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Fanfiction

Alles braucht Zeit - Hagrids Besuch

von lemontree

Wie beim letzten Male auch schon, hastete Snape mit Hermine an der Hand hinunter zu Hagrids Hütte. Hermine konnte auch dieses Mal kaum mit ihm Schritt halten, beklagte sich aber nicht, denn auch sie wollte so schnell wie möglich wissen, wo Ramon sich versteckt hielt, wie es ihm ging und vor allem, wie er reagieren würde, wenn sie mal wieder mit dem Tränkemeister im Schlepptau auftauchte.
Nein, wenn sie ehrlich war, dann wollte sie letzteres eigentlich nicht wissen. Nicht auszudenken, wenn er bei Severus Anblick gleich ausrastete! Immerhin war er vorhin nicht ohne Grund geflohen. Hermine schwante übles.

Schon war die alte Hütte des Wildhüters in Sichtweite und Snape musste verstärkt an Hermines Hand ziehen. Obwohl sie nicht wollte, wurde sie automatisch langsamer. Snape entging dies nicht, so dass er stehen blieb und sie fragend ansah.


"Was ist? Soll ich erst einmal hier bleiben?", wollte er besorgt wissen.
Hermine zuckte mit den Schultern. "Wenn ich das nur wüsste", murmelte sie schwach. "Im Moment scheint alles was ich tue falsch zu sein. Ich weiß ja noch nicht einmal, ob er hier ist."
"Komm mal her!", sagte er sanft und zog sie an sich. "Ich kann Dir leider auch nicht sagen, wie die Angelegenheit ausgehen wird, Hermine, doch ich werde für Dich da sein."
"Danke, das bedeutet mir sehr viel", erwiderte sie leise und versuchte ein Lächeln zu Stande zu bringen, was gründlich misslang. Mehr als eine Grimasse brachte sie nicht hervor. Die Angst vor dem, was Ramon noch alles anstellen könnte, oder was er in der Zwischenzeit schon alles angerichtet hatte, schnürte ihr fast die Luft zum Atmen ab. Sie nickte Severus tapfer zu, packte wiederum seine Hand und gemeinsam setzten sie den Weg zu Hagrid fort.

Der Hüter über die Ländereien Hogwarts saß noch vor seiner Hütte und kraulte mit der einen wuchtigen Pranke seinem Saurüden das Fell, während er mit der anderen einen Humpen voller Butterbier stemmte und zum Munde führte. Er nahm einen tiefen Schluck und grunzte zufrieden. Es war herrliches Wetter und er fühlte sich wohl. Ja, so liebte er es. Nachts vor seinem Häuschen sitzen, sich das Gesöff durch den Bart perlen lassen, die Stille genießen, dem Klang der Zikaden lauschen...

Die plötzlichen schnellen Schritte, die er vernahm, ließen ihn aus seinem Idyll hochschrecken. Mit einem Ruck knallte das irdene Trinkgefäß auf die Stufen seiner Hütte, wobei ein Großteil des Inhaltes verschüttet wurde, Fang knurrte bedrohlich, ohne sich aus seiner Lethargie losreißen zu können und Hagrid selbst fuhr alarmiert herum und rief: "Wer da?"

"Wir sind es, Hagrid", entgegnete Hermine schnell und schon tauchte sie mit ihrem Begleiter, der von einem sich aufbauschenden Umhang umgeben war, aus dem Dunkeln auf.
Ehrlich überrascht, wegen des Besuches zu später Stunde, stand der Wildhüter still und verwundert da und guckte irritiert und mit offenem Mund auf die beiden Ankömmlinge.

"Hallo, Hagrid", begann Hermine mit leicht zitternder Stimme, "ähm, wir suchen mal wieder Ramon. Hast Du ihn zufällig irgendwo gesehen?"
"Nein, Herminchen, hab ich nicht", sagte der bärtige Wildhüter bedauernd und wunderte sich, dass Professor Snape schon wieder bei der Suche half. Noch mehr wunderte er sich aber, als Hermine nach seiner Antwort ihre Arme um den Tränkemeister schlang und mit Tränen erstickter Stimme hauchte: "Severus, was machen wir denn jetzt? Ich halte das nicht mehr aus."

Hagrid schüttelte verdattert seine lockige Pracht. Jetzt umarmte Snape die junge Frau auch noch und küsste sie auf die Haare! Na das war ja eine Neuigkeit! Irgendwie war es ihm letztes Mal schon merkwürdig vorgekommen, aber im Nachhinein betrachtet....

"Hagrid, wo sind die Kniesel untergebracht?" Hermines Frage riss diesen aus seinen Überlegungen und er zeigte sofort auf eine Stelle, die nur zwanzig Meter von seiner Behausung entfernt lag. Noch ehe er näheres dazu erläutern konnte, hasteten der Tränkemeister und Hermine schon von dannen. Er entschloss sich, ihnen zu folgen.



Sie fanden Ramon tatsächlich bei den Knieseln. Mit schläfrigem, und doch so sehr grimmigem Gesicht starrte er sie an, sagte aber kein Wort. Sein Blick wanderte musternd zwischen seiner Mutter und Snape hin und her. Die Lippen waren zu einem schmalen Spalt zusammen gezogen; er wartete offenbar auf eine Erklärung.

"Was machst Du für Sachen, Ramon?", sagte Hermine leise und trat auf ihren Sohn zu, während sich Snape wohlweislich im Hintergrund hielt. "Du musst doch nicht gleich weg rennen, wir können doch über alles reden. Sieh mal, ich ...."
"...lass mich bloß in Ruhe!", zischte Ramon und schnitt seiner Mutter damit das Wort ab. Hermine schluckte und warf einen flüchtigen Blick zu Severus. Doch der hielt sich besser im Hintergrund. Vorerst.

"Ramon, so kann es nicht weitergehen", erwiderte Hermine, noch immer nach den richtigen Worten ringend. "Ich habe Dir gesagt, dass ich Severus mag und Du magst ihn doch auch..."
"...das war einmal!", brüllte Ramon heftig und sprang auf. "Dieser Scheißtyp hat sich an Dich rangemacht! Ich habe es geahnt! Ich werde ihm..."
"...was werden Sie mir?" Mit schnellem Schritt trat Snape hervor und baute sich vor dem Jungen auf. "Habe ich Ihnen nicht gesagt, dass sie sich nicht in die Angelegenheiten Ihrer Mutter einzumischen haben? Sie haben kein Recht dazu!"
Der Tränkemeister war nun wütend. Er wollte sich heraushalten, doch wenn er schon wieder bedroht wurde, konnte er das nicht länger aufrechterhalten. Was bildete sich dieses ungehobelte Gör ein?

"Halt Dein Maul!", zischte Ramon hasserfüllt, zog seinen Zauberstab hervor und murmelte einen Spruch, den Snape mit einem ironischen Grinsen umgehend abblockte. Er versuchte noch zweimal den Tränkemeister zu verhexen, scheiterte jedoch jedes Mal aufs Neue. Darüber maßlos zornig, stürzte er sich mit blanken Fäusten auf ihn, wurde nun aber auch von Hermine daran gehindert.

"Höre sofort mit diesem Theater auf, Ramon!", schrie sie und versuchte Ramon zu bändigen, der nun wütend um sich schlug. Erst als Hagrid, der zunächst entsetzt zugesehen hatte, sich nun jedoch genötigt sah, einzugreifen, auf Ramon einredete, kam dieser allmählich zur Ruhe.

Es waren belanglose, im Grunde genommen, harmlose, ruhige Worte gewesen, die der Wildhüter von sich gab, doch Ramon war darüber zu erreichen gewesen. Er taumelte Kopf schüttelnd und mit unendlich traurigem und enttäuschten Gesicht rückwärts, bis er an einem Baum zum Stehen kam. Er ließ sich daran herab und blickte mit leeren Augen irgendwohin.

Alle Entschuldigungen, Erklärungen, Bitten und Vorwürfe prallten an ihm ab. Er hatte sich vollständig aus der Realität zurückgezogen und lehnte nach wie vor apathisch und ausdruckslos an dem Baum.

Es mochte nun schon eine halbe Stunde vergangen sein, in der Hermine versuchte, Kontakt zu ihm aufzunehmen, doch er schwieg. Es war kein Herankommen an Ramon. Verzweifelt sank auch Hermine zu Boden. Am liebsten hätte sie sich bei Severus Trost geholt, sich an ihn gelehnt und durch seine Streicheleinheiten, seiner Nähe und seinem Geruch zur Ruhe gefunden, doch sie wagte vor Ramons Augen diesen Schritt nicht. Sie spürte Severus Blick in ihrem Rücken, fühlte dass er litt, weil er ihr nicht helfen konnte, doch jetzt war ganz bestimmt nicht der richtige Moment für Zärtlichkeiten.

Hagrid wusste nicht so recht, was er dazu beitragen konnte und sagte irgendwann in die mit Verzweiflung angefüllte Stille hinein: "Wenn Ramon möchte, kann er heute bei mir bleiben."

Hermines Kopf fuhr ungläubig herum und auch Severus zog überrascht die Augenbrauen empor. Selbst Ramon regte sich nach diesem Vorschlag ein wenig. Er schien zu überlegen. Als Hagrid seinen Vorschlag unbeholfen wiederholte, stand Ramon auf und verkündete:
"In Deiner Hütte schlafe ich ganz bestimmt nicht, aber ich möchte hier bleiben!" Dann drehte er sich voller Verachtung zu den anderen beiden um und sagte bestimmt: "Mit diesen Verrätern möchte ich vorerst nichts zu tun haben."

Hermines Herz krampfte sich zusammen. Ihr Sohn zeigte ihr die kalte Schulter. Verräter, hatte er sie genannt! Das musste sie selbst erst einmal verarbeiten. Sie war sprachlos, ebenfalls enttäuscht, hielt es aber für angebracht, erst einmal eine Nacht darüber zu schlafen. Morgen, ja morgen ganz bestimmt, sah die Welt schon wieder anders aus. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte sie sich um und marschierte zum Schloss zurück. Nicht auf Ramon, Hagrid oder Severus achtend. Das war einfach alles zu viel für sie. Sie brauchte Ruhe, sie wollte allein sein.

Unentschlossen und immer wieder von einem zum anderen blickend, stand Snape fassungslos auf der Stelle. Er ging es rational an. Mit Ramon zu reden, machte jetzt wohl keinen Sinn. Mit dem Wildhüter zu plaudern, war ihm ein Gräuel, doch Hermine zu folgen, war seine Pflicht. So eilte er ihr in der Dunkelheit hinterher.

"Hermine, wartete bitte", rief er, doch diese eilte weiter voran, ohne anzuhalten. Snape wunderte sich, warum sie nun so schnell unterwegs war. Vorhin musste er sie schließlich noch hinterher ziehen. Irgendwie machte ihm dieser Umstand Angst.
Ein weiteres Mal bat er sie zu warten, doch Hermine wurde dadurch nur noch schneller. Es reichte ihm. Er setzte zum Spurt an, holte sie ein und baute sich vor ihr auf. Er wollte nett, freundlich und einfühlsam zu ihr sprechen, doch ihr Blick ließ ihn hastig zwei Schritte zurück schnellen.
Er hatte sich noch nicht ganz davon erholt, da presste Hermine schon giftig hervor: "Was willst du?"
"Ich...ich wollte Dir beistehen, Hermine", stammelte der Tränkemeister sanft und streckte seine Arme nach ihr aus, doch Hermine schien nicht gewillt, in seine Arme sinken zu wollen, denn sie raunte nur: "Du verstehst hoffentlich, dass ich dafür jetzt überhaupt keinen Nerv habe?" und rannte einfach an ihm vorbei.

Snape fluchte, setzte ihr aber nach.
"Hermine, was soll das?", wollte er wissen, während er neben ihr her rannte. "Ich kann doch verstehen, dass diese Situation für Dich unangenehm ist...für mich übrigens auch", setzte er leise hinzu.
Daraufhin stoppte Hermine atemlos und sah ihn traurig an. "Severus, wir werden auf Abstand gehen müssen, bis Ramon sich wieder eingekriegt hat. Es tut mir leid." Dann setzte sie ihren Lauf fort.
Fassungslos stand Snape dort, kam sich vor, als wenn er in einen Eisregen geraten wäre und schrie dann wütend hinter ihr her: "Es tut Dir leid? Was tut Dir genau leid? Es war alles ein großer Fehler, ja?" Sie reagierte nicht, sondern hatte inzwischen die Tür zum Schloss erreicht, hinter der sie Sekunden später sang -und klanglos verschwand.


Snape hatte das Gefühl, dass der Boden unter seinen Füßen nachgeben würde. Ihm wurde schlagartig kalt. Sehr kalt. Ihm, dem selbst Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt für gewöhnlich nichts ausmachten, war kalt. Ihm fröstelte. Und das im August!
Zu gerne wäre er Hermine gefolgt, hätte sie in seine Arme gezogen und sie getröstet. Sie über diese Plage Ramon hinweggetröstet! Dieser Bengel! Zerstörte ihm sein Lebensglück!
Snape war außer sich vor Wut. Außer sich vor Enttäuschung....und Sehnsucht nach dem warmen Körper Hermines.

Er schleppte sich in seine Räume und fiel so, wie er war auf sein Bett. Wozu entkleiden, wenn man sich doch morgens sowieso wieder anziehen musste? Irgendwie war das Leben, das erst vor wenigen Wochen angefangen hatte in bunten Farben für ihn zu schillern, nun grau, dunkel, düster. Düster, wie das Leben zuvor...

Snape presste seine Nase in die Bettdecke und versuchte noch etwas von dem Duft Hermines einzufangen. Hier hatte sie gelegen, gestöhnt und sich von ihm verwöhnen lassen. Hier an dieser Stelle war ihm das Herz vor Liebe zu ihr übergelaufen. Hier hatten sie sich in den Armen gehalten und er hatte das Gefühl gehabt, dass er sein Glück gefunden hatte. Doch nun stand alles auf des Messers Schneide, denn von diesem Bengel war wohl nicht zu erwarten, dass er diese Beziehung ab morgen akzeptieren würde!

So sehr Snape sich auch mühte, Hass konnte er gegen Ramon dennoch nicht aufbringen. Warum, wusste nur Merlin allein.
Erst in den frühen Morgenstunden, und unter Zuhilfenahme eines Schlaftrankes, fand Snape in das Reich der Träume.

Er konnte nicht wissen, höchstens ahnen, dass es Hermine, einige Etagen über ihm, nicht anders erging.




Ramon jedoch hockte noch immer an derselben Stelle, inmitten eines Walles von hohem Gras, Ästchen und feuchter Erde, den Blick zu Boden gesenkt und unwillig sich zu rühren.

Seine Mutter und Snape! Diese Verräter!

Voller Zorn erwachte er aus seiner Starre, sprang wütend auf und trat wie ein Irrer nach jedem Steinchen, jedem Zweiglein und letztendlich sogar gegen die Käfige der Kniesel. Dies tat ihm zwar sofort leid und er wollte sich gerade bei seinen beiden tierischen Freunden entschuldigen, als Hagrid, welcher im Schatten eines Baumes noch immer stand und ratlos über die bestehende Situation nachgedacht hatte, auf den Plan trat.

"Ramon!", rief er dröhnend, "tobe Dich aus, doch achte darauf, wem Du hier Schaden zufügst! Die Tiere können nichts dafür! Die kleinen unschuldigen Geschöpfe, die."

Der Junge zuckte im ersten Moment erschrocken zusammen, denn an den Trampel hatte er ja nun überhaupt nicht mehr gedacht, doch im Anschluss daran, als er sich wieder gefangen hatte, brüllte er los: "Schau mich ja nicht so blöd an! Ich habe jetzt ganz andere Probleme, und...und den Beiden wollte ich sowieso nichts tun, damit Du es nur weißt, denn das sind die einzigen Wesen auf der ganzen Welt, die zu mir halten."

Der Wildhüter dachte kurz darüber nach, auf was er sich da nur eingelassen hatte, holte tief Luft und erwiderte mitfühlend: "Sieh mal, Ramon, Herminchen und der Professor mögen sich wohl..."
"...nein, nein ich will davon nichts wissen", schrie Ramon aufgebracht und hielt sich die Ohren zu.

Er hatte die Hände auch fünf Minuten später noch nicht von seinem Kopf gelöst und Hagrid wurde langsam panisch. Was sollte er denn jetzt nur tun? Er hatte Erfahrung im Umgang mit Schülern, aber solch einer war ihm auch noch nicht untergekommen. Selbst Professor Snape schien zu resignieren! Und das sollte schon etwas heißen!

Der Professor und Hermine! Hagrid schüttelte seinen wuchtigen Kopf. Wussten die Beiden überhaupt, was sie dem Jungen hier antaten? Es tat dem Wildhüter in der Seele weh, den armen Jungen so verzweifelt zu seinen Füßen hocken zu sehen. Sicher, der junge Mann hatte sich ihm gegenüber schon oftmals sehr gehässig benommen und abwertende Kommentare von sich gegeben, aber wenn die Knieselchen ihn mochten, dann musste das einfach ein positives Zeichen sein! "Knieselchen irren sich nicht!", murmelte Hagrid vor sich hin. "Nein, das tun sie niemals nicht! Die Tiere spüren genau, wenn einer das Herz am rechten Fleck trägt. Ja, das tun sie wohl!"


Im Laufe der nächsten halben Stunde probierte Hagrid noch zweimal ein Gespräch zwischen ihm und Ramon zu Stande zu bringen, doch Hermines Sohn schwieg nun und hatte die Hände noch immer fest auf die Ohren gepresst. Und wenn Hagrid sich nicht täuschte, dann blitzten an dessen Wange zwei einsame Tränen im fahlen Mondlicht und bahnten sich ganz langsam ihren Weg zum Kinn.

Es war kein Herankommen. Hagrid erwog ernsthaft Hermine zurückzuholen. Sie wusste doch am besten, was mit ihrem Sohn war und wie man mit ihm umzugehen hatte, doch er verwarf diesen Gedanken seufzend wieder. Ramon würde seine Mutter jetzt nicht sehen wollen...


Hagrids gemütlicher Abend war jedenfalls vorüber. Nun war er müde, konnte aber nicht in seine Hütte gehen, da er Ramon auch nicht allein draußen sitzen lassen wollte und durfte. Das war viel zu gefährlich! Und der Knabe hatte geschworen, nicht in seine Behausung mitkommen zu wollen. Was blieb ihm also übrig, als ebenfalls draußen zu bleiben?

Der Wildhüter grummelte missmutig vor sich hin und gestand sich ein, dass er sogar ein wenig ärgerlich auf Hermine und den Professor war. Da verschwanden die Beiden einfach, machten sich einen gemütlichen Abend und überließen ihm Ramon! Hagrid schnaubte. Na gut, der Junge hatte selbst entschieden hier zu bleiben, aber trotzdem hätten die Zwei nicht einfach fortgehen sollen!

"Ramon", versuchte er es noch einmal leise, "Du kannst nicht allein hier draußen bleiben und es wird zudem in den frühen Morgenstunden sehr kalt..."
"...na und, dann erfriere ich eben, schert sich doch sowieso keiner drum", brummte Ramon vergnatzt und schnitt Hagrid damit rüde das Wort ab. "Außerdem Alter, was kümmert es Dich eigentlich, was ich hier allein mache? Versuche mich gar nicht zu überreden in Deiner verflohten Hütte zu pennen! Kannst Du voll vergessen!"

Da war er wieder, der abweisende, gehässige Tonfall! Da waren sie wieder, die verletzenden Worte! Hagrids Atem beschleunigte sich und er war kurz davor, Ramon einmal gehörig die Meinung zu sagen. Unschlüssig verknotete er seine Finger ineinander, ließ sie verärgert und traurig zugleich knacken und stapfte, sich seiner Bewacher -und Beschützerrolle erinnernd, trotz alledem in seine Hütte, um kurz darauf mit einer dicken Decke für Ramon wieder zum Vorschein zu kommen.

"Hier ist eine warme Decke für Dich, mein Junge", sagte er mit rauer Stimme, legte sie einen Meter von dem Quälgeist entfernt auf den Boden, stapfte müde zu seiner Bank zurück und setzte sich schwerfällig und seufzend auf diese.
Hier hatte er vorhin gesessen und sich der beginnenden Nacht erfreut, Butterbier getrunken und seine Seele baumeln lassen. Ja, und dann war alles abrupt vorbei. Warum musste der Junge anderen das Leben auch immer so schwer machen? Meine Güte, er wünschte Herminchen und dem Professor doch alles Glück der Welt, obwohl er es noch immer seltsam fand, aber irgendwie hatten die Beiden sich verrechnet, als sie vergaßen, Ramon mit ein zu beziehen...



Die Stunden der Nacht zogen so dahin und Ramon, der sich vorgenommen hatte, weder dem Wildhüter noch dessen lumpiger Decke Beachtung zu schenken, fror inzwischen erbärmlich. Zudem wurden die Geräusche, die aus dem verbotenen Wald zu ihm herüber zogen, immer beängstigender. Es heulte, raschelte, knackte, fauchte und knurrte in einer Tour. Er wollte sich seine Angst nicht eingestehen, und erst recht nicht daran denken, dass er oben im Schloss ein herrlich weiches und wärmendes Bett zu stehen hatte, doch immer mehr schielte er nun zu der Decke hin. Sie würde ihn zwar nicht vor wilden Tieren und sonstigen Kreaturen schützen, aber immerhin wärmen...

Er kämpfte irgendwann seinen Stolz nieder und bewegte sich ganz langsam auf den Wärme spendenden Wollstoff zu, immer darauf bedacht, den schnarchenden Trampel nicht zu wecken. Der sollte gar nicht sehen, dass er schwach wurde! Ein Ramon Granger war nicht schwach. Das war Geschichte! Die Zeiten, als er Schwäche gezeigt hatte, waren endgültig vorbei! Nun galt es nur noch sich irgendwie durch das harte Leben zu kämpfen, sich mit aller Macht zu behaupten, sich und der Welt zu beweisen, dass niemand mit ihm umspringen konnte, wie es ihm gefiel!

Bei der Decke angekommen, zögerte er noch kurz. Zum einen ekelte es ihn, sich mit diesem Flohteppich zu bedecken, zum anderen wollte er sich noch immer nicht so Recht die Blöße geben. Ein erneuter kühler Wind, der ihm umgehend eine Gänsehaut bescherte, wischte alle Bedenken fort. Mit langen Fingern griff er nach der Decke, huschte mit dieser zu dem Knieselkäfig zurück und wickelte sich hastig darin ein.

Hagrid hatte nicht untertrieben. Die Decke war wirklich warm. Kuschelig warm. Ramon seufzte und heftete im ersten Morgendämmern seinen Blick auf den Käfig seiner Freunde.

"Na Ihr Beiden, wollt Ihr raus?", fragte er leise und öffnete die Tür. Sofort sprangen die Kniesel heraus, umrundeten ihn schnuppernd und kuschelten sich, nachdem sie ein wenig herumgetollt waren, an Ramon. Bereitwillig und lächelnd hob er die Decke ein bisschen an und ließ die Zwei darunter.

Sofort spürte er die Wärme, die von den Tieren ausging, in seinen Körper strömen. Ramon kraulte sie hinter den Ohren und wähnte sich, als sie zufrieden zu schnurren begannen, irgendwie glücklich. Für diesen Moment vergaß er sogar seine Wut auf Snape und die Enttäuschung seiner Mutter gegenüber. Ein letzter Blick, bevor ihm nun endgültig die Augen zu fielen, galt Hagrid, dem er jetzt sogar dankbar für die angebotene Hilfe war.


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