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Fanfiction

Der Weg ins Licht - 9. Das Tor

von artis.magica

Das Tor

Höre sie, die Wölfe
Sie warten… auf uns...
Es gibt kein Verstecken mehr,
Kein Geheimnis... endlich wissen.
Alles…!
Hab keine Angst mehr
Fern Geglaubtes wird nah…
Öffne den Geist, gib die Pforte frei…!


Sie schwiegen lange, standen sich in fast ehrfürchtiger Ruhe reglos gegenüber. Dunkelheit um sie her. Die Nacht erdrückte sie fast. Kein Wort konnte ausdrücken, was sie jetzt fühlten. Sie wagten nicht, über die Ängste und Zweifel zu sprechen, die sie bewegten und vor denen sie sich gleichermaßen fürchteten. Da war nur noch das Unbekannte, das nicht vorauszusehen war, das dunkel blieb und Furcht einflößend. Sie wussten nur eines sicher: Wenn nur ein Funken von dem was sie planten bekannt wurde, waren sie rettungslos verloren.
Hermine erschauerte bei dem Gedanken daran, aber wie Severus es gesagt hatte, sie selbst wollte es so, sie hatte sich bewusst dafür entschieden. Doch so schmerzlich die letzten Tage gewesen waren, so demütigend, dass sie lieber gestorben wäre, so sehr sprang der Hass auf den Despoten sie an, und mit einer solchen Macht, die sie nie hervorzubringen geglaubt hatte, wünschte sie nichts sehnlicher, als dass er endlich besiegt würde. Es machte ihr Angst, aber wenn sie ehrlich war, würde sie sogar dafür sterben. Hermine war im tiefsten Inneren erstaunt, dass sie bereit war, diesen Weg für sich zu gehen, ohne Kompromisse und zutiefst entschlossen.
Was ihr die Kraft dazu gab war, dass auch Severus seinen Weg schon so lange gewählt hatte, dass er mit dieser Angst, die sie jetzt quälte, schon seit vielen Jahren leben musste. Wie schwer es wirklich für ihn war, konnte sie nicht einmal erahnen.
„Was ist mit dir?“, flüsterte Hermine endlich und sah ihm für einen Moment still ins Gesicht. Sie hatte so unendliche Angst um ihn und wollte doch nicht, dass er gerade dieses Gefühl in ihren Augen sah. Sie wusste, dass sie ihn damit nur belasten würde, sie war schon jetzt mehr Last als wirkliche Hilfe.
Severus antwortete nicht. Er strich dem Raben sanft über das Gefieder. Sein Blick wich nicht von ihm. Er getraute sich nicht, Hermine anzusehen. Zu groß war die Furcht, dass ihr der Ausdruck seiner Augen das verraten könnte, was er gerade fühlte. Es waren die Unsicherheit, die Zweifel, die sich in seine Seele gefressen hatten, in dem Moment, als er sie am Boden hatte liegen sehen, Lucius Malfoy über sie gebeugt…
Severus hatte sich seither immer wieder gefragt, ob es all das wert war, den Schmerz, die Angst, die Qual auf sich zu nehmen, sie nie mehr ablegen zu können, solange, bis Voldemort vernichtet war oder um daran zugrunde zu gehen.
Es gab einfach nichts, was er Hermine zum Troste sagen könnte und das ihr die Furcht vor dem, was ihnen bevorstand, hätte nehmen können. Obwohl er schon so oft in diesen Abgrund gesehen hatte, ihm mitunter nur knapp entronnen war, fürchtete er sich immer noch davor, und dennoch hielt er beharrlich an ihr fest, würde er diese Furcht nie ablegen wollen, denn er wusste, gerade sie hielt ihn am Leben.
Severus sah auf und trotzdem er wusste, dass er Hermine mit seinen Worten mehr als ängstigen würde, sagte er dunkel: „Ich bin nicht wichtig“, und noch bevor sie etwas sagen konnte, setzte er hinzu: „Genauso wenig wie du, Hermine. Wir sind nur die Mittler, die freiwilligen Opfer. Ich hoffe, du bist dir dessen bewusst.“
Hermine starrte still vor sich hin. Er hatte Recht. Sie wusste es seit dem Augenblick, in welchem sie sich entschieden hatte, mitzugehen. Und obwohl Severus nicht drängte, wusste sie auch, dass jede Minute, die verstrich, für immer verlorene Zeit war.
Dennoch wollte sie nicht einfach so aufgeben, sie wollte sich wehren, solange es nur ging.
„Weshalb müssen wir es tun?“, fragte sie. „Voldemort wird sicher dafür sorgen, dass er gefunden wird.“
Severus lachte auf und sah ihr amüsiert in die Augen. Sein Blick bohrte sich tief in den ihren.
„Ich habe dir immer mehr Verstand zugetraut.“
Hermine zog ärgerlich die Brauen zusammen.
„Ja, ich muss ihn scheinbar verloren haben“, entgegnete sie katzig und funkelte ihn wütend an.
Severus wischte das Lachen aus seinem Gesicht. Er wollte sie nicht kränken, doch die Situation, in der sie sich befanden, und die Gefahr, die sich darin barg, ließ ihn zynisch werden, wie immer, wenn er unsicher wurde und es zu überspielen suchte.
„Überlege, würdest du Potter hierher leiten?“, fragte er sanfter.
Hermine öffnete den Mund, aber nur um gleich darauf, voller Grimm auf sich selbst, die Lippen wieder aufeinander zu pressen.
Severus nickte leicht. Sie hatte verstanden.
„Je eher die anderen wissen, wo wir uns befinden, um so leichter wird es sein, in die Festung zu dringen, um so schwieriger für Voldemort, sich dagegen zu wehren“, setzte er hinzu. „Je weniger er damit rechnet, umso größer wird seine Überraschung sein.“
Hermine schwieg. Sie senkte die Lider und nickte leise. Die Hoffnung, die anderen bald wieder zu sehen, sie an ihrer Seite zu wissen, gab ihr ein wenig ihres früheren Selbstvertrauens wieder.
„Du weißt, wo wir sind?“, fragte sie dann und hob den Kopf.
„Ja, ich weiß es. Dir ist aber sicher auch bekannt, dass ich den Namen von Voldemorts Zuflucht weder aussprechen noch aufschreiben kann. Ich kann dir nicht einmal sagen, ob das was du erkennen wirst, auch richtig ist“, er wandte ihr den Blick zu. „Corax wird es wissen. Er wird dir zeigen wo wir sind.“
„Wie?“, flüsterte sie zweifelnd und sah zu dem schwarzen Vogel, der sich der Hand seines Herrn entgegenreckte.
Severus ging durch den Raum und blieb am Fenster stehen. Er setzte den Raben auf den Sims und sah in die mondlose Nacht hinaus.
Der Moment des Schweigens war beinahe unerträglich. Es lag so viel Unausgesprochenes zwischen ihnen, und doch soviel schweigendes Einverständnis. Zum ersten Mal nach den vielen Stunden des Schmerzes, des Hasses und der Verzweiflung, brannte Hermine darauf, ihm behilflich zu sein. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und doch bedrängte sie ihn nicht. Sie stand einfach nur still im Raum und wartete.
Severus fühlte ihre Ungeduld. Einerseits deutete er es als gutes Zeichen, andererseits war er sich nicht sicher, ob ihr aus der Angst geborener Tatendrang nicht gefährlicher war als das, was garantiert folgen würden, wenn sein Plan schiefging. Doch so sehr er auch darüber nachdachte, es gab keine Alternative, sie hatten keine andere Wahl.
Einen Augenblick lang zögerte er noch. Schließlich wandte Severus sich wieder um. Seine Augen sahen ihr ernst entgegen und Hermine meinte, einen Funken Ungewissheit und Besorgnis darin zu entdecken. Doch vielleicht irrte sie sich ja...
„Sag es mir“, flüsterte sie.
Severus schritt durch den Raum und blieb vor ihr stehen. Seine Augen waren so dunkel, so unergründlich, dass Hermine beinahe zweifelte, dass er es ihr erzählen würde.
Doch er suchte ihren Blick, sah ihr lange in die Augen, bevor er sagte: „Er wird das Gefäß für dein Bewusstsein, deinen Geist sein, er wird dich sehen lassen und verstehen.“ Ein Moment des Schweigens folgte. „Wirst du es können?“, setzte er schließlich fragend hinzu.
Hermine hatte schon davon gehört, gelesen vielleicht. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, aber sie wusste, es war ein Zauber, der schwieriger nicht hätte sein können. Schon viele waren bei seiner Ausführung verloren gegangen und nie wieder zurückgekehrt.
Hermine begann zu zweifeln und Angst packte sie, doch sie wollte stark sein, Severus zuliebe und nicht zuletzt auch für sich selbst. Sie beruhigte sie sich damit, dass sie einen Zauberer zur Seite hatte, der nach Voldemort und Dumbledore wohl der fähigste war, der ihr helfen würde, unversehrt zurückzukehren. Er würde den Zauber für sie ausführen und über sie wachen.
Es war nicht mehr als ein Flüstern und doch so entschieden und gewollt: „Ja.“
Severus schwieg. Sie wusste nicht, worauf sie sich einließ. Er musste es ihr sagen. Selbst wenn es der einzige Weg war, herauszufinden, wo sie sich befanden, sollte sie doch selbst entscheiden können, ob sie es tun wollte oder nicht, auch wenn der lange wusste, dass sie entschlossen war, den Zauber zu vollziehen.
„Du wirst verführt werden, Hermine“, begann er leise und wandte sich ab. Er ging zum Kamin und blieb nachdenklich davor stehen.
„Wie meinst du das?“, fragte sie erstaunt.
„Du wirst nicht mehr zurückkommen wollen“, sagte er und starrte in die Flammen, die kaum mehr wärmten.
Hermine starrte ihn ungläubig an und schüttelte leise den Kopf.
„Nein“, flüsterte sie, „nie!“
„Sag nicht ‚Nie’. Schon manch einer konnte der Versuchung nicht widerstehen.“
„Welcher Versuchung?“, diese beiden Worte waren nur ein Hauch.
Er wandte sich um und sah ihr in die Augen. Sein Blick war offen und fragend.
„Es ist nur ein Gefühl. Es ist nicht zu erklären“, begann er und setzte leise und eindringlich hinzu: „Es ist gefährlich.“
„Wie kann ich widerstehen?“, ihre Stimme zitterte unmerklich.
„Lass dich leiten, doch gib dich nicht hin. Du wirst sonst nie wieder zurückfinden“, erwiderte er ruhig. Nur der Ausdruck seiner Augen verriet seinen inneren Aufruhr und seine leisen Zweifel.
Sein Blick wurde intensiv. „Es ist das Einzige, was ich dir sagen kann. Helfen kann ich dir nicht!“
Sie löste sich aus ihrer Starre und kam zu ihm. Ihre Augen verloren seinen Blick nicht.
„Ich möchte es versuchen“, sagte sie leise.
Er schüttelte den Kopf.
„Du hast nur diesen einen Versuch. Überlege gut“, seine Worte waren eindringlich.
„Du hast gesagt, wir haben keine Wahl“, begann sie, „Und da niemand sonst dir helfen kann, muss ich es tun.“
Sie versank in seinem Blick.
„Ich möchte es tun“, setzte sie flüsternd hinzu. „Ich will es.“
Severus sah sie an. Er schwieg lange.
Schließlich trat er zu ihr. Er legte ihr die Rechte auf die Brust und flüsterte nur dieses eine Wort: „Mandare“. Ein sanftes Licht umfloss sie, Wärme durchströmte sie, doch nur, um einer Kühle, ja fast eisiger Kälte, Platz zu machen, die sich über sie legte und sie ganz durchdrang. Die eisigen Schauer ließen Hermine zittern. Es tat ihr weh. Nur von fern noch hörte sie seine Stimme, als er leise sagte: „Schließe deine Augen.“
Hermine folgte, die Kälte verschwand mit einem Mal und ohne, dass sie es selbst steuern konnte, gaben ihre Beine nach und sie sackte zusammen. Noch bevor sie zu Boden fiel, fing Severus sie auf. Er trug sie zur Schlafstatt und ließ sie sanft darauf nieder.
~
Als Hermine die Augen wieder öffnete sah sie sich erstaunt um. Sie sah Severus, der sie auf das Bett hob und sich über sie beugte. Sie sah, wie er ihr eine Strähne ihres Haares aus dem Gesicht strich. Hermine erschrak über ihren Anblick, sie war blass, die Wangen eingefallen, dunkle Ringe unter den Augen. Es war gar nicht so, als würde sie schlafen, sie sah eher aus, als wäre sie gestorben. Und doch lebte sie, strich ihr Severus sanft über die Wange und schenkte ihr einen innigen Blick.
Obwohl sie wusste, dass es nicht sein konnte, war es, als könnte sie diese Berührung spüren, die Wärme seiner Hand...
Alles war so merkwürdig. Sie konnte dieses Gefühl nicht einordnen, es war so fremd und doch vertraut. Und mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass sie Gast im Körper des großen schwarzen Vogels war, der die ganze Zeit über still auf dem Fenstersims saß.
Dass sie nicht allein war, beruhigte sie einerseits und doch fühlte sie Furcht aufsteigen, Furcht vor einem Geist, der ihr fremd war, dessen Präsenz sie so stark spürte und der sie beherrschte, der ihr keinen Raum gab, selbst zu bestimmen.
Eine Bewegung im Dunkel des Zimmers lenkte sie ab und ließ für den Moment die Angst in den Hintergrund treten.
Sie sah, wie Severus sich aufrichtete und auf sie zukam. Er sah eine Weile ernst auf sie hinab. Dann aber öffnete er entschlossen das Fenster.
Kalter Wind schlug ihnen entgegen. Die Brandung toste und spie feine Tropfen in die Luft, die sich wie Nebel um das Gemäuer legten und bis hierher zu spüren waren.
Nur ein Wort, das Severus sagte, so leise gesprochen, dass Hermine es kaum verstand. Ein Wort, das alles entschied.
„Flieg!“
Und als Corax die Schwingen breitete und mit sanftem Flügelschlag aus dem Fenster flog, sah Hermine die Welt nicht mehr. Sie fühlte sie sich empor getragen, fühlte die kalte klare Nachtluft, den Wind, der um sie strich.
Alles fiel von ihr ab, sie spürte weder Schmerz noch Angst noch Zweifel. Es war ein Gefühl, das sie noch nie in ihrem Leben empfunden hatte. Es nahm ihr alles, was schwer war und gab ihr alles, was sie sich je ersehnt hatte. Eine Leichtigkeit durchströmte sie, nahm ihre Ängste und all den Schmerz, den sie empfand, nahm ihr für den Augenblick die Erinnerung an das, was ihr Qual und Pein bereitet hatte, machte sie frei.
~
Severus stand am Fenster und sah dem Raben nach, bis die Dunkelheit des Himmels ihn verschlungen hatte. Er wusste in dem Moment, als der Wind unter die Flügel des Vogels fuhr, er hinauf getragen wurde und er die Welt hinter sich ließ, dass ihm Hermine entgleiten würde, wenn er ihr nicht half.
Severus schloss die Augen und konzentrierte seinen Geist, wanderte in Gedanken zu ihr. Sie war weit weg, sperrte jeden Gedanken aus, wehrte sich heftig dagegen, ihn einzulassen. Es kostete ihm unendliche Kraft, sie zu lenken, sie sehen zu lassen, sie vielleicht zurückzuholen.
Die Verbindung durfte nicht abreißen!
Er wandte sich ab und ging zurück zu ihrem Lager. Er griff nach ihrer Hand und umklammerte sie fest, dann sank er kraftlos auf die Knie. Kein Gedanke an die Welt, an die Gefahr, einzig die Sorge um sie hielt ihn gefangen.
Sie zurückholen!
Er zitterte, die Anstrengung raubte ihm die Kraft.
Nicht nachgeben!
~
Weiter!
Diese Stimme, die nicht ihre war, trieb sie fort.
Sie wollte es nicht, nichts hören! Nein, nur schauen, nur sehen, nichts fühlen. Es war keine Leere und doch konnte sie nicht beschreiben, was sie fühlte. Sie wusste nur, es war wunderbar. Nie zuvor empfundene Freiheit, die sie mit sich nahm, der sie für immer nachgeben wollte. Einfach ausbrechen, einfach fliehen, nie wieder zurückgehen in die Dunkelheit, in die Angst und nie wieder Schmerz empfinden müssen.
Einfach nachgeben!
Nein!
Sie kamen unerbittlich, störende Gedanken.
Sie abwerfen! Sie wollte sie nicht denken, doch sie drängten sich ihr auf, unerbittlich, und zogen sie in die Welt zurück. Wenn Hermine hätte weinen können, schreien, sie hätte es getan, hätte ihren Schmerz hinausgeschrieen und wäre nie wieder zurückgekehrt.
Nur ganz langsam kamen ihre Gedanken wieder, drang die Aufgabe, die sie zu erfüllen hatte, in ihr Bewusstsein zurück.
Es war, als öffne sie erst jetzt die Augen.
Eine alte Welt und doch so neu, so anders. Die Landschaft glitt still unter ihr weg. Trotzdem die Nacht mondlos war, warf das tief verschneite Land genug Licht zurück, dass sie sehen konnte: Klippen, auf denen eine riesige Festung thronte, schwarzes Wasser ringsum, das vom Wind aufgewühlt ans Ufer schlug, weißes Land, eine Stadt in der Ferne, deren Lichtern sie näher kamen...
Endlich erkannte sie. Eine Erinnerung aus Kindertagen stieg in ihr auf. Die schwarzen Umrisse der Ruinen wurden klar, gaben ihre wahre Bedeutung preis und zeigten ihr, wo sie sich befanden. Und mit einem Mal erfüllte sie Hoffnung, so sehr, dass es fast schmerzte.
Nur zurück, nichts vergessen, schnell!
Hermine verlor jegliches Zeitgefühl, noch nie empfand sie solche Anspannung, die ihr die Sicht raubte, sie beinahe blind machte.
Zurück!
Sie nahm nicht mehr wahr, wie sie die Nacht hinter sich ließ, sah nicht das dunkle Gemäuer, auf das ihr Bote zusteuerte. Die Sinne schwanden ihr...
Das einzige, das sie noch fühlte, war die unerträgliche Kälte, die sie heftig zittern ließ, als ein einziges Wort gesprochen wurde, und sie endgültig zurückholte: ‚Mensiterio’
Furchtbare Schauer durchfluteten ihren Körper, stachen sie wie Messerstiche. Sie warf sich herum und stöhnte schwer. Sie fühlte warme Hände auf ihrer Haut, Arme, die sie hielten, eine sanfte Stimme, die Worte sprach, die sie nicht verstand.
Nur ganz langsam ließen die Qualen nach.
Als Hermine endlich erwachte, fühlte sie sich erbärmlich. Sie zitterte noch immer, doch nach und nach kam die Wärme wieder und mit ihr das Gefühl.
Sie spürte Severus’ Arme, die sie fest umschlungen hielten und ihr Sicherheit und Kraft gaben. Sie drängte sich näher an ihn, sie fühlte sich unendlich geborgen. Sie schloss erschöpft die Augen.
Es war still um sie her. Nur das Knacken der Holzscheite im Kamin war zu hören.
Die Nacht wich dem Tage, dessen Helligkeit nur schwer durch eine graue Decke aus Nebel und Schnee drang und nicht wirklich Trost versprach.
Sie wussten nicht, wie lange sie so saßen, wie Ertrinkende aneinandergeklammert, die Nähe des anderen tief in ihr Bewusstsein dringen lassend.
Nur ganz langsam gewannen sie die Kraft wieder, die dieser Zauber ihnen geraubt zu haben schien.
„Danke“, flüsterte Hermine nach einer Ewigkeit in das Halbdunkel hinein. Sie war verlegen und beschämt, dass sie so schwach gewesen war. Sie wusste sehr genau, dass Severus sie geleitet hatte, dass er sie zurückgeholt hatte. Sie hätte nie die Kraft dazu gehabt, sie hätte es nicht einmal versucht...
Severus schloss für einen Moment die Augen. Er schwieg lange. Es war nicht schwer, Hermines Gedanken zu erraten.
„Es gibt nichts, dessen du dich schämen müsstest“, sagte er leise.
Sie sah auf.
„Aber ich hätte dich verraten...“, begann sie und brach ab, als Severus leise lächelnd den Kopf schüttelte.
„Du hast gewusst, dass ich es nicht kann“, flüsterte sie gedrückt. „Du hast mir trotzdem vertraut?“
Severus schob sie von sich.
„Ja“, sagte er nur und erhob sich.
Hermine schloss für einen Moment die Augen.
„Bist du jetzt enttäuscht?“, fragte sie und glitt ebenfalls vom Bett. Noch wacklig auf den Beinen, folgte sie ihm. Sie ging zum Tisch und setzte sich auf einen der Stühle.
„Wie könnte ich enttäuscht sein, Hermine“, sagte er und schob ihr Papier und Feder hin. „Es war mehr als ich je von dir erwarten konnte. Es war sogar sehr viel mehr, als ich von jedem anderen, der erfahrener gewesen wäre, hätte erwarten können.“
Hermine senkte das Haupt. Dann griff sie nach der Feder. Sie schrieb nur zwei Worte auf das Pergament und reichte es Severus. Der rollte es zusammen und noch bevor er sich umwand, war Corax schon neben ihm. Severus band dem Vogel das winzige Schriftstück um, dann ging er zum Fenster und öffnete es. Der Rabe schwang mit leichtem Flügelschlag hinaus und verschwand fast sofort im kalten Nebel.
Severus starrte ihm versonnen nach. Die anfängliche Furcht, dass er versagen könnte, dass seine Gedanken für Voldemort leichter zu durchschauen würden, wenn Hermine in seiner Nähe war, drängte er zurück. Er empfand sie nicht mehr als so quälend wie am Anfang, er konnte mit ihr leben, und er konnte ihr widerstehen, jetzt, da er wusste, dass Hilfe unterwegs war.
Der Wind blies ihm eisig entgegen und erst als Hermine neben ihn getreten war, fanden seine Gedanken den Weg zurück.
„Wie lange wird es dauern?“, fragte sie leise und verschränkte erschauernd die Arme.
Severus wandte den Kopf und sah sie lange an.
Da stand sie, mit hoffnungsvollem Blick und verließ sich so vollkommen auf ihn, dass ihm angst wurde. Es schmerzte ihn, brachte ihn fast um den Verstand, wenn er daran dachte, dass er Hermine würde opfern müssen, wenn die Hilfe nicht schnell genug nahte. Er konnte ihr vielleicht noch Malfoy vom Hals halten, aber es gab dann nichts mehr, was er tun konnte, um sie vor Voldemorts Willkür zu schützen, ohne sich selbst und die Sache zu verraten.
Severus sah Hermine stumm an. Sie wusste es. Auch wenn die Angst sehr deutlich aus ihren Augen sprach, war er sich vollkommen sicher, dass er sich auf sie verlassen konnte. Sie würde nicht schwach werden, sie würde eher sterben...
Severus atmete tief ein, dann zog er Hermine zu sich und schloss sie still in die Arme.
Hermine schmiegte sich an ihn.
„Ich habe Angst“, flüsterte sie gegen seine Brust.
Severus drückte sie fest an sich und vergrub das Gesicht in ihrem Haar. Er antwortete nicht. Er musste es auch nicht, denn Hermine hatte selbst erkannt, dass es nichts gab, was ihnen jetzt helfen konnte, außer der Hoffnung darauf, dass sie zeitig genug gefunden würden.
Sie standen nur da, klammerten sich wie Ertrinkende aneinander und gaben sich nur durch die Berührung, das Beisammensein, die gemeinsame Furcht, die Kraft, die sie bestehen lassen würde.
Sie wussten nicht mehr, wie lange sie so standen, als sie ein Geräusch aufhorchen ließ.
Severus sah auf und wandte den Kopf. Er wollte seinen Augen nicht trauen, aber Pettygrew stand mitten im Raum und sah ihm mit einem zutiefst abgründigen Blick entgegen.
Hermine wollten die Knie versagen, als Severus sie losließ und mit einem einzigen kraftvollen Sprung bei Wurmschwanz war, dessen Kehle mit hartem Griff umfasste und ihn unsanft gegen die Wand drückte.
„Was suchst du hier?“, fragte Severus drohend, die Augen zusammengekniffen.
Pettygrews Augen waren für einen Moment schreckgeweitet. Doch er fasste sich schnell. Sein Blick nahm wieder seinen üblichen verschlagenen Ausdruck an. Er ließ ihn von Severus hin zu Hermine gleiten, die, sichtlich um Fassung ringend, die Stuhllehne krampfhaft umfasste, dass die Knöchel ihrer Hände weiß hervortraten.
„Unser Gebieter verlangt nach dir“, presste Pettygrew unter Severus’ eisernem Griff hervor.
Severus sah ihm in die Augen. Einen Moment lang verspürte er das heiße Verlangen, dem Leben dieses elenden Wurms auf der Stelle ein Ende zu bereiten, einfach zuzudrücken... Doch er besann sich.
„Wage es niemals wieder ungefragt diesen Raum zu betreten oder ich reiße dir den Kopf ab, Ratte!“
Mit diesen leise, in völlig beherrschtem Ton, gesprochenen Worten stieß er ihn hart in Richtung Tür. Wurmschwanz wankte, doch er fing sich rechtzeitig, um nicht zu Boden zu gehen. Er wusste genau, dass Snapes Drohung bitterernst gemeint war. Er würde sich fortan vor ihm hüten. Grob wurde er von Severus in den Gang gestoßen. Und ohne lange zu warten ging er schnellen Schrittes voran, stets bemüht, einen angemessenen und ihm sicher erscheinenden Abstand zwischen sich und Severus Snape zu bringen.
Severus sah ihm nachdenklich hinterher. Bisher hatte es noch nie jemand gewagt, ungefragt seine Räume zu betreten. Wurmschwanz wäre niemals allein auf diese Idee gekommen, schon allein aus Furcht, Severus könnte ihn mit Recht auf der Stelle töten.
Severus sah es als Zeichen höchsten Misstrauens von Seiten Voldemorts an, dass ihm jetzt dieses eine kleine Sonderrecht, das er bisher genossen hatte, genommen worden war und egal, wie lange Pettygrew schon da gewesen sein mag, er hatte in jedem Fall genug gesehen, um bescheid zu wissen.
Es war jetzt nur noch eine Frage der Zeit, wann Pettygrew ihn an Voldemort verraten würde.
Und zum ersten Mal seit er in diesen Gemäuern weilte, sprach Severus einen Schutzzauber über diesen Raum, bevor er dem Verräter folgte.

---

Minerva McGonagall stand am Fenster, wie sooft in den letzten Tagen, und sah versonnen in den Himmel über den tief verschneiten Hügel von Hogwarts. Die Hoffnung auf Nachricht, die mit jedem Tag, an dem sie nichts Neues erfuhr, kleiner wurde, ließ sie rastlos werden.
Minerva wandte sich ab und ging unruhig in ihrem Büro umher. Seit sie Hermine bei Voldemort wusste, fand sie keine Ruhe mehr, verbrachte die Tage in ungeduldiger Rastlosigkeit und machte die Nacht zum Tag.
Sie grübelte und machte sich herbe Vorwürfe. Ihre Gedanken kreisten unablässig um Hermine, um die letzte Unterhaltung, die sie mit ihr geführt hatte. Wie gerne hätte sie Hermine Zuversicht geschenkt, mehr als die Worte, die sie ihr gesagt hatte und mehr als die flüchtige Umarmung, auch wenn sie zutiefst ehrlich gewesen war.
Und in dem Wissen, dass Hermine beinahe allein Severus’ wegen in die Höhle des Löwen gegangen war, quälte Minerva ihr Gewissen.
„Ich hätte es niemals zulassen sollen“, sagte sie sich immer und immer wieder. Sie schalt sich unverantwortlich und roh. Wie konnte sie nur auf die Idee kommen, ein solches Opfer zu verlangen. Und es war nicht allein Hermine, wenngleich diese den größten Anteil dieser Bürde zu tragen hatte, es waren auch Severus, der schon so lange mit der Angst, entdeckt zu werden, leben musste, Potter und die Weasley-Kinder, die eine Freundin verlieren würden, wenn es nicht gelang, rechtzeitig zu Hilfe zu eilen.
Minerva McGonagall seufzte auf.
Doch wohin?
Es gab nichts, das ihnen den Weg hätte weisen können. Seit Tagen kein Zeichen, nur unheimliche Stille. Selbst die Angriffe der Todesser hatten aufgehört, es war beinahe so, als würden sie sich sammeln. Es war die furchtbare Ruhe vor dem Sturm, die so sehr an den Nerven zehrte.
Wieder einmal blieb Minerva am Fenster stehen und starrte in die aufziehende Dunkelheit. Nichts!
Sie schloss die Augen und wandte sich traurig ab.
Wieder lag eine Nacht vor ihr, die ihr keine Ruhe schenken konnte. Die Gedanken würde sie auftreiben und sie würde wie immer ihre Hilflosigkeit verfluchen.
Ein lange ersehntes Geräusch ließ sie herumfahren.
Mit drei großen Schritten eilte sie zum Fenster und riss es auf. Sie spürte nicht, wie ihr eisiger Wind entgegenschlug und böig in den Raum fuhr. Ihr Gesicht glühte vor Aufregung, als sie sich suchend umschaute. Ein großer schwarzer Vogel saß auf dem Sims und sah ihr mit funkelnden Augen entgegen.
Minerva zog die Brauen zusammen, wieder nur ein Irrtum. Der Vogel ruhte sich sicher nur aus.
Sie wollte schon resigniert das Fenster wieder schließen, da hörte sie plötzlich Dumbledores leise Stimme in ihrem Rücken: „Es ist Corax.“
„Corax?“ Minerva wandte halb den Kopf, ohne den Raben aus den Augen zu lassen.
„Er ist Severus’ Bote“, sagte Dumbledore beschwörend.
Und jetzt erst sah Minerva McGonagall das winzige Pergament, das der Vogel trug. Sie nahm es ihm vorsichtig ab und trat einen Schritt zurück.
Ihr Herz klopfte bis zum Hals, ihr Atem ging so schnell, als wäre sie meilenweit ohne Unterlass gelaufen, und gefror an der eisigen Luft, die hereinströmte. Mit heftig zitternden Händen löste sie das Band. Sie entrollte das Pergament und las.
Nur zwei Worte waren darauf geschrieben. Zwei Worte, die Minerva das Herz unendlich leichter werden und sie wieder hoffen ließen.
„Slains Castle“, flüsterte sie vor sich hin. Sie drückte das Pergament an die Brust und atmete tief auf. „Aberdeen...“
Minerva lächelte zum ersten Mal seit vielen Tagen. Eine Last fiel von ihr. Sie würde die anderen zusammenrufen. Endlich konnten sie die Aufgabe erfüllen, sie hatten endlich ein Ziel, das es so schnell wie möglich zu erreichen galt, denn da waren zwei Menschen, die nicht länger warten konnten.
„Sie haben es geschafft, Albus“, mit diesen Worten wandte sich Minerva dem Portrait ihres alten Kollegen zu.
Dumbledore lächelte ihr entgegen.
„Ich habe nie daran gezweifelt, Minerva.“

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Fortsetzung folgt…


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