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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Adlerauge

von Muggelchen

„Harry, wie machen wir das am Freitag mit Halloween? Musst du da irgendwie auf die Schüler achten oder können wir normal als Pärchen hingehen?“, fragte Ginny am Donnerstag nach ihrer Unterrichtsstunde bei ihm.
„Ich habe mich deswegen schon erkundigt. Wir können zusammen hingehen“, sagte er strahlend.
„Verkleiden sich die Lehrer auch oder…?“
Er unterbrach Ginny und nickte zustimmend, bevor er sagte: „Ich habe gehört, Rolanda soll ein tolles Kostüm haben, aber ich weiß nicht, als was sie kommen möchte.“
„Als was gehen wir beide denn?“, wollte sie wissen. Gedanken hatten sie sich bisher darüber nicht gemacht.
„Ich weiß nicht, als was ich gehen könnte, aber du könntest als Engel gehen“, sagte er schmeichelnd, während er sich ihr näherte.
„Du alter Charmeur, du“, sagte sie frech grinsend. „Ein Engel ist nicht gerade furchterregend oder? Es soll doch etwas Gruseliges sein.“
„Dann eben als Teufel! Ich meine, mit den roten Haaren…“
Sie attackierte seinen Bauch und kitzelte ihn, so dass er laut lachend einen Satz zurĂĽck machen musste.

Sie rangelten eine ganze Weile und Harry wollte eigentlich nicht so grob mit ihr umgehen, aber sie war verdamm stark und gerade, als er alle Bedenken von sich abgeschüttelt hatte und seine Kräfte nicht mehr unterdrücken wollte, da fand er sich auf dem Rücken liegend wieder. Ginny saß auf ihm drauf und hielt seine Hände neben seinen Kopf fest.

Sie lachte herzlich und schüttelte den Kopf, als sie sagte: „Harry, Harry, Harry… Du musst dich schon ein bisschen mehr anstrengen, um mich überwältigen zu können. Du darfst niemals – wirklich niemals – vergessen, dass ich sechs große Brüder habe, gegen die ich mich immer zur Wehr setzen musste!“ Sie beugte sich nach vorn und gab ihm unerwartet einen sehr leidenschaftlichen Kuss, so dass er sich ihr vollends ergab. Noch immer fröhlich lächelnd stand sie auf und verabschiedete sich mit den Worten: „Ich habe jetzt gleich Zaubertränke. Du kannst ja schon einmal überlegen, was wir morgen anziehen, obwohl mir die Idee mit dem Teufel ganz gut gefällt.“

Ginny trat zwei Minuten vor Unterrichtsbeginn in die Snapes Klasse und schon wurde sie angezischt: „Miss Weasley, fünf Punkte Abzug für Ihr verspätetes Erscheinen.“
„Aber es…“
Bevor sie ihren Satz beenden konnte, sagte er mit schmieriger Stimme: „Sie wissen sehr wohl, dass der Unterricht dann beginnt, wenn ich die Klassenräume betreten habe und wie Sie sehen, bin ich bereits hier.“ Er kniff die Augen zusammen und befahl: „Setzen Sie sich!“
’Oha, der gleiche Snape wie eh und je’, dachte sie. Sie konnte sich gar nicht vorstellen, warum Harry immer behauptete, Snape – oder ’Severus’, wie er ihn nannte – wäre ein völlig anderer Mensch. Zur ihr und den anderen Schülern war er, bis auf klitzekleine Ausnahmen, genauso ein Bastard wie früher.

Nachdem sie sich gesetzt hatte, fiel ihr Blick auf Draco, der sie anschaute und einmal mitleidig die Schultern hob und senkte, um ihr zu zeigen, dass sie sich nichts aus Snapes Gehabe machen sollte und das machte sie für einen Moment stutzig, aber dann schenkte sie ihm doch ein Lächeln und imitierte seine Geste, bevor sich beide dem Unterricht widmeten.

Der Unterricht war ruhig verlaufen und Ginny war froh, dass Snape die ganze Stunde über einen Schüler aus Ravenclaw in die Mangel genommen hatte, da der offensichtlich nicht das gelernt hatte, was Snape vor zwei Tagen aufgetragen hatte. Dadurch, dass er diesen Schüler immer wieder dazu aufgefordert hatte, Fragen zu beantworten, die er nicht beantworten konnte, hielt er jedem anderen Schüler vor Augen, wie unangenehm es sein würde, Snapes Anweisungen nicht nachzukommen. Ständig vor den Mitschülern durch Unwissen aufzufallen war nichts, das man selbst erleben wollte.

Die Stunde mit den Siebtklässlern war für Snape heute die letzte, so dass er sich auf den Weg ins Labor machen konnte, aber nicht, um vorher dem Ravenclaw-Schüler eine besondere Strafarbeit übers Wochenende aufzugeben und das war die Zusammenfassung von acht Kapiteln auf mindestens eineinhalb Metern Pergament. Der Schüler seufzte, aber seinen Unmut wollte er auf andere Art nicht kundtun.

In seinem Labor angelangt wartete wie üblich Hermine bereits mit Tee und Gebäck auf ihn, so dass er zunächst ein wenig abschalten konnte, bevor sie mit der Arbeit beginnen würden. Während sie so friedlich und still nebeneinander saßen, bemerkte er, wie sie ihn mehrmals betrachtete, bevor er genervt fragte: „Was ist es diesmal?“
„Was?“, wollte sie wissen, denn sie war sich keiner Schuld bewusst.
„Sie starren mich an!“, warf er ihr vor.
„Das ist überhaupt nicht wahr!“, rechtfertigte sie sich, bevor sie etwas verärgert zu ihrer Teetasse griff und einen Schluck nahm.

Während sie sich mit der Tasse in ihrer Hand wieder anlehnte, überlegte sie, warum sie ihn angestarrt haben könnte, denn aufgefallen war es ihr nicht. Dann jedoch musste sie zugeben, dass er Recht gehabt hatte. Sie hatte ihn betrachtet, aber nur, weil sie so fasziniert davon war, dass seine Augenfarbe, sobald er die letzte Klasse hinter sich gebracht und sein Labor betreten hatte, sofort aufhellte. Das war schon die letzte Zeit über so gewesen. Gedankenverloren blickte sie neben sich und dachte darüber nach, warum das so war. Was war mit seinen Augen, dass sie ihre Farbe wie ein Chamäleon wechseln konnten?

„Sie tun es schon wieder!“, sagte er und dieses Mal fühlte sie sich ertappt.
„Ja, tut mir Leid. Ich hab nur…“ Sie hielt inne, denn würde sie wieder über seine Augen sprechen, würde sich der heutige Tag sicherlich erneut als eine Katastrophe herausstellen, also sagte sie lieber nichts.
„Was?“, blaffte er sie an.
„Ach nichts“, sagte sie und nahm einen Schluck Tee.
Von der Seite schaute er sie an und sein Gesicht zeugte von Müdigkeit und Gereiztheit, bevor er forderte: „Muss ich es mit Veritaserum aus Ihnen herauskitzeln?“

Sie verschluckte sich an ihrem letzten Schluck Tee, denn bei solchen Bemerkungen wusste sie nie, ob er nur flunkerte oder tatsächlich drohte. Sie blickte mit großen Augen in ihre Tasse, als hätte sie dort eben aus den Teeblättern den Grimm herauslesen können. Dann schaute sie ihn ganz verzweifelt an, weswegen er den Mund verzog und letztendlich ein wenig lachte, bevor er sagte: „Glauben Sie wirklich, ich würde Ihnen Veritaserum in den Tee tun?“
Ohne zu überlegen antwortete sie: „Warum nicht? Ich habe Ihnen ja auch meinen Farbtrank…“ Sie stoppte sich selbst und riss die Augen weit auf, weil sie dieses Thema heute ganz bestimmt nicht hatte ansprechen wollen.
„Sie haben Ihrem Irrwicht etwas in den Tee getan, nicht mir“, sagte er trocken, bevor er sich und ihr ein Stück Schokoladenkuchen auf den Teller tat.
„Aber ich hab’s in der Absicht…“ Sie unterbrach sich selbst und sagte leise: „Es tut mir Leid.“ Eher aus Spaß, weil er sowieso ablehnen würde, wollte sie die Stimmung wieder lockern, indem sie unschuldig fragte: „Gehen Sie trotzdem mit mir zum Halloween-Fest?“
Das Thema hatte keiner von beiden bisher angesprochen und so überraschte es sie, als er wie aus der Pistole geschossen antwortete: „Ja.“
Sie schaute ihn völlig entgeistert an, fing sich jedoch schnell wieder und fragte fröhlich: „Als was werden Sie sich verkleiden?“
Er blickte ihr in die Augen und zog eine formschöne Augenbraue in die Höhe, bevor er antwortete: „Ich werde mich als Zaubertränkemeister verkleiden.“ Ein einziger Mundwinkel löste sich von der Anziehungskraft der Schwerkraft und fand den Weg nach oben.
Sie ahmte ihn unbewusst nach, bevor sie stichelte: „Oh, das ist ein äußerst originelles Kostüm!“
„Ja, das dachte ich mir auch“, erwiderte er trocken.
„Und im Ernst?“
„Das war mein voller Ernst. Ich werden nämlich wie jedes Jahr nicht an der Feier selbst teilnehmen, sondern die Schüler und Schülerinnen im Auge behalten“, antwortete er ehrlich.
„Oh“, entwich ihr enttäuscht.
„Nichtsdestotrotz werden wir gemeinsam in die große Halle gehen können. Ich werde nur ab und an“, er wedelte mit einer Hand umher, „nach draußen gehen müssen, um Feuerwhisky sicherzustellen.“

Nachdem sie sich beide an dem Schokoladenkuchen satt gegessen hatten und Severus jetzt wesentlich entspannter wirkte als zuvor, wollte sich Hermine schon an die Arbeit machen, da zeigte Severus in eine Ecke des Labors und sagte: „Das dort ist heute früh gekommen. Wenn Sie so nett wären und es öffnen würden?“

Sie blickte in die Ecke und sah ein Paket, welches sie noch aus der Ferne mit einem Zauberspruch von Schnur und Papier befreite. Das Päckchen selbst trug sie an den Tisch und sie hob den Deckel. Ihr Blick fiel auf zwei intakte, goldgelbe Eier mit roten Sprenkeln auf der Schale.

„Chinesische Dracheneier? Sie haben tatsächlich…“ Sie konnte es gar nicht fassen. Erst gestern hatte Mr. Heed nur mit verfaulten, leeren Eierschalen aufwarten können und nun strichen ihre Finger über zwei intakte, riesige Eier.
„Frisch aus Rumänien“, erklärte Severus. „Gleich gestern Abend habe ich Mr. Weasley kontaktiert, Sie wissen schon: Charlie. Nach einer aufgezwungenen Unterhaltung übers Flohnetzwerk, die ich über mich ergehen lassen musste, habe ich bei ihm zwei Eier eines chinesischen Drachens angefordert. Wie Sie sehen, hat er prompt geliefert!“

So schlimm, wie Severus es beschrieben hatte, war das Gespräch mit dem zweitältesten Weasley-Sohn nicht gewesen, denn die Unterhaltung hatte auf einem Fachgebiet stattgefunden, auf welchem Severus einen kleinen Meister hatte ausmachen können. Charlie Weasley hatte aufgrund seiner Arbeit mit Drachen ein umfangreiches Wissen über alle möglichen Zaubertrankzutaten erlangt, die man von so einem Tier erhalten konnte. Das Gespräch hatte über eine Stunde gedauert und Severus taten heute noch die Knie vom langen Hocken vorm Kamin weh.

„Was werden wir mit den Dracheneiern tun?“, fragte Hermine ganz aufgeregt.
Er hielt ihr ein dickes Buch unter die Nase und sagte: „Suchen Sie sich einen aus!“

Der Titel des Buches lautete „Die Kraft von Lóng – ostasiatische Tränke für die Sinne“. Lóng, so wusste Hermine, war das bekannteste Fabelwesen Chinas – natürlich ein Drache. Stutzig wurde sie, nachdem sie den Titel zu Ende gelesen hatte, doch ohne ihn zu kommentieren machte sie es sich an ihrem Pult gemütlich und warf einen Blick hinein. Jetzt verstand sie auch, was mit „Tränke für die Sinne“ gemeint war. Der erste Trank, dessen Wirkung sie überflog, konnte das Gehör sensibilisieren. Sie blätterte weiter und las von einem Trank, der Urinstinkte wachrufen konnte, was ihr ziemlich unheimlich war. Ein anderer konnte den Geruchssinn so schärfen, dass man mit ihm sogar Veritaserum am Geruch erkennen konnte, was unter normalen Umständen nicht möglich war, denn Veritaserum war geruchlos; jedenfalls für die unverfälschte Menschennase. Ihr Interesse blieb an einem Trank haften, der den Sehsinn schärfen sollte. Sie las alle Zutaten und die Anleitung für die Zubereitung. Es war ein schwierig herzustellender Trank, doch er reizte sie. Es reizte sie, die Krater auf dem Mond ohne Teleskop sehen zu können und so blätterte sie zurück zum Anfang des Trankes und ging damit hinüber zu Severus, der in der Zeit die Hausaufgaben seiner Schüler korrigiert hatte.

Sie legte ihm das Buch auf den Pult und er las die Überschrift laut vor: „’Adlerauge’?“ Er blickte sie an und bemerkte: „Das ist ein sehr komplizierter Trank.“ Er nahm das Buch zur Hand und las, wie sie schon zuvor, die benötigten Zutaten und die Zubereitungsanleitung, bevor er nochmals sagte: „Sehr kompliziert. Wir müssen schnell arbeiten und unsere Aufgaben präzise verteilen, damit kein Malheur geschieht. Am besten wäre es natürlich, wenn wir drei wären.“
„Ich kann ja Neville fragen, ob er Lust hat“, sagte sie aus Spaß und er musste tatsächlich schmunzeln.

Die Aufgabenverteilung hatten sie schnell hinter sich gebracht, denn jeder wollte die Handgriffe erledigen, für die er sonst auch immer zuständig war und so besorgte Severus die restlichen Zutaten aus seinem persönlichen Vorratsschrank, während Hermine bereits die Arbeitsutensilien an den Tisch brachte. Das waren ein kleiner Kessel aus Zinn und ein großer feuerfester aus den Panzern von Feuerkrabben. Sie holte auch ein Brett und ihr alles schneidendes Messer, welches Draco und Susan ihr zum Geburtstag geschenkt hatten. Sie legte zwei Löffel aus Gold neben den feuerfesten Kessel, mit dem man den Trank umrühren musste. Stößel und Mörser sowie Pistill und Reibeschale durften natürlich nicht fehlen. Hermine war zur gleichen Zeit fertig wie Severus, so dass sie gemeinsam mit der Arbeit beginnen konnten.

Severus entfernte vorsichtig die erforderte Menge frischer Eierschale, die Hermine auf die Messingwaage legte.

„Das reicht, sind genau 114 Gramm“, sagte sie und nahm neugierig ein Stück Schale in die Hand, um daran zu riechen.
„Und wie riecht es?“, wollte er wissen.
„So, wie es in den Büchern steht: leicht nach Zitronensäure und nach Schwefel mit einem Hauch verbranntem Horn“, zählte sie auf.
„Warum nach Zitrone?“
„Na, weil chinesische Drachen in den Reservaten Unmengen an Zitronengras vertilgen. Soweit ich weiß, ist das deren Lieblingsspeise, so wie ein Pandabär am liebsten Bambus frisst“, erwiderte sie.

Es sollte ihn eigentlich nicht mehr erstaunen, dass sie wirklich alles zu wissen schien, aber sie wusste das meiste ĂĽberwiegend aus BĂĽchern und er ging davon aus, dass sie in ihrem Leben mit Sicherheit noch nie zuvor ein Drachenei gesehen oder gar berĂĽhrt hatte.

„Ich habe damals das Ei eines Norwegischen Stachelbuckels gesehen, aber es war zu heiß, um es anfassen zu können“, erzählte sie plötzlich, während sie jedoch weiterhin konzentriert ihrer Arbeit nachging.
„Tatsächlich? Wo?“, wollte er wissen.
„Hagrid hatte doch damals beim Kartenspiel das schwarze Ei gewonnen und es über dem Kamin ausgebrütet. War ein bissiges Kerlchen, dieser Norbert“, sagte sie lachend.
„Norbert?“
„So hat Hagrid ihn genannt. ’Norbert’. Der lebt schon lange im Drachenreservat unter Charlies liebevoller Obhut“, erklärte sie ihm beschwingt, während sie gewissenhaft das eingelegte Nixenkraut abwog.
„Wie kann man einen Norwegischen Stachelbuckel ’Norbert’ nennen? Der Angehörige einer so aggressiven, Feuer speienden Drachenart kann doch nicht ’Norbert’ heißen“, sagte er amüsiert.
„Wie hätten Sie ihn genannt?“ Sie hielt eine Hand hoch und sagte: „Nein, sagen Sie nichts. Sie hätten ihn schlichtweg ’Stachelbuckel’ genannt, richtig?“
Er schürzte die Lippen, bevor er scherzend entgegnete: „Sie scheinen mich besser zu kennen als ich dachte.“

Innerhalb der zwei Stunden intensiver Arbeit, die ein präzises Umrühren in einer bestimmten Abfolge gefordert hatte und bei der man ständig nach Angabe die Temperatur hatte regulieren müssen, war Severus nur ein einziges Mal grantig geworden, doch sie hatte ihm versichert, dass kein Fehler unterlaufen war, so dass er sich schnell wieder hatte beruhigen können. Viele der heute verwendeten Zutaten waren ihr sehr vertraut, denn sie kamen in ihrem eigens kreierten Farbtrank vor. Hermine war froh, dass sie sich heute früh den Schutzbalsam in die Haare gesprüht hatte, denn während sie rührte – fünfmal linksherum, sechsmal rechtsherum, zweimal eine Acht und dann wieder von vorn –, löste sich der Schwefel aus den Eierschalen heraus und verbrannte mit blauer Flamme an der Luft, direkt über dem Kessel. Der stechende Geruch des daraus entstandenen, giftigen Schwefeldioxids ließ ihre Augen brennen, doch sie musste ihr Unwohlsein gar nicht ausdrücken, denn Severus hatte es bemerkt und ließ mit Hilfe seines neuen Zauberstabes eine kleine Brise entstehen, die bis zum Ende alle Dämpfe und Gerüche von Hermine wegwehen würde.

Nach abgeschlossener Arbeit wischte sich Hermine zunächst mit einem weißen Seidentuch, das sie aus ihrer Handtasche gezogen hatte, den Schweiß von der Stirn. Severus wurde stutzig und fragte: „Ist das das Tuch…?“

Er hatte den Satz nicht beendet und Hermine war deshalb skeptisch geworden. Sie betrachtete den Schaal in der Hand, den sie ab und zu um den Hals trug, zumindest aber immer in ihrer Tasche mit sich führte. Das war das Seidentuch, welches sie nach Caedes Übergriff in ihrem Besitz hatte und dann zählte sie eins und eins zusammen.

„Das ist Ihres, richtig?“ Er hatte ihr damals den Stärkungstrank gegeben und das Tuch um die Wunde gelegt.
„Es war mein durch Magie vergrößertes Taschentuch“, erklärte er trocken. Schmunzelnd fügte er hinzu: „Es war nicht gebraucht.“
„Sie wollen es aber nicht zurückhaben oder?“
„Hätte ich es wiederhaben wollen, würden Sie sich bereits seit Wochen fragen, wo Sie es zuletzt hingelegt haben könnten“, sagte er sehr eindeutig, denn er hätte es einfach genommen, ohne zu fragen.
Sie legte das Tuch locker auf ihre Tasche und fragte gleich darauf: „Wollen wir den Trank gleich ausprobieren?“
„Wir sollten uns zuvor etwas frisch machen und dann zu Abend essen, Hermine.“
„Aber ich kann es nicht abwarten“, sagte sie nörgelnd.
Severus sah sie an, kniff die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf, jedoch wirkte diese Geste nicht verhöhnend, sondern neckend. Er rückte das aufgeschlagene Buch in ihre Richtung und forderte: „Lesen Sie, was ganz unten steht.“
Hermine blinzelte, den die Schrift unten war recht klein, doch dann rezitierte sie: „Die Einnahme des Trankes erfordert eine kurz zuvor eingenommene Mahlzeit.“ Sie blickte auf und sagte: „Ich bin in einer halben Stunde wieder hier und dann Essen wir was, in Ordnung?“
„Nein, nicht im Labor. Kommen Sie in meine Räume“, stellte er klar, so dass sie lediglich nickte.

Am Ende des Ganges traf Hermine auf Draco, der gerade von drei SchĂĽlern gegen eine Wand gepresst wurde und diese SchĂĽler trugen das Gryffindor-Abzeichen.

Wütend darüber, dass Schüler aus ihrem ehemaligen Haus sich zu Methoden hatten hinreißen lassen, die man früher leider den Slytherins zuschreiben musste, erhob sie die Stimme und sagte laut: „Was soll das bitte?“ Die drei Schüler erschraken, äußerten sich jedoch nicht, sondern rannten feige davon. Draco richtete seinen Umhang und gleich darauf seine Frisur, bevor er Hermine anblickte. Er sagte nichts, so dass sie sich genötigt fühlte zu fragen: „Alles okay?“ Er nickte und Hermine sah ihm an – es war schon allein durch die erröteten Wangen zu erkennen – dass er kurz davor war, in die Luft zu gehen. Wahrscheinlich hatte sie eben eine Prügelei vereitelt, doch sie sprach es nicht an, sondern verabschiedete sich einfach freundlich mit den Worten: „Dann sehen wir uns morgen zum Fest.“ Wieder nickte er, doch sein Unterkiefer malmte hin und her, zornig wie er war, bevor er um die Ecke bog, um seine privaten Räume aufzusuchen. Das erste Mal wurde sich Hermine darüber bewusst, dass sie mit Severus, Draco und dessen Mutter auf dem gleichen Gang wohnte.

Hermine duschte schnell, wechselte die Kleidung und trocknete ihr Haar nur mit dem Handtuch, bevor sie eine TĂĽr weiter zu Severus hinĂĽberging. Der war noch nicht in seinem Wohnzimmer, aber das Essen stand schon bereit und er hatte es offenbar mit einem Warmhaltezauber belegt.

Als er aus seinem Schlafzimmer kam – ebenfalls mit noch feuchten Haaren – schenkte er Hermine erst ein wenig Rotwein ein, bevor er sich ihr gegenübersetzte.

„Ich hoffe, Sie haben an Geflügel nichts auszusetzen?“, fragte er, woraufhin sie den Kopf schüttelte.

Während Hermine und Severus gemütlich in seinem Wohnzimmer dinierten, speisten Harry und Ginny in der großen Halle, doch er saß am Lehrertisch neben zwei leeren Plätzen, während seine Liebste sich mit ihren Klassenkameradinnen unterhielt. Harry rückte ein wenig auf, so dass er neben Albus sitzen konnte, bevor er leise sagte: „Ich wollte mich nur mal erkundigen, warum der Orden überhaupt zurück ins Leben gerufen worden ist.“ Dann fiel es ihm plötzlich ein und er fügte hinzu: „Na ja, außer wegen mir.“
Er klang ein wenig bedrückt, so dass Albus seine Schulter ergriff und beteuerte: „Du glaubst gar nicht, Harry, wie Leid mir das alles tut. Noch immer, selbst nach unserem Gespräch, fühle ich die Schuld für die bedrückenden Situationen, in die ich dich gebracht hatte.“
„Ist schon gut, Albus“, sagte Harry lächelnd. „Ich würde aber wirklich gern wissen, über was jetzt so gesprochen wird.“
„Du kannst gern am Sonntag dem Treffen beiwohnen, um zuzuhören. Ich bin mir sicher, dass niemand etwas dagegen haben wird. Du kannst auch Ginny, Hermine und Severus mitbringen. Sirius wird sich seine Zeit momentan wohl etwas anders gestalten wollen“, sagte Albus mit einem frechen Zwinkern.
„Ja, mal sehen, vielleicht komme ich wirklich vorbei. Immer noch am Grimmauldplatz?“ Albus nickte. „Und die Uhrzeit?“
„Abends um neun, Harry. Aber bitte sage Bescheid, wenn die anderen auch kommen sollten, denn Molly möchte für alle kochen“, bat Albus.
An den Ordenstreffen hatte sich wohl nichts geändert.

Während jeder im Schloss das Abendessen einnahm, lag Draco auf seinem Bett und dachte über sich und sein Leben nach. Hier in der Schule wurde er von fast allen Schülern angefeindet, weil sich wegen der Äußerung von Shaun Smith natürlich in Windeseile herumgesprochen hatte, dass er ein Todesser war. Sogar die Schüler seines eigenen Hauses schienen ihm nicht zu trauen, doch dass konnte auch daran liegen, weil er wenig Zeit mit ihnen verbrachte; den Gemeinschaftsraum nicht mit ihnen zusammen nutzte. Er kam sich in Hogwarts verloren vor und wollte die Schule am liebsten aufgeben. Sicherlich könnte er Dumbledore dazu überreden einzuleiten, dass das Ministerium ihn prüfen sollte. Er würde seine UTZe auf jeden Fall bestehen! Davon war er fest überzeugt. Was er nicht mehr lange überstehen würde, waren Shaun und dessen Freunde. Irgendwann würde er es denen heimzahlen, dachte Draco. Irgendwann würde er es allen heimzahlen, die ihn hier so schlecht behandelten. Mit Goyle und Crabbe an seiner Seite würden die nicht mehr so frech sein, dachte Draco und plötzlich stutzte er. Er stutzte und er verglich und kam zu der erschreckenden Erkenntnis, dass er jetzt die damalige Rolle von Harry eingenommen hatte, während Shaun und seine Freunde ihn selbst und die beiden Dummköpfe verkörperten, die ihm immer auf Schritt und Tritt gefolgt waren. Und Harry, anstatt sich deswegen ins Fäustchen zu lachen, verteidigte ihn auch noch. Es schien ihm fast so, als wäre Harry sein Freund und zwar sein einziger. Vielleicht, überlegte Draco, könnte er morgen zu Halloween allen einen bösen Streich spielen.

Während es nach dem Abendessen langsam ruhiger wurde, weil die Schüler sich wegen der Kälte, die Ende Oktober herrschte, ins Innere des Schlosses verzogen, marschierten zwei Gestalten mit wehenden Umhängen hinauf zum Astronomieturm. Es war noch nicht stockdunkel, aber jeden Moment müsste die Sonne vollends untergegangen sein. Severus und Hermine trugen je ein kleines Fläschchen mit dreißig Milliliter „Adlerauge“ bei sich, welches sie oben angelangt zu sich nehmen wollten. Hermine hatte sich extra einen dicken Pullover angezogen, denn hier oben war es recht windig. Einzig ihre Haare konnte sie nicht zähmen und manchmal flogen sie, als sie beide nebeneinander an der Brüstung standen, Severus ins Gesicht, doch er beschwerte sich nicht darüber.

Er betrachtete ihr Gesicht und fragte im Anschluss vorgetäuscht gleichgültig: „Stürzen wir es einfach hinunter oder möchten Sie einen Trinkspruch ausbringen?“
Sie lachte, doch dann sagte sie ehrlich: „Einen Trinkspruch! Ich würde sagen, auf unsere Zusammenarbeit. Wir lagen immerhin fünf Minuten unter der angegebenen Zeit für die Zubereitung!“ Er lächelte schief und sie wollte den anderen Mundwinkel auch noch dazu animieren, sich nach oben zu ziehen, so dass sie offenherzig sagte: „Ich finde das sehr nett von Ihnen, dass Sie extra Dracheneier besorgt haben. Die Arbeit heute hat mir richtig Spaß gemacht und noch viel bedeutender ist, dass wir so ein gute Team…“ Sie hatte den Rest ihrer Ansprache völlig vergessen, denn sie starrte fasziniert auf seinen Mund. Sie hatte es tatsächlich geschafft, ihn zum Lächeln zu bringen.
„Nun, da Sie offensichtlich nichts weiter zu sagen haben.“ Er nahm sein Fläschchen, entkorkte es und wartete darauf, dass sie das gleiche tun würde.
„Na dann, auf Ihr Wohl“, sagte Hermine breit lächelnd, bevor beide ansetzten und ihre Fläschchen leer tranken.

Sie lächelte ihm noch ein einziges Mal zu, bevor sie ihre Augen auf die mittlerweile dunkle Landschaft richtete. Der Trank sollte mindestens eine halbe Stunde anhalten und er wirkte bereits innerhalb von wenigen Minuten, was Hermine genau wahrnehmen konnte. Sie wollte sich alles merken, um sich später darüber Notizen zu machen. Dann, endlich, war es soweit.

„Oh mein Gott!“, sagte Hermine begeistert.
„Ich nehme an, Sie haben auch eben den lautlosen Schwarm Fledermäuse vorbeiziehen sehen?“, fragte er amüsiert.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich alles so scharf… Ich meine, es ist jetzt stockdunkel und ich sehe trotzdem alles so klar und nahe.“
Er unterbrach ihr aufgeregtes Geplapper und sagte: „Sehen Sie mal hinüber zu Hagrids Hütte und lassen Sie Ihre Augen darauf ruhen.“

Hermine tat, wie ihr geheißen und ganz plötzlich schienen ihre Pupillen das Bild heranzuholen, so dass sie klar und deutlich Hagrid mit Fang vor der Hütte zusammen spielen sehen konnte.

„Das ist ja unglaublich! Der Trank ist einfach toll“, sagte sie überwältigt.
„Er dient nicht der Unterhaltung, Hermine, sondern…“
„Ja ja, ich weiß“, unterbrach sie, ohne ihre Augen von Hagrid abzuwenden. „Die Wachposten auf der chinesischen Mauer haben den Trank vor ihrer Schicht eingenommen, damit sie nomadische Reitervölker aus dem Norden frühzeitig aufspüren konnten. Das ist trotzdem unglaublich!“ Sie hörte ihn schnaufen, doch es war ein Geräusch, welches sie seiner Belustigung zuordnen konnte.

Sie richtete ihren Blick nach oben und ließ ihre Augen auf dem Mond ruhen und nach nur wenigen Sekunden brach die Begeisterung erneut aus ihr hervor: „Sehen Sie mal zum Mond, schnell!“
„Wieso ’schnell’? Will er fliehen?“, veralberte er sie auf nette Weise.

Sie stieß ihn leicht mit dem Ellenbogen an, doch er reagierte nicht drauf, sondern blickte einfach hinauf. Nur kurz erspähte er den Orion-Gürtel, doch er verkniff es sich, die Namen der Gürtelsterne zu nennen und schaute gleich darauf zum Mond.

Hermine sagte, was er mit eigenen Augen sehen konnte: „Man kann jeden einzelnen Krater sehen! Und dort, da ist das ’Meer der Ruhe’, sehen Sie?“
„’Mare Tranquillitatis’, ich sehe es“, bestätigte er.

Sie konnte ihren Blick gar nicht mehr vom Mond abwenden, obwohl es in der Gegend sicherlich noch viel mehr Dinge zu sehen gab; Dinge, die in erreichbarer Nähe lagen, doch der Mond übte eine unerklärliche Anziehungskraft auf sie aus.

„Ich hätte damals zu gern die Mondlandung im Fernsehen mitverfolgt“, sagte sie mit Wehmut.
Hier stutze Severus, bevor er stolz behauptete: „Ich habe sie gesehen!“

Erst jetzt wandte sie ihre Augen vom Mond ab und als ihr Blick auf Severus landete, erstarrte sie vor Schreck, während er weiterhin seelenruhig in den Nachthimmel blickte. Er erzählte, wie er mit acht Jahren zusammen mit Vater und Mutter vor dem Fernseher gesessen hatte, um den Flug von Apollo 11 zu beobachten, doch das alles interessierte sie nicht mehr, denn was sie vor sich sah, ließ ihr einen kalten Schauer den Rücken hinunterlaufen.

Da Hermine sich seit etlichen Minuten gar nicht mehr geäußert hatte, blickte er sie an und seine Augen benötigten nur wenige Sekunden, um nicht nur sie zu erkennen, sondern auch die Farben ihrer Magie, doch ihr Gesicht war von ihnen nicht verdeckt und deshalb offenbarte sich ihm das Entsetzen in ihren Augen. Ein Schauer durchfuhr ihn, als ihm schlagartig bewusst geworden war, dass sie seine Farben ebenfalls sehen können musste. Beide schauten sich noch einen Moment in die vor Furcht weit aufgerissenen Augen, bis er das letzte bisschen Fähigkeit klaren Denkens zusammengekratzt hatte und den Astronomieturm in einer Schnelligkeit verließ, die jeden Feuerblitz in den Schatten stellen würde.


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