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Fanfiction

Harry Potter und die Erkenntnisse des Lebens - Kapitel 14: Hermines Tagebuch

von Jean Nevi

Kapitel 14
Kapitel 14

Hermines Tagebuch


Montag, 17. August 1998

Liebster Harry,

fast sechs Monate sind nun vergangen, seitdem du verschwunden bist und ich vermisse dich jeden Tag ein bisschen mehr. Deine Hände in meinen vermisse ich, deine Wärme, deinen Atem an meinem Ohr, deinen Geruch und deine Stimme. Aber am meisten vermisse ich einfach das wunderbare Gefühl, wenn du in meiner Nähe bist. Fast alle unserer Freunde waren der Meinung, dass dieses Gefühl im Laufe der Zeit nachlässt, aber bei mir ist genau das Gegenteil der Fall.


Mit dem Tagebuchschreiben hatte Hermine kurz nach Harrys Verschwinden begonnen. Für ihn wollte sie ihre Gedanken, obwohl zu dieser Zeit konfus und sprunghaft, festhalten, denn sie rechnete felsenfest mit seiner Rückkehr. Ein Einblick in ihre Gefühlswelt sollte es für ihn sein, ihre Einsamkeit, ihr Hoffen und Bangen und das alles beherrschende Gefühl seines Verlusts.
Jeden Montag, den sie am Meer, an ihrem geheimen Platz verbrachte, verwendete sie nun auch zum Tagebuchschreiben. Hier am Ozean konnte sie am besten abschalten, ihre Gedanken fließen lassen und nach Harry Ausschau halten. An diesem Versprechen hielt sie eisern fest, immer montags, von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang würde sie an ihrem gemeinsamen Platz ausharren, egal ob die Sonne schien, oder Schnee fiel.




Montag, 09. März 1998

Manchmal habe ich den Eindruck, dass nur Ginny und Neville mich richtig verstehen. Vielleicht können die beiden nachvollziehen, wie es ist, von jemandem so abhängig zu sein, wie ich es von dir bin. Ach ja, Fanny versteht mich natürlich auch…


Zwei Wochen nach Voldemorts Tod hatten Tonks und Remus sie in Godric Hollow besucht.
„Du musst mehr auf deinen Schutz achten, Hermine“, riet ihr Remus eindringlich, „wir wissen nicht, wie viele „Death Eater“ flüchten konnten und liebend gerne würden sie dich umbringen. Du hast Voldemort vernichtet, vergiss das nicht. Hast du den „Portkey“ noch in der Küche hängen?“
Kurz überlegte sie und nickte dann zustimmend.
„Du legst doch hoffentlich Schutzzauber um das Haus, Hermine. Oder etwa nicht?“, wollte Tonks wissen.
„Nein, ich habe nicht mehr daran gedacht, seit Harry verschwunden ist“, gab sie zu.
„Achte mehr auf deinen Selbstschutz, Hermine, such dir jemanden, der dich auf deiner Suche begleitet, der auf dich aufpasst“, Tonks Stimme war drängend.
Nachdem ihre Freunde disappariert waren, saß sie nachdenklich bei einer Tasse Kaffee in der Küche. Tonks Vorschlag hatte etwas für sich, ein Begleiter bei der Suche nach Harry wäre nicht schlecht. Einer, der ab und zu zur Sicherheit auch einmal nach hinten schaute. Verschiedene Leute gingen ihr durch den Kopf, aber keiner von denen war momentan abkömmlich, oder genügte ihren Ansprüchen. Plötzlich ging ihr eine Idee durch den Kopf und sie lächelte leicht. Schnell legte sie die Schutzzauber um das Haus und sprang direkt aus der Küche heraus.

„Einhundertdreiunddreißig“, ungläubig wiederholte Hermine die Zahl.
„Ja, leider, so viele Hunde warten bei uns auf ein neues Zuhause“, gab Mrs. Keen, die Tierheimleiterin, zu.
Hermine hatte sich erinnert, das Hinweisschild für das Tierheim bei ihrem Besuch mit Harry in Sheffield gesehen zu haben.
Langsam gingen die beiden Frauen an den Käfigen vorbei. Vom kleinen Pekinesen bis zum großen Irischen Wolfshund war alles vertreten und bei fast allen sah sie die stumme Bitte in den Augen „Nimm mich“. Hermine war an einem leeren Käfig stehen geblieben und musterte die Tierbeschreibung auf dem Klemmbrett an der Käfigtür.
„Ist der Hund nicht da?“ fragte sie verwundert.
„Doch, doch“, erwiderte Mrs. Keen, „Fanny ist etwas eigensinnig, sie schläft wohl im Moment und lässt sich dabei ungern stören.“
An jeder Käfigrückwand war eine Klappe montiert, die in den Schlafbereich des Käfigs führte. Mrs. Keen pfiff durch die Zähne und rief den Hund. Kurz darauf schwang die Klappe nach oben und ein fast schwarzer Hund drückte sich durch die Öffnung. Zuerst beachtete er die beiden Frauen nicht, reckte und streckte sich und gähnte dann herzhaft. Hermine ging in die Hocke und betrachtete den Hund interessiert.
Hochbeinig und dünn, kurzes, schwarzes Fell, die Beine waren braun gestromt, große Stehohren, lange Schnauze und ein schöner, langer, gebogener Schwanz. Das sah sie auf den ersten Blick, dann kam der Hund auf sie zu und schaute ihr ins Gesicht. Ihr Herzschlag setzte einmal aus und eine Hand von ihr krallte sich in das Gitter der Tür, fast wäre sie in der hockenden Position umgefallen. Dieser Hund hatte grüne Augen, das gleiche grün wie Harrys Augen und sie schluckte mühsam. Langsam erhob sie sich, ohne den Blick von seinen Augen zu lassen.
„Fanny ist ein Weibchen, ungefähr zwei Jahre alt, kastriert und wahrscheinlich irgendeine Podenco Mischung“, erklärte Mrs. Keen.
Abwesend nickte Hermine. Der Hund hatte den Blickkontakt mit ihr nicht unterbrochen, als würde er auf etwas warten. Mrs. Keen öffnete die Tür und vorsichtig kam der Hund aus seinem Käfig. Wieder ging Hermine in die Hocke und streichelte zart den Kopf des Hundes. Dafür wurde ihre Wange mit der feuchten Hundeschnauze angestupst und sie lachte leicht. Zwanzig Minuten später verließ sie mit Fanny an der Leine das Tierheim.



Montag, 23. März 1998

In den ersten Wochen war ich sicher, dass wir dich bald finden. Fast das ganze Ministerium hat mitgeholfen und alle glaubten fest daran. Arthur und Remus meinten, das niemand so einfach verschwinden kann, ohne Spuren zu hinterlassen, aber scheinbar ist das doch möglich…


„Glaub mir, Hermine, wir finden ihn, da bin ich mir sicher“, Arthurs Stimme klang überzeugend und sicher und auch Remus pflichtete ihm bei.
„Es ist nur noch eine Frage der Zeit, Hermine. Harry taucht bald wieder auf.“
Seit vier Wochen war Harry verschwunden. Hermine saß mit Arthur, Tonks, Remus und Bill in einem Konferenzraum im Ministerium.
„Was ist mit dem „Portkey“, hat man den Landeort bestimmen können?“, wollte Hermine wissen.
Den Zauberstab, den Voldemort Harry zugeworfen hatte, war ein „Portkey“ gewesen und hatte ihn dahin transportiert, wo Er ihn hinhaben wollte. Normalerweise konnten diese Sprünge im Ministerium nachvollzogen werden, aber dieser Sprung blieb unbemerkt.
„Leider nicht, Hermine, Voldemort muss eine Möglichkeit gefunden haben, seine Sprünge unbemerkt vom „Floonetwork“ des Ministeriums durchzuführen, es gibt keinerlei Aufzeichnungen“, erwiderte Tonks betrübt.
„Alle unserer Agenten sind im Einsatz, jeder Winkel im Land wird durchkämmt“, fügte Bill hinzu.
„Wir haben auch im Ausland unsere Fühler ausgestreckt, in jedem Land wird Harry gesucht. Ich habe allerdings die Vermutung, dass er hier in Großbritannien ist, ich habe keine Beweise dafür, es ist mehr mein Gefühl“, meinte Remus leise.



Montag, 06. April 1998

Einmal warst du in meinen Gedanken, ich habe dich so deutlich gehört, als würdest du direkt neben mir stehen. Aber es war nur ein kurzer Moment, ich habe Wasser gesehen und einen grauen Himmel darüber. Die Tageszeit konnte ich nicht abschätzen, auch nicht, ob das Wasser ein See oder das Meer war. Es ist frustrierend, keinen Anhaltspunkt über deinen Aufenthaltsort zu haben, Liebster, ich wünsche mir so sehr, das du noch einmal mit mir in Verbindung treten könntest…


„Angeblich soll Harry am Ayers Rock gesehen worden sein, als Eisverkäufer“, las Remus vor und schüttelte angewidert den Kopf.
Zusammen mit Tonks und Hermine saß er am Grimmauld Place in der Küche und sie gingen gemeinsam die Meldungen durch, die dem Ministerium aus allen Winkeln der Welt zugesandt wurden. Auch sechs Wochen nach Harrys Verschwinden gab es jede Woche mehrere Hinweise, wo er angeblich gesehen worden war.
„Natürlich, er baut sich mitten in Australien eine neue Existenz auf“, erwiderte Hermine sarkastisch, „wer prüft das nach?“
„Bill hat einen Mann aus seiner Abteilung hingeschickt“, antwortete Remus, nachdem er weitergelesen hatte.
Grübelnd blickte Tonks zwischen den beiden hin und her. Als die ersten Meldungen über Harry eintrudelten waren sie noch optimistisch gewesen, aber alle hatten sich als falsch erwiesen und keiner von ihnen setzte jetzt noch viele Erwartungen darauf.
„Voldemort hat Harry mit dem „Portkey“ an einen Platz geschickt, der geheim ist und den wir bestimmt nicht kennen. Er wollte sich sicher sein, das wir Harry nicht helfen können. Wir sollten nicht zuviel Hoffnung auf diese Beobachtungen setzen“, meinte Hermine überzeugt.
Achtlos schob sie die Pergamente beiseite und nahm die Tasse Kaffee in die Hand. Plötzlich sprang sie ruckartig auf, die Tasse zersplitterte auf dem Boden und ihre Augen wurden groß und rund.
„Harry, Harry, bitte antworte mir“, rief sie.
Wie vom Donner gerührt, blickten Tonks und Remus sie an.
„Es war Harry, ganz sicher, ich habe ihn deutlich gehört. Aber nur für ein paar Augenblicke.“
Langsam ließ sie sich wieder in ihren Stuhl sinken.
„Harry, mein Gott, wo bist du?“, flüsterte sie und brach in Tränen aus.


Montag, 13. April 1998

Gestern habe ich Hagrid besucht, Liebster, er hat den Kampf gut überstanden und all seine Verletzungen sind verheilt. Gemeinsam waren wir auch im verbotenen Wald und haben uns mit den Centauern getroffen. Er hat den festen Glauben, das du wiederkommst, ohne irgendeine Einschränkung. So glücklich war ich über seine Äußerung, am liebsten hätte ich ihn geküsst…



Schon seit längerem hatte sie Hagrid besuchen wollen. Sein Beitrag zum Sieg über Voldemort konnte nicht hoch genug bewertet werden, aber immer, wenn sie sich gerade auf den Weg machen wollte, kam etwas dazwischen.
„Hallo, Hagrid. Bist du Zuhause?“, rief sie und klopfte an.
Als keine Antwort erfolgte, setzte sie sich auf die Eingangsstufen und Fanny rollte sich zu ihren Füßen zusammen. Es war noch früher Morgen, Nebelschwaden zogen langsam über den schwarzen See und obwohl die Sonne schon seit zwei Stunden am Himmel stand, war es noch empfindlich kühl.
Lächelnd blickte Hermine sich um. Unzählige Stunden hatte sie hier verbracht, als Schülerin, die ihrem Professor für die Pflege magischer Geschöpfe zuhörte. Manchmal mit Harry und Ron, um Hagrid Geheimnisse zu entlocken, manchmal allein, um ihrem großen Freund beizustehen, oder sich über die Jungs zu beschweren. Das letzte Mal, das sie hier gewesen war, hatte sie gemeinsam mit Harry genau auf diesen Stufen gesessen, wenige Stunden vor der entscheidenden Schlacht gegen Voldemort.

Hagrid verließ den Saum des Waldes und wurde der jungen Frau auf den Stufen zu seiner Hütte gewahr. Abrupt blieb er stehen und ließ dieses Bild auf sich wirken. Ihr Blick ging zum See hinunter, deshalb sah er ihr Profil. Die langen, braunen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden und zum ersten Mal fiel ihm ihre Schönheit auf. Hermine war keine Frau, die einen „vom Hocker haute“, ihre Schönheit sah man erst auf den zweiten Blick, aber heute fiel sie dem Halbriesen sofort ins Auge. Vielleicht war es auch, weil sie so ernst schaute, oder auch, weil sie allein war. In den letzten Monaten war immer Harry mit dabei gewesen, ihr Partner, Freund, oder Hälfte eines nicht teilbaren Ganzen. Sonst hatte Harry immer seinen ersten Blick auf sich gezogen, den Jungen, den er fast als seinen Sohn betrachtete. Wie sie so allein dasaß, wirkte Hermine auf ihn irgendwie verloren, unkomplett, etwas Besseres kam ihm nicht in den Sinn, um die Szene zu beschreiben.
Ein fast schwarzer Hund erhob sich zu ihren Füßen und blickte ihn an. Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit und er war froh, dass sie sich zu ihrem Schutz einen Hund angeschafft hatte. Die Bewegung des Hundes veranlasste sie den Kopf zu wenden und sie erblickte ihren großen Freund. Lächelnd sprang sie auf und kam ihm entgegen.
„Hagrid“, rief sie erleichtert, „es ist schön dich wieder zusehen.“
Sanft umarmte er Hermine und ging dann in die Knie, um den Hund zu begrüßen. Fanny hatte keinerlei Vorurteile gegen den großen Menschen und schloss auf der Stelle Freundschaft mit ihm.
„Es tut gut, dich Gesund zu sehen“, erwiderte ihr ehemaliger Professor, stand auf und ging vor in seine Hütte. Der Tee war schnell zubereitet und sie suchte nach den richtigen Worten.
„Wir…ich habe dir noch nicht gedankt, für deine Hilfe beim Kampf gegen Voldemort“, begann sie leise, aber mit einer Handbewegung unterbrach er sie.
„Das war meine Aufgabe“, erklärte er einfach und nahm dann ihre Hände.
„Wie geht es dir, Hermine?“, fragte er einfühlsam und sie blickte ihn direkt an.
„Es geht so, Hagrid. Aber ich weiß nicht, ob ich das noch lange durchhalte. Ich vermisse Harry mehr, als ich mit Worten beschreiben kann und dieses Gefühl bringt mich langsam um.“
Entschlossen schüttelte er den Kopf.
„Harry braucht dich, mehr denn je, Hermine. Gib dich nicht auf, er kommt zurück und bald braucht dich noch jemand.“
„Es sind fast zwei Monate, Hagrid“, erwiderte sie verzweifelt, „kannst du dir vorstellen, das ich nicht mehr leben will, wenn Harry tot ist?“
„Ja, das kann ich mir vorstellen. Aber er ist nicht tot, Harry lebt, da bin ich mir ganz sicher“, er war laut geworden und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
„So langsam sind wir dann die Einzigen, die das noch Glauben“, erwiderte sie tonlos, „und wer sollte mich denn noch brauchen, Hagrid?“
„Das wirst du in einigen Tagen selbst herausfinden“, meinte er geheimnisvoll und erhob sich, „komm mit, wir besuchen die Centauer.“
Für diese Ablenkung war sie dankbar und folgte ihrem großen Freund in den Wald. Diesmal brauchten sie nur zehn Minuten, um einem Centauer zu begegnen. Es war Pegasus, der Centauer, auf dessen Rücken Hermine vor einigen Wochen zu dem Treffen auf der Lichtung geritten war. Er begrüßte die beiden freundlich und schickte sie nach Süden, dort würden sie Jargon finden. Einen Kilometer waren sie höchstens gewandert, da hörten sie Hufgetrappel und Jargon erschien. Der Centauer schien sich wirklich zu freuen, Hagrid und Hermine zu sehen und begrüßte sie freundlich. Hermine sah auch keine bewaffnete Eskorte, Jargon war allein. Sie wollte Ihm und seinen Gefolgsleuten danken aber er winkte ab.
„Wir haben getan, was getan werden musste. Ihnen, Miss Granger, gebührt der Dank, Sie haben Voldemort getötet, nicht wir.“
„Das stimmt“, erwiderte sie langsam, „trotzdem möchte wir uns bei Ihnen bedanken, Mister Jargon, ohne die Centauer wäre es weitaus schwieriger gewesen.“
Der Angesprochene verbeugte sich kurz und blickte sie dann durchdringend an.
„Der Schmerz in Ihren Augen ist unübersehbar, Miss Granger. Ich vermute, das sie Mister Potter noch nicht gefunden haben?“
Der Kloß in ihrem Hals war so dick, das sie nicht antworten konnte und sie nickte nur zustimmend.
„Wir werden uns umhören, wenn wir etwas erfahren, geben wir durch Hagrid Bescheid“, versprach Jargon und drückte kurz ihre Hand.




Montag, 20. April 1998

Zwei Monate ohne dich, Liebster, sechzig Tage und Nächte, wobei die Nächte für mich schlimmer sind als die Tage. Tagsüber kann ich mich beschäftigen, alle Plätze, die wir gemeinsam auf der Suche nach den Horkruxen unter die Lupe genommen hatten, klappere ich einen nach dem anderen ab.
Nachts ist es schlimm, ich habe noch nicht in unserem Schlafzimmer genächtigt, ich könnte das nicht. Also schlafe ich auf der Couch und der Hund wärmt mir die Beine.
Fanny nehme ich überall mit hin, sie gibt mir ein gewisses Gefühl der Sicherheit. Anfangs mochte sie das Apparieren nicht. Jetzt nehme ich sie dafür auf meine Arme und nun lässt sie es klaglos über sich ergehen. Gestern waren wir auf der Farm, „Seven Gravestones“, da tut sich wieder etwas…



Vierzehn Tage hatte Hermine dem reinen Training mit Fanny zugestanden. Der Hund wusste fast instinktiv, was sie von ihm verlangte, die meiste Zeit brauchte sie, um Fanny an das Unsichtbarsein, das Apparieren und das Reisen mit „Floopowder“ zu gewöhnen.
Vier Tage lang hatte sie das Haus am „Spinners End“ beobachtet, bevor sie unsichtbar mit Fanny auf den Armen direkt in die Eingangshalle des Hauses apparierte.
Nichts war verändert worden, dessen war sie sich absolut sicher. Trotzdem durchsuchte sie gewissenhaft das ganze Haus, danach setzte sie sich auf die Stufen zum Obergeschoss und versuchte auf gedanklicher Ebene Kontakt zu Harry herzustellen. Vom ersten Tag an hatte sie das versucht und nur einmal hatte sie ganz kurz Harrys Gedanken empfangen können. Bei der Intensität, mit der sie an ihn dachte, hätte ihm normalerweise der Kopf vom Rumpf fliegen müssen, deshalb vermutete sie, das es seinen Häschern gelungen war, seine Gedanken abzuschirmen.
Malfoy Castle war noch immer ein Trümmerhaufen und für eine Portion Pfannkuchen setzte sich sie sich in Henrys Pub „Last Order“ in Kincraig. Henry musterte sie nachdenklich einige Sekunden lang.
„Waren sie schon einmal hier, Miss? Irgendwie kommen Sie mir bekannt vor.“
„In den achtzehn Jahren meines bisherigen Lebens war ich noch nie hier, daran würde ich mich erinnern“, lachte Hermine.
Henry nickte, das Wetter war hervorragend, der Pub war gut besucht und trotzdem warf er ihr immer wieder nachdenkliche Blicke zu. „Merlin sei Dank, Harry ist nicht hier, sonst käme er wirklich ins Grübeln“, dachte sie amüsiert.
Die knapp sechs Kilometer zur Farm „Seven Gravestones“ legte sie zu Fuß zurück. Einerseits tat ihr die frische Luft gut, andererseits hatte Fanny dadurch den benötigten Auslauf. Es machte ihr richtiggehend Spaß, ihren neuen Begleiter zu beobachten. Fanny rannte nie kopflos irgendwohin, selbst wenn ein Kaninchen kurz vor ihr über den Weg hoppelte. Sie war sehr überlegt, vorsichtig und zurückhaltend. Andererseits konnte sie auch zur Bestie werden, wenn Hermine Gefahr drohte.
Auf dem Hügel, von dem sie zusammen mit Harry die Farm beobachtet hatte, lag sie jetzt auf dem Bauch und beobachtet die Farm durch ihr Fernglas. Irgendetwas ging dort vor, sie konnte es nicht benennen, aber ihr Gefühl hatte sie bis dato selten betrogen. Seufzend legte sie den Unsichtbarkeitszauber über sich und Fanny und langsam näherten sie sich der Farm. Auf Zehenspitzen betrat sie den Hausflur, Fanny drückte sich an ihr rechtes Bein, das hatten sie trainiert und Hermine sah sich vorsichtig um. Das Kellerlicht brannte und sie konzentrierte sich. Drei Personen konnte sie im Untergeschoss wahrnehmen und leise stieg sie die Treppe hinunter. Das Labor, in dem sie damals die Nährlösung gefunden hatten, war hell erleuchtet und sie vernahm leise Stimmen. Ohne ein Geräusch zu verursachen betrat sie das Labor, stellte sich rechts neben die Türöffnung, mit dem Rücken zur Wand und hob ihren Unsichtbarkeitszauber auf. Zwei vermummte Gestalten durchsuchten vorsichtig jedes einzelne Regal und es dauerte einige Zeit, bis Sie die Besucherin wahrnahmen.
„Was sucht Ihr beiden Galgenvögel denn hier?“
Den Zauberstab erhoben, blitzte sie die beiden Gestalten an.
„Merlin, die Granger“, rief einer von Ihnen und beide warfen ihre Zauberstäbe weg.
„Sehr förderlich, wenn einem ein gewisser Ruf vorauseilt“, dachte sie belustigt und mit einem „Accio“ Spruch flogen ihr die beiden Stäbe in die Hand.
„Jetzt habe ich dich, Schlammblut“, die Stimme kam von der Tür, eiskalt und siegesgewiss.
Dafür brauchte sie keinen Blick nach links zu werfen, diese Stimme kannte sie zu Genüge.
„Lass deinen Zauberstab fallen und gesell dich zu deinen Freunden, Malfoy“, ihre Stimme war leise und emotionslos.
„Niemals. Erst tötest du meinen Sohn, dann bringst du unseren Führer um und jetzt, jetzt wirst du dafür bezahlen, Granger“, schrie er, hob den Zauberstab und überhörte das Knurren in seinem Rücken.
„Avada…“, statt des zweiten Teils des Zauberspruchs verließ ein spitzer Schmerzenschrei seine Lippen und sein Zauberstab flog durch die Gegend, Er stolperte und fiel auf den Rücken. An seinem rechten Handgelenk färbte sich die Jacke blutrot.
„Lass die Hände auf dem Boden liegen, Malfoy und beweg dich nicht, sonst reißt Dir mein Hund die Kehle auf, verstanden?“
Ihre Stimme war immer noch leise und ohne eine Spur von Mitgefühl. Malfoy keuchte, Er hörte das kehlige Knurren dicht vor Seinem Gesicht, konnte aber keinen Hund sehen.
Hermine hatte nicht ein einziges Mal in seine Richtung geschaut, sondern ununterbrochen die beiden Gestalten gemustert.
„Ich hatte euch etwas gefragt, bevor dieser Dreckskerl uns gestört hat und jetzt will ich ein paar Antworten hören“, ihr Zauberstab pendelte zwischen den beiden hin und her.
„Wir sollen alle Gla…Glasbehälter hier sicherstellen, ni…ni…nichts weiter“, der eine antwortete so schnell, das Er sich verhaspelte.
„Wer gab euch den Auftrag und was solltet ihr mit den Behältern machen?“
Langsam erwachte Malfoys Hand zum Leben und tastete sich in Richtung seines Zauberstabes. Er spürte den heißen Hundeatem an seinem Gesicht und entschlossen wurde sein Hals zwischen zwei Reihen starker Zähne genommen. Abrupt stoppte er seine Armbewegung. Kurz wandte Hermine ihren Kopf in seine Richtung und warf ihm lächelnd einen triumphierenden Blick zu.
„Borgin gab uns den Auftrag, wir sollten die Behälter heute Abend in die Nocturn Alley bringen“, rief der andere schnell.
Zufrieden nickte sie und verurteilte die beiden mit einem Fesselungszauber zur Untätigkeit.
Betont langsam wandte sie sich dann Malfoy zu, beförderte Seinen Zauberstab mit einem Fußtritt aus dessen Reichweite und stellte einen Fuß auf seine Brust. Ausdruckslos musterte sie Ihn einige Sekunden, den Zauberstab auf seinen Kopf gerichtet. In seinem brennenden Blick sah sie nur Hass, den Wunsch nach Vergeltung und eine gehörige Portion Angst.
„Tut mir leid, Old Lucius. Draco habe ich nicht getötet, da kam Ron mir zuvor, aber mit Voldemort hast du Recht, der geht auf mein Konto“, erklärte sie leise und blickte Ihn weiterhin durchdringend an.
„Okay, aus, Fanny.“
Erleichterung glitt über Malfoys Gesicht, als Er spürte, wie sich der Hund zurückzog und atmete tief durch.
„Eine Frage habe ich noch“, zischte Hermine ihn an und ihre Augen sprühten Funken, „wo ist Harry Potter?“
Statt einer Antwort spukte er ihr mitten ins Gesicht.

„Es tut mir Leid, Hermine, ich weiß nicht, was passiert ist“, versuchte Remus zu erklären.
Sie hatte die drei Gestalten aus der Farm verkleinert und zum Grimmauld Place geschafft. Tonks hatte ihr versprochen, diese direkt durch einen Boten zu Ministerium bringen zu lassen. Hermine hatte die Hoffnung gehabt, das Malfoy, nach einer Behandlung mit Veritaserum, den Aufenthaltsort von Harry preisgeben würde.
„Der Bote hat den Koffer mit den dreien hier abgeholt, aber Er ist nie im Ministerium angekommen. Wir können uns das nicht erklären“, gab Remus kleinlaut zu.
„Wollt ihr mir etwa sagen, dass sich Lucius Malfoy auf freiem Fuß befindet, zusammen mit diesen beiden jämmerlichen Gestalten?“ Hermine Gesichtausdruck schwankte zwischen Unglauben und Zorn und Tonks nickte kläglich.



Montag, 27. April 1998

Kannst du dich erinnern, Liebster Harry. Du hast mit Ron die Phiolen aus dem Haus in „Spinners End“ geholt. Eine davon war der Katalysator für die dunkle Bakterienlösung, die anderen enthalten Snapes Erinnerungen und Gedanken. Meine Hoffnung war, dass ich in diesen Erinnerungen etwas über deinen Aufenthaltsort erfahre. Leider ist das nicht der Fall, jedoch weiß ich jetzt einiges mehr über Snape. Du warst dir immer sicher, dass er zur dunklen Seite gehört. Ich hatte meine Zweifel, habe an das Gute in Snape geglaubt, aber jetzt weiß ich dass du Recht hattest. Unser Professor für Zaubertränke war einer der engsten Gefolgsleute Voldemorts…


Den Gedanken an die Phiolen hatte Hermine in ihrem Hinterkopf behalten, seitdem sie das erste Mal eine der Glasflaschen in der Hand gehalten hatte. Damals hatte sie die Idee gehabt, diese gemeinsam mit Harry in einem „Pensive“ anzusehen; als Aufarbeitung der Vergangenheit sozusagen und vielleicht auch, um das Verhalten der Person Severus Snape besser verstehen zu können.
Vorsichtig hatte sie die vierzehn Phiolen in einer Reihe vor sich auf den Tisch gestellt. Jede enthielt ungefähr zehn Minuten Erinnerungen ihres ehemaligen Professors und sie hoffte, hier irgendeinen Hinweis auf ein Gebäude oder Versteck zu erhalten, in dem Harry gefangengehalten wurde. Weiterhin hoffte sie, hier das Gute in dem Menschen Severus Snape zu finden.
Entschlossen nahm sie die linke Flasche in die Hand und umschloss diese leicht mit den Fingern. Einen „Pensive“ brauchte sie nicht, es reichte, die Flasche in der Hand zu halten und sich darauf zu konzentrieren und sie sah alles mit erschreckender Deutlichkeit vor Augen:

Ein Quidditch Match, Slytherin gegen Gryffindor, leicht an den Farben der Spielerumhänge zu erkennen und Snape spielte den Sucher für Slytherin. Sein Blick glitt auf der Suche nach dem „Golden Snitch“ unaufhörlich über das Spielfeld. Endlich hatte er ihn erspäht, weit auf der anderen Seite der Arena und er brachte seinen Besen auf Touren. Ein Schatten schoss von rechts heran, James Potter, der Sucher der Gryffindor Mannschaft, hatte den kleinen Ball ebenfalls erkannt und versuchte ihn zu fangen. Wilder Hass kochte in Snape hoch und er versuchte James Potter zuvorzukommen. Vergebens, mit einigen waghalsigen Flugmanövern gelang es James Potter den Schnatz zu fangen, Sekunden bevor ihn Snape erreicht hätte. Gryffindor hatte das Match gewonnen und Snapes Hass auf James Potter war wieder größer geworden. Jetzt musste er sich auch noch die Vorwürfe seiner Mitspieler anhören und sein tränenverschleierter Blick glitt hinüber zu der feiernden Gryffindor Mannschaft.

Seufzend ließ Hermine die Phiole los. Wo kam dieser Hass her? Snape und Potter waren in dieser Erinnerung höchstens zwölf Jahre alt, also in ihrem zweiten Jahr in Hogwarts. Sie lehnte sich zurück und dachte an Harry und Draco. Auch zwischen diesen beiden hatte sich fast von Anfang an der Hass entwickelt, bei Snape und Harrys Vater hätte es ähnlich sein können.
Vorsichtig nahm sie die nächste Phiole in die Hand, schloss die Augen und konzentrierte sich.

Ein kleines Schulzimmer, ungefähr fünfundzwanzig Mädchen und Jungen im Alter von sieben Jahren. Ein Lehrer im schwarzen Anzug schreibt eine Rechenaufgabe an die Tafel. Aber das nimmt der junge Severus Snape nur am Rande wahr, seine Aufmerksamkeit gilt nur dem kleinen Vogel in seiner Hand. Seit Tagen hatte er das Nest der Amseln in der Hecke beobachtet und heute Morgen einen Jungvogel herausgenommen. Mit der anderen Hand zog er einen Schuhriemen aus der Tasche, bildete eine Schlinge und legte sie dem Vogel um den Hals. Langsam zog er die Schlinge zu, sein Banknachbar beobachtet hypnotisiert den Vogel. Dieser zappelte und riss den Schnabel auf, aber die Schlinge zog sich immer weiter zu. Ein unglaubliches Gefühl überkam den jungen Severus, er hatte Macht, er war Herr über Leben und Tod. Dieses wunderbare Gefühl verblasste nur ein wenig, als sein Kopf auf den Tisch knallte und er für kurze Zeit Sterne sah. Der Lehrer war hinter ihn getreten und hatte ihm eine gewaltige Ohrfeige verpasst.
„Bis Morgen schreibst du hundertmal „ich darf keine Tiere quälen oder töten“, ist das klar, Severus?“
Mit tränenden Augen nickte er, seine Mitschüler lachten ihn aus, aber das berauschende Gefühl blieb. Es blieb auch, als sie ihn nach Schulschluss hänselten und demütigende Bemerkungen sangen. Zukünftig würde er vorsichtiger sein, das nahm er sich fest vor.

Langsam öffnete Hermine die Augen, kein Hinweis auf Harrys Versteck, aber ein Hinweis auf Snapes Veranlagungen. Ein Kind, das Tiere quälte, war prädestiniert für ein Leben am Rande der Gesellschaft, wenn dieser Neigung kein Einhalt geboten wurde. Ihre Vorstellung vom Guten Snape lösten sich immer mehr in Luft auf.

Die nächste Phiole enthielt bekanntes. Snapes Zusammentreffen mit James, Sirius und Lilly am Seeufer, genauso wie Harry sie erzählt hatte. Trotzdem ließ Hermine die Bilder an sich vorbeiziehen und lächelte ab und zu. James Potter war wirklich ein Kotzbrocken gewesen, da hatte Harry Recht gehabt und sie konnte seine Enttäuschung nachfühlen, als er dies entdeckte. Eines hatte Harry nicht erzählt, wahrscheinlich hatte er es nicht wahrgenommen. Ihr fiel der Blick auf, mit dem Snape Lily Potter betrachtete. Liebe? Nein, definitiv nicht. Gier? Fast, aber das traf es auch nicht genau. Macht und Herrschaft? Ja, genauso würde Hermine Snapes Blick bezeichnen, auch Ron hatte Hermine einmal so angesehen, aber damals konnte sie diesen Blick nicht deuten.
Mit einem Schaudern stellte sie das Glas beiseite. Der Gute Snape hatte sich soeben verabschiedet, soviel war sicher. Mit der nächsten Phiole, Snapes Wünsche, manifestierte sich der Böse Snape, oder noch etwas Schlimmeres.

Ein großer, dunkler Raum, Felswände, von vielen Fackeln erhellt. Vergebens versucht sie die Örtlichkeit zu erkennen. Gut hundert schwarze, maskierte Gestalten stehen in einem Halbkreis vor einem steinernen Thron. Voldemort räkelt sich genüsslich darauf und erzählt seinen Anhängern erheitert vom gewonnenen Krieg. Der Phönix Orden wurde vernichtet, das Ministerium in seiner Hand und die Death Eater jagen im ganzen Land geflohene Auroren und Mitglieder des Ordens.
„Hat nicht so richtig geklappt, Dreckskerl“, flüstert Hermine und sieht wie Snape aus dem Kreis nach vorne tritt.
Voldemort lobt Ihn und ernennt Snape zum neuen Schulleiter von Hogwarts. Die Szene wechselt und die große Halle des Schlosses kommt ins Bild. Snape hat den Stuhl des Schulleiters besetzt, aber vom Lehrerkollegium ist ihr niemand bekannt und auch die Bänke an den Schülertischen sind kaum besetzt. Snape spricht von Erneuerung, von der Reinheit des Blutes und das es keine Muggel und Halbmuggel mehr an dieser Schule gibt. Wieder wechselt die Szene, diesmal ins Büro des Schulleiters und Hermine kann kaum atmen, als sie diese Bilder sieht. Snape thront hinter dem großen Schreibtisch, die große Tür öffnet sich und Hermine Granger wird von zwei Death Eatern hereingeführt.
„Wo ist Harry Potter“, ruft sie, stürzt zu dem Schreibtisch und ein schmieriges Grinsen erscheint auf dem Gesicht des neuen Schulleiters.
„Ich habe dir nicht erlaubt zu sprechen, Granger“, zischt Er und als sie protestierend den Mund öffnet trifft sie ein Folterfluch im Rücken.
Nur kurz verliert sie das Bewusstsein, dann erkennt sie Snape, der über ihr steht.
„Du hast zwei Möglichkeiten, Ganger. Du stirbst hier und jetzt“, sein Grinsen verwandelt sich in eine Fratze, „oder du wirst meine Gespielin, meine Sklavin.“
Was er sich darunter vorstellt, zeigen seine nächsten Gedanken und mit einem Ausruf des Ekels lässt Hermine die Phiole los.
Ein paar Mal muss sie tief durchatmen, um sich zu beruhigen. Ihr ehemaliger Professor für Zaubertränke, in wüstesten Phantasien mit Hermine Granger, nie hätte sie Ihm das zugetraut. Lange Zeit stimmte sie mit Professor Dumbledore überein, der von Snapes Zugehörigkeit zur guten Seite überzeugt war. Harry hatte ihr, außer seinem Verdacht, keinen Beweis für die Schuld Snapes liefern können. Das änderte sich natürlich, als bekannt wurde, das Snape Dumbledores Mörder war, aber insgeheim hatte sie weiterhin gehofft, das ihr ehemaliger Professor nicht durch und durch Böse gewesen sei.
„Harry hatte Recht, Hermine Unrecht. Das kam selten vor“, resümierte sie schmunzelnd und wandte sich der nächsten Phiole zu.



Montag, 04. Mai 1998

Es gibt etwas, was dir gehört und das hast du noch nie gesehen, Liebster. Gestern habe ich es mir angeschaut, und ich kann sagen, dass es mir ausgesprochen gut gefällt. Jetzt willst du natürlich wissen, um was es sich handelt. Erinnerst du dich, als wir über dein Testament gesprochen haben? Dabei hast du das Landhaus der Blacks erwähnt, das „Three Oaks“. Der Besitz liegt wunderschön, direkt am Meer, in der Nähe von Lands End. Meine Erwartung war, etwas Ähnliches wie das Haus am Grimmauld Place zu finden, aber ich wurde positiv überrascht…


Die Adresse hatte Remus ihr auf Nachfrage genannt und Hermine hatte beschlossen, sich das Haus einfach einmal anzusehen. Cornwall, etwas westlich von Penzance, hatte sie sich notiert. Die Landschaft gefiel ihr, sanfte Hügel, viele Wiesen und Weiden und immer das Meeresrauschen als Hintergrundmusik. Mit Fanny auf den Armen und mit dem Unsichtbarkeitszauber belegt, war sie appariert. Keine Menschenseele war in der Nähe und sie hob den Zauber auf. Eine Stunde lief sie kreuz und quer durch die Landschaft, um die Gegend kennen zulernen.
An einer einsam gelegenen Farm fragte sie eine junge Frau, die im Garten Unkraut jätete, nach dem Weg. Freundlich lächelnd erklärte ihr die junge Frau, wie sie am Besten dorthin käme und Hermine bedankte sich herzlich. Vorgabegemäß folgte sie der schmalen Straße und als sie den letzten Hügel vor der Küste erreicht hatte, blieb sie überrascht stehen. Der Hügel fiel sanft nach Süden ab und mündete ins Meer. Kurz vor dem Strand lag das Haus.
Das Anwesen hatte den Namen „Three Oaks“ zu Recht, drei mächtige Eichen standen in der Zufahrt des Hauses. Die Größe des Grundstücks konnte sie nicht abschätzen, keinerlei Zäune oder Mauern sah sie ringsum. Das Haus kam ihr sehr groß vor, rechteckiger Grundriss, wobei die Eingangsseite nach Norden zeigte. Ein riedgedecktes Dach und ein gekonnt verwilderter Garten, verliehen dem Anwesen einen unvergleichlichen Charme.
Fast sofort hatte sie sich in das Haus verliebt und folgte langsam der Zufahrt. Alles machte einen sehr gepflegten Eindruck und sie konnte sich auch vorstellen, dass der verwilderte Garten einige Pflege benötigte. Langsam umrundete sie das Haus, fand die Rückseite fast komplett verglast vor und eine riesige Bruchsteinterrasse schloss sich daran an. Von innen musste man durch die Fenster einen wunderbaren Blick auf die Terrasse und das Meer haben.
Einen Moment gab sie sich der Träumerei hin, als Fanny plötzlich kurz anschlug. Gewohnheitsgemäß fuhr ihre rechte Hand zu dem verborgenen Zauberstab und geschmeidig drehte sie sich um. Ein etwa fünfzigjähriger Mann mit grauen, kurzen Haaren und Gärtnerkleidung kam auf sie zu und lächelte freundlich.
„Guten Tag“, rief er, „kann ich Ihnen helfen?“
„Guten Tag, mein Name ist Hermine Granger und ich…“
Ihr Gegenüber unterbrach ihren Gruß mit einer Handbewegung und zog ein speckiges Notizbuch aus der Tasche.
„Stimmt“, meinte der Mann, als er eine bestimmte Seite aufgeschlagen hatte, „Harry Potter oder Hermine Granger, Sie sind mir von der Gringotts Bank als die neuen Eigentümer des Anwesen genannt worden.“
Sein Lächeln wurde noch breiter und freundlich schüttelte er Hermines Hand.
„Entschuldigen Sie bitte meine Umgangsformen. Ich bin Peter Tanner, wollen wir uns nicht auf die Terrasse setzen?“
Gerne nahm sie das Angebot an und folgte Ihm zu einer Sitzgruppe unter einem großen Sonnenschirm. Er bat sie Platz zu nehmen und schüttete ungefragt aus einer Thermoskanne Tee in zwei Tassen. Fanny beschnupperte Ihn ausgiebig und ließ sich dann auch bereitwillig von Ihm streicheln. Hermine nahm einen Schluck Tee und sah Ihn fragend an.
„Sirius Black hat mich vor drei Jahren eingestellt, kurz nachdem er dieses Haus kaufte.“
„Okay, ich hatte etwas ganz anderes erwartet, aber wenn nicht seine Eltern, sondern Sirius selbst das Haus gekauft hat, dann leuchtet mir das ein“, erwiderte sie erleichtert.
„Sie haben Sirius Black persönlich gekannt?“, es war mehr eine Feststellung, denn eine Frage.
„Ja, Sirius ist…war der Pate meines Verlobten, Harry Potter“, erklärte sie und musste mühsam schlucken.
Intensiv musterte Peter Tanner Hermine und räusperte sich dann.
„Ohne Ihnen Nahe treten zu wollen, Miss Granger, aber einmal waren Sirius Black und ich im Pub des nächsten Dorfes. Wir hatten beide schon ordentlich zugelangt und der Wirt wollte uns nichts mehr ausschenken, da es bereits nach dreiundzwanzig Uhr war. Sirius zeigte mit dem Finger auf unsere Gläser und murmelte und ob Sie es glauben oder nicht, füllten sich die Gläser vor unseren Augen. Ich konnte sehen wie sie gefüllt wurden, obwohl niemand etwas hineinschüttete. Ich war wie vom Donner gerührt und als Sirius mein Gesicht sah, konnte er nicht mehr aufhören zu lachen.“
Diese Szene war für Hermine leicht vorstellbar und unwillkürlich musste sie grinsen.
„Gehören Sie auch zu diesen Leuten? Zu dieser Gemeinschaft?“, fragte Mr. Tanner offen.
„Ja, Harry Potter und ich gehören auch dazu und wenn Sie es möchten, steht gleich ein Glas Bier vor Ihnen, das niemand eingeschenkt hat“, erwiderte Hermine schmunzelnd.
Einen Augenblick musterte er sie nachdenklich und lachte dann ausgiebig.
„Okay, ich bin hier „Mädchen für alles“, halte den Garten in Ordnung, schaue nach dem Haus und veranlasse Reparaturen“, erklärte er.
„Da hat Sirius wohl den richtigen Mann beauftragt“, meinte sie schmunzelnd und Freude blitzte in seinen Augen auf.
„Danke, Miss Granger. Können Sie mir etwas zu seinem Tod sagen?“
Einen Moment schaute sie zu Boden und war versucht irgendeine Geschichte zu erfinden. Aber Peter Tanner hatte Sirius gemocht, das hatten ihr die wenigen Sätze bewiesen.
„Sirius Black starb in London“, erklärte sie und blickte Ihn fest an, „er versuchte Harry Potters und mein Leben zu retten und wenn er nicht gewesen wäre, säße ich jetzt wahrscheinlich nicht hier.“
Dass Harry und sie, zwei Jahre vorher, Sirius vor dem sicheren Tod bewahrt hatten, verschwieg sie, aber Peter Tanner schien Bescheid zu wissen.
„Dann waren sie das Mädchen mit dem fliegenden Pferd“, fragte Er und sie schloss genervt die Augen.
„Was, um Merlins Willen, hatte Sirius noch alles ausgeplaudert?“
„Keine Sorge, Miss Granger“, beruhigte Er sie, „von mir erfährt niemand etwas. Aber ich will Ihnen sagen, Sirius hat immer mit Hochachtung von Ihnen gesprochen, obwohl Sie noch so jung sind.“
„Danke für das Kompliment, Mister Tanner, Sirius war wirklich eine besondere Persönlichkeit. Harry und ich vermissen ihn sehr.“
„Was können Sie mir zu der Gringotts Bank sagen, Miss Granger? Die gibt es angeblich gar nicht, aber mein Gehalt wird pünktlich überwiesen.“
„Ja, Mister Tanner“, erwiderte sie schmunzelnd, „diese Bank gehört auch zu unserer Gemeinschaft und Sie sollten sich darüber keine weiteren Gedanken machen.“
Grinsend blickte Peter Tanner sie an.
„Wann werden Sie hier einziehen?“, fragte er lachend, „weil, ich freue mich schon darauf.“
„Das weiß ich noch nicht, Harry muss das entscheiden und er kennt das Anwesen noch gar nicht. Es kann aber durchaus sein, dass wir eines Tages mit Sack und Pack vor der Tür stehen“, antwortete sie lächelnd.
„Sagen Sie mir bitte ein paar Tage vorher Bescheid, ich werde dann alles vorbereiten“, meinte Mr. Tanner und zog sein Notizbuch, „irgendwo muss ich meine Telefonnummer haben.“
„Vergessen Sie bitte das Telefon, wir bevorzugen eine etwas andere Art der äh… Kommunikation“, erwiderte Hermine lachend und auf Seinen fragenden Blick fuhr sie fort.
„Wir schicken Ihnen eine Eule mit einem Brief.“
Kopfschüttelnd stimmte Er in ihr Lachen mit ein und erhob sich.
„Kommen Sie, Miss Granger, ich zeige Ihnen das Haus.“
Innerhalb einer halben Stunde zeigte ihr Mr. Tanner das ganze Haus. Sie war überrascht von der Großzügigkeit der Räume und auch die Einrichtung begeisterte sie.
„Sirius hat das alles selbst eingerichtet, als er das Haus kaufte, war es komplett leer“, erklärte er während sie durch die Zimmer gingen.
Sorgfältig schloss er die Tür ab, nachdem sie den Rundgang beendet hatten und gemeinsam verließen sie das Anwesen. Nach ein paar Minuten kam die Farm in Sicht, an der sich Hermine bei der jungen Frau nach dem Weg erkundigt hatte.
„Dort wohne ich und meine Tochter Susan jätet gerade den Garten“, erklärte er lächelnd.
„Ihre Tochter habe ich eben nach dem Weg gefragt, Sie war sehr freundlich“, berichtete Hermine und gab Ihm zum Abschied die Hand.
„Vielen Dank, Mister Tanner. Wir schicken einen Brief, bevor wir kommen und erschrecken Sie jetzt bitte nicht, wenn ich einfach verschwinde.
Vorsichtig nahm sie Fanny auf die Arme, zwinkerte Ihm zu und war dann urplötzlich ohne irgendein Geräusch verschwunden.

„Seltsame Leute, aber sehr sympathisch“, murmelte er und betrachtete noch einige Augenblicke den Platz, an dem Hermine verschwunden war.
„Eine junge Frau hat dich nach dem Weg gefragt. Was hältst du von Ihr?“, wollte er von seiner Tochter wissen, nachdem er den Garten erreicht hatte.
Susan stützte sich auf ihre Harke und dachte einen Moment nach.
„Freundlich, offen, aber traurig“, gab sie ihre Eindrücke wieder und er nickte zustimmend.
„Die Empfindungen hatte ich auch. Das war die neue Eigentümerin, es kann natürlich sein, das sie auf Grund von Sirius Tod so traurig ist.“
„Das glaube ich nicht. Sirius ist schon zwei Jahre tot, Ihre Traurigkeit hat bestimmt eine andere Ursache“, meinte sie nachdenklich und schmunzelte dann.
„Und, ist Sie so wie Sirius?“
„Ja, Sie gehört auch zu dieser Gemeinschaft“, erklärte er lachend.





Montag, 11. Mai 1998

Irgendwie fehlen mir die richtigen Worte, liebster Harry. Gestern war ich in Hogwarts, ich fühlte mich in den letzten Wochen etwas schlapp und manchmal wurde mir grundlos schlecht. Jetzt halte dich fest; wir werden Eltern. Madam Pomfroy muss den Eindruck gewonnen haben, das ich nicht weiß, wie man schwanger wird, nachdem Blick, den ich Ihr zugeworfen hatte. Meine Gefühle sind zwiespältig, Liebster, einerseits freue ich mich auf unser Kind, aber andererseits wird mich diese Schwangerschaft behindern, es sei den, ich finde dich bald…


Zuerst hatte sie die Mitteilung der Krankenschwester für einen makaberen Scherz gehalten. Den Krankenflügel von Hogwarts hatte sie aufgesucht, weil ihr manchmal morgens übel wurde. Aber Madame Pomfroy blieb bei Ihrer Diagnose und nach intensivem Nachdenken konnte Hermine diese Möglichkeit nicht mehr generell ausschließen.
Im Februar, ganz kurz vor Voldemorts Angriff, war sie mit Harry im Bad der Präfekten zusammen gewesen und keiner von beiden hatte an Verhütung gedacht. Der Kampf stand unmittelbar bevor und sie wollten einander so nahe wie eben möglich sein.
„Herzlichen Glückwunsch, Miss Granger, wollen sie wissen, was es wird?“, fragte die Krankenschwester.
Hermine hatte sie nur sprachlos angesehen, sie musste sich zuerst einmal an den Gedanken gewöhnen, ein Kind zu bekommen. Madame Pomfroy war wohl der Meinung, das Hermine sie nicht verstanden hatte und hakte nach.
„Wollen sie das Geschlecht ihres Babys wissen?“
„Nein…nein, im Moment nicht, vielen Dank.“
Schnell hatte sie sich verabschiedet und war nach Hause gesprungen.



Montag, 18. Mai 1998

Jetzt sitze ich hier, an unserem Platz und hoffe, dass du irgendwann kommst. Einfach so, spazierst du den Strand entlang, direkt in meine Arme. Ich meine schon, deine Umarmung spüren zu können. Komm bitte bald Liebster, ich möchte, das du bei mir bist, wenn unser Kind zur Welt kommt und nicht meine Eltern…


Kurz nach Ende des Krieges hatte Hermine ihren Eltern reinen Wein eingeschenkt. Diese hatten erschüttert reagiert, erschüttert über Rons Tod, erschüttert über Harrys Verschwinden, aber am meisten darüber, dass ihre Tochter Menschen getötet hatte. Hermine hatte so ruhig wie möglich versucht, ihnen das zu erklären, schließlich hatten sie es akzeptiert, aber nicht verstanden.
Wochen später besuchte sie ihre Eltern wieder. Zwei Tage vorher hatte sie erfahren, dass sie schwanger war und es ihrer Mutter erzählt, in der Hoffnung, von ihr Tipps für die Zeit der Schwangerschaft zu bekommen. Barbara Granger hatte nicht begeistert auf die Neuigkeit reagiert, sah aber eine Chance, ihre Tochter wieder unter ihre Fittiche zu nehmen.
„Kind, du bist schwanger. Du ziehst zu uns, in dein altes Zimmer und überlässt alles weitere deinen Eltern.“
„Mama, ich bin schwanger, aber nicht krank. Ich bleibe in Godric Hollow wohnen, von dort aus kann ich Harry am besten suchen“, erwiderte sie geduldig.
„In deinem Zustand kannst du Harry nicht suchen, du musst dich schonen. Überlass die Sucherei lieber den Leuten vom Ministerium“, meinte ihre Mutter aufgebracht.
Den ganzen Tag über ging die Diskussion hin und her und am Nachmittag kam Hermines Vater von der Arbeit. Geduldig hörte er sich beide Parteien an.
„Wir werden Großeltern, das ist mir zwar etwas zu früh, aber ich freue mich darüber“, meinte er und nahm die Hand seiner Tochter, „und Hermine hat meinen Dickkopf geerbt, wir können sie hier nicht festbinden. Wenn sie uns braucht, wird sie kommen.“
Erleichtert fiel Hermine ihrem Vater um den Hals.



Montag, 25. Mai 1998

Die Sucherei hat mich nachlässig gemacht, Liebster, mir steht im Moment nicht der Sinn nach Äußerlichkeiten. Ich weiß, dass ich zuwenig esse und auch zuwenig schlafe. Aber allein die Vorstellung, wieder eine Nacht ohne dich zu verbringen, verleidet mir das „zu Bett gehen“. Mitten in der Nacht wache ich auf, erkenne, dass du nicht neben mir liegst und dann fällt mir das Einschlafen sehr schwer.
Aber seit einigen Tagen sind Ginny und Neville hier, sie päppeln mich richtig auf und sorgen dafür, dass ich meinen Schönheitsschlaf bekomme…



Ginny Weasley und Neville Longbottom gehörten zu der Gruppe Freiwilliger, die sich nach Voldemorts Tod um die Beseitigung der Kriegsschäden und Wiederherstellung des normalen Schulbetriebes kümmerten. Diese Aufgabe dauerte wesentlich länger, als alle Beteiligten vermutet hatten und erst nach drei Monaten löste Professor McGonagall die Gruppe auf. Es würde zeitlich gesehen, wenig Sinn machen, das laufende Schuljahr noch einmal aufzunehmen, deshalb hatte sich die Schulleiterin entschlossen, den Schulbetrieb erst mit Anfang des neuen Schuljahrs, am ersten August wieder anlaufen zu lassen.
Nach dem Abendessen saßen die beiden gemeinsam in Nevilles Zimmer. Ginny war schon den ganzen Tag über schweigsam und nachdenklich gewesen.
„Ginny, Liebes. Was bedrückt dich?“
Aufschauend bemerkte sie die Sorge in seinem Blick und lächelte ihn beruhigend an.
„Ich habe Angst, Neville und ich mache mir Vorwürfe. Wir haben uns so lange nicht um Hermine gekümmert, du weißt doch auch, wie sie ist. Wenn sie sich an einem Problem festbeißt, vergisst sie sogar sich selbst und jetzt erwartet sie auch noch Nachwuchs.“

Als George ihr vor ein paar Tagen diese Neuigkeit mitgeteilt hatte, war sie einen kurzen Augenblick lang eifersüchtig auf Hermine gewesen. Aber dann setzte sich wieder ihr rationales Denken durch und sie freute sich für die beiden, auch wenn Harry momentan unauffindbar war.
„Wir werden sie uns einmal anschauen“, stimmte Neville zu, „sollen wir morgen nach dem Frühstück nach Godric Hollow apparieren?“
„Wow, Mr. Longbottom, Respekt. Können sie meine Gedanken lesen?“

Erst einmal war Ginny in Godric Hollow gewesen, aber sie kannte noch den Weg vom Friedhof zum Haus und ein paar Minuten später klopfte Neville an die Tür. Hermine öffnete und Ginny kniff überrascht die Augen zusammen.
„Du siehst absolut Scheiße aus, Hermine“, meinte sie ehrlich.
„Danke für die Blumen“, erwiderte diese sarkastisch, aber dann glitt ein Lächeln über ihr Gesicht.
„Wartet bitte einen Moment“, sie drehte sich um, rief nach Fanny und ein paar Augenblicke später drängte sich ein Hund an ihr vorbei und begrüßte die beiden Besucher vorsichtig.

Die Ankunft der beiden hatte Hermines Frühstück unterbrochen, aber sie ließen sich nicht zweimal bitten, noch einmal mit ihr zu essen. Erfreut bemerkte Ginny, das keine Unordnung im Haus herrschte, so etwas hatte sie befürchtet. Nachdem sie sich gestärkt hatten, kamen die Frauen in Fahrt und ihr Dialog ging ohne Unterbrechung hin und her.
Neville, der nach der Schule die Laufbahn des Heilers einschlagen wollte, musterte Hermine genau, wenn sie ihn nicht ansah. Nach ein paar Minuten reichte es Hermine und sie hob, das Gespräch unterbrechend, die Hand.

„Entschuldige bitte, Ginny, aber ich möchte jetzt gerne die Diagnose von Doktor Longbottom hören, er hat mich jetzt lange genug angestarrt.“
Der angesprochene wurde rot, musste aber trotzdem lächeln.
„Okay, Punkt eins. Was isst du, Hermine?“
„Tja, was gerade da ist“, entgegnete sie vorsichtig.
„Dohnuts, mal eine Portion Fish and Chips, Pommes mit Currywurst und so was?“
Statt einer Antwort nickte sie kaum merklich.
„Wie viel wiegst du, Hermine?“
„Also wirklich, Neville, das fragt kein Gentlemen eine Dame“, erwiderte sie entrüstet.
Anstatt sich zu entschuldigen, zog Neville seinen Zauberstab und eine Personenwaage stand auf dem Boden.
„Darf ich bitten, Miss Granger, gehorchen Sie dem Onkel Doktor.“
Grummelnd stand sie auf und stellte sich auf die Waage. Gleichzeitig nahm Neville ihre Hand und betrachtete eingehend ihre Fingernägel.
„Achtundvierzig Kilo“, stellte er beim Blick auf die Waage fest, „du bist im dritten Monat schwanger und ungefähr einmetersiebzig groß?“
„Stimmt, aber was ist mit meinen Fingernägeln?“
Statt zu antworten zog er ein kleines, blaues Buch aus der Tasche und schlug eine bestimmte Seite auf.
„Dein Gewicht ist an der Grenze zur Unterernährung, deinem Körper fehlen Vitamine, Spurenelemente und Eisen. Wird dir manchmal schwarz vor Augen?“
Sprachlos blickte sie Neville an und nickte dann.
„Krämpfe in den Unterschenkeln? Hartnäckige Kopfschmerzen? Unbestimmte Muskelschmerzen?“, wollte er weiter wissen.
Wieder konnte Hermine nur sprachlos nicken.
„Okay, dein Idealgewicht sind einundsechzig Kilo, in anbetracht der Schwangerschaft sollten es drei Kilo mehr sein. Ich werde gleich einen Ernährungsplan für dich aufstellen. Wir müssen dafür sorgen, das du ausgewogen isst und schnell an Gewicht zunimmst“, erläuterte Neville.
„Okay, einverstanden“, gab Hermine resigniert nach.
„Moment, das ist noch nicht alles. Wieviel Schlaf bekommst du? Die Ringe unter deinen Augen könnte man fast mit einer Hornbrille verwechseln.“
Hermines Mund stand offen, sie konnte kein Wort herausbringen und Ginny prustete hinter vorgehaltener Hand los.







Montag, 01. Juni 1998

Manchmal habe ich selber Zweifel, liebster Harry. Immer dann, wenn sich wieder ein paar Tage Arbeit als sinnlos erwiesen haben, ist meine Stimmung auf dem Tiefpunkt angelangt und ich könnte alles hinschmeißen. Dann ziehe ich deinen Ring vom Finger und lege ihn auf die kalte Fensterbank. Nach ein paar Minuten nehme ich ihn in die Hand, er ist immer warm, obwohl er kalt sein müsste und dann überkommt mich ein unheimliches Glücksgefühl. Du lebst, ich weiß, dass du lebst und ich werde nicht eher Ruhe geben, bis ich dich gefunden habe, koste es was es wolle…


„Angenommen, nur mal angenommen, Harry kommt nicht wieder. Was machst du dann, Hermine?“ Ginny sah sie fragend von der anderen Seite des Tisches an.
Sie und Neville waren jetzt seit einer Woche in Godric Hollow. Harry war seit gut drei Monaten verschwunden und Nevilles Ernährungsplan zeigte erste Erfolge; Hermine hatte zwei Kilo zugenommen.
Fanny hatte Neville zu einem Spaziergang genötigt und die beiden Frauen hatten es sich für einen Plausch im Wohnzimmer bequem gemacht.
Hermine starrte die Decke an und wandte sich an ihre Freundin.
„Ich weiß es nicht, ich kann mir nicht vorstellen, dass er nicht zurückkommt, das passt überhaupt nicht in mein Denkschema, Ginny.“
„Du bist dir aber sicher, dass er noch lebt?“, fragte Ginny vorsichtig.
Hermine stand auf, öffnete das Fenster, zog ihren Ring vom Finger und legte ihn auf die Fensterbank. Fünf Minuten warteten sie, dann nahm Ginny den Ring und blickte Hermine überrascht an.
„Die Ringe sind von Harrys Eltern, es liegen sehr alte Zauber darauf, wenn Harry tot ist, wird mein Ring kalt und umgekehrt“, erklärte sie und Ginny betrachtete den Ring mit einem gewissen Neid.
„Das ist toll, Hermine, solche Ringe hätte ich auch gerne für Neville und mich.“




Montag, 08. Juni 1998

Ach, Liebster, die beiden sind herrlich. Sie sorgen dafür, dass ich genug esse, genug Schlaf bekomme und sind auch sonst sehr besorgt um mich. Aber eben nicht wie Eltern es sind, sondern wie Freunde. Sie machen mir keine Vorschriften, speziell Neville erklärt mir genau, warum ich das und jenes essen soll und was nicht so gut ist für mich. Herrlich finde ich, wenn die zwei Streit über meine Ernährung bekommen, oder über die Länge der Zeiträume, die sie mir zubilligen, dich zu suchen.
Ich bin mehr als glücklich, dass sie sich so um mich kümmern, speziell Ginny hilft mir alte Unterlagen des Ministeriums zu überprüfen. Ich will alle Orte durchsuchen, an denen sich Voldemort aufgehalten hat…


„Was ist mit dem Waisenhaus, in dem Voldemort als Kind war?“, fragte Ginny.
„Schreibe es bitte mit auf die Liste, Ginny.“
Nach zehn Tagen hatten sie einen ungefähren Lebenslauf von Voldemort vor sich liegen.
„Wo hat er gewohnt, als Dumbledore ihm den Lehrerposten in Hogwarts abgeschlagen hat? Er hat Borgin & Bourkes gearbeitet, aber wo hat er gewohnt?“, wollte Ginny wissen, aber Hermine konnte nur mit den Schultern zucken.



Montag, 29. Juni 1998

Liebster Harry. Ginny und ich haben uns auf Tom Riddles Spuren gemacht und ich gestehe, dass die Sucherei mit Ginny wesentlich mehr Spaß gemacht hat, als ich mir vorstellen konnte. Aber dann dachte ich an unsere Monate der Erkundungen zurück; allein, ohne Dich, hätte ich daran auch keine Freude gehabt…


„Schau bitte noch einmal auf die Karte, Ginny. Ich bin sicher, dass das Dorf Little Hangleton hieß, ich kann mich genau daran erinnern, als Harry das damals erwähnte.“
Die Angesprochene vertiefte sich für einige Minuten wieder intensiv in die Karte von Northumberland.
„Es gibt hier nur Great Hangleton, Hermine, und das liegt da vorne“, erwiderte Ginny und zeigte auf ein Dorf in ungefähr zwei Kilometern Entfernung.
„Oder es gibt dieses Hangleton noch einmal irgendwo in England.“
„Definitiv nicht, ich habe das Postleitzahlenbuch durchgesehen, Hangleton gibt es nur in Northumberland“, warf Hermine ein, „egal, lass uns dann nach Great Hangleton gehen, da sehen wir weiter.“

Bevor sie mit ihrer Freundin die bekannten Aufenthaltsorte des jungen Voldemorts abklapperte, hatte Hermine sich wiederholt Ginnys Liste angesehen. Konzentriert rief sie sich Harrys Schilderungen ins Gedächtnis, als dieser gemeinsam mit Albus Dumbledore die Gedächtnisreise in die Vergangenheit Tom Riddles gemacht hatte. Little Hangleton, hatte Harry damals gesagt, als sie zum erstenmal Riddle House besucht hatten, dessen war sich Hermine sicher.

Kurz bevor sie den Ort erreichten, zeigte ein Wegweiser in eine Nebenstrasse, die rechts abzweigte. „Little Hangleton, eine Meile“, war darauf zu lesen und Hermine seufzte erleichtert. Hand in Hand folgten die beiden Frauen ungefähr zehn Minuten der kurvenreichen Strecke, als Hermine abrupt stehen blieb.
„Das ist es“, sagte sie leise.
Die Strasse hatte eine sanfte Rechtskurve beschrieben und sie erblickten vor sich ein kleines Dorf, das Hermine sofort wiedererkannte. Erleichtert zeigte sie Ginny die Kirche, den Friedhof und das Anwesen Riddle House. Beschwingt gingen sie weiter und standen kurze Zeit später auf dem Parkplatz, auf den das Trio bei ihrem ersten Besuch appariert war.
Südlich sollte das Haus der Gaunts liegen, hatte Harry damals bemerkt, aber in dieser Richtung stand kein Gebäude.
„Okay, ich gehe ins Dorf und frage und du kannst den Küster der Kirche interviewen“, entschied Ginny, „wir treffen uns hier in einer Stunde wieder.“

„Der Küster war sehr nett, aber zu jung“, berichtete Hermine, „deshalb hat er den alten Gärtner geholt, der konnte mit dem Namen Gaunt etwas anfangen. Dieser kannte die Geschichte von den drei Toten im Riddle House und von Morfin Gaunt. Die Hütte der Gaunts steht allerdings seiner Meinung nach schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Wenn wir dem Weg in Richtung Süden folgen, werden wir die Überreste des Hause rechts am Weg noch sehen können.“
„Dann hattest du mehr Glück als ich“, meinte Ginny, „in einem Haus war eine alte Frau, als ich den Namen Gaunt erwähnte, riss diese ein Kruzifix von der Wand und hielt es mir direkt vors Gesicht. Fanny stellte sich vor mich und knurrte, ich weiß nicht, was diese Frau sonst gemacht hätte.“
Hermine lächelte und war froh, das ihr Hund Ginny begleitet hatte.
„Ansonsten konnte, oder wollte keiner den Namen Gaunt kennen“, beendete Ginny ihren Bericht über die Befragung der Dorfbevölkerung.
Langsam folgten die beiden jungen Frauen dem Feldweg in Richtung Süden. Wäre Fanny nicht plötzlich stocksteif stehen geblieben, wären die beiden an den Überresten des Hauses der Gaunts vorbeigelaufen. Nur ein paar Fragmente eines Bruchsteinfundaments waren in dem Brombeerdickicht zu sehen, ansonsten deutete nichts auf ein Haus hin. Der Hund untersuchte vorsichtig die Trümmer und Hermine konzentrierte sich kurz.
„Das war umsonst“, erklärte sie endgültig und seufzte tief.

Einen Tag später waren die beiden Freundinnen in London unterwegs. Ginny hatte die Adresse aus den Unterlagen des Ministeriums.
„Kensington, Oxford Gate Nr.12. Dort soll sich das Waisenhaus befinden, in dem Tom Riddle als Kind gelebt hat, nachdem seine Mutter verstorben war.“
Nach kurzem Kramen in ihrer Umhängetasche, zog Ginny einen Stadtplan heraus und orientierte sich.
„Wir müssen noch ein Stück laufen, Hermine. Schaffst du das?“
„Himmel, Arsch und Wolkenbruch, Ginny, ich bin schwanger, aber nicht krank“, rief Hermine ungehalten.
Breit grinsend übernahm ihre Freundin die Führung und ungefähr nach fünfzehn Minuten hatten die beiden die Oxford Gate erreicht. Langsam gingen sie die Strasse entlang und suchten die Hausnummer zwölf.
„Da wären wir“, meinte Ginny und blieb vor einem ultramodernen Supermarkt stehen.
„Du hast Recht“, stimmte Hermine ihr niedergeschlagen bei, denn auch sie hatte die Hausnummer 8-16 auf der Nebeneingangstür gesehen.
Die beiden Freundinnen waren einmal die ganze Strasse entlanggeschritten, ohne einen Hinweis auf ein Waisenhaus zu finden. Enttäuscht hatten sie sich dann in einen Hauseingang zurückgezogen, um direkt nach Godric Hollow zu apparieren. Ginny hatte ihrem Freund in wenigen Sätzen erklärt, was sie in London vorgefunden hatten.
„Nein, Neville, ich habe leider nichts wahrgenommen“, erklärte Hermine auf seine Frage hin traurig.
Um die gedrückte Stimmung etwas zu heben bereitete Neville für die drei ein wunderbares Essen zu und die Mienen der beiden Freundinnen hellten sich dabei merklich auf.
„Was habt ihr als nächstes vor?“ Wollte Neville von beiden Frauen wissen und Ginny blickte ihre Freundin fragend an.
„Einen Besuch in der Diagon Alley, dort hat Hepzibah Smith gewohnt. Voldemort tötete Sie, um an die Schlange von Slytherin zu kommen. Außerdem werden wir dem Geschäft von Borgin noch einen Besuch abstatten und uns die Wohnung über dem Geschäft einmal näher anschauen“, antwortete Hermine fest.

„Das war ja richtig nett von Mr. Fenton, dass er uns das ganze Haus gezeigt hat.“
„Leider ohne Erfolg“, erwiderte Hermine an ihre Freundin gewandt, „und zu Hepzibah Smith konnte er uns auch nichts sagen.“
„Schade, komm, lass uns Neville im Eissalon abholen, er muss Schmiere stehen, wenn wir bei Borgin unerlaubterweise einsteigen“, flüsterte Ginny und zog Hermine am Arm weiter.
Neville war nicht begeistert von dem Plan, begleitete die beiden Frauen aber ohne eine weitere Bemerkung. Hermine hatte sich wie immer, wenn sie in der letzten Zeit in der „Diagon Alley“ unterwegs war, getarnt. Ein großer Hut, dessen vordere Krempe ihr Gesicht fast verdeckte und eine große, dunkle Sonnenbrille, ließen fast nichts von ihrem Gesicht unbedeckt. So hatte sie noch niemand erkannt. Obwohl Voldemorts Tod schon einige Zeit zurücklag, war Hermines Bild mindestens einmal pro Woche im „Daily Prophet“ abgebildet und es hätte einen Menschenauflauf verursacht, wäre sie erkannt worden.
Einige Minuten standen sie auf der anderen Straßenseite vor dem Laden, offensichtlich in eine Diskussion vertieft und beobachteten verstohlen das Geschäft. Schließlich überquerten sie die „Knockturn Alley“. Neville breitete seinen Umhang vor der Tür aus, Hermine öffnete diese mit einem gedachten Zauberspruch und die Freundinnen schlüpften hinein. Mit einem Pfiff würde Neville sie warnen, sollte Gefahr drohen.
Nur oberflächlich durchsuchten sie das leere Ladenlokal und den Kellerbereich; das hatten Hermine und Harry bei ihrem letzten Besuch sehr gründlich erledigt und es machte den Anschein, dass sich seitdem nichts verändert hatte.
Hermine wollte in die Wohnung im Obergeschoss, von der Straße aus konnte man die Fenster über der gläsernen Schaufensterfront des Ladens sehen. Gewissenhaft untersuchten die beiden die Wände auf einen verdeckten Treppenzugang; Hermine schaute sogar auf der Rückseite des Gebäudes nach einer Außentreppe, sie fanden nichts.
„Ich könnte apparieren“, bot sich Ginny an, aber ihre Freundin schüttelte entschieden den Kopf.
„Zu gefährlich, Ginny, wer weiß, was uns da oben erwartet?“
Ratlos schaute sie zur Decke und drehte sich dabei um ihre eigene Achse. Plötzlich erschien ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht und sie machte Ginny auf eine ungefähr zwei Meter große, kreisrunde Vertiefung im hinteren Teil der Decke des Ladens aufmerksam. Begeistert schlug ihr die Freundin auf die Schulter und lachte.
Die nächsten Minuten probierte Hermine in Gedanken einige Zaubersprüche, bis plötzlich, mit einem leisen Rumpeln, eine Wendeltreppe aus der Öffnung in der Decke langsam nach unten fuhr. Nachdenklich schauten sich die Frauen an, beide zogen ihre Zauberstäbe und dann stieg Hermine langsam die Treppe hoch, Ginny folgte ihr mit drei Stufen Abstand.
Oben erwartete sie ein großer Raum, die Grundfläche entsprach etwa dem des Ladens, aber nur wenige Möbelstücke standen herum. Bett, Kleiderschrank, ein Tisch mit zwei Stühlen standen in der Nähe der Fenster, die auf die „Knockturn Alley“ hinausschauten. An der Wand zum Hinterhof stand ein Küchenblock mit Spüle und einem kleinen Gasherd. Rechts daneben führte eine kleine Tür in ein fensterloses Badezimmer.
Nichts deutete darauf hin, das dieser Raum in den letzten Jahren bewohnt war, aber trotzdem durchsuchten die Freundinnen diesen aufs Genaueste. Ginny schaute aus dem Fenster auf die Strasse und nahm kurz Blickkontakt zu Neville auf, der unten die Strasse und den Eingang überwachte. Vorsichtig öffnete Hermine das Sneakoskop und legte es auf den Tisch, ohne dass das Instrument eine Reaktion zeigte. Stillschweigend verließen sie den Raum wieder über die Wendeltreppe, warteten an der Ladentür einen Moment und als keine Passanten in der Nähe waren, schlüpften sie hinaus und gesellten sich zu Neville.
„Habt ihr etwas gefunden?“ wollte dieser wissen, doch die Freundinnen schüttelten simultan die Köpfe.
Die Enttäuschung auf ihren Gesichtern war nicht zu übersehen, als sie wieder in Godric Hollow ankamen. Allen verfügbaren Spuren des jungen Tom Riddle waren sie nachgegangen und ausnahmslos hatten sich diese als Sackgasse erwiesen.






Montag, 20. Juli 1998

Langsam bin ich mit meinem Latein am Ende, Liebster, ich weiß nicht mehr, wo ich dich noch suchen soll. Kurze Zeit, nachdem du verschwunden warst, habe ich mir eine Liste aufgestellt, wo ich dich überall suchen würde. Lache jetzt bitte nicht, Hermine und ihre Logik. Aber die Liste ist jetzt endlich abgearbeitet und du bist nicht hier…


„Komm mit, Hermine, du musst hier weg, es können noch Feinde in der Nähe sein“, zischte Tonks leise.
Entsetzt hatte die blonde Zauberin beobachtet, wie Harry verschwand und wie Voldemort durch Hermines Todesfluch leblos auf den Rücken geschleudert wurde. Sofort war sie zu Hermine gesprungen. Diese hatte sie überhaupt nicht beachtet, fuhr weiterhin mit ihren Händen durch das Gras an dem Platz, wo Harry verschwunden war und rief immer wieder weinend seinen Namen.
Tonks gab es einen Stich ins Herz, sie so zu sehen, aber dann hatte sie die sich heftig sträubende Hermine an den Armen gepackt und war direkt mit ihr in die große Halle appariert. Der Tod von Voldemort hatte sich wie ein Lauffeuer im Schloss verbreitet und quasi jeder wollte sie als Bezwinger von Voldemort beglückwünschen. Aber sie war absolut nicht ansprechbar, sondern weinte nur still vor sich hin. Bill nahm sie auf die Arme und brachte sie sofort in die provisorische Krankenstation.
Madame Pomfroy untersuchte sie sehr gründlich, steckte sie ins Bett und verabreichte ihr einen Beruhigungstrank.
„Körperlich fehlt ihr nichts, keinerlei Verletzungen“, teilte Sie dem wartenden Bill mit, „sie wird jetzt zehn Stunden schlafen und dann sehen wir weiter.“
Bill dankte Ihr und erstattete den Wartenden in der großen Halle Bericht.

Zwei Stunden später erschien Remus auf der Krankenstation und stutzte, als er Hermine sah. Vorsichtig ging sie von Bett zu Bett und betrachtete kurz die Gesichter der Verletzten. Remus trat hinter sie und legte ihr die Hände auf die Schultern.
„Was machst du denn, Hermine?“
Langsam drehte sie den Kopf und schaute ihn an. In ihrem Blick lagen soviel Trauer und Leid, das er mühsam schlucken musste.
„Er ist nicht hier, Remus, bei den Gefallenen auch nicht, da war ich zuerst.“
Er schloss die Augen und umarmte sie fest.
„Wir finden ihn, Hermine. Wir finden Harry“, versprach er ihr flüsternd und erleichtert nickte sie.
„Weißt du, wo Madame Pomfroy ist? Gleich ist eine Besprechung in der großen Halle, bei der Sie dabei sein sollte und wenn du nicht zu müde bist, kommst du am besten mit.“
Sie wusste nicht, wo die Krankenschwester war, begleitete Remus aber zu der Besprechung.

„Voldemort ist wirklich tot“, zum ersten Mal ging Arthur dieser Name mühelos über die Lippen und fast alle anwesenden applaudierten.
Danach kämpfte sich Athur mit monotoner Stimme durch die Statistik dieses Krieges und Hermine hörte nur mit einem Ohr hin. Aber als Harrys Name fiel blickte sie auf.
„Harry Potter wird vermisst, das Ministerium wird alles daran setzen, ihn so schnell wie möglich zu finden“, erläuterte Arthur.

Sie hatte zugestimmt, noch einen Tag auf der Krankenstation zu bleiben, auch damit sie nicht in den ganzen Presserummel geriet. Gegen Abend kam Ginny, um sie zu besuchen, Hermine saß im Schneidersitz auf dem Bett und schrieb auf ein Stück Pergament. Das Kratzen des Federhalters war das einzige Geräusch im Raum und Ginny räusperte sich.
„Ginny“, rief Hermine und die Freundinnen lagen sich in den Armen.
„Was schreibst du?“, wollte Ginny wissen und Hermine schluckte.
„Eine Liste, über… über die Plätze wo Harry sein könnte“, erklärte sie und brach in Tränen aus.


Freitag, 31. Juli 1998

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Liebster. Heute wirst du achtzehn Jahre alt; ein wichtiges Ereignis. In der Muggelwelt wärest du damit Volljährig; in unserer Welt bist du es schon. Zum ersten Mal schreibe ich nicht von unserem Platz an Meer, trotzdem habe ich jede Menge Wasser um mich herum. Wie du vielleicht erraten kannst, sitze ich in unserer Wanne und denke an dich. Neville und Ginny habe ich rausgeschmissen, sie brauchen auch einmal einen Tag für sich und heute wollte ich alleine sein. Den ganzen Tag will ich nur an dich denken, ich will nur hoffen, dass meine Tränen nicht die Wanne zum Überlaufen bringt…


Nach einem ausgiebigen Frühstück brach Hermine zu einem längeren Spaziergang mit Fanny auf. Trotz des Verbotsschildes nahm sie den Hund wie gewöhnlich mit auf den Friedhof. Die Blumen vom Vortag tauschte sie gegen einen frischen Strauß aus und machte sich dann auf den Weg zum Hügel hinter ihrem Haus. Die Stelle, an der sie sich vor einem knappen Jahr zum ersten Mal geküsst hatten, konnte Hermine mit verbundenen Augen wieder finden. Seufzend ließ sie sich ins Gras sinken, legte sich auf den Rücken und betrachtete gedankenverloren den Himmel.
Grüne Augen schoben sich in ihr Blickfeld und eine kalte Hundenase stupste zart ihre Wange; Fanny wollte weiter, der Spaziergang war ihr bisher viel zu kurz gewesen. Lächelnd stand Hermine auf und ging weiter. Ohne Schwierigkeiten fand sie den Baumstamm, der neben dem Weg im Buchenwald lag, wieder und legte auch hier eine kleine Rast zur Erinnerung ein. Fünf Stunden war sie unterwegs gewesen, bevor sie nach Hause zurückkehrte. Alle Plätze, an denen sie mit Harry gewesen war, hatte sie noch einmal besucht, eine kurze Rast eingelegt und in schönen Erinnerungen geschwelgt.
Kurz hatte sie überlegt, auch bei Sarah und Aberforth vorbeizuschauen, sich dann aber dagegen entschieden; die beiden hätten sie wahrscheinlich stundenlang festgehalten.
Sie aß eine Kleinigkeit und ließ dann die Badewanne vollaufen.
Schelmisch grinsend, Dr. Longbottom besuchte ja gerade mit seiner Freundin die „Diagon Alley“ und konnte es ihr nicht verbieten, goss sie sich ein Glas Weißwein ein und legte sich in die Wanne. Der Wein gehörte dazu, fast jedes Mal wenn sie mit Harry in der Wanne lag, hatten sie ein Glas Wein getrunken. Sentimental ließ sie ihren Blick zu Decke gleiten und sie genoss die regenbogenfarbenen Lichtstrahlen, die langsam durch das ganze Bad wanderten. Harry hatte die Lichtkuppel eingebaut und als besonderen Clou darunter die sich drehenden Prismengläser angebracht.
„Harry, Liebster“, flüsterte sie und Tränen liefen ihr lautlos die Wangen herab und tropften ins Badewasser.






Montag, 03. August 1998

Im Moment weiß ich nicht mehr weiter, Liebster. Alle Anwesen, die wir gemeinsam durchsucht haben, erwiesen sich als Sackgasse. Selbst die Farm „Seven Gravestones“ hat mir nicht weiter geholfen, stell dir vor, Lucius Malfoy wurde befreit, ist das zu fassen. Wir haben Voldemort besiegt, aber es sieht so aus, als wären seine Anhänger mächtiger als je zuvor. Morgen werde ich Professor McGonagall aufsuchen, in Ihrem Büro hängt das Portrait von Albus Dumbledore. Ihn werde ich fragen, vielleicht hat Er eine Idee…


„Ihre Bitte ist durchaus verständlich, Miss Granger.“
So liebenswürdig hatte Hermine die Schulleiterin noch nicht erlebt.
„Sie haben eine Stunde Zeit, ich wünsche Ihnen alles Glück“, Professor McGonagall drückte ihr die Hand und verließ dann Ihr Büro. Suchend schaute sich Hermine in dem Büro um und setzte sich dann auf einen Besucherstuhl vor dem Schreibtisch.
„Professor Dumbledore“, flüsterte sie, ihr fehlte in dem Moment die Luft um lauter zu sprechen.
Dann riss sie sich zusammen, soviel hing für sie von diesem Treffen ab und rief mit leiser Stimme noch einmal nach dem ehemaligen Schulleiter.
„Miss Granger, ich bin wirklich erfreut Sie wiederzusehen“, Albus Dumbledore war nach wenigen Augenblicken in dem kleinen Bild über dem Kamin erschienen.
„Die Freude ist ganz meinerseits, Professor“, erwiderte sie ehrlich, doch dann überkam sie die Verzweifelung der letzten Monate und sie konnte ihre Tränen nicht zurückhalten.
„Entschuldigen Sie bitte, Professor, ich wollte Sie nicht mit meinem Geheule langweilen“, doch der Gesichtsausdruck des Professors zeigte keine Langeweile, oder schlechte Laune. Ganz im Gegenteil, er drückte Mitgefühl und Sorge aus.
„Wagen Sie es nicht, sich zu entschuldigen, Miss Granger. Ich verstehe Sie vollkommen und wenn es Ihnen gut tut, dann weinen Sie bitte auch.“
Diese Bemerkung zauberte ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht, sie stand auf und trat vor den Kamin.
„Ich danke Ihnen, Professor. Sie können sich wahrscheinlich denken, warum ich hier bin“, und der Albus Dumbledore im Portrait nickte langsam, Er konnte sich recht gut vorstellen, warum Hermine Ihn aufsuchte.
„Ja, Miss Granger, ich habe eine ungefähre Vorstellung, warum Sie mit mir sprechen wollen. Aber lassen Sie mich vorher bitte einige Bemerkungen machen.“
Zustimmend nickte Hermine und setzte sich wieder.
„Zuerst möchte ich Ihnen danken. Was Sie mit Mister Potter gemeinsam geschafft haben, kann nicht genug gelobt werden. Große Zweifel hatte ich, ob Mister Potter dieser Berufung gerecht werden könne. Aber mit Ihrer Hilfe, oder besser gesagt, durch Ihre Verbindung mit Mister Potter konnte Voldemort vernichtet werden. Ich bin heute der Meinung, dass nur die Liebe, die Sie beide dem jeweils anderen schenkten, dieses erst möglich gemacht hat. Und ich sehe an Ihnen, Miss Granger, dass diese Liebe noch etwas anderes bewirkt hat.
Seufzend legte Hermine eine Hand auf den Bauch.
„Stimmt, Professor Dumbledore, obwohl es zu dem Zeitpunkt nicht gewollt war. Im Moment behindert es mich bei der Suche nach Harry schon, aber es ist ja auch ein Teil von Harry, deshalb freue ich mich auch darauf.“
„Sie hegen zwiespältige Gefühle für Ihr Kind, Miss Granger, aber in Ihrem Fall ist das durchaus verständlich. Erfreut bin ich darüber, das Sie sich nicht zu einem Abbruch entschieden haben.“
„Ich habe mich selbst gewundert, aber das wäre für mich nicht in Frage gekommen“, gab sie ehrlich zu.
Wohlwollend nickte der ehemalige Schulleiter in seinem Bild.
„Sehr schön, Miss Granger, erläutern Sie mir bitte, was Sie in den letzten Monaten unternommen haben, um Harry Potter zu finden.“
Sie brauchte nur eine Viertelstunde, um Professor Dumbledore über alles zu informieren. Ab und zu warf er eine kurze Frage in den Raum und als sie geendet hatte, starrte er nachdenklich zu Boden.
„Danke, Miss Granger, für Ihre Ausführungen. Vermeiden möchte ich, dass Sie sich jetzt allzu viel Hoffnung machen, ich bin nur ein Geist. Aber das wiederum, befähigt mich zu Dingen, die mir als Mensch unmöglich gewesen wären. Trotzdem wiederhole ich es noch einmal: Bitte machen Sie sich wenig Hoffnungen nach unserem Gespräch. Ich werde das tun, was in meiner Macht steht, seien Sie sich dessen gewiss und sobald ich etwas erfahre, lasse ich Ihnen eine Nachricht zukommen.“
Nachdenklich hatte Hermine dem Professor zugehört und sich dann von Ihm verabschiedet. In der großen Halle, traf sie Ginny, die dort auf sie gewartet hatte, im Gespräch mit Professor McGonagall.
„Wird Professor Dumbledore helfen können? Was meinst du?“, fragte Ginny gespannt.
„Ich weiß es nicht. Trotzdem fühle ich mich erleichtert“, erwiderte sie ehrlich.



Montag, 17. August 1998, Fortsetzung.

Vielmehr habe ich den Eindruck, Liebster, dass deine Abwesenheit mir nicht nur psychisch sondern auch physisch schadet. Mir fehlt alles von dir, die Liebkosungen deiner Hände, deine Lippen auf meinen und deinen Körper, wenn wir uns aneinander schmiegen. Ich vermisse das mehr denn je und ich kann mir nicht vorstellen, das meine Sehnsucht nach dir jemals geringer wird.
Ein alter Mann kommt langsam den Strand entlang und ich werde mich jetzt etwas zurücklehnen und von dir träumen, Liebster Harry…










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