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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Die größte Angst

von Muggelchen

Heftig atmend und völlig fassungslos starrte Hermine mit verweinten Augen auf das regungslose Gesicht und in die entseelten Augen ihres Professors, dessen erschlaffte Hand sie noch immer hielt und dessen Stimme sie eben gehört zu haben glaubte. Ihr Trank hatte ihn getötet.

Das Geräusch des ersehnten „Plops“ der Heilerin, die innerhalb Hogwarts apparieren durfte, ließ Hermine ihren Blick von dem ungewohnt milden Gesichtsausdruck ihres Professors abwenden und über ihre Schulter schauen. Mitten im Büro stand Poppy, die mit weit aufgerissenen Augen auf Snapes am Boden liegenden Körper blickte. Und gleich daneben, direkt an Poppys Seite, stand Snape selbst, dessen Gesicht eine nicht erwartete Besorgnis widerspiegelte und der jetzt vorsichtig wiederholte: „Miss Granger?“

Laut und abgehackt atmend blickte Hermine vor sich auf das Wesen, welches sie für ihren Professor gehalten hatte. Es war der Irrwicht, der sich schneller aus der Schublade befreit haben musste als sie es für möglich gehalten hatte und dessen vorgetäuscht leblose Hand sie noch immer hielt. Angewidert zog sie ihre Hand zurück und presste sie an ihre Brust. Ihr Herz raste und ihre Atmung war so heftig, dass ihr schwindelig wurde. Als sie sich erheben wollte, schwankte sie einige Schritte, so dass sie freiwillig wieder in die Hocke ging, um nicht umzufallen.

FĂĽr einen Moment konnte sie einen klaren Gedanken fassen und die Situation mit scharfem Geist betrachten und in diesem Augenblick wurde sie sich darĂĽber bewusst, dass sie hyperventilierte und sie ihre Atmung nicht mehr selbst normalisieren konnte, doch Poppy kniete bereits neben ihr und sprach beruhigende Worte, deren Inhalt Hermine nicht verstand, aber deren wohltuenden Trost sie dem Klang der Stimme entnehmen konnte.

Das Kribbeln in Armen und Beinen und das Taubheitsgefühl um den Mund herum setzten bereits ein. Bisher hatte sie nur über Hyperventilation gelesen oder es bei Patienten miterlebt, aber noch nie hatte sie es am eigenen Leib erfahren müssen. Das erwartete Gefühl der Atemnot, über das sie schon so oft in Büchern gelesen hatte, machte sich ebenfalls in ihr breit, aber in Gedanken versicherte sie sich immer wieder, dass dies ein völlig unbegründetes Angstgefühl wäre, denn es war genügend Sauerstoff in ihrem Blut vorhanden. Außerdem war Poppy bei ihr, weswegen Hermine sich sicher fühlen wollte, denn die Heilerin kümmerte sich nun um sie. Beiläufig bemerkte Hermine, dass Snape den Irrwicht ohne den bekannten „Riddikulus“-Spruch einfach mit Hilfe seines Stabes wortlos zurück in die Schublade schleuderte und den Schrank mit einem starken Schutzzauber versiegelte.

Zur gleichen Zeit betrat Harry gerade Ginnys Krankenzimmer und es überraschte ihn, dass sie nervös mit vor der Brust verschränkten Armen auf und ab ging, während Nicholas selig in der Wiege döste. Als sie ihn bemerkt hatte, stürmte sie auf ihn zu und fragte aufgebracht: „Was für ein Notfall war das?“
„Was denn für ein Notfall?“, fragte Harry zurück, der Hermines hallende Stimme nicht vernommen hatte, weil er sich zu dem Zeitpunkt gerade erst in den ersten Stock begeben hatte.
Ginny erklärte aufgeregt: „Ich habe Hermines Stimme per Sonorus im Krankenflügel gehört. Ein Notfall und Poppy sollte sofort ins Snapes Privatbüro kommen. Du weißt nichts darüber?“
Aufgeregt schüttelte er den Kopf, derweil wurden seine Augen ganz groß vor Sorge. „Ich werde nachsehen, Ginny!“, versicherte er ihr und stürmte zur Tür hinaus.

Draußen traf er auf Poppy und Severus, die Hermine rechts und links an den Oberarmen hielten. Sie sah etwas mitgenommen aus, sehr blass, aber nicht ernsthaft verletzt. Harry rannte zu den dreien hinüber und öffnete wortlos die Tür, auf die die Heilerin zusteuerte. Drinnen setzten sie Hermine auf ein Bett.

Poppy befahl knapp: „Legen Sie sich hin, Miss Granger!“ Harry half ihr, die Beine auf das Bett zu legen, während Poppy hinüber zu einem der Schränkchen ging, um etwas zu holen. Severus verweilte neben dem Bett und blickte besorgt auf Hermine hinab, während sie selbst einen bedenklich glasigen und starren Blick aufwies und in einem stockenden Rhythmus atmete. Harry näherte sich seiner Freundin und sagte leise ihren Namen. Sie reagierte, aber nur sehr langsam, und blickte ihn durch feuchte Wimpern an und in diesem Moment – sie hatte kein einziges Wort gesagt – wusste er plötzlich, was sie am heutigen Tage versucht hatte und dass ihr Vorhaben gescheitert war. Er wusste es einfach.

Mit sehr ruhiger Stimme, in der ein wenig Sorgen mitschwang, erklärte Severus seinem jungen Kollegen: „Miss Granger musste unverhofft ihrem Irrwicht gegenübertreten, Harry. Sie hat vorhin hyperventiliert.“
„Hyperventiliert?“, fragte Harry mit weit aufgerissenen Augen nach. Er war immer der Ansicht gewesen, dass so etwas nur ganz selten auftreten würde.
„Stress, Angst und Panik sind in diesem Fall ganz offensichtlich die Auslöser für die Hyperventilation gewesen. Poppy möchte trotzdem ausschließen, ob möglicherweise eine körperliche Erkrankung dieses Symptom verursacht haben könnte, wie ein Leberschaden oder eine Hirnentzündung. Ich schließe das jedoch ohne Untersuchung aus. Ursache war meines Erachtens einzig und allein der Irrwicht und die große Angst, die er hervorgerufen hat“, vermutete Severus laut.

Ein schlechtes Gewissen überkam Harry, weil er die Musiktruhe mit dem Irrwicht nicht bei sich untergebracht hatte und weil er Hermine nicht von ihrem Vorhaben hatte abbringen wollen. Natürlich hätte auch er nur zu gern gewusst, welche Gestalt Severus’ Irrwicht angenommen hätte, aber stattdessen wollte er seine Hände in Unschuld waschen, weswegen er Hermine die Idee nicht ausgeredet hatte. Nun lag sie auf der Krankenstation, was er hätte verhindern können.

„Gehen Sie bitte, Harry, Severus. Sie werden schon noch erfahren, wie es Miss Granger geht“, sagte Poppy bestimmend und sie scheuchte die beiden bereits mit wild fuchtelnden Händen aus dem Krankenzimmer hinaus.

Draußen blieben Harry und Severus einen Augenblick beieinander stehen, ohne eine Wort von sich zu geben, doch dann trieb ihn die Neugierde dazu, Severus zu fragen: „Was war Hermines Irrwicht?“
Severus blickte ihn an und wog einen Augenblick lang ab, ob er antworten sollte oder nicht, bevor er erwiderte: „Ich, sterbend auf dem Boden in meinem Büro.“
Harry zog beide Augenbrauen bis zum Haaransatz hinauf und fragte verdattert: „Hermines größte Angst ist, dass Sie sterben?“
Ein wenig grantig widersprach Severus: „Seien Sie nicht albern, Harry. Ihre größte Angst ist, trotz ihrer Ausbildung zur Heilerin kein Leben retten zu können!“

Doch das, was Harry zuvor vermutet hatte, hatte für einen Moment etwas in seinem Kollegen bewegt. Harry hatte es gesehen! Es war wie ein heller Schatten gewesen, der hinter Severus’ Augen vorbeigehuscht war.

Mutig fragte Harry: „Was glauben Sie, wie Ihr Irrwicht aussehen würde?“
Wieder blickte sein Kollege ihm in die Augen und zögerte erneut mit einer Antwort, die er am Ende doch gab, indem er sagte: „Ich weiß nicht genau. Womöglich ein Dementor?“ Bevor Harry nachhaken konnte, fügte Severus noch hinzu: „Oder vielleicht Miss Granger, die in meiner Anwesenheit ihr Leben aushaucht.“

Ohne auf weitere Konversation wert zu legen, verlieĂź Severus seinen jungen Kollegen und marschierte schnellen Schritten in Richtung Kerker.

„Was war los, Harry?“, fragte Ginny, nachdem er wieder ihr Zimmer betreten hatte.
„Es war Hermine. Sie hatte eine Begegnung mit ihrem Irrwicht und das hat sie so sehr aufgewühlt, dass Poppy sie kurz untersuchen möchte“, erklärte Harry, dem noch immer Severus’ Antwort auf die Frage, wie sein Irrwicht aussehen könnte, durch den Kopf ging.
„Hat sie Snape etwa wirklich eine Falle gestellt, um seinen Irrwicht zu sehen?“, fragte sie leise.
„Woher…?“
„Na, von Ron natürlich! Ich bin hier nicht völlig abgeschnitten von der Welt, Harry“, sagte sie grinsend, doch sie wurde schnell wieder sehr ernst. „Red’ ihr das ja aus, hörst du! Ich bin von der Idee überhaupt nicht begeistert und auch nicht von der Trank-Idee. Sie ist ja momentan schlimmer als Snape!“, meckerte Ginny. Harry versicherte ihr, dass er gleich mit Hermine reden würde.

„Ach ja, könntest du vielleicht dafür sorgen, dass ich meine Hausaufgaben bekomme? Ich möchte nach den sechs Wochen gleich einsteigen können, wenn das Schutzgesetz außer Kraft getreten ist“, fügte sie noch an.
„Natürlich sorge ich dafür. Für alle Fächer, ja? Das lässt sich machen, Ginny“, sagte er lächelnd, bevor er ihr einen Kuss schenkte. „Schläft der Kleine?“, wollte Harry wissen und er ging bereits an die Wiege, um sich selbst davon zu überzeugen, ob seine Vermutung stimmte. Als er Nicholas schlafend vorfand, sagte er enttäuscht: „Schade, ich habe gehofft, ich könnte ein wenig knuddeln.“
„Tja, da musst du jetzt wohl mit mir Vorlieb nehmen“, empfahl sie lächelnd, während sie bereits ihre Arme öffnete, um Harry zu empfangen.

„Eine Bitte noch, Harry. Könntest du Hermine demnächst mal fragen, ob sie mir die Bilder von unserem gemeinsamen Urlaub raussuchen könnte? Nicht sofort, erst wenn es ihr besser geht. Ich komme hier sonst um vor Langeweile“, nörgelte Ginny, bevor Harry sich verabschieden konnte.
Verdutzt fragte er: „Ihr wart zusammen im Urlaub? Wann soll denn das gewesen sein?“
Sie schnaufte und erklärte: „Das war in den vier Wochen, in denen Kingsley, Mad-Eye und Tonks dich trainiert haben.“
„Habe ich gar nicht mitbekommen, dass ihr weg wart“, gab er verdutzt zu.
„Glaub ich dir aufs Wort. Du hast zu der Zeit ja auch so viel um die Ohren gehabt.“

Nach seinem Besuch bei Ginny ging Harry zu Poppy, um sich wegen Hermine zu erkundigen, doch die war offensichtlich in der Zwischenzeit gegangen, so dass Harry einen Blick auf die Uhr warf und sich dazu entschloss, den letzten Spaziergang des heutigen Tages mit Severus’ Hund jetzt schon zu erledigen.

Entgegen Poppys Ratschlag, sich ein wenig auszuruhen, ging Hermine geradewegs in Snapes Labor zurĂĽck, um vom Amortentia zu retten, was noch zu retten war, denn sie wollte irgendetwas tun, um nicht mehr an das Erlebnis mit ihrem Irrwicht denken zu mĂĽssen. Sie brauchte Ablenkung!

Kaum hatte sie das Labor betreten, bemerkte sie auch schon, dass alles weggeräumt war. Snape musste ihr Gebräu entfernt und Ordnung geschaffen haben. Er selbst war nicht hier drinnen, weshalb sie zur offen stehenden Tür ging, die in sein Büro führte. Als sie durch den Spalt lugte, sah sie ihn an seinem Pult sitzen und ein Pergament lesen. Manchmal tippte er mit zwei Fingern auf seine dünnen Lippen oder seine Stirn legte sich in Falten. Wortlos trat sie ein und Snape bemerkte sie nicht einmal, so tief war er in dem, was er las, versunken.

Räuspernd machte sie auf sich aufmerksam, so dass er erschrocken aufblickte und das Pergament schnell zur Seite legte, bevor er sagte: „Miss Granger, was hat Poppy gesagt?“
„Dass ich mich ausruhen soll…“
„Dann tun Sie das besser“, empfahl er mit ruhiger Stimme, doch sie wollte momentan nicht allein in ihrem Zimmer sein.
„Nein, mir geht’s schon wieder gut, Sir“, entgegnete sie.

Er seufzte, bevor er mit ruhiger Stimme fragte: „Warum haben Sie das getan? Wer hat Sie dazu angestiftet?“ Auf ihren fragenden Blick hin erklärte er: „Ich fand es schon früher sehr ärgerlich, dass einige aus der Lehrerschaft Gefallen daran gefunden hatten, ihre Kollegen mit einem Irrwicht zu konfrontieren. Mr. Lupin war nicht der Erste, der sich daraus einen Spaß gemacht hatte.“ Er blickte sie einen Moment lang an und erklärte im Anschluss sehr zynisch: „Was die Schüler im Unterricht ertragen sollen, muss ein Lehrer auch aushalten können, nicht wahr?“ Er blickte sie diesmal sehr eindringlich an, kniff die Augen leicht zusammen und fragte neugierig: „Wer war es? Hat Albus Sie dazu überredet oder sogar Minerva? Ich wette, es war Minerva!“ Als sie noch immer nicht antwortete, seufzte er erneut und am Ende stellte er bestimmend klar: „Ich bin von Späßen dieser Art nicht sehr angetan, Miss Granger. Ich möchte Sie bitten, und es ist völlig egal, wer Sie wie oft zu so etwas zu überreden versucht, mir in Zukunft keine Streiche zu spielen!“

Sie nickte und blickte beschämt zu Boden, während sie überlegte, ob sie ihm gestehen sollte, dass es allein ihre Idee gewesen war.

Hermine wurde aus ihren Gedanken gerissen, als ihr Professor sich von seinem Stuhl erhob. Seine rechte Hand öffnete die Knöpfe am linken Unterarm seines Gehrocks und während er langsam auf sie zuschritt, öffnete er noch die Knöpfe des weißen Hemdes darunter. Als er genau vor ihr stand, schob er mit der rechten Hand den Stoff hinauf, um vor ihr das dunkle Mal zu entblößen.

Ihre Augen wanderten über den Totenkopf und die Schlange, die sich aus dem kantigen Kiefer schlängelte. Es war blass, kaum noch dunkel, aber deutlich zu erkennen, wenn man wusste, wie das Zeichen von Voldemort auszusehen hatte. Und mit einem Male wurde ihr klar, dass er eben ihre Traumdeutung gelesen haben musste, in der sie erwähnt hatte, noch nie ein dunkles Mal auf dem Arm eines Todessers gesehen zu haben.

Was neben dem dunklen Mal auf seinem fast schneeweißen Unterarm ins Auge stach war eine helle Narbe, die eine Handbreit unter dem Handgelenkt waagerecht verlief und nach einem kleinen Knick einige Zentimeter den Unterarm hinaufwanderte – fast wie ein unfertiger Rahmen für das dunkle Mal. Mutig fragte sie, während sie mit einem Finger auf die Narbe deutete: „Woher haben Sie die?“
Da er so dicht bei ihr stand, hörte sie ihn kräftig schlucken, bevor er wispernd entgegnete: „Ich hatte eines Tages versucht, das dunkle Mal mit“, er stockte, „einem Messer zu entfernen.“

Erschrocken blickte sie auf. Seine Augen mieden die ihren und so erhaschte sie für die Dauer eines Atemzuges ungestört einen Blick auf seinen leicht geöffneten Mund. Gleich darauf schaute sie wieder auf seinen Unterarm, während sie seiner Stimme lauschte, die flüsternd, was diese sehr persönliche Situation so unwirklich erscheinen ließ, erzählte: „Ich habe währenddessen das Bewusstsein verloren. Poppy hatte mich gefunden und die Wunde geheilt. Sie hatte nie jemandem davon erzählt. Nicht einmal Albus weiß davon.“

Auf einen Schlag fühlte sich Hermine fünf Kilo schwerer und das zusätzliche Gewicht lastete ausschließlich auf ihrem Herzen. So verzweifelt und verletzlich hatte sie Snape nie betrachtet. Stets hatte sie geglaubt, er wäre ein hartgesottener Mann, der alles ertragen könnte, aber dem war nicht so und das machte ihn für sie menschlicher als je zuvor.

Behutsam führte sie eine Hand an seinen Unterarm, um mit ihren Fingerspitzen das dunkle Mal zu berühren als würde sie erwarten, die Konturen der magischen Zeichnung spüren zu können. Unmerklich zuckten die Muskeln seines bleichen Arms zusammen, als ihre Haut die seine streifte und dann fragte sie mit ebenso flüsternder Stimme, um diesem Moment nicht seine Einzigartigkeit zu nehmen: „Das ist eine magische Tätowierung mit einem Proteus-Zauber?“
Er nickte zustimmend. „Und noch viel mehr. Durch diese Verbindung konnte er seine Anhänger verhexen; sie in seltenen Fällen über große Entfernungen auch dem Imperius unterwerfen, wenn sie schwach genug waren. Der Dunkle Lord konnte sogar Magie und Lebenskraft dadurch entziehen, was er jedoch selten in Betracht gezogen hatte, denn das hätte seine eigenen Todesser geschwächt. Denen, die sich von ihm abgewandt hatten, hatte er jegliche Energie geraubt, bevor er sie…“ Er hielt inne, denn er wollte keine Horrorgeschichten aus vergangenen Tagen erzählen.
„Warum ist es noch da, wenn Voldemort tot ist?“, fragte sie vorsichtig.
Unsicher antwortete er: „Sein Zeichen ist das Letzte, was vom Dunklen Lord zurückgeblieben ist. Es ist ein Teil seiner Magie. Magie ist Energie und Energie vergeht nicht einfach.“
Mit ein wenig Sorge in der Stimme fragte Hermine: „Aber er kann durch diese Magie nicht zurückkommen oder? Ich meine, dazu benötigt er doch einen Horkrux.“
„Er kann nicht mehr zurückkommen; er hat nur sein Zeichen zurückgelassen.“

Nach einer Weile bedeckte er seinen Unterarm wieder und knöpfte seine Kleidung zu. Derweil sammelte Hermine all ihren Mut, bevor sie flüsternd und mit Reue in der Stimme offenbarte: „Das mit dem Irrwicht war meine blöde Idee gewesen. Ich wollte wissen, wie Ihrer aussieht und habe nicht einmal bemerkt, dass er Ihre Gestalt angenommen hat. Nicht mal, als ich mich mit ihm unterhalten habe.“
„Sie haben sich mit ihm unterhalten?“, fragte er verdutzt nach. „Ich dachte, er hätte gleich auf dem Boden…“ Er hielt inne, holte ein wenig aus und erklärte: „Wissen Sie, als ich vom Labor ins Büro gekommen bin, weil ich Stimmen gehört hatte, habe ich nur gesehen, wie mein Doppelgänger auf dem Boden gelegen hat und sein Leben aushauchte. Was ist zuvor geschehen?“

Seine Stimme klang keinesfalls bedrohlich wie noch vor dem Zwischenfall, als die allgemeine Stimmung des heutigen Arbeitstages sehr zu wünschen übriggelassen hatte. Möglicherweise wäre dies der Augenblick, um von allen hinterlistigen Gedanken abzulassen und ihm die komplette Wahrheit zu sagen, dachte Hermine.

„Na ja, ich wollte entweder Ihren Irrwicht in Erfahrung bringen oder Ihre magischen Farben.“ Sie versuchte zu lächeln, aber sie brachte nur eine gequälte Mimik hervor, bevor sie erklärte: „Ich habe mich für den Irrwicht entschieden und ihn befreit. Ich wollte Sie ins Büro locken und war schon auf dem Weg zum Labor, um Sie zu holen, als ich die Tür höre. Ich dachte, Sie wären vom Flur reingekommen und hätten den Irrwicht gleich wieder eingesperrt. Nach ein paar Beleidigungen, die mich nicht zweifeln ließen, dass es sich um Sie höchstpersönlich handelte“, Snape verzog das Gesicht, als hätte ihn ihre Bemerkung gekränkt, „haben Sie – oder besser der Irrwicht – ein Glas Wasser verlangt und da habe ich Ihnen meinen Trank untergemischt.“

Sie bemerkte, dass er sich zur Ruhe zwang und er sich ganz offensichtlich vorgenommen hatte, nicht wütend zu reagieren, so dass sie weitererklärte: „Der Irrwicht hat es getrunken, aber anstatt Farben zu zeigen, hat er seinen Tod vorgetäuscht… Ihren Tod. Ich konnte Ihnen nicht helfen und…“ Den Rest kannte er, weswegen sie innehielt.
„Dann hat der Irrwicht Ihre Angst davor dargestellt, mit Ihrem Trank jemanden versehentlich zu vergiften?“, fragte er ein wenig enttäuscht klingend. Sie überlegte einen Augenblick, doch letztendlich konnte sie nur mit den Schultern zucken. Eine Antwort wusste sie nicht. Es war ihr nicht klar, was der Irrwicht tatsächlich für eine Angst gezeigt hatte.

Snape ging zu einem kleinen Schrank hinüber und schenkte zwei Gläser Feuerwhisky ein, von dem er eines seiner Schülerin in die Hand drückte. Seine folgenden Worte waren weitaus weniger freundlich als die Geste, mit ihr etwas trinken zu wollen, denn er sagte ernüchtert: „Sie haben mich enttäuscht, Miss Granger.“
Sie nickte zustimmend und blickte verlegen zu Boden, bevor sie hauchte: „Ja, ich weiß.“
„Sie hätten fragen können“, gab er ihr als knappen Hinweis, so dass sie erstaunt aufblickte. „Was ist schon an einem Irrwicht so Besonderes? Das ist Kinderkram. Wie schon erwähnt war es vor etlichen Jahren noch ein kleiner Sport unter Kollegen gewesen; nichts Aufregendes. Sie wollen meinen Irrwicht kennen lernen?“, fragte er barsch.
„Ja“, war das Einzige, das sie erwidern konnte.

Mit einem großen Schluck leerte er sein Glas, bevor er in seiner lehrerhaften Stimme schilderte: „Sie wissen, dass Irrwichte nicht immer die gleiche Form annehmen, denn die persönlichen Ängste können sich im Laufe des Lebens verändern. In der Schule bin ich damals mit dreien konfrontiert worden. Der erste Irrwicht meines Lebens manifestierte sich als eine Bande Mitschüler, die nicht sehr nette Dinge über mich gesagt und mit Steinen nach mir geworfen haben. Bei meiner zweiten Konfrontation hatte der Irrwicht die Form eines Werwolfs angenommen – die Geschichte dazu muss ich sicherlich nicht erläutern oder?“ Mittlerweile klang er sehr bissig. „Das dritte Mal nahm er die Gestalt des Dunklen Lords an. Die letzten beiden Male – nach der Schule – erschienen einmal die Gestalt eines Dementors und später die von Albus. Ich habe nicht einmal eine vage Vermutung, welche Form mein ’aktueller Irrwicht’ annehmen könnte, aber wir können das sofort ändern, wo Sie doch vor lauter Neugierde so auf die Antwort brennen!“ Zum Ende seiner Ausführung hatte sich Zorn in den Worten niedergeschlagen.

Er ging schnurstracks zu der Musiktruhe hinüber und zog seinen Zauberstab, da sagte sie: „Professor Snape, Sie müssen nicht, wenn Sie nicht…“
Blitzschnell wandte er sich um und sagte aufgebracht: „JETZT lassen Sie mir die Wahl, wo Sie mir vorher noch eine heimtückische Falle stellen wollten? Zu spät, Miss Granger!“ Er drehte sich wieder zur Truhe um, bevor er den Schutzzauber entfernte und die Schublade öffnete.

Sie beobachtete den dunklen Schatten, der wie schwarzer Rauch aus der Schublade emporstieg, aber er begann nicht zu wirbeln, wie sie es früher im Unterricht bei jedem einzelnen Schüler gesehen hatte, sondern er waberte langsam auf Snape zu, der angespannt darauf wartete, welche Gestalt der Rauch annehmen würde. Es schien, als könnte der Irrwicht sich nicht entscheiden, denn es dauerte sehr lange, bis er endlich zu wirbeln begann und dann, ganz plötzlich, stand eine Person vor ihrem Professor und das war er selbst.

„Ich…“ Professor Snape schüttelte ungläubig den Kopf, bevor er von vorn begann: „Ich verstehe das nicht.“

Hermine hingegen verstand nur zu gut. Gleich nach Voldemorts Tod hatte Snape bemerkt, dass eine Wandlung in ihm vorgegangen war, die von Tag zu Tag größere Ausmaße angenommen hatte. Ausmaße, die auch anderen Menschen aufgefallen waren und die sein Wesen veränderte – sich letztendlich sogar auf seine Augenfarbe ausgewirkt hatte und diese Veränderung machte ihm Angst.

Langsam schritt sie auf die beiden Snapes zu, die sich bewegungslos gegenüberstanden und sich anstarrten. Der Irrwicht-Snape blickte sie ausgesprochen milde an, als sie seitlich hinter ihrem echten Professor stand und da bemerkte sie, dass der falsche Snape braune Augen hatte, die sie warm anfunkelten, so dass sie freundlich zurücklächeln musste. Das hier war kein Irrwicht, vor dem sie persönlich Angst hatte. Sie wollte, dass Snape seiner Angst noch ein wenig ausgesetzt bleiben würde, damit sich die richtigen Fragen in seinem Kopf formen konnten, die er sich im Laufe der Zeit selbst beantworten musste. Nach einem kurzen Moment beendete er jedoch den Spuk, indem er den Irrwicht erneut ohne Ridikkulus wieder in den Schrank sperrte.

„Ich verstehe das nicht. Ein Irrwicht soll doch Ängste zeigen“, sagte er verwundert, doch er täuschte sie nicht. Er hatte wahnsinnige Furcht vor dem, was er werden könnte und sie fragte sich, ob sie in diesem Augenblick die Situation ausnutzen durfte, um ein wenig Druck auszuüben.
„Was hat es mit Ihrer Augenfarbe auf sich, Professor?“, fragte sie geradeheraus und mit einem flehenden Unterton. Wie befürchtet antwortete er nicht.

Zur gleichen Zeit machte es sich Harry in seinem Wohnzimmer gemütlich. Seit Sirius mit Anne zusammenlebte, hatte er jede Menge Zeit und viel Ruhe, doch da knisterte plötzlich der Kamin und die Stimme seines Patenonkels ertönte: „Harry, bist du da?“ Harry hatte keine Zeit zum Antworten, denn Sirius kam bereits durch den Kamin.
„Hi Sirius, was gibt’s?“, fragte Harry mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Ach, ich wollte heute mal hier übernachten. Anne ist mit Freundinnen unterwegs – irgendein komischer ’Frauenabend’ – und ich weiß nicht, ob oder wann sie heute noch nachhause kommt. Vielleicht übernachtet sie auch bei Beth? Na ja, ich dachte, wir könnten uns gemeinsam etwas die Zeit vertreiben“, sagte Sirius frech grinsend, während er seinen Mantel auszog und ihn an einen Haken hing. Dann stutzte er plötzlich, weil etwas aus der Manteltasche hervorlugte. Als er es herauszog, entpuppte es sich als die Werbebroschüre jener Sekte, die bei Anne geklingelt hatte. Anne hatte die Broschüre gleich danach wegwerfen wollen, doch Sirius hatte sie sich geschnappt und eingesteckt, weil er Harry davon erzählen wollte.

„Habe ich gar nicht mehr dran gedacht“, sagte er, als er die Broschüre beäugte. „Wir haben uns ja ein paar Tage nicht gesehen, Harry.“ Sirius wedelte mit der Broschüre, grinste und sagte: „Dazu gibt es eine lustige Geschichte!“ Harry wollte schon danach greifen, doch Sirius bestand darauf: „Erst erzähl’ ich dir, was passiert ist und dann zeig ich’s dir!“

Angeregt gab Sirius die Geschichte wider, als Anne den Herrn von der Sekte veralbert hatte und er untermalte seine Ausführungen mit verstellter Stimme, während er wie wild mit den Händen gestikulierte, was Harry herzlich zum Lachen brachte.

Am Ende reichte er Harry den Flyer und sagte: „Anne nannte es ’Sekte’. Sie hat mir erklärt, was das ist. Weißt du, was das ist?“, fragte Sirius, der ansonsten Harry gern darüber aufgeklärt hätte.
„Ja, ich weiß. Tante Petunia hat immer über solche Leute geschimpft, aber Vertreter für Staubsauger hat sie ohne Weiteres ins Haus gelassen“, erklärte Harry mit gefühlskalter Miene, als er sich daran erinnerte, dass jeder Fremde freundlicher behandelt worden war als er selbst.

Auf dem Flyer war ein rothaariger Mann abgebildet, der sich als Ordensführer ausgab. Die Texte in der Broschüre waren befremdlich und ließen ihm eine Gänsehaut den Rücken hinunterlaufen.

Harry las einige Stellen vor und kommentierte sie: „’Fachkundige Dozenten’? Wer sollen die sein? Und hier: ’die Anziehungskraft von Satans- und Hexenkulten’ – das eine hat doch überhaupt nichts mit dem anderen zu tun! Was sind das nur für Spinner? ’Verderbende Einflüsse auf den Nachwuchs’… Und die wollten von Anne eine Spende haben? Dieser ’Heilige Matthew’ ist kein Heiliger oder? Jedenfalls nicht im christlichen Sinne. Tante Petunia“, Harry stockte, weil er sich heute zum zweiten Mal an sein Leben bei seinen Verwandten erinnern musste. „Sie kannte alle Heiligen auswendig. Ein ’Matthew’ war da nie mit bei, als sie wochenlang mit Dudley für seine Kommunion gelernt hat.“
„Kannst das Ding ruhig wegwerfen, ich brauch es nicht mehr“, sagte Sirius, bevor er sich auf die Couch plumpsen ließ. „Wie ging es dir denn in den letzten Tagen? Irgendwas Spannendes erlebt?“, wollte Sirius wissen, bevor es an der Tür klopfte. Nach einem „Herein“ trat Hermine ein und sie freute sich darüber, Sirius mal wiederzusehen.

„Bist du wegen etwas Bestimmten hier oder nur so?“, fragte Harry lächelnd, denn es war schon 21 Uhr durch. Eigentlich hätte sie noch mit Severus bis zehn gemacht, aber offensichtlich hatte er sie wegen des kleinen Zwischenfalls früher gehen lassen.
„Nur so, ich wollte nicht so ganz allein in den Kerkern sein“, erwiderte sie lächelnd, doch Harry hörte heraus: ’Ich wollte nicht allein sein.’


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