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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Gesellschaftsübergreifende Eheangelegenheiten

von Muggelchen

Nachdem Harry seinem älteren Kollegen einen Tipp bezüglich „wortloser Entschuldigungen“ gegeben hatte, machte er sich zurück auf den Weg in seine Räume. Es erstaunte ihn nur einen kurzen Moment, dass Ginny und Hermine seine Abwesenheit nicht bemerkt zu haben schienen, doch kaum war er da, wurde er auch schon mit neu gestrickten Plänen überrannt.

„Harry? Wie wäre es, wenn wir mal zusammen mit Hermine in Urlaub fahren? Nur wir drei! Natürlich auch Nicholas, aber der zählt ja im Moment nicht einmal eine halbe Person.“ Sie strahlte über das ganze Gesicht. „Das wird sicher Spaß machen“, schwärmte Ginny, die schon einmal mit Hermine das Vergnügen des gemeinsamen Urlaubs erleben durfte.
„Vielleicht sollten wir erst einmal einen Termin für unsere Hochzeit aussuchen, Ginny. Mit Hermine können wir immer noch zusammen verreisen, aber unsere Flitterwochen hätte ich dann doch gern für uns“, entgegnete Harry.
„Ich werde mich langsam verabschieden“, sagte Hermine, nachdem sie gerade die Uhrzeit an Harrys Wanduhr abgelesen hatte. „Wir müssen ja morgen schon um zehn Uhr da sein und vorher wird noch mein Kleid von Besenknechts Sonntagsstaat geliefert. Ich hoffe, das kommt rechtzeitig! Ich habe denen gesagt, ich brauche es spätestens um neun Uhr.“
Ginny grinste und sagte: „Mein Kleid soll morgen auch geliefert werden!“
„Also, ich musste mir nichts Neues kaufen“, warf Harry ein. „Remus und Tonks hatten mir mal zu Weihnachten diesen Muggelanzug geschenkt, dessen Größe sich automatisch anpasst.“
„Männer brauchen ja auch nur einen Anzug, während die Damen eine Vielzahl an Kleidungskombinationen…“
Harry unterbrach Ginny und witzelte: „Was soll das wieder heißen? Dass die Männer morgen alle gleich aussehen werden? Schwarze Anzüge und Krawatten?“
Die drei lachten, bis Hermine sagte: „Ich bin mal gespannt, wen die beiden alles eingeladen haben und wie es mit den Muggeln aussieht. In der Einladung stand ja was von absolutem Zauberverbot, aber nichts davon, dass man seine Identität als Hexe oder Zauberer geheim halten muss.“
„Ich bin schon gespannt“, warf Harry ein, „was die Muggel zu Mad-Eye sagen werden. Ich meine, den fand selbst ich gruselig, als ich ihn das erste Mal gesehen habe.“
„Gehen wir morgen zusammen hin?“, wollte Hermine wissen und die Hoffnung in ihrer Stimme war so rührend, dass beide sofort zugesagt hatten.

Nachdem Hermine gegangen war, kuschelte sich Ginny auf der Couch noch ein wenig an Harry, bevor sie sagte: „Lass uns ins Bett gehen, Harry.“

Erschrocken blickte er sie an, doch er brachte es zustande, ihr wenigstens zuzunicken, wenn ihn ihre harmlose Frage auch etwas unruhig gestimmt hatte. Sie waren ja verlobt! Sie durften die Nacht zusammen verbringen und doch fühlte sich Harry wie ein Schuljunge, der kurz davor stand, etwas Verbotenes zu tun. Als sie von der Couch aufstand und ihn an der Hand ins Schlafzimmer führte, war ihm das Herz in die Kehle gerutscht und er musste kräftig, sehr kräftig schlucken, damit er wieder imstande war, etwas sagen zu können, doch als er es versuchte, versagte seine Stimme erneut, denn Ginny begann gerade damit, die Knöpfe seines Hemdes zu öffnen und seine Brust freizulegen. Seine Atmung beschleunigte sich und durch die Nase bekam er nicht mehr den Sauerstoff, den sein Gehirn benötigte, also atmete er durch den leicht offen stehenden Mund weiter. Ab und an blickte sie ihn lächelnd an und in ihren Augen war ein freches Funkeln zu sehen, welches ihm veranschaulichte, was sie heute noch vorhatte. Sie teilte sein weißes Hemd und legte seine Brust frei, die sie gleich darauf mit den flachen Händen berührte. Harry wollte unbedingt etwas tun, jedenfalls etwas mehr als gar nichts, und vor lauter Unsicherheit packte er einfach zu und küsste Ginny leidenschaftlich. Ja, das war ein vertrautes Gefühl, denn geküsst hatten sie sich schon häufig und jeder Kuss schien schöner und inniger zu sein als der vorherige. Er streichelte über den durch eine dünne Bluse bedeckten Rücken und streifte den Verschluss ihres BHs und schon jetzt malte er sich aus, wie er sich wohl anstellen würde, sollte er diesen Verschluss nachher öffnen müssen und dann, ganz plötzlich, fing Nicholas an zu weinen.

Ginny beendete den Kuss und blickte ihn mit Schlafzimmeraugen an, bevor sie witzelnd bemerkte: „Das Leid junger Eltern. Ich kümmere mich um ihn.“

Mitten in der Nacht wachte Hermine mit einem unguten Gefühl auf und dann wusste sie auf einmal, warum das so war. Fellini war nicht bei ihr! Abrupt setzte sie sich im Bett auf und verwendete einen der wenigen wort- und stablosen Zaubersprüche, die sie beherrschte, um Licht zu entzünden.

„Fellini?“, fragte Hermine laut in den Raum hinein, doch das Tierchen kam nicht aus dem Wohnzimmer zu ihr gelaufen wie sonst, wenn sie nach ihm rief. „Oh Gott, wo bist du nur?“

Sie warf sich einen Morgenmantel über und blickte auf die Uhr. Es war drei Uhr mitten in der Nacht, aber sie konnte nicht schlafen, wenn ihr Haustier unauffindbar war. Mit warmen Hausschuhen verließ sie ihre Räumlichkeiten und bibberte, als die kühle, feuchte Luft der Kerker durch ihren Morgenmantel kroch. Sie blickte nach links und dann nach rechts, bevor sie leise rief: „Fellini?“ Kein Maunzen war zu hören, kein Fellknäuel zu sehen und so ging Hermine nach rechts und hielt auf ihrem Weg die Augen offen.

Zur gleichen Zeit, wie üblich in einer Nacht zum Samstag, huschte ein lautloser Schatten über die Gänge und kontrollierte Nischen, Vorsprünge, Ecken und leer stehenden Klassenzimmer auf der Suche nach Schülern, die sich um diese Zeit ihrer eigenen Nachtruhe beraubten. Im Erdgeschoss auf einem überdachten Gang im Freien bemerkte Severus eine helle Gestalt, die er im ersten Moment für einen Geist hielt, aber dann fiel ihm auf, dass die Gestalt Beine hatte und lief, weswegen er sich ihr einfach an ihre Fersen heftete. Er benötigte nicht lange, um zu erkennen, dass es sich um Hermine handelte, doch warum lief sie nur mit einem Morgenmantel bekleidet umher? Sie war doch hoffentlich keine Schlafwandlerin, wie Harry es von sich in seinem dritten Schuljahr behauptet hatte, dachte er schmunzelnd.

„Hermine?“, fragte er leise, als er nur noch vier oder fünf Meter von ihr entfernt stand. Obwohl er so leise gesprochen hatte, hatte seine plötzliche Stimme sie wahnsinnig erschreckt, so dass sie sich umdrehte und eine Hand an ihre Brust hielt.
„Severus, was tun Sie denn hier?“, fragte sie doch glatt zurück.
„Es ist nicht ungewöhnlich für meine Person, mich um diese Uhrzeit hier aufzuhalten, aber es ist ungewöhnlich für Sie, Hermine. Was für ein Grund treibt Sie um kurz nach drei Uhr dazu an, durch Hogwarts Gänge zu schleichen?“
„Ich schleiche nicht, ich suche etwas. Haben Sie Fellini gesehen?“, wollte sie wissen.
„Wen bitte?“, fragte er nach, während er ein verdutztes Gesicht machte.
„Oh, das hatte ich Ihnen ja noch gar nicht gesagt. So heißt der Kniesel. Fellini! Er ist weg und ich weiß nicht, wo er sein kann“, erklärte sie aufrichtig.
Severus presste seine Lippen zusammen, bevor er sagte: „Es wird ihm schon nichts geschehen sein. Wahrscheinlich hat er die Freuden der Jagd entdeckt und hat sich in der Eulerei auf die Lauer gelegt, um sich ein paar Mäuse zu fangen oder schlimmer noch, ein paar Eulen.“
Sie hörte heraus, dass der letzte Teil seines Satzes nicht ernst gemeint war und sie nickte, als sie erkannte, dass Severus Recht haben musste. Fellini würde sich sicherlich die Zeit zu vertreiben wissen, doch trotzdem sorgte sie sich: „Aber es ist doch so kalt.“
„Er hat ein dickes Fell“, kam als Antwort zurück. „Wo haben Sie ihn denn zuletzt gesehen?“, wollte Severus noch wissen.
„Er ist mir gestern Abend zu Harry gefolgt, aber ich weiß nicht, ob er mit mir zurückgegangen ist. Ich glaube aber nicht, dass er noch dort ist, denn Harry hätte ihn bestimmt zu mir gebracht. Der Kniesel kann nämlich richtig laut werden, wenn ihm etwas nicht passt, wissen Sie?“, sagte sie mit so viel Sorge in der Stimme, dass Severus ihr Attentat mit Seegras und Nixenkraut bereits vergessen hatte.
„Ich werde die Augen aufhalten, Hermine. Sie sollten zurückgehen, denn wie Sie ganz richtig bemerkt haben, ist es recht kalt und, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Ihr Morgenrock sieht nicht gerade sehr wärmend aus.“
„Aber…“
„Kein ’aber’. Sie wissen genau, wie groß Hogwarts und die anschließenden Ländereien sind. Sie würden das Tier bei Nacht sowieso nicht finden, also gehen Sie bitte, bevor Sie sich noch erkälten“, sagte er fast im Befehlston und sie gehorchte.

Severus fand auf seinem Rundgang den Kniesel nicht, dafür aber zwei Schüler, die er kurz belauschte, bevor er sich dazu entschloss, nicht einzuschreiten. Sie hielten sich zwar zu einer mehr als nur unangemessenen Zeit außerhalb ihrer Schlafräume auf, doch wie er aus dem Gespräch erkennen konnte, war eine Unterhaltung zwischen den beiden zur Tageszeit offensichtlich kaum möglich. Mr. Foster, ein Schüler seines Hauses, und Miss Beerbaum, die junge Dame aus Hufflepuff, die nach dem Tode ihrer Familie in Pomonas Obhut gekommen war, unterhielten sich sehr ernst über die Möglichkeiten, zusammen zum Halloweenfest zu gehen, ohne sich dem Spott ihrer Mitschüler auszusetzen. Besonders Meredith sorgte sich darum, von ihrem eigenen Haus ausgegrenzt zu werden, sollte herauskommen, dass ihr Freund ein Slytherin wäre. Sie hatten sich nicht getroffen, um ihren Hormonen nachzugeben, weshalb Severus sich wieder auf den Rückweg machte.

Als er in seinem Wohnzimmer angekommen war, staunte er nicht schlecht bei dem Anblick, der sich ihm bot, denn Hermines Kniesel musste vorhin von ihm unbemerkt hineingekommen sein, als er seinen Kontrollgang gestartet hatte. Jetzt lag das schwarze Tier in Harrys Korb und beide schliefen fest und eng aneinander gekuschelt. Severus raffte sich dazu auf, Hermine Bescheid zu geben, damit sie eine ruhige Nacht haben würde und so ging er auf den Flur hinaus und eine Tür weiter, um zaghaft zu klopfen. Sofort wurde ihm von ihr geöffnet.

„Ihr Kniesel hatte sich Zutritt zu meinen Räumen verschafft und liegt bei meinem Hund. Ich wollte Ihnen nur Bescheid geben. Vielleicht möchten Sie das Tier abholen?“, fragte er. Sie nickte daraufhin und folgte ihm ihn sein Wohnzimmer. Als sie die beiden Tiere im Korb bemerkte, da wollte sie Fellini nicht wecken, denn der schlief gerade so süß und selig.
„So haben die beiden auch zusammen gelegen, als ich sie von Hagrid abgeholt habe“, sagte sie lächelnd, bevor sie aufblickte und Severus ansah. „Severus? Würden Sie morgen vielleicht auf ihn aufpassen und ihn füttern, während ich auf der Hochzeit bin? Ich weiß ja nicht, wie lange das dauern wird.“
„Das ließe sich einrichten“, erwiderte er kühl.
„Das ist nett von Ihnen“, sagte sie, während sie ihn einmal dankend anlächelte. Gleich darauf fügte sie hinzu: „Wenn Sie nichts dagegen haben, dass er heute schon hier…“
„Kein Problem, Hermine. Sie sollten jetzt versuchen, etwas Schlaf zu finden“, sagte er und begleitete sie zur Tür.

Nachdem er die Tür geöffnet hatte, erstarrte er zur Salzsäule, genau wie Gordian Foster, der gerade eben auf seinem Rückweg zum Slytherin-Schlafsaal ertappt worden war. Das Problem, das Severus jedoch sah, war von ganz anderer Natur, denn Hermine war aus seinen Räumlichkeiten getreten und sie war nur leicht bekleidet. Gordian schaute seinen Hauslehrer verschämt an, erhaschte einen Blick auf dessen Privatschülerin und schaute verlegen und mit roten Wangen zu Boden.

„Mr. Foster“, begann Severus mit seiner gemeinen, leisen Stimme. „Ich hoffe doch, ihr eben stattgefundenes Gespräch mit Miss Beerbaum hat Sie Ihrer Problemlösung näher gebracht.“ Gordian blickte erstaunt auf und wunderte sich, wie sein Hauslehrer davon hatte erfahren können. Er hatte sich doch erst vor wenigen Minuten mit ihr getroffen. Gordian war eingeschüchtert und konnte nichts anderes tun als nicken. Er lauschte sehr aufmerksam seinem Hauslehrer, als dieser sagte: „Ich hoffe doch, Sie sind sich darüber im Klaren, wie Sie sich mir für das Ausbleiben einer Strafarbeit und dem nicht eingetretenen Punkteverlust erkenntlich zeigen können!“
„Ja, Sir“, versicherte Gordian leise, denn er hatte sehr wohl verstanden, dass sein Hauslehrer ihm gedroht hatte und ihm nahe legte, den Mund zu halten.
„In den Schlafsaal, aber sofort!“, zischelte Severus und der Junge rannte los.

Hermine war ein wenig perplex, verabschiedete sich jedoch von Severus, um wieder ins Bett zu gehen. Vor dem Einschlafen dachte sie daran, wie übertrieben Severus bei dem Schüler reagiert hatte. Sicherlich musste es seltsam ausgesehen haben, dass sie um kurz vor halb vier mit nur einem dünnen Morgenmantel bekleidet seine Räume verlassen hatte, aber andererseits musste Severus sich nicht vor seinen Schülern rechtfertigen. Letztendlich war es jedoch besser, wenn nur ein einziger Schüler falsche Schlüsse gezogen hatte, aber den Mund halten würde, anstatt dass hunderte von Schülern anstelle von Zaubertränken die Gerüchteküche brodeln lassen würden.

Am nächsten Morgen wachte Hermine viel zu früh auf, doch schlafen konnte sie nicht mehr, weswegen sie sich bereits fürs Frühstück fertig machte, doch sie zog sich nur eine Jogginghose und einen Weasley-Pullover über, denn bis neun Uhr sollte ihr Kleid kommen, das sie extra für die Hochzeit von Anne und Sirius bestellt hatte. Die Haare hatte sie sich bereits zurechtgemacht und sie hatte auch etwas Make-up aufgelegt, bevor sie sich auf die Couch setzte. Als sie auf die Posteulen und das Frühstück wartete, wurde ihr erst bewusst, wie aufgeregt sie wegen der Hochzeit war.

Die erste Eule brachte den Tagespropheten, der schon in der Schlagzeile über das heute stattfindende und sehr wichtige Spiel „Eintracht Pfützensee gegen die Tutshill Tornados“ berichtete. Daran hatte Hermine gar nicht mehr gedacht, aber da sie nicht mehr mit Ron zusammen war, war sie auch nicht mehr über die anstehenden Spiele informiert. Das heutige Spiel bedeutete, dass Ron nicht zur Hochzeit erscheinen würde. Einerseits war sie erleichtert, weil sie dann nicht zusehen musste, wie Angelina und er die ganze Zeit über turteln würden, doch andererseits wäre ihr das mittlerweile sicherlich egal. Sie hätte Ron gern mal wieder zu Gesicht bekommen. Die zweite Eule brachte den Klitterer, der über verwaiste Heliopathen berichtete, die nach dem Tod von Cornelius Fudge restlos umherirren sollten. Eine dritte Eule brachte die Hexenwoche und Hermine stutzte, denn die hatte sie gar nicht abonniert. Es stellte sich heraus, dass es sich um ein Probeexemplar handelte und sie fand während des Frühstücks sogar gefallen an der Zeitschrift, denn es wurden die zehn begehrtesten Junggesellen aufgelistet. Harry stand an erster Stelle, jedoch wurde berichtet, dass Gerüchte im Umlauf wären, er würde seine alte Flamme heiraten wollen: die Tochter des Zaubereiministers.

Um Viertel vor neun war das Kleid noch immer nicht da und Hermine wurde langsam ungeduldig. Um fünf vor neun brachten sechs Eulen ein längliches Päckchen und Hermine riss es in Windeseile auf, nur um fast ohnmächtig zu werden.

„Die haben mir das falsche Kleid geschickt!“, meckerte sie laut.

Mit dem Kleid unterm Arm rannte sie einen Stock höher zu Harry und nachdem er ihr geöffnet hatte und Hermine eingetreten war, erblickte sie Ginny, die fassungslos auf ein blaues Kleid starrte. Als Ginny Hermine und das rote Kleid erblickte, sagten beide Frauen gleichzeitig: „Das ist mein Kleid!“

Besenknechts Sonntagsstaat hatte zum Glück nur die Empfänger vertauscht. Da es langsam spät geworden war, zogen sich Hermine und Ginny im Wohnzimmer um. Harrys Proteste, doch ins lieber Schlafzimmer zu gehen, hörten sie nicht und da sich die beiden gerade nackig machten, hielt er es für besser, kurz vor die Tür zu gehen.

„Harry, Sie sehen ja heute mal richtig präsentabel aus“, hörte er Severus’ Stimme sagen und gleich darauf strich sich Harry mit einer flachen Hand über die Brust und genoss das Gefühl des gut sitzenden, weichen Jacketts. Severus war gerade die Treppe aus den Kerkern hinaufgekommen und er hatte Harry an der Leine. Frei nebenher lief Hermines Kniesel und da Harry ein verdutztes Gesicht machte, erklärte Severus: „Der Kniesel folgt dem Hund auf Schritt und Tritt.“
Harry lächelte, als er die beiden Tiere zusammen erblickte. „Guten Morgen, Severus. Heute mal selbst mit dem Hund…?“ Harry hielt inne und drehte sich um, als die Tür hinter ihm aufgerissen wurde und Hermine und Ginny in ihren hübschen Kleidern im Türrahmen standen. Ginny trug ein feuerrotes, aber dennoch schlicht wirkendes Kleid, welches wunderbar zu ihren Haaren passte und Hermine hatte sich ein dunkelblaues Kleid mit schwarzer Spitzenverzierung besorgt. Die Herren der Schöpfung würden sagen, Hermines Kleid sähe fantastisch an ihr aus, während die Damenwelt sicherlich der Meinung wäre, es würde viel zu eng sitzen.

„Guten Morgen, Hermine“, grüßte Severus und Harry war nicht entgangen, dass sein älterer Kollege einmal fast unmerklich Hermine von oben bis unten betrachtet hatte. „Miss Weasley, Ihnen auch einen guten Morgen.“
Der Kniesel streifte Severus’ Bein und kam auf Hermine zu, so dass sie gar nicht anders konnte als sich lächelnd hinzuhocken und da geschah es. Jeder hörte ein lautes „Ratsch“ und für einen Moment schien die Zeit stehen geblieben zu sein, bis Hermines Lächeln verblasste und sie leise zu sich selbst sagte: „Das kann nicht wahr sein!“
Ginny ging eine Schritt zurück und sagte: „Lass mal sehen.“ Ganz plötzlich fing sie an zu lachen, warf sich jedoch schnell eine Hand über den Mund.
Nervös tastete Hermine ihr Gesäß ab und dann, als sie den Riss spürte, schloss sie die Augen und schimpfte leise: „Verdammt.“ Gleich darauf verschwand sie ins Innere des Wohnzimmers, gefolgt von einer giggelnden Ginny.

Harry schloss die Tür wieder, damit Ginny und Hermine sich das Malheur in Ruhe betrachten konnten. „Ist gar nicht so groß, Hermine. Sieht man kaum. Mama könnte das richten.“
„Aber ich kann doch nicht mit einem Riss im Kleid hingehen!“
„Warum nicht? Du hast doch einen Umhang drüber und man sieht ihn nicht. Ich glaube, Remus ist auch ganz gut in solchen Änderungszaubern“, erklärte Ginny.
„Ja sicher, wir können ja über Sonorus alle Hexen und Zauberer auffordern, sich mal den Riss anzusehen. Ich will da so nicht hingehen!“
„Hermine, jetzt mach aber mal einen Punkt! Das sieht niemand und wir werden jemanden finden, der das wieder in Ordnung bringen kann!“, sagte Ginny rügend, bevor sie sich die Tragetasche mit Nicholas schnappte. „Komm, wir müssen los. Wirf dir den Umhang drüber und gut ist!“

Die drei marschierten vor die Tore von Hogwarts, damit sie apparieren konnten, denn weder Ginny noch Hermine wollten sich das Kleid im Kamin schmutzig machen. Sie hatten das Herrenhaus, in welchem Sirius und Anne die Hochzeit arrangiert hatten, sofort erreicht und man konnte schon ein wenig Trubel sehen. Viele schick angezogene Leute waren mit Autos vorgefahren, aber hier und da hörte man auch das Plopp von Zauberern und Hexen, die per Apparation ankamen.

„Sieh mal, da sind Remus und Tonks mit ihren Eltern!“, sagte Ginny aufgeregt. Mit Tonks war sie schon immer super zurechtgekommen und sie musste jedes Mal daran denken, wie sie zusammen im Grimmauldplatz gesessen hatten und Tonks ihre Schweinenase vorgeführt hatte. Ginny winkte hinüber und Tonks winkte fröhlich zurück.
Harry blickte sich um und diejenigen, die er erkannte, waren durchweg Bekannte und Freunde seines Patenonkels und er bemerkte ganz richtig: „Das sind alles Leute vom Orden!“ Harry erkannte auch Beth, die neben einer anderen, jungen Frau stand, die einen vielleicht zehnjährigen Jungen an der Hand hielt. Diese Frau hatte er an dem Abend gesehen, an welchem er in Annes Küche den Antrag für einen eigenen Hauself ausgefüllt hatte.
Plötzlich kam Molly auf ihn zugestürmt und sie drückte ihn fest an sich und grüßte: „Mein lieber Harry, lass dich ansehen. Hast dich nicht verändert!“ Sie richtete seinen Kragen und sagte: „So ein Anzug steht dir, mein Guter!“ Sie lächelte ihn warmherzig an, bevor sie ihre Tochter drückte und sagte: „Ginny-Schatz, es ist so schön, dass du kommen konntest. Bill hat kurzfristig einen privaten Auftrag als Fluchbrecher angenommen und wird leider nicht kommen und Charlie kann auch nicht, weil die neuen Ukrainischer Eisenbäuche bald schlüpfen und er ist dazu verdonnert worden, auf die Viecher aufzupassen.“
„Das ist aber schade“, sagte Hermine und gleich darauf wandte sich Molly ihr zu, um auch sie herzlich zu umarmen.
„Hermine, wie geht’s? Lass dich ansehen“, Molly trat einen Schritt zurück und betrachtete Hermine, der dies etwas unangenehm zu sein schien. „Hübsches Kleid, wirklich sehr hübsch!“, kommentierte Molly das blaue Kleid.
Ginny grinste und sagte: „Ja, es ist hübsch, aber etwas luftig.“ Hermine warf Ginny einen bösen Blick zu, während ihre Mutter nur fragend die Augenbrauen zusammenzog, so dass Ginny erklärte: „Da ist ein kleines Missgeschick passiert und ich habe gehofft, du könntest…“

Sie wurde unterbrochen, als Remus alle Gäste aufforderte, doch endlich hereinzukommen, denn draußen hatten sich hier und da kleine Menschentrauben gebildet, die sich aufgeregt miteinander unterhielten. Alle folgten Remus’ Bitte und Molly war plötzlich verschwunden, hatte sich aber die Tragetasche mit Nicholas geschnappt und ihrer Tochter gesagt, dass sie sich etwas um den Jungen kümmern würde, damit Ginny ein wenig Zeit für sich und Harry haben würde.

„Also“, begann Harry, „wenn wir mal Zeit für uns haben möchten, dann weiß ich schon, wohin wir Nicholas geben können.“ Danach hielt er den beiden Frauen seine Armbeugen entgegen und Hermine und Ginny hakten sich bei ihm unter, bevor sie den anderen Gästen folgten.

Das Herrenhaus war ein wunderschön beigefarbenes Dreiflügelhaus mit weißen Fensterrahmen und zinnoberrotem Dach. Die rundliche Grünanlage direkt vor dem Haus konnte man rechts oder links umgehen und so teilte sich die Gästeschar auf dem Weg zum Haus. Während sie sich dem Haus näherten, unterhielten sich Ginny und Hermine darüber, wie hübsch das Anwesen wäre und als sie die paar Stufen des Hauses hinaufgingen, hielt Hermine kurz inne, um die Bronzeplatte an der Wand zu begutachten, die verriet, dass dieses Haus seit 1706 hier stehen würde.

Drinnen traf Hermine auf die erste Hürde, denn die Gäste gaben ihre Mäntel und Jacken an einer Garderobe ab, doch Hermine hatte noch immer den Riss im Kleid. Ginny bemerkte, dass Hermine sich versteift hatte und sagte daher: „Wir beide behalten die Umhänge eben an. Wird schon keiner meckern.“ Unmerklich hielt sie Ausschau nach ihrer Mutter oder zumindest nach Remus, denn beide könnten Hermine helfen, aber es war nur Remus zu sehen und der hatte alle Hände voll zu tun. Es schien so, als hätte man ihn damit beauftragt, sich um die Gäste zu kümmern und ihnen zu zeigen, wo sie sich hinbegeben sollten.

Harry betrachtete weiterhin still die anderen Anwesenden und er bemerkte – natürlich in einer Ecke stehend – Alastor, der sich einen Schluck aus seinem Flachmann gönnte. Kingsley war auch hier und unterhielt sich mit Arthur. Etwas weiter ab standen wieder Beth und ihre Freundin, die recht eingeschüchtert wirkte, doch der Junge an ihrer Hand schien sehr munter und aufgeregt und er schaute sich mit großen Augen alle Leute an. Die Zauberer und Hexen waren leicht zu erkennen, denn die trugen ihre Umhänge oder ihre wallenden Kleider, während die Muggel normale Anzüge trugen und die Damen in dezente Garderoben gehüllt waren, ähnlich denen von Hermine und Ginny. Dann fiel Harry plötzlich etwas auf und er sagte zu seinen beiden Begleiterinnen: „Wenn ihr euch mal so umseht, dann gehen wir drei eindeutig als Muggel durch, jedenfalls was die Kleidung betrifft.“
Hermine stutzte, doch nachdem sie kurz die Gäste überflogen hatte, stimmte sie zu: „Ja, hast Recht. Ist doch auch in Ordnung. Muss ja nicht jeder so bunt angezogen sein wie Dädalus.“ Gleich nach ihrer Anmerkung nickte sie in eine bestimmte Richtung und da sah man ihn. Dädalus Diggel, Mitglied im Orden des Phönix, wie er mit seinem lilafarbenen Zylinder und pflaumenfarbenen Umhang von einer Person zur anderen lief, um alle zu begrüßen, selbst die, die er gar nicht kannte. Harry fiel eine Frau Mitte fünfzig auf, die etwas verloren schien. Dem Aussehen zu urteilen könnte sie Annes Mutter sein, denn sie sah genauso unscheinbar und nett aus wie die Braut. Seine Vermutung bestätigte sich, als Beth sie zu sich rief und sie Mrs. Adair nannte.

Plötzlich verdunkelte sich der Raum ein wenig, jedoch nur, weil Hagrid zur Tür hineingekommen war und das Tageslicht, welches von draußen hineinschien, mit seinem massigen Körper völlig verdeckte. Jetzt konnte man mit Sicherheit sagen, bei welchem Gast es sich um einen Muggel oder einen Zauberer handelte, denn den Muggeln stand der Mund offen und die Augen waren weit aufgerissen, während die anderen Hagrid höchstens kurz grüßten, ohne ihn weiter zu beachten.

Als Hagrid an den Gästen vorbeischritt und jedes Muggel-Augenpaar auf ihn gerichtet war, hörte man plötzlich den Jungen, der bei Beth und ihrer Freundin stand, erstaunt rufen: „Wow, Mister. Sie haben auch zweimal ’hier’ gerufen, als Gott die Größe verteilt hat oder?“
Die Mutter des Jungen sah aus, als würde sie wegen der Bemerkung ihres Sohnes am liebsten im Erdboden versinken, doch Hagrid lächelte nur, was man nicht an seinem vom Bart verdeckten Mund erkennen konnte, sondern an den fröhlichen Lachfalten um die Augen herum, bevor er mit seiner brummigen Stimme freundlich antwortete: „Dreimal sogar, mein Junge. Dreimal!“ Die Gäste lachten; einige aus Erleichterung, andere aus reinem Vergnügen.

Während die meisten noch Hagrid hinterherschauten, fiel Harrys Blick erneut auf die große Haustür, denn es traten gerade Albus und Minerva ein und sie hielten, wie er es am Tag nach Voldemorts Tod schon ein einziges Mal hatte bemerken dürfen, sich an der Hand. Als Minerva und Albus recht nahe an Harry, Ginny und Hermine standen, kam Alastor zu den beiden, um sie zu begrüßen und man hörte ihn zu Albus sagte er: „Hübscher Umhang, mit den ganzen Sonnenblumen und Schmetterlingen.“
Albus stimmte Alastor zu und erklärte: „Ich dachte mir, zu einem so fröhlichen Anlass gehört ein Garderobe, die die Freude des heutigen Tages widerspiegelt.“ Minerva hingegen trug kein Schwarz wie üblich, denn man konnte er bei genauerem Hinsehen erkennen, dass es sich um Dunkelrot handelte.

Plötzlich hallte Tonks Stimme durch den Raum und sie sagte noch im Gehen: „Wenn mir alle bitte…“ Sie stieß gegen einen leeren Schirmständer, der laut scheppernd zu Boden fiel. Tonks hob ihn schnell auf und fuhr fort, als wäre nichts geschehen. „…in den nächsten Raum folgen würden? Dort gibt es einen kleinen Aperitif und ein paar Häppchen, bevor die Hochzeit beginnt.“

Bevor Albus und Minerva der Aufforderung ebenfalls folgten, hielt Ginny ihre Lehrerin für Verwandlung auf und fragte: „Professor McGonagall, vielleicht könnten Sie helfen? Sie sind ja eine Könnerin in ’Verwandlung’ und möglicherweise wäre es ein Klacks für Sie, den Riss in einem Kleid verschwinden zu lassen?“
Minerva ließ ihren strengen Blick über Ginnys rotes Kleid schweifen, während sie steif fragte: „Ist Ihnen ein kleines Missgeschick geschehen?“
„Nein, nicht mir“, antwortete Ginny und blickte hinüber zu Hermine und als Minerva ihrem Blick gefolgt war, bemerkte sie die gut durchbluteten Wangen ihrer ehemaligen Schülerin.
„Ich bin sicher“, sagte Minerva zu Hermine, „dass wir das Problem trotz Zauberverbots lösen können, wenn wir einen etwas privateren Raum finden könnten.“ Ginny zeigte hinter die beiden auf ein Schild, welches den Weg zu den Toiletten auswies und die beiden Damen verschwanden kurz, während Albus, Harry und Ginny, wie alle anderen Gäste auch, bereits in den anderen Raum gingen. Nach dem kleinen Aperitif und nachdem nun alle Gäste eingetroffen waren, wurde man in einen anderen Raum gebeten.

Drinnen waren die Stühle so aufgereiht, dass jeder nach vorn auf eine Bühne sehen konnte, die mit vielen Blumenbouquets geschmückt war. Dort stand an einem Podest ein älterer Herr, der unverkennbar die Arbeitskleidung des Zaubereiministeriums trug. Von Sirius wusste Harry, dass Susan diesen Mitarbeiter empfohlen hatte, während sie Anne und Sirius einige Tipps bezüglich der Hochzeit gegeben hatte. Bevor Harry jedoch fragen konnte, erklärte Ginny: „Dad hat’s mir erklärt.“ Sie lehnte sich an Harrys Schulter und sprach nahe an seinem Ohr: „Der da vorn ist einer aus der ’Abteilung für Gesellschaftsübergreifende Eheangelegenheiten’ und wenn der ein Paar traut, von dem einer ein Muggel ist, dann wird automatisch die Hochzeit auch im Standesamt der Muggelwelt dokumentiert. Die Papiere erscheinen dort einfach und ordnen sich automatisch in die richtige Ablage ein. Es würde später keine Probleme geben, sollte Anne zum Beispiel einen Ausweis neu machen lassen. Die Muggelbehörden wissen dann, dass sie ’Black’ heißt.“
„Was es alles gibt“, sagte Harry erstaunt, während er Ginny folgte, die ihn zwischen die Stuhlreihen führte, damit sie sich setzen konnten. Sie nahmen neben Molly und Arthur Platz, der die beiden auch gleich grüßte; seine Tochter mit einem Kuss auf die Wange und Harry mit einem kräftigen Schlag auf die Schulter. Molly hielt den schlafenden Nicholas im Arm und war überglücklich, ihren Enkel mal ganz allein für sich zu haben.

Minerva und Hermine traten fast als Letzte in den Saal ein, in der die Trauung stattfinden sollte und gleich darauf trennten sich ihre Wege, denn Minerva steuerte auf Albus zu und Hermine auf Harry und Ginny.

„Und? Konnte sie was machen?“, wollte Ginny wissen.
„Ja, der Riss ist nicht mehr da. Man fühlt überhaupt nichts mehr. Sie versteht wirklich etwas von ihrem Fach!“, erwiderte Hermine voller Respekt.

Während alle darauf warteten, dass der Bräutigam mit seinem Trauzeugen eintreten würde, ließ Harry erneut seinen Blick über die Gästeschar schweifen. Es waren definitiv weniger Leute hier als zu Hermines Geburtstag. Grob geschätzt waren es an die dreißig Gäste, von denen er die Hälfte kannte. Hagrid und Olympe saßen weiter hinten auf Steinbänken, die ihr Gewicht aushielten. Verstreut konnte er noch Hestia Jones neben jemanden mit silbergrauen Haaren entdecken, den Harry als Elphias Doge erkannte und gleich daneben, der mit den strohblonden, dicken Haaren, musste Sturgis Podmore sein, die alle dem Phönixorden angehörten. Kingsley hatte er vorhin schon kurz gesehen und der saß nun neben Alastor, der sich tatsächlich mal nicht mit dem Rücken zur Wand präsentierte. Plötzlich blitzte hellblondes Haar in der Menge auf und Harry machte Draco und Narzissa aus, die Susan in die Mitte genommen hatten. Narzissa selbst saß neben, und das erstaunte ihn sehr, Andromeda, gefolgt von Ted. Tonks saß gleich hinter ihrer Mutter, weil in der gleichen Reihe kein Platz mehr frei war. An dem Tag, als Harry Wobbel zugeteilt bekommen hatte, da saßen insgesamt drei junge Frauen in Annes Wohnzimmer. Die eine war Bethany gewesen, die andere, deren Namen er noch nicht kannte, war die mit dem Jungen, die neben Annes Mutter saß, aber die dritte war nicht hier.

Endlich schritt Sirius herein, gefolgt von Remus. Sirius hatte sich voll in Schale geworfen, denn er trug einen beigefarbenen, stark taillierten Gehrock und darunter ein weißes Rüschenhemd. Seine sonst so wilden schwarzen Haare waren etwas gezähmt und fielen ihm lockig über die Schultern.

Im gleichen Moment, als Sirius den Gang zwischen den Stuhlreihen nach vorn ging, marschierte Severus die Winkelgasse entlang, um Mr. Ollivander einen Besuch abzustatten, damit er sich seinen neuen Zauberstab abholen konnte. Die Klingel über der Tür kündigte ihn als Kunden an und von weit hinten im Laden hörte er Mr. Ollivander rufen: „Bin gleich bei Ihnen, Mr. Snape.“

Wie üblich wartete Severus stocksteif in der Mitte des Ladens, bis Mr. Ollivander sich endlich zu ihm gesellte. Der ältere Zauberer hielt eine Schachtel in der Hand und stellte einen triumphierenden Gesichtsausdruck zur Schau. Dann hob er die Schachtel und winkte Severus einmal damit zu, bevor er sagte: „Der so lang ersehnte Zauberstab, Mr. Snape.“ Dann hielt er ihm die Schachtel entgegen und Severus ging bis nach vorn an die Theke, um die Schachtel zu öffnen.

Zum Vorschein kam ein Stab, der aus einem sehr hellen Holz gefertigt war. Kaum hatte Severus ihn in der Hand, spürte er genau das gleiche, wohlige Gefühl, welches ihm schon beim Kauf des ersten Stabes überkommen hatte und ihm verinnerlichte, dass dies der perfekte Stab für ihn war.

„Probieren Sie ihn ruhig aus, Mr. Snape“, ermutigte Mr. Ollivander ihn und Severus kam der Aufforderung nach. Ein einfacher Levitationszauber ging ihm so leicht von der Hand wie noch nie zuvor.
„Das ist unglaublich“, sagte Severus verblüfft. Wie hatte er nur annehmen können, sein alter Stab wäre der beste gewesen, wo er jetzt diesen in der Hand hielt? Ein wortloser Aufrufezauber benötigte kaum Konzentration seinerseits.
Bevor er fragen konnte, erklärte Ollivander: „Der Kern Ihres neuen Stabes besteht aus…“
Severus unterbrach und sagte: „Einhornhaar.“
Verdutzt hob Mr. Ollivander beide Augenbrauen, bevor er bestätigte: „Das Schweifhaar eines Einhorns, ganz genau!“ Mr. Ollivander kam um den Tresen herum und fügte murmelnd hinzu: „Und Frauenhaar.“
Severus hatte es gehört und fragte nach: „Etwa Veela-Haar? Ich dachte, mit solchen Stabkernen arbeiten Sie nicht.“
„Oh, auf Wunsch fertige ich Stäbe auch mit ungewöhnlicheren Kernen an, aber nicht regulär, da haben Sie Recht. Aber es ist kein Veela-Haar. Das Haar einer Hexe ist es; sorgfältig mit dem Einhornhaar verknüpft“, erklärte Ollivander. Severus wollte gerade nachfragen, warum das Haar einer Hexe den Teil des Kerns ausmachte, da erklärte Mr. Ollivander weiter, während er einmal auf den Stab zeigte: „Zehneinhalb Zoll; das Holz – Sie werden sicherlich bemerkt haben, dass dieser wesentlich heller als Ihr letzter Stab ist – stammt von einer Weiß-Birke. Es ist ein sehr hartes Holz mit hohem Brennwert.“
„Hohem Brennwert? Ich will damit nicht meinen Kamin befeuern“, warf Severus spöttisch ein, doch Mr. Ollivander ließ sich daran nicht stören.
„Die Weiß-Birke stellt in vielen Kulturen seit altersher einen heiligen Baum dar und wird mit Erfreulichem in Verbindung gebracht“, erklärte Mr. Ollivander gewissenhaft. „Der Baum ist ein Symbol des Frühlings. Darüber hinaus stellen Birken nur einen geringen Anspruch an ihre Umwelt und…“
Severus unterbrach ihn und zischte böse: „Wollen Sie mit Ihren Erklärungen Parallelen zum Besitzer ziehen?“
„Ich rede nur über Bäume, Mr. Snape!“, rechtfertigte sich Mr. Ollivander. „Ich erkläre jedem Kunden, was es mit einem Stab auf sich hat. Nun, wenn Ihnen die Informationen ausreichen, dann geben Sie mir achtzehn Galleonen und der Handel ist besiegelt.“
„Würden Sie die Rechnung für diesen Stab freundlicherweise an Mr. Potter senden?“, fragte Severus so höflich wie es ihm möglich war.
„Aber sicher, das werde ich tun. Dann wünsche ich Ihnen ein frohes Schaffen mit dem neuen Stab“, wünschte Mr. Ollivander, während Severus sich bereits abgewandt hatte, um den Laden wieder zu verlassen.

Severus hatte Ollivanders hinter sich gelassen und spielte auf seinem Weg zum Tropfenden Kessel mit dem Zauberstab herum, indem er kleine Steinchen auf dem Kopfsteinpflaster tanzen ließ. Er entschied sich dazu, vor die Tore von Hogwarts zu apparieren, damit er auf dem Weg über das Gelände seinen Stab noch ein wenig ausprobieren konnte. So marschierte er nach der Apparation langsam auf das Schloss zu, während er nebenbei kleine Äste mit einem Incendio entzündete oder größere Steine in Vögel und wieder zurück in Steine verwandelte.

Bevor er Hogwarts betrat, schob er seinen Stab in den linken Ärmel, doch da hielt er auf seinem Weg plötzlich inne und zog ihn wieder hinaus. Dieser jungfräuliche Zauberstab, der bisher keiner Menschenseele auch nur ein Haar gekrümmt hatte, verdiente es nicht, an der einzig bösen Stelle zu verweilen, die seinen Körper zierte. Der Stab war unverdorben und Severus wollte ihm einen neuen Platz geben, um ihn zu hüten wie ein Kind ein neu erworbenes und heiß geliebtes Spielzeug hüten wollen würde und so öffnete er seinen Umhang und ließ den hellen Zauberstab in seine Innentasche gleiten, so dass er ihn nahe am Herzen tragen konnte.

Severus’ nächster Weg führte ihn in Gewächshaus Nummer vier, denn Pomona hatte vor einiger Zeit auf seine Bitte hin die neue Orchideenart angepflanzt und nun wollte er sich erkundigen, wie es mit den Pflanzen vorangehen würde. Er öffnete die Tür des Glashauses und bemerkte Neville, wie der sich mit einer Schere an den Orchideen zu schaffen machte, bevor er ihn bemerkte.

„Oh, Professor Snape“, sagte Neville überrascht, aber dennoch grüßend.
„Was ist aus der persönlichen Anrede geworden, die uns vom Direktor nahe gelegt worden war?“, fragte Severus stichelnd. Er fuhr jedoch gleich mit seinem Anliegen fort und fragte: „Wo ist Pomona? Ich wollte mit ihr wegen der Orchideen sprechen.“
„Oh, die ist gerade“, Neville geriet ins Stottern, „gerade bei… bei dem einen Händler, weil… weil der die falschen Samen…“
„Die falschen Samen sind geliefert worden?“, fragte Severus aufgebracht nach.
„Ja, es sind zwar sympodial wachsende Orchideen, aber sie bilden einfach keine Pseudobulben aus, sondern nur fleischige Blätter“, erklärte Neville gewissenhaft.
Severus blickte ihn mit starrer Miene an, bevor er fragte: „Und für eine in Kräuterkunde nicht über alle Maßen bewanderte Person bedeutet das was?“
„Oh, tut mir Leid“, entschuldigte sich Neville, bevor er erklärte, „damit sind die Sprossglieder gemeint, denn die werden nicht gebildet, aber die sind doch wichtig, weil in ihnen die Stoffe gespeichert werden, die für Ihre Zaubertränke notwendig sind, Sir. Die Speicherorgane dieser Orchideenart fehlen komplett. Es sind nur Zierpflanzen und nicht mehr.“
Severus kam einen Schritt auf die weißen Orchideen mit ihren roten Tupfen zu und sagte: „Das ist bedauerlich.“
„Ja, finde ich auch, aber sie sind hübsch. Pomona hat mir erlaubt, mir so viele zu nehmen, wie ich möchte“, erzählte Neville, der gleich darauf wieder die Schere ansetzte und eine der Orchideen abschnitt, um sie zu den anderen zu legen.

Severus ging kurz in sich und rief sich ins Gedächtnis zurück, was Harry ihm für einen Tipp bezüglich einer „wortlosen Entschuldigung“ gegeben hatte. Es war ein einfacher Tipp gewesen, auf den er auch selbst hätte kommen können und da er gerade so nahe an einer Quelle stand, fragte er Neville: „Würden Sie mir den Gefallen erweisen, für mich ebenfalls ein paar zu schneiden?“
„Aber wofür denn? Die sind als Zutat nutzlos“, sagte Neville erstaunt.
„Wofür nehmen Sie die Blumen?“, wollte Severus wissen und er musste sich arg zusammenreißen, wegen Nevilles leicht errötetem Gesicht die spitze Bemerkung, mit der seine Zunge bereits spielte, nicht auszusprechen.
So leise wie das Zirpen einer Grille antwortete Neville verlegen: „Ich wollte sie Luna schenken.“ Severus blickte Neville mit einer hochgezogenen Augenbraue an und wartete darauf, bis bei dem der Groschen gefallen war und so lange, wie Severus es eigentlich vermutet hatte, dauerte es gar nicht. „Oh, Sie wollen einfach nur einen Strauß. Ja, sicher! Ich werde Ihnen einen zusammenstellen“, sagte Neville erleichtert. Er blickte neben sich, wo bereits ein sehr üppiger Strauß lag und fügte hinzu: „Sie können gleich den hier haben. Dann schneide ich für mich neue.“

Neville band die Orchideen in er Mitte locker zusammen und überreichte Severus den Strauß, doch der fragte: „Haben Sie Papier dafür?“ Er wollte nicht mit einem Blumenstrauß in der Hand auf Schüler treffen und besonders nicht auf Mr. Foster, der sich sicherlich eins und eins zusammenreimen würde.
„Tut mir Leid, aber wir sind kein Blumengeschäft“, scherzte Neville mutig, doch sein zaghaftes Lächeln verschwand beim Anblick des griesgrämigen Gesichts vor sich. „War nur ein Scherz“, stellte Neville kleinlaut klar.
„Ich danke Ihnen, Neville“, sagte Severus, der die Blumen entgegengenommen hatte und auf eine Ablage legte. Mit seinem neuen Zauberstab formte er mit Leichtigkeit aus einem leeren Sack, in welchem einmal Erde aufbewahrt worden war, eine große, weiße Kiste, in die er den großen Strauß legte und mit einem Haltbarkeitszauber versah, bevor er ihn verschloss.

Blumen spielten auch gerade auf der Hochzeit von Sirius und Anne eine Rolle, denn die Braut wollte, da die weiblichen Gäste sie dazu drängten, innerhalb der nächsten Viertelstunde bereits den Strauß werfen, obwohl ein Ende der Feier noch lange nicht in Sicht war. Das Jawort hatten sie sich bereits gegeben und Molly hatte sich die Augen ausgeweint; mehr noch als Annes Mutter, die sich ebenfalls in Tränen aufgelöst hatte. Nach der Trauung, die mit einer standesamtlichen Trauung bei den Muggel zu vergleichen war, hatte man sich im „gelben Salon“ zum Essen begeben und nachdem die Gäste sich satt gegessen hätten, würde Anne den Strauß werfen.

Hermine hatte trotz des sehr kleinen Frühstücks keinen Hunger mitgebracht und stocherte lustlos in ihrem Dessert, welches sie nach wenigen Minuten von sich schob, ohne auch nur einmal von dem Mousse au Chocolat gekostet zu haben.

„Was denn nu los, Hermine?“, fragte Harry besorgt, denn ihm war aufgefallen, dass sie weder von dem Fasan noch von dem Hirschbraten gegessen hatte und jetzt hatte sie sogar noch das Dessert beiseite gestellt.
„Ich glaube, wenn ich auch nur einen Happen esse, dann platzen alle Nähte an dem Kleid“, sagte sie witzelnd, doch ihre Bemerkung hatte sie so gemeint, wie sie es gesagt hatte, denn es war nicht bei einem Malheur geblieben. Gleich im Anschluss fügte sie ernster hinzu: „Ich habe einfach keinen Appetit.“
Ginny bediente sich an Hermines verschmähter Nachspeise und sagte, bevor sie den ersten Löffel nahm: „Du hättest fünfundvierzig Galleonen drauflegen sollen und die hätten dir dein Kleid für mindestens ein halbes Jahr reißfest gemacht!“
„Ich hab’s vergessen, okay!“, konterte Hermine ein wenig missgestimmt, so dass Tonks, die neben ihr saß, sie mit großen Augen anblickte.
„Was ist denn in dich gefahren, Hermine?“, wollte Tonks wissen, doch Hermine winkte nur ab.

Die Sitzordnung war nicht eingehalten worden und so tingelten einige Gäste von Tisch zu Tisch, um sich mit jedem, den sie länger nicht gesehen hatten, unterhalten zu können. An Harrys Tisch saßen neben Hermine, Ginny und Tonks noch Hagrid und Olympe, die sich beide die Steinbank mitgenommen hatten, weil keiner der Stühle für sie groß genug gewesen war, geschweige denn, ihr Gewicht ausgehalten hätte. Mit den beiden war der Tisch auch schon voll. Harry bemerkte, dass hinter Hagrid der Junge von vorhin stand und er langsam um die beiden großen Gäste herumging, bis die ihn bemerkt hatten.

Da der Junge mit leuchtenden Augen Hagrid anblickte, fragte der mit seiner warmen Brummstimme: „Was kann ich für dich tun, Kleiner?“
Der Junge lächelte und fragte freiheraus, während er verlegen mit seinen Fingern spielte: „Warum sind Sie so groß?“
Hagrid lächelte zurück und fragte: „Was glaubst du?“
„Na ja, meine Mutter sagt, dass Sie beide wahrscheinlich artige Kinder gewesen waren, die immer aufgegessen haben“, antwortete der Junge. Gleich danach fügte er hinzu: „Ich glaube aber, sie hat mich nur auf den Arm genommen.“ Hagrid und Olympe mussten schmunzeln, wie jeder andere am Tisch auch und dann sagte der Junge plötzlich: „Ich habe mir den ’Herrn der Berge’ immer so vorgestellt wie Sie!“
Hermine dachte in diesem Moment, dass Hagrid mit dem Begriff nichts anzufangen wüsste, doch da hatte sie sich getäuscht, denn er antwortete: „Ganz Recht, Junge. Ich bin zu guten Menschen freundlich, aber die, die mich verspotten, bekommen meinen Zorn zu spüren.“ Hagrid hatte es nicht so gemeint wie es geklungen hatte, was jeder hatte heraushören können.
Der Junge freute sich und lachte breit, bevor er sagte: „Ich wusste, dass Sie beide Riesen sind. Meine Mutter hat es mir nicht geglaubt. Ich werde es ihr gleich sagen.“ Und schon stürmte der Junge los, um ihr die Neuigkeit mitzuteilen.

Anne bewegte sich langsam auf die freie Fläche zu, auf der später noch das Tanzbein geschwungen werden sollte und Remus verkündete, dass nun der Brautstrauß geworfen werden würde. Alle ledigen Damen standen auf und verteilten sich auf der Tanzfläche. Alle, bis auf eine.

„Ähm, Hermine? Willst du nicht auch…“
Harry wurde arg unterbrochen, als sie beleidigt zeterte: „Um mich zum Idioten zu machen? Jeder weiß doch, dass du und Ginny die nächsten sein werden. Vielleicht sogar Draco und Susan, aber doch nicht ich, die ja nicht einmal einen Freund hat!“ Harry wollte das Thema fallen lassen, bevor Hermine noch bösartig hinzufügte: „Frage mich nur, warum Tonks gleich aufgesprungen ist. Ihre Chancen stehen ja wohl noch schlechter als meine.“
Diesmal war es Hagrid, der sie wegen ihrer Gehässigkeit ermahnte und enttäuscht und gleichzeitig rügend sagte: „Hermine! Sei nicht so.“
Plötzlich stand Remus am Tisch und fragte höflich: „Hermine, möchtest du nicht auch nach vorn gehen?“

Um sich nicht die Blöße zu geben, stand sie auf und marschierte mit einem verbissenen Gesichtsausdruck auf die Tanzfläche, um sich seitlich von der Mitte zu positionieren, damit der Brautstrauß nicht auch nur annähernd in ihre Richtung fliegen würde. Weiter vorn sah sie Susan, die über das ganze Gesicht strahlte und immer wieder zu Draco schaute. Es waren gar nicht mal so wenige Frauen, die hier standen, so dass Hermine sich nicht völlig fehl am Platz fühlte. Selbst Bethany und Olympe hatte sich hier eingefunden, natürlich auch Tonks, die sich keinen festen Platz ausgewählt hatte, sondern freudig auf dem Tanzparketts hin und her lief und sich somit die besten Chancen auszurechnen hoffte, den Strauß fangen zu können. Die andere Freundin von Anne stand ebenfalls hier und wie Hermine schien sie sich wenig Hoffnung zu machen, weswegen auch sie eher am Rande stand, aber noch viel weiter hinten als Hermine. Lächeln konnte Hermine erst wieder ein wenig, als sie Minerva unter den vielen ledigen Frauen bemerkte. Die ältere Dame schien sich nicht auf einen Hechtsprung vorzubereiten, sondern stand einfach nur stocksteif und geduldig hinter der wild umherhüpfenden Tonks und hoffte offensichtlich darauf, dass der Strauß ihr direkt in die Arme fallen würde. Es war Hermine ganz Recht, dass Tonks mit ihrem überdrehten Auftreten die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zog und sie selbst deswegen kaum Beachtung fand. Nur Harry blickte ab und an zu ihr hinüber, sowie auch Albus, der mit Alastor und Remus an dem Tisch saß, der Hermine am nächsten war, doch Albus schien eher an ihr vorbeizublicken, um Minerva im Auge zu behalten.

Sirius, der vorn bei Anne stand, kündigte an, dass sie den Strauß nun werfen würde und er trat an seine Braut heran und drehte sie um, so dass sie mit dem Rücken zur wartenden Schar lediger Damen stand. Dann begann er von drei an rückwärts zu zählen. Hermine schaute gar nicht nach vorn, sondern betrachtete die anderen Frauen, besonders Tonks, die die Spannung kaum auszuhalten schien. Erst, als Sirius zu Ende gezählt hatte, blickte Hermine gelangweilt nach vorn und da sah sie plötzlich den Strauß auf sie zufliegen. Völlig geschockt von dem näher kommenden Objekt blieb sie wie angewurzelt stehen, so dass der Strauß sie an der Wange streifte und an ihr vorbeiflog, so dass Tonks mit einem gekonnten Sprung die Blumen noch in der Luft fangen konnte. Dass sie gleich darauf auf den Tisch von Albus fiel und am Ende in Alastors Schoß landete, war ihr der Körpereinsatz offensichtlich wert gewesen. Die Menge klatschte und pfiff und Hermine hörte Alastor scherzen: „Ich hoffe doch, du willst den Strauß nicht bei mir einlösen!“

Remus half seiner Verlobten auf die Beine und küsste sie zaghaft auf den Mund mit dem Wissen, dass alle Augen auf die beiden gerichtet waren. Hermine nutzte diesen Moment, um sich etwas zurückzuziehen und dann, ungesehen von den Gästen, ihre Hand an die brennende Wange zu führen, an welcher der Strauß sie gestreift hatte. Es hätte ihrer sein können, dachte sie sich. Allein schon wegen seiner Symbolik wünschte sie sich, ihn doch gefangen zu haben. Aber auch wenn der Gedanke daran, die nächste Braut sein zu können, romantisch war, so war er doch auch genauso unrealistisch und Hermine war immer ein Mensch der Logik gewesen. Sie bemerkte, dass die Wange langsam heiß wurde und sie bemerkte ebenfalls, dass ihre Augen heiß wurden. Weinen wollte sie hier nun wirklich nicht, obwohl es ihr gerade jetzt so schwer ums Herz geworden war. Als Sirius auch noch mit der Braut zu tanzen begann und die ganzen anderen Pärchen auf die Tanzfläche folgten, da hielt sie nichts mehr hier und sie verschwand auf die Damentoilette, um vor dort aus vor die Tore von Hogwarts zu apparieren.

In ihrem Wohnzimmer riss sie sich das blaue Kleid vom Leib und das ging erstaunlich leicht. Niemandem, nicht einmal Ginny, hatte Hermine anvertraut, dass das Kleid zwei weitere Male gerissen war und zwar einmal an der Seite, als sie sich vor der Zeremonie gesetzt hatte und das zweite Mal am Rücken, als sie die Arme nach oben gestreckt hatte, um Hagrid innig begrüßen zu können. Sie zog sich eine zerrissene Jeans und einen alten Weasley-Pullover an und ließ sich entmutigt auf der Couch nieder. Als sie den ganzen Tag Revue passieren ließ, da begann sie leise zu weinen.

Einen Raum weiter rollte Severus mit den Augen, bevor er zu dem Kniesel sagte: „Ich denke nicht, dass sie schon zurück sein wird, also sei still!“ Doch der Kniesel machte Geräusche, die einem gequälten Tier gleichkamen und die Severus nicht länger zu ertragen bereit war. Genervt stand er von seiner Couch auf, legte das Buch auf den Tisch und ging zur Tür hinüber. Kaum hatte er sie geöffnet, stürmte der Kniesel nach draußen und setzte sich vor Hermines Tür, um jämmerlich zu Schreien. „Dummes Tier“, meckerte Severus, der sich der Tür näherte. In dem Glauben, Hermine würde noch auf der Hochzeit sein und fröhlich nacheinander mit allen anwesenden Junggesellen tanzen, öffnete er die Tür mit dem Passwort, welches sie ihm einmal gegeben hatte.

„Fellini“, hörte er ihre Stimme sagen, als sie den Kniesel erblickt hatte.
„Tut mir Leid, Hermine. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie schon zurück sein würden. Der Kniesel hat so einen Lärm gemacht, dass ich ihn davon überzeugen wollte, dass Sie noch nicht hier wären. Offensichtlich hat sein Gespür ihn nicht getäuscht“, sagte er in kühlem Tonfall. Als er ihr Gesicht erblickte, sagte er trocken: „Sie sehen scheußlich aus.“
„Was?“, fragte sie erstaunt.
„Sie sehen aus, als hätte man sie mit Farbkugeln bombardiert“, erklärte er nüchtern und ihr wurde klar, dass er nur das verlaufende Make-up meinen konnte, welches sie sofort komplett mit einem Wink ihres Zauberstabes und einem Spruch entfernte, den Ginny ihr einmal beigebracht hatte. „Da Sie schon so früh zurück sind, möchten Sie mir vielleicht ins Labor folgen?“
Hermine brauchte nicht lange nachzudenken, denn mit Arbeit konnte sie sich immer am besten ablenken.
„Ich werde mir nur etwas anderes anziehen“, sagte sie.
„Das ist nicht notwendig“, versicherte er ihr, so dass sie Fellini noch einmal kraulte, bevor sie mit Severus mitging, um sich ein wenig mit ihrer Arbeit zu zerstreuen.

Im Labor öffnete Severus eine weiße Kiste und er entnahm mit einer Hand einen üppigen Strauß Orchideen, den er ihr entgegenhielt. Als sie nicht zugriff, drückte er ihr den Strauß einfach an die Brust und ließ ihn los, so dass sie zugreifen musste. Er entfernte sich einen Schritt von ihr und sortierte einige Ampullen, die unordentlich auf einem Tisch herumstanden. Als Hermine die Blumen betrachtete, fiel ihr sofort ein, dass Pomona und Neville diese Orchideen züchteten, weil Severus seine Vorräte aufstocken wollte. Sie legte den Strauß auf den Tisch und nahm sich ein Messer, um die Pseudobulben von den Stängeln zu trennen. Im gleichen Moment, in welchem ihr auffiel, dass die Pflanzen gar keine Pseudobulben aufwiesen, hörte sie Severus verdattert fragen: „Was machen Sie denn da?“
Sie blickte auf und sagte: „Ich dachte, ich sollte die Orchideen verarbeiten, aber…“ Sie blickte auf die Blumen und fügte hinzu: „Die haben gar keine Pseudobulben.“
„Die Orchideen von Pomona bekommen ich erst später geliefert. Diese dort sind für Sie!“, sagte er wenig romantisch klingend, bevor er sich seinen Ampullen widmete, die keinerlei Aufmerksamkeit bedurften.

Hermine blinzelte einmal, dann noch einmal, bevor sie das Messer weglegte und den Strauß Orchideen in die Hand nahm, um an ihnen zu riechen, was Severus aus den Augenwinkeln heraus beobachtete.

„Aber wofür…?“
Er unterbrach sie und erklärte, ohne sie anzublicken: „Für meine beleidigenden Worte Ihnen gegenüber bezüglich Ihres Alters und Ihrer Entscheidungsfähigkeit.“
’Ah ja’, dachte Hermine. ’Weil ich gesagt hatte, ich würde Valentinus fragen und er mich deswegen hochgenommen hatte.’
Laut sagte sie: „Aber das wäre doch nicht nötig gewesen. Wir waren doch quitt.“ Als er sie fragend anblickte, fügte sie schelmisch lächelnd hinzu: „Das Seegras.“
Severus lächelte schief, weil er das Lächeln eigentlich unterdrücken wollte und dann sagte er: „Lassen Sie sich eines gesagt sein, Hermine. Dame oder nicht: Das nächste Mal werfe ich zurück!“


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Selbst Muggel wie wir sollten diesen freudigen, freudigen Tag feiern! Jenen nämlich, da sich der Londoner Verlag Bloomsbury entschloss, die Manuskripte der britischen Autorin Joanne K. Rowling zum Druck anzunehmen und sie der breiten, nichtmagischen Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Susanne Gaschke, Die Zeit