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Fanfiction

Der Weg ins Licht - 2. Erinnern

von artis.magica

2. Erinnern
Du bist über Grenzen gegangen,
Du fährst so weit hinaus, ich kann
Nur da sein, um dich aufzufangen,
Wenn du es willst - irgendwann
!

Als sie eintrat bemerkte sie, dass Feuer im Kamin brannte, das wohlige Wärme ausstrahlte. Sie lächelte und dankte Dobby im Stillen. Er hatte auch frisches Wasser und Nahrung gebracht.
Hermine sah sich nach dem Kranken um und erschrak. Snape lag zusammengekrümmt auf der Seite. Ein heftiges Zittern durchlief seinen Körper, immer und immer wieder presste er leise und gequält hervor: „Nein!“
Hermine ließ die Tasche fallen und lief zu ihm. Sie beugte sich über ihn und umfasste seine Handgelenke. Als er die Berührung verspürte wurde er ruhiger, er drehte sich langsam auf den Rücken. Seine Brust hob und senkte sich heftig. Hermine ließ ihn los und legte ab. Dann holte sie das Fläschchen mit der Wundessenz von Madame Pomfrey hervor und stellte es vorsichtig neben ihn auf das Tischchen.
Als sie die Verbände abgenommen hatte, stellte sie fest, dass die Wunden wieder bluteten. Sie holte Wasser und wusch ihm das Blut ab. Dann tupfte sie vorsichtig die hellrote Flüssigkeit auf die Verletzungen. Und sie staunte, kaum dass die Essenz die Schnitte benetzte begannen sich die Wundränder zusammenzuziehen. Das Blut stillte sich. Sie bemerkte, dass sich Snapes Gesichtszüge entspannten und er ruhiger atmete.
Hermine verband die Wunden neu. Dann holte sie eine Schüssel Wasser und tauchte ein frisches Leinentuch hinein, sie wrang es aus und wusch ihm behutsam die Schweißperlen vom glühenden Gesicht. Plötzlich wandte Snape den Kopf ab, er war erwacht. Hermine hielt inne und zog sich zurück.
Sie holte ihre Bücher hervor, wandte ihm den Rücken zu und machte sich an ihre Schularbeit. Nach etwa zwei Stunden war sie fertig. Hermine rollte ihr Pergament zusammen und räumte alles in ihre Tasche.
„Woher haben Sie den Extrakt?“, hörte sie plötzlich Snapes dunkle Stimme leise fragen.
Sie zögerte kurz, dann nahm sie den Teller mit Brot und Käse und trug ihn zu ihm hin.
„Sie haben ihn selbst für Madame Pomfrey zubereitet“, sagte sie und stellte die Nahrung an sein Lager. Dann nahm sie die Phiole und hielt sie ins Licht. „Sie ist fast leer…“, sie schaute ihn an.
Er sah an die Decke. „Ich erinnere mich“, sagte er nur.
Hermine schwieg, als erwarte sie noch eine Erwiderung. Doch Snape entgegnete nichts. Hermine überwand sich und fragte zaghaft: „Gibt es nichts mehr…?“
„Nein“, erwiderte er knapp.
„Wo kann man diese Rezeptur finden?“, bohrte Hermine weiter.
Jetzt sah er ihr in die Augen.
„Sie werden diese Rezeptur in keinem Buch dieser Bibliothek finden!“, sagte er heiser. Hermine füllte einen Becher mit Wasser und reichte ihn Snape. Er trank in langen Zügen.
„In welchem Buch…?“, fragte sie hastig.
„Fragen Sie Potter!“, er schloss abweisend die Augen und sank zurück in die Kissen. Hermine sah ihn verdrießlich an und dachte nach.
„Nein…“, flüsterte sie auf einmal fassungslos und wiegte den Kopf.
„Das Buch ist nicht hier…!“
Ein müdes Lächeln huschte über Snapes Gesicht.
„Es ist hier“, sagte er ruhig ohne die Augen zu öffnen.
Hermine dämmerte es. Sie erhob sich, holte ihre Jacke und ging ohne ein Wort. Sie wusste, wo sich das Buch befand, Harry hatte es damals vor Snape versteckt und seither nicht wiedergeholt.
Abrupt blieb sie stehen. Snape hatte also immer gewusst, wo Harry das Buch hingebracht hatte! Und er hatte ihn ungeschoren davonkommen lassen. Hermine schüttelte ungläubig den Kopf. Snapes Handeln war ihr wahrlich unergründlich. Hastig ging sie weiter. Endlich war sie im Schloss. Sie lief in den zweiten Stock und dachte: 'Ich suche den Raum, in welchem das Buch des Halbblutprinzen versteckt liegt!'.
Sie sah sich um und in der Wand wurde eine Tür sichtbar. Hermine öffnete sie und trat ein. Sie sperrte staunend den Mund auf, als sie das Sammelsurium verborgener Schätze gewahrte. Jetzt musste sie nur noch das Buch finden. Verzweifelt sah sie sich um. Wo um Himmels willen sollte sie in diesen Unmengen von Gegenständen dieses eine Buch finden? Sie ging unschlüssig durch den Raum. Schließlich hob sie den Zauberstab und rief: „Accio Buch des Halbblutprinzen!“ Sie wartete gespannt.
Plötzlich hörte sie ein Rumpeln aus einer Ecke. Hermine folgte dem Geräusch und kam zu einem Schrank, dessen Tür verschlossen war. Sie öffnete und das alte Buch im neuen Umschlag landete sanft in ihren Händen. Sie drückte es an sich und ging zurück zum Ausgang. Sie wollte gerade die Tür öffnen, da besann sie sich anders. Sie kehrte zurück und setzte sich in einen alten mottenzerfressenen Sessel und begann in dem Buch zu lesen. „Lumos“, sagte sie leise, als es dunkel wurde.
Hermine vergaß die Zeit, sie war völlig in den Notizen, die Snape bei den verschiedensten Rezepturen hingekritzelt hatte versunken. Unwillkürlich bewunderte sie seine brillante Kombinationsgabe und Vorausschau. Es dauerte lange, bis Hermine die Seite fand, auf der die Rezeptur für eine Wundessenz mit den Notizen versehen war, die sie perfekt machte. Sie las die Zutatenliste durch und seufzte. Keine dieser Zutaten würde sie so ohne weiteres in dem Vorratsschrank für Schüler finden. Dann lachte sie laut auf.
„Was bin ich für ein Hornochse!“, schalt sie sich. „Ich bin im wertvollsten Raum von Hogwarts. Hier erfüllen sich meine Wünsche!“
Sie schloss die Augen und dachte angestrengt an ein gut sortiertes Zaubertrankkabinett. Als sie die Augen wieder öffnete befand sie sich inmitten von brodelnden Kesseln, an den Wänden auf Regalen und Bords Unmengen von Flaschen, Tiegeln, Töpfen und Gläsern mit Zutaten der verschiedensten Art.
Hermine machte sich mit Begeisterung ans Werk. Sie suchte sich zunächst alle Zutaten zusammen. Dann las sie immer und immer wieder die Notizen durch. Sie begann mit der Arbeit.
Nach fast vier Stunden gab sie das letzte Ingrediens hinzu und rührte um wie beschrieben. Der Inhalt brodelte auf und änderte seine Farbe von dunkelblau in ein strahlendes hellrot. Hermine atmete auf. Sie zog den Kessel vom Feuer und füllte ihn in Phiolen ab.
Plötzlich hielt sie inne. Sie hob eine halb gefüllte Flasche und betrachtete das Gebräu nachdenklich. War es wirksam?
Fest entschlossen stellte sie die Phiole auf den Tisch und griff sich das Messer, mit dem sie die Zutaten klein geschnitten hatte. Sie fügte sich einen tiefen Schnitt über ihren linken Arm zu. Dann träufelte sie die Essenz auf die Wunde. Es fühlte sich angenehm kühl an, die Wunde hörte auf zu bluten und die Schmerzen vergingen. Die Ränder zogen sich zusammen und die Verletzung verschloss sich. Hermine wischte das Blut ab. Als Narbe zog sich eine feine silberfarbene Linie über ihre Haut.
Hermine fuhr gedankenvoll die Kontur dieser Linie mit dem Finger nach. Dann nahm sie kurzerhand einen tiefen Schluck der Essenz. Die wohltuende Kühle breitete sich nun in ihrem ganzen Körper aus, sie fühlte sich leicht und gelöst. Wieder nahm sie das Messer. Doch der Wirkung der Essenz in dieser Art der Anwendung nicht ganz vertrauend, stach sie sich nur mit der Messerspitze in die Handfläche. Kaum zog sie die Spitze aus dem Fleisch, verschloss sich der Stich sofort wieder. Anerkennend hob sie die Brauen. Snapes Elixier war wirklich außergewöhnlich. Sie füllte die restlichen Fläschchen mit der Essenz und packte sie in ihre Tasche. Dann sah sie sich gedankenvoll um und sagte mit fester Stimme: „Dobby!“
Ein kleiner Plopp und der Hauself stand vor ihr.
„Was wünscht Hermine Granger?“, fragte Dobby und verbeugte sich so tief, dass seine Nase fast den Boden berührte.
„Dobby, ich habe eine Bitte an dich!“, sagte Hermine.
„Welche denn?“
„Bring mich in Severus Snapes altes Quartier! Kannst du das?“
„Oh ja, das kann Dobby. Halten Sie sich nur an mir fest“, damit reichte er ihr die Hand und eh sich Hermine versah fand sie sich in einem dunklen kalten Raum wieder. Sie hörte Dobby mit den Fingern schnipsen und ein Feuer brannte im Kamin vor ihnen und tauchte den Raum in ein weiches Licht.
Erstaunt sah sich Hermine um. An den Wänden standen Regale mit unzähligen Büchern. Am Fenster stand ein schöner Schreibtisch aus dunklem Holz, vor dem Kamin ein Sofa, ein Sessel und ein kleiner Tisch aus demselben dunklen Holz.
Hermine ging zu einem Wandbord, auf welchem zahlreiche Phiolen standen. Sie stellte bis auf eines die Fläschchen aus ihrer Tasche dazu. Dann drehte sie sich um und ging in den nächsten Raum. Es war das Schlafzimmer. Die Wände schimmerten dunkelgrün. Ein großes Himmelbett mit schneeweißen Laken stand in seiner Mitte. Den Fußboden bedeckte ein schwerer Teppich.
Sie wandte sich zum einzigen Schrank. Zögernd öffnete sie ihn. Snapes Wäsche war akkurat zusammengelegt. Hermine suchte Kleidung zusammen und ging zurück zu Dobby. Sie reichte ihm das Bündel und legte eine Phiole mit Heiltrank obenauf.
„Bringst du es ihm bitte?“
Dobby nickte und verschwand und Hermine blieb allein zurück. So begierig sie darauf war, in den Bücherregalen zu stöbern, so unangebracht fand sie es, in Snapes Privatsphäre einzudringen. Also setzte sie sich an den Schreibtisch und wartete.
Ihr Blick fiel auf die Utensilien auf dem Tisch. Dabei gewahrte sie einen kleinen silbernen Dolch - vielleicht ein Brieföffner - mit langer dünner Klinge und einem Rabenkopf als Griff. Unwillkürlich griff sie danach und drehte ihn gedankenvoll in den Händen.
Da erschien Dobby wieder und verbeugt sich: „Dobby hat alles hingebracht, Miss Granger!“
Hermine legte den Dolch an seinen Platz zurück und erhob sich.
„Danke, Dobby. Bring mich bitte in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors.“
Der Elf reichte ihr die Hand und Sekunden später fand sich Hermine in besagtem Raum wieder. Sie sah sich um, keiner war zu dieser späten Stunde noch wach. Hermine ging in ihren Schlafraum, kleidete sich aus und kroch ins Bett. Kurz darauf verfiel sie in einen traumlosen Schlaf.

Der nächste Tag brachte nicht viel Neues. Hermine mied Rons Nähe. Nach dem Unterricht schob sie die Bibliothek vor und stahl sich zu Hagrids Hütte.
Als sie eintrat, saß Severus Snape an die Kissen gelehnt. Der Kopf war ihm leicht zur Seite gesunken, die Lider geschlossen. Er schlief. Die Decke war von den Schultern geglitten. Die rechte umfasste noch leicht die Phiole mit dem Heiltrank, den Hermine bereitet hatte. Die Linke ruhte still auf seiner Brust.
Hermine nahm ihm die Phiole aus der Hand, setzte sich neben ihn und wartete. Es dauerte eine Weile bis er sich regte, mit einem tiefen Seufzer erwachte. Er schlug die Augen auf und sah Hermine direkt ins Gesicht. Einen kurzen Moment sahen sie sich tief in die Augen. Keiner sprach ein Wort Schließlich wandte Hermine den Blick und reichte Snape das alte Buch.
„Es gehört Ihnen“, sagte sie nur und legte es in seinen Schoß.
Er sah hinab und griff mit leicht zitternder Hand danach.
„So haben Sie es also gefunden, Miss Granger“, flüsterte er.
Sie erwiderte nichts.
Langsam blätterte er die Seiten durch bis er zu dem Schriftzug gelangte, der seinen Besitzer auswies. Er strich versonnen mit dem Finger darüber, dann klappte er das Buch zu und reichte es an Hermine zurück.
„Bevor Sie mich ausliefern, soll ich Ihnen gewiss noch einige Fragen beantworten, nicht wahr!?“, sagte er bissig.
Hermine runzelte die Stirn.
„Gewiss“, erwiderte sie nicht weniger kratzig.
Er nickte leicht und nahm ihre Herausforderung an: „Dann fragen Sie, es ist wahrscheinlich nicht mehr viel Zeit!“
Hermine spürte den Zynismus in seinen Worten. Es verletzte sie. Dennoch beschloss sie sich nichts anmerken zu lassen.
„Sie unterschätzen mich“, sagte sie drohend und kniff die Augen zusammen.
„Nein“, sagte er nur und sah ihr in die Augen.
Der beißende Spott war aus seiner Stimme gewichen. Er hatte Hermine nie unterschätzt. Obwohl ihm ihre direkte und forsche Art manches Mal den Nerv geraubt hatte, hatte er im Stillen immer ihren Fleiß anerkannt, ihre Hingabe an alles was sie tat und wovon sie glaubte es sei das richtige. Er anerkannte ihre brillante Kombinationsgabe, ihren scharfen Verstand und ihr für ihr Alter enormes Wissen.
Nie hätte er es ihr gesagt, doch mit diesem 'Nein' sagte er dies alles.
Severus Snape sah ihr still ins Gesicht und Hermine hatte das Gefühl, sie müsse in diese schwarzen Augen stürzen. Sie beugte sich vor.
„Wessen Erinnerungen sind es?“
„Albus Dumbledores“, er wandte den Kopf.
Hermine neigte das Haupt. „Kennen Sie ihren Inhalt?“
Snape sah sie an und sagte mit belegter Stimme: „Ich habe Dumbledores Willen genauso respektiert, wie sie es getan haben.“
Und wieder einmal hatte Hermine das unangenehme Gefühl, dass Snape ihre tiefgründigsten Gedanken lesen konnte. Sie lehnte sich wieder zurück.
„Warum nennen Sie sich der Halbblutprinz?“, fragte sie unvermittelt.
Jetzt war es an Snape, sich unangenehm berührt zu fühlen. Um von seiner Verlegenheit abzulenken streckte er den Arm und ergriff den Becher mit Wasser, den Hermine vorsorglich bereitgestellt hatte. Er trank und lehnte sich dann wieder zurück. Für einen Moment schloss er die Augen.
Seine Gedanken kreisten um die junge Frau, die so sanft fordernd vor ihm saß. Obwohl sie ihm mit keinem Laut ihre Hilfe angeboten hatte, hatte er sie dennoch verstanden. Und wollte er den von ihm gewählten Weg bis zum Ende weitergehen, so musste er ihre Hilfe annehmen.
Severus Snape kämpfte einen unerbittlichen Kampf tief in seinem Inneren. Einst hatte er sich geschworen, nie wieder sein Innerstes nach außen zu kehren, nie wieder in seinem Leben wollte er sich einem anderen offenbaren. Aller Schmerz, alle Traurigkeit, alle Liebe, Wut und Hass und Einsamkeit sollte tief in ihm verborgen bleiben. Und doch wusste er, wollte er sein Versprechen erfüllen musste er sich ihr offenbaren.
Hermine sah still auf Severus Snape. Sie wusste genau, welch ein Kampf in seiner Brust tobte. Sie horchte in sich hinein, nein, kein Mitleid, aufrichtige Anteilnahme empfand sie für ihn. Sie wollte ihn nicht zwingen. Leise erhob sie sich und griff nach ihrer Jacke und wandte sich zur Tür.
'Gehen Sie nicht!'
Mehr fühlte als hörte sie es. Sie drehte sich um und sah in zwei schwarze flehende Augen.
Hermine kam langsam zurück und setzte sich zu ihm an sein Lager.
„Schließen Sie die Augen“, sagte er leise. Hermine sah ihn fragend an.
„Was Sie sehen, wird Ihre Fragen beantworten“, antwortete er auf ihre stumme Frage.
Obwohl er so leise gesprochen hatte, dass sie ihn gerade noch verstehen konnte, war Hermine das heftige Zittern seiner Stimme nicht entgangen. Sie nickte und senkte die Lider. Sie spürte, wie Snape ihre Hände in die seinen nahm. Sie zuckte zurück.
„Ich habe Ihnen vertraut! Vertrauen Sie mir nun auch“, flüsterte er sanft.
Hermine reichte ihm die Hände und schloss die Augen.


Plötzlich fühlte sie sich als würde sie in die Tiefe stürzen und noch bevor sie etwas dagegen tun konnte fand sie sich in einem Raum, der ihr bekannt war. Es war die Bibliothek von Hogwarts. Sie war tief über ein Pergament gebeugt und schrieb. Nein, nicht sie, es war der Junge Severus Snape. Es war ein Gefühl als wären zwei Seelen in einem Körper. Und doch hatte sie keinen Einfluss auf die Handlungen der Person, deren Gedanken sie teilte. Sie war nur ein stummer Zuschauer.
„Hallo Severus“, hörte sie eine helle Stimme. Snape wandte den Kopf und Hermine sah in ein Mädchengesicht umrahmt von dunkelrotem Haar und mandelförmigen Augen, die sie hell und wach anblitzten. Hermine meinte sie würde in die Augen Harrys schauen, bis sie begriff, dass das Mädchen Harrys Mutter in jungen Jahren war.
„Du bist ja schon da“, sagte Lily und warf ihre Tasche auf den Tisch und ließ sich neben ihn auf den Stuhl fallen. Snape sah sie an und Hermine empfand ein leises Kribbeln im Bauch. Lily beugte sich zu ihm und sah auf das Geschriebene.
„Hast ja fast alles fertig.“
„Wenn du dich auch ewig rumtreibst…“, murrte Snape.
„Ha“, lachte Lily, „ich werde dir schon zeigen, dass Slughorns Rezepte noch verbesserungswürdig sind. Lass mich noch mal sehen!“ Sie spitzte auf sein Blatt.
Er lachte und schob es ihr hin. Lily las es aufmerksam durch. Dann sah sie ihm ernst in die Augen.
„Ich hätte es nicht besser gemacht!“, sagte sie stolz.
„Gut!“, sagte er nur und griff nach seinem Tränkebuch.
„Du solltest deine Bücher nicht so vollschmieren, Severus“, sagte Lily schelmisch.
„Bisher hat es dich nicht gestört, auch deine Kommentare dazuzuschreiben!“
„Och, nur nicht so stolz, mein Prinz!“
„Lass das!“
Er sah sich um und wurde unsicher.
„Was hast du?“
„Nichts!“
Sie sah ihm forschend in die Augen.
„Hast du Angst, Severus?“, sie nickte leicht. „Oh ja, hast du! Bist ein Slytherin und hast doch zu viel Muggelblut, als dass dich deinesgleichen respektierte. Bist zu viel Slytherin, als dass dich die anderen mögen würden. Bist ein Halbblut…!“
„Sei still…!“, herrschte er wütend und warf das Buch auf den Tisch, so dass es bis zu ihr hinrutschte.
Lily sah ihm still in die Augen.
„Ich will dich nicht anders. So wie du bist ist es recht, Severus! Mir ist es egal…“, begann sie.
„Ich brauche kein Mitleid!“, erwiderte er trotzig.
„Mitleid ist es nicht, was ich für dich empfinde“, flüsterte sie.
„Was du nicht sagst…“, sagte er gehässig und wandte den Blick von ihr ab.
Lily sah ihn traurig an. Dann nahm sie das Buch und schlug die letzte Seite auf. Sie nahm eine Feder und schrieb. Dann erhob sie sich, griff nach ihren Sachen und sagte: „Wenn du wieder normal bist, können wir ja wieder vernünftig miteinander reden!“, damit ließ sie ihn stehen.
Er sah ihr bekümmert nach, seine Wut war verflogen und nun machte sich Selbstmitleid und Selbstanklage breit. Er schlug das Buch an der Stelle auf, an welcher Lily es beschrieben hatte und las: 'Dieses Buch ist Eigentum des Halbblutprinzen'.
Wie ein weher Schrei fuhr es durch seinen Kopf und breitete sich im ganzen Körper aus. 'Nein!', schrie er stumm in sich hinein. Sie verstand nicht, nie wollte er Höheres sein als die anderen, doch nur besser, anerkannt ob seiner Leistung und seines Könnens.
Es war ihm nie gelungen, nicht in den ganzen sechs Jahren hier in Hogwarts. Er spürte heiße Tränen aufsteigen. Trotzig kämpfte er sie nieder.


Hermine wurde weiter in unergründliche Tiefen gezogen. Sie fand sich wieder am See unter eine Buche sitzend und in ein Buch vertieft, als sie plötzlich angesprochen wurde: „Wie geht es dir, Severus?“
Er sah auf. Lily stand lächelnd vor ihm. Eine Woge tiefer Zuneigung durchströmte ihn. Er nickte: „Gut“, sagte er nur. Sie setzte sich zu ihm.
„Es tut mir leid, dass Potter…“, begann sie nach einiger Zeit.
„Lass!“, schnitt er ihr unwirsch das Wort ab. „Hab ich dir nicht gesagt, dass ich kein Mitleid brauche.“
Sie nickte.
„Ja, das sagtest du! Und ich hab es auch so nicht gemeint…“
Er beugte sich zu ihr und sah ihr in die Augen.
„Wie war es dann gemeint… Lily?“
Sie lachte plötzlich auf.
„Du bist ein Klotz, Severus!“
Sie erhob sich und ergriff seine Hand.
„Komm, lass uns ein wenig in der Sonne spazieren gehen, es ist wunderschön heute!“
Sie zog ihn hoch. Er sträubte sich und entzog ihr seine Hand wieder. Er sah sich um.
„Was soll das?“, fragte Lilly und sah ihm staunend in die Augen.
„Ach, du schämst dich, dich mit einer wie mir zu zeigen!“ Sie wandte sich ab und rannte fort.
„Nein… Lily!“, rief er ihr hinterher, doch sie war schon fort.
„Idiot!“, schalt er sich.


Wieder riss die Zeit der Erinnerungen Hermine mit sich. Snape saß still und Rücken an Rücken mit Lily auf dem Bootssteg am See. Ganz verborgen vor den Blicken der anderen. Beide lasen in den Wiederholungen für ihre Abschlussprüfungen. Sie hörten sich gegenseitig ab.
„Na ja“, begann Lily, „Eigentlich hast du alles drauf. Mit 'Ohnegleichen' Bestanden, Mr. Snape!“
Sie drehte sich zu ihm um und lachte ihm ins Gesicht. Er lächelte zurück.
„Und?“, fragte sie keck, „willst du das Kompliment nicht zurückgeben?“
„Oh“, stammelte er, „ja, natürlich.“
„Brich dir bloß nichts ab dabei, Severus!“, lachte sie. Er legte ihr einen Finger auf die Lippen und zog sie zu sich heran. Tief sahen sich beide in die Augen. Ein heißes Gefühl durchströmte ihn und einem Instinkt folgend küsste er sie sanft. Und Lily erwiderte leidenschaftlich seinen zaghaften Kuss.
Sie trennten ihre Lippen und sahen sich fragend an. Da schenkte ihm Lily ein warmes Lächeln und er lächelte befreit zurück.


Hermine fand sich in den Erinnerungen wieder am See. Snape steckte ein Papier in die Tasche und wollte über das Gras ins Schloss zurückgehen. Da wurde er angerufen: „Alles klar, Schniefelus?“
Er schnellte herum als erwarte er einen Angriff und hob den Zauberstab. Doch ein „Expelliarmus!“ hatte ihn schon entwaffnet. Zwei Jungen lachten ausgelassen. Hermine staunte nicht schlecht, es war als sähe sie Harry vor sich, bis sie begriff, dass es sein Vater James Potter gewesen war. Neben ihm stand Sirius Black!
Snape hechtete nach seinem Zauberstab, doch ein weiterer Fluch riss ihn von den Beinen.
James Potter stand vor ihm: „Wie ist die Prüfung gelaufen, Schniefelus?“
Sirius Black fügte hinzu: „Ich hab ihn beobachtet, der war mit der Nase auf dem Pergament. Werden richtige Fettflecken drauf sein, man wird kein Wort lesen können!“
Ringsum lachten viele. Wut und Hass stieg in Snape auf: „Wartet nur“, und er versuchte aufzustehen, doch der 'Impedimentia' hielt ihn gefangen.
Er stieß üble Verwünschungen gegen die beiden Jungen aus, doch es geschah nichts, sein Zauberstab lag weit von ihm entfernt.
„Wasch dir den Mund“, sagte James Potter kalt. „Ratzeputz!“
Hermine empfand nie gekannte Pein und Qual, unermesslicher Hass und Abscheu stiegen in ihr auf.
„Lasst ihn in Ruhe!“, Lily war zu ihnen getreten und funkelte James Potter und Sirius Black böse an.
„Was hat er euch getan?“
„Nun, es ist eher die Tatsache, dass er existiert, wenn du verstehst was ich meine…“
Viele der Umstehenden lachten laut auf.
„Du glaubst, du wärst lustig. Du machst mich krank!“
Schließlich gelang es ihr, dass James den Gegenfluch sprach und Snape kam endlich auf die Füße.
„Na bitte“, sagte James. „Du hast Glück, dass Evans hier ist, Schniefelus…!“
Blind vor Wut und der erduldeten Demütigungen wegen rief er böse: „Ich brauch keine Hilfe von dreckigen kleinen Schlammblütern wie der.“
Und die Worte taten ihm schon weh, kaum dass er sie ausgesprochen hatte. Er wusste, jetzt hatte er sie verloren.
Lily blinzelte ihn an.
„Schön“, sagte sie kühl. „In Zukunft ist es mir egal. Und an deiner Stelle, Schniefelus“, das Wort aus ihrem Mund schmerzte ihn mehr als die erfahrenen Demütigungen, „würde ich mir die Unterhose waschen.“
Unermesslichen Schmerz würde er auf sich nehmen, könnte er das Gesagte zurücknehmen. Es war zu spät. Dieses Mal war er zu weit gegangen.


Doch für jedes Unrecht, das ich dir angetan hab`.
Hab` ich selber gelitten, Stück für Stück,
Und von jeder Wunde, die ich dir zugefügt hab`,
Bleibt auch mir eine Narbe zurück.



Hermine konnte nicht weiter über das Gesehene nachdenken, sie wurde in eine andere Zeit hinübergetragen. Snape stand vor einem Haus und klopfte leise an. Die Tür öffnete sich einen Spalt und ein erwachsener James Potter spähte heraus.
Als er sah, wer draußen stand fragte er unwirsch: „Was willst du, Snape?“
Noch bevor er etwas erwidern konnte, rief von drinnen eine helle Stimme: „Wer ist es, James?“
James Potter stieß die Tür auf.
„Komm rein!“
Snape schritt über die Schwelle und trat Lily Potter entgegen. Es war als zersprang eine Saite in seinem Inneren. Ein inniges Gefühl der Zuneigung bemächtigte sich seiner.
„Hallo Severus“, sagte sie freundlich. Er nickte nur.
„Also, weshalb bist du gekommen?“, fragte James kühl.
Snape sah ihn an.
„Um euch zu warnen. Euer Versteck ist nicht mehr sicher.“
„Was soll das heißen, nicht sicher?“, fragte James aufgebracht und: „Ah, du hast es verraten!“ Er fasste Snape am Umhang und drückte ihn unsanft gegen die Tür.
„James!“, mahnte Lily.
„Du solltest nachdenken, Potter. Ich bin nicht euer Geheimniswahrer! Ich kann den Namen eurer Zuflucht nicht aussprechen“, erwiderte Snape mit bebender Stimme.
Potter ließ ihn los und trat einen Schritt zurück.
„Oh nein“, sagte er drohend und schüttelte den Kopf. „Du wirst es nicht schaffen, unsere Freundschaft zu zerstören. Keiner unserer Freunde wird das Geheimnis verraten, jeder von ihnen würde es eher mit ins Grab nehmen.“
„Du irrst dich, Potter“, flüsterte Snape eisig.
„Nein, du irrst dich. Du hast uns schon immer die Freundschaft geneidet. Du, der du nie Freunde besessen hast…“, rief James Potter wütend. „Zuerst warst es doch du, der uns an Voldemort verraten hat!“
Snape sah stumm von James zu Lily und seine Mine verfinsterte sich.
„Ich mag vieles getan haben… Aber nicht ich habe euch an ihn verraten!“, sagte er mit zornigem Zittern in der Stimme und ballte die Fäuste, dass die Knöchel weiß hervortraten.
Stumm maßen sich die beiden Männer. Bis ein Kinderweinen die beklemmende Stille zerriss.
James Potter rührte sich und sagte wutentbrannt: „Verschwinde einfach und lass dich nie wieder in unserer Nähe blicken, Snape!“ Damit ließ er ihn stehen und ging nach oben. Kurz darauf verstummte das Weinen.
Snape blieb allein mit Lily. Er versuchte seine Gedanken zu ordnen und Ruhe zu gewinnen. Lily kam zu ihm und sah ihn aufmerksam an.
„Sind wir in Gefahr, Severus?“, sie legte ihm die Hand auf den Arm. Ein Zittern durchführ seinen Körper. Er nickte.
„Ja“, sagte er leise, um seine Aufregung zu verbergen. Lily sah ihm offen in die Augen.
„Hast du uns verraten?“
Er schüttelte den Kopf.
„Nein, nie…!“, er nahm ihre Hände und sagte leidenschaftlich: „Ich beschwöre euch, verschwindet aus diesem Haus…!“
Lily erbebte und entwand sich seinem Griff. Er brachte kein weiteres Wort heraus. Er sah sie mit flehenden Augen an. Sie trat so nah an ihn heran, dass er den Duft ihres Parfums wahrnehmen konnte. Sie küsste ihn sanft auf den Mund.
„Ich danke dir, Severus!“, sagte sie nur, wandte sich von ihm ab und ging zu ihrem Mann nach oben.
Es war ein Abschiedskuss, er wusste es. Er trat durch die Tür ins Freie und drückte die heiße Stirn gegen die kalte Mauer. Sein Atem ging stoßweise, seine Pulse flogen. Was konnte er noch tun?


Ein Blitz erhellte die Nacht. Snape stand mit einem Dutzend vermummter Gestalten um einen hochgewachsenen Mann.
„Meine Freunde“, wandte dieser sich mit kalter Stimme an die Anwesenden, „mit der heutigen Nacht wird die Macht Lord Voldemorts besiegelt. Niemand wird mir mehr im Wege stehen, wir werden der Welt unser Siegel aufbrennen!“
Mit diesen Worten wandte er sich dem Eingang eines kleinen Hauses in Godric's Hollow zu.
In Snapes Brust tobte ein Kampf. Er hoffte inständig, dass seine Bewohner das Haus verlassen haben würden. Doch seinen Gedanken wurden Lügen gestraft, als er einen Schrei vernahm.
James Potter war gestorben.
Die Todesser um ihn herum jubelten.
'Nicht sie!', dachte er innig und sein Herz krampfte sich zusammen als er ihre Stimme hörte. „Harry!“, schrie es von drinnen und ein grüner Blitz folgte nach. Wieder jubelten seine Begleiter. Snape schloss mit schmerzvoller Mine die Augen.
Er öffnete sie erst wieder als ein Aufschrei durch die Todesser ging.
„Der Lord ist fort… er ist tot!“, rief jemand in seiner Nähe. Panik breitete sich unter den Todessern aus und einer nach dem anderen verschwand.
Snape blieb allein auf der dunklen Straße zurück. Erst langsam fand er seine Gedanken wieder. Er riss sich die Maske vom Gesicht, schleuderte sie weit von sich und stürmte ins Haus. James Potter lag tot am Fuß der Treppe. Snape stürzte weiter nach oben. Im Kinderzimmer sah er sie. Er kniete atemlos nieder und strich ihr sanft die Haare aus dem Gesicht. Es sah aus, als würde sie nur schlafen.
„Nein“, entrang es sich quälend seiner Kehle. Er fiel verzweifelt gegen die Wand und sank zu Boden. Er zog sie zu sich und drückte sie schluchzend an die Brust. Wie lange er so saß wusste er nicht, der Schmerz machte die Zeit vergessen.
Schließlich gab er sie schweren Herzens frei. Er küsste ihren leicht geöffneten Mund und erhob sich schwerfällig. Er wischte sich die Augen. Dabei fiel sein Blick auf die Robe von Voldemort. Ein kleiner Dolch lag zwischen den Falten des Stoffes. Snape beugte sich nieder und hob ihn auf. Lang und spitz lief die Klinge zu, der Griff kunstvoll in der Form eines Vogelkopfes gearbeitet.
Ein leises Wimmern riss ihn aus seinen trostlosen Gedanken. Er steckte den Dolch in sein Gewand und sah sich um. Der kleine Junge im Kinderbett sah ihm mit verweinten Augen entgegen. Severus Snape sah ihn bestürzt an. Das Kind hatte die Augen seiner Mutter. Langsam beugte er sich hinab und hob das weinende Kind aus seinem Bett. Es hörte auf zu weinen und sah ihm wach in die tieftraurigen schwarzen Augen. Snape senkte den Blick, er bedeckte den Knaben mit seinem Umhang. Dann verschwand er, fort aus dem Haus in Godric's Hollow.


Snape stieg langsam aber festen Schrittes die Stufen zum Nordturm hinauf. In seinem Inneren fühlte er Selbstzweifel und Schmerz, tiefe erdrückende und nie enden wollende Qual.
Endlich war er oben angelangt. Kalter Wind schlug ihm ins Gesicht und kühlte ihm die brennenden Wangen. Er ging bis zur Brustwehr und sah auf die sanften Hügel, über welche die Nacht ihr dunkles samtenes Tuch gelegt hatte. Er warf den Kopf in den Nacken und sah in den sternenübersäten Himmel. Heiße Tränen traten in seine Augen.
Schließlich erstieg er die letzte Barriere, die ihn von seiner Erlösung trennte und trat nach vorne. Nur noch einen Schritt…
„Severus!“, sprach eine leise Stimme hinter ihm.
Snape zögerte.
„Sie werden mich nicht aufhalten!“, sagte er gequält und dann schrie er es hinaus in den Nachthimmel: „Sie sind meinetwegen gestorben!“
Dumbledore schüttelte den Kopf und erwiderte ruhig: „Nein, nicht deinetwegen sind sie gestorben!“
„Aber ich habe es nicht verhindert“, rief er mit bebender Stimme in den Wind. „Ich hätte ihn töten können!“
„Damit hättest du dich selbst in Gefahr gebracht.“
„Ich hätte es auf mich genommen! Ich habe größte Schuld auf mich geladen…“
„Severus, bitte…“, Albus Dumbledore trat näher.
„Keinen Schritt weiter!“ Snape erzitterte, die Stimme versagte ihm.
„Dein Opfer wird ihren Tod nicht ungeschehen machen!“, mahnte Dumbledore.
„Aber sühnen…!“, rief Snape, er trat nach vorn und stürzte in die Tiefe.


„Nein!“, schrie Hermine mit tränenfeuchten Wangen auf und taumelte zurück. Sie öffnete die Augen und brauchte einen Moment ehe sie begriff, wo sie sich befand. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, ihr Atem ging stoßweise. Schließlich sank sie kraftlos neben seinem Lager nieder.
Sie hatte die Verbindung zu ihm gewaltsam getrennt, zu tief berührten sie seine Erinnerungen. Sie fand keine Worte, die ihre Gefühle ausdrücken konnten und ohne dass sie Severus Snape zutiefst verletzten. Also schwieg sie.
Er atmete schwer. Sie an seinem schmerzlichsten Leid, an seiner Liebe teilhaben zu lassen, hatte ihm den Rest seiner wiedergewonnenen Kraft gekostet.
Jetzt schämte er sich dafür vor sich selbst und vor der Frau, die erschöpft neben seinem Krankenlager auf dem Boden zusammengesunken war. Er wandte ihr den Kopf zu. Seine Augen glühten wie zwei schwarze Diamanten und Hermine meinte, in ihre geheimnisvollen Tiefen zu stürzen. Und vollkommen unerwartet konnte sie seine Gedanken lesen.
„Nein…! Nicht…!“, flüsterte sie atemlos und erhob sich müde. Als sie sich zum Gehen wenden wollte, erfasste er ihre Hand.
„Bleiben Sie“, flüsterte er mit schwacher Stimme.
Es durchfuhr sie wie ein Blitz. Sie sah ihn mit großen Augen an.
„Bitte…“, fügte er verhalten hinzu, seine Stimme erstarb. Seine Hand fiel kraftlos zurück. Dunkelheit umfing ihn.
Hermine setzte sich zurück in den Sessel. Sie rollte sich zusammen, legte den Kopf auf die Lehne und sah nachdenklich auf Severus Snape. Tiefe Erschöpfung packte sie. Sie schloss die Augen und schlief ein.


Plötzlich öffnete sich die Tür und Professor McGonagall trat ein. Sie kam heran und blickte wohlwollend auf die schlafende Hermine. Sie strich ihr sanft über das Haar. Dann wandte sie den Kopf und sah in Severus Snapes fieberglänzende Augen. Still sahen sie sich eine schier endlos lange Zeit an. Dann schloss Snape erschöpft die Lider. Professor McGonagall beugte sich leicht zu ihm hinab und legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Wir sollten gehen“, sagte sie sanft.


Hermine erwachte und fand sich in Kissen vergraben auf einem Sofa wieder. Irritiert sah sie sich um und staunte, als sie das Quartier von Severus Snape erkannte. Sie reckte den Kopf, es war dunkel. Der Mond schien hell durch das Fenster und warf lange Schatten ins Zimmer. Das Feuer im Kamin glomm nur noch schwach.
Hermine setzte sich stöhnend auf und rieb ihre Schläfen. Sie war wie gerädert, ihre Glieder schmerzten entsetzlich.
„Bei Merlin, wie bin ich hierher gekommen?“, murmelte sie und streckte sich.
„McGonagall…“, sagte eine tiefe Stimme leise.
Hermine fuhr herum und sah Snape, der sich schwer am Türrahmen abstützte. Er zog die Decke, die er um die Schultern gelegt hatte fester um sich und ging unsicheren Schrittes auf sie zu. Schließlich ließ er sich kraftlos in den Sessel am Kamin fallen.
Sie musterte ihn zweifelnd. Doch er antwortete nicht auf ihre stumme Frage. Stattdessen stellte er eine kleine Phiole vor sie auf den Tisch und sagte gedämpft: „Damit fühlen Sie sich besser!“
Hermine nahm das Fläschchen und tat einen Schluck. Ein feines Kribbeln breitete sich in ihr aus, die schweren Kopf- und Gliederschmerzen vergingen. Erleichtert lehnte sie sich zurück. Keiner sagte ein Wort. Die Stille war beinahe fassbar.
Endlich brach Snape das Schweigen: „Fragen Sie!“
„Dass er Sie aufgehalten hat, haben Sie es ihm je verziehen?“, flüsterte Hermine und sah zu ihm hinüber.
Snape lächelte milde. Es war ein schönes Lächeln. Da sein Gesicht im dunklen Schatten lag, nahm es Hermine nur vage wahr.
„Lange nicht“, antwortete er. Die Dunkelheit tat ihm wohl. Half sie ihm doch, seine Gedanken in Worte zu fassen.
„Aber warum dann…?“, fragte sie nur. Sie brachte es nicht fertig, den Satz zu Ende zu bringen. Sie musste es auch nicht, denn Severus Snape wusste auch so, was sie hatte sagen wollen. Er beugte sich vor in das Mondlicht und sah ihr tief in die Augen.
„Weil ich es geschworen habe!“
„Wem geschworen?“, fragte sie gedehnt.
Snape lachte leise auf: „Ja, wem?“
Seine Augen glitzerten im Mondschein, er flüsterte: „Dumbledore, ihm habe ich es geschworen!“, und er lehnte sich zurück in den Schatten.
Hermine schüttelte ungläubig den Kopf und sagte angsterfüllt in die Stille hinein: „Warum sollte er uns ohne seinen Schutz, seine magische Kraft zurücklassen? Er war der einzige, den Voldemort je gefürchtet hat, der einzige, der ihn je hätte besiegen können!“
Snape antwortete nicht gleich. Er erhob sich. Die Decke rutschte ihm von den Schultern. Das schneeweiße Hemd, das er über der schwarzen Hose trug leuchtete so hell im Mondschein als würde es angestrahlt. Langsam trat er zu Hermine und setzte sich neben sie.
„Er hat Sie nicht ohne Schutz zurückgelassen. Dumbledore wäre gestorben, noch bevor er Voldemort hätte gegenübertreten können“, sagte er ruhig und fuhr mit dunkler Stimme fort: „Er hätte Voldemort nicht besiegen können. Ein… ein anderer ist dazu ausersehen.“
Hermine sah ihm ins Gesicht. Ernst schaute er ihr entgegen, die Züge abgezehrt und traurig, die Augen noch immer fiebrig glänzend. Ein warmes Gefühl tiefer Anteilnahme, ja gar Zuneigung überflutete sie unerwartet. Sie riss den Mund auf, sprang entsetzt auf und sah ihn mit großen Augen an.
Snape starrte ihr ungläubig in die Augen. Ihre Gefühle waren so intensiv gewesen, dass er sie deutlich hatte spüren können. Sein Herz krampfte sich zusammen und er schloss die Augen. Die Zähne zusammengebissen schrieen seine Gedanken: 'Kein Mitleid!'
Hermine schüttelte den Kopf.
„Nein!“, stammelte sie, „ich wollte nicht… Nein!“ So klar konnte sie seine Gedanken lesen, dass sie sein Unverständnis für ihre Gefühle, sein unendliches Misstrauen und seinen Hass gegen sich selbst hatte spüren konnte. Es erschütterte sie zutiefst.
„Wie soll man Ihnen vertrauen, wenn Sie sich selbst so zutiefst verachten!“, warf sie ihm hitzig entgegen.
Er neigte den Kopf: „Was erlauben Sie sich!“, fragte er heiser. Hermine konnte seine Wut deutlich fühlen. Sie blitzte ihn böse an und strich sich wütend eine verirrte Haarsträhne aus den Augen.
„Wie konnte ich mir auch erlauben, Ihnen irgendein positives Gefühl, gleich welcher Art entgegenzubringen!“, entgegnete sie widerborstig.
Er schnappte nach Luft. Sie hatte ihm den Wind aus den Segeln genommen. Er betrachtete sie stumm. Tief erregt und schwer atmend stand sie vor ihm und sah ihn mit funkelnden Augen an.
Plötzlich nahm Hermine seine Unsicherheit und seine Zweifel wahr. Er wusste nicht, was er erwidern, wie er sich verhalten sollte. Er war mit seiner Beherrschung am Ende.
Da lachte sie leise auf. Ihre Wut war wie weggeblasen. Sie schüttelte lächelnd den Kopf und kam zu ihm heran. Sie beugte sich hinab und sah ihm lange in die schwarzen Augen.
„Sie sind ungehobelt, abweisend und grob, Severus Snape! Und alles, was ich für Sie empfinde oder jemals für Sie empfinden werde, wird niemals Mitleid sein“, sagte sie mit sanfter ruhiger Stimme. Dann erhob sie sich, ging zum Wandbord und nahm eine der Phiolen mit dem hellroten Inhalt. Sie ging zurück zu Snape und reichte ihm den Heiltrank. Ohne aufzusehen nahm er ihn an sich. Ihre Finger berührten sich leicht. Erneut stieg in Hermine dieses bewegende Gefühl auf. Hastig zog sie die Hand zurück. Sie hatte bemerkt, dass auch Snapes Hand gezittert hatte.
Hermine wandte sich zum Gehen. Doch sie konnte die Tür nicht öffnen. Empört sah sie ihn an.
„Ein Schutzzauber“, sagte Snape leise und erhob sich matt stöhnend. „Sie werden wohl oder übel mit meiner Gesellschaft vorlieb nehmen müssen“, fügte er spöttisch hinzu.
„Sprechen Sie den Gegenzauber!“
Snape ging behutsam in seinen Schlafraum.
„Ich kann es nicht. Den Zauber habe nicht ich gesprochen“, sagte er nur und war verschwunden. Hermine hörte nur noch, wie er schwer auf das Bett sank. Dann war es still.
Schließlich ging sie zurück zum Sofa. So sollte es ihre Schlafstatt sein. Sie nahm die Decke, die er zurückgelassen hatte, rückte die Kissen zurecht und legte sich nieder. Sie zog die Decke fröstelnd bis ans Kinn, dann drehte sie sich auf die Seite und schlief auf der Stelle ein.


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Ich habe diese Bücher für mich selbst geschrieben. Was passiert ist, ist ein Schock für mich. Ich dachte mir, dass die Bücher vielleicht drei Menschen gefallen werden, neben mir meiner Schwester und, vielleicht, meiner Tochter.
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