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Fanfiction

Harry Potter und die Schatten der Vergangenheit - Familienangelegenheiten

von Muggelchen

„Das macht die nur, um mir eins auszuwischen!“, schimpfte Draco. Severus behielt einen kühlen Kopf, als er nach und nach die unzähligen Ablehnungsschreiben auf Dracos Besuchsanträge überflog. Elf Ablehnungen in drei Monaten.
„Wer ist die?“, fragte Severus gelassen.
„Na, diese Bones! Nach dem blöden Treffen hat sie mir nicht ein einziges Mal geschrieben.“

Nur Häppchenweise erfuhr Severus, was während des Treffens geschehen war und auch nur, weil dies die Vorgeschichte zu dem Ereignis dargestellte, wie Draco den Muggel Miss Adair kennen gelernt hatte.

„Draco, hast du in Erwägung gezogen, dass sie dir nicht mehr schreibt, weil sie nicht möchte, dass du dich erbärmlich fühlst, wenn sie dir hilft?“
„Nein, das macht sie mit Absicht, nur weil wir uns gestritten haben. Die will mir eins auswischen!“
Severus verneinte und erklärte: „Miss Bones ist für die Abteilung, die Anträge für Besuche in Askaban bearbeitet, nur bedingt zuständig. Sie selbst bearbeitet keine Anträge. Keine der Ablehnungen trägt ihre Unterschrift. Kontaktiere sie einfach und frage nach, ob sie davon weiß. Ich nehme an, sie hat keine Ahnung.“ Sein Patensohn rührte sich nicht und blieb still. „Soll ich für dich fragen?“, bot Severus an. Draco nickte feige.

In ihrem Büro im Ministerium erhielt Susan Bones einen Ruf über den Kamin. Sie grüßte Professor Snape.

„Miss Bones, entschuldigen Sie, wenn ich Sie stören sollte. Es gibt einige klärungsbedürftige Dinge, über die ich gern Auskunft hätte.“
Sie stimmte zu. „In zehn Minuten können Sie herkommen, Professor Snape.“
Mit einem Male drängte sich Draco in den Vordergrund und zeterte wütend: „Nein, Sie haben jetzt Zeit!“ Ohne Erlaubnis trat er durch den Kamin.
Severus folgte auf der Stelle und riss ihn aufgebracht am Oberarm zurück. „Was denkst du dir dabei?“, zischelte er leise.
Die erhobene Stimme von Miss Bones war zu hören. „Mr. Malfoy, ich könnte Sie für das unaufgeforderte Betreten meines Büros sofort verhaften lassen.“ Sie würde es nicht tun, aber er sollte wissen, dass sie es könnte. „Bitte warten Sie vor der Tür, bis ich meinen Gast verabschiedet habe.“

Erst jetzt bemerkten Severus und Draco, dass ein verdutzt dreinblickender Mr. Weasley im Zimmer anwesend war und die Szenerie still beobachtete. Der neue Minister erhob sich.

Severus fing sich als Erster. „Mr. Weasley, ich bitte um Verzeihung für diesen Zwischenfall.“ Mit seiner Hand, die immer noch an Dracos Oberarm verweilte, zog er ihn zurück und sagte zu ihm: „Wir warten drau…“
Draco unterbrach ihn: „Oh nein! Ist doch prima, dass gleich der Minister anwesend ist. Ich habe nämlich eine Beschwerde vorzubringen.“
Severus drohte und wurde dabei förmlich. „Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, Mr. Malfoy!“
Mr. Weasley sah die Sache gelassen. Mit einem freundlichen Lächeln sagte er, während er seine Hände einmal zusammenklatschte: „Die erste Beschwerde meiner Amtsperiode! Ich bitte Sie, Mr. Malfoy, teilen Sie mir mit, wie ich Ihnen behilflich sein kann.“
Mit erhobener Stimme brachte Draco seine Beschwerde hervor: „Meine Anträge sind allesamt abgelehnt worden. Elf Anträge! Ich will auf der Stelle meinen Vater sehen!“
„Achten Sie auf Ihre Lautstärke, Mr. Malfoy“, rügte Severus. „Niemand in diesem Büro hat Probleme mit dem Gehör.“
„Elf Anträge?“, wiederholte Arthur verdutzt. „In welchem Zeitraum?“
Severus, der noch alle Absagen in seiner anderen Hand hielt, antwortete an Dracos Stelle: „Innerhalb von drei Monaten.“
„Ach tatsächlich? Darf ich mal sehen?“ Der Minister streckte die Hand nach den Pergamenten aus.

Zusammen mit Miss Bones betrachtete er die Schreiben, vor allem aber die Unterschriften auf ihnen. Severus bemerkte, wie Miss Bones ihm etwas ins Ohr flüsterte. Mr. Weasley lächelte daraufhin und wirkte äußerst zufrieden.

„Wenn Sie mir bitte folgen würden, Mr. Malfoy?“ Arthur ging bereits zur Tür. „Wir werden das hier sofort regeln.“ Ohne sich von Miss Bones zu verabschieden, verließ Draco ihr Büro. Severus hingegen teilte ihr sein Bedauern über Dracos Verhalten mit und wünschte höflich einen guten Tag, bevor er den beiden Männern folgte.

Im ersten Stock, genau unter der Chefabteilung, befand sich die Abteilung für Magische Strafverfolgung. Ganz hinten lagen die Büros, in denen die Besuchsanträge bearbeitet wurden. Zielstrebig und mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen steuerte Mr. Weasley auf eine der Türen zu.

Im Büro saß ein dunkelhaariger Mann mit durchtrainiertem Körper, der aufblickte und gleich darauf erschrocken und stotternd grüßte: „Minis…“ Er räusperte sich. „Minister Weasley, was kann ich für Sie …?“
Mr. Weasley war bereits zügigen Schrittes bis zu seinem Schreibtisch vorgedrungen und ließ den Stapel Absagen vor dem Mitarbeiter auf den Tisch fallen. „Erklären Sie mir doch bitte, wie es dazu kommt. Elf Absagen, ohne auch nur einmal Miss Bones darüber zu informieren.“ Der Mann begann damit sich herauszureden und versuchte, sich zu rechtfertigen. Mr. Weasley erklärte, damit auch Draco und Severus inhaltlich verstanden, um was sich das Gespräch handelte: „Die Vorschriften besagen, dass nach der dritten Absage eines Besuchergesuchs der Fall an die stellvertretende Leiterin der Abteilung für Magische Strafverfolgung abgegeben wird. Wie kommt es also dazu, dass in diesem Fall ganze elf Anträge abgelehnt wurden, ohne dass auch nur einmal Miss Bones darüber in Kenntnis gesetzt wurde?“ Der Mitarbeiter war um eine Antwort verlegen. Für Severus war schnell klar, dass Arthur eine Rechnung mit dem Mann offen zu haben schien. „Außerdem wurde auf keiner der Absagen ein Grund genannt. Sie sind mit den Vorschriften vertraut?“ Der Mitarbeiter nickte. „Dann wissen Sie, dass Absagen einen Grund enthalten müssen, damit der Antragsteller mit Hilfe eines Rechtsbeistandes gegen den Entscheid des Ministeriums klagen kann. Die entsprechende Rechtsbehelfsbelehrung fehlt leider auch auf jeder der elf Absagen, die alle Ihre Unterschrift tragen, Mr. Corner. Was haben Sie dazu zu sagen?“ Der Mitarbeiter schaltete auf stur und antwortete nicht mehr. „Was gibt es denn für einen Grund, dass Sie ständig Absagen erteilt haben? Gibt es überhaupt einen?“
Mr. Corner antwortete gereizt: „Der Mann ist ein Todesser. Sein Sohn ist auch einer. Warum sollten die sich sehen dürfen? Andere haben Familienmitglieder an diese Schweine verloren und der da“, mit einer Hand deutete er kurz auf Draco, „soll seinen Vater besuchen dürfen?“
Mr. Weasley blieb ruhig. „Ich denke, es leuchtet Ihnen ein, dass es Ihnen nicht zusteht, über andere zu urteilen. Die, deren Aufgabe es ist, haben bereits ein Urteil über den jungen Mr. Malfoy hier gefällt. Mr. Corner, Sie haben sich mit Ihrer undisziplinierten Verhaltensweise gerade selbst um den Job gebracht. Sie dürfen packen. Um 14 Uhr haben Sie das Büro besser selbst geräumt oder die Sicherheitskräfte helfen Ihnen dabei.“

Mit diesen Worten ließ Arthur den wütenden Mann zurück.

Auf den Weg zu Miss Bones Büro erklärte Mr. Weasley mit leiser Stimme an Severus gewandt: „Es gibt Anzeichen dafür, dass Mr. Corner einer radikalen Gruppe angehört, die sich in Selbstjustiz übt. Wir wissen von zwei Morden an Kindern von Todessern, bei denen Corner wahrscheinlich seine Finger im Spiel hatte, aber es gibt auch andere Überfälle mit Todesfolge an den Verwandten von Todessern, die selbst jedoch nie welche waren. Die eindeutigen Beweise, die wir gegen Mr. Corner in der Hand hatten, wurden leider vernichtet.“ Arthur seufzte. „Das Schlimme ist, dass er nicht der Einzige ist. Schon unter Scrimgeour haben zwielichtige Personen im Ministerium Fuß gefasst. Es ist sehr aufwändig, diese Leute aufzuspüren und zu entfernen. Kingsley vermutet, dass nicht wenige Anhänger Voldemorts hier beschäftigt sind.“
„Das dunkle Mal …?“
„Das ist es ja“, unterbrach Arthur. Er blieb gelassen, als er erklärte: „Nicht alle Menschen, die Voldemort am Ende unterstützten, trugen das Mal. Ich dachte, du wüsstest das.“

Das Gespräch weckte die gleiche Vertrautheit, die Severus während der Treffen des Phönixordens erfahren durfte. Dass Arthur ihn während einer persönlichen Unterhaltung beim Vornamen nannte, bedeutete für Severus, dass der Mann ihm keinerlei Vorwürfe machte.

„Natürlich sind die Leute hier im Ministerium vorsichtig geworden. Jetzt, wo Mr. Corner nicht mehr bei uns beschäftigt ist, wird es leichter sein, ihn beschatten zu lassen. Ich habe mit Kingsley zusammen eine magische SOKO ins Leben gerufen und … “ Auf Severus’ fragenden Blick hin erklärte Minister Weasley: „SOKO ist die Abkürzung für Sonderkommission, ein Begriff aus der Muggelwelt. Es ist eine Spezialeinheit unserer Magischen Strafverfolgungspatrouille, die wir mit den vertrauenswürdigsten Mitarbeitern besetzt habe, nicht mit nur Auroren.“

Mr. Weasley brachte der Muggelwelt auf diese Weise wieder einmal seinen Respekt entgegen. Außerdem fand er diese Bezeichnung cool, wie seine Söhne sich auszudrücken pflegten.

Sehr vorsichtig fügte Arthur hinzu: „Das Ministerium ist unterwandert, Severus. Vielen Mitarbeitern traue ich nicht über den Weg. Die Aufräumaktion wird lange dauern. Sollte es wieder einmal Schwierigkeiten geben“, er blickte Draco in die Augen, dann wieder Severus, „dann wendet euch an Kingsley, Miss Bones oder direkt mich.“

Gierig nahm Severus die Informationen über ein infiltriertes Ministerium auf. Arthur musste ihn nicht einmal dazu auffordern, kein Wort darüber zu verlieren. Von Hause aus war Severus ein verschwiegener Mann, bei dem Geheimnisse gut aufgehoben waren. Severus wusste, wer seine Verbündeten waren. Es bedeutete ihm viel, dass Arthur ebenfalls wusste, wer die seinen waren – vor allem, dass Severus zu ihnen zählte. Wie früher brachte Arthur ihm ein ungebrochenes Vertrauen entgegen. Selbstverständlich war das mit seiner Vergangenheit nicht. Von der radikalen Gruppierung im Ministerium schien Albus gewusst haben. Severus vermutete, dass das der Grund war, Draco und ihn vorläufig in Hogwarts unterzubringen. Gefahren lauerten selbst nach dem gewonnenen Krieg überall.

Bei Miss Bones angelangt verabschiedete sich Mr. Weasley und erklärte abschließend: „Miss Bones wird Sie zu Ihrem Vater begleiten, wenn Sie möchten, Mr. Malfoy. Professor Snape, Sie dürfen mitgehen, wenn Mr. Malfoy nichts dagegen hat. Ich würde Sie beide außerdem gern mal zum Essen einladen.“

Draco und Susan sprachen kein Wort miteinander. Wegen seiner Worte während ihres letzten Treffens war sie noch immer gekränkt. Draco hingegen wusste nicht, was er sagen sollte. Dass eine Entschuldigung angebracht wäre, war ihm klar. Das Problem war, dass er zu stolz dazu war.

Dank der Begleitung von Miss Bones musste Draco die erniedrigenden Abläufe des letzten Besuchs nicht über sich ergehen lassen. Niemand musste sich vor einem Elf entkleiden und einen Besucherumhang anziehen. Ein Wärter empfing die drei, nachdem sie über den Kamin Askaban betraten. Auffällig war die frische Seeluft, die ständig präsent war. Der Mann führte sie durch die dunkeln Gänge. Für einen Moment fühlte sich Draco an seine Träume erinnert. Ab und zu war hinter einer der Zellentüren ein leises Gemurmel zu hören.

„Hier sind wir“, kündigte der Wärter an. Er pochte an die Tür und informierte den Insassen: „Mr. Malfoy, Besuch für Sie.“ Mit dem Zauberstab wurde die Tür geöffnet.
Noch bevor jemand eintrat, antwortete Lucius höflich erfreut: „Ah, Miss Bones, ich hatte schon befürchtet, heute auf Ihren Besuch verzichten zu müssen.“ Miss Bones grüßte zurück. Alle drei hatten die Zelle bereits betreten. „Wie geht es Ihnen, Miss Bones?“, fragte Lucius galant und ließ Draco und Severus völlig unbeachtet.
„Ich bin nicht allein, Mr. Malfoy. Ihr Sohn und Professor Snape sind bei mir“, sagte sie mit trauriger Stimme.
Lucius lächelte. Mit einer Hand winkte er seinen Sohn heran. „Draco, komm her!“ Es war eindeutig, dass Lucius nichts sehen konnte.
Draco zögerte und fragte zuerst: „Ich darf zu ihm gehen?“ Die Wachen während seines ersten Besuchs hatten ihm jeden Körperkontakt verwehrt.
Verdutzt antwortete Miss Bones: „Ja, natürlich! Ich warte vor der Tür.“ Dem Wiedersehen wollte sie nicht im Wege zu stehen.

Als sie gegangen war, traute sich Draco, zu seinem Vater zu gehen. Mit einer Hand ergriff er ihn am Oberarm. Lucius tat es ihm gleich. Er erfühlte Dracos Arme, tastete sich hinauf und legte beide Hände auf die Schultern seines Sohnes, um sie Mut machen zu drücken. Draco wagte es, seinen Vater zu umarmen. In so einer Situation wie dieser sollte es erlaubt sein und nicht gegen die ungeschriebenen Regeln des Hauses Malfoy verstoßen. Sein Vater wehrte sich nicht, klopfte ihm sogar auf den Rücken. Das Wiedersehen schmerzte Draco mehr als beim ersten Mal, jetzt, wo er die Zelle sah, in der sein Vater leben musste. Von der Geborgenheit des Elternhauses war hier nichts mehr übrig. Nichts war mehr wie früher. Nicht einmal die drei Personen, die sich in diesem kargen Raum befanden. Das Alleinsein in dieser trostlosen Umgebung ließ Lucius seine Grundsätze für einen Moment vergessen. Er drückte seinen Sohn fest und lange an sich. Eine herzlichere Begrüßung war undenkbar, auch wenn Draco sich gerade jetzt so sehr danach sehnte.

„Es hat so lange gedauert, dich wiederzusehen, Draco. Erzähl! Was hast du so erlebt? Wie geht es dir?“ Bevor Draco antworten konnte, wandte Lucius seinen leblosen Blick in Richtung Tür und sagte: „Oh, Severus, bitte verzeih mir. Für einen Augenblick vergaß ich, dass auch du mir heute einen Besuch abstattest.“
Mit gebrochener Stimme fragte Draco: „Vater? Siehst du jetzt überhaupt nichts mehr?“
„Hier gibt es sowieso nichts, das sehenswert ist.“
Severus war völlig perplex. Über den Gesundheitszustand seines Vaters hatte Draco nichts erwähnt. „Du bist blind?“
Die Antwort kam schnell. „Auf dem linken Auge sehe ich noch hell und dunkel; einige Schatten hier und da, wenn die Sonne richtig steht.“ Automatisch blickten Draco und Severus zu der winzigen, vergitterten Öffnung, durch die salzhaltige Brisen hereinwehten. „Ich denke, die Bezeichnung blind wird erst in einigen Wochen greifen.“ Lucius klang, als hätte er sich mit seinem Schicksal bereits abgefunden.
„Wie kommt das? Ein Fluch?“
Lucius schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht.“
„Du solltest das untersuchen lassen, damit …“
„Ein Heiler hat sich meiner angenommen“, unterbrach Lucius seinen Freund.

Er wollte nicht über dieses Thema sprechen. Viel mehr interessierte ihn, wie es seinem Sohn erging. Das erste Mal erfuhr er, dass Severus und Draco in Hogwarts lebten. Zwar hielt Lucius nichts von Dumbledore, aber er wusste um die Sicherheit der Schule. Seinen Sohn war dort gut aufgehoben, vor allem war er dort sicher. Als Todesser hatte Lucius einen geringen Status unter den Gefangenen. Die übelsten Verbrecher schimpften ihn Abschaum. Zum Glück kam es selten vor, dass die Insassen sich begegneten.

Der ersehnte Besuch erfreute Lucius mit abwechslungsreichen Gesprächen. Schwerlich konnte man in einer halben Stunde die Ereignisse von fünf Jahren erzählen. Draco hoffte auf ein baldiges Wiedersehen und versprach, nächste Woche wieder ein Paket zu schicken, selbstverständlich mit parfümierter Seife.

Nachdem der Besuch gegangen war, tastete sich Lucius bis zur Pritsche vor und ließ sich darauf nieder. Sein Sohn war das Einzige, weswegen es sich zu leben lohnte. In den letzten Jahren war in ihm einige Male der Wunsch aufgekommen, es möge alles vorüber sein. Über die Blamage im Ministerium war der Dunkle Lord nie hinweggekommen. Schon da war Lucius im Ansehen gefallen. Als sich herausstellte, dass Draco die auferlegte Aufgabe nicht ausgeführt hatte und stattdessen mit Severus geflohen war, waren Lucius’ Chancen, sich wieder lieb Kind zu machen, nicht gerade gestiegen. Voldemort lag eine Menge daran, Severus aufzuspüren. Nur deswegen war Lucius noch am Leben. Severus’ Verbindung zu den Malfoys konnte Voldemort nur überwachen, solange die Familie unversehrt war. Narzissa war längst untergetaucht. Zum Glück erfuhr der Dunkle Lord erst nach dem Tod des Geheimniswahrers von ihren Vorkehrungen, von dem Fideliuszauber, von Kreacher.

Mit Schrecken erinnerte sich Lucius an die finstere, mächtige Präsents in seinem Kopf, als Voldemort mit Legilimentik in seine Gedanken eingefallen war. Er stöberte in den Erinnerungen und hoffte, Narzissas Zuflucht ausfindig zu machen. Die Vermutung lag nahe, dass die beiden Verräter sich bei ihr aufhalten könnten. Dabei war er auf die zum größten Teil gelöschte Erinnerung eines sehr langen Gespräches zwischen Lucius und Narzissa gestoßen. Die einzige Information, die Voldemort erhalten hatte, war die, dass der tote Hauself der Geheimniswahrer des Verstecks gewesen war.

Es gab viele Formen der Bestrafung. Eine der harmlosesten Varianten war das Zu-Bett-Gehen ohne Abendessen. Als psychisch brutal konnte man das Einsperren von Kindern in Kleiderschränke, dunkle Kellerräume oder Besenkammern bezeichnen. Schläge mit einer Tawse, wie sie bis 1980 an schottischen Schulen vom Lehrpersonal ausgeteilt wurden, waren in Hogwarts tabu, egal wie sehr Filch solche Maßnahmen befürwortete. Mehr als das Auferlegen einer Strafarbeit erlaubte Dumbledore nicht.

Auch wenn Voldemort keinen Rohrstock in die Hand nahm, war er ein Freund körperlicher Züchtigung. Der Folterfluch eignete sich dafür bestens. Nur sehr kurze Cruciatusflüche, dafür jedoch drei-, viermal hintereinander angewandt, setzten jeden einzelnen Nerv in Brand. Die Bestrafung hatte Lucius mehr schlecht als recht überstanden. Zu seiner Erleichterung war der Dunkle Lord zu der Ansicht gekommen, dass Lucius von seiner Frau hintergangen worden war. Sie hatte ihm die Erinnerung an das Gespräch mit einem Obliviate gelöscht, bevor sie ihn verließ. Aus einer Laune heraus hielt Voldemort Lucius weiterhin für einen seiner treuen Anhänger, der nicht für das Handeln von Frau und Sohn verantwortlich war. Bald stellten sich bei Lucius Probleme mit dem Rücken ein. Die Wirbelsäule war durch die Flüche, mit denen der Dunkle Lord ihn für das Fehlverhalten seiner Familie bestraft hatte, in Mitleidenschaft gezogen worden.

Über eine Sache grübelte Lucius immer wieder nach. Er konnte sich nicht erklären, warum Kreacher der Geheimniswahrer war. Der Elf war nach dem Tod von Sirius Black immer wieder aus der Küche von Hogwarts verschwunden, um sich mit Bellatrix zu treffen, die er für seine wahre Herrin hielt. In erster Linie war Bellatrix dem Dunklen Lord treu. Nicht einmal ihrem eigenen Ehemann Rodolphus zuliebe hätte sie irgendetwas unternommen, das Voldemort hätte verstimmen können. Somit fiel die Überlegung weg, Bellatrix hätte womöglich ihrer Schwester geholfen. Kreacher … Lucius schüttelte den Kopf. Wenn der Elf der Geheimniswahrer war, dann hätte Bellatrix davon wissen müssen.

Lucius wurde aus seinen Gedanken gerissen, als sich Stunden später die Tür zu seiner Zelle erneut öffnete.

„Wer ist da?“, fragte er forsch.
„Ich bin es noch mal“, antwortete Miss Bones.
Für jede Abwechslung war er dankbar war, dennoch fragte er spöttisch: „Was führt Sie so spät abends noch nach Askaban? Sollten Sie sich nach Feierabend nicht lieber mit einem netten, jungen Mann treffen?“

Susan reagierte nicht auf seine spitzen Bemerkungen. Schon einige Male hatte sie versucht, den Gefangenen dazu zu überreden, sich seinem Sohn anzuvertrauen. Das Problem war keines, das man unausgesprochen lassen durfte.

Ohne Umschweife brachte sie es gleich zur Sprache, denn sie fragte enttäuscht: „Warum lassen Sie ihn im Dunkeln tappen?“
„Das, Miss Bones, geht Sie überhaupt nichts an! Und ich rate Ihnen, ihm nichts zu sagen, denn sonst wäre ich leider dazu gezwungen, eine Beschwerde einzureichen. Sie hatten überhaupt kein Recht dazu, sich meine Krankenakte anzusehen. Allein dafür könnte ich Ihnen noch im Nachhinein das Leben schwer machen. Hängen Sie eigentlich an Ihrem Beruf, Miss Bones?“, drohte Lucius ihr.
„Man kann Ihnen helfen, Mr. Malfoy. Sie könnten zumindest dreißig Prozent Ihrer Sehkraft wiedererlangen. Das ist nicht viel, aber besser als nichts. Bei Ihrem Sohn könnte man jetzt prophylaktisch mit einer Behandlung beginnen, damit es gar nicht erst so weit kommt.“
„Nehmen Sie sich nicht zu viel heraus. Die Malfoys sind eine einflussreiche Familie.“ Zudem eine stolze, aber das sollte sie wissen. „Wir waren es immer!“, sagte Lucius in einem arrogant bedrohlichen Tonfall, als ging er davon aus, trotz Inhaftierung am längeren Hebel zu sitzen.
Susan war normalerweise eine freundliche Frau, doch nun wollte sie ihn absichtlich provozieren und hielt ihm vor Augen: „Wenn Ihnen so viel an Ihrem ach so edlen Stammbaum liegt, Mr. Malfoy, dann sollten Sie alles Erdenkliche dafür tun, damit er nicht mit Ihrem Sohn endet! Sie wissen ganz genau, dass viele der reinblütigen Famil…“
„Seien Sie still!“, brüllte Lucius. Ihre Worte brachten ihn in Rage.
Auch sie erhob ihre Stimme. „Ihr Stolz löscht Ihre Familie aus!“

Lucius erwiderte nichts, schnaufte aber aufgeregt, als würde er jeden Moment in die Luft gehen. Stumm setzte er sich auf seine Pritsche und wiederholte in Gedanken die Konversation.

Wenigstens hatte sie Mr. Malfoy mit ihren Worten zum Nachdenken angeregt, stellte sie zufrieden fest. Dennoch bezweifelte sie, dass er seinem Sohn von den Auswirkungen berichten würde, die die Fortpflanzung unter Reinblütern über die Jahrhunderte mit sich brachte. Sie wusste, dass Mr. Malfoy im Zwiespalt mit sich selbst war. Wollte er seinem Sohn helfen, müsste er vor zahlreichen Menschen seinen Gesundheitszustand ausbreiten. Alte Erbkrankheiten und immer wieder neu hinzukommende Gendefekte machten den Malfoys schon seit langer Zeit zu schaffen.


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Während der vier Stunden, die ich in dem verspäteten Zug verbrachte, sprudelten mir alle diese Ideen nur so im Kopf herum.
Joanne K. Rowling