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Alles braucht Zeit - Harry Potter - 1000 Fragen

von lemontree

Hermine sah angespannt auf die Uhr. Zum einen wusste sie nicht, wie es Ramon nun gerade im Gryffindorturm erging und zum anderen zählte sie die Minuten, bis Severus endlich bei ihr war. Abgemacht war 21.00 Uhr. Es war inzwischen bereits 21.10 Uhr.
Das leise Klopfen an der Tür ließ sie erleichtert aufatmen. Geschwind öffnete sie und zerrte Severus ungestüm hinein. Überglücklich und erleichtert klammerte sie sich an ihn und wollte ihn gar nicht mehr loslassen.

"Ich dachte schon, Du kommst nichts mehr", säuselte sie, sich an ihn schmiegend.
"Ich wurde noch aufgehalten, Hermine", antwortete er entschuldigend und durchfuhr zärtlich ihre Haare, "wenn ich zusage, zu Dir zu kommen, dann tue ich das auch. Wie könnte ich die Frau, die ich liebe, versetzen?"
"Schon gut, ich habe es nur ohne Dich fast nicht mehr ausgehalten."

Snape nahm seinen Kopf zurück und betrachtete die Frau vor sich eingehend. Es machte ihn glücklich, dass sie so sehr zu ihm stand und noch zufriedener, dass er leibhaftig mitbekommen hatte, wie Hermine und selbst Ramon ihn vor diesem Potterbengel verteidigten.

Potter!

Bei dem Gedanken an diesen missratenen, und ihm schon während dessen Schulzeit schwer im Magen liegenden Knaben, denn als etwas anderes sah er ihn auch heute nicht, schon gar nicht als Kollegen, sträubten sich ihm allerdings wie auf Kommando die Nackenhaare. Snape verspannte sich und löste sich von Hermine, um zum Fenster zu marschieren und finster hinaus zu starren.

"Albusss hat nichts davon erwähnt, wen er hier neu einzustellen gedenkt", brummte er von dort aus leise in den Raum, "und schon gar nichtsss von dem heiligen Potter."
"Ach Severus", erwiderte Hermine ebenso leise, "meinst Du ich hätte erahnen können, dass Harry eines Tages hier aufkreuzt und zur Belegschaft gehört? Ich bin doch genau so sehr überrascht wie Du."

Snape erwiderte nichts, aber seine gesamte Körperhaltung verriet Unmut und Abwehr. Seufzend schenkte Hermine aus einer zügig herbei gezauberten Teekanne großzügig dampfenden Tee ein und reichte Severus eine der beiden Tassen. Gedankenlos griff dieser danach und setzte sie an die Lippen. Umgehend schrie er fluchend auf und guckte Hermine böse an.

"Was soll dasss?", raunte er aufgebracht. "Wolltest Du mir vielleicht dabei behilflich sein, morgen vor schmerzender Zunge gleich gar nichtsss mehr sagen zu können? Prima, damit ersparssst Du mir auch das leidige Zzzischen und die daraus resultierenden Belussstigungen!"

Snape war nun richtig sauer und nestelte grummelnd an den Knöpfen seiner Robe herum. Hermine wusste auch nicht, was sie jetzt machen sollte, denn den Tee hatte sie ihm gewiss nicht gereicht, damit er sich die Zunge verbrannte! Und sie wusste auch, dass Severus dies durchaus bewusst war. Der Umstand, dass Harry hier im Schloss verweilte und nun zu seinen Kollegen zu zählen war, setzte ihm offenbar zu.

Na gut, auch sie war momentan nicht sehr angetan davon. Lag doch noch jede Menge Groll und Unausgesprochenes zwischen ihnen. Aber sie war bereit, mit Harry irgendwann zu reden. Severus hingegen schien meilenweit davon entfernt zu sein.

Es dauerte geraume Zeit bis sich das unangenehme Schweigen auflöste. Hermine hielt die Spannung nämlich nicht all zu lange aus und eröffnete daher vorsichtig das Gespräch: "Severus", rief sie zu ihm hinüber, "soll ich mal nachsehen, ob Deine Zunge noch mehr Schaden genommen hat?"
Snape schnaubte. "Danke Miss Granger, aber einen Abschwellzauber bekomme ich auch ohne Ihre Hilfe hin."
"Na wenn das so ist, dann brauchst Du wegen dem nett gemeinten Tee auch kein Theater mehr zu machen", erwiderte Hermine bestimmt und bewegte sich langsam und mit betörendem Blick auf ihn zu.

Der Tränkemeister schaute abwartend auf die schlanke, sich mit aufreizenden Bewegungen ihm nähernde junge Frau und stellte zufrieden fest, dass sich seine Laune bei diesem Anblick schlagartig zu bessern schien.
Das bekannte Prickeln lag in der Luft. Beide spürten es. Es war zum Greifen nahe...

Gewiss hatte jeder seine Bürde zu tragen. Während Severus sich sorgte, seine gefürchtete Ansprache an die Schulanfänger nicht ordnungsgemäß über die Bühne bringen zu können, ungewollt dabei zu zischen und zudem noch nicht ganz die Anwesenheit Harry Potters akzeptieren konnte, so machte Hermine sich Gedanken darüber, mit wem Ramon inzwischen schon alles aneinander geraten sein könnte. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass alles reibungslos im Hause Gryffindor ablief. Da war Minerva, die einen Groll gegen die Grangers hegte und da waren neue Kameraden für ihren Sohn, der ganz bestimmt nicht gewillt war, über die Schmach nicht nach Slytherin gelangt zu sein, hinwegzusehen.

Aber nun, da Hermine vor Severus zum stehen gekommen war und in seinen schwarzen, fragenden Augen versank, fühlte sie sich plötzlich fern von allen Problemen. In seiner Gegenwart, an seiner Seite, war alles leichter zu ertragen. Sie lächelte ihn an. Severus aber schaute nun nicht nur fragend, sondern misstrauisch.

"Was, Miss Granger", wollte er mit dunkler, Gänsehaut auslösender Stimme wissen, "wirkt so erheiternd auf Sie? Momentan ist mir jedenfalls nicht nach Lachen zu Mute."

"Ehrlich, Severus, wann ist Dir denn schon mal nach Lachen zu Mute?", fragte Hermine ernst und zog ihn einfach an sich.
Langsam, ganz langsam entspannte der Tränkemeister sich in ihren Armen und bemerkte nach ein paar, für Hermine endlos erscheinenden Sekunden sogar die sinnlichen Lippen, welche sich ihm erwartungsvoll entgegen reckten. Mit einem lustvollen Seufzen senkte er seinen Mund herab und genoss den daraus resultierenden Kuss mit allen Sinnen.
Wie mochte er den Duft ihrer Haare, wie die süßlich schmeckenden Lippen, wie die zarten Rundungen... Snape versank regelrecht in einem Sog der Gefühle, die Hals über Kopf über ihm zusammen schlugen und ihm schon beim bloßen Gedanken an Hermine den Atem raubten.

Nach einer Weile, als Snape des Stehens überdrüssig wurde, bugsierte er Hermine zu der mitten im Raum stehenden Couch, um sie ganz vorsichtig in die Horizontale gleiten zu lassen. Er legte sich bedächtig neben sie und vergrub einfach nur sein Haupt in ihren Haaren. Es war für ihn so eine wunderbare Fügung des Schicksals, dass Hermine wieder auf Hogwarts weilte, das er es gar nicht in Worte zu fassen vermochte. Zwar hätte er sie am liebsten sofort entkleidet und sich mit ihr körperlich vereinigt, aber allein der Anblick den sie ihm bot, so wie sie dort lag, verhüllt und mit geschlossenen Augen, zart lächelnd, ohne jegliche Abneigung oder Scheu ihm gegenüber auf ihrem Gesicht, trieb ihm vor Glück die Tränen in die Augen.

Er liebte sie über alles. Und dieser Umstand wurde ihm schlagartig wieder so sehr bewusst. So richtig. Er spürte bei ihrem Anblick die Wärme in seinem Innersten aufsteigen. Sein Magen schien unter dem Ansturm der Schmetterlingshorde Kapriolen zu schlagen, sein Herz klopfte wild hinter dem Panzer aus Rippen und sein Atem beschleunigte sich rasant.

Ganz sanft strichen seine langen, dünnen Finger ihren Hals entlang, liebevoll ließ er sie kreisen, erlaubte ihnen bis zu den Schultern vorzudringen und gebot ihnen Einhalt, als er bemerkte, dass sich eine vereinzelte Träne aus seinem Auge löste und die Wange hinab rann.
Um seine sentimentalen Anwandlungen unbemerkt bleiben zu lassen, vergrub er nun sein Gesicht in Hermines Halsbeuge und ergab sich still dem Duft ihrer Haut. Die Frau, nach der es ihm so viele Jahre verlangt hatte, in seinen Armen zu halten genügte ihm sonderbarerweise momentan. Er war zufrieden damit...

Allerdings interpretierte Hermine dies anders. Denn sie vermutete, nachdem Severus sich so still und passiv an sie klammerte, schon wieder ein Problem.

"Severus, stimmt was nicht?", wollte sie alarmiert wissen, doch er brummte nur: "Alles in Ordnung, Hermine. Lass uns einfach noch einen Moment hier liegen bleiben!"
Nun grübelte Hermine erst recht. "Ähm, verstehe mich nicht falsch, ich liege gerne in Deinen Armen, von mir aus auch die ganze Nacht, aber ich dachte, dass Du..."
"Psst!", murmelte Snape mit dunkler Stimme und bescherte Hermine mit seinem warmen Atem auf ihrem Hals eine Gänsehaut, "wenn Du das auch so siehst, dann erfreut es mich."

Hermine atmete tief ein. Ohne Frage, sie wäre gerne weiter gegangen, aber auch sie begnügte sich mit der Wärme, die er in diesem Augenblick spendete und lauschte intensiv seinem Herzschlag.


Es mochte schon auf Mitternacht zugehen, als Hermine aus einem Traum erwachte und sich wunderte noch immer ganz eng an Severus gepresst auf der Couch zu liegen. Sein vertrauter Geruch stieg ihr in die Nase und sein heißer Atem auf ihrer Haut ließen sie wohlig seufzen, eine Decke herbeischweben, die sie beide bedeckte...und einfach weiter schlafen. Die Couch war schließlich bequem und es bestand daher überhaupt keine Veranlassung zu einem Ortswechsel. Seelig und mit einem Schmunzeln auf den Lippen schmiegte sie sich an ihn und ergab sich wieder der Traumwelt.


Als die ersten Sonnenstrahlen Hermines Wohnzimmer durchfluteten war es Snape der träge blinzelte und erstaunt auf die braune Lockenpracht, welche unter der Decke hervorlugte, starrte. Er hatte gewiss nicht vorgehabt, die Nacht bekleidet auf dem Wohnzimmersofa Hermines zu verbringen. Eigentlich wollte er nur einen langen Moment lang die Zweisamkeit genießen, aber wie es aussah, war daraus nun die ganze Nacht geworden. Er lächelte still in sich hinein. Es war egal, Hauptsache er konnte ihr nahe sein.
Als er sich jedoch vorsichtig unter der Decke hervorschälen wollte, um dem morgendlichen Harndrang nachgehen zu können, öffnete auch Hermine ihre Augen.

"Oh, es ist schon Morgen", murmelte sie verschlafen und rieb sich müde die Augen.
"Ja, es scheint, dassss die Nacht vorüber ist. Ich hoffe, dasss ich Dich nicht geweckt habe."
"Nein, hast Du nicht. Wie spät ist es eigentlich, Severus?"
"Gleich 6.00 Uhr, meine Liebe", entgegnete der Tränkemeister seufzend und erhob sich nun endgültig. "Ich werde gleich gehen, zuvor aber kurzzz Dein Bad aufsuchen, wenn esss Dir recht ist."

Grinsend schaute Hermine seinem geschmeidigen Gang hinterher und erhob sich ebenfalls. Der zweite Tag des neuen Schuljahres hatte begonnen und würde noch einige unliebsame Überraschungen bereithalten. Sie ahnte es.

Zehn Minuten später hatte Snape sich, unter einigen zärtlichen Küssen verabschiedet und voller düsterer Vorahnungen im Kopf den Weg zu seinen Räumen angetreten. Hermine selbst stand nun unter der warmen Dusche und hoffte, dass sich Trotz einiger vorhersehbarer Katastrophen, der Schaden in Grenzen halten würde.
Besondere Sorgen machte sie sich um Ramon. Wie mochte er sich wohl in Gryffindor eingefügt haben? Eingefügt? Nein das war wohl eindeutig die falsche Formulierung. Einfügen würde ihr Sohn sich nämlich nicht so ohne weiteres. Da kannte sie ihn zu gut. Leider.

Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend machte sie sich kurz darauf zur großen Halle auf, um den Tag mit all seinen Problemen, die da Poppy, Harry, Ramon und Minerva hießen, hoch erhobenen Hauptes entgegen zu treten.




Im Speisesaal Hogwarts empfing Hermine schon ein lautes Stimmengewirr, welches sie wieder einmal an ihre eigene Schulzeit erinnerte. Als allererstes glitt ihr Blick zum Gryffindortisch. Ramon war noch nicht erschienen und Hermine wusste nicht so recht, ob sie dies nun positiv oder negativ deuten sollte. Zunächst konnte sie da aber gar nichts anderes machen, als abzuwarten wie sich alles gestalten würde. Deshalb marschierte sie geradewegs auf den Lehrertisch zu.

Severus war schon dort und bedachte sie mit einem flüchtigen Blick. Unauffällig, mürrisch...gerade so wie man es von ihm auch erwarten konnte. Sie lächelte still in sich hinein und überlegte, wo sie sich hinsetzen sollte. Viel Auswahl bestand nicht, denn die gesamte Belegschaft Hogwarts schien sich schon eingefunden zu haben.
Hermine erspähte noch einen einzigen Platz: zwischen Harry und Poppy. Innerlich stöhnend steuerte sie darauf zu, grüsste freundlich und setzte sich.

Poppy nickte nur stumm vor sich hin und konzentrierte sich angestrengt auf ihr Frühstück, während Harry seinen Toast bei Seite legte und Hermine neugierig musterte. Still, abwartend, fragend.
Hermine bemerkte es wohl, dachte aber nicht daran, ihm jetzt an Ort und Stelle seine tausend Fragen, die ihm bezüglich des Tränkemeisters auf die Stirn geschrieben standen zu beantworten. Entweder begann er mit dem Gespräch, oder er ließ es bleiben!

"Habt Ihr auf der Krankenstation viel zu tun?", wollte er Minuten später dann auch wissen.
"Momentan ist es ruhig", antwortete Hermine distanziert, "aber Du weißt ja selbst, dass es sich von einer Sekunde zur anderen ändern kann."

"Ja, klar, war ja früher nicht anders", murmelte Harry undeutlich, unsicher, wie er das Gespräch gestalten sollte und langte nach dem abgelegten Toast.

Er wusste einfach nicht, wie er Hermine begegnen sollte. Es hatte ihn am vorigen Tage sehr gefreut sie wieder zu sehen. Aber dann war sie ihm geradezu abweisend gegenüber aufgetreten. Und ihr Sohn schien auch seine Vorbehalte gegen seine Person zu haben. Am Merkwürdigsten war aber die Parteinahme für Snape.

Sowohl Hermine, als auch ihr Sohn hatten sich für ihn ausgesprochen. Wie konnte das sein? War Snape nicht immer der Schrecken aller Schüler gewesen und ihr Feindbild Nummer eins? Na gut, für Hermine vielleicht nicht ganz so, als für ihn selbst und Ron, aber auch sie konnte ihn nicht sonderlich ausstehen. Doch nun verteidigte sie ihn sogar...und benahm sich sehr seltsam.

Harry beschloss Hermine mit seinen Fragen nicht zu überrennen, es würde sich schon noch eine Gelegenheit ergeben, aber verwundert war er schon.

Da Hermine wohl nichts weiter zu sagen gedachte, widmete er seine Aufmerksamkeit nun den Schülern in der großen Halle. Irgendwie war es schon merkwürdig, ab sofort alles aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Ob es Hermine wohl auch so ging? Noch einmal wandte er ihr einen scheuen Blick zu, doch sie ignorierte ihn weiterhin.

Seufzend biss Harry nun endlich in seinen kalten Toast, als sein Kopf herum schoss und sich in die Richtung des Gryffindortisches begab, an welchem er selbst sieben Jahre seines Lebens gesessen hatte. Von dort her erklangen tumultartige Geräusche, und wenn ihn nicht alles täuschte, war der Sohn Hermines darin verwickelt. Irgendeine Auseinandersetzung schien es dort zu geben und so abrupt, wie Hermine ihre Tasse abstellte und gebannt ebenfalls dorthin schaute, war es wohl tatsächlich Ramon, der in einen Streit verwickelt war. Das versprach ja noch spannend zu werden mit diesem Jungen!

"Mine, das ist doch Ramon oder?", fragte Harry sich dennoch leise vergewissernd und deutete auf den groß gewachsenen Jungen, der gerade dabei war, einen anderen Jungen seines Hauses in den Schwitzkasten zu nehmen.

"Ja, das ist Ramon!", erwiderte Hermine heftig und verzog ihr Gesicht zu einer finsteren Grimasse. "Gut erkannt, Professor Potter", setzte sie grantig nach, stand auf und verließ die große Halle durch den Hinterausgang. Betreten starrte Harry ihr hinterher. Sein irritierter Blick wanderte wieder zu seinem vertrauten Haustisch und dann zu Snape, der mit seinen ausdruckslosen Adleraugen zwischen Gryffindor und Hinterausgang schwankte.

Harry saß noch immer verwundert auf seinem Platz, als Professor McGonagall wütend aufsprang und mit schnellen Schritten zu ihren Gryffindors eilte. Dort angekommen, ergriff sie, ohne ein Wort zu verlieren, Ramon und den anderen Jungen energisch am Kragen und schleppte die beiden Kontrahenten vor aller Augen zügig aus der großen Halle.
Im selben Moment sprang auch Snape, ein fauchendes Geräusch von sich gebend, auf und entschwand ebenfalls durch den Hinterausgang.

Ein lautes Gemurmel unter den Schülern und den noch anwesenden Lehrern brach daraufhin aus... und Harry saß mittendrin und verstand die Welt nicht mehr.

So etwas hatte es zu seiner Zeit nicht gegeben! Erst Recht verstand er nicht, wie Hermine zu einem solch ungezogenen Jungen gekommen war. Und wieso war eigentlich Snape auch noch verschwunden? Hätte er nicht, wenn es Stress mit den Gryffindors gab, auf seinem Platz sitzen sollen und hämisch grinsen? Was bitte schön ging hier zwischen Hermine und Snape vor?

Harry holte tief Luft und beugte sich neugierig zu der alten Medihexe hinüber: "Poppy, sag mal, was ist das hier eigentlich für ein Theater? Ich meine, so etwas gab es doch früher nicht..."
Madame Pomfrey grinste bitter vor sich hin, nippte an ihrer Tasse und schwieg. Nicht ein einziges Wörtchen kam über ihre Lippen.

Das war Harry jetzt zu blöd. Hatte selbst Poppy unter irgendetwas gelitten? Suchend sah Harry sich um...mhm, Albus saß zu weit weg...Hagrid ebenfalls...

Auch egal, kurz entschlossen begab auch Harry sich aus dem Speisesaal hinaus. Wenn ihn hier niemand aufklären wollte, bitte schön, dann eben nicht! Appetit hatte er auch keinen mehr. Dann bereitete er sich wohl besser auf seinen Unterricht vor. Zwar war er gestern alles zigmal durchgegangen, aber es konnte auch nicht verkehrt sein, noch einmal auf seine Unterlagen zu blicken! Schließlich wollte er nicht, dass ihm gleich am ersten Tag ein Fehler unterlief!

Zügig schritt Harry dem Gryffindorflügel entgegen, als er ihm bekannte, aufgebrachte Stimmen aus einer Nische des Ganges vernahm. Er verlangsamte automatisch seinen Schritt. Lauschen gehörte eigentlich nicht zu seinen Spezialitäten, und er wollte es eigentlich auch nicht, aber da er eindeutig die Hauslehrerin der Gryffindors und Ramons Stimme vernahm, warf er alle Bedenken über Bord, pirschte sich Stück für Stück heran und sperrte die Ohren weit auf.


"Mr. Granger", fauchte Professor McGonagall gerade, "ich habe Sie gewarnt. Sie werden sich gefälligst an die bestehende Schulordnung halten und..."

"Warum durfte der Penner gehen und ich nicht?", schrie Ramon aufgebracht dazwischen, "der hat mich provoziert und zuerst..."
"Mäßigen Sie sich!", fuhr Minerva Ramon nun barsch an: "Mr. Leaman hat ebenfalls mit einer Strafe zu rechnen, aber er war wenigstens einsichtig! Ganz im Gegensatz zu Ihnen!"

"Ist mir doch egal!" Ramon verschränkte die Arme vor der Brust und schnarrte provokant: "Möchten Sie mir nicht ein paar Punkte abziehen? Das gehört doch zum guten Ton auf Hogwarts. Na los, wie viel macht das? Zehn, zwanzig oder gar dreißig Punkte?"

Minerva schnappte empört nach Luft, als sie begriff, worauf Ramon hinaus wollte. Auch Harry stand mit offenem Mund hinter einer der Säulen verborgen und glaubte seinen Ohren nicht trauen zu können. Das war ein Ding! Was lief hier bloß für ein schlechter Film ab? Weshalb riss der Junge den Mund so weit auf? Wie kam der überhaupt dazu so respektlos mit Professor McGonagall zu sprechen?


Minerva und Ramon starrten sich noch böse an, als Harry Schritte vernahm und sich enger in sein Versteck hinein presste. Kurz darauf erkannte er Snape, der wütend funkelnd an ihm vorbei rauschte, kurz stehen blieb, tief einatmete und dann zu seiner Überraschung, ein anderes Gesicht aufsetzte und im spöttischen Tonfall den Beiden entgegenraunte:

"Oh, Minerva, gibt es ein Problem mit einem Ihrer Schäfchen?"

"Halten Sie bloß Ihren Mund, Snape!", keifte Minerva derart abweisend, dass Harry vor Schreck die Luft anhielt.
"Verehrte Kollegin", säuselte Snape, "wo haben Sie denn Ihre guten Manieren gelassen? Ich mussss doch sehr bitten!"

"Bekomme ich jetzt Strafarbeit bei Professor Snape?", wollte Ramon nun grinsend wissen, doch Minerva zischte umgehend: "Oh, nein, gewiss nicht bei Professor Snape! Sie werden Mr. Filch zur Hand gehen. Mindestens einen Monat lang. Er wird sich freuen Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen."

"Der Alte kennt mich schon und ich weiß wirklich nicht, ob der sich freut, mich wieder zu sehen. Bin gespannt, wo der sich seine verrosteten Daumenschrauben hingeklemmt hat", verkündete Hermines Sohn und schmunzelte vor sich hin, bis Snape energisch nach Ramons Arm griff und gefährlich leise zischte: "Wir sollten uns unterhalten, Mr. Granger."


Er zog ihn mit sich fort, aber Professor McGonagall schien dies nicht recht zu sein, denn sie rief aufgebracht: "Halt! Hier geblieben! Professor Snape, ich fürchte die Belange Mr. Grangers fallen nicht in Ihren Zuständigkeitsbereich. Er gehört meinem Hause an und ich alleine werde mich mit ihm auseinander zu setzen haben! Lassen Sie ihn sofort los!"

Ehe Snape reagieren konnte, krähte Ramon: "Ja, leider hat mich dieser Scheißhut nach Gryffindor gesteckt, irgendwann fackele ich dieses Teil sowieso ab", worauf Snape ihn noch immer am Arm gepackt haltend, herumriss und, das Gesicht vor Wut verzerrt, raunte: "Hier wird gar nichtsss abgefackelt, Mr. Granger!"

Dann flüsterte er Ramon etwas zu, was Harry leider nicht verstehen konnte und Minerva offenbar auch nicht, denn sie schritt nun dazwischen und bestand lautstark darauf, dass Snape sich nicht einzumischen habe.

Snape warf Ramon einen warnenden, finsteren Blick zu, ließ ihn dann grummelnd los und verschwand eilig. Harry aber starrte nun wieder zu seiner ehemaligen Hauslehrerin und Hermines Sohn hinüber, sah gebannt auf die Beiden und stellte verwundert fest, dass Ramon nun zur Ruhe gekommen schien. Denn er nickte brav und folgte Professor McGonagall ohne etwas zu erwidern.


Dabei hatte Harry, mitgenommen und aufgewühlt von der ganzen Situation, allerdings nicht mitbekommen, dass er inzwischen entdeckt worden war.


Das laute: "POTTER!", neben ihm ließ ihn derart heftig zusammen zucken, dass er sich den Kopf an der Säule stieß und nun mit verrutschter Brille und einer sichtbaren Beule auf der Stirn, seinem ihn ärgerlich und voller Abscheu musternden ehemaligen Tränkemeister, und seit gestern auch Kollegen, gegenüberstand.

Mist, auch das noch, ging ihm gerade durch den Kopf, als Snape auch schon zum Verbalschlag ausholte:

"Wie ich sehe zzzzt, hat der heilige Potter inzwischen eine Ausbildung zum Schnüffler hinter sich gebracht", schnarrte Snape abfällig und fügte, nachdem er sah, wie Harry sich unter seinem Blick peinlich berührt wand, hinzu: "So ganzzz ohne Tarnumhang unterwegs, Mr. Potter? Und ausgerechnet Sie hat Professor Dumbledore mit dem Unterrichten betraut? Eine Fehlentscheidung auf der ganzen Linie würde ich meinen.
Sie haben gerade bewiesen, dass Sie sich in all den Jahren nicht weiterentwickelt haben, schleichen noch immer voller pubertärem Gehabe durch die Gänge des Schlosses und ergötzen sich daran, hier Versteck zu spielen und Gespräche anderer Leute zu belauschen! Wie kümmerlich, Potter! Lassen Sie Ihre Schüler nur nicht wissen, dass Sie selbst noch auf der Ebene eines Pubertierenden verharren! Der Job eines Lehrers ist nun mal nichts für große, dumme, verspielte Jungen wie Sie!"


Harry wäre am liebsten im Boden versunken. Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Von Snape beim Lauschen erwischt und dann runter gemacht zu werden. Toll, der Einstand verlief ja optimal! Da wollte er sich hier guten Gewissens als Lehrer einführen und musste sich dann wie ein Schüler eine Predigt anhören. Und das ausgerechnet von seinem Hasslehrer. Allmählich spürte er Wut und Trotz in sich aufwallen.

"Und Sie", presste er zornig hervor, "Sie haben sich offenbar auch nicht verändert, Professor Snape. Alles was Sie können, ist andere auf ihre Fehler hinzuweisen und darauf herum zu reiten. Wie wäre es, wenn Sie endlich einmal in Ihren eigenen tiefen, schmutzigen Gefilden fischen gehen?"

Snape lächelte nur müde und blickte den neuen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste voller Häme an.

"Im Gegensatz zu Ihnen, Potter, weiß ich, dass es sich nicht gehört, hinter Säulen versteckt, zu spannen. Und, meine Güte, Potter, setzen Sie sich doch endlich Ihre Brille korrekt auf und befreien Sie Ihren Umhang von dem Schmutz! Was sollen denn die Schüler von Ihnen halten? Sie sehen aus, als wenn Sie in eine Rauferei geraten wären." Snape rümpfte voller Abscheu seine Nase. "Und lassen Sie sich gesagt sein, Potter: Ihr Lauschangriff und Ihr Anblick sind einfach nur peinlich und für das gesamte Kollegium eine Schande!"

Snape musterte Harry ein letztes Mal, wandte sich triumphierend um und rauschte mit wehendem Umhang davon.

Harry stand frustriert mitten im Gang und schaute mit feuerrotem Gesicht an sich herab. Zu seinem eigenen Missfallen sah er, dass sein Umhang weiß von dem Kalk der Säule geworden war und fühlte sich einfach nur noch elend.
Potter, hatte ihn dieser verfluchte Snape abfällig genannt! Verdammt noch mal, er war jetzt Professor Potter! Aber was konnte man von Snape auch anderes erwarten! Und zu allem Übel hatte Harry sich selbst in diese Misere hineinmanövriert und Snape ein gefundenes Fressen geliefert. Toll, wirklich toll! Gut gemacht, Professor Potter! Herzlichen Glückwunsch! Harry knirschte vor Wut auf sich selbst mit den Zähnen.

Interessieren würde ihn allerdings, was Snape dem Sohn Hermines gesagt hatte, dass dieser anschließend wie ausgewechselt gewesen war. Und warum durfte Ramon seine Strafarbeit eigentlich nicht bei dem Meister aller Tränke absolvieren? Wo der doch mit so vielen ekligen Dingen aufwarten konnte?

Mit noch mehr Fragen, als er vor dem Frühstück ohnehin schon in seinem Kopf gehabt hatte, wandte Harry hastig, bevor noch jemand des Weges kam, einen Reinigungszauber auf seine Kleidung an und beeilte sich in seine Wohnung zu kommen, um die Unterlagen für seinen ersten Unterricht zu holen und die Blessur an der Stirn zu beheben.


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