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Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Schwestern

von Muggelchen

Der Brief von Lucius an Narzissa wurde wie üblich nach einer Überprüfung auf Flüche ungeöffnet auf seinen Weg geschickt, während der Brief an die Zaubergamot-Vorsitzende Rosalind Baltimore behandelt wurde, als würde er eine Briefbombe enthalten. Arthur war von Susan über Malfoys seltsame Frage, ob alle seine Briefe kontrolliert werden würden, natürlich unterrichtet worden und er hatte in Auftrag gegeben, so vorsichtig wie möglich den Brief an Mrs. Baltimore zu öffnen. Die Übervorsicht der Mitarbeiter brachte nach erst zweieinhalb Stunden ein Glückwunschschreiben zum Vorschein, woraufhin besonders Arthur stutzte. Es war nichts anderes als eine Gratulation zum Geburtstag, der ohne irgendeinen Zauber wie „Zwischen den Zeilen“ versehen war, mit dem man eigentliche Nachrichten magisch per Anagramm verstecken konnte.

Arthur seufzte, bevor er den Angestellten auftrug: „Gut, schickt den Brief ab. Es ist zwar seltsam, aber verstößt gegen keine Regeln.“ Die ungewöhnliche Post an Mrs. Baltimore wurde hausintern weitergeleitet und pünktlich um neun Uhr mit der anderen Post in ihr Büro geliefert.

Die ersten Briefe, die Rosalind geöffnet hatte, beinhalteten leicht verfrühte Geburtstagsgrüße, denn erst morgen würde sie ein Jahr älter werden. Aus aller Welt gratulierte man ihr zum neuen Lebensjahr. Auch ein Brief von ihrem Sohn war dabei, der ihr aus einem Zauberei-Internat aus der Schweiz geschrieben hatte. Es war seine Entscheidung gewesen, in einem anderen Land zur Schule gehen zu wollen und weder Rosalind noch ihr Ehemann konnten ihm diesen Wunsch abschlagen. Der Junge hatte schon sehr früh sein sprachliches Talent gezeigt und sein Wunsch, später in der Abteilung für die internationale Zusammenarbeit Fuß fassen zu wollen, machte den Aufenthalt im Ausland sinnvoll.

Mit einem sanften Lächeln las Rosalind über die neusten Abenteuer ihres Jungen, Barry, der bereits viele Freunde gefunden hatte, obwohl er erst zweieinhalb Monate dort war. Nachdem Rosalind den nächsten Brief in die Hand genommen und den Absender gelesen hatte, verblasste das gleiche, sanfte Lächeln wie in Zeitlupe. Der Name „Lucius Malfoy“ ließ ihr Herz einen Schlag aussetzen und mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend fragte sie sich, was Lucius Malfoy wohl von ihr wollen könnte. Da sie kurz zuvor den Brief von Barry gelesen hatte, erinnerte sie sich an die einzige Verbindung, die sie mit diesem Mann hatte. Ihr Herz schlug schneller, als sie an den Tag der Weihnachtsfeier vom Ministerium dachte. Sie hatte ihrem Liebhaber gestanden, ein Kind von ihm zu erwarten und der hatte sich nach einer kleinen Auseinandersetzung auf dem Balkon aus dem Staub gemacht. Er hatte sie weinend zurückgelassen und wenige Sekunden später war Lucius Malfoy aus einer dunklen Nische aufgetaucht. Ihr war sofort klar gewesen, dass er alles gehört haben musste. Seine Zweideutigkeiten festigten ihre böse Vorahnung, denn er machte es sehr deutlich, über ihren anderen Umstand und über den Liebhaber Bescheid zu wissen. Um nichts in der Welt wollte sie ihrem Ehemann vor den Kopf treten, nur weil sie ein einziges Mal in ihrem Leben schwach geworden war. Sie hatte nach diesem „Zwischenfall“ Lucius Malfoy immer nett behandelt und er hatte im Gegenzug seinen Mund gehalten und ihn auch kaum geöffnet, außer einmal, als er ihr und ihrem Gatten neun Monate später zur Geburt eines gesunden Jungen seine Glückwünsche ausgesprochen hatte. Auf einer kleinen Gesellschaft, zu der ihr Mann sie dazu überredet hatte, den „netten Mr. Malfoy“ einzuladen, hatte Malfoy den Jungen in seiner Wiege begutachtet und mit einem Lächeln zu ihr und ihrem Mann gesagt „Wie ich sehe, kommt der Junge ganz nach dem Vater!“. Bei verschiedenen Gelegenheiten hatte er sie immer daran erinnert, dass er ihr Geheimnis kannte und daher war Rosalind sich jetzt, nach Erhalt seiner Glückwünsche, über eines im Klaren, denn er hatte ihr nur geschrieben, weil er etwas von ihr wollte.

Im gleichen Moment, als Rosalind die Augen schloss und sich wegen der bevorstehenden Unannehmlichkeiten eine Hand auf die Stirn legte, suchte Kingsley in einem anderen Stockwerk des Ministeriums den Auroren Dawlish auf, der an seinem Schreibtisch saß und einer magischen Feder diktierte.

„Guten Morgen, Dawlish“, sagte Kingsley mit einem Klang in der Stimme, der andeutete, dass etwas im Argen lag, weswegen Dawlish die Augenbrauen zusammenzog.
„Shacklebolt“, grüßte Dawlish etwas skeptisch und mit einem Kopfnicken zurück.
„Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie im Mungos waren“, brachte er das Thema gleich auf den Punkt.
Die zusammengezogenen Augenbrauen wanderten zum stoppeligen Haaransatz, bevor Dawlish antwortete: „Ja, war ich und wenn Sie noch zehn Minuten warten, können Sie gleich meinen Bericht haben.“
„Erklären Sie mir vielleicht auch im Vorfeld, was Sie von Mr. Malfoys Zimmergenossen wollten?“
„Wenn Sie es nicht abwarten können?“, nörgelte Dawlish. Weil Kingsley den Kopf geschüttelt hatte, erklärte Dawlish: „Ich hatte nachts eine Eingebung, die ich sofort geprüft sehen wollte. Ich hatte plötzlich die Ahnung, dass der junge Mann ein Todesser sein könnte.“
„Und?“, fragte Kingsley, der zwar wusste, dass es sich tatsächlich um einen Todesser handelte, aber laut Arthur musste das zunächst niemand wissen.
Dawlish stöhnte genervt, bevor er sagte: „Da Sie ja meinen Bericht nicht abwarten können: Ich habe den Mann überprüft. Ein Todesser ist er nicht, aber laut der Krankenakte bin ich davon überzeugt, dass er ein Opfer der Muggel-Radikalen ist.“ Diesmal war es Kingsley, der erstaunt die Augenbrauen hob, jedoch nur, weil Dawlish in diesem einen Punkt daneben lag. Grinsend fügte Dawlish an: „Ja ja, ich habe mir wirklich Mühe gegeben; im Vergleich zu anderen Mitarbeiten. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass der junge Mann von ’unseren Hexenjägern’ gequält worden war. Einige Punkte in der Krankenakte sind eindeutige Hinweise. Ich meine, wer benutzt heutzutage noch Daumenschrauben? Die Quetschungen sprechen für sich. Auch andere Wunden kann ich bestimmten Folterinstrumenten zuschreiben, aber alles mündlich zu schildern würde zu viel Zeit beanspruchen. Wenn Sie also bitte meinen Bericht abwarten würden, Shacklebolt? Ich werde dem Minister übrigens empfehlen, bei dem jungen Mann einem Antrag auf Legilimentik zuzustimmen. Es wird sicherlich einen Heiler geben, der keinen Schaden davontragen würde. Wir könnten somit immerhin Informationen über Hopkins erhalten.“ Dawlish grinste überlegen, weil er davon ausging, sich mit seinem Bericht beim Minister lieb Kind machen zu können.
„Gut, dann warte ich den Bericht ab. Ich werde ihn unverzüglich an den Minister weiterleiten“, sagte Kingsley, bevor er sich verabschiedete.

In just diesem Moment hatte eine Ministeriumseule Narzissa einen Brief von ihrem Gatten gebracht, so dass ihr heutiger Tag bereits einen wunderschönen Beginn erleben durfte, weil sie sich gern von seinen Worten umschmeicheln ließ, die zwar die von früher gewohnte, galante Handschrift missen ließen, jedoch nicht weniger rührend waren. In den letzten Briefen, die eine Schwester oder eine verzauberte Schreibfeder geschrieben haben mussten, hatte Lucius ihr geschildert, dass er schon wieder Schatten und Grautöne wahrnehmen könnte und man bereits mit Spendermaterial sein Augenlicht zurückzuholen versuchte. Von Tag zu Tag würde er besser sehen können, auch wenn es nur Kleinigkeiten wären, an denen er den Fortschritt festmachen konnte.

Narzissa fiel ein Stein vom Herzen und sie sehnte sich nach ihrem Mann, so dass sie ihm die am Briefende genannte Bitte erfüllen wollte, beigelegtes Pergament an Mrs. Rosalind Baltimore weiterzusenden. Ohne den anderen Brief auch nur zu entfalten steckte sie ihn in einen Umschlag und versah ihn mit der Adresse von Mrs. Baltimore. Ihr nächster Weg führte sie zur Eulerei, um mit einer der schuleigenen Posteulen den Brief ihres Liebsten weiterzuleiten.

Nachdem sie von der Eulerei zurückgekommen war und sich gerade das Frühstück von einer netten Hauselfe bringen ließ, klopfte es. Narzissa öffnete die Tür und sagte freudestrahlend: „Albus, wie schön, Sie zu sehen. Möchten Sie vielleicht mit mir das Frühstück einnehmen?“
Albus lächelte milde, lehnte jedoch dankend ab, bevor er mit leicht besorgter Stimme sagte: „Ihnen auch einen guten Morgen, meine Liebe. Ich bin hier, weil jemand unbedingt mit Ihnen reden möchte und…“

Bevor er zu Ende sprechen konnte, drängte sich eine schlanke, schwarzhaarige Frau an ihn vorbei. Narzissas erster Blick fiel auf die vielen, ungeöffneten Briefe, die diese Frau in ihrer Hand hielt, aber dann, als sie die Stimme vernahm, wusste sie, um wen es sich bei der Dame handelte.

„Ich möchte nicht, dass du mich überallhin mit deinen Eulen verfolgst. Ich will nicht, dass du mir Briefe schickst!“, sagte die Frau mit einem angriffslustigen Unterton in der Stimme.
Weder von dem, was sie gesagt hatte noch von dem Tonfall hatte Narzissa sich verschrecken lassen, denn sie war von dem Anblick, der sich ihr bot, ganz verzückt, so dass sie verträumt lächelnd sagte: „Oh, Andromeda, wie lange ist es her?“ Narzissa konnte ihr Glück kaum fassen und sie legte die Finger ihrer rechten Hand wegen der fröhlichen Überraschung auf ihre lächelnden Lippen, bevor sie bat: „Komm doch bitte herein. Das Frühstück ist gerade gebracht worden!“

Narzissa wartete nicht auf eine Antwort, sondern sie ging hinüber zu der Elfe und bedankte sich bei ihr, wie sie es immer tat, seit sie in Hogwarts beheimatet war. Andromeda traute ihren Augen kaum, als sie dem freundlichen Umgang ihrer Schwester mit einer Hauselfe beiwohnen durfte. Von dieser Situation völlig perplex starrte sie ins Wohnzimmer, bis Albus sagte: „Meine liebe Mrs. Tonks, wie wäre es, wenn Sie eintreten würden und Ihrer Schwester ein wenig Gesellschaft leisten? Ich muss mich leider verabschieden.“ Albus schob Andromeda ins Wohnzimmer hinein und schloss die Tür. In diesem Moment war die Hauselfe zurück in die Küche appariert und die beiden Schwestern waren allein. Narzissa lächelte bis über beide Ohren, als sie erneut ihre Schwester erblickte. Vor lauter Freude schlug sie einmal ihre Hände vor dem Oberkörper zusammen, bevor sie auf Andromeda zustürmte und, ohne dass diese es verhindern konnte, sie umarmte.

„Ich habe so sehr gehofft, dass du zumindest einen meinen Briefe öffnen und verstehen würdest“, schluchzte Narzissa vor lauter Wiedersehensfreude, als sie Andromeda fest umarmte.
Endlich wieder bei Sinnen drückte Andromeda ihre jüngere Schwester von sich weg. Sie gab sich viel Mühe, ihre eigene Miene gefühlskalt zu belassen, aber eines hinderte sie daran und sie sprach es unverblümt, wenn auch irritiert, an: „Du freust dich wirklich, mich zu sehen?“
„Aber natürlich freue ich mich! Es ist so lange her“, sagte Narzissa schwärmend. „Deine Tochter ist wirklich bildhübsch, meine Liebe.“

Andromeda konnte nichts erwidern. Eigentlich war sie hergekommen, um ihrer Schwester ein für allemal zu sagen, dass jede weitere Eule an sie reine Zeitverschwendung sein würde, weil sie mit ihr nichts zu tun haben wollte und jetzt fand sie ebenjene Schwester vor, die sie früher ersehnt hatte, als man sie wegen ihrer Verlobung mit Ted erst mit bösen Worten beschimpft und man sie kurz vor der Hochzeit aus der Familienbande ausgeschlossen hatte. Bis heute ließen die Erinnerungen an die Hochzeit nicht nur die Wut darüber in ihr aufkommen, dass ihre Familie sie enterbt und vor die Tür gesetzt hatte, sondern auch der viele Kummer machte sich in ihrem Herzen breit, den ihr dieser Zustand bereitet hatte. Immer wieder hatte sie sich fragen müssen, wie es wohl gewesen wäre, hätte man sie zumindest toleriert, wenn man ihre Entscheidung, einen Muggelstämmigen zu ehelichen, schon nicht hatte respektieren wollen. Von einem Tag auf den anderen hatte sie plötzlich keine Familie mehr gehabt und das war ein Verlust, der nicht nach drei, vier Monaten wieder vergessen gewesen wäre. Nein, dieser Schmerz hatte sie ihr Leben lang begleitet und ihren neuen Weg immer wieder verdunkelt. Wie sehr hatte sie sich für Nymphadora Tanten und Großeltern gewünscht, doch die hatten nichts von Andromedas Nachwuchs wissen wollen.

Jetzt, wo sie ihrer jüngeren Schwester, die wie ausgewechselt schien, gegenüberstand und allein der Anblick an das so lang Vermisste appellierte, da war Andromeda hin- und hergerissen zwischen dem Gefühl der Gutherzigkeit, welches sie dazu anhalten wollte, Nachsicht mit ihrer jüngeren Schwester zu haben und dem Gefühl der verspäteten Rache, welches sie dazu animieren wollte, Narzissa all die Boshaftigkeiten an den Kopf zu werfen, die sich im Laufe ihres Lebens in ihr angestaut hatten. Jetzt und hier könnte sie ein für allemal einen Schlussstrich ziehen und ihre Schwester für immer verlassen oder aber mit einer freundlichen Annäherung einen Neuanfang wagen. Wie sehr hatte sie all die Jahre besonders um ihre Schwestern geweint und gehofft, dass sich alles nochmal dem Guten zuwenden könnte. Eine Hoffnung; eine Chance. Andromedas Herz wollte gewinnen.

„Warum hast du mich eingeladen, Narzissa?“, musste Andromeda unbedingt wissen, um ihre Entscheidung fällen zu können, nun zu gehen oder zu bleiben.
„Ich wollte dich sehen“, antwortete Narzissa sehr überzeugend, denn die gleiche Wehmut, die sie selbst übermannt hatte, hatte sich in der Stimme ihrer jüngeren Schwester hörbar niedergeschlagen. Sie bemerkte, wie Narzissas Freude verblasste, bevor sie ehrlich zugab: „Weißt du, meine Erinnerungen trügen mich manchmal. Ich denke oft an unsere Kindheit und wie viel Spaß wir alle gehabt hatten. Ich meine dich und Bella und auch Sirius. Was haben wir manchmal angestellt…“ In Erinnerungen schwelgend schüttelte Narzissa den Kopf, ganz so, als würde sie gerade an einen Streich von dem Lausbub Sirius denken müssen. Narzissa schluckte und lächelte wieder, als sie beschämt zu erklären versuchte: „Ich weiß, dass ich dir anders vorkommen muss. Ich bin für alle anders, als sie mich in Erinnerung haben. Mein Sohn, du kennst ihn leider noch nicht, hat mich kaum wiedererkannt. Neulich sagte er, er würde es nicht bedauern, wenn mein Verstand so verdreht bliebe.“ Narzissa lachte fröhlich auf, bevor sie gleich darauf schilderte: „Er hat mich angesehen und ganz ernst gesagt, dass diese Wesensart, die ich jetzt an den Tag lege, wahrscheinlich schon immer ein Teil von mir gewesen war, der sich jetzt einfach in den Vordergrund gedrängt hat.“ Narzissa suchte Blickkontakt zu Andromeda und als sie sich in die Augen sahen, fragte sie ihre ältere Schwester: „Verstehst du, was ich meine?“

Von Gefühlen übermannt ließ sich Andromeda auf einem Sessel nieder und versuchte, das eben Gehörte zu verstehen. Narzissa schenkte ihr derweil eine Tasse Kaffee ein, bis Andromeda endlich ihre Stimme wieder gefunden hatte. Verstört erklärte sie: „Ich habe mich über deine Briefe gewundert. Du hättest mir nie geschrieben.“
Narzissa nickte verständnisvoll. „Draco hat gesagt, ich soll damit aufhören, aber ich wollte dich so sehr sehen. Ich weiß nicht, was zwischen uns vorgefallen sein kann, dass du mich nicht besuchen wolltest“, sagte Narzissa so leise, dass das Ticken der Standuhr im Zimmer um einiges lauter war.
Andromeda schnaufte erbost, doch gleich darauf zitterten ihre Lippen, als sie ihre Tränen zurückhalten wollte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Narzissa nichts mehr von früher wissen wollte. Andromeda forderte Antworten. „Warum ist das so? Warum bist du so anders?“
Starr auf ihre Tasse blickend rief sich Narzissa ihre Erinnerungen ins Gedächtnis zurück und sagte: „Ich war so lange allein, Andromeda. Es war ein schreckliches Gefühl, tagein, tagaus mit niemandem reden zu können. Kein Gelächter zu hören oder auch nur ein Flüstern.“ Ihre Stimme selbst war zu dem Flüstern geworden, welches sie damals in ihrem unter Fidelius stehendem Versteck so vermisst hatte. „Ich habe mir irgendeine menschliche Stimme herbeigesehnt und die habe ich plötzlich vernehmen können und zwar in meinen Erinnerungen. So rief ich mir alles Mögliche ins Gedächtnis zurück, nur um all diese Stimmen hören zu können, damit ich der Einsamkeit entkommen konnte. Weiß du, was ich als Erstes gehört habe?“ Narzissa blickte Andromeda an und gab lächelnd preis: „Ich habe ein Kinderlachen in meinem Kopf gehört und ich habe mich sofort erinnert; an dich erinnert. Ich habe jeden Moment abgespielt, an den ich mich bewusst erinnern konnte, aber das war bald nicht mehr genug. Ich weiß es nicht genau, aber ich vermute, dass ich an jene Erinnerungen herankommen wollte, die sich vor mir tief verborgen in meinem Unterbewusstsein befinden mussten.“ Narzissa schüttelte den Kopf, bevor sie mit zittriger Stimme schilderte: „Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen, Andromeda, aber ich befürchte, ich bin selbst der Grund für mein verändertes Wesen, denn ich habe einen Weg gefunden, ganz bewusst die Schubladen in meinem Kopf zu öffnen, die man höchstens mit Hypnose oder fortgeschrittener Legilimentik erreichen könnte. Ich habe all diese Kindheitserinnerungen befreit und jetzt schwirren sie in meinem Kopf umher, als hätte ich sie niemals so tief vergraben, doch dafür ist der Platz in den Schubladen mit anderen Erinnerungen gefüllt worden; mit all den Erinnerungen an die Dinge, die in meiner neuen Welt keinen Platz gefunden hatten.“

Andromeda wollte verstehen. Sie hörte aufmerksam zu und unterbrach kein einziges Mal, als ihre Schwester erzählte: „Eines Tages hat mich mein Junge besucht und er hatte einen Freund mitgebracht, was er sonst nie getan hatte. In diesem Moment begann meine Welt plötzlich zu schwanken. Ich war völlig irritiert davon, dass jemand mit mir gesprochen hatte, ohne dass ich in Gedanken war und erst mit der Zeit – nach einigen Tagen – war mir klar geworden, dass ich mich wieder in der wirklichen Welt befinden musste, aber ich wusste leider nicht mehr, wie diese wirkliche Welt gewesen war. Ich weiß es bis heute nicht genau.“

Dass ihre jüngere Schwester von Kindheit an ein Naturtalent in Legilimentik gewesen war, hatte Andromeda nicht vergessen. Doch dass es möglich sein konnte, auf diese Weise den eigenen Geist zu betreten und zu verändern, damit hätte sie niemals gerechnet.

„Dein Sohn und ein Freund haben dich gefunden? Wer war der Freund?“, wollte Andromeda wissen.
„Oh, er ist ein netter junger Mann, Andromeda. Du würdest ihn mögen. Er heißt Harry Potter und ist hier Lehrer“, sagte Narzissa, ohne ihr Lächeln zu verlieren.
„Harry Potter?“, wiederholte Andromeda stutzend.
„Ja, er besucht mich ab und an und manchmal leihen wir uns gegenseitig Bücher aus. Er mag Märchen genauso gern wie ich!“, versicherte Narzissa mit einem Kopfnicken.
Nach einem Schluck Kaffee, den sie am liebsten mit einem Schuss Rum zu sich genommen hätte, sagte Andromeda: „Märchen waren schon immer dein Steckenpferd. Hast sogar mir immer welche vorgelesen, obwohl ich älter bin als du.“ Nach einer kurzen Pause sagte sie ehrlich: „Ich wollte dir heute eigentlich ins Gesicht sagen, dass du mir gestohlen bleiben kannst, Narzissa. Ich habe sogar ein Geschenk für dich dabei, welches meine Ernsthaftigkeit untermauern sollte, denn du mit deiner Vorliebe für Märchen hättest es nicht falsch verstehen können.“
„Ein Geschenk?“, fragte Narzissa vorsichtig, denn sie hatte durchaus verstanden, was ihre Schwester ihr eben verdeutlicht hatte.
„Ein Geschenk, dass ich dir nicht mehr geben möchte, denn du hast es nicht verdient. Schicksalsschläge bringen meist schmerzhafte Momente mit sich, ob nun körperlich oder geistig, aber dein Schicksal, Narzissa – und dafür solltest du dankbar sein – hat es gut mit dir gemeint!“, sagte Andromeda mit solcher Ernsthaftigkeit in der Stimme, dass es Narzissa kalt den Rücken hinunterlief. „Lass uns zusammen frühstücken“, fügte ihre ältere Schwester hinzu, doch Narzissa blickte sie mit großen, blauen Augen an.
Mit zittriger Stimme, in der Angst, aber auch Bestimmtheit mitschwang, bat Narzissa: „Überreichst du mir das Geschenk bitte, damit ich verstehe, weswegen du mir vergibst?“
„Nein, das würde nur einen Schatten auf den heutigen Tag werfen. Ich…“
Doch ihre Schwester flehte: „Bitte! Ich möchte wissen, wie du mir meine Fehler verständlich gemacht hättest, wenn nicht dein gütiges Herz dich heute anders hätte entscheiden lassen.“
Für einen Moment zögerte Andromeda, doch sie gab nach und zog ein viereckiges, in Geschenkpapier eingewickeltes Päckchen aus ihrer schmalen Handtasche und hielt es Narzissa entgegen. „Denk dran, dass das nur die Alternative war, Narzissa.“

Narzissa nickte ihrer Schwester zu und öffnete mit zittrigen Fingern die kleine Schleife, bevor sie das Papier entfernte. Zum Vorschein kam ein Muggelbuch, welches Narzissa wie versteinert anblickte, doch dann kamen ihr die Tränen, ohne dass sie etwas dagegen unternehmen konnte. Sie hatte die Botschaft verstanden, denn ihre Schwester hatte ihr ein Märchenbuch geschenkt, in welchem eine blonde und eine dunkelhaarige Schwester die Hauptfiguren waren. Narzissa schlug die erste Seite auf und las leise vor:

„Es waren einmal zwei Mädchen, die waren Schwestern und beide wunderschön anzusehen. Die eine Schwester hatte schwarze Haare und schöne blaue Augen wie das Meer.“ Narzissa blickte auf und schaute ihrer Schwester in die Augen, die der eben vorgelesenen Beschreibung entsprachen. Mit dem Wissen um den Inhalt des Märchens las Narzissa mit bebender Stimme weiter: „Die andere aber hatte Haare wie aus Gold und war von elfenhafter Gestalt. Die eine Schwester war immer gut zu den Menschen, half den Armen und den Schwachen.“ Narzissa schluchzte und die Tränen liefen ihr an den hellen Wangen hinunter, doch den letzten Satz der Einleitung trug sie mit gequältem Gesicht noch vor, denn der betraf sie selbst. „Die zweite Schwester jedoch war schwarz von Herzen und besaß Hexenkräfte und war schlecht zu ihrer Schwester wo sie nur konnte.“

Sie hielt sich eine zitternde Hand vor das Gesicht und weinte ungehemmt, bevor sie stockend herausbringen konnte: „Das ist ein so wunderschönes Märchen, wenn man nicht die Blonde ist.“

Als die Schwestern Narzissa und Andromeda verborgen vor den Augen der Welt ihre Zuneigung zueinander wieder gefunden hatten, suchte ein paar Türen weiter jemand ganz anderes das Wohlwollen einer jungen Dame. Nach dem Frühstück hatte Hermine es sich halb liegend, halb sitzend auf ihrer Couch gemütlich gemacht und sie las in „Flüche und Zaubertränke – Leitfaden für die höhere Magie“, welches ihr Severus ans Herz gelegt hatte, doch der Kniesel tapste immer wieder auf das Buch und hinderte sie am Umblättern.

„Ich muss das lesen, Kniesel!“, sagte sie mit netter Stimme. Erschrocken bemerkte sie für sich selbst: „Nein, ich habe dich eben ’Kniesel’ genannt. Keine Angst, das ist nicht dein Name. Für dich suche ich einen schönen aus!“ Die tätschelte das Tier am Kopf, welches die körperliche Zuwendung als Erlaubnis dafür deutete, sich auf den Bauch des Frauchens legen zu dürfen. Hermine seufzte, legte jedoch das Buch auf den Tisch und nahm sich einen Moment Zeit für das Tier.

Sie kraulte es mit beiden Händen und knetete die Ohren, während sie sagte: „Du hast einen schönen Namen verdient und keinen praktischen, aber mir fällt einfach keiner ein, mein Kleiner. Ich bin kein Künstler, dem mit Leichtigkeit ein so schöner Name wie ’Krummbein’ einfallen würde.“ Der Kniesel stöhnte einmal verschlafen auf, weshalb Hermine sagte: „Hast Recht, ’Krummbein’ war kein wirklich schöner Name, aber er hieß schon zwölf Jahre lang so und er hat auf den Namen gehört. Auf was würdest du denn hören?“ Der Kniesel gähnte, doch Hermine schlug davon unbeirrt vor: „Lass uns mal nachdenken…“ Sie versuchte auf die Namen der Tiere ihrer damaligen Schulkameraden zu kommen. „Wie wär’s mit Trevor? Männlich bist du ja.“ Der Kniesel fuhr die Krallen aus, wie er es immer tat, wenn er sich streckte, doch Hermine tat so, als hätte ihm der Name missfallen, so dass sie aus Spaß versuchte, ihn zu beschwichtigen: „Nein, keine Angst. Wir machen das so: Wenn ein Name dir gut gefällt, dann schnurrst du ganz laut und wenn nicht, dann eben nicht.“ Sie überlegte, während sie die weichen Wangen des Kniesels streichelte und sagte eher zu sich: „Hedwig ist blöd, denn du bist ja ein Männchen. Wie wär’s mit Severus?“ Sie lachte auf. „Ich kann mir jetzt schon vorstellen, was der dazu sagen würde. So etwas wie ’Es erfreut mich nicht, meinen Namen nicht nur mit einem römischen Kaiser teilen zu müssen, sondern jetzt noch mit einem haarigen Tier. Glauben Sie etwa ernsthaft, ich würde Ihre Namenswahl entzückend finden?’.“

Wieder seufzte Hermine. Sie war nicht gut darin, sich Namen für ein Tier auszusuchen, weil sie sich nie entscheiden konnte. Am besten wäre ein spontaner Einfall, doch sie war eine von denen, die stundenlang darüber grübeln mussten, um einen Namen mit einer passenden Bedeutung zu finden, der dann auch ausgefallen klingen durfte, sofern das, was hinter etwas so einfachem wie ein Name verborgen lag, seinen höchst bezeichnenden Hintersinn nicht verlieren würde. Sie spielte lateinische Begriffe durch, die das Fell des Kniesels oder die weißen Pfötchen beschreiben könnten. So war Caligula, was eigentlich „Soldatenstiefel“ bedeutete, zwar ein netter Name, aber er stand für einen schrecklichen Mann, also fiel der leider schon einmal weg. „Peronatos“ für „gestiefelt“ wäre nett, aber jeder würde fragen, warum sie dem Tier so einen seltsamen Namen gegeben hätte. „Albus“, was „weiß“ bedeutete, war nicht wirklich originell. Ihre Gedanken wanderten wieder zu Severus. „Severus“: „streng“, „ernst“. Er machte seinem Namen alle Ehre, dachte sie. Die lateinischen Worte für „lustig“, „spaßig“ oder „witzig“, wie der Kniesel auch charakterlich war, kamen wegen ihres unschönen Klanges nicht in Frage.

Ihre Hände strichen vom Kopf hinunter durch das lange, dichte Fell des Kniesels und da sagte sie Respekt zollend: „Du hast so wunderschönes Fell!“ Plötzlich schnurrte der Kniesel laut, aber weniger wegen des Wortes „Fell“; es waren Hermines gespreizten Finger, die durch dieses hindurchglitten. „Fell?“, fragte Hermine und wiederholte ihre Streichelbewegung, was den Kniesel erneut zum Schnurren brachte. „Irgendwas mit ’Fell’ also… Da gibt es leider nicht viel. ’Fellare’ bedeutet ’schlecken’ und auch wenn du das tust, wenn ich dir mal einen Schluck Milch gebe, würde der Name einfach nicht passen. Hier wünschte ich wieder, wie ein Künstler denken zu können; wie ein Schriftsteller oder ein Filmemacher. Wen gibt es denn da so? Vielleicht passt ja der Name eines Künstlers zu dir?“ Sie nannte vier, fünf Namen von Schriftstellern und Filmemachern und am Ende ihrer Aufzählung sagte sie: „Federico Fellini.“ Hermine stutzte, bevor sie einen Geistesblitz hatte und von sich selbst überrascht sagte: „Benennen wir dich nach einem von Italiens wichtigsten Filmemachern? Immerhin kommt das Wort ’Fell’ in dem Namen vor und außerdem hört es sich süß an; für dich natürlich.“ Sie grinste zufrieden, denn weil sie dem Kater unentwegt das lange Fell streichelte, hörte sich das Schnurren wie die endgültige Zustimmung an. „Fellini also! Konnte ich doch mal einigermaßen spontan entscheiden.“ Hermine lächelte, bevor sie den Kniesel drückte. „Aber jetzt lass mich weiter lesen. Die Hälfte muss ich heute schaffen“, sagte sie und bewegte sich, so dass der Kater wieder aufstand. „Kannst dich auf meine Unterschenkel legen, Fellini“, fügte sie hinzu und sie staunte, als der Kniesel ihr gehorchte und sich auf die Schienbeine legte, damit sie das Buch in Ruhe lesen konnte.

Laut las sie weiter, damit sie den Stoff besser behalten würde: „Nach einem vorangegangenen ’Retinere-Spruch’ (’zurückhalten’, ’anhalten’) kann ein überlegt angewandter ’Inceptor-Spruch’ (’der etwas beginnt’) die Wirkung eines bereits eingenommenen Trankes zeitverzögert aktivieren, was jedoch nicht bei allen Tränken Anwendung finden kann. Versuche mit dem Vielsafttrank haben hingegen gezeigt, dass sich die anhaltende Wirkung eines Trankes auch erfolgreich verlangsamen lässt. So konnte beispielsweise mit einem verlangsamenden ’Tardesco-Spruch’ die Verwandlung durch den Vielsafttrank von einer Stunde auf ganze drei Stunden ausgedehnt werden. Zu beiden Beispielen finden Sie im Anhang eine Liste mit möglichen Zaubersprüchen und deren genaue Handhabe für die verschiedenen Zaubertränke.“

Sie schlug das Buch zu und flüsterte in den Raum hinein: „Ist selbst mir etwas zu trocken, aber interessant. Irgendwann steht da bestimmt mal ein Trank von mir drin.“

Hermine ließ ihre Gedanken schweifen. Am 24. Oktober dieses Jahres würde Ginny nach acht Wochen Zwangsschutz den Krankenflügel verlassen dürfen. So lang war das gar nicht mehr. War es übernächste Woche oder sogar schon nächste? Hermine freute sich darauf, ihre beste Freundin endlich wiedersehen zu können, doch ihr wurde jetzt schon ein wenig schwer ums Herz, wenn sie an Ginnys Sohn dachte. Es konnte auch Neid sein, denn Hermine war trotz ihrer angestrebten Karriere als Zaubertränkemeisterin einer Familie mit Nachwuchs niemals abgeneigt gewesen; nur bei Ron hatte sie ein schlechtes Gefühl gehabt. Auch, wenn sie selbst Kinder haben wollte, so hatte ihr Instinkt sich stets dagegen gewehrt, sie mit Ron haben zu wollen, was letztendlich auch besser gewesen war. Wahrscheinlich würde sie aber bis in alle Ewigkeit die alleinstehende, kinderlose, aber kluge Tante bleiben, die sich mit dem Nachwuchs ihrer Freunde umgeben musste, um überhaupt Kinder in ihrer Nähe haben zu können. Sie schalt sich selbst, dass sie mit erst vierundzwanzig Jahren einen Anflug von Torschlusspanik verspürte; die dürfte erst einsetzen, wenn es wirklich brenzlig werden würde. In der Muggelwelt waren Frauen um die vierzig Jahre noch immer im gebärfähigen Alter, was Hermine ja noch reichlich Zeit gab und sie fragte sich, wie lange eigentlich langlebige Hexen Kinder bekommen konnten. Diese Frage ließ sie nicht mehr los, so dass sie neugierig in ihren Büchern blätterte, um eine Antwort zu finden.

Im gleichen Moment blätterte Susan in ihrem Büro nicht in einem Buch, sondern in Akten, als plötzlich ihre Vorzimmerdame hineingestürmt kam. „Miss Bones, um Himmels Willen! Sie glauben nicht, was ich eben erfahren habe. Sie haben mich doch beauftragt, nach dem Beschwerdebrief von Miss Adair zu suchen. Mrs. Barmy-Bedlam hat gerade eben zugegeben, dass sie den Brief von Anne Adair an sich gerissen hatte. Sie wollte die Sache vertuschen und hat vor wenigen Minuten zwei Vergissmich zu der armen Frau geschickt!“, schilderte Mrs. Dainty völlig außer Atem, während sie Susan ein Stück Pergament mit Annes Adresse reichte.
„Das kann nicht wahr sein!“, sagte Susan aufgebracht. An Mrs. Dainty gewandt befahl sie: „Sagen Sie der Sicherheit, dass Mrs. Barmy-Bedlam festgenommen werden soll. Ich kümmere mich darum, dass ein paar Auroren den Auftrag vereiteln! Los, machen Sie schon!“

Mrs. Dainty stürmte aus Susans Büro hinaus und Susan hinterher, doch sie rannte in den zweiten Stock, bis sie am Ende des Ganges die Tür zu Shacklebolts Büro aufstieß. Kingsley sprach gerade mit Arthur, so dass Susan erleichtert war, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können.

Aufgebracht erklärte Susan: „Gut, dass Sie beide hier sind. Kingsley, Sie müssen mit ein paar Leuten auf der Stelle zu Miss Anne Adair eilen, sonst löschen die Vergissmich ihr Gedächtnis.“
Arthur fragte: „Aber wie…“
„Bitte, wir müssen einmal im Leben unbürokratisch handeln, denn sonst wird es zu spät sein, Arthur!“ Sie drückte Kingsley ein Stück Pergament in die Hand und sagte: „Hier, Kingsley, das ist die Adresse und jetzt los!“ Nach einem zustimmenden Nicken von Arthur war Kingsley in Windeseile auf und davon.

„Susan, erklären Sie mir…“
Wieder unterbrach Susan den Minister und sie erklärte, während sie sich über Kingsleys Kamin beugte: „Mrs. Barmy-Bedlam hat vor langer Zeit einen Fehler gemacht und damit das nicht ans Tageslicht kommen würde, möchte sie ihn komplett auslöschen, indem sie Miss Adairs Gedächtnis vollständig löschen lassen will. Wir können das nicht zulassen!“ Sie streute das Flohpulver in die Flammen und beugte sich in den Kamin, um eine bestimmte Person anzuflohen.

In ihrem Wohnzimmer hörte Hermine plötzlich Susans Stimme: „Hermine? Bitte sei da!“
„Ja, Moment“, sagte Hermine und erhob sich von der Couch.
„Hermine, du musst Harry und Black Bescheid geben, dass Miss Adair in Schwierigkeiten ist. Jemand hat ihr ungenehmigt Vergissmich auf den Hals gehetzt. Sag den beiden Bescheid!“, sagte Susan kurz und bündig.

Die Farbe hatte nicht einmal die Zeit dafür gefunden, aus Hermines Gesicht zu entweichen, weil sie bereits hinaus auf den Gang gelaufen war und nach oben ins Erdgeschoss hetzte, wo Harry wohnte und auch momentan unterrichtete.

Zuhause in Muggellondon saß Anne auf ihrem Sofa und sie hörte laut Musik über ihren Kopfhörer, doch irgendein Geräusch gehörte nicht zu den vertrauten Klängen, so dass sie die Kopfhörer abnahm und lauschte. Es klopfte an ihrer Tür und ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es zu spät für die Post und zu früh für den Paketlieferdienst war. Es musste einer von diesen Zeitungsdrückern, Versicherungsvertretern oder Sektenmitgliedern sein, der um diese Zeit etwas von ihr wollte. Ihr war zwar nicht nach Scherzen zumute, aber sie wollte zumindest eine kurze, verbale Abfuhr erteilen, weshalb sie zur Wohnungstür ging und sie öffnete.

Zwei gut gekleidete Herren standen vor ihrer Tür. Sie machten einen seriösen Eindruck, so dass Anne verdutzt fragte: „Sie wollen mir aber nichts verkaufen oder?“
Der Mann mit dem langen Gesicht und dem eckigen Kinn sagte leise und schmierig: „Nein, Miss Adair. Wir sind hier, um etwas zu nehmen!“


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Neue FF von Lily Potter
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Mike ist Engländer, ein sehr englischer Engländer. Jeden Tag trug er seine Anzugweste, was mir gut gefällt – man erlebt es heute kaum mehr, dass jemand Westen trägt. Er hat ein unglaubliches Charisma und flößt uns großen Respekt ein. Doch er verinnerlicht den britischen Humor total und kann sich bestens in die Internats-Teenager hineinversetzen.
Daniel Radcliffe über Mike Newell