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Fanfiction

Der Weg ins Licht - 8. Erkennen

von artis.magica

8. Erkennen

Die Bluthunde schlafen fest,
Scharren im Traum.
Hörst du, wie die Stille tönt –
Rings um uns her?
Wenn dein Ohr sich daran gewöhnt,
Erschreckt sie dich nicht mehr.
Ist denn Frieden oder Krieg...


Er warf sich herum. Sein Schlaf war unruhig. Immer wieder erwachte er, bis er es schließlich aufgab, Ruhe zu suchen. Er starrte in die Dunkelheit und lauschte Hermines leisen Atemzügen. Es war schon weit nach Mitternacht, als es ihn nicht mehr auf seiner Schlafstatt hielt. Er erhob sich und ging im Zimmer umher. Ein leiser Schimmer des Mondes drang sanft durch das Fenster und ließ die spartanische Einrichtung lange Schatten werfen. Severus blieb am Fenster stehen und sah hinaus.
Er starrte auf das schwarze Meer. Hermines Zustand beunruhigte ihn. Sicher, ihr körperlicher Zustand besserte sich, aber ihre Gleichgültigkeit, ihre innere Verlorenheit hielten unvermindert an. Schon zwei Tage lag sie da, ohne ein Wort, den Blick starr geradeaus gerichtet. Sie rührte weder Essen noch Trinken an. Jede seiner Berührungen schienen in ihr die furchtbarsten Schauer auszulösen. Sie zog sich immer weiter zurück. Und Severus beschlich Furcht.
Doch dann wieder fühlte er Unmut in sich aufsteigen. Wie konnte sie sich so gehen lassen? Sie hatte gewusst, worauf sie sich einlassen würde. Sicher hatte ihr McGonagall die Gefährlichkeit und Tragweite dieses Unterfangens dargestellt und Hermine hatte sich bewusst dafür entschieden. Severus zog verstimmt die Brauen zusammen.
Dass Voldemort Hermine unter seine Obhut gestellt hatte war ein Glücksfall, die Umstände, die dazu geführt hatten denkbar unglücklich. Voldemort ließ ihn in Ruhe, ab und an fragte er nach ihrem Befinden, doch sein Interesse galt mehr der Tatsache, dass sie als sein Unterpfand halbwegs am Leben war. Sie war Voldemort egal, war für ihn nur Mittel zum Zweck, ganz gleich was er ihr dafür antat, es berührte ihn nicht, wie ihn das Leben aller anderen nicht berührte. Dass Voldemort Potter auf ihre Fährte locken würde, war Severus bewusst und dass er ihn in eine Falle laufen lassen würde war vorauszusehen. Sie mussten ihm zuvorkommen. Doch das schaffte er nicht alleine.
Er brauchte sie. Er brauchte ihren Geist, ihre magische Kraft. Ohne sie würde ihr Ansinnen nicht gelingen. Sie vor Voldemort und Malfoy zu schützen war eine Sache, sie aus ihrer Lethargie zu reißen eine andere, die ihm viel aussichtsloser erschien. Die Zeit dafür war ein kostbares Gut, das sie nicht hatten.
Gehetzt wandte er sich um. Sein Blick fiel auf Hermines Kleider. Sie lagen sauber und akkurat zusammengelegt auf dem Sessel neben ihrem Bett. Ihr Umhang war heruntergeglitten und lag auf den kalten Steinen. Als er ihn aufhob, fiel etwas klirrend zu Boden. Severus griff danach und legte überrascht die Stirn in Falten als er erkannte, was es war - der Horcrux!
Warum hatte sie ihn mitgebracht? Wie sollte es ihm hier gelingen sein, ihn zu zerstören? Diese Magie würde weithin bemerkt, nicht allein Voldemort würde sie deutlich spüren können. Einem jeden hier würde er sich verraten. Wütend sah er sich nach ihr um. Seine Augen blitzten auf. Er trat zu ihr. Er fasste sie hart an den Schultern und rüttelte sie.
„Wach auf!“, herrschte er sie an. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
Hermine riss erschrocken die Augen auf und sah in sein erbittertes Gesicht. Seine Augen funkelten ihr grimmig entgegen, eine steile Falte auf seiner Stirn, so eng waren seine Brauen zusammengezogen.
Sie starrte ihn stumm und verwirrt an.
Er hielt ihr den Dolch vor die Augen.
„Warum?“ Es war das einzige Wort, das er hervorbrachte. Seine Stimme, so leise er auch sprach klang unwahrscheinlich zornig.
Hermine fasste sich und stieß ihn von sich. Sie sah ihn nicht an und schwieg trotzig. Severus schüttelte leicht den Kopf. Er ließ sie los. Dann erhob er sich.
„Es ist vorbei“, sagte er tonlos und sah unbewegt auf sie hinab.
„Nein“, flüsterte sie endlich und hob den Kopf. „Erst jetzt beginnt es.“
Seine Augen sahen kühl in die ihren. Hermine senkte den Blick und setzte leise hinzu: „Wir haben ihn zerstört. Er ist nichts weiter als das was er darstellt.“
Müde ließ sie den Kopf in die Kissen sinken.
Severus sah sie ungläubig an. Konnte er es glauben? Warum sollte sie ihn belügen? Er kannte sie nur als verlässlichen Menschen, ohne Falsch und Verlogenheit. Er glaubte ihr, er vertraute ihr. Das war etwas, das wieder neu für ihn war. Und doch war es ein gutes Gefühl. Es schenke ihm endlich Zuversicht, es stärkte ihn, es würde ihm helfen, vor Voldemort zu bestehen.
Seine Stirn glättete sich. Groll und Unmut wichen Erleichterung. Nachdenklich schritt er durch den Raum. Bald ballte er die Hände zu Fäusten, bald öffnete er sie wieder. Er rieb sich die Schläfen und schloss die Augen, schüttelte die Zweifel endgültig ab.
Als er die Lider hob, sah sie ihm gequält entgegen. Er setzte sich zu ihr. Stumm sahen sie sich in die Augen. Schließlich streckte er die Hände aus und legte sie sanft auf ihre Schläfen.
„Was tust du?“, fragte sie matt. Ihre Stimme war rau.
Er schwieg. Sie hatte keine Zeit, das Geschehene aufzuarbeiten, ihre Gefühle zu ordnen und sich zu öffnen. Gerne hätte er ihr diese Zeit gewährt und beigestanden. Er hoffte, sie würde es ihm verzeihen, dass er ihr diese Empfindungen jetzt nahm.
Widerstand regte sich in ihr. Sie legte die Hände um seine Handgelenke.
„Ich will es nicht vergessen“, sagte sie ängstlich und erbittert zugleich. „Nie!“
„Vertrau mir“, sagte er nur. Der Ton seiner Stimme war tief und sanft. Hermine sah auf, sein Blick hielt sie gefangen. Ja, sie vertraute ihm, mehr als jedem anderen auf der Welt. Sie ließ die Arme kraftlos sinken. Sie sah ihm ins Gesicht. Seine Augen funkelten im spärlichen Licht, dunkel und warm. Sie lauschte seinen Worten.
„Animus recuro“, seine Stimme bebte unmerklich als er die Formel sprach.
Einen Moment lang geschah nichts. Dann war es als trug er Licht in seinen Händen. Sein sanfter Schein legte sich über Hermines Gesicht. Ihr wurde leicht. Die elenden Gedanken fielen von ihr ab, keine Schuldgefühle und keine Ängste mehr, keine Scham. Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihr Gesicht, für diesen Moment war sie befreit. Ihre Finger gruben sich in seinen Arm.
Er sah zu ihr hinab. Ihr Gesicht glühte, ihre Augen waren fiebrig. Er entwand sich ihrem Griff und holte einen Becher Wasser. „Du gehörst nicht dir, Hermine, nicht jetzt. Du weißt es“, mit diesen Worten reichte er ihr das Gefäß.
Sie sah ihm in die Augen.
„Ich brauche dich, ich brauche deinen Verstand“, setzte er nachdrücklich hinzu.
Sie senkte die Lider und schwieg. Sie wusste, auf was sie sich einlassen würde, im dem Moment als ihr Remus Lupin das Vorhaben des Ordens des Phönix’ eröffnet hatte.
Sie trank begierig und lehnte sich zurück.
Severus wollte sich erheben, doch Hermine hielt ihn fest.
„Lass mich nicht allein“, flüsterte sie. „Nicht jetzt.“
Stumm setze er sich zu ihr und ließ sich in die Kissen sinken. Hermine lehnte sich an ihn und schloss müde die Augen.
Seine Wärme, seine Nähe gab ihr Halt. Sie lauschte seinem Herzschlag und seinen ruhigen Atemzügen.
„Warum träume ich so grauenvolle Dinge?“, fragte sie leise.
Severus öffnete die Augen und starrte an die hohe rußgeschwärzte Decke.
„Wir haben alle den selben Traum“, entgegnete er schließlich.
Sie sah auf.
„Wie kannst du es ertragen?“, fragte sie voller Kummer.
Er schwieg lange, dann antwortete er ganz leise: „Wer sagt dir, dass ich das kann?“
Hermine hörte die leise Hoffnungslosigkeit aus seinen Worten, sie hob den Kopf und sah ihm voller ängstlichem Erstaunen in die Augen.
„Verzeih…“, ihre Worte klangen erstickt.
Er schwieg. Mit Grauen dachte er daran, dass es ihm vielleicht nicht gelang, diese Bilder zurückzudrängen. Seine Zweifel und seine aufkeimende Angst raubten ihm die Kraft.
Doch jetzt war sie da, verletzt und wehrlos. Nie hätte er es geglaubt, aber sie half ihm, seine Kraft wieder zu finden. Die Hilfe, die sie brauchte und die nur er ihr geben konnte, war etwas, an das er sich klammern konnte. Ihre Hilflosigkeit würde zu seiner Stärke.
„Hilf mir“, tiefe Verzweiflung sprach aus diesen beiden leisen Worten. „Ich kann nicht mehr...“
„Ja.“ Es war das Einzige was er sagte.
Hermine hörte die Zuversicht aus seiner Stimme heraus. Sie horchte in sich hinein. Er war da, er würde ihr beistehen, ihr helfen, die Geister zu vertreiben, die sich in ihren Schlaf schlichen und sie peinigten.
Endlich sank sie in einen tiefen traumlosen Schlaf.
Severus legte die Arme um sie. Er fühlte ihr leises Zittern, fühlte, wie sie sich an ihn drängte. Er zog sie an sich.
Seine Nerven beruhigten sich. Seine Zweifel fielen von ihm ab. Er wusste, sie war stark. Die Hoffnung kam zurück, die Erleichterung. Wenn sie es zuließ, würde er in ihr einen kraftvollen Geist finden, der seine schwere Aufgabe zu erfüllen wusste. Die ganze Zeit hatte er in beständiger Sorge gelebt, Voldemort könnte ihn durchschauen. Und seit der Nacht auf dem Astronomieturm bezweifelte er mehr und mehr, dass er Voldemorts Attacken auf seinen Geist wirklich zu widerstehen vermochte. Hegte dieser doch schon lange Zweifel an seiner Ergebenheit.
Jetzt, mit der Gewissheit, dass Hermine ihren Willen und ihre Kraft wiederfinden würde, sah er befreiter in die nahe Zukunft. Die Müdigkeit, die er all die langen qualvollen Nächte hartnäckig zurückgedrängt hatte, kam zurück, ließ ihn erschöpft die Augen schließen. Er ließ den Kopf in die Kissen sinken. Zum ersten Mal seit dem Tag als er Hermine in der Halle mit Draco hatte stehen sehen schlief er ruhig und befreit.

---

Hermines Genesung schritt voran und doch glichen die nächsten Tage einem Ringen um Vertrauen und Achtung, waren wie ein neues Kennen lernen. Sie waren geprägt von Hermines überaus großer Angst vor Ablehnung und Verachtung. Noch immer war sie in sich zurückgezogen und übervorsichtig. Sie wagte nicht, ihm offen in die Augen zu sehen oder unbefangen das Wort an ihn zu richten. Sie war so gar nicht der Mensch, den er in den letzten Wochen kennen gelernt hatte.
Doch seine größte Sorge galt Narzissa Malfoys Wissen um seine Beziehung zu Hermine. Es plagten ihn herbe Zweifel, dass sie es wirklich ehrlich meinte. Den Eid hatte sie von ihm genommen, aber Hilfe hatte sie ihm nicht angeboten. Er schätzte ihren Hass auf Voldemort für nicht groß genug ein, dass er ihre Angst vor ihm hätte verdrängen können. Anders als Hermine war Narzissa befangen, verpflichtet ihrer Schwester, ihrem Sohn, ihrem Gatten. Severus konnte es drehen und wenden wie er wollte, er kam immer zum gleichen Schluss, Narzissa würde ihnen keine Hilfe sein können. Er würde auf der Hut sein.
Diesem Gedanken nachhängend schritt er durch die zugigen Gänge, Stunde um Stunde. Es begann schon zu dämmern.
„Was treibt dich so gehetzt durch die Flure?“, durchschnitt eine sanfte Stimme die Stille.
Severus blieb stehen, er schloss kurz die Augen und wandte sich um. Groß und stolz stand Voldemort am anderen Ende Ganges.
Severus neigte leicht das Haupt.
„Der nahe Kampf, das Ende…“, sagte er leise.
Voldemort schritt langsam auf ihn zu und blieb vor ihm stehen.
„So schwermütig?“, fragte er ironisch und bohrte seinen Blick in Severus’ Augen.
„So realistisch“, entgegnete dieser und zog die Brauen zusammen.
Voldemort lächelte.
„Du solltest in freudiger Stimmung sein, Severus! Potter wird uns gehören und mit ihm wird die Welt wie du sie jetzt kennst Vergangenheit sein. Bald, Severus, bald.“ Voldemort schritt an ihm vorbei den Gang entlang.
„Er wird nicht alleine sein, mein Lord, viele werden mit ihm gehen“, entgegnete Severus und folgte ihm.
„Und wir werden sie gebührend zu empfangen wissen“, Voldemort senkte seine Stimme. „Sie werden sich wünschen, ihm nie gefolgt zu sein.“
Er blieb kurz stehen und blickte auf Severus. In seinen Augen blitzte es unmerklich auf. Dann schritt er weiter aus.
„Lasst mich Euer Bote sein“, sagte Severus und ging ungerührt weiter.
Voldemort blieb vor der Tür zum großen Empfangssaal stehen und sah Severus in die Augen.
„Ich fragte dich schon einmal, was du vor mir verbirgst, Severus“, kalt und drohend schwang ihm seine Stimme durch die eisige Luft entgegen.
„Wann habe ich Euch je Anlass gegeben, an meiner Ergebenheit zu zweifeln“, gab Severus ebenso ohne emotionale Regung zurück. „Habe ich Euch je enttäuscht. Bin ich nicht zu Euch zurückgekehrt…?“
„Ja“, schnitt ihm Voldemort mit gefährlich sanfter Stimme das Wort ab. „Ja“, er beugte sich vor, so dass sich ihre Gesichter fast berührten. „Das bist du, Severus. An deinem Mut habe ich nie gezweifelt. Doch deine Gedanken sind der Schlüssel zu deinem Herzen. Warum verbirgst du sie vor mir?“
Severus sah ihm offen ins Gesicht und sprach ganz leise, ohne äußerliche Regung, und doch von seiner Dreistigkeit selbst überrascht: „Zeigt mir die Euren, mein Lord. Dann werde ich bereit sein, Euch die meinen sehen zu lassen.“
Voldemort zog die Brauen hoch.
Severus hielt für eine Sekunde den Atem an. Was es hieß, von Voldemort bestraft zu werden, hatte er am eigenen Leib schon sehr schmerzhaft erfahren müssen.
Voldemort lachte amüsiert auf. Einzig seine Neugier um Severus’ Gedanken hielt ihn bisher davon ab, ihn für seine Unverfrorenheiten zu bestrafen.
„Ich liebe es zu spielen… Jetzt weiß ich warum ich dich so schätze, Severus. Ein Geist, der mich fordert. Scharfe Zunge, brillanter Verstand und wie ich hoffe bedingungslose Ergebenheit…“
Mit diesen warnenden Worten stieß Voldemort die große Tür auf. „Gehen wir und trinken auf deine Gesundheit, Severus!“ Damit betrat Voldemort den großen Saal.
Severus schritt neben ihm her, stolz den Blick geradeaus gerichtet. Er ging langsam durch den Raum und ließ sich an der Tafel nieder. Die Anwesenden verstummten, als ihr Herr durch die Tür schritt.
Als Voldemort mit zutiefst zufriedenem Gesichtsausdruck in der Mitte der Stirnseite der Tafel Platz genommen hatte, sah er sich um und rief: „Warum schweigt ihr? Bald wird unsere Zeit gekommen sein. Stärkt eure Glieder und nährt euren Geist. Feiert, bald wird die Welt uns gehören!“
Er erhob den Becher und alle taten es ihm gleich, bis auf Severus. Dieser sah unter gesenkten Lidern in die Runde. Ihm war die leise Unruhe der anderen sofort aufgefallen. Er spürte ihre neugierigen Blicke, den fragenden Ausdruck in ihren Gesichtern. Dass er neben Voldemort ging und nicht hinter ihm, hatte sie erstaunt. Er lächelte in sich hinein, wenn sie nur wüssten…
Eine sanfte Stimme drang in sein Bewusstsein, ganz leise: „Willst du den Becher nicht erheben?“
Er wandte den Kopf und sah in Narzissa Malfoys glühende Augen. Sie nickte und lächelte ihm entgegen, als sie sagte: „Er beobachtet dich…“
Severus’ Gedanken kehrten wieder zurück, mechanisch griff er das Glas und erhob es. Voldemort nickte schwach und trank.
Severus nahm einen Schluck und fuhr mit seinen Beobachtungen fort. Voldemort zunächst saßen Lucius Malfoy, Bellatrix Lestrange und Peter Pettygrew. Fenrir Greyback hatte an Voldemorts linker Seite seinen Patz eingenommen und sah Severus mit wachen Augen entgegen. Severus ignorierte ihn geflissentlich.
Bellatrix warf Lucius vernichtende Blicke zu. Sie war wie eine Katze auf dem Sprung. Ihre Finger trommelten unhörbar und unablässig auf der Tischlatte. Lauernd, jeden Moment eine spitze Bemerkung auf der Zunge, die sie ihm entgegenschleudern würde, wenn er ihr nur den leisesten Anlass dazu geben würde. Pettygrew sah verschlagen und unsicher in die Runde, beständig darum bemüht seinem Herrn zu gefallen. Draco saß mit hochmütiger Miene neben seiner Mutter. Er würdigte seinen Vater keines Blickes.
Auch Voldemort sah reihum. Seine Blicke waren neugierig, seine Miene amüsiert. Das stumme Ringen seiner nächsten Getreuen war ihm nicht entgangen.
„Wie geht es dem Schlammblut, Severus?“, fragte er, gerade so laut, dass die ihm nächstsitzenden es hören konnten.
Severus sah ihm entgegen. Knapp fiel seine Antwort aus: „Geht…“
Voldemort beugte sich zu Lucius hin.
„Nichts anderes haben wir erwartet, nicht wahr, Lucius?“, sagte er hämisch.
Lucius Malfoy legte ein falsches Lächeln auf und hob hochmütig den Kopf. Er mied den Blick in die Runde. Langsam griff er nach der Karaffe vor sich und schenkte sich betont langsam sein Glas wieder voll Wein.
„Wir werden sie in deine Obhut entlassen, sobald sie wiederhergestellt ist, Lucius“, seine Augen blitzten auf, als er Narzissas Gesichtsausdruck wahrnahm. „Ich weiß, du wirst dich gut um sie kümmern."
Bellatrix gab einen leisen wütenden Schrei von sich und erhob sich hastig. Der Stuhl, auf welchem sie gesessen hatte kippte laut polternd nach hinten um.
„Bellatrix, meine Liebe, wohin so eilig?“, fragte Voldemort mit sanfter Stimme, ohne sich nach ihr umzuwenden. Seinen Mund umspielte ein kaltes Lächeln.
Bellatrix starrte ihrer Schwester in die Augen und antwortete unerwartet beherrscht: „Ich möchte mich entschuldigen, Mein Lord.“
Dass er sie aus der Ruhe gebracht hatte, genügte ihm vollkommen.
„Möchtest du dich zur Ruhe begeben, Bellatrix?“, fragte er gespielt besorgt.
„Ja, mein Lord“, sagte sie mit belegter Stimme. Mühsam unterdrückte sie ihren Zorn. Sie trat einen Schritt vom Tisch weg und schritt dann erhobenen Hauptes aus dem Saal. Severus sah ihr verstohlen unter gesenkten Lidern nach und meinte einen wütenden Schrei zu vernehmen, als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte.
Draco hob den Kopf und sah Voldemort zum ersten Mal nicht angstvoll entgegen. In seinen Zügen spiegelte sich Zorn und ohnmächtige Wut wider. Doch so schnell dieser Ausdruck gekommen war, so schnell hatte er ihn auch wieder verschwinden lassen.
Dracos Reaktion überraschte Severus. Unwillkürlich zog er eine Braue in die Höhe. Doch auch bei ihm floh die Überraschung aus seinen Zügen so schnell wie sie sich darüber gelegt hatte.

---

Erst spät machte sich Severus auf den Weg zu seinem Quartier. Leise und zügig schritt er die Gänge entlang. Plötzlich blieb erstehen, ein Geräusch. Mit zusammengezogenen Brauen lauschte er angestrengt in die Dunkelheit hinein.
Dann wandte er sich um und folgte dem Schall, der durch die schwere Eichentür vor ihm drang. Er stieß sie auf und im gleichen Moment hob er schützend die Hand und wehrte einen schweren Buchband ab, der ihm mit einem lauten Wutschrei entgegengeschleudert wurde.
„Was soll das?“, fragte er barsch und trat ganz in den dunklen Raum. Er hob das Buch vom Boden auf und legte es sanft auf den Tisch.
„Lass mich in Ruhe!“, schrie es ihm wütend entgegen.
Severus schloss sorgfältig die Tür, dann entfachte er die Fackel an der Wand. Als er sich umwandte, sah er sich einem rasenden Draco gegenüber, der unruhig und gehetzt auf und ab ging.
Die Arme vor die Brust verschränkt beobachtete Severus stumm die Szene. Lange stand er so da, sprach nicht ein einziges Wort. Er musste auch nicht fragen, denn Draco begann ganz von alleine.
„Warum?“, rief er ihm hitzig entgegen und ballte die Fäuste. „Ich habe alles getan, was er wollte, immer!“
Severus sah ihm noch immer schweigend nach.
„Ich habe alles verraten“, sagte Draco plötzlich. Seine Stimme war leise und ruhig. Er blieb stehen und sah Severus in die Augen. „Für ihn bin ich so geworden, wie er! Warum?“
Severus löste sich aus seiner Starre und trat an Draco heran.
„Weil du seinen Respekt wolltest?“, fragte er vollkommen ruhig.
Draco starrte zu Boden und schüttelte den Kopf.
„Es hat ihn nie gekümmert“, sagte er tonlos. „Er behandelt mich jetzt noch wie ein kleines Kind!“
Severus zog eine Braue hoch. „Vielleicht hättest du weniger rätseln sollen, was dein Vater will und mehr auf das hören sollen, was du willst.“
Draco hörte ihm nicht zu.
„Meine Mutter ist genauso“, er hob den Kopf und trat einen Schritt zurück. „Warum sonst hat sie mir einen solchen Schutz aufgedrängt“, setzte er herausfordernd hinzu und sah Severus mit bösem Blick an.
Severus lächelte.
„Ja, das trifft“, sagte er süffisant.
Draco fuhr auf und trat mit Wucht gegen den einzigen Stuhl im Raum. Hart getroffen stürzte er polternd um und schlitterte am Boden entlang, bis er an die Wand schlug und dort liegenblieb.
„Er hat unsere Familie verraten! Ich hasse ihn…“, schrie er seinem Tritt zornig hinterher. Und an Severus Snape gewandt: „Was hat dich dazu bewogen, meiner Mutter diesen Eid zu leisten?“
„Das würdest du nicht verstehen“, entgegnete Severus knapp.
„Jeder macht sich lustig über mich!“, schrie er Severus ins Gesicht.
„Nein“, begann Severus, „nur einer tut das!“
Draco starrte vor sich hin. Er wusste genau, was er meinte. Er wandte sich harsch ab. Doch Severus streckte den Arm und umfasste hart seine Schulter. Er drehte ihn zu sich um und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen.
„Was willst du eigentlich, Draco?“, fragte er eindringlich.
Draco schwieg. Zornig wandte er den Kopf und versuchte sie freizumachen. Doch Severus’ Griff hielt ihn unbarmherzig fest.
„Sag es mir! Ist es genau das hier, was du immer wolltest?“, seine Stimme war dunkel und sanft.
Hermines Worte drängten sich in Dracos Gedächtnis und Dumbledores eindringliche Worte kamen wieder. Er hatte gedacht, sich gewünscht, er hätte sie tief vergraben und würde sie nie wieder hören müssen.
Wütend schüttelte er sie ab.
„Warum bist du so bemüht, gerade ihm zu gefallen? Warum suchst du gerade seine Anerkennung?“, Severus Stimme klang intensiv.
„Das fragt ausgerechnet jemand, der sich den Respekt des Dunklen Lords schon lange verdient hat“, gab Draco trotzig zurück und riss sich aus seinem Griff.
Severus lachte freudlos auf.
„Ich hoffe sehr, dass du dir niemals wünschen wirst, mit mir zu tauschen, Draco.“
Er wandte sich zum Gehen. Als er die Hand auf die Klinke legte, hielt er kurz inne.
„Du solltest dich ehrlich fragen, welchem Herrn du wirklich dienen willst“, sagte er leise.
Draco schossen die Bilder auf dem Astronomieturm durch den Kopf.
„Aber du hast es getan, du hast ihn getötet. Du hast damit deinen Herrn gewählt“, flüsterte Draco mit glühenden Augen.
Severus wandte sich noch einmal um und sah ihn lange an, dann sagte er: „Ich habe meinen Herrn nicht in diesem Moment gewählt. Meine Wahl habe ich schon vor langen Jahren getroffen.“
„Aber du hast Dumbledore getötet!“, rief Draco aufgebracht. Severus’ letzter Satz hatte sich Draco nicht erschlossen.
Snape trat noch einmal an Draco heran. Er beugte sich zu ihm hin.
„Du solltest deine Wahl sehr genau bedenken. Niemand kann dir dabei helfen. Hast du falsch gewählt, wird das dein Ende sein.“
„Aber ich will ihm dienen. Wenigstens er soll mich schätzen…“, begann Draco trotzig.
„Du bist ihm nicht wichtig!“, rief Severus und schob Draco zurück. „Verstehst du das denn nicht?“
Damit ließ er den verdutzten Draco stehen und ging hinaus.
Als Severus wieder in den Flur getreten war lehnte er sich gegen die kalte Steinwand. Was für ein sturer uneinsichtiger Bursche, von Gefühlen getrieben, die seinen Geist für die Vernunft verschlossen.
Severus stieß sich von der Wand ab und ging weiter durch die zugigen menschenleeren Gänge. Er musste unwillkürlich lachen. Genau das war es immer, was ihn an Potter aufgestoßen war.

---

Hermine lag schon lange wach und starrte an die schmutzige Decke. Sie fühlte sich besser. Zum ersten Mal nach ihrem Erlebnis mit Lucius Malfoy verspürte sie wieder Lebensmut. Im Stillen war sie Severus dankbar, dass er ihren Geist von den schwermütigen und sich selbst zerfleischenden Gedanken befreit hatte. Doch die Unsicherheit zu denken, dass er sie zurückweisen würde hatte sich tief in ihrem Herz eingenistet. Es war die Angst, dass er, jedes Mal wenn er wegging, nicht wieder zu ihr zurückkommen würde, dass stattdessen die Tür aufging und Malfoy zu ihr trat…
Sie seufzte schwer und drängte diesen Gedanken weit zurück. Sie erhob sich endlich von ihrem Lager. Mühevoll kleidete sie sich an und blieb kraftlos auf der Bettkante sitzen. Zum ersten Mal sah sie sich bewusst um. Das Zimmer war einfach eingerichtet, im Kamin loderte ein Feuer und sandte seine Wärme in den Raum. Die Scheiben der Fenster waren schmutzig. Trotzdem fanden die letzten Strahlen der untergehenden Sonne ihren Weg hindurch und tauchten den Raum in ein sanftes Licht.
Auf dem Tisch stand eine Schale Obst und ein Krug. Hermine spürte ihren beißenden Hunger, ihren quälenden Durst. Langsam ging sie zum Tisch und ließ sich auf einen Stuhl nieder. Sie aß und stillte ihren Hunger, sie trank in langen Zügen und spürte neue Kraft durch ihren Körper fließen. Mit dieser Kraft kam der Lebenswille zurück. Und ohne dass sie es bewusst wahrnahm, keimte ein Pflänzchen namens Rache in ihr auf.
Hermine schrak aus ihren Gedanken, als sie ein Klopfen am Fenster wahrnahm. Sie wandte den Kopf und sah den Schatten eines großen Vogels.
Neugierig ging sie zum Fenster und öffnete es. Ein Rabe saß auf dem Sims und sah sie mit schwarzen Augen an. Dann flog er mit einem eleganten Flügelschlag zum Kamin, wo er sich, wie Hermine meinte, mit zufriedenem Ausdruck niederließ, um die Wärme des Feuers zu genießen.
Hermine schloss das Fenster und ging vorsichtig zum Kamin und blieb vor dem Vogel stehen. Wem er wohl gehörte, fragte sie sich und wusste schon die Antwort. Wie seidig sein Gefieder im warmen Schein des Feuers glänzte. Hermine hob die Hand und strich sanft über den Rücken des Vogels.
„Sein Name ist Corax“, hörte sie eine tiefe Stimme hinter sich sagen.
„Corax“, wiederholte sie flüsternd und wandte sich wieder dem Vogel zu. Sie hörte Severus’ Schritte hinter sich. Er blieb nah bei ihr stehen.
„Er wird uns helfen, eine Brücke zu bauen…“, sagte er leise. Er umfasste Hermines Schultern und drehte sie mit sanfter Gewalt zu sich um. Er zwang sie, ihm ins Gesicht zu sehen.
„Wirst du bereit sein, Hermine?“
Sie wollte sich seinem Griff entwinden, doch er hielt sie ihre Schultern fest umklammert. Wie schmal sie geworden war, stellte er voller Erschütterung fest. Er wusste, sie brauchte Zeit, um ihre Stärke wieder zu gewinnen. Er versteckte diese Gefühle unter einer Maske aus Skepsis und Misstrauen.
Hermine nahm seinen Gesichtsausdruck mit Empörung wahr. Ihr alter Kampfgeist erwachte.
„Was glaubst du?“, erwiderte sie ihm trotzig und machte sich endlich von ihm los.
Severus lächelte in sich hinein. Wusste er es doch, sie würde alles daran setzen, um ihm zu beweisen, dass er Unrecht hatte, wenn er ihre Kraft oder gar ihr Können in Frage stellte. Er wandte sich ab, um seinen triumphierenden Gesichtsausdruck vor ihr zu verbergen.
Hermine hatte das unbestimmte Gefühl, dass er sie provozieren wollte. Ärger stieg in ihr auf, jedoch nur, um eine Sekunde später wieder in sich zusammenzufallen. Sie senkte den Kopf.
„Ich danke dir“, flüsterte sie ihm entgegen.
Severus wandte sich ihr wieder zu. Sie stand mitten im Raum, verwirrt, ängstlich und zweifelnd, mit Wut im Bauch und den Kopf voller wirrer Gedanken.
Langsam ging er auf sie zu und nahm sie in die Arme.
„Hast du wirklich geglaubt, ich würde dich hassen, dich verachten?“, fragte er leise.
Hermine schluchzte auf.
„Ich habe Angst“, presste sie hervor. „Ich hätte auf dich hören sollen.“
Er drückte sie an sich.
„Nein“, sagte er, „wärst nicht du gekommen, wäre ich schon lange Voldemorts Opfer.“
Sie sah erstaunt auf. Ein seltenes Lächeln umspielte seinen Mund. Sie wartete was er noch sagen würde, doch Severus schwieg.
Schließlich gab er sie frei und strich eine Träne von ihrer Wange.
„Du bist stark, Hermine. Du wirst es überstehen“, sagte er nur und hob den Arm. Corax breitete die Flügel und glitt zu seinem Herrn.


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