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Fanfiction

Harry Potter und die Erkenntnisse des Lebens - Kapitel 15: Erkenntnisse

von Jean Nevi

Kapitel 15
Kapitel 15

Erkenntnisse

1.

Hermine schloss ihr Tagebuch und steckte den Schreiber, einen überaus praktischen Muggel Kugelschreiber, in die Schlaufe am Deckel ihres Tagebuches. Tief seufzte sie und ließ langsam ihren Rücken in den Sand sinken. Ihr Bauch war noch nicht sehr ausgeprägt, behinderte sie aber doch schon etwas. Fanny hob kurz den Kopf, vergewisserte sich, dass es ihr gut ging und ließ dann wieder ihren Kopf auf Hermines Unterschenkel sinken.
Am Strand waren keine Besucher, dafür war das Wetter zu unbeständig. Der alte Mann näherte sich langsam und sie warf ihm einen prüfenden Blick zu. Dieser stützte sich auf eine Krücke, denn sein rechtes Bein schliff fast nutzlos hinter ihm durch den Sand. Hermine blickte zum Wasser, schloss dann die Augen und gönnte sich einige Minuten Tagträumerei. Ein Lächeln erblühte auf ihrem Gesicht, Merlin, immer wenn sie träumte, gelangte sie irgendwann zu Harry. Sie träumte von seinen Blick, als er sie zum erstenmal nackt in der Badewanne gesehen hatte. Allein die Erinnerung an diesen Blick sorgte immer noch für einen wohligen Schauer auf ihrem ganzen Körper.
Unsanft wurde sie in die Realität zurückgeholt. Fanny hatte sich erhoben, das machte sie sonst nie, wenn Hermine ruhte und blickte aufmerksam dem alten Mann entgegen. Dieser war stehen geblieben, vielleicht noch fünfzig Meter entfernt und sah aufs Meer hinaus. Fannys Ohren spielten und nervös zuckte ihre Nase im Wind. Der alte Mann hatte seine Wanderung wieder aufgenommen und urplötzlich schoss Fanny auf ihn zu.
Hermine war mehr als überrascht, Fanny ging nie zu Fremden, sondern mied diese richtiggehend. Inzwischen war der Hund an seinem Ziel angekommen und sein hektisches Schwanzwedeln deutete auf große Freude seinerseits hin. Seufzend stand Hermine auf und ging langsam ihrem Hund und dem alten Mann entgegen. Ihr blieb genug Zeit, sich ihn genau anzusehen und mit einer Hand vergewisserte sie sich, dass ihr Zauberstab in seinem Halfter steckte. Der Mann hat sich auf sein gesundes Bein gekniet, streichelte Fanny und sprach leise zu ihr.
Er machte einen ziemlich verwahrlosten Eindruck, stellte Hermine fest, seine alte Armee Jacke war verschließen, die Jeans konnten dringend eine Wäsche gebrauchen und die Baseball Kappe die er trug, war am Schirm zerrissen. Aber wieso gebärdete sich Fanny so?

Sie war vielleicht noch zehn Meter entfernt und räusperte sich, denn der Mann schien sie nicht bemerkt zu haben.
„Entschuldigen Sie bitte, normalerweise verhält der Hund sich anders. Er geht nicht…“
Beim Klang ihrer Stimme hob der Mann den Kopf und ihr Herz blieb für Sekunden stehen, so kam es ihr vor. Mit schnellen Schritten war sie bei ihm, sank auf die Knie und nahm sein Gesicht, ohne Brille, mit einem ungepflegten Vollbart, in ihre Hände. Seine Augen, zwar von Schmerz und Leid umwölkt, aber definitiv seine Augen. Sein Mund, seine Stirnnarbe…
„Harry?…Harry, bist du es?“, ihre Stimme war nur ein Flüstern, ihr fehlte die Luft lauter zu sprechen.
„Hermine, mein Gott, das ich das erleben darf.“
Seine Stimme war es, zwar brüchig und leise, aber definitiv seine Stimme. Eine riesige Woge der Erleichterung schwappte über Hermine hinweg und sie konnte und wollte ihr Tränen nicht zurückhalten.
„Harry“, rief sie und legte mit aller Kraft ihre Arme um ihn.
Unmittelbar schrie er auf und rang keuchend nach Luft. Sofort ließ sie ihn los und nahm seine Hand.
„Was ist mit dir, Harry?“, Angst und Sorge mischten sich in ihre Stimme.
„Wahrscheinlich einige Rippen gebrochen“, flüsterte er und suchte mit der anderen Hand halt an ihrer Schulter.
Sie erinnerte sich an sein Bein und beschloss, sofort mit ihm ins St. Mungos Hospital zu apparieren, obwohl ihr Neville geraten hatte, dies in ihrem Zustand zu unterlassen.
„Teufel, Neville“, murmelte sie, „soll ich jetzt einen Besen herbeizaubern und mit Harry zwei Stunden nach London fliegen.“
„Kann ich dich einen Moment loslassen, Harry?“, fragte sie vorsichtig und er nickte zustimmend.
Schnell trennte sie ein Blatt aus ihrem Tagebuch, schrieb eine kurze Notiz an ihre Eltern und steckte diese in die kleine Metallkapsel an Fannys Halsband. Dann umarmte sie kurz ihren Hund.
„Los, Fanny, lauf zu Barbara und Robert“, Fanny rannte davon und Hermine blickte ihr kurz nach.
Dann wandte sie ihren Blick wieder Harry zu und er lächelte, während sie das Buch in der Tasche ihres Umhanges verstaute.
„Ist das dein Hund?“, flüsterte er und sie nickte zustimmend.
„Tolles Tier“, wisperte er und sah Fanny nach.
„Harry, ich werde mit dir direkt ins St. Mungos springen. Kannst du noch ein paar Minuten wach bleiben?“
„Das wird schon gehen, glaube ich“, erwiderte er leise, „ich werde mich an deinem Hals festhalten und du fasst mich bitte an meinem Gürtel an.“
Mit schmerzverzerrtem Gesicht legte er ihr die Arme um den Hals, sie umfasste seinen Gürtel in Höhe der Hosentaschen und dann sprangen sie.

Als sie im Hospital ankamen, war Harry fast bewusstlos. Sofort war ein Heiler mit einer Schwebetrage zur Stelle und vorsichtig betteten sie Harry darauf.
„Was fehlt ihm?“, wollte der Heiler wissen und Hermine erzählte ihm alles, was sie wusste.
Der Heiler schüttelte nachdenklich den Kopf und verließ den Raum. Sie trat an die Trage und legte eine Hand an seine Wange.
„Mein Gott, Harry. Was haben sie mit dir gemacht?“, flüsterte sie und eine Hand von ihm legte sich beruhigend auf ihre Schulter.
Eine andere Person betrat den Raum und Hermine wandte den Kopf.
„Dr. Bernstein“, meinte sie erleichtert und lächelte den Heiler kurz an, der auch für die Kontrolle ihrer Schwangerschaft zuständig war.
„Miss Granger, ich freue mich sie zu sehen“, lächelte er und trat an die Trage, „und wen haben sie mitgebracht?“
„Harry Potter, Doktor Bernstein“, und sie erklärte, wie sie Harry gefunden hatte.
Abwesend nickte er, aber während er Harry untersuchte verdüsterte sich seine Miene.
„Kommen Sie bitte, Miss Granger“, bat der Heiler und schob die Trage vor sich her in einen Untersuchungsraum. Er zog seinen Zauberstab und ließ ihn kurz über Harrys Körper gleiten.
„Hat Mister Potter noch andere Angehörige außer Ihnen, Miss Granger?“
Hermine dachte kurz an die Dursleys und verwarf diesen Gedanken sofort wieder.
„Nein, keine. Warum fragen Sie?“
„Der junge Mann ist sehr schwer verletzt und deshalb möchte ich Ihn in ein künstliches Koma versetzen. Dafür brauche ich die Zustimmung der Angehörigen und vielleicht möchten Sie sich mit jemandem beraten, Miss Granger?“
„Ich werde mit Remus Lupin sprechen“, erklärte sie nach kurzem Nachdenken.

Aus der Eulenstation des Krankenhauses schickte sie einen kurzen Brief an Remus. Nur zehn Minuten später erschien dieser und Hermine warf ihm die Arme um den Hals.
„Er ist es wirklich, Remus, es ist Harry.“
Der angesprochene blickte sie glücklich an und ein paar Tränen liefen ihm die Wangen herab. Dr. Bernstein bat beide ins Untersuchungszimmer, Harry lag mit entblößtem Oberkörper auf einem Bett und Hermine zuckte bei seinem Anblick zusammen. Es gab fast keine Stelle ohne Verletzung an ihm, er schien fast nur noch aus blauen Flecken und Schürfwunden zu bestehen.
„Hermine“, rief er leise und sie trat an sein Bett und nahm seine Hand.
Das typische Harry Potter Lächeln überzog sein Gesicht und mit Tränen in den Augen streichelte sie seine Wange. Dr. Bernstein hatte sich mit Remus in eine Ecke des Raumes zurückgezogen und sie unterhielten sich flüsternd. Dann trat Remus leise zu Hermine, legte ihr eine Hand auf die Schulter und blickte Harry an.
„Es ist schön, dass du wieder bei uns bist, Harry“, meinte er mit leuchtenden Augen und ernster Stimme.
Harry zwinkerte lächelnd und formte mit Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand einen Kreis. Dann schloss er die Augen und schlief ein. Erst als sie überzeugt war, dass er regelmäßig atmete, wandte sich Hermine zu den beiden Männern um. Dr. Bernstein legte den Finger auf die Lippen und deutet auf den Nebenraum.

„Was hältst du von Doktor Bernsteins Vorschlag, Harry in ein künstliches Koma zu versetzen, Remus?“
„Unter den gegebenen Umständen ist es das Beste für Harry“, erwiderte dieser überzeugt und Hermine nickte langsam.
„Erläutern Sie uns bitte ihre Vorgehensweise?“, wandte sich Hermine an Dr. Bernstein.
„Wir werden langsam seine Körperfunktionen auf ein Minimum herunterfahren, dann sind wir in der Lage, Ihn zu untersuchen, ohne das Er Schmerzen empfindet. Außerdem bewirkt das Koma eine schnellere Selbstheilung des Körpers.“
„Gut, einverstanden, Doktor Bernstein. Bestehen irgendwelche Risiken?“, fragte Hermine vorsichtig.
„Ja, es hat in der Vergangenheit wenige Fälle gegeben, bei denen die Patienten nicht mehr aus dem Koma aufwachten. Ich will ihnen das nicht vorenthalten, aber die Wahrscheinlichkeit liegt weit unter einem Promille.“
Nachdenklich schloss sie die Augen und ließ den Kopf hängen, trat zum Glasfenster, das in den Untersuchungsraum schaute und sah Harry lange an. Widerstrebende Gedanken bemächtigten sich ihrer und sie konnte die Tränen nicht zurückhalten. Remus war zu ihr getreten und legte zart einen Arm um ihre Schulter.
„Ich will doch nur Harry wiederhaben“, flüsterte sie verzweifelt und drückte sich an Remus.

„Wo hat sie Harry gefunden?“, Tonks Stimme drückte Unglauben aus.
Hermine hatte ihr Einverständnis zu Harrys Komabehandlung gegeben und war danach mit Remus zum Grimmauld Place gegangen. Wie ein Raubtier im Käfig, tigerte sie durch die Küche und hatte ihre Tasse Tee nicht einmal angerührt.
„Es tut mir leid Remus, ich kann nicht hier bleiben. Wir sehen uns morgen Mittag in der Klinik“, rief sie und umarmte ihn kurz.
Dann betrat sie den Kamin, warf eine Handvoll „Floopowder“ auf das Feuerrost und rief: „Godric Hollow.

Remus gab seiner Freundin, die später gekommen war, kurz wieder, wie Hermine Harry gefunden hatte.
„Die beiden hatten sich wohl diesen Platz als geheimen Treffpunkt ausgesucht“, erklärte Remus ihr, „und irgendwie ist es ihm gelungen, dorthin zu gelangen, obwohl ich mir nicht im entferstesten erklären kann, wie er das überhaupt geschafft hat.“
„Wie ist sein Zustand?“, wollte Tonks wissen und Remus versuchte es ihr schonend beizubringen.
Abwesend nickte sie, als er geendet hatte.
„Es ist also nicht sicher, dass er es überlebt?“ Als er bejahte straffte sie sich und schaute ihn ernst an.
„Ich springe ins Ministerium, der Geheimdienst muss Bescheid wissen.“
„Gut“, stimmte er zu, „ich informiere Professor McGonagall. Momentan wäre eine Freundin für Hermine sehr wichtig und Ginny wäre die richtige“, erwiderte er.

2.

„Hermine“, rief Tonks überrascht und zog die Augenbrauen hoch.
Draußen war es noch dunkel, sie saß mit Remus beim Frühstück, als sie jemanden im Kamin in der Eingangshalle ankommen hörten. Sie sprangen auf, zogen ihre Zauberstäbe und blickten gespannt zur Tür.
„Keinen Kommentar bitte, ich weiß, wie ich aussehe“, Hermine versuchte zu lächeln, brach dann aber in Tränen aus und fiel Tonks um den Hals.
Fanny hatte sich an ihr vorbeigedrückt und begrüßte begeistert Remus. Der zog Hermine in die Küche und schloss die Tür.
„Trink erst mal einen Kaffee“, meinte Remus und stellte einen Becher vor sie hin.
Man konnte ihr gut ansehen, dass sie die letzte Nacht nicht geschlafen hatte und wie zum Beweis fuhr sie sich mit zittrigen Fingern durchs Haar.
„Entschuldigt bitte, dass ich euch hier so überfalle, aber Zuhause hab ich es nicht mehr ausgehalten“, murmelte sie nachdem ihre Tränen versiegt waren.
„Dafür sind Freunde da“, entgegnete Tonks und nahm Hermines Gesicht in ihre Hände.
„Du gehst jetzt erst einmal duschen“, fuhr sie resolut fort, „und dann gibt es für dich ein exquisites Frühstück, einverstanden?“
Hermine lächelte leicht und nickte zustimmend. Während sie nach oben ging, wich Fanny nicht von Tonks Seite und gab erst Ruhe, als sie ihr einen Napf mit Hundekuchen hinstellte. Remus verabschiedete sich und apparierte aus der Halle.
Kurz darauf war Hermine wieder da, sie sah schon besser aus und machte sich mit einem Riesenappetit über das Frühstück her.
Bei der Zusammenstellung ihres Essens drehte sich der blonden Zauberin leicht der Magen um. Zuerst eine Scheibe Weißbrot mit Marmelade, dann eine saure Gurke, eingewickelt in rohen Schinken, gefolgt von einem Stück Schokoladenkuchen und zu guter letzt verdrückte Hermine noch vier Rollmöpse. Grinsend schaute sie zu ihrer Freundin, als sie sich den letzten Bissen in den Mund geschoben hatte.
„Wenn mir einer vor einem Jahr gesagt hätte, das ich diese Sachen hintereinander essen würde, wäre mir höchstwahrscheinlich kotzübel geworden.“
Zuerst lächelte diese nur, aber dann hielt sie sich den Bauch vor Lachen und nach ein paar Sekunden stimmte Hermine mit ein. Nachdem sie sich beruhigt hatten blickte Tonks sie ernst an.
„Du solltest noch etwas schlafen, Hermine, bevor wir ins Hospital gehen.“
„Das ist nicht einfach, Tonks, ich habe in der vergangenen Nacht kein Auge zugetan, es ging einfach nicht.“
Mitfühlend nickte ihre Freundin, stand auf und ging zum Küchenschrank. Mir einer Glasphiole kehrte sie zurück und stellte diese vor Hermine auf den Tisch.
„Ein Beruhigungstrank“, erklärte sie, „absolut ungefährlich für Mutter und Kind. Ich verspreche dir, dich rechtzeitig zu wecken, Ehrenwort.“
Dankbar umarmte die angesprochene ihre Freundin, leerte die Phiole in einem Zug, ging nach oben und legte sich in Harrys Zimmer aufs Bett.

Da die beiden Freundinnen etwas zu früh in der Klinik waren, erwarteten sie Dr. Bernstein und Remus im Besprechungszimmer. Nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür, aber nicht die erwarteten betraten den Raum, sondern Professor McGonagall, Ginny und Neville. Sie begrüßten sich und die Schulleiterin erklärte der verblüfften Hermine die Anwesenheit der beiden.
„Miss Weasley und Mister Longbottom sind für Ihre geistige und körperliche Gesundheit in den nächsten Wochen abkommandiert, Miss Granger. Ich hoffe doch sehr, das Sie mit meinem Arrangement einverstanden sind?“
Lächelnd nickte Hermine, die Zeit mit den beiden, war für Hermine die Schönste gewesen, seit Harry verschwunden war.
Bevor sie Professor McGonagall danken konnte, kamen Arthur, Moody und Dr. Helen Fairchild ins Zimmer und begrüßten alle.
„Remus kommt gleich mit Doktor Bernstein“, teilte Arthur mit, als er Hermine begrüßte.
Sie hatte kaum Zeit, sich zu wundern, warum die Abordnung aus dem Ministerium hier war, als Dr. Bernstein und Remus hinzukamen. Den behandelnden Arzt schienen die vielen Teilnehmer der Besprechung nicht zu stören, er setzte sich mitten unter sie und klopfte nach einigen Momenten mit seinem Zauberstab auf den Tisch. Als Ruhe im Raum eingekehrt war begrüßte er alle noch einmal und holte dann ein Pergament aus seiner Kitteltasche.
„Wir haben Mister Potter in einen Tiefschlaf versetzt, eine Vorstufe zum Koma, damit wir ihn untersuchen konnten, ohne ihm Schmerzen zu bereiten. Mister Potter weißt folgende leichte Verletzungen auf: Bruch des rechten Handgelenks, gut verheilt. Bruch des linken Schlüsselbeins, gut verheilt. Eine große Anzahl von Quetschungen und Blutergüssen, allesamt ungefährlich.“
Er machte eine Kunstpause, sah auf sein Pergament und fuhr fort.
„Hier habe ich die Aufstellung der schweren Verletzungen: Bruch von vier vorderen Rippen links, von denen zwei den linken Lungenflügel perforiert haben. Sein rechter Oberschenkel ist an zwei Stellen gebrochen und falsch zusammengewachsen. Die Bänder, Sehnen und Nerven in diesem Bereich wurden durchtrennt und sind degeneriert. Die Nierenfunktion ist auf Grund von Wassermangel stark eingeschränkt.“
Er rollte das Pergament wieder zusammen und blickte in die Runde. Alle waren mit dem Verarbeiten des eben gehörten beschäftigt, Hermine war weiß wie eine Wand, fand aber zuerst ihre Sprache wieder.
„Wird Harry überleben?“
„Wahrscheinlich, Miss Granger, die Chancen stehen achtzig zu zwanzig, würde ich sagen. Wenn keine Infektion der Lungen oder der Nieren eintritt, ist Seine Genesung kein Problem. Sein Oberschenkel ist allerdings eine heikle Sache, die falsch zusammengewachsenen Brüche können wir korrigieren, aber bis jetzt wurden noch nie Nerven verlängert und wieder zusammengefügt. Das ist absolutes Neuland für uns.“
„Was geschieht, wenn die Nerven nicht mehr zusammenwachsen“, fragte Hermine leise.
„Dann müsste das Bein versteift, eventuell sogar amputiert werden“, erklärte der Arzt.
„Wer hat Harry so zugerichtet?“
„Es tut mir Leid, Minister, das wissen wir nicht.“
„Wurden ihm irgendwelche Tränke eingeflösst?“, fragte Dr. Fairchild.
„Das können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, Kollegin, vielleicht kann sich Mister Potter noch an etwas erinnern, wenn er aufwacht.“
„Wie wurden ihm die Verletzungen zugefügt?“ Hermines Stimme war leise.
„Mit dem „Cruatiatus Fluch“, mit einem Schlaginstrument, vielleicht ein Kricket Schläger und definitiv mit einer Peitsche“, erwiderte Dr. Bernstein vorsichtig.
Hermine war extrem wütend, biss ihre Zähne so fest aufeinander, dass die Kiefergelenke deutlich hervortraten.
„Danke, Doktor Bernstein, ich bitte Sie, alles zu versuchen, die Nerven und Sehnen in seinem Bein wieder zusammenzufügen.“
„Gut, Miss Granger, wir werden es versuchen. Ich möchte Sie gleich noch unter vier Augen sprechen.“

Der Arzt hatte sie in einen Nebenraum geführt und bat sie an einem Tisch Platzt zu nehmen.
„Sehen Sie, Miss Granger“, begann er, „wir werden Mister Potter drei Wochen nach der Operation im Koma halten müssen, aber zuerst müssen wir sicher sein, da es zu keiner Infektion kommt.“
Langsam nickte sie und sah ihn fragend an.
„Das heißt für Sie, das Sie Harry Potter ungefähr vier Wochen nicht sehen können, ein Besuch, während der Patient im Koma liegt, ist ausgeschlossen.“
Hermine, die in den vergangenen Stunden alles über das künstliche Koma gelesen hatte, was sie finden konnte, gab Dr. Bernstein Recht.
„Schön, Miss Granger, aber dafür habe ich Sie nicht hierher gebeten. Mein Interesse gilt in diesem Fall Ihrer Person und dem Baby. In den vergangenen Monaten habe ich gemerkt, dass Sie zuwenig auf sich selbst achten. Erst als Ihre Freunde zu Ihnen gezogen sind, hat sich Ihr Zustand gebessert. Aber da die Schule wieder begonnen hat, können Ihre Freunde nicht bei Ihnen sein und ich rate Ihnen dringend…“
Mit erhobener Hand unterbrach sie ihn.
„Keine Sorge, Doktor, die Schulleiterin hat mir diese beiden Freunde bis auf weiteres zur Seite gestellt, sie werden dafür sorgen, dass ich ordentlich esse und meinen Schönheitsschlaf bekomme. Ich hoffe, das Sie das beruhigt.“
Erleichtert lachte der Arzt, stand auf und nahm Ihre Hand.
„Ja, ich bin beruhigt und froh, dass Ihre Freunde bei Ihnen sind, Miss Granger. Sie sind eine außergewöhnliche Frau und mir tat es in der Seele weh, zu sehen, wie Sie sich selbst vernachlässigt hatten.“
„Ja, das habe ich. Aber Sie wissen auch, warum ich das getan habe, oder besser gesagt, für wen ich es getan habe“, gab sie unumwunden zu.

„Wie lange darfst du Harry nicht besuchen?“, fragte Ginny erschüttert.
Nach der Besprechung im St. Mungos Hospital war Hermine mit Ginny und Neville zum Grimmauld Place zurückgekehrt und direkt anschließend mit „Floopowder“ nach Godric Hollow gereist.
„Vier Wochen“, erwiderte sie düster, „jeder Kontakt von mir mit Harry könnte die Heilung verzögern, das ist jedenfalls die Meinung der Experten.“
„Das ist doch zum Verrücktwerden“, rief Ginny aufgebracht, „da findest du ihn nach einem halben Jahr endlich und darfst dann noch nicht mal seine Hand halten. Er ist doch ohne Bewusstsein, was kann daran so schlimm sein?“
„Der Komazustand bei Menschen ist noch kaum erforscht. Die Wissenschaft geht davon aus, dass die Patienten, trotz tiefer Bewusstlosigkeit, sehr viel von dem mitbekommen, was um sie herum geschieht. Wenn Hermine bei ihm wäre, könnte ihn das eventuell sehr aufregen und damit die Heilung verzögern“, erläuterte Neville.
„Stimmt, in diesem Zustand soll er mit keinen Personen in Kontakt kommen. Temperatur, Licht und Luftfeuchtigkeit bleiben immer gleich, er wird intravenös ernährt und sein Zimmer wird abgeschirmt. Keinerlei äußere Einflüsse sollen den Heilungsprozess unterbrechen“, fügte Hermine hinzu.
„Ihr zwei mögt ja durchaus Recht haben“, grummelte Ginny, „aber wie geht es dir dabei, Hermine?“
Lange Zeit schaute Hermine ihre Freundin ausdruckslos an.
„Ich bin glücklich, dass er lebt und die vier Wochen kriege ich irgendwie rum.“

3.

Hermine stürzte sich in die Arbeit um sich abzulenken. Neville hatte ungefragt das Regime in der Küche übernommen, für ihr leibliches Wohl war deshalb entsprechend gesorgt. Ginny unterstützte sie hauptsächlich, indem sie Bücher und Unterlagen aus dem Ministerium besorgte, Hermine selbst sollte auf dringendes Anraten von Neville und Dr. Bernstein nicht mehr apparieren. Gelegentliches Reisen mit „Floopowder“ gestatteten Sie ihr zähneknirschend. Hermine verfertigte eine Liste aller noch auf freiem Fuß befindlicher Todesser, Ihre bekannten Aufenthaltsorte, Ihre Gewohnheiten und Vorlieben.
Ginny hatte eine große Schiefertafel herbeigezaubert, diese stand an einer Wohnzimmerwand und dadurch wirkte der Raum fast wie ein Klassenzimmer. Auf der linken Seite hatte Hermine in ihrer kleinen Schrift alle Death Eater und Sympathisanten der dunklen Seite aufgelistet, die noch lebten. Rechts standen alle Gebäude und Versammlungsorte, die jemals von Ihnen benutzt worden waren. Tag für Tag arbeiteten sich Hermine und Ginny durch Berge von Berichten und Protokollen des Ministeriums und langsam wurden die Listen auf der Tafel länger.
Stundenlang saß Hermine am Tisch, betrachtete die ausgebreitete Landkarte vor sich, und versuchte die Einträge auf der Tafel in ein Muster zu zwängen.
Neville sorgte dafür, das Hermine ausreichend Bewegung bekam. Er schleppte sie mit, auf regelmäßige Spaziergänge mit dem Hund, und überwachte akribisch ihre Essgewohnheiten.
Bill schickte täglich eine Eule mit den neuesten Erkenntnissen des Geheimdienstes im Ministerium und auch hier versuchten die beiden Frauen, die Meldungen mit dem Muster in Einklang zu bringen. Nichts passte richtig, nirgendwo ergab sich ein eindeutiger Hinweis, fast alles war Vermutung und Spekulation.
„Ich tippe auf die Malfoys und Bellatrix Lestrange“, meinte Hermine nachdenklich und schaute auf die Tafel.
„Wahrscheinlich hast du Recht“, erwiderte Neville, er war von einem Spaziergang mit Fanny zurückgekehrt und hatte es sich auf dem Sofa bequem gemacht.
„Und wo, was meinst du?“
Hermine wiegte langsam den Kopf hin und her und schaute ihn an.
„Wenn ich alles überdenke, dann bleibt nicht mehr viel übrig. Eine tiefe Höhle, ein aufgegebenes Bergwerk, so tief, das seine Gedanken mich nicht mehr erreichen konnten. Es sei denn, sie haben ihm diese Fähigkeit genommen.“

Fanny war ins Wohnzimmer gekommen und lief aufgeregt herum, ein tiefes Grollen kam aus ihrer Brust.
„Wo ist Ginny?“, rief Hermine elektrisiert, nachdem sie einen Blick aus dem Fenster geworfen hatte, „wir müssen hier sofort verschwinden.“
Gemeinsam stürzten sie in die Küche, wo Ginny gerade Kaffee kochte.
„Der Portkey!“ schrie Hermine und deutete auf das Küchenhandtuch, das neben dem Fenster hing.
Im gleichen Moment schossen die ersten Lichtblitze der Flüche durch die Fenster herein. Neville nahm Fanny auf die Arme, gleichzeitig berührten die drei das Handtuch und Hermine konnte noch das Krachen des zusammenbrechenden Hauses hören, während sie sich rasend schnell entfernten.

Recht unsanft landeten die drei mit Fanny in Remus Büro im Ministerium. Alarmiert sprang dieser hinter seinem Schreibtisch auf und blickte die Neuankömmlinge mit großen Augen an.
„Death Eater greifen Godric Hollow an“, rief Hermine und Remus stürzte aus dem Raum.
Auf dem Flur konnten sie ihn laut nach Mad Eye Moody rufen hören. Die drei sammelten sich erst einmal und auch Fanny schüttelte sich. Kurz darauf kam Helen Fairchild zu ihnen und ließ sich alles erklären.
„Wie viele sind es?“ Helen schaute in die Runde.
„Zwanzig bis dreißig“, antwortete Hermine vorsichtig, „ich habe nur einen Blick aus dem Wohnzimmerfenster geworfen, zum Zählen fehlte mir die Zeit.“
Ginny und Neville lachten, aber Helen war aufgesprungen und hatte fluchtartig das Zimmer verlassen. Unbehaglich schauten sich die Freunde an und nach zwei Minuten war Helen wieder da.
„Entschuldigt bitte, aber Remus war mit nur fünf Leuten disappariert. Ich habe eine zweite Gruppe hinterher geschickt.“
Nachdenklich musterte Hermine Helen.
„Das ist gefährlich, sehr gefährlich.“
Seufzend nickte Helen und stand auf.
„Wenn ihr einverstanden seid, gehen wir jetzt zum Grimmauld Place und warten dort die weiteren Ereignisse ab.“
Die drei Freunde verständigten sich kurz durch einen Blickkontakt und brachen dann gemeinsam mit Helen zum ehemaligen Heim der Familie Black auf.
Als sie ankamen übernahm Neville das Regiment in der Küche und kochte zuerst einmal Kaffee. Kurz darauf verabschiedete sich Helen und apparierte ins Ministerium, nicht ohne das Versprechen abzugeben, die drei mit allen Neuigkeiten zu versorgen.
„Ich weiß nicht, die Sache gefällt mir nicht“, meinte Hermine leise, nachdem Helen verschwunden war.
Beide Hände hatte sie um den Kaffeebecher gelegt und sah Ginny und Neville durchdringend an.
„Wie meinst du das, Hermine?“ fragte Neville stirnrunzelnd.
„Zwanzig bis dreißig Death Eater gegen sechs Auroren, hoffentlich geht das gut.“
„Woher hast du gewusst, das Death Eater Godric Hollow angreifen, Hermine?“ Ginny schaute sie fragend an.
„Wenn Fanny sich so aufführt, sind Feinde in der Nähe. Einen Blick nach draußen habe ich riskiert und dann sind wir sofort zu dir in die Küche gestürzt.“
„Das Haus ist zusammengefallen, das habe ich beim apparieren noch mitbekommen“, meinte Neville leise und Hermine nickte traurig.

Eine Stunde später erschien Helen wieder in der Küche. Sie sah furchtbar aus, ihre Kleidung war an mehreren Stellen zerfetzt, ein großer Blutfleck zierte ihre Hose am linken Oberschenkel und ein tiefer Riss zog sich über ihre linke Wange. Seufzend ließ sie sich in einen Stuhl fallen und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen.
Sprachlos sahen die drei Freunde die junge Frau an, dann stand Neville auf, nahm eine Flasche Feuerwhiskey aus dem Schrank und stellte diese vor Helen auf den Tisch. Nachdem sie ein paar Mal tief durchgeatmet hatte, nahm Helen die Hände vom Gesicht, mischte Kaffee und Whiskey in einer Tasse, nahm einen tiefen Zug und begann.
„Bevor Remus mit fünf Leuten nach Godric Hollow sprang, hat er Arthur verständigt. Ich habe kurz danach die Bereitschaftsgruppe, zehn Auroren, hinterhergeschickt, nachdem ich mit euch gesprochen hatte.“
Wieder nahm sie einen tiefen Schluck aus ihrer Tasse und sah die drei nacheinander traurig an und fuhr mit bebender Stimme fort.
„Arthur hatte fünfzig Auroren aufgestellt, als ich vom Grimmauld Place zurückkam, sind wir alle sofort nach Godric Hollow appariert. Es war furchtbar.“
Sie brach in Tränen aus und konnte einige Augenblicke kein Wort herausbringen.
„Wir hatten die Zahl der Feinde unterschätzt, es waren insgesamt sechsundvierzig.“
Hermine zog scharf die Luft ein und blickte Helen betroffen an.
„Mach dir keine Vorwürfe, Hermine“, winkte diese müde ab, „wir hätten vorsichtiger sein müssen.“
Nur mühsam konnte Helen ihre Tränen zurückhalten, Hermine stand auf, setzte sich neben sie und nahm sie fest in den Arm.

„Remus ist tot“, brach es plötzlich aus ihr heraus, „Tonks und Mad Eye sind schwer verletzt, keiner weiß, ob sie überleben werden.“
Hermine wurde weiß wie eine Wand, alles verschwamm ihr vor den Augen und sie musste ein paar Mal tief durchatmen, bis sie wieder klar sehen konnte.
Mit schwankender Stimme erzählte Helen, was passiert war.
Als sie mit den fünfzig Auroren auf dem Schlachtfeld ankam, legten diese sofort eine weite Appariersperre um das Gelände. Die Death Eater hatten die Auroren um Remus und die Bereitschaftsgruppe fast aufgerieben. Erst das Eintreffen der Ministeriumszauberer um Helen hatte den Ausgang dieses Kampfes noch einmal herumgeworfen. Trotzdem waren zwölf von Ihnen bei diesem Kampf gefallen und sieben lagen seitdem schwer verletzt im St. Mungos Hospital. Dreißig Death Eater wurden getötet und fünfzehn gefangengenommen.
„Einer konnte trotz Appariersperre entkommen“, fügte Helen hinzu.
„Lucius Malfoy, wette ich“, rief Hermine angewidert und Helen nickte leicht.
„Diese Ratte. Mich würde interessieren, wieso der immer in der letzten Sekunde entwischen kann“, murmelte Hermine mehr zu sich selber.
„Es gibt auch ein paar gute Neuigkeiten“, fuhr Helen fort, nachdem sie sich kräftig geschnäuzt hatte, „Bellatrix ist tot. Narcissa Malfoy habe ich erledigt und auch Walter Borgin hat den Kampf nicht überlebt. Wir haben einen ungefähr zwölfjährigen, blonden Jungen gefangengenommen, der aber jede Auskunft verweigert.“
„Das ist Thorben Malfoy“, erklärte Hermine überzeugt und ließ sich die letzten Worte von Helen durch den Kopf gehen.
„Damit ist der harte Kern der Death Eater ausgeschaltet, wenn wir einmal von Lucius Malfoy absehen.“
„Stimmt“, erwiderte Helen, „könnt ihr drei mich bitte gleich zum Ministerium begleiten? Arthur möchte euch sehen.“
Die angesprochenen wechselten einen kurzen Blick, Neville nahm wieder Fanny auf die Arme und dann berührten sie gemeinsam den Portkey, den Helen ihnen hinhielt und dann mit einer Bewegung ihres Zauberstabes aktivierte.

Auf den ersten Blick hatte Hermine das Büro des Zaubereiministers wiedererkannt. Arthur war nicht anwesend und Helen öffnete die Tür zum Vorzimmer und sprach einige Worte zu Arthurs Assistentin. Dann setzten sich die vier an den Konferenztisch und warteten auf Ginnys Vater.
„Danke, das ihr so schnell gekommen seid“, mit einem sanften Lächeln hatte Arthur den Raum betreten und nickte Helen zu.
Dann umarmte er liebevoll seine Tochter als auch Neville. Zum Schluss drückte er Hermine vorsichtig.
„Es tut mir Leid, ich weiß, was Remus für euch bedeutet hat“, flüsterte er und ihr liefen einige Tränen die Wangen herab.
„Lasst uns bitte einige Sachen besprechen“, bat er nachdem sie sich wieder gesetzt hatten.
„Nach unserem Gespräch kehrt ihr bitte zum Grimmauld Place zurück. Wir glauben zwar nicht, dass es noch einen Angriff geben wird, aber wir haben das Haus mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln geschützt. Es werden immer mindestens fünf Auroren zu eurem Schutz da sein. Verlasst das Haus nicht ohne Ankündigung. Auch Helen wird sich hauptsächlich bei euch aufhalten, sie ist eure Verbindungsstelle zum Ministerium. Wenn ihr etwas braucht, oder das Haus verlassen wollt, wendet euch bitte an sie.“
In den nächsten Minuten besprachen die fünf noch einige, unklare Punkte und dann kehrten die Frauen und Neville mit dem Portkey zurück zum Grimmauld Place.

4.

Die nächsten Tage vergingen quälend langsam. Praktisch waren sie am Grimmauld Place festgesetzt, weder konnten sie in die „Diagon Alley“, noch in das normale London. Die ganzen Unterlagen von Hermine und Ginny waren in Godric Hollow geblieben und so gerne sie auch Karten- und Gesellschaftsspiele spielten, irgendwann hatten sie daran keinen Spaß mehr.
Auf Hermines Bitte besorgte Helen eine neue Brille für Harry in der „Diagon Alley“. Die Form sollte der Alten entsprechen und die Stärke der Gläser kannte Hermine. In ihrem vierten Schuljahr hatten sie in Astronomie den Aufbau von Fernrohren durchgenommen und auch die Bestimmung von optischen Linsen. Natürlich hatte Hermine direkt Harrys Brille als Testobjekt verwendet und die Stärke seiner Gläser hatte sie nicht vergessen.
Hermine schrieb einen langen Brief an Professor McGonagall und teilte ihr die letzten Neuigkeiten mit. Gleichzeitig bat sie die Schulleiterin um die Freistellung des Hauselfen Dobby. Dieser sollte sich um den Neuaufbau von Godric Hollow kümmern, sie wollte das Haus auf jeden Fall unbeschädigt wieder sehen. Sehr viele, schöne Erinnerungen waren damit verknüpft. Auch Harry würde das wollen, davon war sie überzeugt.

Zu Hermines Erleichterung tauchte dann eines Tages die Eule mit einem Brief für sie aus dem St. Mungos Hospital auf.
„Doktor Bernstein möchte mich morgen sehen, zur Routinekontrolle und zur Besprechung über Harrys Aufwachen“, las sie vor.
„Stimmt, die vier Wochen sind rum“, meinte ihre Freundin erfreut und Neville schlug Hermine mit einem breiten Grinsen auf die Schulter.
Helen wurde informiert und apparierte ins Ministerium, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Zwei Stunden später war sie zurück und informierte die anwesenden.
„Morgen Früh, um neun Uhr, werden wir zum St. Mungos Hospital gehen. Zwanzig Auroren werden uns begleiten. Zur Tarnung werden wir als Touristengruppe aus Wales auftreten. Ginny und Neville werden Hermine auch begleiten“, erläuterte Helen.
Zuerst war Hermine versucht, dagegen zu protestieren, aber nach den Ereignissen in Godric Hollow stimmte sie der Entscheidung des Ministeriums zu.
Den Abend verbrachten die drei Freunde mit Helen und der Bewachungscrew hauptsächlich in der Küche. Es wurde viel erzählt und gelacht. Den Höhepunkt des Abends bildete ein Besuch aller im Keller, bei dem Hermine erzählte, wie sie auf den letzten Horkrux gestoßen war.
„Selbst Mad Eye ist mehrmals daran vorbeigegangen, ohne ihn zu bemerken“, erläuterte Ginny den Anwesenden.

Am nächsten Morgen konnte es Hermine nicht schnell genug gehen. Als Erste war sie in der Küche; zuerst war sie mit dem Frühstück fertig und sie war auch diejenige, die abmarschbereit in der Eingangshalle auf die anderen wartete. Gegen neun Uhr verließen die vier gemeinsam mit der Bewachungscrew das Haus. An der nächsten Straßenecke erwarteten sie verabredungsgemäß die „Touristengruppe“ und die fünf Auroren der Bewachungscrew kehrten ins Haus zurück. Bill Weasley spielte den Fremdenführer der Gruppe und amüsiert betrachtete Hermine ihre Schutztruppe. Einige waren ihr bekannt, da war sie sich sicher. Ob allerdings vom Schlachtfeld, oder aus dem Ministerium, konnte sie nicht sagen. Es wurde ein lustiger Spaziergang und eine halbe Stunde später kamen sie im Hospital an. Bill blieb mit fünf Auroren im Wartebereich des Hospitals und schickte die anderen zurück ins Ministerium.
„Wenn du hier fertig bist, Hermine, wird dich die Truppe zurück zum Grimmauld Place begleiten“, erklärte Bill grinsend und sie schmunzelte.
Im Untersuchungszimmer wurde sie von Dr. Bernstein erwartet und nachdem er Hermine untersucht hatte, schmunzelte er zufrieden.
„Sagen Sie bitte Ihren Freunden meinen Dank, Miss Granger. Ihr Zustand ist hervorragend und ich glaube, dass die beiden einen nicht unerheblichen Anteil daran hatten.“
„Das stimmt, ich bin mehr als froh, dass die zwei mir helfen und ich werde ihnen gerne Ihren Dank übermitteln, Doktor Bernstein.“
Dann führte Ihr Arzt sie in ein Besprechungszimmer, in dem schon Helen und zwei, Hermine unbekannte, Männer warteten. Dr. Bernstein stellte diese vor. Der jüngere der beiden war Dr. Hayden, Neurologe und der ältere Dr. Wellington, Psychoanalytiker.
„Morgen, um diese Zeit, müsste Mister Potter aufwachen“, begann Dr. Bernstein ohne Umschweife, „seine äußeren Verletzungen sind ausnahmslos verheilt. Es sind keine Komplikationen aufgetreten und wir hoffen, dass dies auch für Sein Bein gilt. Ich wünsche mir, das Sie, Miss Granger, dabei sind, wenn Er aufwacht; ich halte das für sehr wichtig.“
„Sie können ja einmal versuchen, mich daran zu hindern“, meinte Hermine drohend, schmunzelte aber dann.
„Die nächsten Wochen sind sehr wichtig“, fuhr der Arzt fort, „wir wissen nicht, wie Harry Potter gefoltert wurde und welche Auswirkungen dies auf Seine Psyche hat. Soviel Zeit wie möglich sollten Sie mit Ihm verbringen, Miss Granger, und Ihn genau beobachten. Sie sind die Person, die Ihn am Besten kennt, Ihnen vertraut er und Ihnen sollten am ehesten Wesensveränderungen bei Mister Potter auffallen.“
„Wie könnte sich so etwas äußern?“, fragte sie nach kurzem Nachdenken.
„Vergleichen Sie Ihn mit der Person, die Sie früher kannten, Miss Granger“, warf Dr. Hayden ein, „wie verhält Er sich allgemein, neigt Er zu unerklärlichen Wutausbrüchen, ist Er übertrieben traurig oder fröhlich und wie schläft Er?“
Seufzend nickte Hermine. Sie hatte sich zwar auch schon ihre Gedanken über Harrys Psyche gemacht, aber dass es so ernst werden könnte, hatte sie nicht vermutet.
„Verfassen Sie Tagesberichte, Miss Granger“, übernahm Dr. Wellington das Gespräch,
„Harry Potter Tagesberichte und Sie können Ihm ruhig den Grund dafür erklären. Versuchen Sie Ihn in den ersten Monaten von allem abzuschirmen. Er sollte nur mit Personen in Kontakt kommen, die Er gut kennt und seien Sie immer für Ihn da. Er braucht Sie, auch wenn Er es vielleicht nicht zeigt.“
„Professor McGonagall hat zugestimmt, dass Miss Weasley Ihnen bis auf weiteres zur Seite steht. Die Ausbildung von Mister Longbottom hier im Hospital, beginnt auch zu einem späteren Zeitpunkt, auch Er hilft Ihnen, wo Er kann“, erläuterte Dr. Bernstein und wurde mit einem herzlichen Hermine Lächeln belohnt.
„Leider wurde Ihr Heim in Godric Hollow zerstört, wie mir Mister Bill Weasley berichtete, aber das Haus hier in London halte ich persönlich nicht für den geeigneten Ort, um die Genesung von Mister Potter optimal zu gestalten“, meinte Ihr Arzt nachdenklich.
„Was halten Sie von einem Haus direkt am Meer, an der Südwestküste Cornwalls, abgelegen und schwer zu finden?“, fragte Hermine mit einem Grinsen.
„Optimal.“ Erwiderte er schmunzelnd, wurde aber schlagartig ernst. „Remus Lupin ist tot. Das müssen wir Mister Potter so schonend wie möglich beibringen.“
„Das mache ich“, entschied Hermine, „wie geht es Tonks?“
Lange Zeit schaute Dr. Bernstein sie an.
„Es gibt keine Hoffnung mehr, Sie wird innerhalb drei Tagen sterben“, flüsterte er.
Tränen bahnten sich den Weg durch ihre geschlossenen Lider und fest schlug sie mit der Faust auf den Tisch.
„Mad Eye Moody?“ Ihre Stimme war tonlos.
Kurz blickte Dr. Bernstein in seine Unterlagen.
„Er wird es überleben, zwar mit einigen Schrammen mehr, aber Er kommt durch.“
„Wenn Sie einverstanden sind, wird Dr. Helen Fairchild Sie begleiten. Offiziell wird Sie zu Ihrem Schutz da sein, gleichzeitig wird Sie aber auch uns mit den neusten Erkenntnissen über Harry Potters Zustand versorgen“, schlug Dr. Bernstein vor.
Mit einem Taschentuch trocknete Hermine Ihre Tränen und stimmte dem Vorschlag Ihres Arztes zu.

Ihre Augen mussten noch rot sein, denn kaum war Hermine im Wartebereich des Hospitals aufgetaucht, stürzte Ginny auf sie zu und nahm sie in den Arm.
„Was ist mit Harry?“, flüsterte sie alarmiert.
„Nein, nichts. Harry ist okay, aber Tonks…“, erwiderte Hermine und brach in Tränen aus.

Neville hatte zuerst eine große Kanne Tee zubereitet, als sie zum Grimmauld Place zurückgekehrt waren.
„Keine Hoffnung mehr?“, fragte Ginny mit Tränen in den Augen und Hermine nickte niedergeschlagen.
Beide würden sie Tonks vermissen, die lustige, blonde Aurorin, mehr Freundin oder Schwester, denn Kampfgefährtin. Auch Neville, der sich zu den beiden gesetzt hatte, konnte seine Tränen nicht zurückhalten.
Während des restlichen Tages waren alle außergewöhnlich Schweigsam, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und am Abend verschwanden sie früh auf ihren Zimmern.

Am nächsten Morgen hatte Helen schon das Frühstück zubereitet, als eine angespannte Hermine die Küche betrat.
„Guten Morgen, Helen. Wie hast du denn geschlafen?“, fragte sie abwesend und setzte sich.
„Morgen, Hermine. Beschissen wäre geprahlt“, erwiderte die angesprochene und blickte Hermine aufmerksam an, „und du siehst aus, als würdest du neben dir stehen.“
Zaghaft nickte die angesprochene und goss sich einen Kaffee ein.
„Mir geht soviel durch den Kopf, ich habe nicht mehr als eine halbe Stunde zusammenhängend geschlafen.“
Helen setzte sich neben sie und nahm Hermines Hand.
„Was Hayden und Wellington erklärt haben, kann auf Harry zutreffen, muss aber nicht.“
„Das sage ich mir die ganze Zeit auch, Helen. Aber kannst du dir vorstellen, sechs Monate gequält und misshandelt zu werden, ohne einen psychischen Schaden davonzutragen?“
Helen schwieg. Sie wusste, das Hermine Recht hatte. Die theoretische Möglichkeit bestand zwar, aber darauf hätte sie auch keinen Knut gewettet.
„Lass die Situation auf dich zukommen, Hermine, du kannst im Vorfeld nicht alle Eventualitäten berücksichtigen“, versuchte Helen ihre Freundin zu beruhigen und sprang dann plötzlich auf.
„Was möchtest du jetzt am Liebsten essen, auf was hast du so richtig Appetit?“, rief sie und blickte Hermine erwartungsvoll an.
„Croissants“, entfuhr es der angesprochenen sofort und scheinbar war sie selbst verblüfft, denn sie blickte ihr Gegenüber reichlich verwirrt an.
Nur Sekunden später stand ein Bastkorb mit einigen, sehr verführerisch duftenden, Hörnchen auf dem Tisch.
„Da kommen wir ja genau richtig“, meinte Ginny lächelnd und zog Neville an den Tisch.

Genauso wie am Vortag gelangten sie ins Hospital und kurz darauf saß Hermine an Harrys Bett. Ihre Hände zitterten unkontrolliert, als sie vorsichtig seine Hand in die ihre nahm; so lange hatte sie sich danach gesehnt. Sein Vollbart war dichter geworden und er benötigte auch dringend einen Haarschnitt.
Helen und Dr. Bernstein waren mit im Raum und vor der Tür warteten Ginny und Neville.
Nach einigen Minuten zuckte Harrys Hand in ihrer und kurz flatterten seine Augenlider.
„Hermine?“, krächzte er und zart legte sie eine Hand auf seine Wange.
„Ich bin hier, Liebster“, flüsterte sie und konnte ihre Tränen nicht zurückhalten.
Langsam drehte er den Kopf zu ihr herum und sein unklarer Blick fokussierte sich. Seine grünen Augen, wie hatte sie diese vermisst. Ihre Freude musste für ihn sichtbar sein, denn fast sofort überzog ein typisches „Harry Potter Lächeln“ sein Gesicht.
„Ich liebe dich“, wisperte er und sie versanken in einen langen Kuss.
Dr. Bernstein verließ lächelnd das Zimmer, um Ginny und Neville hereinzubitten, während Helen sich geräuschvoll die Nase putzte. Das lenkte die Verliebten ab und Harry nahm auch die anderen Personen im Raum wahr. Hermine setzte ihm seine neue Brille auf und freudig begrüßte er die drei Freunde. Strahlend blickte er dann wieder seine Liebste an.
„Wie lange war ich weg?“ fragte er und befühlte seinen Bart.
„Auf den Tag sieben Monate“, erwiderte Hermine und stand auf.
Diesen Anblick hatte Harry nicht erwartet und starrte sie mit offenem Mund an. Zuerst war ihr seine Reaktion unverständlich, aber dann dämmerte es ihr.
„Tja, Harry, was soll ich dir sagen? Du wirst Vater“, verschmitzt grinste sie und er schluckte einmal heftig.
„Die Nacht im Badezimmer der Präfekten“, gab sie zu und wurde rot, während Ginny und Neville ihr Kichern hinter vorgehaltener Hand zu Verstecken suchten.
Auch sie hatten in den letzten Monaten des Öfteren dieses spezielle Badezimmer aufgesucht.
Harrys Gesicht strahlte vor Freude und er setzte sich im Bett auf.
„Ihr müsst mir alles erzählen. Wann kann ich hier raus, Helen?“
Die angesprochene zuckte mit den Schultern.
„Wenn du willst, sofort. Aber zuerst solltest du probieren, ob du gehen kannst.“
Sofort eilte Neville zum Bett, da Harry Anstalten machte, aufzustehen.
„Langsam, du solltest dich auf mich stützen.“
Mit einer Hand winkte Harry ab, aber sobald er sich auf seine Beine stellen wollte, sah er ein, dass dies ohne Hilfe nicht möglich war. Einen Arm legte er um Nevilles Schulter, machte ein paar unsichere Schritte und blickte Hermine ratlos an.
„Deine Muskeln müssen erst wieder aufgebaut werden, Liebster. Kannst du dein linkes Bein normal bewegen?“
Mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck verlagerte er sein Gewicht auf das Bein und sofort verzog er schmerzhaft das Gesicht.
„Teufel, was ist das denn?“, murmelte er und entlastete das Bein.
„Das sieht sehr gut aus, Mister Potter“, Dr. Bernstein war zu ihnen getreten und stellte sich vor, „einige Wochen gezieltes Training und sie werden wieder laufen können wie früher. Während dieser Zeit würde ich Ihnen einen Gehstock empfehlen.“
Unsicher lächelnd schüttelte Harry die Hand des Arztes.
„Wenn Sie es sagen, Doktor. Aber ich kann sofort nach Hause?“
„Keinerlei Einwände meinerseits“, schmunzelte Dr. Bernstein und verabschiedete sich.
Kurz darauf wechselten die fünf mit einem Portkey zum Grimmauld Place.

5.

„Zuerst will ich duschen, dann diesen Bart loswerden und dann möchte ich essen, bis ich platze“, rief Harry, als sie am Grimmauld Place angekommen waren.
Vorsichtig nahm er den von Helen dargebotenen Gehstock in die eine Hand und ließ probeweise Nevilles Schulter los. Einige Augenblicke stand er schwankend da auf seinen Stock gestützt und Hermine drängte sich unbewusst der Vergleich mit dem betrunkenen Schauspieler Charlie Chaplin auf, von dem jeder erwartete, dass er hinfiel. Aber auch Harry fiel nicht und nach ein paar langsamen Schritten in der Halle wurde er sicherer. Neville war direkt an seiner Seite geblieben, sollte er straucheln.
Dann suchte er mit Hermine das Badezimmer auf, während die anderen das Essen zubereiten wollten.
Unbedingt hatte sie Tränen vermeiden wollen. Als sich Harry jedoch entkleidet hatte, rollten ihr diese über die Wangen, sie konnte sie nicht zurückhalten. Seine Haut spannte sich über die Rippen, er war so stark abgemagert, dass sie auch auf seinem Rücken jede Rippe deutlich sehen konnte. Sanft fuhr sie mit ihren Händen über seine Brust und er wischte ihr die Tränen von den Wangen.
„Drei Wochen gutes Essen, dann bin ich wieder der Alte. Und überhaupt, ich habe noch nie zum Dicksein geneigt“, schmunzelte er.
Sanft umarmte sie ihn und drückte ihn dann auf den Hocker in der Dusche.
„Lass dir Zeit, Liebster“, meinte sie bewegt, „und nachher will ich genau sehen, wie du deinen Bart los wirst.“
Es war ein gutes Stück Arbeit, den Gesichtsdschungel los zuwerden, aber nach zwanzig Minuten waren beide zufrieden. Liebevoll küssten sie sich und vorsichtig legte er beide Hände auf ihren Bauch.
„Wir werden Eltern“, flüsterte er fassungslos und blickte sie so liebevoll an, dass ihr die Tränen die Sicht verschleierten.

Das Essen, welches die drei zubereitet hatten, war schlichtweg umwerfend und erinnerte Hermine sehr stark an die Festbankette von Hogwarts. Mit Genugtuung stellte sie fest, dass Harry einen Riesenappetit hatte, aber nach einer guten Stunde konnte auch er nicht mehr.
„Das war wundervoll“, meinte er ächzend und ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen, „aber mehr geht beim besten Willen nicht in meinen Magen.“
Mit einem Schwung seines Zauberstabes deckte Neville den Tisch ab und sorgte für eine Kanne Kaffee mit den entsprechenden Tassen.
„Wo sind eigentlich Tonks und Remus?“, fragte Harry, setzte sich auf und blickte in die Runde.
„Am Besten fangen wir andersherum an, Liebster“, erwiderte Hermine und nahm seine Hand, „an was erinnerst du dich?“
Lange Zeit blieb es still in der Küche, gedankenverloren schaute er auf seine Kaffeetasse und räusperte sich dann.
„Hogwarts, Voldemort steht mir gegenüber, du stehst hinter ihm, Hermine und plötzlich wird alles schwarz. Schmerzen. Ich fliege, aber ohne Besen. Strand am Meer, ein Hund kommt auf mich zu und freut sich. Dann kommst du, Liebste, und alles wird gut.“
Seine Eindrücke schildert er abgehackt und bei seiner letzten Bemerkung erblüht ein breites Lächeln auf seinem Gesicht.
„Du warst sechs Monate verschwunden, Harry. Hast du keine Erinnerung daran?“, fragte Hermine leise und er schüttelt verneinend den Kopf.
In der nächsten Stunde schildert Ginny die sechs Monate nach Voldemorts Tod, nur ab und zu steuert Hermine oder Neville noch einen Punkt bei. Einige Minuten war Harry mit der Verarbeitung des Gehörten beschäftigt und Hermine legte ihr Tagebuch vor ihn auf den Tisch.
„Lies es dir durch, Liebster, wenn du Lust hast.“
Freudig überrascht blickte er sie an, blätterte einmal schnell durch das Tagebuch und legte es wieder vor sich auf den Tisch.
„Kommen wir jetzt zu den letzten vier Wochen“, meinte Hermine seufzend und nahm seine Hand fest in die ihre.
„Remus ist tot, Tonks wird innerhalb der nächsten Stunden sterben, wenn sie nicht schon gestorben ist. Godric Hollow ist zerstört, die Death Eater haben ganze…“
Mit seiner freien Hand schlug er auf den TischHollow ist zerstört
und unterbrach ihre Schilderung. Sein Ausdruck zeigte tiefen Schmerz.
„Remus und Tonks?“, wisperte er.
„Ja, Mad Eye wird es überleben“, fuhr sie dunkel fort, „es waren die Death Eater, die Godric Hollow zerstörten.“
Sanft nahm sie ihn in die Arme, fast lautlos weinte er und Hermine wurde bewusst, das mit Remus der letzte der „Rumtreiber“ gestorben war. Der letzte, der engen Freunde von Harrys Eltern, Lily und James Potter.
Bis spät in die Nacht beantworteten Hermine, Helen, Ginny und Neville geduldig Harrys Fragen, aber dann war er so erschöpft, das er fast am Tisch eingeschlafen wäre. Langsam begleitete Hermine ihn die Treppe hinauf in ihr Zimmer, entkleidete ihn, legte ihn ins Bett und deckte ihn sanft zu.
„Schlaf Gut, Liebster“, flüsterte sie, aber er war schon ins Reich der Träume geglitten.
Seufzend stand sie auf und ging zurück zu den anderen.

„Solltest du nicht bei ihm sein?“, fragte Helen mit einem leichten Vorwurf in der Stimme.
Wortlos tippte Hermine sich an die Stirn und Ginny prustete los.
„Entschuldige bitte, Hermine, ich hatte vergessen, das du jederzeit bei Harry bist“, meinte Helen verlegen.
„Okay, wir waren jetzt ein paar Stunden mit ihm zusammen. Was haltet ihr von Harry?“, begann Hermine das Gespräch.
„Auf mich wirkte er ganz normal, so, als wäre er gar nicht fort gewesen“, meinte Neville.
„Mir kam er nachdenklicher vor, aber das kann natürlich daran liegen, dass er die Ereignisse der letzten sieben Monate in ein paar Stunden verarbeiten musste“, schilderte Ginny ihre Eindrücke und Helen schüttelte den Kopf.
„Ihr kennt ihn wesentlich besser als ich. Sein Verhalten würde ich als absolut normal bezeichnen.“
„Okay, ich sehe es genauso wie ihr, mir ist auch nichts aufgefallen Er war wie immer, so als hätte ich ihn gestern zum letzten Mal gesehen“, meinte Hermine ratlos.

Dann wünschte sie den anderen eine Gute Nacht, stieg die Treppe hoch und legte sich vorsichtig zu Harry ins Bett.
Am nächsten Morgen erwachte sie gegen acht Uhr. Seine Schulter diente wie fast immer als ihr Kopfkissen, nur ihr Bauch verhinderte, dass sie sich richtig an ihn kuscheln konnte. Nicht einmal war sie in der Nacht wach geworden. Mit einem Lächeln erinnerte sie sich der Nächte ohne Harry, da war ihr Schlaf war unruhig gewesen und mehrmals war sie in diesen Nächten schweißgebadet aufgewacht. Das gehörte jetzt hoffentlich der Vergangenheit an.
Er lag entspannt und friedlich neben ihr und einige Zeit betrachtete sie sein Gesicht liebevoll. Vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, schlüpfte sie aus dem Bett und huschte ins Bad.
Ginny und Neville erwarteten sie bereits am Frühstückstisch und Helen war ins Ministerium appariert, um sich auf dem Laufenden zu halten.
„Nun, Hermine, wie war die erste Nacht seit langem mit deinem Märchenprinzen“, fragte Ginny neckend.
„Wunderbar, endlich habe ich wieder einmal durchgeschlafen“, erwiderte die angesprochene und räkelte sich in ihrem Stuhl.
„Das kann ich dir wirklich nachfühlen, wenn Ginny nicht bei mir ist, schlafe ich wesentlich unruhiger“, stimmte ihr Neville ernsthaft zu, worauf diese leicht rot anlief.
„Jetzt ernsthaft, Hermine. Du warst mit Harry im Bad der Präfekten zusammen, kurz vor der Schlacht?“, fragte Ginny ungläubig und blickte Neville kurz an.
„Ja, das stimmt, es war der neunzehnte Februar und das ist das Ergebnis“, sanft streichelte sie über ihren Bauch und sah ihre Freundin schmunzelnd an.
„Das hätte ich nicht gekonnt, glaube ich. Dafür wäre ich viel zu nervös gewesen“, gab Ginny ehrlich zu.
„Bitte glaube nicht, dass wir das geplant hatten. Aber es war richtig, es hat uns beiden Kraft gegeben und nebenbei, es war der absolute Wahnsinn“, gab Hermine errötend, in Erinnerung an diese Stunde, zu.
„Darüber sprechen wir beide noch einmal unter vier Augen und dann will ich alles wissen“, verlangte ihre Freundin hartnäckig.
Schmunzelnd stimmte Hermine zu und wandte sich an Neville.
„Holst du bitte nachher Fanny bei meinen Eltern ab?“
„Das erledige ich gleich nach dem Essen, einverstanden?“
Lächelnd stimmte sie ihm zu und gleichzeitig apparierte Helen in der Eingangshalle.
„Wundervoll, ich hatte noch kein Frühstück“, rief sie und setzte sich dazu.
„Lucius Malfoy bleibt verschwunden“, berichtete sie, „aber es sieht so aus, als hätten unsere Agenten den Ort gefunden, an dem Harry gefangengehalten wurde. Bill will im Moment noch nicht so richtig mit der Sprache raus, wir sollten ihm noch etwas Zeit lassen.“
„Wo?“, rief Hermine, sie hatte sich in ihrem Stuhl aufgerichtet.
„Irgendwo im Grenzgebiet zwischen Frankreich und Italien an der Mittelmeerküste.“
6.
Verschlafen erschien Harry in der Küchentür und wünschte allen einen guten Morgen. Hermine stand auf, ging zu ihm und umarmte ihn liebevoll.
„Komm, setz dich und frühstücke mit uns“, meinte sie und drückte ihn in einen Stuhl.
„Arthur und Bill Weasley wollten Harry unbedingt sehen, ich habe ihnen das vorerst ausgeredet“, fügte Helen hinzu.
„Ich danke dir, Helen. Es hätte sowieso keinen Sinn, solange Harry sich nicht erinnert“, erwiderte Hermine.
Neville verabschiedete sich, er wollte Fanny holen und Ginny zog Helen in die Eingangshalle.
„Wie hast du geschlafen, Liebster?“, wollte Hermine wissen und sah ihn durchdringend an.
„Wie ein Murmeltier“, erwiderte er und lächelte sie an.
Harry aß fünf Brötchen hintereinander und klopfte sich auf den Magen.
„Das war gut, ich gehe jetzt nach oben und lese dein Tagebuch, Hermine“, gab ihr einen Kuss und stieg langsam, mit Hilfe des Gehstocks, die Treppe hoch. Seufzend beobachtete ihn seine seine Freundin und begann dann ihren ersten „Harry Potter Tagesbericht“.
Neville war mit dem Hund in der Eingangshalle appariert, Fanny kam in die Küche gelaufen und begrüßte Hermine stürmisch. Dann sprang der Hund die Treppen hinauf und verschwand in ihrem Zimmer. Vorerst beendete Hermine ihren Bericht und folgte langsam Fanny. Harry lag auf ihrem Bett, in der einen Hand hielt er ihr Tagebuch und las interessiert darin, mit der anderen streichelte er Fannys Kopf, der auf seinem Bauch lag. Lächelnd war sie im Türrahmen stehen geblieben und musterte die Szene. Ihr Tagebuch fesselte ihn so sehr, das er ihre Anwesenheit nicht bemerkte.
„Hast du den Hund verzaubert? Fanny hat noch nie so schnell mit jemandem Freundschaft geschlossen“, meinte sie grinsend und trat ins Zimmer. Er löste sich von dem Buch und blickte sie traurig an.
„Es tut mir weh zu lesen, wie sehr du gelitten hast, Liebste, und es tut mir unendlich leid.“
Vorsichtig setzte sie sich auf die Bettkante und nahm sein Gesicht in ihre Hände.
„Es war eine schlimme Zeit, Liebster, aber die ist vorbei. Wir sind wieder zusammen und ich liebe dich, mehr als jemals zuvor, Harry.“
Sie sah die Freude in seinem Blick und vorsichtig zog er sie aufs Bett. Beleidigt räumte Fanny das Feld und legte sich vor die Tür. Die beiden küssten sich, so leidenschaftlich, als wollten sie die vergangenen Monate nachholen und nach ein paar Minuten waren beide außer Atem.
„Hermine, Liebste, ich…du bist mein Leben“, flüsterte er und fuhr unruhig mit seinen Händen durch ihr Haar, „ich wäre gerne mit dir zusammen, aber das Baby…“
Mit einem Kuss unterbrach sie ihn.
„Ich möchte auch mit dir zusammen sein und wenn wir vorsichtig sind, geht das auch. Nur in den letzten vier Wochen, müssen wir darauf verzichten, aber dann gibt es auch noch andere Möglichkeiten“, wisperte sie, fuhr mit ihrer Hand unter sein Hemd und streichelte seine Brust.
„Kannst du noch bis heute Abend warten?“, fragte sie schmunzelnd und er zog ihre Hand unter seinem Hemd hervor.
„Nur wenn du sofort damit aufhörst, sonst kann ich für nichts garantieren“, erwiderte er grinsend, sie stand auf und küsste ihn zart.
„Lies noch ein wenig, ich bin unten bei den anderen.“

Das Mittagessen nahmen die fünf gemeinsam in der Küche ein.
„Was hat du als nächstes vor, Harry?“, wollte Neville wissen und blickte ihn interessiert an.
„Ich weißes noch nicht, Neville“, meinte der angesprochene nachdenklich und blickte Hermine an, „ursprünglich wollten wir nach Godric Hollow. Da das momentan nicht möglich ist, hat mich meine Liebe davon überzeugt, dass wir einige Zeit im „Three Oaks“ verbringen. Hier, am Grimmauld Place, möchte ich auf jeden Fall nicht länger bleiben, zu viele Erinnerungen.“
„Sehr gut, übermorgen wechseln wir nach Cornwall. Helen, schickst du bitte in unserem Namen Peter Tanner eine Eule und teilst Ihm mit, das wir kommen“, meinte Hermine erfreut.
Zustimmend nickte die angesprochene und machte sich eine Notiz.

„Hermine, du strahlst“, stellte Ginny nüchtern fest.
Die beiden Freundinnen waren die Ersten am Frühstückstisch des nächsten Morgens und Ginny musterte sie unverhohlen neugierig.
„Wenn ich den Raum verdunkle, leuchtest du. Da gehe ich jede Wette ein“, fuhr sie tadelnd fort.
„Da könntest du Recht haben“, erwiderte Hermine abwesend und biss lächelnd in ein Brötchen.
Schnaubend klatschte sich Ginny eine Portion Erdbeermarmelade auf ihre Brötchenhälfte und blickte ihre Freundin herausfordernd an.
„Nun lass dir doch nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen, Hermine. Sieben lange Monate ist dein Herzallerliebster verschwunden. Also, wie war die Nacht?“
„Wie soll ich dir das erklären, Ginny“, nachdenklich suchte Hermine nach den richtigen Worten und wurde rot, „es war wie ein Feuerwerk und wir haben noch nie…“
„Guten Morgen“, wünschte Neville, mit Fanny in die Küche tretend und Ginny schlug frustriert auf den Tisch.
Du hast ein bescheidenes Timing, Neville“, grummelte sie und blickte ihren Freund vorwurfsvoll an.
„Soll ich wieder gehen, Ginny? Fanny würde sich bestimmt freuen, ihr können unsere Spaziergänge gar nicht lang genug sein“, fragte Neville mit sarkastischem Unterton.
„Untersteh dich“, warf Hermine lachend ein, „du bleibst hier und ich wecke jetzt Harry.“

Ein dreifaches Frühstück nahm Harry zu sich und blickte dann Hermine über die Schulter, die ihren Tagesbericht schrieb.
„Wofür soll das gut sein, Liebste. Du hast mit zwar erklärt, was du schreibst, aber was wollen die Ärzte damit?“
„Sie wollen wissen, wie es dir geht. Ihrer Meinung nach übersteht ein normaler Mensch sechs Monate Folter durch die Death Eater nicht unbeschadet.“
„Was ist deine Meinung, Hermine? Wie schätzt du meinen Zustand ein?“, seine Stimme war weder vorwurfsvoll noch böse, sondern nur neugierig.
Lange Zeit sah sie ihn prüfend an.
„Du hast dich überhaupt nicht verändert, Harry, so als wären diese sechs Monate spurlos an dir vorübergegangen. Nein, entschuldige, das ist falsch. So als hättest du diese Monate gar nicht erlebt. Momentan würde ich jede Wette eingehen, dass du der alte Harry Potter bist. Aber ich habe deine Verletzungen gesehen, deinen ausgemergelten Körper, du bist gefoltert worden, Harry, daran besteht überhaupt kein Zweifel.“
Mehrmals ließ er sich ihre Worte durch den Kopf gehen, nahm dann ihre Hand und nickte langsam.
„Du hast Recht, es stimmt. Die Verletzungen kann ich ja selbst sehen und spüren, aber ich erinnere mich überhaupt nicht daran.“
Ruckartig entzog sie ihm ihre Hand und blickte ihn aufgebracht an.
„Das ist doch nicht normal, Harry. Wenn du sechs Monate misshandelt wirst, musst du dich an etwas erinnern, das kannst du doch nicht einfach ausblenden.“
„Ich erinnere mich aber nicht, Hermine und ich blende nichts einfach aus.“
Seine Stimme war ungeduldig geworden und sie hatte schon den Mund für eine weitere Bemerkung geöffnet, da unterbrach Ginny ihren Disput. Still hatten Neville und sie bisher das Gespräch verfolgt.
„Moment, Hermine. Sei doch froh, dass Harry sich nicht erinnert und für euch ist das doch nur gut. Versuche doch einmal, den Dingen nicht auf den Grund zu gehen und akzeptiere einfach, das es so ist, wie es ist.“
Betreten blickte Hermine zu ihrer Freundin hinüber und wurde rot.
„Entschuldige bitte“, flüsterte sie, nahm vorsichtig Harrys Hand und blickte ihn an, „ich möchte dich nicht quälen, Harry, und Ginny hat Recht. Ich bin froh, das es dir gut geht, denn dann geht es mir auch gut.“
Lächelnd nahm Harry ihr Gesicht in die Hände und sie küssten sich innig.
„Aber ich kenne meine Hermine und würde vorschlagen, dass du nächste Woche, wenn es mir besser geht, meine Gedanken durchforstest und du dir selbst Gewissheit verschaffst“, meinte er lächelnd, aber Hermine wollte protestieren.
„Gib es zu, Liebste, du gibst keine Ruhe, bevor du es nicht selbst geprüft hast. Das ist eine Eigenart von dir, die ich besonders schätze“, kam er ihr zuvor.
„Du kennst mich sehr gut, Liebster, und ich danke dir dafür, dass du diesen Vorschlag gemacht hast“, erwiderte sie erfreut.

Den Rest des Vormittags verwendete Harry mit Nevilles Hilfe zum Muskelaufbautraining, denn er wollte den Gehstock so schnell wie möglich loswerden. Sein Freund ließ ihn zehnmal hintereinander die Treppe zum ersten Stockwerk rauf und wieder runtersteigen und dann folgte eine intensive Massage der Beinmuskulatur. Zehn Minuten Hanteltraining, Liegestütze und spezielle Übungen zur Stärkung der Bauch- und Rückenmuskulatur wechselten mit Massage ab. Zum Mittagessen war Harry erschöpft, aber glücklich; er spürte, wie es ihm von Trainingseinheit zu Trainingseinheit besser ging. Mit freudigem Erstaunen nahm Hermine seine rapiden Verbesserungen zur Kenntnis. Die ersten Male hatte Fanny Harrys Treppenlauf mitgemacht, aber da nichts weiter passierte, legte sie sich in Hermine Zimmer zu einem Schläfchen vors Bett.
Am Nachmittag erschien Helen, sie hatte alles vorbereitet und auch den Antwortbrief von Peter Tanner mitgebracht.
„Du scheinst ihn mächtig beeindruckt zu haben, Hermine. Er schreibt, dass er sich freut, dich wiederzusehen“, erklärte Helen und Hermine grinste.
„Sirius scheint Ihm da einen Floh ins Ohr gesetzt zu haben. Er hat ihm wohl erzählt, das Harry und ich sein Leben gerettet haben.“
„Das haben wir auch, Hermine, erinnere dich“, warf Harry ein und seine Freundin nickte zustimmend.
„Die Schulleitung in Hogwarts habe ich auch informiert, damit Professor McGonagall Bescheid weiß, wo Ginny sich befindet. Wir werden morgen mit einem „Portkey“ nach Cornwall springen, das ist für Hermine das Beste. Landepunkt ist die Farm von Mister Tanner, er erwartet uns.“
„Sehr gut, Helen, du hast wirklich an alles gedacht“, lobte Hermine zufrieden.

Ergriffen standen die fünf am nächsten Tag auf der Terrasse ihres neuen Heims und schauten aufs Meer. Peter Tanner hatte sie auf seiner Farm begrüßt, nachdem sie angekommen waren und war dann mit ihnen zu dem Anwesen „Three Oaks“ gegangen. Kurz hatte er ihnen das Haus gezeigt und hatte sich dann verabschiedet. Aufgeregt lief Fanny hin und her und untersuchte alles ganz genau.
„Das ist absolut traumhaft hier“, Ginny fiel keine bessere Beschreibung ein und die anderen gaben ihr Recht.
Schnell brachten sie ihre Sachen auf die Zimmer und trafen sich dann auf der Terrasse wieder. Sehnsüchtig betrachtete Harry das Meer.
„Kannst du mir Schwimmen beibringen, Neville?“
„Natürlich, Harry, das ist auch gut für deinen Muskelaufbau. Wir können direkt heute Nachmittag beginnen“, erwiderte sein Freund grinsend.

In den nächsten Tagen lernte Harry schwimmen. Für ihn war dies die beste Möglichkeit, seinen Körper zu trainieren. Fast schwerelos schwebte er im Wasser und konnte mit Nevilles Hilfe gezielt bestimmte Muskelpartien stärken. Erfreut beobachteten die Freundinnen von der Terrasse aus, wie Harry sich von Mal zu Mal besser bewegen konnte und am dritten Tag, nachdem sie angekommen waren, verzichtete er auf seinen Gehstock. Ginny beobachtete, wie Neville Harrys Oberschenkel massierte, während dieser auf einer großen Badematte am Strand lag und blickte Hermine mit glänzenden Augen an.
„Jede Wette gehe ich mit dir ein, Hermine, in vierzehn Tagen siehst du nichts mehr von Harrys Oberschenkelverletzung.“
Die angesprochene lächelte verträumt, während sie die Jungs beobachtete.
„Nein, Ginny, ich halte nicht dagegen, wahrscheinlich hast du Recht. Wenn ich mir die Fortschritte von Harry ansehe, glaube ich fast an ein Wunder und ich weiß nicht, wie ich Neville und dir jemals danken soll.“
Sanft zog Ginny ihre Freundin in eine Umarmung.
„Werdet zusammen glücklich. Das ist alles, was Neville und ich wollen.“

7.

Fast jeden Abend schaute Peter Tanner kurz bei ihnen vorbei und fragte nach ihren Wünschen. Sehr schnell hatte Harry Vertrauen zu ihm gefasst und so saßen die beiden oft des Abends zusammen auf der Terrasse. Meist gesellte sich Hermine dazu, dann hielt Harry sie in seinem Armen, Fanny lag immer zu ihren Füßen und Peter Tanner erzählte von Sirius und dem Haus.
In der zweiten Woche nach ihrer Ankunft bat Harry seine Freundin um die angekündigte Untersuchung seines Gedächtnisses.
„Wir müssen das nicht machen, Harry, ich glaube dir auch so“, meinte Hermine und blickte ihn entschuldigend an.
Lachend nahm er ihre Hand.
„Nenne mir eine Person, die dich besser kennt als ich. Zugegeben, vielleicht noch deine Eltern, aber ich kenne deine geheimsten Wünsche. Deshalb werden wir das jetzt durchziehen, auch ich will wissen, was in diesen Monaten geschehen ist.“
Gemeinsam mit Ginny und Neville setzten sie sich auf der Terrasse an den Tisch und Harry nahm ihre Hand in die seine.
„Mein Gedächtnis ist offen für dich, Liebste, ich werde nichts vor dir verbergen.“

Lange blickte sie ihn an, er war der Mann ihrer Träume. Für ihn würde sie ihr Leben geben, ohne Vorbehalt. Sie liebte ihn so, wie sie noch nie einen Menschen geliebt hatte und die letzten sieben Monate ohne ihn waren die Hölle für sie gewesen. Ihn wollte sie wiederhaben, ihren Harry, der ihr so vertraut war und der keinerlei Geheimnisse vor ihr hatte. Aber diese sechs Monate, in denen er verschwunden war, hatten viele Fragen bei ihr aufgeworfen und er hatte diese Fragen bis jetzt nicht beantworten können.
„Gut“, flüsterte sie und schloss die Augen.

„Hat jemand eine Kröte gesehen, Neville hat seine verloren“, Hermine sah sich selbst, im Hogwartsexpress, auf der Fahrt zu ihrem ersten Schuljahr.
Keinerlei Barrieren hatte Harry aufgebaut, sie konnte sich ungehindert in seinen Erinnerungen umsehen.
Nur ein einziges Mal war er ihr richtig Böse gewesen, als sie seinen neuen Besen beschlagnahmen ließ. Oft genug war er stolz auf seine Freundin gewesen, auch dann, wenn Ron nur Hohn und Spott für Hermine übrig gehabt hatte. Dann kam sie zu dem Kampf im Ministerium und einige Tränen liefen ihr die Wangen herunter, sie konnte diese nicht zurückhalten. Sich selbst sah sie bewusstlos auf dem Boden liegen und empfand Harrys Gefühle in diesen Augenblick. Kopflos, konfus war er in diesem Moment, aber sie empfand auch seine Liebe zu ihr, seine tiefe Zuneigung. Verstohlen wischte sie sich ihre Tränen ab und verließ diese Erinnerung.
Endlich hatte sie den Kampf gegen Voldemort gefunden. Sein Zauberstab flog auf sie zu, Harrys linke Hand kam ins Blickfeld und fing den Stab geschickt auf. Hinter Voldemort konnte sie sich selbst erkennen, den Zauberstab erhoben. Innerhalb von einem Augenblick verschwand die Szene und Harry prallte kurz darauf unsanft auf den Boden. Die Brille musste er verloren haben, denn die Bilder, die sie jetzt sah, waren verschwommen. Eine Felsenhalle, nur von Fackeln erhellt. Vier Personen kamen auf ihn zugelaufen, deutlich konnte sie den Fluch „Crucio“ hören und empfand augenblicklich den Schmerz.
Es folgte nichts mehr, das war Harrys ganze Erinnerung an den Kampf. Hektisch suchte sie weiter, fest davon überzeugt, dass es Anschlussbilder und Empfindungen geben musste. Lange Zeit durchkämmte sie vergebens Harrys Gedächtnis, dann stößt sie plötzlich auf etwas unbekanntes, diese Bilder hatte sie noch nie gesehen.
Alles war etwas unscharf, wahrscheinlich weil er ohne Brille zurechtkommen musste. Langsam schlich er einen schlecht beleuchteten Gang entlang. Seine Bewegungen waren ruckartig und sie empfand seinen Schmerz im Oberschenkel und in der Brust. Nach wenigen Minuten beschrieb der Gang eine scharfe Linkskurve und sie konnte Tageslicht sehen. Mühsam schleppte sich Harry durch die Öffnung und blieb dann keuchend stehen. Lächelnd empfand sie sein Gefühl des Glücks, endlich wieder den Himmel über sich zu sehen und saubere Luft zu atmen.
Ein lauter Vogelschrei durchbrach seine Gedanken und er erkannte die Stimme diese Vogels sofort.
„Fawkes?“, flüsterte Hermine ungläubig, blickte Harry an und dieser nickte leicht.
Sanft wurde er in die Lüfte gehoben und entfernte sich mit unglaublicher Geschwindigkeit von der Stelle, an der er das Tageslicht nach so langer Zeit wiedergesehen hatte. Immer undeutlicher wurden die Bilder, dann war alles schwarz. Harry war eingeschlafen oder ohnmächtig geworden, das konnte sie nicht erkennen.
Aber die nächsten Bilder erkannte sie, es waren mit die glücklichsten in ihrem Leben. Harry schleppte sich langsam den Strand entlang und nach ein paar Minuten kam freudig ein Hund auf ihn zugerannt. Dessen Schwanz wedelte aufgeregt hin und her und er ging in die Knie, um das Tier zu streicheln.
„Entschuldigen Sie bitte, normalerweise verhält der Hund sich anders. Er geht nicht…“
Diese Stimme, die er so unendlich vermisst hatte, die er so liebte und sein Blick wanderte nach oben; da stand sie, seine Hermine.

Die Erinnerung an diesen glücklichen Moment überkam sie, schnell sprang sie auf und fiel Harry um den Hals. Die Tränen konnte sie nicht zurückhalten. Auch Harry wurde von seinen Gefühlen übermannt und sie konnte seine leise Stimme hören.
„Hermine, du bist mein Leben, ich liebe dich.“
Sanft fuhr sie mit ihren Händen durch sein Haar.
„Du bist mein Leben, Harry. Du bist wieder bei mir, das ist alles, was zählt.“
Nach einem innigen Kuss trennten sie sich.

„Es gibt keine Erinnerungen an die sechs Monate bei Harry“, erklärte Hermine ihrer Freundin und Neville, die die beiden gespannt musterten.
„Nichts, überhaupt nichts?“ fragte Ginny ungläubig.
„Gar nichts, leer. Er hat diese Monate nicht erlebt“, versuchte Hermine zu erklären.
Kopfschüttelnd blickten sowohl Ginny als auch Neville Harry an, der verzweifelt die Arme hob und seine Freundin Hilfe suchend anblickte.
„Ich weiß nichts, wirklich. Bitte glaubt mir das.“
„Harry sagt die Wahrheit, es gibt tatsächlich keine Erinnerungen bei ihm, obwohl ich mir das überhaupt nicht erklären kann“, fügte Hermine ratlos hinzu.

Die Jungs verließen mit Fanny die Frauen und gingen zum Schwimmtraining ans Meer. Eine Weile sahen sich die Freundinnen schweigend an, dann räusperte sich Ginny.
„Hast du eine Erklärung dafür? Niemand kann so einfach seine Erinnerungen löschen, oder?“
Langsam schüttelte Hermine ihren Kopf.
„Davon habe ich noch nie gehört. Obwohl es theoretisch möglich wäre, die Erinnerung in einer Phiole aufzubewahren. Dumbledore und Snape haben das gemacht, die Phiolen haben wir gefunden. Aber ich glaube nicht, dass man damit seine Gedanken und Erinnerungen löscht. Vielmehr glaube ich, das dies ein zusätzlicher Speicher ist, wenn man verhindern will, das einem ein Teil seiner Erinnerungen im Lauf der Zeit verloren gehen.“
„Du meinst, die Erinnerungen bleiben einem im Gedächtnis, auch wenn man diese in eine Glasflasche füllt?“, wollte Ginny wissen und Hermine nickte zustimmend.
„Nätürlich ist es für einen großen Magier möglich die Erinnerungen eines anderen zu löschen“, erklärte sie, „aber wer sollte Harrys Erinnerungen löschen? Vielleicht die, die ihn misshandelt haben? Das ergäbe absolut keinen Sinn.“
Das Gespräch der beiden wurde durch die Ankunft von Helen unterbrochen, die aus dem Ministerium direkt zu ihnen appariert war. Nachdem sie sich begrüßt hatten, schenkte Ginny eine Runde Tee aus.

„Wie geht es euch? Was macht unser Patient?“ Wollte Helen interessiert wissen und Hermine deutete zu den Terrassentüren.
„Schau dir die Jungs an, die plantschen im Wasser.“
Lachend stand Helen auf und trat hinaus. Einige Zeit lehnte sie an der Balustrade und winkte dann zum Strand.
„Harry schwimmt schon richtig gut, ich hätte nicht gedacht, dass er das so schnell lernt“, meinte sie anerkennend, nachdem sie sich zu den beiden Frauen gesetzt hatte.
„Ja, er macht Riesenfortschritte“, stimmte Ginny ihr zu und auch Hermine nickte.
„Wie geht es mit den Tagesberichten“, fragte Helen und Harrys Freundin seufzte.
„Die brauchen wir nicht mehr“, meinte Hermine resolut und berichtete Helen kurz über ihre Reise durch Harrys Erinnerungen.
„Das glaube ich nicht. Wie sollte er das gemacht haben? Wie sollte er seine Erinnerungen löschen können?“ Fragend blickte Helen die Freundinnen an, aber Hermine konnte auch nur mit den Schultern zucken.
„Frag mich nicht, wie das möglich war, Helen. Fakt ist, Harry hat keine Erinnerungen an diese sechs Monate, sie existieren nicht.“
Nachdenklich fuhr sich Helen mit den Fingern durchs Haar.
„Vielleicht hat Dr. Hayden eine Erklärung“, murmelte sie, aber ihre Gedanken wurden durch die Ankunft der Jungs unterbrochen, die lachend vom Strand kamen.
Harry und Neville begrüßten Helen, wickelten sich dann große Badetücher und setzten sich zu den Frauen an den Tisch.

„Momentan werden eine Reihe Kasematten an der Grenze zwischen Frankreich und Italien durchsucht. Diese Befestigungen stammen noch aus der Zeit des ersten Weltkrieges und sind teilweise mehrere hundert Meter tief in den Fels gebaut worden. Bis jetzt haben wir allerdings keinerlei Hinweise, dass Harry dort festgehalten wurde. Aber Bills Leute sind unermüdlich an der Arbeit und falls es dort etwas gibt, werden Sie es finden“, berichtete Helen den vieren.
„Wie seid ihr auf dieses Gebiet gekommen?“, wollte Hermine wissen.
„Der Geheimdienst ist einigen Hinweisen nachgegangen und nach und nach verdichteten sich die Verdachtsmomente um diese Höhlen“, erwiderte Helen und Hermine nickte.
Diese Höhlen konnten der Ort gewesen sein, an denen Harry verborgen wurde. Hoch im Gebirge und abgeschieden gelegen, waren sie sehr gut vor Entdeckung geschützt.
Einige Minuten sprach keiner der anwesenden, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
„Etwas anderes. Übermorgen kommt die Schulleiterin von Hogwarts. Sie möchte Miss Granger und Mister Potter besuchen“, fuhr Helen fort und Harry war überrascht.
„Professor McGonagall. Was möchte Sie denn?“
„Das hat Sie uns nicht mitgeteilt, Harry. Sie hat lediglich den Wunsch geäußert, euch zu besuchen.“
Schulterzuckend blickten sich Hermine und Harry an, sie würden abwarten müssen, was die Schulleiterin für ein Anliegen hatte.

Auch den nächsten Tag verbrachten Harry und Neville hauptsächlich im Wasser, das Wetter spielte mit und diesen Umstand wollten sie ausnutzen. Währendessen lag Fanny am Strand und beobachtete die Jungs aufmerksam. Hermine und Ginny saßen unter einem großen Sonnenschirm auf der Terrasse.
„Was schreibst du, Hermine?“
Eine Liste für Babysachen, die wir alle noch besorgen müssen“, erwiderte sie mit einem Seufzen.
„Freust du dich nicht über das Kind? Du klingst so niedergeschlagen.“
„Doch ich freue mich, wirklich. Nur manchmal meine ich, dass wir noch zu jung dafür sind. Harrys Kindheit war ein Albtraum und dann hat Voldemort die Zeit seines Erwachsenwerdens bestimmt. Er konnte nie richtig Kind oder Jugendlicher sein, immer musste er kämpfen.“
„Ja, das stimmt, Hermine. Als Harry nach Hogwarts kam, haben du und Ron ihm geholfen. Also hat Voldemort auch einen Teil deines Lebens bestimmt“, erklärte Ginny nachdenklich und ihre Freundin bejahte das.
„Mir fehlt ein Teil des Lebens mit Harry. Der Teil, wo wir Spaß haben, wo wir machen können, was wir wollen ohne auf andere Rücksicht zu nehmen. Das Baby wird einiges grundlegend ändern, ob wir das wollen oder nicht. Verstehst du, Ginny, in sechs Wochen ist das Baby da und wir hatten kaum Zeit unsere Verliebtheit zu genießen. Es waren immer nur ein paar Stunden, die wir, ohne Voldemorts Schatten hinter uns, gemeinsam verbringen konnten. Und das ist mir einfach zu wenig.“
Mitfühlend blickte Ginny ihre Freundin an und nahm dann ihre Hand.
„Da hast du Recht und wenn ihr erst in Hogwarts seid, werdet ihr auch wenig Zeit füreinander haben.“
„Wie meinst du das denn jetzt, Ginny?“
Die Angesprochene zog die Augenbrauen nach oben und musterte Hermine erstaunt.
„Professor McGonagall wird doch wohl versuchen, euch beide als Lehrer für die Schule zu gewinnen. Ich vermute, dass das der einzige Grund für Ihren Besuch hier ist.“
Wieder seufzte Hermine und blickte über die Balustrade zum Strand.
„Wahrscheinlich hast du Recht, Ginny, aber ich hoffe, dass Sie auch noch etwas anderes für uns hat.“
„Was meinst du, Hermine? Denkst du an Harrys fehlende Erinnerungen?“
„Genau das meine ich, Ginny. Es sind noch soviel offene Fragen für mich vorhanden und ich hoffe, Professor McGonagall kann einige davon beantworten.“
Zweifelnd blickte Hermine ihre Freundin an und diese schaute betreten zur Seite.

„Professor McGonagall“, rief Harry erfreut, als diese gemeinsam mit Helen die Terrasse betrat.
Die vier hatten sich nach einem späten Frühstück dort niedergelassen und spielten Canasta. Harry sprang auf, begrüßte die beiden Frauen erfreut und führte sie zu den anderen.
„Die schlechten Nachrichten zuerst“, begann die Schulleiterin, „Miss Weasleys und Mister Longbottoms Aufenthalt hier ist beendet. Miss Weasley wird ab morgen wieder am Unterricht in Hogwarts teilnehmen und Mister Longbottom wird morgen Früh im St. Mungos Hospital erwartet.“
Die beiden angesprochenen tauschten betroffene Blicke mit Hermine und Harry, aber sie hatten geahnt, dass dieser Moment kommen würde. Trotzdem waren sie nicht begeistert, nickten aber zustimmend der Schulleiterin zu.
„Dobby hat die Arbeiten in Godric Hollow fertiggestellt, ich habe mich persönlich davon überzeugt. Ab morgen wird er für Sie, Miss Granger und Mister Potter, hier zur Verfügung stehen“, fuhr Professor McGonagall fort.
„Godric Hollow ist wiederaufgebaut. Das hast du in die Wege geleitet, Liebste und du hast mir nichts gesagt“, rief Harry begeistert und küsste Hermine stürmisch.
Lachend hielt sie ihn in einer festen Umarmung und war glücklich, ihm eine Freude bereitet zu haben. Auch Ginny und ihr Freund fielen in das Lachen mit ein, das alte Haus von Harrys Eltern hatte ihnen sehr gefallen und manche ihrer wehmütigen Gedanken der letzten Wochen, hatten ihren Auslöser in den traurigen Überresten von „Godric Hollow“ gehabt.
Selbst die Schulleiterin musste schmunzeln, als sie die vier Freunde, speziell Harry, so glücklich zusammen sah. Hermine hatte Recht gehabt, das alte Potter Anwesen wieder aufzubauen, war eine glänzende Idee gewesen. Dann wurde sie wieder ernst:
„Können Sie uns bitte eine Stunde alleine lassen. Ich möchte mit Miss Granger und Mister Potter einige persönliche Worte wechseln.“
Helen, Ginny und Neville stimmten zu und machten sich auf den Weg zu Strand, um ein Bad zu nehmen.

„Sicherlich können Sie sich denken, was jetzt kommt?“, fragte Professor McGonagall mit einem verschmitzten Lächeln und Hermine gab das Lächeln zurück.
„Wie kommen Sie denn darauf, Professor? Wir können uns überhaupt nicht vorstellen, was Sie von uns wollen?“
„Okay. Sie beide, Harry Potter und Hermine Granger, will ich als Lehrer in Hogwarts sehen. Je schneller, desto besser“, erwiderte die alte Dame laut und schaute das Pärchen herausfordernd an.
Ein kurzes Schweigen senkte sich über die Runde und die jungen Leute blickten sich lange und nachdenklich an.
„Das geht überhaupt nicht. Liebespaare dürfen keine Lehrer in Hogwarts werden. Das waren Ihre Worte, Professor McGonagall“, erwiderte Harry mit Nachdruck und seine Freundin grinste.
„Das war doch ein Scherz, Mister Potter. Da habe ich doch nicht im Ernst gemeint“, erwiderte die angesprochene und wurde rot.
„Ein Scherz“, wiederholte Hermine aufgebracht, „Sie scherzen, Professor?“
„Das reicht jetzt, Sie beide“, fuhr die Schulleiterin dazwischen und funkelte das Pärchen, das sich kaum das Lachen verkneifen konnte, böse an.
Nach einigen Sekunden musste sie dann schmunzeln und die beiden anderen brachen in herzliches Lachen aus.
„Ich kann Sie beide nur noch einmal inständig bitten, sich das sehr gut zu überlegen. Wir brauchen Sie in Hogwarts, Sie wären eine Bereicherung für das Lehrerkollegium“, bat Professor McGonagall eindringlich.
„Auf keinen Fall werde ich „Verteidigung gegen die dunklen Künste“ unterrichten“, erklärte Harry kategorisch und sowohl seine Freundin, als auch die Schulleiterin starrten ihn sprachlos an.
„Mister Potter. Für dieses Fach sind Sie der Beste, keiner hatte eine bessere Note in den letzten Jahren darin“, rief die ältere, als Sie sich gefangen hatte.
Hermine blieb stumm. Zuerst war sie erstaunt, aber langsam erblühte ein Lächeln auf ihrem Gesicht und zuletzt gab sie ihm einen liebevollen Kuss.
„Okay, vertretungsweise werde ich dieses Fach übernehmen. Aber Sie müssen mir versprechen, auch intensiv einen neuen Lehrer zu suchen, sonst steige ich aus. Das ist meine Bedingung, Professor“, gab Harry zu und die Schulleiterin nickte langsam.
„Was wollen Sie im Hauptfach unterrichten, Mister Potter?“
Der angesprochenen blickte kurz seine Liebste an und wandte sich dann wieder an die ältere.
„Ein Fach, das bis jetzt in Hogwarts noch nicht unterrichtet wurde. Sie werden die Stundenpläne ändern müssen. In der Hauptsache werde ich „Ethik“ unterrichten und das hat auch Auswirkungen auf andere Fächer und den gesamten Schulbetrieb“, erläuterte er und blickte seine ehemalige Lehrerin mit einem Lächeln an.
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten war Professor McGonagall sprachlos und schaute Hermine hilfesuchend an.
„Was sagen Sie denn dazu, Miss Granger? Wollen Sie etwa auch „Ethik“ unterrichten?“, fragte die ältere säuerlich, aber Hermine winkte ab.
„Mein Fach bleiben die Zaubertränke. Aber wo Harry Recht hat, hat er Recht, das müssen Sie zugeben.“
„Ich verstehe nicht, was das soll. Wären unsere Kämpfer besser ausgebildet gewesen, hätten wir Voldemort leichter besiegen können. Deshalb müssen wir unsere Verteidigungs- und Angriffskräfte stärken. Oder etwa nicht?“ Warf die Schulleiterin ein, aber Harry schüttelte entschieden den Kopf.
„Noch vor wenigen Monaten hätte ich Ihnen vorbehaltlos zugestimmt, Professor McGonagall. Heute nicht mehr. Voldemort ist tot, seine Anhänger, bis auf wenige, eliminiert. Wir müssen umdenken, unser Hauptaugenmerk darf nicht mehr der Kampf sein, sondern muss in der Prävention liegen. Wir müssen im Ansatz verhindern, dass eine solche Macht wie Voldemort sich noch einmal entwickeln kann. Und dafür muss sich auch in Hogwarts viel ändern.“
„Wie haben Sie sich das vorgestellt, Mister Potter?“ Kam die leise Frage.
Mit einem Lächeln blickte der angesprochene Hermine an und ließ dann seinen Blick einige Augenblicke auf der Schulleiterin ruhen.
„Mein Plan im Groben ist folgender. Abschaffung der vier Häuser in der Schule, es darf keine Rivalität mehr geben, Hogwarts muss eine Einheit bilden. „Verteidigung gegen die dunklen Künste“ bleibt Lehrfach, aber die Anzahl der Unterrichtsstunden wird langsam reduziert. Die Geschichte der Zauberei ist sehr wichtig, für das frühzeitige Erkennen negativer Einflüsse. Das Schloss soll ein Tempel des Wissens werden, denn Wissen ist Macht.“
„Das ist revolutionär, Mister Potter. Ich werde mich mit Albus über Ihre Ideen auseinandersetzen“, seufzte Professor McGonagall und Harry nickte zustimmend.

8.

„Es gibt noch etwas. Albus bat mich, euch das zu übergeben“, erklärte die Schulleiterin nach einigen Augenblicken, griff in ihren Umhang und stellte eine Phiole auf den Tisch.
„Interessiert betrachtete Hermine die kleine Glasflasche und legte dann ihre Finger vorsichtig darum. Sofort riss sie ihre Hand wieder weg, fast wäre das Gefäß umgefallen. Mit kreidebleichem Gesicht wandte sie sich an die ältere, aber Harry kam ihr zuvor, seine Stimme war mehr als besorgt.
„Was ist mit dir, Hermine? Was ist in der Phiole?“
Sie warf ihm nur einen schnellen, beruhigenden Blick zu und wandte dann ihre Aufmerksamkeit wieder Professor McGonagall zu.
„Wo haben Sie die her?“ Ihre Stimme war drängend und ihre Augen blitzten ihre ehemalige Lehrerin an.
„Es tut mir Leid, Miss Granger. Albus Dumbledore bat mich, Ihnen die Phiole zu übergeben. Eines Morgens stand diese auf meinem Schreibtisch im Büro und Albus instruierte mich.“
Harrys aufgeregte Blicke gingen zwischen den beiden Frauen hin und her, aber keine von ihnen beachtete ihn in diesem Moment.
„Wollen Sie mir weismachen, Sie wüssten nicht, was in der Phiole ist?“ Hermine flüsterte, aber ihre Augen waren zu Schlitzen verengt.
„Doch, natürlich. Was darin ist weiß ich, Albus sagte es mir. Aber ich habe überhaupt keine Ahnung, wie er daran gekommen ist. Und er wollte es mir auf gar keinen Fall verraten“, erklärte die Schulleiterin nachdrücklich.
„Dürfte ich vielleicht erfahren, was die Phiole enthält?“, bat Harry verständnislos.
„Deine fehlenden sechs Monate, mein Lieber. Deine Gedanken und Empfindungen in dieser Zeit. Wir brauchen nur ein „Pensive“, dann weißt du genau, was während dieser Zeit passiert ist“, erläuterte ihm Hermine schnell und mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck nahm er die Flasche in die Hand.
„Vorsicht, Mister Potter. Albus bat mich, Sie beide eindringlich zu warnen. Das Eintauchen in diese Erinnerungen, könnte einen nicht wiedergutzumachenden Schaden in Ihren Gedanken und Empfindungen verursachen. Das gleiche gilt auch für Sie, Miss Granger.“
Lange Zeit starrte Harry die Phiole an, dann blickte er zu seiner Liebsten, die kaum merklich den Kopf schüttelte. Ein unmerkliches Lächeln glitt über Professor McGonagall Gesicht, als sie das sah und sie stand entschlossen auf.
„Morgen um dieselbe Zeit bin ich wieder hier. Ich hoffe, dass Sie sich bis dahin entschieden haben, wann Sie Ihre Tätigkeit in Hogwarts aufnehmen“, meinte die ältere erfreut, gab beiden die Hand und disapparierte.

„Ich weiß überhaupt nicht, was ich sagen soll, Liebste?“, Harry sah Hermine fragend und unglücklich zugleich an und sie konnte es ihm nachfühlen.
„Lass uns mit dem Einfacheren beginnen, Harry. Wollen wir als Lehrer in Hogwarts arbeiten?“
„Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Was ist mit dir, Hermine?“
Schmunzelnd blickte sie ihn an und nickte zustimmend.
„Dann bekommt Hogwarts zwei neue Professoren. Jetzt müssen wir nur noch den Zeitpunkt festlegen“, erklärte sie resolut und Harry dachte nach.
„Das Baby kommt Mitte November, dann wäre es uns möglich, nach den Weihnachtsferien mit dem Unterrichten zu beginnen. Was meinst du dazu?“
„So schnell? Gerne hätte ich mit dir noch einige Monate verbracht, nur wir beide, oder wir drei. Aber ich kann dich verstehen, Harry. Du willst so schnell wie möglich nach Hogwarts.“
Sein Lächeln war ihr Antwort genug.
„Einverstanden“, fuhr sie fort und zog die Stirn kraus, „wir brauchen jemand, der das Baby versorgt und wo wollen wir wohnen?“
„Entweder werden wir in Hogwarts eine Wohnung beziehen und wenn das nicht möglich ist, wohnen wir in „Godric Hollow“, erwiderte Harry, stand auf und nahm Hermine in den Arm.
„Und ich möchte, dass du mich heiratest. So schnell wie möglich“, fügte er flüsternd hinzu.
Glücklich lachte sie auf und erwiderte seine Umarmung.
„Wir werden in den Sommerferien heiraten. Misses und Mister Potter, wer hätte das gedacht“, rief sie, lachte und Harry schwang sie vorsichtig im Kreis.
„Sehr gerne, Misses Potter. Damit bin ich einverstanden. Dann müssen wir nur noch mit deinen Eltern sprechen“, meinte er und setzte sie vorsichtig ab.
„Ja, das müssen wir. Allerdings könnte ich mir etwas Schöneres vorstellen, als mit ihnen zu sprechen, speziell Mutter schießt da richtig quer“, erwiderte sie nachdenklich.
„Gut. Wir werden morgen Nachmittag deine Eltern besuchen. Entweder akzeptieren sie mich als Schwiegersohn, oder sie lassen es bleiben. Bist du einverstanden?“
Stolz blickte sie ihren Liebsten an und umarmte ihn fest.

„Das ist absolut unmöglich“, Barbara Granger war außer sich.
Mit blitzenden Augen musterte sie Harry und ihre Stimme war vor kurz vor dem Umkippen.
„Entschuldige bitte, Barbara. Ich kann mir gut vorstellen, dass dir die ganze Angelegenheit zu plötzlich kommt.“
Nachdem sich Ginny und Neville am vergangenen Abend verabschiedet hatten, waren die beiden zeitig zu Bett gegangen. Helen war als Nachtwache eingeteilt und am nächsten Morgen frühstückten die drei alleine. Nach Harrys Morgengymnastik waren sie dann mit einem „Portkey“ zu Hermines Eltern gesprungen. Barbara und Robert begrüßten die beiden herzlich, aber Harry konnte deutlich die Anspannung bei Hermines Mutter spüren und er erinnerte sich auch an den Tagebucheintrag seiner Freundin, als diese ihren Eltern ihre Schwangerschaft mitteilte. Trotzdem hatte Harry ohne viel Umschweife von ihrem Plan, in den Sommerferien zu heiraten, berichtet.
Bei dieser Ankündigung hatte Robert geschmunzelt und seiner Tochter zugezwinkert. Barbara war jedoch aufgesprungen.
„Ihr seid noch viel zu jung dafür, verbaut euch doch nicht eure Zukunft. Hermines Schwangerschaft ist doch schon schlimm genug, sie hat doch jetzt Probleme ihren Schulabschluss zu machen. Wie stellt ihr euch das vor? Von was wollt ihr überhaupt leben? Und wo wollt ihr wohnen?“
Barbara Granger baute sich vor Harry, mit vor der Brust verschränkten Armen auf, einer Geste, die er von Hermine zur Genüge kannte.
„Deine Position kann ich gut verstehen, Barbara“, lenkte er ein, „aber wir wollen heiraten. Über unsere Zukunft brauchst du dir keine Gedanken machen“, erwiderte er entschlossen.
„Oh, nein. Ihr werdet nicht heiraten. Nicht solange dein Vater und ich noch ein Wörtchen mitzureden haben, junge Dame“, rief sie mit einem Blick auf ihre Tochter.
Die angesprochene hatte sich neben ihren Vater gesetzt und hielt dessen Hand.
„Es wäre wunderbar, wenn ihr mit unserer Entscheidung einverstanden wäret“, seufzte sie, „aber wir werden auf jeden Fall heiraten, auch ohne euren Segen.“
„Barbara, bitte. Lass die zwei doch zuerst einmal erklären, wie sie sich das vorstellen“, bat Robert seine Frau.
Diese bedachte ihrem Mann mit einem vorwurfsvollen Blick, schwieg aber und setzte sich.
„Danke. Zu deiner Beruhigung, Barbara, Hermine braucht ihren Schulabschluss nicht mehr. Allerdings werden wir beide nach Weihnachten nach Hogwarts zurückkehren“, erklärte Harry mit einem Lächeln, aber Robert warf ihm und seiner Tochter fragende Blicke zu.
„Ab dem sechsten Januar des nächsten Jahres gehören wir zum Lehrkörper der Schule“, klärte Hermine ihren Eltern auf und stolz schlug Robert seiner Tochter auf die Schulter.
„Ob wir dort wohnen werden, können wir im Moment noch nicht sagen“, fügte Harry hinzu.
„Aber das ist ja auch egal. Wir können am Grimmauld Place wohnen, in Godric Hollow, oder wir schlagen unsere Zelte endgültig in „The three Oaks“ auf. Denkbar wäre auch, ein Haus in Hogsmeade zu kaufen, dann wären wir in der Nähe der Schule“, erklärte Hermine ihren verdutzten Eltern.
„Finanzielle Probleme scheint ihr ja nicht zu haben“, meinte Robert mit einem Grinsen und bestätigend nickte seine Tochter.
„Aber das Kind. Ich hatte so gehofft, dass du hier wohnst, Hermine. Dann könnten wir uns gemeinsam darum kümmern“, warf ihre Mutter ein.
„Danke, Mama. Für die Stunden, die Harry und ich gemeinsam unterrichten, gibt es Hauselfen und einer von denen ist schon jetzt Feuer und Flamme bei dem Gedanken, unseren Haushalt führen zu können. Dazu gehört natürlich auch die Kinderbetreuung.“
Resigniert schüttelte Barbara den Kopf, ihr waren die Argumente ausgegangen, aber Robert wagte den Versuch einer Erklärung.
„Deine Mutter muss der Tatsache ins Auge sehen, das du erwachsen bist, Hermine und nicht mehr bei uns leben wirst. Damit hat sie ihre Probleme, bitte versteht das.“
Statt einer Antwort war Hermine aufgestanden, hatte sich neben ihre Mutter gesetzt und sie in den Arm genommen.
„Mama, bitte glaube mir, dass ich euch nicht wehtun will. Aber ich möchte mit Harry zusammenleben, das könnt ihr doch verstehen.“
Zaghaft nickte ihre Mutter, aber ein paar Tränen liefen ihr dennoch die Wangen herab.
„Dein Glück liegt mir natürlich am Herzen, Kind, aber ich…“, ihre Stimme verlor sich und Hermine umarmte ihre Mutter liebevoll.

„Mama ist doch noch einsichtig geworden, Merlin, sei Dank“, meinte Hermine erleichtert und Harry stimmte ihr zu.
„Zu Beginn hatte ich die Sorge, dass wir im Streit auseinander gehen. Das Loslassen fällt ihr wirklich sehr schwer, das hätte ich nicht gedacht.“
„Ich auch nicht, Liebster. Ob ich mich später bei unseren Kindern auch so verhalte?“
„Dann werde ich dich darauf hinweisen und an den heutigen Tag erinnern“, erwiderte Harry ernsthaft und sie lächelte dazu.
Das Wetter war wunderbar, also kleideten sie sich um, denn Harry wollte unbedingt noch im Meer schwimmen, bevor Professor McGonagall am Nachmittag kommen würde. Hermine hatte eine sich eine kurze Hose und eine weite Bluse angezogen und begleitete ihren Liebsten, er in Badehose, zum Strand. Sie legte die Badetücher auf den Sand und Harry umfasste sie zärtlich von hinten so, das seine Hände auf ihrem Bauch lagen.
„Verhält er sich ruhig, oder will er dich ärgern?“
„Nein, im Moment scheint er zu schlafen, er bewegt sich nicht.“
Manchmal, wenn Harry seine Hände auf ihren Bauch legte, konnte er die Bewegungen des Kindes spüren und einmal hatte er ganz deutlich einen Tritt gespürt.
„Zum Glück ist der Erzeuger Quidditch Spieler und kein Fußballer, denn sonst würde ich höchstwahrscheinlich mehr Tritte abbekommen“, meinte sie schmunzelnd, drehte sich um und küsste ihn liebevoll.
Während er seine Bahnen schwamm, ging sie mit den Füßen im Wasser an der Uferlinie entlang und er konnte einmal mehr ihre wohlgeformten Beine bewundern. Fanny folgte ihr auf Schritt und Tritt, blieb jedoch oberhalb der Wasserlinie.
„Du solltest dich auf das Schwimmen konzentrieren, mein Lieber und dir die anderen Gedanken für heute Nacht aufheben“, rief sie ihm lachend zu, er musste auch lachen, bekam daraufhin eine Ladung Salzwasser in den Hals und fluchte hustend.
Hermine hatte sich am Strand in den Sand gesetzt und verfolgte grinsend seinen Versuch schwimmend das Ufer zu erreichen, ohne dabei durch sein Husten noch mehr Salzwasser zu schlucken. Als er endlich den Strand erreichte, keuchte er und der Anblick seiner herzhaft lachenden Freundin besserte seine Laune nicht. Fanny sprang zu ihm und leckte ihm durch das Gesicht.
„Das ist bestimmt nicht zum Lachen, Misses Potter, ich hätte da draußen ertrinken können“, rief er vorwurfsvoll, aber sie lachte weiter.
„Meinst du, Liebster, ich hätte dich ertrinken lassen? Eben habe ich deine Gedanken gesehen und was du heute Nacht mit mir vorhast. Das will ich doch auf gar keinen Fall versäumen“, erwiderte sie grinsend.
„Willst du damit sagen, du hättest mich ertrinken lassen, wenn ich diese Gedanken nicht gehabt hätte?“, rief er aufgebracht, aber sie schüttelte nur den Kopf.
„Nein, wenn du diese Gedanken nicht gehabt hättest, wärst du nicht in Seenot gekommen, du hättest kein Salzwasser geschluckt.“
Schmunzelnd schüttelte er den Kopf. Wieder einmal hatte er ihrer Argumentation nichts entgegenzusetzen und entschloss sich daher zu einer kleinen Kitzelstrafe, die sie hilflos lachend über sich ergehen ließ, während ihr Hund laut bellend enge Kreise um sie zog.

„Natürlich können Sie im Schloss wohnen. Richten Sie sich den Bedarfsraum so her, wie es Ihren Vorstellungen entspricht.“
Die Schulleiterin war, kurz nachdem sie vom Strand zurückgekommen waren, appariert und hatte Dobby mitgebracht. Dieser freute sich sichtlich die beiden wieder zu sehen und strahlte übers ganze Gesicht. Harry bat ihn, sich alles anzusehen und sich mit dem Haus vertraut zu machen. Dann ergriff Professor McGonagall das Wort.
„Zuerst will ich Ihnen mitteilen, dass Albus von der Idee des Ethikunterrichtes begeistert war. Auch Ihre anderen Vorschläge, Mister Potter, fand er durchweg positiv. Ich hoffe, das Sie beide sich entschlossen haben, zu unterrichten, da Miss Granger schon nach Wohnraum gefragt hat.“
„Ja, wir beide ergänzen das Hogwartsche Lehrerkollegium nach den Weihnachtsferien“, stimmte Harry zu und ein breites Lächeln erblühte auf dem Gesicht ihrer ehemaligen Lehrerin.
„Ihre Zusage erleichtert mich ungemein. Sie beide stellen eine Bereicherung für die Schule dar und ich danke Ihnen, auch im Namen von Albus Dumbledore, vielmals.“
Feierlich standen sie auf und schüttelten sich ernst die Hände. Gemeinsam genossen sie eine Tasse Tee, dann verabschiedete sich die Schulleiterin und verschwand.

Danach saßen Hermine und Harry noch ein paar Minuten schweigend am Tisch. Beide hatten sie, obwohl sicher im Schrank verwahrt, die Phiole mit Harrys Gedanken vor Augen.
„Was meinst du, Liebes? Wie würdest du dich entscheiden?“
Lange Zeit musterte sie ihn schweigend und schüttelte dann leicht den Kopf.
„Lass die Vergangenheit ruhen, Harry. Tu dir das bitte nicht an“, bat sie leise.
„Aber das sind sechs Monate meines Lebens, Hermine. Kannst du verstehen, das ich diese Zeit nicht einfach weglassen möchte?“
Zaghaft nickte sie, nahm seine Hand und blickte ihn intensiv an.
„Vertraust du mir, Harry?“
„Mit meinem Leben.“
„Dann vergiss die Phiole endgültig, Liebster. Diese sechs Monate haben für dich nicht existiert“, erklärte Hermine nachdrücklich, aber er war noch nicht überzeugt.
„Was hast du gesehen, als du das Glas kurz angefasst hast? Wovor hast du Angst, Hermine?“
Erschreckt bemerkte er die Tränen, die sich in ihren Augen sammelten aber resolut schüttelte sie den Kopf.
„Ich werde dir nicht sagen, was ich gesehen habe, Harry, niemals. Du hast Recht, ich habe Angst. Angst davor, das, falls du in deine Erinnerungen eintauchst, das du dann nicht mehr der Harry Potter bist, den ich Liebe. Das ich dich dann für immer verliere.“
Sanft zog er Hermine in seine Umarmung und so saßen sie schweigend einige Minuten lang einfach da. Dann sprang er plötzlich auf, lief ins Wohnzimmer und war wenige Augenblicke später mit der Phiole in der Hand wieder zurück. Bevor sie ein Wort sagen konnte, lief er hinunter an den Strand. Bis zu den Knien ging er ins Wasser, öffnete die kleine Glasflasche und schüttete den Inhalt ins Meer. Mit einer weit ausholenden Bewegung, schleuderte er die Flasche weit hinaus in den Ozean. Von der Terrasse aus hatte Hermine beobachtet, wie Harry die Phiole entleerte und Tränen der Erleichterung liefen ihr die Wangen herab.

9.

Noch eine Woche waren sie in „The three Oaks“ geblieben und Harry hatte wie ein Besessener trainiert. Von seiner Oberschenkelverletzung sah man nur noch etwas, wenn er Stufen hinauf- oder herabstieg. Hermine war glücklich, da auch sein Gewicht wieder den Wert, wie vor seinem Verschwinden erreicht hatte.
Am elften Oktober reisten sie gemeinsam mit Dobby, Helen und Fanny, unter zu Hilfenahme eines Portschlüssels, nach Hogwarts. Der Hauself errichtete nach ihren Angaben im Bedarfsraum eine gemütliche Wohnung für die beiden, während diese bei der Schulleiterin waren und Unterrichtspläne besprachen. Natürlich versäumten sie es auch nicht, ihren Freund und ehemaligen Professor, Hagrid, zu besuchen. Dieser war ganz aus dem Häuschen vor Freude, als er die zwei gemeinsam mit ihrem Hund erblickte und noch mehr freute es ihn, als er erfuhr, das die beiden ab Januar das Lehrerkollegium verstärken würden.
Die Schulleiterin ließ sie auch für einige Zeit in Ihrem Büro alleine, denn sie wollten unbedingt mit Albus Dumbledore in seinem Bild sprechen. Beide hatten das große Bedürfnis, ihm zu danken, aber dieser winkte bescheiden ab. Allerdings erfuhren sie auch nichts über die Art von Harrys Rettung und ihr ehemaliger Schulleiter hüllte sich in beharrliches Schweigen, als Hermine ihn nach der Phiole fragte.
In den frühen Morgenstunden des sechzehnten Oktobers bekam Hermine starke Bauchschmerzen und Harry rannte mit ihr auf den Armen zum Krankenflügel. Die Krankenschwester, Madame Pomfroy, untersuchte Hermine kurz.
„Kein Grund zur Sorge, das sind nur ganz normale Wehen“, erläuterte sie gähnend und bereitete einige Tränke vor, die die Geburt erleichtern sollten.
So erblickte James Potter gegen zehn Uhr an diesem Morgen, einen Monat zu früh, in Hogwarts das Licht der Welt. Am frühen Nachmittag war Krankenflügel gepackt voll mit Besuchern, die den beiden gratulieren wollten. Professor McGonagall hatte einige Eulen losgeschickt und sehr viele ihrer Freunde waren, neben Hermines Eltern, gekommen. Natürlich war die Geburt auch in der Schule auch kein Geheimnis geblieben und jeder, der die beiden kannte, wollte sie auch beglückwünschen.
Die ersten Tage in ihrem neuen Heim in Hogwarts waren ungewohnt und auch der neue Erdenbürger beanspruchte ein großes Maß Aufmerksamkeit. Aber nach gut zwei Wochen hatte sich eine gewisse Routine herausgebildet, die Hermine und Harry auch genug Zeit füreinander ließ. Oft konnte man die beiden eng umschlungen bei einem Spaziergang mit dem Hund um den See, oder bei einem Besuch in Hogsmeade beobachten.

Eines Abends kam Harry, nach einem Besuch bei der Schulleiterin, aufgeregt in ihre Wohnung zurück. Hermine spürte sofort seine Nervosität und nahm ihn in den Arm.
„Kannst du dir vorstellen, was Sie will? Eine Rede soll ich halten, zu Beginn des zweiten Schulhalbjahres, am sechsten Januar. Verrückt, oder?“, fragte er ungehalten.
„So würde ich das nicht sehen. Über was sollst du denn sprechen, Harry?“
„Über meine Erfahrungen, meine Erkenntnisse in meinem bisherigen Leben“, erklärte er und schüttelte sich.
Sie ließ ihn los, verschränkte die Arme vor der Brust und ging langsam im Zimmer auf und ab. Fasziniert beobachtete er sie und schmunzelte dann.
„Komm, Liebes, setz dich“, rief er, deutete auf die Couch und mit einem leichten Grinsen ließ sie sich neben ihm nieder.
„Wie lange kennen wir uns, Miss Granger?“, fragte er lachend.
„Sieben Jahre, drei Monate und zwölf Tage, Mister Potter. Warum fragen Sie?“
„Stell dir bitte nur den Zeitraum vor, seitdem wir zusammen sind, also ein gutes Jahr. Welche Erkenntnisse sind da bei dir hängen geblieben?“, fragte er und schaute sie durchdringend an.
„Der Mann meiner Träume lief mir über den Weg, wir haben einen wunderbaren Sohn zusammen und…“, zählte sie auf, aber Harry unterbrach sie.
„Nein, nur Stichworte“, verlangte er und als sie nicht antwortete, gab er eines vor:
„Freundschaft.“
„Wissen“, erklärte sie sofort mit Nachdruck.
„Solidarität“, ergänzte er ernst.
„Toleranz“, meinte sie nach kurzem Zögern und dann sprachen beide gleichzeitig den Begriff aus, der für sie beide der wichtigste in ihrem Leben geworden war:
„Liebe.“
„Wunderbar, Hermine. Das sind die Eckpunkte meiner Rede, darauf werde ich aufbauen“, und hingebungsvoll küssten sie sich.

Später, nach dem Abendessen in der großen Halle, machten sie, wie so oft, einen Spaziergang um den See. Harry transportierte ihren Sohn in einem Gestell auf dem Rücken und James schlief tief und fest. Die Laubbäume leuchteten, durch die tiefstehende Oktobersonne angestrahlt, in allen Rot- und Gelbtönen und Fanny fegte begeistert durch das raschelnde Laub. An ihrem besonderen Platz blieben die zwei stehen und küssten sich lange. Ihr Sohn war aufgewacht und verlangte ihre Aufmerksamkeit. Lachend hob Hermine ihn aus dem Gestell und fast sofort wurde er ruhig.
„Glaubst du, dass sich die Geschichte wiederholt?“, fragte sie leise und blickte ihren Nachwuchs an.
„In unserem Fall glaube ich das nicht“, erwiderte er überzeugt und strich James zart über den Kopf.
Denn seine Stirn zierte keine Narbe.



- Ende -

So, das wars. Ich hoffe es hat euch gefallen.
L.G.
Jean


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Evanna Lynch