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Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Diarium

von Muggelchen

Um kurz vor elf Uhr abends war Harry Zuhause eingetroffen. Er zog seine Jacke aus und nahm sofort das Tagebuch von Remus aus dem Jahr 1977 in die Hand, doch irgendetwas hinderte ihn daran, es zu öffnen. Er wollte den Teil nicht allein lesen, falls er das, was er erfahren würde, nicht ertragen könnte.

Sich der späten Uhrzeit bewusst fasste er sich doch ein Herz und flohte Hermine an. Etwas verschlafen meldete sie sich, so dass er aufgeregt erklärte: „Hermine, Remus hat mir eines seiner Tagebücher gegeben und er sagt, da steht das Schlimmste drin, was die Rumtreiber Severus jemals angetan haben. Ich will es nicht alleine…“
„Ich komme gleich!“, sagte sie und verschwand aus seinem Blickfeld.

Wenige Minuten später erschien sie im Schlafanzug, mit Umhang und ihrer großen Tasche in seinem Wohnzimmer und als Harry sie betrachtete, sagte er: „Ich wollte eigentlich, dass Ron auch mitkommt.“
„Der übernachtet heute bei Angelina. Wäre angeblich von dort aus einfacher, zum Training zu gehen. Wer’s glaubt…“, kommentierte Hermine etwas zickig.

„Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du schon bei Remus gewesen bist und wegen der Dementoren gefragt hast?“, wollte er von seiner besten Freundin wissen, nachdem sie ihren Umhang ausgezogen und Platz genommen hatte.
Sie räusperte sich und erklärte: „Ehrlich gesagt hatte ich nicht damit gerechnet, dass du die Zeit finden würdest, vor dem Schulbeginn nochmal mit ihm zu sprechen und da dachte ich, könnte ich das auch selbst erledigen.“
„Gott, erinnere mich bloß nicht dran, dass morgen die Erstklässler kommen. Ich habe jetzt schon einen riesigen Bammel, das glaubst du gar nicht“, sagte Harry weinerlich.
„Blödsinn, du brauchst doch keinen Bammel zu haben. Die werden dich höchstens bejubeln und alles toll finden, was du machst, selbst wenn du nur auf einer Bananenschale ausrutschst.“ Harry verzog den Mund und schmollte, weshalb Hermine kurz auflachen musste, bevor sie sagte: „Ich wünschte, ich dürfte morgen auch zur Zeremonie und ein wenig zuschauen. Mich interessiert das Lied, das der Hut sich für das neue Schuljahr zusammengereimt hat. Irgendwie fehlen mir die jedes Jahr“, sagte sie schwärmend.
„Frag doch Severus. Der wird bestimmt nichts dagegen…“
Hermine unterbrach ihn und erinnerte daran: „Schon vergessen? Ich bin stinksauer auf ihn und weiß noch nicht einmal, wie ich ihm morgen überhaupt gegenübertreten werde – ob ich ruhig bleibe oder, wie du immer so schön sagst, vielleicht sogar ’austicke’.“
„Du bist schwer zu handhaben, wenn du austickst, Mine. Ich hoffe, ihr könnt in Ruhe miteinander reden. Ich habe ihn ja gefragt, warum er dich beobachtet hat und er sagte, er hat dafür selbst keine Antwort“, erklärte Harry, doch Hermine schnaufte nur ungläubig. „Ehrlich! Er hat auch extra betont, dass er nichts im Schilde führt. Ich glaube ihm, Mine. Seine Augen… Er wusste nicht, warum er bei dir stand, aber irgendwas muss das ja ausgelöst haben.“
„Harry“, sagte sie drohend, „es ist mir so verdammt egal, ob er es selbst weiß oder nicht. Er ist erwachsen und weiß, dass man so etwas nicht macht!“ Sie raufte sich die buschigen Haare, bevor sie noch wimmernd anhängte: „Ich habe die ganze Zeit über in der Bibliothek mit mir selbst gesprochen und er muss alles gehört haben. Nein, es ist unentschuldbar, sich mir gegenüber so verhalten zu haben. Als seine Schülerin erwarte ich, dass er mir zumindest ein kleines bisschen Vertrauen schenkt. Ich denke, ich werde ihn morgen darauf ansprechen, aber ich werde warten, ob zuerst von ihm was kommt. Ich muss mir irgendeine Taktik überlegen.“

Aus der KĂĽche brachte Wobbel den beiden noch eine groĂźe Kanne mit heiĂźer Schokolade, was Hermines Wunsch gewesen war, und ein paar Orangenkekse, die Harry sich gewĂĽnscht hatte. Mit der sĂĽĂźen UnterstĂĽtzung machten es sich beide im Schneidersitz auf der Couch gemĂĽtlich, so dass sie sich nahe gegenĂĽber saĂźen.

„Den 24. Dezember, sagst du? Und da hat er über den 23. Dezember 1977 über den Weihnachtsball geschrieben? Dann fang mal an, Harry. Lies laut vor!“, forderte sie, während sie eines der kleinen Kissen von der Couch nahm und es sich in den Schoß legte.

Harry wollte gerade beginnen, da blätterte er vor und versicherte: „Will nur mal sehen, wie lang der Eintrag ist.“ Er blätterte und blätterte, bevor er sagte: „Um Gottes Willen. Sind ja doch einige Seiten und das nur über einen Tag? Wenn ich nicht mehr kann, dann liest du weiter, in Ordnung?“ Sie nickte so dass er begann, aus dem Tagebuch vorzulesen:

„24. Dezember 1977 – Es gibt Tage, die möchte man am liebsten aus seinem Leben auslöschen. Gestern war für mich so ein Tag. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich bin völlig durcheinander und morgen ist auch noch Vollmond, was die Sache nicht gerade erleichtert. Weihnachten wird mir das erste Mal ganz bewusst durch meinen Fluch vermiest. Ich hasse es zu sein, wie ich bin.“ Harry schluckte und bat Hermine darum, etwas von der heißen Schokolade einzuschenken, bevor er mit dem Lesen fortfuhr: „Gestern war der Weihnachtsball. Das hätte mein schönster Tag werden können, aber Linda lag auf der Krankenstation…“

„Wer ist Linda?“, fragte Hermine, obwohl ihr klar war, dass er das auch nicht wissen konnte.
„Keine Ahnung, wird wohl das Mädchen gewesen sein, mit der er zum Ball gehen wollte.“ Er räusperte sich, suchte die Stelle und las weiter: „…auf der Krankenstation, weil sie gestern früh auf dem gefrorenen See eingebrochen ist. Sirius hat gleich gesagt, es wäre doch sehr verdächtig, dass gerade Severus den Unfall beobachtet und sie aus dem Eiswasser herausgezogen hätte.“

Hermine stutzte und reichte Harry die Tasse Schokolade. Bevor sie selbst einen Schluck nahm, fragte sie: „Snape als Lebensretter?“
Sich nach einem großen Schluck Kakao die Lippen leckend erwiderte Harry: „Warum nicht? Wäre ja nicht das erste Mal oder?“
„Was soll das heißen?“, fragte sie zurück.
„Mal von den vielen Situationen abgesehen, in denen er mir das Leben gerettet hat: Ich spreche auf die mysteriöse Person an, die dir zwei Stärkungstränke auf der Versammlung der Mischwesen gegeben hat, nachdem Caedes…“
Sie unterbrach ihn, führte eine Hand an ihren Hals, an welchem sie den weißen Seidenschal trug, und bat darum: „Wäre nett, wenn du diesen Namen nie wieder erwähnen würdest!“
„Werde ich nicht, er ist sowieso tot“, konterte er gedankenlos, so dass ihre Augen ganz groß vor lauter Unglauben wurden, denn davon wusste sie nichts. Daraufhin erklärte er nur kurz: „Er war der Einzige, der an dem Tag gestorben ist, Hermine. Der Einzige.“

Nachdem sie sich gefasst hatte, fragte sie: „Warum glaubst du, dass Snape auf der Veranstaltung gewesen war und Cae… den Vampir überwältigt hat?“
„Ich für meinen Teil weiß, dass er es war. Er hat’s mir nämlich erzählt. Hat mit irgendeinem komischen Trank für Vampire zu tun, weswegen er ihn treffen wollte. Kannst ihn ja morgen selbst mal fragen“, empfahl er mit einem Lächeln.
„Den Teufel werd’ ich tun“, murmelte sie, bevor sie ihn aufforderte weiterzulesen.

„Linda ist heute noch immer nicht aufgewacht. Gestern nach dem Unfall hat Madam Pomfrey gleich gesagt, den Ball am Abend wird sie nicht besuchen können. Die Lust auf den Tanz ist mir sofort vergangen, aber alle lagen mir in den Ohren, ich dürfte den Weihnachtsball nicht einfach sausen lassen. Dann hat Sirius eine von seinen dummen Ideen gehabt. Ich sollte es doch wie er machen, hat er vorgeschlagen, aber das wollte ich nicht. Ich bin einfach nicht der Typ, für den die Mädchen ihren Freund kurzfristig sitzen lassen würden. Außerdem finde ich so etwas gemein und würde es nie tun. Ich hab gesagt, wenn überhaupt, dann gehe ich ohne Mädchen hin. Es hätte mir gereicht, wenn ich ab und zu mit Lily hätte tanzen dürfen. Ab unserem ersten Ball in der vierten Klasse hat Lily immer mit mir getanzt, selbst wenn jeder von uns eine eigene Begleitung für den Abend gehabt hatte. Das hätte sie dieses Mal bestimmt auch wieder getan, auch wenn sie mit James zum Ball verabredet war. Lily ist wirklich süß, James ist ein Glückskind. Ich wünschte, ich wäre er.“

Hermine räusperte sich, bevor sie einwarf: „Wow, hört sich an, als ob er in sie verliebt gewesen war.“
„Ja, war er. Hat er sogar schon zugegeben“, sagte Harry mit einem milden Lächeln auf den Lippen.

Er biss von einem Orangenkeks ab und las, nachdem er geschluckt hatte: „Der Unfall mit Linda hatte sich schnell in der Schule herumgesprochen. Die meisten glauben, dass Severus sie in den See gestoßen hat, um sich an mir zu rächen. Er wäre der Typ dafür, meint Sirius. Ich hab’s für Blödsinn gehalten, aber Sirius hat die Sache sehr ernst genommen.

Tagsüber sind schon die ganzen Pärchen, die dann abends auch zusammen zum Ball gehen würden, turtelnd durch das Schloss gelaufen. Bei dem Anblick hatte ich gar keine Lust mehr auf den Tanz. Ich war so geknickt wegen Linda und dem nahen Vollmond, dass ich mich in unseren Schlafsaal zurückgezogen habe. Peter ist zweimal vorbeigekommen und hat gefragt, ob ich was von seinen Gummischnecken abhaben möchte oder mit ihm Karten spielen will. Sonst hatte er es immer geschafft mich aufzuheitern, aber dieses Mal nicht.“

Von seiner Tasse nahm Harry noch einen Schluck, während Hermine die Zeit nutzte, um zu sagen: „Ist schon blöd, beim Weihnachtsball alleine aufzutauchen, obwohl man ja eigentlich jemanden hatte, mit dem man hingehen wollte. Tut mir sehr Leid!“
„Ich weiß noch, wie schwer es für mich war, während des Trimagischen Turniers überhaupt irgendein Mädchen zu finden. Das ist wirklich nicht leicht, wenn man etwas…“
Harry hielt inne, aber Hermine beendete seinen Satz: „…schüchtern ist.“

Wortlos nickte Harry und fuhr dann fort: „Gestern, so um drei Uhr nachmittags, kamen James, Sirius und Peter und erzählten mir, dass sie ein Mädchen für mich gefunden haben, die mit mir zum Ball gehen möchte. Brenda Brewer, Ravenclaw. Die sagte mir auf Anhieb gar nichts. Die drei haben gedrängelt und ich habe am Ende zugesagt, um meine Ruhe zu haben.

Die drei haben schon sehr früh angefangen, sich für den Abend herauszuputzen. James hat dabei ständig über seine Haare geflucht. Ich ging die Sache eher gelassen an, weil ich immer nur an Linda denken musste und ich keine Ahnung hatte, wer Brenda war oder ob wir überhaupt miteinander auskommen würden. Trotzdem wusste ich, dass sie für Linda nur ein kümmerlicher Ersatz sein würde. Ich hatte im ersten Moment gedacht, sie müsste hässlich sein oder an einem Gebrechen leiden, wenn sie keinen Jungen für den Ball gefunden hätte.“

Die ersten beiden Seiten waren zu Ende, so dass Harry umblätterte, es sich jedoch nicht nehmen ließ, noch einmal einen Keks vom Teller zu stibitzen. Er schluckte und räusperte sich, bevor er weiter las: „Zwei Stunden vor dem Ball waren wir alle schon fertig angezogen. Wir gingen runter, um vor der großen Halle auf die Mädchen zu warten und um uns über die anderen Pärchen lustig zu machen.

Sirius war völlig aufgedreht. Wieder einmal hatte er kein Mädchen gefragt, ob sie mit ihm zum Ball gehen wollte, aber das wollte er jetzt erledigen. Hier konnte er sich den Vogel mit dem hübschesten Gefieder aussuchen, wie er es immer so schön sagte, denn jetzt waren ja auch alle Mädchen richtig fein herausgeputzt. Selbst aus Mauerblümchen sind Prinzessinnen geworden. Peter und ich verdrehten nur die Augen, als Sirius mit offen stehendem Mund die Mädchen begaffte, um sich eine auszugucken. Sein Auge fiel auf ein Mädchen namens Pamela, die auch aus Ravenclaw stammte. Mit ihr hatte er schon einige Male geliebäugelt, sich aber nie getraut sie anzusprechen. Ihr Freund war nämlich ein ziemlich großer Kerl aus Slytherin, aber dieses Jahr war er zu Weihnachten – und zum Ball – nicht da. Pamela hatte sich bei irgendeinem anderen Ravenclaw untergehakt, ging dann aber einige Schritte weg, um mit Freundinnen zu reden und da sah Sirius seine Chance. Schon war er drüben bei ihr, machte ihr den Hof und führte sie heimlich weg. Wir drei haben ihn eine ganze Weile nicht mehr gesehen.

Ein dunkelhaariges Mädchen kam mit Roland und Clarissa zusammen auf uns zu. Clarissa flüsterte ihr etwas ins Ohr und zeigte in meine Richtung und da wusste ich, dass das Mädchen Brenda sein musste. Sie war ein wenig mollig und hatte ein wirklich hübsches, fröhliches Gesicht. Ihre langen Haare hatte sie sehr schick nach oben gesteckt. Linda wollte ihre Haare für heute Abend eigentlich auch so tragen. Brenda war schüchtern, stellte sich aber uns vor. James grinste nur die ganze Zeit über und zwinkerte mir zu. Peter ließ seine Augenbrauen auf und ab tanzen. Irgendwie war der Abend bis dahin entgegen meinen Erwartungen schön.

Sirius kam tatsächlich mit Pamela am Arm auf uns zu und stellte uns seine Begleitung vor. Der Junge, mit dem Pamela eigentlich zum Ball gehen wollte, hatte Sirius noch eine ganze Weile böse angestarrt, bevor er gegangen ist. Mir tat er sehr Leid, aber mit Sirius will sich nun einmal niemand anlegen – ich auch nicht. Wir acht, denn Lily und Peters neue Freundin Elisabeth waren auch gekommen, haben uns noch eine Weile unterhalten, bis die Lehrer in die große Halle baten. Wir haben die anderen vorgehen lassen, weil besonders Sirius ’seinen großen Auftritt’ haben wollte. Alle, die schon in der Halle waren, guckten natürlich immer wieder zur Tür, um die eintretenden Paare zu bewundern und das kostete Sirius voll aus, weswegen wir zum Schluss reingehen wollten.“

Harry räusperte sich, weil sein Hals langsam rau wurde und er um eine weitere Tasse Kakao bat. Hermine schenkte ihm ein und bot dann an weiterzulesen. Er reichte ihr das Buch und sagte: „Der letzte Satz unten rechts und dann umblättern.“

Sie nahm erst einen Schluck Schokolade und las dann mit ihrer warmen Stimme vor: „Peter und Elisabeth waren schon durch die Tür hindurchgegangen. James und Lily standen vor Brenda und mir, Sirius und Pamela hinter uns. James legte Lilys Arm um seinen und wollte gerade in die große Halle gehen, da hören wir ihn rufen: Severus. Wir sollten stehen bleiben, rief er. James tastete sein schwarzes Jackett ab, aber er hatte seinen Stab vergessen. Sirius und Peter hatten ihn ebenfalls nicht in ihren Anzug gesteckt, nur ich war nicht so gedankenverloren gewesen, aber ich habe ihn nicht gezogen – Severus hatte ja auch keinen in der Hand.

Sofort hatte Sirius ihn angeblafft und gedroht, er solle bloß keinen Aufstand machen. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, was überhaupt los war, aber ich habe bemerkt, wie Brenda mich in die große Halle ziehen wollte, um vor der Situation zu fliehen. Severus war stinksauer. Er riss Brenda am Arm herum und fragte sie, was das werden sollte. Erst da zog ich meinen Stab und sagte, er solle meine Begleitung in Ruhe lassen.“

Still las Hermine ein Stückchen weiter und sagte: „Oh nein…“
„Was? Lies schon! Ich hab auch laut vorgelesen!“, forderte Harry neugierig.

Nachdem sie sich nochmals geräuspert hatte, las sie weiter: „Severus war völlig aus dem Häuschen. Er hatte mich angesehen und sagte mit vor Wut verzerrtem Gesicht, dass Brenda nicht meine Begleitung wäre, sondern seine! Er war richtig in Rage und wie es aussah, galt sein Zorn ihr allein – nicht mir und nicht einmal Sirius, dabei waren die beiden Todfeinde. Ich habe geglaubt, wenn das, was er behauptet, wahr wäre, dann hätte er auch allen Grund dazu, sauer zu sein. Er zischte gereizt und erklärte mir, dass er seit über vier Wochen mit Brenda zum Ball verabredet gewesen wäre. Hinter mir waren Peter und Elisabeth noch einmal nach draußen gekommen, weil wir uns so lange Zeit gelassen hatten und Peter murmelte etwas von ’vier Wochen an der Nase herumgeführt’. Ich bekam plötzlich ein ganz schlechtes Gefühl. Ich fragte Brenda natürlich gleich, ob das wahr wäre und sie biss sich nur auf die Unterlippe und nickte. Ich habe meinen Ohren kaum trauen können und meinen Augen schon gar nicht, als sie einfach mit den Schultern zuckte, als wäre ihr das völlig egal.

Natürlich musste Sirius die ganze Situation wieder einmal eskalieren lassen. Er hat Severus provoziert und ihm Schimpfworte an den Kopf geworfen. Viele der anderen Schüler, die noch draußen waren und den Streit miterlebten, sind stehen geblieben und haben gegafft. Sirius hat das Publikum genutzt, um Severus vor allen fertigzumachen. Unter anderem hat er gesagt, dass es kein Mädchen gäbe, das sich mit so einem hässlichen Vogel wie ihm freiwillig auf einem Ball sehen lassen wollte und da haben natürlich einige andere Schüler drüber gelacht. Er sagte noch Dinge, die so verletzend waren, dass ich sie nicht einmal niederschreiben möchte. Ich hätte Sirius am liebsten das Maul gestopft, weil er nicht nur Severus, sondern auch mich lächerlich gemacht hatte, aber er hat mich und meine Einwände nicht einmal beachtet. Brenda und Pamela haben nur blöd gekichert.

Lily ist eingeschritten und hat Sirius zurechtgewiesen. Er wurde etwas ruhiger, weil sie wie ich auch VertrauensschĂĽlerin ist, nur hat er vor ihr mehr Respekt als vor mir. Dann hat sie Brenda zur Rede gestellt und gefragt, ob Severus die Wahrheit sagt. Brenda verzog den Mund und hat dann ĂĽberhaupt nichts mehr dazu gesagt, aber sie schaute immer wieder verzweifelt zu Sirius hinĂĽber und da ahnte ich, dass er sie ĂĽberredet haben musste, heute mit mir zum Ball zu gehen. Sie hat nur wegen Sirius zugesagt und nicht wegen mir! Wahrscheinlich hat er ihr irgendwelche Versprechungen gemacht.

Ich wollte Brenda schon freiwillig abgeben und bin einen Schritt zurückgetreten. In dem Moment, wo ich mich bei Severus entschuldigen wollte und zwar so laut, dass es alle hören würden, da haben Sirius und Severus sich plötzlich angeschrieen und sich gegenseitig an den Festumhängen gepackt. Die Meute um uns herum hat Sirius angefeuert. James und ich wollten die beiden gerade auseinander bringen, da hat Sirius Severus einfach die Treppe hinuntergestoßen. Wieder haben alle außer James, Lily und mir darüber gelacht und ihn verspottet, dabei hätte er sich sonst was brechen können. Unten an der Treppe hat Severus mich noch böse angeschaut. Es tat mir alles so Leid. Hätte ich mich nur nicht dazu überreden lassen, zum Ball zu gehen.“

Innehaltend nahm Hermine einen Schluck von der heißen Schokolade, bevor sie mit bebender Stimme weiterlas: „Severus ist aufgestanden und hat gehumpelt, als er weggegangen ist. Er musste sich beim Sturz den Knöchel verstaucht haben. Jetzt war ich auch stinksauer und habe zu Brenda gesagt, dass ich mit einem Mädchen, das im Innern so hässlich ist wie sie, nicht auf den Ball gehen werde. Ich habe mich schon zum Gehen umgedreht, da höre ich Sirius lachend sagen, dann hätte er heute eben zwei Bräute. Weder Pamela noch Brenda haben sich daran gestört. Beide hakten sich bei ihm unter und er stolzierte so angeberisch wie damals Lucius durch die große Flügeltür und badete sich in den fröhlichen Pfiffen und Zurufen der anderen, die ihn auch noch wegen der beiden Mädchen bewunderten.

Unten an der Treppe habe mich umgedreht und noch einmal hochgesehen. James und Lily standen immer noch oben und haben ganz ernst zu mir heruntergesehen. Sie haben wahrscheinlich ĂĽberlegt, mit mir zu gehen, aber das wollte ich nicht. Zumindest die beiden sollten etwas SpaĂź haben. Lily hat noch zaghaft gewinkt, bevor ich um die Ecke gebogen bin.

Ich habe noch geschaut, ob ich Severus irgendwo finde. Ich wollt’s ihm erklären und mich entschuldigen, aber der war schon über alle Berge. Zurück im Gemeinschaftsraum habe ich mich wieder umgezogen und mich vor den Kamin gesetzt. Ins Bett gegangen bin ich noch, bevor der Ball zu Ende war.

Das war gestern und gestern war schon schlimm genug. Momentan sitze ich in der Heulenden HĂĽtte und verstecke mich vor allen, nur um in Ruhe Tagebuch zu schreiben. Jetzt, nachdem ich das alles aufgeschrieben habe, fĂĽhle ich mich noch mieser. Es heiĂźt doch eigentlich, ein Tagebuch zu fĂĽhren soll einem das Gewissen erleichtern? Bei mir hilft es jedenfalls nicht; dieses Mal nicht. Ich glaube, das war das Schlimmste, das wir jemals jemandem angetan haben.

Heute früh habe ich Linda – sie hat geschlafen – im Krankenhausflügel besucht und mir gleich noch von Madam Pomfrey den letzten Wolfsbanntrank abgeholt, da sehe ich Severus in einem der kleinen Räume, in denen Madam Pomfrey immer ihre Tränke braut. Er stand dort mit seinem Hauslehrer und die beiden haben etwas in einem Kessel umgerührt.

Durch den Türspalt habe ich gelauscht und mir ist das Herz fast stehen geblieben. Slughorn hat ihm fünfzig Hauspunkte gegeben und zu ihm gesagt, dass er wirklich stolz auf ihn wäre. Stolz, weil Severus gestern nach dem Unfall so schnell reagiert hatte und noch, bevor Madam Pomfrey die Diagnose überhaupt beendet hatte, mit einem frisch gebrauten Trank aufwarten konnte, der meine Linda vor dem Erfrierungstod bewahrt hatte.

Gott, ich fühle mich so schlecht. Ich möchte bis zur Abschlussprüfung am liebsten niemanden mehr sehen, aber Tatze hockt schon vor der Tür; er fiept und winselt, dieser verdammte Köter. Es wird lange dauern, bis ich ihm das verzeihen kann. Ich möchte nur noch hier in der Hütte bleiben und mich vor allen Menschen verkrauchen. Hätte ich einen Zeitumkehrer, würde ich das Desaster von gestern sofort rückgängig machen, aber das geht nicht. Das Schlimmste ist zu wissen, dass ich das nie wieder gutmachen kann. Severus hat meinem Mädchen das Leben gerettet und dafür habe ich ihm seines weggenommen. Wie soll man so etwas wieder in Ordnung bringen?“

Harry seufzte, bevor er mitfühlend sagte: „Harter Tobak!“ Einen Moment später fügte er unsicher an: „Aber das soll das Schlimmste gewesen sein, was sie mit Severus gemacht haben?“
Nickend sagte Hermine: „Das war wohl die bösartigste Steigerung ihrer langjährigen Streiche.“
„Aber das Schlimmste?“, fragte Harry ungläubig.
Hermine zuckte mit den Schultern und erwiderte: „Remus empfand es jedenfalls als das Schlimmste. Wahrscheinlich, weil es für ihn unerträglich gewesen wäre, hätte man ihn so zum Narren gehalten. Das heißt aber nicht zwingend, dass Snape es auch so sehen würde. Aber ich verstehe Remus sehr gut. Er konnte sich schon immer in Menschen hineinversetzen und er wird deswegen gewusst haben, wie verletzend dieses Erlebnis für Snape gewesen sein musste.“

Es schien Harry nicht in den Kopf zu gehen, weswegen Hermine empfahl: „Harry, versuch dir mal dein peinlichstes oder schrecklichstes Erlebnis ins Gedächtnis zu rufen, das nicht mit Voldemort zu tun hat.“

Er grübelte lange, denn die meisten schlimmen Erlebnisse waren eben jene, die Voldemort und dessen Angriffe betrafen. Mühsam machte er gedankliche Abstriche und kam zu dem Schluss: „Alle meinen schlimmsten Erinnerungen haben irgendwie mit Voldemort zu tun, Mine. Zum Beispiel, als mich alle gehasst haben, weil ich plötzlich Parsel gesprochen habe und niemand mir mehr getraut hat, das war wirklich schlimm. Oder beim Trimagischen Turnier, als alle die Anstecker mit ’Potter stinkt’ getragen haben. Das Einzige, was mir sonst noch einfällt und das kaum mit Voldemort zu tun hat, war die Sache mit Cho. Ich hatte mich endlich getraut, sie zum Ball einzuladen und da sagt sie, sie hätte schon jemand anderem zugesagt… das hat wirklich sehr wehgetan.“
„Verstehst du jetzt, worauf ich hinaus will, Harry? Herzschmerz! Das kann einem nämlich mehr Qualen bereiten als die Begegnung mit einem Werwolf. Die Intrigen gegen Snape haben an diesem Abend ihren Höhepunkt erreicht. Sirius wusste zu dem Zeitpunkt offensichtlich, wie er Snape am schlimmsten treffen kann und nur deswegen hat er es getan – um ihn tief zu verletzen!“

Harry schüttelte ungläubig den Kopf, weswegen Hermine seufzte, bevor sie zu erklären versuchte: „Stell dir mal vor, du hättest seit über vier Wochen mit Ginny eine Verabredung zum Weihnachtsball und du freust dich wie ein Schneekönig, weil endlich mal alles so in deinem Leben klappt, wie du es immer erhofft hast. Dann kommt kurz vor dem Ball Malfoy vorbei, macht Ginny schöne Augen und schnappt sie dir vor der Nase weg – und zwar so, dass alle anderen das mitbekommen und dich auslachen. Jetzt sag mir, wie du dich da fühlen würdest.“
„Ich würde Ginny ins Gunhilda-von-Gorsemoor-Sanatorium einweisen lassen und Malfoy einen Kinnhaken verpassen – oder besser dich dafür vorschicken“, sagte Harry mit einem Schmunzeln. „Nein, im Ernst. Ich verstehe, was du meinst. Weißt du, ich war so froh, als ich das erste Mal nach Hogwarts gekommen bin und mich niemand hier kannte. Na ja, meinen Namen vielleicht, aber nicht mich. Damals hat Dudley mich mit seinen Jungs immer verprügelt, wenn ich nicht schnell genug die Beine in die Hände nehmen konnte. In der Grundschule war ich ein Außenseiter und eine Zeitlang haben die Mitschüler aus meiner eigenen Klasse mir auf der Toilette aufgelauert und meinen Kopf in die Kloschüssel gesteckt und gespült. Ich konnte mich nie wehren – die waren immer zu viert.“

Harry stutzte nach seinen eigenen Worten und Hermine zog eine Augenbraue in die Höhe, weil sie ahnte, dass endlich die Erkenntnis über Harry gekommen sein könnte.

„Jeder war gegen dich und alle haben dich fertiggemacht, Harry: deine Verwandten, deine Mitschüler, Dudleys Bande. Sag mal, hattest du damals Freunde?“ Sie wartete keine Antwort ab, sondern sagte: „Nein, die hattest du nicht. Ich will mir gar nicht vorstellen, was aus dir geworden wäre, hättest du nie einen Brief aus Hogwarts erhalten…“, sagte sie innehaltend, weil sie an seinem Gesichtsausdruck erkannte, dass er nun endlich verstanden hatte.

Mit einem Male konnte sich Harry in Severus hineinversetzen. Er konnte verstehen, was sieben Schuljahre Tyrannei bei einem jungen Menschen anrichten könnten. Über den Vorfall mit Brenda Brewer hätte er hinwegkommen können, wenn das eine einmalige Angelegenheit gewesen wäre, aber in Severus’ Fall stellte das nur noch den Tropfen dar, der das Fass zum Überlaufen gebracht haben musste.

Einen Moment ließ Hermine ihn noch nachdenken, bevor sie neugierig fragte: „Hat Sirius jemals dafür eine Abreibung bekommen oder ist er mit diesen Dingen immer durchgekommen?“
„Ich vermute, er ist damit durchgekommen“, entgegnete Harry wie aus der Pistole geschossen. „Ach ja, Hermine, Remus weiß nicht, dass du auch…“
„Das weiß ich doch, Harry. Ich vermute nicht, dass Remus gesagt hat, du dürftest den Inhalt seines Tagebuchs in einer kleinen Lesung in der großen Halle preisgeben. Keine Angst, von mir erfährt er nichts“, beruhigte Hermine.

Harry schlug das Tagebuch zu und legte es auf den Tisch. Beide ließen das, was sie eben erfahren hatten, erst einmal sacken, bevor Harry versicherte: „Ich kann das jetzt so gut nachfühlen. Wenn man das mit mir gemacht hätte – mir mein Mädchen am Tag des Balls ausgespannt hätte – dann wäre ich auch verbittert.“
Mit einem Keks in der Hand vermutete Hermine laut: „Na ja, so ein Erlebnis kann für einen jungen Mann natürlich negative Auswirkungen auf seine Weiterentwicklung haben, besonders mit den ganzen ’Streichen’, die ja vorher schon stattgefunden haben.“
„Wie meinst du das jetzt wieder?“, fragte Harry nach.
Hermine seufzte, bevor sie sagte: „Man muss nicht Psychologie studiert haben, um gewisse Schlüsse ziehen zu können, Harry. Ein Kind von elf Jahren, das keine Freunde hatte und sich über sieben Jahre lang fast täglich mit Anfeindungen konfrontiert sehen musste, entwickelt sich bestimmt anders als andere Kinder. Der Streich mit Brenda fand auch noch in der Pubertät statt – in der schwierigsten Zeit der Entwicklung, in der man am verletzlichsten ist! So ein Schlüsselerlebnis, wie wir es gerade gelesen haben, ist sehr prägend und kann ausschlaggebend für eine charakterliche Veränderung sein.“

Zitternd atmete Harry ein und aus, bevor er fragte: „Meinst du damit, das war der Moment in seinem Leben, indem er sich dazu entschlossen hat…“
„Todesser zu werden? Womöglich ja. Die jugendlichen Motive liegen jedenfalls klar und deutlich auf der Hand: Rache. Er wollte ’Freunde’ haben oder zumindest jemanden, der ihn nicht verlacht. Er wollte vielleicht, dass man sich vor ihm fürchtet. Schließt man sich den Mächtigen an, wird man nicht mehr so leicht von anderen herumgestoßen oder hättest du jemals gewagt, einem Todesser die Frau auszuspannen?“ Harry schüttelte den Kopf, so dass Hermine weiter vermutete: „Es sah zumindest nach dem, was im Tagebuch stand, nicht danach aus, als wäre zu dem Zeitpunkt schon Todesser gewesen, aber ich kann mich auch irren. Er hat sich möglicherweise etwas später dazu entschlossen; vielleicht sogar gleich nach diesem Erlebnis?“
„Aber so etwas ist doch kein Grund, sich Voldemort anzuschließen!“, wollte Harry dagegenhalten.
„Warum nicht? Als Teenager ist man doch sowieso völlig durcheinander. Wenn ich mich so an Ron und dich zurückerinnere…“ Sie schüttelte vorwurfsvoll den Kopf und Harry war froh, dass sie keine peinlichen Beispiele nannte, bevor sie fortfuhr: „Was meinst du, warum sich Jugendliche in der Muggelwelt so leicht von Sekten bequatschen lassen? Die versprechen doch auch nichts anderes: Anerkennung, Macht, Reichtum. Voldemort hatte auch sehr viele junge Anhänger rekrutiert. Malfoy zum Beispiel. So viel älter war der auch nicht, als er sich denen angeschlossen hat. Man muss nur die richtigen Worte finden, um jemanden umgarnen zu können und dann kann man ganz leicht Menschen für sich und seine Sache gewinnen. Meinst du nicht?“, fragte Hermine, doch sie hatte es weniger als Frage gemeint, sondern als Tatsache dargestellt.

Harry konnte nichts mehr erwidern und blickte stattdessen starr auf das Tagebuch. Es kribbelte ihn in den Fingern, noch ein wenig darin herumzustöbern.

„Wollen wir noch was lesen?“, fragte er sie zögernd.
Sie nahm das Buch vom Tisch und sagte schelmisch lächelnd: „Ich werde es mal schnell durchgehen und nach dem Namen ’Severus’ Ausschau halten. Wir wollen ja schließlich nicht alle von Remus’ unangenehmen Erinnerungen durchkauen oder?“


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