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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Sternenglanz

von Muggelchen

Eine Premiere in seinem Leben war, dass Severus als Erstes jemand anderem als Albus darüber berichtete, was ihm widerfahren war. In seinem Wohnzimmer, welches Miss Granger das erste Mal besuchte, setzten sich alle um den kleinen Tisch herum, bevor Severus eine schalldichte Blase um sie herum erzeugte und alles erzählte, was sich zugetragen hatte. Der Hund lief derweil von einer Person zur anderen und ließ sich genüsslich tätscheln. An Miss Grangers Gesichtsausdruck konnte Severus erkennen, dass sie sich sorgte, aber ihre Sorge galt seines Ermessens nach der Tatsache an sich, dass eine Schülerin aufgrund ihrer reinblütigen Herkunft das Leben verlieren sollte.

„Aber das ist doch genauso verrückt, wie der Rassismus Muggeln gegenüber. Das ist das Gleiche! Man darf nicht einfach einen ganzen Kreis von Menschen verteufeln…“, sagte Hermine, doch Harry ließ sie nicht ausreden.
„Warum hat Albus Sie überhaupt darum gebeten, die Beerdigung zu überblicken? Man möchte meinen, er hätte damit gerechnet, dass etwas geschehen würde! Er hat bestimmt mehr Informationen, als er bereit ist zuzugeben…“, sagte er verstummend, denn es klopfte.
In diesem Moment entfernte Severus die schalldichte Blase, die nur einseitig für Stille sorgte und forderte den Gast mit einem lauten „Herein“ auf einzutreten.

Professor Dumbledore schien im ersten Moment sehr verdutzt darüber, dass er die drei ehemaligen Schüler bei Severus vorfand. Er beäugte einen Moment lang mit ernster Miene Harry, bevor er jedoch auf die drei jungen Leute zeigte und gezwungen lächelnd sagte: „Ah Severus, dein Krankenbesuch?“ Severus nickte daraufhin lediglich, während die drei den älteren Zauberer freundlich grüßten. „Ich dachte, mein Guter, wir könnten über das sprechen, was heute geschehen ist. Miss Beerbaum ist leider noch nicht ansprechbar und Pomona hat nicht viel zu berichten“, sagte Albus mit Nachdruck. Er wollte sofort eine Unterredung mit Severus, weswegen der seine drei Gäste verabschiedete.

Auf dem Gang fragte Hermine albern, während alle drei nebeneinanderher liefen: „Was war denn eben mit Dumbledore los?“
Schnaubend und mit leicht sarkastischem Unterton sagte Harry: „Weiß du es noch nicht, Hermine? Er glaubt, ich wäre ein neuer dunkler Lord!“
Draco und Hermine entwich zeitgleich die ungläubige Frage: „WAS?“
Harry nickte versichernd, bevor er erklärte: „Ja, wirklich! Da nur ich so stark war und Voldemort besiegen konnte, glaubt er jetzt, ich würde meine Macht dazu missbrauchen, ein mordlüsterner Irrer zu werden oder so was in der Richtung.“ Harry wollte das Thema ins Lächerliche ziehen, auch wenn ihn der Gedanke daran schmerzte, auf diese Weise beschuldigt zu werden. Dieses Mal schnaufte Draco ungläubig, bevor Harry versicherte: „Doch wirklich! Wahrscheinlich denkt er, ich würde bereits meine eigene Armee aufstellen und ihr beide und Severus wärt meine ersten Anhänger, denen ich mein Symbol auf die Haut brenne.“
Frech auflachend erwiderte Draco: „Nimm es mir nicht übel, Harry, aber wenn du jemanden für deine Sache rekrutierst, würdest du ihm höchstens eine Kette aus Gänseblümchen um den Hals legen.“ Hier mussten Hermine und Harry lachen, obwohl das Thema an sich so ernst war.

In dem Moment, in welchem Draco noch mit Harry und Hermine durch die Gänge von Hogwarts lief, versuchte Susan, Kontakt zu Draco herzustellen, bevor sie sich auf ins St. Mungos machen wollte, doch übers Flohnetzwerk traf sie ihn nicht an. Man hatte ihr eine eilige Eule geschickt und ihr mitgeteilt, dass Mr. Malfoy in der Nacht seinen Zimmergenossen und eine Schwester angefallen hätte, weswegen man ihn unbedingt loswerden wollte.

Aufgebracht schnappte sie sich den Professor und fragte: „Was soll heute Nacht geschehen sein?“ Der Professor erklärte ihr, dass man Lucius Malfoy neben einer schwer verwundeten Schwester Marie hockend aufgefunden hatte und dass dessen Zimmergenosse beinahe durch ein Kissen erstickt wäre. „Das glaub ich nicht. Tut mir Leid, Professor, aber das glaube ich nicht! Ich will Schwester Marie sprechen!“ Der Professor erklärte daraufhin, dass man sie in ein Koma versetzen musste, damit sich ihr Körper von dem Messerstich erholen konnte. „Ein Messerstich?“, fragte Susan ungläubig und der Professor nickte nur. „Hat man die Waffe gefunden?“, fragte sie mit Dringlichkeit, woraufhin der Mann verneinte. „Dann möchte ich sofort mit Mr. Malfoy sprechen!“, forderte sie mit strenger Stimme.

Lucius lag auf seinem Bett und dachte nach. Man hatte ihn, als endlich Hilfe gekommen war, von Schwester Maries Körper weggerissen, als wäre er dafür verantwortlich, dass sie bewusstlos auf dem Boden gelegen hatte. Bald darauf wurde ihm klar, dass die Medimagier ihn tatsächlich für den Angreifer hielten, denn sie gingen sehr grob mit ihm um. Letztendlich hatte man ihn auf dem Bett fixiert, so dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Hände und Füße sowie Oberkörper waren mit magischen Gurten befestigt, so dass er sich nicht einmal mehr die Nase kratzen konnte. Selbst in Askaban hatte er sich nie so hilflos gefühlt wie jetzt.

Immer wieder ging er das durch, was er erlebt hatte: die Geräusche seines Zimmergenossen, die Schritte, sein Fausthieb in ein bärtiges Gesicht. Die Krönung war der Fußtritt in die Weichteile des Angreifers und dessen klägliches Wimmern. Bei der Kraft, mit der er zugetreten hatte, würde es Lucius nicht überraschen, wenn der Täter sich kurze Zeit später übergeben hätte. So ein Schmerz zog sich vom Schritt hinauf bis in die Magengegend und brachte die dortigen Muskeln zur Kontraktion. Ja, der Angreifer hatte gelitten und Lucius fühlte sich deswegen sogar ein wenig wohler.

Eine bekannte aufgebrachte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken, als er Miss Bones sagen hörte: „Mr. Malfoy! Ist das wahr? Haben Sie die beiden Menschen angegriffen?“
„Nein!“, antwortete er wie aus der Pistole geschossen. Gleich darauf fügte er an: „Ich habe heute Nacht EINEN Menschen abgewehrt und der hatte einen Bart. Und jetzt wahrscheinlich auch eine Stimme, mit der er einige Oktaven höher spricht.“

Er hörte, wie Miss Bones erleichtert ausatmete und er wusste, dass sie ihm glaubte. Warum sollte er auch die Schwester angreifen, wenn seine momentane Situation recht gut für ihn aussah? Er hatte immerhin nicht nur die Hoffnung, bald wieder sehen zu können, sondern auch Aussicht darauf, Hafterlass zu erhalten, was ihm erlauben würde, mit seiner Frau zusammenleben zu können.

„Von mir aus können Sie Veritaserum bei mir anwenden! Oder besser noch, die Erinnerung an die heutige Nacht aus meinem Gedächtnis holen, aber die wird wohl etwas dunkel sein“, sagte Lucius ein wenig sarkastisch.

Eine ganze Weile lang sagte Miss Bones nichts, aber Lucius hörte, wie sie sich einen Stuhl an sein Bett zog und darauf Platz nahm. Er würde es nie zugeben, aber es war ein angenehmes Gefühl, jemanden in der Nähe zu haben, der nicht davon ausging, dass er heute Nacht zwei Menschen angefallen hatte. Trotzdem er am Bett fixiert war – hilflos war – brachte ihm ihre Anwesenheit Erleichterung.

Er erinnerte sich an den Duft von Lavendel, den er an der bewegungslosen Schwester wahrgenommen hatte und den er immer mit Schwester Marie in Zusammenhang brachte. Mit leiser Stimme fragte Mr. Malfoy in den Raum hinein: „Wie… Wie geht es Schwester Marie?“ Als keine Antwort kam, schilderte er: „Ich glaube, ich habe Blut an meiner rechten Hand gefühlt. Ihr Puls war schwach. Wie geht es ihr? Sie hat es überstanden oder? Ich meine, das hier ist doch ein Hospital! Man hat sie schnell gefunden und konnte sie sofort behandeln, richtig?“

Über Schwester Marie wusste Susan wenig, weshalb sie erwiderte: „Man hat mir nur gesagt, dass man sie ins Koma versetzt hat, damit ihr Körper sich erholen kann. Sie hat einen Messerstich erlitten und…“
„Einen Messerstich?“, unterbrach Lucius ungläubig. „Wieso ein Messer? Wenn der Eindringling in erster Linie meinen Zimmergenossen ausschalten wollte, wäre doch wohl ein netter, kleiner Fluch angemessen gewesen. Und wenn ein Fluch wegen der Sicherheitsvorkehrungen nicht möglich gewesen wäre, warum ihn dann mit einem Kissen malträtieren, wo doch ein Messer zur Auswahl stand?“

Aufgrund von Susans Nachfrage schilderte Lucius alles, was sich nachts zugetragen hatte – vom Aufwachen durch die Geräusche bis hin zu dem Moment, als man ihn am Bett fixierte. Mit diesen Informationen verließ Susan das Krankenzimmer und suchte den Professor auf.

„Professor Puddle, ich verlange, dass Mr. Malfoy nicht mehr am Bett fixiert wird. Ich habe meine Gründe, ihm zu glauben, dass er unschuldig ist. Er hat mir erzählt, dass er einen bärtigen Mann in die Flucht geschlagen hat, der in erster Linie den Patienten ermorden wollte, der sich in seinem Zimmer befindet“, sagte Susan mit ihrer bürokratischen Stimme.
Professor Puddle schien sehr aufgebracht und erklärte: „Die Schwestern haben Angst vor ihm! Sie glauben, er würde sie anfallen, wenn sie sich ihm nähern. Ich kann das nicht…“
Unterbrechend forderte Susan: „Dann ist es mehr als nur wichtig, die Zeugenaussage von Schwester Marie einzuholen. Wann, denken Sie, wird sie ansprechbar sein?“
„Ich… ich weiß nicht genau…“, stotterte der Professor, weshalb Susan ihn aufforderte, ihn zu Schwester Marie und ihrem behandelnden Heiler zu bringen.

Am Abend traf Harry während seines Spazierganges mit dem Hund auf Ginny, die sich ’zufällig’ an der Brücke aufhielt. „Ginny… Du darfst um diese Zeit gar nicht mehr draußen sein!“, sagte er gespielt empört, woraufhin sie kindisch kichern musste.
„Du verpfeifst mich nicht oder Harry?“, flehte sie mit unschuldiger Miene.

Mit ihr umzugehen fiel ihm mittlerweile nicht mehr so schwer wie früher. Eher das Gegenteil war der Fall. Nicht nur einige Schüler, sondern auch eine Handvoll Lehrer hatten durchaus mitbekommen, dass Harry und Ginny bereits eine Weile miteinander flirteten. Plötzlich klangen ihm wieder Severus’ Worte in den Ohren, der gesagt hatte, er solle sie und sich nicht in Schwierigkeiten bringen, weshalb Harry bedrückt erklärte: „Ginny, es gibt da Gesetze gegen…“
Doch sie unterbrach ihn und vollendete neckisch seinen Satz: „…gegen das gemeinsame Spazierengehen mit einem Hund?“ Harry lächelte, als er sich von ihr abwandte und die Brücke betrat. Mit einem Blick forderte er sie auf, ihm zu folgen.

So viel Spaß hatte Harry lange nicht mehr, als er mit ihr über eine große Wiese schlenderte. Es schien plötzlich, als hätten sie sich nie voneinander getrennt. Diese Zufriedenheit, die er das erste Mal nach Voldemorts Tod verspürt hatte, wurde durch Ginnys Anwesenheit nicht, wie sonst, durch Trübsinn ersetzt, sondern durch pure Liebe. Sie hingen wie Kletten aneinander, während sie spazierengingen und sich wie Fünfklässler schmutzige Witze ins Ohr flüsterten und dabei giggelten.

Einen Moment lang blieben sie stehen und blickten in die Sterne. „Da ist der große Hund!“, sagte Ginny verzückt und lachte herzhaft auf, als Harry um sich blickte und fragte, welchen Hund sie meinte. „Nicht auf dem Boden, Harry!“, sagte sie lachend, als sie ihre Arme um seinen Hals schlang und demonstrativ nach oben in den Sternenhimmel blickte. Als auch Harry ebenfalls nach oben schaute, sagte sie: „Da! Der hellste Stern im Sternbild des großen Hundes. Der Hundsstern!“
Harry nickte und flüsterte: „Sirius!“
„Ja, genau“, sagte sie mit noch leiserer Stimme, bevor beide ihre Blicke von den Gestirnen abwandten und sie sich verliebt anschauten.
„Deine Augen sind auch wie Sterne, Ginny“, hauchte er ihr verzückt entgegen, während sie noch immer nahe bei ihm stand und ihre Arme sich allmählich um seinen Hals herum verengten, so dass ihre Köpfe sich langsam näherten. Wispernd öffnete er ihr sein Herz und gestand: „Man möchte sie immer nur ansehen, weil sie so sehr funkeln. Mein Augenstern...“

Und wie aus heiterem Himmel standen sie plötzlich auf der Wiese und küssten sich leidenschaftlich, als wollten sie die vielen Jahre der Trennung in wenigen Minuten aufholen.

Nachdem Harry wieder klar denken konnte, klang ihm erneut Severus’ Ratschlag in seinen Ohren, weshalb er den Kuss langsam beendete. Es kostete ihn viel Kraft, nicht wieder über ihre verführerischen und vom Kuss geschwollenen Lippen herzufallen. Ihr Schlafzimmerblick hätte ihn fast erneut in Versuchung geführt, aber er hielt sich zurück und erklärte nochmals, dieses mal jedoch mit heiserer Stimme: „Wir werden Probleme bekommen, wenn das jemand erfährt, Ginny. Ich bereue es nicht, keinesfalls, aber ich will auch nicht, dass du von der Schule fliegst und ich gleich mit!“

Verträumt lächelnd nickte sie, während sie ihre Finger durch seine schwarzen, wirren Haare gleiten ließ und sie noch mehr durcheinander brachte. Verständnisvoll erwiderte sie: „Ja Harry, ich verstehe. Es tut mir Leid, falls ich dich in eine Situation gebracht habe, die dich zwischen zwei Stühlen stehen lässt. Vielleicht könnten wir aber am nächsten Hogsmeade-Wochenende zusammen…?“ Lächelnd stimmte er zu, bevor er ihr einen unschuldigen Kuss auf den Mund schenkte und mit ihr wieder zurück zum Schloss ging.

Durch ihre lockere Unterhaltung auf dem Rückweg vergaß Ginny völlig, dass sie als Schülerin, auch wenn sie erwachsen war, um diese Zeit nicht mehr auf den Gängen umherzuwandern hatte, weswegen sie beim Anblick von Professor Snape und Professor Sinistra erst einen Moment benötigte, um die Situation zu begreifen. Ihr Lächeln verblasste, als sie sich darüber klar zu werden schien, dass sie jetzt mit Sicherheit Punkte verlieren würde.

Professor Sinistra blickte Ginny kurz mit einem unterdrückten Lächeln an und schaute dann weg, ganz so, als würde sie die Schülerin gar nicht sehen. Snape hingegen kniff wütend die Augen zusammen, aber seine Wut schien eher Harry zu gelten, den er mit seinem Todesblick zurechtweisen wollte. An Ginny gewandt sagte Professor Snape leise und mit kühlem Ton: „Miss Weasley, Sie wissen sehr wohl, dass Sie nach der Sperrstunde hier nichts zu suchen haben. Zehn Punkte Abzug für Gryffindor und eine Strafarbeit mit Filch haben Sie sich dafür eingehandelt. Jetzt machen Sie schon und gehen Sie in Ihr Haus!“

Ginny spurte ohne Widerrede und hoffte von Herzen, dass Harry keine Probleme bekommen würde. Nachdem sie gegangen war, gesellte sich Harry tief luftholend mit dem Hund zu Severus und Aurora, die er mit den Worten begrüßte: „Guten Abend, Aurora! Ihre Stunde fängt gleich an?“
„Guten Abend, Harry. Ja, Sie haben Recht und ich muss jetzt auch bereits los. Ich habe völlig die Zeit vergessen.“ Sie drehte sich zu Severus und sagte: „Danke für das interessante Gespräch, Severus.“ Bei Harry verabschiedete sie sich mit einem schelmischen Lächeln und einem freundlichen Kopfnicken, bevor sie den Weg zum Astronomieturm einschlug.

Böse starrte Severus seinen jungen Kollegen an, der mit glühenden Wangen und unverkennbar rotgeküssten Lippen verlegen zu Boden blickte, doch Severus sagte nichts. Stattdessen nahm er seinem Kollegen die Leine aus der Hand und verschwand wortlos in Richtung Kerker, worüber Harry froh war, denn eine Standpauke hätte er jetzt nicht ertragen. Nicht jetzt, wo sich alles für ihn zum Guten wenden wollte. Nicht jetzt, wo Ginny wieder seine Ginny war.


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