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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Der Feind meines Feindes

von Muggelchen

Nachdem sein Ich aus der Zukunft ihn allein gelassen hatte, stand Harry eine Weile bewegungslos im Raum und dachte angestrengt darüber nach, was er den anderen erzählen könnte, damit sie ihm ohne zu Murren folgen würden. Unverhofft betraten Severus und Hermine sein Hotelzimmer und sie fanden ihn regungslos in der Zimmermitte stehend vor.

„Harry?“, fragte Severus vorsichtig, nachdem er das auf dem Boden liegende, zerschellte Geschirr vom Frühstück bemerkte.
Die Stimme seines Kollegen ließ ihn sofort wieder klar denken und er folgte allein seinem Instinkt, als er aufgebracht sagte: „Wir müssen weg, sofort! Packt eure Sachen und wartet im Foyer!“
Hermine kam auf ihn zu und forderte eine Erklärung, indem sie fragte: „Was ist passiert, Harry?“
Er ergriff sie an den Oberarmen und drückte zu, um seinen Entschluss deutlich zu machen, bevor er befahl: „Geht in euer Zimmer und packt eure Sachen!“
Sie schüttelte den Kopf und wollte widersprechen, doch Severus sagte: „Hermine, kommen Sie. Wir tun besser, was er sagt.“

’Das war ja leicht gewesen’, dachte Harry erleichtert, als er mit hochgezogenen Augenbrauen dabei zusah, wie Severus Hermine aus dem Zimmer begleitete. Er hatte mit viel mehr Widerspruch gerechnet; Fragen über Fragen von Hermine und skeptische Bemerkungen von Severus, aber gerade Severus musste den Ernst der Lage gerochen haben, vermutete Harry. In null Komma nichts hatte Harry per wort- und stablosen Zauber nicht nur die Unordnung auf dem Boden beseitigt, sondern auch Annes Koffer und seine eigenen Sachen gepackt. Mit dem Gepäck ging er zu Hermine und Severus hinüber. Die Tür des anderen Zimmers stand offen, so dass er ohne anzuklopfen eintrat, um nachzusehen, wie weit die beiden schon waren. Er war offensichtlich nicht bemerkt worden, denn Hermine und Severus redeten miteinander.

Seine Ankunft wollte Harry nicht geheim halten, weswegen er sich verbal ankündigen wollte, doch bevor er etwas sagen konnte, hörte er Severus’ Worte: „Sie sind doch eine seiner engsten Vertrauten! Warum sträuben Sie sich dann so, einfach zu tun, was er verlangt?“
„Weil ich ihn als seine beste Freundin sehr gut kenne und das da drüben war nicht ’mein’ Harry!“, erklärte sie.
Harry stutzte und lauschte weiter, wie Severus sagte: „Ich bitte Sie, nur weil er etwas durch den Wind war heißt das noch lange nicht, dass er nicht er selbst ist.“
„Ich möchte nochmal mit ihm reden und wissen, warum wir packen sollen. Das macht doch alles keinen Sinn!“, meckerte Hermine. Harry hörte Severus seufzen und diesen Moment nutzte er, um sich ihnen zu offenbaren.
„Severus, Hermine? Seid ihr fertig?“, fragte er, während er sein Gepäck im Flur abstellte.
Sofort stürzte sich Hermine auf ihn und fragte verzweifelt und gleichermaßen aufgeregt: „Erklärst du’s mir bitte? Ich verstehe dich nämlich nicht.“
Seufzend kam Harry einige Schritte näher, so dass er endlich in der Zimmermitte stand und Severus auf dem Bett sitzen sehen konnte, bevor er sagte: „Vertrau mir einfach, ja?“ Er klang sehr flehend und das musste Hermine überzeugt haben.
„Aber später, da erklärst du es mir, Harry. Darauf bestehe ich!“, sagte sie bestimmend, bevor sie sich seiner Bitte beugte und sie mit einem Zauber all ihre Sachen packte. Severus war damit bereits fertig, denn er war Harrys Aufforderung längst nachgekommen.

„Anne und Sirius kommen gegen halb zwei. Es wäre schön, wenn wir…“
Hermine unterbrach ihn und fragte spottend: „Was denn? Bist du jetzt auch noch unter die Hellseher gegangen? Woher willst du wissen…“
„Sei still!“, forderte Harry aufgebracht und Hermine zuckte kurz zusammen, bevor sie ihm aufmerksam zuhörte.
„Es wäre schön, wenn wir schon kurz vor halb zwei unten im Foyer warten könnten, um die beiden gleich abzufangen. Wir checken dann in aller Ruhe“, er blickte Hermine eindringlich an, „dort aus und fahren zurück nach Inverness.“

Hermine wusste ĂĽberhaupt nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollte. Sie erkannte ihren besten Freund nicht wieder.

„Harry?“, fragte sie ängstlich, so dass ihm sein aufbrausendes Verhalten schnell Leid tat.
„Sei mir nicht böse, Hermine, aber einmal in meinem Leben will ich von Anfang an alles richtig machen. Ich will niemanden“, er stockte, „von euch verlieren!“

Severus und Hermine tauschten einen bedeutungsschweren Blick aus, bevor Harry mit geschlagener Stimme anfügte: „Ich bin mit dem Gepäck schon unten in der Eingangshalle. Ihr kommt gleich nach?“ Hermine nickte zögerlich und begann gleich darauf, den Rest ihrer Sachen zu packen.

Unten im Foyer warteten Severus und Hermine nebeneinander auf einer Sofaecke sitzend, während Harry auf und ab ging und immer wieder seinen Blick durch die Fenster auf die Straße richtete. Hermine war unruhig, was Severus – und jeder andere, der sie erblicken würde – daran erkannte, dass sie nicht still sitzen konnte. Mehrmals rutschte sie auf der Sitzfläche nach vorn, um nur wenig später wieder nach hinten zu rutschen. Dabei stieß sie mehrmals mit ihrem Knie an seines, bis er leise sagte, so dass Harry ihn nicht hören konnte: „Eines hat das Wochenende bestätigt, nämlich dass Sie als Spion für weitere Aufträge dieser Art definitiv nicht in Frage kämen, Hermine.“ Entgeistert bis böse blickte sie ihn daraufhin an, so dass er schäkernd hinzufügte: „So wie sie nervös hin und her rutschen stelle ich mir ernsthaft die Frage, ob als Erstes der Bezug der Couch abgewetzt sein wird oder ob mein Knie bereits eine bläuliche Verfärbung aufweist.“
Erst jetzt bemerkte sie, dass sie ihn einige Male versehentlich gestoßen haben musste, so dass sie sich zwang, ruhig zu sitzen, bevor sie leise sagte: „Entschuldigung.“

Severus ging auf ihre Entschuldigung gar nicht ein, denn er bemerkte durch das Fenster hindurch Miss Adair und Black, die seelenruhig zum Eingang des Hotels schlenderten. Auch Hermine bemerkte die beiden und schaute gleich darauf auf ihre Armbanduhr. Es war kurz vor halb zwei, genau wie Harry es vorhergesagt hatte. Aufgebracht erhob sich Severus von der Couch und eilte ebenso wie Harry zur Drehtür des kleinen Hotels, um die beiden in Empfang zu nehmen. Kaum war Black eingetreten, flüsterte Severus vorwurfsvoll: „Sie Idiot!“

Im ersten Moment konnte Harry nicht nachvollziehen, warum Severus ihn so angeblafft hatte, doch dann fiel es ihm ebenfalls auf und er machte seinen Patenonkel flüsternd auf dessen schwerwiegendes Fehlverhalten aufmerksam, indem er leise fragte: „Sirius, warum bist du nicht Tatze?“
„Ähm…“, war alles, was Sirius entgegnen konnte. Er war vorhin Anne gefolgt, indem er auf die Straße appariert war. Die ganze Zeit über war er mit ihr durch die Gegend geschlendert, um zu reden, was in der Form eines Tieres nicht möglich gewesen wäre. Er hatte schlichtweg vergessen, dass man ihn hier nur als Hund kannte.
„Sirius, du wartest am Auto, sofort!“, befahl Harry und Sirius gehorchte, obwohl sein Gesichtsausdruck zeigte, dass er verwirrt schien. Bevor Anne etwas sagen konnte, schleifte Harry sie zur Rezeption und erklärte ihr auf den Weg dorthin, dass sie jetzt sofort auschecken wollten. Anne war zwar überrascht, gehorchte jedoch ohne Murren.

Während der Autofahrt zurück nach Inverness, die Sirius nun in seiner normalen Gestalt angetreten hatte und jetzt vorn neben Anne saß, herrschte eisige Stille. Niemand wagte es ein Wort zu verlieren, bis Severus es nicht mehr zurückhalten konnte. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er holte aufgeregt Luft, bevor er an Hermine gerichtet fragte: „Sagen Sie, hätten Sie noch welche von diesen Tabletten gegen Reiseübelkeit?“
Ihr vor Kummer geplagtes Gesicht entspannte sich und sie musste aufgrund der Frage sanft lächeln, bevor sie erwiderte: „Ja, sicher.“ Sofort kramte sie in ihrer Handtasche, die sie zwischen ihren Beinen abgestellt hatte. Er erhaschte einen Blick auf den Inhalt und kam zu dem Schluss, dass er alles schon einmal gesehen hatte. Der Inhalt ihrer Tasche war ihm genauso vertraut wie die Frau, der die Tasche gehörte.

Nachdem sie in Inverness den Leihwagen abgegeben hatten und sich alle fünf zu Fuß auf den Weg zu einer abgelegenen Brücke machten, damit sie ungesehen vor die Tore von Hogwarts apparieren konnten, brach Sirius das Schweigen, denn er sagte aufgebracht: „Es war völlig übertrieben, sofort aufzubrechen, nur weil wir uns ein wenig in den Haaren hatten.“
Harry stutzte, wie auch Severus und Hermine, doch Harry war derjenige, der als Erster erklärte: „Das hat damit doch überhaupt nichts zu tun, Sirius. Wir mussten aus einem anderen Grund weg!“
„Ach ja? Warum mussten wir, frage ich mich? Weil Severus die Nase voll hatte oder?“, blaffte Sirius.
Bevor Severus sich verteidigen konnte, forderte Hermine an Harry gewandt: „Dann erkläre uns mal allen, warum wir deinetwegen so abrupt aufbrechen mussten.“

An einer verlassenen Bootsanlegestelle blieb Harry stehen und drehte sich zu den vieren um. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Er atmete tief ein und aus und erklärte im Anschluss: „Vielleicht steht morgen etwas darüber in der ’Muggelpost’. Wir sollten jetzt apparieren.“

Seine Worte klangen kraftlos, so dass niemand mehr etwas dagegenhalten wollte. Sirius apparierte mit Anne in ihre Wohnung, blieb jedoch nicht dort, weil sie um etwas Zeit für sich gebeten hatte, so dass er nach einem kurzen Gespräch mit ihr gleich nach Hogwarts apparierte und dort erneut auf Hermine, Harry und Severus traf.

Severus grinste fies und fragte stichelnd: „Was denn, was denn? Vor die Tür gesetzt worden?“

Es war kein aggressiver Blick, den er Severus zuwarf, sondern einer, der mit Schuldgefühlen durchtränkt war. Sirius würde es natürlich niemals jemandem erzählen, aber Anne, nachdem sie vorhin während des Spaziergangs in Aberdeen seiner Geschichte über ’Brenda’ und die Verknüpfung zu Severus gelauscht hatte, hatte ihm gerade eben ihn ihrer Wohnung klar gemacht, dass sie heilfroh darüber sein würde, ihn früher nie gekannt zu haben. Als Sirius nachgefragt hatte, wie sie das meinen würde, hatte sie ehrlich geantwortet: „Weil du früher offensichtlich einer von genau den Kerlen gewesen warst, deren Typ ich gar nicht ausstehen kann. Du warst damals ein kleiner Casanova, aber das ist es gar nicht mal, was so schlimm ist.“ Sie hatte geseufzt, bevor sie noch leise angefügt hatte: „Du warst gemein und hinterlistig, Sirius, und so was kann ich auf den Tod nicht ausstehen! Ich dachte bisher immer, du wärst nett.“
„Aber ich bin nett!“, hatte Sirius ihr versichern wollen.
Sie schüttelte den Kopf und erklärte: „Weiß du, in der Schule war ich eine ’graue Maus’, weil ich keine Markenklamotten getragen habe und weil ich mit meinem Musikgeschmack aus der Reihe getreten bin; der ließ sich halt nicht mit den aktuellen Charts vereinbaren. Ich wusste nicht einmal, welche Band gerade ’in’ ist. Ich habe mich nie dem Zwang ausgesetzt mich anpassen zu müssen, um ’Freunde’ zu finden und bin deswegen gemieden worden. Weißt du überhaupt wie das ist, wenn man beim Sportunterricht als eine der letzten für ein Team ausgewählt wird, das von einem Mitschüler zusammengestellt wird? Dabei war ich gar nicht mal schlecht in Sport, aber Beth und ich waren immer die Letzten, die man ausgewählt hat. Du glaubst gar nicht, was wir uns alles von unseren ’Schulkameraden’ gefallen lassen mussten; was man uns für Schimpfworte an den Kopf geworfen hat, nur weil Beth eine ’Streberin’ war und ich Klamotten von der Stange getragen habe. Kinder können echt grausam sein, aber Jugendliche können noch viel mehr verletzen, weil die mit ihren Bemerkungen weit unter die Gürtellinie gehen.“ Sirius hatte sie nicht ein einziges Mal unterbrochen, so dass sie noch schnell hinzufügte: „Nachdem was ich von Arthur, Remus oder dir gehört habe, ist Harry in der Schule genauso ein Außenseiter gewesen wie Snape und ich. Harry hat sich – wie ich – sogar mit anderen Außenseitern verbündet! Und auch er hatte mit solchen Idioten zu kämpfen wie Snape und ich. Du weißt natürlich nicht, wie man sich bei so einem Mobbing in der Schule fühlen könnte, nicht wahr? Du warst für alle ja immer der ’tolle Typ’, richtig? Dich hat es nicht auch nur eine Sekunde lang interessiert, was deine blöden Kommentare oder deine Scherze bei jemandem anrichten könnten. Frag doch mal Harry, wie er sich immer gefühlt hat, wenn Draco ihm das Leben schwer gemacht hat. Frag ihn ruhig mal! Beth könnte dir auch einige Geschichten aus der Schulzeit erzählen, was man mit ihr alles angestellt hat. Aber dich würden diese Anekdoten vielleicht sogar belustigen? Bist ja immerhin einer von ’denen’ oder?“ Es war weniger Wut, die er hatte heraushören können; es war Enttäuschung gewesen.

Ihre Worte hatten Sirius tief getroffen und zum Nachdenken angeregt. Im gemeinsamen Wohnzimmer angekommen setzte er sich wortlos auf die Couch und dachte nach. Er erinnerte sich an Harrys viertes Schuljahr und an den Briefwechsel, den er mit seinem Patensohn geführt hatte. Aus jedem Satz hatte Sirius damals herauslesen können, wie sehr Harry unter den Gehässigkeiten seiner Mitschüler gelitten hatte. Harry hatte damals geschildert, dass fast alle Schüler Anhänger tragen würden, auf denen „Potter stinkt“ geschrieben stand und weil er sich zu diesem Zeitpunkt auch noch mit seinem besten Freund Ron zerstritten hatte, was Hermine zwischen zwei Stühlen stehen ließ, hatte er für Harry den einzigen Kontakt dargestellt, von dem er sich ernst genommen fühlte und von dem er nicht veralbert worden war.

In den Kerkern angekommen zog Severus den Stuhl vom Tisch, damit Hermine ihre Tasche darauf abstellen konnte. Sie seufzte und fragte ihren Professor besorgt: „Haben Sie eine Ahnung, was mit Harry los sein könnte?“
Severus hob und senkte einmal sanft die Schultern, bevor er erwiderte: „Es gibt viele Vermutungen, die ich habe. Er könnte eine Vision gehabt haben – so geschockt, wie er ausgesehen hatte. Harry muss das Tablett fallengelassen haben, was darauf hinweist, dass er entweder von einer Vision heimgesucht worden war, die ihn zeitweise die bewusste Kontrolle über seinen Körper gekostet hatte oder dass er sich mächtig erschrocken haben muss. Wenn letzteres zuträfe, stellt sich natürlich die Frage, wovor er sich erschreckt haben könnte. Hatte er einen Geistesblitz? Oder war es ein plötzliches Bauchgefühl, weswegen er der Meinung war, wir wären dort nicht mehr sicher?“

Aufmerksam hörte Hermine zu, als Severus seine Kombinationsgabe offenlegte. An das am Boden liegende Tablett hatte sie gar nicht mehr gedacht, weil sie diesem Fakt keine Wichtigkeit beigemessen hatte. Eine Sache war ihr jedoch nicht klar, weswegen sie fragte: „Ich dachte, man würde sich an Visionen nicht erinnern können.“
„Nein, Hermine. An Prophezeiungen kann man sich nicht erinnern. Visionen sind etwas anders. Sie kennen dieses Gehabe doch von Sibyll oder? Mit ihrem aufgebrachten Gefuchtel und ihren bedeutungsschwangeren Vorhersagen, dass nächste Woche ein Schüler den Tod finden würde“, erklärte Severus mit Verachtung in der Stimme, so dass Hermine grinsen musste. Severus erzählte weiter: „Ich selbst habe mich oft auf meinen Instinkt verlassen, was mir mehrmals das Leben gerettet hat. Vielleicht hatte Harry jedoch auch kurz zuvor mit jemandem eine Unterhaltung geführt? Möglicherweise mit einer Angestellten des Hotels und er hat Informationen erhalten, die ihn dazu bewegt haben, solche drastische Schritte einzuleiten?“
„Was aber nicht erklären würde, warum er es uns nicht gesagt hat!“, hielt sie dagegen. „Wenn er etwas herausbekommen hätte, dann hätte er doch einfach erklären können, was geschehen ist!“
Severus nickte und bestätigte: „Da haben Sie Recht und das bringt mich dazu anzunehmen, dass der Grund für Harrys Entscheidung den Mund zu halten möglicherweise einer ist, von dem er glaubt, wir könnten ihn schwerlich nachvollziehen. Es gibt nicht viele Punkte, die erklären könnte, warum er so ein Geheimnis daraus macht. Es könnte etwas Lapidares sein, wie beispielsweise falsche Verlegenheit, falls er tatsächlich eine Vision gehabt hätte. Möglicherweise könnte er es absichtlich verbergen wollen, weil wir es einfach nicht wissen dürfen. Es schien so, als wüsste er, dass etwas Schlimmes geschehen würde, wenn wir in Aberdeen geblieben wären, wenn er sogar die morgige Ausgabe der ’Muggelpost’ empfiehlt. Was also hätte ihn veranlassen können…“
„Ein Zeitumkehrer?“, unterbrach Hermine.
Severus stutzte und blickte sie mit großen Augen an, bevor er zugab: „An diese Alternative hatte ich gar nicht gedacht, aber Ihre Überlegung ist nicht von der Hand zu weisen. Das könnte durchaus eine der Möglichkeiten sein, weshalb er nichts Genaueres sagen wollte.“
„Ja, weil nämlich der nicht abgesegnete Gebrauch eines Zeitumkehrers vom Ministerium schwer bestraft wird!“, meckerte Hermine, die innig hoffte, dass Harry kein solches Gerät verwendet hatte.
Severus hingegen hob einmal gelangweilt eine Schulter, bevor er entgegnete: „Möglicherweise würden Sie anders darüber denken, Hermine, wenn Harry unter anderem damit Ihr Leben gerettet haben sollte.“

Severus’ Worte ließen sie die Situation überdenken und letztendlich stimmte sie ihm zu, dass man bis zum nächsten Tag abwarten sollte. Vielleicht würde, wie Harry es vorhergesagt hatte, tatsächlich etwas in der „Muggelpost“ stehen, denn das war eine der wenigen Tageszeitungen, die auch ausführlich über Ereignisse in der Muggelwelt berichtete. Hermine hatte schon etliche Ausgaben dieser Tageszeitung gelesen, wenn sie im Fuchsbau gewesen war, denn Arthur hatte sie abonniert.

„Ich hole meinen Kniesel bei Hagrid ab. Ich bringe Ihren Hund auch gleich mit, ja?“, schlug Hermine vor.
„Ja, das wäre sehr nett von Ihnen“, erwiderte er freundlich.

Es war schon kurz nach zehn Uhr abends, doch Hagrid war noch wach. Er grĂĽĂźte Hermine freundlich und bat sie, auf einem seiner ĂĽbergroĂźen StĂĽhle Platz zu nehmen.

„’nen Tee, Hermine?“, fragte er breit lächelnd, doch sie lehnte ab. „Seit wann trinkst du keinen Tee mehr bei mir?“
„Es ist schon spät und ich hab eine lange Fahrt hinter mir. Sei mir deswegen bitte nicht böse. Ich wollte mich herzlich bedanken, dass du auf meinen Kniesel und auf Severus’ Hund aufgepasst hast. Ich hoffe, die beiden haben keinen Ärger gemacht.“
„Ärger? Nich’ im Geringsten! Komm mal mit“, sagte Hagrid, der bereits zu einer Ecke des Zimmers ging und sie folgte ihm.

Hermines Blick fiel auf einen riesigen Korb mit Decken und Kissen und in ihm lag Harry mit wachen und rotierenden Ohren auf seiner Seite, während Hermines bisher namenloser Knieselmischling sich an den Bauch des Hundes gekuschelt hatte. Der Kniesel schlief fest, aber Harry blinzelte bereits, war jedoch zu faul, etwas anderes außer den Ohren und den Augenlidern zu bewegen.

„Die haben heute nach dem Fressen fast die ganze Zeit miteinander gespielt und dann da drin gepennt. Ist das nicht ganz goldig?“, fragte Hagrid, ohne darauf eine Antwort zu erwarten. In dem Moment, als Hagrids tiefe brummende Stimme nicht gerade sehr leise ertönt war, war der Kniesel auch schon aufgewacht und er hatte sich gleich darauf gestreckt, was wiederum Harry zum Aufstehen animierte hatte.
Hermine ging vor dem Korb in die Knie und lächelte, als der Kniesel ihre Hand mit dem Kopf anstieß, bevor sie sagte: „Die kommen ja bestens miteinander aus. Ich nehme Severus’ Hund gleich mit; er wartet schon.“
„Kommst du eigentlich mit ihm gut klar?“, fragte Hagrid. Weil Hermine einen fragenden Gesichtsausdruck machte, erklärte Hagrid: „Na mit Snape meine ich. Ich finde, er ist in letzter Zeit etwas… Wie soll ich es sagen? Wäre er ein Knallrümpfiger Kröter, würde ich sagen, er ist mittlerweile handzahm geworden.“ Hagrid lachte grollend und Hermine lachte mit.
„Sag ihm bloß nie, dass du ihn mit so einem Kröter verglichen hast, Hagrid“, legte sie ihm mit breitem Grinsen nahe und er versicherte ihr, niemals etwas Ähnliches zu irgendjemandem zu sagen, weil er sehr an seinem Leben hängen würde. „Vielen Dank nochmal, Hagrid. Du bist wirklich der Einzige, dem ich ein Tier ohne zu zögern anvertrauen würde“, sagte sie lobend, bevor sie ihn wegen seiner Größe um die Taille herum umarmte und sich gleich darauf verabschiedete.

An seinem Schreibtisch sitzend erledigte Severus die Arbeiten, die gestern liegen geblieben waren. Es waren Aufgaben der siebten Klasse. Dracos Aufsatz war, ohne dass er ihn aufgrund persönlicher Beziehungen bevorzugen würde, die beste aller Arbeiten, was ihn zufrieden schmunzeln ließ. Severus hörte, wie sich jemand seiner Tür näherte und als sie sich öffnete, trat Hermine herein.

„Severus? Ihr Hund“, sagte sie, während sie arge Mühe hatte, mit dem Kniesel auf dem Arm Harrys Leine festzuhalten, denn der wollte mit wedelndem Schwanz zu seinem Herrchen stürmen.
„Bringen Sie ihn doch bitte in meine Räume“, bat er. Da sie ihn etwas verwundert anblickte, erklärte er: „Das Gemälde hat die Anweisung erhalten, neben Harry jetzt auch Ihnen Zutritt zu gewähren.“
„Oh, ja sicher“, sagte Hermine, die im ersten Moment gar nicht begreifen wollte, dass ihr sonst so verschlossener Professor ihr Zugang zu seinen persönlichen Räumen gewährt hatte. Wahrscheinlich hatten einige Personen in Hogwarts dieses Privileg erhalten. Sicherlich durften Albus und Minerva, vielleicht sogar Filius und Pomona bei ihm ein und aus gehen.

Das Gemälde vor Snapes Gemächern betrachtete sie mit gekräuselter Nase von oben herab, öffnete jedoch wortlos, so dass sie den Hund zunächst loslassen konnte. Auch ihren Kniesel ließ sie im Wohnzimmer laufen, damit sie Harry von seiner Leine befreien konnte und während sie beim Hund kniete, rannte ihr Kniesel zu einer anderen Tür.

„Bleib hier“, rief sie ihm hinterher, doch schon war er durch einen Türspalt hindurch in ein anderes Zimmer verschwunden. „Verdammt“, fluchte sie ihm leise hinterher.

Hermine ging zu der anderen Tür hinüber und schwang sie auf. Der Raum entpuppte sich als, wie sie es befürchtet hatte, Severus’ Schlafzimmer. Ihr Kniesel sprang gerade von einem gepolsterten Stuhl hinunter und rieb sein Gesicht im Vorbeigehen an ein paar Bücher, die auf dem Boden abgelegt worden waren. Als sie auf das schwarze Tier zuging, hüpfte es wagemutig hin und her.

„Ich will jetzt nicht spielen. Komm her, wir gehen nach drüben“, sagte sie in sanftem Tonfall, doch dem Kniesel war jetzt nach Spielen zumute. Wenn sie sich ihm näherte, wartete er sprungbereit ab, damit er übermütig weglaufen konnte, wenn sie ihm gefährlich nahe gekommen war. Zuletzt rannte er unter das große Bett und Hermine seufzte.

Jetzt gab es nur zwei Möglichkeiten. Sie könnte zu Severus gehen und ihm erklären, dass der Kniesel in sein Schlafzimmer gelaufen war und sie sich nicht ohne Erlaubnis in diesem Raum aufhalten wollte, um ihn wieder einzufangen, was ihr sicherlich eine spitze Bemerkung seinerseits einbringen würde. Die Alternative dazu war, den Kniesel so schnell wie möglich selbst einzufangen und nie ein Sterbenswörtchen über den Vorfall von sich zu geben. Sie entschied sich für letztere Möglichkeit.

Die Hälfte der Schularbeiten war er bereits durchgegangen und den Rest wollte er morgen erledigen, so dass er sein privates Büro verließ, um es sich mit einem Schluck Elfenwein vor seinem Kamin gemütlich zu machen. Sein Hund schlummerte in einem großen Korb und ließ sich von ihm zur Begrüßung tätscheln. Gleich darauf entledigte Severus sich seines hochgeschlossenen Gehrocks und er öffnete die Knöpfe seiner Weste, die er stets über dem weißen Hemd trug, welches kaum jemand unter seiner schwarzen Kleidung vermuten würde. Dem Schränkchen neben dem Kamin entnahm er ein Glas und eine Weinflasche und während er sich etwas einschenkte, fiel sein Blick auf die Flasche Nesselwein im Schrank, die Harry ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte. Dann hörte er plötzlich eine dumpfe Stimme aus seinem Schlafzimmer, aber er verstand die Worte nicht. Er zückte seinen Zauberstab und schlich sich leise an, doch er wurde mit einem Male stutzig. Sein Hund lief normalerweise, wenn sich jemand seinen Räumen näherte, schon Minuten vorher wachsam zur Tür und jetzt, wo sich unüberhörbar eine Person in seinem Schlafzimmer aufhalten musste, lag er seelenruhig in seinem Korb und schlummerte.

Vorsichtig betrat Severus sein Schlafzimmer. Den Zauberstab senkte er wieder, als er auf das in die Höhe gerichtete Gesäß seiner Schülerin blickte, die neben dem Bett hockte und mit einem Arm wie wild darunter herumfuchtelte. Dann vernahm er ihre Stimme: „Wehr dich nicht, ich will nicht spielen. Du sollst da rauskommen!“
„Her…“, Severus hielt inne, da bereits die erste Silbe ihres Namens, die seine Lippen verlassen hatte, sie so sehr erschreckt hatte, dass sie sich ihren Kopf am Bettgestell gestoßen hatte.

Auf den Knien rutschend hatte sie sich umgedreht und ihren Oberkörper aufgerichtet, bevor der Schmerz sie etwas verspätet durchfuhr, so dass sie sich mit einer Hand den Hinterkopf rieb und dabei stöhnte.

„Mein Kniesel hat sich unter ihrem Bett verbarrikadiert und will einfach nicht herauskommen.“
Er grinste halbseitig und ihr war nicht ganz klar, ob er Schadenfreude empfand, weil sie sich den Kopf gestoßen hatte oder ob ihn die Situation an sich amüsiert stimmte. Belustigt sagte er: „Hermine, ich hätte vermutet Sie wüssten, dass man in solchen Fällen an den Spieltrieb eines so jungen Tieres appellieren muss. Greifen Sie nicht nach ihm, sondern locken Sie ihn!“

Sie stand auf und rieb sich weiterhin den Hinterkopf, während sie auf den Boden schaute und nachdachte. Sie zog ihren Zauberstab, aber ihr schien nichts einzufallen und während sie sich noch immer in seinem Zimmer umblickte, bemerkte sie auf seinem Nachttisch ein dünnes, strahlend weißes Büschel langer Haare. Ein genauerer Blick verriet ihr, dass es sich um Einhornhaar handelte und ein daneben liegender Einkaufszettel bestätigte ihr, dass er es kürzlich gezählt haben musste, denn diese seltene Zutat ging offensichtlich zur Neige.

Sie griff nach dem Büschel strapazierfähiger Schweifhaare und grinste einmal frech zu Severus hinüber, bevor sie die Haare auf dem Boden hin und her bewegte. Auf der Stelle kam der Kniesel unter dem Bett hervor und angelte nach den Haaren, die Hermine nun so hoch hielt, dass er sie nicht erreichen konnte. Sie griff sich ihren Kniesel, der sofort wohlig zu schnurren begann, legte das Einhornhaar wieder auf Severus’ Nachttisch und strahlte ihn mit einem triumphierenden Lächelnd an.

„Erwarten Sie von mir nicht so etwas Albernes wie einen Applaus“, sagte er trocken, wodurch sich ihr Lächeln abrupt verabschiedete. „Wie wäre es stattdessen mit einem Schluck Elfenwein?“ Ihr Lächeln kam genauso schnell wieder zurück wie es verschwunden war.

Am nächsten Morgen am Frühstückstisch war Harry der Letzte, der von allen Lehrern gekommen war und es war anzunehmen, dass er sich mit Absicht Zeit gelassen hatte, um nicht Rede und Antwort stehen zu müssen. Nachdem sich Harry neben Severus gesetzt hatte, flogen bereits die ersten Posteulen durch die Öffnungen im Dach der großen Halle. Erst gestern noch hatte Hermine per Eule ein Exemplar für den nächsten Tag bestellt und sofort bezahlt, so dass sie nun neugierig die pünktlich gelieferte Sonntagsausgabe der „Muggelpost“ aufschlug.

Die erste Seite wurde von einer Schlagzeile geziert, die sie erschrocken Luft holen ließ, so dass Severus sich nach rechts wandte und sie fragte: „Was haben Sie?“
Hermine hielt ihm die Schlagzeile unter die Nase und dort stand fettgedruckt, was Severus leise vorlas: „Muggel-Hotel in Aberdeen in Flammen aufgegangen“. Severus bemerkte, wie die Hände seiner Schülerin zitterten. Sie war sich gerade bewusst darüber geworden, dass sie gestern alle ihr Leben hätten verlieren können.
Gleich darauf warf sie Harry die Zeitung unwirsch auf den Tisch und sagte vorwurfsvoll: „Ich würde heute gern deine Version hören, Harry!“
Harry überflog die Schlagzeile und sagte gelassen: „Warum? Du weißt ja jetzt, warum wir abreisen mussten.“
Sie beugte sich am Tisch vor, damit sie an Severus vorbei angestrengt leise entgegnen konnte: „Aber warum wusstest du das?“
„Hermine“, brachte Harry gereizt heraus, denn wenn er mit ihr darüber reden würde, dann bestimmt nicht während des Frühstücks am Lehrertisch.
Gerade wollte sie noch etwas entgegnen, da sagte Severus, dem sie so nahe war, dass sie seinen Atem spüren konnte: „Ich bitte Sie, Hermine, Sie versperren mir den Zugriff auf mein Frühstück.“
Sie blickte Severus kurz an, bevor sie sich ihre Ausgabe der Muggelpost schnappte und sich wieder normal hinsetzte.

Anstatt wie Harry oder Severus zu frühstücken las sie den dazugehörigen Artikel auf Seite drei weiter. In dem Hotel war für Samstagnachmittag eine private Veranstaltung geplant gewesen und zwar von niemand anderem als Robert Hopkins. Die Veranstaltung war im Artikel als eine kleine „Vereinsversammlung“ beschrieben worden. Die Muggelpost hatte kein Wort darüber verloren, was wirklich alles hinter Robert Hopkins steckte. Entweder wussten sie es nicht oder sie hielten es nicht für wichtig genug, dessen Hetzkampagne gegen die Zaubererwelt zu erwähnen. Auf jeden Fall war diese kleine Versammlung von anderen gestört worden. Es war zu einer Auseinandersetzung gekommen, bis irgendwer Molotowcocktails geworfen hatte.

Von der Seite hörte sie Severus fragen: „Was ist ein Molotowcocktail?“
Zuerst schaute sie ihn entgeistert an, bis ihr klar geworden war, dass er den Artikel unbemerkt mitgelesen haben musste, weswegen sie lächeln musste. Gleich darauf erklärte sie: „Das ist eine Glasflasche, die mit brennbarer Flüssigkeit gefüllt ist. In den Flaschenhals steckt man einen Fetzen Stoff, den man anzündet, bevor man die Flasche wirft. Wenn sie zerschellt…“
„…fängt die breitflächig verteilte Flüssigkeit sofort Feuer“, sagte er ihren Satz beendend, so dass sie nur nicken konnte. „Muggel haben erschreckend ausgefallene Ideen“, fügte er hinzu.
„Ja und sie sind darüber hinaus beängstigend wirkungsvoll“, entgegnete sie besorgt, was er mit einem Nicken bestätigte.

In seinem Büro sitzend las Arthur den Artikel in der „Muggelpost“ und er wurde sich darüber klar, dass er endlich einen Entschluss fassen musste. Er hatte nämlich nicht nur erfahren, dass es eine Auseinandersetzung in Aberdeen in Zusammenhang mit Robert Hopkins gegeben hatte. Durch einen vertrauensvollen Auroren, der sich gestern während seines Urlaubs zufällig in dieser Hafenstadt aufgehalten hatte, war er zudem an die Information gekommen, dass einer der von der Muggelpolizei festgenommenen Unruhestifter ein Squib gewesen wäre und der zweite sogar ein Zauberer. Der Squib gehörte, auch wenn er selbst in der Muggelwelt leben sollte, noch immer der Zauberergemeinschaft an, so dass Arthur zu Kingsley sagte: „Ich muss mich mit dem ’anderen Minister’ treffen. Ich muss diesen Squib und den Zauberer herholen und beide verhören!“

Kingsley bejahte lediglich, denn er wusste längst nicht mehr, wie sie sonst noch an weitere Informationen herankommen könnten, da sich Malfoy noch immer sträubte, sie nach dem letzten Besuch, bei dem sie ihm heimlich Veritaserum eingeflößt hatte, zu empfangen.

„Dann kontaktiere ihn oder ’überfall’ ihn einfach“, empfahl Kingsley.
„Nein, ich kann ihn nicht einfach so aufsuchen. Ich mach es wie es sich gehört! Das Gemälde soll mich ankündigen. Ich kann nicht verantworten, dass der Premierminister einen Herzinfarkt bekommt, sollte ich dort einfach so auftauchen“, sagte Arthur. „Heute ist Sonntag; vielleicht erreiche ich ihn ja auch gar nicht“, mutmaßte Arthur.
Kingsley lachte und sagte: „Du bist heute auch hier im Ministerium und nicht Zuhause. Regierungsoberhäupter arbeiten immer, Arthur.“

Arthur stellte sich bereits in seinem Büro vor ein Gemälde mit einem nicht schön anzusehenden, altertümlichen Schreiber. Der hässliche Mann in dem Gemälde sagte: „Ich habe zugehört, Minister. Soll ich Ihren Besuch sofort ankündigen?“
„Ja und sagen Sie ihm bitte, ich wäre in spätestens zehn Minuten bei ihm und ähm… machen Sie ihm bitte keine Angst ja?“, bat Arthur höflich, doch der Herr im Gemälde schnaufte nur verachtend.

Im Büro des Premierministers der Muggelwelt hatte eben eine Besprechung stattgefunden, weswegen er jetzt, ohne seine Gäste, noch einmal das mitgeschriebene Protokoll durchging, als plötzlich eine hässliche Gestalt in einem Gemälde auftauchte und „Pst“ machte. Erschrocken blickte der Premierminister sich um. Sein Blick fiel auf die geschlossene, kastanienbraune Tür, dann auf einige Bilder und letztendlich auf das Bild, in welchem eigentlich keine Person abgebildet war. Als er bemerkte, dass die Person in dem Gemälde sich auch noch bewegte, atmete er erschrocken ein. Dann ertönte eine Stimme, die direkt aus diesem Gemälde kam, welches er zu Beginn seiner Amtsperiode zu entfernen versucht hatte, aber das Bild hatte man einfach nicht von der Wand bekommen.

„Sehr geehrter Herr Premierminister, wir hatten schon einmal das Vergnügen, falls Sie sich erinnern“, grüßte der hässliche Mann aus dem Kunstwerk heraus. Der Premierminister schluckte und nickte bestätigend, denn er bekam kein einziges Wort heraus, so dass das Gemälde, nachdem es einmal geseufzt hatte, ihn darüber in Kenntnis setzte: „Der Minister der Zaubererwelt hat sich für ein persönliches Gespräch mit Ihnen entschlossen und wird innerhalb der nächsten zehn Minuten in Ihrem Büro auftauchen. Bitte treffen Sie entsprechende Vorkehrungen und teilen Sie Ihrer Vorzimmerdame mit, dass Sie für die nächste Stunde nicht gestört werden möchten. Vielen Dank für Ihre Kooperation.“ Der hässliche Mann aus dem Gemälde verschwand wieder, doch der Premierminister starrte mit großen Augen weiterhin auf den leeren Schreibpult, den das Bild zeigte und stieß es vorsichtig mit einem Kugelschreiber an.

Fünf Minuten später knisterte es laut im Kamin des Büros und der Premierminister erhob sich aufgebracht von seinem Stuhl, als ein Mann aus dem Feuer trat, der ihn gleich freundlich lächelnd begrüßte und ihm dabei die Hand reichte.

Nach der Begrüßung begann Arthur sogleich zu erzählen, doch er hielt inne, als er den erschrockenen Gesichtsausdruck seines Gesprächspartners erblickte. Vorsichtig und besorgt fragte Arthur den anderen Minister: „Es geht Ihnen doch gut oder? Hat das Bild Sie nicht vorgewarnt?“ Er betrachtete kurz das entsprechende Gemälde, welches mit einem Klebezauber versehen war, so dass die Zaubererwelt immer einen Kontakt zur Muggelwelt haben würde.
Endlich sprach der andere Minister, jedoch sehr abgehackt: „Ähm, doch… es hat… aber ich…“ Nachdem der andere Minister einmal geseufzt hatte, erklärte er: „Entschuldigen Sie bitte, aber nach Ihrem ersten Besuch dachte ich lediglich, dass der Stress mir Halluzinationen beschert hatte. Ich dachte nicht, dass mein Gespräch mit Ihnen wirklich stattgefunden hatte.“
„Oh, ich verstehe sehr gut, wie Sie sich fühlen müssen. Es liegt nicht in meiner Absicht Ihnen Unbehagen zu bereiten. Ich hätte Sie auch niemals aufgesucht, wenn die Sache nicht so dringend wäre“, erklärte Arthur mitleidig.
„Damals war ich drauf und dran, meinen Vorgänger über diese Zaubererwelt zu fragen, aber ich habe mich nicht getraut, weil ich dachte, man würde mich für nicht zurechnungsfähig halten“, offenbarte der andere Minister.
Arthur musste daraufhin lachen und erzählte belustigt: „Ja, wohl alle Ihre Vorgänger haben das Gleiche geglaubt wie Sie, nachdem Sie mit unserer Welt Kontakt gehabt hatten. Ist immerhin auch eine Art der Geheimhaltung, wenn kein Minister sich traut, etwas von uns zu erzählen. Was glauben Sie, was man von mir sagen würde, würde ich behaupten, Schrumpfhörnige Schnarchkackler sehen zu können.“
„Was bitte?“
„Ach nichts, kommen wir zu den wichtigen Punkten, werter Premierminister“, sagte Arthur mit ernsterer Miene.
Der andere Minister warf beängstigt ein: „Ich hoffe doch, es geht nicht mehr um diesen Lord. Sie hatten doch das letzte Mal ausführlich geschildert, dass er vernichtet worden wäre.“
„Nein, es geht nicht um Voldemort. Es geht um den Vorfall in Aberdeen. Es ging auch durch Ihre Presse. Sie haben die Zeitungen gelesen?“, fragte Arthur, der ihm bereits eine Ausgabe der „Muggelpost“ reichte, welche der Premierminister aufschlug und las.

Während der Premierminister den Artikel in der Muggelpost durchging, schaute Arthur sich bedächtig in dessen Büro um. Hier waren so viele Gegenstände, deren Funktionsweise er schon beim ersten Besuch hatte erfragen wollen, doch Harry hatte ihm damals den Ratschlag gegeben, seine Begeisterung für Muggelgegenstände zu unterdrücken. Sein Blick fiel auf ein seltsames Gebilde, welches auf dem Schreibtisch des Premierministers stand. Es waren fünf silberfarbene Kugeln, die von metallenen Stangen an V-förmigen Fäden hinunterhingen und Arthur brannte die Frage auf der Zunge, was das für ein Ding wohl sein könnte.

Über den Vorfall in Aberdeen war der Premierminister längst unterrichtet worden. In dem Artikel der Zeitung aus der Zauberergesellschaft standen viele Begriffe, die ihm fremd waren. Natürlich formten sich gleich Fragen in seinem Kopf.

„Minister Weasley, was ist ein ’Squib’?“, fragte er neugierig.
„Das sind Nachkommen von Zauberern und Hexen, die jedoch keine oder nur wenig magische Fähigkeiten besitzen“, erläuterte Arthur gewissenhaft, woraufhin der andere Minister einen brummenden M-Laut von sich gab und weiterlas.
„Und diese Squibs haben… Was genau waren nochmal ’Muggel’?“, fragte der Premierminister.
„Ein Muggel ist jemand wie Sie – eine Person, die nicht zaubern kann“, stellte Arthur freundlich lächelnd klar.

Der andere Minister blickte Arthur ungläubig an, bevor er die Zeitung auf den Tisch legte und langsam wiederholte: „Ihre Squibs und Zauberer haben unsere Muggel überfallen? Was wollen Sie mir damit sagen?“ Der Minister wurde etwas ungehaltener, bevor er erbost fragte: „Wollen Sie mir damit einen Krieg erklären?“
„Grundgütiger, nein! Und ich würde auch niemals die Bezeichnung ’meine’ oder ’Ihre’ verwenden. In der Zaubererwelt leben auch muggelgeborene Zauberer und Hexen und es gibt viele Squibs aus unserer Gemeinschaft, die hier bei Ihnen als Muggel leben und auch arbeiten!“, entgegnete Arthur beruhigend.
Dem anderen Minister fiel offensichtlich ein Stein vom Herzen, bevor er witzelnd bemerkte: „Ich hoffe, die Squibs zahlen hier auch ihre Steuern, wenn sie hier leben und arbeiten.“

Geduldig beantwortete Arthur alle Fragen, die der Premierminister an ihn richtete und mit jeder Antwort machte sich noch mehr Erleichterung ihn dem Muggel-Minister breit. Es lag nahe, dass kein Zaubereiminister jemals so ausführlich mit einem Premierminister geredet hatte. Arthur konnte ihm letztendlich jegliche Berührungsängste nehmen, bevor er den Überfall auf Aberdeen detaillierter ansprach.

„Sie haben es ja gelesen, aber was mich besonders stutzig macht: Warum war es ein Squib und ein Zauberer, die eine Veranstaltung von Mr. Hopkins auf diese drastische Art und Weise überfallen haben? Sie müssen zudem wissen, Premierminister, dass ich aus sicherer Quelle weiß, dass dieser Mr. Hopkins kein Bürger mit weißer Weste ist und er sehr wohl über unsere magische Gesellschaft im Bilde ist, aber nachweisen konnte ich ihm bisher keine seiner Untaten. Ich möchte daher gern die beiden Festgenommenen bei uns in der Zaubererwelt verhören. Ich möchte die beiden aus dem Muggelgefängnis in unseres überführen, was ich ohne Ihre Zustimmung nicht machen wollte“, erklärte Arthur.
Der andere Minister stutzte kurz und fragte: „’Nicht machen wollte’? Aber Sie hätten es tun können? Ich meine, Sie hätten die beiden einfach aus unserer Haftanstalt herausholen können?“
„Ja, das hätte ich schon veranlassen können, aber in dieser Hinsicht war eine Zusammenarbeit mit Ihnen meines Erachtens angemessener. Es hätte seltsam ausgesehen, wenn plötzlich Ihre Gefängniszellen leer gewesen wären, ohne dass Sie auch nur einen Hinweis darauf gehabt hätten, wie diese Menschen… Na ja, Sie wissen, was ich meine. Ich wollte Ihnen Aufregung und Ärger ersparen“, sagte Arthur offen.
„Das ist sehr aufmerksam von Ihnen, Minister Weasley. Übrigens sagt mir dieser Mr. Hopkins etwas“, erklärte der Premierminister. Aufgrund von Arthur forderndem Blick erklärte er: „Wegen diesem Mann und seiner Gruppe habe ich bereits von verschiedenen Anhängern der Kirche und aufgebrachten Eltern Beschwerdebriefe erhalten und ich bin unzählige Male aufgefordert worden, diese Gruppierung verbieten zu lassen, doch sind mir da gesetzlich die Hände gebunden. Sie glauben gar nicht, wie die Presse mich wegen meiner Machlosigkeit in Bezug auf Hopkins durch den Schmutz zieht. Ich müsste erst Gesetze ändern, um ihn festnehmen zu können, was wiederum unschuldige Vereine ebenfalls schädigen würde. Der Mann ist mir seit Beginn meiner Amtsperiode ein Dorn im Auge und ich würde wirklich fast alles tun, um ihn hinter Gittern sehen zu können. Wir konnten Hopkins bisher – und da haben wir beide momentan etwas gemeinsam – überhaupt nichts nachweisen, denn es ist nicht verboten, einen Verein zu gründen und Unfug zu verbreiten. Er zahlt sogar gewissenhaft seine Steuern; ich hatte ihm nämlich Anfang des Jahres die Finanzbeamten auf den Hals gehetzt, falls wir in seiner Buchführung Ungereimtheiten finden würden, für die wir ihn hätten festnehmen können. Zumindest konnte ich es unterbinden, dass diese Sekte sich weiterhin in staatlichen und kirchlichen Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen einnistet, um dort ihre Hirngespinste an den Mann zu bringen. In diesem Sinne wäre ich sehr erleichtert, wenn Sie mich über die Aussagen der Gefangenen in Kenntnis setzen würden. Vielleicht finde ich da etwas, mit dem ich Hopkins das Handwerk legen kann.“

Arthur machte große Augen, dann lachte er erleichtert, bevor er sagte: „Sie geben mir die Erlaubnis, die beiden Gefangenen in die Zaubererwelt überführen zu dürfen?“
„Nach unserem Gespräch liegt es nahe, dass eine Zusammenarbeit fruchtbarer wäre als weiterhin allein herumzustolpern, denn einer von uns beiden wird ihn sicherlich dingfest machen können. Ich verlange nur eine Kopie der Aussagen dieser Brandstifter und ab und an vielleicht ein persönliches Gespräch mit Ihnen?“, fragte der andere Minister voller Hoffnung.
Breit lächelnd ergriff Arthur die Hand seines Gesprächspartners und erwiderte: „Es wäre mir eine große Freude, die Zusammenarbeit mit Ihnen als Vertreter der Muggelwelt zu vertiefen!“

Bevor sich Arthur jedoch dazu entschloss, den Premierminister wieder zu verlassen, fragte er: „Sagen Sie, das dort auf Ihrem Schreibtisch“, er zeigte auf das Gebilde mit den metallenen Kugeln, „stellt genau was dar? Verzeihen Sie mir die Frage, aber ich habe eine Vorliebe für die Gegenstände von Muggeln. Es ist sozusagen ein Steckenpferd von mir.“ Arthur lächelte bis über beide Ohren.
Der Premierminister lächelte zurück und erklärte, während er sich dem entsprechenden Objekt näherte: „Das nennt sich ’Kugelstoßpendel’. Warten Sie, ich demonstriere es Ihnen.“

Der Premierminister nahm eine Kugel, hielt sie nach oben und ließ los. Völlig fasziniert beobachtete Arthur, wie die Kugel an die andere stieß, doch entgegen seiner Vermutung bewegten sich die mittleren drei nicht die Spur, aber dafür die letzte, denn die schwang nach oben, fiel zurück und das ganze wiederholte sich.

„Fantastisch! Das ist ja ungeheuerlich“ schwärmte Arthur. „Welchen Zweck hat ein ’Kugelstoßpendel’?“, fragte er noch interessiert.
Der Premierminister antwortete belustigt: „Ich möchte diesem Gegenstand keinen tatsächlichen Zweck zusprechen, Minister Weasley. Es erfüllt in erster Linie nur den Zweck der Dekoration. Möglicherweise könnte es auch die Nerven beruhigen.“

Vorsichtig streckte Arthur einen Finger aus und berührte eine der mittleren Kugeln, die sich nicht bewegten und sagte dann begeistert: „Das vibriert ja!“
Ohne Umschweife nahm der Premierminister das Kugelstoßpendel in die Hand und hielt es Arthur entgegen, während er sagte: „Nehmen Sie es als Geschenk, Minister Weasley.“
„Aber das kann ich doch nicht annehmen. Warum…?“
Arthur wurde unterbrochen, als der andere Minister sagte: „Wir haben uns heute gegen einen gemeinsamen Feind verbündet, Minister Weasley. Sehen Sie das Geschenk als Symbol unserer engen Zusammenarbeit und Beginn unserer Freundschaft.“
Arthur war hin und weg und strahlte über das ganze Gesicht. „Ich möchte mich vielmals bei Ihnen bedanken. Das bedeutet mir wirklich viel!“, beteuerte Arthur, bevor er dem anderen Minister die Hand schüttelte und die Muggelwelt mit federleichtem Herz durch den Kamin verließ.


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