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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Beschwerdeabteilung?

von Muggelchen

Mit Wobbel war Harry zunächst in die Winkelgasse zurückgegangen, um von dort aus wieder nach Hogwarts zu gelangen, doch gleich, nachdem beide einen Fuß auf den Asphalt der magischen Einkaufsstraße gesetzt hatten, sagte Wobbel in beunruhigendem Tonfall: „Mr. Potter, Sir? Es zählt zu meiner Aufgabe, Sie darüber zu informieren, dass Sie verfolgt werden!“
„Verfolgt, Wobbel?“, fragte Harry gespielt erstaunt. „Von wem?“
Wobbel schnippte einmal mit den Finger und erklärte dann: „Jetzt kann er uns nicht mehr hören, Sir. Es ist ein Elf, Mr. Potter. Er ist getarnt und tauchte in dem Moment auf, als wir die Winkelgasse betreten haben.“
„Und wenn er nur durch Zufall hier ist?“, fragte Harry naiv wirkend.
„Ach, Mr. Potter“, Wobbel schüttelte den Kopf, „der andere Elf huscht um uns herum. Er ist Ihnen auf den Fersen – ganz sicher!“
Harry überlegte einen Moment und fragte dann: „Und jetzt kann er uns nicht mehr hören?“
„Nein, man hat mich in der Abwehr sehr gut ausgebildet, Sir!“, erklärte Wobbel mit vor Stolz geschwellter Brust, so dass Harry erleichtert lachen musste.
Unbekümmert fragte er seinen Hauself: „Sag mal, kannst du auch machen, dass er verschwindet? Also, dass er mir nicht mehr folgen kann und mich nicht mehr ausspionieren kann?“
„Aber sicher, Sir! Soll ich es jetzt machen?“, fragte Wobbel, der schon Mittelfinger und Daumen zusammenführte, um den entsprechenden Zauber mit einem Fingerschnipsen durchzuführen.
Einen Moment zögerte Harry und er fragte: „Es wird ihm aber nicht wehtun oder?“
Wobbel schüttelte beruhigend den Kopf und erklärte: „Mein Zauber wird seinen Verfolgungszauber aufheben, Sir. Außerdem belege ich Sie auch gern mit einer anhaltenden Stillewolke, damit kein Wort an sein Ohr dringen kann. Wenn Sie wollen, kann ich das nur auf diesen Elf beschränken oder auch auf alle Elfen anwenden. Na ja, außer mir vielleicht. Wie möchten Sie es haben, Sir?“

Es klang fast so, als hätte ein Kellner gefragt, wie er sein Steak gern hätte.

Harry lächelte und erklärte: „Nur für diesen Elf, Wobbel. Ich hab zwei Freunde unter den Elfen in Hogwarts. Wäre schade, wenn die mich nicht mehr verstehen könnten. Aber halt mich auf dem Laufenden, falls ein anderer Elf mich beschatten sollte!“

Wobbel nickte und schnippte mit den Fingern. Gleich danach bemerkte Harry, dass der spionierende Hauself ihn in der Menschenmenge auf der magischen Einkaufsstraße zu verlieren schien. Er konnte ihm nicht mehr einfach so hinterher gehen. Nachdem Harry appariert war und vor Hogwarts Toren stand, da war der Spion nicht hinterhergekommen – nur Wobbel stand neben ihm und sagte mit leuchtenden Augen und breitem Grinsen: „Sehen Sie, Sir? Er kann nicht mehr folgen!“

In den Kerkern machte sich Severus weiterhin Gedanken ĂĽber die Pergamentrollen, die man aus seinem Geheimversteck entwendet hatte, doch seine SchĂĽlerin versuchte immer wieder, ihn aus seinen Ăśberlegungen zu reiĂźen.

Sie wandte sich an ihn und sagte freudestrahlend: „Professor? Noch eine halbe Stunde und der Trank ist fertig.“

Severus lächelte, aber nur, weil sie sich wieder von ihm abgewandt hatte und es nicht sehen konnte. Der Trank müsste auch in der Praxis auf die Art wirken, wie Miss Granger es in der Theorie ausgearbeitet hatte, dachte er. Nach der Einnahme würden die kleinen Magieteilchen, die Korpuskel, wie hunderttausende von Glühwürmchen anfangen zu leuchten und die Magie bereits im Ruhezustand wie eine Aura um den menschlichen Körper herum zum Glimmen bringen. Während der Anwendung von Magie, wenn zum Beispiel ein einfaches „Wingardium Leviosa“ ausgeführt werden würde, würden die Korpuskeln – je nach Zauber – möglicherweise sogar die Farben ändern, was natürlich ausführlich getestet werden müsste. Miss Granger hatte gestern erst wieder fröhlich enthusiastisch erläutert, dass man diesen Trank bei Squibs anwenden könnte, um zu sehen, auf welche Art deren Magie verkümmert wäre beziehungsweise welche magischen Fähigkeiten bei ihnen durchaus vorhanden wären und vielleicht sogar ausgebaut werden könnten.

„Wenn der Trank fertig gestellt wurde, Miss Granger, dann erwarte ich, dass Sie ihn zu sich nehmen“, sagte er nüchtern, während er sich Notizen zum Projekt machte.
„Wie bitte?“, fragte sie erschrocken nach. „Sie wollen, dass ich das an mir teste?“
Er blickte von seinen Unterlagen auf und erwiderte mit emotionsloser Miene: „Aber natürlich! Es ist Ihre Theorie. Ich verstehe vollkommen, dass Sie auch die erste Person sein möchten, die am eigenen Leib die Probe aufs Exempel macht. Ich werde Ihnen diese Ehre natürlich nicht entreißen.“
Verdutzt und etwas aus der Bahn geworfen fragte sie besorgt: „Aber Sir… Was ist, wenn ich mich damit vergifte?“
„Dann, Miss Granger, können Sie von Glück reden, dass Sie keiner anderen Person Schaden zugefügt haben“, erwiderte er mit der Andeutung eines frechen Grinsens auf den Lippen.
„Professor Snape, ich habe keine Ambitionen, mein Leben so früh zu beenden. Ich will mich nicht vergiften und…“

Er unterbrach sie mit erhobener Hand, während er von seinem Schreibtisch aufstand und zu ihr hinüberging.

„Miss Granger, keine Sorge. Ich habe sicherlich noch irgendwo einen Bezoar herumliegen“, sagte er recht beiläufig, während er sein hämisches Grinsen nun nicht mehr verbergen konnte. Als sie nichts entgegnete, erklärte er: „Was meinen Sie wohl, wie die großen Zaubertränkemeister und –meisterinnen der Welt ihre Entdeckungen gemacht haben? Sicherlich nicht, indem sie einem Knuddelmuff die neuen Tränke eingeflösst haben. Ich erwarte von Ihnen als meine Meisterschülerin nicht nur, dass Sie sich dessen bewusst sind, sondern es auch in die Tat umsetzen. Beim Kochen probieren Sie zwischendurch doch auch oder etwa nicht?“
Verschämt antwortete sie: „Ich kann gar nicht kochen.“ Lediglich mit einer hochgezogene Augenbraue kommentierte er ihren Satz, bevor sie mit betroffener Stimme hinzufügte: „Barnaby Belby ist vor zwei Tagen verstorben. Er hat sich…“
Er unterbrach erneut und beendete ihren Satz mit den Worten: „…durch jahrelange Unachtsamkeit langsam vergiftet. Ja, das Schicksal des Apothekers und Alchimisten ist mir bekannt. Er hat viel zu spät Schutzmaßnahen zur Vorbeugung ergriffen, doch er war sich im Nachhinein seiner Fehler bewusst. Sie, Miss Granger, wissen im Vorfeld, was auf Sie zukommen wird. Ihre Theorie ist vorbildlich ausgearbeitet. Sollten in der Praxis tatsächlich Ungereimtheiten auftreten, dann mit Sicherheit nur in so geringem Maße, dass Sie es nicht einmal bemerken würden. Ich hege keinen Zweifel daran, dass der Trank genauso wirkt wie er wirken soll.“
„Warum trinken Sie dann nicht das Zeug?“, fragte sie eingeschnappt.
„Zeug?“, wiederholte er ein wenig erbost. „Dieser Trank ist nicht nur von den Zutaten her äußerst wertvoll, meine liebe Miss Granger, sondern auch von der Wirkung, die er hervorrufen wird. Und um Ihre Frage mit Ihren eigenen Worten zu beantworten: Ich trinke mein ’Zeug’ und Sie das Ihre! Ich würde Sie niemals dazu überreden, etwas Gebrautes von mir zu sich zu nehmen, das ich nicht selbst schon an mir ausprobiert habe.“

Mit zusammengekniffenen Lippen schaute sie zu Boden und ließ sich die Situation durch den Kopf gehen. Das hier war ihr erstes, ernst zu nehmende Projekt: ein Trank, der auf ihren eigenen Ideen basierte; ein Mittel, das auch, wenn es denn wirken sollte, zur Diagnose von magischen Veränderungen eingesetzt werden könnte. Sie hatte – zumindest schon in der Theorie – einen Trank geschaffen, der sogar Krankenhäusern von Nutzen sein könnte und somit auch vielen Zauberern und Hexen. Es wäre nur richtig, ihn auch selbst zu testen. Doch Professor Snape war im Gegensatz zur ihr ein Meister in Zaubertränken und dazu noch einer der besten. Wenn er etwas Neues zusammenbrauen würde, dann hätte sie keine Bedenken in Bezug auf das Resultat, so dass sie, ohne dass er ihren Gedankengängen folgen konnte, einfach sagte: „Ich würde alles trinken, was Sie zusammenbrauen.“

Er starrte sie für einen Moment lang an, bevor er das von ihr Gesagte so deutete, wie sie es gemeint haben musste, weshalb er entgegnete: „Trotz Ihres schmeichelhaften Kompliments müssen Sie sich darüber im Klaren sein, dass Sie nicht Ihr Leben lang auf Testpersonen zurückgreifen können. Sie könnten es gar nicht mit Ihrem eigenen Gewissen vereinbaren, ständig andere Menschen in potenzielle Gefahr zu bringen.“ Er seufzte einmal, nachdem er bemerkt hatte, dass sie ihn noch immer nicht angesehen hatte, so dass er anbot: „Miss Granger, nur dieses eine Mal stelle ich mich Ihnen zur Verfügung. Wenn Sie es möchten, werde ich den Trank testen!“
Jetzt schaute sie ihn endlich an und zwar sehr verdutzt, bevor sie ungläubig fragte: „Sie würden es tatsächlich trinken?“
Für ihn klang es so, als wäre sie von ihrem Trank nicht sehr überzeugt, so dass er beteuerte: „Natürlich! In dem Trank ist keine einzige Zutat, die ernsthafte gesundheitliche Schädigungen hervorrufen könnten. Auch die Wirkungen der Zutaten untereinander sind ungefährlich. Es gibt für mich keinen Grund, eine negative Reaktion zu befürchten.“

Severus bemerkte, wie sie sein Gesicht musterte, um womöglich nach einer Lüge zu suchen, doch er hatte ihr die reine Wahrheit gesagt. Er fürchtete den Trank an sich nicht und ging auch von keinen unangenehmen Nebenwirkungen aus. Es war ihm nur nicht ganz geheuert, welche Farben der Trank bei ihm ans Tageslicht bringen würde. Das war das Einzige, was ihm wirklich Sorgen bereitete. Als sie ihm in die Augen blickte, fühlte er sich für einen Moment wie paralysiert, doch ihre Stimme erweckte ihn wieder aus seiner Starre, als sie sagte: „Nein nein, schon gut. Ich werde ihn testen.“

In ein Glas füllte Hermine fünfzig Milliliter ihres Trankes, während sich Severus neben sie stellte und jeden ihrer Handgriffe beobachtete. Sie hielt sich das Glas unter die Nase und roch daran, bevor sie ihm erneut in die Augen blickte. Plötzlich fiel ihr etwas an ihrem Professor auf, das ihr neulich schon aufgefallen war, doch vor wenigen Tagen konnte sie nicht sagen, was es gewesen war, das ihn so anders erscheinen ließ.

Dieses Mal wusste sie es und sie sprach es unverblümt an: „Sagen Sie, sind Ihre Augen heller geworden?“
Erschrocken weiteren sich seine Lider, bevor er wieder seine Maske zurechtrückte, auf seine Notizen starrte und erwiderte: „Sie müssen sich irren. Das ist sicherlich nur das Licht hier unten.“
Sie gab nicht auf und forderte mutig: „Sehen Sie mich nochmal an, bitte!“
Wütend schnaubte er, bevor er – ohne sie anzublicken – grantig sagte: „Wenn Sie die Güte hätten, den Trank einzunehmen, damit wir…“
„Was ist denn schon dabei, wenn Sie mich einmal ansehen?“, fragte sie hartnäckig.
In diesem Moment blickte er auf und seine Augen waren wieder dunkel, nahezu nachtschwarz, bevor er mit schmieriger Stimme verinnerlichte: „Meine Augen oder ihre Farbe gehen Sie überhaupt nichts an, Miss Granger!“

Ihr Herz hatte einen Schlag ausgesetzt, weil er wieder so wütend schien wie damals, als er sie an seinem Denkarium hatte stehen sehen, doch bevor die Situation eskalieren konnte, klopfte es an der Tür. Barsch bat der Professor den unverhofften Gast herein. Es war Harry und…

„Hi Severus, darf ich vorstellen? Das ist…“

Als Harrys Blick auf Hermine fiel, die so sauer dreinschaute, hielt er erschrocken inne. Sie würde sicherlich böse auf ihn sein, weil er nun einen Hauself besaß. Seine Gedanken überschlugen sich und er suchte nach einer Erklärung, die sich nur stotternd formte, so dass er auf Wobbel zeigte und abgehackt sagte: „Hermine, das ist nicht… nicht so, wie du… Es tut mir Leid, ehrlich! Du weißt, dass ich B.ELF.ER immer ernst genommen habe, aber… Du musst mir glauben, Hermine!“
Sie rollte mit den Augen, bevor sie gleichgültig entgegnete: „Krieg dich mal wieder ein, Harry!“ Sie schnaufte verachtend, nachdem sie flüsternd hinzugefügt hatte: „Von wegen ernst genommen.“

„Harry, wie geht es Ihren Kopfschmerzen?“, fragte Severus mit hochgezogenen Mundwinkeln, was einem Lächeln sehr, sehr nahe kam, denn er glaubte, die Antwort zu kennen.
Sein junger Kollege sagte erleichtert klingend und mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck: „Ich habe keine Kopfschmerzen mehr, aber es sieht so aus, als hättet ihr beide welche. Doch bevor ich euch davon erlöse, möchte ich eine Sache klarstellen!“ Er holte tief Luft bevor er in den Raum hinein sagte, damit die beiden Elfen, die Severus und Hermine ausspionierten, es auch deutlich hören würden: „Wenn Professor Dumbledore wirklich glaubt, ich wäre eine Gefahr für diese Welt, weil ich möglicherweise ein neuer dunkler Lord werden könnte, dann möchte ich, dass er sich an mich wendet und mit mir persönlich über diese Angelegenheit spricht!“

Gleich darauf blickte Harry verschmitzt lächelnd zu seinem Hauselfen hinunter und nickte ihm einmal zu. Wobbel schnippte locker mit den Fingern der rechten Hand und Harry sah, wie beide Elfen durch einen blauen Schutzwall, ähnlich einer kleinen Schockwelle, aus dem Zimmer gedrängt wurden.

„So, das wäre erledigt!“, sagte Harry, bevor er tief durchatmete.
„Sie sind wirklich weg?“, fragte Hermine angespannt.
Nach seinem Kopfnicken ließ sie ihre Schultern locker hängen. Entspannung machte sich in ihr breit, doch nicht bei Severus, denn der sagte gleich darauf sehr ernst: „Harry, ich bin bestohlen worden und das, was man mir entwendet hat, könnte die Fronten zwischen Ihnen und Albus nur noch verhärten! Ich muss es wiederbekommen und ich muss wissen, wer es gelesen hat!“

In der „Abteilung für magische Unfälle und Katastrophen“ wurde gerade die Post von Hauselfen verteilt. Mrs. Barmy-Bedlam ging wie üblich zunächst die Eilanträge durch, um gleich darauf die bereits wartenden Vergissmich für den Außendienst einzuteilen und loszuschicken, um Muggel von ihren verstörenden Erinnerungen an laufende Bettpfannen, sprechende Spiegel oder rülpsende Blumenvasen zu befreien. Nachdem Mrs. Barmy-Bedlam die Aufträge an die Angestellten verteilt hatte und diese sich auf den Weg gemacht hatten, widmete sie sich der restlichen Tagespost. Sie arbeitete seit über drei Jahrzehnten in dieser Abteilung und war einiges gewohnt, doch heute brachte ein Brief sie völlig aus der Fassung. Sie las ihn wieder und wieder, doch sie konnte ihn weder bearbeiten noch einer anderen Abteilung zukommen lassen, so dass sie ihn zunächst beiseite legte.

Als Mrs. Barmy-Bedlam mit der Post und ihrer allgemeinen Arbeit fertig war, las sie nochmals den Brief, der sie die ganze Zeit über beschäftigt hatte, denn darin stand:


„Sehr geehrte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zaubereiministeriums,

ich reiche hiermit Beschwerde wegen eines Vergissmich-Zaubers ein, der in Ihrer Abteilung genehmigt und am 14.02.1978 an mir selbst angewendet worden war. Der Grund meiner Beschwerde ist, dass ich zu diesem Zeitpunkt erst acht Jahre alt war.

Die in dem Buch ’Geschichte der Zauberei’ angegebenen Gesetzesauszüge besagen ausdrücklich, dass vor der Anwendung eines Vergissmich-Zaubers an minderjährigen Muggeln in jedem Fall individuell von einem Beirat entschieden werden muss, ob überhaupt eine Gefahr für die Zaubererwelt besteht und ob ein Vergissmich-Zauber eingesetzt werden darf.

Darüber hinaus muss einer minderjährigen Person vor der Durchführung eines Vergissmich-Zaubers ein Jugendvertreter Ihres Zaubereiministeriums zugewiesen werden, dessen Aufgabe darin besteht, im Vorfeld wie auch nach einem vollzogenen Gedächtniszauber sich um die minderjährige Person zu kümmern. Das alles war nicht der Fall, wie eine Zeugin es bestätigen kann.

Sie haben somit gegen § 132 des Muggelschutz-Gesetzes verstoßen, welcher sich in Abs. 2 und 3 (Muggelabwehrzauber) ausführlich mit dem Umgang von Minderjährigen befasst.

Mit freundlichen GrĂĽĂźen,
Anne Adair“


Mrs. Barmy-Bedlam überlegte kurz und marschierte dann mit dem Brief zu einer Kollegin im gleichen Stockwerk, die beim „Komitee für muggelgerechte Entschuldigungen“ arbeitete, doch auch die konnte mit der Beschwerde nichts anfangen, da der Fall schon 25 Jahre zurückliegen würde und das Komitee lediglich die Aufgabe hatte, magische Geschehnisse, die man vor Muggeln nicht vertuschen konnte, mit unverdächtigen Erklärungen abzutun – dazu war es längst zu spät. Der Fall von Miss Adair behandelte ein anderes Gebiet.

Die Kollegin riet: „Geh doch mal zur Abteilung für magische Strafverfolgung ins ’Büro gegen den Missbrauch der Magie’. Vielleicht können die was damit anfangen.“
Mrs. Barmy-Bedlam stutzte einen Augenblick, bevor sie die Worte ihrer Kollegin begriffen hatte und erklärte dann erbost: „Aber das würde ja bedeuten, dass meine Abteilung sich des Missbrauchs der Magie strafbar gemacht hätte!“

Mit einer hochgezogenen Augenbraue kommentierte die Kollegin des Komitees diese Anmerkung, so dass Mrs. Barmy-Bedlam nervös ein Stockwerk tiefer in den zweiten marschierte und etwas gehemmt an die Tür des Abteilungsleiters des ’Büros gegen den Missbrauch der Magie’ klopfte. Auch der studierte die Beschwerde von Miss Adair und sagte kopfschüttelnd und vorwurfsvoll: „Da haben Sie Ihren Job wohl nicht richtig gemacht, wie? Es gab noch nie – wirklich nie – eine Beschwerde über die Anwendung eines Vergissmich-Zaubers von der Person, an der der Zauber angewandt worden ist.“
Mrs. Barmy-Bedlam schaute verschämt zu Boden und fragte eingeschüchtert: „Haben wir für solche Fälle eine Beschwerdeabteilung?“
Der Abteilungsleiter des „Büros gegen den Missbrauch der Magie“ erklärte sarkastisch: „Es gab noch nie Beschwerden in dieser Hinsicht! Wie auch? Die Muggel sollten in der Regel nicht einmal mehr wissen, dass es etwas geben könnte, worüber sie sich überhaupt beschweren können!“ Er war etwas lauter geworden, empfahl jedoch am Ende: „Gehen Sie zu meiner stellvertretenden Vorgesetzten. Sie wissen, wo sich Miss Bones’ Büro befindet?“ Mrs. Barmy-Bedlam nickte und ging den Gang hinunter, bis sie Miss Bones’ Vorzimmerdame ihr Anliegen erklären konnte.

In den Kerkern sträubte sich Severus, etwas über den Inhalt der gestohlenen Pergamentrollen zu sagen, so dass Harry und Hermine sich keinen Reim daraus machen konnten, warum die Beziehung zwischen dem Direktor und Harry sich dadurch möglicherweise verschlechtern könnte.

„Na ja, vielleicht bekommt Albus ja in dieser Sekunde meine Nachricht übermittelt und ich hoffe, dass wir morgen während des Frühstücks einen kleinen Gesprächstermin ausmachen“, sagte Harry aufatmend.

Er wollte wirklich mit Albus reden und von dem Direktor persönlich hören, warum der so schlecht von ihm dachte. Es lag Harry weniger daran sich zu rechtfertigen, denn dass hatte er nicht nötig, doch er wollte die Gründe erfahren. Manchmal zweifelte Harry nämlich selbst. Arthur hatte es so schön auf den Punkt gebracht, indem er erklärt hatte, dass einige aus dem Orden ihrer eigenen Meinung nicht trauen würden, weil es Dumbledore war, der das Gegenteil behauptete. Natürlich war es schwer, einem mächtigen angesehenen Zauberer wie ihm nicht zu glauben. Hätte Albus früher einmal behauptet, Hermine wäre eine bösartige Hexe, dann hätte Harry diese Aussage selbstverständlich auch für bare Münze genommen – zumindest für einen kurzen Augenblick.

Am Abend wollte Harry etwas Entspannen und so nahm er Sirius’ Einladung an, mit ihm zu Anne zu gehen, um sich von ihr bekochen zu lassen. Durch den Kamin flohten sie in den Pub „Zum Tropfenden Kessel“, um von ihm aus in die Muggelwelt zu gelangen.

In Annes Wohnung angelangt schlug ihnen gleich der wohlriechende Duft eines Zwiebelbratens entgegen, zu welchem sie Sauerkraut und Knödel reichen würde.

Nachdem sie gegessen hatten, stellte Harry laut fest: „Also das ist doch mal was anderes, als das Essen in Hogwarts!“ Danach rieb er sich den vollen Bauch, bevor sie sich ins Wohnzimmer begaben und es sich auf Couch und Sessel gemütlich machten. Harry durfte Musik auswählen und derweil wurde ihm bewusst, wie fremd ihm die Muggelwelt bereits geworden war. Viele Musikgruppen kannte er gar nicht mehr und so wählte er einfach „Das weiße Album“ von den Beatles, denn da konnte er seiner Meinung nach nichts falsch machen.

Irgendwann stellte Harry die Frage, warum der Bruder von Annes bester Freundin als Junge in Frankreich zur Zaubererschule gegangen war und Sirius, der die Geschichte von Anne erfahren hatte, machte den Anfang, indem er erklärte: „Er war wohl ein kleines Sprachgenie und konnte schon mit neun Jahren ganz gut Französisch. Aber mal nebenbei: Es ist es mir sowieso ein Rätsel, wie das mit den Einladungen überhaupt funktioniert. Ich meine, viele Kinder, besonders muggelstämmige, wissen ja nicht einmal, dass sie zaubern können. Trotzdem müssen sie ja irgendwo registriert sein, sonst könnten sie zu entsprechender Zeit doch keinen Brief bekommen.“

Anne erzählte weiter: „Bevor Frank überhaupt wusste, dass er ein Zauberer ist, haben seine Eltern mit dem Direktor seiner Grundschule ausgemacht, dass er im nächsten Schuljahr als Austauschschüler nach Frankreich gehen durfte und da bekam er auch schon den Brief von der Zaubererschule in Frankreich und nicht von Hogwarts. Die müssen irgendwie auf die Entscheidung von Franks Eltern Rücksicht genommen haben. Frag mich nicht, wie das gehen soll… Kannst ja mal Dumbledore fragen, ob er da Licht ins Dunkel bringen kann. Interessant wäre es schon, mal zu wissen, ob irgendwo eine Art ’magischer Karteikasten’ existiert, der von ganz allein die Namen von Neugeborenen notiert, die in elf Jahren einen Brief von einer Zaubererschule erhalten sollen.“

Ja, dachte Harry, die Überlegung hatte was. Dass man den Namen „Harry James Potter“ vorgemerkt hatte, war ihm klar, aber was war beispielsweise mit Hermine? Wusste sie schon früh, dass sie eine Hexe war oder ließen sich die Merkwürdigkeiten, die möglicherweise – wie bei ihm selbst – in ihrer näheren Umgebung geschehen waren, erst mit der Einladung der Zaubererschule erklären?

„Was macht Frank jetzt?“, fragte Harry neugierig.
Anne schluckte einmal, bevor sie erklärte: „Der liegt auf dem Abney Park Cemetery. Beth hat mir neulich erst anvertraut, dass er im Krieg gefallen war – also in ’eurem’ Krieg gegen diesen Wahnsinnigen.“
„Voldemort“, murmelte Harry und Anne nickte daraufhin.
Etwas enttäuscht klingend fügte Anne hinzu: „Nachdem er gestorben war, hat Beth mir damals einfach erzählt, ihr Bruder wäre bei einem Autounfall ums Leben gekommen.“
Mit zusammengekniffenen Lippen nickte Harry, bevor er monoton entgegnete: „Ja, das kommt mir bekannt vor.“

Unweigerlich kam das Gespräch auf Annes Erlebnis mit den Vergissmich und Harry sowie Sirius stimmten erneut zu, dass es moralisch nicht vertretbar wäre, bei Kindern solche Vergessenszauber anzuwenden.

Mit einem gehässigen Funkeln in den Augen erzählte Anne: „Ich habe einen Beschwerdebrief an euer Ministerium geschickt!“
Hier fielen Harry beinahe die Augen raus, bevor er fragte: „Wie denn das? Doch nicht mit der Muggelpost? Der arme Postbote…“

Er sah vor seinem inneren Auge, wie ein Muggelpostbote in der Telefonzelle stand, die einen fĂĽr Muggel unerkannten Zugang zum Zaubereiministerium darstellte, und verzweifelt nach einem Briefkastenschlitz suchte.

„Nein, natürlich nicht. Sirius hat meinen Brief per Eule weggeschickt. Bin mal gespannt, ob ich eine Antwort erhalten werde und wenn ja, wie man die wohl schicken wird. Ich überlege mir jetzt schon, was ich meinen Nachbarn erzählen soll, wenn bei mir plötzlich ein Vogel mit einem Brief am Bein ans Fenster klopft“, erklärte sie belustigt.
Mit einem Male beschlich Harry ein ungutes Gefühl und deswegen gab er seine Bedenken preis, indem er sagte: „Aber nicht, dass die nachträglich noch einmal herkommen und…“
„Nein, dürfen sie gar nicht!“, unterbrach ihn Sirius. „Weil“, er kramte etwas aus seiner Hosentasche und hielt Anne gleich darauf eine kleine Schachtel unter die Nase, die er öffnete, „ich Anne jetzt fragen werde, ob sie tatsächlich so verrückt ist – was ich innerlich bejahen möchte – und mich heiraten würde!“

Sie grinste breit und schlug sich die Hände vor den Mund, bevor sie ein fiependes Geräusch von sich gab, womit sie ihre Aufregung kundtat. Da sie immer noch nichts sagen konnte, sondern nur wie gebannt auf den Ring starrte, sagte Sirius noch mit einem fröhlichen Gesichtsausdruck: „Denn wenn ein Muggel mit einem Zauberer liiert ist, können die überhaupt nichts machen!“

Nachdem Anne sich endlich – zu Sirius’ Erleichterung – äußern konnte, steckte er ihr den Ring an den Finger und Harry war der Erste, der den beiden freudestrahlend gratulieren durfte. Die Stimmung war ausgelassen und fröhlich, so dass Anne eine Flasche Perrie Jouet öffnete, einen Champagner, der wegen seiner kunstvoll mit Windröschen verzierten, handbemalten Flasche auch gern „Flower-Bottle“, also „Blumenflasche“ genannt wurde und den sie, wie sie erzählte, vor etlichen Jahren von einem Freund zur bestandenen Führerscheinprüfung geschenkt bekommen hatte.

Sirius war so frech und fragte Harry: „Wie steht’s mit Ginny? Demnächst etwas Ähnliches vor, wie…“ Er hielt inne und nahm stattdessen Annes Hand, um Harry den Ring zu zeigen, woraufhin Harry nur grinsen musste.
„Ja, ich denke, nach der Geburt wage ich diesen Schritt“, entgegnete er breit lächelnd.


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Die Entschlüsselung der Namen ist gut und schön, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass dem zuviel Bedeutung beigemessen wird. Überspitzt gesagt, könnte Malfoy auch Müller-Lüdenscheid heißen, er würde aber dieselbe finstere Figur bleiben.
Klaus Fritz