von Schneeflocke
Severus war nervös. UmstĂ€ndlich nestelten seine Finger an der schwarzen Fliege, die um den Stoff seines blĂŒtenweiĂen Hemdes lag, um sie hier und da noch etwas zurecht zu zupfen, bis er zufrieden mit seinem Ă€uĂeren Erscheinungsbild war. Verunsichert strich er sich die schwarzen Haare, die ihm wie ein Vorhang an den Seiten herunter hingen hinter die Ohren und atmete tief durch. Doch, eigentlich konnte er zufrieden sein. Der schwarze Anzug stand ihm sogar ganz gut und das weiĂe Hemd bildete einen ansehnlichen Kontrast. Doch, er muĂte zugeben, dass er es nicht bereute dem weiĂen Hemd den Vorzug vor dem dunkelgrĂŒnen gegeben zu haben.
Nachdenklich verharrte sein Blick an seinem Spiegelbild. AbschluĂball. Nie hĂ€tte er sich trĂ€umen lassen, diesem ĂŒberhaupt beizuwohnen, mied er doch Festlichkeiten, oder gröĂere Menschenansammlungen wie Pest. Doch irgendetwas hatte sich verĂ€ndert. Nein, irgendjemand hatte ihn verĂ€ndert. Lily hatte ihn verĂ€ndert.
Ohne, dass er den bewuĂten Befehl dazu an seine Hand gegeben hĂ€tte, hob sich diese, woraufhin er sich mit dem Finger leicht ĂŒber die Lippen fuhr. Auf diesen Lippen hatte er Lilys Mund gespĂŒrt, wie einen flĂŒchtigen Traum nur, einen kurzen, nicht greifbaren Moment, aber er war RealitĂ€t gewesen. Ebenso wie ihre leuchtenden Augen RealitĂ€t gewesen waren, ihre NĂ€he, ihr Körper, den er so nah an seinem hatte spĂŒren können, das ihm fast schwindelig geworden ist.
Sicher war auch Lily, war das, was in den letzten Wochen zwischen ihnen passiert ist, mit verantwortlich fĂŒr die Entscheidung, die er gefĂ€llt hatte. Die Entscheidung, Albusâ Vorschlag zu entsprechen und in Hogwarts zu bleiben. Bei Slughorn die Kunst des TrĂ€nkebrauens zu studieren und irgendwann vielleicht selbst sein Wissen als Lehrer an die kommenden Generationen weiterzugeben.
Tief durchatmend muĂte er dabei feststellen, dass diese Idee ihm immer mehr gefiel, je lĂ€nger er darĂŒber nachdachte. Doch noch ehe er dazu kam weiter darĂŒber nachzudenken, sich wieder einmal in seinen neu gewonnenen TrĂ€umen und Gedanken zu verlieren, sah er aus dem Augenwinkel Travers und Peterson die Treppe, die zu den SchlafsĂ€len fĂŒhrte, herunter kommen. Nur schwer konnte er sich ein Seufzen verkneifen, hing Travers die letzten Tage doch wie eine Schmalzfliege an ihm, wie er es wohl auch jetzt vor hatte. Mit einem breiten Grinsen kam sein Klassenkamerad auf ihn zu und nur Sekunden spĂ€ter spĂŒrte er dessen Hand auf seiner Schulter, die er zwar instinktiv wegschlagen wollte, es aber doch unterlieĂ.
âHey Severus, na, so fein⊠Du willst also wirklich zu diesem Affentanz gehen, ja?â
Severus hatte sich fest vorgenommen, sich heute keinesfalls provozieren zu lassen. Getreu diesem Vorsatz erwiderte er Travers Blick nur mit einem leichten Schulterzucken.
âDas habe ich durchaus vor.â
Travers stieĂ einen heiseren Laut von sich, den man fast als Knurren hĂ€tte bezeichnen können. Seit Wochen, nein, Monaten schon, versuchte er Severus davon zu ĂŒberzeugen, sich doch wie er und Peterson den Todessern anzuschlieĂen. An das, was es fĂŒr ihn bedeuten wĂŒrde, wĂŒrde es ihm nicht gelingen einen direkten Befehl des Dunklen Lords zu dessen Zufriedenheit auszufĂŒhren, mochte er im Moment lieber nicht denken und muĂte es dennoch tun, blieben ihm doch nur noch weniger als zwei StundenâŠ
Eindringlich betrachtete er seinen Klassenkameraden und kam nicht umhin festzustellen, dass es keinen groĂen Sinn mehr hatte, nun noch weiter auf diesen einwirken zu wollen. Wenn Severus sich etwas in seinen Kopf gesetzt hatte, so fĂŒhrte er das fĂŒr gewöhnlich auch aus, ganz gleich was andere im sagten.
âNa schön, bis spĂ€ter.â
Mit diesem Wort wandte er sich, Peterson im Schlepptau abrupt ab, um den Gemeinschaftsraum der Slytherins zu verlassen.
âDieses verdammte SchlammblutâŠâ, ging es ihm dabei durch den Kopf. Fast, fast hĂ€tte er Severus vor einigen Wochen soweit gehabt. Aber nein, dann muĂte diese verdammt Lily Evans ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Ein Zufall war es sicher nicht, dass sich Severusâ geĂ€nderte GemĂŒtsverfassung zeitlich genau mit seiner beginnenden Arbeit mit dieser Gryffindor deckte.
âUnd was machen wir jetzt?â
Travers wurde durch Petersons Nachfrage aus seinen Gedanken gerissen. Mit einem leichten Grinsen um die Lippen lenkte er diesem seinen Blick zu und legte den Arm um seine Schulter.
âJetzt mein lieber George, werden wir in den sauren Apfel beiĂen mĂŒssen. Was tut man, wenn man alleine nicht weiter kommt?â
Irritiert erwiderte Peterson Travers Blick, um dann leise nachzufragen: âMan sucht sich Hilfe?â
âGanz genau George!â
Travers Augen nahmen nun ein seltsames Funkeln an. âUnd notfalls holt man die sich sogar bei seinen FeindenâŠâ
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