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Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Traumdeutung

von Muggelchen

Zehn Minuten nachdem Hermine die Kerker verlassen hatte betrat sie mit selbstsicherem Schritt erneut die Bibliothek, um vor dem leeren Pult zu warten. Sie vernahm eilige Schritte, die von Madam Pince herrühren mussten. Da kam sie auch schon mit ihren streng hochgesteckten Haaren. Die tief ins Gesicht gegrabenen Sorgenfalten waren mit den Jahren noch ausgeprägter geworden. Mit zusammengekniffenen, dünnen Lippen begab sie sich hinter ihren Pult und hielt die Hand ausgestreckt. Sogleich überreichte Hermine ihr das Schreiben von Professor Snape. Madam Pince richtete ihre Brille, während sie bereits die Bestätigung las.

„So so, Miss Granger. Eine private Schülerin sind Sie, ja? Nun, das ist selten in Hogwarts, aber nicht ungewöhnlich. Professor Sprout hatte vor drei Jahrzehnten auch mal einen Schüler aufgenommen. Gut, dann werde ich Ihnen noch einmal die Bibliotheksregeln nennen“, sagte Madam Pince mit strenger Miene.
„Ach, bitte entschuldigen Sie, aber ich kenne die Regeln noch sehr gut. Habe sie immerhin sieben Jahre lang eingehalten oder?“, entgegnete Hermine mit einem zuversichtlichen Lächeln, auch wenn ihr nicht danach war. Madam Pince konnte eine echte Nervensäge sein.

Mit hochgezogenen Augenbrauen, was ihr einen seltsam gestrafften Gesichtsausdruck verlieh, musterte die Bibliothekarin die junge Frau vor sich, bevor sie sagte: „Nun gut, ich habe Sie noch als unauffällige Schülerin im Gedächtnis. Außerdem sind Sie ja heute neben mir die Einzige hier. Ich werde schon sehen, ob Sie sich anständig aufführen. Die Bibliothek steht Ihnen zur Verfügung.“
Madam Pince gab ihr die Bestätigung zurück, so dass Hermine sich auf den Weg zu ihrem „Stammplatz“ machen konnte.

Durch die Gänge schlendernd ließ Hermine alle Bücher, die sie damals im Fach „Wahrsagen“ von Trelawney in Bezug auf „Traumdeutung“ hatte durchgehen müssen, außen vor. Was sie suchte waren Bände, die sich mit Psychologie beschäftigten und deren Bestandteil die psychoanalytische Traumdeutung war. Die Wissenschaftler in der Muggelwelt waren sich zwar selbst uneins über die „wissenschaftliche Traumdeutung“, die Siegmund Freud entwickelt hatte, aber ganz falsch konnte es auch nicht sein, zumindest mal einen Blick hineinzuwerfen, dachte Hermine. Selbst wenn sie den Traum von Snape nicht hundertprozentig korrekt deuten könnte, würde sie wenigstens einige Anhaltspunkte über seinen seelischen Zustand erhalten.

„’Oneirologie’, hab ich dich!“, sagte sie triumphierend, als sie das Buch ergriff, welches ihr schon einige Male ins Auge gefallen war, denn es stand recht nahe an dem Buch „Die Seelen der Farben“, welches sie sich heute noch ausleihen wollte.

Am Fenster sitzend las sie zunächst den Traum von Snape und das gleich zweimal. Durch die anderen Bücher wusste sie bereits, dass die Farbe Weiß in den meisten Fällen für etwas Gutes stand, doch das Buch „Oneirologie“ bestätigte ihr das noch einmal. Sie las die ersten Sätze laut, aber plötzlich erinnerte sie sich daran, dass Snape die letzten Male heimlich gelauscht hatte, was ihr eine Gänsehaut über den Rücken laufen ließ. Ein plötzliches Prickeln in der Magengegend nötigte sie, nur in Gedanken zu lesen: ’Weiß: Steht übergeordnet für Unschuld, aber auch für die Verarmung des Gefühlslebens. Diese Farbe symbolisiert Macht und die Spiegelung des Absoluten. Möglicherweise will Ihnen das betreffende Traumbild zeigen, dass es etwas zu bereinigen gibt?’

Hermine notierte sich alles, was sie über die Farbe „Weiß“ in dem Buch fand, denn das war die Farbe des Raumes gewesen, in welchem Snape sich in seinem Traum wiedergefunden hatte, nachdem er appariert war. Jetzt musste sie sein dazugehöriges Gefühl nachschlagen, denn er hatte es dort behaglich und angenehm warm gefunden. ’Wärme: Sie symbolisiert Anteilnahme und Zuneigung, Herzlichkeit und Leidenschaft.’ Hermine stutzte, denn „Leidenschaft“ oder „Herzlichkeit“ waren keine Worte, die sie jemals in einem Satz mit Professor Snape erwähnen würde.

Madam Pince kam den Gang hinunter auf Hermine zu und blickte sie streng an, während sie an ihr vorbeiging. Es war nicht zu übersehen, dass die Bibliothekarin ein Auge auf die einzige Schülerin geworfen hatte, die sich hier aufhielt. Die Frau war ihr nach einer halben Stunde unangenehmer als ein unsichtbarer Snape, der hinter ihr stehen würde, denn der hatte sie zumindest nicht bei ihrer Recherche abgelenkt. Sie würde Snape auf jeden Fall noch einmal fragen wollen, warum er das getan hatte; warum er sich ihr auf diese hinterlistige Art genähert hatte, aber zuerst wollte sie den Traum deuten.

’Eine goldene Sonne’, las Hermine in Gedanken von Snapes Pergament, bevor sie das Buch unter „S“ aufschlug und nach „Sonne“ suchte. Sie fand verschiedene Vorschläge, wie beispielsweise eine aufgehende Sonne, eine rote oder eine erloschene.

’Ist die Sonne jedoch golden und schön, dann darf man von einem Glück verheißenden Traum ausgehen, denn er verkündet Würden und Reichtum, aber auch Ehrenzeichen, doch die positivste Deutung weist auf eine glückliche Ehe hin’, las Hermine still und stutzte noch einmal.

In Gedanken verkuppelte sie Snape mit Madam Pince und sie kam zu der erschreckenden Erkenntnis, dass deren potenzielle Kinder allesamt grantige, strenge, ernste und sarkastische Monstren werden würden. Sie konnte sich Snape einfach nicht vor dem Traualtar vorstellen und schüttelte daher ungläubig den Kopf.

Die Symbole und ihre Bedeutung wurden aber noch viel besser. Während „grüne Reben“ an sich lediglich „Erfolge“ symbolisierten, sollte das Schneiden dergleichen Familienglück versprechen, doch Snape hatte sie im Traum nicht geschnitten – Harrys Stimme hatte ihm lediglich den Hinweis gegeben, ’es wäre an der Zeit, die Reben zu schneiden’.

Sie seufzte. Wenn sie nachher alle Symboliken der verschiedenen Objekte und Erscheinungen erst einmal zusammengesucht hatte, würde der schwierige Teil der Traumdeutung beginnen, nämlich das Zusammensetzen der gedeuteten Symbole zueinander in Bezug auf die Lebenssituation des Träumers. Sie müsste noch herausbekommen, was Harrys Auftritt in Snapes Traum bedeutete, bevor sie genauer sagen konnte, was Harrys Stimme, die ja zudem von der goldenen Sonne zu kommen schien, für eine Relevanz hätte.

’Hätte ich jetzt nur ein Eis’, wünschte sie sich, denn damit würde sie zügiger vorankommen, doch Madam Pince würde ihr mit Sicherheit ein lebenslanges Verbot für die Nutzung der Bibliothek erteilen, würde man sie hier beim Essen erwischen.

’Also weiter mit den Symbolen’, dachte sie, während sie bei dem Wort „Tor“ nachschaute, denn Snape war durch eines gegangen, bevor er auf Harry getroffen war. Jede Kleinigkeit, die Snape aufgeschrieben hatte, könnte wichtige Hinweise liefern und die Traumdeutung am Ende wesentlich runder machen.

Unter „Tor“ standen verschiedene Dinge, so dass sie die ganzen Aufzählungen zunächst überflog und in Gedanken mitlas. ’Verschlossenes Tor, rostiges Tor, eines aus Eisen oder Holz, eines selbst verschließen… Hah, hier haben wir es: Durch ein offen stehendes hindurchgehen weist darauf hin, dass sie freundliche Aufnahme bei einem Menschen finden.’ Sie notierte sich wieder alles, bevor sie nochmals in Snapes Traum las, denn sie wollte mit der Reihenfolge der aufgetauchten Gegenstände nicht durcheinander kommen.

Das nächste Ereignis in Snapes Traum war der grüßende Händedruck von Harry, was sich symbolisch natürlich auf zwischenmenschliche Kontakte bezog und für großes Vertrauen und Treue stand. Snape vertraute also Harry oder dachte Snape, dass Harry ihm vertraute, weil er es ja war, der Snapes Hand ergriffen hatte? Hermine war verwirrt und verstand zum ersten Mal, warum die wissenschaftliche Traumdeutung sehr umstritten war.

In Snapes Pergament kam jetzt der Moment, in welchem er auf die Perlen aufmerksam geworden war, die in dem Thron, auf dem Harry saß, eingearbeitet waren. Wenn jemand anderes als man selbst auf einem Thron sitzen würde, bedeutete dies, durch die Güte und das Wohlwollen anderer zu Wohlstand zu kommen. Die Perle an sich symbolisierte Keuschheit und Reinheit. Hermine schnaufte amüsiert, als sie Keuschheit mit Harry in Verbindung brachte. Sicherlich war er kein Schürzenjäger wie sein Patenonkel und Harry hatte zudem eine sehr lange Zeit auf Ginny warten müssen, aber als keusch wollte sie ihn dennoch nicht bezeichnen.

’Obwohl’, dachte Hermine, ’war denn jemals etwas mit Cho, was über einen Kuss hinausgegangen war? Und bevor sich Harry und Ginny schweren Herzens trennen mussten, hatten sie nicht zumindest einmal…?’ Hermine ließ die Spitze der Feder über ihre Lippen gleiten, als sie sich über ihren besten Freund Gedanken machte. ’Harry hatte schon vor der Trennung für sich selbst kaum Zeit gehabt, aber nach der Trennung und nach dem Schulabschluss noch viel weniger, unter anderem wegen seiner ganzen Trainingsstunden mit Kingsley, Alastor, Minerva und Flitwick. War Harry etwa noch…?’ Hermine schüttelte ihren Kopf, um wieder mit der Traumdeutung vorzufahren.

Eine zähe oder raue Haut – Snape hatte die Haut seiner rechten Hand als „rau“ bezeichnet –symbolisierte das „dicke Fell“, welches man sich zugelegt hatte und Harry hatte diese Haut abgestreift. ’Jetzt wird es interessant!’, dachte Hermine. Mit weit aufgerissenen Augen las sie, dass abgestreifte Haut, ähnlich einer Schlangenhaut, den Träumer dazu aufforderte, sorgenfrei von der belastenden Vergangenheit einen Neuanfang zu wagen. „Bingo!“, sagte Hermine laut und hörte gleich darauf Madam Pince aus irgendeiner Ecke „Ruhe“ rufen. ’Zicke’, schimpfte Hermine in Gedanken.

Gleich darauf wollte Snape fliehen, doch ein Einhorn hatte ihm den Weg versperrt. Fluchtträume hatte Hermine selbst schon häufig gehabt, besonders kurz vor der Trennung mit Ron, was lediglich bedeutete, dass man auch im realen Leben vor einer Entscheidung fliehen wollte. Ein Einhorn, welches laut volkstümlicher Überlieferung seine Wildheit im Schoße einer Jungfrau verlieren würde, symbolisierte daher in einem Traum Unschuld und Reinheit. Zudem war „bedingungslose Liebe“ die übergeordnete Symbolik eines Einhorns im Traum.

Worüber Hermine überhaupt keine Informationen fand waren Begriffe wie „Zauberstab“ oder „dunkles Mal“ – wie auch, denn das Buch war ein Muggelbuch. Begriffe wie „Zauberer“ oder „Hexe“ hatten in den Träumen von Muggeln natürlich eine völlig andere Bedeutung als in denen von Zauberern und Hexen. Das war auch der Grund, warum sie den Anfang nicht deuten konnte, als Snapes dunkles Mal gebrannt hatte. Das Ende von Snapes Traum war ja so schon sehr unbefriedigend, aber jetzt nicht einmal eine Bedeutung der Symbole zu finden, war noch unbefriedigender.

’Was würde wohl geschehen, wenn Harry mit seinem Zauberstab das dunkle Mal auf dem Arm eines Todessers berühren würde?’, fragte sich Hermine still. Sie überlegte, ob man das einmal aufprobieren dürfte oder ob es wömöglich es ein viel zu gefährliches Unterfangen darstellte.

Wie Hermine es sich gedacht hatte stellten sich ihr einige Fragen, die sie auf seine Forderung hin nicht mit ihm diskutieren durfte, aber sie benötigte dringend Antworten. Zum Beispiel eine Antwort auf die Frage, was Snape in Harry sah; ob er ihn als Freund sah oder Snape vielleicht sogar Angst vor ihm hätte. Natürlich könnte sie zig verschiedene Variationen des Traumes schriftlich erstellen, in denen sie sämtliche Deutungsmöglichkeiten berücksichtigen würde, nur um Snape nicht fragen zu müssen, aber diese Mühe wollte sie sich nicht machen, weswegen sie nach ihrer Recherche erst einmal ihre Sachen zusammenpackte.

Mit dem Buch „Oneirologie“ und „Die Seelen der Farben“ unterm Arm ging sie an das Pult von Madam Pince und sie wartete, bis die Bibliothekarin sich ihr erneut näherte.

„Die beiden Bücher möchte ich gern ausleihen“, sagte Hermine mit einem zuckersüßen Lächeln, um Madam Pince prophylaktisch milde zu stimmen und tatsächlich bekam sie beide Bücher ohne Murren.

Während Hermine sich bereits auf den Weg in die Kerker machte, saß Severus in seinem Büro und machte nicht anderes, als gedankenverloren in die Gegend zu starren und sich zu fragen, ob es nicht ein Fehler gewesen war, Miss Granger seinen Traum anzuvertrauen. Er fragte sich, was sie danach wohl von ihm denken könnte, aber viel unerträglicher für ihn war es, nicht zu wissen, was bei der Deutung herauskommen würde. Zum Glück hatte sie bereits unterschrieben und der Vertrag war für drei Jahre gültig. Die nächsten drei Jahre wäre er nicht allein.

Als es klopfte, hörte er es erst nicht, doch das zweite Klopfen war bereits lauter, so dass er „Herein“ rief. Miss Granger trat ein und legte zwei schwer aussehende Bücher auf einem kleinen Beistelltisch ab, der unter der ernormen Last bereits unheilvoll knarrte.

„Professor Snape, ich muss zumindest eine Sache mit Ihnen klären!“, sagte sie bestimmend.
„Miss Granger, wenn es um die Pergamente gehen sollte, habe ich hoffentlich sehr deutlich gemacht, dass ich nicht darüber…“
Sie besaß die Frechheit, ihn zu unterbrechen und sagte: „Wenn ich diese eine Sache nicht von Ihnen weiß, Professor, dann gibt es unzählige Deutungsmöglichkeiten und ich werde keine zwanzig Interpretationsmöglichkeiten niederschreiben, nur weil Sie sich sträuben, mir eine Antwort zu geben.“ Sie klang sehr entschlossen, dachte er, doch bevor er fragen konnte, um was es sich handeln würde, erklärte sie bereits: „Ich muss nur wissen, wie Sie im realen Leben Harry sehen. Ich meine, bezeichnen Sie ihn als Ihren Freund, als Feind oder vielleicht sogar nur als Dummkopf…“ Sie lachte und zuckte derweil mit den Schultern, so dass die Situation für ihn nicht so belastend war, wie er befürchtet hatte.

Er musste nicht lange in sich gehen, bevor er sagte: „’Freund’ oder ’Vertrauter’ wäre die korrekte Bezeichnung. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden?“
„Darf ich hier weitermachen? Ich bin auch ganz still“, sagte sie mit einem aufgesetzten Hundeblick. Mit einem Male krachte es laut und sie erschrak. Der Beistelltisch war unter der Bücherlast zusammengebrochen. Mit vor Verlegenheit ganz rosigen Wangen zauberte Hermine die Bücher zu sich, bevor sie mit einem „Reparo“ den kleinen Tisch reparierte und gleich darauf flüsterte: „Tut mir Leid, Professor.“

Er blickte sie eindringlich an, so dass sie fĂĽr kurze Zeit ein undefinierbares Prickeln verspĂĽrte, bevor er wortlos zu einem anderen, viel kleineren Arbeitstisch hinĂĽbernickte, an welchem sie Platz nehmen durfte.

Sie schrieb und schrieb und immer wieder verspürte Severus den Drang, zu ihr hinüberzublicken, um vielleicht Emotionen in ihrem Gesicht ablesen zu können, doch das Einzige, was er dort sehen konnte, war Konzentration. Sie nahm die Sache sehr ernst, obwohl es sich nur um so etwas Albernes wie einen Traum handelte, dachte er. Natürlich würde er ihr nicht gestehen, dass er es viel beunruhigender fand, nach zwanzig Jahren mal wieder einen Traum gehabt zu haben. Vielleicht hätte er den Traum doch lieber von Sibyll deuten lassen sollen, auch wenn dabei am Ende mit höchster Wahrscheinlichkeit ein todbringender Unfall bei herauskommen würde – das wiederum konnte nämlich Severus vorhersagen.

Auf das Pergament schrieb Hermine in Schönschrift mit ihren geschwungenen, bauchigen Buchstaben:


Professor Snape,

Sie haben ja sehr deutlich gemacht, dass Sie über Ihren Traum oder dessen Entschlüsselung nicht reden möchten, doch hier und da erachte ich persönliche Anmerkungen für notwendig, aber zunächst zu Ihrer Traumdeutung.

Über den real wirkenden Anfang kann ich leider nichts schreiben, denn in psychologischen Büchern aus der Muggelwelt finden sich natürlich keine Einträge zu Begriffen wie „dunkles Mal“, „Voldemort“ oder „Todesser“, weshalb ich den gesamten Anfang leider auslassen muss, weil ich nicht auf puren Verdacht hin eine Analyse starten möchte.

Vorweg: Der gesamte Traum zeigt Sie in einer Umgebung, die von Unschuld, Reinheit, Keuschheit, Zuneigung, Herzlichkeit und Leidenschaft eingenommen ist, was die vorherrschende Farbe „Weiß“, Ihr Empfinden von „Wärme“, die Perlen, das Einhorn und Harrys Anwesenheit zeigt. Die Grundlage des Traumes ist somit eine ausgesprochen positive, die überhaupt nichts Schlimmes befürchten lässt. Die einzelnen Bedeutungen folgen noch ausführlicher.

Jetzt, da Sie mir anvertraut haben, dass Sie Harry als Ihren Freund sehen, ist die Deutung des Traumes wesentlich einfacher als ich zunächst dachte. Sieht man im Traum nämlich jemanden, den man als Freund betrachtet, dann zeigt diese Person sich genauso wie auch im realen Leben – also als Freund. Kann man den Träumer hingegen in der Realität als einsamen Menschen bezeichnen, so offenbart das Träumen von einem Freund die Sehnsucht nach Geselligkeit. An dieser Stelle müssen Sie für sich selbst ergründen, ob Sie sich als „einsamen Menschen“ bezeichnen möchten.

Ich vermute zudem, dass die goldene Sonne am Anfang des Traumes Harry symbolisieren könnte, denn Sie, Professor, hatten auch Harrys Stimme deutlich und hallend im Raum vernommen, ohne ihn jedoch selbst gesehen zu haben. Meine Vermutung führe ich darauf zurück, dass eine goldene Sonne, die in ihrer positivsten Deutung auf eine „glückliche Ehe“ hinweist, und zusätzlich das, was Harry sagte, nämlich dass es an der Zeit wäre, die Reben zu schneiden, eine ähnliche Symbolik aufweist, welche wäre, dass Harry Ihnen im Traum das Familienglück allgemein nahe legt oder Sie sich durch ihn dazu bewegt fühlen, es ihm gleichmachen zu wollen.

Anmerkung von mir: Es wäre interessant zu wissen, ob Sie den Traum zu einem Zeitpunkt gehabt hatten, als Sie bereits wussten, dass Harry und Ginny sich verlobt hatten und sie eine Ehe anstreben. Möglicherweise haben Sie die Beziehung der beiden lediglich im Traum verarbeitet und wünschen sich bewusst oder unbewusst etwas Ähnliches oder sind sogar auf Harry neidisch. Bitte reißen Sie mir wegen meiner Anmerkung nicht den Kopf ab…

Zurück zum Traum: Sie sind durch ein offen stehendes Tor geschritten und zwar in den Raum hinein, in welchem Sie Harry das erste Mal begegnen, was bedeutet, dass sie davon ausgehen, bei ihm eine freundliche Aufnahme zu finden, zumal Sie ihn in der Realität ja sowieso als Freund sehen. Die Begrüßung per Händedruck unterstützt meine persönliche Vermutung, dass Sie zwischenmenschliche Kontakte suchen und in dieser Hinsicht besonders in Harry großes Vertrauen setzen. Entweder sind Sie davon überzeugt, dass Harry Ihnen gegenüber Treue empfindet oder es ist genau andersherum – im günstigsten Fall sogar beidseitig.

Da Harry es ist, der auf einem Thron sitzt und nicht Sie selbst, haben Sie ihm gegenüber eine gewisse Erwartungshaltung, denn Sie erhoffen sich durch Harrys Gutmütigkeit oder Selbstlosigkeit einen Reichtum, der sich jedoch nicht nur auf finanzielle Aspekte beschränken muss.

Anmerkung von mir: Dieser „Reichtum“ umfasst meiner Meinung nach eher die Gefühlsebene, wie Annerkennung, tiefe Freundschaft, Zutrauen und Zusammengehörigkeit, die sie offenbar mit seiner Hilfe auszuweiten hoffen. Ich weiß, dass Sie es als respektlos empfinden werden, wenn ich mir erlaube, meine Betrachtungsweise kundzutun, aber Sie möchten ja nicht drüber reden, während ich im Gegenzug nicht mit meiner Meinung zurückhalten möchte.

Die Perlen auf dem Thron unterstützen – wie auch schon die Farbe Weiß – das Gesamtbild des Traumes und sie untermalen die Reinheit und Keuschheit, die Sie ganz offensichtlich mit Harry in Verbindung bringen. Es ist möglich, dass sein Sieg über Voldemort der ausschlaggebende Grund dafür ist, dass Sie diese Eigenschaften mit Harry in Zusammenhang bringen, weil Sie nun keiner Gefahr mehr ausgesetzt sind.

Die raue Haut auf Ihrer Hand symbolisiert das so genannte „dicke Fell“, welches Sie sich als Spion über die Jahre hinweg nicht nur zum Schutz der eigenen Person hatten aneignen müssen. Hier setzen Sie erneut Hoffnung in Harry, denn er war es, der diese Haut wie Schlangenhaut abgestreift hatte. Sie versprechen sich von ihm, dass er Ihnen dabei behilflich sein wird, unbelastet von Ihrer unerfreulichen Vergangenheit einen Neuanfang wagen zu können. Zudem kann die Farbe „Weiß“ auch bedeuten, dass Sie selbst etwas bereinigen wollen; Sie also möglicherweise selbst dazu bereit sind, einen neuen Anfang zu wagen.

Als Sie vor Harry fliehen wollten – im realen Leben also vor Entscheidungen oder Situationen fliehen wollen, die nur Sie selbst benennen können –, wurden Sie von einem weiteren Symbol für Reinheit, Unschuld und „bedingungsloser Liebe“ aufgehalten: dem Einhorn.

Zum Ende hatten Sie geschrieben, dass Sie nach dem Erwachen Tränen gespürt haben. Bei Menschen, die im Alltag nicht befreiend weinen können, lösen sich innere Spannungen oftmals nur im Traum. Häufig verweisen Tränen, die man in einem Traum vergießt, auf Verletzungen oder sogar ein Trauma hin.

Anmerkung von mir: Für mich sieht es so aus, als würden Sie sich von den ganzen positiven Eigenschaften umzingelt fühlen, was Sie einerseits begrüßen, Sie aber andererseits auch bedrohlich finden, weil Sie sich nicht dazugehörig fühlen. Zudem ist es durchaus möglich, dass das Einhorn einen weiteren Menschen personifiziert, dem Sie ähnliche, wenn nicht sogar gleiche Eigenschaften wie Harry zuschreiben. Ich werde an dieser Stelle nicht so frech sein zu behaupten, dass möglicherweise ich selbst dieser Mensch sein könnte, denn das müssen Sie mit sich selbst ausmachen. Überlegen Sie, wer es sein könnte: Dumbledore oder vielleicht sogar Remus? Es ist Ihre Aufgabe, dem Einhorn einen Menschen aus Ihrer Umgebung zuzuordnen.

So, Professor Snape. Ich hoffe, ich konnte den Traum zu Ihrer Zufriedenheit deuten, auch wenn ich jetzt befürchten muss, dass Sie mich die nächsten drei Jahre – denn der Vertrag ist ja verbindlich – eventuell wieder so behandeln werden wie früher.

Das Einzige, das ich nicht deuten konnte, waren der Anfang und das Ende. Ich weiß nicht, ob es zu empfehlen wäre, das beklemmende Ende des Traumes in der Realität nachzuspielen, um zu sehen, was geschehen würde, wenn Harry Ihr dunkles Mal mit seinem Stab berühren würde. Ich habe übrigens noch nie aus der Nähe ein dunkles Mal auf dem Arm eines ehemaligen Anhängers gesehen und habe mir daher noch keine Gedanken darüber machen können, wie so ein Mal „funktionieren“ könnte. Daher kann ich auch keine Theorie anbieten, die erklären könnte, was Harrys Zauberstab auf einem Mal bewirken könnte.

Ich hoffe, diese Deutung hat unserer zukĂĽnftigen Zusammenarbeit keinen Abbruch getan.

Hochachtungsvoll,
Ihre MeisterschĂĽlerin
Hermine Granger



Am Ende stutzte Hermine, denn sie wollte diese Traumdeutung keinesfalls wie einen Brief enden lassen, aber das hatte sie eben getan, doch sie hatte keine Lust darauf, alles noch einmal abzuschreiben, so dass sie ihre zwei Seiten Pergament zusammenrollte und sich von dem kleineren Arbeitsplatz erhob.

Mit wachen Augen verfolgte Severus jede Bewegung seiner Schülerin, die bis an seinen Schreibpult herantrat und ihm die beiden ineinander gerollten Pergamente mit einem scheuen Lächeln überreichte, während sie sagte: „Ich bin fertig.“ Er nahm sie entgegen und legte sie ungeöffnet auf das Pult, bevor er mit seiner Arbeit fortfuhr.

Sie schmulte auf die Liste, die er schrieb, so dass er sich genötigt fühlte zu erklären: „Eine Liste mit Zutaten, die ich noch bestellen muss. Ich hinke in diesem Jahr mit meinen Vorbereitungen leider etwas hinterher. Mag daran liegen, dass ich jahrelang keinen normalen Schulbeginn mehr erlebt habe.“
Sie nickte ihm zu und wartete einen Moment, bevor sie fragte: „Wollen Sie es nicht gleich lesen?“
Die Feder legte er zur Seite, bevor er sie anblickte und gelangweilt die Gegenfrage stellte: „Ist es so dermaßen wichtig?“ Verschämt schüttelte sie den Kopf, so dass er einmal tief Luft holte.
Dann fragte sie ihn unverhofft: „Heute kommen ja die Erstklässler. Wie verbringen wir… Ich meine, was machen wir heute so?“
„Sie, Miss Granger, dürfen sich bis Viertel vor vier die Zeit vertreiben, wie Sie es für angemessen halten. Ab 16 Uhr werden wir beide in das Lehrerzimmer gehen, um Anweisungen für heute Abend zu erhalten.“
„In das Lehrerzimmer? Ich dachte, ähm, ich…“, stotterte Hermine verdutzt.
Mit ruhiger, tiefer Stimme erklärte er ihr: „Sie sind meine Meisterschülerin, Miss Granger. Demnach werden Sie auch dem Kollegium und den Schülern als solche vorgestellt. Sie werden demnächst in der großen Halle mit am Lehrertisch sitzen, um die Mahlzeiten einzunehmen, es sei denn, Sie bevorzugen die Abgelegenheit Ihres Quartiers.“
„Meines Quartiers?“, fragte sie verdattert.
Er verhakte seine Finger ineinander und lehnte einen Ellenbogen auf das Pult ab, bevor er belustigt fragte: „War einer Ihrer Vorfahren ein Papagei?“ Sie schürzte lediglich die Lippen, so dass er fortfuhr: „Natürlich haben Sie den Vertrag komplett gelesen, richtig? Denn dann werden Sie erfahren haben, dass es zu meinen Pflichten zählt, Ihnen eine Unterkunft, zumindest aber einen Arbeitsplatz zu stellen, Vergütung und Verköstigung natürlich mit eingeschlossen. Sie haben Räumlichkeiten in den Kerkern zugewiesen bekommen, die ich Ihnen nach der Lehrerversammlung, aber noch vor der Ankunft der Erstklässler zeigen werde. Haben Sie noch Fragen?“

Es war ihm bewusst, dass sie den Vertrag nicht aufmerksam gelesen hatte, weshalb ihn ihr entgeisterter Gesichtsausdruck amĂĽsiert stimmte.

Sie schüttelte den Kopf, so dass er sagte: „Dann haben Sie noch etwas Zeit für sich, Miss Granger.“

Zu seinem Erstaunen nahm sie erneut an dem kleinen Arbeitstischlein Platz, um in dem anderen, sehr viel dickeren Buch zu lesen, anstatt ihre Freizeit mit Harry zu verbringen oder einfach spazieren zu gehen. Sie konnte tun und lassen, was sie wollte, doch sie blieb freiwillig in seiner Nähe.


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