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Fanfiction

Alles braucht Zeit - Die Braustunde

von lemontree

Am nächsten Morgen war Hermine noch immer beschwingt. Sie fühlte sich hier im Schloss immer mehr heimisch. Sie fühlte sich wohl. Pudelwohl!
Gerade war sie mit Ramon auf dem Weg zum Frühstück und sie hatten die große Halle auch fast schon erreicht, stürmten ausgelassen um die Ecke und... prallten mit einer hoch gewachsenen, ganz in schwarz gehüllten Gestalt zusammen, die sofort loskeifte:

"Verdammt noch mal, können Sie nicht...oh, die Familie Granger! So früh am Morgen schon so eilig unterwegs?" Dabei musterte Snape Hermine mit seinen schwarzen Augen intensiv und seine Lippen kräuselten sich zu einem hämischen Grinsen.

Unter seinem forschen Blick wurde es Hermine augenblicklich unbehaglich zu Mute, doch sie riss sich zusammen und erwiderte: "Sie scheinen es nicht minder eilig zu haben, Professor Snape. Ein wenig Umsicht dürfte auch von Ihnen zu erwarten sein!"
"Miss Granger, nie um Worte verlegen, was?" schnarrte Snape kühl, warf Ramon noch einen durchdringenden Blick zu und schob sich dann hoch erhobenen Hauptes an den Beiden vorbei.

Hermine stand da und schaute ihm nachdenklich hinterher. Es war an für sich keine besondere Situation gewesen, über die man sich länger als nötig Gedanken machen musste, aber trotzdem hatte sie ein merkwürdiges Gefühl, das sie nicht näher benennen konnte. Snape war von einer dunklen Aura umgeben, die sowohl unheimlich, als auch faszinierend war...
Sie schrak zusammen. Unheimlich wohl, aber faszinierend? Hatte sie im Zusammenhang mit Snape eben wirklich an Faszination gedacht?

"Mum, nun komm doch endlich!", maulte Ramon "erst soll ich zu diesem blöden Frühstück mitkommen und nun stehst Du da, als wenn Du es Dir doch anders überlegt hättest. Hat Snape Dich aus dem Konzept gebracht?"
"Was?", Hermine schüttelte energisch den Kopf und sagte entrüstet "ganz sicher lasse ich mich von dem nicht aus dem Konzept bringen!"
"Na los, dann komm endlich!", forderte Ramon wiederholt und brummte, während sie die Halle betraten leise: "Aber cool ist er schon irgendwie."

Darauf wollte Hermine lieber nichts mehr entgegnen und schob Ramon stattdessen wortlos in die große Halle hinein.


Hermine grüßte alle am Tisch Versammelten und vermied es dabei tunlichst, Snape anzusehen. Jedoch spürte sie, wie er sie beobachtete und versuchte krampfhaft, sich ihre Unruhe nicht anmerken zu lassen.

Es war ihr daher mehr als recht, dass der Schulleiter das Wort ergriff und sich an Ramon wandte: "Ramon, mein Lieber, Sie haben gestern nun einige Prüfungen über sich ergehen lassen müssen und wie mir die Professoren Sprout und McGonagall mitteilten, sind die Ergebnisse zufrieden stellend ausgefallen, so dass von deren Seite her kein Einwand besteht, Sie ab September in einer zweiten Klasse unterzubringen."
"Schön", murmelte Ramon mit vollem Mund "und was hat Professor Snape zu mir gesagt?" Dabei warf er einen neugierigen Blick zu dem Tränkemeister hinüber, der schlagartig grimmig drein sah und sich innerlich noch immer nicht beruhigt hatte, denn dieser Rotzbengel hatte immerhin den Zauberstab auf ihn gerichtet.

"Er hat noch nichts gesagt", sagte Dumbledore und zwinkerte Ramon zu "aber wir können ihn ja gleich danach fragen." Der Direktor musterte Snape und fragte dann: "Nun, Severus, was sagst Du zu den Leistungen von Mr. Granger?"

Snape schnaubte zunächst, trank noch einen Schluck Tee, stellte dann bedächtig seine Tasse ab, sah alle der Reihe nach an und blieb mit einem finsteren Blick bei Ramon hängen:

"Mr. Granger hat annehmbare schriftliche Ergebnisse erzielt", schnarrte er. "Nicht berauschend, keine Glanzleistung, aber annehmbar", dabei durchbohrte er Hermines Sohn unerbittlich mit seinen schwarzen, stechenden Augen und ärgerte sich, dass Ramon keineswegs von seiner Art eingeschüchtert zu sein schien.
"Seine praktischen Erfahrungen und Kenntnisse scheinen jedoch gegen null zu tendieren", fuhr er mit scharfer Stimme fort. Er machte eine Pause und spitzte die Lippen, da er sah, dass Ramon sich lässig einen weiteren Toast nahm und ungerührt hinein biss.
"Doch würde ich mich eventuell einer Empfehlung für die zweite Klasse anschließen, wenn der junge Mann heute unter Beweis stellt, dass er in der Lage ist, sein zügelloses Mundwerk unter Kontrolle zu halten und stattdessen lieber mit einem einfachen Trank zu überzeugen versucht."

Die letzten Worte hatte Snape nur noch wütend gezischt. Der Bengel war wirklich dreist! Unverfroren starrte dieser ihn an und frühstückte weiter, während er seine Rede hielt!
Der Tränkemeister grummelte in sich hinein, nahm sich aber nach einem Seitenblick zu Hermine zusammen und versuchte jegliche Wut aus seinen Worten zu verbannen, als er sich erhob und sagte: "Mr. Granger, ich erwarte sie Punkt 16.00 Uhr vor dem Klassenzimmer! Der Weg dürfte Ihnen nunmehr bekannt sein", bevor er sich zum Gehen anschickte.

Er hatte sich schon umgewandt, da rief Ramon ihm hinterher: "Alles klar, Professor Snape, wir sehen uns dann pünktlich um 16.00 Uhr. Ich freue mich schon."

Snape schnaubte ein weiteres Mal und verschwand unter dem sich bei seinem schnellen Schritt aufbauschenden Umhang.

Der Schulleiter schmunzelte vor sich hin, Professor McGonagall hoffte inständig, dass es Snape gelingen mochte, diesem Knaben Einhalt zu gebieten und Hermine war überrascht gewesen, dass Snape für seine Verhältnisse noch relativ ruhig geblieben war.




Ramon konnte den Nachmittag gar nicht erwarten. Ständig schaute er auf die Uhr. Seine Mutter hatte auf der Krankenstation zu tun und er war sich selbst überlassen. Erst las er in verschiedenen Büchern, dann wanderte er ruhelos am See entlang und die letzte Stunde saß er hibbelig auf seinem Bett. Dann war es endlich soweit. Frohen Mutes marschierte er den Weg zu den Kerkern hinunter und pochte Punkt 16.00 Uhr an die Tür zum Zaubertränkeklassenzimmer.

Snape öffnete mit wenig freundlicher Miene, von der Ramon sich aber nicht beeindrucken ließ.
"Kommen Sie rein, Mr. Granger!", schnarrte Snape und hoffte, dass heute nicht wieder ein Desaster wie am gestrigen Tage mit dem Zauberstab anstehen würde.
Ramon ließ sich die Aufforderung nicht zweimal sagen, stürmte augenblicklich an dem Tränkemeister vorbei und stellte sich voller Erwartung an den Tisch, auf dem schon alles vorbereitet lag.
Snape folgte ihm mit gemischten Gefühlen und auf alles vorbereitet.

Ramon wandte sich auch gleich an ihn: "Ich hoffe doch, dass Du mit heute zeigst, wie ich mit den Zutaten umgehen soll."
Snape stieß die Luft geräuschvoll aus und raunte: "Mr. Granger, ist es wirklich so schwer, sich meine korrekte Anrede zu merken?"
"Nö, eigentlich nicht. Was willst Du denn eigentlich, beim Essen habe ich Dich doch mit Professor angesprochen. Zeigst Du mir nun, was ich machen muss?"
Snape ballte seine Fäuste. "Und warum tun Sie es jetzt nicht, Granger?", zischte er. "Reden Sie Professor McGonagall dreister Weise auch mit Du an?"

"Nein, natürlich nicht", murmelte Ramon und blätterte in dem Zaubertränkebuch, "die kann ich nämlich nicht leiden. Hat die Schrumpelhexe gar nicht verdient." Dann sah er auf und fragte unschuldig: "Was ist? Fangen wir endlich an? Nun zeig mir schon, was ich machen soll!"

Dem Tränkemeister klappte die Kinnlade herunter. Was sollte das denn jetzt? Was sollte das heißen? Dass er ihn leiden konnte und ihn deshalb duzte? Entsetzt starrte er auf den jungen Mann vor sich, der ungeduldig mit den Fingern auf dem Tisch herum trommelte und dabei die Seite mit dem beschriebenen Zaubertrank im Buch regelrecht verschlang.

"Moment mal", sagte Snape und musterte Ramon noch immer. "Ihre Logik kann ich nicht ganz nachvollziehen. Sie mögen Professor McGonagall nicht, reden sie aber mit ihrem Titel an, während Sie bei mir..."
"...ja, Mann, was ist denn daran nicht zu verstehen? Du bist eben irgendwie cool und..."
"...könnten Sie das bitte näher erläutern?", forderte Snape, bemüht ruhig zu bleiben.
"Hey, Alter, ich gehe davon aus, dass jetzt nicht wieder so ne´ blöde Diskussion über Respekt und so ansteht. Ja, Mann, Du bist cool. Wie Du Deinen Umhang hinter dir her wehen lässt, voll krass. Und Du scheißt echt drauf, was die anderen von Dir halten, wenn Du Dich an den Tisch setzt und grimmig guckst. Du bist eben anders und das gefällt mir. So, nun will ich aber wissen, was ich hier zusammen brauen muss, wenn mir über Nacht Pickel wachsen sollten!"

Snape riss die Augen weit auf, und ob er wollte oder nicht; er musste sich ein Grinsen verkneifen. Dieser Bengel schien nicht von dieser Welt zu sein. Er war seltsam, irgendwie anders, ein wenig wir er selbst...
Nein, diesen Gedanken verbot sich Snape sofort. Soweit kam es noch, dass er sich mit dieser Rotzgöre auf eine Stufe stellte!
Daher war sein Tonfall auch eher als drohend zu bezeichnen, als er sich den Zutaten zuwandte und das Wort an sich riss:

"Schauen Sie gefälligst zu! Ich werde es nur einmal zeigen und erläutern."

Snape hackte, mischte und rührte mit Atem beraubender Geschwindigkeit vor Ramons Augen die Zutaten und tat sie in den Kessel. Er erklärte nur kurz und bündig, was zu beachten wäre und Ramon lauschte ihm angespannt. Er wollte sich nichts entgehen lassen. Er hatte zwar noch nie Tränke gebraut, aber es versprach spannend zu werden. Das, was er sich bislang angelesen hatte, war interessant gewesen und er brannte darauf, viele der Tränke in der Zukunft herstellen zu können.
Snape beendete seine Einführung in die Kunst des Brauens mit den Worten: "Ich hoffe doch, dass Sie mir folgen konnten, Mr. Granger?" und sah dabei höhnisch auf den Jungen herab, im Stillen glaubend, dass der Junge gewiss nicht alles behalten hatte. Nicht bei dem Tempo, dass er vorgelegt hatte.

"Ich bin ja nicht blöd", erwiderte Ramon gelassen. "Bleibst Du diesmal hier, falls ich noch eine Frage habe? Ich meine nur, nicht dass ich hier wieder allein stehe und Du gibst Dir nebenan die Kante."
"Die Kante?", fragte Snape irritiert.
"Ja, ich will nicht, dass Du wieder lustig saufen gehst und mich dem Krempel hier allein stehen lässt."

Snape schnaubte ärgerlich und musste sich eingestehen, dass er nicht so recht wusste, wie er reagieren sollte. So ein Quälgeist war ihm noch nicht untergekommen! Was ging den das an, wenn er aus Verzweiflung einen Whisky trinken ging? Was, verdammt noch mal? Er atmete tief ein und bellte dann: "Sie vertun meine Zeit, Granger. Los anfangen! Ich habe heute noch etwas anderes vor."

"Bleib locker, Mann!", sagte Ramon und zerhackte mit dem Messer einen Strauss Kamille, "nicht das Du mir hier noch mit einem Herzkasper aus den Latschen kippst."

Snape fehlten im ersten Moment glatt die Worte. Er massierte sich angestrengt die Schläfen und donnerte dann los: "Ich möchte hier mal eines klarstellen, Granger. Ich verbitte es mir, hier mit Alter oder Mann tituliert zu werden! Sie werden sich gefälligst an die korrekte Anrede halten!"
"Na prima", maulte Ramon "bloß, weil Du hier herum schreist, habe ich die Wurzel jetzt zerhackt. Bekomme ich eine neue?"
"Was?", erwiderte Snape perplex und schrie dann los: "nein, Sie bekommen keine neue Wurzel."

Ramon drehte sich um und sah dem Meister aller Tränke ärgerlich an. "Und was mache ich, wenn mich nun die Pickel heimsuchen? Ich brauche die Wurzel nun mal. Wenn ich hier einen korrekten Trank brauen soll, der mir auch nützlich sein kann, dann brauche ich auch diese Scheißwurzel!"

"Dann hätten Sie diese eben ordnungsgemäß behandeln sollen!", erwiderte Snape und grinste fies. "Tja, das war es dann, Granger. Diesen Trank werden Sie wohl nicht korrekt herstellen können. Bedauerlich."

"Bedauerlich? Was soll der Scheiß?", entgegnete Hermines Sohn gereizt. "Wenn Du nicht permanent dazwischen quatschen würdest, dann wäre der Wurzel auch nichts passiert."
"Unter diesen Umständen werde ich die Empfehlung für die zweite Klasse leider nicht aussprechen können", meinte Snape ungerührt. "Gehen Sie schon mal davon aus, dass Sie sich zu den Erstklässlern gesellen werden!"

"Is´ ja wohl nicht dein Ernst?"
"Mein voller Ernst!"

"Dann brau den Scheiß doch allein", schrie Ramon, warf das Messer und die umliegenden Zutaten wütend durch das Klassenzimmer und setzte sich provokativ auf einen der Tische.

Snape atmete tief ein und aus. So richtig konnte er sich über seinen Triumph nicht freuen. Hermine wäre gewiss nicht sehr glücklich, wenn ihr Sohn in einer ersten Klasse beginnen sollte. Auf der anderen Seite konnte er sich auch nicht alles von dem Bengel gefallen lassen. Das war aber auch eine verzwickte Situation!

Es vergingen gewiss zehn Minuten oder mehr, in denen keiner von beiden etwas sagte. Ramon saß auf dem Tisch und Snape an seinem Pult. Beide suchten nach einem Ausweg aus dieser Situation, doch waren zu stolz, um einen Kompromiss vorzuschlagen.

Am liebsten hätte Snape den Knaben fortgeschickt, doch ohne den gebrauten Trank konnte er ihm nicht die Empfehlung für die zweite Klasse aussprechen. Das musste er aber. Zum einen wegen Hermine, zum anderen war der Junge zu alt, um mit Erstklässlern in eine Klasse gesperrt werden zu können.

Ramon war es schließlich, der das Wort ergriff.
"Mum hat mir übrigens einen Besen gekauft", sagte er stolz.
"Schön", war alles, was Snape als Antwort brummte.
"Kannst Du eigentlich auf einem Besen fliegen?", wollte Ramon nun wissen.
Snape lachte leise und dunkel. "Jeder Zauberer erlernt das Fliegen auf einem Besen, Mr. Granger."
"Aber nicht jeder mag es", erwiderte Ramon. "Mum hasst es zum Beispiel. Sie hat erst gar keinen eigenen Besen. Wer unterrichtet das Fliegen eigentlich?"
"Madame Hooch. Doch sie wird erst zum Schulbeginn wieder hier sein."
"Oh! Was mache ich denn da? Kannst Du mir das Fliegen nicht beibringen?"

Snape starrte entsetzt zu ihm hinüber und machte gleich eine abwehrende Handbewegung. "Schlagen Sie sich das aus dem Kopf, Mr. Granger! Ich bin für Zaubertränke zuständig und nicht für pubertäre Nervensägen, die ihren Besen gerade neu erworben haben."

"Aber ich muss doch fliegen können und..."
"Ich sagte nein", brauste Snape, mit seiner Geduld am Ende, auf und schlug mit der Faust auf sein Pult, "können Sie eigentlich überhaupt nicht hören? Sie duzen mich in einem fort, Sie rauben mir hier meine Nerven und meine Zeit und sind noch nicht einmal in der Lage einen Trank gegen Pickel herzustellen. Und erdreisten sich außerdem noch, mich um Flugstunden anzubetteln. Mir reicht es! Packen Sie ihre Sachen zusammen und verschwinden Sie auf der Stelle!"

Enttäuscht stand Ramon auf und starrte Snape sekundenlang mit zusammen gekniffenen Augen an. Dann trat er an dessen Pult heran und sagte laut und deutlich: "Wenn Sie sich Zeit und Nerven rauben lassen, Professor Snape, dann ist das Ihre Sache. Dass ich den Trank nicht fertig stellen konnte ist Ihre Schuld, da Sie zu geizig sind, eine neue Wurzel heraus zu rücken. Ersticken Sie doch dran! Dass ich Sie duze, liegt daran, dass ich Sie bis eben mochte und respektierte, doch die Sache mit dem Respekt können Sie jetzt echt knicken! Und was das Fliegen betrifft, so schwöre ich Ihnen, dass ich es notfalls auch allein lernen werde. Sie kriegen mich nicht klein und ich habe es nicht nötig zu betteln. ICH krieche bei niemandem zu Kreuze. Bei niemandem!"

Dann marschierte er zur Tür, doch bevor er diese öffnen konnte, war Snape bei ihm und riss ihn wütend herum.
"Pfoten weg!", keifte Ramon sogleich und schlug Snapes Hand fort.
"Ich warne Sie, Granger, überspannen Sie den Bogen nicht!", drohte Snape.
"Haben ich Ihnen schon gesagt, dass mir Ihr blödes und strenges Gesicht am Arsch vorbeigeht, Snape? Sie können mich mal! Und nun gehen Sie mir aus dem Weg, denn ich möchte jetzt meinen Besen holen und zu meiner ersten Flugstunde aufbrechen."

"Sie haben doch gar keine Ahnung vom Fliegen, Granger", höhnte Snape und verschränkte die Arme vor der Brust. "Sie werden schneller vom Besen runter gefallen sein, als Sie nach Ihrer Mutter rufen können."
"Na und? Was kümmert es Dich, Du Arsch?", rief Ramon laut aus. "Du hast keinen Bock mich zu unterrichten und ich werde ganz bestimmt nicht vor Dir nieder knien."
"Ach, sind wir wieder beim Du angelangt, Mr. Granger?", erkundigte sich Snape spöttisch. "Habe ich etwa den mir zustehenden Respekt zurück erlangt oder leiden Sie zusätzlich zu den mangelnden Manieren auch an Gedächtnisproblemen?"

Ramon warf ihm einen vernichtenden Blick zu, zischte: "Lieber stürze ich vom Besen und breche mit sämtliche Knochen, als dass ich mich noch einmal mit Dir abgebe, Du Penner" und verließ dann einfach das Klassenzimmer.

Snape wusste nicht, was er denken oder sagen sollte. Ihm war, als hätte man ihm einen Eimer kalten Wassers über den Kopf gegossen. Die Situation eben hatte er so nicht gewollt. In dem Gesicht des Jungen hatte eben so viel Enttäuschung, Wut und Hass gestanden, das Snape sogar ein schlechtes Gewissen bekam. Er gab sich einen Ruck, riss stöhnend die Tür auf und rief: "Nun kommen Sie schon zurück, Mr. Granger!"





Ramon blieb nach Snapes Zuruf zwar stehen, dachte aber nicht daran, sofort der Aufforderung nach zu kommen. Er wusste nicht so recht, was er von dem Tränkemeister nun halten sollte. Irgendwie freute er sich ja, dass dieser ihn zurück rief, auf der anderen Seite war er aber auch enttäuscht, dass dieser ihn überhaupt erst fort geschickt hatte.

Snape hingegen fragte sich, was mit ihm los war, dass er diesen Bengel tatsächlich aufgefordert hatte, zu bleiben. Eigentliche hätte es ihm doch nur recht sein können, wenn diese Nervensäge endlich verschwand!
Er war verwirrt. War es nur wegen Hermine? Oder lag es an dem Jungen selbst? Er wusste es nicht mit Gewissheit.

Nun musste er erst mal handeln, denn Mr. Granger sah nicht so aus, als wenn er so ohne weiteres zurückkommen mochte. Daher gab er sich nun schon den zweiten Ruck an diesem Tage, was für ihn schon ungewöhnlich genug war, und rief Ramon zu:

"Schön, ich überlasse die Entscheidung Ihnen, Mr. Granger, denn auch ich krieche bei niemandem zu Kreuze." Dann drehte er sich um und betrat das Klassenzimmer wieder, ließ die Tür aber offen.

Snape saß am Lehrertisch und behielt die Tür im Auge. Er war sich ziemlich sicher, dass Ramon sich für die Rückkehr entscheiden würde, sonst wäre er wahrscheinlich gar nicht erst stehen geblieben. Und er sollte Recht behalten. Es dauerte zwar noch ein paar Minuten, aber irgendwann tauchte Ramon auf, schloss die Tür leise und setzte sich erst einmal wieder auf einen der Tische, um von dort aus, den Meister der Zaubertränke mit finsterem Blick zu fixieren. Snape schmunzelte innerlich. Hatte er den Jungen doch richtig eingeschätzt!

"Wie ich sehe, haben Sie sich entschieden zu bleiben, Mr. Granger", schnarrte Snape. "Ich kann nicht behaupten, dass mich dieser Umstand über alle Maßen erfreut, doch ich denke, wir beide haben noch so einiges zu klären."
"Kommt jetzt ne´ Moralpredigt, oder so?", brummte Ramon und betrachtete gelangweilt seine Finger.
"Wo waren wir doch vorhin gleich stehen geblieben, bevor Sie sich entschlossen mich zu verlassen?", murmelte Snape vor sich hin und legte seine Fingerspitzen nachdenklich aneinander. "Ach ja, ich erinnere mich: Sie wollten sich vom Besen stürzen, um dann ein Fall für Madame Pomfrey zu werden...oder Ihre Mutter zu Tode zu erschrecken."

Ramon stöhnte. "Alles, nur das nicht! Mum hat das nicht verdient und die Pomfrey mag mich nicht. Die Alte ist mindestens genau so schlimm, wie die Schrumpelhexe."
Snape beugte sich nun über seinen Tisch und starrte Ramon direkt in die Augen.
"Mr. Granger, Sie sprechen hier von der langjährigen Krankenschwester Hogwarts und der Professorin für Verwandlung. Es ist mir völlig egal, ob Sie die beiden nun leiden können, oder nicht, doch ich erwarte, dass Sie sich solche verbalen Entgleisungen demnächst verkneifen!"

Ramon schüttelte entschieden den Kopf. "Ich sehe nicht ein, dass ich mich hier bei Dir verstellen soll. Ich kann die nun mal nicht ab und es ist schon anstrengend genug, in der großen Halle, oder so den Schein zu wahren."
Snape seufzte. "Was soll ich nur mit solch einem unverbesserlichen und nervigen jungen Mann anstellen?"

Ramon sprang auf, kam an Snapes Tisch, stützte sich auf diesem auf und antwortete grinsend: "Wie wäre es mit Flugstunden?"
"Ich habe es befürchtet!", brachte Snape unwirsch hervor und raufte sich die Haare.

"War das jetzt ein Ja?", erkundigte sich Ramon aufgeregt.
Snape schaute ernst, als er erwiderte: "Ein bedingtes Ja. Vorher werde ich Ihnen noch einige Regeln erklären müssen."
"Och nein, was denn für Regeln?", maulte Ramon. "Regeln sind doch blöd."
"Ich für meinen Teil weiß, dass sie sehr sinnvoll sein können, Mr. Granger." Snape grinste fies. "Doch zunächst werden Sie den Trank fertig brauen! Holen Sie sich die benötigte Wurzel aus dem Vorratsschrank neben der Tür und fangen Sie an!"
"Ach, auf einmal?", sagte Ramon erstaunt. "Jetzt willst Du doch die Wurzel rausrücken? Und Du bleibst bei mir und quatscht nicht mehr dazwischen?"
"Ja, in Merlins Namen", zischte Snape genervt "und beeilen Sie sich gefälligst, bevor ich es mir wieder anders überlege!"

Eine halbe Stunde später war der Trank fertig gebraut, Ramon stolz und Snape geschafft.
Es hatte den Tränkemeister sehr viel Überwindung gekostet, sich irgendwelche Kommentare zu verkneifen, wie er es für gewöhnlich Schülern gegenüber tat, wenn er ihnen beim Brauen über die Schulter schaute. Und dafür, dass es der erste Trank des Jungen war, erschien ihm dieser auch ganz annehmbar. Immerhin, so ganz untalentiert schien der Bengel für sein Fach nicht zu sein!

"Geil, mein erster Trank! Ha, jetzt können die Pickel kommen!" Ramon freute sich wie ein Schneekönig und ließ die kleine Phiole, in die er das Gebräu abgefüllt hatte, ehrfurchtsvoll von einer Hand in die andere wandern. Noch immer über das ganze Gesicht strahlend, sah er zu Snape auf. "Und wann beginnen wir nun mit dem Fliegen?"

"Nicht so voreilig! Wie Ihnen nicht entgangen sein dürfte, sprach ich von Regeln, Mr. Granger", sagte Snape ruhig, doch mit einem gefährlich leisen Unterton, der Ramon gleich das Gesicht verziehen ließ. "Den Trank haben Sie nun gebraut und sich dabei auch recht geschickt angestellt. Damit werden Sie ab September in der zweiten Klasse lernen dürfen."

"Mum wird sich freuen", verkündete Ramon nachdenklich. Und auch Snape dachte nach. Wenn er Hermine damit eine Freude machen konnte, dann hatte sich der Einsatz gelohnt. Er hatte gerade eine Hermine vor sich, die lächelte, die ihr Haar in den Nacken warf, auf ihn zu kam und...
...vorbei war es mit dem Träumen!

"Was kommt denn nun noch?", krähte Ramon laut in seine Gedankengänge hinein. "Was sollen das für bescheuerte Regeln sein?"
Misstrauisch starrte er den Tränkemeister an.

Snape knurrte wegen des geplatzten Traumes und brummte dann: "Wir sollten uns mal ernsthaft darüber unterhalten, wie das hier mit uns weitergeht, Mr. Granger! Ich bin nicht gewillt, mir weiterhin Ihre Unverfrorenheiten anzuhören. Wenn Sie wirklich mit mir das Fliegen erlernen wollen, dann bestehe ich darauf, dass Sie sich an gewisse Gepflogenheiten halten. Ansonsten suchen Sie sich einen anderen Fluglehrer! Zum Glück bin ich nicht dazu verpflichtet Ihnen den Umgang mit dem Besen näher zu bringen."

Ramon stöhnte. "Na los, raus damit, was hast Du Dir fieses für mich ausgedacht?"
Snape kniff die Augen zusammen. "Da wären wir schon beim ersten Punkt. Die Art und Weise, wie Sie mit mir reden, gefällt mir nämlich überhaupt nicht."
"Was passt Dir denn daran nicht?"
Snape zog die Augenbrauen empor. "Können Sie sich das nicht denken, Mr. Granger?", schnarrte er. "Vorhin haben Sie doch bewiesen, dass Sie in der Lage sind, mich mit meinem Titel anzusprechen."
"Hey, vergiss nicht, dass ich da sauer auf Dich war!", erwiderte Ramon. "Was ist denn so schlimm daran, wenn ich Dich duze? Ich habe Dir doch erklärt, dass ich Dich cool finde und Dich irgendwie mag. Ich verspreche auch, dass ich Dich in der Öffentlichkeit brav mit Deinem Titel anquatschen werde."

Snape stöhnte genervt auf. Musste der Bengel auch immer noch eins draufsetzen?
"Hören Sir zu, Mr. Granger, ich möchte überhaupt nicht für cool befunden werden und ob Sie mich mögen ist mir egal. Und dass Sie mich vor anderen Leuten korrekt und gesittet ansprechen, davon gehe ich aus..."
"...ok, gebongt!", rief Ramon aus und klatschte in die Hände. "Dann sind wir uns ja einig. Privat bleiben wir beim Du und wenn wir draußen sind, erfolgt die Ansprache mit dem Titel und allem drum und dran. Und wann rücken wir nun mit unseren Besen aus?"

Mit einem dumpfen Klatschen landete die Hand Snapes auf der Schreibtischplatte. "Verdammt noch mal", bellte der Tränkemeister "ich erwarte ebenfalls, dass Sie mich nicht unterbrechen, wenn ich etwas zu sagen habe!"
"Sorry! Versprechen kann ich da aber nichts", meinte Ramon lässig "manchmal sprudeln die Worte eben einfach so aus mir heraus. Aber mal was anderes, könntest Du mich nicht Ramon nennen? Mr. Granger klingt irgendwie blöd und spießig."

Snape wusste nicht so recht, ob er lachen, heulen oder seinen Kopf doch lieber auf den Tisch fallen lassen sollte. So einen Haufen Dreistigkeit hatte er noch nicht erlebt! Er hatte plötzlich das Bedürfnis, den Raum so schnell wie möglich für sich allein haben zu wollen. Daher stand er auf, atmete tief ein, streckte die Hände aus und ließ dabei die Finger knacken, bis er sich umwandte und Ramon mit Blicken aufspießte.
Wie zu erwarten, traf er dort auf keinerlei Anzeichen von Einschüchterung. Ziemlich unglücklich über diesen Umstand knurrte er: "Na schön, RAMON, dann sehen Sie zu, dass Sie hier herauskommen und sich pünktlich um 20.00 Uhr am Quidditchplatz mit Ihrem Besen einfinden! Sie müssen zugeben, dass Sie eine Nervensäge sind und ich mich erst einmal von Ihrem Besuch erholen muss."

Ramon strahlte. "Aber eine nette Nervensäge, oder?"
"Nett?", fauchte Snape. "Raus jetzt!"
"Schon gut", Ramon hob abwehrend seine Hände hoch und sagte noch "also bis dann...Severus!", bevor er die Tür öffnete und eilig verschwand.

Snape grummelte vor sich hin. Da hatte der ihn doch wirklich und wahrhaftig auch noch mit Vornamen angesprochen! Worauf hatte er sich da nur eingelassen?


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Wir haben immer schon gespürt, dass sich zwischen Ron und Hermine etwas entwickelt, obwohl ich und Emma uns dessen nicht bewusst waren. Doch in diesem Film gestehen beide sich das ein. Als Hermine mit Viktor Krum auf dem Weihnachtsball erscheint, kapiert Ron endlich, dass er etwas für sie empfindet.
Rupert Grint