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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Die Unzertrennlichen

von Muggelchen

Die Geburt von Ginnys Kind stand vor der TĂŒr. Sie befand sich bereits in Madam Pomfreys Obhut und lag auf der Krankenstation. Auch wenn Harry den Dunklen Lord vernichtet hatte, dafĂŒr sogar einen Orden des Merlin sein Eigen nennen durfte und er allgemein als einer der mĂ€chtigsten und angesehensten Zauberer der Welt galt, so hieß das nicht, dass er an Madam Pomfrey vorbeikommen konnte.

„Mr. Potter!“, sagte sie in rauem Ton, obwohl sie sich eigentlich mit dem Vornamen ansprachen. „Wie oft muss ich Sie denn noch wegschicken? Ich habe Ihnen mehrmals gesagt, dass nur Familienmitglieder Miss Weasley besuchen dĂŒrfen!“
„Aber ich gehöre doch zur Familie. Molly hat nur vergessen, die Adoptionspapiere zurĂŒckzuschi
“
Harry wurde von der hochgehaltenen Hand einer schmunzelnden Poppy unterbrochen, die gleich darauf wieder ihre strenge Miene aufsetzte und sagte: „Das sind Regeln, Harry, ĂŒber die ich mich nicht hinwegsetzen darf, selbst wenn Miss Weasley Ihren Besuch willkommen heißt.“
„Sie fragt nach mir und Sie lassen mich nicht rein?“, fragte Harry verdutzt.
Poppy seufzte und sagte anschließend: „Ich sagte bereits, dass es Regeln gibt. Tut mir Leid, Harry.“

Harry gab seinen Widerstand auf und schaute betreten zu Boden. In diesem Moment kam Severus um die Ecke. Ohne anzuhalten grĂŒĂŸte er beide im Vorbeigehen mit einem Kopfnicken: „Poppy, Harry.“Dann öffnete er die TĂŒr, die zu Ginnys Krankenzimmer fĂŒhrte.

„Moment! Warum darf er da rein, aber ich nicht?“, meckerte Harry.
Severus drehte sich zu seinem Kollegen um und erklĂ€rte: „Weil ich TrĂ€nke bringe, die Miss Weasley ihre Situation erleichtern werden und ich nehme Poppy die Arbeit ab, Miss Weasley ĂŒber die Anwendung der TrĂ€nke aufzuklĂ€ren, so dass sie sich um andere Dinge kĂŒmmern kann.“
„Was? Sie sind Poppys Assistent?“ Harry wandte sich an Poppy und fragte mit zuckersĂŒĂŸem LĂ€cheln: „Brauchen Sie noch jemanden, der Ihnen hilft, Poppy? Ich helfe Ihnen gern!“
„HĂŒbscher Versuch, Harry, aber nein, ich benötige keine weitere Hilfe“, erwiderte sie, bevor sie ein paar leere FlĂ€schchen einsammelte und damit zur Vorratskammer ging.
Verzweifelt sagte Harry ein wenig trotzig: „Verdammt nochmal: ich bin HARRY POTTER!“
Severus, der bereits durch die TĂŒr hindurchgegangen war, entgegnete schelmisch: „Herzlichen GlĂŒckwunsch zur erfolgreichen Selbstfindung.“ Dann schloss er die TĂŒr zu Ginnys Zimmer von innen.

Gegen Mittag fĂŒhrte Harry wieder den Hund aus und als er zurĂŒckkam, fand er Severus vor, den er gleich darauf auszuquetschen versuchte.

„Wie geht’s Ginny? Alles in Ordnung? Wird’s ein Junge oder
“
Unterbrechend erklĂ€rte Severus mit leiser Stimme, ohne sich bei seiner Arbeit am Schreibtisch stören zu lassen: „Poppy hat mich schwören lassen, die Schweigepflicht sehr ernst zu nehmen, Harry.“ Bei ihm wĂŒrde er also auch nichts erfahren, weswegen er sich ungefragt auf das Sofa setzte.

Harry hörte, wie Severus eine Schublade seines Schreibtisches öffnete, bevor er aufstand und langsam auf ihn zuschritt – die HĂ€nde dabei hinter den RĂŒcken haltend. Als er vor Harry stand, fragte er ihn: „Ach ja, was glauben Sie wohl, was Ihr Hauself mir heute frĂŒh gebracht hat?“
Harry zog lediglich eine Augenbraue in die Höhe, als er antwortete: „Ihre vermissten Pergamentrollen!“ Nachdem Severus ihm einen misstrauischen Blick zugeworfen hatte, erklĂ€rte Harry: „Na, was sollte er Ihnen denn sonst bringen? Er steht ja nicht in Ihren Diensten und was anderes außer den Pergamentrollen gibt’s dann ja wohl nicht. Ist es wahr? Hat er sie endlich gefunden, ja?“ Harry quĂ€lte sich ein LĂ€cheln ab, denn die SchuldgefĂŒhle drĂ€ngen sich wieder in den Vordergrund, weil er die Rollen gelesen hatte.

Unmerklich nickte Severus und Harry bemerkte in diesem Moment, wie sich im Gesicht seines Kollegen Skepsis abzeichnete. Die hinter dem RĂŒcken versteckten Pergamentrollen brachte Severus vor seinen Körper und er hielt sie dem sitzenden Harry vor die Nase. Zögerlich und mit fragendem Blick nahm Harry sie ihm ab, doch er entrollte sie nicht, so dass Severus sich genötigt fĂŒhlte, zu gestatten: „Machen Sie schon! Lesen Sie sie!“

Harry konnte gar nicht glauben, dass Severus ihm so viel Vertrauen entgegenbrachte, so dass er das erste Pergament entrollte und auf die eng geschriebenen Worte blickte, die er schon einmal – ohne Severus‘ Wissen – gelesen hatte. Doch dann, ganz plötzlich, schoss Harry ein Gedanke durch den Kopf, denn er erinnerte sich daran, dass Wobbel die Pergamente aufgrund ihrer Schutzzauber gesucht und letztendlich gefunden hatte. Mit Sicherheit lagen diese Zauber, die die Worte vor neugierigen Blicken schĂŒtzen sollten, noch immer auf den Pergamenten, weswegen Harry schnell schaltete und auf gut GlĂŒck mit vorgetĂ€uscht verwirrtem Gesichtsausdruck sagte: „Die sind leer!“ Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, wendete Harry das StĂŒck Pergament, um auch die RĂŒckseite zu betrachten, als wolle er dort die Schrift finden.

Mit schmieriger Stimme sagte Severus: „Oh, verzeihen Sie mir, Harry. Die Schutzzauber sind wohl doch noch aktiv. Ich werde Sie am besten so lassen, denn es war recht mĂŒhsam und zeitaufwendig, die Worte auf den Pergamenten zu verbergen.“ Abrupt war Harry klar geworden, dass er die Pergamente nur wegen seiner „Gabe“ hatte lesen können und dass Severus ihm gerade ein Bein stellen wollte.

ZurĂŒck in seinem Wohnzimmer dachte Harry immer wieder an Ginny und er ging nervös auf und ab. Er wollte sie so gern besuchen, aber da war nichts zu machen. Irgendwas musste Harry tun, um sich abzulenken, doch das war leichter gesagt als getan. Er konnte sich auf kein Buch konzentrieren, Sirius war bei Anne und
 Harry ging hinĂŒber zum Kamin und flohte Ron und Hermine an. Einer von beiden mĂŒsste doch da sein, denn er wusste von Severus, dass er diese Woche aufgrund der Ausnahmesituation viel Zeit auf der Krankenstation bei Poppy verbringen wĂŒrde und Hermine daher eine Woche frei haben wĂŒrde.

„Was gibt’s, Alter?“, fragte Ron fröhlich.
„Sag mal, kann ich bei euch vorbeischauen? Ich kann hier einfach nicht bleiben“, sagte Harry so verzweifelt, dass sein Freund ihn sofort einlud, bei ihm vorbeizuflohen.

Hermine kam gerade aus dem Arbeitszimmer ins Wohnzimmer hinein und sah noch, wie Harry sich die Asche von der Kleidung klopfte, bevor sie fragte: „Ist etwas passiert?“

Seinen Freunden erklÀrte er, dass man ihn nicht zu Ginny hineinlassen wollte, was Ron nickend bestÀtigte.

„Ja, Harry. Das ist ein Gesetz in der Zaubererwelt. Wenn man kein Verwandter ist, dann darf man eine Woche vor und acht Wochen nach einer Geburt die Mutter und ihr Kind nicht besuchen. Hat was mit dem Schutz vor unerwĂŒnschten Verfluchungen zu tun. Ist halt so“, erklĂ€rte Ron schulterzuckend.
„Acht Wochen? Aber ich wĂŒrde doch niemals
“
Harry wurde unterbrochen, als Hermine versicherte: „NatĂŒrlich weiß jeder, dass du Ginny oder ihrem Kind niemals etwas antun wĂŒrdest, aber aufgrund der Tatsache, dass es solche Dinge gibt wie den Vielsafttrank und dergleichen
 Es ist halt ein Gesetz zum Schutz von Mutter und Kind, Harry. Da kann selbst Ginny nichts gegen ausrichten.“
„Warum sagt mir so was denn keiner? Verdammt
“, nörgelte Harry.
Ron zuckte nur kurz mit den Schultern und entgegnete leise: „Dachte, du wĂŒsstest es.“

Jammernd ließ sich Harry auf das Sofa plumpsen, bevor er forderte: „DafĂŒr mĂŒsst ihr mich jetzt ablenken!“
Mit einer hochgezogenen Augenbraue fragte Hermine: „Wir wollte gerade essen. Reicht das erst einmal zum Ablenken? Italienisch: Pizza und Pasta.“

Harry grinste und stimmte nicken zu. Hermine lĂ€chelte zurĂŒck, bevor sie in der KĂŒche verschwand und gleich darauf mit dem Essen zurĂŒckkam, welches sie auf dem großen Esstisch abstellte, an den sie sich alle setzten.

„Du hast was aus der Muggelwelt geholt? Super!“, antwortete Harry, der bereits eine der großen Pizzaschachteln öffnete. Gleich darauf atmete er den heißen Dampf ein und stöhnte wonnig.
Ron hingegen verzog das Gesicht. Hermine hatte zwar immer wieder, weil sie selbst nicht gut kochen konnte, etwas aus der Muggelwelt geholt, aber das, was sie dieses Mal kurz vor Harrys Besuch mitgebracht hatte und was sich „Pizza“ nannte, das hatte er noch nie gegessen. Er schaute neugierig zu, wie Harry sich ein StĂŒck aus der Schachtel nahm und der KĂ€se dabei ganz lange FĂ€den zog, bevor Ron zu Hermine sagte: „Man könnte eigentlich davon ausgehen, dass du eine Meisterköchin bist. Ich meine, du verschlingst doch jedes Buch! Es gibt da draußen tausende von KochbĂŒchern und
“
„Wage es nicht, diesen Satz zu beenden!“, drohte sie gespielt.

Schon wĂ€hrend des Essens erzĂ€hlte Harry: „Es sind in letzter Zeit einige Dinge passiert. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich hĂ€tte ja frĂŒher schon was erzĂ€hlt, aber ihr wisst ja, dass ich ’in stĂ€ndiger Begleitung’ war.“
Ron nickte und warf ein: „Ja, selbst mir hat man einen Hauself auf den Hals gehetzt. Hat Dad mir erzĂ€hlt. Ich habe drauf bestanden, dass wir dich auch warnen. Eine Familie muss so was tun, weißt du.“ Harry schaute zu Ron hinĂŒber, der ihm seinen treuen Hundeblick schenkte, doch Harry hatte keine Zeit, diesen Moment zu sentimental werden zu lassen, denn Ron offenbarte: „Remus hat zu Dad gesagt, er wĂŒrde Sirius warnen.“
Etwas stutzig fragte Harry: „Und wer hat dann bitteschön Severus gewarnt?“
„Der ist auch gewarnt worden? Keine Ahnung, ob’s jemand vom Orden war. Vielleicht war es ja einer von denen, die Dumbledore augenscheinlich nicht anzweifeln? Mad-Eye ist ihm treu und McGonagall offenbar auch, aber bei allen anderen bin ich mir nicht mehr sicher. Kingsley und Tonks zum Beispiel. Ich meine, die haben meinen Dad als ihren Vorgesetzten! Die mĂŒssen doch zwischen zwei StĂŒhlen stehen. Und der arme Hagrid
“, sagte Ron innehaltend.
Besorgt fragte Harry ihn deshalb: „Wieso, Ron? Was ist mit Hagrid?“
„Na ja, der hat bei den letzten Treffen des Ordens wohl immer geweint, wenn es hieß, man mĂŒsste sich vor dir in Acht nehmen. Er hat es da besonders schwer“, erklĂ€rte Ron.
Hermine setzte Rons AusfĂŒhrung fort, indem sie erklĂ€rte: „Ja, der Arme! Ihr wisst ja, dass er Dumbledore viel zu verdanken hat und er ihm deshalb Treue geschworen hatte. Aber das mit dir, Harry, das geht ihm richtig ans Herz. Hagrid hat dich wohl immer verteidigt, wie Arthur und Molly erzĂ€hlt haben. Weißt ja, wie er ist
“
Ron verstellte seine Stimme und ahmte Hagrid nach, als er sagte: „Der Harry, der ’st so ein lieber Junge, Ă€hm, junger Mann. Der tut nichts Böses, nein, das macht der nich’
 Das kann ich nich’ glauben.“
„Ja, klingt irgendwie nach Hagrid“, sagte Harry mit Wehmut in der Stimme.

Nach einer Weile fragte Harry mit einem Kloß im Hals: „Wer ist denn jetzt noch aktives Mitglied im Orden?“
Hermine war es, die antwortete: „Dumbledore hat den Orden wieder etwas verkleinert. Die, die du zusĂ€tzlich noch aufgenommen hast – also die HĂ€lfte der DA –, die hat er links liegen lassen. Die wurden genauso wenig wie du davon unterrichtet, dass die Mitglieder des Ordens sich wieder versammeln. Nicht nur Ron und mich, sondern auch Neville und Luna oder Lee, Dean und Seamus hat er ĂŒbergangen. Es ist leichter zu sagen, wer noch mit dabei ist: Mad-Eye, McGonagall, Arabella Figg, DĂ€dalus Diggel, Hestia Jones, Mundungus Fletcher, Sturgis Podmore und von Rons Familie nur Molly, Arthur und Percy. Die alte Liga sozusagen.“
„Percy hat er drin gelassen? Gerade ihn
 Bestimmt nur, weil er immer noch im Ministerium arbeitet“, mokierte sich Harry.
Ron schnaufte, bevor er erklĂ€rte: „Darfst nicht vergessen, dass der Minister jetzt unser Dad ist
 na ja, eher andersherum. Ich glaube, Percy liegt mehr an seiner Karriere im Ministerium als daran, sich bei Dumbledore einzuschleimen, aber er tut’s! Ich meine, er schleimt sich ein und das mit voller Absicht. Aber keine Sorge: Dad hat ihm dazu geraten. Percy ist dir gegenĂŒber loyal, Harry, wie alle Weasleys.“

Die drei bedienten sich an den Schlemmereien, bis Ron vom vorerst letzten Treffen des Ordens erzĂ€hlte: „Mum hat Dumbledore wegen der Spione die Leviten gelesen. Dumbledore hatte wohl auch fĂŒr einen Moment richtig Angst vor ihr bekommen. Weißt ja, wie sie ist, wenn sie in Fahrt kommt. Wahrscheinlich hĂ€tte selbst Voldemort sich ins Hemd gemacht, wenn Mum ihn mit ihrer Schimpftirade ĂŒberrollt hĂ€tte.“

Ron legte eine kleine Pause ein, weil Harry und Hermine dieses erdachte Szenario zwischen seiner Mum und Voldemort ein wenig ausarbeiteten, so dass er die Zeit nutzen konnte, um sich noch etwas Butterbier einzuschenken, bevor er fortfuhr: „Ich glaube, jeder, den Dumbledore zu deinen engsten Freunden zĂ€hlt, hatte einen Spion am Hacken.“
„Wow
 Das heißt ja, dass Albus davon ausgeht, Severus wĂ€re mein Freund!“, sagte Harry erstaunt.
„Dad meint, dass Dumbledore seine Elfen zwar zurĂŒckgepfiffen hat, was aber nicht heißen muss, dass er seine Meinung völlig geĂ€ndert hat. Keine Ahnung, was in seinem SchĂ€del vorgeht
 Du und ein dunkler Lord – das ist undenkbar!“, sagte Ron, der eine zweite Flasche Butterbier öffnete und seinem Freund davon einschenkte.
Harry seufzte, bevor er erklĂ€rte: „Die Macht dazu hĂ€tte ich offenbar – zumindest nach Dumbledores Meinung. Selbst Severus hatte gesagt, ich wĂ€re der mĂ€chtigste Magier der Welt!“

Nachdem Ron den winzigen Rest Butterbier direkt aus der angebrochene Flasche getrunken hatte, schĂŒttelte er den Kopf und entgegnete: „Ja und? Nur, weil du die Macht hast, heißt es nicht, dass du die Welt unterjochen möchtest. Bei Percy wĂŒrde ich da anderes denken, aber Scherz beiseite: Dazu bist du einfach nicht der Typ, Harry. Ich meine, du bist sogar zu Hauselfen lieb
 wie kann man da glauben, du wĂ€rst böse?“

Gedankenverloren nickte Hermine zustimmend, wĂ€hrend Ron sich ein StĂŒck Pizza nahm und von der Ecke abbiss. Gleich darauf fragte er Harry mit vollem Mund, aber erstaunlicherweise recht verstĂ€ndlich: „Wie geht’s dir denn so in Hogwarts? Ich meine, mit Dumbledore. Ist er jetzt irgendwie komisch zu dir?“
„Nein, ist er nicht. Nach der Sache mit den Spionen ist nichts mehr vorgefallen. Wir reden sogar miteinander, aber nicht sehr oft. Mit anderen Lehrern redet er aber auch nicht so hĂ€ufig, also denke ich, dass alles soweit normal ist. Ich frage mich trotzdem, was der Orden so ausheckt. Ich meine, was gibt es denn schon, um was die sich kĂŒmmern könnten?“
Ron schluckte den Happen Pizza hinunter und entgegnete: „Na was wohl? Dich! Die sind bestimmt immer noch dabei zu ĂŒberlegen, wie sie dich beschatten können und
“
Hermine schaltete sich ein und meckerte: „Ron, jetzt ist aber mal gut. Mach Harry keine Angst! Vielleicht hat Dumbledore ja wirklich eingesehen, dass er mit seiner Vermutung diesmal völlig daneben gelegen hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Orden sich nur noch trifft, weil sie sich um Harry sorgen. Deine Mum und dein Dad oder auch Remus wĂŒrden das bestimmt nicht unterstĂŒtzen.“
Mit runzliger Stirn fragte Harry: „Warum sind die ĂŒberhaupt noch im Orden?“
Diese Frage beantwortete Ron mit den Worten: „Mum und Dad wollen Dumbledores PlĂ€ne verfolgen, damit das nicht aus dem Ruder lĂ€uft. Keine Sorge, Harry. Ich glaube, sie wĂŒrden sofort die Alarmglocken lĂ€uten, wenn du in Gefahr wĂ€rst, aber warum sollte Dumbledore schon glauben, du wĂŒrdest was aushecken? Ich meine, was machst du denn schon, außer als Lehrer zu arbeiten und dich von der Gesellschaft zurĂŒckzuziehen?“
„Höre ich da ein wenig Wehmut in der Stimme?“, fragte Harry schmunzelnd.
Ron lachte einmal auf, bevor er zugab: „Na ja, es war ja gleich nach der Schule schon immer ein Akt, mit dir mal irgendwo hinzugehen. Deine ’Fans’ hatten manchmal echt ’nen Knall.“
Hermine verbesserte: „Groupies! Groupies ist das, was du meinst, Ron. Die Fans haben sich doch völlig okay verhalten, aber diese MĂ€dels, die sich Harry immer an den Hals geworfen haben
“
„Gott, erinnert mich nicht daran!“, sagte Harry mit Abscheu in der Stimme, wĂ€hrend er die HĂ€nde ĂŒber dem Kopf zusammenschlug.

Nachdem Hermine einen Happen Pizza geschluckt hatte, forderte sie Harry auf: „ErzĂ€hl doch mal, was bei dir noch alles so passiert ist!“

Harry legte den Rand des verputzten PizzastĂŒckes, den er nicht sonderlich mochte, zurĂŒck in die Schachtel, holte weit aus und erzĂ€hlte davon, dass er sich mit Dracos Mutter ganz gut angefreundet hatte. Mit dem Versprechen, dass Ron und Hermine nie ein Sterbenswörtchen darĂŒber verlieren durften, vertraute er ihnen an, dass er zusammen mit Draco dessen Mutter gefunden hatte.

„Nein, ist nicht wahr oder? Ist ja voll krass! Du warst tatsĂ€chlich mit dabei?“, fragte Ron verblĂŒfft.
Hermine rĂ€umte ein: „In den Zeitungen hat man immer nur von Draco gesprochen, nie von dir, Harry.“
„Na ja, ich hab ihm gesagt, dass mein Name in diesem Zusammenhang nicht durch die Presse gehen wird und ich habe mein Wort gehalten. Allerdings hat’s ihn wohl ziemlich genervt, die ganzen Artikel ĂŒber sich und sein Leben zu lesen“, sagte Harry schmunzelnd.
„Du bist jetzt aber nicht mit Malfoy gut Freund oder?“, fragte Ron stirnrunzelnd.
„Wir kommen gut miteinander aus, wenn wir uns mal ĂŒber den Weg laufen. Wisst ihr
“ Harry hielt inne und erinnerte sich an das, was Narzissa in dem Haus von sich gegeben hatte. Sie sagte damals „Draco bringt so selten Freunde mit nachhause. Eigentlich nie
“.
Harry begann seinen Satz nochmal und sagte: „Wisst ihr, ich glaube, er hatte nie wirkliche Freunde.“

Keiner wollte seine Anmerkung mit bösartigen Äußerungen kommentieren wie „Er hat’s einem ja auch nicht leicht gemacht“ oder „Kein Wunder, so wie der sich aufgefĂŒhrt hat“. Stattdessen herrschte Stille, bis Harry davon erzĂ€hlte, dass er mit zwei SchĂŒlern und Ginny im Kino in der Muggelwelt gewesen war, wo er staunend festgestellt hatte, dass der Elf ihm dorthin offenbar nicht folgen konnte.

Hermine als „Elfen-Expertin“ warf selbstsicher ein: „Elfen dĂŒrfen ja auch nur aus eigenem Antrieb in die Muggelwelt, aber nicht auf einen Befehl ihres Herrn hin. Damit will das Ministerium verhindern, dass Hauselfen im Auftrag ihrer Meister bei den Muggeln Schaden anrichten. Ansonsten sind nĂ€mlich Elfen den Menschen gegenĂŒber wohlgesinnt; die wĂŒrden sich Muggeln nicht einmal zeigen, weswegen von ihnen keine Gefahr ausgeht. Das wird vom Ministerium ĂŒberwacht, wisst ihr? Ich meine
 immerhin ist dort jeder Elf registriert!“
Harry erzĂ€hlte daraufhin: „Severus hat mir diesen Antrag gegeben und gesagt, dass ich ihn dort ausfĂŒllen soll, wo mein Spion mir nicht folgen kann – also in der Muggelwelt. War eine tolle Idee von ihm, mit dem Antrag!“
„Hey, das war meine Idee gewesen! Hat er dir etwa weisgemacht, dass es seine war? Dieser
“
Mit staunendem Gesichtsausdruck unterbrach er Hermine und sagte: „Nein, hat er nicht, aber ich dachte, es wĂ€re seine Idee. Er hat mir ja nur das Formular gegeben und mehr nicht. Wer soll denn bitteschön darauf kommen, dass dieser Antrag auf einen eigenen Hauselfen gerade deine Idee war?“
Ron warf schelmisch ein: „Das möchte ich auch gern mal wissen, Hermine. Wie soll man denn darauf kommen? So ein Ratschlag gerade von dir – der Vorsitzenden der Hauselfenbefreiungsfront! Bleibst deinen Ansichten wohl gar nicht treu? Die armen, armen Elfen
“ Hermine nahm ein Kissen vom Sofa und schlug Ron damit, der sich vor Lachen kaum noch halten konnte.

Schnaufend und kichernd sagte Hermine: „Ich gehe davon aus, dass Harry einen Hauself mit Respekt behandelt. Und er weiß ganz genau, dass er Ärger mit mir bekommt, wenn er den Elf schlecht behandeln sollte!“ Sie warf ihn einen strengen Blick hinĂŒber, der jedoch von einem wachsenden Grinsen ihrerseits wieder zerstört wurde. Hermine reichte etwas Bruschetta mit TomatenstĂŒckchen und Knoblauch herum, wĂ€hrend sie erzĂ€hlte: „Ich habe ĂŒbrigens nicht nur mein Heiler-Zertifikat in der Tasche, sondern habe auch noch eine Verbesserung am Wolfsbanntrank vorgenommen. Remus hat es vor zwei Wochen getestet!“
UnglĂ€ubig warf Harry ein: „Was denn fĂŒr eine Verbesserung?“
„Der Geschmack! Das Zeug stank nicht nur fĂŒrchterlich, es schmeckte auch widerlich. Hat Snape ziemlich von den Socken gehauen, als er mein ’PhĂ€nomenal’ auf dem Zertifikat gesehen hat. Die Note habe ich wegen meiner zusĂ€tzlichen Abschlussarbeit ĂŒber den Werwolfsbanntrank bekommen. Snape wollte, dass ich ihm alles haarklein ĂŒber meine Theorie erzĂ€hle!“

Sie schilderte, wie Remus am neunten dieses Monats zunĂ€chst den Vanille-Geschmack getestet hatte und er vor lauter Begeisterung ganz aus dem HĂ€uschen gewesen wĂ€re. Am Tag darauf hatte er Waldmeister versucht und am letzten Tag vor Vollmond hatte er nochmals Vanille gewĂ€hlt, weil der Geschmack ihm am besten gefallen hatte. FĂŒr den Fall, dass die Aromastoffe den Trank womöglich doch geschwĂ€cht oder dessen Wirkung aufgehoben hatten, ist er am zwölften August in der Heulenden HĂŒtte eingeschlossen worden. Am nĂ€chsten Tag konnte er jedoch freudestrahlend erzĂ€hlen, dass er wĂ€hrend und nach der Verwandlung seinen klaren Verstand behalten hatte.

„Das ist ein Hammer, Hermine! Ich bin sicher, wenn es jemanden gibt, der sogar einen Heiltrank brauen könnte, dann bist du das!“, sagte Ron stolz, doch Hermine antwortete traurig klingend, dass das wohl nicht möglich wĂ€re.
„Ach ja, ich hatte mich ein wenig mit Remus unterhalten, wegen seiner, Ă€hm, Situation. Er sagte, Tonks und er hĂ€tten sich dazu entschlossen, nun doch nicht zu heiraten, aber sie bleiben verlobt. Beide hoffen, dass in den nĂ€chsten Jahren das Gesetz geĂ€ndert wird, damit sie ohne Auflagen heiraten und eine Familie grĂŒnden können“, erklĂ€rte Hermine etwas betrĂŒbt. Die anderen beiden schauten ebenfalls bedrĂŒckt drein, aber niemand wollte sich zu dem Thema Ă€ußern, denn das Gesetz der Tierwesenbehörde ließ ihnen einen kalten Schauer den RĂŒcken hinunterlaufen.

Als Hermine Ron aufforderte, Harry von der neuen JĂ€gerin bei PfĂŒtzensee zu erzĂ€hlen, da winkte er ab; sagte nur, die Neue wĂ€re Angelina und dass das ĂŒberstĂŒrzte Date mit ihr schon nach wenigen Minuten den Bach runtergegangen wĂ€re, doch Harry konnte nicht ĂŒberhören, wie Hermine ihrem ehemaligen Verlobten Mut zusprach, Angelina noch eine weitere Chance zu geben. Seine beiden, besten Freunde hatten ihm gegenĂŒber noch immer nicht konkret gesagt, dass sie ihre Verlobung aufgelöst hatten, aber so wie sie sich verhielten, war es fĂŒr Harry eindeutig. Hermine und Ron gingen trotzdem weiterhin so unbekĂŒmmert miteinander um, weswegen Harry sie auch nicht darauf ansprechen wollte.

Weil Ron nichts ĂŒber sein Date erzĂ€hlen wollte, machte Hermine mit ihren Neuigkeiten weiter, indem sie von ihrer ersten, eigenen Entdeckung sprach: „Ich habe ĂŒbrigens einen völlig neuartigen Trank erfunden, Leute! Das wird noch richtig Schlagzeilen machen!“ Ihre beiden Freunde forderten sie auf, sofort weiterzuerzĂ€hlen, so dass sie erklĂ€rte: „Das ist eine Sache, die mit Harrys Gabe zu tun hat, denn deswegen bin ich erst drauf gekommen. Ich hab mir gedacht, es wĂ€re doch schön, diese Gabe mal sehen zu können. Vielleicht könnte man so nĂ€mlich feststellen, wie sie sich formt und wo sie sich im Körper konzentriert, bevor sie aktiv wird, damit man ĂŒberhaupt mal weiterforschen kann. Da bieten sich so viele Möglichkeiten, wozu man das
“
„Sichtbar machen?“, unterbrach Ron verdutzt.
„Korrekt, sichtbar machen! Ihr wisst ja bestimmt, dass die Magie in Zauberern und Hexen aus kleinen Magieteilchen besteht, die man beim Zaubern aktiviert und die sich im Ruhezustand natĂŒrlich immer noch in einem befinden.“ Beide schĂŒttelten den Kopf, so dass Hermine die Sache abkĂŒrzte, indem sie sagte: „Gut, dann lasse ich die Physik mal außen vor: Ich habe also diesen Trank erst einmal nur theoretisch entwickelt und als ich den dann auch gebraut habe, hat Snape verlangt, dass ich ihn an mir teste!“
„Und? Hast du?“, fragte Ron mit großen Augen, woraufhin sie nur nickte.
„Ich konnte zwar nicht sehen, wie es bei mir aussieht, aber Snape konnte. Die Magie stellt sich mit Farben dar, Ă€hnlich wie eine Aura. Er meinte, meine Farben wĂ€ren ĂŒberwiegend Gelb und Braun und als ich einen Aufrufzauber ausgefĂŒhrt habe, wĂ€ren sie krĂ€ftiger geworden. Außerdem hĂ€tten sie sich in meinem Arm konzentriert. Leider wollte Snape den Trank danach nicht selbst einnehmen. Ich hĂ€tte zu gern gesehen, wie das bei jemandem aussieht“, sagte sie am Ende etwas traurig klingen. Als sie die beiden verdatterten Gesichter betrachtete, fragte sie mit einem strahlenden LĂ€cheln: „Möchte vielleicht einer von euch mein Versuchskaninchen sein?“

Ohne Umschweife stimmte Harry zu und Ron machte es seinem Freund nach kurzem Zögern gleich, weswegen Hermine die beiden nacheinander umarmte und fest an sich drĂŒckte, denn sie hatte eigentlich mit zwei Absagen gerechnet.

„Das können wir ja in den nĂ€chsten Tagen testen, noch bevor Ginny ihr Baby bekommt. Da hab ich nĂ€mlich noch Zeit. Snape hilft Madam Pomfrey mit einigen TrĂ€nken, weswegen er mir vorerst eine Woche Auszeit gönnt“, erklĂ€rte Hermine.

Den Esstisch hatten die drei hinter sich gelassen, um es sich nun auf der Couch gemĂŒtlich zu machen. Als das GesprĂ€ch wieder auf Harrys Elf kam, fragte Ron neugierig: „Sag mal, Harry, wie ist dein Hauself denn so? Macht er alles, was du von ihm willst?“
„Sicher wĂŒrde er alles machen, aber ich hab ja kaum was, um ihn zu beschĂ€ftigen“, antwortete Harry, dem gleich darauf der Abend einfiel, an dem er Wobbel erhalten hatte und diese Geschichte wollte er mit seinen Freunden teilen. So schilderte er kurz von Anne, die offensichtlich als Kind von einem Vergissmich ihrer Erinnerung beraubt worden war. Hermine regte sich so sehr darĂŒber auf, so dass Harry verzweifelt nach einem anderen Thema suchte, mit dem er Hermines bedingungslose Aufmerksamkeit erhalten wĂŒrde.

Severus ging ihm durch den Kopf, weswegen Harry erzĂ€hlte: „Ich habe da was wegen der Pergamentrollen von Severus herausgefunden!“
Hermine setzte sich aufrechter hin und warf entrĂŒstet ein: „Snape hat ĂŒbrigens mich beschuldigt, sie gestohlen zu haben, habe ich das schon erzĂ€hlt? Ich konnte ihn gerade noch davon ĂŒberzeugen, dass ich es nicht war. Ich bin einfach nur ehrlich gewesen und habe ihm gesagt, ich wĂŒrde zwar seine Geheimverstecke kennen, aber ich wĂŒrde mich nicht mit ihm anlegen wollen.“
„Dieser blöde Penner! Was fĂ€llt ihm ein, dich eine Diebin zu nennen?“, sagte Ron verteidigend.
Aufgrund seiner Aussage zog sie beide Augenbrauen in die Höhe und erinnerte ihn daran: „Na ja, ich sage nur: Zweite Klasse, Vielsafttrank, Baumschlangenhaut, Snapes persönliche VorrĂ€te! Hat er zum GlĂŒck bis heute nicht in Erfahrung gebracht, dass ich die damals gestohlen habe.“ Harry kicherte wie ein Schuljunge und lauschte dann wieder neugierig, als Hermine weitererzĂ€hlte: „Aber was ich noch sagen wollte: Ich habe an Snape neulich eine sichtbare VerĂ€nderung wahrgenommen und nicht nur eine auf seiner GefĂŒhlsebene!“
Dieses Mal warf Harry aufgeregt und mit weit aufgerissenen Augen ein: „Ja, ich auch!“
Um zu sehen, ob sie etwas Ähnliches erlebt hatte, fragte Hermine: „Seine Augen?“ Harry nickte zustimmend.
„Wieso? Was war mit seinen Augen?“, wollte Ron wissen.
„Sie waren plötzlich braun!“, klĂ€rte Hermine ihn auf.
Harry ergĂ€nzte ihre Aussage noch mit den Worten: „Ja, sie wirkten irgendwie auch viel wĂ€rmer.“

Ron schĂŒttelte unglĂ€ubig den Kopf. Er wusste, denn er hatte durchaus in seinem Leben auch mal freiwillig ein Buch in die Hand genommen, dass das nicht möglich war, weswegen er beteuerte: „Eine Augenfarbe kann sich aber nicht Ă€ndern! Babys haben meistens blaue Augen; das weiß jeder. Ende des ersten Lebensjahres hat sich dann eine Augenfarbe gebildet und die könnte sich höchstens noch minimal wĂ€hrend der PubertĂ€t verĂ€ndern. Sorry, aber Snape sieht mir nicht so aus, als wĂŒrde er noch mitten in der PubertĂ€t stecken.“

Als Erste wollte Hermine ihr Erlebnis erzĂ€hlen, weshalb sie schilderte: „Das mit seinen Augen fiel mir das erste Mal an dem Tag auf, nachdem er aus dem KrankenflĂŒgel entlassen worden war, aber ich wusste nicht genau, was anders an ihm war. Doch an dem Tag, wo du, Harry, mit deinem Elf bei Snape und mir vorbeigekommen bist, da habe ich kurz vorher bemerkt, dass seine Augen heller und lebendiger waren. Ich habe ihn sogar drauf angesprochen – gefragt, ob seine Augen heller geworden wĂ€ren. War wohl etwas zu viel fĂŒr ihn, als ich ihn dann auch noch gebeten habe, mich nochmals anzusehen. Da ist er plötzlich wieder grantig geworden und meinte, seine Augen oder ihre Farben wĂŒrden mich nichts angehen. Als er so gemeckert hat, da waren seine Augen wieder dunkel wie immer, fast pechschwarz!“

„Hermine
 ich glaube, da fĂŒgt sich langsam was zusammen. Wisst ihr ĂŒberhaupt, wie er im KrankenflĂŒgel gelandet ist?“, fragte Harry mit leiser Stimme, als wĂŒrde er gleich ein Geheimnis preisgeben wollen. Nachdem beide wortlos verneint hatten, erklĂ€rte er: „Das war der Tag, als er meine Babydecke gesehen hatte. Da war er erst einmal völlig von der Rolle; konnte sich nicht einmal mehr bewegen. Der Anblick hat ihn völlig versteinert, bis ich sie weggezaubert habe und dann ist er einfach abgehauen. Ich bin ihm natĂŒrlich sofort hinterher und hab ihn aufgehalten; hab ihn gefragt, was denn nur los sei. Er war völlig fertig und wirkte irgendwie“, Harry suchte nach Worten, „zerbrechlich und verletzbar. So habe ich ihn noch nie gesehen!“
„So schwer es mir fĂ€llt, das zu sagen“, warf Ron ein, „Snape ist auch nur ein Mensch! Doch schön zu hören, dass selbst er mal SchwĂ€chen zeigt.“
Harry erzĂ€hlte noch schnell: „Er war so am Boden zerstört
 Er tat mir echt Leid. Ich hab ihn etwas ausquetschen mĂŒssen und er sagte dann, er hĂ€tte einen Druck auf dem Herzen. Na ja, er hat’s eher gezeigt und er meinte, die Decke wĂ€re dran Schuld gewesen.“

Bevor Hermine oder Ron etwas einwerfen konnten, erzĂ€hlte er noch, wie er kurz vor Severus’ Ohnmacht von Remus und Sirius herausbekommen hatte, dass die Decke ein Geschenk von Severus an seine Eltern gewesen war, was die beiden natĂŒrlich zum Staunen brachte. Am gleichen Abend, als es Severus so schlecht gegangen war, hatte er offensichtlich, weil er selbst nicht genau wusste, was ihm fehlte, sĂ€mtliche TrĂ€nke eingenommen, um sich von dem Druck zu befreien. Die hatten dann ein Herzflimmern verursacht, weswegen Severus das Bewusstsein verloren hatte und in den KrankenflĂŒgel gebracht worden war.

„Wow
“, war das Einzige, was Hermine sagen konnte.
Ron war der Erste, der empfahl: „Irgendjemand muss doch mehr wissen, Harry. Weiß Remus nicht noch was? Frag ihn doch nochmal aus, ja? Oder triff dich nochmal mit ihm wegen seiner TagebĂŒcher. Da ist mit Sicherheit noch viel mehr zu holen als beim letzten Mal.“

„Harry, hast du Snape eigentlich jemals wegen deiner Eltern gefragt? Ich meine jetzt, wo ihr euch etwas besser versteht?“, fragte Hermine.
„Nein, warum sollte ich auch?“, erwiderte er.
Sie seufzte und erklĂ€rte: „Na ja, er ist der Einzige, der deine Eltern gekannt hat, aber mit dem du noch nie ĂŒber sie geredet hast! Selbst mit McGonagall oder Slughorn hast du ĂŒber deine Eltern gesprochen. Wenn Snape fragt, warum du gerade ihn fragst, wĂŒrde ich genau das sagen, nĂ€mlich dass du schon mit denen, die sie frĂŒher gekannt haben, gesprochen hast, außer mit ihm. Mal sehen, wie er dann reagiert.“

Harry nickte nachdenklich und ĂŒberlegte, ob das so eine gute Idee wĂ€re, wĂ€hrend Hermine von den ganzen Informationen, die sie heute bereits erhalten hatte, erschlagen die Beine auf die Couch legte und zwar ĂŒber Rons und Harrys Schenkel.

„Ich hoffe, es ist bequem so, Madame?“, fragte Harry mit vornehmer Stimme, als wĂ€re er ihr Butler, woraufhin sie nur heftig und lĂ€chelnd nickte.

Nach einer ganzen Weile, die er mit sich selbst gehadert hatte, offenbarte Harry leise, weil er seinen beiden Freunden immer alles anvertraut hatte: „Ich hab heimlich seine Pergamentrollen gelesen.“
Mit einem Male war Hermine wieder in einer senkrechten Position, als sie ihn fast schon mit zitternden Lippen bat: „ErzĂ€hl! Um was geht’s? Was steht drin?“

Im Vorfeld erzĂ€hlte Harry, dass Dobby einem der Spione die Rollen heimlich abgenommen hatte, weil er glaubte, sie wĂŒrden Harry gehören, bevor er das wiedergab, was in den Rollen stand. Er erzĂ€hlte den Traum nach und nannte alle dazu von Severus notierten GefĂŒhle, so gut er sich noch daran erinnern konnte.

Am Ende seiner AusfĂŒhrungen herrschte zunĂ€chst Stille, die Ron als Erster brach: „Dass der nicht ganz rund lĂ€uft, wussten wir doch schon immer. Echt komischer Traum. Wenn das aber nur ein Traum gewesen war, warum macht er da so ein Theater? Ich meine
 Geheimverstecke und Schutzzauber, damit es keiner lesen kann? Bisschen viel Aufwand fĂŒr einen Traum, meint ihr nicht? Was, wenn es eine Vision war? Eine Prophezeiung?“

Harry rollte mit den Augen, bevor er quengelte: „Nicht schon wieder ’ne Prophezeiung, die sich um mich dreht
“
Hermine verneinte und erklĂ€rte: „Nein, Prophezeiungen sehen anders aus. Der Seher, in dem Fall wĂ€re das Snape, wĂŒrde nichts von dieser Prophezeiung wissen, denn die wird jemand anderem offenbart. Der Seher selbst ist nĂ€mlich in Trance und erinnert sich nicht einmal mehr daran, etwas gesagt zu haben, geschweige denn, eine Prophezeiung gemacht zu haben.“
Hierzu konnte Harry etwas beitragen und so schilderte er: „Was Hermine sagt stimmt! Trelawney hatte in unserem dritten Schuljahr eine Vision und ich war derjenige, der sie gehört hat. Sie selbst wusste danach gar nicht mehr, dass sie ĂŒberhaupt etwas gesagt hatte. Es kann also nur ein Traum sein, was Severus da so detailliert niedergeschrieben hat.“
Witzelnd sagte Ron: „War aber ein ziemlich durchgeknallter Traum. Wer weiß, was Snape sich vorm Schlafengehen reingezogen hat
 Ein paar Billywig-Stachel und schon hebt man ab.“

Die drei mussten bei dem Gedanken an einen Professor Snape, der berauschende Drogen zu sich nahm, erst einmal herzlich lachen, denn kaum etwas schien unglaubwĂŒrdiger zu sein.

„Ich hab Appetit auf was SĂŒĂŸes!“, stellte Ron fĂŒr sich selbst fest, bevor er sich auf den Weg in die KĂŒche machte.
„Ron, wir haben eben Pizza, Nudeln und Bruschetta gegessen“, zĂ€hlte Hermine ein wenig vorwurfsvoll auf, doch Ron erklĂ€rte seinen Heißhunger mit dem anstrengenden Quidditch-Training, welches ihn seiner Energie berauben wĂŒrde und wenn er nicht jetzt, in diesem Moment, etwas SĂŒĂŸes zu sich nehmen wĂŒrde, wĂŒrde er womöglich noch umfallen.
Harry rief Ron lachend hinterher: „Bring mal Schokolade mit oder diese Gummiteile!“
„FresssĂ€cke“, war Hermines einziger und nicht ernst gemeinter Kommentar.

WĂ€hrend ihre Freunde ĂŒber einen Haufen SĂŒĂŸigkeiten herfielen, sagte Hermine trocken: „Als ich euch das erste Mal im Hogwarts-Express getroffen habe, da habt ihr genauso ausgesehen wie jetzt.“ Sie deutete mit dem Finger auf die vielen leeren Schokofroschpackungen auf ihren SchĂ¶ĂŸen und der Couch, auf die etlichen Gummischnecken auf den Schenkeln und die offene Schachtel „Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung“. Ron und Harry grinsten sich an, als sie offenbar in genau derselben Erinnerung schwelgten.

„Gut, dann stopft euch mal die MĂ€gen voll, wĂ€hrend ich einfach mal laut denke. Wenn das also ein Traum von ihm war, dann sollten wir ihn auf jeden Fall deuten lassen!“, sagte Hermine.
„Deuten ’lassen’?“, fragte Ron mit in Falten gelegter Stirn. „Diesen abstrusen Traum kannst du doch niemandem unter die Nase halten! Das schwarze Mal auf dem Arm und Harry, der es mit seinem Stab berĂŒhren wollte – Merlin, wenn die Presse davon Wind bekommen kommen sollte, dann ist Harry weg vom Fenster! Kannst du den Traum nicht selber deuten, Hermine?“
Sie schnaufte unglĂ€ubig, bevor sie sagte: „Selbst euch dĂŒrfte es nicht entgangen sein, dass ’Wahrsagen’ nicht mein Fach war.“
„Ja, aber dafĂŒr gibt’s doch BĂŒcher“, Ron hielt inne, weil sie ihn böse anschaute, doch er fĂŒgte noch schnell an, „fĂŒr Traumdeutungen! Man muss ja keine besondere Seher-Begabung haben, um TrĂ€ume deuten zu können, richtig? Einfach jeden Begriff nachschlagen und das ganze in Reihenfolge bringen und schon weiß man, was Snapes Problem ist. In Traumdeutung waren Harry und ich eigentlich ganz gut, nicht wahr?“
Ron blickte grinsend zu Harry hinĂŒber, der lediglich trocken erwiderte: „Nur weil wir uns TrĂ€ume ausgedacht haben, die wir dann gedeutet haben, falls du dich noch daran erinnerst!“
„Ja sicher, aber die Noten, die Trelawney uns dafĂŒr gegeben hat, waren doch Spitze!“, erwiderte Ron amĂŒsiert.

Hermine seufzte und erklĂ€rte dann: „Na ja, so leicht wird das wohl nicht werden, Snapes ’Problem’ zu ergrĂŒnden, aber ich wĂŒrde zu gern mal wieder in die Bibliothek gehen. Zeit habe ich dafĂŒr nur solange, wie Snape noch mit Madam Pomfrey und den TrĂ€nken beschĂ€ftigt ist. Sonst wird’s schwer
 aber du hast Recht Ron: Das werde ich mal machen!“ Sie wandte sich an Harry und forderte: „Du schreibst mir den Traum so genau wie möglich auf, Harry. So gut du dich dran erinnern kannst, damit sich kein bösartiger Fehler einschleicht und irgendein Schmarren dabei rauskommt!“
Harry stöhnte und nickte resignierend, doch gleich darauf sagte er: „Meinst du nicht, dass es ziemlich gefĂ€hrlich wĂ€re, wenn du in der NĂ€he von Severus mit seinem Traum in den HĂ€nden herumlĂ€ufst? Was, wenn er dahinter kommt, dass du eine Art Kopie davon hast?“
„Oh
 Das, Ă€hm
 Da ist was Wahres dran, aber wie machen wir’s sonst? Deine NacherzĂ€hlung eben war viel zu ungenau. Ich möchte nicht, dass bei der Traumdeutung irgendwas Abartiges bei herauskommt, nur weil ich nicht alle Informationen hatte“, entgegnete sie.

Ron lutschte am Kopf eines Schokoladenfrosches und lauschte aufmerksam den Bedenken seiner Freunde, bevor er einwarf: „Wenn Harry so gut in Okklumentik ist, vielleicht kann er dann auch Legilimentik? Probiert hast du es jedenfalls noch nicht oder?“ Harry schĂŒttelte den Kopf, weshalb Ron vorschlug: „Ihr könnt es ja mal versuchen. Dann kann Hermine nĂ€mlich Wort fĂŒr Wort den Traum aus deinen Gedanken in ihre hineinkopieren!“
Hermine grĂŒbelte einen Moment, bevor sie sehr zurĂŒckhaltend sagte: „Wir könnten es ja mal probieren. WĂ€re zumindest mal einen Versuch wert. Du hast ja selbst mal erzĂ€hlt, dass du ohne Legilimentik in Snapes Kopf gelandet bist, als du ihn aus deinem Geist verdrĂ€ngt hast. Vielleicht ist es möglich, dass du mich in deinen holst, nachdem du
“

Die Möglichkeit, durch einen Erstversuch in Legilimentik von Harry womöglich am GedĂ€chtnis geschĂ€digt zu werden, brachte sie auf eine ganz andere Idee, denn sie sagte wesentlich enthusiastischer: „Wir könnten aber auch versuchen, ein Denkarium zu benutzen, Harry. Die Idee wĂ€re viel besser! Kennst du jemanden, außer Dumbledore und Snape, der eines besitzt? Dann könnten wir nĂ€mlich alle drei den Traum lesen!“
Harry schĂŒttelte den Kopf und erklĂ€rte: „Die Dinger sind sehr selten. Damals bei Dumbledore im BĂŒro habe ich erst erfahren, dass es so etwas ĂŒberhaupt gibt. Und das, das Snape jetzt hat, ist definitiv neu, denn damals, als ich seine Erinnerung“, Harry hielt kurz inne und fuhr anders fort, „das war damals das geliehene Becken von Dumbledore. Minerva hat mir erzĂ€hlt, dass Severus auf sein Preisgeld von der Ordensverleihung verzichten wollte. Man hat es ihm daher völlig ĂŒberraschend mit einem Denkarium schmackhaft gemacht. Ich kenne sonst keinen, der eines hat.“
Ron zog die Augenbrauen zusammen und fragte nach: „Man bekommt auch noch zusĂ€tzlich ein Preisgeld, wenn man einen Merlin in die Hand gedrĂŒckt bekommt? Wie viel hast du denn bekommen?“ Harry zuckte nur mit den Schultern und sagte, er wĂŒsste nicht einmal, ob er ĂŒberhaupt was bekommen hĂ€tte.

Nachdem Ron einen Moment ĂŒberlegt hatte, sprudelte es ungebremst aus ihm heraus, als er sagte: „Okay, Harry: Du wirst bei Gringotts nachfragen, ob du Kohle vom Ministerium in dein Verlies bekommen hast und ich werde einfach mal Dad fragen, ob nicht zufĂ€llig im Ministerium ein Denkarium herumsteht, das wir mal benutzen dĂŒrfen!“
„Wieso soll ich nachschauen lassen, ob ich Geld vom Minis
“
Ron unterbrach ihn und erklĂ€rte aufgebracht: „Mann Harry, wenn die vergessen haben, dir dein Preisgeld zu geben, dann kannst du doch so frech sein und dir stattdessen ein Denkarium wĂŒnschen! Versuchen kann man es doch mal. Wer könnte dir schon so einen Wunsch abschlagen?“

Wieder ĂŒbermannte ihn das schlechte Gewissen, weswegen Harry betrĂŒbt sagte: „Ich weiß nicht, ob das mit dem Traum eine so gute Idee ist. Ich meine, vielleicht hat das gar nichts mit seinen VerĂ€nderungen zu tun. Er wird mich vierteilen, wenn er jemals erfahren wĂŒrde, dass ich seinen Traum gelesen habe. Er hat mich ja schon getestet
“
„Wie meinst du das, er hat dich ’getestet’?“, fragte Hermine unglĂ€ubig.
„Na ja, Severus hat mir die Schriftrollen zum Lesen gegeben, aber dann fiel mir ein, dass ich die Schrift ja eigentlich gar nicht sehen dĂŒrfte, obwohl ich sie gesehen habe. Er hatte ja gesagt, dass er die Rollen mit Schutzzaubern versehen hat. Ich hab gelogen und ihm gesagt, dass die Papiere leer wĂ€ren. Daraufhin meinte er dann nur, dass die Schutzzauber wohl noch aktiv wĂ€ren. NatĂŒrlich waren die noch aktiv und er wusste das ganz genau. Er wollte mir damit eine Falle stellen und herausbekommen, ob ich die Rollen mit Hilfe meiner Gabe lĂ€ngst gelesen habe.“

Hermine machte große Augen, doch dann sagte sie warnend: „Wir dĂŒrfen eines nie vergessen: Snape ist immer noch Snape! Er lĂ€sst sich nicht so leicht hinters Licht fĂŒhren und er kann noch immer ein gefĂ€hrlicher Mann sein, wenn man seinen Zorn auf sich zieht. Wir mĂŒssen um Himmels Willen vorsichtig bleiben, denn wenn er uns dazu bringt, nicht mehr wegen ihm nachzuforschen, dann wird ihm keiner mehr helfen können!“ Nachdem sie einen Moment ĂŒber die gesamte Situation nachgedacht hatte, fĂŒgte sie noch hinzu: „Es ist nach alledem, was er gesagt hat und was bereits vorgefallen ist, definitiv zu bejahen, dass er Hilfe wĂŒnscht, aber ich glaube auch, je nĂ€her wir seinem ’Geheimnis’ kommen, desto bedrohter fĂŒhlt er sich.“

„Weißt du was, Ron? Du kannst mir aus der KĂŒche mal diese runde Packung Eis holen, die ich gestern mitgebracht habe. Das ohne kĂŒnstliche Zusatzstoffe“, sagte Hermine.
„Aber Hermine, wir haben eben Pizza, Pasta und
“, Ă€ffte Ron vorgespielt entsetzt ihre eigenen Worte von vorhin nach, doch er wurde abermals unterbrochen, denn Hermine fand Gefallen daran, ihn mit einem Kissen zu schlagen.

WĂ€hrend Ron das Eis holte, neckte Harry seine Freundin, indem er ihr ankreidete: „Mit Aromastoffen hantieren, aber selbst keine kĂŒnstlichen Zusatzstoffe essen wollen
“ Er schĂŒttelte vorwurfsvoll den Kopf, aber sie grinste nur und entgegnete gar nichts.

Von der Eispackung entfernte sie zunÀchst den runden Deckel, dann die Kunststofffolie, bevor sie es einfach auf den Tisch stellte.

„Hermine, ich dachte, du wolltest es essen?“
„Will ich auch, aber es steht drauf, dass man es zehn Minuten bei Zimmertemperatur stehen lassen soll, damit sich der Geschmack entfalten kann“, antwortete sie, doch als er unglĂ€ubig dreiblickte, reichte sie ihm das Eis hinĂŒber und zeigte auf die kleine Schrift, die auf der Packung stand.
Verdutzt sagte Ron daraufhin: „Muggeleis mit einer Gebrauchsanweisung
 ich fass es nicht.“ Gleich darauf fand er die Inhaltsstoffe, so dass er erstaunt, aber auch flunkernd sagte: „Da ist ein Haufen Sahne drin. Hermine, deine Figur!“
„Ach, fĂŒr wen sollte ich da denn noch drauf achten?“, erwiderte sie etwas traurig wirkend.

FĂŒr Harry war nun definitiv klar, dass die beiden nicht mehr zusammen waren und dieses Mal sprach er es an: „Ihr habt euch also doch getrennt?“

Die beiden nickten bekĂŒmmert, doch sie setzten gleich wieder ihre fröhlichen Mienen auf. Sie erzĂ€hlten ihm, dass sie an dem Abend vor der Verlobungsfeier von Remus und Tonks lange miteinander geredet hĂ€tten und beide zu der Ansicht gekommen waren, dass sie zwar dicke Freunde wĂ€ren und auch bleiben wĂŒrden, aber sie als Paar einfach nicht zusammen passten.

Hermine brachte es auf den Punkt, indem sie lĂ€chelnd versicherte: „Ron und ich mögen unsere Beziehung beendet haben, aber wir drei bleiben unzertrennlich, richtig?“

Nachdem Hermine ihr Eis vom Löffel geleckt hatte, schlug sie vor: „Wir könnten meinen Trank auch jetzt an euch testen, aber ich mĂŒsste erst ein FlĂ€schchen holen. Ich hab nichts davon bei mir.“
„Wozu hat Harry einen Hauself? Der könnte das doch holen!“, warf Ron ein und Harry stimmte dem zu.
Er sagte ganz laut den Namen seines Hauselfs, der gleich darauf mit einem Plop erschien: „Mr. Potter, Sir. Wie kann ich Ihnen dienlich sein?“
Ron brach in GelĂ€chter aus und fragte unglĂ€ubig: „Der heißt ’Wobbel’? Was ist das denn fĂŒr ein komischer Name?“
Von Hermine bekam er gleich darauf einen bösen Blick zugeworfen, doch er konnte nicht aufhören zu lachen. Erst, als Wobbel das Wort an ihn richtete, da hörte er, noch immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht, dem Hauself zu, als der fragte: „Sie finden meinen Namen witzig, Sir?“ Wieder begann Ron zu lachen, doch Wobbel unterbrach und fragte höflich: „Darf ich erfahren, wie Ihr Name ist, Sir?“

Ron nannte seinen Vornamen und gleich darauf brach Wobbel in fiependes, giggelndes GelĂ€chter aus, so dass das Grinsen auf dem Gesicht des Rothaarigen verstarb und durch eine verletzte Miene ersetzt wurde. Wobbel lachte noch immer ĂŒber Rons Namen und hielt sich derweil den wackelnden Bauch, wĂ€hrend Hermine sich eine Hand vor den Mund halten musste, um ihr LĂ€cheln zu verbergen, doch Harry strahlte belustigt ĂŒber das ganze Gesicht.

„Harry, befiehl deinem Elf, er soll sich nicht ĂŒber mich lustig machen!“, quengelte Ron.
Gelassen erwiderte Harry: „Kommt gar nicht in die TĂŒte! Das geschieht dir ganz Recht, Ron.“
Abrupt hörte der Elf auf zu lachen, bevor er Ron fragte: „Wie fĂŒhlt sich das an, Mr. Ron?“
Geschlagen holte Ron tief Luft, die er wieder langsam ausatmete, bevor er zunĂ€chst sein Gesicht verzog und dann antwortete, wĂ€hrend er verschĂ€mt auf den Boden blickte: „Ja, hab schon verstanden. Tut mir Leid!“
„Wobbel“, sagte Harry, „ich möchte, dass du etwas aus Hogwarts holst und zwar
“
Hermine unterbrach Harry und sagte: „Nein, nicht holen. Er soll es sich von Snape geben lassen. Wenn die Flasche einfach fehlt, dann glaubt Snape nachher wieder, er wĂ€re bestohlen worden.“ An Wobbel gewandt erklĂ€rte Hermine: „Frag doch bitte Professor Snape, ob er dir fĂŒr mich ein FlĂ€schchen von meinem Trank mitgeben kann. Wenn er fragt, wozu ich den brauche, dann sagst du einfach, ich wĂ€re seinem Rat gefolgt und hĂ€tte ein Versuchskaninchen gefunden.“
Wobbel schaute zu Harry hinĂŒber, um den Befehl bestĂ€tigt zu wissen, denn nur von seinem Meister durfte er welche annehmen.

„Ja, mach das bitte so, wie sie gesagt hat, Wobbel. Wenn er sich strĂ€ubt und dir nichts geben will, dann eben nicht“, sagte Harry, bevor Wobbel sich verbeugte und sich in Luft auflöste.

„Mal sehen, ob Snape das wirklich macht. Ich meine, ob er deinem Elf tatsĂ€chlich Hermines Trank in die Hand drĂŒckt“, sagte Ron zweifelnd.
„Warum sollte er nicht? Es ist meine Erfindung und wenn ich Testpersonen gefunden habe
“
Harry unterbrach und bat schmunzelnd: „Nenn uns doch weiterhin bitte Ron und Harry und nicht ’Testperson 1’ und ’Testperson 2’. Da fĂŒhle ich mich irgendwie nicht als Mensch.“

Nach zehn Minuten erschien Wobbel mit drei FlĂ€schchen und einem Pergament, welches er mit den Worten ĂŒberreichte: „Das, Miss Granger, hat mir Professor Snape fĂŒr Sie mit mitgegeben.“

Sie nahm die Pergamentrolle entgegen, entrollte sie und las laut vor:


„Sehr geehrte Miss Granger,

ich bin erfreut zu hören, dass Mr. Weasley und ganz offensichtlich auch Mr. Potter sorglos genug sind, sich einem kleinen Experiment unter Ihrer Aufsicht zu unterziehen. Denken Sie jedoch stets daran, dass durchaus unerwartete Nebenwirkungen auftreten können, zum Beispiel in Form einer Allergie auf eine der Zutaten.

Ihnen ist bekannt, dass die Zutaten sehr kostspielig sind. Damit Sie sich alle drei darĂŒber im Klaren sind, dass es sich bei Ihrem Trank nicht um einen ’Partygag’ handelt, erwarte ich von Ihnen, Miss Granger, dass Sie meine unten aufgefĂŒhrten Anweisungen fĂŒr Ihren Test befolgen, wenn ich selbst schon untröstlich bin, dem Experiment nicht beiwohnen zu dĂŒrfen.

Hochachtungsvoll,
Severus Snape“


Harry zog eine Augenbraue hoch und fragte skeptisch: „Nebenwirkungen?“
„Ach quatsch, das schreibt der doch nur, um uns die Stimmung zu verderben“, erwiderte Ron.
„Nein, nein“, sagte Hermine, „er hat schon Recht, aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass ihr beide bisher keine allergische Reaktion auf die Zutaten, die hier drin sind, gezeigt habt. Alle Zutaten habt ihr in den vergangenen Jahren schon einmal in meinen TrĂ€nken zu euch genommen und da ist auch nie was passiert, also seid ihr nicht allergisch.“

Ron warf ein: „Der Brief von ihm hört sich ein wenig an, als ob er gern dabei sein wĂŒrde oder?“
Schelmisch erwiderte Hermine: „Ja klar, stellt euch mal vor: Snape auf der Couch, Pizza essend und Butterbier schlĂŒrfend!“ Die drei schĂŒttelten den Kopf, der der Gedanke war völlig surreal.
„Was hat er noch geschrieben, Mine? Was fĂŒr Anweisungen meint er?“, fragte Harry neugierig.
„Ach, das Übliche. Die Zeit stoppen, wie lange die Wirkung anhĂ€lt und halt alles genau notieren und natĂŒrlich auch fragen, wie die Testpersonen
 Ă€hm, wie ihr euch fĂŒhlt.“ Nach einer Weile fragte sie: „Wollt ihr wirklich? Ich mĂŒsst nicht, nur weil ich eure Freundin bin.“

Weil Harry vorhin der Erste gewesen war, der zugesagt hatte, ihr Versuchskaninchen sein zu wollen, sprang dieses Mal Ron als Erster vom Sofa auf und sagte enthusiastisch: „Ich mache den Anfang! Ich trink alles, was du zusammenbraust.“

Wegen seines Vertrauens grinste Hermine, bevor sie Pergament, Feder und Tintenglas per Aufrufezauber an den Tisch holte.

Ron das erste FlĂ€schchen hinhaltend erklĂ€rte sie: „Trink das erst, wenn ich es sage, ja?“ Er nickte nur und nahm die Flasche entgegen. Auf das Pergament schrieb sie „Testperson 1, mĂ€nnlich“, doch sie kam nicht weiter, weil Harry mitlas, was sie schrieb und deswegen lachen musste.

„Was ist los? Was schreibt sie da, Harry?“, fragte Ron leicht besorgt. Als er einen Blick auf das Blatt Pergament warf, beschwerte er sich und sagte: „Oh nein, du schreibst da ’Ron Weasley’ hin! Kann ruhig jeder wissen, dass ich mich fĂŒr diesen Test zur VerfĂŒgung gestellt habe.“
Sie seufzte und strich „Testperson 1“ durch, bevor sie „Ron Weasley“ schrieb und daraufhin fragte: „Zufrieden?“ Wieder nickte Ron, der sich nun in die Mitte des Wohnzimmers stellte und auf ihre Anweisung wartete. Hermine gab Harry ihre Armbanduhr und zeigte ihm, wie er die Stoppuhr betĂ€tigen sollte, bevor sie fragte: „Fertig, ihr beiden?“
„Fertig!“, antworteten beide zeitgleich.

„Gut, wenn ich ’los’ sage, dann trinkt Ron die Flasche leer und Harry drĂŒckt die Stoppuhr erst, wenn Ron alles ausgetrunken hat, okay?“
„Okay!“, sagten wieder beide, die daraufhin lachten.
Sie forderte beide auf, jetzt still zu sein, indem sie sagte: „Sht! Also jetzt, drei, zwei, eins: los!“

Mit nur zwei großen Schlucken leerte Ron die Flasche und Harry drĂŒckte gleich darauf die Stoppuhr, um sie zu starten. Fasziniert schauten die beiden auf den Rothaarigen, der langsam von einem hellen Schein umgeben wurde.

„Und? Wie seh ich aus, hĂ€h?“, fragte Ron, doch er wurde lediglich angewiesen, still zu sein.
Dann konnte man neben dem Glimmen endlich die erhofften Farben sehen und Hermine notierte sie sofort, wĂ€hrend Harry laut fĂŒr Ron erklĂ€rte: „Du leuchtest in einem krĂ€ftigen Rot
 und
 Ă€hm
 das Rot ist ein bisschen mit GrĂŒn vermischt. Ja, GrĂŒn! Und drumherum
 ganz außen sieht es wie Violett aus, aber ein ganz, ganz helles Violett.“
„Super“, warf Hermine ein, „die Grundfarben haben wir schon mal. Mach jetzt mal was, Ron!“
„Wie, ’was machen’? Soll ich ’nen Kopfstand machen oder was?“, fragte er verdutzt.
„Nein, du sollst zaubern. Egal, was du machst – zauber einfach mal, aber schnell, bevor die Zeit davonrennt!“, erklĂ€rte Hermine unter Druck.

Ron zog seinen Zauberstab und in diesem Moment schienen die Farben sich in eine bestimmte Richtung zu bewegen, doch ganz plötzlich richtete Ron seinen Stab auf Harry und
 er belegte ihn mit dem Kitzelfluch.

Laut lachend rutschte Harry von der Couch auf den Boden hinunter. Er schlĂ€ngelte und wand sich, um den unsichtbaren HĂ€nden zu entkommen, die ihn maltrĂ€tierten, wĂ€hrend er unaufhörlich gackerte und um Gnade flehte, ab und an sogar drohte, er wĂŒrde Ron dafĂŒr umbringen. Harry musste schon vor lauter Lachen weinen, wĂ€hrend er auf dem Boden entlang hinĂŒber zu seiner Jacke robbte, die ĂŒber einer Sessellehne lag, damit er sich mit Hilfe seines Zauberstabes von dem Fluch befreien konnte. Ron konnte nicht anders, als mit Harry mitzulachen, wĂ€hrend Hermine weiterhin mit bierernster Miene Ron betrachtete und ab und an etwas auf ihr Pergament kritzelte. Harry hatte es derweil geschafft, sich selbst von dem Kitzelfluch zu befreien und er drohte bereits mit gezĂŒcktem Zauberstab und fiesem Grinsen seinem Freund, bevor er bemerkte, dass die Farben um Ron herum langsam verblassten. Hermine stoppte die Zeit mit der Uhr, die Harry hatte fallen lassen und notierte sie. Als alles vorbei war, blieb ein noch immer kichernder Ron mit puterrotem Gesicht zurĂŒck, der sich weiterhin prĂ€chtig ĂŒber seinen Scherz amĂŒsierte.

„Okay, jetzt ist Harry
“
„Nein Hermine, erst du! Snape hat drei Flaschen mitgegeben. Ich will wissen, wie du aussiehst!“, sagte Ron ehrlich.
„Na gut, aber vergesst nicht: Einer von euch macht die Notizen und einer nimmt die Zeit!“, sagte sie im Befehlston, so dass Harry gleich wieder nach der Stoppuhr griff, denn Ron wĂŒsste mit diesem Muggelgegenstand mit Sicherheit nichts anzufangen.

Hermine nahm sich ein FlĂ€schchen, stellte sich dort hin, wo Ron zuvor gestanden hatte und zĂ€hlte wieder von drei rĂŒckwĂ€rts, bis sie die Flasche ansetzte und trank. Harry drĂŒckte danach die Stoppuhr.

WĂ€hrend sich um Hermine herum erst ein GlĂŒhen bemerkbar machte, kamen gleich im Anschluss die erwarteten Farben. Ron schrieb seine Beobachtungen aufs Pergament, wĂ€hrend Harry wieder laut schilderte, wie die Farben aussehen wĂŒrden: „Also, zuerst Orange, ein normales Orange, umgeben von Gelb und Braun. Nein, ich wĂŒrde eher sagen Goldbraun!“ Ron kritzelte derweil aufs Pergament, wĂ€hrend er immer wieder einen Blick auf Hermine warf, als wolle er ein Portrait von ihr malen. „Du hast auch ein bisschen das helle Violett drumherum wie Ron es hatte“, schilderte Harry noch.

„Okay, wenn alles notiert ist, dann mach ich jetzt nen Schwebezauber und ihr beide schaut schön her!“, befahl Hermine, die schon mal ihren Stab zog. „Wingardium Leviosa!“, sagte sie und Harrys Jacke bewegte sich daraufhin einige Zentimeter ĂŒber der Sessellehne.
„Jetzt sind die Farben so krĂ€ftig geworden, dass man dich nicht mehr sehen kann, Mine. Und es scheint, als wĂŒrden die Farben ĂŒber deinen Körper fließen und sich in deinem Arm sammeln. Hey, die sind durch den Zauberstab hindurchgegangen
 Hab ich bei Ron vorhin aber nicht gesehen!“, erklĂ€rte Harry verdutzt.
Ron gackerte und entgegnete: „Weil du vor Lachen auf dem Boden gelegen hast – wahrscheinlich ist es dir deshalb entgangen.“

Nachdem auch bei Hermine die Farben wieder verblasst waren, drĂŒckte Harry die Stoppuhr und sagte Ron, welche Zeit er notieren sollte: Eine Minute und sechsunddreißig Sekunden. Hermine kam derweil an den Tisch zurĂŒck, blickte von oben seitlich hinunter auf ihr Pergament und sog erschrocken Luft ein, bevor sie verdattert fragte: „Ähm, Ron? Was genau ist das?“ Sie zeigte auf eine Figur, die er mit wenigen Handgriffen gemalt hatte und die von drei Kreisen umgeben war.
„Na, das bist du! Und diese Wolken sind die Farben. Ich habe Pfeile an die Schichten gemalt und darunter geschrieben, welche Farben sie haben“, erklĂ€rte er verantwortungsvoll klingend.
Hermine schnaufte und fragte: „Soll ich das so etwa Snape zeigen? Ich kann mir jetzt schon vorstellen, wie er eine Augenbraue hochzieht und mich danach fragend anblickt. Ich werd’s nochmal abschreiben.“
„Was ist denn damit nicht in Ordnung?“, fragte Harry grinsend. „Man sieht doch, dass du das bist. Deine Haare hat er doch fantastisch hinbekommen!“

Nochmals schaute Hermine auf die Figur, nur dieses Mal genauer, und sie erkannte die vielen langen Kringel, die Ron der Figur sehr ĂŒppig auf den Kopf gemalt hatte, so dass sie lachen musste.

In der Mitte des Zimmers hatte sich bereits Harry positioniert und Hermine ĂŒbernahm die Stoppuhr und das Pergament, weil sie keines von beiden Ron ĂŒberlassen wollte.

„Alles klar, Harry? Kann’s losgehen?“, fragte sie. Harry nickte und wartete auf ihr „los“.

Nachdem Harry das FlĂ€schchen getrunken hatte, glĂŒhte er bereits, bis plötzlich


„Wow, Harry
 Immer ruhig mit den jungen Pferden!“, sagte Ron erstaunt, wĂ€hrend Hermine ununterbrochen und in hohem Tempo auf ihr Pergament schrieb.
„Was? Was? Sag schon, verdammt!“, befahl Harry. „Beschreib, wie ich aussehe. Ich hab’s bei dir doch auch gemacht!“ Er klang sehr aufgewĂŒhlt und etwas verĂ€ngstigt.
„Ähm, Ă€hm
 Das ist gar nicht so einfach bei dir“, erklĂ€rte Ron resignierend und schulterzuckend.

Hermine warf immer wieder einen Blick zu Harry hinĂŒber und schrieb und schrieb, doch sie kam bei dem schnellen Geflacker der Farben nicht mehr mit, so dass sie innehielt und zu ihrem Freund aufblickte.

„Harry? Du hast im Moment große Ähnlichkeit mit einer farbigen Lichtorgel, die außer Kontrolle geraten ist. Sag mal, wie fĂŒhlst du dich jetzt gerade?“, fragte Hermine mit ruhiger Stimme.
Harry lachte kurz auf, aber er erklĂ€rte aufrichtig: „Ehrlich gesagt hab ich tierische Angst vor diesem Trank! Ich hab Angst, dass es um mich herum nur Schwarz wird. Ich meine, wenn Albus schon vermutet
“

Er hielt inne und seufzte, woraufhin Hermine ihm seine Ängste nehmen wollte, indem sie mit beruhigender Stimme versicherte: „Harry-Schatz, gerade bei dir wird nichts schwarz sein! Ron und ich, wir sind deine besten Freunde und das wĂ€ren wir nicht, wenn du nur von Finsternis umgeben wĂ€rst. Du bist weder bösartig noch ein Schwarzmagier! Du brauchst ĂŒberhaupt keine Angst zu haben, richtig Ron?“
Ron blickte noch immer wie verzaubert auf das Lichterspiel vor ihm, bis er auf einmal rief: „DA, Mine. Schau, er verĂ€ndert sich!“
„Die Farben pendeln sich ein, Harry. Kein Grund zur Sorge – da ist kein bisschen Schwarz mit drin. Ist alles sehr hell!“, erklĂ€rte sie, bevor sie wieder damit begann, die Zeit zu notieren und die Farben der Reihenfolge nach aufzuschreiben, die sich nun immer langsamer abwechselten.

Sie schrieb hastig auf das Pergament „krĂ€ftiges Orange, Wechsel zu SmaragdgrĂŒn, verschmilzt mit strahlendem Gold“ und dann hielt sie inne, weil Harry am Ende nur von einer einzigen Farbe umgeben war.

„Boah, echt krass
 Harry, du siehst aus wie ein Goldbarren!“, sagte Ron beeindruckt, bevor ihm vor lauter Staunen der Mund offen stand. Hermine notierte, dass man Harrys Gesicht durch das scheinende Gold hindurch schon im Ruhezustand nicht mehr sehen konnte.

„So: Levitation, Harry“, wies sie kurz und knapp an, weil die Zeit davonzulaufen drohte.
Er peilte seine Jacke an und sagte laut und deutlich, wĂ€hrend er dazu wutschte und wedelte: „Wingardium Leviosa!“

In dem Moment, als die Jacke sich von der Sessellehne in die LĂŒfte erhob, hielten sich Ron und Hermine sich plötzlich zeitgleich die Augen zu.

Ängstlich fragte Harry: „Verdammt, was ist los? Redet mit mir!“
Zwischen ihre Finger hindurchblinzelnd erklĂ€rte Hermine: „Du bist gerade ziemlich hell geworden, Harry. Ist fast so, als ob man in die Sonne schauen wĂŒrde.“
„Das ist doch gut
 oder?“, fragte er verunsichert und aufgeregt.
Hermine, die sich noch immer eine Hand vor das Gesicht hielt, schaute auf die Stoppuhr, die eine Minute und vierzehn Sekunden anzeigte, bevor sie antwortete: „Was die ganzen Farben genau zu bedeuten haben, kann ich noch nicht sagen, aber ’hell’ ist immer gut, Harry. Kein Grund zur Sorge!“

Nach dem Experiment unterhielten sich die drei noch eine ganze Weile ĂŒber das Erlebnis, denn besonders Ron und Harry war klar geworden, dass es etwas ganz Besonderes gewesen war, was sie eben getestet hatten. Magie sichtbar zu machen war bisher noch niemandem gelungen.

„Und du weißt wirklich noch nicht, was es mit den Farben auf sich hat? Mann, ich wĂŒrde zu gern wissen, was meine zu bedeuten haben: Rot, GrĂŒn und Violett“, schwĂ€rmte Ron.
„Ich werde die Info an deine Mum weitergeben, damit sie bis Weihnachten einen Pullover mit deinen persönlichen Farben stricken kann“, sagte sie trocken. Ohne auf Kommentare zu warten erklĂ€rte sie: „Eine Theorie von mir ist, dass die Farben Ă€hnlich zu deuten sind wie die Farben der Aura eines Menschen – allerdings nicht nach dem Esoterikkram, den man aus der Muggelwelt kennt. Ich werde in der Bibliothek in Hogwarts mal ein wenig lesen gehen.“
„Im Zweifelsfall geh in die Bibliothek!“, sagte Ron grinsend, denn den Satz hatte er in der Schule schon mehrmals zu Harry gesagt, wenn er ĂŒber Hermines Eifer gesprochen hatte.

An Hermine gerichtet sagte Ron: „Sag mal, dein ’Magie-sichtbar-mach-Trank’ ist ja geschmacklich nicht zu erkennen und selbst sieht man seine Farben ja auch nicht, wenn man ihn eingenommen hat.“ Sie nickte, woraufhin er sagte: „Ich weiß, dass du das vielleicht fĂŒr eine blöde Idee hĂ€ltst, aber du könnest es Snape doch einfach mal irgendwo untermischen. Ich meine, nur um zu sehen, welche Farbe seine Magie hat, wenn er es schon nicht freiwillig testen will. Vielleicht kommt da ja irgendwas Interessantes bei raus?“
„Da muss ich mir aber erst einen Plan ausdenken, wie ich das verwirklichen kann“, erwiderte sie.
Verdutzt fragte Ron nach: „Was denn, Mine? Kein ’Ron, das kann ich doch nicht machen’ von dir?“
„Ach, irgendwann muss selbst ich mal zu solchen fragwĂŒrdigen Mitteln greifen, sonst kommen wir ja gar nicht mit ihm weiter! Außerdem tut es ihm ja nicht weh. Allerdings ist er ein sehr vorsichtiger Mann. Er ist immer derjenige von uns beiden, der den Tee einschenkt, wenn die Hauselfen es nicht schon gemacht haben“, sagte sie nachdenkend.
Auch Ron grĂŒbelte zunĂ€chst, aber dann schlug er vor: „Lass es doch Harrys Hauself machen! Er kann Snape ja dein Zeug in den Tee kippen, ohne dass einer von euch beiden ĂŒberhaupt mitbekommt, dass er da ist! Die Spione von Dumbledore haben wir ja auch nicht bemerkt. Und du wĂ€scht deine HĂ€nde in Unschuld!“ Von dieser Idee war Hermine wesentlich begeisterter, nur Harry machte sich ein wenig Sorgen.
„Meint ihr nicht, das geht jetzt doch zu weit? Ihm etwas ’in den Tee tun’? Ich weiß nicht
“, sagte er hadernd.
„Komm schon, Harry. Wenn selbst unser Minchen dazu bereit ist, dann brauchst du dir doch keinen Kopf zu machen“, sagte Ron aufmunternd.
„Aber ich mach mir einen Kopf. Und wisst ihr, warum? Weil es MEIN Hauself sein wird, der Severus den Trank untermischt. Wenn Severus dahinter kommt, dann bin ich dran! Ich will nicht, dass wir uns wieder anfeinden wie frĂŒher. Ich mag es, wie es jetzt ist, versteht ihr das nicht?“, erklĂ€rte Harry aufgewĂŒhlt.

Hermine tĂ€tschelte Harrys Knie, bevor sie sagte: „Du musst gar nichts tun, Harry. Wenn dein Elf es nicht machen soll, dann mach ich es eben selbst, wenn ich denke, der Zeitpunkt wĂ€re gĂŒnstig. Ich werde aber erst einmal morgen wegen der Farben recherchieren.“
„Hey, ich wĂŒsste sogar jemanden, der dir dabei helfen könnte, Hermine!“, sagte Ron schelmisch lĂ€chelnd.
„Und wer soll das bitte sein?“, wollte sie wissen.
„Na, wer kennt sich denn in Hogwarts am besten mit so etwas aus?“, stellte er als Gegenfrage. Als Harry und Hermine beide mit den Schultern zuckten, sagte Ron: „Na, nur eine Person: Professor Trelawney!“
Hermine rollte mit den Augen, bevor sie sagte: „Bloß nicht! Da beichte ich lieber Snape, dass ich in der zweiten Klasse die Baumschlagenhaut aus seinen privaten VorrĂ€ten geklaut habe als mich diesem Insekt freiwillig zu nĂ€hern.“

Mit Trelawney war Hermine nie richtig klargekommen, aber spÀtestens ab der dritten Klasse, seit die Professorin ihr gesagt hatte, ihr Herz wÀre welk wie das einer alten Jungfer, da hatte Hermine definitiv genug von der Frau.

Ein Blick auf Hermines Armbanduhr, die noch auf dem Tisch lag, zeigte die spÀte Uhrzeit: zwei Uhr und vierundzwanzig Minuten. Plötzlich seufzte Harry und seine beiden Freunde starrten ihn fragend an.

„Was ist denn, Harry? War ein anstrengender Tag oder?“, sagte Hermine grinsend.
„Ja, die Abwechslung habe ich auch gebraucht, aber bald geht’s wieder zurĂŒck nach Hogwarts und dann
“
Als er innegehalten hatte, stocherte Ron nach, indem er die letzten Worte wiederholte: „
und dann?“
Wieder seufzte Harry, bevor er fortfuhr: „Und dann werde ich wieder nur an eines denken können.“
„Ginny“, sagte Hermine selbstsicher, so dass Harry nur nicken konnte.
Einen Arm um Harry legend erklĂ€rte Ron: „Tut mir wirklich Leid, Mann, aber du kannst nicht zu ihr rein. Nicht einmal mit deinem Tarnumhang.“
„Wieso nicht einmal mit dem?“, fragte Harry unglĂ€ubig.
„Na ja, weil ein Blutzauber ums Zimmer gelegt worden ist. Nur Weasleys und ihre Verlobten können da rein. Und natĂŒrlich die, die Poppy noch in den Zauber einbezogen hat. Das sind, warte mal“, sagte Ron ĂŒberlegend, bevor er fortfuhr, „noch zwei Schwestern und Snape. Der ist wohl ihr Assistent, aber das war er ja schon frĂŒher, weil er TrĂ€nke fĂŒr sie zubereitet und in schlimmen FĂ€llen auch helfen kann, Wunden zu heilen.“

Schlagartig erinnerte sich Harry an das Duell mit Draco auf der MÀdchentoilette und wie Severus damals den Blutfluss des Verletzten gestoppt und die Schnittwunden auf dem blassen Körper mit einem Gegenfluch, der wie ein Lied geklungen hatte, verschlossen hatte. Ja, Severus war definitiv dazu in der Lage, einem Schwerverletzten helfen zu können. Kein Wunder, dass Poppy lieber Severus als ihn ihren Assistenten haben wollte.

Dieses Mal war es Ron, der seufzte, bevor er noch anfĂŒgte: „Ginny hat letztens wieder nach dir gefragt, aber es geht halt nicht.“

BetrĂŒbt fasste Harry sich an die Stirn und gleich darauf raufte er sich die wirren Haare.

„Ich verstehe das nicht. Ich meine, Ginny ist in Hogwarts. Hogwarts ist sicher! Ich bin Harry Potter und jeder weiß, dass ich ihr nie etwas antun wĂŒrde. Warum darf ich nicht zu ihr rein?“, fragte er verzweifelt.
Hermine hatte sich auf Ginnys Wunsch hin mit diesem Blutzauber auseinandergesetzt und konnte Harry daher erklĂ€ren: „Ich hab viel drĂŒber gelesen. Es ist ein Gesetz, welches auf jeden Fall eingehalten werden muss. Nicht einmal Arthur als Minister kann da eine Ausnahme fĂŒr dich machen. Es sind frĂŒher zu viele Dinge geschehen. Uralte Familienfehden, Verfluchungen von Neugeborenen
 Weißt du, Harry, wenn man die Population der magischen Welt mit der der Muggel vergleicht, dann gibt es sehr, sehr wenige Zauberer und Hexen auf der Welt. Dieses Gesetzt zum Schutz vor Verfluchungen ist uralt und wurde nach der Hexenverfolgung wĂ€hrend der FrĂŒhen Neuzeit einfach beibehalten.“
„Verstehe“, sagte Harry, „so was wie mit dem dreizehnten Gast bei Dornröschen und dem Todesfluch mit der Spindel.“
Hermine lachte, denn offenbar hatte Harry das Buch, welches sie Snape als Geschenk fĂŒr ihn empfohlen hatte, bereits auswendig gelernt, so dass sie antwortete: „Ja, genau so! Sind doch nur noch insgesamt neun Wochen, Harry, dann seht ihr euch wieder!“
„Aber sie fehlt mir jetzt schon!“, sagte er schluchzend. StĂ€ndig die Nase hochziehend offenbarte er: „Sie fehlt mir morgens in der großen Halle beim FrĂŒhstĂŒck und sie fehlt mir, wenn ich durch die GĂ€nge laufe. Und wenn wir mit den SchĂŒlern was zusammen unternehmen, dann ist sie auch nicht mehr mit dabei.“

Er machte sich gar nichts daraus, seinen TrĂ€nen freien Lauf zu lassen. Er vermisste es, Ginny tĂ€glich zu sehen, selbst wenn es nur im VorĂŒbergehen war. Ihm fehlte ihr LĂ€cheln, wenn sie wĂ€hrend des Essens zu ihm hinĂŒber an den Lehrertisch blickte und er sehnte sich nach ihren strahlenden Augen, in denen er versinken wollte.

Sich die Brille von der Nase nehmend und sich die TrĂ€nen trocknend sagte er: „Ich habe Voldemort besiegt, Herrgott! Es muss doch eine Möglichkeit fĂŒr mich geben, sie zumindest einmal sehen zu können.“ Aufgebend seufzte er und schnĂ€uzte sich die Nase, bevor er sich auf den Weg nachhause machen wollte.

„Harry? Könntest du Wobbel bitten, die drei Flaschen zurĂŒckzubringen? Ich will morgen gleich in die Bibliothek in Hogwarts und ich möchte nicht erst zu Snape, denn der wird mich mit Fragen wegen unseres Experiments löchern und mich sicherlich stundenlang festnageln“, erklĂ€rte Hermine mit einem zuckersĂŒĂŸen LĂ€cheln.

Nachdem er seinen Elf gerufen hatte, blickte Wobbel ihn mit großen Augen und hĂ€ngenden Ohren an, bevor er mit trauriger Stimme, fast so als wĂŒrde er selbst gleich zu weinen anfangen, fragte: „Oh, Mr. Potter, geht es Ihnen nicht gut? Wie kann ich Ihnen helfen, so dass Sie wieder lachen?“ Der Elf lĂ€chelte demonstrativ, doch Harry war nicht nach Frohsinn zumute.
Nach einem schwermĂŒtigen Seufzer erwiderte Harry: „Ach, du kannst mir auch nicht helfen, Wobbel.“
„Oh, ich kann viele Dinge tun, Sir. Sie mĂŒssen nur fragen und ich kann Ihnen sagen, ob es möglich ist oder nicht, aber bisher war alles möglich!“, sagte sein Elf zuversichtlich.

Mit einem Male glitzerten Harrys Augen wieder hoffnungsvoll. Unter den wachen Ohren seiner beiden Freunde fragte Harry: „Ist es möglich, dass du mich in ein Krankenzimmer in Hogwarts bringst, ohne dass jemand davon erfĂ€hrt?“
„Aber natĂŒrlich
“
Wobbel wurde unterbrochen, als Hermine dem Hauself erklĂ€rte: „Das ist aber ein Zimmer, das durch einen Blutzauber geschĂŒtzt ist!“
Ihre Worte klangen so desillusionierend, dass Harry die Hoffnung wieder fallen ließ. Diese wichtige Information hatte Harry ganz vergessen und so ging er davon aus, dass Wobbel den Blutzauber nicht durchbrechen konnte, doch der antwortete unverhofft: „NatĂŒrlich kann ich das, Mr. Potter. Es gibt nur ein Zimmer in Hogwarts, das mit einem aktiven Blutzauber geschĂŒtzt wird. Ich kann ihn ĂŒberwinden und Sie in das Zimmer bringen, ohne dass der Blutzauber Alarm schlĂ€gt!“

Das breite Grinsen auf Harrys Gesicht war Wobbel eine sichtbare Freude.

„Um Himmels Willen, Harry. Pass bloß auf! Wenn man dich entdeckt, dann wanderst du fĂŒr siebzehn Jahre nach Askaban!“, sagte Hermine voller Sorge.
„Wieso fĂŒr siebzehn Jahre?“, fragte er erstaunt nach.
Hermine seufzte einmal, bevor sie lediglich sagte: „Damit du dich dem Kind nicht mehr nĂ€hern kannst, bis es volljĂ€hrig ist.“
„Oh
“, war Harrys einziger Kommentar, doch Wobbel versicherte, dass man ihn nicht entdecken wĂŒrde, so dass er sich dieser Gefahr stellen wollte, auch wenn Hermine darĂŒber nicht sehr erfreut schien.

Ron war anderer Meinung, denn er klopfte Harry auf die Schulter und wĂŒnschte viel GlĂŒck.

„Harry, weck sie aber bitte nicht auf. Es ist nach halb drei nachts“, bat Ron seinen Freund, der daraufhin versicherte, Ginnys Schlaf nicht zu stören, denn er wollte sie einfach nur sehen. „Okay, Harry. Dann viel Spaß und erzĂ€hlt mir morgen, wie’s war. Bis dann und schlaf gut!“
„Ja, gute Nacht, Harry. Vielleicht sehen wir uns morgen, wenn ich in der Bibliothek irgendwas herausbekommen habe?“, sagte Hermine zum Abschied. „Ach ja, hier – die Flaschen von Snape.“

Wobbel nahm die Flaschen entgegen und verstaute sie in seiner bis zu den Knien reichender Toga, bevor er zu Harry sagte: „Sir, ich werde Sie an die Hand nehmen mĂŒssen.“

Der Elf hielt seinem Meister die kleine Hand mit den dĂŒnnen langen Fingern entgegen, die Harry sofort ergriff.

Hinter seinem Bauchnabel spĂŒrte Harry ein Ă€hnliches Ziehen wie bei der Verwendung eines PortschlĂŒssels, nur nicht so unangenehm. Von einer Sekunde zur anderen stand Harry genau an der Stelle des KrankenflĂŒgels, an der er noch heute Morgen Einlass in Ginnys Zimmer erfleht hatte.

Wobbel hielt ihn noch immer an der Hand und sagte: „Tut mir außerordentlich Leid, Mr. Potter, aber Sie mĂŒssen noch einen Moment meine Hand halten.“
„Kein Problem“, sagte Harry leise.
In normaler LautstĂ€rke und stetig grinsend sagte Wobbel: „Sie brauchen nicht flĂŒstern, Mr. Potter. Niemand kann Sie hören oder sehen, solange Sie meine Hand halten. Kommen Sie nun bitte mit mir und haben Sie keine Angst.“

Mit Harry an der Hand steuerte der Elf direkt die TĂŒr von Ginnys Krankenzimmer an, doch anstatt sie zu öffnen, ging der Elf einfach durch die TĂŒr hindurch und zog seinen Meister flugs hinterher. Harry hatte gar keine Zeit, sich darĂŒber Gedanken zu machen, ob etwas geschehen könnte, wĂŒrde er einfach durch eine verschlossene TĂŒr gehen, denn im Nu hatte er sie auch schon hinter sich gelassen und stand plötzlich in Ginnys Zimmer.

Im Krankenzimmer stehend fĂŒhrte Wobbel einige Handgriffe aus, bevor er Harry losließ und flĂŒsternd erklĂ€rte: „Jetzt mĂŒssen Sie still sein. Sie sind sichtbar und man kann Sie hören, doch nur in diesem Zimmer. Sollte sich die TĂŒr öffnen, werde ich uns wieder unsichtbar machen. Der Blutzauber sieht in Ihnen keine Gefahr. Sie können sich hier frei bewegen, Mr. Potter.“
„Danke, Wobbel. Danke!“, sagte Harry, bevor er aufblickte.

In dem Einzelzimmer, welches nur durch das spĂ€rliche Licht des Mondes erhellt wurde, stand das Bett, in welchem seine Ginny schlief. Vorsichtig ging er, von Wobbel gefolgt, auf das Bett zu – immerwĂ€hrend ein LĂ€cheln auf den Lippen, welches einfach nicht verblassen wollte. Neben ihr stehend betrachtete er ihr friedlich wirkendes Gesicht, wĂ€hrend sich ihr Brustkorb langsam hob und senkte.

Mit Bedacht kletterte Wobbel auf das Bett hinauf und betrachtete die Schlafende, bevor er flĂŒsternd fragte: „Mr. Potter?“ Harry blickte ihn mit einem so seligen Gesichtsausdruck an, dass der Elf fĂŒr einen Moment wie paralysiert schien, bevor er wieder zu sich kam und ganz leise fragte: „Sir, ist das das Kind, weswegen Sie auf dem Formular angekreuzt hatten ’Kinder im Haushalt vorhanden’?“

Es schien kaum möglich, aber Harrys LĂ€cheln wurde noch breiter, als er Wobbel zunickte. Gleich darauf blickte er verzĂŒckt zu der schlafenden Ginny hinunter, wĂ€hrend Wobbel warm lĂ€chelnd den großen Bauch bestaunte, der sich wie eine riesige Melone unter der Decke abzeichnete, und vor lauter Vorfreude bekam der Elf ganz runde Kulleraugen.

Sein ZeitgefĂŒhl war völlig verschwunden. Harry stand wie verzaubert an dem Bett, in dem seine Liebste schlief und er betrachtete schmachtend ihr Gesicht, als sie plötzlich den Kopf leicht drehte und sie einen tiefen Atemzug nahm, den sie ohne Eile wieder entweichen ließ.

Ganz langsam öffnete sie ihre Augen und sie fixierten die von Harry. Sein breites LÀchelnd steckte sie auf Anhieb an und so blickten sie sich einen Moment lang strahlend in die Augen, bevor Ginny ihre Hand ausstreckte, die er sofort ergriff.

„Harry“, flĂŒsterte sie voller Sehnsucht, „ich wusste, dass du einen Weg finden wĂŒrdest. Du hast immer einen Weg gefunden!“


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Wenn mir frĂŒher jemand erzĂ€hlt hatte, was einmal alles passieren wĂŒrde, hĂ€tte ich kein einziges Wort geglaubt.
Joanne K. Rowling