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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - hätte - wäre - wenn

von Muggelchen

Nachdem Ron sich verabschiedet hatte, musste Harry die Neuigkeiten zunächst verdauen. Er nahm vor dem Kamin Platz und schenkte sich einen Feuerwhisky ein. Das war heute der zweite, wenn man den von Severus mitzählte. Was Ginny widerfahren war, verletzte ihn. Sie hatte etwas Besseres verdient! In Gedanken spielte sich der Moment ab, als er Ginny einen Korb geben musste, damit Voldemort sie nicht ganz oben auf seine Todesliste setzen würde. Es hatte ihm damals das Herz gebrochen, so handeln zu müssen. Noch heute, wenn er daran dachte, fühlte er regelrecht, wie sich alles in seiner Brust vor Schmerz zusammenzog. Dabei wollte Harry nur, dass Ginny glücklich werden würde. Er hätte ihr in dieser Zeit nichts bieten können, weil er ständig seine Fähigkeiten hatte verbessern müssen, um seinem Feind den Garaus machen zu können. Er hätte für sie keine Zeit gefunden und auch keine Familie mit ihr gründen können, denn jeden einzelnen Tag hätte er Angst um sie haben müssen.

Harry schenkte sich betrübt einen weiteren Feuerwhisky ein. Die ganze Zeit über, während er das Glas langsam lehrte, kamen all die schönen Gefühle in ihm hoch, die Ginny stets in ihm ausgelöst hatte. Dass er zu weinen begonnen hatte, spürte Harry erst, als ihn seine eigenen Tränen am Kinn kitzelten.

Ginny saß derweil allein in der Küche im Fuchsbau und trank einen Kakao, während sie über ihre Situation nachdachte, denn an Schlaf war nicht zu denken. Sie erschrak fürchterlich, als der Kamin laut knisterte und Harrys Stimme zu vernehmen war. Während sie sich noch vor lauter Schreck eine Hand an die Brust presste, sagte sie: „Harry? Was ist denn nur los? Es ist schon nach zwölf!“ Wimmernd fragte Harry, ob er jetzt vorbeikommen dürfte und nur zögerlich stimmte sie zu.

Durch die drei Gläser Feuerwhisky war Harry schon ein wenig angetrunken, aber er wusste genau, was er sagen wollte. Nachdem sich die beiden in der Küche gesetzt hatten, nahm er ihre Hände in seine und flüsterte mit verweinten Augen: „Es tut mir alles so Leid, Ginny. So Leid…!“

Von dem Anblick eines am Boden zerstörten Harry war sie ganz besorgt. Mit zitternden Lippen fragte sie: „Harry, was ist denn nur?“ Sie drückte seine Hände ermutigend. Ihre fürsorgliche Stimme brachte ihn erneut zum weinen.
Durch sein Schluchzen recht unverständlich wimmerte er einige Oktaven höher als sonst: „Ich hätte dich nie von mir weisen dürfen. Ich hätte das nicht erlauben sollen. Was wäre aus uns geworden, wenn wir zusammengeblieben wären?“ Kaum hatte er seine Sätze herausgebracht, wurde er von seinen Gefühlen geschüttelt. Ständig zog er die Nase hoch und seine Atmung war stockend und unregelmäßig.
Ginny kam dichter an ihn heran und bemerkte seinen warmen Atem, bevor sie mit ruhiger Stimme fragte: „Hast du getrunken, Harry?“
Sich rechtfertigend beteuerte er: „Ich weiß genau, was ich sagen will, Ginny. So betrunken bin ich nicht!“

Er atmete aufgeregt, was Ginny dazu veranlasste, ihn zu umarmen. Gierig erwiderte Harry die Umarmung. Er drückte sie fest an sich, als er schluchzend gestand: „Ich habe vorhin nachgedacht; über alles. Du hast was Besseres verdient, Ginny. Ich bin was Besseres! Ich bin…“ Er schluchzte und begann erneut: „Ich werde alles für dich sein, was ich vor Jahren nicht für dich sein durfte! Ich möchte…“ Harry kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden, weil er erneut von Tränen übermannt wurde. Ginny atmete tief durch und drückte Harry an sich.
„Harry“, flüsterte sie mit seidenweicher Stimme.

Eine Weile verblieben sie so, Arm in Arm, bis Harrys Atmung sich normalisiert hatte. Mit rauer Stimme fragte er ungläubig: „Wie konnte er dich nur sitzen lassen?“ Harry richtete sich auf dem Stuhl etwas auf. Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht, als er mit gequältem Gesichtsausdruck sagte: „Wie kann man dich nicht haben wollen, Ginny? Du bist so wundervoll, so einzigartig. Ich will dich! Ich will dich haben!“ Mit bebenden Lippen und Furcht in den Augen fragte er leise: „Wenn du mich noch haben willst?“

Dieses Mal war es Ginny, die mit den Tränen kämpfen musste, die sich bereits in ihren schönen Augen sammelten. Sie nahm seine Hände von ihren Wangen und drückte sie ganz fest. Flüsternd erklärte sie: „Harry, weißt du, warum ich so viele Freunde hatte? Warum daraus nie was Ernstes geworden ist?“ Harry schüttelte den Kopf, weswegen Ginny erklärte: „Ich habe immer etwas in ihnen gesucht, aber keiner hatte es.“

Mit jedem ihrer Worte befürchtete Harry, abgewiesen zu werden, aber er hörte weiterhin mutig zu. Sie blickte ihm in die Augen und sagte: „Keiner hatte es, weil das, was ich gesucht habe, du warst. Ich wollte jemanden finden, der so war wie du. Ich habe immer nur dich gesucht, weil…“ Sie begann zu schluchzen, brachte den Satz jedoch zu Ende: „…weil ich dich liebe, Harry!“
Als Harry endlich verstand, was sie eben gesagt hatte, umarmte er sie und wisperte immerzu: „Oh Ginny, meine Ginny, mein Augenstern, meine Ginny…“

„PABLO, du Teufelsbraten… Weg von meiner Tochter!“, schrie eine aufgebrachte Mrs. Weasley mit gezücktem Zauberstab. Die laute Stimme erschreckte Harry so sehr, dass er vom Stuhl fiel, als er sich umdrehte. Nachdem Mrs. Weasley den unverhofften Gast erkannt hatte, sagte sie plötzlich mit ihrer netten Stimme, die um einiges liebevoller und weniger angsteinflössend klang: „Oh Harry, mein Lieber! Lass dir aufhelfen! Entschuldige, aber ich dachte, du wärst jemand anderes.“
„Mama, wie kannst du nur denken, dass ich diesen Mistkerl so herzlich empfangen würde?“, warf Ginny aufgebracht ihrer Mutter vor.
Harry fragte nur leicht benommen: „Pablo? Ich dachte Pedro?“ Offenbar hatte sich Ron beim Namen geirrt.

„Harry? Willst du heute hier übernachten?“, fragte Ginny mit einem vertrauten Lächeln. Harry lächelte zurück. Sein Augenkontakt mit Ginny wurde jäh unterbrochen, als Mrs. Weasley laut ihre Bedenken äußerte, doch Ginny entgegnete daraufhin spöttisch: „Mama, hast du etwa Angst, dass irgendwas passiert? Dass ich vielleicht schwanger werden könnte?“

Mrs. Weasley musste sich eingestehen, dass ihre Tochter erwachsen war. Nur, weil sie wieder für unbestimmte Zeit hier wohnen würde, bedeutete nicht, dass sie wieder ihre kleine Ginny wäre. Sie stimmte dem Vorschlag ihrer Tochter jedoch erst zu, nachdem sie bemerkt hatte, dass Harry durch den Alkohol bereits so müde geworden war, dass er beinahe schon auf dem Küchentisch sitzend einschlief.

Am nächsten Morgen erwachte Harry. Blinzelnd öffnete er die Augen. Sein Schädel brummte von dem Alkoholkonsum letzter Nacht. Vor ihm knisterte ein Kaminfeuer. In seinem Schoß fand er ein leeres Glas und zu seinen Füßen stand die angebrochene Flasche Feuerwhisky. Enttäuscht schloss Harry die Augen wieder, um an das zu denken, was ihm widerfahren war. Er war bei Ginny gewesen und sie hatten miteinander nicht nur gesprochen, sondern sich gegenseitig das Herz ausgeschüttet. Erneut öffnete Harry die Augen und er blickte auf seinen Kamin, in seinem Zimmer. Noch immer saß er in dem Sessel, den er seit dem Gespräch mit Ron nicht verlassen hatte. Alles war nur ein Traum gewesen.

Ernüchtert seufzte er. Aber trotzdem es ihn enttäuscht hatte, das alles nur ein Traum gewesen war, so war er doch froh darüber, ein so schönes Gefühlserlebnis gehabt zu haben, wenn es auch nur seinem Unterbewusstsein entsprungen war. Der Traum hatte ihm seine eigenen Wünsche und Hoffnungen nicht nur offenbart, sondern ihm sehr deutlich vor Augen geführt. Er hatte ihm ein Lebensziel gegeben und eines wusste Harry nach diesem Traum ganz sicher: sie liebte nur ihn und er nur sie.

Ginny wollte noch nicht aufwachen, doch das sanfte Sonnenlicht streichelte sie mit seiner Wärme und tauchte die Welt in einen hellen Schein, der sie aus dem Land der Träume zurückholte. Sie blinzelte und erblickte als Erstes ihr Kakaoglas. War sie etwa am Küchentisch eingeschlafen? Hatte sie die ganze Nacht so dagelegen? Ginny konnte den Kopf kaum frei bekommen, denn ihre Gedanken kreisten noch unablässig um den Traum, der sie in seiner Welt fesselte. Er war so wunderschön gewesen, weil Harry und sie selbst sich ihre Liebe gestanden hatten. Ihr sehnlichster Wunsch hatte sie in seine Welt gezogen. „Nein…“, dachte Ginny als sie begannen die Augen zu reiben und vom Schlaf zu befreien. Dann zuckte sie plötzlich hoch: „Ich hab verschlafen!“

Einen Tag, bevor Hogwarts seine Tore für alte und neue Schüler wiedereröffnen würde, nahm Mr. Weasley seine Pflicht wahr, ein Treffen mit Dumbledore abzuhalten, bei dem auch die Presse anwesend sein sollte. Der Termin wurde so kurzfristig angelegt, so dass Albus lediglich Minerva und Severus davon hatte unterrichten können, bevor Minister, Presse und Wachpersonal das Grundstück bereits betraten.

Der ahnungslose Harry war vor zehn Minuten mit dem Hund weggegangen, was Severus begrüßte, denn er wusste, dass die Presse sich auf ihn stürzen würde, würde er dem Pack in die Arme laufen. Auf seinem Weg in die Bibliothek überholte Severus in der Nähe eines unüberdachten Hofes den Direktor und den Minister, die beide langsam den Gang im Freien entlangschlenderten und eine große Traube Menschen mit sich zogen. Um eine Ecke biegend sah Severus, wie Harry mit dem Hund gedankenverloren in seine Richtung schlenderte.

Er stürmte auf Harry zu und sagte: „Was tun Sie hier? Sie waren doch eben schon weg!“
Erschrocken und unbehelligt erklärte Harry: „Ich hab mir nur ein Buch geholt. Ich wollte vielleicht etwas lesen und…“
Aufgebracht unterbrach sein Kollege: „Sie sollten schleunigst verschwinden, wenn Sie den Hyänen aus dem Weg gehen möchten. Die Presse ist hier, zusammen mit dem Minister und sie kommen gleich um diese Ecke!“ Severus zeigte mit steifem Arm und ausgestrecktem Zeigefinger in die Richtung, aus der er gekommen war. Man konnte bereits die immer länger werdenden Schatten vieler Menschen sehen.

Darauf war Harry nicht vorbereitet. Er trug zerrissene Jeans, einen alten Weasley-Pullover und erneuerungsbedürftige Turnschuhe. Anstatt sich den Geiern zu stellen, geriet er in Panik. Noch bevor der erste Fotograf rückwärts gehend um die Ecke bog, damit er Fotos von den beiden Prominenten schießen konnte, rannte Harry einige Stufen hinunter in den grünen Hof. Severus hielt das für eine schlechte Idee und rief daher angespannt leise: „Harry, nicht….“ Ein Journalist hatte Severus gehört und kam auf ihn zugestürmt.
Mit gezückter Feder fragte er: „Meinten Sie mit Harry etwa ’den’ Harry? Ist er hier? Der Direktor hat erwähnt, dass er Lehrer hier sein soll.“

Mit steinerner Miene verneinte Severus, seinen Kollegen heute gesehen zu haben. Der Reporter blieb jedoch hartnäckig. Mittlerweile hatte sich die Schar bereits genähert und andere Reporter schnappten den Namen „Potter“ auf und fragten, wo der Held denn stecken würde. Sich herausredend sagte Severus: „Ich habe nie behauptet, dass sich Mr. Potter bei mir aufhalten würde!“
Der Reporter, der als Erstes gekommen war, fragte überlegen klingend: „Und warum haben Sie bitte nach ’Harry’ gerufen?“

Als Severus bemerkte, dass die gesamte Menschenmenge samt Minister und einem freudig dreinblickenden Direktor auf eine Antwort seinerseits wartete, erklärte er stockend: „Mein… ich meine meinen Hund.“ Sich zusammenreißend blickte Severus in den Hof und rief demonstrativ nach Harry. Harry, der sich gleich unten neben der Treppe im Schutze eines Busches aufhielt, verstand sofort. Er ließ die Leine des Hundes los, der gleich darauf die Treppe hinaufhuschte und freudig sein Herrchen ansprang.

Mr. Weasley und Professor Dumbledore gingen bereits langsamen Schrittes weiter, in dem Wissen, dass die anderen folgen würden. Nur der erste Journalist blieb bei Severus stehen, der nun mit der Leine in der Hand etwas unbeholfen wirkte.

„Sie haben den Hund ’Harry’ genannt?“, fragte er ungläubig. Severus bejahte, woraufhin der Reporter sofort eine Notiz machte. Severus stutzte und drehte seinen Kopf, um die Notiz lesen zu können, aber es gelang ihm nicht. „Sind Sie nicht Snape, der den Merlin bekommen hat? Potter war doch Ihr Schüler, richtig?“, fragte der Journalist wenig Respekt zollend.

Um seinen neu errungenen Ruf nicht gleich wieder zu verderben, spielte Severus den Gelassenen. Er antwortete: „Richtig, Mr. Potter war mein…“
„Aber warum haben sie den Hund ’Harry’ genannt? Hat das etwas mit Differenzen zu tun? Habe gehört, dass Sie ihn nicht wirklich ausstehen konnten“, unterbrach der nervende Reporter.
Klärend antwortete Severus: „Ein mutiges und kluges Tier nach einem Mann mit gleichen Eigenschaften zu benennen ist wohl kein Vergehen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden? Ich möchte vermeiden, dass das Schulgelände beschmutzt wird.“

Demonstrativ blickte Severus zu dem weißen Hund hinunter, der brav neben ihm Sitz machte und hechelnd nach oben blickte. Der Reporter kritzelte noch etwas auf seinen Block, bevor er ohne Verabschiedung den anderen nachrannte, die bereits um eine weitere Ecke gebogen waren.

Nachdem Harry sich getraut hatte, den Schutz des Busches zu verlassen, erklärte Severus kurz und knapp, dass die Presse nachher noch in der großen Halle einem kleinen Bankett beiwohnen würde und alle erst gegen 16 Uhr Hogwarts verlassen würden.

„Ich muss Ihnen danken, Severus!“, sagte Harry, der froh war, die Presse erfolgreich gemieden zu haben. Als er Severus anblickte, schien er durch dessen Maske hindurchzusehen und ihm offenbarte sich eine Mimik, die Dankbarkeit widerspiegelte. Sein Kollege schien plötzlich von etwas ergriffen zu sein, aber der Grund blieb Harry versagt.
Wie aus heiterem Himmel erwiderte ein schlagartig gerührter Severus mit bewegter Stimme: „Nein Harry, ich muss Ihnen danken! Ich habe gedacht, dass jedes Gefühl damals vor zwanzig Jahren für immer begraben worden war und nur noch Hass bliebe. Man hat einmal gesagt, dass jemand, der dem ausgesetzt gewesen war, wenn auch nur kurz, alles für immer verloren hätte. Es war jedoch notwenig, um die Aufgabe zu erfüllen. Es gab keinen anderen Weg. Kein normaler Mensch könnte eine Rolle solange durchhalten, doch am Ende war es meine Entscheidung.“

Im nächsten Moment fing sich Severus wieder und sagte frech grinsend, als wäre dies seine Erwiderung auf Harrys Dank: „Ich wollte es lediglich vermeiden, dass Ihr Bild morgen im Tagespropheten erscheint, welches Sie mit Ihrer doch reichlich mitgenommenen Kleidung zeigen würde. Schließlich ist morgen der erste Schultag. Was würden die Schüler sagen, wenn sie ihren Professor in diesem ungewöhnlichen Kleidungsstil erblicken würden?“

Es waren jedoch Severus’ ersten Worte gewesen, die Harry stutzig gemacht hatten, bevor er kopfnickend dem zweiten Teil zustimmte und erleichtert sagte: „Die Presse ist unerträglich, aber Sie haben sie erfolgreich an der Nase herumgeführt.“

Im Nachhinein biss sich Severus noch auf die Zunge, nachdem er erkannt hatte, dass Harry möglicherweise seinen vorherigen Worten zu viel Aufmerksamkeit schenken würde und ihn mit fragendem Unterton zitierten könnte, um ein wenig nachzuhaken. Aber war es nicht gerade das, was er wollte? Wollte er Harry nicht absichtlich auf eine Sache aufmerksam machen, die kein anderer Mensch freiwillig auf sich genommen hätte? Nein, absichtlich wollte Severus das nicht. Seine Miene verfinsterte sich wieder, während er darüber nachdachte. Ohne auf weitere Konversation wert zu legen, drückte er Harry die Leine in die Hand. Er wandte sich von seinem jungen Kollegen ab und schritt mit weit wehendem Umhang den Gang hinunter.

Während des Spaziergangs mit dem Hund hatte Harry ständig die Worte wiederholt, die Severus von sich gegeben hatte, bevor er sich durch die Büsche schlug und an den ganzen Presseleuten vorbei zurück ins Schloss ging. Unablässig kreisten seine Gedanken um das, was Severus gesagt hatte und Harry grübelte, was sein Kollege damit gemeint haben könnte. Harry war dankbar, dass Severus vorhin so abrupt gegangen war, denn er konnte sich gerade noch beherrschen, ihn nicht sofort daraufhin anzusprechen. Die Worte klangen in Harrys Ohren so bedeutsam und ließen ihn deshalb nicht mehr los. Aber wie sehr er auch darüber nachdachte, er konnte sich keinen Reim darauf machen, was genau Severus damit gemeint haben könnte. Was war denn vor zwanzig Jahren geschehen? Harry musste unbedingt mit jemandem darüber reden. Minerva und Albus kamen nicht in Frage. Sirius oder Remus waren auch keine sonderlich guten Gesprächspartner, wenn es um das Thema Severus ging.

Das, was Severus gesagt hatte, löste ein komisches Gefühl in Harrys Magengegend aus. Es war so untypisch für seinen älteren Kollegen, etwas vermeintlich Zusammenhangloses von sich zu geben. Wollte Severus ihm einen verschleierten Hinweis geben? Und wenn ja, warum hatte er es so eilig und war gegangen, noch bevor Harry ihn darauf ansprechen konnte?

Als Lehrer trug Harry jetzt eine Menge Verantwortung. Ein Vorbild musste er jetzt sein und daher konnte er nicht mehr einfach etwas Abenteuerliches unternehmen; konnte nicht mehr einfach seinen Tarnumhang nehmen und im Schloss herumschnüffeln, denn er war erwachsen und hatte Pflichten zu erfüllen. Doch die Frage, mit wem er sein Wissen über Severus’ unerklärbare Andeutung teilen könnte, war noch immer nicht geklärt. Draco musste Harry leider auch ausschließen, denn selbst wenn sie miteinander auskommen konnten, ohne sich Schimpfworte oder Flüche an den Kopf zu werfen, hieß das nicht, dass sie bereits über persönliche Dinge reden konnten, selbst wenn sie einen Dritten betrafen. Harry hoffte, dass Ron heute bei den ministerialen Feierlichkeiten in Hogwarts auch anwesend sein würde und Hermine ihn im günstigsten Fall heute begleiten würde. Sicher würde sich am Abend die Gelegenheit für ein unverfängliches Gespräch mit seinen besten Freunden finden.


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