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Fanfiction

Harry Potter und die Erkenntnisse des Lebens - Kapitel 13: Voldemort tritt auf und Harry verschwindet

von Jean Nevi

Kapitel 13
Kapitel 13

Voldemort tritt auf und Harry verschwindet

1.

„Könntest du mich bitte einmal aufklären, Remus. Vor zehn Minuten bin ich in mein Büro zurückgekehrt, ich komme mir vor, wie in einem Bienenstock und nicht wie im Zaubereiministerium“, Arthur Weasleys Stimme klang gereizt, die letzten Tage hatte er dienstlich im Ausland verbracht und war deshalb über die neuesten Entwicklungen nicht informiert.
Der angesprochene brachte ihn schnell auf den jetzigen Stand, wobei Arthur mehrmals ungläubig den Kopf schüttelte.
„Du weißt schon wer“, in Hogwarts? Ich kann es nicht glauben. Seid ihr euch wirklich sicher?“
„Hermine ist sich sicher und je länger wir das Gelände überwachen, desto deutlicher wird, das sie Recht hat“, erwiderte Remus überzeugt und legte Arthur die Beobachtungen der verschiedenen Überwachungsteams dar.
„Sogar die Bevölkerung von Hogsmeade beteiligt sich an der Überwachung“, fuhr er fort, „und manch guten Hinweis haben wir von den Bewohnern erfahren.“
„Wie ist deine Meinung, Remus. Wird die Entscheidungsschlacht in Hogwarts stattfinden?“
Lange Zeit schwieg der angesprochene, seufzte dann tief und blickte den Zaubereiminister traurig an.
„Ja, das glaube ich. Die Entscheidung wird in Hogwarts fallen, Voldemort wird uns auch keine Chance geben, das Ganze an einen anderen Ort zu verlegen. Er ist uns immer noch einen Schritt voraus und wenn unser Pärchen nicht bald den letzten Horkrux findet, kann er mit uns fast machen, was er will.“
Betroffen blickte Arthur ihn an.
„Was tut sich sonst noch im Land?“, wollte er wissen.
„Ich hole eben Bill“, antwortete Remus und stand auf, „zu diesem Thema kann er mehr sagen.“
Zwei Minuten später war er mit dem Leiter des Geheimdienstes im Ministerium zurück und der Minister umarmte seinen Sohn liebevoll. Remus erläuterte kurz, was sie von ihm wissen wollten und Bill nickte zustimmend.
„Es ist überall ruhig, zu ruhig, wenn ihr mich fragt. Seit Wochen gab es keine Übergriffe von Death Eatern mehr. Es herrscht eine Spannung draußen, man kann sie fast greifen“, erläuterte er, „und überall sammeln sich dunkle Gestalten.“
Stirnrunzelnd hatte Arthur seinem Sohn zugehört.
„Könntest du das bitte etwas präzisieren, Bill?“
„Das ist nicht einfach, aber ich versuche es. Stellt euch vor, da gibt es ein kleines Bauerndorf in der Nähe von Glasgow. Dort leben zweiundvierzig Einwohner und es gibt einen Pub. Seit drei Wochen treffen sich fast jeden Abend zwanzig dunkle Gestalten dort und auch tagsüber sehen die Dorfbewohner Sie draußen umherwandern“, versuchte Bill den beiden zu erklären, „Sie tun nichts ungesetzliches, zahlen Ihre Zeche und verhalten sich normal. Der Punkt ist: vorher waren Sie nicht da und Sie scheinen auf etwas zu warten. Und das ganze passiert in ungefähr vierzig Dörfern über das ganze Land verteilt, es können eventuell auch ein paar mehr sein.“
Betroffen sahen sich Remus und Arthur an.
„Das sind tausend Gefolgsleute für Voldemort“, murmelte Remus und Bill nickte zustimmend.
„Was können wir dem entgegensetzen?“, fragte Arthur ernüchtert.
Bill und Remus sahen sich nachdenklich an, aber bevor einer antworten konnte wurde die Tür geöffnet, eine junge Zauberin trat ins Zimmer und gab Remus eine Pergamentrolle.
„Wichtige Eulenpost, soeben eingetroffen.“
Remus dankte ihr, die junge Frau verließ den Raum, er entrollte das Schriftstück und überflog die Zeilen.
„Moody bittet uns, sofort zum Grimmauld Place zu kommen“, stieß er hervor, las weiter und ein breites Lächeln überzog sein Gesicht, „es scheint, als wüsste Hermine, wo der letzte Horkrux versteckt ist.“
Arthur lachte auf und schlug Remus auf die Schulter.
„Teufel, was soll Harry Potter bloß ohne diese junge Frau machen?“
„Als Paar sind sie unschlagbar, würde ich sagen“, erwiderte Remus und stimmte in sein Lachen mit ein.
Zuerst wollte er noch Tonks holen und dann mit ihr zum Grimmauld Place apparieren. Arthur und Bill mussten noch zurück in ihre Büros, sie würden später nachkommen.

2.

„Bist du sicher, das Hermine weiß, wo der Horkrux versteckt ist?“, fragte Tonks ungläubig. Sie waren mit dem Fahrstuhl auf dem Weg ins Erdgeschoss, um von da aus zu springen.
„Moody hat es so geschrieben“, erwiderte er, „und du weißt doch auch, wie vorsichtig er ist.“
Die beiden waren die Ersten, die am Grimmauld Place ankamen. Tonks bereitete in der Küche Tee und Kaffee zu, während Remus im ehemaligen Trainingsraum des Trios noch Stühle und Tische herbeizauberte; es würde eine große Runde werden.
Gerade war er auf dem Weg nach unten, um Tonks zu helfen, als die Abordnung aus Hogwarts in der Eingangshalle apparierte. Die Professoren McGonagall und Sprout, Hagrid, Moody, Aberforth Dumbledore, Helen, Benjamin, Neville Longbottom und natürlich Hermine und Harry. Freudig begrüßte Remus alle und bat sie nach oben. Aus der Küche ließ Tonks die Tabletts mit Getränken und Gebäck nach oben schweben und kurz darauf kamen die Leute aus dem Ministerium in der Halle an. Arthur mit Bill, Fred und George, Kingsley Shaklebolt, Elphias Dodge, Emmeline Vance und Melinda.
Als alle oben versammelt waren, ergriff Remus erleichtert das Wort.
„Es scheint, dass der heutige Tag einen Durchbruch im Kampf gegen Voldemort bedeutet. Ich bitte nun Hermine Granger fortzufahren.“
Artig bedankte sie sich bei ihm, setzte sich aufrecht und warf einen Blick in die Runde.
„Ihr wisst alle, dass wir, am Anfang zu dritt, später nur noch zu zweit, auf der Suche nach den Horkruxen waren. Das war die ganze Zeit unser primäres Ziel und als wir sehr rasch in Hogwarts fündig wurden, sahen wir uns schon fast am Ende dieser Aufgabe. Aber der letzte Horkrux bereitete uns richtiges Kopfzerbrechen.“
Sie war aufgestanden und zum Kopfende des Tisches getreten.
„Ich habe schon sehr früh versucht, mich in Voldemort hineinzuversetzen. Die Verstecke der anderen Horkruxe waren sehr gut ausgesucht, raffiniert gesichert und schon fast so etwas wie ein Rätsel. Nachdem wir Riddle House und Hogwarts genau untersucht hatten, war ich mir sicher, das Voldemort diesen Horkrux so versteckt hat, das ihn keiner mit normalen Methoden finden konnte. Was Er damals nicht bedacht hatte, wir können heute das Sneakoskop zum Aufspüren der Horkruxe nutzen und dieses Instrument hat uns schon wertvolle Dienste geleistet.“
Vorsichtig hatte sie Harrys Sneakoskop aus der Tasche gezogen und vor Remus auf den Tisch gelegt. Dann war sie hinter Harrys Stuhl getreten und legte ihm mit einem Lächeln die Hände auf die Schultern.
„Wir zwei haben den letzten Horkrux schon gesehen, Ron auch.“
Verständnislos drehte sich Harry zu seiner Liebsten um.
„Öffnest du bitte den Deckel des Instruments, Remus“, bat sie.
Ratlos nahm es der Angesprochene und klappte den Deckel nach hinten. Fast sofort setzte die Drehbewegung des Instruments ein und ein leises Pfeifen wurde hörbar. Hastig hatte er das Sneakoskop auf den Tisch zurückgestellt, betrachtete es nachdenklich und schaute sie dann fragend an.
„Der Horkrux ist hier am Grimmauld Place, Remus“, sagte Hermine leise aber deutlich.
Ein paar Augenblicke war es so ruhig, man hätte eine Stecknadel fallen hören können und dann redeten plötzlich alle durcheinander. Harry war aufgestanden und umarmte sie liebevoll.
„Das alte Sneakoskop war gar nicht kaputt, richtig?“ Er musste laut sprechen, damit sie ihn verstehen konnte.
Zustimmend nickte sie und blickte ihn mit glänzenden Augen an. In diesem Moment konnte er nicht anders und küsste sie, ohne sich im Geringsten an den anderen Personen im Raum zu stören.
Moody hatte mehrmals hart mit seinem Stock auf den Boden geklopft und rief dann mit lauter Stimme zur Ruhe auf.
„So, Hermine, jetzt bist du uns eine Erklärung schuldig. Wo hier im Haus ist der Horkrux?“, wollte er wissen.
„Im Keller“, erwiderte sie grinsend und anerkennend drückte Harry ihre Hand.
„Das kann nicht sein“, mischte sich Remus ein, „Moody und ich haben den Raum hinter der Eisentüre genauestens untersucht, dort war gar nichts.“
Hilfesuchend blickte er zu Moody hinüber, der ihm zunickte.
„Remus hat Recht, Hermine. Da bist du auf dem Holzweg, in dem Raum befindet sich definitiv kein Horkrux.“
„Wir können noch Wetten abschließen. Remus, wie wär's?“, meinte Harry grinsend.
„Nein danke. Wenn ihr zwei euch so sicher seid, dann lasse ich es lieber“, wehrte der angesprochene ab.
„Okay“, unterbrach Hermine, „ich schlage vor, Professor McGonagall, Moody, Remus, Harry und ich gehen jetzt in den Keller und holen den Horkrux.
Etwas unsicher führte Remus die kleine Gruppe in den Keller, Harry hatte noch das Sneakoskop geschlossen und in seine Tasche gesteckt. Moody führte sie in den Raum hinter der Eisentür und die Zauberstäbe von Harry und Remus verbreiteten gleißend weißes Licht.

„Jetzt bin ich mal gespannt“, röhrte Moody und sah Hermine schmunzelnd an, „hier ist nichts.“
„Stimmt“, gab sie unbekümmert zu und verließ gemeinsam mit Harry den Raum.
Reichlich verstört blickten sich die anderen an und folgten dann den beiden. Harry hatte die Tür zu dem Raum mit der Nummer vier geöffnet und beleuchtete diesen mit seinem Zauberstab. Im oberen Teil des Büffetschranks warfen die Kristallbecher und Schalen das Licht in allen Regenbogenfarben zurück. Verblüfft musterte Remus den Schrank und wollte darauf zugehen.
„Stopp“, warnte ihn Hermine, „der Schrank ist durch einen Schildzauber geschützt.“
Professor McGonagall trat mit Moody in den Raum und sie berieten sich leise. Es dauerte nur fünf Minuten, dann hatte die Schulleiterin mit einem Zauberspruch den Schutzschild des Schranks aufgehoben. Harry stellte sich vor den Schrank und öffnete das Sneakoskop, welches sofort schnell rotierte und ein schrilles Pfeifgeräusch von sich gab. Grinsend schloss er den Deckel des Instruments, das sofort verstummte.
Langsam öffnete er die obere Buffettür und nahm vorsichtig den Kristallpokal heraus.
„Darf ich vorstellen, das ist hoffentlich der letzte Horkrux“, meinte er leise und gab ihn Moody, der ihn vorsichtig entgegennahm.

Alle hatten im ehemaligen Trainingsraum wieder Platz genommen und betrachteten ehrfürchtig den Pokal, den Moody mitten auf dem Tisch platziert hatte.
„Wie können wir den vernichten?“ Hermines Frage war an alle im Raum gerichtet, aber Professor McGonagall hatte den Glaspokal zu sich gezogen und betrachtete ihn aufmerksam.
„Ich werde Albus fragen“, murmelte sie und Harry musterte sie daraufhin betroffen.
„Ja, er ist in einem der Portraits im Büro aufgetaucht, vor zwei Tagen“, erklärte sie ihm.
Arthur, der Zaubereiminister erhob sich räuspernd, als keine weiteren Vorschläge gemacht wurden.
„Gut, im Moment kommen wir hier nicht weiter“, erläuterte er, „ich bitte alle hier Versammelten morgen um die gleiche Uhrzeit wieder hier zu erscheinen. Machen sie sich bitte Gedanken um die Vernichtung des Horkrux und den Kampf, der danach unwiderruflich erfolgen wird.“
Zusammen mit seinen Söhnen verließ er den Raum und Harry wandte sich an die Schulleiterin von Hogwarts.
„Wie möchten gerne dabei sein, wenn Sie mit Albus Dumbledore sprechen.“
Schmunzelnd blickte die angesprochene ihn und dann auch Hermine an.
„Natürlich, Miss Granger und Mister Potter, sie könne mich gerne begleiten. Mister Longbottom nehmen wir natürlich auch mit.“
Sie führte die drei in die Eingangshalle, stieg in den Kamin und bedeutet den jungen Leuten ihr zu folgen. Als alle auf dem Feuerrost standen, nahm sie etwas Floopowder aus der Tasche, warf es auf das Feuerrost und rief: „Dumbledores Büro.“

3.

Sekunden später entstiegen die vier dem Kamin im Büro des Schulleiters in Hogwarts. Nachdem sie sich den Staub von der Kleidung geklopft hatten nahmen die jungen Leute vor dem Schreibtisch von Professor McGonagall Platz, während sie in die Hände katschte und nach Albus rief.
Einige Momente später erschien der gerufene in einem kleinen Portrait über dem Kamin und musterte die anwesenden neugierig.
„Guten Abend, Minerva, Miss Granger, Mister Longbottom und natürlich Harry. Ich bitte um Entschuldigung, das ich hier so vor Ihnen erscheine, aber im Moment geht es nicht anders.“
Harry war aufgestanden und vor das Portrait getreten.
„Guten Abend, Professor, ich freue mich Sie wiederzusehen.“
„Die Freude ist auch auf meiner Seite, Harry. Übrigens meine Glückwünsche an Miss Granger und Sie, für ihre hervorragende Arbeit, Sie beide haben mehr geschafft, als ich zu hoffen wagte. Und ich spreche Ihnen auch mein tief empfundenes Mitleid für den Tod ihres gemeinsamen Freundes, Ronald Weasley, aus.“
Beide dankten dem Professor, wurden dann aber von der Schulleiterin unterbrochen.
„Entschuldige, Albus, das ich hier unterbreche, aber es ist schon spät. Miss Granger hat den letzten Horkrux gefunden.“
Kurz erläuterte sie, wo der Horkrux versteckt war und wie er aussieht.
„Die Frage ist jetzt, wie er vernichtet werden kann?“
Erfreut hatte Albus Dumbledore seiner Nachfolgerin zugehört und wandte sich dann an Hermine.
„Meine Hochachtung, Miss Granger, ich habe den Schrank in dem bewussten Keller auch gesehen, aber der Pokal ist mir nicht aufgefallen.“
Die angesprochene war beim Lob durch ihren ehemaligen Schulleiter leicht rot geworden.
„Wir haben ihn beim ersten Mal auch gesehen, aber nicht als Horkrux identifiziert“, gab sie ehrlich zu.
Albus Dumbledore nickte verständnisvoll in seinem Portrait.
„Gut, ich will schauen, was ich herausfinden kann. Ich schlage vor, das wir uns Morgen nach dem Frühstück wieder hier treffen.“
Die vier stimmten zu, Albus verschwand und zurück blieb ein leeres Bild.
Die Schulleiterin läutete eine kleine Glocke, die auf ihrem Schreibtisch stand und kurz darauf erschien Dobby, der Hauself. Er verbeugte sich vor allen und wartete auf Anweisung. Professor McGonagall bestellte für die anwesenden ein schnelles Abendessen in der großen Halle und Dobby verschwand.
„Es ist schon spät, Miss Granger, Mister Potter, sie sollten heute Nacht auch in Hogwarts bleiben, ihr Zimmer ist noch unverändert.“
Die angesprochenen blickten sich kurz an.
„Wir bleiben gerne, Schulleiterin, vielen Dank“, erwiderte Hermine lächelnd.

Am nächsten Morgen, sie hatten mit ihren ehemaligen Schulkameraden gefrühstückt, betraten sie gemeinsam mit Neville und der Schulleiterin deren Büro. Harrys Blick wanderte sofort zum Bilderrahmen über dem Kamin, aber Dumbledore war noch nicht erschienen. Enttäuscht ließ er sich in den Stuhl neben Hermine sinken und nahm ihre Hand. Sanft fuhr sie mit ihren Fingern über seine Handinnenfläche, unwillkürlich musste er lächeln und seine Gedanken gingen zurück zur vergangenen Nacht.

Nachdem sie sich von Professor McGonagall und Neville verabschiedet hatten, waren sie ohne Umweg in ihr Zimmer gegangen. Kaum hatte er die Türe hinter ihnen geschlossen, da fiel ihm Hermine um den Hals und küsste ihn stürmisch. Unruhig fuhren ihre Finger durch sein Haar und nur kurz unterbrach sie den Kuss, um seine Brille abzunehmen. Als sie sich trennten, blickte sie ihn mit glänzenden Augen an.
„Ich liebe dich, Harry“, murmelte sie, ihre Hände fanden den Weg unter sein T-Shirt und sanft fuhren ihre Finger über seinen Rücken.
Seine Lippen fanden die ihren, sein Kuss war sanft und zart und langsam erforschte seine Zunge ihren Mund. Knopf für Knopf öffnete er ihre Bluse und bedeckte ihre beiden Brüste mit den Händen. Sie drängte sich an ihn, unterbrach den Kuss und zog ihm das Shirt über den Kopf.
„Darf ich dir Bluse ausziehen, Liebste?“ Statt einer Antwort ließ sie kurz die Arme sinken und das störende Kleidungsstück segelte fast allein zu Boden.
„Halt mich, bitte“, flüsterte sie, legte ihm fest die Arme um den Nacken sprang hoch und umklammerte mit ihren Beinen seine Hüften. Er verschränkte die Hände unter ihrem Po und hielt sie. Den unterbrochenen Kuss wieder aufnehmend drückte sie ihre Brust an seine, während er sie vorsichtig zum Bett trug. Ohne den Kuss zu unterbrechen setzte er sie auf das Bett und ihre Hände fuhren zu seinem Gürtel. Gegenseitig zogen sich die restlichen Kleidungsstücke aus und fanden sich auf dem Bett wieder.
Eine Viertelstunde später lagen sie erschöpft nebeneinander und ließen ihre Atmung wieder normal werden. Fast hätten sie miteinander geschlafen. Hermine wusste nicht, ob sie beim nächsten Mal noch so viel Willenskraft aufbringen würde, es nicht zu tun. Vielleicht wollte sie ja auch beim nächsten Mal ihre Vernunft hinten anstellen und das körperliche Zusammensein mit Harry in jeder Art und Weise genießen, sagte sie sich. Auf jeden Fall musste sie sich noch bei Madame Pomfroy ein Verhütungsmittel besorgen.
Harry hatte ihr Zögern bemerkt und er wollte sie auf keinen Fall drängen. Hermine würde den Zeitpunkt bestimmen, wenn sie das erste Mal miteinander schlafen würden. Leicht fiel es ihm nicht, aber er war fest entschlossen, in diesem Fall ihr die Initiative zu überlassen.
Trotzdem war der gestrige Abend für beide wunderschön geworden und selig lächelte er vor sich hin.

„Entschuldigung“, unsanft riss ihn Dumbledores Stimme aus seinen Träumen.
Schuldbewusst schaute er sich um, Hermine schien auch gerade aus einem Tagtraum aufgewacht zu sein, Neville blickte demonstrativ zu Boden und nur die Schulleiterin musterte das Pärchen schmunzelnd.
„Ich wollte niemanden in seinen schönen Träumen stören“, fuhr Dumbledore lächelnd fort, „aber es gibt Neuigkeiten.“
„Entschuldigung“, meinte Hermine verdattert, „ich, nein, wir…äh, haben geträumt, es war...“
„Keine Entschuldigungen, Miss Granger, sie haben mein vollstes Verständnis für ihre Träumerei, Harry natürlich auch.“
„Danke, Professor, sie haben Neuigkeiten?“, fragte Harry mit leicht roten Ohren, er hatte schon immer den Verdacht gehabt, das Dumbledore seine Gedanken lesen konnte.
„Ja, der Horkrux in dem Glaspokal hat mich die Nacht über beschäftigt. Meine Vermutung geht dahin, dass es sich um geronnenes Blut handelt. Eine Vernichtung durch Drachenfeuer, wie bei den anderen Horkruxen, müsste auch hier möglich sein.“
Dumbledore machte eine Pause und sah Harry verschmitzt an.
„Allerdings gibt es noch eine andere Möglichkeit. Man könnte das geronnene Blut in reinem Alkohol auflösen, dann müsste es jemand trinken, jemand der reinen Herzens ist und der für das Gute kämpft.“
Minerva Mc Gonagall war aufgesprungen und starrte das Portrait wütend an.
„Albus, wie kannst du nur so einen Vorschlag unterbreiten, das sollte unter deiner Würde liegen.“ Ihre Stimme war eisig.
„Das ist nur für den Fall, sollte das Drachenfeuer keinen Erfolg zeigt, Minerva“, versuchte er sich eilig zu entschuldigen.
Harry erhaschte einige Gedankenfetzen von Minerva McGonagall. Sie und Dumbledore waren früher wesentlich mehr als nur Kollegen gewesen, das hatte er deutlich gesehen. Hermine musste das gleiche wahrgenommen haben, interessiert betrachtete sie die Schulleiterin und versteckte ihr Grinsen hinter der vorgehaltenen Hand. Das wäre nicht nötig gewesen, denn Minerva und Albus stritten wie die „Kesselflicker“ und beachteten die anderen überhaupt nicht. Erst als Harry sich laut räusperte, unterbrachen die beiden Älteren ihren Disput. Grinsend bedankte sich Harry bei den beiden.
„Wir werden die Weasley Zwillinge bitten, ihren Bruder Charlie in Rumänien zu besuchen. Falls es ihnen glückt, den Horkrux mit Drachenfeuer zu vernichten, wären wir einen großen Schritt weiter. Aus diesem Grund werden Hermine und ich gleich den Laden der beiden in Hogsmeade aufsuchen, vielleicht sind sie dort.“
Zustimmend nickte Minerva Mc Gonagall und die Verliebten standen auf.
„Bitte vergessen sie den Termin heute Nachmittag am Grimmauld Place nicht“, erinnerte sie die zwei, als sie sich verabschiedeten.
„Keine Sorge“, beruhigte Hermine Sie, „wir sind auf jeden Fall da.“

„Gehst du bitte schon vor in die Eingangshalle, Liebster, ich will noch bei Madame Pomfroy vorbeischauen“, bat Hermine ihn.
„Bist du krank? Was fehlt dir?“, fragte Harry alarmiert.
„Mir geht's hervorragend, keine Sorge“, beruhigte sie ihn und zum Beweis küsste sie ihn innig.
Einigermaßen beruhigt machte er sich langsam auf den Weg zu ihrem Treffpunkt. Dort angekommen, erregten die Punktezähler der vier Häuser von Hogwarts seine Aufmerksamkeit. Grinsend nahm er zur Kenntnis, das Gryffindor mit achtzig Punkten vor Ravenclaw führte und das Slytherin abgeschlagen die wenigsten Punkte hatte. Von hinten legten sich zwei Hände auf seine Augen und er vernahm ein Kichern an seinem linken Ohr.
„Hermine?“, versuchte er und das Kichern verstärkte sich.
„Mr. Filch?“, diese Vermutung bewirkte, das Ginny, die ihm die Augen zugehalten hatte, in herzliches Lachen ausbrach, ihn umdrehte und fest umarmte.
„Ich habe immer gesagt, das du nicht normal bist, Harry“, lachte sie, „wo ist Hermine und vor allen Dingen, wo ist Neville?“
„Hermine ist auf der Krankenstation. Aber wieso interessiert dich Neville?“
„Sie ist auf der Krankenstation. Was hast du mit ihr angestellt?“, wollte sie entrüstet wissen.
„Nichts, überhaupt nichts, ich weiß auch nicht, was sie bei Madame Pomfroy will. Aber was ist mit Neville?“
„Wir sind zusammen“, erklärte sie schmunzelnd und Harry umarmte sie fest.
„Herzlichen Glückwunsch, ich freue mich für euch“, meinte er ehrlich und Ginny lachte dazu.
„So so, kaum dreht man dir den Rücken zu, flirtest du heftig mit anderen Frauen. Du kannst die kommende Nacht auf der Couch verbringen, Harry Potter.“
Hermine stand keine fünf Meter von ihnen entfernt und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Ihr linker Fuß klopfte im schnellen Rhythmus auf den Boden und sie schaffte es, die beiden beleidigt anzuschauen.
„Hermine“, freute sich Ginny, ließ ihn los und fiel ihrer Freundin um den Hals, „er ist unschuldig, ich hab ihm gesagt, dass ich mit Neville zusammen bin und er hat mich beglückwünscht.“
„Ihr seid zusammen?“, fragte Hermine, sie hatte die jüngste Weasley an den Schultern ergriffen und blickte sie ungläubig an. Ihre Freundin nickte lachend und Hermine nahm ihre Hände und sie drehten sich lachend im Kreis.
„Ich wünsche euch alles, alles Gute“, sie hatte Ginny noch einmal fest umarmt und war dann zu Harry getreten.
„Gut, in Anbetracht dieser Ereignisse, brauchst du die Nacht nicht auf der Couch verbringen“, meinte Sie grinsend.
„Das ist aber furchtbar nett von dir“, rief er und kitzelte sie in den Seiten.
Vergeblich versuchte sie ihm zu entwischen und konnte ein paar Augenblicke später nur um Gnade flehen.
„So, Hermine. Sag mir jetzt bitte, was du bei Madame Pomfroy gemacht hast“, meinte er ernst, als sie sich beruhigt hatten.
„Ich werde es dir morgen sagen, ich bin absolut gesund und mir fehlt nichts.“
Nachdenklich blickte er sie an, ließ das Thema aber im Moment auf sich beruhen.
„Was wolltet ihr eigentlich bei Professor McGonagall?“, wollte ihre Freundin wissen.
„Neville wird dir das erklären, Ginny“, erwiderte er, „weißt du ob Fred und George in Hogsmeade sind?“
„Nein, tut mir leid, ich habe die beiden seit ein paar Tagen nicht mehr gesehen.“
Nachdenklich nickte Hermine und blickte ihren Freund an.
„Wir gehen jetzt nach Hogsmeade und wenn die zwei nicht da sind, treffen wir sie heute Nachmittag am Grimmauld Place.“
Herzlich verabschiedeten sie sich von ihrer Freundin und verließen das Schloss durch das Hauptportal, während Ginny ihnen lange nachsah.

„Wo bist du mit deinen Gedanken, Gin?“ Neville war leise hinter sie getreten und umarmte sie zärtlich.
„Bei den zweien“, erwiderte sie und deutete mit einer Hand in Richtung des sich entfernenden Liebespaares, „irgendwie habe ich den Eindruck, das dunkle Zeiten auf uns zukommen und ganz besonders auf die beiden.“
Er seufzte tief, das war schon fast prophetisch, was seine Freundin da ausgesprochen hatte. Sie beide hatten sich die letzten zwei Tage nicht gesehen, Ginny war nicht mit den neuesten Entwicklungen vertraut.
„Warum seufzt du, Lieber? Was bedrückt dich?“ wollte sie wissen und küsste ihn zur Aufmunterung.
„Lass uns ein paar Schritte gehen, dann erzähle ich dir, was ich weiß“, schlug er vor und da beide eine Freistunde hatten, machten sie einen Spaziergang zum Spielfeld hinaus.
Nachdem sie ein paar Minuten gegangen waren, hatte Neville ihr alles erzählt. Ginny ließ sich ins Gras plumpsen, schlug die Beine untereinander und stützte ihren Kopf in eine Hand.
„Das bedeutet, dass der Kampf morgen schon losgehen kann“, murmelte sie und blickte ihn mit Tränen in den Augen an.
Er hatte sich ihr gegenüber ins Gras gesetzt und nickte zustimmend.
„Natürlich hoffen alle noch auf ein paar Tage Zeit, aber du hast Recht, es könnte schon morgen losgehen.
„Heilige Scheiße“, flüsterte sie und ließ ihren Tränen freien Lauf, „und die beiden sind mittendrin.“
„Ja, Hermine und Harry werden bei dem Kampf im Mittelpunkt stehen, „Du weißt schon wer“, wird dafür sorgen“, gab er zu.
„Und wir, was machen wir?“, rief sie aufgewühlt, „lehnen wir uns aus den Schulfenstern und beobachten den Kampf?“
„Ich weiß nicht, was die Schulleiterin vorhat. Das wird sich wahrscheinlich heute Nachmittag entscheiden“, erwiderte er kleinlaut, „und ich weiß nicht, ob ich dabei bin.“
Niedergeschlagen nickte sie und blickte ihn dann eindringlich an.
„Wir haben ein halbes Jahr lang geschlafen, Neville. Seitdem wir wussten, was das Trio vorhat, war klar, dass es Krieg geben wird. Aber es war ja so einfach, sich hinter den Mauern von Hogwarts zu verstecken und die anderen machen zu lassen.“
„Was hätten wir tun können, Ginny?“, fragte er behutsam.
„Jede Menge“, rief sie aufgebracht und sprang auf, „jede Menge, Neville. Denk doch mal nach, seit fast drei Jahren haben wir keine vernünftige Schulstunde „Verteidigung gegen die dunklen Künste“ mehr gehabt. Warum haben wir die „DA“ nicht weitergeführt?“
„Wer hätte uns unterrichten sollen? Harry und Hermine standen nicht mehr zur Verfügung“, warf er ein.
Sie war zu ihm getreten, ließ sich auf die Knie nieder und nahm seine Hände.
„Wir, Neville, wir“, ihre Stimme war aufgeregt, „nach dem Trio waren unsere Leistungen am Besten, wir hätten es machen können.“
„Ich glaube nicht, dass jemand bei uns mitgemacht hätte“, gab er zu bedenken.
„Du meinst, weil wir nicht Harry und Hermine sind?“
Bejahend nickte er und blickte sie nachdenklich an.
„Weißt du noch, wie sie am Anfang gegen die „DA“ waren, als Harry und Hermine diese geleitet haben, kaum war die erste Stunde vorbei, kannte die Begeisterung der anderen keine Grenzen. Nach Rons Tod, habe ich mit einigen gesprochen, sie hätten auf jeden Fall mitgemacht“, meinte sie enthusiastisch.
„Warum hast du nicht…“, begann er.
„Es war einfacher, sich nicht mit solchen Problemen zu beschäftigen, Neville, ich war feige“, fiel sie ihm ins Wort und sah in scharf an.
Dann wurde ihr Blick weich und sie legte eine Hand an seine Wange.
„Dann gab es da noch einen gewissen Mister Longbottom, der fast meine ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.“
Eine leichte Röte überzog Nevilles Gesicht und verlegen schaute er zu Boden.
„Tut es dir leid?“, flüsterte er.
Mit einer Hand hob sie sein Kinn hoch und blickte ihm ernst in die Augen.
„Ich möchte keine Sekunde missen“, erwiderte sie leise, „aber jetzt müssen wir etwas unternehmen.“
„Was hast du vor?“, fragte er vorsichtig.
„Wir lassen die „DA“ wieder aufleben, alle älteren Schüler, die wollen, können mitmachen. Wir werden nicht zusehen, wenn unsere Freunde hier für uns kämpfen, wir werden an ihrer Seite stehen und Vol…Voldemort in die Knie zwingen“, rief sie und in diesem Moment war Neville unheimlich stolz auf seine Freundin.


4.

Der Laden der Weasley Zwillinge war geschlossen und so setzten sich Hermine und Harry für eine Tasse Kaffee in die Konditorei von Madame Puddifoot. Hermine war ungewöhnlich schweigsam und in sich gekehrt.
„Was ist mit dir Liebste? Du wirkst so abwesend“, meinte er leise und nahm ihre Hand.
„Mir geht so viel durch den Kopf“, erwiderte sie wahrheitsgetreu und lächelte ihn an.
„Ich möchte auf jeden Fall heute Abend nach Godric Hollow“, fuhr sie fort, „und mit dir in unserer großen Wanne entspannen. Ich weiß nicht, ob wir in der nächsten Zeit noch einige ruhige Abende miteinander verbringen können?“
„Versprochen. Wir übernachten Zuhause“, erwiderte er ernst.

Die einzige anwesende war Tonks, als sie am Grimmauld Place ankamen. Sie begrüßten sich und Tonks schüttete ihnen in der Küche einen Tee ein.
„In einer halben Stunde müssten alle hier sein“, meinte sie emotionslos und rührte in ihrem Tee, obwohl sie weder Milch noch Zucker zugegeben hatte.
Die beiden wechselten einen fragenden Blick und Hermine beugte sich zu Tonks vor.
„Was bedrückt dich?“, fragte sie leise und die angesprochene knallte den Löffel auf den Tisch.
„Monat um Monat wartest du. Der Krieg kommt, du weißt es, aber die Warterei macht einen verrückt, zermürbt einen. Du willst die Entscheidung unbedingt herbeiführen. Und jetzt, wo der Kampf schon morgen beginnen kann, geht mir die Muffe, aber so richtig. Ich habe Angst bis unter die Achselhöhlen. Könnt ihr das verstehen?“
„Meinst du, uns geht es anders?“, fragte Harry und Hermine nickte zustimmend.
Geräuschvoll atmete Tonks aus und lachte rau.
„Ich möchte nicht in eurer Haut stecken“, fuhr sie fort und blickte die beiden vielsagend an, „Voldemort wird sich doch ganz auf euch beide konzentrieren?“
„Nein, ich glaube, dass sein Hauptinteresse bei meiner Person liegt und dass er Hermine hoffentlich nicht beachtet“, erwiderte Harry und Hermine schmunzelte.
„Ich bin sein Trumpf Ass.“
„Verstehe, du beschäftigst Voldemort, Harry, und Hermine kann ihn dann fertig machen“, meinte Tonks grinsend.
„Ja, so ungefähr hatten wir uns das vorgestellt, ob sich das dann später wirklich so ergibt, müssen wir abwarten“, erklärte er.
Bevor sie ihr Gespräch weiterführen konnten, apparierte die Abordnung aus Hogwarts in die Eingangshalle und wurde von Tonks nach oben, in den ehemaligen Trainingsraum des Trios begleitete. Das Pärchen bereitete noch zwei Tabletts mit Kaffee, Tee und Gebäck zu und beförderte diese mit dem Flugzauber zu den anderen. Währenddessen erschienen auch die Ordensmitglieder aus dem Ministerium, sowie Fred und George; die Runde war komplett.

„Danke, das ihr alle erschienen seid“, begann Arthur Weasley das Gespräch, „gibt es irgendwelche neuen Erkenntnisse seit gestern?“
Allgemeines Kopfschütteln war die Antwort und Arthur fuhr fort.
„Harry, wie ist deine Meinung? Wird „Du weißt schon wer“ merken, wenn der Horkrux zerstört wird?“
„Diese Frage kann ich nicht beantworten“; erwiderte er und blickte Hermine fragend an, „bis jetzt habe ich keine Gefühle von Ihm in dieser Richtung wahrnehmen können. Als dagegen Snape, Pettigrew und Malfoy getötet wurden, dachte ich fast, das mir der Kopf wegfliegt, so stark habe ich Ihn gespürt.“
Arthur nickte und schaute in die Runde.
„Zwei Fragen. Erstens, merkt Voldemort, wenn der Horkrux vernichtet wird? Zweitens, ist es Robert Anton Better gelungen, damals den Horkrux, das Medaillon, zu vernichten?“
„Diese Fragen kann keiner von uns beantworten“, erwiderte Hermine nach kurzem Nachdenken, „ich vermute, das er nicht merkt, wenn ein Horkrux vernichtet wird, denn sonst hätte er versucht, den letzten in seine Obhut zu bringen.“
Moody hatte seinen Kopf in die Hand gestützt, blickte sie nachdenklich an und nickte abschließend zustimmend.
„Wir können nur hoffen, das es Mr. Better damals gelungen ist das Medaillon zu vernichten, wir haben uns die letzten Monate immer wieder gefragt, wo wir noch nach Horkruxen suchen sollen“, fuhr Hermine fort, „wir haben absolut keine Idee mehr, wo wir noch suchen sollen.“
Nachdenklich und lange musterte der Zaubereiminister die beiden.
„Okay, hat noch jemand eine Bemerkung zu dem Thema?“
Da keine Wortmeldung erfolgte fuhr er fort.
„Remus und ich haben einen groben Zeitplan ausgearbeitet. Morgen Vormittag wird Hogwarts evakuiert, alle Schüler werden mit Portschlüsseln nach Beauxbaton gebracht, Madame Maxim hat zugesagt, alle aufzunehmen.“
Diese Ankündigung veranlasste Neville scharf einzuatmen, er enthielt sich aber jeglichen Kommentars.
„Direkt danach wird Hogwarts in eine Festung verwandelt. Der ganze Krankenflügel zieht in die Kerker um. Wir werden die Schule mit allen Zaubern schützen, die wir kennen. Hundertfünfzig Auroren werden im Gebäude untergebracht.“
„Voldemort dürfte ungefähr achthundert Anhänger um sich scharren“, übernahm Remus das Wort, „die meisten sind momentan noch über das ganze Land verteilt, aber wir vermuten, das diese im Bedarfsfall sehr schnell hier sein können.“
Aufgeregtes Getuschel erfüllte den Raum, Remus klopfte mit dem Löffel an die Kaffeetasse und nachdem die Bemerkungen erstarben, fuhr er fort.
„Ihm stehen auch die Dementoren von Askaban zur Seite, das sind auch ungefähr Hundert. Auf unserer Seite haben wir insgesamt vierhundert Auroren, die Mitglieder des Phönix Ordens und das, was Hagrid noch an Geschöpfen hat auf unsere Seite ziehen können.“
Bedächtig nickte Arthur, kommentierte aber Remus Bemerkung nicht.
„Hundert Auroren werden Hogsmeade überwachen, hier erwarten wir auch einen Angriff“, erläuterte Remus.
„Fred und George werden heute nach Rumänien apparieren und versuchen, den Horkrux morgen Abend zu vernichten“, übernahm wieder Arthur das Wort, „sollte das gelingen, können wir versuchen, „Du weißt schon wer“, aus seinem Versteck zu locken. Das werden wir, wenn alles gut geht, erst Übermorgen früh versuchen, wir wollen bei Tageslicht kämpfen. Trotzdem sollten wir ab morgen Nachmittag kampfbereit sein, wir müssen damit rechnen, das Er angreift, sobald Er merkt, dass die Schüler verschwunden sind.“
„Was ist Sein Ziel? Wie wird Er vorgehen?“ Wollte Helen wissen.
„Darüber können wir nur Vermutungen anstellen“, erwiderte Moody und kratzte sich am Kinn, „wahrscheinlich wird…“
„Falsch, Moody“, fiel ihm Hermine ins Wort, „es ist ziemlich klar, wie Voldemort vorgehen wird.“
Sie war aufgesprungen und mit vor der Brust verschränkten Armen umrundete sie langsam den Tisch und blickte dabei die Teilnehmer der Runde durchdringend an.
„Sein Primärziel ist Harry. Er wird alles versuchen, ihn in seine Gewalt zu bekommen. Sein Sekundärziel ist Hogwarts, die Herrschaft über die Schule. Das ist sein Traum, König von Hogwarts mit Harry Potter in seinen Kerkern.“
Lächelnd war sie hinter Harry stehen geblieben und hatte ihm die Hände auf die Schultern gelegt.
„Das ist unsere große Chance, dass sich Voldemort so in seinem Plan festbeißt, das Er keine Alternativen zulässt.“

Einige Sekunden waren alle mit der Verarbeitung des eben gehörten beschäftigt, aber dann wurden Zweifel und Fragen laut. Einige Sekunden ließen sie und Harry verstreichen bevor er mit einem lauten Räuspern die Diskussion unterbrach.
„Hermine hat Recht. Er wird alles versuchen, mich in Seine Finger zu kriegen. Immer, wenn wir uns bis dato gegenüber gestanden haben, haben äußere Umstände oder Glück mir geholfen, Ihn zu besiegen oder zu entkommen. Das will Voldemort jetzt unbedingt vermeiden, deshalb will Er mich sicher in seinen Kerkern wissen, um mich dann langsam zu töten.“
Hermine schlug ihm anerkennend auf die Schulter.
„Genau das wird Er versuchen und hier liegt die Möglichkeit, Seine Pläne zu durchkreuzen.“
„Könntest du das bitte etwas genauer erläutern, Hermine“, verlangte der Minister.

Sie hatte sich wieder gesetzt und nahm einen großen Schluck Kaffee.
„Er wird versuchen, alle unsere freien Kräfte zu binden. Wenn dann keiner mehr da ist, um Harry zu helfen, wird Er ihn mit hundert Mann überwältigen und dann mit ihm von der Bildfläche verschwinden.“
„Gut, das ist absolut nachvollziehbar, wie sieht euer Plan aus, Hermine?“, wollte Remus wissen, Hermine atmete erleichtert durch und sah ihn dankbar an.
„Harry taucht nicht eher auf, bevor Voldemort da ist. Er darf in keinerlei Kämpfe verwickelt werden, das wird Er nämlich versuchen. Voldemort will Harry im Vorfeld schwächen, damit Er leichtes Spiel mit ihm hat. Wenn Voldemort auftaucht, wird Harry sich ihm stellen. Jetzt kommt Tonks ins Spiel. Sie hat mit fünfzig Auroren allein die Aufgabe, Harry den Rücken freizuhalten. Kein Death Eater oder sonstiger Untergebener von Voldemort darf an Harry herankommen, sonst ist die Schlacht verloren.“
„Wo werden Sie stehen, Miss Granger? Stehen Sie auf dem Astronomieturm um einen guten Blick auf die Schlacht zu haben“, Melindas Stimme war ätzend.
„Nein, Melinda. Ich werde direkt hinter Voldemort stehen. Ein paar Sekunden nach Harry werde ich, hoffentlich unbemerkt, hinter Voldemorts Rücken stehen, für den Fall, das etwas schief geht. Wollen sich mich begleiten?“
Moody grinste über das ganze Gesicht und auch Harry musste sein Lachen hinter vorgehaltener Hand verstecken. Melinda wurde knallrot und murmelte eine Entschuldigung.

„Sehr gut, Hermine“, erklärte Arthur Waesley, nachdem sich alle wieder beruhigt hatten, „damit liegt unser Vorgehen fest. Jetzt müssen wir ins Detail gehen.“
Die anschließende Diskussion und Planung nahm Stunden in Anspruch. Gegen zweiundzwanzig Uhr erhob sich Arthur.
„Ich werde jetzt eine kurze Zusammenfassung des bisher Gesagten und Beschlossenen verkünden:
Hogwarts wird geräumt, die Schüler per Portkey nach Beauxbaton verbracht. Fred und George zerstören den letzten Horkrux. Wir werden versuchen, Vol…Vol… „Du weißt schon wer“, mit vorgetäuschten Explosionen aus seinem Versteck in Dumbledores Grabmal zu treiben. Harry wird sich bei seinem Erscheinen Ihm zum Kampf stellen. Tonks wird dafür sorgen, dass Harry der Rücken freigehalten wird. Hermine wird versuchen, in Seiner Rückseite zu landen, um Harry Schützenhilfe zu geben.
Remus führt das Oberkommando, er steht auf der Gryffindortribüne des Quidditchfeldes. In Hogwarts hat Professor McGonagall das Kommando, ich hoffe, das sie beide eng zusammen Arbeiten.“
Ernst wandte er sich an das junge Paar, aber brachte trotzdem noch ein Lächeln zustande.
„Hermine, Harry. Der Plan stammt von euch, ich brauche euch nichts zu erklären, ihr handelt nach eigenem Ermessen. Bitte sprecht euren Treffpunkt mit Tonks ab. Fred und George, ihr springt anschließend nach Rumänien. Ich wünsche allen eine geruhsame Nacht und wir treffen uns morgen Mittag um Zwölf im großen Saal in Hogwarts.“
Alle standen auf und applaudierten kurz dem Minister, dann zerfiel die große Diskussionsrunde in kleine Gruppen.

Tonks war zu Hermine und Harry getreten und nahm die beiden in den Arm.
„Ich freue mich, das ich zu eurem Schutz da bin, das ist eine Aufgabe, die ich gerne übernehme“, meinte sie lächelnd, „ihr bleibt doch heute Nacht hier?“
Bedauernd schüttelte Harry den Kopf und nahm Hermines Hand.
„Nein, tut mir Leid, Tonks. Wir springen nach Hause.“
„Verstehe, ihr zwei. Ihr wollt alleine sein? Seid bitte äußerst vorsichtig“, meinte sie und gab beiden einen Kuss auf die Wange.

5.

„Mir raucht jetzt noch der Kopf, Liebste, wenn Arthur einmal richtig in Fahrt ist, ist es schwer ihn zu stoppen“, meinte Harry.
Leise lachend legte Hermine ihren Kopf auf seine Schulter.
„Du hast Recht, Liebster, aber all das musste erörtert werde, es ist wichtig.“
Nachdem sie nach Hause zurückgekehrt waren, hatten sie sich noch zu einer Tasse Tee in der Küche niedergelassen und analysierten kurz das vergangene Treffen. Danach hatten sie sich mit einer Flasche Wein ins Bad zurückgezogen und entspannten sich wohlig im warmen Wasser.
Zärtlich seiften sie sich gegenseitig ein und sahen sich dabei tief in die Augen. Anschließend duschten sie kurz und trockneten sich dann kichernd gegenseitig ab. Er wollte gerade Shorts und ein T-Shirt für die Nacht anziehen, als sie ihn zurückhielt.
„Nein, bitte nicht anziehen“, flüsterte sie und zog ihm seinen Morgenmantel an.
Auch sie zog nur dieses Kleidungsstück an und nahm seine Hand.
„Bringst du mich ins Bett?“
Ohne ihr zu antworten lächelte er und führte sie nach oben. Leidenschaftlich küssten sie sich und nach kurzer Zeit lagen die Morgenmäntel auf dem Boden. Vorsichtig ließen sie sich aufs Bett gleiten und ihre Küsse wurden fordernder. Mit Händen und Lippen erkundeten sie den Körper des anderen, ihre Haut war mit einem feinen Schweißfilm überzogen, aber die Kühle des Raumes spürten sie nicht mehr.
Sie lagen nebeneinander, schauten sich tief in die Augen, ihre Atmung war flach und unregelmäßig und ihre Hände liebkosten den Körper des jeweils anderen.
„Hermine, ich liebe dich, du bist mein Leben“, flüsterte er.
„Harry, oh Harry“, wisperte sie und mit einer plötzlichen Bewegung rollte sie sich auf den Rücken, zog ihn auf sich und öffnete ihre Schenkel.
Überrascht hob er seinen Oberkörper und blickte sie an.
„Willst du…?“
Statt einer Antwort zog sie seinen Kopf zu sich und küsste ihn verlangend. Dann nickte sie leicht und der verheißende Ausdruck in ihrem Blick sagte mehr, als sie durch Worte hätte ausdrücken können.
Fast den ganzen Akt über schauten sie sich in die Augen.
Den kurzen Moment des Schmerzes erblickte er in ihren Augen, sie verzog kurz das Gesicht, aber dann war er da; diesen Ausdruck in ihren dunkelbraunen Augen hatte er noch nie wahrgenommen; Erregung, Liebe ohne Einschränkung und grenzenloses Vertrauen waren darin vereint.
Ein völlig neues Gefühl durchströmte ihn, ein Gefühl der Vollkommenheit, der Zusammengehörigkeit mit ihr, des absoluten Glücks, das keine Steigerung mehr zuließ und ohne es zu merken, liefen ihm einige Tränen die Wangen herab.
Mit den Händen wischte sie ihm vorsichtig die Tränen von den Wangen, das Grün seiner Augen schien zwei Stufen heller geworden zu sein. Den Ausdruck, den sie darin sah, rührte sie zutiefst; bedingungslose Hingabe, ein bis jetzt von ihr noch nicht wahrgenommenes Gefühl der Gemeinsamkeit mit ihm und blindes Vertrauen.
Kurz vor ihrem gemeinsamen Höhepunkt zog sie seinen Kopf zu sich und umklammerte mit beiden Armen fest seinen Oberkörper. Ihren Orgasmus empfand sie sehr intensiv, fast wie eine Explosion wirbelten Glücksgefühle durch ihr Empfinden. Dieser Moment war ohne Raum und Zeit, ein kurzes, wunderschönes Feuerwerk und nun konnte sie verstehen, wenn man in diesem Zusammenhang vom „Kleinen Tod“ sprach.
Bei seinem Orgasmus wurde für ihn die Umgebung kurz neblig grau. Er gab etwas her, was einen kurzen Moment der Leere in ihm erzeugte, aber dann überschwemmte ihn ein Gefühl des Glücks und der Befriedigung, das er so noch nie empfunden hatte.
Ein paar Minuten lagen sie noch eng umschlungen und kamen langsam wieder zu Atem.
„Tut es dir Leid?“, flüsterte er als sich getrennt hatten.
Tränen der Rührung und der Freude schimmerten in ihren Augen und sie küsste ihn liebevoll.
„Nein, Liebster, die letzten Minuten mit dir waren…“, sie suchte nach den richtigen Worten, „sie waren unbeschreiblich.“
Erleichtert stieß er die angehaltene Luft aus.
„Genau, das war unbeschreiblich, ich liebe dich, Hermine.“
Lange sahen sie sich in die Augen, küssten sich liebevoll, kuschelten sich dann aneinander und schliefen langsam ein.

Als Harry erwachte spürte er, dass das Bett neben ihm leer war und alarmiert schlug er die Augen auf. Seine große Liebe stand am Fenster und blickte in den Garten hinaus. Sie war nackt, und der Anblick ihrer Rückseite jagte ihm einen wohligen Schauer über den ganzen Körper.
„Komm ins Bett, Liebste, du erkältest dich“, bat er und lächelnd drehte sie sich um.
„Mir ist nicht kalt, mir ist noch warm von deiner Wärme“, erwiderte sie, kam dann aber doch ins Bett und nahm ihre Lieblingsstellung ein.
Seine Schulter diente als ihr Kopfkissen, einen Arm auf seiner Brust und ein Bein angewinkelt über seinen. Instinktiv spürte sie, dass er über die vergangene Nacht sprechen wollte.
„Du fragst dich wahrscheinlich, warum ich meine Meinung geändert habe und wir heute Nacht miteinander geschlafen haben.“
Statt einer Antwort küsste er zart ihre Stirn.
„Ich liebe dich, Harry, mehr als ich sagen kann und es schien mir der richtige Zeitpunkt zu sein. Wir wissen heute nicht, ob wir jemals wieder eine Nacht gemeinsam verbringen können, deshalb wollte ich es. Habe ich dich damit überrumpelt?“
„Nein, ich hatte schon in der Nacht davor den Eindruck, dass du mit mir zusammensein wolltest.“
Sie hob den Kopf und blickte ihn an.
„Stimmt, aber ich musste vorher noch zu Madame Pomfroy.“
„Jetzt verstehe ich, du wolltest nicht, dass es beim ersten Mal direkt zu einer Schwangerschaft kommt.“
„Richtig, das wollte ich wirklich nicht, dafür fühle ich mich einfach noch nicht reif genug“, stimmte sie ihm zu, „aber eben, als ich am Fenster stand, sah ich uns beide im Garten sitzen und ein paar Kinder waren auch da.“
„Drei Kinder“, meinte er bestimmt und verblüfft hob sie den Kopf.
„Ja, genau. Wie kommst du darauf, Harry?“
„Kannst du dich erinnern. Voriges Jahr im August, als wir zum ersten Mal hier waren, damals noch mit Ron?“
„Natürlich, das werde ich nicht vergessen“, erwiderte sie lächelnd.
„Nachdem wir das Haus untersucht hatten sind wir in den Garten gegangen, du mit Ron links um das Haus herum und ich rechts. In dem Moment, wo der Garten in mein Blickfeld kam, sehe ich uns zwei auf einer Bank sitzen und drei Kinder spielen im Garten. Es war nur ein ganz kurzer Eindruck, aber ich erinnere mich genau.“
„Warum hast du mir das nicht erzählt, Harry?“, ihre Stimme klang gekränkt.
„Schau mal“, versuchte er zu erklären, „damals warst du quasi noch mit Ron zusammen, ich konnte es dir nicht so einfach erzählen.“
„Stimmt, Entschuldige bitte. Waren es Jungen oder Mädchen?“
„Ein Junge und ein Zwillingspärchen Mädchen, glaube ich, warum fragst du, Hermine?“
„Weil ich das auch so gesehen habe“, erwiderte sie erstaunt.
„Das lässt uns auf unsere Zukunft hoffen, Liebste. Was hältst du jetzt von Frühstück?“
„Sehr gerne, wenn du es zubereitest. Ich bleibe noch ein paar Minuten liegen.“
Sanft küssten sie sich und er machte sich auf den Weg nach unten. Nachdenklich blieb sie noch im Bett liegen, „wieso hatten wir beide ungefähr die gleiche Vorstellung gehabt?“ fragte sie sich, kam aber zu keinem Ergebnis.

Nach dem Essen sprangen sie direkt zum Waldrand an Hagrids Hütte, allerdings verborgen unter dem Unsichtbarkeitsumhang. Sie wollten dem Feind nicht direkt in die Arme laufen falls sich die Situation in Hogwarts grundlegend geändert hätte. Alles erschien ruhig und normal und so gingen sie die wenigen Schritte bis zu Hagrids Hütte, ohne den Umhang.

6.

„Könnt ihr bitte einmal durchzählen“, rief Ginny laut.
Nachdem Neville am gestrigen Abend spät mit der Schulleiterin vom Grimmauld Place zurückgekommen war, hatte er Ginny schnell informiert. Die Zeit davor war sie auch nicht untätig gewesen und hatte in den Häusern von Hogwarts, Slytherin ausgenommen, ihre Fühler ausgestreckt. Neville hatte ihre Vermutung bestätigt, Hogwarts sollte evakuiert werden und so verbrachten die beiden die halbe Nacht damit, alle älteren Schüler der Häuser einzeln anzusprechen.
In den frühen Morgenstunden hatten sich die Schüler, die bei der Verteidigung von Hogwarts und dem Kampf gegen Voldemort mithelfen wollten, im Bedarfsraum versammelt.
„Zweiundfünfzig“, meldete Colin Creevey als letzter und Ginny atmete erleichtert durch.
„Okay, danke“, erklärte sie den anwesenden und Neville fuhr fort.
„Hogwarts wird im Lauf des Vormittags geräumt, kein Schüler bleibt hier. Das Ministerium möchte euch keinerlei Gefahr aussetzen, wer sich jetzt den anderen anschließen möchte, soll das ohne Gewissenbisse tun. Wir werden niemand irgendwelche Vorwürfe machen, wenn er den Raum verlässt. Denjenigen, die hier bleiben, kann ich nicht versprechen, dass sie übermorgen noch erleben werden. Es gibt Krieg, schlimmer als sich das bis jetzt irgendjemand von uns vorstellen kann und es wird Tote geben, auch in unseren Reihen.“
Neville machte eine sehr lange Pause, aber keiner der anwesenden verließ den Raum. Ginny trat vor und musterte alle mit leuchtenden Augen.
„Ihr macht mich stolz und froh“, rief sie laut, „wir werden Hogwarts helfen und auch Hermine Granger und Harry Potter.“
Dann umriss sie kurz, was auf die anwesenden zukommen würde. Neville überließ ihr gerne diesen Part, sie konnte jeden überzeugen und mitreißen, das fehlte ihm fast gänzlich. Insgeheim fragte er sich natürlich, wann ihre Abwesenheit auffiele. Auch wenn es sehr chaotisch bei der Verschickung der übrigen Schüler per Portschlüssel zuginge, die Schulleiterin würde es merken, wenn gut zehn Prozent der Schüler fehlten, hauptsächlich ältere Semester. Aber wahrscheinlich hatte Ginny Recht, sie hatte meistens Recht, Professor McGonagall wusste es und schritt nicht ein.
„Okay, wir werden zwei Gruppen bilden“, fuhr Ginny fort, „die eine wird sich um die Verteidigung der Schule kümmern, die andere wird aktiv in den Kampf eingreifen, der um Voldemort entbrennen wird.“
Mit Bedacht wählte sie die zweite Gruppe aus, alle, die der ersten „DA“ Gruppe angehört hatten, wurden von ihr auf die eine Seite des Raumes aufgestellt, außerdem einige Schüler, die sie kannte und deren Kampfkraft sie beurteilen konnte.
„Wir werden uns noch einige Stunden verborgen halten müssen, damit wir nicht Gefahr laufen nach Beauxbaton geschickt zu werden“, erklärte Neville und die anwesenden zauberten sich Kissen und Stühle, um es sich bequem zu machen.

Nach seiner herzlichen Begrüßung erfolgte Hagrids übliche Tee Zeremonie. Er war hoch erfreut, dass die beiden sich noch Zeit für ihn genommen hatten.
„Was gibt's neues, Hagrid?“, wollte Hermine wissen und ihr großer Freund druckste eine Weile herum.
„Die Centauer wollen uns helfen. Ich glaube allerdings nicht, dass Sie den Wald verlassen werden.“
Ãœberrascht und erfreut blickte Hermine ihn an.
„Das ist eine tolle Neuigkeit, ich hätte nicht geglaubt, dass uns die Centauer so ohne weiteres helfen würden.“
„Sie wissen, um was es geht. Sollte Voldemort bei dem Kampf siegen, werden auch Sie leiden. Er hat nicht vergessen, dass die Centauer ihn einst gejagt haben“, erwiderte Hagrid ernst.
„Also wäre es wichtig, einige unserer Gegner in den Wald zu locken“, resümierte Harry und blickte die anderen an.
Nachdenklich musterte Hermine ihn und nickte dann zustimmend.
„Ihr solltet auch einige in den See treiben, die Wassermenschen werden uns auch helfen, Sie sind wieder da“, rief Hagrid glücklich und schlug auf den Tisch.
Hermine und Harry sahen sich sprachlos an und lachten dann mit ihm.
„Wenn wir noch eine Stunde hier bleiben, dann zählt uns Hagrid so viele Feinde auf, das Voldemort keine Chance mehr hat“, kommentierte sie grinsend und Harry schlug ihr lachend auf die Schulter.
Einige Minuten schwelgten die drei noch in glücklichen Erinnerungen, dann machte sich das Pärchen auf den Weg zum Schloss, Hagrid versprach später nachzukommen.

Die große Halle war ein einziges Chaos, die letzten Schüler wurden gerade mit dem Portkey nach Beauxbaton gebracht, alle anderen liefen durcheinander und die Schulleiterin thronte auf ihrem gewohnten Platz an Lehrertisch. Sie bemerkte die beiden und winkte sie zu sich.
„Alle Schüler sind evakuiert“, erklärte sie, „bis auf die, die sich entschlossen haben, als Untergrundarmee für Hogwarts zu kämpfen. Haben Sie beide eine Vorstellung davon, wer das sein könnte?“
„Ginny“, erwiderte Harry ernst, „wahrscheinlich auch Neville.“
„Die Vermutung hatte ich auch. Ihre Freundin, Pardon Miss Granger, ihre ehemalige Freundin, Miss Weasley, wird das angezettelt haben“, vermutete Professor McGonagall, „wie soll ich mich jetzt verhalten?“
„Seien Sie stolz, dass Sie solche Schüler haben. Ich finde es großartig, wie sich diese Gruppe in dieser Situation verhält“, erklärte Hermine mit Überzeugung.
Die Schulleiterin musterte sie nachdenklich und nickte dann zustimmend.
„Wahrscheinlich haben sie Recht, Miss Granger. Aber ich muss davon ausgehen, das es in dieser Gruppe Tote geben wird“, murmelte Sie und die beiden nickten bedrückt.
„Jeder, der gegen die dunkle Seite kämpft, muss mit seinem Tod rechnen“, erwiderte Harry und blickte Hermine an.
Tonks war von der anderen Seite der Halle herübergekommen und begrüßte die drei. Arthur, Remus und Moody standen mit Melinda und Benjamin an der Tür zur Halle. Nach kurzer Beratung gingen sie auseinander und Remus kam zu den dreien hinzu.
„Kingsley Shakleboldt geht mit den Auroren gleich nach Hogsmeade, sobald Fred und George zurück sind, werden sie die Gruppe unterstützen. Tonks, deine Gruppe wartet in der Eingangshalle und Arthur teilt die verbliebenen Auroren und die Mitglieder des Ordens zur Verteidigung der Schule ein“, erklärte er den dreien.
Hermine und Harry verließen die drei, sie wollten Ginny und Neville suchen und Tonks erläuterte Remus kurz, das einige Schüler noch in Hogwarts seien.
„Es hätte mich gewundert, wenn alle widerspruchslos die Schule verlassen hätten“, meinte er lächelnd, „wer ist es denn? Normalerweise hätte ich das nur Hermine und Harry zugetraut.“
„Wir wissen es nicht genau“, erwiderte die Schulleiterin, „aber wir tippen auf Ginny Weasley und Neville Longbottom als Rädelsführer.“
Remus lachte und auch die Schulleiterin und Tonks schmunzelten.

„Sollen wir sie überraschen? Oder sollen wir höflich klopfen?“, fragte Harry und sah seine Freundin schmunzelnd an.
Sie standen vor der Mauer, hinter der sich der Bedarfsraum befand. Die Tür war nicht sichtbar, wahrscheinlich versteckte sich die Gruppe um Ginny und Neville in dem Raum. Hermine zog ihren Zauberstab, murmelte einen kurzen Zauberspruch und klopfte dann mit dem Stab gegen die Wand. Es gab ein Geräusch, als würde sie mit einem schweren Vorschlaghammer mit voller Kraft gegen die Wand schlagen und er hielt sich die Ohren zu. Erstaunt musterte sie ihren Zauberstab und murmelte etwas von „falschen Zaubersprüchen“. Sekunden später materialisierte sich eine große Holztür in der Wand, die vorsichtig von innen geöffnet wurde und Nevilles ängstliches Gesicht erschien in der Öffnung.
„Merlin sei Dank, ihr seid es“, meinte dieser erleichtert, wandte sich um und rief in den Raum: „es sind Hermine und Harry.“
Gleichzeitig öffnete er die Tür ganz und die beiden folgten ihm in den Raum. Dort erwarteten sie ungefähr fünfzig mehr oder weniger begeisterte Gesichter und Harry blickte Hermine überrascht an. Bevor einer von ihnen ein Wort sagen konnte war Ginny bei ihnen, umarmte sie herzlich und dann traten die anderen hinzu und nach kurzer Zeit wurden die beiden mit Fragen überschüttet. Amüsiert betrachtet Hermine die Situation, vor einem Jahr hatte sie noch mit einigen der anwesenden Schülern zusammen die Schulbank gedrückt, jetzt wurden Harry und ihr Fragen gestellt, die noch nicht einmal Dumbledore hätte beantworten können. Harry hob beide Hände um sich Gehör zu verschaffen.
„Er kann es“, dachte sie, „er muss nur ein wenig aus sich herausgehen, dann kann er fast alles erreichen. Er kann sie überzeugen und mitreißen“, und schmunzelnd nahm sie wahr, des es im Raum still geworden war.

„Danke“, sagte Harry lächelnd, „ich finde es phantastisch, dass sich so viele von euch hier zusammengefunden haben. Ich glaube auch, dass ihr euch keine Sorgen mehr machen braucht, die Schulleiterin wird euch nicht mehr wegschicken.“
Dann ließ er die Arme sinken, die Schüler jubelten, aber er schaute sehr ernst in die Runde und versuchte mit jedem einzelnen einen kurzen Blickkontakt herzustellen.
„Auf eure Fragen können weder Hermine, noch ich, noch irgendjemand anders euch eine befriedigende Antwort geben.“
Seine Stimme war leise geworden. „Ich weiß nicht, ob einer von uns morgen um diese Zeit noch lebt, oder ob wir alle tot sind.“
Sein letzter Satz hatte betroffenes Schweigen ausgelöst und jetzt sprang Hermine in die Bresche.
„Voldemort wird innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden Hogwarts angreifen“, erklärte sie, „sein Hauptaugenmerk wird Harry sein, er wird mit allen Mitteln versuchen, ihn in seine Finger zu bekommen:“
„Dich aber auch“, warf Ginny ein.
„Wahrscheinlich“, erwiderte Hermine und erläuterte den Schülern ihren Plan.
„Ginny hat euch in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe wird sich mit den Auroren unter Remus der Verteidigung von Hogwarts anschließen. Es kann durchaus sein, das diejenigen keinem Feind begegnen, dass ihr für Verletztentransporte und Botendienste gebraucht werdet. Seid deswegen nicht niedergeschlagen oder traurig, ihr helft mit, an vorderster Front, Voldemort zu besiegen.“ Sie legte eine kurze Pause ein und blickte Harry mit glänzenden Augen an.
„Die zweite Gruppe wird sich Tonks anschließen. Ihr alle kennt Tonks? Deren Hauptaufgabe wird es sein, Harry den Rücken freizuhalten. Voldemort wird mit allen Mitteln versuchen, Harry in irgendwelche Gefechte zu verwickeln um ihn abzulenken. Diese Gruppe wird das mit allen Möglichkeiten verhindern.“
Getuschel unter den Schülern wurde laut.
„Entschuldigung“, fragte eine junge Ravenclaw Schülerin, „was passiert, wenn Harry vorher getötet wird?“
„Dann“, erwiderte Hermine, so ruhig wie sie konnte, „dann ist dieser Krieg verloren und Dunkelheit wird das Land überziehen. Es ist Harrys Bestimmung, Voldemort zu töten, oder von Ihm getötet zu werden.“
„Oder deine, Liebste“, warf Harry ein und sie musterte ihn emotionslos.
„Ja, eventuell“, gab sie dann zu.
„Okay, wir möchten, das Ginny und Neville mit in die große Halle kommen und an der Besprechung, die gleich stattfinden wird, teilnehmen. Die anderen warten bitte auf deren Rückkehr“, erklärte Harry, dirigierte die beiden zur Tür und Hermine bildete die Nachhut.

7.

Die große Halle wimmelte vor Leuten, die, auf den ersten Blick ziellos durcheinander liefen. Professor McGonagall klopfte zweimal mit ihrem Zauberstab auf den Tisch und sofort kehrte Ruhe ein und alle nahmen an den Tischen Platz. Sie dankte den anwesenden und erhob sich.
„Ich werde Ihnen eine kurze Bestandsaufnahme der Situation jetzt, hier in Hogwarts geben, damit Sie alle im Bild sind.“
Professor Sprout reichte ihr ein Pergament.
„Die Krankenabteilung wurde in die Kerker verlegt, es steht genug medizinisch geschultes Personal bereit. Hundert Auroren stehen in und um Hogsmeade bereit, Kingsley Shackleboldt führt diese Gruppe, später werden ihm Fred und George Weasley zur Seite stehen. Remus Lupin befehligt zweihundertfünfzig Auroren, die Hogwarts beschützen werden, hundertfünfzig im Gebäude und hundert in den Ländereien vor der Schule. Professor Sprout und meine Wenigkeit werden ihn unterstützen. Nymphadora Tonks steht mit fünfzig Auroren bereit in der Eingangshalle, sie wird Hermine und Harry unterstützen.
Einige Schüler wollten sich die Chance, Tapferkeit und Mut zu zeigen nicht nehmen lassen, um Hogwarts zu verteidigen“, meinte Sie mit einem Blick auf Ginny und Neville, „ich werde ihnen nachher Ihre Aufgaben erläutern.
Die Appariersperre rund um Hogwarts ist aufgehoben. Sie müssen allerdings eine von unseren Schärpen tragen, sonst können Sie nicht apparieren. Die Gruppe um Kingsley Shackleboldt erhält rote, die Gruppe zur Verteidigung Hogwarts orange und die Gruppe um Hermine und Harry gelbe Schärpen.“
Sie wandte sich zu Hagrid um, der am gleichen Tisch saß.
„Bitte hören Sie jetzt aufmerksam unserem Professor für die Pflege magischer Geschöpfe zu“, bat sie und blickte in die Runde.
Der angesprochene erhob sich schwerfällig und räusperte sich. Man konnte ihm ansehen, dass ihm das Sprechen vor großem Publikum schwer fiel.
„Ja, also“, begann er leise, „vor einiger Zeit habe ich…“
„Hagrid, komm bitte auf den Punkt“, unterbrach ihn die Schulleiterin ungeduldig.
„Okay, ich habe vorige Woche mit den Wassermenschen gesprochen, Sie waren nicht verschwunden, sondern hielten sich nur versteckt.“
Grinsend wandte er sich an Hermine.
„Jetzt können wir dir deine damalige Frage beantworten, Hermine, das Grabmal von Albus Dumbledore ist von Voldemort komplett unterminiert worden. Wir wissen nicht, wie viele seiner Anhänger sich dort verstecken. Der Häuptling der Wassermenschen hat einen interessanten Vorschlag gemacht. Sie haben in den vergangnen Tagen einen Tunnel unter Wasser bis knapp vor das Grabmal gegraben. Fred und George haben aus Schwarzpulver eine Art Bombe gebaut. Wenn diese Bombe am Ende des Tunnels gezündet würde, wären die Gänge und Räume Voldemorts in Sekunden überflutet.“
Einige Sekunden herrschte Totenstille im Saal nachdem die anwesenden begriffen hatten, was Hagrids Vorschlag bedeutete. Auch Hermine und Harry blickten sich unbehaglich an und langsam begannen bei einigen Gruppen geflüsterte Streitgespräche.
Die Schulleiterin, der Minister, Remus Lupin und Bill Weasley berieten sich flüsternd.

„Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten“, begann Arthur, nachdem Sie sich einige Minuten beraten hatten, „wir werden den Vorschlag der Wassermenschen annehmen und morgen Vormittag die Sprengung veranlassen, wenn sich „Du weißt schon wer“ bis dahin nicht hat blicken lassen. Bitte seien Sie sich gewiss, das Er keine Sekunde zögern würde, wenn Er eine solche Entscheidung zu treffen hätte, sich möglichst viele Feinde auf einmal vom Hals zu schaffen.“
„Merlin sei Dank, das ich diese Entscheidung nicht treffen muss“, meinte Hermine und Harry gab ihr absolut Recht.
„Wir werden über Nacht unbemerkt eine Appariersperre über das Grabmal legen“, erklärte Moody, der zu Arthur getreten war.
„Sie werden ertrinken, wie Ratten in einem sinkenden Schiff“, murmelte Harry und Hermine legte ihre Arme Trost suchend um seinen Hals.
Danach rief die Schulleiterin die einzelnen Gruppen auf ihre Schärpen abzuholen, Ginny und Neville zogen mit einem ganzen Vorrat in Richtung Bedarfsraum davon. Remus informierte die anwesenden noch über die Alarmsignale, die von den Wachtposten gegeben würden, falls Voldemort angreifen sollte.

Und dann begann das Warten.

Tonks zog Hermine, Harry und Ginny, die nach der Verteilung der Schärpen an ihre Gruppe zurückgekehrt war, in die Eingangshalle.
„Wenn der Alarm kommt, werden wir vier uns auf dem Zuschauerturm des Slytherins auf dem Spielfeld treffen. Geht nicht zu Fuß, sondern appariert direkt dorthin“, erklärte sie und schaute die drei ernst an.
„Wir werden dort weiter besprechen, wie Harry und ich vorgehen werden“, meinte Hermine und blickte Ginny an, „können alle in deiner Gruppe springen, Ginny?“
„Ja, kein Problem“, erwiderte die angesprochene, „das haben wir im November noch aus Spaß mit allen geübt.“
„Gut, dann sollten wir einmal schauen, wo wir etwas zu Essen bekommen, ich habe Hunger“, meinte Harry und schaute die anderen fragend an.
Als sie in die große Halle zurückkehrten, erblickten sie über dem Lehrertisch ein großes Transparent.
Dort war vermerkt, welche Klassenräume zu Schlafsälen umgewandelt worden waren, wo sich jetzt die Krankenstation befand und das der Klassenraum, indem normalerweise Verwandlungsunterricht stattfand, jetzt zum Speisesaal umfunktioniert worden war.
„Der ist fast so groß wie die Halle“, erklärte Hermine erleichtert, „kommt ihr mit zum Essen?“
Tonks verneinte, sie wollte noch mit Remus sprechen, der immer noch mit der Schulleiterin und dem Minister zusammenstand.
„Ich hole Neville und die anderen, dann kommen wir auch in den Speisesaal“, erwiderte Ginny und verließ die beiden.
Das Pärchen machte sich auf den Weg und blieb überrascht am Eingang des provisorischen Speisesaales stehen. Vier lange Reihen Bänke und Tische zogen sich parallel durch den Raum, gut vierhundert Leute hatten hier auf einmal Platz. Hauselfen huschten umher und brachten Tablett auf Tablett mit kalten Speisen: Sandwichs, Roastbeef, geröstete Hühnerschenkel, Frikadellen, eingelegtes Gemüse, Brot in allen Variationen und große Schüsseln mit verschiedenen Salatsorten bedeckten die Tische. Überall stand Wasser und Kürbissaft bereit und über dem Feuer im offenen Kamin hing ein riesiger Kessel, aus dem es verführerisch nach Gulaschsuppe duftete. Grinsend blickten sie sich an und steuerten die auf die nächste Sitzreihe zu.
Kaum hatten sie Platz genommen, da erschien Dobby und fragte ob er ihnen eine Tasse Suppe bringen dürfe. Beide stimmten zu und nachdem ihnen der Hauself das gewünschte gebracht hatte, unterhielten sie sich flüsternd, da sie fast die Einzigsten im Raum waren.
Das änderte sich kurz darauf, als Ginny, Neville und die Mitglieder der neuen „DA“ den Speisesaal betraten. Im Nu waren sie umringt von Schülern und ehemaligen Klassenkameraden und der Geräuschpegel sank nur merklich, als sie alle aßen.

Nach dem Essen waren Hermine und Harry auf den Astronomieturm gestiegen, von hier aus hatten sie einen hervorragenden Blick über die Ländereien von Hogwarts bis zum Dorf Hogsmeade. Es war früher Nachmittag und nichts rührte sich.
„Ich würde jetzt gerne einen Spaziergang mit dir um den See machen“, flüsterte sie und küsste ihn sanft.
Er nahm sie in den Arm und sah ihr tief in die Augen.
„Ich auch, Liebste, das kannst du mir glauben, ich würde allerdings empfehlen, den Spaziergang nur in Gedanken zu machen, alles andere wäre zu gefährlich.“
Lachend stimmte sie ihm zu und sie machten sich auf den Rückweg in die große Halle.

8.

Kurz darauf machten sich Moody und Elphias Dodge mit ihren Besen auf den Weg, um die Appariersperre um das Grabmal zu legen. Beide waren durch Unsichtbarkeitsumhänge geschützt, trotzdem war es eine knifflige Angelegenheit und alle anwesenden fieberten Ihrer Rückkehr entgegen.
Nach einer halben Stunde waren Sie zurück und ein breites Grinsen überzog Moodys Gesicht.
„Kein Problem“, röhrte er und Elphias Dodge nickte zustimmend.
„Glaubst du das?“ Hermine hatte den Kopf zu Harry hinübergeneigt und flüsterte ihm ins Ohr. Skeptisch blickte er sie an.
„Ich glaube ihm das schon. Aber es würde bedeuten, dass unsere Gegner entweder sehr beschäftigt sind und die Überwachung vernachlässigen…“
„Oder Voldemort ist gar nicht hier“, beendete sie seinen Satz leise.
Ein Lächeln erblühte auf seinem Gesicht und impulsiv küsste er sie. Verlegen versteckte sie ihr Gesicht an seinem Hals.
„Wofür war denn das, Liebster?“, wisperte sie.
„Weil ich so froh bin, das die klügste Zauberin ihres Alters, wahrscheinlich auch die klügste Zauberin überhaupt, meine Freundin ist“, erwiderte er leise und ernsthaft.
„Danke, für das Kompliment.“ Sie umarmte ihn fest und drückte ihm einen Kuss aufs Ohr.

Der Abend verging quälend langsam, die Anspannung war überall spürbar und noch nie war der großen Uhr in der Halle soviel Aufmerksamkeit gewidmet worden wie jetzt.
Ginny und Neville, händchenhaltend, kamen zu Ihnen und setzten sich.
„Wie geht's euch?“, fragte Hermine mit einem warmen Lächeln, aber Neville blies seine Backen auf.
„Na ja, es geht so, aber das Warten macht einen verrückt. Damals im Ministerium, da hatten wir keine Zeit zum Nachdenken, aber jetzt dafür umso mehr. Ich glaube fast, das mir demnächst Rauch aus den Ohren pfeift, soviel wie ich im Moment überlege.“
„Es hilft wohl nichts, wenn ich euch sage, dass ihr euch nicht soviel Gedanken machen sollt“, meinte Harry mit einem aufgesetzten Lächeln.
„Nein, das hilft überhaupt nicht, Harry. Ganz im Gegenteil, dann fange ich erst richtig an, nachzudenken“, erwiderte Ginny ernst.
„Okay, dann wollen wir einmal die Gegenwart vergessen und uns der Vergangenheit zuwenden“, meinte Hermine entschlossen, „wieso hast du eigentlich nie den geplanten Harry Potter Fanclub ins Leben gerufen, Ginny?“
Statt einer Antwort lachte die angesprochene und es schallte durch die ganze Halle.
„Gute Frage, Hermine. Vielleicht weiß ein gewisser Herr an deiner Seite die Antwort, er war strikt dagegen“, erwiderte ihre Freundin kichernd.
„Harry Potter Fanclub? Nein Danke, es hat mir gereicht, wie mich die Leute wegen meiner Narbe angestarrt haben. Ich brauchte nicht noch mehr Aufmerksamkeit“, lehnte Harry grummelnd ab.
„Schade, ich glaube, die Hälfte der weiblichen Hogwarts Schüler wäre dem Club beigetreten“, meinte Neville grinsend.
„Vielleicht noch mehr“, warf Hermine nachdenklich ein, „ich kann mich noch gut erinnern, viele Mädchen haben mich damals beneidet. Schlimm wurde es, als Harry dann am trimagischen Turnier teilnahm. Ich war damals fünfzehn Jahre alt und die Mädchen haben mich überall angesprochen, aber hauptsächlich im Waschraum, ich war die Freundin von Harry Potter, übrigens, die einzige Freundin.“
„Was wollten die den wissen?“, fragte Harry interessiert und Hermine und Ginny kicherten.
„Die Zurückhaltenden wollten wissen, wie du küsst“, erzählte Hermine lachend und Harry zog eine Augenbraue hoch.
„Das war schon alles?“
„Nein“, erwiderte sie grinsend, „einige der aufgeschlossenen Mädchen wollten wissen, wie du im Bett bist, Harry“, und sie musste sich auf den Fingerknöchel beißen, um nicht laut herauszuplatzen.
Auch Ginny musste sich zusammennehmen um nicht zu lachen. Aber als sie ihren Freund ansah, der rot wie eine Tomate geworden war, konnte sie sich nicht mehr beherrschen und prustete los. Hermine fiel ihr um den Hals und die beiden jungen Frauen lachten, dass ihnen die Tränen die Wangen herunter liefen.
Harry war fast so rot geworden wie Neville und versuchte die Aufmerksamkeit seiner Freundin zu erlangen.
„Was hast du ihnen gesagt, Hermine?“, zischte er und klopfte ihr auf die Schulter.
„Tut mir leid, Harry. Ich habe ihnen erzählt, dass ich schwanger sei“, antwortete sie nachdem ihr Lachen abgeklungen war.
Wieder lagen sich die Freundinnen in den Armen und lachten unbeschwert. Harry war aufgesprungen und blickte die beiden fassungslos an. Nach einigen Augenblicken schaute Hermine ihren Liebsten an und sein Anblick provozierte einen neuerlichen Lachanfall bei den Frauen. Kurz darauf zog ihn Hermine in eine liebevolle Umarmung.
„Beruhige dich, Harry, ich musste das damals einfach sagen, es ging nicht anders. Du hättest die Reaktionen der Mädchen sehen sollen. Aber ich habe ihnen direkt danach erklärt, dass das ein Witz gewesen war. Aber einige glaubten mir nicht und betrachteten mich die nächsten Monate mit Argusaugen.“
Erleichtert seufzte er auf und erwiderte ihre Umarmung.
Schmunzelnd hatte Ginny den beiden zugesehen und dann nahm sie Nevilles Hand.
„Keine Sorge, Harry. Wenn dieses Gerücht in Umlauf gekommen wäre, hättest du dich vor Angeboten nicht mehr retten können, glaub mir das bitte“, meinte sie erklärend.
Lachend stimmte er ihr zu und wurde dann ernst.
„Aber du wärst nicht dabei gewesen, Ginny, oder?“
„Ich weiß es nicht, Harry, ich hätte damals alles getan, um deine Aufmerksamkeit zu erringen“, erwiderte sie offen und blickte Neville an.
„Du warst damals unser Held“, versuchte Neville zu erklären, „erst fünfzehn Jahre alt und Teilnehmer beim trimagischen Turnier, davon haben fast alle geträumt.“
„Ich nicht, ich wollte das überhaupt nicht“, sagte Harry fest.
„Stimmt, du wolltest das nicht, aber dann kam der Weihnachtsball. Du hast Hermine angeschaut, als wäre sie ein Außerirdischer. Ich kann es nicht besser beschreiben, aber damals wurde mir bewusst, das zwischen euch etwas abläuft, etwas, das ich nicht in Worte fassen kann. Damals wurde mir schlagartig klar, das Hermine und du zusammen gehörst, egal was Cho und ich auch immer probierten“, erklärte Ginny.
„Tja, ich habe lange gebraucht um das zu erkennen“, gab er zerknirscht zu und Hermine klopfte ihm mitfühlend auf die Schulter.
„Was lange währt, wird endlich gut“, ergänzte sie und alle grinsten.
Die Stunden bis Mitternacht verbrachten die vier gemeinsam und schwelgten in Erinnerungen an die vergangenen Jahre. Für sie war der Krieg für diese wenigen Stunden in weite Ferne gerückt und ab und zu schallte ihr Lachen durch die Halle.
Um Mitternacht scheuchte die Schulleiterin sie in die Betten. Neville hatte den beiden sein Einzelzimmer, das er als Schulsprecher bewohnte, zur Verfügung gestellt. Er selbst musste Wache stehen und Ginny wollte gemeinsam mit ihrer Gruppe in einem der großen Schlafsäle übernachten.
„Was hast du für ein Gefühl, Liebste?“
Eng aneinandergekuschelt lagen sie im Bett und machten sich Gedanken über den nächsten Morgen.
„Ich weiß nicht, Harry, ich kann es nicht beschreiben. Ich will, das du mich ganz festhältst, die ganze Nacht über.“
Beschützend legte er die Arme um sie und langsam drifteten sie in einen unruhigen Schlaf. Ruckartig wachte Harry auf, er war schweißgebadet und wusste im ersten Moment nicht, wo er sich befand. Draußen war es noch finster, eine Kerze brannte auf dem Nachttisch und eine kühle Hand strich ihm beruhigend über die Stirn. Erleichtert atmete er durch und entspannte sich augenblicklich.
„Alles in Ordnung, Harry?“, fragte sie leise, dankbar nahm er ihre Hand und blickte sie fragend an.
„Ich hatte wohl einen Alptraum“, erwiderte er und legte ihren Handrücken an seine Wange.
Den hattest du wirklich. Kannst du dich erinnern?“
Nachdenklich schüttelte er den Kopf.
„Es war der Traum von Cedric, aber auch noch viel mehr“, erläuterte Hermine, „ich habe mich im Ministerium gesehen, Ron mit den Spinnen im verbotenen Wald, Ginny mit Tom Riddle in der Kammer des Schreckens, die Weasley Zwillinge, die Dursleys, Dolores Umbrige, Sirius und deine Eltern. Alles ging unglaublich schnell, ich konnte die Bilder kaum richtig wahrnehmen.“
Zustimmend nickte er und drückte einen Kuss auf ihren Handrücken.
„Fast war es so, als hätte ich die wichtigen Momente in deinem Leben der letzen Jahre gesehen, innerhalb von ein paar Minuten“, versuchte sie zu erklären.
„Ich kann mich überhaupt nicht erinnern, Liebes“, meinte er bedrückt und strich ihr über das Haar.
Liebevoll blickte sie in seine Augen und kuschelte sich dann an ihn.
„Lass uns noch etwas schlafen, wir werden es brauchen.“

9.

Statt des erhofften Sonnenscheins, erwartete der nächste Morgen alle mit leichtem Nieselregen und Nebel. Alle, die keine Aufgabe hatten, waren zum Frühstück in den improvisierten Speisesaal gekommen und versuchten, wenigstens einige Bissen zu sich zu nehmen. Auch Hermine und Harry, die sich zu einigen ehemaligen Mitschülern an den Tisch gesetzt hatten, wollte das Essen nicht recht schmecken und sie mussten sich zwingen, einige Scheiben Toast zu essen. Kurz darauf erschien Ginny, Neville im Schlepptau, im Speisesaal und setzten sich zu den zweien.
„Wie habt ihr geschlafen?“, wollte ihre Freundin wissen und sah das Pärchen fragend an.
Hermine verdrehte nur die Augen, aber Harry blickte sie ernst an.
„Bescheiden wäre geprahlt“, meinte er und widmete sich wieder lustlos seinem Toast.
Mitfühlend nickte ihre Freundin und schüttete Neville und sich eine Tasse Tee ein.
„Während der Nacht war alles ruhig, keine besonderen Vorkommnisse“, erklärte Neville und nachdem er etwas gegessen hatte, küsste er Ginny und zog sich dann in den Schlafsaal zurück. Er wollte noch etwas ruhen, bevor er sich mit den anderen um zehn Uhr in der großen Halle versammeln würde. Kurz darauf trat Tonks zu ihnen an den Tisch, lächelte etwas gezwungen und wünschte einen „Guten Morgen“. Harry bat sie Platz zu nehmen und sie besprachen ausgiebig ihre weitere Vorgehensweise. Die vier vereinbarten, sich um neun Uhr dreißig auf dem Zuschauerturm am Quidditchfeld zu treffen.
„Kopf hoch, wir machen das schon“, meinte Tonks, stand auf und musterte die Freunde eindringlich. Dann umarmte sie die drei kurz und machte sich auf die Suche nach Remus.
„Okay, dann werde ich mal meine Gruppe suchen und moralisch aufrichten“, sagte Ginny ernst und verließ die beiden.
„Wir haben noch eine Stunde Zeit, Liebste, was möchtest du machen?“
„Komm“, rief sie und sprang auf, „wir machen einen Rundgang durch die Schule.“
Grinsend folgte er ihr in die Eingangshalle. Drei der größeren Räume in den Kellergewölben waren als Krankenstation umgebaut worden, nur der Klassenraum für Zaubertränke präsentierte sich wie in alten Zeiten. Die kleinen Fenster oben an der Außenwand ließen das Licht nur spärlich in den Raum fallen.
„Merlin, ist das kalt hier“, flüsterte Hermine und legte die Arme um ihren Oberkörper, als sie durch die Bankreihen ging.
„Stimmt, früher gab es ein Feuer im Kamin und die Kerzen erzeugten wenigstens den Eindruck von Wärme in diesem Raum“, pflichtete Harry ihr bei, er war am Eingang stehen geblieben.
Nachdem sie ihren Rundgang durch den Raum beendet hatte, nahm Harry sie in den Arm und führte sie nach oben. Ihm war eine Idee gekommen.
„Wo willst du mit mir hin, Liebster?“
„Lass dich überraschen, Hermine“, erwiderte er schmunzelnd und führte seine verdutzte Freundin in den fünften Stock.
„Pine Fresh“, murmelte er und legte die Hand auf eine der Türen auf diesem Flur.
„Wahnsinn, das Badezimmer der Präfekten“, meinte sie beeindruckt und sah sich erstaunt um.
„Ja, hier habe ich das Rätsel des goldenen Eies gelöst, Cedric hatte mir den Tipp gegeben. Kannst du dich erinnern?“
Lächelnd nickte sie und umarmte ihn.
„Du hast es uns später erzählt“, erwiderte sie, „und hier hat dich die „Moaning Myrtle“ dann dabei überrascht?“
„Merlin, ich werde immer noch rot wenn ich daran denke“, antwortete er verlegen und blickte sie dann durchdringend an.
„Ich möchte jetzt gerne hier mit dir baden, Liebste“, sagte er leise.
Freudig überrascht blickte sie ihn an und stimmte zu. Mit einem Spruch sicherte Harry die Tür während sie am Wassereinlass die Duftspender aktivierte und die Wanne vollaufen ließ. Gegenseitig zogen sie sich aus und ließen sich dann in die Wärme und den betörenden Duft des Wassers gleiten.
„Du überraschst mich immer wieder, Harry, ich hätte nicht gedacht, dass du in so einer Situation ans Baden denkst.“
Liebevoll sah er sie an küsste sie. Es blieb nicht bei diesem einen Kuss und sie hatten Schwierigkeiten, die Wanne zu verlassen, ohne dabei den Kuss zu unterbrechen. In Windeseile trockneten sie sich ab, um dann wieder die absolute Nähe des anderen zu genießen. Die Hände konnten sie nicht voneinander lassen und ein paar Minuten später sanken sie auf einigen großen Badelaken zu Boden.
„Mein Gott“, ging es ihr durch den Kopf, „wir lieben uns jetzt hier und in wenigen Minuten stehen wir wahrscheinlich dem Tod gegenüber.“ Trotzdem empfand sie es als absolut richtig, die letzten Stunden so innig wie möglich mit Harry zu verbringen.

„Es tut mir leid, Liebste, das hatte ich nicht geplant“, flüsterte er und schaute sie entschuldigend an.
„Keine Entschuldigungen, Harry, ich bin glücklich, dass wir jetzt zusammen waren“, erwiderte sie leise und blickte ihn mit glänzenden Augen an.
Seine Gesichtszüge drückten Erleichterung aus und er umarmte sie so fest, das es fast schmerzte.
„Hermine, Liebste, ich…“, seine Stimme verlor sich, all seine Emotionen sah sie in seinem Blick.
„Pst, mein Geliebter, du brauchst nichts zu sagen.“
Fragend hatte er den Kopf erhoben und sanft zog sie ihn an ihre Brust. Er hörte ihren Herzschlag und alle Anspannung fiel von ihm ab.

Pünktlich um neun Uhr dreißig apparierte das Liebespärchen geräuschlos auf den Zuschauerturm des Slytherinhauses auf dem Quidditchfeld vor den Toren Hogwarts. Tonks und Ginny waren schon da und begrüßten die beiden mit einem Nicken.

10.

So begann der neunzehnte Februar neunzehnhundertachtundneunzig, ein Donnerstag, der in die Geschichte der Zaubererwelt als der Tag des Beginns, des zweiten Voldemortkrieges eingehen sollte und der von der Muggelwelt unbemerkt blieb.
Gegen zehn Uhr durchlief eine leichte Erschütterung den Boden, wie ein kleines Erdbeben, und aus der Richtung des Friedhofes konnte man eine dumpfe Explosion wahrnehmen. Sekunden später erhob sich eine riesige Wasserfontäne auf der rechten Seite des Sees von der Wasseroberfläche und fiel kurz darauf zurück. Fasziniert blickte Harry zum See, eine halbe Minute später deuteten nur noch ein paar Wellen und ein Schaumkreis auf dem Wasser auf die Explosion hin.
Minuten später kamen dunkle Gestalten den Weg vom Friedhof her in Richtung Schule gelaufen. Dort, an der Wegeinmündung, an der Hermine noch vor einigen Tagen unschlüssig zum Friedhof geschaut hatte, waren Remus und ungefähr hundert Auroren vor der Explosion in Stellung gegangen. Sie hatten sich getarnt und gut versteckt. Voldemorts Anhänger liefen ihnen kopflos und ohne jede Ordnung in die Arme und obwohl es gut zweihundert dunkle Gestalten waren, brauchten die Auroren nur eine knappe Stunde, um Ihnen Herr zu werden. Zwar leisteten einige kleine Gruppen erbitterten Widerstand, von ihrem hohen Beobachtungsstand konnten die vier jede Menge Lichtblitze sehen, jedoch hatte Remus im Vorfeld mit den Wassermenschen eine Vereinbarung getroffen.
Wenn einer von Voldemorts Anhängern sich nicht ergab oder schnell überwältigt werden konnte, wurde Dieser kurzerhand mit dem „Locomotor“ Zauber in den See befördert. Die Wassermenschen hielten Sie solange unter der Wasseroberfläche, bis Diese bewusstlos waren, fesselten Sie und legten die dunklen Gestalten dann am Seeufer ab.
Unter Moodys Kommando wurden die dunklen Gestalten zu Gruppen von je zwanzig Leuten zusammengestellt, mit einem Fesselungszauber belegt und dann übernahm jeweils ein Auror eine Gruppe und brachte diese mit einem Portschlüssel direkt nach Askaban.
Ein paar Minuten später deutete auf dem Gelände rund um den See nichts mehr auf den vergangenen Kampf hin.
Tonks wollte gerade den Turm verlassen, als Hermine sie am Arm festhielt und mit ihrer Hand in Richtung des Dorfes deutete.
„Hogsmeade wird angegriffen“, flüsterte Tonks, sie war mit ihrem Blick Hermines Hand gefolgt und auch die beiden anderen schauten jetzt in diese Richtung.
Die verschiedenen Lichtblitze waren eindeutig, die sie ab und zu zwischen den Häusern erkennen konnten. Sie hatten keine Zeit sich darauf zu konzentrieren, denn plötzlich erreichte Geschrei vom Seeufer ihre Ohren. Rund um den See apparierten kleine Gruppen schwarz vermummter Gestalten. Es waren zwar jeweils nur ungefähr zwanzig Personen in jeder Gruppe, dafür kamen aber immer mehr Gruppen dazu. Harry überflog rasch die Anzahl der Gruppen und atmete scharf ein. Hermine hatte es gehört und blickte ihn mit aufgerissenen Augen an.
„Das sind fünfhundert von Voldemorts Leuten, Hermine, das ist der größere Teil seiner Armee.“
Zustimmend nickte sie und umfasste fest sein Handgelenk.
„Er will dich herauslocken, Harry, Voldemort hofft, das du dich zeigst.“
Sie hatte Recht, das wusste Harry. Obwohl es sie beide große Überwindung kostete, blieben sie auf dem Turm und griffen nicht in den Kampf ein. In dem Moment öffneten sich die Tore von Hogwarts und weitere einhundertfünfzig Auroren, die sich bis jetzt in der großen Halle aufgehalten hatten, griffen in die Kämpfe ein.
Im Schulgebäude befanden sich noch die fünfzig Auroren, die Tonks unterstanden und die fünfzig älteren Schülerder DA.
„Was meinst du, wie viel Anhänger hat Voldemort noch in der Hinterhand?“, wollte Hermine wissen nachdem sie einige Minuten die Kämpfe verfolgt hatten.
Langsam wiegte Harry den Kopf hin und her ohne den Blick vom Geschehen zu nehmen.
„Wenn wir wenigstens wüssten, wie viele seiner Leute im Grabmal waren. So sind alle Zahlen nur Spekulation“, erwiderte er verdrossen.
Draußen, auf den Wiesen vor den Toren der Schule und rund um den See wurden die Kämpfe heftiger. Obwohl die Angreifer zahlenmäßig deutlich überlegen waren, zeigte es sich schnell, das die meisten von Ihnen keine ausgebildeten Kämpfer waren. Sie verfolgten keine einheitliche Strategie, sondern waren wohl der Meinung, mit Ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit den Gegner zu überrollen.
Erfreut sahen die vier auf dem Turm, das es den Verteidigern immer wieder gelang, kleinere Gruppen der dunklen Seite in den See oder auch in den Wald zu treiben, aus dem diese dann nicht mehr hervorkamen. Gegen drei Uhr am Nachmittag änderten die Angreifer Ihre Strategie und versuchten mit aller Macht, das Tor der Schule zu besetzen. Gleichzeitig strömten jedoch auch die Verteidiger des Dorfes auf den Platz vor der Schule und die Angreifer sahen sich in die Zange genommen. Kopflos disapparierten Sie und innerhalb von drei Minuten war kein Vermummter mehr da, um den Kampf fortzuführen.
„Merlin sei Dank, da war es“, rief Ginny erleichtert.
„Nein, das war erst der Anfang, Ginny, Voldemort wollte unsere Stärke testen und Er ist selbst gar nicht in Erscheinung getreten. Der Hauptkampf steht uns noch bevor“, erläuterte Hermine bestimmt und Harry stimmte ihr zu.

Die vier hatten den Turm verlassen und waren in die große Halle zurückgekehrt. Dort verkündete die Schulleiterin, dass sich das Führungspersonal um vier Uhr Nachmittags in der großen Halle versammeln solle und schickte dann alle, außer den Wachen zum Essen, oder in die Ruheräume. Tonks verließ sie, wahrscheinlich um Remus zu finden und die drei machten sich auf die Suche nach Neville, um gemeinsam etwas zu sich zu nehmen.
Nach dem Essen gingen die Frauen kurz in den Waschraum, um sich im frisch zu machen. Harry und Neville staunten nicht schlecht, als die beiden Frauen zurückkamen und sie bewunderten die schönen Zöpfe, die sich die beiden gegenseitig geflochten hatten.
„So können uns die Haare nicht durchs Gesicht fliegen und uns ablenken“, erklärte Hermine auf Harrys fragenden Blick.“

„Dürfte ich kurz um Ihre Aufmerksamkeit bitten.“
Professor McGonagall hatte ihre Stimme erhoben und die Gespräche in der großen Halle erstarben. Sie nahm ein Pergament, das Bill Weasley ihr reichte und überflog es kurz.
„Achtzehn unserer Leute sind tot oder vermisst, einunddreißig liegen auf der Krankenstation und bei Vieren ist der Zustand kritisch“, Sie warf einen Blick in die Runde und fuhr fort, „dreihundertdreiundsechzig Gegner wurden von unseren Leuten nach Askaban gebracht, sechsundzwanzig sind tot. Wie viele im verbotenen Wald, im See und in Dumbledores Grabmal zu Tode gekommen sind, wissen wir nicht.“
Ganz leicht lächelte Sie Kingsley Shackleboldt zu, der zusammen mit Arthur und Remus an einem Fenster stand.
„Der Angriff auf Hogsmeade wurde zurückgeschlagen. Fred und George Weasley berichteten uns, das der letzte Horkrux von Drachen zerstört worden ist.“
Ein kollektiver Seufzer der Erleichterung durchdrang die Halle, aber die Schulleiterin hob die Hand.
„Das war nur ein Vorspiel“, rief Sie mit ernster Stimme, „Voldemort wollte unsere Verteidigung testen. Sein nächster Schlag wird härter werden.“
Gerade so, als wolle Voldemort Ihre letzten Worte untermauern, schrillte das Alarmsignal durch die Schule. Die Gruppe der Auroren, die Bereitschaft hatte, apparierte direkt aus der Eingangshalle vor die Tore der Schule, Remus sprang eine Sekunde später und alle anderen stürzten an die Fenster.
Rund hundert vermummte Gestalten standen in einem großen Halbkreis vor der Schule und schleuderten Fluch auf Fluch in die Gruppe der apparierten Auroren. Bevor sich diese richtig formieren konnten, verschwanden die Gestalten wieder. Innerhalb zwei Minuten waren neunzehn Auroren getötet worden, ohne dass ein Gegner gefallen war.

Die nächsten Stunden versuchte Voldemort mit ähnlichen Angriffen die Verteidiger von Hogwarts aus der Reserve zu locken. Aber Remus Lupin tappte kein zweites Mal in diese Falle, im Gegenteil.
Kurz vor Mitternacht gelang es seiner Gruppe eine große Anzahl Gegner aus dem Verkehr zu ziehen. Voldemorts Gefolgsleute waren in den Laden „Honeydukes“ in Hogsmeade appariert und versuchten, durch den verborgenen Gang, direkt in die Schule zu gelangen. George hatte das beobachtet, sofort die Schulleiterin verständigt und vorsichtig besetzten Remus Leute die Öffnung des Ganges in der Schule. Da diese Öffnung sehr klein war, konnte immer nur einer von Voldemorts Gefolgsleuten versuchen, den Gang zu verlassen. Zwei Auroren reichten aus, um die Öffnung zu verteidigen. Als im Laden „Honeydukes“ der letzte Vermummte im Gang verschwunden war, besetzten die Auroren auch diese Öffnung und die Feinde saßen in der Falle. Nach knapp zwei Stunden waren ihnen einhundertvierzig Gegner kampflos in die Hände gefallen und wurden sofort nach Askaban gebracht.
Bis zum Morgengrauen versuchte Voldemort immer wieder, allerdings erfolglos, mit kleinen Angriffen die Verteidiger der Schule kopflos zu machen und zu schwächen.

Kurz nach drei Uhr in der Nacht saßen Tonks, Hermine, Ginny, Moody, Neville und Harry im Speisesaal und ließen sich eine heiße Tasse Suppe schmecken, als wieder das Alarmsignal, wie so oft in den vergangenen Stunden, durch die Schule hallte.
„Elphias Dodge hat im Moment das Kommando, beruhige dich, Moody“, meinte Tonks grinsend und zog den Auror wieder auf die Bank zurück.
Moody war beim Alarmsignal aufgesprungen und hatte den Speisesaal verlassen wollen. Hermine betrachtete die beiden ausdruckslos.
„Zermürbungstaktik“, meinte sie angewidert und löffelte weiter ihre Suppe.
„Wie meinst du das?“, wollte Neville wissen.
Sie leckte ihren Löffel sauber, nahm sich zwei Sandwichs auf ihren Teller und blickte Neville mitleidig an.
„Alle paar Minuten ein Alarm, keine Ruhepausen, keine Möglichkeit eine Mahlzeit in einem Stück einzunehmen, kein Schlaf, immer unter höchster Anspannung. Wie würdest du das nennen, Neville.“
Der Angesprochene schaute betreten zu Boden und wurde rot.
„Verstanden, Hermine“, murmelte er kaum hörbar.
Nachdem sie mit ihren beiden Sandwichs fertig geworden war, stand sie auf, legte Harry die Arme um den Hals und küsste ihn auf die Wange.
„Was meinst du, Liebster, sollen wir noch versuchen ein paar Stunden zu schlafen? Unsere Bereitschaft beginnt um sieben Uhr.“
Die beiden verabschiedeten sich von den anderen und zogen sich in Nevilles Zimmer zurück, um nach dem anstrengenden Tag noch bis zum Morgengrauen zu Ruhen.

11.

Nach einem ausgedehnten Frühstück fanden sie sich um sieben Uhr in der großen Halle ein. Ein paar Minuten unterhielten sie sich mit Tonks und Remus und dann bat der Zaubereiminister, Arthur Weasley, um ihre Aufmerksamkeit.
„Momentan habe ich keine Neuigkeiten für Sie, „Du weißt schon wer“ hat sich bis jetzt nicht gezeigt. Wir können nur unsere Strategie weiterführen und hoffen, dass er sich bald zeigt.
Harry schaute nachdenklich zur Decke und nahm dann Hermines Hand.
„Was ist los, Harry?“, fragte sie flüsternd.
Tief durchatmend schaute er in die Runde, fast schmerzhaft drückte er ihre Hand und seine Stimme zeugte von Entschlossenheit.
„Wenn Voldemort sich heute nicht zeigt, dann werde ich Ihn morgen herausfordern.“
Jedes Gespräch in der Halle war verstummt, Hermine umarmte ihn so heftig, das er meinte seine Rippen brechen zu hören. Sie hatte ihr Gesicht an seiner Brust vergraben und er hörte ihre leisen Schluchzer.
Arthur, Tonks, Remus und Lupin waren zu den beiden getreten und Harry löste sich vorsichtig von seiner Freundin. Mit einem Taschentuch wischte sie sich kurz über die Augen, ließ seine Hand aber nicht los.
Arthur räusperte sich und suchte nach den richtigen Worten.
„Harry, das ist…selbstlos von dir“, meinte er ergriffen.
Tonks und Remus umarmten die beiden herzlich.
„Überlegt euch das in Ruhe, wir kriegen ihn auch anders“, empfahl Remus leise.
„Bist du damit einverstanden, Hermine?“, fragte Tonks.
Vehement schüttelte die angesprochene den Kopf und blickte ihren Liebsten an.
„Aber Harry hat Recht, so kann es nicht weitergehen, diese Warterei macht uns alle fertig.“
„Wir werden einen Plan ausarbeiten, wie du Ihm am Besten gegenübertrittst“, grummelte Moody leise und schlug Harry anerkennend auf die Schulter.
Die jungen Leute wollten alleine sein und verabschiedeten sich.

Tonks und Remus sahen ihnen nach und seufzend kratzte Moody sich am Kinn.
„Der Junge beeindruckt mich immer mehr“, meinte er ehrlich, „als ich ihn kennen lernte, meinte ich, ein absolutes Weichei vor mir zu haben.“
Remus nickte zustimmend und Tonks schmunzelte.
Er wirkte so auf andere, aber er war kein Weichei, sondern er war unsicher. Hermine hat das sehr früh erkannt und ihn gefördert“, erklärte Remus.
„Stimmt, Harry war nie feige, sondern zurückhaltend. Er hatte keine Vorbilder, an denen er sich orientieren konnte und da kam Hermine genau richtig. In den ersten Schuljahren haben sie sich gegenseitig die scharfen Kanten abgeschliffen und jetzt passen sie wie Topf auf Deckel“, ergänzte Tonks träumerisch.
Hagrid war zu den dreien getreten und legte Remus eine Pranke auf die Schulter.
„Gibt es keinen anderen Weg? Können wir die beiden da nicht irgendwie heraushalten?“
„Kennst du eine Möglichkeit, Hagrid? Wir sind für jeden Vorschlag dankbar“, knurrte Moody leise, „die beiden hätten wahrlich Ruhe und Frieden verdient.“
Remus blickte den Halbriesen mitfühlend an.
„Es ist wohl Harrys Bestimmung, gegen Voldemort anzutreten. Ich glaube nicht, das jemand anders diese Aufgabe erfüllen kann.“
Hagrid schaute zu Boden und nickte langsam.
„Du magst Harry sehr, nicht wahr?“, fragte Tonks leise und ruckartig blickte er auf.
„Ja, vom ersten Tag an und Hermine gehört jetzt zu ihm. Wenn ich die beiden in der Ferne erblicke, glaube ich James Potter und Lily Evans zu sehen“, meinte er verträumt.
Auf diese Bemerkung hin senkte Remus den Blick und schluckte heftig.

„Du hast mir nichts davon gesagt, Liebster?“
In Hermines Frage lagen kein Vorwurf, keine Anklage und dafür war er ihr dankbar.
Fast wie von selbst hatten ihre Schritte sie auf den Astronomieturm geführt, nachdem sie die große Halle verlassen hatten. Eng aneinandergeschmiegt lehnten sie am Geländer und betrachteten den Sonnenaufgang.
Hogwarts lag im leichten Morgennebel zu ihren Füßen, friedlich und liebenswert, fast eine Postkartenidylle und nichts deutete auf die Kämpfe der letzten Stunden hin.
„Ich konnte dir nichts sagen, Liebste, der Gedanke kam mir erst Sekunden vorher“, erklärte Harry vorsichtig und legte die Arme um sie.
„Als Arthur sagte, dass es so weitergeht wie bisher, da schoss mir diese Idee durch den Kopf. Es kann so nicht weitergehen, eine Entscheidung muss fallen. Wenn Voldemort nicht den ersten Schritt macht, dann ergreife ich eben die Initiative.“
Sie nickte und umklammerte ihn fest.
„Ich weiß, Harry, aber ich…“, sie konnte nicht weitersprechen und schluckte schwer.
„Weißt du, wo ich jetzt gerne wäre?“
„Ja“, erwiderte er mühsam, „wir beide sitzen in Godric Hollow auf den Stufen vor der Haustür, lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen und frühstücken zusammen.“
Mit glänzenden Augen schaute sie ihn an und küsste ihn dann.
„Glaubst du an unserer Zukunft?“, wisperte er und sie nickte nachdrücklich.
„Wir beide haben uns beide in Godric Hollow gesehen, mit unseren Kindern, das kann kein Zufall sein“, erwiderte sie überzeugt.
Erleichtert lachte er auf und küsste sie innig.

Gegen acht Uhr trafen sie sich mit Tonks im großen Saal und apparierten kurz darauf auf ihren gewohnten Platz, den Slytherin Turm am Quidditch Feld. Der Vormittag blieb ruhig und mehr als einmal gähnten sie sich gegenseitig an, die vergangene Nacht war eindeutig zu kurz gewesen. Deutlich konnten sie von ihrem erhöhten Aussichtsplatz die Hogwartsuhr Mittag schlagen hören und gleichzeitig begann die Luft über dem schwarzen See zu flimmern.

Hermine und Harry kniffen die Augen zusammen und auch Tonks fixierte die Stelle am See. Zwanzig große Feuerbälle erschienen wie aus dem Nichts und rollten langsam auf die Schule zu. Dahinter apparierten Gruppen von schwarz vermummten Gestalten, immer mehr und mehr. Voldemort hatte seine ganze Armee aufgefahren und auch der Himmel verdunkelte sich, die Dementoren waren angekommen.
Kurz darauf gab es einen dumpfen Knall, in einem Feuerwerk materialisierte sich eine dunkle Gestalt. Von zwanzig Death Eatern umgeben erschien Voldemort, hässlich wie die verregnete Nacht, das Gesicht mit brennend roten Augen, keine Nase, sondern nur vertikale Schlitze, aus denen ein wenig Dampf aufstieg. Eingehüllt in ein schwarzes Gewand betrat er den Boden von Hogwarts, etwas, das Dumbledore ihm so lange verwehrt hatte. Mit einem leichten „Plopp“ erschienen Ginny und Neville auf dem Turm.
„Da ist ja die Vogelscheuche“, meinte Ginny geringschätzig und musterte Voldemort respektlos.
„Mit den Feuerbällen wollen Sie die Mauern des Schlosses sprengen, das müssen wir verhindern“, rief Hermine aufgeregt und dachte nach.
„Neville, sie sollen den „Aguamenti“ Zauber anwenden, wenn das nicht geht, sollen sie die Bälle mit dem „Locomotor“ Zauber in den See befördern. Sie sollen auf Besen fliegen und sich unsichtbar machen, die Dementoren übernehmen wir.“
Neville apparierte sofort in die große Halle, ohne einen Augenblick Zeit zu verschwenden und Harry wandte sich an Ginny.
„Nimm dir noch jemanden mit, der einen guten „Patronus“ erzeugen kann, Ginny, und dann appariert ihr auf den Astronomieturm, damit können wir dann auf dem ganzen Feld die Dementoren abwehren.“
Ginny disapparierte und gespannt verfolgten die drei auf dem Turm, wie Voldemorts Armee langsam vorrückte. Plötzlich verlöschte ein Feuerball in einer Dampfwolke und zwei andere wurden wie von Geisterhand zum See befördert und explodierten, als sie die Wasseroberfläche berührten.
Lautlos glitten die Dementoren heran und versuchten die Feuerbälle zu beschützen. Harrys Patronus, der Hirsch, erschien an der Spitze seines Zauberstabes und nur einen Augenblick später gesellte sich Hermines Patronus, der Otter, dazu und gemeinsam drängten sie die Dementoren ein gutes Stück zurück. Ein weiterer Patronus, ein Fuchs, erschien am Himmel, sie konnten deutlich Ginny erkennen, von deren Zauberstab das Tier erschienen war. Ein weiterer Patronus erschien, ein Dachs, Seamus hatte ihn erzeugt, er stand neben Ginny und winkte. Die Dementoren konnten nicht standhalten und zogen sich zurück.
Die Verteidiger von Hogwarts apparierten in einer breiten Linie, genau zwischen den Feuerbällen und Voldemorts Armee und sofort entbrannten hitzige Kämpfe.
Hagrid und sein Halbbruder Grawp erschienen mit zehn weiteren Halbriesen und Sie griffen die linke Flanke von Voldemorts Armee an. Als Waffen trugen sie Baumstämme, ungefähr sechs Meter lang, die sie vorher sauber entastet hatten und mit einer gewissen Eleganz schwangen sie die Stämme horizontal, knapp über dem Boden durch die Reihen der Gegner.

Zwei Feuerbälle konnten nicht gestoppt werden, explodierten an der Schule neben dem Haupteingang und erzeugten zwei große Löcher in der Mauer. Von der Innenseite der Schule her sicherten die Schüler um Neville die Öffnungen ab.

„Es geht los Tonks, teile deine Leute in zwei Gruppen und greif Voldemort von beiden Seiten an“, rief Harry und Tonks verschwand.

Greyback hatte mit zehn Wölfen die Linie der Verteidiger durchbrochen und stürmte auf die Öffnungen in der Mauer zu. Coleen Crevey trat ihm mit einigen Schülern entgegen und hob seinen Zauberstab. Bevor ein einen Ton sagen konnte, war Greyback bei ihm, schlug ihm den Stab aus der Hand, packte Colleen im Genick und versenkte seine Zähne in dessen Hals. Mit einem tierischen Schrei riss er Collens Kehle auf und warf dann den leblosen Körper achtlos beiseite. Die übrigen Schüler wichen zurück. Remus und Moody erschienen in der Öffnung.
„Greyback, das war dein letztes Opfer, jetzt erhältst du deinen gerechten Lohn“, rief Remus und zückte seinen Zauberstab.

Links und rechts von Voldemort waren Tonks Kämpfer aufgetaucht und verwickelten seine Schutztruppe in Einzelkämpfe. Das war der Moment, auf den Harry gewartet hatte. Er umfasste kurz Hermines Gesicht mit beiden Händen.
„Du bist mein Leben“, flüsterte er, küsste sie und verschwand mit gezogenem Zauberstab.
Sie sah ihn vor Voldemort ankommen und all dessen Aufmerksamkeit galt Harry.
„Du bist mein Leben, Harry, ich liebe dich“, flüsterte sie und apparierte geräuschlos und unbemerkt zehn Meter hinter Voldemorts Rücken.

„Potter, endlich hab ich dich“, zischte Voldemort und lachte gackernd.
Harry war nicht entgangen, dass Er schnelle Blicke nach rechts und links warf.
„Vergiss es, Tom, deine Truppen können dir jetzt nicht helfen und ich würde behaupten, das ich dich habe, also gib deinen Zauberstab her und zwar sofort“, Harrys Stimme war hart, sein Zauberstab deutete auf Voldemorts Kopf und er war entschlossen ihn zu töten, sollte Voldemort Widerstand zeigen.
Vorsichtig zog Voldemort einen Zauberstab mit zwei Fingern unter seinem Umhang hervor.
„Es scheint, dass du im Moment im Vorteil bist, Harry, das muss ich zugeben“, erwiderte er mit zusammengekniffenen Augen und aus seinen Nasenschlitzen drang stoßweise Dampf.
„Ich ergebe mich, Potter“, rief er und warf Harry seinen Zauberstab zu.
Harry hielt weiterhin seinen Zauberstab auf Ihn gerichtet und streckte die andere Hand aus, um den, auf ihn zufliegenden Stab, aufzufangen.
Hermine wollte ihn warnen, sie ahnte, was Voldemort vorhatte, doch sie war wie gelähmt und kein Laut kam über ihre Lippen.
In dem Moment, in dem Harry Voldemorts Zauberstab auffing, verschwand er.

„Ha, Potter, wieder reingefallen, jetzt mach ich dich ganz langsam fertig“, Voldemort tanzte auf der Stelle, sein gackerndes, irres Lachen erfüllte die Luft, Hermine packte eine unbändige Wut und sie richtete ihren Zauberstab auf ihn.
„Du machst hier nichts mehr fertig, Dreckskerl. Sondern du wirst fertig gemacht.“
Voldemorts Lachen erstarb, vorsichtig tastete er unter seinem Umhang nach seinem Zauberstab und drehte den Kopf.
„Ah, die Schlammblutfreundin“, zischte er, „komm schon, Kleine, gib mir deinen Zauberstab.“
„Avada Kedavra“, rief Hermine, den Zauberstab auf Voldemorts Kopf gerichtet und gleichzeitig schloss sie die Augen.

Remus hatte Greyback erledigt und befand sich zusammen mit Moody im harten Kampf gegen die Wölfe. Hagrid und seine Halbriesen hatten eine richtige Bresche in die Reihen der Gegner geschlagen, auch die Centauer hatten aktiv in den Kampf eingegriffen und bedrohten die rechte Flanke von Voldemorts Heer.

Tonks hatte einen Moment Luft holen können, nachdem sie ihren Gegner erledigt hatte und sie schaute sich nach Harry um. Der war nicht zu sehen, aber Voldemort hatte gerade seinen Zauberstab aus seinem Umhang gezogen, als ihn ein grüner Blitzstrahl aus Hermines Zauberstab einhüllte. Er wurde zu Boden geschleudert, lag auf den Rücken, die Hand mit dem Zauberstab immer noch, wie anklagend, erhoben. Sein Tod war unspektakulär, weder der Himmel, noch die Hölle öffneten sich.

Eine Welle des Zweifels durchfuhr Voldemorts Anhänger, sie kämpften nicht weiter und blickten zu ihrem Anführer, der in diesem Moment tot vor Hermine lag. Die meisten warfen ihren Zauberstab weg und ergaben sich. Nicht wenige disapparierten, bevor sie gefangengenommen werden konnten.

Hermine sprang zu Voldemort, ein Tritt von ihr und sein Zauberstab flog durch die Gegend.
„Sein Körper ist noch da, wir haben alle Horkruxe vernichtet“, ging ihr kurz durch den Sinn.
Vorsichtig ging sie an dem Platz in die Knie, an dem sie Harry zuletzt gesehen hatte. Tränen flossen ihr jetzt über die Wangen.
„Harry, Harry, wo bist du?“ rief sie, aber es kam keine Antwort, Harry blieb verschwunden.


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