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Fanfiction

Das zweite Leben des Severus Snape - Ă„rger und ein kleines Happy End

von käfer

In Hogwarts herrschte Aufbruchstimmung – in den Gängen zum Tor wuselten die Schüler durcheinander, Koffer wurden geschleppt oder schwebten vor den Besitzern her. Die Hauslehrer sprangen herum und riefen ihre Kinder zur Ordnung. Severus Snape ging das alles nichts an, zum ersten Mal packte er selber einige Sachen zusammen, um das Weihnachtsfest außerhalb der Schule zu verbringen.
Nachdem der Hogwarts-Express abgefahren war, verließen auch die meisten Lehrer die Schule. Der Zufall wollte, dass Severus den Lehrer-Wohnflügel gemeinsam mit Remus Lupin verließ. „Womit vertreibst du dir die Zeit?“, fragte Severus beiläufig. „Dora und ich heiraten“, antwortete Remus stolz. „Dora?“, fragte Severus verwundert, dann fiel ihm ein, dass „Tonks“ ja der Familienname war. Remus lächelte. „Sie kann ihren Vornamen nicht leiden, deshalb haben wir uns auf ´Dora´ geeinigt.“
„Na dann, alles Gute für Euch beide.“ Die beiden Männer gaben sich die Hand, dann machte es zweimal „Plopp“ und weg waren sie.

Severus wurde von Niclas und seiner Familie lautstark begrüßt. Die Kinder freuten sich über die Weihnachtsgeschenke – und Severus war erleichtert darüber. Er hatte befürchtet, mit seinen Gaben völlig falsch zu liegen.
Er selber bekam von den Kindern liebevoll gemalte und gebastelte Dinge. Willy hatte seinem Meister eine Flasche Elfenwein geschickt – eine Köstlichkeit, die Severus mit Elly zu teilen gedachte.
Severus war gerührt. All die Jahre in Hogwarts war ein mehr oder weniger kleines Geschenk von seinem Hauselfen das Einzige gewesen, das er je bekam. Während der Studienzeit in Cambridge hatte er nie welche bekommen – von wem auch? Und die Kinder im Kinderheim erhielten nur „nützliche Dinge“: kratzige oder/und ausgeleierte Pullover, abgetragene Hosen, alte Bücher.
Ganz zuunterst, in unscheinbares, blassblaues Geschenkpapier gewickelt, lag noch ein kleines, weiches Päckchen. Severus wickelte es vorsichtig aus, den Zauberstab griffbereit. Zum Vorschein kam eine genau zu seinem guten Anzug passende Seidenkrawatte, mit dünnem Goldfaden zierlich bestickt. Severus wurde es heiß. Hatte Elly etwa…??? Und er selber hatte ihr nur einen einfache Karte geschrieben…
Ein feiner Dufthauch traf Severus´ empfindliche Nase. Er schnupperte an der Seide – das war nicht Ellys Duft, so roch Lockhart! Unschlüssig hielt Severus die Krawatte in der Hand. Einerseits würde er das tolle Stück gern behalten und tragen, andererseits, wenn das Geschenk wirklich von Lockhart wäre, lieber mit einer passenden Bemerkung zurückgeben.
Da fiel sein Auge auf ein kleines Stück Papier. „Für Master Snape von Sissy“ stand dort in kringeliger Elfen-Schönschrift. Na, wenn das so war…

Nach und nach trafen die Gäste ein – Sylvias Familie. Severus musste unzählige Male dieselben Fragen beantworten. „Haben Sie Ihren Bruder nie vermisst? Warum haben Sie erst jetzt nach ihm gesucht? Können Sie ruhig schlafen?“ u.s.w. u.s.f.
Severus wurde angestarrt, er kam sich vor wie ein Affe im Zoo.
Am Nachmittag saß er jedoch allein in einer Ecke. Sylvia werkelte mit den Mädchen in der Küche, die anderen Frauen saßen am großen Tisch und sprachen über Kindererziehung, Strickmuster und Kochrezepte. Niclas war damit beschäftigt, eine riesige Gruppe kleiner Kinder zu bändigen; die übrigen Männer hockten um den Couchtisch herum, rauchten, tranken Bier und Whisky und palaverten über Quidditch und die neuesten Rennbesen und bewerteten verschiedene Zigarrensorten – alles Dinge, bei denen Severus nicht mitreden konnte.
Wenigstens wurde er jetzt in Ruhe gelassen.
Das Essen war üppig, man sprach kaum, jeder war mit Kauen beschäftigt.
Nachdem die Kinder endlich im Bett waren, nahmen die Erwachsenen alle im Wohnzimmer Platz, es gab Punsch und Weihnachtsgebäck. Severus war ein Fremdkörper in der Familie. Fast alle Erzählungen fingen an mit „Wisst Ihr noch…“ und er hatte natürlich keine Ahnung, warum sich die Familie schon bei „…damals in Greenville?“ vor Lachen bog.
Der zweite Feiertag verlief in gleicher Weise und Severus beschloss am frĂĽhen Nachmittag, nach Hogwarts zurĂĽckzukehren.
Vielleicht hatte Madam Puddifoot ja offen und wenig Betrieb…
Das Cafe war geöffnet und leer – bis auf einen Tisch. Dort saß, in sich zusammengesunken, Elly Greystone, die Finger um eine Kaffeetasse gekrampft.
Severus setzte sich zu ihr, legte seine Hand auf die ihre und fragte: „Schiefgelaufen?“
Es war, als hätte er eine Lawine losgetreten. Elly begann zu weinen, ihre Schultern bebten. Oft unterbrochen von Schluchzern berichtete sie, wie sie am Tag vorher bei ihrer Tochter geklingelt hatte, den Arm voller Geschenke für das Enkelkind. Der Empfang war kälter als kalt. Sie wurde gleich im Flur abgefertigt. Diane Rubberford, geborene Greystone wollte von ihrer Mutter nichts wissen und hatte Elly die Tür gewiesen. Was aber das schlimmste war: Diane und Erwin hatten ihr Kind weggegeben, weil es ein Mädchen war. „Es war überhaupt nicht gewollt. Einen Jungen hätte ich vielleicht behalten, aber ein Mädchen – auf gar keinen Fall!“, so hatte Erwin es gesagt – und Diane hatte dazu genickt.
Elly machte sich schwere Vorwürfe und grübelte nun darüber nach, was sie in der Erziehung falsch gemacht haben könnte.
Severus tröstete sie und sprach ihr Mut zu, so gut er es vermochte. Am Ende war Elly fest entschlossen, nach dem Kind zu suchen. Sie wollte ihr Enkel zu sich nehmen und groß ziehen.
Severus versprach, ihr zu helfen, obwohl er fürchtete, dass Elly von Hogwarts weggehen könnte, wenn sie das Mädchen wirklich finden sollte.
Dann überlegten sie beide, wie sie es am besten anstellen konnten, das Kind ausfindig zu machen – Elly wusste nicht einmal den Namen. Keiner hatte eine wirklich gute Idee. Dennoch war Elly ruhiger und nicht mehr ganz so bedrückt, als sie am Abend das Cafe verließen.
Dort, wo der Pfad breiter wurde, legte Severus den Arm um sie, sie schmiegte sich an ihn. Schweigend gingen sie bis zu dem Flur, wo sie sich trennen mussten. Elly sagte leise „Danke“ und ging in ihre Wohnung, ohne eine Antwort abzuwarten. Langsam und in Gedanken versunken stieg Severus die Treppe hoch, er sah den kleinen Hauself nicht, der mit großen Augen und aufgestellten Ohren gelauscht hatte.
Elly und Severus waren die einzigen Menschen, die ĂĽber Silvester in Hogwarts geblieben waren, so beschlossen sie, die Mahlzeiten gemeinsam in einem kleinen Raum neben der groĂźen Halle einzunehmen.
An Arbeit mangelte es beiden nicht. Elly hatte damit begonnen, die uralten wertvollen Bestände der Hogwarts-Bibliothek zu restaurieren, eine knifflige und zeitraubende Angelegenheit. Severus kämpfte mit der Übersetzung einer alten Handschrift, deren Kopie er in einem der Bücher seiner Großmutter entdeckt hatte. Die Schrift entpuppte sich als Anleitung zur Herstellung eines Heilmittels für magisch verursachte Wunden, aber Severus kam einiges darin merkwürdig vor. Er stöberte in seinen Unterlagen nach Aufzeichnungen aus der Studienzeit am Magical Arts College. Dabei griff er versehentlich ins falsche Fach und hielt die schmale Mappe mit den Papieren aus der Registraturabteilung in der Hand. Wenn das noch Zufall war! Natürlich – Elly musste zu Melinda Browse gehen, wenn sie wissen wollte, wo das Kind war.
Gemeinsam berieten sie, was Elly in das Formular eintragen sollte, damit Mrs. Browse auch wirklich den „triftigen Grund“ anerkennen konnte und sie beschlossen, gleich in der ersten Januarwoche hinzugehen.

Melinda Browse schien nicht viel zu tun zu haben. Als Elly und Severus in die Registratur traten, ließ sie schnellstens eine Rätselzeitung verschwinden und war etwas verlegen. Elly trug in wohlüberlegten Worten ihr Anliegen vor. Mrs. Browse runzelte die Brauen. Das Problem reizte sie, vor allem, weil Elly nicht einmal Namen und Geburtsdatum des Kindes wusste. Allerdings könne sie die gewünschten Informationen nicht gleich zusammensuchen, das würde einige Zeit in Anspruch nehmen. Elly würde schriftlich Bescheid erhalten.
„Tja, das ist wirklich eine schlimme Sache, was ihre Tochter da gemacht hat. Wissen Sie, meiner Cousine vierten Grades ging es ähnlich, ihre Tochter hatte ein uneheliches Kind und hat es weggegeben. Und dann…“ Den Blick fest auf Elly gerichtet, erzählte Melinda Browse eine Stunde lang und kam von ihrer Cousine vierten Grades auf die Schwägerin ihrer Freundin und von da auf den Sohn ihrer Nachbarin zu sprechen. Elly machte mehrmals halbherzige Versuche, Mrs. Browse zu unterbrechen, wollte aber nicht unhöflich sein.
Kein Memo erlöste die beiden; Severus überlegte, wie er den Redefluss stoppen könnte. Er erinnerte sich an seinen ersten Besuch und nieste explosiv laut. „Wohlsein!“, sagte Mrs. Browse und fuhr ungerührt in ihrer Rede fort.
Nach einer weiteren Viertelstunde gab Elly einen unartikulierten Laut von sich und sackte zusammen. „Ein Glas Wasser. Schnell! Und frische Luft!“, rief Severus und fächelte Elly Luft zu. Melinda Browse kam mit dem Wasser um die Barriere herum, Ellys Augenlider flatterten eine Weile, dann gingen sie ganz auf und Elly sah sich verwundert um, ehe sie das Wasser austrank und sich aufrappelte.
„Es geht schon wieder, alles in Ordnung.“ – „Ich bringe dich besser hinaus an die frische Luft.“
Severus stützte Elly beim Hinausgehen. Melinda Browse fragte unsicher: „Soll ich nicht lieber einen Heiler holen?“, erhielt aber keine Antwort und schloss hinter sich die Tür.
Nach ein paar Schritten begann Elly zu kichern. „Wenn gar nichts hilft, fällt man als Frau eben in Ohnmacht!“ Severus grinste erleichtert, er hatte sich schon Sorgen gemacht.

Als Elly und Severus Hogwarts durch das große Tor betreten wollten, wurden sie von Frederick Fairbanks zurückgehalten und gebeten, einen anderen Eingang zu nehmen. Severus erhaschte noch einen Blick in die Eingangshalle, in der Phillipp Kirby Scharen von Hauselfen damit beschäftigte, Berge von herabregnenden bunten Flitter zu beseitigen. Später erfuhren sie, dass Gilderoy Lockhart für den Konfettiregen verantwortlich gewesen war und Kirby eine kurze Nacht hatte, denn am anderen Morgen hatte es meterhoch geschneit.
Lockhart trieb es in den nächsten Tagen im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich bunt; man musste immer damit rechnen, dass sich einem Luftballons an den Kopf hängten oder klebrige Luftschlangen um sie Füße wanden. Berge von Haftkonfetti waren ebenso an der Tagesordnung wie buntschillernde Scheinpfützen. Der einzige, der das Ganze witzig fand, war der Urheber selbst; Lockhart freute sich kindisch, wenn ein Lehrer etwas abbekommen hatte. Die Schüler fanden keinen Gefallen daran; selbst die schlimmsten Lausebengel waren genervt und verzichteten auf ihre Streiche.
Snape beglückwünschte sich einmal mehr zu seiner empfindlichen Nase. Wann immer es nach Lockhart roch, legte er einen Schutzzauber um sich. Das kostete ihn zwar viel Kraft, aber er blieb verschont. Severus fragte sich, wie lange das noch so gehen sollte. Es war doch für alle offensichtlich, dass Lockhart geistig nicht nur ein bisschen gestört war. Pomona Sprout wollte aber von Beschwerden nichts mehr hören, sie war einfach nur sauer, weil sie auch mit der siebten Kündigung gescheitert war.
Severus beschloss, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und hielt mit Lupin Kriegsrat in der Pizzeria. Doch Lupin sagte: „Vergiss das lieber. Wenn Lockhart dir auch nur die winzigste Kleinigkeit anhängen kann, dann bist du geliefert. Er ist der Sohn von Dolores Umbridge.“ Severus wurde schlagartig übel. „Lockhart ist – der – Sohn – von – dieser - …- dieser – „
Lupin nickte. „Ich habe das nur durch Zufall erfahren. Dora kennt die Schwester von Lockharts Vater, die hat es versehentlich ausgeplaudert.“
Snape schnappte nach Luft und trank sein ganzes Glas Wein in einem Zug aus. „Deshalb haben wir den Typen immer noch auf dem Hals. Er spioniert für die Mama und hat ansonsten einen Freibrief.“ Severus schüttelte den Kopf. Lupin setzte noch einen oben drauf: „Und der warme Georgy ist ein Cousin vom Pfau – irgendwie mütterlicherseits. Die Glucke sorgt für ihre Küken…
Im übrigen ist im Ministerium und anderswo bereits bekannt, dass du ein Verhältnis mit der Bibliothekarin hast.“
Severus fühlte sich, als hätte er mehrere Faustschläge in die Magengrube bekommen. Er lachte bitter auf: „Ein Verhältnis? Ich wünschte, es wäre so. Mehr als Händchenhalten und Kaffeetrinken war bisher nicht; außerdem sind wir beide niemandem Rechenschaft schuldig.“
„Stimmt zwar, aber du weißt ja, wie schnell aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird.“
Severus war der Appetit vergangen, er bezahlte die Zeche und gab reichlich Trinkgeld, ohne an seine Schulden zu denken, ging nach draußen und apparierte nach Hogwarts. Lupin kam ein paar Sekunden nach ihm an, er mahnte: „Severus, sei bloß vorsichtig. Die Umbridge arbeitet daran, dich aus der Schule wegzudrängen und erst deinen und dann den Platz von Pomona Sprout einzunehmen.“ – „Und später Zaubereiminister zu werden“, ergänzte Severus. Lupin hob die Hände. „Bewahre!“
Schweigend gingen die beiden Lehrer in ihre Wohnungen.
Severus konnte lange nicht einschlafen, das Gehörte lag ihm schwer im Magen. Am anderen Morgen musste Willy Schwerstarbeit leisten, um Severus aus dem Bett zu bekommen.
Entsprechend vergnatzt betrat er das Klassenzimmer für die erste Stunde und erschrak. Der Zaubereiminister persönlich war zur Inspektion gekommen. Ach du dicke Tinte!!!
Die Schüler verhielten sich mucksmäuschenstill, so konzentriert hatte Severus die Viertklässler noch nie erlebt. Dennoch hätte die Stunde fast mit einer Katastrophe geendet – Lockhart hatte in einem unbeobachteten Augenblick eine Blitzkugel in den Kessel von Griselda Horming geworfen. Griseldas kleiner Quiekser hatte Severus herumfahren lassen. Er leerte erst den Kessel und fragte dann, was passiert war. Die Schülerin hatte nur eine kleine rote Kugel in ihre Wachstumslösung fliegen sehen. Severus sah Lockhart an und hoffte, dass der nicht mitbekam, wie die Erinnerung an das eben Geschehene aus seinem Hirn geholt wurde.
Lockhart grinste blöde, die Schüler flüsterten. Severus gebot Ruhe und ließ Lockhart für den Rest der Stunde nicht aus den Augen.
Nach dem Pausengong sauste Lockhart davon wie ein geölter Blitz. Severus bat Scrimgeour in sein Büro und kam ohne Umschweif auf sein Problem zu sprechen. „Mr. Lockhart ist nach seinem Unfall von vor ein paar Jahren bei weitem nicht genesen. Sein Verhalten wird immer kindlicher, er ist nicht in der Lage, die Folgen seines Handelns abzuschätzen und drohende Gefahren zu erkennen. Es ist nur dem Glück und der Aufmerksamkeit anderer zu verdanken, dass hier noch nichts Schlimmes passiert ist. Könnten Sie nicht dafür Sorge tragen, dass er wieder in Behandlung kommt? Unsere Bemühungen sind alle ins Leere gelaufen.“
Scrimgeour schüttelte den Kopf. „Lockhart mach einen ganz vernünftigen Eindruck, wenn man sich mit ihm unterhält. Solange nichts passiert, hat man keine Handhabe, ihn gegen seinen Willen zur Behandlung zu bringen.“
Den Rest der Pause musste Severus Fragen beantworten wie in einem Kreuzverhör.

Der einzige Lichtblick an diesem Tag war eine Nachricht von Elly, dass sie Bücher für ihn hatte. Severus hatte leider keine Freistunde, so wartete er bis kurz vor der offiziellen Schließzeit, ehe er hinging. Elly strahlte ihn an: „Hätte mich doch sehr gewundert, wenn du heute nicht mehr erschienen wärst. Hier, die habe ich für dich beiseitegelegt. Du magst doch harte, spannende Sachen, nicht wahr? Dann lies mal das hier!“
Sie schob ihm einen leicht zerfledderten Paperback-Wälzer hin. „David Baldacci. Der Abgrund“, las Severus. Damit konnte er nichts anfangen, aber die Bücher, die Elly für ihn bereitgelegt hatte, waren immer gut gewesen. Wie üblich las Severus hier einen Dialog, da einen Absatz. Schien spannend zu sein. „Ich kann´s ja mal versuchen Was hast du sonst noch für mich?“
Elly zeigte ihm zwei Tränkebücher aus dem frühen 15. Jahrhundert und die Kopie eines Buches aus der Zeit, da auch die magischen Wälzer noch von Hand vervielfältigt wurden. Beim Blättern fand er die Worte „Vielsafttrank“ und „Werwolf“ auf einer Seite und eine wahnwitzige Idee raste durch seine Hirnwindungen und setzte sich in einer freien Zelle fest.
Inzwischen waren die letzten Bibliotheksbesucher gegangen, eigentlich hätte auch Severus gehen können, aber etwas hielt ihn zurück.
So standen sich Elly und Severus verlegen lächelnd gegenüber. Elly brach das Schweigen. „Ich hab´ noch was anderes für dich.“
Sie ging hinter dem Schreibtisch in die Hocke, hantierte herum und kam mit zwei gefüllten Schnapsgläschen zurück. „Probier das mal! Prost!“
Severus schnupperte, kostete und grinste. „Becherbitter! Den mag ich!“ – „Wirklich, na so was, ich liebe das Zeug auch!“ Elly schwenkte mehrmals den Zauberstab, die Tür schloss sich, ein hoher Tisch und zwei Barhocker erschienen. Sie setzten sich und tranken. Nach dem ersten Schluck fand Severus, es sei eine gute Gelegenheit, Elly über das aufzuklären, was er am Vorabend von Lupin gehört hatte. Elly fiel fast vom Hocker, ihre Augen wurden riesengroß. „Na, jetzt ist mir klar, warum der immer noch hier ist, wo Pomona Sprout ihm schon mindestens fünfmal gekündigt hat. Lockhart ist doch krank und gehört eigentlich wieder ins St. Mungo´s.“
„Ganz meine Meinung, aber selbst der Zaubereiminister sieht das anders.“ Und er berichtete von der Unterredung mit Scrimgeour.
Auch Elly riet ihm, ja nichts gegen Lockhart zu unternehmen. Umbridge versuche, den Zauberergamot gegen ihn und Lupin aufzuhetzen und leider würde ihr Einfluss im Ministerium immer größer.
Eine Weile saßen sie schweigend und nippten am zweiten Schnaps, dann fragte Severus, ob Elly schon Post von Melinda Browse bekommen hatte. Sie schüttelte den Kopf. „Aber ein kleines bisschen weitergekommen bin ich. Meine Bekannte konnte mir ungefähr sagen, wann das Kind zur Welt gekommen ist und wo. Morgen habe ich einen Termin im Jugendamt.“ Spontan fragte Severus: „Soll ich mitkommen?“
Elly antwortet: „Böse wäre ich nicht, wenn du dabei wärst, aber ich gehe um Zehn hin und da musst du ja arbeiten.“ – „Nein, da habe ich eine Freistunde. Wenn ich vorher etwas eher aufhöre und wir fast bis hin apparieren, klappt es.“
Elly sah ihn dankbar an. „Das ganze belastet mich mehr, als ich zugeben möchte. Wenn ich einen Weg sehen würde, Diane zur Vernunft zu bringen – ich würde alles tun.“
Severus nickte und streichelte ihre Hand.

Leider war der Besuch im Jugendamt vergebens. In der fraglichen Zeit waren in dieser Klinik drei Mädchen zur Welt gekommen und zur Adoption freigegeben worden – der Beamte weigerte sich beharrlich, den Namen der Kinder und der Pflegefamilien zu nennen. Severus konnte mit seiner Legilimentik nichts ausrichten, der Typ wusste nichts; er hätte wohl erst in den Akten nachsehen müssen.
Ein zweiter Versuch beim Chefarzt der Klinik brachte nur zu Tage, dass die Mädchen von den jeweiligen Hebammen die Namen Jolinda, Kirsten und Lydia erhalten hatten und im Alter von zwei Monaten in verschiedene Kinderheime gebracht worden waren.
Elly und Severus beschlossen, später noch einmal in der Klinik nachzuforschen und herauszubekommen, welches der drei Kinder Ellys Enkelin war.
Die Sache erwies sich als jedoch mĂĽhsamer, als sie gedacht hatten. Nach drei Wochen wussten sie gerade einmal, dass Jolinda nicht in Frag kam.
Von Mrs. Browse kam eine Eule mit der Nachricht, dass sich das Kind zur Zeit bei einem kinderlosen Ehepaar in Pflege befand und später adoptiert werden sollte. Namen durften selbstverständlich nicht genannt werden. Elly war ziemlich niedergeschlagen und setzte sich in den Kopf, die Pflegefamilie zu finden und ihnen das Kind wegzunehmen. Sie ließ sich nicht davon abbringen, obwohl Severus sich nach Kräften bemühte, ihr dieses Vorhaben auszureden.
Severus begleitete Elly überallhin. In mühevoller Kleinarbeit fanden sie heraus, dass die kleine Lydia Ellys Enkelin war und erfuhren auch, in welchem Kinderheim das Baby gewesen war. Der Leiter durfte jedoch nicht sagen, wer die Leute waren, die das Kind abgeholt hatten, aber als Severus von ein paar älteren Kindern die Beschreibung des Ehepaares hörte, wurde er blass. Wenn seine Vermutung stimmte, würde er Himmel und Hölle in Bewegung setzten, damit das Kind blieb, wo es war.
Mit ein paar magischen Tricks verschaffte sich Elly Zugang zu den Unterlagen im Jugendamt. Nach wenigen Minuten kam sie wieder heraus, blass und zitternd vor Aufregung, aber mit leuchtenden Augen. Wortlos fasste sie Severus, der „Schmiere gestanden“ hatte, bei der Hand und zog ihn mit sich fort ins nächste Café.
Nach der zweiten Tasse Mocca begann Elly zu sprechen: „Meine Enkelin ist bei Nymphadora und Remus Lupin in Pflege. Den beiden kann und will ich das Kind nicht wegnehmen.“
Severus atmete auf.

Kurz nach dem letzten „Besuch“ im Jugendamt sprach Elly Remus auf das Kind an und sagte ihm, dass sie die Großmutter wäre. Schon am nächsten Tag erschien Mrs. Lupin mit dem Baby in Hogwarts und gab Elly das Kind in den Arm. Sie kam voller Freude ihren „Großmutterpflichten“ nach und machte bereitwillig den Babysitter.
So kam es, dass Elly eines Tages im März zur Teestunde mit dem Kind auf dem Arm in Severus´ Büro auftauchte. „Ich habe Dora und Remus das Kind abgenommen, damit die beiden mal für eine Weile alleine sein können.“ Severus hatte Elly sofort durchschaut. „Gib´s nur zu, du hast sie überredet, dir die Kleine zu überlassen.“
„Erraten“, lachte Elly. Sie nahm Lydia auf den Schoß, die Kleine äugte neugierig zu Severus herüber und drehte ein Gummitier in den Händen.
Severus hatte gerade die zweite Tasse Tee eingegossen, da tönte die magisch verstärkte Stimme der Schulleiterin durch das Schloss: „Elly Greystone bitte sofort in die Bibliothek kommen!“
Überrascht sprang Elly auf. „Aber ich habe doch meinen freien Nachmittag?!“ – „Elly Greystone in die Bibliothek!“
„Klingt nach einem Notfall.“ Ehe Severus es sich versah, hatte Elly ihm das Baby in den Arm gedrückt und war zur Tür hinaus.
Lydia fing sofort an zu brüllen. Du meine Güte, was sollte Severus jetzt machen? Wie hielt man so ein Kindchen richtig? Er erinnerte sich daran, wie eine von Sylvias Verwandten ihr Kind im Arm gehabt hatte, setzte sich genau so hin und schaukelte vor und zurück. So richtig beruhigen wollte sich Lydia nicht, Severus fing an, ihr vorsichtig übers Haar zu streichen. Das schien zu helfen, das Brüllen wich einer Art leisem Jammern. Zufällig berührte Severus die Finger – das Kind hatte ja eiskalte Hände! Ganz vorsichtig zog Severus seinen Umhang nach vorn und wickelte das Baby hinein. Dann nahm er die kleinen Fäustchen in seine Hand und massierte ganz sanft die Finger. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten – noch ein paar Schniefer, einmal herzhaft gegähnt, ein bisschen geschmatzt und schon schlief Lydia.
Severus wagte nicht, sich zu bewegen. Zum Glück hatte er die „Vier Jahreszeiten“ im CD-Player stecken und zum Glück konnte er das Gerät mit seiner Stimme steuern. Gerade war die Scheibe zum zweiten mal durchgelaufen, als es an der Tür klopfte. „Wer ist da?“, fragte Severus halblaut. Eine Mädchenstimme nannte drei Namen. Severus sah auf die Uhr. Ach, du dicke Tinte! Die drei hatte er bestellt, damit sie eine wegen Krankheit versäumte Leistungskontrolle nachholen konnten. Das konnte er weder ausfallen lassen noch verschieben, ohne Minuspunkte zu kassieren. „Kommt rein und setzt Euch. Sobald ich das Kind wieder los bin, fangen wir an.“
Severus schnippte mit den Fingern und rief Willy. Der Hauself erschien auf der Stelle und verbeugte sich. Seine Augen quollen ihm aus den Höhlen, als er sah, was sein Meister da im Arm hielt. „Geh sofort los und suche Professor Lupin oder seine Frau. Sie sollen herkommen und ihr Kind abholen.“ Sssst, schon war Willy unterwegs.
„Das ist das Kind von Professor Lupin?“, fragte eine der drei Schülerinnen erstaunt.
„Ja, oder dachten Sie es wäre meins?“
Das Mädchen nickte.
„Schön wär´s!“ Severus biss sich auf die Zunge. Das war ihm jetzt so rausgerutscht, solche Privatangelegenheiten breitete er sonst nie vor Schülern aus. Die Gesichter der Fünftklässlerinnen wirkten dementsprechend betreten.
Nach fünf endlosen Minuten kam Willy angehetzt, warf sich auf die Knie und stammelte: „Verzeihung, Meister, ich kann sie nicht finden, Madam und Professor Lupin sind weggegangen und disappariert.“
„Dann hole Mrs. Greystone, die hat mir eh diese Suppe eingebrockt.“
„Meister, Sir, ich glaube, Madam Greystone kann jetzt nicht weg. Die halbe Bibliothek steht unter Wasser!“ – „Waaas?“ - „Ja, Meister, ein Rohr muss kaputt sein, alle Elfen sind beim Wischen und Trocknen.“
Severus begann zu schwitzen. Lydia regte sich, sie wĂĽrde bestimmt gleich wieder anfangen zu schreien.
„Dann hole Madam Pomfrey, ich vermute mal, die kann mit Säuglingen umgehen. Aber mach schnell!“
Sssst, Willy sauste los. Diesmal dauerte es keine zwei Minuten, bis es klopfte und die Krankenschwester eintrat.
„Bitte befreien Sie mich! Elly hat mir die kleine Lupin in die Hand gedrückt, aber jetzt habe ich einen dringenden Termin mit den drei Schülerinnen hier.“
Poppy Pomfrey schmunzelte, als sie das Baby in die Arme nahm und marschierte hinaus wie eine königliche Amme.
Severus atmete tief durch und wandte sich ohne weiteren Kommentar der Arbeit zu, sprich, er verteilte die Aufgaben an die Mädchen.

Im Mai wurde die Adoptionsurkunde unterzeichnet. Elly war unendlich erleichtert, weil sich dies nicht so einfach rückgängig machen ließ.

Jetzt aber sollten wir besser zum laufenden Geschehen zurĂĽckkehren.


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