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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Warnungen

von Muggelchen

Noch weit vor Mitternacht hatte Severus sich gegen Poppys Einwände durchsetzen können, so dass er sich am Ende ihres Disputs in seine Räumlichkeiten begeben durfte, auch wenn es so ausgesehen hatte, als würde sie mit ihren Gegenargumenten gewinnen. Nur mit dem Versprechen, sich zu schonen und am nächsten Tag keinen Unterricht zu geben, durfte er die Nacht in seinem eigenen Zimmer verbringen.

Das Portrait vor seinen Gemächern hatte ihn seltsam eindringlich angeschaut, ihm die Tür jedoch ohne ein Wort weit geöffnet. Kaum hatte Severus sein Schlafzimmer betreten, erschien in dem einzigen Gemälde, welches er in seinen Räumen zu hängen hatte und eine verschneite Winterlandschaft in der Nacht zeigte, eine Person, die sich in diesem Zimmer äußerst selten aufhielt. Das letzte Mal hatte Salazar Slytherin ihn durch die Winterlandschaft heraus aus dem Schlaf geschrieen, um ihm mitzuteilen, dass er für Ruhe auf dem Gang vor seinen Gemächern zu sorgen hätte, weil sein Hund dort draußen so laut bellen würde. Salazar fror unverkennbar in dem Gemälde, in welchem laut bibberndem Gründer mindestens minus zwanzig Grad herrschen mussten, so dass er sich beide Arme um den Körper schlang, um Wärme bei sich zu behalten. Severus machte sich nicht die Mühe zu fragen, wie ein Portrait aus magischer Farbe überhaupt imstande sein würde, frieren zu können, denn wenn Salazar persönlich in seinem Schlafzimmer auftauchte, war er entweder sehr verärgert oder es handelte sich um etwas äußerst Wichtiges.

„Severus“, sagte Salazar, um sich Gehör zu verschaffen. Nachdem Severus näher an den Gründer herangetreten war, sagte Salazar flüsternd: „Von Slytherin zu Slytherin eine kleine Warnung: Ab morgen werden die Wände Ohren haben und kein Zauber kann Heimliches geheim halten!“ Bevor Severus fragen konnte, was genau Salazar damit meinen würde, verschwand dieser auch schon wieder. Es konnte nur eines bedeuten, nämlich dass Albus plante, ihn ab morgen früh zu überwachen und höchstwahrscheinlich nicht nur ihn, sondern auch Black und Harry.

Mit einer Jogginghose und einem alten Weasley-Pullover bekleidet hatte Harry es sich auf der Couch gemütlich gemacht, nachdem er gerade eben mit den Hausaufgaben seiner Schüler fertig geworden war. Entspannt las er in einem Buch, welches Narzissa ihm ans Herz gelegt hatte, als er plötzlich durch ein ungewöhnliches Knistern im Kamin vom Lesen abgelenkt wurde. Er hörte Mollys Stimme aus dem Feuer heraus in den Raum rufen. Sofort eilte er hinüber zur Feuerstelle und fragte, was los sei. Es war sehr ungewöhnlich für Rons Mutter, sich bei ihm zu melden, aber noch ungewöhnlicher war die späte Stunde, in der sie ihn kontaktiert hatte.

„Harry Schatz, ich wollte dich etwas… etwas Persönliches fragen. Wegen Ginny! Würdest du für zehn Minuten kurz mal bei mir vorbeischauen?“, fragte Molly mit einem gequälten Lächeln auf den Lippen.
„Was denn? Jetzt um halb zwölf?“, fragte er ungläubig zurück. Sie bestätigte nickend und versprach, dass es nicht länger dauern würde, so dass er schleunigst seine Schuhe überzog und in den Fuchsbau flohte.

Als er durch den Kamin in die Küche trat, blickte er in das noch immer mit einem aufgesetzten Lächeln verzierte Gesicht einer eher besorgt wirkenden Molly.

„Also, was ist mit Ginny?“, fragte Harry. Erst nach seiner Frage fiel ihm auf, dass um den großen Küchentisch herum bis auf Ginny alle Weasleys versammelt saßen, sogar Percy. Die sonst so fröhliche Familie blickte ausgesprochen bedrückt drein. Selbst Fred und George, die für gewöhnlich immer ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen hatten, schauten betreten zu ihm hinüber, bevor sie ihren Blick auf den Tisch richteten.

Harry fühlte sich plötzlich ganz unbehaglich und fragte sorgenvoll: „Um Gottes Willen… Es ist doch nichts mit Ginny passiert?“
Hier antwortete Arthur mit niedergeschlagener Stimme: „Nein Harry, es geht nicht um Ginny. Bitte nimm doch Platz.“ Molly betrachtete kurz den vor Jahren von ihr gestrickten Pullover mit dem großen „H“ darauf und lächelte bei dem Anblick aus vollem Herzen, auch wenn Tränen in ihr aufsteigen wollten. Dann legte sie eine Hand auf Harrys Schulter und forderte ihn mit einem leichten Druck auf, neben Bill Platz zu nehmen, so dass er Arthur genau gegenüber sitzen würde.

Ein fragender Blick reichte und Arthur erklärte schleppend: „Albus nimmt die Sache etwas zu ernst, Harry. Nicht einmal Minerva konnte ihn davon überzeugen, dass er falsch liegen muss. Er glaubt tatsächlich, du wärst eine Gefahr, mein Junge.“ Arthur seufzte. An dessen Augen bemerkte Harry, dass er müde wirkte und sehr angeschlagen schien. Harry blickte hinüber zu Ron, der ihm einen mitleidigen Blick zuwarf und selbst die Gesichter der Zwillinge waren voller Bedauern. Mit großen Augen lauschte Harry aufmerksam, als Arthur erklärte: „Ab morgen wird man dich beschatten, obwohl mehr als die Hälfte des Ordens gegen diese Entscheidung gestimmt hatte. Keiner glaubt in seinem tiefsten Innern, dass du…“ Arthur hielt inne, seufzte erneut und schüttelte den Kopf. Offensichtlich hatte er schwer damit zu kämpfen, als Freund und Minister nichts gegen Albus und dessen törichtes Verhalten ausrichten zu können. „Aber einige zweifeln an ihrer eigenen Ansicht, weil es nun mal Albus ist, der etwas anderes sagt und sie lassen sich von ihm in die Irre führen.“

Für alle hörbar musste Harry zunächst einige Male schlucken, bevor der Kloß, der sich in seinem Hals gebildet hat, endlich verschwunden war, doch Worte wollten seinen Mund nicht verlassen. Diese Information machte Harry noch viel trauriger als damals, als Arthur in dem Fastfood-Restaurant davon erzählt hatte, dass Albus ihn für einen neuen Dunkelmagier halten würde.

Arthur wollte ihm Mut zusprechen und sagte: „Wir alle und auch Hermine und Remus stehen voll hinter dir. Ich bin mir darüber hinaus sicher, dass keiner dich für gefährlich hält, aber trotzdem musst du ab jetzt auf der Hut sein. Wenn du in Hogwarts bist, dann sage nichts, was nicht auch für die Ohren Dritter bestimmt sein darf. Und achte darauf, dass du keine Fehler machst, für die man dich“, Arthur stockte, bevor er fortfuhr, „für die man dich nach Askaban schicken könnte.“

Molly legte einen Arm um Harry, der sein Gesicht in den zitternden Händen vergrub. Die Arme von Ron folgten, der ihn fest an sich drückte. Die Zwillinge drückten stärkend seine Schultern und tätschelten freundschaftlich seinen Kopf und erst jetzt musste Harry anfangen zu weinen.

Leise sagte Ron zu Harry: „Mich will man auch nicht mehr im Orden haben, weil ich angeblich wegen meiner Quidditch-Karriere keine Zeit hätte. Und bei Mine sagt man das Gleiche: Sie hätte durch ihre Ausbildung im Mungos und ihrer Beschäftigung bei Snape keine Zeit mehr, um für den Orden tätig sein zu können. Fred, George, Bill und Charlie sind aus Protest ausgetreten. Mum und Dad werden aber Mitglied bleiben, damit wir informiert bleiben, was da so abgeht.“

Die Tränen waren schnell wieder versiegt, aber das dumpfe Gefühl im Herzen blieb. Enttäuschung machte sich in Harry breit, doch noch immer – und zum Glück – war das vorrangige Gefühl in ihm jenes zufriedenstellende, welches ihn nach Voldemorts Tod eingenommen hatte. Auch wenn Harrys innere Ruhe nun immer weiter abgedrängt zu werden schien, so war sie doch noch deutlich in ihm vorhanden und dieses Gefühl bewahrte er sich tief im Herzen – dort, wo niemand herankommen könnte. Seine innere Ausgeglichenheit wollte er sich durch diese Neuigkeiten nicht zerstören lassen. Er war der festen Überzeugung, dass er alles, was auf ihn zukommen würde, überstehen könnte. Selbst Albus könnte seinen Einklang mit sich selbst nicht zunichte machen, auch wenn der offensichtlich alles daransetzte, ein wenig an Harrys Seelenfrieden zu kratzen. Nein, dachte Harry entschlossen, Albus würde nicht an ihn herankommen – er könnte ihn nicht mürbemachen.

Molly drückte Harry einmal herzlich an ihre mütterliche Brust und küsste ihm danach die Stirn, bevor sie sagte, es wäre jetzt wieder Zeit für ihn, nachhause zu gehen.

„Hogwarts ist für mich kein Zuhause mehr“, sagte Harry betrübt, aber bestimmt, bevor er sich die Augen trocknete und in sein Wohnzimmer flohte.

Wenige Minuten nach ihm stieg Sirius mit fahlem Gesicht aus dem Kamin. Sein Patenonkel blickte ihn mit wässrigen Augen und mitleidigem Blick an, bevor er sich ihm näherte und ihn fest in den Arm nahm.

„Tut mir so Leid, Harry! So Leid…“ Es war Remus, der Sirius kurz vor halb zwölf zu einem „Schlückchen Wein“ eingeladen hatte, um ihm zu offenbaren, wie die Gesamtsituation mit Harry und Albus aussehen würde.

Während sich Harry von Sirius trösten ließ, klopfte es und nach einer Aufforderung betrat Severus das Wohnzimmer. Mit einigen Bewegungen seines Zauberstabes schoss er blaue Wellen durchs Zimmer, um versteckte Überwachungszauber ausfindig zu machen, bevor er die abhördichte Blase um die drei herum erschuf und sagte: „Wie ich sehe, sind Sie beide offenbar auch informiert worden.“ Harry und Sirius nickten, bevor Severus fortfuhr: „Ab morgen können wir auf diese Art nicht mehr miteinander über vertraute Dinge reden. Die beste Möglichkeit sich auszutauschen, Harry, wären eventuell gemeinsame Spaziergänge mit dem Hund. Ansonsten sollten wir nach anderen Treffpunkten Ausschau halten, an denen wir ungestört sein können, wenn es denn etwas zu bereden geben sollte. Sollte sich die Lage aus unerfindlichen Gründen zuspitzen, sollten wir einen Zufluchtsort haben!“

Harry nickte daraufhin, doch bevor sein Kollege wieder gehen konnte, fragte er ehrlich interessiert: „Severus, wie geht es Ihnen heute?“
Die Frage nach seinem Wohlbefinden brachte ihn ein wenig aus dem Konzept, weil er davon ausgegangen war, dass Harry sich momentan um ganz andere Dinge sorgen würde, aber offenbar war sein junger Kollege nicht mehr so leicht aus der Fassung zu bringen, weswegen er nach einigem Zögern etwas reserviert antwortete: „Gut, danke der Nachfrage.“ Das letzte Mal, als er Harry gesehen hatte, hatte der wieder mit seinem Problem zu kämpfen gehabt, weshalb Severus wissen wollte: „Harry, seit wann können Sie Black eigentlich wieder sehen?“
„Ach, das war gleich, nachdem Sie“, Harry hielt kurz inne, gab sich jedoch einen Ruck und sprach unverblümt den letzten, gemeinsamen Abend und die Eskalation an, „nachdem Sie zusammengebrochen waren. Ich glaube, ich habe mir einfach nur gewünscht, Remus und ihn wieder sehen zu können und da waren sie auch plötzlich schon wieder da. Wir drei hatten Sie dann zu Poppy gebracht.“
„Sie haben es sich gewünscht?“, fragte Severus ungläubig mit einer hochgezogenen Augenbraue, ohne darauf einzugehen, was Harry am Ende erwähnt hatte. Harry nickte daraufhin nur, was Severus nur mit einer Bemerkung kommentierte, denn er sagte lediglich: „Interessant!“

Als Severus sich umdrehte und wieder zur Tür hinausgehen wollte, hörte er ein leises „Au“. Nachdem er sich umgedreht hatte, sah er, wie Black auf einem Bein stehend balancierte und das andere angewinkelt hatte, an welchem er sich das Schienbein rieb, während Harry mit einem aufgesetzten Engelsgesicht neben seinem Patenonkel stand, bevor er sich abwandte und sich auf die Couch setzte, um in einem Buch zu lesen. Black näherte sich ihm einen Schritt und sagte verlegen und stotternd, während er seine Finger ineinander verzweigte, nervös mit seinen Händen spielte und überall hinschaute, nur nicht zu Severus: „Tut mir… Tut mir… Ich hätte meinen Zauberstab nicht ziehen dürfen.“ Black seufzte, denn es fiel ihm schwer, das Wort an Severus zu richten, ohne dabei bösartige Bemerkungen fallen zu lassen, aber noch schwerer fiel es ihm, sich bei ihm zu entschuldigen.

Sirius erinnerte sich an die Standpauke, die er von Harry und selbst von seinem alten Freund Remus über sich ergehen lassen musste, nachdem sie Severus bei Poppy abgeliefert hatten. Besonders sein Patensohn hatte ihm vorgeworfen, sich in Severus’ Nähe immer wie ein dummer Junge aufzuführen. Remus und Harry hatten es geschafft, dass er sich für Severus’ Aufenthalt bei Poppy verantwortlich fühlte. Selbst wenn Sirius nie damit gerechnet hatte: Er fühlte sich tatsächlich schuldig. Außerdem hatte Harry ihm, als sich beide vorhin tröstend in den Armen gelegen hatten, erklärt, dass sie jetzt tatsächlich zusammenhalten mussten, denn Albus würde sicherlich auch Severus beschatten. Harry war so frech gewesen, seine eigenen Worte zu benutzen, denn er hatte gesagt, sie würden alle im gleichen Boot sitzen. Es war kaum vorstellbar, doch Sirius war endlich – wenn auch nur ein wenig – einsichtig, weswegen er nun Severus seine Hand entgegenstreckte und sich leise murmelnd bei ihm entschuldigte.

Einen Moment lang zögerte Severus, jedoch nicht lange genug. Er wollte Black nicht die Genugtuung geben, später behaupten zu können, es wäre gar nicht möglich, ihm entgegenzukommen. So ergriff Severus die ausgestreckte Hand und schüttelte sie einmal kräftig.

Von der Couch aus beobachtete Harry, wie sein Patenonkel mit äußerstem Kraftaufwand sich endlich dazu überwunden hatte, Severus die Hand zu reichen. Am liebsten hätte er diesen Moment irgendwie kommentiert, aber was hier gerade geschehen war, war eine Sache zwischen den beiden. So griff er auch nicht ein, selbst wenn er sich darüber ärgerte, als Sirius leise vor sich hin sagte: „Jetzt muss ich erst einmal was finden, mit dem ich meine Hand desinfizieren kann.“
Harry musste jedoch grinsen, als ein hilfsbereiter Severus trocken entgegnete: „Ich habe da eine antiseptische Seife, die ich Ihnen empfehlen kann. Die nehme ich immer, wenn ich versehentlich mit Ihnen in Kontakt gekommen bin.“ Sirius entgegnete nichts mehr, aber er schien zu schmunzeln, was zumindest schon einmal ein Anfang war. Die beiden verabschiedeten sich sogar höflich voneinander und Sirius, man höre und staune, wünschte Severus eine gute Nacht!

Obwohl Poppy ihm davon abgeraten hatte, genehmigte Severus sich ein kleines Schlückchen Elfenwein, bevor er sich in einem heißen Bad entspannte und sich danach mit einem frischen Nachthemd bekleidete. Die Schlafmütze, die Albus ihm geschenkt hatte, warf er wütend in die Schublade seiner Kommode. Mit einem dicken Buch und Miss Grangers überarbeiteter Theorie machte er es sich in seinem Bett gemütlich.

Manchmal klangen einige Dinge, die sie in ihrer Theorie aufgeführt hatte, für ihn unrealisierbar, doch in diesen Fällen nahm er einfach das dicke Buch zur Hand und blätterte und las so lange darin herum, bis er ihre Gedankengänge nachvollziehen konnte. Sie dachte häufig um viele Ecke, doch er konnte selbstverständlich mit ihr mithalten, auch wenn er hier und da eine kleine Auffrischung seines eigenen Wissens benötigte. Wozu sonst waren Bücher da? Die Hauptsache war doch, dass man wusste, wo man nachzuschlagen hatte.

Während er ans Kopfende gelehnt im Bett saß und die zierliche Handschrift ihrer Arbeit mit ihren geschwungenen, bauchigen Buchstaben – das kleine „g“ mochte er besonders – seine Nerven zu beruhigen schien, gingen ihm wieder die Worte von Salazar durch den Kopf. Das Gemälde, so dachte Severus, hatte vielleicht etwas in Albus’ Büro erfahren, was ihm so unglaublich schien, dass es sich ihm mitteilen musste und deshalb hatte Salazar ihm gegenüber die Warnung ausgesprochen. Grundsätzlich und ausnahmslos waren jedoch alle Gemälde, die in Hogwarts hingen, dem Schuldirektor gegenüber loyal und es benötigte schon eine wirklich abstruse und irrwitzige Situation, wenn sogar schon die Portraits nicht mehr im Sinne des Direktors handelten.

Miss Grangers Handschrift verschwamm kurzzeitig vor seinen Augen, so dass er sie reiben musste, um wieder klar sehen zu können. Da er morgen nicht unterrichten musste, wollte er die Zeit für etwas anderes nutzen. Schlaf war eine der Betätigungen, die ihm wenig bedeuteten; die er sogar für Zeitverschwendung hielt. Vier oder fünf Stunden genügten in der Regel, damit sein Körper am nächsten Tag wieder wohlauf war. So holte er einmal tief Luft und setzte sich wieder etwas aufrechter hin, denn er hatte nicht einmal bemerkt, dass er bereits an dem Kissen in seinem Rücken hinuntergerutscht war.

Plötzlich durchfuhr ihn ein Schmerz, der ihm nur allzu vertraut war. Mit einem schnell unterdrückten Schrei griff sich Severus an den linken Unterarm. Er hatte gehofft, dieses Brennen nie wieder in seinem Leben spüren zu müssen und doch war es da, auch wenn es unmöglich schien. Durch zusammengebissene Zähne zischend riss er den linken Ärmel bis zum Ellenbogen hinauf und erstarrte vor Entsetzen beim Anblick des pulsierenden, lebendig wirkenden dunklen Mals.

Was sollte er tun? Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es kurz nach drei Uhr nachts war. Sollte er Albus aufsuchen oder doch lieber Harry? Möglicherweise wäre jedoch beides ein Fehler. Wenn das lebhafte Mal auf seinem Arm das befürchten ließ, was am nächsten lag, dann wäre es besser, sich allein auf den Weg zu machen. Erst später, wenn es denn ein Später geben sollte, würde er sich wieder einmal in der Rolle des Spions denen anvertrauen, denen er sich verpflichtet fühlte.

Der Schmerz wurde immer unerträglicher und riss Severus aus all seinen Überlegungen. Es war schon viel zu spät, jetzt noch jemanden im Vorfeld informieren zu können, denn jede weitere Sekunde, die er nicht auf den Ruf antworten würde, könnte ihn mit kontinuierlich stärker werdenden Schmerzen vielleicht sogar das Leben kosten, denn das Brennen war nur noch schwerlich auszuhalten. Schon jetzt war er kaum noch in der Lage, aufrecht zu gehen.

Seine Todesserrobe hatte er schon vor dem Sieg über Voldemort rituell verbrannt, um sich innerlich gereinigt zu fühlen, doch das verblassende Mal auf seinem Unterarm, jetzt wieder lebendig und pulsierend, hatte er nie von sich abschütteln können und ebenso wenig die schrecklichen Erinnerungen, die er damit verband.

Mit einem schwarzen Übergewand über das Nachthemd geschwungen stolperte Severus barfuss und mit schmerzverzerrtem Gesicht durch das finstere und gespenstisch stille Hogwarts bis vor die schweren eisernen Tore und von dort aus aktivierte er mit einem Zauberspruch die Apparation an jenen unbekannten Ort, an dem man seine Anwesenheit erwünschte.

Mit einem Male war der Schmerz vergangen, doch als Severus den Ärmel hinaufschob, schlängelte sich noch immer die pechschwarze Schlange aus dem weit aufgerissenen Kiefer des Totenkopfes hervor. Ohne die Schmerzen konnte er jedoch wieder einen klaren Gedanken fassen und so blickte er sich neugierig, aber vorsichtig um, falls noch andere, ehemalige Todesser dem Ruf gefolgt waren.

Er befand sich in einem weitläufigen, hellen, warmen Raum, der keine sichtbare Decke zu haben schien, denn ganz oben ging eine wunderschöne, goldfarbene Sonne auf. Als Severus seinen Blick von der hellen Sonne anwenden musste, bemerkte er gegenüber an einer weißen Wand eine verdorrte Pflanze, die direkt aus dem Boden zu sprießen schien. Nachdem er sich vergewissert hatte, allein zu sein, ging er zu dem Gewächs hinüber. Es war eine ausgetrocknete Weinrebe. Vorsichtig hob er eine Hand und berührte mit dem schmalen Zeigefinger einen der brüchig wirkenden Rankenäste. In dem Moment, als sein Finger die Pflanze berührte, erblühte sie und grüne Blätter sprossen aus dem nicht mehr trockenen Strauch hervor.

„Vielleicht wäre es an der Zeit, dass du die Rebe schneidest, Severus.“

Severus hatte sich nicht erschrocken, denn die ruhige Stimme war ihm vertraut, auch wenn sie so allumgebend tönte, als hätte die goldfarbene Sonne über ihm gesprochen. Er musste sich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, dass Harry hinter ihm stand. Noch immer starrte er verdutzt auf die erblühte Rebe, an der nun sogar Trauben wuchsen, doch als er sich endlich von diesem surrealen Anblick lösen konnte und hinter sich schaute, war niemand da.

Zügig und ohne jegliche Furcht ging Severus den hellen Raum entlang, bis er am Ende an einen Torbogen gelangte, dessen Türen sich mit seinem Näherkommen einladend öffneten, so dass er, ohne sein Tempo drosseln zu müssen, mühelos hindurchschreiten konnte.

Einen Moment lang hielt Severus inne, denn in dem ebenso weißen, deckenlosen Raum befand sich einzig und allein ein bunt schimmernder Thron, auf dem niemand anderes saß als Harry, der verträumt nach oben in die Sonne blickte und dabei sehr entspannt und unbekümmert wirkte. Schnellen Schrittes eile Severus auf Harry zu, um zu erfahren, wie und warum er ihn gerufen hatte. Während er sich Harry näherte, schaute der ihn mittlerweile erwartungsvoll und gutmütig an und er lächelte dabei milde. Nachdem Severus ihn erreicht hatte, bekam er keine Gelegenheit dazu, etwas sagen zu können, denn Harry ergriff bereits freudestrahlend seine rechte Hand und drückte zur Begrüßung zu. Über diese Geste war Severus so perplex, dass er nichts anderes tun konnte als Harry verdutzt anzustarren.

Erst jetzt bemerkte er, dass der Thron, auf dem Harry saß, aus Perlmutt zu bestehen schien, weswegen er auch so farbenfroh im Licht der Sonne schimmerte, und dekorativ waren in dem Thron unzählige weiße Perlen eingearbeitet. Noch spürte er, wie Harry seine rechte Hand hielt und als Severus seinen Blick von dem pompösen Thron abwenden konnte und an seinen Arm hinunterblickte, wurde er Zeuge dessen, wie Harry ihm die raue Haut seiner Hand mühelos abstreifte wie die Haut einer Schlange. Erschrocken zog Severus seine Hand zurück, obwohl er keine Schmerzen verspürte. Die Hand selbst war auch nicht verletzt, sondern wirkte wie erneuert. Trotzdem war Severus darüber beunruhig, weswegen er sich abwandte, um zu gehen, doch da versperrte ihm plötzlich ein Einhorn den Weg. Die ganze Zeit über hatte er in diesen Räumen keine Furcht verspürt, aber jetzt bekam er es mit der Angst zu tun, denn Einhörner waren für Menschen wie ihn, die keine unverdorbene Seele vorweisen konnten, sehr gefährliche Tiere. Das magische Geschöpf griff ihn jedoch wider Erwarten nicht an, sondern schnaubte gelassen durch die Nüstern und schüttelte seine volle, weiße Mähne, während das gedrehte Horn im Sonnenlicht glitzerte.

Der Schreck, einem Einhorn so nahe zu sein, saß Severus noch immer in den Gliedern, als er plötzlich, dieses Mal an seinem linken Arm, Harrys Hand verspürte. Nachdem Severus seinen Kopf gedreht hatte, verfolgte er mit den Augen, wie Harry den Ärmel seines Gewandes nach oben schob und sein heller Unterarm mit dem sich schlängelnden, schwarzen Mal darauf entblößt wurde. Mit nachdenklicher und mitleidiger Miene betrachtete Harry das Mal des Dunklen Lords, während er von dem Handgelenk nicht abließ. Severus’ Atmung beschleunigte sich stetig. Er wollte nichts anderes als das teuflische Erkennungszeichen mit dem Stoff seines Gewandes wieder zu verhüllen. Harry sollte von seinen Arm ablassen, doch es schien für Severus unmöglich, sich bewegen zu können. Als Harry in aller Ruhe seinen Zauberstab zog und sich die Spitze des Elfzöllers aus Stechpalme langsam und unaufhaltsam dem dunklen Mal näherte, da wachte Severus heftig atmend und schluchzend auf.

Voller Entsetzen richtete er sich im Bett auf, so dass das schwere Nachschlagewerk von seinem Schoß glitt und mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden landete. Besorgt riss er seinen linken Ärmel nach oben und entblößte somit Voldemorts Zeichen, welches verblasst und nur noch unmerklich als solches zu erkennen immerwährend in sein Fleisch gebrannt war.

Severus benötigte einen Moment, bevor er sich sicher sein konnte, einen richtigen Traum gehabt zu haben. Einen Traum mit Handlung und Symbolik, doch das machte die Situation nicht weniger bedenklich, denn Severus träumte nie! Er nannte es zwar einen „Traum“, wenn sich in dem Dämmerzustand zwischen Schlaf und Wachsein Bilder in seinem Kopf scharf zeichneten wie damals, als er in einem dösigen Moment Harrys grüne Augen in seinem Geiste erblickt hatte, doch das waren lediglich Gedanken, die durch seinen Kopf huschten, bevor er wieder einschlief. Es handelte sich stets um kurz aufblitzende Erinnerungen, aber niemals um Träume.

Seine feuchten Wangen verrieten, dass er sogar geweint haben musste. Der Inhalt des Geträumten war verwirrend und gleichzeitig ergreifend gewesen, aber wesentlich besorgniserregender blieb für ihn allein die Tatsache, überhaupt einen waschechten Traum gehabt zu haben. Das erste Mal seit zwanzig Jahren hatte Severus wieder so geträumt, wie er es noch aus seiner Schulzeit kannte und das brachte ihn völlig aus der Fassung, denn das durfte gar nicht möglich sein.


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