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Fanfiction

Das zweite Leben des Severus Snape - Nervenzerfetzender Alltag

von käfer

Sehr bald schon bekam Severus einen langen Brief von Bessy. Die Post für die Lehrer kam immer in der großen Pause nach der dritten Stunde, wenn alle im Lehrerzimmer versammelt waren und Tee tranken. Normalerweise verstaute Severus seine wenigen Briefe in seinem Umhang, um sie zu lesen, wenn er allein war. Doch auf das, was Bessy schrieb, war er so gespannt, dass er den Brief sofort aufriss. Bessy schilderte ihre Ankunft und die ersten Tage an der Northern Witches School. Einige der Mädchen hatten richtig blöde Fragen gestellt, andere machten boshaft-dumme Bemerkungen, wieder andere schnitten sie ganz. Aber Bessy war optimistisch. Sie meinte, das würde schon werden. Schlimmer war die ernsthafte Auseinandersetzung, die sie mit der Tränkemeisterin hatte, die gleichzeitig auch ihre Klassenlehrerin war. Bessy hatte die Szene sehr plastisch beschrieben. Severus konnte sich sehr gut vorstellen, wie die strenge, hochgewachsene Frau Barsch mit Haarknoten und in hochgeschlossenem schwarzen Samtkleid mit dem großen Schlüsselbund am Gürtel vor den verschüchterten Mädchen stand und die Anwesenheit kontrollierte. In alphabetischer Reihenfolge wurden die Namen vorgelesen, die betreffende Schülerin hatte Hab-Acht-Stellung einzunehmen und laut und deutlich „hier“ zu rufen. Dann und wann machte Frau Barsch Bemerkungen, das Äußere der Mädchen betreffend. Schmuck war verboten, das Haar sollte entweder kurzgeschnitten oder zu Zöpfen geflochten getragen werden.
Als die Reihe an „Snape, Bessy“ kam, hatte Frau Barsch gestutzt. „Du heißt Snape?“ hatte sie gefragt und dabei den Namen unangenehm in die Länge gezogen. „Hast du etwas mit diesem Severus Snape zu tun?“ – „Ja, Madam, er ist mein Onkel.“ – „Der Onkel, so!“, hatte die Barsch gegiftet. „Dieser gemeine Verbrecher, der kaltblütig seinen Vorgesetzten umgebracht hat, darf jetzt wieder dort in Hogwarts arbeiten und Schüler unterrichten, als wäre nichts gewesen. Eine Schande ist das! Und die Nichte dieses Mannes haben wir hier!“
Bessy war wütend geworden und hatte ihn verteidigt: „Mein Onkel ist kein kaltblütiger Verbrecher, er hat Albus Dumbledore nur getötet, weil der es von ihm verlangt hat, weil er mit einem unbrechbaren Versprechen daran gebunden war, zu tun, was sein Chef von ihm verlangt hat. Der Zauberergamot hat Onkel Severus freigesprochen, das stand alles in der Zeitung: Und der Zaubereiminister persönlich hat dafür unterschrieben, dass er wieder in Hogwarts arbeiten darf!“
Frau Barsch hatte nichts weiter gesagt, aber in den folgenden Unterrichtsstunden hatte sie Bessy immer ignoriert, wenn sie sich meldete, aber sie hatte ihr jede Menge Fragen gestellt, auf die sie die Antwort gar nicht wissen konnte und ihr mit augenscheinlichem Vergnügen schlechte Zensuren verpasst.
Bei diesen Zeilen zwickte Severus ein kleines bisschen das schlechte Gewissen. Er hatte auch immer ein ziemliches Vergnügen darin gefunden, den Schülern zu beweisen, dass sie nichts konnten. Aber der Gewissensbiss war wirklich nur winzig, schließlich wussten die Schüler ja wirklich nicht viel von der hohen Kunst der Tränkebrauerei.
Sorgfältig verstaute Severus den Brief in seinem Umhang, er würde ihn irgendwann abends oder am Wochenende beantworten, wenn er etwas mehr Zeit hatte. George Bligh riss ihn aus seinen Gedanken: „Na, Severus, der kam wohl von deiner Liebsten, hast ja sogar den Tee kalt werden lassen!“ Snape presste die Lippen aufeinander. George Bligh ging ihm allmählich auf die Nerven. Er suchte ständig seine Nähe und Severus war sich inzwischen sicher, dass Bligh ihm nachspionierte und für das Ministerium nach Anzeichen einer Nervenschwäche bei ihm suchte. Aber diesen Gefallen würde Snape ihm nicht tun.
„Gilderoy, komm, wir haben noch einiges für die nächste Stunde vorzubereiten.“ Lockhart antwortete schmollend: „Aber ich bin gerade dabei, Hella zu erzählen, wie ich…“ Hella Moresee unterbrach ihn: „Lass nur, Gilderoy, die Arbeit geht vor. Du kannst mir das heute Nachmittag immer noch erzählen.“ – „Darf ich da zu dir kommen? Au fein!“ Lockhart erhob sich mit einem Gesicht, als hätte die gute Tante ihm Sahnetorte versprochen. Im Hinausgehen erhaschte Severus einen Blick ins Gesicht der Wahrsagerin – sie verdrehte die Augen, bis keine Pupillen mehr sichtbar waren.

„Gilderoy, weißt du noch, wie man den Versteinerungstrank herstellt? Und kannst du die Glibbernden Schleimlinge fachgerecht zerlegen?“
Würdevoll erwiderte der Angesprochene: „Selbstverständlich; schließlich habe ich auch mal Zaubertränke studiert.“ – „Und nach nicht mal einem Jahr abgebrochen“, brummte Severus vor sich hin und musterte Lockhart. Der war heute in zartgrüne Seide gekleidet; der Umhang würde mit Sicherheit ein paar unschöne Glibberschleimflecken abbekommen. „Hier, nimm den vorsichtshalber!“, sagte Severus, und warf Lockhart einen Schutzumhang zu. Der Blick, der Severus traf, erinnerte ihn an Joe, wenn der die „guten blauen Hosen“ anziehen sollte.
„Sag das Rezept noch mal an!“, forderte Snape und kräuselte die Lippen. Lockhart durchbohrte ihn mit Blicken, ging zum Wandschrank, zog das Lehrbuch heraus und blätterte eine ganze Weile. Dann las er laut und deutlich vor: „Versteinerungstrank. Man bereite eine Grundlage aus gemahlenem Steinbeerensamen, die in einem halben Liter reinsten Wassers…“
´Lissy liest mit mehr Betonung´ dachte Severus, während Lockhart das Rezept herunterleierte. Laut fragte er: „Warum hast du meinen Rat nicht befolgt und das auswendig gelernt? Willst du dich wieder blamieren, so wie neulich vor den Erstklässlern?“
Lockhart bedachte Severus mit einem giftigen Blick und stellte das Buch zurück. „Ich weiß doch, wo´s steht, das reicht völlig aus.“ Snape stöhnte innerlich. Wäre Gilderoy Lockhart ein Schüler, er hätte ihm längst Beine gemacht…
Severus biss sich auf die Zunge, ging auf Lockhart zu, fasste diesen an den Oberarmen und sagte: „Gilderoy, hör mal zu. Ich will dich nicht ärgern oder was auch immer du denkst. Aber die Vorstellung, die du letzte Woche bei den Anfängern abgeliefert hast, reicht normalerweise für einen Rausschmiss. Wenn du dir so was noch einmal leistest, muss ich zur Direktorin gehen. Du bist hier als Assistent eingestellt und nicht als Clown. Wenn ich von dir verlange, das eine oder andere zu lernen, dann doch nur, weil ich nicht will, dass du vor den Schülern stehst wie ein Volltrottel.
Wie willst du denn den Kindern zeigen, wie man mit Glibbernden Schleimlingen umgeht, wenn du es selber noch nicht einmal versucht hast?“ Lockhart wand sich wie ein Aal, Snape schob ihn zum Arbeitstisch. „Zeig mir´s!“ (Wenn Blicke töten könnten…)
Widerwillig griff Lockhart mit spitzen Fingern nach der Schneckenzange und stocherte damit in dem Eimer mit den Glibbernden Schleimlingen. Es gelang ihm tatsächlich, eine Frucht herauszuholen. Klatsch! Schon lag das Ding auf Snapes Schuh. (Giftiger Blick, diesmal in die umgekehrte Richtung.) Mit einigen Mühen schaffte Lockhart es, den Schleimling auf den Silberteller zu legen. Er nahm das Messer, setzte die Spitze an – und zitterte. Severus bemerkte mit Unbehagen, wie Lockhart immer bleicher wurde und holte genervt tief Luft. Lockhart biss sich auf die Lippen und schnitt den Glibbernden Schleimling quer durch. Leuchtend pinkfarbiger Schleim spritzte herum. Zum Glück hatte Severus die Augen rechtzeitig geschlossen. Er eilte zum Erste-Hilfe-Schrank und neutralisierte den Glibberschleim mit einem Mooskissen, bevor sich seine rechte Augenbraue pink färben konnte.
Der Schülerlärm vom Gang her kündigte an, dass die Pause gleich beendet war. „Pass auf, so geht es richtig“, sagte Snape, fasste eine neue Frucht genau in der Mitte, ritzte das letzte Viertel an der „Naht“ ein und hielt den Schleimling senkrecht über einen Kessel, so dass der pinkfarbige Saft herauslaufen konnte. Dann erst wurde die Hülle der Länge nach aufgeschnitten und die beiden Samenkörner entnommen. Hülle und Samen wurden für andere Tränke gebraucht; Snape fragte Lockhart erst gar nicht, wofür.
Gerade als die ersten beiden Schüler das Klassenzimmer betraten, ließ er die Sauerei mit einem energischen „Evanesco“ verschwinden. Lockhart stahl sich zur Hintertür hinaus, Severus wartete vergeblich auf seine Rückkehr.

Einer nach dem anderen kamen nun die anderen herein, gingen zu ihren Plätzen und nahmen die Bücher heraus. Irgendetwas war heute anders als sonst; Severus brauchte eine Minute, ehe er bemerkte, dass die Kinder mehr als üblich die Köpfe zusammensteckten und flüsterten. Der Grund dafür kam mit dem Stundengong herein – Dolores Umbridge. Sie watschelte nach vorn, baute sich vor der Klasse auf und sagte: „Ich bin Dolores Umbridge, Senior-Untersekretärin im Zaubereiministerium, Schulinspektorin und von Minister Scrimgeour persönlich damit beauftragt, an dieser Schule und besonders im Zaubertränkeunterricht Inspektionen durchzuführen.“ Sie wandte sich an Snape: „Was kommt heute dran?“ – „Versteinerungstrank, erste praktische Übung.“ – Sollte nicht Gilderoy Lockhart hier sein, um Sie zu unterstützen?“ – „Sollte er, aber er fühlt sich nicht wohl und hat sich krank gemeldet.“ Severus hatte einen dicken Kloß im Hals und hoffte, dass Lockhart nicht ausgerechnet jetzt freudestrahlend zur Tür hereinkam.
Umbridge machte „ts, ts, ts“, holte ihr Klemmbrett hervor und kritzelte etwas auf das rosa Pergament.
„Werden Sie denn alleine überhaupt zurechtkommen?“ – „Ich bin fünfzehn Jahre lang alleine zurechtgekommen im Unterricht“, knurrte Snape mürrischer als beabsichtigt. Die Viertklässler duckten sich in ihren Bänken, sie hatten Dolores Umbridge schon einmal erlebt. „Dann führen Sie die Stunde durch, als wäre ich nicht da“, girrte sie und setzte sich in die letzte Reihe. Severus atmete tief durch und begann.
Umbridge machte sich ständig Notizen. Das verunsicherte Severus, aber ihm gelang es, die Stunde ohne Katastrophen zu Ende zu bringen. Zum Glück tauchte Lockhart nicht wieder auf und Dolores Umbridge hatte keinen Spritzer von dem Glibberschleim abbekommen (obwohl Snape ihr das durchaus gegönnt hätte).
Nach der Stunde verließ Severus einem sehr menschlichen Bedürfnis folgend nach den Schülern und vor Umbridge eilig den Klassenraum, bog um die Ecke – und traf auf Lockhart. Der hatte wieder rosige Wangen, trug einen königsblauen, mit dezenten Sternen gemusterten Umhang über cremefarbenem Anzug und war frisch geduscht, was man drei Meilen gegen den Wind riechen konnte. Snape packte seinen Assistenten am Oberarm und zog ihn mit sich zur Lehrertoilette.
„Du bleibst jetzt hier und wartest, bis die nächste Stunde anfängt. Dann gehst du in dein Schlafzimmer und bleibst den Rest des Tages dort!“ - „Was? Wieso?“, protestierte Lockhart, aber Snape bellte ihn an: „Halt den Mund und hör zu! Diese Dolores Umbridge vom Zaubereiministerium ist zur Inspektion an der Schule und sie versucht, so viel Negatives wie möglich zu finden. Sie war in meiner Stunde und…“ – „In UNSERER Stunde!“, verbesserte Lockhart. Snape bellte heftiger: „Sei doch mal still!“ Lockhart schenkte ihm einen bitterbösen Blick und schob die Unterlippe vor, sagte aber nichts mehr. „Sie war jedenfalls da und hat gefragt, wo du bist. Ich konnte ihr ja schlecht sagen, dass du wegen ein paar Spritzern Glibberschleim geflüchtet bist und habe behauptet, du wärst krank. Wenn du nicht heute noch deine Sachen packen willst, bleibst du jetzt bis nach den Stundengong hier, verschwindest dann möglichst ungesehen in deinem Zimmer und kommst erst zum Abendessen wieder heraus. Hast du kapiert?“ Lockhart nickte und sah dabei so erstaunt drein, dass Severus zweifelte, ob Lockhart wirklich begriffen hatte, was auf dem Spiel stand.
„Und noch eines sage ich dir“, mahnte Snape mit seiner strengsten Stimme, „Das war das allerletzte Mal, dass ich dir den Hintern rette. Wenn du dich nicht ab sofort auf deine Pflichten besinnst, dann lasse ich dich vor´s Messer laufen. Und das meine ich ernst!“ Snape ging hinaus, er hoffte, vor Dolores Umbridge bei der Direktorin zu sein und nicht allzu lange dort verweilen zu müssen. Was er nicht sah, war die Zunge, die Gilderoy Lockhart hinter ihm herausstreckte…
Severus hatte Pech. Umbridge war vor ihm auf der Zielgeraden zum Direktionsbüro, und er hätte einen Supersprint hinlegen müssen, um die Tür noch vor ihr zu erreichen. Vielleicht kam ihm ja auf dem stillen Örtchen eine Idee, wie er Pomona Sprout von Lockharts „Erkrankung“ berichten konnte, bevor die Inspektorin dumme Fragen stellte.
Vielleicht war es noch das beste, einfach anzuklopfen und „Meldung zu machen“. Als er die Toilette wieder verließ, stand mit einem süßlichen Lächeln Umbridge in der Nähe. „Sie gehen recht oft auf die Toilette, Professor Snape, sind Sie krank?“ Severus verspürte die größte Lust, diese Frau zu erwürgen, konnte sich aber bezwingen. Seine Gedanken rasten. Hatte Umbridge Lockhart gesehen? Severus beschloss, zu pokern. „Ist doch meine Sache, wie oft ich gehe oder mir die Hände wasche.“ Mit falscher Freundlichkeit antwortete Umbridge: „Ich dachte ja nur, weil Mr. Lockhart doch krank ist. Nicht, dass hier eine Epidemie ausbricht oder so etwas.“
Vorsicht, Falle!!! „Nein, nein. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, Gilderoy hat Migräne, das ist nicht ansteckend.“ Severus hoffte, dass er das Wort richtig ausgesprochen hatte, und drängte an Umbridge vorbei zu Sprouts Büro. „Gilderoy hat mich vor der letzten Stunde gebeten, ihn für den Rest das Tages zu entschuldigen; er hat starke Kopfschmerzen.“ Pomona begriff sofort und spielte mit. „Oh, schon wieder“, seufzte sie. „Er sollte sich wirklich einmal untersuchen lassen.“ Sie verabschiedete Severus mit einem Nicken und wandte sich Umbridge zu, die im Hintergrund auf der Lauer gelegen hatte.
Auf dem Rückweg in sein Büro ging Snape nochmals in die Toilette, in der Lockhart wartete. Bei seinem Eintreten war dieser damit beschäftigt, eine vor seinem Kopf schwebende Kugel aus Toilettenpapier mit dem Zauberstab zu treffen. Die Kugel landete mitten auf Snapes Stirn. Lockhart sagte grinsend: „Darth Vader muss aufpassen. Luke Skywalker kommt. Und der besiegt alle Bösen.“ Snape verstand überhaupt nichts; nach Kindereien stand ihm der Sinn am allerwenigsten.
„Ich habe denen gesagt, dass du Kopfschmerzen hast, Migräne oder wie man das nennt. Und du hast das öfters, nur für den Fall, dass dir jemand Fragen stellt. Tu mir den Gefallen und bleibe für den Rest des Tages unsichtbar. Im Moment riskiere ich meinen Job wegen deiner Dussligkeit.“
Snape spähte in den Gang, ehe er die Tür öffnete. Das „Bäh“ hinter seinem Rücken ignorierte er lieber.

Als nächstes warteten Erstklässler auf Severus, ausgerechnet die Klasse mit Lucy Perkinson hatte er heute. Die Klasse an sich war ganz annehmbar, aber die Perkinson konnte einem alles verderben. So eine Streberin war Severus noch nie untergekommen, nicht mal Hermine Granger konnte mit ihr mithalten. Kerzengerade saß sie in ihrer Bank, die Augen unverwandt auf ihn gerichtet. Bei jeder Frage meldete sie sich wie wild, schnippte mit den Fingern – und fing fast an zu heulen, wenn er mehr als drei andere hintereinander drannahm. Um ihre erste schriftliche Hausaufgabe zu lesen, hatte er eine geschlagene Stunde gebraucht – und keinen noch so winzigen Fehler gefunden. Ihre praktischen Übungen erledigte Lucy sauber und präzise, allerdings fragte sie ständig: „Herr Professor, ist das so richtig, wie ich es mache?“
Als Severus ihr am Montag gesagt hatte, dass er sich auch noch um andere Schüler kümmern müsste, hatte sie Tränen hervorgepresst. Perkinsons Petzerei brachte ihn regelmäßig auf die Palme. Vor jeder Stunde stand sie vorn und hatte etwas zu melden: „Babsy Calman wollte die Hausaufgaben von Alex Lumber abschreiben.“ – „Mike hat mich geschubst.“ – „Die Großen haben gestern solchen Lärm im Gemeinschaftsraum gemacht, da konnte ich mich gar nicht auf meine Hausaufgaben konzentrieren. Ich glaube, es ist alles falsch, was ich aufgeschrieben habe.“ (Natürlich war alles richtig gewesen.)
Früher oder später würde er Lucy wegen ihrer Petzerei ein paar Punkte abziehen, das hatte Severus sich fest vorgenommen.
Noch zwei Minuten, Snape lugte durch die angelehnte Tür. Ihm bot sich das übliche Bild: die Schüler standen in Grüppchen beieinander, lachten, schwatzten. Nur die Perkinson saß alleine auf ihrem Platz und machte irgendwelche Aufgaben. Zwei Jungen in der Ecke starteten Papierflieger und dirigierten sie mit den Zauberstäben durch den Raum. Einer zischte genau an Perkinsons Nase vorbei. Die führ hoch, rief mit ihrer schrillen Stimme: „Das werden ich melden! Da kriegt ihr Punkte abgezogen!“ Die Jungs brüllten: „Melde doch, du alte Petze! Irgendwann kriegst du schon deine verdiente Strafe!“
Der Stundengong ertönte; wie von der Feder geschnellt sprang Lucy Perkinson auf und nahm Aufstellung neben dem Lehrertisch. Ein letzter Flieger segelte nach vorn und landete neben dem Pult. Snape stieß die Tür auf und donnerte: „Hinsetzen!“ Die letzten Säumigen spurteten zu ihren Plätzen, nur die Perkinson blieb stehen: „Herr Professor…“ – „Ich hatte gesagt: hinsetzen!, das gilt für alle.“ –„Aber…“
„Zehn Punkte Abzug! Und jetzt gehen Sie endlich auf Ihren Platz!“
Lucy Perkinson stand der Mund offen, in jedem Augenwinkel glänzte eine Träne. ´Ziege´ dachte Snape und beschloss, die Stunde etwas anders zu beginnen. Er hob das Flugzeug auf, hielt es hoch und fragte: „Wozu könnte man Papierflieger benutzen?“ Die verblüfften Gesichter der Kinder waren eine Augenweide! Zögernd gingen ein paar Hände nach oben. Die Musterschülerin in der ersten Reihe saß kerzengerade mit übereinandergelegten Armen da, das Gesicht ein einziges Fragezeichen. Oho, sogar Tom Young meldete sich! Der kleine, schüchterne Muggelstämmige erschrak, als er aufgerufen wurde, die geflüsterte Antwort konnte Snape kaum verstehen. „Etwas lauter bitte!“ – „Man könnte jemandem Nachrichten schicken.“ – „Ganz recht. Wozu die Muggel komplizierte Rohrpostsysteme brauchen oder Berge von Geld in Computer stecken, dazu benötigt der Zauberkundige nur ein Stück Papier und einen guten Zauberspruch.
Nun aber zum Zaubertrank. Zunächst eine kurze Wiederholung.“ Frage auf Frage prasselte auf die Schüler herab. Mal flogen mehr, mal weniger Hände in die Höhe. Die Erstklässler nahmen es mit dem Lernen noch ernst, nur zu bald schon würde sch das ändern.
Schnipp, schnipp! Nervtötend. „Perkinson, melden Sie sich gefälligst wie alle anderen auch – geräuschlos!“
Nächste Frage. Schnipp, schnipp! „Perkinson, zehn Punkte Abzug.“ Schluchz, schnief. Was tat man nur mit so einer blöden Kuh?
Die praktische Übung brachte Perkinson nach einer Verwarnung noch zehn Minuspunkte ein. Bei den anderen Hufflepuffs zeigten sich langsam Zeichen von Unmut; Severus konnte darauf hoffen, dass sie das Problem „Lucy Perkinson“ selbst lösen würden.
Am Ende der Stunde kam die Nervensäge tränenüberströmt zu ihm, bat um Entschuldingung und gestand, dass ihr durch die heutige Aufregung der Trank misslungen sei. Ob der Herr Professor wohl ein Auge zudrücken und das Werk nicht bewerten könnte, er hätte sie viel zu hart angefasst.
Severus schnarrte: „Meines Wissens habe ich Sie überhaupt nicht berührt, also kann von hart angefasst keine Rede sein. Ob und wie ich Ihre Panscherei bewerte, entscheide ich ganz alleine. Gehen Sie!“
Snape betrachtete den grauen Schlamm in Perkinsons Flasche. Für diesen Murks konnte er getrost ein „T“ einschreiben. Vielleicht brauchte Perkinson mehr als Punktabzug, um auf den Boden der Tatsachen zu kommen.

Die sechste Stunde war für Snape frei. Er machte sich auf den Weg in die Bibliothek, ein nettes Gespräch mit Elly Greystone würde ihm jetzt gut tun. Laut Plan hatte im Moment kein Schüler Freistunden.
Die Bibliothek schien ruhig und verlassen, von Elly Greystone keine Spur. Doch Severus spürte, dass jemand im Raum war. Er griff mit der linken Hand das erstbeste Buch aus dem Regal, mit der Rechten umschloss er seinen Zauberstab. Geräuschlos ging er durch die Regalreihen zu den Leseplätzen, wo er die Person vermutete. Tatsächlich, dort saß jemand! Erleichtert sank Snape auf eine Stuhl, er war nur Remus Lupin, der dort in ein Buch vertieft war. Lupin sah auf, runzelte die Brauen und fragte: „Alles in Ordnung mit dir? Du siehst angeschlagen aus.“
Säuerlich antwortete Snape: „So, tue ich das?“, was von Lupin bestätigt wurde. „Schwere Stunden gehabt, was? Hat diese Dolores Umbridge auch bei dir im Unterricht hospitiert?“ Severus nickte. „Die letzen zwei Stunden haben Ärger für eine ganze Woche gebracht. Erst ein kleiner Auftritt mit Lockhart, dann diese Umbridge und zu guter Letzt noch Lucy Perkinson.“ Mitfühlend antwortete Lupin: „Oh ja, das kann einen fertig machen. Dolores Umbridge sucht anscheinend nach einem Grund, Hogwarts wieder dicht zu machen, Perkinson benimmt sich, als wäre man ihr Privatlehrer und Lockhart – nun ja. Ich hatte vorhin ohne ihn eine richtig gute Stunde, keine lästigen Zwischenrufe und keine Bücherwerbung. Bloß gut, denn das Ungeheuer aus dem Ministerium saß hinten in der Ecke.“
Beide vertieften sich in ihre Bücher. Snape erschrak, als er sah, was er da aus dem Regal gezogen hatte: „Tagebuch eines Werwolfes“. Das war wohl ein Wink mit dem Zaunspfahl, schließlich hatte er sich fest vorgenommen, ein Heilmittel für Werwölfe zu suchen. Hastig schlug er die erste Seite auf und fragte sich, ob Lupin bemerkt hatte, was er da in der Hand hielt. Severus begann zu lesen, aber er konnte nichts von dem Gelesenen wirklich erfassen; die Buchstaben tanzten vor seinen Augen. Nach fünf Minuten gab er auf, klemmte das Buch unter den Arm und ging in seine Privaträume.
Beim Blick in den Spiegel erschrak Severus. Es sah so matschig aus wie er sich fühlte. Und er hatte noch drei Stunden zu geben und musste sich am Abend um verschiedene Tränke kümmern.
Vor gar nicht so langer Zeit war er stolz darauf gewesen, dass man ihm nie etwas anmerkte, ganz egal, wie groß der Stress war. Seit wann ließ er sich so gehen? Die Sache in der Bibliothek vorhin war vollkommen überflüssig. Er durfte getrost davon ausgehen, dass um diese Zeit dort nur jemand war, der auch dort sein durfte. Wenn George Bligh anstelle von Lupin an diesem Tisch gesessen hätte, wüsste morgen das halbe Zaubereiministerium, dass er den Anforderungen nicht gewachsen war. „Ab sofort nimmst du dich zusammen, alter Esel!“, schimpfte Snape mit seinem Spiegelbild.
Ein Aufputschtrank wäre jetzt angebracht. Vielleicht sollte er einmal Sylvias Spezial-Kaffee probieren. Den würde er sich selber zubereiten, Kaffee filtern war eines der wenigen Dinge, die Willy nicht konnte.
Fünf Minuten später saß Snape mit einem Becher voll dampfender brauner Flüssigkeit im Sessel und streckte die Füße zum Kamin. Ah, das tat gut. Jetzt noch die Zeitung dazu, und er konnte für eine Weile abschalten. Auf der Sportseite fand sich eine Notiz, dass in drei Jahren die nächste Quidditch-Weltmeisterschaft sein sollte und aus diesem Grund die britische Nationalmannschaft neu formiert werden würde. Nächste Woche sollten die Spielersichtungen beginnen. Hm, mal sehen, wer ins Team kam und wie weit sie es schafften.
Snape blätterte nach vorn weiter, die Kulturseite beachtete er nicht. Die gesamte zweite Seite des „Tagespropheten“ wurde von einem einzigen Artikel eingenommen, dessen Überschrift „Schluss mir dem Wahnsinn“ lautete. Severus begann zu lesen, stockte aber bald und suchte nach dem Namen des Autoren. Eigentlich hätte er es sich denken können – wer anders als Dolores Umbridge konnte schon verlangen, alle Werwölfe und „sonstige grässliche Kreaturen“ zu töten.
Der Magen erinnerte Snape mit deutlichem Knurren daran, dass es Mittagszeit war. Ein wenig wütend, aber einigermaßen ausgeruht machte Severus sich auf den Weg in die große Halle. Er würde noch rechtzeitig da sein, ehe mit dem Pausengong das große Rennen anfing. Halt! Herr im Himmel! Donnerstags hatte Severus doch Aufsicht oben an der großen Treppe. Wenn er das vergessen hätte! Zwei Stufen auf einmal nehmend, flitzte er hinauf und nahm seinen üblichen Platz ein. „Sportlich, sportlich!“, hörte er von links eine Stimme. Ah, Phillipp Kirby kam mit federnden Schritten anmarschiert, wie immer in makellosem Arbeitsanzug mit weißem Hemd und Schlips. Hausmeister in Hogwarts war ein toller Job. Man brauchte nur ab und an zu kontrollieren, ob alles in Ordnung war und dann den Hauselfen zu befehlen, die Arbeit zu erledigen. Argus Filch hatte es Spaß gemacht, etliches eigenhändig zu tun. Kirby hingegen sah nicht so aus, als würde er zu Putzlappen und Eimer greifen. Snape betrachtete Kirbys Rücken, der Anzug spannte über den Schultern ganz schön.
Elly Greystone verließ die Große Halle. Ihr offizieller Dienst begann mit der Mittagspause. Severus verspürte einen Stich, als er Kirbys angedeutete Verbeugung sah und Fetzen eines Komplimentes hörte. Elly lachte und stieg die Treppe nach oben. Severus grüßte förmlich: „Guten Tag, Mrs. Greystone“, Elly erwiderte lächelnd und ebenso förmlich: „Guten Tag, Professor Snape“ und eilte davon. Warum nur konnte er nicht so locker sein wie Kirby? (oder Fairbanks oder Lupin oder…?)
Der Pausengong ertönte und die Schülerströme erforderten Snapes ganze Aufmerksamkeit. Wenn Inspektoren vom Ministerium im Hause waren, durfte es keinen Ärger geben. Zwei Drittklässler mussten die Treppe noch einmal hinaufgehen, einem Ravenclaw-Mädchen zog Snape fünf Punkte ab, ansonsten ging alles glatt.
Umbridge watschelte in die große Halle, Pomona Sprout neben ihr musste ihr Tempo zügeln. Severus dehnte seine Aufsicht länger aus als es nötig gewesen wäre und ging so spät zu Tisch, dass er gerade noch in Ruhe essen und seinen Verdauungskaffee trinken konnte, ehe der Unterricht weiterging.
Die letzte Stunde hatte er bei den Siebtklässlern. Ausgerechnet in dieser Stunde war Dolores Umbridge wieder dabei. Wenn Blicke töten könnten, hätte Snape einige Lücken im Klassenraum gehabt. Potter, Granger und Weasley erwiderten ganz offen die giftigen Blicke, die Umbridge ihnen zuwarf. Kurz entschlossen änderte Severus seine Plan. Das Gift konnte er Potter ein andermal zum Analysieren geben. Dafür erhielt Potter ein verschlossenes, unbeschriftetes Fläschchen Wolfsbann-Trank, Granger gab er statt des beabsichtigten Vielsafttranks ein Stärkungsmittel und Weasley bekam einen einfachen Schlummertrunk. Aufgabe war es, herauszufinden, um welchen Trank es sich handelte, die Wirkung zu beschreiben und die Bestandteile aufzulisten.
Potter öffnete vorsichtig seine Probe, schnupperte, grinste und begann zu schreiben. Umbridge rief Snape zu sich und fragte ihn, weshalb er den Schülern erlaube, in Büchern nachzuschlagen. Es wäre doch wohl sinnvoller, wenn sie alles auswendig könnten. Severus erlaubte sich ein kleines Grinsen und antwortete wahrheitsgemäß, dass laut Weisung des Zaubereiministeriums auch Tränke analysiert werden sollten, die nicht Bestandteil des Lehrplanes waren. Umbridge holte Luft und wollte zu einer scharfen Erwiderung ansetzen, aber Snape erklärte seelenruhig: „Im wahren Leben wird man sehr oft mit Dingen konfrontiert, die in der Schule nicht drankamen. Die jungen Leute sollen lernen, damit umzugehen.“
Umbridge klappte den Mund auf und zu und erinnerte mehr denn je an eine Kröte.
Als er mitbekam, dass die drei in der ersten Reihe fertig waren, unterbrach Severus die Arbeit der übrigen. „Potter, nach vorn. Tragen Sie vor, war Sie über Ihren Trank herausgefunden haben.“
Während Potter zum Lehrertisch ging, trat Snape zur Seite und stellte sich mit verschränkten Armen so hin, dass sein Gesicht im Schatten lag.
Wie Severus erwartet hatte, sprach Potter zügig und ausführlich über die Wirkung des Wolfsbann-Trankes; auch die Zutatenliste war vollständig. Umbridge lief nach und nach rot an und drohte aus der Bank zu kippen, als Potter für seine Arbeit zwanzig Punkte erhielt.
Erst, nachdem alle Schüler gegangen waren (diszipliniert und fast ohne zu schwatzen), hatte Umbridge sich soweit gefasst, dass sie in der Lage war, zu sprechen. „Warum haben Sie Potter zwanzig Punkte gegeben? Der Vortrag war doch nur durchschnittlich!“, schimpfte sie und fügte mit lauerndem Unterton an: „Ich dachte, Sie könnten Potter nicht leiden!“ Snape tappte nicht in die Falle. „Ich pflege die Leistung der Schüler unabhängig von der Person zu bewerten. Potters Leistung war ausgezeichnet, der Vortrag inhaltlich vollständig und gut vorgetragen. Der Wolfsbann-Trank ist übrigens erst am ENDE der siebten Klasse im Lehrplan.“
Umbridge setzte mehrmals zum Sprechen an, brachte aber nicht mehr heraus als ein „hmpf“.
Sichtlich verärgert drehte sie sich um – und quiekte, dann da schwebte, freundlich lächelnd, Dumbledore.

Am Freitagnachmittag fand jetzt immer eine „Wochenbesprechung“ statt. Pomona Sprout wollte über alles auf dem Laufenden gehalten werden, was die Tätigkeit ihrer Lehrer anging. Diesmal saß Severus eingezwängt zwischen Lockhart und Bligh. Lockhart hatte sich extra zurechtgemacht, frisch frisiert und stank nach Parfüm. Bligh rückte dicht an Snape heran, so dass der seine Wärme spüren konnte und Bligh zwangsläufig berühren musste, wenn er sich etwas aufschreiben wollte. Bligh griff nach Snapes Kugelschreiber und betrachtete ihn. „Mit so einem Ding schreibst du?“ Wütend nahm Severus sein Schreibgerät zurück und fauchte leise: „Na und? Geht gut, und vor allem: kleckst nicht.“ Bligh verstummte und begann ein Gespräch mit Fairbanks.
Pomona Sprout wertete die Inspektion aus, brachte allerdings ihre Verwunderung und Besorgnis zum Ausdruck, dass Dolores Umbridge ohne abschließendes Gespräch gegangen war. Snape schaffte es, sein unbeteiligtes Gesicht zu behalten. Nur Lupin schien etwas zu ahnen, er zwinkerte Snape zu.
Anschließend nannte Sprout noch einige wichtige Termine. Alle Lehrer griffen nach Tinte und Feder, mit drei Ausnahmen: Lupin benutzte einen Füllfederhalter, Snape nahm den Kuli und Lockhart tat gar nichts. Snape schielte in Blighs Notizbuch – gleich beim ersten Datum prangte ein riesiger Klecks.
Als alle schon glaubten, die Arbeitswoche sei endgültig beendet, ließ die Direktorin die Katze aus dem Sack. Ab diesem Jahr sollte es jedes Jahr für die älteren Schüler und die Lehrer einen Weihnachtsball geben; für die Lehrer war die Teilnahme Pflicht und festliche Garderobe vorgeschrieben.
Lockhart klatschte begeistert in die Hände und wippte vor Freude auf und ab. Snape fragte sich, was Lockhart wohl anziehen würde. Er selbst besaß nur einen einzigen „Sonntagsanzug“, den hatte er sich vor dem letzten Weihnachtsball kaufen müssen, weil Dumbledore darauf bestanden hatte, dass er in entsprechender Kleidung hinging. Vielleicht.., nein, lieber nicht an Elly Greystone denken, sie würde nie mit ihm tanzen.

Ein kurzes Wochenende, dass Severus in seinen Privaträumen mit Lesen und Briefeschreiben verbrachte, und schon war wieder Montag, erste Stunde, erste Klasse, Gryffindor und Hufflepuff – Lucy Perkinson. Diesmal meldete sie ihm, dass sie Ginny Weasley und Harry Potter beim Knutschen erwischt hatte. Snape wusste nicht recht, wie er darauf reagieren sollte, er fauchte: „Kümmern Sie sich lieber um Ihre eigenen Angelegenheiten! Setzen!“
Gehorsam setzte sie sich hin und nahm ihre übliche Unterrichtshaltung ein. Heute sollten die Schüler das erste Mal einen Zaubertrank selbständig herstellen. Dummerweise machte Pat Old einen furchtbaren Fehler, sein Kessel lief über, ehe Snape es mitbekam. Rauchschwaden zogen durch das Klassenzimmer, es stank bestialisch. Eiligst leerte Severus Olds Kessel, löschte das Feuer und ließ die Fenster aufspringen. Mitten in das Gehuste hinein ertönte eine schrille Stimme: „Herr Professor, mache ich das so richtig? – Herr Professor, bitte kommen Sie zu mir, ich weiß nicht, ob das so stimmt.“
Quer durch das Klassenzimmer rief Snape: „Wenn die Flüssigkeit grün ist, dann ist alles in Ordnung.“ Er hatte vorhin bereits gesehen, dass Perkinson eine ordnungsgemäß froschgrüne Suppe im Kessel hatte. „Herr Professor, können Sie bitte mal nachschauen, ob es das richtige Grün ist?“ ´Hundert Punkte aus der Minuskiste´, dachte Snape und leerte noch schnell zwei andere Kessel, ehe sie explodieren konnten. Immer dasselbe mit diesen Kindern, konnten den einfachsten Trank nicht zusammenrühren, obwohl alles an der Tafel stand. Er unterdrückte den Wunsch, Punkte abzuziehen, schließlich war das die erste derartige Übung.
Zwei Minuten vor Schluss verkündete Severus die Hausaufgabe bis zur nächsten Stunde: eine ausführliche Beschreibung aller Wirkungen und Nebenwirkungen des Trankes sowie aller verwendeten Zutaten. Als er sagte, dass er die Arbeiten einsammeln und benoten würde, leuchteten die Augen von Lucy Perkinson auf.
In der Pause kam Lockhart zu ihm und entschuldigte sich für sein Fehlen in der ersten Stunde, er habe verschlafen. Und in der zweiten und dritten Stunde würde Professor Raue-Pritsche ihn brauchen, es täte ihm leid. Snape ließ ihn gehen, aber vorsichtshalber schickte er eine Nachricht an die Schulleiterin.

Die Woche ging so weiter, wie sie angefangen hatte. Lockhart versuchte alles, um sich vor seinen Assistenzstunden bei Snape, Flitwick und Lupin zu drücken. Alle drei nahmen das hin, sie kamen ohne Lockhart viel besser zurecht. Ein- oder zweimal hatte Snape beobachtet, wie Lockhart nachmittags aus dem Büro der Direktorin kam – mit beiden Händen in den Taschen, trotzigem Gesichtsausdruck und vorgeschobener Unterlippe. Seine ´Migräneanfälle´ wurden häufiger und Snape ärgerte sich, ihm die Idee dafür geliefert zu haben.

George Bligh suchte ständig Snapes Nähe; er hatte seinen Stammplatz beim Essen und im Lehrerzimmer an Severus linker Seite gefunden und startete immer öfter Versuche, ihn über sein Privatleben auszuhorchen. Freitags kam regelmäßig eine Einladung, mit Bligh auf ein Bier in die „Drei Besen“ zu gehen. Severus lehnte jedes Mal dankend ab, aber Bligh ließ nicht locker.

Lucy Perkinson setzte ihre Petzerei und ihr „Herr Professor, mache ich das so richtig?“ fort, bis Snape ihr an die hundert Punkte abgezogen hatte. Victoria Vector berichtete, dass im Hause Hufflepuff wegen Lucy Perkinson die Fetzen geflogen waren. Von da an riss das Mädchen sich zusammen und petzte nicht mehr, arbeitete aber im Unterricht um so intensiver mit, ihre Aufsätze wurden noch länger (Snape strich alle unnötigen Absätze einfach durch) und wenn Freiwillige gesucht wurden, war Perkinson immer zuerst da. Trotzdem war sie bei keinem der Lehrer die Lieblingsschülerin…

Die Sache mit Pansy Parkinson klärte Snape, nachdem sie die hysterischen Anfälle aufgegeben und damit angefangen hatte, anonyme Briefe an ihn zu schreiben. Der Text war immer der gleiche – eine Drohung, dass Severus Snape auf die gleiche Weise umgebracht würde, auf die er Draco Malfoy umgebracht hätte. Unterschrieben war mit „Der Racheengel“. Snape hatte schon beim ersten Mal gewusst, von wem der Fetzen stammte, Parkinsons markante Handschrift kannte er. Nach dem dritten Brief hatte er Pansy in sein Büro geholt und ihr erzählt, wie Malfoy sich selbst zum „Stellvertreter des Dunklen Lords“ ernannt hatte und wie er seine ehemaligen Klassenkameraden und Freunde verraten und ihrem meist tödlichen Schicksal überlassen hatte. Er verschwieg auch nicht, dass Malfoy jede Frau mit in sein Bett genommen hatte, die ihm über den Weg gelaufen war, am liebsten jedoch die glühendsten Verehrerinnen von Voldemort – und das der ihn genau dabei erwischt und getötet hatte. Pansy Parkinson schrie ihn an: „Das ist gar nicht wahr! Draco war mir immer treu!“ Snape schnaubte: „Das Wort Treue kannte der gar nicht! Ich selber haben ihn hier in der Schule mit Milicent Bulstrode knutschen gesehen, seine Hände unter ihrer Bluse, nebenbei bemerkt.
Und die Bulstrode war nicht die einzige, das können Sie mir glauben.“
Parkinson starrte ihn mit aufgerissenen Augen vielleicht fünf Minuten lang an, dann drehte sie sich um und ging.
Am nächsten Tag kam ihr Vater und holte sie ab. Viel später sollte Snape erfahren, dass Pansy Parkinson in ein Kloster gegangen und Nonne geworden war.

Dolores Umbridge schickte (nach dreifacher Mahnung durch Professor Sprout) einen recht zahmen Inspektionsbericht. Zwischen den Zeilen schimmerte jedoch der Wunsch durch, etwas Negatives zu finden. Ansonsten wurde sie für ein Weilchen nicht mehr in Hogwarts gesehen; sie schickte andere Inspektoren, die sich vergebens darum bemühten, unfähige Lehrer oder andere gefährliche Wesen vorzufinden.

Snape arbeitete beinahe täglich bis spät in die Nacht und vervollständigte seinen Tränkevorrat. Er machte sich einen Plan, wie er an die Verbesserung des Wolfsbann-Trankes herangehen wollte und studierte alles Schriftliche, was es zum Thema gab.
Einen Lichtblick hatte er immer donnerstags, wenn er seinen Posten oben an der Treppe eingenommen hatte und Elly Greystone heraufkam und ihn freundlich grüßte. Manchmal sagte sie: „Ich habe etwas gefunden, was dich interessieren könnte – als Einschlaflektüre.“ Dann ging er sofort nach der letzten Stunde in die Bibliothek, immer in der Hoffnung auf ein paar Worte unter vier Augen, aber das klappte so gut wie nie. So blieben Severus nur seine Träume.


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