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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Allerleirauh

von Muggelchen

Minister Weasley hatte die Nacht durchgearbeitet, was Susan am Morgen im Ministerium an seinem schlürfenden Gang und seinen müden Augen bemerkte. Entkräftet überreichte er ihr eine Akte und erklärte, welche Informationen man benötigen würde, damit man Mr. Malfoy einen Hafterlass zugutekommen lassen konnte. Sollten die Information jedoch nichts taugen, dann hätte nicht einmal der Minister noch eine Handhabe über irgendwelche Vergünstigungen.

Informationen von Gefangenen wurden natĂĽrlich erst ĂĽberprĂĽft, bevor man ihnen einen Vorteil verschaffen konnte. Igor Karkaroff, sowie Severus Snape waren damals auf diese Weise Askaban entkommen.

Die Informationen, die man sich von Mr. Malfoy erhoffte, waren zum Beispiel Verstecke der verbliebenen Todesser. Aber nur, wenn man dort auch welche dingfest machen konnte, könnte Mr. Malfoy von seiner Zusammenarbeit mit dem Ministerium profitieren. Mit der Akte verließ Susan ihren Arbeitsplatz und begab sich schnurstracks zu Dracos Vater.

Nachdem sie ihm die Bedingungen erklärt hatte, schnaufte er und sagte abschätzig und mit einem sarkastischen Singsang in der Stimme: „So soll ich also vor Ihnen all meine mühsam zusammengetragenen Geheimnisse ausbreiten, die keinen Pfifferling mehr wert wären, wenn sie für das Ministerium nicht von Nutzen sind? Aber was, wenn ich Ihnen Orte nenne, an denen man einige Todesser findet, Sie mir aber weismachen wollten, man hätte dort niemanden angetroffen? Glauben Sie, Ihr Angebot wäre für mich tatsächlich reizvoll?“
„Mr. Malfoy, da müssen Sie uns schon vertrauen oder trauen Sie mir nicht?“, fragte Susan geradeheraus.
Höhnend antwortete Mr. Malfoy: „Oh, Ihnen vertraue ich sehr wohl! Sie sind so sehr von Rechtschaffenheit zerfressen, dass einem übel werden könnte, aber es gibt Personen im Ministerium… Nein, denen traue ich ganz und gar nicht über den Weg! Die würden alles daran setzen, mich hier vergammeln zu lassen und meine ganze Familie noch hinzu!“
Stutzend fragte Susan nach: „Sind es bestimmte Personen, auf die Sie ansprechen oder ist das nur eine Vermutung von Ihnen?“
„Miss Bones, tun Sie nicht so scheinheilig. Ich weiß genau, dass Sie sehr wohl wissen, von was ich hier spreche. Ich spiele auf das Pendant zu den Todessern an!“, sagte er abschätzig.

Susan schluckte aufgeregt. Vielleicht, so dachte sie, hätte Mr. Malfoy noch ganz andere Informationen, die für den Minister wichtig wären, weswegen sie nachfragte: „Was meinen Sie mit Pendant? Spielen Sie auf diese radikale Gruppierung an, die…“
Er unterbrach sie aufgebracht, indem er wütend schnaufte: „Radikale Gruppierung? So nennen Sie diesen Abschaum, der sich nicht besser verhält, als die Anhänger des Dunklen Lords?“
Mutig hakte sie nach, indem sie fragte: „Haben Sie darüber auch Informationen? Je mehr wir bekommen, desto wahrscheinlicher ist ein Hafterlass für Sie!“

Dieses Mal stutzte Mr. Malfoy, weswegen er ungläubig fragte: „Sie sind hinter denen her? Ich dachte, das Ministerium würde es befürworten, dass sich einige in Selbstjustiz üben.“
Susan verneinte und erklärte: „Ganz und gar nicht. Folter und Mord können wir nicht hinnehmen.“
Mr. Malfoy grinste selbstgefällig und sagte: „Dann, Miss Bones, sind meine Chancen auf Hafterlass gerade enorm gestiegen, denn über diese Leute weiß ich mehr, als über die Verstecke von flüchtigen Todessern!“

Susan suchte sofort Mr. Weasley auf und erzählte ihm, was Mr. Malfoy zu wissen behauptete. „Das ist interessant, Susan! Ich dachte bisher, dass wir nicht einmal einen Anhaltspunkt über diese Gruppierung haben. Seitdem Mr. Corner nicht mehr bei uns beschäftigt ist, ist er so vorsichtig geworden, dass man glauben könnte, er hätte keine Kontakte mehr zu seinen Verbündeten. Die Taten reißen jedoch nicht ab. Immer wieder werden Reinblüter überfallen oder entführt. Wenn Mr. Malfoy uns helfen kann, diese Leute festnehmen zu können, dann ist ihm ein Hafterlass unter bestimmten Auflagen sicher, aber zunächst sollten wir uns um sein Augenlicht kümmern!“

Am Mittag besuche Susan nochmals den Vater ihres Freundes und erklärte ihm, dass sie ihn nun ins St. Mungos begleiten würde. Er folgte ihr wortlos und schien, seitdem er seine Zelle verlassen hatte, sehr betrübt und grüblerisch. Nach den Vorschriften musste Susan ihm die Hände fesseln lassen, obwohl sie nicht davon ausging, dass er fliehen würde, denn dazu sahen seine Chancen zu gut aus, auf offizielle Art und Weise bald seine Freiheit zu erlangen.

Dem Lärm zufolge war in entsprechendem Krankenflügel viel los, wie Lucius hören konnte. Während er einen Gang entlanggeführt wurde, schnappte er hier und da einige Gesprächsfetzen auf. Einige Heiler tauschten sich über interessante Neuzugänge aus.

„Ah, Miss Bones! Schön, Sie zu sehen“, hörte Lucius eine tiefe Männerstimme sagen. „Warten Sie bitte, ich rufe Ihnen zwei Medimagier, die Sie begleiten werden“, sagte der Mann, bevor er verschwand.

Als er mit Miss Bones wartete, lauschte Lucius einer Frau und einem Mann, die etwas weiter weg zu stehen schienen. Sie unterhielten sich über einen offenbar sehr interessanten Fall. Lucius bezweifelte, dass Miss Bones dieses Gespräch ebenfalls verfolgte, denn sie lief ungeduldig auf und ab und so konzentrierte sich Lucius auf das Gespräch, welches etliche Meter von ihm entfernt stattfand. Die Eigenart, Informationen zu erhalten, die man gegebenenfalls später einmal zu seinem Vorteil nutzen konnte, hatte er sich schon als junger Mann angeeignet.

„Hat der Professor dir auch schon mitgeteilt, dass der Abort bei Miss Greengrass bewilligt worden ist?“, fragte die weibliche Heilerin.
Ihr Kollege antwortete: „Ja, beim Schichtwechsel hat er uns informiert. Aber du glaubst es nicht, was heute Nacht passiert sein soll.“ Lucius lauschte noch angestrengter, weil der Mann nun zu flüstern begann, doch da er sich voll und ganz auf sein Gehör konzentrieren konnte, bekam er mit, wie der Heiler wisperte: „Miss Greengrass’ Vater war heute Nacht hier und er wollte sie doch tatsächlich mit nachhause nehmen als wäre nie etwas geschehen! Kannst du dir das vorstellen?“
Schockierung war in der Stimme der Heilerin zu hören, als sie aufgebracht fragte: „Nein, das gibt es doch nicht! Der war hier? Was hat man mit ihm gemacht?“
Leise erklärte der Mann: „Frederick und Mike haben ihn festgehalten und Ellen hat die Magische Polizeibrigade verständigt. Die haben ihn gleich mitgenommen. Der Typ war nicht ganz bei Sinnen! Hat nicht einmal eingesehen, dass er eine Straftat begangen hat, das Schwein! War für ihn völlig normal, seine Tochter…“

Der Heiler verstummte und Lucius erfuhr gleich darauf den Grund dafür, denn die beiden Medimagier waren gekommen, die der Professor verständigt hatte. Sie führten ihn und Miss Bones in ein Zimmer, welches er sich offensichtlich auch noch teilen musste, denn er hörte, wie jemand in dem Raum laut atmete.

„Miss Bones? Es wäre nicht zufällig möglich, mir ein Einzelzimmer zu verschaffen?“, fragte er hochnäsig.
Sie konterte gelassen: „Ich dachte mir schon, dass Ihnen daran liegen würde. Es war leider nicht möglich, aber Sie werden sich hier trotzdem wohl fühlen. Der junge Mann im Bett gegenüber hat bisher kein Wort von sich gegeben. Er ist apathisch und er wird Sie nicht im Geringsten stören.“ Er holte gerade Luft, um etwas zu sagen, da erklärte sie: „Und bevor Sie fragen: Er ist reinblütig! Ich möchte doch nicht riskieren, dass Sie Ihren Zimmergenossen malträtieren.“

Ihre Bemerkung meinte sie nicht ernst, weswegen Lucius fast schon eine scherzende Antwort zum Besten geben wollte, die er sich jedoch verkniff.

„Und, Mr. Malfoy, es sind etliche Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden, die ich Ihnen natürlich nicht aufzählen werde. Sollten Sie auch nur einmal versuchen zu fliehen…“
Lucius unterbrach sie und vervollständigte ihren Satz gelangweilt, als müsse er ein Gedicht wiedergeben, welches er nicht ausstehen konnte: „Dann verliere ich sämtliche Ansprüche auf medizinische Behandlung und möglichen Hafterlass. Es ist nicht notwendig, alles zu wiederholen, was Sie mir bereits vorgelesen haben, Miss Bones!“

„Gut, dann übergebe ich Sie jetzt in die Hände der Heiler. Wenn Sie möchten, würde ich Sie weiterhin gern besuchen wollen. Oder Ihr Sohn könnte…“, sagte Susan, bevor sie innehielt, weil Lucius sich plötzlich verspannte und so ließ sie ihn ohne weitere Worte allein.

„Mr. Malfoy, wenn Sie bitte Ihre Hände ausstrecken würden“, sagte eine junge, männliche Stimme. Er kam wortlos der Aufforderung nach und fühlte gleich darauf, wie sich die magischen Fesseln von seinen Handgelenken lösten.
Ohne ein Wort des Dankes fragte Lucius provozierend arrogant: „Arbeiten auf dieser Station viele Reinblüter oder ist es verseucht mit…“
Der junge Heiler ergriff ihn leicht am Oberarm, weswegen Lucius verstummte. Mit ruhiger Stimme legte ihm der Mann nahe: „Sie sollten Worte wie ’Schlammblüter’ oder ’Blutsverräter’ meiden, wenn Sie sich nicht um einige Privilegien bringen möchten.“
Verachtend schnaufte Lucius, bevor er missbilligend fragte: „Was für Privilegien könnten mir schon solche Leute bringen?“
Der Heiler führte ihn noch immer leicht am Arm haltend zu seinem Bett hinüber und erklärte derweil: „Nun, es gehört zum Beispiel nicht zur Aufgabe der Schwestern, den Patienten aus Zeitungen vorzulesen. Da Sie blind sind, wird die erste Schwester Ihnen mit Sicherheit so einen Vorschlag machen. Es liegt an Ihnen, ob Sie sie vergraulen oder…“ Den Rest durfte Lucius sich selbst denken.

Es erstaunte ihn nicht, dass er nach wenigen Minuten bereits von der ersten Schwester aufgesucht wurde, die ihn beschwingt mit den Worten grüßte: „Guten Tag, Mr. Malfoy. Ich bin Schwester Marie. Ich bin hier, um Ihnen Blut abzunehmen und einige Voruntersuchungen zu machen. Der Professor wird in etwa einer Stunde zur Visite kommen. Vorher wird aber noch das Mittagessen ausgegeben.“

Nur leise grüßte Lucius zurück, bevor er bereits spürte, wie ihm der rechte Ärmel seiner Patientenbekleidung hochgeschoben wurde. Während er einen Hauch von Lavendel wahrnahm, der von ihr ausging, spürte er ihren Zauberstab an seiner Vene und gleich darauf ein kurzes Ziehen auf der Haut, als sie ihm auf magische Weise Blut entnahm.

„Hat nicht wehgetan oder?“, fragte sie nebenbei, ohne eine Antwort zu erwarten. An ihrer Stimme hörte er, dass sie lächelnd musste.
„Wenn ich Sie fragen dürfte, Schwester: Der Patient in meinem Zimmer… Wer ist das?“, fragte er mit fester Stimme.
Sie antwortete daraufhin: „Das wissen wir nicht. Man konnte seine Identität noch nicht feststellen.“
Neugierig fragte Lucius: „Und was fehlt ihm?“
„Oh, das darf ich Ihnen nicht sagen, Mr. Malfoy! Schweigepflicht, Sie verstehen?“, antwortete sie gewissenhaft.

Lucius seufzte. Er wollte zumindest eine Kleinigkeit ĂĽber den Mann in Erfahrung bringen, mit dem er sich Tag und Nacht das Zimmer teilen mĂĽsste.

„Und gehen wir von der Annahme aus, ich könnte sehen: Was würde ich im Bett gegenüber erblicken?“, fragte er wohlwissend, dass sie ihm darauf eine Antwort geben würde.
Das tat sie auch, indem sie entgegnete: „Na ja, Sie würden einen Mann Anfang zwanzig sehen, der noch etwas unterernährt ist und am ganzen Körper Platz- und Schnittwunden, sowie geschwollene Stellen und blaue Flecken aufweist.“
Ehrlich antwortete Lucius: „Danke, das reicht! Jetzt habe ich zumindest eine Vorstellung von meinem Zimmergenossen. Wissen Sie denn, was mit ihm geschehen ist?“
Schwester Marie, die gerade seinen Puls fühlte, erklärte: „Nein, das wissen wir nicht. Es stand sogar im Tagespropheten, dass man ihn gefunden hat. Die Magische Strafverfolgungspatrouille hat keinen Schimmer, warum man ihm das angetan hat. Vielleicht kann man sich zumindest einen Reim darauf machen, wenn wir endlich wissen, wer er ist.“ Sie ließ von seinem Handgelenk ab und sagte vorwarnend: „Erschrecken Sie jetzt nicht! Ich werde mir Ihre Augen ansehen. Bitte machen Sie keine abrupte Bewegung!“

Um zu erfahren, ob er noch immer so verschlagen handeln konnte wie früher, fragte er während ihrer Untersuchung leise: „Der Abbruch bei Miss Greengrass ist also genehmigt worden?“
Schwester Marie stockte, bevor sie fragte: „Sie wissen davon? Kennen Sie sie?“
Den Nachnamen kannte er durchaus, aber der Name war auch weit verbreitet, weshalb er vorgab: „Natürlich kenne ich sie. Und auch ihren Vater, dem ich nie sonderlich viel Respekt zollen konnte.“
Leise schilderte Schwester Marie: „Miss Greengrass’ Vater ist ein Schw…“
Sie hielt inne, aber Lucius, der Spaß an der Unterhaltung fand, beendete ihren Satz, indem er sagte: „Ein Schwein! Ja, da haben Sie Recht. War er es, der…?“
„Ja! Im Krieg hat er Frau und Sohn verloren, aber er wollte unbedingt wieder einen Nachkommen haben. Er fand keine reinblütige Frau, die sich mit ihm abgeben wollte und da hat er…“ Sie seufzte mitleidig, bevor sie letztendlich erklärte: „Miss Greengrass hat ihn angezeigt, nachdem sie sich nach längerer Gefangenschaft befreien konnte. Sie kam gleich darauf zu uns, um… Na ja, Sie wissen ja.“

Lucius war stolz auf sich, dass er noch immer Vertrauen erhaschen konnte und mit seinem Halbwissen Leute zum Reden bringen konnte. Abschließend sagte er nur: „Ich hoffe, Miss Greengrass geht es den Umständen entsprechen gut. Ihr Vater wird sie wohl eine zeitlang nicht mehr belästigen können. Ich nehme an, er wird eine ganze Weile in Askaban bleiben.“ Hier stimmte ihm Schwester Marie zu.

Es bestätigte ihm seine Selbstsicherheit, Schwester Marie Informationen entlockt zu haben, die nicht für ihn bestimmt waren und das nur, weil er vorgegeben hatte, eingeweiht zu sein. Allerdings entsetzte ihn die Kenntnis über Miss Greengrass’ „Unannehmlichkeit“. So schlimm stand es also schon um einige Reinblüter, die um jeden Preis ihre pure Blutslinie bewahren wollten. Miss Greengrass’ Fall erinnerte ihn sehr an ein Märchen, von dem ihm früher einmal seine Frau erzählt hatte und obwohl es nur ein dummes Muggelmärchen gewesen war, hatte der Beginn dieser Geschichte aufgrund seines abscheulichen Inhalts seine angewiderte Aufmerksamkeit erhalten.

Er ließ die Voruntersuchung über sich ergehen und hielt mit Schwester Marie noch ein erstaunt angenehmes Schwätzchen, bevor man ihm ein duftendes Mittagessen vorsetzte, welches tausendmal besser schmeckte als alles, was er je in Askaban zu sich nehmen musste.

Die Heiler-Visite fand pünktlich nach dem Mittagessen statt. Nachdem der Professor ihn gründlich untersucht hatte, sagte er: „So, Mr. Malfoy. Ich muss natürlich noch einige Ergebnisse abwarten, aber wie es aussieht, steht es um Sie nicht ganz so schlimm, wie wir anfangs vermutet hatten.“ Erleichterung zeichnete sich auf Lucius’ Gesicht ab, weswegen Professor Puddle ihm nüchtern erklärte: „Die Hoffnung, Ihr Augenlicht zu hundert Prozent wiederherstellen zu können, gibt es leider nicht, aber mehr als dreißig Prozent, wie wir anfangs erst dachten, werden es allemal werden.“ Lucius fühlte, wie sich ein Lächeln auf seinem Gesicht formte und er konnte es nicht einmal unterdrücken.

Völlig unerwartet fragte Lucius: „Wie sieht es mit anderen Defe… mit den anderen Krank… Könnte ich etwas anderes bekommen?“
Er schämte sich in Grund und Boden, seine Reinblütigkeit nun bis zu seinem Lebensende mit Leiden und Unvollkommenheit in Verbindung bringen zu müssen, doch der Professor fragte lediglich: „Was gab es denn bisher für Erkrankungen in Ihrer Familie?“

Nur zögerlich zählte der Patient auf: „Mein Vater erblindete ebenfalls. Er war währenddessen hier im Hospital. Sie haben sicherlich noch irgendwo Unterlagen darüber. Meine Mutter hingegen…“ Es war Mr. Malfoy anzusehen, dass er sich genierte und doch brachte der Patient die Kraft auf, dem Professor zu erzählen: „Sie verlor innerhalb eines halben Jahres ihre Magie und einige Monate darauf“, Lucius atmete zittrig ein, „ihren Verstand.“

Man wurde als Squib geboren, aber man verlor nicht einfach seine magischen Fähigkeiten, weshalb Professor Puddle erstaunt nachfragte: „Sie ’wurde’ ein Squib?“ Nickend bejahte Mr. Malfoy. „Was ist aus Ihrer Mutter geworden?“, fragte Professor Puddle vorsichtig, denn er wusste, dass es gerade für rassistische Familien wie den Malfoys mehr als nur eine Schande war, einen Squib zur Familie zählen zu müssen.
Leise antwortete der Patient: „Mein Vater ließ sie ins Gunhilda-von-Gorsemoor-Sanatorium einweisen. Seitdem hab ich sie nie wieder gesehen!“

Nachdem der Professor erklärte, er müsste die Resultate der Untersuchungen abwarten, bevor er über weitere, mögliche Erkrankungen Auskunft geben konnte, war er gegangen. Lucius blieb mit seinen schrecklichen Erinnerungen an die Vergangenheit allein zurück, die nach dem Gespräch mit dem Professor in ihm aufgekommen waren. Er konnte nichts tun, um sich abzulenken; keine Zeitung lesen, keine Karten legen, nicht einmal mit sich selbst Schach spielen und so hallten die Worte seines Vaters in seinem inneren Ohr wider, der damals mit eiskalter Stimme gesagt hatte „Deine Mutter kann dir nichts mehr geben, mein Sohn. Am besten, du vergisst sie schnell, denn du wirst sie nie wieder sehen. Und wage es nicht, jemals über sie zu sprechen!“.

Eine prophylaktische Ohrfeige, die der damals achtjährige Lucius von seinem Vater als eine Art Ausrufezeichen für dessen Befehl erhalten hatte, schien jetzt wieder seine Wange zum Glühen zu bringen, so dass er eine Hand an sein Gesicht führte.

In diesem Moment klopfte es und Schwester Marie trat laut grüßend ein. Als sie den Patienten so niedergeschmettert auf dem Bett sitzend erblickte, fragte sie mitleidig: „Mr. Malfoy? Ich wollte Sie fragen, ob ich Ihnen vielleicht etwas aus dem Tagespropheten vorlesen darf?“
Der Patient ließ seine Hand wieder in seinen Schoß fallen, bevor er mit kraftloser, aber freundlicher Stimme erwiderte: „Oh, das wäre sehr nett, Marie.“


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Hoch motivierte Angestellte vergessen morgens aus der S-Bahn auszusteigen, weil sie unbedingt das Kapitel zu Ende lesen müssen. Seit die Potter-Bücher auch in den Chef-Etagen aufgetaucht sind, häufen sich im Management die plötzlichen Krankmeldungen.
Meike Bruhns, Berliner Zeitung