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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Aberdeen

von Muggelchen

Am Tag darauf, einem Sonntag, hatten Arthur und Molly fünf Gäste zum Mittag. Sirius war etwas verdutzt darüber, dass sogar Severus eingeladen war, aber er verdrängte jeglichen Anflug von Gehässigkeit und schoss auf sein Gegenüber nur verbal zurück, wenn eine sarkastische Bemerkung des Zaubertränkemeisters in seinen Augen zu verletzend war.

Harry ahnte, dass er heute wegen etwas Besonderem eingeladen war, denn er wusste ja, dass Hermine und Severus schon gestern bei Arthur zu Gast gewesen waren, während Anne und Sirius lediglich davon ausgingen, Molly würde sie bekochen wollen.

Arthur schenkte zum Hühnchen, welches es nachher geben würde, schon etwas weißen Wein ein und danach reinen, indem er sagte: „Ich habe euch alle eingeladen, um etwas mit euch zu diskutieren. Severus und Hermine wissen es bereits, aber wir denken, dass ihr drei“, er blickte Sirius, Anne und Harry einmal in die Augen, „uns sehr behilflich sein könnt.“
„Es ist nichts Schlimmes passiert oder?“, fragte Harry besorgt, doch Arthur konnte ihn gleich beruhigen.
„Nein, Harry. Es ist eher eine Mission, für die wir euch in Betracht ziehen“, erklärte Arthur. Aufgrund der fragenden Blicke, die ihm drei seiner fünf Gäste zuwarfen, fügte er hinzu: „Als Minister habe ich momentan eine Plage am Hals, der ich Herr werden will. Dazu benötige ich die Hilfe von Menschen, denen ich erstens vollstes Vertrauen schenken kann und zweitens, die sich in der Muggelwelt auskennen. Ihr alle, selbst Severus, habt Erfahrung in der Muggelwelt gesammelt. Ihr würdet zurechtkommen und nicht auffallen, weil ihr euch seltsam verhaltet.“
Neugierig fragte Anne: „Um was für eine Mission geht es denn?“
„Nun“, Arthur überlegte, „die ’Plage’, von der ich sprach, ist eine so genannte ’Sekte’, das hat Hermine zumindest herausfinden können. Wir haben Beweise dafür, dass diese Leute für die Folter von Hexen und Zauberern verantwortlich sind und…“
Aufgeregt unterbrach Harry: „Was? Eine Muggelsekte hat es auf uns abgesehen?“
Hier schaltete sich Hermine ein und gab einige Informationen wider, die sie zusammengetragen hatte, indem sie sagte: „Es geht um ’Hexenjäger’, wenn man das in unserer heutigen Zeit überhaupt so nennen kann, Harry. Es ist eine Gruppe von Muggeln, die von der magischen Welt weiß und offensichtlich sind wir denen ein Dorn im Auge.“

Plötzlich fiel Anne aus allen Wolken und aufgeregt schilderte sie: „Die waren neulich an meiner Tür! Das sind die doch, von denen ihr sprecht, oder?“ Arthur und Hermine nickten.

Während Molly die Teller mit der Vorspeise verteilte, einer duftenden Tomatensuppe, und Salz und Pfeffer zum Tisch brachte, fragte Sirius: „Was genau soll diese ’Mission’ beinhalten? Ich meine, sollen wir jemanden umlegen oder was?“ Sirius hatte es nicht ernst gemeint und schmunzelte verstohlen.
Mit weit aufgerissenen Augen entgegnete Arthur: „Bei Merlins Bart, nein! Ich möchte eigentlich nur einen Wohnsitz überprüfen lassen – eine Adresse, die ich habe. Es gibt noch einen anderen Ort, aber die Beschreibung ist sehr ungenau. Ein weiteres Haus soll nämlich ganz in der Nähe des Verbotenen Birkenwaldes liegen, westlich von Aberdeen. Wenn ihr alle tatsächlich reisen solltet, dann muss Harry unbedingt einen Verhüllungszauber auf sein Gesicht legen, falls er dort kein Unbekannter sein sollte.“
Sirius lachte und fragte: „Es geht um Spionage? Warum schickst du nicht nur Severus? Der wird das schon alleine…“
Arthur unterbrach: „Nein, denn wenn derjenige, den ich suche, dort angetroffen werden sollte, möchte ich, dass ihr vielleicht sogar Kontakt aufnehmt und ich will nicht, dass sich jemand dieser Gefahr aussetzt, ohne dass Verstärkung in der Nähe ist. Natürlich sollen nicht alle auf einmal den Mann ansprechen. Ich… Ach, ich weiß auch nicht. Ich muss dringend etwas über diesen Mann erfahren. Vor allem muss ich wissen, ob die Information über den Wohnsitz überhaupt stimmt. Findet es heraus und wenn ihr den Mann dort antreffen solltet, dann haltet Augen und Ohren offen. Ich möchte herausfinden, ob man ihm etwas vorwerfen kann, für das wir ihn offiziell festnehmen können!“

Es herrschte einen Moment betretene Stille, bis Anne sagte: „Wenn ich mich dazu äußern dürfte?“ Nach einem Nicken von Arthur sagte sie: „Vorhin haben Sie gesagt, Harry müsse einen Zauber tragen, der ihn unkenntlich macht.“
„Ja“, betätigte Arthur, „weil ich davon ausgehen muss, dass die möglicherweise sogar den Tagespropheten kennen und daher auch Informationen aus unserer Welt haben. Harry ist eine prominente Persönlichkeit.“
Harry verzog nur beschämt das Gesicht und blickte auf seinen Teller Tomatensuppe, doch Anne warf noch ein: „Na ja, wenn diese Verbrecher den Tagespropheten lesen sollten, dann werden sie nicht nur Harry kennen.“ Erstaunt zog Arthur beide Augenbrauen in die Höhe, hörte aber weiterhin aufmerksam zu, als Anne erklärte: „Sie werden in der Zeitung auch Sirius gesehen haben und Mr. Snape, über den ja noch wochenlang nach der Preisverleihung berichtet worden war. Selbst Miss Granger…“ Hermine unterbrach und bot ihr gleich das Du und die Verwendung ihres Vornamens an, so dass Anne sofort freudig davon Gebrauch machte, als sie sagte: „Selbst Hermine war mehrmals im Tagespropheten abgebildet. Ich habe den nämlich auch immer gelesen, seit ich Sirius kenne, und obwohl ich Hermine und Mr. Snape persönlich nicht sehr gut kenne, habe ich mir ihre Gesichter aufgrund der vielen Artikel eingeprägt. Bis auf mich sind alle vier in den Augen der Sektenmitglieder möglicherweise keine fremden Personen.“

Was Anne gesagt hatte, hatte Arthur völlig aus der Bahn geworfen. Seine ganze Idee war mit einem Schlag zunichte gemacht worden. Jetzt würde er niemanden nach Aberdeen schicken, denn er wollte seine Freunde nicht ins offene Messer laufen lassen.

„Dann tragen wir vier eben einen Verhüllungszauber auf dem Gesicht“, schlug Sirius vor, doch Arthur schüttelte den Kopf.
„Nein, ich… Ich habe das alles gar nicht bedacht. Es tut mir Leid. Es ist keine gute Idee, Zivilisten nach Aberdeen zu schicken. Es war nur ein Geistesblitz gewesen. Ich…“ Arthur seufzte und fügte leise an: „Nein, nicht in meinem Auftrag. Dafür will ich nicht verantwortlich sein.“

Während des Essens blockte Arthur weitere Vorschläge, wie man in Aberdeen Informationen beschaffen könnte, rigoros ab. Er wollte keinen seiner Freunde in Gefahr bringen. So ein Verhüllungszauber auf dem Gesicht konnte nämlich nachlassen, ohne dass man es sofort bemerken würde. Bei Harry und seinen magischen Fähigkeiten machte sich Arthur keine Sorgen. Würde Harry sein Gesicht magisch verändern, würde es so lange halten, bis er selbst den Zauber wieder aufheben würde. Bei Severus wäre das womöglich genauso, aber was war mit Hermine und Sirius?

Nach dem Essen verabschiedeten sich die fünf und gingen nach draußen. Hermine war es, die zu allen sagte: „Ich würde gern noch darüber reden. Wir könnten jetzt doch noch irgendwo hingehen?“
„Wir könnten zu mir gehen“, schlug Anne kurz und knapp vor.
Severus verzog erst das Gesicht, bevor er sagte: „Zu diesem Thema habe ich nichts mehr zu sagen. Ich verabschiede mich dann…“
„Moment, Severus. Sie werden dazu etwas zu sagen haben, denn ich habe mich entschlossen, auf jeden Fall nach Aberdeen zu gehen!“, konterte Hermine.
„Sie haben gestern erst Ihren Vertrag gelesen und…“
Sie unterbrach ihn und erklärte besserwisserisch: „Dort steht, dass Sie für meine Sicherheit verantwortlich sind, nicht aber, dass Sie meine Freiheiten einschränken dürfen. Sie können mir kein Verbot erteilen, was bedeutet, dass Sie wohl oder übel mit mir kommen müssen, wenn Sie sich solche Sorgen um mich machen sollten!“
Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und er starrte sie so eindringlich an, dass ihr eine Gänsehaut den Rücken hinunterlief, bevor er gefährlich leise zischelte: „Wie dumm sind Sie eigentlich, dass Sie sich wissentlich in Gefahr begeben wollen?“
Keck erwiderte Hermine: „Oh, wenn ich gehe, dann werden Sie ja mitkommen – da fühle ich mich doch gleich um einiges sicherer!“ Mutig klopfte sie ihm zweimal auf die Schulter und Severus ließ resignierend den Kopf hängen.
Harry schaltete sich ein und fragte: „Wollen wir nicht doch noch zu Anne, um darüber zu reden?“

Die fĂĽnf apparierten in eine leere Gasse in London, die nicht weit entfernt von Annes Wohnung lag. Im Wohnzimmer befanden sich ein Dreisitzer und ein Sessel. Auf letzteren lieĂź sich Sirius fallen, wie er es wohl oft tat, nachdem er die Wohnung betreten hatte.

„Setzt euch doch“, sagte Anne und deutete auf die Couch. Hermine und Harry nahmen als Erste Platz und zwar jeweils an den Armlehnen, so dass nur noch der Platz zwischen den beiden frei war.
„Miss Adair, setzen Sie sich doch bitte. Ich fühle mich wohler, wenn ich stehe“, sagte Severus mit schmieriger Stimme. Es war ihm anzumerken, dass Hermines Vorschlag ihm gegen den Strich ging.

Einen kurzen Augenblick herrschte Ruhe, bis Anne Platz genommen hatte. Sie schlug sich einmal selbst auf die Schenkel und sagte gleich darauf: „Ich gehe mit nach Aberdeen!“
„Ja super“, sprudelte es aus Hermine heraus, „dann sind wir schon zu zweit!“
„Nein, Hermine! Die Option, dass Sie mit Miss Adair allein fahren, haben wir gestern bereits verworfen. Das kommt nicht in Frage!“, erwiderte Severus bestimmend.
„Dann kommen Sie mit, Severus! Ich kann meinen Verhüllungszauber über mehrere Tage aufrechterhalten. Harry hat mir Übungen beigebracht, mit denen es ganz einfach ist. Okklumentik-Übungen, die eigentlich zur Konzentration und zur Leerung des Geistes…“
„Nein, wenn Severus mitgeht, dann gehe ich auch mit! Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, dass Anne und er...“, Sirius verstummte.
Severus blickte Sirius hämisch an, bevor er überheblich klingend fragte: „Wie sieht es mit Ihrer Konzentrationsfähigkeit aus? Können Sie ohne Ihren Zauberstab einen Verhüllungszauber herbeirufen und bewahren?“ Sirius konnte es nicht, weswegen er nichts erwiderte, so dass Severus einmal schnaufte, bevor er leise sagte: „Dachte ich’s mir.“
Das wollte Sirius nicht auf sich sitzen lassen und so konterte er: „Ich kann meine Animagusform über viele Monate halten, ohne mich auch nur einmal zurückverwandeln zu müssen!“
„Ich werde nicht mit einem Tier reisen!“, blaffte Severus ihn an.
Hermine bekundete jedoch ihren Gefallen an dieser Idee und sagte: „Warum eigentlich nicht? Viele nehmen ihr Haustier in den Urlaub mit. Damit hätten wir womöglich einen Trumpf im Ärmel. Sirius könnte auf diese Weise nahe an Menschen herankommen und deren Gespräche belauschen, ohne dass er verdächtig wirkt. Ich finde die Idee wirklich gut!“

Hierzu hatte Severus letztendlich sein Einverständnis gegeben, nur Anne hatte ihre Stirn in Falten gelegt, so dass Hermine fragte: „Findest du die Idee nicht gut?“
Sie zuckte mit den Schultern, bevor sie entgegnete: „Wenn ich ehrlich bin, weiß ich momentan überhaupt nicht, wovon ihr sprecht.“
Mit einer elegant gehobenen Augenbraue fragte Severus: „Er hat Ihnen nie seine…“
„Ich werde ihr schon noch zeigen, was damit gemeint ist“, unterbrach Sirius, der Anne bisher nicht einmal davon erzählt hatte, dass er sich in einen großen schwarzen Hund verwandeln konnte, weil er geglaubt hatte, das könnte sie womöglich erschrecken.

Bisher hatte sich Harry nicht zu der Idee geäußert, auf eigene Faust nach Aberdeen zu fahren, so dass Hermine sich genötigt fühlte, auch ihn zu fragen. „Harry, du kommst doch auch mit?“
Harry konnte noch immer nichts sagen, aber er nickte zustimmend, bevor sie alle zusammen noch einige Pläne schmiedeten.

Noch vier Tage lang hatte Severus versucht, seine Schülerin wieder von ihrer Reiselust abzubringen, doch letztendlich hatten sie sich am Freitag, den 26. September, mit ihrem Gepäck und in Muggelkleidung gehüllt in London bei Anne eingefunden. Harry war schon früher angekommen und trug, wie Hermine und Severus selbst, nur eine unauffällige Tasche mit dem Notwendigsten. Sirius hingegen schleppte einen großen Koffer, so dass Severus es sich nicht verkneifen konnte, mit einem fiesen Grinsen zu fragen: „Was haben Sie denn da drin? Ist der bis zum Rand voll mit Hundekuchen?“
Bevor Sirius zurückfeuern konnte, erklärte Anne völlig gelassen: „Ich habe nur diesen einen Koffer und keine einzige Tasche mehr.“ Sie wühlte in einer Schublade zog etwas heraus, bevor sie erfreut sagte: „Zum Glück, hier ist mein Ausweis! Hatte ihn verlegt.“
Hermine schlug eine Hand vor den Mund. „Du meine Güte, da habe ich gar nicht dran gedacht. Harry, hast du noch einen Ausweis aus der Muggelwelt?“, fragte Hermine.
„Ja schon, aber der ist abgelaufen, glaube ich. Habe ihn sowieso nicht bei mir“, antwortete Harry verstummend, denn jetzt begriff er, dass man ohne Ausweis weder ein Auto, noch ein Hotelzimmer mieten konnte. Gut, das könnte Anne besorgen, dachte Hermine, aber was, wenn sie in eine Polizeikontrolle geraten würden?

„Keine Sorge“, warf Sirius ein, „ich habe mir von Mundungus fünf falsche Ausweise besorgen lassen. Niemand hier wird mit seiner echten Identität reisen müssen.“
Anne blickte ihn fassungslos an, bevor sie erklärte: „Ich kann aber nicht mit falschem Ausweis reisen! Meine ganzen Kreditkarten laufen auf Anne Adair und nicht auf… Wie heiße ich auf dem anderen Ausweis?“ Sirius zuckte mit den Schultern und gab jedem seinen falschen Ausweis. „Oh nein, ich bleibe Anne Adair und werde nicht zu ’Deirdre Bladder’. Niemals! Außerdem hast du zwar einen falschen Ausweis besorgt, aber was ist mit einem Führerschein für mich?“, fragte Anne.
„Ich habe mir die Namen nicht ausgesucht, aber du hast Recht – an einen Führerschein habe ich nicht gedacht. Dann fährst du eben als du selbst. Dich kennt man ja eh nicht“, bestätigte Sirius.

Harry, Hermine und Severus hatten sich ihre eigenen, falschen Namen eingeprägt, bevor sie ihre Ausweise in die Jackentasche steckten und sich daran machten, nach Inverness zu apparieren, um dort ein Auto zu mieten. Es wäre unauffälliger, wenn sie einen kurzen Weg mit dem Wagen zurücklegen würden, um damit auch direkt vor einem Hotel zu parken, anstatt zu Fuß und mit Taschen und Koffern in der Hand aus einer dunklen Gasse zu kommen. Die Fahrt würde, wenn sie die A96 nehmen würden, weniger als drei Stunden dauern.

In Inverness waren sie lautlos und unbeachtet unter einer Brücke, die über den Ness River führte, angekommen und Severus befahl sofort, die Verhüllungszauber anzuwenden. An Sirius gerichtet sagte er: „Seien Sie so nett, Black, und werden Sie zum guten Hündchen.“

Ein letzter böser Blick würde für dieses Wochenende hoffentlich das Letzte sein, dachte Severus, was er von Black sehen würde, bevor er sich mit einem Köter herumschlagen müsste.

Erst gestern hatte Sirius, nachdem er die Tage zuvor mit ihr lediglich darüber geredet hatte, seiner Verlobten letztendlich auch gezeigt, wie er als Hund aussehen würde und es hatte sie tatsächlich ein wenig erschreckt, doch jetzt nahm sie wie selbstverständlich Halsband und Leine aus ihrer Handtasche und leinte Tatze an, was Severus wieder dazu veranlasste, eine spitze Bemerkung zu machen, die zum Glück nur Hermine hören konnte.

Harry, Hermine und Severus legten wort- und stablos ihren Verhüllungszauber auf das Gesicht, der sie völlig anders aussehen ließ. Augen- und Haarfarben waren nun eine andere, selbst die Frisuren waren fremd. Sie verließen den Platz unter der Brücke und gingen die Stufen hinauf, die in die Stadt führten.

Die Autovermietung betrat nur Anne und sie hatte einen Wagen besorgt, der glücklicherweise groß genug war, damit jeder etwas Beinfreiheit haben würde. Die Fahrt nach Aberdeen, obwohl es nicht mehr so weit war, musste jedoch unterbrochen werden. Tatze hatte so jämmerlich gewinselt, dass Anne angehalten hatte, damit Harry die Schiebetür des Wagens öffnen konnte. Draußen hatte sich der Hund übergeben und es hatte eine Viertelstunde gedauert, bevor er mit viel gutem Zureden wieder ins Auto gestiegen war. Man hatte die Plätze getauscht und Tatze vorn sitzen lassen, so dass Severus hinten zwischen Hermine und Harry Platz genommen hatte. Etwas später musste die Fahrt erneut unterbrochen werden.

„Miss Adair, wenn Sie die Güte hätten, noch einmal anzuhalten? Ich glaube, der Geruch von Erbrochenem, der weiterhin aus der Schnauze dieser Flohschleuder dort vorn strömt, schlägt auch mir auf den Magen“, konnte Severus trotz aller Übelkeit noch höflich von sich geben.
Hermine war Severus auf eine Wiese gefolgt und hielt ihm eine Flasche Wasser hin, die er dankend entgegennahm. Dann entnahm sie einer kleinen Dose eine Pille und sagte: „Hier, nehmen Sie die. Ist gegen Reiseübelkeit.“ Auch dafür bedankte er sich.

Die kurze Reise im Auto war Tatze und Severus nicht sehr gut bekommen, so dass sie sich beide in einem kleinen, gemütlichen Hotel mit nur zwei Stockwerken zunächst im Wartebereich niederließen. Sie überließen den anderen die Aufgabe, die Zimmer zu besorgen, weswegen Severus Hermine seinen Ausweis überreichte. Die Frau an der Rezeption setzte ihr geübtes, strahlendes Lächeln auf, als Harry, Anne und Hermine sich ihr näherten.

„Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte die Dame, auf deren Schildchen über der Brust Mrs. Becker stand. Eine andere Frau hinter ihr, die an einem Computer saß, lächelte die potenziellen Gäste ebenfalls freundlich an und nickte grüßend.
„Wir hätten gern Zimmer und…“
Anne wurde unterbrochen, als die Hotelangestellte fragte: „Haben Sie reserviert?“
„Nein, haben wir nicht. Sie haben doch Zimmer frei oder?“, wollte Anne wissen.
„Einen Moment bitte“, bat die Dame höflich und wandte sich ihrem PC zu. Sie tippte hier und da, machte dabei ein angestrengtes Gesicht und seufzte zum Ende einmal, bevor sie an Anne gerichtet sagte: „Es sind leider keine Zimmer frei. Wir sind nur ein kleiner Familienbetrieb und meist ausgebucht.“
Entmutigt blickte Anne zunächst Harry und dann Hermine an, bevor Hermine eine Idee hatte und fragte: „Checkt heute vielleicht jemand aus?“ Die Hotelangestellte zog beide Augenbrauen hoch, bevor sie sich erneut dem Monitor zuwandte und sich die Prozedur an der Tastatur wiederholte.
„Ja, Sie haben Glück. Es werden heute zwei Zimmer frei und die sind im Anschluss noch nicht vergeben! Wie lange möchten Sie denn bleiben?“, fragte sie breit lächelnd. Sie fügte noch schnell an: „Für Ende nächster Woche sind diese Zimmer nämlich gebucht.“
„Wir wollen nur bis maximal Sonntag bleiben. Die Zimmer würden wir gern nehmen“, entgegnete Hermine erleichtert.
„Gut, Ihre Ausweise hätte ich dann gern“, forderte die Dame freundlich, während sie ein Formular zu Anne hinüber schob. „Wenn Sie das hier bitte ausfüllen würden?“

Hermine nahm Anne und Harry den Ausweis ab und legte ihren und den von Severus hinzu, bevor sie sie der Dame reichte. Anne war mit dem Formular fertig und reichte ihn ebenfalls hinüber. Die Dame tippte und prüfte und tippte und sagte letztendlich, nachdem sie fertig war: „Sie müssten sich bis zwölf Uhr noch ein wenig die Zeit vertreiben, bis die Hausmädchen die Zimmer hergerichtet haben. Die Codekarten, mit denen Sie später die Zimmer öffnen können, können Sie um zwölf hier an der Rezeption abholen. Ihr Gepäck können Sie in der Zwischenzeit mir zur Verwahrung geben. Das Restaurant zu Ihrer Rechten hat geöffnet, falls Sie dort warten möchten.“

In einer Dreiviertelstunde konnte man nicht allzu viel erledigen und da sich Severus sowieso darüber beschwerte, dass die Tablette gegen Übelkeit ihn schläfrig gemacht hätte, entschloss man sich dazu, sich ins Restaurant zu setzen, in welchem sich nur zwei junge Pärchen und ein reiferes Paar mit zwei Kindern befand. Tatze nahm unter dem Tisch Platz, denn Hunde waren hier zum Glück nicht verboten.

„Womit fangen wir an? Gehen wir nachher mal ’mit dem Hund spazieren’ und das auch noch zufällig in der Langdykes Road?“, fragte Hermine.
„Ich fände es auffällig, wenn vier Personen hinter einem Vierbeiner herliefen, Hermine“, erwiderte Severus leise.
Harry schlug vor: „Wir essen erst einmal was, checken dann in die Zimmer ein und treffen uns danach in einem der Zimmer, um in Ruhe drüber zu reden. Ich habe jetzt erst einmal Hunger!“

Nach einem Blick in die Menükarte entschloss sich Harry für ein Thunfisch-Sandwich, Anne für einen Hawaii-Toast und Severus für den Salat mit Krabben, doch Hermine konnte sich nicht entscheiden. Unauffällig reichte Severus ihr die Karte mit den Desserts und dort wurde sie tatsächlich fündig.

Später an der Rezeption mussten sie kurz warten, doch dann rief die Dame, bei der sie vorhin schon gewesen waren: „Mr. Paris? Mr. Ervine?“ Severus und Harry horchten bei ihren falschen Nachnamen auf und gingen nach vorn. Hermine stutzte ebenfalls, denn eigentlich war einer der Nachnamen auch ihr falscher Name. Zusammen mit Anne folgte sie den beiden, da sagte die Dame an der Rezeption plötzlich freudestrahlend an Hermine gerichtet: „Mrs. Paris, kommen Sie doch bitte einen Schritt näher heran.“ Hermine fielen fast die Augen aus dem Kopf, als ihre Gehirnzellen die Tatsachen kombiniert hatten, dass sie und Snape den gleichen Nachnamen trugen, doch ließ sich nichts anmerken und trat näher an die Theke heran. Die Dame reichte ihr einen kleinen Präsentkorb mit einer kleinen Flasche Sekt und ein paar Pralinen mit den Worten: „Für Sie und Ihren Gatten als Entschuldigung für die Wartezeit.“

Wie in Trance nahm Hermine den Korb entgegen, während sie immer wieder die Worte von Mrs. Becker im Kopf wiederholte.

Anne anblickend sagte die Dame: „Für Sie, Miss Adair, auch ein kleines Präsent.“ Und auch Anne bekam ihren Präsentkorb und gleich darauf die Codekarte für das Zimmer.
„Mr. Paris?“, sagte die Dame und hielt auch Severus die Codekarte vor die Nase, doch er griff nicht zu, sondern schien genauso erstarrt zu sein wie Hermine. „Dann vielleicht Ihre Frau?“, sagte Mrs. Becker etwas zögerlicher und winkte mit der Codekarte in Richtung Hermine. Harry trat Hermine sanft auf den Fuß, was sie aus ihrer Starre löste.
„Oh ja, danke. Ich trage den Namen noch nicht so lange, wissen Sie. Es ist seltsam, so angesprochen zu werden“, versuchte Hermine sich herauszureden, womit sie bei Mrs. Becker auf Verständnis traf.
„Ja, so ging es mir auch nach der Hochzeit“, sagte sie lächelnd. „Ihr Gepäck ist schon auf Ihren Zimmern. Beide Zimmer sind im zweiten Stock, gleich links, wenn Sie aus dem Fahrstuhl treten.“
„Danke“, war das Einzige, was Hermine gerade mal entgegnen konnte.

Im Fahrstuhl sagte keiner ein Wort. Nicht einmal Tatze gab einen Laut von sich. Mit einem „Bing“ öffnete sich die Fahrstuhltür im zweiten Stock. Der Fahrstuhl war so schleichend langsam gefahren, dass jedem die Melodie von „The Girl from Ipanema“ für etliche Minuten im Ohr nachklang, selbst noch, als sie ihre Zimmer, die sich gegenüber lagen, längst erreicht hatten. Anne und Hermine steckten je ihre Codekarte in den Schlitz, was Severus genau beobachtete, bevor die kleine rote Lampe grün leuchtete und die Tür sich öffnen ließ.

„Wir kommen gleich zu euch rüber“, sagte Hermine, bevor sie die Tür weit öffnete und hineinging. Severus folgte ihr und öffnete auf seinem Weg neugierig die erste Tür, die sich noch im Flur befand. Ein Badezimmer – klein, aber schick – verbarg sich dahinter. Nachdem er das Bad kurz inspiziert hatte, ging er über den Flur weiter nach vorn und bemerkte, dass Hermine regungslos etwas Bestimmtes betrachtete. Er stellte sich neben sie und folgte ihrem Blick und dann, als er es sah, lief ihm eine Gänsehaut den Rücken hinunter.

Hermine schluckte beim Anblick des Doppelbettes. Sicherlich ließe sich die Zimmerbelegung noch ändern, hoffte sie. Sie fühlte, wie ein unbekanntes Kribbeln sich in ihr breit machte und sie deutete es als Beklemmung. Heimlich warf sie einen Blick zur Seite und sie war betroffen, als sie Severus’ erblickte, denn in seinem Gesicht hatte sich der blanke Horror abgezeichnet.

Mit einem Male schaute er sich zügig im Zimmer um, bevor er sagte: „Ähm, Hermine, ich würde ja den Vorschlag machen, auf der Couch zu nächtigen, aber…“ Er verstummte, als Hermine sich im Zimmer umsah und selbst bemerkte, dass sich im Zimmer neben einem Schränkchen nur noch ein Tisch und zwei Stühle befanden.
„Es wäre unachtsam, für die Nacht einen Gegenstand in ein Bett zu verwandeln, falls es einen Notfall geben sollte und jemand Fremdes ins Zimmer kommen würde“, sagte sie mit schwacher Stimme.
Severus fügte hinzu: „Außerdem sollten wir nicht zu viel zaubern, damit Arthur nicht in irgendeiner Art und Weise auf uns aufmerksam wird. Sie wissen ja, dass jede magische Bewegung, die von einem Zauberstab herrührt, im Ministerium registriert wird.“
Sie nickte und fragte besorgt: „Vielleicht können wir das Schlafarrangement noch mit den anderen besprechen?“
„Das müssen wir wohl“, erklärte er mit zittriger Stimme, als sein Blick wieder auf das Doppelbett fiel. Er räusperte sich, bevor er empfahl: „Gehen wir rüber!“

Auf dem Flur trafen sie auf Harry, der auch eben rüberkommen wollte. „Harry, wegen der Zimmerbelegung…“
Severus konnte nicht aussprechen, denn eine Angestellte, die vorhin schon unten an der Rezeption zu sehen war, kam gerade aus einem anderen Zimmer heraus, hatte ihn gehört und fragte besorgt: „Oh, Mr. Paris. Gefällt Ihnen und Ihrer Frau das Zimmer nicht?“

Das Hotel war offensichtlich so klein, dass die Angestellten ihre Gäste sofort beim Namen kannten.

Hermine schaltete sich ein und erklärte: „Nein, wir wollte nur mal das andere Zimmer sehen, falls wir tauschen möchten.“
Die Dame nickte und sagte, bevor sie die Gäste allein ließ: „Kein Problem, wenn Sie tauschen möchten. Sagen Sie nur Bescheid, damit dann die Näpfe für den Hund ins richtige Zimmer gebracht werden können.“

„Reden wir erst einmal“, sagte Harry und bat Hermine und Severus zu sich hinein. Die Zimmertür war nun verschlossen und die Vorhänge zugezogen, so dass Tatze sich zurückverwandeln konnte.
Sirius schlug gleich vor: „Harry und Severus können zusammen ein Zimmer nehmen.“
Dagegen haltend sagte Hermine: „Und ich mit dir in einem? Nein, kommt nicht in Frage!“
„Ich werde nicht mit Severus ein Zimmer teilen und…“
Harry unterbrach seinen Patenonkel und erklärte: „Wir haben nur zwei Zimmer mit je zwei Doppelbetten, Sirius. Du wirst am besten als Tatze übernachten und zwar am Fußende!“
„Nicht bei Severus im Zimmer!“, verlangte Sirius.

Hermine fasste sich an die Stirn und es schien, als hätte sie Kopfschmerzen bekommen. Neben sich vernahm sie zudem ein leichtes Knurren und es kam von Severus, der mit so einer Reiberei anscheinend gerechnet hatte.

Erneut versuchte es Harry mit dem einzig vernünftigen Vorschlag: „Anne und Hermine in ein Zimmer und wir drei…“
Dieses Mal unterbrach Severus und schlug vor: „Ich kann im Auto schlafen!“
Mit großen Augen blickte Hermine ihn an und fragte: „Damit die Hotelangestellten glauben, wir hätten unseren ersten Ehekrach gehabt? Kommt gar nicht in Frage! Das ist viel zu auffällig und wir wollten unauffällig sein. Außerdem ist es jetzt nachts nicht mehr so warm, dass Sie im Auto schlafen könnten.“
Sich mit einer Hand durch die wirren Haare fahrend warf Harry ein: „Das können wir doch noch später diskutieren. Wir sind wegen anderer Sachen hier. Vielleicht sollten wir überlegen, wie wir Mr. Hopkins über den Weg laufen könnten?“

Man entschloss sich für einen kleinen Spaziergang in der Stadt. Die Langdykes Road war ganz in der Nähe und so nahm Anne Tatze an die Leine und lief neben Harry die Straße entlang, während Severus und Hermine schon einige Schritte vorangegangen waren.

„Es muss hier gleich in der Nähe sein“, flüsterte Hermine.
Severus blickte sich während des Gehens um und beobachtete unauffällig die Menschen. Niemand beachtete sie. Höchstens einen flüchtigen Blick warf man ihnen zu, bevor die Passanten ihrer Wege gingen. „Da vorn beginnt die Langdykes Road!“, sagte Hermine aufgeregt, aber leise.

Kaum waren sie um die Ecke gebogen, da blieb Severus stehen und hinderte Hermine am Weitergehen, indem er sie am Oberarm ergriff. Sie folgte seinem Blick, bis sie einen rothaarigen, elegant gekleideten Herrn ein Gartentor schließen sah, bevor er sich mit einem frisch gebürsteten Langhaar Collie auf den Weg über die Straße machte. Severus blickte über den Asphalt, bemerkte das Schild über dem Eingang zu einem Park und sagte: „Ich habe eine Idee!“

Mittlerweile hatten Anne, Harry und Tatze die beiden eingeholt und Harry fragte leise: „Was ist?“
„Ich habe unseren Mann gesehen: Robert Hopkins. Er hat eben sein Haus verlassen und ich vermute, er geht in den Park, um seinen Hund auszuführen.“ An Anne gewandt sagte er: „Geben Sie mir bitte die Leine, Miss Adair.“ Er hielt ihr die Hand entgegen, doch Tatze knurrte, so dass Anne zögerte. „Es ist keine Zeit für Spielchen, Mr. Black. Sie werden für die nächste Zeit ’mein’ Hund sein. Spielen Sie etwas mit dem Collie von Mr. Hopkins, so dass ich einen Grund habe, ein Gespräch mit dem Herrn beginnen zu können.“ Severus grinste fies, als er Tatze anstarrte und fragte: „Oder möchten Sie, dass Miss Adair sich einem Mann nähert, der nicht davor zurückschreckt, Hexen und Zauberer zu Tode zu quälen?“

Ohne auf eine Reaktion von Tatze zu warten übergab Anne sehr hastig die Leine an Severus, der gleich daraufhin empfahl: „Harry, Sie bleiben mit Miss Adair unauffällig in unserer Nähe, während ich mit Hermine an meiner Seite den Hund in den Park führe.“ Alle nickten, bevor Hermine und Severus zusammen mit Tatze vorab über die Straße gingen.

Der Park war überwältigend groß und eine wahre Augenweide. Einige Bäume trugen Laubkleider aus den schönsten Herbstfarben: Gelb, Braun, Orange, Rot. Und wenn ein Windchen wehte, dann glitten einige Blätter tänzelnd und kreiselnd zu Boden. Durch die Farbenpracht der Blätter wurde Severus für einen Moment an Hermines Magiefarben erinnert.

Die Gartenanlage war für Hunde freigegeben, wie man an den ganzen Schildern erkennen konnte. Severus hatte sein Ziel sehr schnell wiedergefunden. Er bemerkte, wie Mr. Hopkins sich bückte, um seinen Collie von der Leine zu lassen. Severus ahmte ihn nach und ließ Tatze ebenfalls von der Leine. „Sie wissen, was Sie zu tun haben, Black. Und tun Sie uns allen den Gefallen und bleiben Sie ein artiger Hund!“

Tatze erwiderte nichts, sondern rannte schwanzwedelnd auf die Grünfläche, auf der sich neben dem Collie noch zwei andere Hunde tollten. Hermine schaute ihm nach und spürte plötzlich eine Hand zwischen ihren Schulterblättern. „Gehen wir ein Stück spazieren, Hermine.“

Hermine und Severus schlenderten den Weg an der Wiese entlang und blickten immer wieder auf Tatze, der sich mit dem Collie anfreundete und abwechselnd auf Mr. Hopkins, der offensichtlich versuchte, den Besitzer von dem großen schwarzen Hund ausfindig zu machen. Dann hatte Hopkins sie endlich gesehen. Davon unbeirrt bewegten sich die beiden langsam weiter auf Hopkins zu. Hermine schaute einmal verträumt nach oben in die Baumkronen und drehte ihren Kopf langsam nach rechts, bevor sie unauffällig hinter sich schaute, um sich davon zu überzeugen, dass Anne und Harry folgten. Die beiden schlenderten ebenfalls gemächlich durch den Park und hatten ihren Blick auf Tatze gerichtet.

„Da, der Collie geht zu Mr. Hopkins und Tatze folgt ihm“, sagte Hermine.
Plötzlich kam ein anderer Mann auf Mr. Hopkins zu, dessen kleiner Jack Russel den Collie aufgeregt beschnupperte und auch Tatze wurde von dem anderen Hund erst einmal eingehend inspiziert; wie Hunde das eben so machten. Mr. Hopkins und der andere Mann begrüßten sich per Handschlag, während Tatze sich längst bei den beiden aufhielt und ihnen hoffentlich aufmerksam zuhörte, während er weiter vorgab, mit anderen beiden Hunden zu spielen.

„Lassen wir die beiden Herren einen Moment reden, Hermine. Setzen wir uns auf die Bank hier“, schlug Severus vor. Mit der Hand fegte Severus zuvorkommend einige trockene Blätter fort, bevor Hermine Platz nahm. Sie schauten nur noch selten zu Tatze hinüber, damit die Männer sich nicht beobachtet fühlen würden. Als Harry und Anne sich der Bank näherten, flüsterte Severus leise über seine Schulter zu ihnen hinüber: „Gehen Sie über den Rasen hinüber zur anderen Seite, damit Hopkins während des Gesprächs nicht gestört wird.“ Anne und Harry liefen noch einige Meter an der Bank vorbei, bevor sie die Grünfläche betraten, um Severus’ Ratschlag zu beherzigen.

Erst eine Viertelstunde später gingen Mr. Hopkins und sein Begleiter weiter. Hermine pfiff Tatze zu sich und zusammen gingen sie noch einige Schritte, bevor Sie bemerkten, dass Mr. Hopkins den Park verließ und mit seinem Collie zu dem anderen Herrn ins Auto stieg und davonfuhr.

Tatze verwandelte sich hinter einem Busch gleich zurück in Sirius und aufgebracht erzählte er: „Verdammt, die sind wirklich abartig! Der andere Mann hieß Richardson und der hat gesagt, dass ihnen langsam die Informationen ausgehen würden, weil sie lange Zeit keine Hexen mehr in die Finger bekommen hätten, die sie über uns ausquetschen könnten. Die wollen alles über die Zaubererwelt in Erfahrung bringen. Hopkins weiß, dass wir einen Minister haben! Er weiß, dass unsere Gesellschaft organisiert ist und er kennt sogar ein paar Berufe von uns. Er weiß von Fluchbrechern, Besenmachern, Quidditch-Spielern und sogar von Auroren!“
„Haben Sie jetzt völlig den Verstand verloren?“, fluchte Severus. „Nehmen Sie auf der Stelle wieder Ihre Animagusform an und erzählen Sie uns später alles in Ruhe – im Hotel!“, forderte er mit bösartig säuselnder Stimme.

Zurück in einem der beiden Hotelzimmer setzte sich Sirius auf einen Stuhl und bat um eine Flasche Wasser, die Severus daraufhin der Minibar entnahm. Bevor er ihm die Flasche reichte, fragte er mit ernster Miene: „Soll ich das Wasser in ein Näpfchen füllen oder…“

Sirius entriss ihm die kleine Flasche und setzte an, um sie in kürzester Zeit zu leeren. Das Herumtollen mit den anderen Hunden hatte ihn viel Kraft gekostet. Danach holte er tief Luft und schilderte: „Hopkins hat zugegeben, dass er nicht weiß, wie viele es von uns gibt. Er geht davon aus, dass es nicht allzu viele sein können. Wenn seine Männer einen von uns erwischen konnten, haben sie denjenigen erst nach einem Zauberstab abgesucht. Wenn die einen dabei hatten, war ihr Schicksal besiegelt! Die haben sich eben im Park über zwei Zauberer lustig gemacht, die sie zuletzt in einem ’Hexenturm’ gefangen gehalten hätten. Hopkins sagte, jeder Zauberer und jede Hexe wäre ohne einen Stab ein ganz normaler, schwächlicher Mensch. Sie haben von all ihren Gefangenen Namen, Adressen und weitere Informationen über unsere Gesellschaft verlangt. Ich will gar nicht wissen, wie viel sie schon zusammentragen konnten. Hopkins hat davon gesprochen, dass sie dem ’Bösen’ den Garaus machen wollen und sie haben dabei offensichtlich Hilfe aus unserer Welt!“

Es klopfte und Sirius verwandelte sich sofort in Tatze, noch bevor „Herein“ gesagt werden konnte. „Herein!“, rief Anne.
Die junge Dame von vorhin öffnete die Tür und fragte: „Entschuldigen Sie die Störung. Sie waren vorhin nicht da. Ich wollte eigentlich nur fragen, in welches Zimmer wir die Näpfe für Ihren Hund unterbringen sollen?“
„Hier“, sagte Harry und die Dame stellte zwei große, gefüllte Näpfe in eine Nische neben dem Schreibtisch.
„Unsere Küche kocht für die Haustiere, Mr. Ervine. Falls es Ihrem Hund trotzdem nicht munden sollte, haben wir eine große Auswahl an gängigem Fertigfutter“, sagte die Dame sehr freundlich, bevor Harry nickte, sich bedankte und die Frau das Zimmer wieder verließ.

Nachdem er sich zurückverwandelt hatte, blickte Sirius auf den Napf, verzog das Gesicht und sagte: „Einer von euch kann mir bitte ein Steak besorgen.“
„Wollen wir Essen aufs Zimmer bestellen?“, fragte Anne, die schon eine Menükarte vom Schreibtisch genommen hatte und darin blätterte.

Telefonisch bestellte man sich an der Rezeption etwas zu Essen. Hermine hatte für sich zwei Menüs ausgewählt, weswegen Harry sie mit einem vorwurfsvollen Blick bedacht hatte, der ihr nahe legen sollte, es nicht zu übertreiben, doch das machte sie nur bockig. Anne hatte auch zwei Menüs bestellt, aber eines davon beinhaltete das Steak, welches sich Sirius gewünscht hatte. Vorsichtshalber blieb er in Tatze verwandelt, bis das Essen geliefert werden würde. Die Menüs hatte man in ein Zimmer bringen lassen, aber der Tisch war viel zu klein für alle vier, so dass die Dame fragte: „Soll ich Ihnen einen weiteren Tisch und zwei Stühle besorgen?“ Severus verneinte und sagte, er würde mit seiner Frau gleich ins eigene Zimmer hinübergehen.

Kaum hatte die Frau die TĂĽr geschlossen, fĂĽhrte Severus mit einer Handbewegung einen Zauber aus, der den Tisch und die StĂĽhle verdoppelte. Sirius verdoppelte nochmals einen der StĂĽhle, so dass alle fĂĽnf gemĂĽtlich Platz nehmen konnten.

„Harry, wie kannst du nur eine Pizza bestellen? Das hier ist ein Vier-Sterne-Hotel!“, warf Hermine ihm vor.
Er lachte nur und sagte dann: „Das ist die teuerste Pizza meines Lebens, Hermine! Ich hoffe, es wird auch die beste sein. Hast du unten den alten Steinofen gesehen?“

Während des Essens unterhielten sie sich über weitere Schritte bezüglich Mr. Hopkins. Sirius schlug vor: „Wir wissen ja, wo er wohnt. Wie wäre es, wenn man sich mit einem Desillusionierungszauber auf sein Grundstück wagt? Der wird uns nicht sehen können.“
Hermine schüttelte den Kopf und hielt dagegen: „Nein, man wird zwar unsichtbar, aber die Alarmanlagen würden trotzdem losgehen – das gilt auch für das Innere des Hauses, weswegen wir auch nicht einfach hineinapparieren können. Habt ihr nicht seine Luxusvilla gesehen? Der Knabe strotzt vor Geld. Der wird möglicherweise Wärmesensoren in seiner Überwachungstechnik integriert haben.“
Zusammenhanglos fragte Harry plötzlich: „Ob wir ohne Verhüllungszauber sein können, wenn wir wie jetzt allein sind oder wenn wir schlafen?“
„Nein, besser nicht, denn falls es einen Notfall geben sollte, dann darf dein Gesicht nicht dein echtes sein“, erwiderte Hermine. Gleich im Anschluss fügte sie schelmisch grinsend an: „Außerdem möchte ich dich noch eine Weile mit hellbraunen Haaren und blauen Augen genießen können!“
Er schnaufte und stichelte: „Du siehst aber auch nett aus. Zumindest hast du jetzt eine anständige Kurzhaarfrisur und keine langen buschigen Haare.“
Sie blickte ihn böse an, doch bevor sie kontern konnte, beteiligte Severus sich gelassen an dem amüsanten Gespräch und sagte, während er etwas Rotbarsch auf seine Gabel schob: „An Hermines Schopf ist absolut nichts auszusetzen; weder jetzt noch sonst.“

Von diesem Kompliment ganz verzückt streckte Hermine stolz den Rücken, lächelte zu Harry hinüber und streckte ihm übermütig die Zunge raus, während Sirius nur kicherte und Anne schmunzelte. Das Thema schien eigentlich abgehakt zu sein, doch Sirius verkniff es sich nicht zu sagen: „Ich finde, Severus sollte seinen Verhüllungszauber immer tragen. Steht ihm jedenfalls besser als…“
Jetzt schritt Hermine ein und revanchierte sich, indem sie Sirius unterbrach und versicherte: „Er muss gar nichts an sich ändern, aber du solltest öfter mal ein Hund sein! Zumindest wirkst du dann viel wohlerzogener.“
Sirius schaute Hermine böse durch zusammengekniffene Augen an, doch Anne lenkte ihn von seinem geübten „Nimm-das-zurück-Blick“ ab, weil sie plötzlich in herzhaftes Gelächter ausbrach und nur mühsam – ständig durch ihr eigenes Lachen sich selbst unterbrechend – zugab: „Genau das habe ich ihm vorhin auch gesagt!“ Harry lachte mit Anne mit, aber eher, weil sie selbst so sehr lachen musste.
Zu ihrer Linken hörte Hermine ein Schnaufen und sie bemerkte, dass Severus nur mit viel Mühe verhindern konnte, in das Gelächter einzustimmen.

„Wir sollten morgen Früh auf jeden Fall nochmal in den Park gehen, so wie heute“, schlug Severus vor, nachdem sie mit dem Essen fertig waren und alle stimmten ihm zu.

Den ganzen Abend über hatten sie darüber nachgedacht, ob man das Haus von Hopkins betreten sollte und wenn ja, wie sie das anstellen könnten. Nebenbei fragte Harry: „Wie sind eigentlich eure falschen Vornamen?“
Severus murmelte selbstverachtend: „Daran hätte ich früher denken müssen.“
Sofort griff Sirius das Gemurmel auf und fragte schelmisch provozierend: „Wir lassen ja in unserem Zweitjob ganz schön nach, nicht wahr?“
„Warum hätte gerade ICH daran denken müssen, dass jeder von uns den Namen des anderen kennen sollte, Black? Wollen Sie mich zum Leiter dieses kleinen Spionage-Unternehmens machen? Hüten Sie sich bloß, denn wenn ich hier das Sagen hätte, dann würden Sie als Hund draußen vor dem Hotel angekettet übernachten!“ Anne und Hermine konnten die Situation zum Glück sehr schnell wieder entspannen.

„Also, wie heißt ihr beide?“, fragte Harry an Severus und Hermine gerichtet. Er fügte für alle noch schnell an: „In meinem Ausweis steht Milton Ervine.“
„Milton?“, fragte Hermine ungläubig, bevor sie lachen musste. „Du siehst überhaupt nicht wie ein ’Milton’ aus.“
Harry blickte Severus fragend an und der erklärte mit Abscheu in der Stimme: „Mein falscher Vorname musste ausgerechnet ’Peter’ sein.“
Mit den Schultern zuckend erklärte Harry: „Peter Paris hört sich doch aber gut an.“ An Hermine gewandt wollte er ihren Namen hören, doch sie schien diesen Moment ein wenig hinauszögern zu wollen. Was konnte an einem falschen Vornamen schon schlimm sein, fragte sich Harry, bevor Hermine endlich antwortete.
Mit leiser Stimme offenbarte sie: „Der Vorname auf meinem falschen Ausweis lautet Brenda.“

Hermine machte gute Miene zum bösen Spiel und Harry machte es ihr gleich, denn keiner durfte wissen, dass sie den Namen Brenda in Bezug auf die Vergangenheit von Sirius und Severus kannten. Beide bemerkten jedoch, dass der Name Severus tief getroffen haben musste, denn der wurde still und beteiligte sich nicht mehr am Gespräch. Für nur einen Moment überlegte Harry, ob Sirius das böswillig gemacht haben konnte, doch der erklärte plötzlich für alle, während er sein Glas Cola anstarrte: „Ich konnte mir keine Namen für uns aussuchen. Es lag allein in Mundungus’ Händen, die Ausweise zu besorgen und mit unseren Bildern zu versehen.“

Es wurde immer später und niemand schien müde zu werden, bis Anne jedoch sagte: „Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich möchte langsam zu Bett gehen.“
Sirius schnaufte und begann sich erneut zu sträuben: „Ich werde nicht mit Severus…“
„Mr. Black“, unterbrach Severus ihn nach langer Zeit des Schweigens, „wir alle kennen bereits Ihre Meinung zu diesem Thema. Wenn Sie also keinen Vorschlag bezüglich der Bettenbelegung haben, dann sollten Sie in Erwägung ziehen, diese Entscheidung den restlichen Betroffenen zu überlassen.“

Nach langem Hin und Her hatte Hermine, bei der nun ebenfalls der Bettzipfel zog, die Nase gestrichen voll. Sie erhob sich und fragte: „Severus?“ Als er sie anblickte, erklärte sie: „Ich bin müde. Lassen Sie uns in unser Zimmer gehen. Ich denke, wir sind erwachsen genug, um gemeinsam in einem Bett übernachten zu können.“ Sirius blinzelte mit großen Augen, denn er hätte es niemals für möglich gehalten, dass jemand freiwillig mit Severus ein Zimmer teilen wollte.

Ohne zu Murren, aber auch ohne ein Wort zu verlieren, folgte Severus ihr hinüber in das andere Zimmer. Sie machte Licht und er beobachtete aufmerksam, welchen der Schalter man dazu betätigen musste. Der andere schien für den Ventilator zu sein, dachte er. Am Bett angelangt überkam ihn die gleiche Starre wie zuvor, doch Hermines Frage brachte ihn in die Realität zurück.

„Auf welcher Seite schlafen Sie in der Regel?“, fragte sie unbefangen. Ohne ihm Zeit für eine Antwort zu lassen suggerierte sie: „Ich schlafe gern näher an der… ähm… Toilette.“
„Das trifft sich gut. Ich nächtige gern in der Nähe des Fensters“, erwiderte er, woraufhin sie ihm einem fragenden Gesichtsausdruck zuwarf.
„Am Fenster? In den Kerkern haben Sie doch auch keine“, sagte sie verwirrt und er konnte keinen klaren Gedanken fassen, um etwas Intelligentes zu erwidern.

Hermine entledigte sich ihrer Schuhe und atmete danach erleichtert aus. „Was dagegen, wenn ich zuerst ins Bad gehe?“, fragte sie, ohne zu bemerken, dass sie derweil etwas errötet war.
„Nein, ähm, machen Sie nur, wie Sie möchten“, antwortete er, ohne ihr in die Augen zu blicken.

Er registrierte, wie sie einige Dinge aus ihrer Tasche entnahm, bevor sie im Bad verschwand. Kurz darauf hörte er schon das laufende Wasser.

Im Badezimmer ließ Hermine schon das Wasser in die Wanne laufen, bevor sie damit begann, sich zu entkleiden. Der Raum war voller Spiegel und in einem konnte man sich von oben bis unten betrachten. Schon nachdem sie ihre Jeans ausgezogen hatte, warf sie ihrem Spiegelbild einen sehr kritischen Blick zu, denn ihre Beine fand sie viel zu kräftig. Nachdem auch alle anderen Kleidungsstücke auf dem Boden gelandet waren, betrachtete sie sich ganz im Spiegel und dachte erschrocken: ’Oh Gott, ich habe einen Bauch!’
Der logische Teil ihres Gehirns konterte schnippisch: ’Der war schon immer da, du Dummchen! Er ist nur ein wenig üppiger als früher.’

Harry hatte Recht behalten. Sie hatte in den letzten Wochen zugenommen und wenn das Vollstopfen nicht langsam aufhören würde, wäre die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie die Kontrolle verlieren könnte. Ein prüfender Blick zur Wanne verriet, dass sie erst halbvoll war, so dass sie nochmals ihren Blick auf den Spiegel richtete. Sie versuchte angestrengt, sich objektiv zu betrachten, so als wäre die Frau im Spiegel nicht sie selbst und da dachte sie dann plötzlich: ’Sieht gar nicht so schlimm aus! Nicht gertenschlank, aber auch nicht zu drall. Eigentlich sogar hübsch.’

Ihre Erscheinung war kurviger als früher, wie sie zugeben musste. Sie drehte sich um 45 Grad und konnte bei dem Seitenanblick auch nicht meckern. Spielerisch haute sie sich selbst mit einer Hand auf den Hintern, nur um kurz darauf die andere Hand erschrocken vor den Mund zu halten und mit weit aufgerissenen Augen zur Badezimmertür zu blicken, weil das erzeugte Geräusch recht laut gewesen war.

Auf dem Bett sitzend suchte sich Severus aus seiner Tasche ein Nachthemd heraus, doch er zögerte und überlegte, ob er es nicht lieber in einen Pyjama verwandeln sollte, da hörte er plötzlich ein Geräusch aus dem Badezimmer, das sich wie ein Klatschen angehört hatte; wie ein Schlag mit der flachen Hand auf die Wange. ’Was zum Teufel macht sie nur im Badezimmer?’, fragte er sich still und schüttelte dabei gedankenverloren den Kopf.

Nach dem entspannenden Bad, welches sie wegen ihrer Müdigkeit nicht allzu lange genossen hatte, trocknete sie sich ab und kleidete sich in Harrys Bärchen-Pyjama, den er ihr geliehen hatte, weil ihre eigenen Schlafanzüge zu eng geworden waren. Einige ihrer Hygiene-Artikel platzierte sie in der Nähe des Waschbeckens, bevor sie sich noch schnell die Zähne putzte, um kurz darauf die Wanne auszuspülen und mit einem kleinen Handtuch zu trocknen, so dass Severus ein sauberes Bad vorfinden würde. Auch nasse Stellen am Boden beseitigte sie auf Muggelart, bevor sie mit der zusammengeknüllten Kleidung des Tages unter den Arm geklemmt das Badezimmer verließ.

Als sich die Tür öffnete, drehte Severus sich nicht um, horchte aber auf, als er Hermines Stimme hörte, die verlegen sagte: „Das Bad ist jetzt frei.“ Kurz darauf bewegte sich die Matratze und er wusste, dass sie sich aufs Bett gesetzt haben musste. Mit einer Hand griff er sich sein Nachthemd, doch dann hielt inne. Er konnte sich einfach nicht dazu überwinden, später nur mit einem Nachthemd bekleidet neben Hermine in einem Bett zu liegen. „Könnten Sie das Licht schon ausmachen? Ich bin hundemüde. Ich werde wahrscheinlich auf der Stelle einschlafen“, sagte sie bittend.
„Ja, sicher“, bestätigte er erleichtert. In der Hoffnung, sie würde längst schlafen, wenn er aus dem Bad kommen würde, griff er sich sein Nachthemd und einige andere Dinge, löschte das Licht und schloss die Badezimmertür von innen.

Zunächst inspizierte er das Badezimmer viel gründlicher als heute Mittag. Eine Badewanne war ihm natürlich vertraut wie auch die Hähne für warmes und kaltes Wasser; beides gab es auch in der Zaubererwelt. Die vielen Spiegel stachen sofort ins Auge und sie missfielen ihm. Er ließ sich das Badewasser ein, bevor er damit begann, sich zu entkleiden. Noch bevor er in die Wanne stieg, erblickte er seine dürre Gestalt im Spiegel, was ihn dazu veranlasste, sich selbst einen angewiderten Blick zuzuwerfen.

Eine ganze Weile, viel länger als Hermine, lag Severus bewegungslos und mit nachdenklicher Miene im Bad, bevor er wieder ausstieg. Schon während er sich abtrocknete, fiel sein Blick auf einige Gegenstände, die sie hier im Badezimmer zurückgelassen hatte. Nachdem er sich das Nachthemd übergezogen hatte, trat er an die Gegenstände heran und begutachtete sie. Eine kleine Dose in die Hand nehmend las er die winzige Schrift darauf: Feuchtigkeitscreme. Auf einem größeren Gegenstand las er mit innerer Stimme: ’Pflege-Shampoo – glättet widerspenstiges Haar.’ Severus bemerkte erst, dass ihn der Gedanke an Hermines Haare zum Lächeln gebracht hatte, als er sich wieder aufrichtete und sein plötzlich so befremdlich wirkendes Gesicht im Spiegelbild erblickte.

Er lieĂź sich viel Zeit im Bad und wie erhofft schlief Hermine bereits, als er sich neben sie ins Bett legte. Nachdem er unter die Decke geschlĂĽpft war, blickte er einen Moment lang Hermine an, deren ruhige Atmung er vernehmen konnte. Kurz darauf blickte er zum Fenster hinaus, von dem aus er ein paar Sterne am Nachthimmel sehen konnte. Er lieĂź seinen Gedanken freien Lauf und er konnte es nicht verhindern, an Brenda zu denken.

Mitten in der Nacht wurde Hermine wach und der Grund dafür war schnell gefunden. Neben ihr hatte Severus einen äußerst unruhigen Schlaf. Er schien zu träumen und das auch noch so lebhaft, dass er sie ans Schienbein getreten hatte. Einen Moment lang überlegte sie, ob es besser wäre, ihren Professor ganz zu wecken oder vielleicht nur anzustoßen, damit er sich umdrehen und weiterschlafen würde. Sie hielt es für richtig, ihn nicht weiter leiden zu lassen und so riss sie sich zusammen und legte eine Hand auf seine Schulter, um ihn ein wenig zu schütteln.

„Severus?“, fragte sie leise in den dunklen Raum hinein.
Sie war erschrocken, als er blitzschnell nach ihrer Hand griff und schmerzvoll ihre Finger zusammendrückte. Er flüsterte immer wieder etwas Unverständliches, doch Hermine war damit beschäftigt, ihre Finger zu befreien. Vorsicht war nicht mehr geboten und so riss und zerrte sie an ihrer Hand, damit er endlich erwachte.
Im Dunkeln bemerkte sie, wie sich seine Augen geöffnet haben mussten, denn es glitzerte leicht an der Stelle, wo sie sich befinden mussten. Das Wort, welches er zuvor geflüstert hatte, warf er ihr jetzt in normaler Lautstärke an den Kopf, denn er sagte verachtend: „Schickse!“

Ihr Professor war nun erwacht. Er ließ ihre Hand los und schien darüber nachzudenken, ob er das eben wirklich gesagt oder nur geträumt hatte, doch Hermine nahm ihm die Aufgabe ab, nach einer Antwort zu suchen und sagte vorgetäuscht beleidigt: „Schickse? Na, hören Sie mal…“
„Ich…“, Severus hielt inne, aber atmete schwer.
Sie war nicht böse auf ihn. Er hatte einen Traum gehabt und das Schimpfwort musste einer Person aus ihm gegolten haben, weswegen sie ihm, um die Atmosphäre zu enteisen, nicht ernst gemeint und übertrieben schmollend vorwarf: „Erst treten Sie mir gegen das Schienbein und dann nennen Sie mich Schickse. Also wirklich…“
„Nicht doch Sie! Ich meinte doch nicht… Es war nur…“, versuchte Severus sich zu rechtfertigen, doch er konnte keinen klaren Gedanken fassen.
„Ich weiß schon, Sie hatten einen Traum. Das war auch der Grund, warum ich Sie geweckt habe“, erklärte sie beruhigend mit warmer Stimme.

Er rutschte etwas nach oben, um sich im Bett leicht aufzusetzen. Hermine bemerkte, dass der Traum ihn sehr mitgenommen haben musste, denn er fĂĽhrte eine zittrige Hand an seine Stirn.

„Was haben Sie denn geträumt?“, fragte sie freiheraus.
„Von“, er räusperte sich, „einer Bekannten.“

Sie erinnerte sich daran, wie offensichtlich Severus am vergangenen Abend auf den Namen „Brenda“ reagiert hatte. Natürlich kannte sie aus dem Tagebuch von Remus die Geschichte, die dahinter steckte, aber das wusste er nicht und es wäre besser, wenn das auch so bleiben würde.

„Hat das was mit einer ’Brenda’ zu tun?“, fragte sie geradeheraus. Er wandte seinen Kopf in ihre Richtung und sie ging davon aus, auch wenn sie es in der Dunkelheit nicht sehen konnte, dass er sie böse anblicken musste, weshalb sie erklärte: „Ich bin nicht blind, wissen Sie? Ich habe gemerkt, dass mein falscher Vorname Ihnen auf den Magen geschlagen ist. Handelte Ihr Traum von dieser Brenda?“
Nur leise gab er zu: „Ja.“
„Möchten Sie drüber reden?“
Wie aus der Pistole geschossen antwortete er barsch: „Nein!“

Langsam rutschte er wieder im Bett hinunter, um auf dem Rücken zu liegen und sie machte es ihm gleich. Beide starrten zur Decke hinauf, die nur wenig durch das spärliche Licht von draußen erhellt wurde.

„Wie spät ist es?“, fragte Hermine.
Sie hörte, wie Severus an seinem Schreibtisch herumkramte, bevor er antwortete: „Kurz vor fünf.“
„Ich kann nicht mehr schlafen“, nörgelte sie.
Severus fühlte sich dafür verantwortlich und sagte: „Verzeihen Sie, dass ich Sie geweckt habe.“

Nachdem sie sich einen Moment angeschwiegen hatte, fragte Hermine: „Vielleicht sollten wir einfach bei Mr. Hopkins an die Tür klopfen und Interesse an seiner Sekte vortäuschen?“
„Nein“, antwortete er augenblicklich. Sie wollte gerade etwas sagen, da fuhr er ihr über den Mund und erklärte: „Bedenken Sie die Möglichkeit, dass Mr. Hopkins Nachforschungen über Sie anstellen könnte, sollte er durch eine Fügungen des Schicksals dazu in der Lage sein, Ihre Identität festzustellen. Was, wenn er tatsächlich Zauberer unter seinen Anhängern hat? Die könnten Ihre Tarnung völlig unbemerkt von Ihnen mit Legilimentik aufdecken, Hermine. Mr. Hopkins hätte dann die Möglichkeit, die Menschen zu bedrohen, an denen Ihnen etwas liegt; Ihre Eltern.“ Severus seufzte, bevor er noch anfügte: „Man muss stets die Auswirkungen seines Handelns bis ins kleinste Detail bedenken, denn sonst…“ Er hielt inne.
„Mussten Sie so etwas schon einmal erleben? Ich meine, dass Sie unachtsam gewesen waren und jemand sein Leben lassen musste, weil Sie nicht alle möglichen Konsequenzen bedacht hatten?“, fragte sie mutig.

Sie rechnete schon gar nicht mehr mit einer Antwort. Es waren mindestens drei Minuten vergangen, da erwiderte Severus plötzlich schuldbewusst und schweren Herzens: „Dieser Fehler ist mir ein einziges Mal unterlaufen.“

Eine ganze Weile lagen sie still nebeneinander und starrten weiterhin zur Decke, bevor sie fragte: „An was denken Sie gerade?“
Sie vermutete, dass er an Brenda denken könnte, womöglich aber auch an seinen Traum mit ihr oder sogar an diesen schlimmen Fehler, den er in seinem Leben begangen hatte und der noch immer so schwer auf ihm zu lasten schien.
Entgegen ihrer Annahme erwiderte er jedoch leise: „Ich denke an meinen Hund.“
„Vermissen Sie ihn?“
„Ja.“

Nach einer kurzen Sprechpause offenbarte Hermine kindlich weinerlich: „Ich vermisse meinen Kniesel!“ Gleich im Anschluss wollte sie wissen: „Wo schläft Ihr Hund nachts eigentlich?“
„In meinem Bett, am Fußende. Er legt sich immer auf meine Füße und wärmt sie“, erklärte er mit leiser Stimme und gleich darauf dachte er, dass er diese Information eigentlich gar nicht hatte preisgeben wollen. Er war erleichtert, als er bemerkte, dass sie sich nicht über ihn lustig machte.
„Mein Kniesel legt sich immer auf meinen Bauch“, erzählte sie lächelnd.
„Haben Sie dem Kniesel schon einen Namen gegeben?“, fragte er interessiert.
„Nein, aber ich weiß jetzt, dass ich ihn weder Valentinus noch Brenda nennen werde“, erwiderte sie.
Severus schnaufte und sagte zynisch: „Oh, wie nett von Ihnen!“
Über seinen Tonfall nicht verärgert entgegnete sie fröhlich: „Tja, so bin ich nun mal.“

Die beiden unterhielten sich noch eine ganze Weile. Hermine drängelte nicht auf Antworten und Severus blockte daher nicht ab, so dass jeder zufrieden sein konnte. Als es langsam hell wurde, machten sie sich für den Tag startklar.

Am gemeinsamen Frühstückstisch war die Stimmung zwischen den fünfen anfangs gelassen, bis das Gespräch auf die Nacht gelenkt wurde, denn offensichtlich hatte auch Anne einen bösen Traum gehabt, der sie noch immer sehr aufwühlte und Harry hatte nicht schlafen können, weil drei Personen in einem Doppelbett definitiv zu viel gewesen waren, denn Sirius hatte sich kurzfristig dazu entschlossen, nicht in seiner Hundegestalt schlafen zu wollen.

„Wegen dir bin ich einmal aus dem Bett gefallen!“, meckerte Harry mit unterdrücktem Lächeln, doch Sirius grinste nur verschmitzt.
„Dafür hat Anne mir ins Gesicht geschlagen und…“
Anne unterbrach ihn und verteidigte sich: „Das war kein Vorsatz! Ich habe geschlafen und schlecht geträumt.“
An Hermine gewandt fragte Harry: „Hast du wenigstens gut geschlafen?“
Ohne Severus anzublicken, denn dann hätte sie gesehen, dass er ihre Antwort jetzt schon verteufelte, erzählte sie lächelnd: „Severus hat mir im Schlaf ans Schienbein getreten und mich beleidigt.“
„Beleidigt?“, fragte Harry neugierig nach.
Severus versuchte, sein Handeln zu erklären und gestand: „Ich habe von jemandem geträumt, dem ich nicht gerade freundlich gesinnt bin.“
Scherzend fragte Sirius: „Du hast aber nicht von mir geträumt oder?“
Severus schnaufte, blickte ihn böse an und schilderte ein fiktives Szenario: „Nein, habe ich nicht, denn wäre mir Ihr Gesicht untergekommen, Black, dann hätte ich Hermine im Schlaf sehr wahrscheinlich erwürgt.“ Hermine legte eine Hand an ihren Hals und blickte Severus ungläubig an, bevor sie lachen musste.
Harry lenkte von Severus’ Ernst gemeinter Bemerkung ab und fragte Hermine: „Wieso beleidigt? Was hat er gesagt?“
„Etwas, Harry, das ich niemals im wachen Zustand zu ihr sagen würde“, antwortete Severus an ihrer statt.
„Schon klar, aber was haben Sie gesagt?“, wollte Harry unbedingt wissen.
Hermine gab ihm endlich die Antwort und sagte: „Er hat die Person im Traum ’Schickse’ genannt.“

Harry lachte und sagte: „Hermine, du bist alles andere an das.“
Im gleichen Moment murmelte Sirius in sich hinein: „Kann mir schon denken, wer gemeint war…“
Sirius hatte nicht damit gerechnet, dass Severus ihn verstehen würde, doch das hatte er, so dass er fragte angriffslustig: „Haben Sie etwas zu sagen, Black?“ Sirius blickte auf und bemerkte, dass alle Augenpaare auf ihn gerichtet waren.
Er zuckte gelassen mit den Schultern und wiederholte: „Ich sagte nur ’Kann mir schon denken, wer gemeint war.’ Wegen der Ausweise musste ich auch an sie denken.“
„An wen?“, fragte Anne skeptisch, bis ihr Hermines falscher Vorname einfiel. „Brenda?“ Sirius verzog den Mund und antwortete nicht, so dass Anne anfing zu bohren: „Wer ist Brenda? Muss ich mir da jetzt Gedanken machen?“
Severus schnaufte wütend, blickte Anne an und sagte schief grinsend: „Möglicherweise?“
„Blödsinn, Severus. Hör auf mit dem Unfug!“, schimpfte Sirius zurück, damit Anne nicht verunsichert wäre.

Harry und Hermine versuchten gleichzeitig, mit netten Worten die Situation zu schlichten, aber niemand wollte sie hören, denn Sirius und Severus bekamen sich verbal in die Haare.

Um dem Streit ein Ende zu bereiten, sagte Sirius aufgebracht in Bezug auf Brenda: „Was regst du dich darüber überhaupt noch so auf? Sie war doch sowieso nur ein Flittchen!“
Severus stand so schnell von seinem Stuhl auf, dass der rücklings zu Boden fiel, bevor er zischelnd erwiderte: „Das war sie, aber erst, nachdem Sie mit ihr fertig waren!“ Dann verließ er das Zimmer, warf die Tür jedoch nicht ins Schloss, sondern zog sie leise zu.

Hermine blickte noch einen Moment zur geschlossenen Tür, bevor sie Sirius böse anstarrte, der seine Augen jedoch auf den Frühstücksteller gerichtet hatte.

„Toll, Sirius. Wirklich prima gemacht. Du bist echt ein Kindskopf, weißt du das? Werd’ endlich erwachsen!“ Dann verließ auch Hermine das Zimmer, doch sie warf die Tür aufgebracht hinter sich zu.

In ihrem gemeinsamen Zimmer traf sie Severus nicht an, weswegen sie nach unten in die Halle lief und gleich darauf nach draußen. Sie eilte in Richtung Park, den von gestern schon kannte und dort fand sie ihn tatsächlich. Er hatte mit gesenktem Haupt und mit hinter dem Rücken sich haltenden Händen einen kleinen Weg eingeschlagen. Sie holte ihn flugs ein und lief neben ihm her. Einen Moment lang glaubte er, sie würde mit ihm reden wollen, aber sie sagte kein Wort, sondern ging nur an seiner Seite und genoss das Herbstwetter und die frische Luft.

Im Hotelzimmer hatte sich Anne mächtig über Sirius aufgeregt, aber am meisten interessierte sie wohl, wer die genannte Dame gewesen war und was es mit ihr auf sich hatte, doch Sirius hielt den Mund, so dass Anne stinksauer ihre Jacke nahm und grantig sagte: „Ich brauche dringend frische Luft!“

Als man die Tür zuschlagen hörte, blickte Sirius auf und er bemerkte, dass Harry ihn mit enttäuschter Miene anschaute. „Ich geh ihr besser nach oder?“, fragte Sirius mit schwacher Stimme, die ahnen ließ, dass er die Situation wahrlich bereute.
„Nein, Sirius. Du bist als Tatze hier. Du kannst nicht einfach…“
„Wozu bin ich ein Zauberer, Harry?“, fragte Sirius, der sich gleich darauf erhob und mit einem lauten Plop verschwand.
„Prima“, sagte Harry zu sich selbst, bevor er seufzte. „Jetzt ist zumindest bewiesen, dass unsere Mission den Bach runter ist!“

Obwohl er es nicht tun musste, stellte er die Teller des verzehrten Frühstücks auf ein großes Tablett, damit die Tische frei geräumt waren, wovon er einen gleich per stab- und wortlosen Zauber verschwinden ließ sowie auch die drei Stühle, die nicht ins Zimmer gehörten.

Als er das volle Tablett in der Hand hielt, um es draußen auf den Flur zu stellen, da hörte er hinter sich, wie die Tür öffnete wurde. Harry wusste nicht, wer von den vieren als Erster zurückkommen würde und so schaute er gespannt auf die Tür, die mit einem Male weit aufgestoßen wurde.

Das Blut gefror ihm in den Adern und er ließ vor lauter Furcht das Tablett fallen, welches laut klirrend auf den Boden aufschlug. Die Person näherte sich ihm und hielt beide Hände in beschwichtigender Geste nach oben, doch die Angst wurde ihm damit nicht genommen. Allein beim Anblick der Gestalt begann Harry aufgeregt zu atmen.

Dann sprach die Person zu ihm: „Ihr müsst sofort abreisen, Harry, hörst du? Wenn sie zurückkommen, dann müsst ihr auf der Stelle aus Aberdeen verschwinden, denn sonst geschieht etwas ganz Fürchterliches!“

Die Person hatte sehr ruhig gesprochen, doch der Inhalt der Worte war beängstigend gewesen. Harrys ganzer Körper zitterte und er überlegte, ob er fragen sollte, wie das überhaupt möglich sein konnte, doch als hätte sein unheimlicher Besucher die in Gedanken gestellte Frage gehört, antwortete er: „Zeitumkehrer, Harry! Ich dachte eigentlich, nach dem kleinen Erlebnis in der dritten Klasse würde ich nicht so erschrocken reagieren, wenn ich mich mal selbst sehen würde, aber du wirst das schon verkraften. Packst du das, Harry?“ Harry blickte seinen Doppelgänger an und nickte heftig. „Gut! Dann hör mir jetzt genau zu: Ihr fünf verschwindet von hier! Morgen besorgst du dir eine Ausgabe der ’Muggelpost’ und du wirst eventuell erfahren, was hier geschehen ist.“

Endlich konnte Harry den Mut fassen, seinem zweiten Ich eine Frage zu stellen, wenn auch nur mit kaum vernehmbarer Stimme: „Was wird hier passieren?“
„Nein, das werde ich dir nicht sagen. Möglicherweise verläuft nämlich alles anders, wenn ihr nicht hier seid. Vielleicht geschieht dann auch rein gar nichts, aber wer weiß das schon?“

Harrys Doppelgänger setzte sich aufs Bett, um weniger einschüchternd zu wirken, bevor er mit ruhiger Stimme erklärte: „Hermine hatte mal gesagt, dass Zauberern, die mit der Zeit spielen, schlimme Dinge passieren würden und Albus hatte einmal erwähnt, dass man von niemandem gesehen werden dürfte.“ Harry erinnerte sich an diese Momente und sein zweites Ich erkannte das und schilderte gleich darauf: „Ich hatte sehr viel Zeit, um darüber nachzudenken und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass diese Ansichten völliger Blödsinn sind. Es wäre von Hermine doch ziemlich gewagt gewesen, ständig zeitgleich in zwei Klassen aufzutauchen, denn so etwas muss doch irgendwann herauskommen; und das war auch noch vom Ministerium genehmigt! Schüler reden doch miteinander über ihren Unterricht und neben wem sie gesessen haben. Hermine war als Schülerin immer sehr aktiv gewesen und hatte sich mit ihrer Fragerei sehr präsent verhalten. Nicht nur Ron und mir war in dieser Hinsicht aufgefallen, dass Hermine im dritten Schuljahr ganz plötzlich irgendwo aufgetaucht war. Und warum sollte man sich nicht selbst begegnen dürfen? Ich weiß ja, dass du seit der dritten Klasse häufig überlegt hast, wie du reagieren würdest, stünde eines Tages dein zukünftiges Ich vor dir. Ich weiß es, denn ich bin ja du! Und außerdem vertraue ich mir in dieser Angelegenheit am meisten.“ Der Harry aus der Zukunft warf Harry ein sanftes Lächeln entgegen.
„Warum“, Harry musste kräftig schlucken, „hast du dich für eine Zeitreise entschieden?“

Das Gesicht seines Ebenbildes verzog sich mit einem Male vor Schmerz, bevor er schweren Herzens antworten konnte: „Weil Anne und ich als Einzige… als Einzige…“ Er konnte den Satz nicht zu Ende bringen.
„Aus welcher Zeit kommst du?“, fragte Harry neugierig, denn sehr viel älter sah der andere Harry nicht aus.
Hier antwortete sein zukünftiges Ich sehr viel sicherer: „Ein Jahr und zwei Monate nach dem heutigen Tag.“
„Warum hast du dich so spät dazu entschlossen herzukommen?“, wollte Harry wissen.
„Weil ich erst so spät aus dem Mungos entlassen werden konnte. Ihr müsst gehen, Harry, verändere meine Zukunft, bitte!“, flehte sein älteres Selbst.
„Aber wenn wir heute abreisen und wir damit die Zukunft ändern und du zurück in deine Gegenwart gehst, dann sind die Dinge um dich herum doch nicht mehr die gleichen und du wirst nicht wissen, was sich alles verändert…“
Harry wurde von seinem Doppelgänger unterbrochen, der kurz auflachte und erklärte: „Glaub mir, ich habe mich zur Genüge mit diesem Thema auseinandergesetzt. Zeitreisen sind völlig unlogisch! Sie erzeugen Paradoxa und Endloszeitschleifen, aber das Ding hier“, Zukunfts-Harry zog einen Zeitumkehrer aus seiner Tasche und ließ ihn an der Kette hin und her baumeln, „ermöglicht magische Zeitreisen. Die sind noch viel, viel unlogischer, aber wesentlich besser zu handhaben. Es wird keine Endloszeitschleife entstehen, die dich zwingen wird, in einem Jahr und zwei Monaten eine Reise zu unternehmen, um dich selbst zu warnen, wie ich es jetzt gerade mache. Verstehst du?“

Harry verstand ĂĽberhaupt nichts und schĂĽttelte daher den Kopf. Er wusste lediglich, dass er selbst in der Zukunft eine Zeitreise gemacht haben musste, um sich heute davon zu ĂĽberzeugen, aus Aberdeen abzureisen. Noch immer war er im Unklaren darĂĽber gelassen worden, was geschehen wĂĽrde, wenn sie hier bleiben sollten.

„Was, wenn du gar nicht ich bist?“, fragte Harry unsicher, denn es war nicht auszuschließen, dass sich jemand mit Vielsafttrank einen Scherz erlaubte, doch wenn ja, wer sollte das sein?
„Frag mich was!“, forderte sein zukünftiges Ich.

Harry überlegte sehr lange und nutzte derweil seine Fähigkeiten in Okklumentik, damit er seine Gedanken vor Angriffen schützen konnte. Er überlegte, was er fragen könnte, das nur wenige oder gar nur er selbst wusste. Dann fiel ihm plötzlich etwas ein und er fragte: „Was hat Ginny vor unserer ersten Nacht zu mir gesagt, als ich ihr mein Herz geschenkt habe?“
Der andere Harry lächelte verträumt, als würde er sich selbst daran erinnern können und wie es schien, tat er das auch, denn er antwortete ganz richtig: „Sie sagte ’Dann nimm meines; was soll ich mit zweien anfangen?’ und dabei hat sie so süß gelächelt.“
’Oh ja’, dachte Harry, ’wenn er sogar das Lächeln erwähnte, dann war die Person vor ihm er selbst.’

Sein Doppelgänger unterbrach die romantischen Erinnerungen und sagte: „Ich weiß nicht, ob ich später vielleicht nochmal kommen werde. Erstrangig müsst ihr hier weg! Hermine und Severus sind im Park und werden als Erste zurückkommen. Anne und Sirius kommen gegen halb zwei – da solltet ihr schon alle Sachen gepackt haben, damit ihr unverzüglich abreisen könnt. Erzähl ihnen irgendwas vom Pferd, aber bloß nicht, dass du eine Zeitreise gemacht hast, um dich selbst zu warnen!“

Das Einzige, was Harry herausbringen konnte, war: „Okay!“


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Selbst Muggel wie wir sollten diesen freudigen, freudigen Tag feiern! Jenen nämlich, da sich der Londoner Verlag Bloomsbury entschloss, die Manuskripte der britischen Autorin Joanne K. Rowling zum Druck anzunehmen und sie der breiten, nichtmagischen Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Susanne Gaschke, Die Zeit