte er behauptet, kein Wort darüber verlieren zu dürfen. Womöglich, dachte Hermine, war die Antwort auf Severus’ Verhalten ja auch im Büro des Direktors zu finden?

Sie schüttelte den Gedanken, in Albus’ Büro einzudringen, um es zu durchsuchen, schnell von sich ab, bevor sie sagte: „Ich glaube, dass seine Augenfarbe nichts mit der Magiefarbe zu tun haben kann, denn als ich ihn in Grau gehüllt gesehen hatte, da waren seine Augen noch immer braun!“
„Er muss aber empfinden können, Hermine. Du hättest ihn erleben sollen, wie er war, als er mir von seiner ersten Begegnung mit meiner Mutter erzählt hatte. Er kann empfinden!“, versicherte er ihr.
„Möglich, aber was, wenn das nur ab und an geschieht?“ Da er nicht zu verstehen schien, führte sie aus: „Was, wenn sich nur etwas in ihm regt, wenn einer von uns beiden bei ihm ist? Das könnte jedenfalls erklären, warum er manchmal in seinen ’Ausnahmezustand’ verfällt: Wenn er nicht mehr weiß, was mit ihm los ist und wenn er behauptet, es würde ihm schlecht gehen. Das hast du mir doch einmal erzählt, Harry. Erinnerst du dich an die Sache mit deiner Babydecke? Du hattest erzählt, dass du ihn noch nie so ergriffen erlebt hattest. Vielleicht wusste er mit seinen Gefühlen nicht umzugehen, weil er so lange auf sie verzichtet hatte. Womöglich war er deshalb so überwältigt.“
„Aber wie können wir etwas ausrichten, nur weil wir in seiner Nähe sind? Und wie soll es überhaupt möglich sein, die Empfindungen von jemandem ’abzuschalten’?“, wollte Harry wissen.
„Ich weiß nicht, welche Rolle wir spielen, Harry, aber ich könnte mir vorstellen, dass er womöglich von einem Fluch getroffen worden war, der ihn so hat werden lassen“, versuchte sie zu erklären.
Harry runzelte die Stirn, bevor er fragte: „Gibt es denn so einen Fluch?“
„Ich weiß es nicht, aber wir sollten mal einen Auroren fragen. Übernimmst du das, Harry?“, fragte sie. Da er nickte, mutmaßte sie weiter: „Und wenn es kein Fluch gewesen war, vielleicht war es ein Trank?“
„Ein Trank?“, wiederholte er ungläubig. „Warum sollte man einen Trank erfinden, der so grauenvolle Resultate hervorbringt?“
„Es ist ja nur eine Idee von mir. Wenn tatsächlich durch einen Fluch oder Trank die Empfindungen eines Menschen ausgeschaltet werden könnten, dann wäre doch derjenige, der dem ausgesetzt gewesen wäre, hervorragend geeignet!“
„Geeignet für was?“, fragte Harry nach.
„Um perfekt als Spion fungieren zu können!“


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