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Fanfiction

Der Weg ins Licht - Frei

von artis.magica

Frei

Und meine Seele spannte weit ihre Flügel,
flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.


Dunkelheit und einsame Stille. Es schneite. Das einzige Geräusch, das zu hören war, war der Wind, der um das Gebäude strich und mit seinem eisigen Atem in die zugigen Gänge des Schlosses drang.
Der Raum, in welchem sie lag, war wohlig warm, obwohl das Feuer im Kamin längst heruntergebrannt war. In seiner Asche glomm noch ein wenig Glut, deren Licht zu schwach war, um in den Raum zu fließen. Einzig das silberne Mondlicht, das durch die Fenster drang, erhellte den hohen Raum und malte Schatten an die Wände.
Die Ruhe, in die Hermine zurückgebracht worden war, war wohltuend und tröstend. Sie fand sich nach langen Wochen in Hogwarts wieder. Hier lag sie geborgen und sicher. Hier konnte sie ausruhen und neue Kraft schöpfen. Ein Gefühl der Wärme und Vertrautheit durchströmte sie. Und doch konnte sie sich dem Frieden, der jetzt über ihnen lag, nicht hingeben. Er galt ihr nichts, gemessen an dem, was sie verloren glaubte. Zu frisch noch der Schmerz und der Verlust, den sie erlitten hatte. Könnte sie doch allem entfliehen, könnte sie dadurch Ruhe finden, sie würde es tun. Hermine wollte weinen, doch ihre Augen blieben trocken.
Ihre Nerven lagen blank, sie fühlte sich vollkommen entkräftet, Fieber schüttelte sie. Immer wieder drängten sich grausame Bilder in ihr Gedächtnis zurück. Es waren nicht die Gedanken um ihre eigene Pein und die Schmerzen, die sie hatte erdulden müssen, die sie so gefangen nahmen. Es waren die Bilder von ihm, die, jedes Mal, wenn sie wach war, in ihren Geist zurückflossen. Dann sah sie ihn vor sich, in seinem Blut, vom Kampf gezeichnet und zerschlagen. Und jedes Mal wieder sah sie ihre eigene Hand, die den Stoß führte, und mit dem sie ihm ganz sicher das Leben genommen hatte.
Sie stöhnte im Fieberwahn auf und stieß die Hände von sich, die ihr die heiße Stirn kühlten. Sie sollten sie in Ruhe lassen, sie wollte alleine sein, niemanden sehen, nie mehr. Wenn sie doch nur gehen wollten! Und immer wieder empfand sie es als Gnade, wenn sie dann in die Bewusstlosigkeit zurückfiel, die ihr die dunklen Bilder nahm und die sie endlich ruhen ließ.
Doch jetzt war sie wach, das Fieber endlich verschwunden und ihr Körper hatte beinahe wieder seine volle Kraft zurückerlangt. Sie war noch immer schwach, aber nicht mehr hilflos.
Stumm starrte sie an die Decke. Die Dunkelheit tat wohl, sie hüllte sie sanft ein und schenkte ihr eine Winzigkeit des Trostes. Dennoch gab es nichts, das ihr die schmerzvollen Gedanken nehmen konnte, nicht die Freude über die Freiheit der Welt, nicht die gelegentliche Anwesenheit der Freunde, ja nicht einmal die eigene jugendliche Kraft, die in sie zurückströmte.
Hermine seufzte kläglich auf, rollte sich herum und vergrub das Gesicht in die Kissen.
?Nicht weinen', hörte sie ihn sagen und sah im Geiste seine dunklen Augen.
Immer wieder hörte sie seine Stimme. ?Wir sind frei!'
Er war frei!
So wunderbar die Tatsache an sich, so grauenvoll war der Gedanke, womit diese Freiheit erkauft worden war. Warum nur hatte sie seinen Wunsch erfüllt?
Vollkommen unvermittelt überfiel sie der Kummer und ein leises verzweifeltes Schluchzen entrang sich ihrer Brust. Sie strich sich über die Wange, so als könnte sie die sanfte Berührung seiner Hand wieder spüren.
So viele Freunde um sie her, und doch war sie allein, ganz allein. Die Welt galt mit einem Mal nichts mehr. Nichts würde sie trösten können… Obwohl sie stark sein wollte, konnte sie sich nicht mehr halten. Ein Weinkrampf schüttelte sie, und Hermine weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte.
Dann auf einmal lag sie ganz still und lauschte in die Dunkelheit. Jemand hatte die Tür geöffnet und ihr Krankenzimmer betreten. Hermine wandte den Kopf und schlug endlich die Augen auf.
Sie sah in ein Paar aufmerksame Augen. Minerva McGonagall nahm ganz langsam, beinahe vorsichtig, die wenigen Schritte bis an Hermines Bett und ließ sich neben ihr nieder.
Hermine wischte sich die Tränen vom Gesicht und setzte sich auf.
Ein Moment schmerzlicher Stille, dem beide sich zu entziehen nicht in der Lage waren.
„Wie geht es Ihnen?“, fragte Minerva unendlich sanft.
Hermine nickte nur.
„Es geht mir gut“, schob sie gequält hinterher.
Es tat Minerva im Herzen weh, dass Hermine so litt. Sie legte ihr die Hand auf den Arm und sagte leise: „Es tut mir so leid, Hermine… alles, was Sie je haben erdulden müssen. Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen.“
Hermine sah auf ihre Hände, die still auf ihrer Bettdecke langen.
„Es ist nicht mehr wichtig“, sagte sie leise.
Minerva schüttelte betroffen den Kopf. Wie kam diese junge Frau nur auf den Gedanken, dass es nicht wichtig sein könnte, was mit ihr geschah, welche Qualen sie auszustehen hatte oder welche Zweifel und Ängste sie noch immer plagten?
Minerva wusste genau, was in Hermine vorging. Schon oft hatten sie selbst ähnliche Gedanken gepeinigt und Zweifel die Welt um sie her verschwimmen lassen. Oft genug war ihr Blick getrübt worden und oft genug hätte sie sich für immer vor der Welt verstecken mögen. Doch dieses Verstecken machte es nur noch schlimmer, zeigte keinen Ausweg und führte dazu, immer weiter zu versinken.
Minerva hatte längst gelernt, sich nicht aufzugeben, sich seinen Ängsten zu stellen, alle Zweifel auszuräumen und in die Welt zurückzugehen. Alle Erfahrung wollte sie aufwenden, um Hermine beizustehen, ihren Weg wieder zu finden.
„Es ist wichtig, Hermine!“ Minervas Stimme war leise und eindringlich. „Ich habe dich einst gebeten, uns zu helfen und du hast es ohne Zögern getan…“ Sie hielt für einen Moment inne, schob die Hand unter Hermines Kinn und zwang sie sanft, zu ihr aufzusehen. „Bitte, Hermine“, setzte sie nachdrücklich hinzu, „lass mich dir jetzt helfen.“
Ein Moment der atemlosen Stille, des Verständnisses und des Trostes, nur dadurch, dass jemand da war, der verstand. Und endlich löste sich Hermines Schmerz, sie fiel Minerva schluchzend in die Arme und erzählte stockend und immer wieder vom Weinen unterbrochen von den dunklen Stunden und Tagen ihrer Gefangenschaft, von ihrer Angst und dem Grauen, das sie erlebt und gesehen hatte.
Minerva sprach nichts, sie hörte nur stumm zu und hielt Hermine ganz fest. Sie erkannte erst jetzt, wie viel sie ihr zugemutet hatten, erkannte, wie tief die Bindung zu Severus gewesen war und wie sehr sie einander gebraucht hatten, um diesem Martyrium standhalten zu können.
Minerva zog die Brauen zusammen. Was sollte sie Hermine nur zum Troste sagen? Sie wusste, es gab nur eines, was Hermine hätte trösten können. Mit diesem Gedanken huschte ein zuversichtliches Lächeln über Minervas Züge. Und als sich Hermine von ihr löste, sah Minerva ihr wach in die traurigen Augen. Sie sagte leise: „Sie haben ihn rehabilitiert!“
Hermine senkte schmerzlich die Lider und warf den Kopf zurück.
„Hermine, sie haben ihn freigesprochen! Er ist...“
„Und was nützt das jetzt noch?“ unterbrach Hermine sie trotzig und atmete tief ein. Sie öffnete die Augen und sah auf. Sie schüttelte leise den Kopf und flüsterte: „Nichts...“
Minerva lächelte sie gütig an.
„Er ist nicht gestorben“, sagte sie leise.
Hermine lachte böse auf und senkte den Kopf.
„Natürlich nicht“, sagte sie hart, „ich weiß schon, er lebt in unserem Geist weiter.“
Minerva schloss für einen Moment die Augen.
„Ja“, sagte sie beinahe verzweifelt. Wie sollte sie es nur ausdrücken, dass Hermine endlich verstand? Einfach gerade heraus erschien ihr als der richtige Weg. „Er lebt, Hermine. Er ist nicht tot.“
Nur ganz langsam schoben sich diese Worte in Hermines aufgewühltes Bewusstsein. Sie sah ungläubig auf und schüttelte den Kopf.
„Nein“, flüsterte sie zweifelnd, „das kann nicht sein. Es ist nicht wahr!“
Minerva sah ihr in die Augen und nickte leise.
„Es ist wahr.“
„Aber wie... ich habe...“, Hermine schluckte schwer, „ich habe ihn...“ Sie schüttelte den Kopf. „Wo... wo ist er? Geht es ihm gut? Ist er hier?“ Sie warf hektisch die Decken zurück.
Minerva aber drückte Hermine wieder sanft in die Kissen zurück.
„Nein“, sagte sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. „Er ist nicht hier.“
„Wo haben sie ihn hingebracht?“, hauchte Hermine. Ihr Herz schlug wild. „Darf ich zu ihm?“ Sie krallte ihre Finger in Minerva Arm, der sie immer noch festhielt.
Minerva atmete auf, als das Leuchten in Hermines Augen zurückkehrte.
„Ich kann dir nicht sagen, wo sie ihn hingebracht haben“, sagte Minerva leise.
Hermine zog die Brauen zusammen.
„Sie wollen es nicht!“, rief sie und dunkle Angst fraß sich in ihr Herz. „Er ist wieder in Askaban!“, setzte sie kaum vernehmlich hinzu.
Jetzt musste Minerva lächeln.
„Natürlich nicht“, beschwichtigte sie, „ich sagte dir doch, dass er rehabilitiert wurde. Er ist an einem sicheren Ort. Aber wo genau, kann ich dir nicht sagen.“
Hermines Widerstand ließ nach. Alle Spannung fiel von ihr ab und sie sank kraftlos in die Kissen zurück. Sie war unendlich müde.
„Wird er in die Schule zurückkehren?“, fragte sie tonlos und kannte im Grunde schon die Antwort.
Minerva ließ die Hände in den Schoß sinken. Sie sah Hermine in die Augen.
„Ich will ehrlich mit dir sein“, sagte sie leise. „Nein, ich denke nicht, dass er wieder hierher zurückkommen wird.“
Hermine senkte die Lider und nickte leise. Auch wenn in diesem Augenblick soviel auf Hermine einstürmte, was sie die Welt wieder heller sehen ließ, gab es dennoch nichts, was sie mehr erleichterte als die Nachricht, dass Severus nicht gestorben war. Alle Ängste fielen für diesen Moment von ihr ab und sie gab bereitwillig der Erschöpfung nach, die erneut nach ihr griff. Zum ersten Mal nach so vielen Wochen hatte Hermine keine Angst vor der Nacht und ihren Träumen. Sie schloss erschöpft die Augen und zog die Decke bis ans Kinn. Der Schlaf kam wie ein guter Freund und nahm sie sanft in seine Arme.
Minerva McGonagall lächelte mild. Sollte sie sich ausruhen und neue Kraft schöpfen. Sie beugte sich vor und strich Hermine sachte über die Wange.
Einen Auganblick noch sah sie in das junge Gesicht, über das sich jetzt unendliche Ruhe gebreitet hatte, dann erhob sie sich und wandte sich zum Gehen.
Sie würde ein waches Auge auf sie haben.
~~~
Die wenigen Tage bis zu den Winterferien flogen an Hermine vorbei, so dass sie sich ihrer im Nachhinein kaum noch erinnern konnte. Sie hielt sich von den anderen fern so gut sie konnte. Sie mochte nicht reden, nicht an der Freude der anderen teilhaben. Sie erging sich in Grübeleien, wollte zur Besinnung kommen, die schweren Gedanken ordnen.
Die Freunde ließen sie in Frieden. Im Stillen war sie ihnen dankbar dafür.
Nach dem Unterricht ging sie Lehrern und Schulkameraden aus dem Weg und vergrub sich in der Bibliothek, suchte Ablenkung im Lernen. Suchte Ruhe und Einsamkeit bei langen Spaziergängen über die tief verschneiten Ländereien von Hogwarts.
Doch es half nichts, immer wieder kehrten ihre Gedanken zurück, hielten sie fest gefangen und warfen immer mehr Fragen auf.
Zu Anfangs war es leicht gewesen, mit dem Gedanken an Severus' Überleben, selbst wieder in die Gemeinschaft zurückzufinden. Doch nach und nach machten sich Zweifel in ihr breit.
Auch wenn ihr Minerva McGonagall gesagt hatte, dass er nicht wieder nach Hogwarts kommen würde, schlich sich Hoffnung in ihr Herz, die ihr einredete, dass Minerva Unrecht hatte. Und jeden Tag wartete Hermine und mit jedem dieser Tag, der zur Neige ging, schwand ein kleines Stück dieser Hoffnung und nahm ihr den wiedergewonnenen Mut.
Es schmerzte so. War denn alles, was sie erlebt hatten, so unwichtig, dass er sie nicht mehr sehen wollte?
War es vielleicht doch nur Mitleid gewesen, das ihn geleitet hatte?
Hermine horchte immer wieder in sich hinein…
Was war es bei ihr? War es tatsächlich Liebe, was sie glaubte, empfunden zu haben? Oder war es nur Dankbarkeit dafür, dass er sie mehr als einmal gerettet hatte, dass er sie getröstet hatte, dass er einfach da war, wenn sie ihn brauchte?
Hermine starrte vor sich hin. Mit einem Mal fröstelte sie. Sie zog den Umhang fester um sich und ging weiter.
Nein, es war niemals Dankbarkeit! Vom allerersten Augenblick an wusste sie, dass weder Mitleid noch Dankbarkeit ihr Verhältnis zu Severus Snape geprägt hatten.
Sie schloss die Augen und kämpfte die Tränen nieder, die heiß in ihre Augen stiegen. Trotzig wischte sie die Augen. Sie wollte nicht mehr darüber nachdenken und wusste doch, wenn die Nacht kam, sie den Schlaf und die Ruhe suchte, würden sie wiederkommen, die quälenden Gedanken.
Hermine floh aus der Kälte, rannte so schnell sie konnte, zurück in das Schloss. Sie brauchte jetzt Gesellschaft, das Lachen der anderen, ihre albernen Scherze…
Endlich stand sie im Gemeinschaftsraum. Etwas außer Atem legte sie Umhang, Schal und Handschuhe ab und machte es sich in einem der großen Sessel gemütlich. Sie streckte Hände und Füße dem Feuer entgegen und genoss die wohlige Wärme, die sich in ihr ausbreitete.
Müde ließ sie sich zurücksinken und sah den Flammen zu, wie sie munter empor tanzten, hörte wie von Fern das Scherzen und Lachen der anderen und ganz leise und unbewusst formte sich in ihrem Kopf ein Gedanke, der sie nicht mehr in Ruhe lassen sollte…
~~~
Die große Halle war festlich geschmückt. Die Schüler hatten ihre Festumhänge angelegt. Die Lehrer und unzählige Gäste trugen prächtige Roben. In Erwartung eines rauschenden Festes herrschte ausgelassene und fröhliche Stimmung.
Professor McGonagall schritt stolz durch die Reihen der Anwesenden und nahm an der glanzvollen Tafel Platz.
Erwartungsvoll und mit leuchtenden Augen sahen alle der Schulleiterin entgegen. Es wurde ganz still.
„Am heutigen Abend begehen wir ein ganz besonderes Fest“, begann Minerva McGonagall mit freudig bewegter Stimme. „Die Macht von Voldemort ist endgültig gebrochen. Unsere Welt ist gerettet!
Die Anwesenden jubelten und Minerva fuhr fort: „Die Welt schaut befreit und erlöst in ihre Zukunft. Durch Mut, Liebe und Entschlossenheit hat die Zaubererwelt ihre Freiheit wiedererlangt. Kein Mensch, ob Zauberer oder Nichtmagier, muss mehr um sein Leben fürchten. Dafür schulden wir so vielen unseren Dank.“
Aufbrausender Applaus antworte ihr.
„Lasst uns feiern“, sagte sie bewegt, als das Klatschen verebbte. Ihr Blick streifte Hermine, die zu ihr hinaufsah. Minerva schenkte ihr ein gütiges Lächeln, bevor sie weitersprach. „Lasst uns das Fest würdig begehen und für den Moment derer gedenken, die im Kampf für unser aller Freiheit ihr Leben gegeben haben!“
Es wurde still. Mit würdigem Schweigen gedachten sie der Toten, riefen sich die letzten Stunden im Kampf wieder vor Augen, durchlebten so manches schmerzliche Gefühl noch einmal. Und dennoch war es anders als noch vor Tagen, jetzt standen allen die Erleichterung und die übergroße Freude ins Gesicht geschrieben. Sie lebten wieder auf, sie konnten in eine lichte Zukunft schauen, ohne Angst.
Schließlich löste sich die Spannung unter den Anwesenden und Freude breitete sich aus. Harry, Ron, Ginny und Hermine, ja sogar Draco, waren die Helden des Tages. Ein jeder schien sie beglückwünschen zu wollen. Sie wurden umringt von Freunden und Fremden. Sie schüttelten ihnen die Hände, klopften ihnen anerkennend auf die Schulter, stellten unzählige Fragen, waren begierig zu erfahren, wie Voldemort letztendlich besiegt worden war.
Hermine nahm dies alles hin, ohne dass es sie wirklich berührte. Sie beantwortete die Fragen mechanisch, sie nickte und lächelte zurück.
Schließlich wurde es ihr unerträglich. In ihrem Kopf schwirrte es. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie rang nach Atem. Sie brauchte frische Luft.
Sie entschuldigte sich höflich und flüchtete durch den Raum. Endlich hatte sie sich durch die Menschen gekämpft und stand schwer atmend in der Eingangshalle. Sie presste die Hände auf die Schläfen und schloss die Augen.
Ruhe finden, Stille leben, zur Besinnung kommen.
Sie öffnete das Große Tor und trat in die kalte klare Winterluft. Nur einen kurzen Moment hielt sie inne, dann rannte sie los, in die tief verschneite Nacht hinaus.
Immer weiterlaufen, nicht nachdenken müssen!
Sie lief bis hinunter zum See. Ihr Atem ging stoßweise, ihre Pulse flogen. Auf dem Anlegesteg blieb sie endlich stehen.
Langsam kam sie zur Ruhe. Ihr Atem beruhigte sich.
Sie lauschte in die Stille hinein.
Nur sehr leise wehte Musik zu ihr herüber.
Sie sah sich um.
Das Schloss thronte in seiner Festbeleuchtung majestätisch auf dem Felsen über dem zugefrorenen See, dessen Eis im silbernen Licht der Mondsichel funkelte. Der Himmel spannte sich weit darüber und hüllte es sanft in sein samtenes, mit Sternen übersätes, Gewand. Tief verschneit lag die Welt vor ihr, kalt und schön, in ihrem strahlend weißen Kleid. Die Bäume bogen sich schwer unter ihrer weißen Last. Ein feiner eisiger Lufthauch wehte immer wieder pulvrigen Schnee von ihren Ästen. Sanft und leicht fiel er zu Boden.
Ihr Atem gefror in der frostklirrenden Luft. Es war bitterkalt. Sie schlang die Arme um den Leib, zog den Umhang fester um sich. Doch sie wollte nicht zurückgehen in die Wärme. Ihre Seele verlangte nach Ruhe und Frieden.
Ihr Herz schlug laut.
Ihr Blut rauschte.
Einsamkeit, Trostlosigkeit und Kümmernis erfasst sie mit einem Mal.
Sie schloss die Augen und atmete tief die kalte Luft.
„Frei“, flüsterte sie der schlafenden Welt entgegen und hob den Kopf. Sie stand regungslos und dachte lange nach.
Was kümmerte sie die Freude der anderen? Nichts erschien ihr mehr reizvoll, sie sah nicht den Glanz und die Freude in dem Leben, das vor ihr lag. Es war nicht ihres. Sie wollte es nicht, nicht so.
Tränen stiegen in ihre Augen. Warum war er nicht gekommen?
Hatte er sie einfach so vergessen? War alles, was sie miteinander durchgestanden hatten nichts mehr wert?
Sie konnte nicht mehr. Die Ereignisse der letzten Wochen waren einfach zuviel für sie. Es gab nichts mehr, was sie trösten konnte. Kein Halt...
Sollte er seine Freiheit haben!
Wofür wollte sie denn noch leben?
Sie schluchzte laut auf und weinte. Die Welt versank...
„Warum weinst du“, sagte eine tiefe klangvolle Stimme vorwurfsvoll in die Stille hinein. „Hast du nicht allen Grund zum Jubeln, Hermine Granger?“
Hermine riss die Augen auf und fuhr herum.
Da stand er, dunkel und groß, das Haupt stolz erhoben.
Langsam ging er auf sie zu bis er ganz nah vor ihr stand.
Sie sah auf in sein Gesicht und schüttelte ungläubig den Kopf.
Ihr Herz hielt für einen Moment im Schlagen inne. Ungläubig starrte sie ihn an. Sie drückte sich die Hände auf die Augen und schüttelte den Kopf.
Es konnte nicht sein!
„Es ist nicht wirklich…“, ihr versagte die Stimme.
Warme Hände berührten sie und zogen die ihren mit sanfter Gewalt von ihrem Gesicht. Sie zitterte. Ihre Wangen waren tränenüberströmt als sie ihm entgegensah.
Er lächelte und strich ihr die Tränen vom Gesicht.
„Nicht weinen“, flüsterte er sacht.
„Ich kann nicht…“, die Worte erstarben auf ihren Lippen.
Seine Augen sahen sie ernst an. Und endlich zog er sie zu sich und schlang die Arme um sie. Er hielt sie fest an sich gedrückt.
„Wolltest du gerade eine Dummheit begehen?“, fragte er schließlich und schob sie von sich, ohne sie loszulassen.
Sie senkte den Blick.
Severus neigte den Kopf zur Seite und sah sie aufmerksam an. Er zog die Brauen zusammen. Sie musste nichts sagen, er verstand auch so: Sie, die immer so stark war. Sie, die nie an ihm gezweifelt hatte, war selbst so verzweifelt, dass sie keinen anderen Ausweg mehr sah.
Er hätte es nie gewollt. Nicht für sich!
Warum?
Und als hätte sie seine Gedanken gelesen, flüsterte sie ihm zu: „Ich wollte nicht ohne dich sein.“
„Hermine“, setzte er vorwurfsvoll hinzu und zog sie wieder an die Brust, „was hättest du mir angetan. McGonagall brächte mich um, wenn dir etwas passiert!“
Jetzt stahl sich ein leises Lächeln auf Hermines Gesicht.
Keine Ungewissheit, keine Vorwürfe, kein Selbstmitleid mehr!
Still hielten sie sich in den Armen. Severus fühlte ihr heftiges Zittern. Er breitete seinen Umhang um sie und drückte sie an sich. Er erbebte, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Sie wieder in den Armen halten. Er atmete ihren Duft. Sein Atem ging stoßweise. Er hob die Lider und sah in den sternenübersäten frostklaren Himmel.
Es war seine Welt!
Er war endlich frei.
„Aber ich… habe dich…! Wie konntest du überleben?“; stammelte sie gegen seine Brust und konnte bei dem Gedanken daran nicht verhindern, erneut in Tränen auszubrechen. Fragend sah sie auf. Seine Augen glitzerten im feinen Licht des Mondes.
„Die Essenz, die du mitgebracht hast…“, begann er lächelnd.
„Aber du hast sie Draco und mir gegeben, du hast sie nicht getrunken“, unterbrach sie ihn protestierend.
„Nicht nach euch“, sagte er nur. Hermine begann zu verstehen und atmete auf.
„Auch wenn die Heilung ungleich länger gedauert hätte, aber selbst ohne diesen Trank hättest du mich nicht töten können“, entgegnete er leise und sah auf sie hinab.
„Warum?“ Ihre Stimme war rau.
„Einzig Voldemort galt dieser Stoß“, fuhr er fort. „Er konnte nie verstehen, dass sich jemand freiwillig für einen anderen Menschen opfern, ja sich ganz aufgeben würde, weder bei Dumbledore, noch bei Potter, noch…“, er zögerte, „…noch bei mir. Und seinem Verständnis entzog sich auch, dass es jemand wagen könnte, einen geliebten Menschen für die Freiheit herzugeben, ein übermenschliches Opfer...“ Er strich Hermine eine wilde Locke aus der Stirn. „Alles was Voldemort verstand war, die Menschen durch Furcht und Gewalt an sich zu binden, sie bis zur Selbstaufgabe, bis zum Tode zu peinigen. Er nannte es Ehrerbietung und Achtung. In Wahrheit war es nur die Angst um das eigene Leben, dass sie ihm folgten… in seinem Namen.“
Er hielt kurz inne und sah ihr in die Augen.
„Was mich vor dem Tode bewahrt hat, konnte er nicht verstehen. Eine mächtige Kraft hat mich gerettet… meine Seele, mein Leben!“
„Was…?“, flüsterte sie mit banger Stimme und meinte, sie müsse zerspringen.
„Dein Herz“, sagte er sehr leise, „dein Vertrauen, dein Mut!“
Seine Augen funkelten wie zwei schwarze Diamanten. Er löste sich von ihr. Dann schob er den linken Ärmel zurück. Hermine starrte ungläubig auf seinen Arm.
Das Dunkle Mal war verschwunden!
Sie strich vorsichtig über die Haut. Nicht einmal eine Narbe war zurückgeblieben. Sie sah auf und schenkte ihm ein warmes Lächeln. Ihre Augen erstrahlten in herrlichem Glanz.
Sein Herz wurde weit. Er zog sie an sich. Und nun wurde es ihm endlich zur Gewissheit, er liebte sie mehr als sein Leben. Alles war sie ihm, ohne sie würde sein Leben bedeutungslos.
?Sag es ihr!', rief es in seinem Kopf.
Ein langer atemloser Kuss.
„Was hat Voldemort endgültig besiegt?“, fragte sie leise in seinen Mund.
„Liebe“, antwortete Severus ohne Zögern und sah sie an. Dann setzte er flüsternd hinzu: „Diese Art Magie hat er nie verstanden.“
Hermine lächelte, strahlend schön. Dann löste sie sich von ihm und strich sich die letzten Tränen aus den Augen.
„Darf ich dich etwas fragen?“, begann sie flüsternd.
Severus zog misstrauisch die Brauen zusammen.
„Natürlich“, sagte er leise.
„Und du wirst mir ehrlich antworten?“ Sie nahm zufrieden wahr, dass sich ein neugieriger und doch auch unsicherer Ausdruck in seine Züge schlich.
„Ja“, sagte er gedehnt.
„Warum...“, begann sie schließlich, „warum hat mich McGonagall damals zu dir gesperrt?“
Jetzt sah sie ihm forschend in die Augen.
Severus erwiderte lange und ernst ihren Blick. Dann verzogen sich seine Mundwinkel zu einem feinen und beinahe jungenhaften Lächeln.
Er beugte sich zu ihr hinunter und raunte: „Weil ich es wollte.“
„Weil du es wolltest?“ Hermines Augen wurden weit.
Er nickte und wurde ernst. Er zwang sich nur mühsam zur Ruhe.
„Ich habe nie an dir gezweifelt, Hermine“, sagte er.
Sie senkte den Kopf.
Er schob ihr die Hand unter das Kinn und zwang sie sanft, zu ihm aufzusehen.
„Sag mir, ob ich mir auch jetzt noch sicher sein darf.“ Ein feines Beben schwang in seinen Worten mit.
Hermine schüttelte den Kopf. Wie konnte er nur zweifeln, nach alledem... Ein ungläubiger Ausdruck drängte sich in ihre Augen. Sie spürte seine Unsicherheit überdeutlich.
„Wie kannst du mich nur so etwas fragen?“ Leise Empörung sprach aus ihrer Stimme.
Severus schwieg. Ein leiser Schauer floss über seinen Rücken. Mühevoll zwang er seinen Atem, ruhig zu bleiben.
Soviel Gewissheit! Warum schwankte er noch?
Die Tage auf seinem Krankenlager waren so langsam vergangen. Immer wieder hatte er sich vor Augen geführt, wie es sein würde... Immer wieder hatten ihn Zweifel geplagt, ob das, was sie empfunden hatte, was sie ihm zugeflüstert hatte, bevor sie den Dolch in seine Brust stieß, nicht doch nur der Anteilnahme und Dankbarkeit entsprungen war, ob es wirklich und wahrhaftig war und ihm allein gehören sollte.
Ein Blick in ihre Augen beantwortete alle seine Fragen, nahm ihm endgültig den letzten Rest der Zweifel.
Ein Kuss verschloss ihre Lippen.
„Verzeih“, flüsterte er in ihren Mund, als er sich von ihr löste. Er zog sie in seine Arme und vergrub das Gesicht in ihrem Haar. „Meine wütende, halsstarrige, kratzbürstige...“
Sie sah ihn an und zog die Brauen hoch.
„Kratzbürstig...?“ fragte sie aufbegehrend.
Er erstickte ihren Protest mit einem innigen Kuss, dem sich Hermine nur zu gerne hingab.
„...meine tapfere, wunderbare Hermine“, sagte er und sah sie an. „Ich liebe dich.“
Es war gesagt, so unumstößlich und beinahe unfassbar. Und doch, es war real, so wirklich, so traumhaft. Es war nicht schwer gewesen und er schenkte sich damit alles, was er sich je erträumte. Er sah es in ihren Augen.
Sie schmiegten sich aneinander. Sie lauschten ihrem Herzschlag und wussten: Es gab nichts mehr, was zwischen ihnen lag. Sie gehörten sich ganz.
Nie mehr loslassen.
Stummes Verstehen.
Sie würden nie vergessen.
Die Welt gehörte ihnen…

Kein Zweifeln mehr, kein Misstrauen.
Still in die Augen sehen und wissen…
Alles hat sich geändert.
Ereignisse tief in die Seele gebrannt
…als ewige Erinnerungen.

Endlich gefunden, was ich je ersehnt.
Nimm meine Hand - ohne Zögern.
Lass mich dich leiten,
ohne Angst aus der Vergangenheit, aus der Gegenwart,
gemeinsam in die Zukunft...



- ENDE -

---------------------

Sie ist zu Ende, die Geschichte, so richtig richtig; lange genug hat es ja gedauert. ;o)

Einen lieben Dank allen, die mich mit ihren Worten weiter getragen haben und ebenso all jenen, die still, und hoffentlich nicht weniger begeistert, mitgelesen haben.

Es hat mir großen Spaß gemacht, diese Geschichte zu schreiben und hoffentlich Euch, sie zu lesen.

Also dann, bis zum nächsten Abenteuer, vielleicht...

Liebe Grüße
artis


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