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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Harry auĂźer sich

von Muggelchen

Harry stellte sich die Frage, warum es ihn schmerzte, über Ginnys Schwangerschaft informiert worden zu sein. Immer wieder sagte er in Gedanken zu sich selbst, dass es sein Kind hätte sein können. Hätte sein sollen! Dass Ginny seine Frau hätte werden können und dass er derjenige wäre, der mit ihr alt werden müsste. Er wollte unbedingt derjenige sein, der in sechzig Jahren ihre kleine, runzlige Hand küssen würde, bevor sie sich gemeinsam aufmachen würden, um einen Urenkel zum Geburtstag zu besuchen.

Mit entsprechend betrübtem Gesichtsausdruck betrat Harry die Räume von Severus, um mit dem Hund spazieren zu gehen. Alarmiert beobachtete Severus, wie Harry völlig mechanisch den Hund rief, ihn anleinte und wieder zur Tür hinausgehen wollte.

„Harry?“, fragte Severus leise. Nachdem er sich umgedreht hatte, fragte Severus ihn: „Alles in Ordnung?“
Harry nickte zunächst und belog sich selbst. Zu seinem eigenen Erstaunen antwortete er jedoch: „Nein, nichts ist in Ordnung.“
Mit einer hochgezogenen Augenbraue sagte Severus trocken: „Dann haben Sie die falsche Geste für Ihre Worte gewählt.“ Nur kurz lachte Harry, bevor er einen Seufzer unterdrückte. „Warten Sie, Harry. Ich werde Sie begleiten!“

Durch die Oberlichter drang sowieso wenig Sonnenlicht in die Räume der Kerker, doch trotzdem hatte Draco alle Vorhänge in seinem Zimmer zugezogen. Auf seiner Couch liegend sinnierte er über sein vergangenes Leben, sein derzeitiges und über seine Zukunft. Beim Gedanken an letzteres lief ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Wenn er im Hier und Jetzt nicht etwas unternehmen würde, hätte er keine Zukunft. Es war schlimm genug zu wissen, dass seine Familie über die vielen Wehwehchen, die mit der Zeit umfangreicher und schlimmer geworden waren, stets hinweggesehen hatte. Hinzu kam, dass sein Vater dieses Manko niemals hatte wahrhaben wollen und offenbar noch immer nicht wahrhaben will. Er hatte sich den ganzen Fakten gegenüber blind verhalten und war es letztendlich tatsächlich geworden. Und trotz des Verlustes des Augenlichts schien seinem Vater noch immer mehr an der Reinblütigkeit zu liegen als daran, wieder sehen zu können. Sein Vater hielt es für eine Schande, zugeben zu müssen, durch das rein gehaltene Blut nun fehlerhafte Gene zu besitzen.

So leicht... Es war immer so leicht gewesen, einfach davonzulaufen oder sich in der harten Schale zu verstecken. Doch jetzt fiel es ihm immer schwerer, den coolen Malfoy heraushängen zu lassen. Vorhin erst hatte er die rothaarige Weasley angerempelt und nachdem ihre Unterlagen auf den Boden gefallen waren, hatte er sich tatsächlich niedergekniet und ihr geholfen, sie wieder aufzuheben. Sie hatte ihn angesehen, als würde sie glauben, er stünde unter Imperius. Wahrscheinlich hatte sie eher damit gerechnet, dass er ihr einen bösartigen Spruch an den Kopf werfen würde. So etwas wie „Kannst du nicht aufpassen, wo du hinrennst, Wiesel?“. Er hatte es schon auf der Zunge gehabt, aber er hatte den Satz hinuntergeschluckt und sich mit seinem Verhalten selbst völlig überrascht. Es war ihm alles so fremd, auch wenn ihm die Umgebung vertraut war. Es war so realitätsfremd, wie höflich sich Menschen ihm gegenüber plötzlich verhielten; Menschen, die ihn eigentlich hassen müssten. Er war sich selbst manchmal fremd und – noch viel schlimmer – er fühlte sich allein. Sein Patenonkel Severus zählte nicht. Severus war Severus. An die Möglichkeit, mit ihm offen reden zu können – über Gefühle reden zu können – glaubte er nicht. Den einzigen Menschen, der ihm von Mal zu Mal mehr zu bedeuten schien, hatte er grob von sich gestoßen. Würde Susan ihm seinen Gefühlsausbruch vergeben können? Er hoffte es sehr. Draco wünschte sich, dass sie seine Entschuldigung annehmen würde, doch er hatte Zweifel, dass sie seinen Worten glauben schenken würde. Womöglich ahnte sie sogar, dass es nicht seine, sondern Severus’ Worte in dem Brief waren?

Sie hatte sich bisher wirklich viel Mühe gegeben; das musste er ihr zugestehen. Er dachte an sie, an die sanfte Stimme, die glänzenden Augen, das gewinnende Lächeln... Als er sie vor seinem inneren Auge sah, besserte sich seine Stimmung. Draco schwang sich vom Sofa und setzte sich an das Schreibpult, um einen zweiten Brief an sie zu schreiben, in dem er jetzt seine eigenen Worte benutzen wollte. Er hoffte, dass Susan zustimmen würde.


„Sehr geehrte Miss Bones,

bitte erlauben Sie mir, meinen Fehler wieder gutzumachen. Ich möchte Ihnen beweisen, dass ich anders sein kann, auch wenn es mir noch immer sehr schwer fällt. Zu viel ist in den letzten Wochen und Monaten passiert.

Ich würde gern versuchen, es Ihnen zu erklären, wenn ich darf. Am Montag zum Abendessen? Darf ich Sie irgendwo abholen?

Ergebens,
Draco Malfoy„


Und bevor ihn wieder eine schlechtere Laune überkommen würde, faltete er den Brief schnell zusammen und schickte ihn mit einer Eule zu Susan. Er hoffte so sehr, dass sie seiner Einladung zustimmen würde. Aber was könnte er tun, wenn nicht?

Im Ministerium wuselte der Minister von einem Büro zum anderen, um Anweisungen zu geben und so stürmte er auch zu Susan ins Zimmer. „Miss Bones, ich möchte, dass Sie einen Text erstellen, mit dem das Ministerium allen Zauberern und Hexen, besonders denen aus reinblütigen Familien, einen kostenlosen Gesundheitscheck anbietet. Es soll jedoch keinesfalls das Gerücht in Umlauf gebracht werden, dass alle Reinblüter defekte Gene besäßen. Das ist natürlich nicht so, aber ich denke, die meisten Zauberer sind sich darüber bewusst, was diese alte ’Tradition’ mit reinem Blut für Probleme mit sich bringen kann. Machen Sie das im Anzeigenformat; bloß nicht auf die Titelseite! Schaffen Sie das bis zum Wochenende, Miss Bones? Ich möchte, dass am Montag die Eulen an die Zeitungen rausgehen. Und informieren Sie bitte die Presseabteilung, denn spätestens Dienstag werden wir mit Anfragen überschwemmt werden“, sagte Minister Weasley recht hastig. Er litt offenkundig unter Termindruck.

Kurz nachdem Mr. Weasley sie allein gelassen hatte, flatterte eine Eule durch das Fenster. Draco wollte sie am Montag zum Abendessen einladen – gerade jetzt, wo sie so viel zu tun hatte. Sie nahm sich trotzdem die Zeit, seinen Brief sofort zu beantworten. Ihre Situation erklärend versicherte sie, dass sie seine Einladung gern annehmen würde, jedoch zu einem anderen Zeitpunkt. Sie drückte ihr Bedauern aus, am Montag keine Zeit zu haben, weil sie von ihrer Arbeit eingenommen werden würde. Nichtsdestotrotz hoffte sie, seine Einladung würde durch ihre Absage nicht verfallen. Sie sandte die Eule zurück und drückte die Daumen, dass er sich nicht vor den Kopf gestoßen fühlen würde.

Während des Spaziergangs auf dem Hogwartsgelände fühlte sich Harry nur etwas erleichtert. Er hatte Severus eben erzählt, dass Ginny die Siebte nachholen wollen würde. Severus erinnerte sich sofort an das, was er in Harrys Gedanken gesehen hatte und er wusste, dass sein Kollege noch immer an der Trennung mit der jungen Weasley litt. Allerdings lagen ihm Herzensangelegenheiten überhaupt nicht, weswegen er kurz und knapp empfahl: „Sehen Sie es doch einfach als eine neue Chance!“
Harry schnaufte und erklärte: „Das geht nicht. Erstens wird sie meine Schülerin sein – und ich gehe davon aus, dass es Gesetze gegen solche Beziehungen gibt – und zweitens…“ Harry verstummte.

Es gab viele Dinge, die Severus nicht ausstehen konnte. Eines davon waren unbeendete Sätze, weswegen er nach einer Weile ungeduldig nachhakte: „Und zweitens?“
Harry schaute dem Hund dabei zu, wie der gerade einen Busch bewässerte, als er leise offenbarte: „Sie bekommt ein Kind! Wahrscheinlich von diesem“, Harry verzog das Gesicht, „Spanier!“
Sachlich fragte Severus: „Und wann soll die Hochzeit sein?“
Sauer über die taktlose Frage meckerte Harry: „Von einer Hochzeit war überhaupt nicht die Rede!“
Severus hob eine Augenbraue und sagte mit mysteriösem Unterton: „Und das macht Sie nicht stutzig, Harry?“

Severus wünschte sich, von Harrys jetziger Mimik einen Gipsabdruck fertigen zu können, um Harry immer wieder vor Augen halten zu können, was für dümmliche Gesichtsausdrücke er formen konnte. Er ließ seinen jungen Kollegen nicht lange im Dunkeln und gab seine Gedankengänge preis: „Molly und Arthurs einzige Tochter ist in anderen Umständen. Sie ist ihr ’Augapfel’, ihr ’Nesthäkchen’ und von einer Hochzeit soll nicht die Rede sein? Vielleicht sollten Sie, Harry, einfach mal mit Ihrem besten Freund ein Wörtchen wechseln.“

In seinem Büro nutzte Harry den Kamin, um mit Ron Verbindung aufzunehmen. „Harry, da bist du ja endlich. Hab den ganzen Tag über versucht, dich zu erreichen!“, sagte Ron aufgebracht.
„Was ist denn los, Ron? Warum so aufgeregt?“, fragte Harry etwas erstaunt.
Ron seufzte und erklärte: „Du glaubst es nicht: mein Vater will, dass unsere Familie die erste ist, die sich so einem komischen Gesundheitscheck unterziehen soll. Er macht natürlich auch mit. Ich finde das langsam nicht mehr so witzig, dass er Minister ist. Er meinte, er müsste mit gutem Beispiel vorangehen und natürlich muss seine Familie…“

Harry unterbrach Ron und fragte: „Himmel, um was geht es denn eigentlich? Was für ein Gesundheitscheck?“ Sein Freund erklärte ihm, dass am Montag eine Anzeige im Tagespropheten stehen würde, die allen Rein- und Halbblütern anbieten würde, einen kostenlosen Gesundheitscheck durchführen zu können.
Ron erklärte: „Das wird natürlich nicht in den Zeitungen stehen, aber Dad meint, dass besonders Reinblüter unter gesundheitlichen Problemen leiden würden und dass man den Leuten helfen muss. Kannst du dir das vorstellen?“ Mit weinerlicher Stimme fügte Ron hinzu: „Haaarry, ich will da nicht hin. Die Presse wird da sein. Alle werden glotzen!“
Harry lachte über das kindische Gehabe seines Freundes, bevor er ernst wurde und fragte: „Sag mal, Ron, wegen Ginny…“
„Oh, hat sie dich besucht, ja?“, fragte Ron erfreut.
Nickend bejahte Harry, bevor er stockend sagte: „Sie hat mir gesagt… na ja… sie sagte, sie wäre… schwanger!“

Den Mund zusammenkneifend blickte Ron zunächst kurz über seine Schulter, bevor er leise zu Harry sagte: „Red bloß nicht mit Hermine drüber. Und erwähne das ja nicht im Beisein meiner Mutter! Das ist hier ein heißes Eisen, Harry!“
Bevor Harry nachfragen konnte, hörte er im Hintergrund Hermines Stimme fragen: „Mit wem sprichst du da, Ron? Ist das Harry? Hallo Harry!“ Hermine hatte Ron vom Kamin weggedrängt, um ein Plauschchen mit Harry zu halten.

Die offizielle Anzeige des Ministeriums am Montag wurde von der Presse nicht achtlos behandelt, sondern brachte es einen Tag darauf doch noch auf die Titelseite. Der Tagesprophet warb mit der Schlagzeile „Tabu-Thema vom Ministerium aufgegriffen“. Die meisten Zeitungen berichteten sehr erleichtert darüber. Es wäre längst an der Zeit gewesen, über gewisse Nachteile alter Traditionen zu sprechen, schrieb man in der Morgeneule. Ein Journalist outete sich zudem, indem er seine eigene Befürchtung schilderte, genau wie sein Vater an Schüttellähmung erkranken zu müssen. Die Muggelpost, einer Zeitschrift für den frei denkenden Zauberer, die besonderes Augenmerk auf die Geschehnisse in der nichtmagischen Welt richtete, druckte bereits Interviews von Reinblütern, die über ihre Probleme mit Erbkrankheiten berichteten.

Auf einem Foto bemerkte Harry den peinlich berührten Gesichtsausdruck seines besten Freundes, als der Minister seinen Arm um dessen Schulter legte. Untertitel des Bilder war: „Die reinblütigen Weasleys machen den ersten Schritt.“

Mit Herzrasen verschlang Draco den Tagespropheten. Er hatte seine Räumlichkeiten nicht mehr verlassen, weil er damit rechnete, von allen möglichen Personen auf das aktuelle Thema in den Medien angesprochen zu werden. Selbst Severus ließ er nicht zu sich hinein.

Abends suchte Harry Severus auf, der jedoch mit betrübter Miene nur auf der Couch lag und ihn nicht beachten wollte. Mit angeleintem Hund und bereit zum Gehen fragte Harry mutig: „Severus? Lust mitzukommen?“ Er machte ihm damit das gleiche Angebot, welches Severus ihm neulich gemacht hatte, nämlich spazieren zu gehen und dabei zu reden, doch Severus lehnte ab.

Der Hund war schon ziemlich gewachsen und reichte Harry bereits bis zum Knie, obwohl er noch so jung war. Aufgeweckt zerrte er an der Leine und bestimmte den Weg. „Was denn? Heute wieder eine andere Richtung?“, sagte Harry nachgebend. Stolpernd folgte Harry dem lebhaften Tier, während er murmelte: „Wer führt hier eigentlich wen aus?“ Der Hund schnüffelte überall, bis er eine Witterung aufgenommen zu haben schien. Mittlerweile musste Harry sehr schnell laufen, um mithalten zu können.

„Ah, du hast Fang gerochen“, sagte Harry grinsend, als der Hund auf Hagrids Hütte zulief. Umso erstaunter war er, als der Hund mit wachsendem Enthusiasmus an der Hütte vorbei lief. „Harry, nicht so schnell!“, befahl Harry und er wollte dem Hund mit einem leichten Ruck an der Leine zeigen, wer das Sagen hatte, aber der Hund wurde trotzdem nicht langsamer.

Etwa hundert Meter von Hagrids Hütte entfernt blieb der Hund abrupt stehen und begann zu bellen. „Shht! Ruhe! Ich hab keine Lust, mich mit Zentauren anzulegen“, sagte Harry besorgt und tastete vorsorglich seinen Umhang ab, ob denn auch sein Zauberstab griffbereit wäre. Der verbotene Wald lag nicht weit entfernt. Die Sonne ging bereits unter und nachts war der Wald besonders gefährlich.

Harry drehte sich um und zog an der Leine, weil er gehen wollte, aber der Hund sträubte sich und hörte nicht auf zu bellen. Er starrte ins Nichts und kläffte aufgeregt. Sein Schwanz wedelte nicht. Mit wachen Augen versuchte Harry auszumachen, was den Hund so aufregen könnte, aber er konnte absolut nichts erkennen. „Ist da jemand?“, rief Harry laut und schüttelte innerlich den Kopf, weil ihm bewusst geworden war, dass auf solche Fragen selten eine Antwort kommen würde.

Er hob einen Stock vom Boden auf und vergewisserte sich zunächst, dass er keinen Bowtruckle in der Hand hielt, bevor er ihn in die Richtung warf, die der Hund ankläffte. Der auf den Boden fallende Stock hatte nichts aufgeschreckt. Seltsam war jedoch, dass nicht einmal der junge Hund, dessen Spieltrieb sich in seinem Alter auf dem Höhepunkt befinden musste, sich von dem Stock dazu animieren ließ, ihm mit hängender Zunge nachjagen zu wollen. Nichts da! Der Hund bellte unbeirrt weiter.

Plötzlich hörte Harry ein weiteres Bellen hinter sich, welches sich näherte. Es war Fang, der dem Ruf seines Artgenossen gefolgt war. Es dauerte nicht lang, da stimmte Fang mit seinen tiefen Lauten in das durchgehende Gebell ein. Nun starrten beide Hunde in ein und dieselbe Richtung und kläfften, als würden sie einen Feind auf Abstand halten wollen. „Was zum…?“, fragte sich Harry.
Kurze Zeit später hörte er Hagrids Stimme: „Fang, du dummer Hund. Bist du wohl ruhig! Aus!“ Aber weder Fang noch Harry hörte mit dem Bellen auf.
„Hagrid, was haben die nur?“, fragte Harry mittlerweile leicht besorgt.
Mit abwinkender Geste sagte Hagrid: „Ach, so sind Hunde halt manchmal; bellen Luft an. Vielleicht haben sie nur ’nen Maulwurf gewittert. Los Fang, ab nachhause!“ Fang gehorchte, aber Harry war noch nicht so gut erzogen.

Für heute hatte es genügend Auslauf gegeben, weswegen Harry wieder zurück zum Schloss gehen wollte. Er musste regelrecht an der Leine zerren, aber das Bellen verstummte dennoch nicht. Der Hund blickte noch immer auf die gleiche Stelle und kläffte. Er sträubte sich gegen alle Versuche seines Begleiters, diesen Ort verlassen zu müssen. Mit zusammengekniffenen Lippen nahm Harry den Hund einfach auf den Arm, doch auch jetzt noch hörte er nicht auf anzuschlagen.

Den Hund fest an sich drückend blickte er dem Vierbeiner in die Augen. Die Pupillen waren verkleinert. Die Augen bewegten sich nicht hin und her, sondern fixierten eine Stelle. Es war egal, wie herum sich Harry drehte – der Kopf des Hundes verrenkte sich geradezu, damit er die mysteriöse Stelle nicht aus den Augen verlieren würde. Er musste etwas in der Ferne ausgemacht haben, dachte Harry. Mit flauem Gefühl in der Magengegend blickte Harry noch einmal in die Richtung, in die der Hund kläffte. Für einen kurzen Moment fühlte er sich plötzlich beobachtet. Vor lauter Schreck rannte Harry mit dem noch immer bellenden Hund im Arm zurück zu Schloss.

Völlig aus der Puste stürmte Harry in Severus’ Wohnzimmer. „Ist etwas geschehen, Harry?“, erkundigte sich Severus besorgt, der sogleich von seiner Couch aufgestanden war. Im Anschluss fragte er: „Warum tragen Sie den Hund?“
Zunächst ließ Harry den Hund hinunter und dann von der Leine. „Sie hätte doch mitkommen sollen! Das war echt seltsam, was da draußen eben abgelaufen ist“, erklärte Harry mit einem leichten Schrecken in der Stimme. Ohne zu fragen schenkte Severus zwei Gläser Feuerwhisky ein und reichte Harry ein Glas, das dieser dankend annahm.
Sich setzend und einen Schluck nehmend wartete Severus einen Moment, bevor er Harry aufforderte: „Also, erzählen Sie, was so Seltsames geschehen ist!“

Harry erzählte die ganze Geschichte, bis auf die Tatsache, dass er sich beobachtet gefühlt hatte. Nachdem Harry seine Schilderung über das eben Erlebte beendet hatte, seufzte Severus. „Dafür schenke ich Ihnen von meinem guten Feuerwhisky ein, nur weil die Hunde wie verrückt gebellt haben? Und ich hatte schon befürchtet, es wäre etwas Schlimmes geschehen“, sagte Severus monoton.
Harry spielte beleidigt und konterte: „Oh, tut mir ja so Leid, dass ich Sie damit gelangweilt habe.“

Beide nippten an ihrem Whisky, bis Harry kleinlaut fragte: „Kennen Sie das Gefühl, beobachtet zu werden?“ Severus wurde hellhörig, ließ sich jedoch nichts anmerken.
Schließlich antwortete er gelassen: „Wenn mich dieses Gefühl überkommt, Harry, dann stellt sich zu neunundneunzig Prozent heraus, dass tatsächlich jemand in der Nähe ist, der mich observiert!“
„Ah verstehe, der Spion in Ihnen…“, sagte Harry abrupt verstummend, als Severus ihm einen bösen Blick zuwarf.

Neugierig fragte Severus: „War es das? Haben Sie sich beobachtet gefühlt und haben Sie daher die Beine in die Hand genommen?“
Etwas beleidigt antwortete Harry: „Ich bin nicht feige, falls Sie darauf anspielen wollen. Hätte ich jemanden gesehen, dann hätte ich mich der Situation gestellt, aber nichts, so rein gar nichts zu sehen…“ Harry schüttelte den Kopf, bevor er hinzufügte: „Und dann auch noch Augen auf mir zu spüren. Der Hund hat etwas gesehen, da bin ich ganz sicher! Völlig egal, wie viele imaginäre Maulwürfe mir Hagrid einreden möchte. Harry wollte es gar nicht mehr aus den Augen verlieren! Nur deswegen habe ich ihn getragen, weil ich ihn nicht zum Gehen bewegen konnte. Ich möchte mal sehen, wie Sie sich wehren, wenn Sie niemanden sehen können und…“
„Bei Merlin, beruhigen Sie sich! Nehmen Sie noch einen Schluck und dann sagen Sie mir, wo sich die Stelle ungefähr befindet“, unterbrach Severus leicht gereizt.

Nachdem Harry beschrieben hatte, dass die Hunde etwa hundert Meter hinter Hagrids Hütte völlig außer sich gewesen waren, verabschiedete er sich von Severus und begab sich in seine Räumlichkeiten. Kaum war er in seinem Wohnzimmer angelangt, vernahm er eine Stimme aus dem Kamin: „Harry, bist du da?“
„Ja Ron, ich bin hier!“, sagte Harry und setzte sich vor den Kamin.
„Mann Harry, den Minister bekommt man leichter ans Flohnetz als dich“, ulkte Ron.
Harry konterte witzelnd: „Ja, aber nur, weil du Beziehungen hast!“

Ron kam recht schnell zur Sache, als er erklärte: „Hermine hat uns vorhin gestört. Sie ist jetzt oben und liest. Wegen Ginny…“
Harry schluckte, als Ron den Namen seiner Schwester nannte. „Was ist mit ihr?“, fragte er mit zittriger Stimme.
Ron antwortete flüsternd: „Du weißt doch noch, dass ihr Spanier zu Weihnachten bei seinen Eltern gefeiert hat und nicht bei uns!“ Harry nickte, weswegen Ron fortfuhr: „Er wollte zuerst mit uns feiern, aber nachdem Ginny festgestellt hat, dass sie schwanger ist… Na ja, das war der Moment, wo sie ihrem… Merlin, wie hieß der noch… Pedro?“ Ron kratzte sich am Kopf, bevor er sagte: „Egal! Ginny hat sich dazu entschlossen, ihm nicht nur zu sagen, dass sie schwanger ist, sondern ihm auch zu gestehen, dass sie eine Hexe ist!“

Harrys Augen wurden ganz groß vor lauter Ungläubigkeit, bevor er aufgebracht sagte: „Aber, das würde ja bedeuten, dass er…“
Ron beendete den Satz: „…ein Muggel ist! Ja, er ist einer. Sie hat in seiner Gegenwart nie gezaubert. Du weißt ja, dass man aufpassen soll. Wäre nicht so prima, jedem gleich zu sagen, dass man ein Zauberer ist, aber ich schweife ab. Auf jeden Fall hat er mit Ginny Schluss gemacht, der Hund, nur weil sie eine Hexe ist! Sie ist wieder zu unseren Eltern gezogen. Mum hat erst noch versucht, die Beziehung zu kitten. Sie hat ihm doch tatsächlich eine Eule den ganzen, weiten Weg nach Spanien geschickt; das arme Tier. Das hat ihn aber nur noch mehr auf die Palme gebracht. Er hat gesagt, dass er mit Ginny und ihrer Hexerei nichts zu tun haben will und was aus dem Kind wird, wäre ihm auch egal, hat er gesagt.“

Mit betrübter Stimme fügte Ron einen Moment später hinzu: „Na ja, das war dann auch der Punkt, wo meine Eltern ausgerastet sind. Ich meine, sie waren immer Muggelfreunde, aber ihn hassen sie abgrundtief. Er hat nicht nur Ginny fallen lassen, sondern auch noch unsere Familie beleidigt!“
„Wieso? Was hat er gesagt, Ron?“, fragte Harry aufgebracht.
Ron erwiderte: „Er hat erst nur Ginny so genannt. Was war das Wort nochmal…?“ Ron überlegte, bis es ihm wieder eingefallen war und er sagte: „Ja, er hat immerzu ’loco’ gesagt. Keine Ahnung, was das heißt, aber ’monstruo’ hab selbst ich verstanden, auch wenn ich kein Wort Spanisch kann! Ich sag dir: wenn ich den in die Finger bekomme!“


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Solche Menschen gibt es viele: Äußerlich sind sie ausgesprochen charmant, aber unter der Oberfläche brodelt es. Für mich als Schauspielerin eine schöne Herausforderung. Ich bin überzeugt, dass Dolores ihr Vorgehen für absolut korrekt hält. Sie tut, was sein muss, und das sind die Schlimmsten, denn sie haben kein Verständnis für die andere Seite. Kompromisse gibt es nicht.
Imelda Staunton ĂĽber Umbridge