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Harry Potter und die Erkenntnisse des Lebens - Kapitel 12: Die Zeit wird langsam knapp

von Jean Nevi

Kapitel 12
Kapitel 12

Die Zeit wird langsam knapp.

1.

„Ach, Harry, es ist schön mal wieder in Hogsmeade zu sein, oder?“
Mitten auf der Hauptstraße waren sie stehen geblieben und küssten sich innig. Harry wurde das Gefühl nicht los, das Hermine ihr Ankommen hier öffentlich machen wollte, den Grund kannte er allerdings nicht.
„Sag mal, mein Liebes, wieso küsst du mich hier in aller Öffentlichkeit, ich war der Meinung, das wir hier möglichst inkognito agieren wollten.“
„Vertraust du mir, Harry?“
„Mit meinem Leben, Hermine.“
Mit glänzenden Augen sah sie ihn an und küsste ihn stürmisch.
„Ich halte es für wichtig, einige Personen darüber in Kenntnis zu setzen, dass wir beide wieder hier sind“, antwortete sie vage und nahm ihn am Arm.
„Wunderbare Art diese Tatsache zu veröffentlichen“, murmelte er grinsend, liebevoll knuffte sie ihn in die Rippen und lachte.
Ihr erster Weg führte sie zu dem Laden von Fred und George. Letzterer stand an einem Regal und sortierte Ware ein. Noch hatte er die beiden nicht bemerkt und leise schlichen sie sich an ihn heran. Hermine legte ihm leicht eine Hand auf die Schulter und das Ergebnis war sehens- und hörenswert. Mit einem leisen Schrei ließ er alle Ware, die er in seinen Händen hielt, fallen und fuhr herum, so sehr erschrak er. Doch dann war die Erleichterung auf seinem Gesicht grenzenlos und er atmete tief durch.
„Puh, ihr seid es, Merlin sei Dank. Ihr habt mir einen gehörigen Schrecken eingejagt.“
Herzlich begrüßte er beide, rief nach Agnes und dann gingen sie zusammen in die Kneipe „The Three Bromsticks“. Fred saß an einem Tisch und hatte ein Rumbier vor sich stehen. Auch er begrüßte die beiden überschwänglich.
Madame Rosmerta hieß ihre neuen Gäste herzlich willkommen und sie setzten sich zu Fred an den Tisch. Hermine wollte wissen, wie sich die Situation in Hogsmeade und der Schule momentan darstellt und die Zwillinge gaben bereitwillig Auskunft.
„Oberflächlich gesehen ist alles bestens, man könnte sagen, normal“, erläuterte George.
„Aber irgendetwas ist hier faul, man kann es nicht benennen oder greifen, aber das Gefühl ist immer da“, fuhr Fred fort.
„Könntet ihr bitte etwas ausführlicher werden“, bat Harry verständnislos und die Zwillinge wechselten einen fragenden Blick.
„Okay, wenn ich draußen bin, fühle ich mich beobachtet, ich habe aber noch nie irgendjemanden gesehen, der mich beobachtet“, versuchte George zu erklären.
„Das Gefühl haben wir nicht alleine. Seht euch mal auf der Strasse um, die meisten Leute blicken des Öfteren um sich, auch sie haben den Eindruck beobachtet zu werden“, ergänzte Fred.
Das Liebespaar tauschte einen wissenden Blick zu.
„Okay, ihr zwei. Wir sind die nächsten Tage in Hogwarts und werden uns gelegentlich mit euch treffen. Haltet bitte Augen und Ohren offen“, bat sie.
Alsbald verabschiedeten sie sich von den Zwillingen und verließen das Lokal.
„Lass uns eine Runde um den See drehen, bevor wir Professor McGonagall unsere Aufwartung machen“, meinte Hermine und nahm seinen Arm.
Langsam schlenderten sie den Weg um den See entlang und Harry spürte ein gewisses Unwohlsein, das er aber nicht genauer definieren konnte. Dann steckte er eine Hand in die Tasche und öffnete das Sneakoskop. Das Instrument brauchte er nicht anzusehen, denn das Pfeifgeräusch reichte aus.
„Hast du es auch wahrgenommen?“, Hermine blieb stehen und sah Harry fragend an.
„Ja, aber ich kann nicht sagen was es ist. Ich fühle, das etwas Schlechtes hier ist, weiß aber nicht wo.“
„Es ist trotzdem schön, das deine Wahrnehmung besser geworden ist, Liebster“, freute sie sich.

Am Eingang des Schlosses erwartete Neville Longbottom die beiden, das Abzeichen auf seinem Umhang wies ihn als Vertrauensschüler aus. Sie begrüßten sich herzlich, als Hermine Neville umarmte wurde dieser rot und Harry konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Ich habe euch gesehen, als ihr vom See heraufkamt. Ihr wollt sicher zur Schulleiterin?“
„Stimmt, Neville, aber danach wollen wir mit den älteren Gryffindor Schüler sprechen“, entgegnete Harry ernst.
Neville hatte sie bis vor die Bürotür begleitet.
„Ich werde versuchen nachher alle im Gemeinschaftsraum zu versammeln. Wenn ihr hier fertig seid, kommt einfach rüber. Das Passwort ist: „fresh lemon juice.“
Neville verabschiedete sich und Hermine klopfte an.
Professor McGonagall freute sich, das Pärchen wohlbehalten wiederzusehen und bot ihnen die Plätze vor dem großen Schreibtisch an. Sie zauberte noch eine Kanne Tee und eine Schale mit Gebäck herbei und sah sie dann erwartungsvoll an. Abwechselnd berichteten sie ihr, was sich seit ihrem letzten Zusammentreffen ereignet hatte. Bei der Schilderung der Entdeckung des Chemielabors auf Malfoy Castle, zeigte sie sich sichtlich erschüttert
„Wo kommt das Trinkwasser für die Schule her?“, wollte Harry wissen.
„Wir haben einen Brunnen unterhalb der Kerker, der die Schule und auch Hogsmeade mit Frischwasser versorgt.“
„Den werden wir uns einmal genauer ansehen“, meinte Hermine ernst.
„Ich werde Dobby bitten, Ihnen den Brunnen zu zeigen“, erwiderte die Schulleiterin.
„Professor McGonagall, was ist hier los? Alle laufen herum, als seien Dementoren hinter ihnen her und das Gefühl des Bösen hatten Harry und ich seit wir in Hogsmeade angekommen sind. Können Sie uns etwas dazu sagen?“
Abwechselnd schaute die angesprochene von einem zum anderen.
„Leider nicht, Miss Granger. Wir nehmen seit einigen Monaten auch das Gefühl der dunklen Magie war, wir sind allerdings nicht in der Lage den Ursprungs Ort zu bestimmen. Zehn Auroren überwachen das Schulgelände Tag und Nacht. Die Schüler dürfen das Gelände nur an den Hogsmeade Wochenenden verlassen“, seufzte sie tief und sah die zwei verzweifelt an.
„Irgendetwas Schlimmes braut sich hier zusammen. Sie sollten dringend mit Hagrid reden. Ich werde die Auroren informieren, dass für Sie keinerlei Beschränkungen gelten. Am besten richten Sie sich wieder im Bedarfsraum ein.“
Dann stand sie auf und verabschiedete sich.
„Bitte zögern Sie nicht, mich anzusprechen, wenn Sie etwas brauchen oder etwas herausgefunden haben. Ich bin rund um die Uhr für Sie da.“
Die jungen Leute dankten Ihr, verließen das Büro und fuhren mit der Wendeltreppe nach unten.
„Was für einen Eindruck hastest du, Hermine?“
„Lass uns zuerst noch Informationen zusammentragen, Harry, im Moment kommt mir das alles noch zu nebulös vor“, lautete ihre knappe Antwort.

Ginny fiel ihnen um den Hals, als sie den Gryffindor Gemeinschaftsraum betraten. Die meisten Gesichter waren ihnen bekannt und nur einige Erstklässler mussten ihnen vorgestellt werden. Dann setzten sie sich in ihre Lieblingssessel und beantworteten in der nächsten Stunde geduldig die Fragen ihrer ehemaligen Mitschüler.
Danach zogen sie sich mit Ginny, Neville, Dean und Seamus in eine ruhige Ecke zurück. Aber auch die konnten ihnen nicht wirklich weiterhelfen. Alle nahmen etwas wahr, konnten den Ursprung aber nicht erklären.
Neville vermutete den Ursprung tief unterhalb der Kerker, ungefähr da, wo das Trio vor einigen Wochen den ersten Horkrux gefunden hatte.
Dean favorisierte die „Shrinking Shack“, wenn er zu den Hogsmeade Wochenenden ins Dorf ging machte er einen großen Bogen um das Anwesen. Die „Shrinking Shack“ war ein altes Geisterhaus, seit Jahrzehnten unbewohnt und am Rand von Hogsmeade gelegen.
Seamus hatte die zweite Kneipe von Hogsmeade, das „Hog´s Head“ in Verdacht. Ihm waren die vielen unbekannten und dunklen Gestalten, die dort verkehrten, suspekt.

Anschließend machten sich Hermine und Harry auf den Weg zu Hagrid. Auf ihr Klopfen rührte sich nichts. Da es ein schöner Tag war, setzten sie sich auf die Treppe vor der Hütte und kuschelten sich aneinander. Die Sonne schien ihnen ins Gesicht, sie schlossen die Augen und genossen die Ruhe und den Frieden hier. Nur ein paar Minuten später drang leises Hundegebell aus dem Wald bis zu ihnen und da wussten sie, das Hagrid gleich auftauchen würde. Sie blieben sitzen, Fang kam zu ihnen gelaufen und wollte vor Freude ihre Gesichter ablecken. Kurz darauf stand ihr großer Freund mit gespannter Armbrust vor ihnen und musterte sie liebevoll.
„Kommt doch rein“, brummte er.
Sie standen auf und folgten ihm in seine Hütte. Hagrid vollzog seine gewöhnliche Teezeremonie, dann setzte er sich ihnen gegenüber und wartete. Die beiden grinsten sich an und dann teilten sie Hagrid die letzten Neuigkeiten mit. Er stellte ein paar Fragen und als sie geendet hatten, nickte er befriedigt mit dem Kopf.
„So, jetzt mal zu dir“, sagte Hermine entschlossen, „was ist hier los, Hagrid?“
Sie stand auf und deutete mit ausgestreckter Hand in Richtung Schloss und Hogsmeade. Der angesprochene seufzte und blickte dann die beiden ernst an.
„Bitte erkläre uns jetzt nicht, das da etwas ist, aber du weißt leider nicht was es ist, oder wo es ist, das haben wir heute schon zu oft gehört“, kam Harry ihm zuvor.
„Die Centauren haben sich an das andere Ende des Waldes zurückgezogen, den Kraken im See habe ich schon lange nicht mehr gesehen und auch das Wasservolk lässt sich nicht mehr blicken. Ich habe den Eindruck, irgendwer versucht, alle guten Kräfte aus der Umgegend zu vertreiben“, erwiderte er betroffen.
„Willst du damit sagen, du hältst die Centauren für gut und freundlich?“, fragte Hermine Ungläubig und blickte Harry verwirrt an.
„Na ja, nicht direkt für freundlich, aber seit dem sie ein neues Oberhaupt haben, konnte ich das alte Verhältnis mit ihnen wieder einigermaßen herstellen.“
„Bane ist nicht mehr der Chef?“, fragte Harry erleichtert.
„Nein, Bane wollte die Herde auf die dunkle Seite ziehen, deshalb haben sie ihn ausgestoßen. Das neue Oberhaupt ist Jargon, er kennt dich auch, Harry.“
Dieser kramte in seinen Erinnerungen, konnte sich aber partout nicht an einen Centaur namens Jargon erinnern.
„Ihr solltet sie aufsuchen“, meinte Hagrid nachdrücklich und blickte sie fest an.
„Hältst du es für sicher?“, fragte Hermine und bejahend nickte er mit dem Kopf.
„Schaut euch überall um, versucht alles wahrzunehmen, nicht nur mit euren Augen. Seid vorsichtig und vor allem, trennt euch nicht, bleibt zusammen.“
Er langte mit beiden Armen über den Tisch, nahm jeweils eine Hand der beiden und sah sie ernst an.
„Ich weiß nicht, was hier ist, aber es ist von Grund auf böse, das spüre ich. Deshalb seid vorsichtig, absolute Wachsamkeit.“

Langsam und in Gedanken versunken gingen sie zum Schloss zurück. Am Eingang erwartete sie Dobby, er konnte seine Freude Harry wiederzusehen kaum verbergen und begrüßte auch Hermine überschwänglich. Stolz führte sie er zum Bedarfsraum und öffnete die Tür.
„Treten Sie bitte ein, Miss Granger und Mister Potter, Dobby hat sich sehr viel Mühe gegeben, damit Sie es hier gemütlich haben“, quiekte der Hauself.
Bei dem Anblick, der sich ihnen bot, hatten sie alle Mühe ernst zu bleiben. In der Mitte des Raumes thronte ein riesiges Himmelbett mit zartrosa Volants. Das ganze Bett war bedeckt mit rosa Kissen, auf allen war ein Herz mit den Buchstaben H & H aufgestickt. Eine große Anzahl herzförmiger, silberner Luftballons, auch mit H & H versehen, schwebte durch den Raum.
Für Hermine stand ein riesiger Schminktisch mit drei großen Spiegeln bereit. Er war bedeckt mit Bürsten, Kämmen, Haarspray und Make Up in allen Richtungen und Farben. Eine große, rosafarbene Badewanne mit Klauenfüßen bildete neben einem Waschtisch das Badezimmer. Dieses war durch einen überdimensionalen Paravent vom Rest des Raumes abgetrennt. Einige Sofa und Sessel waren zu losen Gruppen zusammengestellt.
„Danke, Dobby, das hast du sehr hübsch gemacht“, Hermines Stimme war ohne jeden Humor und Harry nickte ernsthaft dazu.
Der angesprochene strahlte über das ganze Gesicht und verbeugte sich.
„Ich gehe jetzt. Wenn Sie mich brauchen, rufen Sie einfach.“
Nachdem sie sich noch einmal bedankt hatten und Dobby die Tür hinter sich schloss, grinsten sie um die Wette.
„Ich glaube, Professor McGonagall hat unserem Hauselfen einige Tipps gegeben. Was meinst du, Liebster?“
Zustimmend nickte Harry und lachte auf, als er sich ihren Schminktisch ansah, der mit allerlei Utensilien vollgestellt war.
„Brauchst du irgendetwas davon, Liebste?“, fragte er grinsend
Eine Haarbürste und einen Lidschattenstift nahm sie vom Tisch.
„Mehr brauche ich nicht.“
„Hermine, ich liebe dich“, flüsterte er und sie lachte glücklich, als er sie fest an sich drückte.

Zum Abendessen gingen sie in die Halle und setzten sich mit an den Gryffindortisch. Sofort fiel ihnen die relative Ruhe auf. Alle Gespräche wurden leise geführt, keiner lachte und die üblichen Rufe von Tisch zu Tisch hörten sie heute Abend auch nicht. Die Schüler und auch die Lehrer machten einen bedrückten Eindruck.
Am Lehrertisch sahen sie zwei neue Gesichter, eine hübsche, blonde Frau um die vierzig und einen etwa fünfzigjährigen Mann mit silberweißen Haaren. Harry fragte Neville nach den beiden.
„Die Blonde ist Professor Ornella Ortgang, Verteidigung gegen die dunklen Künste für die unteren Klassen, nicht so gut wie du, Harry, aber viel besser als Umbridge. Der Mann ist Konrad Klemm, Professor für Zaubertränke und definitiv besser als Snape. Die beiden bleiben, bis die Schulleiterin neue Lehrkräfte gefunden hat“, erklärte er.
„Kommt Klemm von Durmstrang?“, wollte Hermine wissen und Neville nickte zustimmend.
„Hat es Umbesetzungen innerhalb des Lehrkörpers gegeben?“, fragte Harry neugierig.
„Im Prinzip nicht, Professor Sprout ist die stellvertretende Schulleiterin und gibt den höheren Klassen auch Unterricht in Verwandlung, weil Professor McGonagall als Schulleiterin sehr viel um die Ohren hat. Madam Hooch gibt Verwandlungsunterricht für die unteren Klassen. Professor Flitwick möchte gerne in den Ruhetand gehen, aber er hat der Schulleiterin versprochen zu bleiben, bis sie einen Nachfolger gefunden hat.“

Nach dem Abendessen verabschiedeten sie sich von den anderen und kehrten in ihre eigenen Gemächer zurück.
„Dobby“, rief Harry laut und Sekunden später erschien der Hauself vor ihnen.
„Harry Potter hat gerufen?“
„Ja, Dobby, kannst du uns bitte morgen nach dem Frühstück die Trinkwasserversorgung vom Schloss zeigen.“
„Natürlich, Harry Potter, Sir, ich erwarte sie und die junge Lady morgen früh in der Eingangshalle“, und mit einer Verbeugung verschwand er.
„Ist die junge Lady bereit, mit mir das Bett zu teilen?“
„Welche andere Möglichkeit habe ich, es ist das einzige Bett hier“, jammerte Hermine und blickte ihn schelmisch an.

Wie versprochen erwartete sie Dobby am nächsten Morgen nach dem Frühstück und führte sie zuerst in die große Küche, wo die Mahlzeiten zubereitet wurden. Über eine schmale Wendeltreppe führte er sie dann weit unter das Schloss. Schließlich kamen sie auf einer steinernen Plattform an und standen über einem großen, runden Bassin. Der Durchmesser dieses Beckens betrug ungefähr zwanzig Meter und die Tiefe des Bassins konnte mit zehn Metern angegeben werden. Große Rohre führten aus dem Becken und verschwanden in der Wand. Dobby deutete auf die Rohre.
„Hier wird das Wasser entnommen, die Rohre führen ins Schloss und nach Hogsmeade.“
Harry erklärte ihm, was sie vermuteten und legte ihm die Merkmale der Weinballons dar, aber der Hauself schüttelte vehement den Kopf.
„Nein, Sir, ich bin jeden Tag hier unten, so ein Ballon wäre mir aufgefallen. Wie hätte derjenige durch die Küche kommen sollen? Es ist der einzige Zugang.“
„Wo kommt das Wasser her?“, wollte Hermine wissen.
„Es ist Grundwasser, Miss Granger, also kein Fluss- oder Seewasser.
Innerlich schmunzelte sie, von einem Hauselfen mit „Miss Granger“ angeredet zu werden fand sie reichlich überflüssig.
Harry blickte sich noch einmal prüfend um, die Decke und die Wände bestanden aus solidem Fels, ein Eindringen wäre hier nur unter großen Schwierigkeiten möglich.
Herzlich bedankten sich die beiden bei Dobby als sie wieder in der großen Halle standen und brachen anschließend zu einem längeren Spaziergang auf.

„Hast du ein bestimmtes Ziel?“ Harrys Neugier war geweckt.
„Nein, lass uns einfach einen großen Kreis um Hogwards ziehen, vielleicht fällt uns irgendetwas auf“, erwiderte sie nachdenklich.
So wanderten sie meist Hand in Hand über die Hügel und durch die Täler, die die nähere Umgebung des Schlosses und des Dorfes bildeten. Des Öfteren blieben sie stehen und speziell Hermine konzentrierte sich dann einige Augenblicke lang. Einzig den verbotenen Wald durchquerten sie nicht, sondern gingen nur an dessen Rand entlang. Sie winkten Hagrid zu, der vor seiner Hütte einer dritten Klasse Unterricht gab. Zwei Einhörner standen etwas abseits und Hagrid forderte die Schüler zum vorsichtigen nähergehen auf. Er winkte zurück und Hermine drückte Harrys Hand.
„Vermisst du manchmal seinen Unterricht?“, fragte sie einfühlsam, spontan nickte er und sah sie traurig an.
„Das tue ich wirklich, mein Herz, aber mir fehlt Hagrid auch als Mensch“, er blickte noch einmal zurück und legte dann einen Arm um ihre Schulter.
„Aber jetzt habe ich ja dich und das gefällt mir noch besser.“
„Ach, dann bin ich für dich nur irgendein Hagrid Ersatz?“, ihre Stimme klang gespielt beleidigt.
„Ja, was dachtest du denn?“, erwiderte er so ernst wie möglich.
„Potter, du Stinkstiefel, ich werde…“
Mit einem leidenschaftlichen Kuss unterbrach er ihren Einwurf und mit einem Seufzer umarmte sie ihn fest.

Oberhalb von Hogsmeade trafen sie auf die Höhle, in der sie sich in ihrem vierten Schuljahr mit Sirius getroffen hatten. In Erinnerung versunken sah Harry sich lächelnd um. Dann kraxelten sie vorsichtig den Berghang über der Höhle ein Stück empor und wurden mit einer wunderbaren Aussicht belohnt.
Zu ihrer Linken konnten sie Hogwarts sehen, die dunklen Türme hoben sich kontrastreich vom blauen Himmel ab. Geradeaus, in ungefähr drei Kilometern Entfernung glitzerte die Oberfläche des schwarzen Sees. Etwas Dunst hing über seine Oberfläche und ließ die Sonne darüber fast reinweiß erscheinen. Ein Stück weiter rechts vom See erhob sich, nur die Spitze war sichtbar, das Grabmal von Albus Dumbledore auf dem verborgenen Friedhof von Hogwarts.
Schmerzhaft durchfuhr Harry das Gefühl des Verlusts, denn er hatte in den vergangenen Wochen seltener an Dumbledore gedacht. Hermine spürte seine Trauer, umarmte seine Hüften und drückte ihn tröstend an sich.
„Es tut immer noch weh“, stellte sie leise fest und er nickte wortlos.
Vorsichtig verließen sie den Hang und wanderten zum Schloss zurück. In der großen Halle wurde gerade das Mittagessen aufgetragen, so setzten sie sich mit an den Gryffindortisch und langten ordentlich zu.

„Das war zuviel, aber ich konnte nicht aufhören“, wohlig stöhnend ließ sich Harry auf eine Couch fallen und klopfte sich auf den Bauch.
„Ja, wie lange hatten wir kein Lamm in Minzesoße mehr gegessen, Harry. Kannst du mir das sagen?“
Rücklings hatte sie sich auf das große Bett fallen lassen, wandte den Kopf und schaute ihn an.
„Eine Ewigkeit, würde ich vermuten“, erwiderte er schmunzelnd und musste leise rülpsen.
Ein paar Minuten später saßen sie zusammen, bei einer Tasse Kaffee an einem Tisch in ihrem Raum.
„Du willst in die „Shrinking Shack“, hab ich Recht?“, und Harry schaute seine Freundin fragend an.
„Sehr gut erkannt, Harry. Seit Dean die Hütte erwähnte, geht sie mir nicht mehr aus dem Kopf, es wäre ein gutes Versteck für unsere Gegner.“
„Wann willst du los, Liebes?“
„Den Kaffee sollten wir noch in Ruhe austrinken.“

2.

Den Unsichtbarkeitsumhang über sie gebreitet näherten sie sich langsam der „Whipping Willow“, der peitschenden Weide. Hermine hatte zwar den „Immobulus“ Zauber gesprochen, aber dennoch waren sie vorsichtig, denn sie rechneten jede Sekunde damit, dass die Weide sie angreifen würde. Doch nichts geschah und sie konnten ohne Zwischenfall die Öffnung zum Geheimgang am Fuß des Baumes passieren.
Mit erhobenem Zauberstab, Harry hatte den „Lumos“ Zauber gesprochen, konnten sie den Gang vor sich gut erkennen. Geräuschlos schlichen sie Hand in Hand vorwärts. Dieser Gang war ihnen nicht fremd, genau in diesem waren sie vor gut drei Jahren Hand in Hand hinter Sirius hergeschlichen.
„Nox“, flüsterte er und das Licht am Ende seines Zauberstabs erlosch.
Fahles Licht beleuchtete die nach oben führende Treppe vor ihnen. Sie wussten genau, wo diese hinführte. Vorsichtig erstiegen sie Stufe für Stufe, bis sie im Flur der Hütte standen.
Ächzend bewegten sich die Wände, allerdings hatten sie im Moment dafür kein Interesse. Das Tageslicht fiel durch die Ritzen in den Wänden und schemenhaft konnten sie die Treppe erkennen, die im Haus nach oben führte.
Dort, im Obergeschoss, war es damals zu dem Zusammentreffen mit Peter Pettigrew gekommen. Vorsichtig erkundeten sie die Räume im Erdgeschoss der Hütte. Alle Zimmer waren sehr dreckig, Spinnweben hingen von der Decke und zerbrochenes Mobiliar lag überall herum. Der Staub, der durch ihre Schritte aufwirbelt wurde, erzeugte geheimnisvolle Muster in den Lichtstrahlen, die durch die Lücken in den Bretterwänden hereinfielen. In diesen Zimmern konnten sie nichts Außergewöhnliches feststellen und gingen vorsichtig die Treppe zum Obergeschoss hinauf.
Hier war etwas anders, Hermine spürte es sofort und versteifte sich. Auch Harry empfand ein gewisses Unwohlsein und warf ihr unter dem Umhang einen fragenden Blick zu.
„Versuche es mit dem Sneakoskop“, forderte sie ihn flüsternd auf und vorsichtig zog er das Instrument aus der Jackentasche.
Als er den Deckel des Sneakoskops öffnete, ertönte fast sofort ein leiser Pfeifton. Mit einer hastigen Handbewegung schloss er den Deckel wieder und das Geräusch hörte schlagartig auf.
Tief durchatmend blickte er sie schuldbewusst an, doch Hermine lächelte nur und verdrehte die Augen.
„Mach dir keine Sorgen, Harry, ich glaube im Moment ist keiner hier, aber man kann ja nicht aufmerksam genug sein“, ihre Stimme war nur ein Wispern.
Erleichtert stimmte er ihr zu und umschloss mit einem Arm fest ihre Schulter. Vorsichtig untersuchten sie alle Räume auf dieser Etage und dann befreite Hermine sie von dem Umhang und faltete ihn zusammen.
„Keiner da, aber sie waren hier, das ist sicher“, meinte sie überzeugt.
„Bist du der Meinung, dass Dean Recht hatte, um die Hütte einen großen Bogen zu machen?“
„Ja, definitiv. Ich kann allerdings nicht beurteilen, wie groß die Gefahr für die Schüler war, die hier vorbeigingen“, erwiderte sie nachdenklich.
Dann durchsuchten sie gründlich die oberen Räume der Hütte.
„Nichts, der Horkrux ist nicht hier“, meinte Harry enttäuscht nachdem sie über drei Stunden intensiv gesucht hatten.
„Damit hatte ich gerechnet, den letzten Horkrux werden wir an einem ganz außergewöhnlichen Platz finden, da bin ich mir absolut sicher.“
„Könntest du bitte etwas ausführlicher werden, Hermine?“, fragte er genervt.
„Wenn ich etwas wüsste, wenn ich nur schon irgendetwas ahnte, Harry, du wärest doch der Erste, dem ich das sagen würde“, erwiderte sie gereitzt.
Besänftigend legte er ihr die Arme um den Hals.
„Entschuldige, Hermine, aber das dauernde Suchen, ohne das wir Erfolg haben, macht mich wirklich fertig“, meinte er leise und zog sie sanft an sich.
„Mich doch auch, Liebster, das kannst du mir glauben. Damit du jetzt auf andere Gedanken kommst, lade ich dich zu einem Butterbier ins „Three Bromsticks“ ein, bist du einverstanden?“, fragte sie versöhnlich und statt einer Antwort grinste er breit und küsste sie.
„Meine Frau weiß, was ich gerne habe.“
Das brachte ihm einen liebevollen Rippenstoß von ihr mit dem Ellbogen ein, und er lachte.

3.

Hand in Hand lagen sie auf ihrem großen Himmelbett, Hermine hatte einen wunderbaren Sternenhimmel unter die Decke ihres Raumes gezaubert und fasziniert beobachteten sie die Planeten, die langsam ihre Bahnen zogen.
„Morgen gehen wir in den verbotenen Wald und besuchen die Centauren“, bemerkte sie ernst und Harry war sichtlich überrascht.
„Du willst in den Wald? Ohne Hagrid?“
„Vielleicht sollten wir ihn bitten mitzukommen“, erwiderte sie nach einer kurzen Denkpause.
Nach dem Essen verbrachten sie den Abend im Gemeinschaftsraum des Gryffindor Hauses und es wurde viel erzählt und gelacht.

„Er ist nicht da“, meinte Hermine enttäuscht und ging die Eingangsstufen von Hagrids Hütte herunter.
„Eventuell ist er im Wald und wir treffen ihn dort“, versuchte Harry sie zu beruhigen.
Zustimmend nickte sie und atmete tief durch. Vorsichtig betraten sie den Wald und hielten sich in östlicher Richtung, tiefer in den Wald hinein. Es gab keinen Weg, dem sie folgen konnten, sondern sie mussten sich durch das Unterholz kämpfen. Ungefähr eine Stunde waren sie unterwegs und machten dann auf einer kleinen Lichtung halt. Nebeneinander saßen sie auf einem umgestürzten Baumstamm, als sich Hermine plötzlich gerade setzte und seine Hand nahm.
„Wir sind nicht mehr alleine, ich spüre das“, flüsterte sie, blickte sich aber nicht um.
„Okay, warten wir ab“, erwiderte er und vergewisserte sich, dass sein Zauberstab in seinem Halfter steckte.
Zuerst konnten sie nichts erkennen, aber dann erblickten sie ab und zu einmal einen Pferdeschweif im Unterholz oder ein Gesicht starrte sie zwischen den Bäumen an. Plötzlich kam ein hellgrauer Centaur auf die Lichtung galoppiert, während überall rund um die Lichtung andere seiner Sippe aus den Schatten der Bäume traten. Alle waren mit einer Armbrust oder einem Speer bewaffnet. Der hellgraue Centaur blieb kurz vor ihnen stehen und musterte sie genau. Die beiden standen auf und Harry ging mit ausgestreckter Hand auf ihn zu.
„Hallo, ich bin Harry Potter“, sagte er freundlich und der Centaur ergriff seine Hand.
„Harry Potter, ich bin Jargon und ich vermute, die Frau an ihrer Seite ist Hermine Granger?“
Zustimmend nickte der angesprochene und wandte sich zu Hermine um. Diese gesellte sich langsamen Schrittes zu ihnen.
„Das ist gut, Hagrid hatte Ihr Erscheinen angekündigt, willkommen, Miss Granger.“
Vorsichtig ergriff Hermine die dargebotene Hand von Jargon.
„Danke, Mister Jargon, ich bin erfreut Sie kennen zulernen.“
Mit einer Handbewegung bedeutete der Centauer ihnen, wieder Platz zu nehmen.
„Ich kenne Sie, seit Sie in diesem Wald zum erstenmal auf Firenze trafen. Ich stand Wache, Sie haben mich nicht bemerkt. In Ihrer Begleitung waren auch ein Rothaariger und ein Blonder?“
„Sie sind beide tot“, bemerkte Harry emotionslos.
Jargon nickte langsam und musterte ihn lange.
„Dann war da noch eine Gestalt, etwas Böses.“
„Voldemort, es war Voldemort“, erwiderte Hermine laut.
Wieder nickte Jargon und blickte sie intensiv an.
„Wir müssen miteinander sprechen, aber nicht hier.“
Hermine und Harry standen auf und Jargon drehte sich um.
„Pegasus“, rief er laut und ein fast weißer Centauer kam daraufhin auf die Lichtung galoppiert.
Geschwind hob Jargon Hermine auf Pegasus Rücken und deutete Harry auf seinem Rücken Platz zu nehmen.
Nach einem fünfzehn Minuten langen, schnellen Ritt hielten sie auf einer großen Lichtung an. Saftiges Gras wuchs hier und die Centauer, die zu ihrer Begleitung gehörten, machten es sich auf demselben bequem. Jargon führte die beiden auf eine Seite der Lichtung, wo Baumabschnitte zu einer Sitzgruppe rund um einen groben, hölzernen Tisch angeordnet waren. Hermine und Harry setzten sich. Jargon rief etwas, das die beiden nicht verstehen konnten und kurze Zeit später gesellten sich zwei hellbraune Centauren zu ihnen.
„Das sind Bannister und Louvre“, stellte Jargon diese vor.
Hermine lächelte freundlich, aber Louvre blickte kalt zurück.
„Sie haben damals diese Frau hierhin gelockt, Bane wollte sie töten und das…“
„Schluss jetzt, das ist Vergangenheit, wir haben das oft genug durchgekaut“, fuhr Jargon dazwischen und wandte sich an das junge Paar.
„Ich schätze, Hagrid hat Ihnen empfohlen uns aufzusuchen?“
„Richtig, er vermutet etwas, kann es aber nicht benennen. Deshalb legte er uns nahe, Sie zu kontaktieren“, Hermine hatte das Wort ergriffen und blickte Jargon neugierig an.
„Wir werden Ihnen alles sagen, was wir wissen, aber setzen Sie sich doch.“
Der Bitte entsprechend nahmen sie wieder Platz und die vier Centauer ließen sich langsam nach Pferdeart zu Boden sinken.
„Alles begann kurz nach Dumbledores Tod, immer öfter kamen dunkle Gestalten in den Wald, schwarze Umhänge mit Kapuzen, die ihre Gesichter verdeckten. Anfangs erschienen sie einzeln, wohl um Vertrauen zu erwecken. Jetzt sind sie immer in Gruppen unterwegs, mindestens fünf Personen, manchmal aber auch bis zu zwanzig.“
Jargon hatte sachlich und ruhig erzählt und Pegasus schnaubte des Öfteren dazu.
„Sie benehmen sich, als ob Ihnen der Wald gehört. Vor unseren Armbrüsten haben sie keinen Respekt, wohl aber vor unseren Hufen und Zähnen“, meinte dieser verächtlich.
„Sehr bald hatten Sie mit Bane Freundschaft geschlossen“, fuhr Jargon fort, „manchmal konnte ich die Gespräche mithören, damals habe ich als Wache Bane immer begleitet. Meistens war vom Schloss und dem Dorf die Rede und nicht selten von Ihnen, Harry Potter und Ihren Freunden.“
Betroffen sah Harry auf und auch Hermine konnte ihre Ãœberraschung nicht verbergen.
„Was wollten Sie von euch?“ Ihre Stimme war leise aber energisch.
„Bane sollte mit den Centauren, Harry Potter und seine Freunde ergreifen und den dunklen Gestalten übergeben. Dann sollten wir das ganze Lehrpersonal von Hogwarts töten, die Schüler verjagen und die Schule besetzen.“
„Erzählen Sie bitte weiter, Jargon“, bat Hermine und nahm Harrys Hand.
„Bane versuchte uns zu überzeugen, er malte uns unsere Zukunft als Herren des Schlosses in den schönsten Farben aus. Einige glaubten ihm, auch Louvre hier, aber die meisten konnte er nicht überzeugen. Schließlich wollte er es auf einen offenen Konflikt in unserer Herde ankommen lassen. Alle die gegen ihn waren sammelten sich und haben es verhindert. Anschließend wurde er mit fünf Getreuen verjagt.“

Einige Augenblicke schwiegen sie, in Gedanken versunken und dann räusperte sich Harry.
„Was meinen Sie Jargon, wer steckt hinter den dunklen Gestalten?“
Lange Zeit antwortete den Centauer nicht und Harry war schon der Meinung, dass er ihm nicht antworten würde.
„Mit Bestimmtheit kann ich es nicht sagen, aber das letzte Mal, als ich so ein Gefühl verspürte, war vor ungefähr fünf Jahren, als Sie beide mit den anderen und Hagrid hier im Wald waren.“
Harry sprang auf und starrte Jargon ungläubig an, dieser blickte unbewegt zurück und Harry wandte sich zu Hermine um. Sie blieb sitzen, hob den Kopf, sah ihn sprachlos an und nickte verstehend mit dem Kopf.
„Ihr beide meint also, das Voldemort hier ist?“
Sein Blick ging zwischen ihr und Jargon hin und her. Der Centaur schaute zu Boden, aber Hermines Blick blieb fest auf Harry haften.
„Ja, ich glaube das Voldemort hier ist“, erwiderte sie leise.
„Er kann nicht in Hogwarts sein, das geht nicht. Dumbledore hat mir erklärt, das…“
Seine Stimme war aufgebracht, aber Hermine hatte beruhigend seine Hand ergriffen und so den Redefluss gestoppt.
„Nicht in Hogwarts, aber irgendwo in der Nähe, da bin ich mir sicher“, erwiderte sie entschieden und drückte zur Bekräftigung seine Hand.
Harry ließ sich wieder auf seinen Sitz sinken und war ziemlich verstört.
„Ja, wir meinen auch, das Er hier ist“, meldete sich Jargon zu Wort, „aber wir können nicht feststellen wo. Definitiv ist er nicht hier im Wald, oder in seiner Nähe.“
Louvre hatte Hermines Interesse geweckt und sie war zu ihm getreten.
„Können Sie uns vielleicht weiter helfen, Louvre? Wissen Sie etwas über Voldemorts Aufenthaltsort?“
Der angesprochene Centaur sah sie unverhohlen hasserfüllt an, erhob sich leichtfüßig und galoppierte ohne ein Wort zu sagen in den angrenzenden Wald. Hermine ging zurück, legte Harry beruhigend die Hände auf die Schultern und wandte sich wieder an Jargon.
„Vielen Dank, Sie haben uns sehr geholfen, eventuell können Sie Louvre noch einmal fragen. Wir werden Sie bestimmt wieder aufsuchen, denn es gibt noch einige offenen Fragen.“
Harry hatte die letzten Minuten nichts gesagt, sondern alles nur neugierig verfolgt. Jargon und Pegasus brachten sie an den Waldrand zurück. Nachdem sie sich verabschiedet hatten, machten sie sich auf den kurzen Weg zu Hagrids Hütte.

Der Professor für die Pflege Magischer Geschöpfe unterrichtete gerade die zweiten Klassen der Häuser Ravenclaw und Gryffindor. Die Aufzucht von Flubberwürmern stand auf dem Lehrplan, wie Hermine und Harry unschwer erkennen konnten. Dasselbe hatten sie vor einigen Jahren auch mitgemacht und sie mussten schmunzeln, in Erinnerung daran.
Hagrid hatte sie erblickt und winkte ihnen kurz zu. Daraufhin gingen sie in seine Hütte und Hermine zauberte frischen Kaffee herbei. Nachdem er die Unterrichtsstunde beendet hatte gesellte sich Hagrid zu ihnen.
„Was hat Jargon euch berichtet?“, wollte er wissen und Hermine gab kurz ihr Gespräch mit den Centauren wieder.
„Wir sind nicht viel klüger als vorher“, resümierte Harry und blickte seinen ehemaligen Lehrer ratlos an.
„Falsch, Harry“, wandte sie ein, „die Death Eater wollen dich zuerst fangen, besser gesagt uns beide und dann wollen Sie die Macht über Hogwarts erringen.“
„Was wollen die denn mit Hogwarts anfangen? Etwa eine Schule für dunkle Künste gründen?“, fragte Harry und seine Stimme klang gereizt.
„Mein Gott, Harry, überlege doch mal. Dumbledore hat verhindert, dass Tom Riddle hier Lehrer wurde, er hat ihn bekämpft, wo er nur konnte. Es wäre für Voldemort ein großer Triumph, sich als Herrscher von Hogwarts präsentieren zu können und dich gefangen in Seinen Kerkern zu wissen“, entgegnete Hermine vorwurfsvoll.
Harry ließ sich das eben Gesagte durch den Kopf gehen und seufzend gab er zu:
„Stimmt, Liebste, wenn Voldemort Hogwarts übernehmen könnte, wäre das so, als hätten Seine Feinde Ihre letzte Festung verloren.“
Zustimmend nickte sie und wandte sich an Hagrid.
„Dich wollten die Death Eater doch bestimmt auch für ihre Sache gewinnen, Hagrid, oder?“
Der angesprochene grinste, aber es war ein grausames, kaltes Grinsen, so hatten die beiden ihren älteren Freund noch nie gesehen.
„Ja, Sie haben es versucht, fünf Mann hoch und als ich abgelehnte, wollten Sie Gewalt anwenden.“
Harry musterte ihn und schlug ungeduldig mit der flachen Hand auf den Tisch.
„Komm schon, Hagrid, lass dir nicht jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen.“
„Tja“, fuhr ihr ehemaliger Professor fort, „die Fünf sind tot. Sie hatten nicht gemerkt, das Grawp hinter ihnen stand und seitdem meiden mich die dunklen Gestalten.“
Ein paar Minuten schwiegen alle, tief in ihren Gedanken versunken.
„Wieso haben Sie uns noch nicht angegriffen, als wir in den vergangenen Monaten hier waren?“, fragte Harry nachdenklich.
„Das habe ich mich auch schon ein paar mal gefragt“, meinte Hermine und nickte ihm zu.
„Es sind noch zuviel gute Kräfte hier. Ich glaube auch, dass Sie sich in Sichtweite vom Schloss nicht trauen, jemanden bei Tageslicht anzugreifen“, meinte Hagrid an seine jungen Freunde gewandt.
„Das kann nicht sein. Als wir im August hier waren, haben Harry und ich des Nachts lange Spaziergänge um den See unternommen und damals waren noch keine unsichtbaren Auroren zum Schutz von Hogwarts hier“, war Hermine überzeugt.
„Das ist Richtig, Hermine. Aber glaube nicht, dass ihr unbeobachtet wart. Nachts überwachen die Centauren, Grawp und ich das Gelände“, erklärte Hagrid mit einem leisen Schmunzeln und zwinkerte ihr zu.
„Willst du damit sagen, das ihr gesehen habt, was Harry und ich gemacht haben?“, fragte Hermine, schaute Harry an und wurde tatsächlich rot.
„Äh…, nein, wir waren zu weit entfernt um Einzelheiten zu erkennen“, erwiderte Hagrid ernst, musste sich aber ein wissendes Grinsen verkneifen, „und überhaupt, bevor ihr euch geküsst habt, haben wir uns umgedreht.“
„Das war aber furchtbar nett von euch, vielen, vielen Dank“, Hermines Sarkasmus war unüberhörbar.
Harry langte über den Tisch und ergriff eine Hand seines großen Freundes.
„Wir danken euch“, meinte er ehrlich und ein freundliches Grinsen erschien auf Hagrids Gesicht.
„Ihr braucht uns nicht zu danken. Ich glaube, euch wäre auch nichts passiert, wenn wir nicht da gewesen wären“, eindringlich schaute er beide an, „ich bin mir sicher, dass seine Diener einen Heidenrespekt vor Euch haben. Die Vorkommnisse in Spinners End und Riddle House sind auch auf der dunklen Seite bekannt geworden.“
Die Erklärung von Hagrid brachte sie für einige Minuten zum Schweigen und sie hingen ihren Gedanken nach.
„Okay, wir werden das Gelände einer genauen Inspektion unterziehen und dann sehen wir weiter“, erklärte Hermine entschlossen.

Nach dem Abendessen saßen sie mit den älteren Schülern im Gryffindor Gemeinschaftsraum zusammen und spielten Uno, bis Neville sie, in seiner Eigenschaft als Vertrauensschüler, in die Betten scheuchte.
„Glaubst du, das Voldemort Angst vor uns hat?“
Das Pärchen hatte sich in ihr pompöses Himmelbett zurückgezogen und die Luftballons mit ihren Initialen schwebten langsam durch den Raum. Entschieden schüttelte Harry den Kopf.
„Definitiv nicht, er hat keine Angst vor uns. Der einzigste Mensch, vor dem Voldemort Angst hatte, war Dumbledore. Allerdings glaube ich Hagrid, das seine Diener Schiss vor uns haben und ich hoffe inständig, das Er uns unterschätzt, speziell dich, Liebste.“
„Wie meinst du das, Harry?“, wandte sich Hermine ihm zu.
„Er weiß, wer du bist, Hermine Granger. Er weiß, dass wir seit unserem ersten Schuljahr in Hogwarts Freunde sind und Er weiß wahrscheinlich auch, dass wir jetzt ein Paar sind. Aber Er kennt dich nicht wirklich, Er hat dir noch nie gegenüber gestanden und hält dich offensichtlich für ein mehr oder weniger nutzloses Anhängsel von Harry Potter.“
„Ich bin also“, innig küsste sie ihn, „das nutzlose Anhängsel vom großen Harry Potter?“, fragte sie und blickte ihn schmunzelnd an.
„Ich hoffe, das Voldemort es so sieht, denn das wäre ein riesiger Vorteil für uns“, erwiderte er humorlos.
„Das heißt, ich bin für dich das Trumpf Ass? Das sogenannte Ass im Ärmel?“
„Einfach ausgedrückt, ja, das bist du. Aber ich kann nicht in Worte fassen, was du für mich wirklich bist, Liebste. Du bist einfach alles für mich.“
„Das ist gut, Liebster, dann wollen wir beide hoffen, dass dein Trumpf Ass solange wie möglich unentdeckt bleibt“, flüsterte sie und eng umschlungen schliefen sie ein.
4.

„Ich kann ihn nicht genau wahrnehmen, er ist hier, das spüre ich, aber ich weiß nicht wo.“
Hermine war ratlos. Nach dem Frühstück in der großen Halle stiegen sie auf den Astronomieturm, um sich einen Überblick über das Gelände von Hogwarts zu verschaffen.
Das erstaunte Harry nun doch.
„Ich nehme nur wahr, dass es hier dunkle Magie gibt, sonst nichts“, meinte er.
„Ja, aber spürst du es nicht, diese Magie hat ihr Zentrum hier ganz in der Nähe“, erklärte sie ihm aufgeregt.
„Nein, Liebste, ich kann hier nichts näher orten“, erklärte er, nachdem er sich ein paar Sekunden konzentriert hatte und schüttelte dann den Kopf.
„Verflucht noch mal“, rief sie enttäuscht und schlug mit der Faust auf die Brüstung, „wir müssen alles einzeln untersuchen und solange wir den letzten Horkrux nicht gefunden haben, können wir gar nichts machen, selbst wenn Voldemort jetzt da unten vor unseren Augen herumspazieren würde.“
„Das heißt“, resümierte Harry, „wir wissen, das Voldemort hier ist, können ihn aber nicht angreifen, solange der letzte Horkrux nicht gefunden wurde.“
„Ja, Harry, so ist es. Wir müssen den letzten Horkrux finden, alles andere ist im Moment sekundär“, stimmte Hermine niedergeschlagen zu.

Harry legte einen Arm um ihre Schulter und zog sie fest an sich, sein Blick war in die Ferne gerichtet.
„Arthur muss Bescheid wissen“, begann er leise, „wir müssen herausfinden, wo genau sich Voldemort hier versteckt und wir müssen wissen, wie viele Gefolgsleute er um sich gescharrt hat und wo Sie sich verbergen.“
„Nicht zu vergessen, wir müssen den letzten Horkrux suchen und Patchwork Castle haben wir uns auch noch nicht einmal angeschaut“, warf sie betrübt ein.
„Wir müssen eine Strategie entwickeln, wie wir ihn am Besten angreifen“, fuhr er fort, „wir können nicht einfach auf ihn zurennen und hoffen, ihn mit ein paar Flüchen zu erledigen.“
„Das ist alles ein bisschen viel für uns, Harry, und uns läuft langsam die Zeit davon.“
Fest legte sie ihre Arme um ihn und bettete ihren Kopf an seine Brust, während er sanft mit einer Hand durch ihr Haar fuhr.
„Irgendwie schaffen wir das, Liebste“, meinte er zuversichtlich und sie lächelte ihn an.

Zum Mittagessen hatten sie sich mit den Weasley Zwillingen im „Three Bromsticks“ verabredet. Die Wirtin, Madame Rosmerta, war erfreut sie zu sehen und strahlte über das ganze Gesicht.
Als Fred und George sich zu ihnen setzten, stießen sie gemeinsam mit Rumbier an. Ihre Gespräche drehten sich zuerst um belanglose Dinge, aber nach dem Essen, Irish Stew, schilderte Hermine den beiden ihr Zusammentreffen mit den Centauren und ihr letztes Gespräch mit Hagrid. Die Zwillinge waren wie „vor den Kopf geschlagen.“
„Du weißt schon wer“, ist hier bei uns in Hogwarts?“, fragte Fred ungläubig.
Zustimmend nickte Harry und der Blick von George haftete auf Hermine.
„Es ist wirklich so, Voldemort ist hier“, bekräftigte sie.
„Ich kann es nicht glauben“, flüsterte George, „warum gerade hier?“
„Würdest du ihn hier vermuten? Der Platz ist ideal, niemand würde Voldemort in Hogwarts suchen und er fühlt sich hier sicher“, erwiderte sie erklärend.
„So sicher wie im Auge eines Wirbelsturms“, murmelte Harry unterstützend.
Die Zwillinge sahen sich erstaunt an, Hermine und Harry hatten sie zwar überzeugt, aber sie brauchten Zeit, um diese Neuigkeit zu verdauen.
„Wie wollt ihr denn jetzt weiter vorgehen?“ Wollte Fred wissen und das Liebespärchen tauschte ratlose Blicke.
„Keine Ahnung“, erwiderte Hermine dann ehrlich, „es muss noch sehr viel erledigt werden, bevor wir überhaupt daran denken können, Voldemort anzugreifen. Auf jeden Fall werden wir das Ministerium einschalten.“
„Das ist vernünftig, die werden euch helfen, soweit es ihnen möglich ist“, meinte George zuversichtlich.
„Was sollen wir machen? Wie können wir euch unterstützen?“, wandte sich Fred an das junge Paar.
„Sammelt Informationen, haltet Ohren und Augen offen. Sind viele Fremde in Hogwarts? Verhalten sich Bewohner anders als sonst? Alle diese Informationen können uns helfen, Ihn aufzustöbern“, erläuterte Hermine.
„Die „Shrinking Shack“ war oder ist noch ein Treffpunk von ihnen, wenn ihr die ein wenig überwachen könntet, wäre das sehr gut für uns“, fügte Harry hinzu.
Die Weasley Brüder sahen sich an und nickten dann verstehend.
„Wir werden mit einigen Leuten sprechen und versuchen, so etwas wie ein Überwachungsnetz über Hogsmeade zu breiten, vielleicht hilft uns das weiter“, George war schon Feuer und Flamme.
„Wenn ihr uns sucht, hinterlasst bitte eine Nachricht in Hogwarts für uns. Ansonsten würde ich vorschlagen, dass wir uns hier in drei Tagen zum Mittagessen wiedertreffen“, schlug sie vor.
Die Zwillinge stimmten dem Vorschlag zu, dann verabschiedeten sich Hermine und Harry von den beiden und schlugen den Weg zum See ein.

„Wir sollten morgen zum Grimmauld Place springen und Tonks kontaktieren, sie muss die letzten Neuigkeiten erfahren“, schlug Hermine vor.
Hand in Hand wanderten sie langsam den Weg um den See entlang. Äußerlich gaben sie sich unbekümmert wie immer, aber all ihre Wahrnehmungsorgane liefen auf Hochtouren. Als sie an „Ihrem Platz“ ankamen, blieben sie stehen und küssten sich, aber dabei schaute jeder dem anderen über die Schulter.
„Ich kann nicht behaupten, dass mich der Kuss befriedigt hat“, murmelte sie in sein Ohr.
„Mich auch nicht. Ich kann dir nur vorschlagen, bis heute Abend zu warten, dann sind wir in Sicherheit auf unserem Zimmer in Hogwarts.“
„Einverstanden, Liebster, solange kann ich mich geradenoch gedulden.“
Nach einer festen Umarmung gingen sie langsam weiter. An einem Wegabzweig blieb Hermine unvermittelt stehen und sah sich suchend um.
„Der Weg führt zum Friedhof von Hogwarts“, meinte Harry unbedarft.
„Danke, Mister Potter, das weiß ich auch“, tadelnd blickte sie ihn an, unbeteiligt schaute er in den Himmel und pfiff ein kleines Liedchen. Noch einmal drehte sie sich langsam um ihre eigene Achse und blieb dann, mit ihrem Blick auf dem Weg zum Friedhof haftend, stehen.
„Was hast du, Hermine?“
Einige Augenblicke betrachtete sie schweigend den Weg, wandte sich dann ihm zu, nahm lächelnd seine Hand und erklärte beim weitergehen:
„Ich weiß noch nicht, was es war, Harry, lass mir noch etwas Zeit.“
Nach Beendigung des Rundganges um den See, gingen sie nach Hogsmeade zurück und setzten sich für eine Tasse Tee ins Kaffee von Madame Puddifoot. Die Aussicht auf das „Hog´s Head“ war hervorragend und die nächsten zwei Stunden verbrachten sie mit gemütlichem Kaffeetrinken und Kuchenessen und genauer Überwachung der Personen, die die Kneipe betraten oder verließen. Allerdings sahen sie keine Person, die sie irgendwie mit Voldemort in Verbindung bringen konnten. Es waren finstere Gestalten darunter, aber das allein reichte nicht aus, um diese auf eine Stufe mit Seinen Gefolgsleuten zu stellen. Die Dämmerung brach allmählich herein und langsam gingen sie zum Schloss zurück.
„Einige von den Gestalten, die ins „Hog´s Head“ gingen, gefielen mir überhaupt nicht“, meinte Hermine später.
Zusammen mit den anderen Schülern des Hauses Gryffindor saßen sie in der großen Halle an einem Tisch und genossen das Abendessen.
„Aha, dann springen wir nach dem Essen direkt in die Kneipe Du hältst Sie mit dem Zauberstab in Schach und ich drücke jedem kurz das Sneakoskop auf die Stirn. So trennen wir dann die Spreu vom Weizen“, erwiderte er gespielt ernst.
Eine Hand von ihr flog zum Mund, sie wollte lachen, hatte aber den Mund noch voll Roastbeef. Mehrmals schluckte sie mühsam, ihr Gesicht wurde auf Grund des Luftmangels rot und dann blickte sie ihn dann vorwurfsvoll an.
„Wenn du noch einmal Witze machst, mein Lieber, sag mir vorher Bescheid, ich hätte mich beinahe verschluckt.“
Mehrmals atmete sie tief durch, ihre Gesichtsfarbe normalisierte sich langsam wieder und entschuldigend nahm er ihre Hand.
„Versprochen“, flüsterte er ihr ins Ohr.

5.

Direkt nach dem Frühstück apparierten sie zum Grimmauld Place. Das Haus Nr. 12 war nicht sichtbar und sie beratschlagten sich kurz das weitere Vorgehen.
„Lass uns direkt zum Ministerium gehen, Schatz“, schlug Hermine vor und Harry stimmte ihr gerne zu.
Arm in Arm marschierten sie los und hatten nach ungefähr zwanzig Minuten die Telefonzelle erreicht, die den Zugang aus der Mugglewelt ins Ministerium bildete. In der Eingangshalle erwartete sie eine Überraschung. Nicht Simon Fletcher, sondern eine hübsche, junge Zauberin erwartete sie hinter dem Empfangstresen und Sie las keine Zeitung. Freundlich lächelnd fragte sie nach ihren Wünschen.
„Wir möchten zu Remus Lupin“, erwiderte Hermine ebenso freundlich und die junge Dame füllte ein Formular aus.
„Ihr Name bitte.“
„Hermine Granger.“
„Vielen Dank, und der junge Herr?“
Harry stellte sich neben Hermine und legte einen Arm um ihre Schulter.
„Harry Potter, und wie ist Ihr Name?“
Ãœberrascht schaute die junge Frau auf.
„Cynthia Cromford, ich freue mich, Sie kennen zu lernen“, und gab ihnen die Hand. Nachdem das Formular ausgefüllt war, verschwand dieses als Papiervogel in den nicht erkennbaren Höhen der Eingangshalle.
„Nehmen Sie doch einen Moment Platz“, bat Cynthia sie und deutete auf die Besucherstühle direkt neben dem Tresen.
„Bei Simon ging das schneller“, murmelte Harry und sie setzten sich.
„Und es hat mehr Spaß gemacht“, ergänzte Hermine schmunzelnd.
Kurze darauf kam Remus um sie abzuholen.
„Ich lasse euch Ausweise ausstellen, die braucht ihr dann zukünftig am Empfang nur noch an euren Umhang stecken und dann könnt ihr euch im Ministerium frei bewegen“, meinte er, als sie mit dem Aufzug nach oben fuhren.
„Wir wollen Simon Fletcher wiederhaben“, sang Harry leise vor sich hin und Hermine lachte herzlich.
„Was ist denn mit euch los?“, fragte Remus kopfschüttelnd.
„Der Empfang in der Eingangshalle des Ministeriums ist nicht mehr so lustig wie früher“, erklärte Harry leichthin.
Kurz darauf saßen sie in Remus großem Büro in bequemen Ledersesseln und Hermine erzählte von ihren letzten Tagen in Hogwarts. Nach ein paar Sekunden unterbrach Remus sie und stand auf.
„Warte bitte einen Moment, Hermine, das sollten sich noch einige andere anhören.“
Kurze Zeit später war er wieder da, brachte Tonks, Mad Eye Moody, Dr. Fairchild und zwei unbekannte Männer mit, die er Hermine und Harry als Roland Ravelord, stellvertretender Zaubereiminister und Johnny Jarvis, seinen eigenen Stellvertreter, vorstellte.
„Arthur ist nicht im Hause, ich hätte ihn sonst auch dazu gebeten. Fang du bitte noch einmal von vorne an zu berichten, Hermine.“
Die nächste Viertelstunde erzählte sie von ihren Beobachtungen und Eindrücken in Hogwarts und der näheren Umgebung und ab und zu ergänzte Harry ihre Ausführungen. Einige Minuten lang herrschte Schweigen, als sie geendet hatten und die anderen warfen sich unsichere Blicke zu.
„Habt ihr „Du weißt schon wen“, gesehen?“, fragte Johnny ungläubig und Harry schüttelte verneinend den Kopf.
„Dann brauchen wir uns auch keine Sorgen machen, wenn ihr ihn nicht gesehen habt, ist er auch nicht da“, meinte Roland im Brustton der Überzeugung.
„Voldemort ist da“, erwiderte Hermine laut und Roland und Johnny zuckten zusammen, „er wird sich erst zum finalen Endkampf zeigen, es sei denn, er bekommt uns vorher zu fassen.“
Beiden Männern warf sie eisige Blicke zu und Sie konnten ihrem Blick nicht standhalten. Der stellvertretende Zaubereiminister hustete verlegen und sah unsicher Remus an. Dieser beachtete ihn nicht und wandte sich stattdessen an das junge Paar.
„Wie wollt ihr weiter vorgehen?“
„Wir müssen den letzten Horkrux finden, ihn zerstören und dann Voldemort töten“, erwiderte Hermine selbstsicher.
„Moment! Remus, diese Kinder behaupten, sie hätten „Du weißt schon wen“ aufgestöbert und ihr glaubt das so einfach“, plusterte sich Roland auf.
„Was passiert, wenn wir unsere Kräfte in Hogwarts konzentrieren und „Du weißt schon wer“ greift das Ministerium an?“
„Seinen Namen kannst du nicht aussprechen, Roland, soviel Angst hast du. Aber glaube mir, er ist nicht an dir interessiert, sondern an Hermine und mir. Deshalb kannst du dich hier in deinem Sessel zurücklehnen und uns, den Kindern, die Angelegenheit überlassen“, entgegnete Harry angewidert
Roland war aufgesprungen, eine tiefe Röte überzog sein Gesicht, doch auf eine Handbewegung von Remus hin, setzte er sich wieder. Es war leicht zu erkennen, wer in diesem Büro das Sagen hatte.
„Was können wir machen? Wie können wir euch helfen?“, mischte sich Tonks ein.
„Ihr habt zehn Auroren, die Hogwarts überwachen, das ist wichtig. Es wäre gut, wenn Mad Eye sich dort verdeckt umschauen könnte. Die „Shrinking Shack“ haben sie als Treffpunkt benutzt, aber für noch verdächtiger halte ich den verborgenen Friedhof von Hogwarts“, erwiderte Hermine nachdrücklich.
Überrascht fuhr Harrys Kopf herum und er musterte sie ungläubig. Dann fiel ihm ihr gestriges, seltsames Verhalten ein, als sie an der Weggabelung zum Friedhof stehen geblieben waren. Schmunzelnd hatte Moody Hermine beobachtet und schaute jetzt Remus an, der kaum merklich nickte.
„Okay, ab Morgen bin ich in Hogwarts“, grummelte Moody zufrieden.
„Braucht ihr weitere Hilfe?“, wollte Tonks wissen, doch Harry verneinte.
„Im Moment nicht, danke. Wir werden in Hogwarts unsere Zelte abbrechen und nach Godric Hollow zurückkehren. Von dort aus werden wir den letzten Horkrux suchen.“
Hermine lächelte ihn an, genau das hatte sie auch vorgehabt und ohne ein Wort mit ihm darüber zu wechseln, hatte er das gleiche geplant.
Rolands Gesichtsfarbe wechselte langsam von rot zu weiß, seine Augen zu schmalen Schlitzen verengt, konnte er nur mühsam seine Stimme beherrschen.
„Wie kannst du hier Entscheidungen treffen, Remus, ohne mich zu fragen? Ich bin der stellvertretende Minister und da Arthur Weasley nicht hier ist, habe ich Entscheidungsbefugnis“, fuhr Roland beleidigt auf und unterstrich seine Empörung dadurch, dass er kerzengerade vor seinem Stuhl stand. Dann stützte er die Hände auf den Tisch und blickte Remus wütend an.
Johnny stand ebenfalls auf und pflichtete Roland bei.
„Stimmt genau, Remus. Du hast Roland zu fragen, bevor du irgendetwas entscheidest, weißt du das nicht?“
Äußerst gelangweilt sah Remus die beiden Männer an und Hermine kicherte hinter vorgehaltener Hand. Interessiert betrachtete er seine Fingernägel und fragte dann beiläufig:
„Seid ihr fertig?“ Seine Stimme war extrem gelangweilt.
Als er ein paar Sekunden gewartet hatte, ohne dass von den beiden keine Erwiderung gekommen war, schlug er hart mit der Faust auf den Tisch und stand erregt auf.
„Es geht hier um wichtige Entscheidungen, die keinen Aufschub dulden. Wenn dies Eure bisherige Arbeitsweise unter Umbridge war, keine Entscheidung zu treffen, dann wundert mich gar nichts mehr. Falls ihr zwei Schwachköpfe mir in den nächsten Tagen unter die Augen kommt, dann gibt es ein Unglück, verlasst euch darauf.“
Seine Stimme war extrem wütend geworden und seine Blicke schleuderten Blitze.
„Johnny, du räumst sofort den Schreibtisch in meinem Vorzimmer. Du hast Urlaub, bis Arthur Weasley wieder hier ist. Und jetzt raus hier, ihr beiden Volltrottel, so langsam verliere ich die Geduld mit euch!“
Hart schob er seinen Stuhl zurück und kam um den Tisch herum. Roland und Johnny sprangen auf und verließen überhastet das Büro, ohne sich noch einmal umzusehen.
„Na also“, grinste Remus, sich wieder setzend.
„Gibt es noch viele von Scrimgeours und Umbridgs Anhängern im Ministerium?“, wollte Hermine wissen und diesmal antwortete Helen Fairchild:
„Ja, es gibt noch einige, das Problem ist, das sie sich nicht zu erkennen geben oder mit einem Schild um den Hals herumlaufen. Erst in solchen Situationen wie eben, da geben sie sich zu erkennen.“
„Hast du jetzt irgendetwas zu befürchten, Remus?“, fragte Harry vorsichtig, aber der angesprochene lachte auf und auch Tonks schmunzelte vor sich hin.
„Nein, keine Sorge, Harry. Sobald Arthur wieder da ist werden die beiden befördert, vielleicht findest du Johnny bald am Besuchertresen in der Eingangshalle wieder“, erwiderte Remus grinsend.
Darüber lachten alle anwesenden und als Harry sich die Unterhosennummer mit Johnny vorstellte, musste er sich auf die Fingerknöchel beißen, um nicht laut herauszuplatzen.

„Wie soll ich vorgehen? Was meint ihr?“ Moody wandte sich an die beiden und Hermine überlegte kurz mit einem Seitenblick auf Harry.
„Du solltest noch drei Leute mitnehmen. Die Situation, die euch auf dem Friedhof erwartet, können wir überhaupt nicht einschätzen, wir sind nur einmal zu Dumbledors Beerdigung dort gewesen. Weder wissen wir, wie sein Versteck aussieht, noch wissen wir, ob er das Gelände überwachen lässt. Die Zahl seiner Anhänger dort können wir auch nur grob schätzen.“
„Vielleicht solltet ihr das erste Mal des Nachts mit Besen unsichtbar das Gelände sondieren, um euch einen Überblick zu verschaffen“, ergänzte Harry.
Nachdenklich nickte Moody, sein Blick ging zwischen den Verliebten hin und her.
„Tja, wen nehme ich mit?“, murmelte er und rieb sich das Kinn.
Gleichzeitig hoben Tonks und Helen Fairchild die Hand und Remus dachte nach.
„Nein, Tonks, du bist das Verbindungsglied zwischen Hermine, Harry und dem Ministerium. Wir brauchen dich hier.“
Zögernd gab sie nach, aber die Enttäuschung war ihr deutlich anzumerken.
„Helen, du bist Wissenschaftlerin“, fuhr er fort, „wir brauchen dich im Labor.“
„Remus, das Gegenmittel für den Katalysator ist doch gefunden. Es geht nur noch darum, dieses in größeren Mengen herzustellen, dafür werde ich nicht gebraucht. Und wie du weißt, bin ich ausgebildeter Auror“, erwiderte diese ungeduldig.
„Ja ja, und du möchtest deinen Schreibtisch mal für ein Abenteuer verlassen“, knurrte Remus ironisch, Helen nickte freimütig und lachend schüttelte er den Kopf.
„Okay, einverstanden. Wenn Moody nichts dagegen hat, begleitest du ihn.“
Interessiert war der angesprochene dem Disput gefolgt und hob die Hand.
„Keinerlei Bedenken gegen Dr. Fairchild“, brummte er und sein magisches Auge musterte Helen durchdringend.
„Weiterhin möchte ich Benjamin Morton dabeihaben“, meinte Remus und auf Harrys fragenden Blick fuhr er fort, „ihr seid ihm auf der Farm „Seven Gravestones“ begegnet, erinnert ihr euch?“
„Ja, er war mit Melinda zusammen im dem Team, das die Farm untersucht hat“, erinnerte sich Hermine und Tonks nickte bestätigend.
„Dann werde ich noch versuchen Sturgis Podmore aufzutreiben, wenn das nicht klappt, habe ich noch jemanden in der Hinterhand“, fuhr Remus fort.
„Okay, einverstanden. Ich vermute, für uns wird die Zeit langsam knapp?“, fragte Moody.
„Richtig“, erwiderte Remus ernst, „Harry, du nimmst bitte Hedwig mit nach Godric Hollow.“
Er öffnete ein Schubfach an seinem Schreibtisch, nahm ein Geschirrtuch und eine große Metalldose heraus und stellte diese vor sich.
„Das ist ein „Portkey“, erklärte er und nahm das Tuch in die Hand, „er wird um Mitternacht aktiviert und bringt euch sofort hierhin.“
Verwundert sah Harry ihn an, aber Hermine nickte kaum merklich.
„Das“, fuhr er fort und nahm die Dose in die Hand, „ist „Floopowder“, der Kamin im Wohnzimmer von Godric Hollow ist ab Mitternacht direkt mit dem Kamin in der Eingangshalle vom Grimmauld Place verbunden, ihr braucht nur etwas „Floopowder“ und könnt sofort euren Standort wechseln.“
Immer noch sah Harry ihn verständnislos an, aber Hermine hatte sofort seine Absicht erkannt.
„Sehr gut, Remus“, ihre Stimme war fest und ihr Blick ruhte nacheinander auf den anwesenden, „wir nähern uns dem Finale in diesem Krieg und die Zeit wird ein wichtiger Faktor werden.“
Langsam umrundete sie einmal den Tisch, blieb hinter Harry stehen und legte ihm die Hände auf die Schultern.
„Es ist möglich, das Voldemort das Apparieren unmöglich macht und das Besenfliegen zu gefährlich wird. Deshalb sind der Kamin und der „Portkey“eine gute Sache“, erklärte sie und nahm ihre Runde um die Versammlung wieder auf.
„Aber wir beide haben keine Ahnung, wo sich der Horkrux befindet“, meinte sie düster.
Einige Augenblicke war es absolut still im Raum und Remus räusperte sich:
„Ihr zwei schafft das, davon bin ich felsenfest überzeugt. Ihr dürft nur nicht den Glauben an euch selbst verlieren.“
Durch dieses Lob angespornt, war es Hermine ein Bedürfnis, den älteren Freund herzlich und mit glänzenden Augen zu umarmen.

6.

„Bist du dir wirklich sicher, das Voldemort sein Lager auf dem Friedhof aufgeschlagen hat?“, fragte Harry ungläubig.
Kurz nach dem Gespräch in Remus Büro waren sie nach Hogwarts zurückgekehrt. Er hatte in der Eulerei Hedwig nach Godric Hollow geschickt, während Hermine die Schulleiterin unterrichtete.
„Nicht hundertprozentig, dafür müsste ich ihn von Angesicht zu Angesicht dort gegenüberstehen, aber ich bin mir so sicher wie ich sein kann“, erwiderte sie überzeugt.
„Und da ist noch das Problem mit dem letzten Horkrux“, warf er ein, während sie zaghaft nickte.
Kurz darauf, sie hatten sich noch von Hagrid verabschiedet, sprangen sie nach Godric Hollow.

Der nächste Morgen erwartete die beiden mit strahlendem Sonnenschein, so als gäbe es keinen Voldemort und nichts Böses unter der Sonne. Hermine hatte sich in ihrem Schlafanzug auf die Eingangsstufen gesetzt und ließ sich die Morgensonne auf ihr Gesicht scheinen. Harry kam ein paar Minuten später, setzte sich neben sie und streichelte ihr über den Rücken.
„Guten Morgen, mein Liebes. Was hättest du gerne zum Frühstück?“
„Dich, sonst nichts“, gab sie freimütig zu.
Zufrieden lächelte er, während er ihr weiterhin liebevoll den Rücken kraulte. Mit einem wohligen Schnurren bedachte sie seine Liebkosung und drehte sich so, das seine Hand überall hinkam.
„Mich hast du schon, Hermine. Was möchtest du noch?“
„Ich hätte gerne ein monumentales Frühstück, mit Schinken und Ei, mit Tomaten und Toast, mit Müsli und Sahne und natürlich Kaffee.“
Er prägte sich alles ein, begab sich in die Küche und nach ein paar Minuten hatte er alles aufgetischt. Nach dem Essen machten sie einen langen Spaziergang und ihr Weg führte sie fast automatisch zu den Dumbledors.
Sarah und Aberforth waren hocherfreut sie wieder zu sehen und die Begrüßung fiel recht stürmisch aus. Sarah bereitete gerade das Mittagessen zu und die zwei wurden genötigt mitzuessen. Der Spaziergang des Pärchens war lang gewesen, sie hatten unterwegs Hunger bekommen und nahmen die Einladung gerne an.
Danach hatten sie es sich im Wohnzimmer bequem gemacht und genossen eine Tasse Kaffee. Hermine schilderte den Dumbledors kurz die Ereignisse seit ihrem letzten Zusammentreffen und betroffen blickte Sarah ihren Mann an.
„Eure Mission tritt jetzt in die entscheidende Phase, hab ich Recht?“, fragte Aberforth vorsichtig.
„Ja, definitiv! Wir sind auf der Suche nach dem letzten Horkrux und das Problem brennt uns unter den Nägeln“, erwiderte Harry betrübt.
„Morgen werden wir Patchwork Castle auf der Insel Colonsay untersuchen, vielleicht haben wir da mehrGlück“, meinte Hermine hinzufügend.
„Ich habe Remus meine Hilfe angeboten, er meinte, dass er mich eventuell in den nächsten Tagen für ein Unternehmen gerne dabei hätte“, warf Aberforth ein und schmunzelnd blickte Hermine ihn an.
„Das hatte ich schon vermutet. Als Remus sagte, das er noch jemanden in der Hinterhand hat, habe ich sofort an dich gedacht.“
Kurz erläuterte sie ihm, um was es bei der Sache ging.
„Oha, unter der Aufsicht von Mad Eye Moody, da warten wir einmal ab, wie sich das entwickelt“, meinte er betreten und lachend nahm Harry Hermines Hand.
„Ja, ich erinnere mich, er hat dich einen „komischen Vogel“ genannt.“
Selbst Aberforth musste bei dieser Bemerkung schmunzeln, während die anderen lauthals losprusteten.

„Zuhause ist es doch am schönsten“, meinte Hermine und streckte sich wohlig im warmen Wasser aus.
Nachdem sie die Dumbledores verlassen hatten, waren sie mit Einbruch der Dunkelheit nach Godric Hollow zurückgekehrt. Vorsichtig hatten sie sich vom Friedhof her ihrem Anwesen genähert, aber alle Zauber, die sie um das Haus gelegt hatten, waren intakt. Kein Mensch hatte ihr Heim während ihrer Abwesenheit betreten. Hedwig war schon angekommen und hatte es sich unter dem neuen Dach über der Terrasse bequem gemacht.
„Ja, besonders, wenn ich die Wanne mit einer so bezaubernden Frau teilen darf“, flüsterte Harry und küsste zart ihre Wange.
Nach dem ausgedehnten Bad hatten sie es sich im Wohnzimmer bequem gemacht, vorher hatte Hermine noch die geöffnete Dose mit dem „Floopowder“ auf den Kaminsims gestellt. Lässig saß Harry an einem Ende der Couch und hatte die Füße auf dem Tisch liegen. Hermine lag längs auf dem Rest der Couch, hatte ihren Kopf auf seinem Schoßgelegt und beide hatten sich den „Daily Prophet“ vom gestrigen Tage untereinander aufgeteilt.
Nach einer guten Stunde gähnte Hermine und erhob sich:
„Ich gehe schon mal ins Bett, überprüfst du nachher bitte noch die Zauber für das Haus, bevor du nach oben kommst?“
Harry versprach es und sie gaben sich einen liebevollen Kuss.

Statt der erhofften Sonne war Godric Hollow in nebliges Grau getaucht, wie Hermine am nächsten Morgen bei einem Blick aus dem Fenster feststellte.
„Sollen wir wieder als die Wissenschaftler der Oxford Universität auftreten? Was meinst du, mein Lieber?“
„Sicher, was spricht dagegen? Mir hat unsere Verkleidung gefallen.“
Schmunzelnd verwandelte sie ihn und sich nach dem Frühstück in das altbekannte Professorenpärchen. Auch ihr hatte damals ihr Äußeres, als mittelaltes Muggelpärchen sehr gut gefallen. Gemeinsam traten sie auf die Terrasse und apparierten zur Insel Colonsay.

Ein rauer Wind pfiff ihnen um die Ohren und sie konnten die Brecher hören, die gegen die Steilküste anbrandeten. Im südlichen Teil des Eilands waren sie angekommen, wie ihnen ein schneller rundum Blick zeigte. Die Insel war ungefähr zwölf Kilometer lang und vier Kilometer breit. Etwas unterhalb ihres Standorts, in nordöstlicher Richtung, lag ein kleines Dorf. Hand in Hand marschierten sie los, nach ein paar Minuten hatten sie das Dorf erreicht und waren froh, auf der Hauptstraße einen geöffneten Pub zu finden. Das „Fox and Hounds“ war ein leicht windschiefes Bruchsteinhaus mit einem dicken Rieddach und es strahlte einen unvergleichlichen Charme aus.
Als die beiden eintraten begrüßte sie die Wirtin, Eleanor Steed, mit einem freundlichen Lächeln.
„Willkommen, um diese Jahreszeit haben wir nicht viele Gäste, setzt euch bitte.“
Sie brachte den beiden den gewünschten Tee und jeweils ein Stück Stachelbeertorte. Dann setzte sie sich mit einem Glas Lager zu Hermine und Harry an den Tisch. Diesmal erzählte er die Geschichte von ihnen als Vogelkundler der Universität von Oxford und Eleanor hörte überaus interessiert zu.
„Ja, die Heckenbraunelle gibt's auf der Insel. Allerdings habe ich im Winter noch keine hier gesehen“, meinte sie dann nachdenklich.
Hermine hatte gerade zu einer weitschweifigen Erklärung der Zuggewohnheiten der Heckenbraunelle angesetzt, als die Wirtin sie mit einer Handbewegung unterbrach.
„Welches Schiff habt ihr genommen?“
Mit durchdringenden Blicken musterte sie die beiden. Weder Hermine noch Harry hatten daran gedacht, das sie jemand danach fragen könnte und stotternd gab Hermine Auskunft.
„Ja, wir…äh haben…äh die erste Fähre genommen.“
Schmunzelnd blickte Eleanor zur Uhr.
„Die erste Fähre legt in einer halben Stunde an und ihr seid nicht den Weg von Scalasaig her gekommen, da hätte ich euch gesehen. Ihr seid vom Süden der Insel gekommen und da legt kein Schiff an“, stellte sie fest und ihre Stimme duldete keinen Widerspruch.
Betroffen sah sich das Pärchen an, keiner von ihnen hatte eine plausible Antwort parat und beide hatten den Eindruck, dass die Wirtin die Situation sehr genoss.
„Nun, ich denke, ihr wollt nach Kiloran, zum Patchwork Castle!“ Das war keine Frage von Eleanor, sondern eine Feststellung.
„Das ist richtig“, erwiderte Harry vorsichtig mit einem Seitenblick auf Hermine.
„Hab ich mir gedacht, Miss Granger und Mister Potter“, erwiderte sie lachend und alarmiert war Hermine aufgesprungen.
Ihre Hand fuhr blitzschnell unter den Umhang und ergriff ihren Zauberstab, doch Harry hielt ihren Arm fest und die Hand erschien wieder ohne Zauberstab unter ihrem Umhang.
„Du schuldest uns eine Erklärung“, verlangte Harry von Eleanor.
„Einverstanden, ich habe vor vierzehn Jahren meinen Abschluss in Hogwarts gemacht, reicht euch das?“
Mit einem erleichterten Seufzer ließ sich Hermine wieder in ihren Stuhl fallen und schaute die Wirtin schmunzelnd an.
„Das erklärt ja wohl einiges“, meinte sie dann und Eleanor lachte lauthals los.
„Wie bist du denn hierhin gekommen? Oder gibt es noch andere Zauberer auf der Insel?“, wollte Harry wissen.
„Nein, keine, außer den Malfoys“, antwortete sie ernst und da ihr Glas leer war, stand sie auf, ging zum Tresen und zapfte sich ein neues.
„Tja, wie bin ich hierher gekommen? Okay, nach meinem Abschluss habe ich beim „Daily Prophet“ angefangen. Bei der Recherche zu einem Artikel habe ich den Muggel Walter kennen gelernt. Er war der Wirt von diesem Pub hier und da ich unheimlich in ihn verknallt war, bin ich mit ihm hierher gekommen. Nach sechs Monaten ist er mit einer Touristin Hals über Kopf verschwunden. Seit diesem Zeitpunkt habe ich nichts mehr von ihm gehört und seither führe ich den Pub“, erzählte sie.
„Du hattest kein Bedürfnis in die Zaubererwelt zurückzukehren?“, wollte Harry wissen, aber Eleanor schüttelte verneinend den Kopf.
„Nein, hier ist es ruhig und friedlich. In meinem Innersten habe ich mich wohl schon sehr lange nach so etwas gesehnt.“
„Das kann ich verstehen, manchmal wünschte ich für uns auch so einen Platz“, meinte Hermine verständnisvoll und ergriff Harrys Hand.
„Ja, ihr beide hättet es bestimmt nötig, bei dem Pensum, was ihr euch aufbürdet“, erwiderte Eleanor einfühlsam.
Die nächste halbe Stunde klärten sie die Wirtin über ihre Abenteuer auf. Eleanor wusste sehr gut Bescheid und aus diesem Grund hatte sie die beiden irgendwann auf der Insel schon länger erwartet.

„Das war nur eine Frage der Zeit, wann ihr hier erscheint, nachdem die Malfoys so in die Sache verstrickt sind“, erklärte sie.
„Hast du die Malfoys hier schon einmal gesehen?“, fragte Hermine neugierig.
„Die Tante, Rose Malfoy, hat das Castle wohl nie verlassen, so erzählen zumindest die Einheimischen hier. Aber Lucius mit Frau und den beiden Söhnen waren des Öfteren im Sommer zu Besuch im Castle und sie waren auch drei- oder viermal hier im Pub. Widerliches Volk“, schnaubte sie verächtlich.
„Weißt du, ob das Castle jetzt bewohnt ist?“, fragte Harry rundheraus und die angesprochene schüttelte verneinend den Kopf.
„Ich weiß es nicht. Auf den Teil der Insel komme ich im Normalfall nicht und auch die Meinung der Einheimischen geht in dieser Frage auseinander. Einige wollen des Nachts dort schon einmal Licht gesehen haben, andere sind der Meinung, dass das Castle seit Sommer vorigen Jahres unbewohnt ist“, antwortete sie unsicher.
„Also ist Überwachung angesagt“, meinte Hermine seufzend und Harry schaute bei dieser Vorstellung verdrossen drein.

Nachdem sie sich von Eleanor verabschiedet hatten, das Versprechen wiederzukommen mussten sie ihr geben, sonst hätte die Wirtin sie nicht gehen lassen, machten sie sich auf den Weg nach Kiloran.
Der frühmorgendliche Nebel hatte sich verzogen, die Sonne schien ungetrübt vom Himmel und an den Stellen, wo ihr Weg windgeschützt verlief, wurde ihnen warm unter den Jacken. Sobald sie aber aus diesen Senken heraus waren, blies ihnen ein steifer Nordwind entgegen, der ihre Augen zum Tränen brachte und dafür sorgte, dass sie beide rote Wangen bekamen.
„Du hast so rote Wangen, als hätte Dumbledore dir gerade ein großes Kompliment gemacht“, meinte Harry grinsend.
„Deine Backen waren das letzte Mal so rot, als dich Cho das erste Mal geküsst hat“, konterte Hermine schmunzelnd.
Lachend gab er es zu, legte ihr einen Arm um die Schultern und sie umfasste mit einem Arm fest seine Hüften. So hielten sie einander, lachten viel und küssten sich oft, während sie weitergingen. Nach einer Stunde tauchten die ersten Hausdächer von Kiloran über den flachen Hügeln auf und Hermine wendete auf sie beide den Unsichtbarkeitszauber an. Das Dorf ließen sie links liegen und bogen nach rechts zum Meer ab, wie es ihnen die Wirtin beschrieben hatte.
Nach einigen Minuten kam das Herrenhaus in Sicht. Es war wesentlich kleiner als Malfoy Castle, aber im Vergleich mit den anderen Häusern auf der Insel immer noch recht stattlich. Eine Buchenhecke fasste das große, quadratische Grundstück ein und sie näherten sich vorsichtig dem schmiedeeisernen Tor. Einen Klingelknopf gab es nicht, aber der Name „Malfoy“ war in erhabenen Messingbuchstaben auf einer recheckigen, schwarzen Platte am Tor befestigt.
Harry öffnete vorsichtig sein Sneakoskop, das langsam rotierte. Hermine zog ihn weiter und sie gingen an der Hecke entlang weiter. Diese war ungefähr drei Meter hoch und sehr dicht. An einer Stelle jedoch waren einige der Heckenbuchen vertrocknet und abgestorben, so dass ein schmaler Durchgang entstanden war. Hermine flüsterte ihm zu, was sie vorhatte und drückte sich vorsichtig zwischen den Sträuchern hindurch. Harry folgte ihr auf dem Fuße und dann standen sie innerhalb des Grundstücks und sahen sich um. Der Garten hatte schon längere Zeit keine Pflege mehr erfahren, das Gras stand kniehoch und war teilweise durch den Wind flachgelegt. Die Sträucher wucherten vor sich hin und die Blumenbeete waren von Unkraut fast schon zugewachsen.
Tastend suchte sie seine Hand.
„Wir pirschen uns ans Haus ran“, wisperte Hermine und Harry drückte zustimmend ihre Hand.
Vorsichtig näherten sie sich dem Haus und steuerten auf die Terrassentüren zu. Vorhänge an den Innenseiten verhinderten den Blick auf die Räumlichkeiten dahinter. Sacht legte Hermine die behandschuhten Finger einer Hand aufs Glas.
„Nichts! Keine Zauber, keine Personen. Wir müssen ins Haus hinein“, flüsterte sie.
„Soll ich eine der Terrassentüren öffnen?“ Seine Stimme war ebenso leise.
„Nein, wir drehen eine Runde um das Gebäude und entscheiden dann.“
Sanft zog sie ihn weiter und langsam umrundeten sie einmal das ganze Haus.
„Lass uns die Kellertreppe nehmen“, entschied sie dann.
An einer Schmalseite des Gebäudes hatten sie eine Bruchsteintreppe entdeckt, die hinunter zu einer Tür im Kellergeschoss führte. Mit einem gedachten „Alohomora“ Spruch und dem gleichzeitigen Berühren des Schlosses mit Harrys Zauberstab sprang die Tür auf. Beide waren vorher zur Seite getreten und wieder benutzte Hermine denn Spiegel ihrer Puderdose, um den Raum hinter dem Eingang einer ersten Prüfung zu unterziehen. Da sie nichts Auffälliges entdecken konnte, trat sie hinein, hob den Zauberstab, an dessen Spitze sogleich eine helle weiße Flamme erschien und schaute sich rasch um.
Harry war dicht hinter ihr, schloss die Tür, durch die sie eingetreten waren und machte sie beide wieder sichtbar. Sie standen in einem breiten Flur, an dessen anderen Ende eine Holztreppe nach oben führte.
Vier Türen, zwei links, zwei rechts, gingen von dem Flur ab und Hermine nahm direkt die Tür rechts von ihr in Augenschein. Wie schon oft in anderen Gebäuden durchexerziert, öffneten sie eine Tür nach der anderen und durchsuchten die Räume dahinter genau. Außer Holz, Kohle, Lebensmittelvorräten und jede Menge Gerümpel fanden sie nichts in dem Keller. Harry wollte gerade die Treppe hinaufsteigen als sie ihn zurückhielt und auf ihre Uhr deutete.
„Wir sind mit Fred und George zum Mittagessen verabredet.“
„Stimmt, Liebste, das hätte ich glatt vergessen“, schmunzelte er, machte sie beide wieder unsichtbar und sie verließen den Keller, im Hinblick auf eine leckere Mahlzeit.

7.

„Warte, Hermine“, meinte er lächelnd und strich ihr einige Spinnweben aus dem Haar.
Nachdem sie die unteren Räume von Pachtwork Castle verlassen hatten, waren sie direkt in die Nähe des schwarzen Sees gesprungen und gingen das kurze Stück zur Kneipe „Three Bromstick“, in der sie mit den Weasley Zwillingen verabredet waren. Als sie eintraten wurden sie schon von den Brüdern erwartet. Sie begrüßten sich herzlich und Harry bestellte für Hermine und sich jeweils ein Glas trockenen Weißwein, während die Weasleys bei Rumbier blieben.
„Ich habe Wildauflauf für vier Personen bestellt“, erklärte Fred und die zwei waren einverstanden.
Während des Essens wurde nicht viel gesprochen und nachdem sie alle noch eine Tasse Kaffee genossen, beschlossen die vier einen Spaziergang um den See zu machen.
„Dort gibt es weniger offene Ohren“, erklärte George.
Hermine erläuterte den Brüdern kurz die Begebebheiten, die sich seit ihrem letzten Treffen ereignet hatten.
„Okay, wir haben die „Shrinking Shack“ mit verlängerten Ohren überwacht, aber außer Mäusen haben wir nichts gehört“, teilte Fred mit.
„Madame Puddifoot und Madame Rosmerta schauen sich die fremden Gäste genau an. Sie schätzen, dass es ungefähr dreißig bis vierzig unbekannte Personen sind, die Sie der dunklen Seite zuordnen würden. Ansonsten ist in der letzten Zeit absolut nichts Außergewöhnliches passiert“, fuhr George fort.
„Dann haben wir versucht, das Zentrum der dunklen Kräfte zu lokalisieren. Wir beide tippen auf den See, oder seine nähere Umgebung“, Fred schaute zu seinem Bruder, der zustimmend nickte.
Harry wollte gerade eine Frage stellen, als Hermine ihn an der Schulter fasste und mit der anderen Hand zum Himmel zeigte. Er folgte ihrem Blick und sah eine Person auf einem Besen, der sich ihnen schnell näherte. Nach wenigen Sekunden erkannten sie Neville, der sie auch bald erreichte und mit einer eleganten Bewegung, seinen Besen direkt neben ihnen zum Stehen brachte.
„Respekt, Neville, gutes Manöver“, meinte Harry anerkennend und der angesprochene lächelte stolz.
„Danke, Harry! Hagrid schickt mich. Er erwartet euch alle sofort in seiner Hütte.“
„Alles klar, wir gehen direkt rüber. Danke, Neville“, entgegnete Hermine und strahlte ihn, auf Grund des Flugmanövers, begeistert an.

Wenige Sekunden nachdem George geklopft hatte, öffnete Hagrid die Tür.
„Los, kommt rein“, brummte er und trat zur Seite.
Drinnen erwartete sie eine Überraschung, denn am Tisch saßen Helen Fairchild und Mad Eye Moody. Hermine machte Helen mit den Weasley Zwillingen bekannt, Hagrid verteilte Becher und schenkte Tee aus. Moody nahm einen großen Schluck Tee und blickte Hermine anerkennend an.
„Der Tipp mit dem Friedhof war richtig, Hermine, sehr gut vermutet, oder erspürt. Da treibt sich jede Menge dunkles Volk herum.“
„Hat Voldemort dort seinen Stützpunkt?“, fragte Harry erstaunt.
„Leider wissen wir das nicht“, erklärte Helen, „wir haben den Friedhof beobachtet, auf Besen, unsichtbar natürlich.“
„Moment, wer steht denn jetzt Wache?“, rief Hermine aufgeregt dazwischen.
„Keine Sorge, Benjamin Morten und Aberforth Dumbledore sind mit Wacheschieben dran“, erwiderte Moody grinsend und auch Hermine musste bei dieser Vorstellung schmunzeln.
„Okay, ihr habt Death Eater auf dem Friedhof gesehen, wo kamen die denn her?“, wollte Harry wissen und seine Stimme überschlug sich fast.
„Das wissen wir leider nicht, Harry“, gab Moody unumwunden zu, „plötzlich tauchten an der Weggabelung, wie aus dem Nichts, zehn Death Eater auf.“
„Die sind appariert“, meinte George überzeugt, doch Helen glaubte nicht daran.
„Nein, Bill überwacht seit zwei Tagen diesen Sektor vom Ministerium ganz genau. Er ist überzeugt, dass keinerlei Sprünge von unbekannten Personen, oder Death Eatern vorgekommen sind“, erwiderte Helen sicher.
„Es gibt noch andere Möglichkeiten. Sie können den Unsichtbarkeitszauber verwendet haben, oder sie haben eine Möglichkeit gefunden zu apparieren, ohne Spuren zu hinterlassen“, wandte Hermine ein.
„Schon möglich“, gab Moody zu und kratzte sich am Kinn.
„Auf jeden Fall tauchen diese Figuren immer irgendwo in der Nähe auf und verschwinden urplötzlich wieder, ohne das sie dabei eine Stelle besonders oft ansteuern“, meinte Helen und aus ihrer Stimme konnte man die Ratlosigkeit heraushören.
„Das ist nur Ablenkung“, murmelte Hermine vor sich hin.
„Wie geht's jetzt weiter?“ Harry war ungeduldig.
„Genauso wie bisher“, erwiderte seine Freundin entschlossen, „Moodys Gruppe versucht irgendwelche Muster bei unseren Feinden herauszufinden und wir suchen weiterhin den Horkrux.“
Tief seufzend schaute Harry sie an:
„Über welchen Zeitraum reden wir?“
„Morgen Abend haben wir Pachtwork Castle komplett durchsucht. Falls wir den Horkrux dann nicht gefunden haben, weiß ich im Moment auch nicht mehr weiter“, musste Hermine zugeben.
„Okay. Wir werden weiter das Friedhofsgelände im Auge behalten, sobald sich etwas an der Situation hier ändert, schicken wir euch eine Eule“, meinte Moody dann hinzufügend.
„Fred und George, überwacht ihr bitte weiterhin die „Shrinking Shack“?“ Es könnte immer noch passieren, dass sich unsere Feinde dort treffen“, bat Harry und die Zwillinge stimmten sofort zu.
„Morgen Abend um sechs Uhr treffen wir uns wieder hier“, bestimmte Hermine und keiner wagte ihr zu widersprechen.

Nach der Zusammenkunft bei Hagrid waren Hermine und Harry vom Waldrand aus direkt nach Godric Hollow gesprungen und saßen gemeinsam in der Küche. Hermine war angespannt und nervös, trommelte mit den Fingern auf dem Tisch und fuhr sich dauernd mit den Händen durch ihr Haar.
„Wir haben etwas übersehen“, murmelte sie und starrte die Decke an.
„Was denn, Liebste?“, fragte er leise, aber sie hatte ihn nicht gehört.
Plötzlich sprang sie auf und tigerte in der Küche hin und her. Ihr Blick war in sich gekehrt und sie dachte scharf nach.
„Wir werden in Patchwork Castle nichts finden, Harry“, meinte sie schließlich resigniert.
„Sollen wir die Durchsuchung morgen fallen lassen?“, fragte er, denn inzwischen vertraute er ihrem Spürsinn vollkommen.
„Nein, lieber nicht. Wir müssen absolut sicher sein, das er sich dort nicht befindet“, sie schüttelte leicht den Kopf, während sie ihn betrübt ansah.
„Aber, wenn du dir sicher bist, Hermine, können wir uns das doch wirklich sparen.“
Sie trat hinter seinen Stuhl und legte ihm die Arme um den Hals.
„Wir werden Patchwork Castle nach Plan durchsuchen, dabei kann ich am besten nachdenken, Liebster“, flüsterte sie ihm ins Ohr.

8.

Ohne nach dem Aufstehen etwas zu sich zu nehmen, waren sie direkt von Godric Hollow auf die Insel Colonsay gesprungen und hatten es sich bei Eleanor Steed zum Frühstück gemütlich gemacht. Die Wirtin versorgte sie mit Schinken und Ei, Würstchen, Tomaten, Toast, Tee und Kaffee. Nach einer halben Stunde waren sie so satt, das sie sich den Fußweg nach Kiloran sparten und direkt auf die Wiese außerhalb der Hecke von Patchwork Castle sprangen. Da es sehr neblig war, hatte ihnen auch Eleanor dazu geraten, ihr Springen würde keinem auffallen.


Der Dachboden des Hauses war nicht ausgebaut, die Durchsuchung daher eine Minutensache. Die Einrichtung der Räume im Erdgeschoss stammte größtenteils aus den fünfziger Jahren. Harry schmunzelte beim Anblick von Nierentischen, Tütenlampen und Cocktailsesseln, das alles erinnerte ihn stark an das Haus seiner Tante Maggie, die er einmal mit den Dursleys besucht hatte.
Zwei Bilder, eine sehr junge Königin und ihr ebenso junger Prinzgemahl, hingen über dem Portrait von Winston Churchill im Wohnzimmer. Über dem Kamin hing ein ein Volant: „Home, sweet Home“, war darauf gestickt, so etwas Ähnliches hing bei den Dursley in der Küche. Er kicherte vor sich hin als er die Brokat Verkleidung des Telefons bemerkte, aber Hermine reagierte nicht darauf, sie war mit ihren Gedanken meilenweit weg.
Harry durchsuchte die Räume mehr oder weniger alleine. Das war ihm auch Recht so, er wollte ihr möglichst viel Zeit zum Nachdenken geben und sie dabei auch nicht stören. Meistens kam etwas Brillantes dabei heraus, wenn sie so intensiv über einem Problem grübelte.
Am frühen Nachmittag waren sie fertig und erleichtert schloss er sie in seine Arme.
„Wir sind hier fertig, Liebste, sollen wir direkt nach Hogwarts springen?“
„Mhm“, meinte sie und tauchte dann aus ihren Gedanken auf, „ja, sehr schön, lass uns nach Hogwarts springen.“
Mit einem letzten Blick auf die Einrichtung des Hauses traten sie auf die Terrasse, gingen dann durch den Durchgang in der Buchenhecke und sprangen zum Waldrand bei Hagrids Hütte.

Ihr großer Freund war nicht Zuhause, so setzten sie sich auf die Stufen vor dem Eingang und kuschelten sich aneinander. Das Wetter war freundlich zu ihnen und sie ließen sich die Sonne auf die Gesichter scheinen.
Ein paar Minuten später kam Hagrid aus dem Wald und sah die beiden aneinandergeschmiegt dort sitzen. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, das aber sogleich von einem schmerzlichen Ausdruck abgelöst wurde. Was die beiden schon hatten ertragen müssen, war mehr als genug für ein ganzes Leben. Und über das, was noch vor den beiden lag, mochte er gar nicht nachdenken. Im Stillen dankte er Merlin, dass sie sich gefunden hatten, das war für beide ein enormer Gewinn.
Bei Hermine hatte er sehr früh den Eindruck gehabt, das sie in Harry mehr als nur einen Freund sah. Auch die Blicke, die Harry Hermine zuwarf und wie er oft mit ihr übereinstimmte, hatten Hagrid davon überzeugt, das die beiden früher oder später zusammenfinden würden.
Der Junge war ihm vom ersten Moment an ans Herz gewachsen, er hatte gesehen, wie die Dursleys ihn behandelten und sofort beschlossen, ihn unter seine Fittiche zu nehmen. An Hermine hatte ihn sofort ihre Schlagfertigkeit und ihr logisches Denken fasziniert, sie achtete weniger auf ihr Äußeres, sondern mehr auf das was sie sagte und tat.
Wenn er jetzt daran dachte, dass das Finale des Krieges kurz bevor stand und eventuell einer von beiden oder sogar beide, die jetzt noch so friedlich eng umschlungen auf seiner Treppe saßen, den Tod finden könnten, fühlte er sich hundeelend. Lauthals verfluchte er den Tag, an dem Tom Riddle das Licht der Welt erblickt hatte. Hermine hatte ihn gehört, winkte ihm zu und er verbannte alle dunklen Gedanken aus seinem Geist und ging festen Schrittes zu den beiden Verliebten.
„Ihr seid ein bisschen früh“, brummte er freundlich und umarmte beide mit einer Intensität, die sie von ihm absolut nicht gewöhnt waren.
Irritiert tauschten die zwei einen alarmierten Blick und sahen ihren ehemaligen Lehrer fragend an.
„Was ist los, was hast du, Hagrid?“
„Nichts, gar nichts, Hermine“, versuchte er sie zu beschwichtigen, senkte aber gleichzeitig den Blick, um ihr nicht in die Augen schauen zu müssen.
Mit einem Blick in seine Augen konnte sie erkennen, ob er die Wahrheit sprach.
„Das kannst du deiner Großmutter erzählen“, erwiderte sie spöttisch, war aber gleichzeitig so sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, das sie ihn nicht weiter zur Rede stellte.
Erleichtert atmete der Halbriese durch und lotste die beiden in seine Hütte, wo sie auf die anderen warten wollten. Er schenkte Tee aus und unterhielt sich mit Harry über vergangene Abenteuer. Hermine beteiligte sich nicht an dem Gespräch, sondern saß angelehnt an Harry auf der Couch und dachte angestrengt nach.
Die Zwillinge erschienen zuerst, sie hatten nichts Neues zu berichten. Ein paar Minuten später kamen Helen Fairchild und Mad Eye Moody dazu.
„Dann sind wir jetzt komplett“, meinte Harry, aber mit einer Handbewegung stoppte ihn Hagrid.
„Lasst uns noch ein paar Minuten warten“, meinte er und stellte noch zwei Becher auf den Tisch.
Damit war sein Vorrat an Trinkgefäßen auch erschöpft. Gekonnt hängte er den Wasserkessel wieder über das Feuer und schaute dabei aus dem Fenster. Ein Lächeln erblühte auf seinem Gesicht, er füllte die zuletzt auf den Tisch gestellten Becher mit Tee und öffnete dann die Tür.
Professor McGonagall, die Schulleiterin und Professor Sprout, ihre Stellvertreterin, betraten den Raum und begrüßten die anwesenden einzeln. Die Damen setzten sich und die Schulleiterin ergriff das Wort.
„Aberforth Dumbledore hat uns heute Morgen mit den neuesten Nachrichten versorgt, gibt es weitere Neuigkeiten?“
„Definitiv, das Zentrum der dunklen Magie ist das Grabmal von Albus Dumbledore oder direkt dort in näheren Umkreis“, erwiderte Helen, „wir sind uns zwar noch nicht ganz sicher, aber der Verdacht erhärtet sich mit jeder Stunde unserer Überwachung.“
„Es ist das Grabmal Dumbledores. Nur Voldemort käme auf die Idee, sein Hauptquartier im Grabmal seines größten Feindes aufzuschlagen“, Hermine hatte leise, aber energisch gesprochen und damit alle Blicke auf sich gezogen.
„Wie viel Gefolgsleute hat er hier versammelt? Ist das Grabmal untertunnelt? Hat er noch andere Kräfte auf seine Seite ziehen können?“
„Wir rechnen mit ungefähr hundert Personen hier, die wir zu seiner Gefolgschaft zählen können, die anderen Fragen können wir momentan nicht beantworten, Hermine, tut mir Leid“, gab Moody kleinlaut zu.
Verärgert hatte Harry das Sneakoskop aus der Tasche gezogen und ließ ein paar Mal den Deckel auf- und zuspringen. Wie hypnotisiert hingen Hermines Augen an Harrys Händen und sie verfolgte jede seiner Bewegungen. Urplötzlich blickte sie ihn dann mit großen, runden Augen an, sie hatte eine Idee.
„Scheiße auf Toast“, flüsterte sie und Harry starrte entgeistert zurück.
Dann sprang sie auf und schlug mit aller Kraft auf den Tisch. Ihre Gesichtszüge waren hart und entschlossen.
„Jetzt weiß ich, wo der letzte Horkrux versteckt ist, Harry.“


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