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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Feuerrotes Haar

von Muggelchen

Am 24. Oktober war Harry seit dem Aufstehen schon nicht mehr er selbst. Es schien fast, als würde er den ganzen Tag lang neben sich herlaufen und seinem Körper dabei zusehen, wie er Severus während des Frühstücks ungefragt etwas Kaffee einschenkte oder den Kindern auf dem Hof während der Pause zurief, es nicht zu dolle zu treiben. Dieser eine Teil, der seinen eigenen Körper bei den alltäglichen Aufgaben beobachtete, war jener Teil, der nur an eines denken konnte.

„Wie geht’s Ihnen, Harry?“, fragte Minerva während einer kleinen Pause.
Ohne es aufhalten zu können, sprudelte es aus Harry heraus: „Ginny kommt heute aus dem Krankenflügel!“

Das war zwar keine Antwort auf die Frage seiner Kollegin gewesen, doch trotzdem konnte er damit den Hauch eines Lächelns auf ihre dünnen Lippen zaubern, denn in gewisser Weise hatte diese Information ihr klargemacht, wie gut es ihm heute ging.

„Das freut mich für Sie, Harry“, sagte Minerva noch immer unmerklich lächelnd, bevor sie ihren Weg fortsetzte.

Das war das Einzige, an das Harry heute denken konnte. Ginny wĂĽrde heute raus kommen. Sie wĂĽrde heute Nacht das erste Mal bei ihm ĂĽbernachten; neben ihn gekuschelt in seinem Bett schlafen!

Zum Ende des Unterrichtstages war er vollends dieser Ablenkung erlegen, denn erst die Stimmen seiner Schüler brachten ihn zurück in den Klassenraum, in welchem er bewegungslos vor seinem Pult stand und verträumt in die Gegend grinste.

„Professor Potter?“, fragte eine Schülerin vorsichtig.
Er schüttelte unmerklich den Kopf, um ihn frei zu bekommen, doch es schien unmöglich.
„Ähm, wie wäre es, wenn wir früher Schluss machen, aber nur, wenn Sie mir versprechen, bis Montag die nächsten beiden Kapitel zu lesen“, schlug er den Schülern vor.
Die verdutzten Schüler blickten ihn an, als hätte er den Verstand verloren. Den Unterricht früher zu beenden war unüblich, wie Harry es selbst wusste, aber da kam der rettende Einwurf von Gordian Foster, denn der schlug vor: „Sir? Sie könnten es uns doch einfach als Aufgabe für den Rest der Stunde aufgeben.“
„Ja!“, sagte Harry von dieser Idee begeistert. „Ja, so machen wir es! Sie packen still Ihre Sachen zusammen, suchen sich ein ruhiges Plätzchen und lesen bis vierzehn Uhr die nächsten beiden Kapitel.“

Die Schüler gehorchten und verhielten sich sehr ruhig, als sie den Klassenraum verließen und in alle Richtungen strömten. Harry schwamm mit dem Strom mit, doch sein Weg führte ihn in den Krankenflügel.

„Harry“, grüßte Albus, der ein Schwätzchen mit Poppy gehalten hatte. „Es hätte mich auch gewundert, wenn du den Unterricht bis zuletzt fortgeführt hättest.“
„Ich hoffe, das ist in Ordnung, Sir. Es bleibt die Ausnahme! Die Schüler haben nicht frei bekommen, sondern erledigen eine Aufgabe“, versicherte Harry.
Mit zwinkernden Augen sagte Albus: „Sicher! Es lässt sich auch viel entspannter arbeiten, wenn man nebenbei ungestraft ein paar Gummischlangen oder Zucker-Federhalter naschen kann. Ich spreche da aus Erfahrung!“
Poppy meldete sich zu Wort und erklärte: „Miss Weasley hat bereits alles gepackt und wartet geduldig auf Sie, Harry.“

Ohne anzuklopfen betrat Harry ihr Krankenzimmer. Sein Eintreten war unbemerkt geblieben und so ergötzte er sich an ihrem feuerroten Haar, welches von der Sonne geflutet wurde, als sie mit Nicholas im Arm am Fenster stand. Nach einem Moment trat er näher an sie heran und da schien sie ihn gehört zu haben, denn sie drehte sich um.

Fröhlich lächelte Sie über das ganze Gesicht und hauchte erwartungsvoll seinen Namen. Er umarmte sie und küsste sie, falls unerwartet Poppy eintreten sollte, sehr geziemt auf den Mund und Nicholas auf die Stirn, bevor er sagte: „Ich habe seit heute Morgen an nichts anderes mehr denken können als daran, dass du heute zu mir kommen wirst.“
„Ging mir nicht anders, Harry!“, bestätigte sie ihm. „Wobbel hat mir beim Packen geholfen.“ Sie lachte, bevor sie verbesserte: „Was heißt ’geholfen’: Er hat einmal mit den Fingern geschnippt und schon war alles fertig. Ich hab ihn richtig gern, Harry. Bisher war er mir eine große Hilfe und er liebt den Kleinen über alles!“
„Ja, das glaube ich gern. Wer tut das nicht?“, fragte Harry lächelnd zurück. „Komm, lass uns ins Erdgeschoss gehen.“

Auf dem Weg nach unten erklärte Harry: „Nur noch heute werden Sirius und Anne bei uns sein. Ich habe dir ja erzählt, dass schon morgen die Hochzeit sein wird und sie haben sich auch bereits ein Haus gekauft, aber besonders er möchte erst den Ring am Finger haben, bevor sie das neue Heim beziehen. Ich hoffe, das macht dir nichts aus.“
„Natürlich nicht, Harry. Ich bin so froh, dass ich endlich wieder unter Leute komme. Ich hätte mich wirklich geärgert, hätte ich seine Hochzeit verpasst. Mit Anne ist weiterhin alles in Ordnung?“
„Ja, hat sich nichts geändert. Ihr geht es gut. Severus hat neulich erwähnt, dass der Obliviate sie nicht gestreift, sondern durchaus getroffen hatte, nur war er nicht aktiviert worden. Der Fluch war in ihrem Kopf und hat ihn mächtig durchgewirbelt, aber zum Glück ohne etwas zu löschen. Dabei hätte sie trotzdem den Verstand verlieren können, aber mit Mrs. Malfoys Hilfe konnte er den Fluch unschädlich machen und den Wirbel stoppen, wobei er meinte, dass Mrs. Malfoy diejenige gewesen wäre, die die meiste Arbeit getan hätte, denn den Gedankenwirbel hätte sie angehalten.“ Harry blickte neidisch auf das Kind in ihrem Arm, bevor er fragte: „Darf ich ihn tragen?“
Sie lachte auf, erwiderte jedoch: „Natürlich Harry, er ist aber ziemlich müde. Kann sein, dass er einschläft, bevor wir unten angekommen sind.“

Die Schüler, die sie auf ihrem Weg antrafen, blickten Harry mit dem Jungen im Arm entweder verdutzt oder verträumt lächelnd an. Die meisten wussten von seiner Verlobung mit der Schülerin, mit der er selbst schon die Schulbank gedrückt hatte. Plötzlich kamen drei Mädchen auf sie zugestürmt und sie umarmten Ginny und sagten, wie sehr sie sich freuten, sie endlich wieder sehen zu können. Bei den Mädchen handelte es sich um die wenigen Klassenkameradinnen, die schon vor der Verlobung genau gewusst hatten, dass es zwischen ihrer Mitschülerin und dem Professor für Verteidigung mächtig gefunkt hatte. Genau genommen waren es die Schülerinnen, die immer so gern kicherten, doch dieses Mal verhielten sie sich sehr erwachsen, denn sie begrüßten ihre Freundin und beglückwünschten sie gleich zweimal, nämlich zur Geburt des Jungen und zur Verlobung und nach weniger als drei Minuten hatten sie Ginny auch schon wieder in Ruhe gelassen.

„Hi Sirius, schau mal, wer hier ist!“, sagte Harry, der stolz den dösenden Jungen in seinem Arm präsentierte.
Anne und Sirius, die beide am Kamin gestanden hatten, kamen auf die beiden zugestĂĽrmt und begrĂĽĂźten sie erst einmal, bevor Nicholas herumgereicht wurde. Ginny nutzte die Gunst der Stunde, um ihre Sachen, die Wobbel gebracht hatte, im Schlafzimmer zu verstauen und so war sie schon vorgegangen.

„Passt ihr kurz auf Nicholas auf? Ich würde Ginny gern einige Dinge im Schlafzimmer zeigen“, sagte Harry, bevor er sich abwandte und er hörte seinen Patenonkel schelmisch zu Anne sagen, Harry sollte nicht vergessen, ihr das Bett zu zeigen. Warum hatte dieser witzig gemeinte Kommentar plötzlich wieder Hemmungen in im aufkommen lassen?

Im Schlafzimmer sah sich Ginny interessiert um, als Harry hinzukam und nachdem sie ihn bemerkt hatte, sagte sie schwärmend: „Oh Harry, das ist so wunderschön eingerichtet. Das gefällt mir mit den warmen Farben und überhaupt...“ Sie schüttelte den Kopf, weil ihr die Worte fehlten. Sie konnte nur noch einmal wiederholen: „Wunderschön!“

Er stand ungefähr zwei Meter von ihr weg und betrachtete sie. Wie schon im Krankenflügel umschmeichelte die Sonne ihr rotes Haar und es zog ihn magisch an. Wie verzaubert näherte er sich ihr und er vergrub seine Hände ihn dem Feuer auf ihrem Haupt, so wie ein Kind ganz verzückt die Hände im Sand eines schönen Strandes vergraben würde. Sie schauten sich einen Moment lang tief in die Augen, als Ginny plötzlich den Abstand verringerte und ihn küsste, als würde ihr Leben davon abhängen. Zeit und Ort waren vergessen, denn sie hatten sich ineinander verloren, bis ein Räuspern, welches immer aufdringlicher werden musste, beide zeitgleich aus ihrer raum- und zeitlosen Verbindung herausriss.

„Tut mir Leid, euch zu stören, aber der Kleine hat, nun ja, die Windeln voll“, sagte Sirius am Türrahmen lehnend. Sirius musste sich beim Anblick von Harrys knallrotem Gesicht ein Grinsen verkneifen. Ginny hingegen nahm selbstbewusst ihren Sohn aus Sirius’ Arm, bedankte sich bei ihm und begann gleich darauf, in einer von Harry eingerichteten Babyecke dem Jungen die Windeln zu wechseln.

Während Nicholas von seiner Mutter gewickelt wurde, folgte Harry ins Wohnzimmer und er lenkte das Gespräch gleich in eine andere Bahn, denn er fragte: „Hast du eigentlich Severus für morgen eingeladen?“
Sirius schüttelte den Kopf, bevor er sachlich klingend erwiderte: „Ich habe Narzissa und Draco eingeladen, Harry. Das muss reichen, um meinen guten Willen zu zeigen.“
„Hätte Severus nicht an Narzissa gedacht, als er bei Anne gewesen war…“
„Harry hat Recht, Sirius“, warf Anne ein, „lad ihn ein. Wenn er nicht kommt, hast du es wenigstens versucht.“
„Das werde ich nicht tun! Ich weiß noch sehr gut, was er auf Remus’ Verlobungsfeier getan hat“, rechtfertigte sich Sirius.
Harry zog beide Augenbrauen in die Höhe und fragte: „Und darüber bist du ernsthaft sauer? Ich bin froh, dass ich dadurch erfahren habe, was Remus und Tonks durchmachen müssen und noch froher bin ich darüber, dass die beiden sich aufgrund des Vorfalls anders entschieden haben und nun warten, bis sie heiraten können, ohne dass irgendjemand auf wichtige Körperteile verzichten muss.“
„Severus wird sowieso nicht kommen, also wozu soll ich ihn einladen?“, wollte Sirius wissen.
Anne erklärte: „Das mache ich manchmal nicht anders. Ich lade jemanden aus reiner Höflichkeit ein, obwohl ich weiß, dass derjenige nicht kommen wird. Damit rückt man sich selbst in ein besseres Licht und der andere wäre am Zug. Aber ehrlich gesagt, Sirius, würde ich mich wirklich freuen, wenn er morgen kommen würde, denn immerhin ist er der Grund, warum es für mich ’morgen’ überhaupt gibt.“

Eine ganze Weile überlegte Sirius, bevor er leise fluchte – zu sich selbst – und am Ende sagte: „Dann schreibe ich eben eine Einladung und schicke sie ihm.“
„Sirius, er wohnt genau unter uns! Geh einfach runter und sag’s ihm persönlich. Macht einen noch besseren Eindruck“, empfahl Harry lächelnd, weil er genau wusste, dass Sirius es tun würde.
„Ihr hängt mir zum Hals raus, alle beide!“, sagte er nicht wirklich erbost, denn er ärgerte sich nur darüber, dass er Harry und Anne wie ein gut dressierter Hund gehorchte.

Hermine war gerade dabei, die Wurzel einer Unterwasserpflanze zu zerkleinern, da klopfte es. Sie hörte Severus, der am Tisch hinter ihr arbeitete, „Herein“ sagen und gleich darauf hörte sie die Stimme des Besuchers und erkannte ihn als Sirius.

„Severus?“ Die ganze Aufmerksamkeit, die er dem unerwünschten Gast zuteil kommen ließ, beschränkte sich auf eine hochgezogene Augenbraue, doch Sirius deutete diese Mimik als Aufforderung, mit seinem Anliegen fortzufahren und so sagte er: „Ich möchte dich zu meiner Hochzeit morgen einladen. Ort und Uhrzeit…“
Severus unterbrach schleppend sprechend: „Bedaure, aber ich werde nicht kommen.“
Diese Antwort schien Sirius zu begrüßen, denn er sagte erleichtert klingend: „Oh schade, aber da kann man nichts machen. Bis dann.“ Schon war er wieder weg.

Im nächsten Moment kam es Hermine so vor, als wäre das eben gar nicht passiert; als hätte Sirius eben nicht hier an der Tür gestanden und Severus eingeladen. Das er es überhaupt versucht hatte, das musste sie zugeben, war schon surreal genug gewesen, aber dass Severus danach einfach weiterarbeitete, als wäre nichts geschehen, machte sie doch stutzig. Zumindest hätte sie gedacht, er würde über Sirius herziehen, aber nicht einmal das tat er, so dass sie sich zu ihrem Zaubertränkemeister umdrehte und ihn beobachtete.

„Warum haben Sie abgesagt?“, wollte Hermine wissen.
„Warum hätte ich zusagen sollen?“, stellte er nüchtern die Gegenfrage.
„Sie sind doch auch zu Remus’ Verlobungsfeier gegangen. Ich dachte, wir könnten morgen auch wieder zusammen hingehen“, sagte sie offenherzig.
Er brummte kurz und sagte dann: „Sie finden bestimmt jemand anderen. Sie verfügen sicherlich über einige Männerbekanntschaften, von denen sich jemand bereit erklären würden, Sie morgen zu begleiten.“

Hermine stutzte und wiederholte in Gedanken das Wort „Männerbekanntschaften“, was ihrer Meinung nach einen sehr bitteren Nachgeschmack mit sich brachte. In der Muggelwelt war es in erster Linie ein Synonym dafür, verschiedene oder schnell wechselnde Partner zu haben, doch da gab es nur Ron als ihren einzigen Ex.

„Von Harry weiß ich, dass Mrs. Malfoy und Draco auch eingeladen sind und morgen da sein werden“, warf sie ihm als Fakt hinüber.
„Das ist nun einmal das Los des Verwandtschaftsgrades, den die beiden innehaben. Ich gehöre glücklicherweise nicht dieser Familie an und sehe es daher nicht als meine Pflicht, dort aufzutauchen“, konterte Severus.
„Kommen Sie, Severus. Sie tun genau das, mit dem Sirius gerechnet hatte. Er hat aus Höflichkeit gefragt und Sie haben abgelehnt. Er schien nicht gerade sehr traurig darüber zu sein“, sagte sie.
Severus blickte auf und fragte leicht erbost: „Wollen Sie mir damit unterstellen, ich sei berechenbar?“
Ihre einzige Antwort war eine hochgezogene Augebraue, die ihn veranlasste zu schimpfen: „Wenn ich sowieso nicht erwünscht bin, warum sollte ich dann hingehen?“
„Wer sagt, dass Sie nicht erwünscht seien? Ich bin mir sicher, dass von Seiten der Braut die Einladung ernst gemeint war“, antwortete sie gewissenhaft.
„Ich habe keine Zeit. Ich werde morgen meinen neuen Zauberstab bei Ollivanders abholen“, erklärte er trocken.
„Oh ja, und das wird den ganzen lieben langen Tag dauern“, stichelte sie.
„Warum interessiert es Sie überhaupt so sehr, ob ich der Feierlichkeit beiwohne oder nicht?“, wollte Severus wissen.
Sie rollte genervt mit den Augen, bevor sie bockig erklärte: „Weil ich fest damit gerechnet hatte, mit Ihnen zusammen hinzugehen!“
„Und ich sagte bereits, dass sich bestimmt jemand im Kreise Ihrer Herrenbekanntschaften finden würde…“
Sie unterbrach ihn ruppig und verbat sich: „Hören Sie auf, von Männer- oder Herrenbekanntschaften zu reden. Was denken Sie denn von mir? Dass ich an jedem Finger zehn habe?“ Sie schüttelte aufgebracht den Kopf, bevor sie noch säuerlich anfügte: „Der Einzige, den ich regelmäßig sehe, Severus, das sind Sie!“

Schon während ihr dieser Satz herausgerutscht war, hatte sie ihn bereut, doch jetzt, wo es gesagt war, war sie auf eine Reaktion seinerseits gespannt. Es waren nur wenige Sekunden vergangen, da räusperte er sich fast unhörbar, bevor er sich mit schmieriger Stimme dazu äußerte: „Das ist überaus bedauerlich, nicht wahr?“

Unangemessener hätte seine Bemerkung nicht sein können und es verletzte sie, wie er sie behandelte. Seine Anmerkung war in vielerlei Hinsicht zu interpretieren und keine der Deutungsmöglichkeiten gefiel ihr.

„Ich werde am besten Valentinus fragen. Er wird sich, im Gegensatz zu anderen ’Herren’“, sie blickte mit verengten Augen zu Severus hinüber, „sicherlich freuen, mich begleiten zu können“, sagte sie kühl.
Als Severus belustigt schnaufte, wappnete sie sich innerlich gegen seinen Rückschlag und der kam prompt, denn er sagte in zynischem Tonfall und mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen: „Ah, ich bin sicher, dass Sie in Ihrem Alter keine bessere Wahl hätten treffen können.“

Jetzt hatte sie genug von ihm und seinen boshaften Andeutungen. „In Ihrem Alter“ konnte alles Mögliche bedeuten; zum Beispiel, dass er sie für jung und unerfahren halten würde, was sinngleich auf „dumm“ zu münzen wäre und „keine bessere Wahl“ bedeutete wahrscheinlich, dass er ihren Geschmack scheußlich finden würde. Seinen Sarkasmus glaubte sie mittlerweile „übersetzen“ zu können und was sie aus seinen Worten herausgehört hatte, hatte sie richtig wütend gemacht. Dabei hatte sie ihn lediglich aus seinem Schneckenhaus herauslocken wollen, doch so eine verletzende Bemerkung wollte sie sich von ihm nicht bieten lassen. Eine verbale Auseinandersetzung würde sie jetzt in ihrem aufgewühlten Zustand mit Sicherheit verlieren und so tat sie das Einzige, das ihr in der knappen Zeit und mit ihrem vor Wut beeinträchtigtem Verstand einfiel: Sie Griff sich eine Handvoll Nixenkraut und Seegras von ihrem Arbeitstisch und warf das glitschige, grüne Etwas auf Severus.

Als die nassen, langen Blätter um sein Gesicht peitschten wie die Tentakel eines Riesenkraken, ließ er erschrocken von seinem eigenen Messer ab, um sich mit beiden Händen von dem Grünzeug zu befreien und als er es geschafft hatte, blickte er auf, um seine Schülerin zurechtzuweisen, doch was er von ihr noch erspähen konnte, war ein Teil ihres braunen Haares, bevor sie die Tür zu seinem privaten Labor von außen zuwarf.

Wütend stürmte Hermine in ihr Wohnzimmer, um ihre Tasche dort abzustellen und sich schnell die Hände zu waschen, weil ihre Finger, besonders aber die Fingernägel, durch die Wasserpflanzen ganz grün geworden waren. Im Anschluss wollte sie gleich weiter zu Harry gehen, falls Severus es wagen würde, sie jetzt auf ihr Verhalten hin ansprechen zu wollen. Sie wollte ihm aus dem Weg gehen, falls er so töricht sein sollte, sie jeden Moment aufsuchen zu wollen, denn sehen wollte sie ihn heute nicht mehr.

’Seine blöden Wasserpflanzen kann er gefälligst von einem Schüler schneiden lassen’, dachte Hermine zornig, denn zu ihrer Aufgabe als Meisterschülerin hatte das nicht gehört. Im Gegenteil, denn sie hatte sich netterweise bereit erklärt, ihm bei der vorbereitenden Verarbeitung der neu gelieferten Zutaten für seinen privaten Vorratsschrank zu helfen. Sie verließ gleich wieder ihr Wohnzimmer; Fellini begleitete sie diesmal. Im Erdgeschoss angekommen klopfte sie, noch immer mit großer Wut im Bauch, an Harrys Tür und ihr wurde sofort geöffnet.

„Hey Ginny, schau mal, wer hier ist!“, wurde sie von Harry fröhlich angekündigt, während er sie am Arm gepackt hatte, um sie hineinzuziehen. Fellini folgte und hüpfte auf die Couch zu Anne, wo er es sich gemütlich machte.
„Hermine!“, schrie Ginny voller Freude und die beiden jungen Frauen fielen sich in die Arme und drückten sich. Hermine hörte nicht auf, ihre beste Freundin zu umarmen und dann, völlig unverhofft, fing sie an zu schluchzen. Natürlich erklärte sie allen, während sie ihre Nase mit einem Taschentuch abtupfte, dass sie sich nur so darüber freuen würde, Ginny nach den vielen Wochen endlich wiedersehen zu können, doch Harry ahnte, dass der Grund für Hermines Tränen nicht nur im Gefühl der Freude zu finden war.

Ginny führte Hermine zur Couch hinüber und dann waren die beiden nicht mehr zu bremsen, denn sie erzählten und erzählten und sie beachteten weder Harry noch Sirius oder Anne. Harry ging derweil zum Kinderbettchen hinüber und als er bemerkte, dass Nicholas hellwach war und die bunten Gegenstände beäugte, die über seiner Wiege hingen, nahm er ihn in den Arm und ging zu Hermine.

„Hermine? Möchtest du mal…?“, fragte Harry, während er ihr den Kleinen bereits an die Brust presste. Sie schloss ihre Arme um das kleine Bündel und blickte das Baby an und als Nicholas ihr Gesicht sah, da lächelte der Junge ihr zu. Mit warmer Stimme sprach Hermine zu ihm und der hörte mit großen Augen aufmerksam zu und quietschte ab und an vergnügt. Harry hatte seine beste Freundin genau beobachtet und er wusste, selbst wenn Hermines Wunsch nach einer großartigen Karriere immens war, würde sie um nichts in der Welt darauf verzichten wollen, eines Tages ihr eigenes Kind in dem Armen halten zu können.

Sirius und Anne verabschiedeten sich gegen halb sechs, denn sie wollten in Hogsmeade zu Abend essen und den Besuch bei Rosmerta nutzen, um Remus einen Besuch abzustatten, denn der sollte morgen neben Bethany der Trauzeuge sein. So kam es, dass Ginny und Harry zusammengekuschelt auf der Couch saĂźen und dabei zusahen, wie Hermine sich die Zeit mit Nicholas vertrieb. Sie lieĂź ihren kleinen Finger von ihm ergreifen und machte lustige Gesichter fĂĽr ihn, ĂĽber die auch Harry lachen musste.

Den Jungen wollte sie gar nicht mehr hergeben, doch Ginny machte ihr einen Strich durch die Rechnung, denn sie sagte: „Stillzeit.“ Sie hielt ihre Arme ausgestreckt und wartete darauf, bis ihre Freundin ihr den Jungen reichte. Hermine verabschiedete sich von Nicholas, als würde er jetzt eine monatelange Weltreise antreten, dabei wollte Ginny nur mit ihm ins Schlafzimmer gehen.

Harry und Hermine schwiegen sich einen Moment lang an, bevor er leise fragte: „Also, was ist los? Und bevor du mir weismachen willst, dass alles in Ordnung ist, will ich dich nur wissen lassen, dass ich dich sehr gut kenne. Ich kenne deine Mimik und dein Verhalten und ich weiß, dass heute irgendwas passiert sein muss, weswegen du dich geärgert hast.“
„Wow, Harry. Lass das nicht Trelawney hören, sonst will sie dich noch als ihren persönlichen Schüler in Wahrsagen haben“, sagte Hermine spöttisch. Harry ließ sich von ihren Worten nicht beirren und schaute sie geduldig an, bis sie einmal tief seufzte und endlich mit der Sprache herausrückte: „Severus ist ein Mistkerl!“
Harry schürzte die Lippen und wollte wissen: „Ist er das? Warum?“
Sie schüttelte den Kopf und überlegte, wie sie die Situation am besten schildern könnte und da sagte sie einfach: „Sirius war vorhin da und hat ihn für morgen eingeladen.“
„Ja, ich weiß. Wir haben ihn dazu genötigt“, bestätigte Harry.
Sie stöhnte und erzählte: „Severus hat natürlich abgelehnt und ich habe gefragt, warum. Na ja, ein Wort hat das andere gegeben und am Ende habe ich ihn mit Seegras beworfen.“
Harrys Augen wären am liebsten aus den Augenhöhlen gefallen, nachdem er das gehört hatte. Zur Sicherheit, falls seine Ohren ihm einen Streich gespielt haben sollten, fragte er nach: „Du hast ihn beworfen? Mit Seegras?“ Sie nickte lediglich, so dass er nicht sehr ernsthaft anfügte: „Du kannst von Glück sagen, dass du noch lebst!“
„Ich lebe nur noch, weil er noch keinen neuen Zauberstab hat“, erklärte sie breit grinsend, doch der Schalk in ihrem Nacken verschwand sehr schnell wieder. Sie schluckte und sagte kleinlaut: „Ich denke, ich werde morgen alleine auf der Hochzeit aufschlagen.“

Jetzt verstand Harry, um was es ging. Sie musste Severus gefragt haben, ob er sie begleiten wĂĽrde und da er die Einladung von Sirius ausgeschlagen hatte, glaubte Hermine, keine Begleitung zu haben. Harry war sich nicht darĂĽber im Klaren, ob Hermine betrĂĽbt darĂĽber war, einfach nur keine Begleitung zu haben oder darĂĽber, dass es nicht Severus sein wĂĽrde.

„George hat keine Freundin. Kannst ihn ja fragen, wenn du morgen auf keinen Fall alleine…“
Sie unterbrach barsch und meckerte: „So verzweifelt bin ich auch nicht, Harry. Ich dachte eher, ich frage Valentinus.“
„Oh nein, bitte tu das nicht“, sagte er sehr ernst. Sie blickte ihn fragend an, so dass er erklärte: „Ich habe vorgestern Pomona und Rolanda im Lehrerzimmer miteinander reden hören und sie haben über Svelte gesprochen. Er hätte Zuhause Beziehungsprobleme und ich vermute, dass er, wenn überhaupt, woanders nur Abwechslung für sich selbst sucht, aber nichts Ernstes. So etwas brauchst du nun wirklich nicht, Hermine.“ Sie presste ihre Lippen zusammen und schien mit einem Male wieder richtig sauer zu sein. Sauer, weil nichts so klappen, wie sie es sich ausgemalt hatte.

Hermine und Ginny hatten sich während des Abends noch so viel zu erzählen, dass beide es nicht einmal mitbekommen hatten, als Harry sich verabschiedete, denn er wollte mit Severus’ Hund den letzten Spaziergang des Tages machen. Das wäre eine Sache, die er demnächst auch einschränken wollte, wo Ginny jetzt wieder da war. Er hatte einfach nicht den Kopf dafür, weiterhin mit dem Hund auszugehen, doch nicht heute wollte er mit Severus darüber reden, dass sie vielleicht ein anderes Arrangement finden sollten.

„Guten Abend, Severus“, grüßte Harry, nachdem er eingetreten war. Severus grüßte nur mit einem Kopfnicken zurück und wandte sich gleich wieder seinem Buch zu, womit er Harry zu verstehen gab, dass er nicht vorhatte, eine Unterhaltung zu führen, also nahm Harry den Hund an die Leine und spazierte los. Auf seinem Weg traf er auf einige Schüler und viele Pärchen und nur einmal musste er einen Schüler dazu auffordern: „Mr. Smith, behalten Sie Ihre Hände bei sich!“

Bei Hagrids HĂĽtte angelangt lieĂź er Harry von der Leine, weil Fang gerade drauĂźen war. Die beiden Hunde mochten sich und sollten ruhig ein wenig miteinander spielen.

„Harry, komm doch rein. Ich hab gerade ’nen Tee fertig“, hörte Harry die tiefe Stimme des Halbriesen sagen.
„Ja gern“, sagte er die Einladung annehmend, bevor er sich in die Hütte begab. Drinnen war es angenehm warm, denn Hagrid kochte irgendwas in einem riesigen Kessel, der über dem Kaminfeuer hing.
„Setz dich doch, Harry“, bot Hagrid an, der kurz darauf an einem kleinen Tisch etwas zu suchen schien. „Ich muss dir was zeigen. Ich habe ’nen Brief von Charlie bekommen. Er schickt mir ein paar Bilder.“

Endlich hatte Hagrid den Brief und die Bilder gefunden und reichte beides Harry, der sich erst die Bilder ansah. Auf ihnen war Charlie zu sehen, der seine roten, langen Haare wie üblich zum Pferdeschwanz gebunden hatte und neben Charlie…
„Sag mal, ist das ein bestimmter Drache auf dem Bild?“, wollte Harry wissen.
„Erkennst du ihn etwa nicht?“, fragte Hagrid zurück.
„Erkennen? Wen?“
„Na, da ist Norbert! Du hast ihn doch als Baby gesehen, Harry“, erklärte Hagrid, während er mit einem seiner fleischigen Finger auf den Drachen im Bild tippte.
„Oh ja! Jetzt, wo du es sagst“, log Harry, denn erkennen konnte er den Drachen am Aussehen nicht, aber natürlich war ihm Norbert noch ein Begriff. Hagrid hatte verbotenerweise in Harrys erstem Schuljahr einen Drachen aus einem Ei schlüpfen lassen, welches er beim Kartenspiel im Eberkopf von einem vermummten Fremden gewonnen hatte. Er war todtraurig gewesen, als man ihm Norbert weggenommen hatte, damit er in Rumänien bei seinesgleichen leben konnte. Es war jedoch ein Trost für Hagrid gewesen zu wissen, dass Charlie Weasley sich dort um die Drachen kümmern würde.

„Charlie schreibt, dass Norbert der liebste Drache im ganzen Reservat ist“, sagte Hagrid stolz. Man hörte deutlich heraus, dass er sich noch immer für Norberts „Mutter“ hielt, was Harry zeigte, dass Hagrids Herz nicht nur deswegen so groß war, weil er ein Halbriese war. Harry betrachtete das Bild genauer und er bemerkte, dass Norbert nicht angekettet zu sein schien und Charlie direkt neben dem Drachen stand und völlig gelassen für das Bild posierte.

Plötzlich bellten draußen die Hunde und Harry und Hagrid liefen sofort hinaus. Man hörte das Geräusch von Pferdefüßen, die den Waldboden aufrissen und die beiden Hunde rannten kläffend an der Grenze des Verbotenen Waldes entlang.

„Fang, du dummer Hund. Hörst du wohl auf und lässt die Zentauren in Ruhe!“, schimpfte Hagrid und schon war Fang still und kam winselt zurückgelaufen; Harry hinterher.

Nach diesem kleinen Vorfall verabschiedete sich Harry von Hagrid, um den Hund zu Severus zurückzubringen. Der saß noch immer auf seiner Couch, las jedoch nicht mehr in seinem Buch, sondern notierte sich einige Dinge, während er sich einen Rotwein zu Gemüte führte.

„Severus?“, fragte Harry vorsichtig, um zu sehen, ob sein Kollege in Stimmung war, ein Schwätzchen zu halten.
„Wie kann ich Ihnen helfen?“, fragte Severus und klang dabei sehr gelangweilt.
„Warum wollen Sie morgen nicht zur Hochzeit kommen?“
Severus blickte ihn an und fragte spöttisch: „Schickt sie Sie?“
„Nein, ich möchte nur wissen, warum Sie nicht kommen möchten. Es war doch ein netter Zug von Sirius und…“
„Ihr werter Patenonkel ist mir völlig egal, Harry! Mir ist egal, ob er heiraten wird, ob er Minister wird oder ob er sterben wird. Tut mir Leid, wenn ich so offen bin, aber es gibt da Dinge zwischen Black und mir, die sich nicht ausradieren lassen. Um nichts in der Welt möchte ich mit diesem Mann mehr zu tun haben als notwendig“, erklärte Severus unterbrechend.
„Aber warum haben Sie dann Anne geholfen?“, wollte Harry wissen.
„Weil Sie, Harry, mich darum gebeten haben. Black hat damit überhaupt nichts zu tun. Miss Adair betrachte ich als Ihre Bekannte, weswegen ich Ihnen meine Hilfe zugesichert hatte.“

Nach einer kurzen Pause fragte Harry, der sich den Anflug eines Lächelns nicht verkneifen konnte: „Ist es wahr? Hermine hat Sie mit Seegras beworfen?“
„Ja, hat sie“, antwortete Severus. Er drehte sich, um Harry besser ansehen zu können, bevor er mit böse funkelnden Augen fragte: „Haben Sie alle Ihren Spaß dabei gehabt, als sie über ihre Tat berichtet hatte?“
„Was? Nein! Sie hat es ja nicht ’rumerzählt’, sondern nur mir gesagt. Nicht einmal Ginny weiß davon“, versicherte Harry.
Einen Moment lang überlegte Severus offensichtlich, ob er weitere zynische Bemerkungen oder unbegründete Vorwürfe machen sollte, doch dann nahm er ein anderes Thema in Angriff und sagte: „Ah ja, Miss Weasley kann ja nun wieder am Unterricht teilnehmen. Ich hoffe, sie hat ihre Hausaufgaben gemacht, sonst wird es am Montag Punkteabzug geben.“

Harry musste wegen dieser Bemerkung lächeln, denn Severus war wieder der Alte. Trotzdem wollte er wissen: „Sind Sie böse auf Hermine?“
Severus hob und senkte die Schultern gelangweilt, bevor er erklärte: „Mir sind weitaus schlimmere Dinge im Leben widerfahren. Eine Attacke mit Seegras kann ich ruhigen Gewissens in die Kategorie ’harmlose Auseinandersetzungen’ einordnen.“
Ein weiterer Moment des Schweigens verging, den wieder Harry durchbrach, als er fragte: „Sie gehen also morgen nicht hin, weil es Sirius’ Hochzeit ist und Sie mit ihm nichts zu tun haben wollen.“ Nachdem Severus genickt hatte, fragte Harry neugierig: „Sind es bestimmte Dinge, die noch immer zwischen Ihnen beiden liegen oder…“
„Black hat auf mein Leben eingewirkt wie kaum ein anderer. Viele Dinge wären anders gekommen, hätte er nicht…“ Severus verstummte.

Bevor es erneut Harry sein würde, der die kleine Pause für sich nutzen wollen würde, ergriff Severus das Wort, um seinem jungen Kollegen die Abneigung gegen Black näher zu bringen.

„Ich versichere Ihnen, Harry, dass ich während meiner Schulzeit eine reale Chance bei einer bestimmten Frau gehabt hatte, doch ein enormer Störfaktor hatte all meine Versuche, mich ihr auf eine werbende Weise nähern zu können, mit so genannten ’Scherzen’ vereitelt“, sagte Severus durch zusammengepresste Zähne, denn die Wut auf Black war mit einem Male wieder so lebendig wie damals in der Schule.

Plötzlich wurde Severus sich darüber bewusst, was er da eben gesagt hatte und er hoffte, nein, er flehte innig, dass Harry diese Aussage auf Brenda münzen würde und niemanden sonst.

„Sie meinen, Sirius hat Sie immer gestört, wenn Sie mal mit ihr allein sein wollten?“, fragte Harry unsicher. Severus war froh, dass Harry nicht einmal auf Brenda eingegangen war.
„Nicht nur ’gestört’, Harry. Black lag stets viel mehr daran, mich öffentlich zu demütigen. Er war es, der unseren Hass aufeinander immer zur Schau gestellt hatte und Ihr werter Vater“, Severus blickte Harry kurz in die Augen, „lag mit Black auf der gleichen Wellenlänge. Wahrscheinlich hätte ich ihn und seine Freunde die gesamte Schulzeit über einfach ignoriert, wenn besonders von Black nicht mehr als ab und an ein paar dumme Bemerkungen gekommen wären, aber er war handgreiflich geworden; er hat mich körperlich angegriffen und…“, Severus verstummte erneut, denn er wollte vor Harry nicht von „seelischen Attacken“ sprechen, um sein jugendliches Ich nicht so schwächlich darzustellen wie es in Wirklichkeit gewesen war.

Harry schenkte sich ungefragt etwas von dem Wein ein, der auf dem Tisch stand und nahm einen Schluck, während er sich das gerade Erfahrene noch einmal durch den Kopf gehen ließ. Derweil bemerkte er, wie Severus wie hypnotisiert auf sein eigenes Glas starrte, weil er offensichtlich einer Erinnerung nachhing, aus der Harry ihn befreien wollte.

„Hat Lily nie gemerkt, dass es immer Black gewesen war, der Sie schlecht dastehen ließ?“, fragte Harry mit leiser Stimme.

Severus hatte heraushören können, dass sein junger Kollege trotz Zugehörigkeit des Hauses Gryffindor momentan befürchtete, die Situation könnte aufgrund seiner Frage eskalieren, denn es war nie Brenda gewesen, um die es tatsächlich gegangen war. Harrys ganzer Mut war von der Frage verschlungen worden, so dass er keinen mehr übrig hatte, um ihrer Konsequenz furchtlos gegenüberstehen zu können.

„Nein, Harry, hat sie nicht“, sagte Severus leise, bevor er seufzte. „Während Black nämlich damit beschäftigt gewesen war, mich von ihr fern zu halten, weil er sie für sich selbst beanspruchen wollte und ich mich tagein, tagaus gegen ihn zur Wehr setzen musste, war bedauerlicherweise uns beiden entgangen, dass Lily bereits eine andere Wahl getroffen hatte. Natürlich hatte Black mich dafür verantwortlich gemacht, weswegen die Streiche nicht aufgehört hatten, sondern nur noch derber geworden waren“, sagte Severus, der sich erneut das Glas füllte, von welchem er sich selbst eine lockere Zunge versprach. Nach einem Schluck erzählte er: „Ich war enttäuscht gewesen, dass Lily sich mit einem derjenigen liiert hatte, die mir jahrelang diese Qualen bereitet hatten.“

Severus schaute Harry in die Augen und hielt diesmal den Blickkontakt, während er fragte: „Erinnern Sie sich an jenen Moment Ihrer Schulzeit, als Sie von allen verachtet worden waren und sogar mit Ansteckern gegen Sie mobil gemacht worden war?“ Harry nickte, während er sich die Situationen rund um das Trimagische Turnier ins Gedächtnis rief, weshalb Severus fortfuhr: „Stellen Sie sich vor, Harry, dass Miss Weasley sich in diesem Moment von Ihnen abgewandt hätte, um sich mit denen zu verbünden, die diese Anstecker erstellt und verteilt hatten. Können Sie diese Enttäuschung nachvollziehen?“ Harry stellte sich das fiktive Szenario vor und nickte sympathisierend. „Aus dieser Enttäuschung heraus habe ich Lily mit einem Schimpfwort bedacht, an welches Sie sich sicherlich noch erinnern können.“ Er nickte nochmals, denn ihm war sofort die Szene aus dem Denkarium eingefallen, in welcher Severus zu seiner Mutter „Schlammblut“ gesagt hatte. „Ich konnte es nicht zurückhalten; in diesem Moment wollte ich sie verletzen“, fügte Severus mit schwacher Stimme hinzu, aus der herauszuhören war, dass er sein jugendliches Temperament bedauerte.

Alles, was Severus erzählt hatte, war für Harry nachvollziehbar, sogar der Grund dafür, Lily mit diesem schrecklichen Schimpfwort bedacht zu haben.

Nach einer Weile erzählte Harry anscheinend zusammenhanglos: „Ich bin so froh, dass Ron und Hermine sich im Guten getrennt haben. Ich glaube, ich hätte es nicht ertragen, wenn sie sich zerstritten hätten und ich immer nur einen von beiden sehen könnte.“
Severus ging auf das neue Thema ein und sagte: „Mich hat die Auflösung der Verlobung sehr überrascht. Allen Anzeichen hatten dafür gesprochen, dass die beiden ihr Leben gemeinsam verbringen würden.“
„Was denn für Anzeichen?“, fragte Harry verdutzt.
„Ich glaube, ich habe die ersten Anzeichen bereits in Ihrem dritten Jahr festmachen können. Ab dem vierten war mir klar, dass die beiden, wie Molly und Arthur damals, sich gefunden haben mussten“, erklärte Severus.
Harry zuckte einmal mit den Schultern und gab seine Meinung von sich. „Ich glaube eher, das ist der Grund, warum es am Ende nicht geklappt hat. Ich meine, dass sie so früh zueinander gefunden haben. Bei Fred und Angelina war es auch so gewesen. Die beiden kannten sich von Kind auf und waren so vertraut miteinander, dass es über diese enge Vertrautheit hinaus nicht funktionieren wollte. Hat mir jedenfalls Angelina mal erzählt.“

Nach seiner Ausführung hatte Harry plötzlich das Gefühl, dass dieses Gespräch eine Richtung angenommen hatte, die Severus gar nicht gefallen würde. Der jedoch reagierte nicht aufbrausend oder abweisend, sondern erstaunlicherweise offenherzig, denn er sagte: „Wissen Sie, es wäre gut möglich, dass es sich bei Lily am Ende um so einen Menschen gehandelt hatte, den Hermine für Sie darstellt.“
„Sie meinen, eine beste Freundin?“, fragte Harry neugierig.
„Ja, eine beste Freundin. Diese von mir gestoßen zu haben hat mich so sehr beschäftigt, dass es mir wichtiger gewesen war, wieder einen Kontakt zu Lily zu knüpfen, anstatt mich auf meinen Hass auf Black zu konzentrieren, doch während der Schulzeit hatte ich nie die Gelegenheit dazu gefunden. Erst nach der Schule habe ich damit begonnen, ihr zu schreiben, doch sie hat nicht geantwortet, bis mir dieser eine Gedanke gekommen war: Ich wollte sie nur als Vertraute zurückgewinnen, weswegen ich ihr zu verstehen geben musste, dass meine Interessen lediglich freundschaftlicher Natur waren und so habe ich einen Brief verfasst, den ich an beide adressiert hatte; an Lily und James, denn er war ihre Entscheidung gewesen, die ich respektieren musste“, sagte Severus mit etwas Wehmut in der Stimme. „Sie haben tatsächlich geantwortet und es war ein kleiner Briefkontakt entstanden, dem ich sehr enthusiastisch gegenübergestanden hatte. Einzig die von ihr übermittelten Grüße von Lupin, den sie ganz offensichtlich über den Kontakt zu mir unterrichtet hatte, hatte ich als etwas störend empfunden; nicht der Rede wert. Bevor es jedoch zu einem Treffen kommen konnte…“

Severus war verstummt, denn die Erinnerung an ihren Tod war viel zu schmerzhaft, als dass er unberührt von den Gedanken an sie berichten könnte.

Etliche Minuten lang waren beide Männer still. Harry hatte verstanden. Endlich hatte er begriffen, wie Severus sich fühlte und so sagte er, um zu erkennen zu geben, wie sehr er mitfühlen konnte: „Das wäre genauso, als hätte ich Hermine verloren.“

Ihm war bewusst geworden, dass er Hermine in Aberdeen hätte verlieren können; nein, er hatte sie bereits verloren und sein zukünftiges Ich hatte darum gebeten, in das eigene Leben einzuwirken, damit er sie wieder an seiner Seite wissen konnte. „Ihr müsst gehen, Harry! Verändere meine Zukunft, bitte!“ hatte sein zukünftiges Ich erfleht, denn er, Harry, hatte bereits den Schmerz erfahren müssen, die ihm so ans Herz gewachsenen Menschen verloren zu haben.

Severus hatte sich nicht mehr geäußert und so ergriff Harry diesen Moment und fragte: „Wenn Lily für Sie am Ende so jemand gewesen war wie Hermine für mich ist…“ Severus blickte ihn neugierig an und wartete gespannt auf den Rest des Satzes, den Harry nur mit viel Selbstüberredung hervorbringen konnte: „…was ist dann Hermine für Sie?“ Möglicherweise, so dachte Harry, wäre spätestens jetzt eine Situation eingetreten, die Severus wortlos beenden wollen würde, doch der Versuch war es wert gewesen.

Nachdem er gewissenhaft überlegt hatte, gab Severus erstaunlicherweise eine Antwort und er versuchte zu erklären: „In erster Linie sehe ich sie als“, das Wort kam ihm schwerer über die Lippen als er gedacht hatte, „Freundin. Sie ist diejenige, die Lily für mich hätte sein sollen.“ Da Harry ganz große Augen machte, erklärte Severus nur ein klein wenig erbost: „Ich meine damit, dass Hermine den Platz einer engen Vertrauten einnimmt; das, was ich nach meinem Verlust ihrer Gunst in Lily gesucht hatte!“

Severus seufzte und Harry machte es ihm gleich. Beide hatten an ihrem Wein genippt, bevor Severus leise fragte: „Harry? Welche Möglichkeit der wortlosen Entschuldigung könnten Sie mir empfehlen?“
Harry wiederholte die Frage zunächst im Kopf und dann laut: „’Wortlose Entschuldigung’? Ich… ähm… Ach so, verstehe! Lassen Sie mich kurz überlegen.“


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