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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Blick in die Vergangenheit

von Muggelchen

Angelina hatte nicht bei Ron ĂĽbernachtet, weswegen Hermine auch nicht, wie eigentlich geplant, bei Harry ĂĽbernachtet hatte, doch Harry bereute es, seine Freundin am Morgen nicht an seiner Seite zu haben, denn ihm war schon heute frĂĽh gleich nach dem Erwachen etwas unwohl, doch er wusste nicht warum.

Nachdem Harry sich mit einem Schlag darüber klar geworden war, dass heute bereits der 30. August war und am Montag, den 1. September, die Schule regulär beginnen würde, da bekam er einen Anflug von Panik. Viele Fragen gingen ihm durch den Kopf: Hatte er alle Vorbereitungen getroffen? Würden die Erstklässler ihn ernst nehmen? Würde er einen guten Eindruck hinterlassen? Er raufte sich die Haare und wurde zum Nervenbündel.

Erst Wobbel konnte Harry beruhigen, denn als der das Frühstück brachte und offensichtlich die Unsicherheit seines Meisters bemerkte, da zählte der Elf gemächlich all das auf, was für die Vorbereitungen des neuen Schuljahres wichtig war und er fügte bei jedem Punkt hinten an, dass Harry das schon längst erledigt hätte.

„Puh, danke Wobbel. Jetzt fühl ich mich wirklich besser“, sagte Harry erleichtert. Dann blickte Harry auf das Frühstückstablett und fragte: „Warum ist für zwei gedeckt? Hermine ist doch gar nicht…“
Es klopfte und während der Elf zur Tür ging, erklärte er: „Ich dachte mir, Mr. Potter, dass Sie Ruhe finden würden, wenn Sie sich noch vor Schulbeginn mit einem Kollegen austauschen könnten und da habe ich mir die Freiheit genommen, jemanden zum Frühstück einzuladen.“

Wobbel öffnete die Tür und Harrys Blick fiel auf Severus. Mit grantiger Stimme fragte sein Gast, nachdem er eingetreten war: „Was, bei Merlin, ist so wichtig, dass man mich meines Frühstücks beraubt?“
Grinsend konterte Harry: „Ein gemeinsames Frühstück?“

Er wollte Wobbel nicht in den Rücken fallen und tat daher so, als hätte er dem Elf den Auftrag gegeben Severus einzuladen.

„Hören Sie schon auf, mit den Augen zu rollen und setzen Sie sich einfach. Etwas Kaffee?“, fragte Harry freundlich.
Severus kam seiner Aufforderung nach und setzte sich in den Sessel gegenüber von Harry, bevor er vorwurfsvoll daran erinnerte: „Der Hund war vor dem Frühstück noch nicht draußen!“
Stellvertretend für Harry antwortete der Elf: „Oh doch, war er, Sir.“
Seufzend nahm Severus die Tasse Kaffee entgegen, die Harry ihm reichte, bevor er gelangweilt fragte: „Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Äh, behilflich sein?“, wiederholte Harry verdutzt.
„Sie haben mich ja wohl kaum aus Spaß an der Freude zum Frühstück eingeladen“, vermutete Severus laut, doch Harry bestätigte genau das.
„Es gibt keinen bestimmten Grund, Severus. Nur ein gemeinsames Frühstück unter Kollegen“, Harry verbesserte, „unter Freunden“, Severus schnaufte ungläubig, unterbrach jedoch nicht, „und vielleicht eine nette Unterhaltung über den bevorstehenden Schulbeginn. Irgendwelche Tipps für mich, Severus?“

Severus stellte seine Tasse ab und nahm zunächst eines der noch warmen Brötchen in die Hand, bevor er antwortete: „Ja, ich habe Tipps für Sie. Halten Sie schon ab der ersten Unterrichtsstunde Ausschau nach Schülern, die Ihnen keine Aufmerksamkeit schenken, denn ich versichere Ihnen, dass diese Schüler Sie auch in den nächsten Schuljahren mit Nichtbeachtung strafen werden.“
Mit zusammengezogenen Augenbrauen fragte Harry: „Spielen Sie auf irgendetwas Bestimmtes an?“
Wieder schnaufte Severus verachtend und gleichzeitig ein wenig belustigt, bevor sich ein fieses Grinsen in seinem Gesicht abzeichnete und er erwiderte: „Sie, Harry, haben schon von Anfang an geglaubt, man würde Ihnen wegen Ihrer Berühmtheit alles durchgehen lassen. Sie haben nicht einmal in meiner ersten Unterrichtsstunde aufgepasst!“
„Das ist überhaupt nicht wahr!“, verteidigte sich Harry kindlich eingeschnappt.
„Nicht? Dann frage ich mich, warum Miss Granger Sie erst mit dem Ellenbogen anstoßen musste, damit Sie darauf aufmerksam werden, dass ich vor der ganzen Klasse über Sie spreche. Wollen Sie das leugnen?“, fragte Severus überlegen klingend.
Rechtfertigend erklärte Harry: „Ich habe sehr wohl aufgepasst! Wahrscheinlich sogar mehr als jeder andere Schüler, denn ich habe jedes verdammte Wort mitgeschrieben, was Sie von sich gegeben haben!“
„Kein Grund zu fluchen, Harry! Das liegt schon so lange zurück…“
Harry unterbrach ihn, hob einen Zeigefinger und erklärte: „Ich kann’s sogar beweisen!“

Per Aufrufezauber beförderte Harry die Kiste mit seinen Habseligkeiten aus dem Ligusterweg zu sich auf die Couch, bevor er aufgeregt darin herumwühlte und derweil eingeschnappt murmelte: „Nicht aufgepasst… von wegen.“ Severus beteuerte zwar, dass er nichts beweisen müsste und er sich nur einen Spaß erlaubt hatte, doch Harry war momentan bockig und wollte seinen Kollegen vom Gegenteil überzeugen. Die Kiste war groß und er musste einige Gegenstände herausnehmen, achtete jedoch darauf, dass er die Babydecke drinnen ließ.

„Hah!“, stieß Harry triumphierend aus, bevor er ein altes Schulheft mit der Aufschrift „Zaubertränke – 1. Schuljahr“ herauszog und es Severus zuwarf, der es mit einer flinken Bewegung seiner Hand fing. „Gleich die erste Seite“, sagte Harry noch im Anschluss.

Severus schlug das Heft auf und las in Stichpunkten genau die Worte, die er während seiner theatralischen Rede an die Erstklässler benutzt hatte. „Tod verkorkt…“, las Severus leise vor, bevor er das Heft wieder zuschlug und hinüber zu Harry warf.
„Glauben Sie ja nicht, dass Sie im Nachhinein Punkte dafür verdient hätten“, sagte Severus mit einem hochgezogenen Mundwinkel, bevor er etwas Käse auf das halbes Brötchen legte und herzhaft hineinbiss.

Es war nicht das erste Mal, dass Harry mit Severus frĂĽhstĂĽckte. Oft hatten sie zusammen gegessen, wenn Harry mit dem Hund vom Spaziergang wiedergekommen war oder sie hatten einfach gemeinsam einen Tee oder Wein getrunken, aber irgendwie war es heute fĂĽr Harry seltsam, Severus gegenĂĽber auf dem Sessel sitzen zu sehen. Vielleicht war das nur so, weil sein Besuch heute Morgen ĂĽberraschend war?

Harrys Gedanken überschlugen sich plötzlich und drehten sich um seinen Kollegen. Den Mann vor sich hatte er jahrelang gehasst. Nein, dachte Harry, denn „Hass“ wäre ein zu endgültiger Begriff. Er hatte ihm nur nie vertraut und er konnte ihn damals nicht ausstehen, weil er immer so gemein zu den Gryffindors gewesen war.

Er bemerkte gar nicht, dass er Severus anstarrte und der mittlerweile zurückstarrte, bis er gnatzig vorschlug: „Ich kann gern ein Portrait von mir anfertigen lassen, wenn…“
Harry sammelte sich und erklärte: „Oh, tut mir Leid. Ich war nur in Gedanken.“
„Was Sie nicht sagen…“, murmelte Severus in seine Kaffeetasse.
„Ich wollte Ihnen danken, Severus“, sagte Harry auf einmal voller Ernst.
Bevor er anfügen konnte, wofür er ihm danken wollte, entgegnete seine Kollege spitz: „Sie brauchen mir nicht zu danken. Ich bin mir sicher, dass Sie während Ihrer kleinen Besuche bei Miss Weasley auch selbständig alle Informationen erhalten hätten.“

Severus glaubte offensichtlich, er würde sich für die kurze Information bedanken wollen, die er ihm gleich nach der Geburt von Nicholas gegeben hatte. Harry stutzte, bevor er fragte: „Sie wussten, dass ich…“ Er wollte den Satz nicht zu Ende bringen, weil er nichts über seine nächtlichen Besuche mit Wobbel bei Ginny verraten wollte, falls Severus nur bluffen sollte.
„Halten Sie mich für einen Dummkopf?“, fragte Severus provozierend.
„Nein, natürlich nicht. Aber ich wollte mich für etwas ganz anderes bedanken“, versicherte Harry. Weil Severus lediglich auf weitere Worte wartete, konkretisierte Harry: „Ich wollte Ihnen danken, dass Sie mir damals gesagt haben, ich solle lernen, meinen Mund zu halten und meinen Geist zu verschließen.“
Severus schnaufte wieder, was Harry – je nach Situation – durchaus als eine Art Lachen deuten konnte, bevor sein älterer Kollege sagte: „Den Geist zu verschließen haben Sie ja mittlerweile im Griff, aber wie sieht es mit dem ’Mundhalten’ aus?“

’Was meint Severus damit nun schon wieder?’, fragte sich Harry, der einen entsprechend fragenden Gesichtsausdruck machte.
Severus wurde deutlicher – sehr deutlich sogar – als er fragte: „Haben Sie Miss Granger davon erzählt, dass ich in der Bibliothek gewesen war?“
Eigentlich wollte Harry nicht antworten, weswegen er die Gegenfrage stellte: „Was glauben Sie?“
Severus schürzte die Lippen und zuckte einmal mit den Schultern, bevor er ehrlich erwiderte: „Ich weiß es nicht. Sie haben auch niemals etwas von meiner… Erinnerung erzählt. Ich bin mir nicht sicher, ob…“
Harry ließ ihn nicht ausreden und gab zu: „Ich hab’s ihr erzählt!“

Nach dieser Information schluckte Severus und er begann damit, auf dem Sessel hin und her zu rutschen, als säße er auf glühenden Kohlen. Er wollte mehrmals ansetzen, um etwas zu sagen oder zu fragen, doch er entschloss sich dafür, sich etwas Kaffee einzuschenken, obwohl die Tasse noch mehr als halbvoll war, bevor er kleinlaut fragte: „Was hat sie gesagt?“
„Na, was glauben Sie? Sie war stinksauer! Aber was mich viel mehr interessiert, Severus: warum standen Sie da?“, fragte Harry seinen Kollegen, der sich inzwischen sehr unwohl zu fühlen schien.

Severus sah sich von Harry in die Enge getrieben. Er musste antworten, sonst würde womöglich noch alles viel schlimmer werden, aber das Problem war, dass er einfach keine Antwort auf Harrys Frage hatte. Er wusste nicht, warum er sich in der Bibliothek zweimal angeschlichen hatte, um Miss Granger zu beobachten. Es war ihm ja selbst ein Rätsel.

Er entschloss sich dazu, Harry aufrichtig zu antworten, auch wenn der ihm nicht glauben würde: „Ich weiß es nicht.“ Bevor sein junger Kollege ihn unterbrechen konnte, fügte er noch hinzu: „Die Male, als ich Miss Granger…“
Jetzt unterbrach sein Kollege und fragte aufgebracht: „’Die Male’? Wie oft denn bitteschön?“
„Hören Sie, Harry. Ich versichere Ihnen, dass ich nichts Böses im Schilde führe oder noch besser: Ich führe überhaupt nichts im Schilde und schon gar nicht verfolge ich zweifelhafte Absichten. Ich kann es mir selbst nicht erklären. Ihre Frage kann ich daher nicht beantworten!“ Damit sollte sich Harry zufrieden geben müssen, dachte Severus und das tat er offensichtlich auch, denn er ließ das Thema nun ruhen.

Ohne angriffslustig zu klingen sagte Harry mit Bedacht: „Wissen Sie, Severus, ich habe es nie bereut, in Ihr Denkarium gesehen zu haben.“ Er hielt kurz inne und verbesserte danach: „Doch schon, aber nur, weil ich Sie damit in eine unangenehme Situation gebracht habe.“ Harry ignorierte die bohrenden Blicke seines Kollegen, die ihn dazu aufforderten, auch dieses Thema ganz schnell wieder unter den Teppich zu kehren und fuhr einfach fort: „Ich bereue es nicht, weil es eine wichtige Erfahrung für mich gewesen war – ich meine zu wissen, wie mein Dad und Sirius, sogar Remus damals waren. Jeder, der meine Eltern kannte, hat immer nur von ihnen geschwärmt, als wären sie Heilige ohne irgendwelche Fehler. Selbst Albus hat meinen Dad auf einen Podest gestellt. Ich hatte ein völlig einseitiges Bild von meinem Vater, bis ich Ihre Erinnerung gesehen habe.“ Harry seufzte, bevor er mit einer traurigen Stimme fortfuhr: „Und was ich neulich von Remus über Sirius erfahren habe, war auch ganz schön schockierend.“ Harry dachte daran, wie Sirius als „Schürzenjäger“ anderen Mitschülern die Bräute ausgespannt hatte.

„Was haben Sie denn Nettes über Ihren Patenonkel erfahren, wenn ich mir die Frage erlauben darf?“, fragte Severus neugierig und mit einem Hauch von Vorsicht im Gesicht.
Ohne herumzudrucksen erklärte Harry: „Na, dass er anderen Jungen die Freundin ausgespannt hat und das offenbar auch gern kurz vor den Weihnachtsbällen.“ Harry bemerkte, wie Severus die Lippen zusammenkniff und die Muskeln in dessen Kiefer zuckten und ganz plötzlich hatte er eine schlimme Ahnung, weswegen er leise fragte: „Oh Gott, das hat er doch wohl nicht Ihnen angetan oder?“
„Vielen Dank für das üppige Frühstück, Harry“, sagte Severus abrupt, während er sich gerade aus dem Sessel erheben wollte, als Harry ihn mit einer Frage konfrontierte, die ihn erstarren ließ.
„Die Decke war ein Geschenk von Ihnen, richtig?“

Völlig entsetzt blickte Severus ihn an, während er derweil im Sessel zusammensackte, weil all seine Muskeln plötzlich die Mitarbeit verweigerten. Harry bemerkte, wie Severus’ Atmung schwerer wurde und sein Kollege mehrmals schlucken musste, doch endlich konnte er sich äußern und er sagte mit bewegter Stimme: „Die Decke symbolisiert für mich mehr als nur ein Geschenk an Ihre Eltern, Harry.“
Aus der Entfernung konnte Harry es nicht ausmachen, aber er war sich sicher, dass Severus’ Augen jetzt wieder heller sein mussten. Er riss sich zusammen und strapazierte sein Glück, indem er unschuldig fragte: „Erzählen Sie’s mir?“

Er ließ seinem Kollegen jede Menge Zeit, sich für eine Antwort zu sammeln. Währenddessen bemerkte er, wie Severus eine zittrige Hand an seine Brust führte, um dort mit einem der unzähligen Knöpfe seines hochgeschlossenen schwarzen Gehrocks zu spielen. Auf keinen Fall wollte Harry, dass Severus wieder diesen Druck verspüren würde, so dass er sagte: „Ist schon gut, war ja nur eine Frage… Ich wünschte nur, Sie würden mir auch mal etwas von meiner Mutter erzählen. Völlig egal, was. Irgendetwas! Vielleicht, wie Sie sie kennen gelernt haben?“ Hier bemerkte Harry, wie Severus noch mehr zu zittern begann, so dass er sein Motiv erklären wollte: „Es ist nur… Wissen Sie, ich habe von Ihnen höchstens über meinen Vater etwas erfahren, aber nie etwas über meine Mutter, aber ich weiß ja, dass Sie sie gekannt haben. Es wäre schön, auch mal Ihre Geschichten zu hören. Jeder, der meine Mum kannte, hat mir etwas über sie erzählen können, sogar Slughorn… ähm, Professor Slughorn, meine ich.“

Dieses Mal schluckte Severus so laut, dass Harry es deutlich hören konnte. Er hoffte innig, dass er die Situation mit seiner Fragerei nicht noch verschlimmert hatte, aber alles, was er sagte, entsprach der Wahrheit. Er hatte selbst von Albus und Minerva Geschichten über seine Mum erfahren, aber von Severus hatte er sich immer nur anhören müssen, was für ein törichter, arroganter Nichtsnutz sein Vater gewesen wäre. Severus kannte jedoch auch Lily; war womöglich sogar in sie verliebt gewesen, denn Remus hatte ja vermutet, dass so gut wie jeder Junge ein Auge auf sie geworfen hatte. Warum nicht auch Severus?

„Harry?“, fragte Severus mit leiser, zerbrechlich wirkender Stimme. Harry schenkte ihm seine Aufmerksamkeit, so dass Severus ihn mit bebender Stimme fragte: „Warum machen Sie das?“
Für einen Moment überlegte Harry, was Severus meinen könnte, aber er kam nicht drauf, weswegen er fragte: „Warum ich Sie wegen meiner Mutter frage?“
Doch hier schüttelte Severus den Kopf, bevor er fast ängstlich antwortete: „Sie machen irgendwas, damit es mir schlecht geht!“
„Ich mache… Was? Ich mache nichts, Severus! Was…?“, fragte Harry abgehackt und kopfschüttelnd, während er innig hoffte, dass Severus nicht zusammenbrechen würde. „Nein, Severus, ich mache wirklich nichts. Warum geht es Ihnen plötzlich schlecht?“

Severus schien völlig hilflos, so dass Harry die Couch verließ und besorgt zu seinem Kollegen hinübereilte. Wie er es geahnt hatte, war Severus’ Augenfarbe während ihres Gespräches wieder heller geworden und die Augen seines Kollegen blickten ihn scheu und konfus an. Damit Severus sich nicht bedroht fühlen würde, weil er sich vor ihm auftürmte und ihn von oben herab ansah, kniete Harry sich neben dem Sessel nieder. Dann fragte er vorsichtig: „Vielleicht machen Ihnen einige Erinnerungen zu schaffen? Möglicherweise geht es Ihnen besser, wenn Sie drüber reden, Severus? Reden hilft bei mir immer!“
Erleichtert, weil Harry ihm eine Wahl gelassen hatte, atmete Severus tief ein und aus, bevor er bedauernd erwiderte: „Ich habe niemanden zum Reden.“
Harry musste ein wenig lächeln, bevor er ermutigend einwarf: „Ich habe zwei Ohren oder?“

Eigentlich wollte Severus seine Lippen zusammenkneifen, um Harry zu zeigen, dass er diese Bemerkung nicht witzig fand, aber stattdessen bemerkte er, wie seine Unterlippe zitterte. Das Angebot, sich bei Harry aussprechen zu können, bewegte ihn, weil sein junger Kollege unbewusst das tat, wofür dessen Mutter schon bei ihren Mitschülern bekannt gewesen war – noch bevor sie Vertrauensschülerin geworden war – und das rechnete er Harry hoch an. Er schloss seine Augen, um nicht in Harrys schauen zu müssen, der ganz Ohr war und darauf wartete, dass er etwas sagen würde.

Innerlich kämpfte Severus mit sich selbst. Seine Vergangenheit ging Harry überhaupt nichts an und doch war er dankbar für das Angebot, einen geduldigen Zuhörer zu haben. Es lastete so viel auf ihm. So viele Dinge waren geschehen, die ihn zu demjenigen gemacht haben, der er heute war. Vielleicht könnte er sich mit einer kleinen Anekdote bei ihm revanchieren; ihn an einer seiner Erinnerungen teilhaben lassen.

Harry war so gespannt auf eine Geschichte, dass er gar nicht bemerkte, wie er sich auf den Boden gesetzt hatte wie ein Kind, das darauf wartete, ein Märchen vorgelesen zu bekommen. Endlich bewegten sich Severus’ Lippen und er fragte mit leiser Stimme: „Würden Sie mir noch einen Kaffee einschenken?“

’Bloß nicht drängeln!’, dachte Harry. „Natürlich! Ich backe Ihnen auch einen Kuchen, wenn Sie möchten“, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen, um die Situation etwas aufzulockern.
„Wenn Sie beim Backen genauso unkoordiniert arbeiten wie beim Tränkebrauen, dann verzichte ich lieber“, entgegnete Severus mit schwächlich klingendem Sarkasmus, doch Harry musste daraufhin einmal kurz auflachen, während er den Kaffee einschenkte, der die Tasse fast zum Überlaufen brachte, denn sie war bereits voll. Es war offensichtlich, dass Severus ihn nur darum gebeten hatte, damit Harry ihm nicht mehr so nahe war.

Als Harry auch sich selbst noch eine Tasse nachgeschenkt hatte, da erzählte Severus plötzlich, ohne ihn dabei anzusehen, mit so leiser Stimme, dass Harry mucksmäuschenstill sein musste, um nichts zu verpassen: „Ich bin die Straße entlanggelaufen – ich war sieben – da bin ich am Haus Ihrer Mutter vorbeigekommen. Sie“, Severus musste kräftig schlucken, „war im Vorgarten mit Petunia und hatte…“ Er suchte nach Worten und fragte in den Raum hinein: „Wie nennt man das? Sie hatte so einen kleinen Krämerladen für Kinder im Vorgarten aufgebaut und sie spielte mit ihrer Schwester damit.“

In der Zwischenzeit hatte Harry wieder auf der Couch gegenüber Platz genommen und er lauschte seinem Kollegen aufmerksam. Er konnte sich schwerlich vorstellen, wie seine von einem Reinheitswahn befallene Tante Petunia freiwillig auf dem Rasen knien und sich die Hosen oder den Rock dreckig machen würde, aber er unterbrach Severus kein einziges Mal, als der weitererzählte: „Ich bin an dem Garten vorbeigeschlendert und da ruft Lily“, Severus holte einmal hastig Luft und es schien so, als könnte er seine Atmung kaum kontrollieren, „mir zu, ich solle rüberkommen und was bei ihr kaufen.“

Harry zog lautlos die Beine auf die Couch und setzte sich locker im Schneidersitz hin, während er Severus anlächelte, weil er so froh war, diese für ihn völlig neue Geschichte über seine Mutter zu hören. Es berührte ihn, seinen älteren Kollegen so bewegt zu erleben.

„Ich dachte mir nichts dabei und bin zu ihr in den Vorgarten gegangen, aber Petunia…“ Severus schüttelte den Kopf, bevor er erklärte: „Sie mochte mich auf Anhieb nicht und verzog angewidert das Gesicht. ’Mit dem spiel’ ich nicht, der sieht aus wie ein Rabe!’ hat sie zu Lily gesagt, bevor sie aufgestanden und ins Haus gegangen ist.“

Verlegen griff Severus zu der Tasse Kaffee und Harry bemerkte, dass der Löffel in der Tasse ähnlich klapperte wie damals bei Hermine, als sie nach dem Legilimentik-Angriff so aufgeregt gewesen war. Nach einem Schluck fuhr Severus ohne Aufforderung fort: „Lily hat gesagt, ich soll was kaufen, aber ich hab entgegnet, dass ich für Plastik kein Geld ausgeben würde. Alles, was sie mir schmackhaft machen wollte, war nur nachgemacht – Spielzeug halt – und das habe ich ihr gesagt. Sie lachte nur und meinte, ich soll die Schokolade kaufen, weil sie echt wäre, was sie definitiv nicht war.“ Das erste Mal konnte Harry den Hauch eines echten Lächelns bei Severus erkennen.

„Ich hab am Ende nachgegeben, weil“, Severus atmete einmal heftig aus und holte wieder Luft, „sie immer so nett gelacht hat. Ich hab es gar nicht bemerkt, aber ich spielte tatsächlich mit ihr.“

Für Harry klang es so, als hätte Severus vor der Begegnung mit Lily noch nie mit einem anderen Kind zusammen gespielt. Severus musste jetzt tatsächlich ungewohnt breit lächeln, bevor er sagte: „Es hat Spaß gemacht, weil sie immerzu beteuerte, die Schokolade sei echt und man könne sie essen, dabei war das nur ein Stück Kunststoff mit einem fiktiven Etikett drumherum.“

Als Harry sich seine Mutter als Kind vorstellte, musste er schmunzeln und er merkte nicht einmal, dass seine Augen feucht geworden waren. Severus selbst konnte und wollte das Lächeln in seinem Gesicht nicht mehr verbergen, bevor er die Geschichte weitererzählte: „Ich hatte nur einen Knut bei mir und ich wusste, dass sie damit nichts anfangen können würde. Wissen Sie, Harry, ich lebte mit meinen Eltern früher in der Muggelwelt und meine Mutter hat mir immer erzählt, die Straße weiter runter würde eine kleine Hexe in meinem Alter wohnen, die nur noch nichts von ihrem Glück wüsste. Sie hat so etwas irgendwie immer vorhergesehen und an dem Tag, an dem ich Lily begegnet bin, da wusste ich, dass sie gemeint sein musste.“

Nach dieser kleiner Erläuterung schilderte er das Ende seiner ersten Begegnung mit Harrys Mutter, indem er sagte: „Ich habe ihr also den Knut gegeben, den sie erst einmal bewundert hat, weil sie so ein Geldstück noch nie zuvor gesehen hatte. Sie hat ihn sich vor Augen gehalten und gedreht und gewendet…“ Severus ahmte Lilys Bewegung nach und erzählte dann weiter: „Lily hat einen Knopf von der kleinen Registrierkasse gedrückt, den Knut in die Lade hineingelegt und sie wieder geschlossen. Dann hielt sie lachend Plastiktafel mit dem Schokoladenetikett in der Hand und verlangte von mir, dass ich die Augen schließen soll, was ich dann auch getan habe. Ich hab’s knistern gehört, weswegen ich geblinzelt habe. Sie hatte eine echte Tafel Schokolade aus ihrer Jackentasche gezogen und sie in der Mitte geteilt. Als ich die Augen wieder öffnen durfte, hält sie mir die Hälfte der echten Tafel hin und sagte…“

Mit seiner Erzählung hielt Severus inne und er bedeckte mit einer zitternden Hand seine Augen, obwohl Harry keine einzige Träne bei ihm hatte erkennen können. Für seine eigenen schämte er sich nicht, denn vor Freude feuchte Augen zu bekommen war ein sehr erleichterndes und geradezu befreiendes Gefühl.

Nachdem Severus einmal tief Luft geholt hatte und seine Hand wieder in den Schoß legte, begann er den Satz erneut: „Sie sagte, sie könne zaubern.“

Severus schluckte hörbar, doch der Hauch eines seligen Lächelns hatte sich auf seinem Gesicht eingebrannt. Harry war überglücklich, diese Geschichte gehört zu haben und nicht zum ersten Mal in seinem Leben hatte er am eigenen Leib erleben dürfen, was für eine innere Wohltat Freudentränen waren, denn die trocknete er gerade mit dem Ärmel seines Weasley-Pullovers.

Einen Moment später herrschte Stille, die Severus nutzte, um sich wieder zu sammeln und die Harry nutzte, um sich die Geschichte wieder und wieder in Gedanken vorzustellen, während ein zufriedenes Lächeln von seinem Gesicht Besitz ergriffen hatte. Wenngleich seine Mutter schon so lange tot war, so war sie mit Severus’ Erzählung für ihn jetzt wieder ein wenig lebendiger geworden. Harry spürte, wie sich eine wohlige Wärme in seinem ganzen Körper ausgebreitet hatte und es fühlte sich an, als würde jemand sein Herz mit federleichten Küssen bedenken.

Obwohl Harry von Severus’ Schilderung so bewegt war, fand er einen klaren Gedanken, denn mit einem weiteren Aufrufezauber ließ er eine große Kiste mit den Sachen seiner Eltern zu sich schweben. Bewegungslos beobachtete Severus ihn, während er in der zweiten Kiste kramte und derweil immer wieder die Nase hochziehen musste, jedoch weiterhin zufrieden lächelte.

Endlich hatte er gefunden, was er gesucht hatte, denn er nahm eine Spielzeug-Registrierkasse aus der Kiste und stellte sie Severus zugewandt auf den Tisch, bevor er den einzigen Knopf an dieser Kasse betätigte und gleich darauf die kleine Schublade aufsprang.

Severus beugte sich ein wenig nach vorn und erblickte einen durch die Jahre angelaufenen Knut, den Lily stets in der Lade aufbewahrt haben musste, um den Tag, an dem sie Severus zum ersten Mal begegnet war, nie zu vergessen.


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