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Fanfiction

Alles braucht Zeit - Gespräche hier, Gespräche dort

von lemontree

Nach dem wohlverdienten Abendessen, einigen kleinen Klärungen mit Schülern seines Hauses und einem hinter sich gebrachten erneuten Rededuell mit seiner werten Kollegin, namens Minerva Schrumpelhexe, war Snape außerordentlich froh, endlich in seine Räume zu gelangen. Erschöpft ließ er sich in seinen Lieblingssessel fallen und schloss minutenlang seine Augen. Einfach nichts mehr sehen und hören. Doch unweigerlich tauchten vor seinem geistigen Antlitz die Bilder des Tages auf. Da konnte er noch so sehr versuchen sie zu verdrängen. Sie blieben hartnäckig und forderten ihn unermüdlich auf, über die Geschehnisse nachzudenken. Erst recht die Worte Ramons, nach der erledigten Beerdigung hallten fordernd in des Tränkemeisters Kopf wider.

"Weißt Du, wie es ist, wenn man sich ständig mit dieser Scheißschuld herumträgt?"

Und wieder hatte der Junge von Schuld gesprochen! Verdammt, natürlich wusste er, wie es war, sich mit einer Schuld zu tragen, die einen in unregelmäßigen Abständen in die Knie zwang. Natürlich wusste er genau, von was der Junge sprach, doch von diesem wieder auf seine eigenen Gefühle, Ängste und Fehler seines Lebens unbeabsichtigt hingewiesen zu werden, tat nicht nur weh, sondern es schockierte geradezu.

Snape fühlte sich nicht gut. Diese ganze Angelegenheit machte ihn betroffen. Sie schaffte ihn.

Mit Schwung sprang er aus dem Sessel auf und streckte sich. Es brachte ihn nicht weiter, hier herum zu grübeln und sich elend zu fühlen. Er versuchte daher an etwas Positives zu denken. Mit einem feierlichen, wenn auch aufgesetzten, fröhlichen Gesicht, beförderte er das für Hermines Geburtstag erstandene Gemälde ans Tageslicht, hexte es auf die ursprüngliche Größe und betrachtete es eingehend.
Je länger er es in Augenschein nahm, desto mehr konnte er sich damit arrangieren. Ja, Hermine würde es gefallen, da war er sich sicher...und nur das zählte! Es sollte, auch ganz im Sinne Ramons, ein schöner Geburtstag für Hermine werden, erst Recht nach all dem was sie schon durchgemacht hatte.

Doch allein schon beim Gedanken an das, was sie bislang hatte durchmachen müssen, sank Snapes Laune wieder in den Keller. Er war einem Wechselbad der Gefühle ausgesetzt. Die Liebe zu Hermine, und der Wunsch, sie auf Händen zu tragen, jedes Unheil von ihr abzuwehren, stand den Schuldgefühlen, ihr nicht aus dieser Ehehölle heraus geholfen zu haben gegenüber. Zudem traten auch schon längst in der Versenkung geglaubte Schuldgefühle seiner leider verstorbenen Mutter gegenüber zu Tage. Oh ja, er wusste wie es war, wenn man auf Geräusche, bestehend aus Klirren, Schreien und Schlägen lauschte. Man konnte sich nicht entspannen, man stand Ängste aus, verzweifelte, trug sich mit Gedanken der Flucht, der Revanche und des Hasses herum.

Snape widerte es an, wieder daran erinnert worden zu sein. Mit einem Kloß im Hals langte er nach der Flasche Whisky und goss sich großzügig ein Glas ein. Doch als der letzte Tropfen die Kehle des Tränkemeisters herunter geronnen war, fühlte er sich nicht besser, sondern eher schlechter.
Er sehnte sich plötzlich nach Hermine, spürte ein großes Bedürfnis nach Geborgenheit und Wärme in sich aufwallen und verließ hastig seine Räumlichkeiten.

Ohne nach links und rechts zu sehen, hastete er die Gänge entlang. Sein Ziel hieß Hermine. Er musste sich einfach vergewissern, dass es ihr gut ging, er musste herausfinden, ob es ihr an irgendetwas fehlte...und benötigte selbst ein wenig Trost.

In dem Moment seiner Hast dachte er nicht daran, dass er beim Aufeinandertreffen mit ihr vielleicht auch etwas über die heutigen Geschehnisse preisgeben müsste. Er hatte einzig nur den Wunsch bestätigt zu wissen, dass es ihr gut ging...und selbst ein wenig Liebe zu erfahren. Alles andere musste warten und wurde in den Hintergrund gestellt.


Ungestüm pochte er an die Tür zu ihrer Wohnung, in einem Augenblick, als Harry Potter gerade diesen Trakt des Schlosses entlang eilte.

"Oh, Snape, möchten Sie etwa zu Hermine?", raunte es Snape höhnisch entgegen. "Sie sollten eigentlich wissen, dass sie um diese Zeit noch auf der Krankenstation zu tun hat."
Snape stöhnte auf. Der Goldjunge hatte ihm gerade noch gefehlt!
"Verschonen Sie mich mit Ihrem unerträglichen Geschwätz, Potter!", fauchte er genervt, als Hermine ahnungslos um die Ecke bog.

"Severus, seid ihr endlich zurück", rief sie freudig aus und mit einem Seitenblick auf Harry, sagte sie nüchtern: "Hallo, Harry."
Dann ging sie auf Severus zu, der jetzt nur noch Augen für sie zu haben schien, umarmte ihn kurz und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
Potter verzog angewidert das Gesicht und musste mit ansehen, wie Hermine die Tür zu ihrer Wohnung öffnete und mit Snape eilig hinter dieser verschwand.

Kopf schüttelnd und pikiert stand Harry noch eine Weile im Gang herum, bis er seinen Weg fortsetzte. Bis zu der Tür, hinter der er die privaten Räume Minervas wusste. Er hatte keinen blassen Schimmer, weshalb er die Hand hob und an deren Tür klopfte. Einer Eingebung folgend tat er es jedenfalls und war überrascht, als diese die Tür öffnete und ihn doch tatsächlich auf einen Tee hereinbat.





"Wo wart Ihr denn so lange?", fragte Hermine neugierig und schmiegte sich an Severus, nachdem die Tür geschlossen war. "Ich habe permanent auf die Uhr gesehen. Bei jedem kleinen Geräusch von der Tür her, dachte ich einer von euch beiden würde eintreten."
"Wir waren wie geplant in Muggellondon und in der Winkelgasse", flüsterte Snape und legte dann einen Zeigefinger an die Lippen. "Psst!", machte er, "Ramon schläft bestimmt schon."

"Bitte? Weshalb sollte Ramon denn schon schlafen? Und vor allem: warum hier?", fragte Hermine verwundert.
Severus schwieg bedrückt, was Hermine mächtig merkwürdig vorkam. Hastig öffnete sie Ramons Zimmer und starrte verblüfft auf ihren Sohn, der sich wirklich und wahrhaftig in seinem Bett befand.
"Was..."
"Ich habe Ramon erlaubt das Wochenende über hier zu schlafen", brummte Snape.
"Du hast was getan?", sprudelte es fassungslos aus Hermine heraus.
"Nun, ihm erlaubt hier zu nächtigen. Minerva ist davon schon in Kenntnis gesetzt worden."

Hermine stand im Türrahmen und konnte es nicht fassen. Sekundenlang lag ihr Blick auf ihrem Sohn, welcher tief und fest schlief. Geräuschlos schloss sie die Tür wieder und wandte sich irritiert an Severus: "Komm, sag mir die Wahrheit, was ist geschehen? Und vor allem, wie kommst DU dazu Ramon zu erlauben hier zu schlafen?"

"Das ist eine längere Geschichte, Hermine." Snape seufzte.
"Aha. Ehrlich gesagt bin ich ziemlich müde und habe jetzt überhaupt keine Lust auf irgendwelche Rätsel. Severus, was hat er wieder angestellt? Warum schläft er um diese Zeit überhaupt schon? Das ist doch nicht normal!"

"Unser Tag verlief, gelinde ausgedrückt, auch nicht normal", gestand Snape zerknirscht, "Ramon ist, wie soll ich es sagen, ein wenig durcheinander, weil er mit diversen Sachen konfrontiert wurde, ähm..."
"...Severus!", sagte Hermine laut, drosselte die Lautstärke aber mit Blick auf Ramons Zimmer gleich wieder, "sag mir jetzt einfach was los ist!"

Snape räusperte sich verlegen. "Hat Ramon dir jemals von einem kleinen Hund erzählt?"
"Welcher Hund?" Hermine verstand nun gar nichts mehr.
"Ja, ein kleiner Hund, welcher ihm bei seinen nächtlichen Streifzügen im London der Muggel immer hinterher gelaufen ist."
"Nun, er hat es mal erwähnt", sagte Hermine zögernd und dachte angestrengt nach. Noch immer wusste sie nicht, worauf Severus hinaus wollte.
"Ramon ist diesem Hund heute wieder begegnet, in eurer früheren Wohngegend", fuhr Snape leise fort und hatte sofort wieder einen dicken Kloß im Hals, "ich hätte nicht mit ihm dorthin gehen sollen..."

Mit Bestürzung nahm Snape wahr, wie sich Hermines Gesicht verfinsterte. Stumm, mit gesenktem Blick und sich auf den Lippen herumkauend stand sie vor ihm und sagte nichts. Snape fühlte sich nicht zum ersten Mal an diesem Tag unwohl in seiner Haut. Ganz langsam streckte er einen Arm aus und berührte sie sacht an der Schulter. Das war das einzig Richtige, was ihm in dieser Situation einfiel, doch Hermine verstand. Sie presste sich an ihn. Ihre Arme umschlangen den Tränkemeister ganz fest, während sie flüsterte:
"Wie...wie seid ihr ausgerechnet auf die Idee gekommen DORT hinzugehen?"
"Es kam eines zum andern..."

Hermine löste sich entsetzt aus der Umarmung. Sie hatte gedacht nie wieder mit ihrer Vergangenheit in Berührung kommen zu müssen und plötzlich kam ihr auch noch ein Verdacht, den sie auch sofort äußerte: "Weshalb", fragte sie aufgebracht, "weshalb wart ihr wirklich in Muggellondon? Hattest Du von Anfang angeplant zu sehen, wo wir gelebt haben? Was bringt Dir das?"

"Ramon bot mir einen kleinen Rundgang an und ich konnte nicht nein sagen", antwortete Snape bedrückt. "Gut, im Nachhinein gesehen, war es einfach dumm dem zugestimmt zu haben..."
"Ich verstehe einfach nicht, weshalb Ramon dorthin gehen wollte...ich meine, ich dachte, er wollte dieses Haus nie wieder sehen. Und Du? Du unterstützt das Ganze auch noch!"

Hermine schlug sich mit der Hand vor die Stirn. Ihr wollte einfach nicht in den Kopf hinein, weshalb Ramon Sehnsucht nach dem ehemaligen Zuhause verspürte und Severus auch noch mittrabte.

"Wir waren bei dem Haus und sind dort der überaus unsympathischen Hausverwalterin über den Weg gelaufen. Anschließend hatte ich das zweifelhafte Vergnügen Ramons ehemaligen Weggefährten, zu denen er wohl immer geflohen ist, wenn er es zu Hause nicht mehr ausgehalten hat, gegenüber zu treten..."
"Es reicht!", stieß Hermine schnaufend aus und hielt sich die Ohren zu, "ich will nichts mehr davon hören. Ich bin von der heutigen Arbeit völlig erledigt und ich...ich muss nun nachdenken. Es wird wohl besser sein, wenn ich erst einmal duschen gehe. Ich brauche jetzt einen klaren Kopf."

Mit einem beklemmenden Gefühl in der Brust sah Snape ihr hinterher und zuckte getroffen zusammen, als die Badtür laut hinter ihr zuschlug.



Mit bitteren Vorwürfen saß er dann eine halbe Ewigkeit auf dem Sofa Hermines und lauschte dem Rauschen des Wassers. Als sie nach zwanzig Minuten immer noch nicht wieder zum Vorschein gekommen war und das Wasser noch immer unablässig rauschte, machte er sich allmählich Sorgen. Fünf weitere Minuten des Wartens hielt er es nicht mehr aus und sah nach.

Er fand Hermine am Boden der Duschkabine, in Dampfschwaden eingehüllt, völlig aufgelöst und schluchzend vor. Das Wasser prasselte in einem eintönigen Singsang auf sie nieder. Snape stellte das Wasser ab, griff nach einem Badehandtuch und hüllte Hermine, ohne ein Wort zu verlieren, in das Tuch ein. Sie ließ es wortlos geschehen.
"Es tut mir leid", hauchte er hilflos in ihre Haare hinein. "Glaube mir bitte, dass ich weder Dich noch Ramon bewusst in eine solche Situation bringen wollte."

"Ist schon gut", murmelte sie verlegen und wischte sich mit dem Badehandtuch die Tränen ab, "ich war nur ein wenig überrascht. Weißt Du, ich dachte ich hätte mit der Vergangenheit abgeschlossen, aber offenbar reichen schon ein paar Worte aus um unangenehme Erinnerungen aufsteigen zu lassen. Es tut mir leid."

Hermine versuchte zu lächeln, was zwar gründlich misslang, aber Snape immerhin zeigte, dass sie ihm nicht ernsthaft böse war. Er atmete erleichtert aus.

Hermine trocknete sich noch die Haare, Snape lehnte an der Wand und beobachtete sie dabei, da fragte sie: "Und wo ist der Hund nun? Ich kann mir vorstellen, dass Ramon ihn mitnehmen wollte. Er mag Tiere, seine Kniesel bei Hagrid gehen ihm ja auch über alles. Frank hätte ein Haustier nie erlaubt und es muss für Ramon eine große Freude gewesen sein, ihn wieder zu sehen... Severus?"

Hermine bemerkte, dass Snape den Blick ruckartig von ihr abgewandt hatte. Alarmiert hielt sie in ihrem Tun inne und ging auf ihn zu. "Sieh mich an!", forderte sie und sah dann in die traurigen Augen des Tränkemeisters.
"Was ist los?"
"Ramon und ich haben den Hund am Rande des verbotenen Waldes vorhin beerdigt", sagte Snape leise. "Er war schon tot, als wir ihn zu Gesicht bekamen. Den Jungen hat das sehr mitgenommen und deshalb war ich auch dafür, dass er hier bei Dir schläft. Er braucht nun Ruhe, die hätte er im Turm gewiss nicht. Aber er hat sich gut gehalten", Snape grinste schief, "trotz des ganzen Theaters, welches er permanent veranstaltet, kannst Du stolz auf ihn sein."

Hermine war überwältigt von der Art, wie Severus eben von Ramon gesprochen hatte und schockiert über die Sache mit dem Tier. Jetzt streckte sie die Hand nach ihm aus und Severus begriff. Er zog sie an sich, strich ihr behutsam über den nackten Rücken und flüsterte: "Du schläfst mir gleich im Stehen ein, meine Liebe. Ich werde dann wohl besser gehen..."
"Severus?"
"Ja?"
"Stimmt schon, ich bin todmüde, aber ich möchte heute Nacht nicht allein sein. Dank Deines tollen Armbandes kann ich zumindest hier schlafen, die Krankenstation ist ja gleich um die Ecke. Was ist, hast Du Nachtwache?"

Er schüttelte den Kopf und war sehr froh, dass Hermine ihn bei sich haben wollte, denn ihm wäre es ein Gräuel gewesen, bei all dem, was ihn selbst bewegte und ängstigte, die kommende Nacht allein verbringen zu müssen.





Während Hermine und Severus wenig später gemeinsam unter der Decke lagen, den erforderlichen Schlaf antraten und sich ihren Träumen stellten, saßen Harry und Professor McGonagall noch immer beisammen und tranken Tee.

"Harry, nun seien Sie doch nicht so schweigsam", forderte, die Hauslehrerin der Gryffindors freundlich und füllte die Tassen erneut. "Seit Sie hier sind haben Sie nicht mehr als drei Sätze von sich gegeben. Bedrückt Sie etwas?"
Harry schüttelte den Kopf. "Nein, nein", beeilte er sich hastig zu sagen, "es ist soweit alles in Ordnung."

Minerva Lippen spitzten sich unwirsch. Sie glaubte ihm kein Wort. Argwöhnisch beobachtete sie ihn und sagte dann geradeheraus: "Also wirklich Potter, glauben Sie mir alter Hexe könnten Sie etwas vormachen? Ich sehe doch, dass Sie etwas auf dem Herzen haben. Nur immer heraus damit."
Harry sah auf und lächelte gequält, denn die Gedanken an Snape und Hermine ließen ihn nicht los und stimmten ihn alles andere als fröhlich. "Danke, Minerva", sagte er und erhob sich, "Ihre Teemischung ist wirklich phantastisch. Sie müssen mir unbedingt verraten, woher Sie diese beziehen. Ich muss dann auch..."

"Setzen, Potter!", erklang es scharf. Harry plumste in den Sessel zurück und starrte seine ehemalige Lehrerin mit großen Augen an. Diese musterte ihn mit einem durchdringenden Blick, unter dem sich Harry sehr unbehaglich fühlte.
"Harry, ich nehme an, dass Sie einen Grund hatten an meine Tür zu klopfen", raunte sie und lächelte dabei auf eine Art, die dem jungen Professor überhaupt nicht behagte, "und ich frage mich daher, weshalb Sie dies getan haben könnten."
"Ähm, ich dachte, nun, wo wir Kollegen sind, ähm, da sollte ich einmal bei Ihnen vorbeischauen...zumal wir auf dem selben Gang wohnen..."

"Sie wollten mich besuchen, um mich dann eine halbe Stunde lang anzuschweigen?", Minervas Augenbrauen schossen fragend in die Höhe.
"Nein, ich fand es interessant zu wissen, wie Sie privat wohnen", stammelte Harry unglücklich, "nun, Sie haben es wirklich hübsch hier..."

Minerva blickte Harry besorgt an und fragte mütterlich: "Haben Sie Schwierigkeiten mit einem Schüler, Harry? Gibt es etwas was ich für Sie tun kann? Ich meine wir haben alle mal mit dem Unterrichten angefangen. Natürlich muss man erst seine Erfahrungen machen mit dem Lehrplan, mit den Schülern. Zum Glück sind nicht in jeder Klasse solche Rabauken, wie Mr. Granger einer ist, weiß Merlin, das würde mir noch fehlen, aber jeder Anfang ist nun mal schwer. Wo drückt bei Ihnen der Schuh?"

"Bitte, Minerva, ich habe keine Probleme", sagte Harry, doch Minerva winkte mit gekräuselten Lippen, die ihren Unmut ausdrückten, ab und seufzte. "Na schön, wenn Sie mit mir nicht über Ihre Sorgen reden möchten, lassen wir das eben."

Ein paar Minuten schwieg sie, dann sprudelte etwas aus Minerva hervor, was ihr selbst schwer auf dem Herzen zu liegen schien: "Wie kommen Sie eigentlich mit Hermine Granger zurecht?"

Harrys Kopf schnellte hoch. Hermine! Tja, wie kam er mit ihr zurecht?
"Ich hatte noch nicht die Gelegenheit ausführlich mit ihr unter vier Augen zu reden", brummte Harry und verzog das Gesicht, "sie weiß es immer so einzurichten, dass etwas dazwischen kommt."
"Es ist nicht nur so, dass sie auf der Krankenstation mächtig eingespannt ist", bemerkte Minerva spitz, "sondern sie hat auch anderweitig jede Menge um die Ohren."
Harry war der Verdruss in McGonagalls Stimme nicht entgangen. Hellhörig geworden erkundigte er sich: "Ich hatte im Übrigen nicht den Eindruck, dass die Herzlichkeit die Sie und Hermine damals verband, noch Bestand hat, Minerva. Gut ich kann mich auch täuschen, bin ja auch noch nicht lange da..."

Minerva ballte ihre Fäuste und murrte: "Ich habe mich gefreut, als ich von Albus hörte, dass sie die neue Heilerin sein wird. Ich habe mich wirklich gefreut", und fügte verbittert hinzu: "aber ich wurde wochenlang zum Narren gehalten. Alle wussten, dass sich etwas zwischen ihr und Severus angebahnt hatte. Alle haben es gewusst... und sich über mich amüsiert. Man hat mich wie einen Trottel im Regen stehen lassen!"

"Oh", meinte Harry.
"Die beiden schaffen mich und der Bengel obendrein", zischte Minerva nun sichtlich wütend. "Haben Sie gesehen, wie Mr. Granger es gewagt hat, mir nach der Zeremonie für die Neuzugänge den Hut vor die Füße zu werfen?"
"Natürlich, wer hat es nicht gesehen. Die gesamte Halle hat den Atem angehalten."
"Eine Unverschämtheit war das", ereiferte sich Professor McGonagall aufgebracht, "das ist mir in meiner gesamten Laufbahn noch nicht untergekommen. Und Albus meint noch immer, dass man dem ganzen Zeit einräumen müsste."

"Ich war schockiert, dass Hermine und Snape...ich kann es immer noch nicht richtig glauben", grummelte Harry und hatte inzwischen ebensolche verkniffenen Züge im Gesicht aufzuweisen, wie die stellvertretende Direktorin Hogwarts.
"Was meinen Sie, was ich war, Potter", zischte Minerva grantig, "und wissen Sie was das Schlimmste dabei ist? Da hat mir Hermine doch ohne mit der Wimper zu zucken gesagt, dass sie und Severus schon zu Schulzeiten, also vor sieben Jahren eine romantische Nacht miteinander verbracht haben. Völlig unverblümt schleudert sie mir dies entgegen! Das müssen Sie sich mal vorstellen!"


Harry klappte bei dieser Offenbarung entsetzt die Kinnlade herunter. Die Vorstellung, dass Hermine damals mit Snape...

"Also ich brauche jetzt ein Likörchen", sagte Minerva und begab sich aufgewühlt zu einem kleinen Schränkchen. "Wie sieht es mit Ihnen aus, Harry?"
"Auf diesen Schreck hätte ich auch gern eines", antwortete Harry tonlos und sackte schockiert im Sessel zusammen.
"Diese Geschichte lässt mir einfach keine Ruhe, Harry", raunte Minerva mitgenommen und schenkte beiden ein Gläschen ein. "Tag und Nacht schwirren mir die absurdesten Sachen durch den Kopf. Ausgerechnet Severus! Meine Güte, wie ich von Albus erfuhr, hatte Hermine kein sehr angenehmes Leben in den letzten Jahren gehabt. Sie wurde von einem trinkenden Mann geschlagen, mehr weiß ich auch nicht dazu, und dann noch dieser Junge. Das arme Mädchen! Und dann kommt sie hier an und gerät an Professor Snape. Ja", sie lachte grimmig auf, "noch scheint alles eitel Sonnenschein zu sein, aber Severus wird seinen wahren Charakter schon noch offenbaren. Vom Regen in die Traufe kann ich da nur sagen. Prost!"

Mit einem Zug leerte sie ihr Glas und stellte es unsanft wieder auf dem Tisch ab.

Harry trank sein Glas ebenfalls aus und fauchte dann: "Snape, dieser Mistkerl. Alle möglichen Männer hätte ich Hermine gewünscht, aber Snape, warum musste es Snape sein? Unten bei Hagrid, da hat er sich aufgeführt. Das hätten Sie erleben sollen! Ich hätte ihn erwürgen können, echt. Und dazu noch Ramon. Ich weiß nicht, was in diesen Bengel gefahren ist. Der scheint total auf Snape zu stehen. Verteidigt diesen munter, wann immer es nur geht.... Ich verstehe das nicht!"

"Es gibt so einige Leute, die dies nicht verstehen", raunte Minerva finster. "Wann hat es schon mal einen Schüler gegeben, der unserem Severus die Stirn bot und ihn regelrecht anhimmelte? Ein Likörchen?"
Harry nickte gedankenverloren und griff neben sich stehend nach einem weiteren Gläschen, um es Kopf schüttelnd mit einem Zug zu leeren.

"Selbst Hagrid, hat Partei für Snape ergriffen", murmelte Harry todunglücklich, worauf Minerva zu hüsteln begann, sich ungläubig über den Tisch lehnte und fragte: "Tatsächlich? Also das hätte ich ja nicht gedacht. Unser Wildhüter der sich mit seinem mitunter schwer verständlichen Gebrabbel für gewöhnlich aus solcherlei Dingen heraus hält, steht zu Severus?"

"Wenn ich es doch sage", fauchte Harry wütend, erhob sich dann, legte den Umhang an und wandte sich McGonagall mit einem eigentümlichen Glitzern in den Augen zu. "Ich habe den Eindruck, dass sich hier viel verändert hat. Schon am ersten Tag kamen mir einige Personen auf Hogwarts sehr merkwürdig vor. Hagrid, Hermine, Snape und selbst Poppy scheinen mit irgendeinem seltsamen Fluch belegt worden zu sein." Er hielt inne und schnaubte: "Nein, Moment, Snape ist immer noch derselbe Kotzbrocken! Der hat sich nun wirklich nicht geändert."



Harry war entschlossen nun zu gehen, denn das Thema regte ihn nicht nur fürchterlich auf, es würgte ihn bei dem Gedanken an Hermine und dieser elenden Fledermaus geradezu. Doch dann kippte die Stimmung plötzlich...

"Poppy, von der bin ich wohl am meisten enttäuscht", erwiderte die Hauslehrerin der Gryffindors so leise, dass Harry sich sehr viel Mühe geben musste, sie zu verstehen. "Wissen Sie, Harry, wir sind immer gut zu recht gekommen, solange, bis Hermine hier einzog. Wir waren gute Freundinnen, in all den Jahren, doch Hermine und Severus haben einen Keil zwischen uns getrieben...Auch Poppy hat mich hintergangen..."

Seufzend legte sie ihre Brille auf den Tisch und bedeckte ihr Gesicht mit den von vielen Runzeln durchzogenen Händen. Harry hatte den Eindruck dass sie weinte und stand ihr hilflos gegenüber. Seine eben noch empfundene Wut verrauchte und machte Mitleid gegenüber Professor McGonagall Platz.

"Poppy ist erkrankt", sagte er leise und mitfühlend, "ich habe davon gehört. Nun, wissen Sie denn was sie überhaupt hat?"
Minerva schüttelte den Kopf und wischte sich unauffällig über die Augen. "Nein, das ist es ja. Ich wollte sie besuchen, aber sie möchte niemanden sehen. Einzig Albus und Hermine waren bislang bei ihr."

"Versuchen Sie es erneut, Minerva. Wenn sie so lange gute Freunde waren, dann...dann sollte eine Freundschaft auch kleinere Querelen überstehen. Reden Sie mit ihr, sprechen Sie sich mit ihr aus. Vielleicht war alles nur ein Missverständnis."


Harry wusste nicht, ob er glauben sollte, was er da eben von sich gegeben hatte, denn gleichzeitig dachte er wehmütig an Hermine. Wahre Freundschaften hielten etwas aus! Er grinste bitter. Galt das auch für ihn und die junge Frau, mit der er früher durch dick und dünn gegangen war? Doch hatte sie ihn nicht auch hintergangen? Sich mit Snape, dem Schleimbeutel, zu Schulzeiten im Bett amüsiert?

Im Moment war er meilenweit davon entfernt, dies zu verzeihen. Erneuter Groll erfasste ihn, doch mit Blick auf Minerva, die geknickt auf dem Sofa hing, musste er jetzt gehen, bevor er sie wieder mit seinem eigenen Hass, der immer heftiger aufloderte, infizierte.

"Minerva, ich danke Ihnen, für Ihre Gastfreundschaft", sagte er steif, "doch ich erinnere mich gerade, dass ich heute im West- und Nordflügel auf Wachposten zu stehen habe."

Bevor Professor McGonagall noch etwas erwidern konnte, zog er schon die Tür hinter sich ins Schloss und verschwand sang -und klanglos.


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