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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Pablo

von Muggelchen

Das verpatzte Wochenende in Aberdeen vor zwei Wochen war Anfang Oktober längst vergessen. Severus saß in seinem offiziellen Büro, zu welchem auch Schüler Zutritt hatten, wenn sie es denn überhaupt wagen würden, mit ihm sprechen zu wollen. Gelangweilt ging er gerade das Heft von Meredith Beerbaum durch, denn er fand keinen einzigen Fehler. Hier und da hätte sie etwas ausführlicher werden können, dachte er, so dass er schon die Feder mit der roten Tinte ansetzte, um ihr genau das in einer Randbemerkung mitzuteilen, doch dann erinnerte er sich plötzlich an das Gespräch mit Hermine, die vor einige Zeit gesagt hatte, die ganze rote Tinte würde die Schüler nur verunsichern. Es könnte ihm völlig egal sein, doch es wäre einen Versuch wert, Hermines Theorie zu widerlegen. Miss Beerbaum bekam in seiner Klasse nie den Mund auf, denn sie schien sehr eingeschüchtert und Severus glaubte nicht, dass sich daran etwas ändern würde, wenn er schwarze Tinte benutzen würde. In Gedanken verweilte er einen Augenblick bei entsprechender Schülerin, die möglicherweise so viel Angst vor ihm hatte, dass sie nur nach Aufforderung eine Antwort gab, sich jedoch nie aus freien Stücken meldete.

Heute am Dienstag würde Lupin wegen des ersten Wolfsbanntranks des Monats vorbeikommen müssen. Severus stöhnte, als er an Lupin dachte. Es gefiel ihm nicht, dass sein ehemaliger Schulkamerad jetzt immer so nett zu ihm war.
’Wo war die Konsequenz des Hasses geblieben? Black hat sie doch auch nicht verloren’, dachte Severus.

Er hatte das Gefühl, Lupin hätte keine Angst mehr vor ihm.
’Warum sollte man auch jemanden zur Verlobungsfeier einladen, vor dem man Angst hat?’, fragte sich Severus still, als er seine Randbemerkungen schreiben wollte. Es war ihm danach, Hermines Vorschlag hier und jetzt umzusetzen, während er bereits die Feder wechselte, um mit einer einfachen Gänsefeder erstmalig in schwarz seine Randbemerkung für Miss Beerbaums Abhandlung zu machen und er schrieb: „Ich wünschte mehr Details in Bezug auf Ihre richtige Aussage, vorzugsweise Flubberwürmer nur in zerdrücktem und nicht geschnittenem Zustand dem Trank beizufügen. Solche Einzelheiten würden Ihnen in Zukunft, wenn auch nicht spezifisch von mir gefordert, mehr Punkte für Ihre Arbeit einbringen.“

In Gedanken war er jetzt jedoch nicht mehr bei Miss Beerbaums Abhandlung über den Erkältungstrank, den sie zwei Wochen lang im Unterricht durchgegangen waren, denn immer wieder dachte er an seinen ehemaligen Mitschüler. Lupin schien in Severus’ Augen von Mal zu Mal offener und netter zu werden und das war ein Widerspruch in sich. Severus fand einfach keinen Grund, warum Lupin ein Interesse daran haben sollte, ihn zuvorkommend zu behandeln. Noch immer war sich Severus nicht sicher, warum er von dem Werwolf wie selbstverständlich zu einer Feier eingeladen worden war, auf der man sich in der Regel ausschließlich mit Menschen umgeben wollte, die man respektierte. Ratlos schüttelte er den Kopf, denn er wollte gar keine Antworten auf diese Fragen haben; er wollte sich nicht mehr mit Lupin beschäftigen und ein Klopfen tat das Übrige, um seine Gedanken an seinen ehemaligen Mitschüler vollends zu verdrängen.

Als Severus die Tür geöffnet hatte, kamen seine soeben untergrabenen Fragen augenblicklich wieder in ihm auf, denn Lupin war eingetreten. Sein ehemalige Kollege blickte ihn an und fragte nach einem Moment unsicher: „Du hast doch mit mir gerechnet oder?“

Ein Nicken musste dem Gast als Antwort reichen, denn zu mehr war Severus momentan nicht fähig. Die Fragen, die er sich während seiner vorigen, stillen Selbstunterhaltung gestellt hatte, brannten ihm auf der Zunge und er wollte sie so gern stellen; wollte Remus fragen, warum man ihn zu der Verlobungsfeier eingeladen hatte und ob man nur von einem geplanten „Scherz“ mit ihm abgesehen hatte, weil Hermine seine Begleitung gewesen war. Er wollte wissen, warum Lupin ihm gegenüber immer so eine Freundlichkeit an den Tag legte und wo die gewohnheitsgemäße Verabscheuung geblieben war, die Black und er selbst noch immer penibel pflegten.

„Warum hatten Sie mich eigentlich zu Ihrer Verlobungsfeier eingeladen?“, fragte Severus steif und mit abweisender Körperhaltung, denn er hatte den Kopf hoch erhoben und die Arme vor der schmalen Brust verschränkt, um so auf Lupin herabsehen zu können.

Jeder, der Severus etwas besser kannte, wusste von dessen Fähigkeiten in Legilimentik, aber auch ohne diese Kenntnis hätte Remus ihm sowieso ehrlich geantwortet, auch wenn diese Antwort nur zögerlich kommen wollte, weil Remus erstens nicht mit dieser Frage gerechnet hatte und er sich zweitens seinem ehemaligen Schulkameraden gegenüber mit seiner aufrichtigen Antwort verletzlich machen würde.

„Ich musste immer wieder an früher denken. An die Schule…“, sagte Remus innehaltend, doch von Severus kam bisher kein verletzender Kommentar. So wurde Remus genauer, als er sagte: „Vor der Verlobungsfeier sind die Erinnerungen immer öfter in mir aufgekommen und es waren viele Dinge dabei, die mich“, Remus schluckte hörbar, „heute nur noch ungläubig mit dem Kopf schütteln lassen. Früher ist einiges vorgefallen, was mich heute sehr belastet.“
An seiner Stimme war zu hören, dass er es ernst gemeint hatte und auch sein Gesicht zeugte von solcher Offenherzigkeit, dass Severus nicht anders konnte als zu fragen: „Erwarten Sie etwa, dass ich eine Flasche ’Mitleid’ entkorke und mit Ihnen anstoße?“

Remus lachte auf, denn er hatte ganz fest mit einer boshaften Reaktion gerechnet und war nicht enttäuscht worden. Severus’ Handeln war für wenige Vertraute berechenbar, auch wenn der es mit Sicherheit abstreiten würde. Als Severus ihn böse anstarrte, sagte Remus beschwichtigend: „Ich lache nicht über dich, Severus. Ich lache, weil mir eben klar geworden ist, wie gut ich dich eigentlich kenne.“ Severus verdrehte die Augen, doch Remus war es, der nun etwas ernster sagte: „Und gerade weil ich dich kenne habe ich auch nie den Schritt gewagt um Entschuldigung zu bitten. Ich war davon überzeugt, dass du mich entweder rauswerfen oder mich mit deinem Sarkasmus gleich an Ort und Stelle auseinander nehmen würdest. Deine Worte können nämlich sehr schneidend sein und viel mehr Schaden anrichten als das Schwert von Godric Gryffindor.“ Remus lächelte zurückhaltend und blickte zu Boden, weil er jeden Moment mit dem Schwall an zerstörenden, verletzenden Worten rechnete, die er zu ertragen bereit war, doch die kamen nicht.

Als Remus aufblickte, schaute er in ein Gesicht, welches vor lauter Unglauben eingefroren zu sein schien. Severus war sprachlos, doch schnell erlangte er seinen klaren Verstand wieder und sagte mit leichtem Zynismus untermalt: „Warum glauben Sie, dass ich Sie hinauswerfen würde, wenn Sie schon den Mumm zeigen, nach über zwanzig Jahren endlich mal diesen Schritt zu wagen? Ich verspreche mir einen unterhaltsamen Moment, wenn ich Ihnen gestatten sollte, eine paar wohl formulierte Worte der Entschuldigung an mich zu richten, die Sie ohne Zweifel nur stotternd und mehr schlecht als recht herausbekommen würden. Also, Lupin, Sie haben die Erlaubnis mich zu unterhalten. Worauf warten Sie noch?“

Remus hatte sich schon oft überlegt, wie er an Severus herantreten könnte, um mit ihm über vergangene Zeiten zu sprechen, aber jetzt war der Moment völlig unverhofft eingetreten und seine teilweise im Kopf vorbereiteten Worte waren wie weggefegt. Zu lange wollte er Severus jedoch nicht warten lassen, weswegen er sagte: „Ich… Ich habe mir früher schon vorgeworfen, dass… dass ich nie dazwischen gegangen…“
„Sie stottern, Lupin. Reißen Sie sich zusammen! Mein Gehör hat heute keine Geduld für kleckerweise dargebrachte Rechtfertigungen“, meckerte Severus provozierend und Remus holte tief Luft. Er wollte sich nicht ein Leben lang selbst vorwerfen müssen, diesen Augenblick nicht beim Schopfe gepackt zu haben.
„Ich weiß, dass ich falsch gehandelt habe. Je älter ich geworden bin, desto mehr habe ich mir Gedanken über das gemacht, was früher geschehen ist. Was wir für dumme Scherze…“
„Oh ja, von diesen Scherzen haben Sie offensichtlich gelebt, nicht wahr? Sie waren schon so etwas wie die Luft zum Atmen. Wie Sie wissen, ging einer Ihrer Scherze so weit, dass ich beinahe mein Leben verloren hätte oder noch schlimmer“, Severus grinste ihn fies an, „zu einem Werwolf geworden wäre.“ Remus schluckte bei dieser Bemerkung, aber er wusste, dass Severus’ größte Waffe jene war, Menschen tief zu treffen, um seinen Selbstschutz aufrecht zu erhalten.
„Ich habe von dieser Sache nichts gewusst und auch James hat gerade noch rechtzeitig davon erfahren, um das Schlimmste verhindern zu können. Diesen Vorfall kannst du mir wirklich nicht vorwerfen, aber für alles andere stehe ich gerade, Severus!“

Verachtend schnaufte Severus, bevor er einige Schritte im Zimmer auf und ab ging. Plötzlich blieb er stehen, blickte seinen Gast an und forderte: „Nun, ich warte oder war das alles, was Sie vorzubringen haben?“
„Was erwartest du? Soll ich jede Einzelheit aufzählen und jeweils sagen, wie Leid es mir tut? Ich bin nicht stolz auf das, was ich früher getan habe, aber ich bin erwachsen geworden und sehe heute die Dinge anders als früher. Ich habe einen Haufen Mist gebaut und hätte ich eine Möglichkeit, das rückgängig zu machen…“
„Diese Möglichkeit gibt es jedoch nicht, Lupin!“, warf Severus grantig ein.
Remus seufzte erst, bevor er erklärte: „Ich wollte damit doch nur sagen, wie unverzeihlich ich mein Verhalten finde. Ich habe Dinge getan, die ich nie wieder ändern kann und ich muss damit leben, ob du Nachsehen mit mir hast oder nicht. Ich muss trotzdem damit klarkommen.“
„Fühlen Sie sich jetzt wohler, Lupin? Konnten Sie sich alles von der Seele reden?“, fragte Severus gelangweilt, während er sich ein Stück Pergament vom Schreibpult nahm und vorgab, darin zu lesen.
Remus hob und senkte einmal langsam den Schultern, bevor er zugab: „Ja, ob du es glaubst oder nicht, ich fühle mich besser!“
„Schön für Sie. Dann begeben Sie sich doch bitte in mein privates Büro, in dem Hermine Ihnen den Trank verabreichen wird. Für die Unterschrift werde ich nachkommen“, sagte Severus kühl, ohne Remus anzusehen und der verließ den Tränkemeister, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.

Etwas geknickt über den Verlauf des Gesprächs ging Remus in Severus’ privates Büro, in welchem Hermine tatsächlich bereits startklar mit einem frisch gebrauten Wolfsbanntrank wartete.

„Remus? Ist irgendwas passiert? Du siehst ein wenig niedergeschlagen aus“, bemerkte sie ganz richtig.
„Ach, ich hatte nur eben mit Severus“, er unterbrach sich selbst, „ach, nicht so wichtig. Ich werde nie mit ihm offen reden können. Das ist halt so.“
„Um was ging es denn?“, wollte Hermine wissen. Als sie an Aberdeen dachte, sagte sie unüberlegt: „Brenda?“ Remus machte ganz große Augen und wirkte für wenige Sekunden so, als wollte er jeden Moment jemanden an den Hals gehen, doch bevor er laut vermuten konnte, dass Harry etwas aus seinem Tagebuch erzählt haben könnte, erklärte Hermine: „Da war so eine komische Sache, als wir in Aberdeen waren. Mein falscher Vorname in dem Pass…“
„Was habt ihr denn bitteschön in Aberdeen gemacht und warum falsche Pässe?“, fragte er verdutzt.
Sie winkte ab. „Das kann ich dir später erzählen. Auf jeden Fall waren wir zu fünft: Sirius, Anne, Harry, Severus und ich. Mein falscher Name im Pass war Brenda und das hat bei Severus offensichtlich schlimme Erinnerungen geweckt.“

Niemand von beiden hatte wahrgenommen, dass Severus bereits durch die Tür getreten war und der Unterhaltung lauschte.

„Was ist dann passiert?“, fragte Remus neugierig.
„Sirius und Severus haben sich in die Haare bekommen und es ging um diese Brenda. Sirius hat gesagt, er verstünde nicht, warum Severus sich darüber noch so aufregen würde und dass Brenda sowieso ein Flittchen gewesen wäre“, erläuterte Hermine.
„Und was hat Severus daraufhin gesagt?“, wollte Remus wissen.

Eine tiefe, ruhige Stimme antwortete stellvertretend für Hermine: „Ich sagte, sie sei erst eines geworden, nachdem Black mit ihr fertig gewesen war.“

Erschrocken drehten sich Hermine und Remus um. Beide bekamen etwas Farbe im Gesicht, worüber sich Severus amüsierte, während er ein paar Schritte auf die beiden zuging. „Warum erzählen Sie nicht weiter, Lupin? Immerhin sind Sie mit genannter Person damals auf den Weihnachtsball gegangen und können sicherlich davon berichten, wie ausgeprägt die Eigenschaften dieser ’Dame’ gewesen waren, mit denen sie sich selbst zum Flittchen abgestempelt hatte“, sagte er bedrohlich leise. Dieser Tonfall machte Hermine und Remus klar, dass der Bogen überspannt war.
Ehrlich antwortete Remus: „Ich war mit ihr gar nicht auf dem Ball. Ich habe mich in den Gemeinschaftsraum verdrückt, nachdem du gegangen warst.“

Diese Aussage erstaunte Severus, denn er war jahrelang davon ausgegangen, dass Remus mit Brenda den Weihnachtsball besucht hatte, doch vor seiner Schülerin wollte er keine Einzelheiten diskutieren, weshalb er das Thema unter den Tisch kehrte. Er fragte lediglich kühl: „Wo ist Ihr Tränkepass?“ Wortlos überreichte Remus ihm den Pass, den er unterschrieb, bevor er sich von ihm verabschiedete. Er hatte Remus so schnell zur Tür hinausbegleitet, dass er nicht einmal Hermine auf Wiedersehen sagen konnte.

Hermine blickte Severus an und sie erkannte an seinem Gesicht, an den winzigen Eigenarten der kleinen Fältchen um Mund, Nase und Augen herum, dass er kurz vorm Explodieren war, so dass sie sich dazu entschloss, kein Sterbenswörtchen von sich zu geben und von ihm heute initiierte Gespräche knapp, aber nett zu handhaben, doch Severus sagte gar nichts.

Nach einer Weile nannte sie ihn vorsichtig beim Namen. „Severus?“ Er sah sie an und gab ihr mit einem einzigen Blick zu verstehen, dass ihre Störung einen guten Grund haben sollte, so dass sie eingeschüchtert fragte: „Sie wollten doch, dass ich mal den Armortentia braue, damit Sie sehen können, wie geschickt ich…“ Sie hielt inne, als er von seinem Stuhl aufstand und sich ihr näherte.
Als er sich bedrohlich wirkend vor ihr aufgebaut hatte, fragte er mit leiser Stimme: „Ist es ein Steckenpferd von Ihnen geworden, sich mit anderen Menschen über mich zu unterhalten?“
Sie zögerte, erklärte dann jedoch ruhig: „Mich interessiert es halt und wenn jemand etwas von früher zu erzählen hat…“
Er unterbrach unwirsch: „Sie befinden sich hier direkt an der Quelle, Miss Granger.“ Sein deutlicher Gebrauch ihres Nachnamens machte ihr klar, dass er sehr ungehalten über ihre Unterhaltung mit Remus war.
Mutig konterte sie: „Als ob Sie mir je antworten würden.“
„Sie haben ja nicht einmal gefragt!“, hielt er ihr zornig vor.
Wut stieg in ihr auf, aber nur, weil er Unrecht hatte und so drehte sie den Spieß um und kreidete ihm an: „Ich habe Sie in Aberdeen gefragt, ob Sie nach Ihrem Albtraum drüber reden möchten, aber Sie wollten nicht!“
„Ich wollte nicht über den Traum reden!“
„Okay, dann habe ich jetzt meine Chance bekommen und die ergreife ich einfach. Würden Sie mir bitte erzählen, was damals mit Ihnen und dieser Brenda geschehen ist?“, fragte sie mit viel Überwindung, denn Severus konnte unausstehlich werden, wenn man ihn auf dem falschen Fuß erwischen sollte und es schien ganz so, als würde sich seine Stimmung aufgrund ihrer Frage nicht gerade bessern.

Severus blickte kurz zu Boden und überlegte, bevor er seine Maske aufsetzte und gefühlskalt schilderte: „Da gibt es nicht viel zu berichten. Ich war mit ihr verabredet gewesen und sie hatte es sich kurzfristig anders überlegt. Ich bin sicher, dass so ein Fall in der Geschichte der Menschheit nicht einzigartig ist.“
„Es kann trotzdem wehtun“, sagte sie leise, doch er hatte sie durchaus verstanden.

Nachdem er geseufzt hatte, bat er höflich: „Es wäre nett von Ihnen, wenn Sie in erster Linie mich fragen würden, wenn Ihnen eine Frage so sehr auf dem Herzen liegt. Ich bin kein Freund von heimlichem Geschwätz hinter meinem Rücken.“
Sofort nahm sie das Angebot an: „Warum wollen Sie meinen Farbtrank nicht nehmen?“
Severus antwortete nicht.

Im Zaubereiministerium hatte Arthur mit dem Premierminister vereinbart, dass die beiden in der Muggelwelt festgenommenen Täter an die Zauberergesellschaft ausgeliefert werden sollten, wenn in den Medien Gras über die Sache gewachsen wäre und jetzt, nach gut zwei Wochen, krähte niemand mehr nach den „Terroristen“, die ein Hotel in Aberdeen überfallen hatten.

Auf den Weg in die ministeriumseigenen Verhörzellen im Untergeschoss, wo der Squib und der Zauberer auf ihre erste Befragung durch Auroren warteten, wurde Arthur von Kingsley aufgehalten, der ihm hastig die Information gab: „Pablo Abello ist heute angekommen. Ich hatte kurzfristig die Auslieferung in Spanien beantrag und habe ihn vor einer halben Stunde herbringen lassen. Er wartet unten in Zelle acht.“

Arthur blieb abrupt stehen und blickte Kingsley entgeistert an. Aus persönlichen Gründen hatte Arthur keinen Antrag auf Übergabe bei Senior Rodriguez, dem Leiter der „Abteilung für internationale magische Zusammenarbeit“ in Spanien, gestellt. Seitdem Pablo nicht nur seine Tochter, sondern seine gesamte Familie als „verrückt“ und als „Monster“ bezeichnet hatte, bevor die schwangere Ginny von ihm auch noch sitzengelassen worden war, hielt Arthur von Pablo überhaupt nichts mehr. Dieser junge Mann war ihm ein Dorn im Auge, nachdem er erkannt hatte, dass seine einzige Tochter nur Spielball eines engstirnig denkenden Muggels gewesen war. Noch schlimmer war es gekommen, nachdem Arthur dahinter gekommen war, dass Pablo etwas mit den Anschlägen auf Zauberer und Hexen zu tun gehabt haben musste. Und jetzt saß dieser Mann, gegen den Arthur bereits einen persönlichen Groll hegte, bevor er überhaupt mit den Terrorakten in Zusammenhang gebracht werden konnte, hier im Zaubereiministerium und wartete auf sein Verhör.

„Arthur, alles in Ordnung?“, fragte Kingsley ruhig, dem die persönlichen Gründe Arthurs für den fehlenden Auslieferungsantrag während seiner Arbeit mit ihm nicht entgangen waren.
Entmutigt flüsterte Arthur zurück: „Kingsley, ich weiß nicht, ob ich bei ihm objektiv sein kann. Ich befürchte…“
Kingsley unterbrach ihn beschwichtigend und sagte: „Ich bin sicher, dass du deinen Zorn gegen Mr. Abello im Zaum halten kannst. Lass dich nur nicht provozieren, wenn er das Gespräch auf eine persönliche Ebene ziehen sollte. Bleib einfach gelassen! Außerdem bin ich ja dabei.“

Kingsley ging wieder voran und Arthur folgte ihm zögerlich bis zu Zelle acht, die sich gleich darauf öffnete. Ein Auror wartete bereits in dem Raum, in welchem Pablo mit vor dem Körper magisch gefesselten Händen und Füssen auf einem Stuhl saß. Arthur holte tief Luft, bevor er die Zelle betrat. Pablo blickte auf und für einen Moment erkannte Arthur das bisschen Vertrautheit wieder, die sie in einer Zeit aufgebaut hatten, in welcher Pablo von ihm und Molly noch als zukünftiger Schwiegersohn betitelt worden war, doch diese Vertrautheit verschwand und wurde durch einen angewiderten Blick Pablos ersetzt, der jedoch auch jede Menge Furcht erkennen ließ.

„Mr. Abello, Sie wissen, warum Sie hier sind?“, fragte Arthur distanziert, obwohl er den jungen Mann lange Zeit geduzt hatte.
Pablo schnaufte angriffslustig und zeterte mit einem leichten, spanischen Akzent: „Sie können mich nicht hier behalten, Mr. Weasley. Ich werde mich darüber beschweren. Ich werde jedem Menschen von Ihnen und Ihrer Welt erzählen!“
Kingsley schaltete sich ein und sagte einschüchternd gelassen: „Wir haben unsere Mittel – Sie würden nach unserem hoffentlich freundlich bleibenden Gespräch nicht einmal mehr wissen, dass Sie hier mit uns gesessen und gesprochen haben, also hüten Sie besser Ihre Zunge, Mr. Abello!“

Für einen Moment war Arthur schockiert, dass Kingsley, der normalerweise die Rolle des guten, vertrauenswürdigen Auroren verkörperte, gerade bei Pablo schon mit dem ersten Satz eine Drohung ausgesprochen hatte. Vielleicht hatte er das getan, weil er das Halbwissen von Pablo nutzen wollte, um ihm Angst zu machen, denn möglicherweise hatten diese Muggel schon von den Vergissmich oder einem „Obliviate“-Zauber gehört. Es läge jedoch auch im Bereich des Möglichen, dass Kingsley von diesem Fall an sich angetan und betroffen war. Kingsley war ein Mann, der von Diskriminierungen jedweder Art überhaupt nichts hielt, weswegen er in jeder freien Minute, besonders in seiner Freizeit, mit einer vertrauenswürdigen, kleinen Gruppe an einem neuen Gesetz für Halbwesen und Tiermenschen arbeitete. Kingsleys ganzer Einsatz im privaten und beruflichen Bereich zeugte davon, dass er durch und durch ein gutes Herz haben musste. Pablo stellte für ihn allerdings einen jener Gegner dar, die unschädlich gemacht werden mussten, um die Zaubererwelt schützen zu können.

Ungläubig fragte Pablo: „Das würden Sie nicht machen oder?“
„Der Minister wird alles tun, um die Zaubererwelt in Sicherheit zu wissen. Sie oder Ihre kleindenkenden Hexenhasser werden noch früh genug erkennen, dass Sie eine der ältesten Lebensformen dieser Erde völlig grundlos jagen und wir werden Ihnen auch sehr bald zu verstehen geben, dass Sie sich den falschen Gegner ausgesucht haben! Wenn Sie glauben, wir lassen uns so einfach von einer Horde angstverzerrter, verblendeter Möchtegern-Weltverbesserer in die Flucht schlagen, dann wissen Sie wohl nicht, dass wir uns sehr wohl zur Wehr setzen können“, sagte Kingsley so gelassen, als würde er das heutige Wetter abhandeln.

Starr vor Angst blickte Pablo den großen dunkelhäutigen Mann vor sich an, bevor er zu Arthur Schaute, doch seinen Blick konnte er vor Scham nicht mehr aufrecht halten, weswegen er sein Haupt senkte.

„Mr. Abello“, sagte Arthur, „ich möchte drei Dinge von Ihnen wissen!“ Pablo blickte auf und warf ihm einen bösen Blick zu. „Ich möchte wissen, wo Mr. Robert Hopkins sich befindet, was seine künftigen Pläne sind und was für Verbrechen er bereits begangen hat!“, sagte Arthur fordernd, wenn auch nicht ganz so bedrohlich wie Kingsley.
„Ich…“, sagte Pablo verstummend und er begann zu zittern. Er bekam große Angst, denn er wusste vom Hörensagen von den Möglichkeiten, die Zauberer und Hexen bei ihm anwenden könnten, um ihn zum Reden zu bewegen. Er hatte davon gehört, dass die Zauberer und Hexen ein Gedächtnis ganz oder teilweise löschen konnten. Viel bekannter waren ihm persönlich jedoch die Methoden von Mr. Hopkins, die für Pablo genauso einschüchternd waren.

„Wir hören!“, sagte Kingsley leise und brummend.
Kaum hörbar entgegnete Pablo: „Wenn ich was sage, werden die mich bestrafen und dann…“
Kingsley fuhr ihm über den Mund: „Was glauben Sie wohl, was hier auf Sie wartet, Mr. Abello?“
„Sie tun mir nichts, das weiß ich“, sagte Pablo nicht sehr überzeugt.
Noch immer kam Arthur nicht zu Wort, denn Kingsley erklärte dem Gefangenen: „Sie sind hier bei uns und niemand weiß davon, außer Senior Rodriguez, mit dem Sie ja schon das Vergnügen hatten, richtig?“

Pablo musste unweigerlich dran denken, wie Senior Rodriguez dem Nachbarn Mr. Sandoval, von dem er festgehalten worden war, die Erlaubnis gegeben hatte, per Magie in seinem Kopf herumzuwühlen, was ein beängstigendes und schmerzhaftes Erlebnis gewesen war. Erst später hatte er erfahren, dass diese Methode nicht schmerzhaft gewesen wäre, wenn er sich nicht dagegen gesträubt hätte. Trotzdem hatte Pablo in der Gewalt von Senior Rodriguez und dessen Nachbarn große Angst gehabt und hier, während des Verhörs, erging es ihm nicht anders; allerdings waren die Bestrafungen von Mr. Hopkins immer wesentlich schmerzhafter gewesen. Nachdem Mr. Hopkins ihm über seinen Vater hatte ausrichten lassen, dass er ein Wörtchen mit ihm wegen des angehängten Balgs wechseln wollte, da hatte er zum ersten Mal während einer persönlichen Unterhaltung Hopkins’ Peitsche spüren müssen.

Mit zusammengekniffenem Mund zog Pablo die feuchte Nase hoch, bevor er mit bebender Stimme erklärte: „Ich kann Ihnen gar nichts sagen!“
Sehr viel aufgebrachter als zuvor richtete Kingsley das Wort an Pablo und sagte: „Ach nein? Wir wissen, dass Sie und Ihr Vater im Umfeld von Mr. Hopkins aktiv sind. Wir wissen, dass Mr. Hopkins es auf Bürger unserer Gesellschaft abgesehen hat und wir sind uns darüber im Klaren, dass er Mordaufträge an seine Anhänger verteilt. Sie selbst sollten Senior Rodriguez ausschalten, weil er einen hohen Posten im spanischen Zaubereiministerium innehat, und da sagen Sie, Sie hätten uns nichts zu sagen? Ich sehe das anders, Freundchen, und der Minister sieht es ebenfalls anders.“
Pablo lief eine Gänsehaut den Rücken hinunter, bevor er eingeschüchtert fragte: „Was haben Sie mit mir vor?“ Er befürchtete das Schlimmste.

Arthur schaltete sich ein und erklärte in kühlem Tonfall, den zu halten es ihm jedoch sehr schwer fiel: „Selbst Ihnen sollte es aufgefallen sein, dass wir soeben mit einem Verhör begonnen haben. Wir stellen Fragen und Sie geben uns ehrliche Antworten – ganz so, wie Sie es aus dem Fernsehen kennen müssten.“ Pablo schaute bei dem Wort „Fernsehen“ verdutzt auf, doch Arthur ließ sich davon nicht ablenken und sagte im Anschluss: „Sollten wir aber auch nur den geringsten Verdacht haben, dass Sie lügen könnten oder falls Sie weiterhin jegliche Kooperation verweigern, werden wir Ihnen etwas verabreichen, das Sie zu einer wahrheitsgemäßen Aussage zwingen wird!“

Pablo blieb ruhig, so weit es überhaupt ging, denn das Zittern, welches immer wieder über seinen ganzen Körper huschte, konnte er nicht unterbinden. Nachdem er immer noch nichts gesagt hatte, hörte er den dunkelhäutigen Mann sagen: „Dann eben Veritaserum, damit Sie nicht nur Antworten geben, sondern darüber hinaus auch ehrliche.“

Mit großen Augen verfolgte Pablo jeden Handgriff von dem Mann mit der tiefen besonnenen Stimme. Der Mann füllte ein Glas mit einer Flüssigkeit und holte gleich danach ein kleines Fläschchen aus seinem Umhang. Aus diesem Fläschchen ließ er drei Tropfen einer wasserähnlichen Flüssigkeit in das Glas fallen. ’Womöglich ein Gift?’, befürchtete Pablo. Je näher der Mann ihm mit dem Wasserglas kam, desto stärker wurde sein Körper von einem Zittern übermannt.

Plötzlich brach es aus dem Gefangenen Mitte zwanzig heraus: „Sie tun mir nicht weh oder? Sie fügen mir… keine Schmerzen…“ Pablo begann erbärmlich zu schluchzen. Die hartgesottensten Männer konnten zu Weicheiern werden, wenn sie dem Unerklärlichen ausgesetzt waren. Pablo hatte Angst um sein Leben, aber mit dieser Angst wollte Arthur das Gespräch nicht weiterführen. Er war nicht wie diese Hexenjäger, die sich offensichtlich die Todesangst ihrer Opfer zu Nutze machten, um Informationen aus ihnen herauszupressen. Er war besser.

Arthur schaute Pablo für einen langen Augenblick an und fragte sich, wie seine Tochter sich mit so einem abscheulichen Kerl nur hatte einlassen können und da, in just jenem Moment, in dem er sich diese Frage gestellt hatte, hatte er auch schon die Antwort vor Augen und die Erkenntnis über die Antwort traf Arthur wie einen Schock. Er konnte es nicht verhindern, sich Kingsley zuzuwenden und von Pablo abgewandt seinem Vertrauten zuzuflüstern: „Er sieht aus wie Harry Potter!“

Kaum hatte Kingsley begriffen, dass Arthur Recht hatte, hörten beide Pablo belustigt schnaufen, bevor er sagte: „Natürlich sehe ich aus wie Harry Potter!“

„Pablo?“, fragte Arthur ihn beruhigend und vertraut klingend. Nachdem Pablo ihn angesehen hatte und weiterhin wie Espenlaub zitterte, fragte Arthur ehrlich interessiert: „Warum solche Angst? Was glaubst du, würden wir dir antun?“
Der junge Mann schien zu überlegen, ob die Frage ernst gemeint war, bevor er vorsichtig und flüsternd erwiderte: „Dass Sie mich quälen. Ich bin in Ihren Augen doch nichts wert. Ich bin Ihnen völlig ausgeliefert und keiner weiß, wo ich bin.“
Arthur räusperte sich, bevor er sachlich entgegnete: „Der Premierminister weiß Bescheid, dass Sie sich hier bei uns in Untersuchungshaft befinden. Außerdem hat das regierende Oberhaupt in Spanien Kenntnis über Ihren Aufenthaltsort, denn er hat der Auslieferung zugestimmt.“ Da Pablo ihn völlig irritiert anblickte, erklärte Arthur ruhig: „Die Zauberergemeinschaft kooperiert mit der Muggelwelt – Muggel sind die, die nicht zaubern können. Wir arbeiten manchmal Hand in Hand und wissen natürlich voneinander, weil wir zusammengehören. Es gibt jedoch leider viele Menschen, die Angst vor denen haben, die Magie anwenden können, weswegen es für alle besser ist, offiziell nichts voneinander zu wissen.“ Arthur gönnte sich eine kurze Sprechpause, bevor er abschließend sagte: „In Fällen, in denen das Wohl beider Welten in Gefahr ist, arbeiten die Regierungen von euch mit der unseren zusammen und einer dieser Fälle, Pablo, bist jetzt du!“


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