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Fanfiction

Harry Potter und die Erkenntnisse des Lebens - Kapitel 8: Das Erbe der Malfoys

von Jean Nevi

Kapitel 8
Kapitel 8

Das Erbe der Malfoys

1.

„Heute Vormittag möchte ich noch bei Tonks und Remus vorbeischauen und ihnen einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschen“, rief Harry in den Flur.
Hermine war im Bad und wollte sich die Haare waschen.
„Kommst du mit, Liebes?“
Die Haare zum Trocknen in ein Handtuch gewickelt, erschien sie in der Küche.
„Gib mir bitte ein paar Minuten Zeit, Harry, damit ich mir die Haare trocknen kann.“
Sein Anblick erzeugte bei ihr den Wunsch nach einem Kuss und sie erfüllte sich diesen.
„Dann springen wir zusammen zum Grimmauld Place.“
Schmunzelnd verschwand sie wieder im Bad. Die beiden hatten die letzten drei Tage an der
Côte d´ Azur verbracht und waren nur zum Übernachten aus Sicherheitsgründen nach Godric Hollow zurückgekehrt. Es waren wunderschöne Tage gewesen und sie hatten sie mit allen Sinnen genossen.
„Na, was meinst du?“ Sie stand in der Tür und die jetzt trockenen Haare fluteten ihr wie ein Wasserfall über Schultern und Rücken hinab.
Er sprang auf und legte ihr die Arme um die Hüften.
„Liebes, du siehst umwerfend aus“, meinte er bewundernd und gab ihr einen langen Kuss.
„Danke, das wollte ich hören“, erwiderte sie leicht außer Atem.

Einige Augenblicke nachdem sie geklopft hatte, öffnete Remus. Als er die beiden sah, überzog ein Strahlen sein Gesicht. Er ließ sie eintreten und schloss hinter ihnen die Tür.
„Wisst ihr, das war gerade ein richtiges Déjà vu Erlebnis für mich, Lily und James waren oft hier. Als ich gerade die Tür öffnete, dachte ich für einen Augenblick, die beiden hätten auf der Schwelle gestanden.“
Remus hob die Hand und kam einem Einwand Hermines zuvor.
„Ich weiß, was du sagen wolltest. Du siehst keine Ähnlichkeit zwischen dir und Lily, aber die gibt es. Kurz nach Harrys Geburt hatte Lily die Haare so lang, wie du sie jetzt hast und normalerweise trug Lily einen Zopf oder einen Pferdeschwanz, James mochte das am liebsten. Aber einmal sah ich sie, da trug sie ihre Haare offen und sie und James standen hier direkt vor mir, so wie ihr zwei gerade. Einen Moment glaubte ich, es wären Lily und James.“
Hermine und Harry tauschten einen verständnisvollen Blick.
„Entschuldigt bitte, manchmal werde ich etwas sentimental“, seufzte Remus, aber Harry klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
„Entschuldige dich nicht, das sind doch schöne Erinnerungen“, meinte er mitfühlend, „manchmal wünschte ich mir, ich hätte auch solche Erinnerungen.“
Hermine zog Remus in eine Umarmung.
„Du hast Lily geliebt?“ Fragte sie flüsternd und er nickte mehrmals.
„Ja, ich habe Lily geliebt. Obwohl ihr grundverschieden seid, Hermine, hast du mich vom ersten Augenblick an unheimlich an sie erinnert. Seitdem du mit Harry zusammen bist, natürlich noch viel mehr“, erwiderte er leise und sie folgten ihm in die Küche.
„Setzt euch bitte“, fuhr er fort, öffnete drei Flaschen Rumbier, setzte sich ihnen gegenüber und blickte das Liebespärchen offen an.
„Wir hatten uns nach der Schule aus den Augen verloren, ich traf James zufällig in der „Diagon Alley“ und er nahm mich mit nach Godric Hollow. Du warst erst ein paar Wochen alt, Harry und der ganze Stolz deines Vaters. Aber Lily hat mich fasziniert. Sie hat mich ganz akzeptiert, als Mensch und als Wolf, ohne Vorbehalte. Deshalb habe ich sie geliebt, Hermine, und du bist ihr sehr ähnlich.“
Nach einer kurzen Pause wechselte er das Thema.

„Ich beneide euch, aber ich habe auch Angst. Wir waren damals vier, Prongs, Padfoot, Wormtail und Moody, das heißt, James, Sirius, Peter und ich. Drei von uns sind tot und aus eurem Trio ist Ron gestorben. Da fallen mir zu viele Parallelen ins Auge, versteht ihr das?“
„Ja, aber Peter war ein Verräter unter euch“, seufzte Harry.
Hermine blickte Remus aufmerksam an.
„Bei uns hat Ron einen Fehler gemacht, er hat überhaupt nicht an Eigensicherung gedacht. Das ganze Haus war ungeschützt“, ihre Stimme war anklagend.
„Ron hat mehrere Fehler gemacht und einer war tödlich“, sagte Harry zu ihr gewandt und Remus nickte zustimmend.
„Ich glaube, das passiert euch nicht“, meinte er neugierig.
„Du kannst uns ja einmal unangemeldet besuchen, dann erfährst du, was Selbstschutz bedeutet“, schlug sie grinsend vor.
„Gute Idee, Hermine, das werde ich machen. Ich werde versuchen, in Godric Hollow einzudringen, ohne das ihr es merkt.“
„Wir freuen uns auf deinen Besuch, Remus“, erwiderte sie und lachte Harry an.

Tonks kam von der Arbeit, umarmte die beiden freudig und küsste Remus.
„Ich hatte gehofft, euch dieses Jahr noch einmal zu sehen, wir müssen noch einiges bereden.“ Nachdem sie sich auch eine Flasche Rumbier genommen hatte, setzte sie sich dazu.
„Wenn ich dieses Jahr Revue passieren lasse“, begann sie und ihre Stimme klang erschöpft, „dann wird mir kotzübel, aber so richtig. Einerseits haben wir in diesem Jahr so viele Freunde verloren, wir können sie kaum zählen. Andererseits sind die Erfolge des Phönix Ordens im Kampf gegen die dunklen Mächte bescheiden, erst seitdem eure Gruppe dabei ist, Harry, bekommen unsere Gegner langsam Angst.“
„Stimmt, ich habe mit Mad Eye gesprochen, er sieht es genau so. Er unterteilt seine Auroren in zwei Gruppen, die kleinere versucht heraus zubekommen wo sich Voldemort aufhält, die größere jagt weiterhin Death Eater“, warf Remus ein.
„Mit wie vielen haben wir es überhaupt noch zu tun?“, fragte Hermine neugierig.
Remus wiegte nachdenklich den Kopf und sah Tonks an.
„Zwanzig bis dreißig, schätze ich“, erwiderte er vorsichtig, Tonks nickte nachdenklich und sah Harry an.
„Mit so vielen hattet ihr nicht gerechnet, oder?“
Der angesprochene schüttelte verneinend den Kopf.
„Voldemort versucht dauernd neue Anhänger zu finden und er findet sie“, erklärte Remus. „Wir dürfen auch Voldemorts Sympathisanten nicht außer Acht lassen und das sind ein einige Hundert.“
„Wer sind die schlimmsten?“, wollte Hermine wissen und Tonks zählte auf.
„Greyback und seine Wölfe, Bellatrix Lestrange, Narcissa Malfoy, Peter Pott, Adelgunde Kerkhoff und Portus Bellfort.“

Harry war aufgestanden und tigerte in der Küche auf und ab. Plötzlich blieb er stehen, stützte die Hände auf den Tisch und sah die anderen nacheinander durchdringend an.
„Ich hasse es, den Horkruxen nachzulaufen. Ich bin deprimiert, weil wir sie nicht finden und weil wir Voldemort noch nicht angreifen können.“
Hart schlug er mit der Faust auf den Tisch.
„Am schlimmsten ist für mich, dass ich mit Hermine kein normales Leben führen kann. Uns werden demnächst Augen am Hinterkopf wachsen, so oft wie wir uns vergewissern müssen, dass keine Gefahr von hinten droht. Wenn wir irgendwo länger bleiben, sind wir gezwungen, etliche Schutzzauber um das Haus legen, damit wir nicht im Schlaf überrascht werden, wie Luna und Ron. Ich will mit Hermine zusammen sein, ohne das mir der Gedanke an morgen Bauchschmerzen bereitet.“
Sie war aufgesprungen und nahm ihn sanft in die Arme. Beruhigend fuhr sie mit ihren Händen über seinen Rücken.
„Harry, Liebster, wir schaffen das, ich weiß es einfach“, flüsterte sie, nahm seinen Kopf in ihre Hände, zog ihm die Brille aus und küsste ihm zart die Tränen von den Wangen.
„Wir werden uns morgen auf die Spur von Mr. Better machen und dann wird Malfoy Castle ein Besuch abgestattet“, erklärte sie den anderen fest.
Sie drückte Harry in einen Stuhl und setzte sich neben ihn.
„Oder habt ihr eine bessere Idee?“ Ihr Blick wanderte von Tonks zu Remus.
„Nein, nicht wirklich“, musste Remus kleinlaut zugeben.
Kurz darauf verabschiedeten sie sich von Tonks und Remus, wünschten ihnen ein frohes neues Jahr und sprangen zurück nach Godric Hollow.

„Ich bekomme immer mehr Respekt vor Hermine“, bekannte Remus als die beiden appariert waren.
„Ja, es ist erstaunlich, wie sie Harry hochziehen kann, wenn dieser in einer mentalen Krise steckt, sie übernimmt dann einfach das Kommando“, erwiderte Tonks beeindruckt.
„Harry lässt das zu, ich glaube, er weiß, das sie die richtigen Entscheidungen für sie beide trifft“, meinte Remus nachdenklich.
„Stell dir einmal vor, sie würden darüber streiten“, lachte sie.
„Nein, das mache ich lieber nicht. Ich kann mir nicht helfen, ein Streit zwischen diesen beiden Dickköpfen wäre wohl eine ziemlich heftige Sache.“
Wortlos stimmte sie zu.

2.

Das Liebespaar hatte fest vorgehabt bis zum Jahreswechsel wach zu bleiben, jedoch wurden sie am frühen Abend so müde, das sie ins Bett gingen und das Ereignis verschliefen. Harry erwachte früh und überraschte Hermine mit einem Frühstück im Bett.
„Ich wünsche dir ein frohes, neues Jahr, Liebste“, und prostete ihr mit seinem Teebecher zu.
„Dir auch, mein lieber Harry“, ihre Stimme schwankte etwas, sie stellte beide Becher weg, zog ihm die Brille aus und küsste ihn leidenschaftlich.
Den Tag verbrachten sie mit langen Spaziergängen, es war kalt, aber die Sonne stand strahlend am Himmel. Sie besuchten das Grab von Harrys Eltern und verweilten einige Minuten in der Kirche.

Es war schon später Abend, als sie zusammen in der Küche saßen und ihre Vorgehensweise planten.
„Da habe ich es“, Hermine sortierte ihre Unterlagen und zog ein Pergament heraus.
„Robert Anton Better, Seville RowHimmel
29, Sheffield“, las sie vor, „wie machen wir es am besten?“
„Wir könnten den Besen nehmen“, schlug er vor und schaute in ihr enttäuschtes Gesicht.
„Wir könnten in die Nähe apparieren und den Rest zu Fuß gehen, oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen“, fuhr er fort.
Da erhellte sich ihr Blick und er wusste, dass sie die zweite Möglichkeit bevorzugte.
„Okay“, entschied er, „wir springen“, und wurde prompt mit einem Kuss belohnt.

„Frühstück, Harry.“
Er drehte sich noch einmal herum, ihr Ruf hatte ihn aus tiefstem Schlaf gerissen.
Brummelnd stand er dann doch auf und stolperte die Treppe herunter.
„Liebste, musstest du mich so früh wecken?“, fragte er vorwurfsvoll.
„Es ist neun Uhr, aber wenn dir das zu früh ist, lege dich noch etwas hin, ich warte, bis du von selbst wach wirst“, erwiderte sie konsterniert.
„Nein, du hast Recht, entschuldige bitte, ich weiß nur nicht, wovon ich so müde bin“, gähnte er.
Nachdem sie sich fertig gemacht hatten, sprangen sie direkt von der Haustür aus und landeten etwas außerhalb der Stadt. Über Sheffield hing eine graue Dunstglocke. Auf beide machte die Stadt einen schmutziggrauen Eindruck und sie folgten einer Straße, die ins Zentrum führte.
„Schau einmal, ob du irgendwo einen Stadtplan siehst, Harry“, forderte sie ihn auf und erinnerte sich früherer Stadtbesichtigungen mit ihren Eltern.
„Wie sehen die aus?“
„Meistens sind es große Karten, die an Parkplätzen oder Straßen stehen, die in die Stadt hineinführen.“
Einige Minuten später hatte Harry an einem Parkplatz eine solche Karte entdeckt.
„Genau richtig“, meinte sie mit Genugtuung und folgte der Legende der Karte auf der rechten Seite.
„Seville Row“, murmelte sie, die Karte war in Quadrate unterteilt, deren horizontale Linien in Buchstaben und vertikale Linien in Zahlen angegeben waren.
„B zwölf, das ist nur ein paar Straßen weiter“, strahlte sie, nachdem sie sich orientiert hatte.
Dann nahm sie lachend Harrys Hand und führte ihn.
„Da hinten, rechts, das müsste die Seville Row sein“, rief sie.
Hermine hatte Recht, sie folgten der Straße und blieben vor einem alten Ziegelsteinhaus stehen.

„Wir sind da, hier ist es. Wartest du bitte?“, meinte sie erleichtert.
Vorsichtig öffnete sie das protestierend quietschende Gartentürchen und ging die wenigen Schritte durch den ungepflegten Vorgarten bis zum Eingang. Ein Namensschild war nicht vorhanden, noch weniger ein Klingelknopf. Zaghaft klopfte sie an die Haustür, was umgehend durch lautes Babygeschrei beantwortet wurde.
Wenige Augenblicke später wurde die Tür aufgerissen und Hermine sah sich mit einer jungen Frau, ungefähr in ihrem Alter, konfrontiert. Diese wirkte extrem ungepflegt, Ihre Haare waren hellblond, schulterlang und seit mindestens einer Woche nicht mehr gewaschen worden. Fleckige Jeans, ein pinkfarbener Rollkragenpullover bildete ihr Outfit und der Geruch, der von ihr ausging, überzeugte Hermine davon, dass ihr Körper auch schon seit längerer Zeit keinen Kontakt mehr mit Wasser gehabt hatte. Sie hielt ein ungefähr sechs Monate altes Baby auf dem Arm.
„Was?“, bellte Sie unfreundlich, zog an Ihrer Zigarette und blies Hermine den Rauch ins Gesicht. Diese ging daraufhin einige Schritte zurück, aber bevor sie den Mund aufmachen konnte, richtete die junge Frau Ihre Zigarette wie einen Zauberstab auf sie.
„Du hast Lissy aufgeweckt, blöde Kuh und wenn Robby jetzt noch wach wird, na dann, Gute Nacht.“
Ein Hustenanfall schüttelte Ihren Körper bevor Sie noch etwas hinzufügen konnte und Sie schnippte die Zigarettenkippe in Hermines Richtung.
„Was ist da draußen los?“, röhrte eine Stimme im Hausinneren und die junge Frau erschrak sichtlich.
Ein junger Mann erschien im Eingang und riss die Frau mit dem Kind brutal ins Haus zurück. Er war ungefähr Anfang zwanzig, fett, ungepflegt und stierte Hermine aus kleinen Schweinsäugelein an. Ein fleckiges weißes Netzunterhemd spannte sich über seinen Wanst, gelbgrün war die karierte Jogginghose, die um seine Beine flatterte und an den Füßen trug er schmutzige, giftgrüne Flip-Flops.
„Was willst du hier, Tussi?“, rief Er und kam schwankend einige Schritte auf Hermine zu. Seine verwaschene Ausdrucksweise und Seine Ausdünstungen ließen auf reichlich Bierkonsum am frühen Morgen schließen. Auch Er schien kein Anhänger regelmäßiger Körperpflege zu sein.
Unbemerkt war Harry über das Gartentürchen geflankt und stand direkt hinter Hermine.
„Entschuldigung, wir suchen Mister Robert Anton Better, er hat hier einmal gewohnt“, fragte diese mit leiser Stimme.
„Kenn ich nicht“, die Stimme des Biertrinkers war mehr ein Grunzen, Sein Blick war auf Hermine gerichtet und Er stolperte weiter auf sie zu.
Harry schob sie hinter sich und suchte den Blick des jungen Mannes.
„Wo kommst du denn her, ist hier ein Nest von euch?“ Grölte dieser als er Harry bemerkte, hob die Arme und wollte ihm seine Hände um den Hals legen.
Harry trat mit aller Kraft seinen Schuhabsatz auf die ungeschützten Zehen des linken Fußes dieses Typen und sprang zurück. Der Betrunkene schrie auf, ging in die Knie und umklammerte mit beiden Händen seine lädierten Zehen.
„Scheißkerl, dich mach ich alle!“, brüllte Er, Harry war mit zwei Schritten neben ihm, nahm mit beiden Händen das linke Handgelenk des Biertrinkers und mit einem Schwung drehte er dessen Arm auf den Rücken. Der Betrunkene heulte auf. Je weiter Harry seinen Arm nach oben drückte, desto mehr heulte Dieser.
Harry ließ ein wenig nach.
„Robby, richtig?“, fragte er gefährlich leise und der angesprochene nickte grunzend.
„Die junge Lady hat ganz freundlich nach Mr. Better gefragt und wenn du etwas weißt, Robby, dann sagst du es ihr jetzt besser, bevor ich böse werde.“
„Wir wohnen erst seit einem Jahr hier, ich weiß nicht wer hier vorher gewohnt hat, bitte glaubt mir das. Das Wohnungsamt hat uns das Haus zugewiesen“, sprudelte es aus Robby heraus.
„Harry, hier kommen wir nicht weiter, lass uns gehen“, meinte Hermine entschlossen.
„Danke, Robby“, freundlich grinsend ließ Harry seinen Arm los und zog ihm gleichzeitig mit einem Fuß die Beine unter dem Körper weg, so dass er flach auf den Rücken fiel. Dadurch konnte Er nicht so schnell aufstehen und sie angreifen, während sie den Rückweg antraten. Galant hielt Harry Hermine das Gartentürchen offen. Dankbar lächelnd trat sie hindurch und wartete dann auf ihn.
„Vielen Dank, Mister Potter, sehr aufmerksam von ihnen. Seit wann bin ich eine Lady?“
Schmunzelnd nahm er ihre Hand und sie verschränkten die Finger ineinander.
„Nicht der Rede wert, Miss Granger, du bist seit langem meine Lady. Was hättest du mit ihm gemacht?“
„Och, ich hätte ihn dahin getreten, wo es noch wesentlich schmerzhafter für ihn gewesen wäre.“
Er grinste breit und kichernd warf sie einen Blick zurück. Robby war im Haus verschwunden und sie konnte sein Gesicht hinter einem Fenster erkennen.
Auf der anderen Straßenseite, zwei Häuser weiter, stand eine ältere Frau hinter einem Gartenzaun und winkte ihnen zu. Hermine setzte ein freundliches Gesicht auf und zog Harry, ehe er sich versah, in die Richtung
„Guten Tag“, meinte die ältere Dame freundlich, als die beiden zu ihr an den Zaun traten, „es hat mir große Freude bereitet, zuzusehen, wie sie diesem Stinksack Stevens das Maul gestopft haben. Das war absolut einmalig.“
Die beiden sahen sich lächelnd an. „Und das alles ohne Zauberstab“, dachte Hermine.
„Bestimmt suchen sie die Betters?“, vermutete die Dame und öffnete das Gartentürchen, „kommen Sie bitte herein“, und das Pärchen blickte sich erstaunt an.
„Kommen Sie bitte, Sie sind doch bestimmt von Hogwarts, oder?“
Einen Moment war Hermine völlig perplex und folgte mit Harry der älteren Dame ins Haus. Dieses machte, genau wie der Vorgarten, einen äußerst gepflegten Eindruck. Im Wohnzimmer blieb die ältere Frau stehen und stellte sich vor:
„Ich bin Helen Watson und Sie sind bestimmt Hermine Granger und Harry Potter.“
Lächelnd hielt Sie ihnen Ihre rechte Hand hin, Hermine erwachte als erste aus ihrer Erstarrung und schüttelte Ihre Hand.
„Sehr angenehm, Mrs. Watson“, antwortete sie erstaunt und gab Harry einen Stoß.
„Ja, sehr angenehm“, meinte dieser langsam und schaute Mrs. Watson entgeistert an.
Einladend deutete Sie auf zwei Stühle am Esstisch.
„Bitte setzen Sie sich und wenn es Ihnen Recht ist, hätte ich gerne, dass wir uns duzen“, und zustimmend lächelte Hermine.
„Das ist uns sehr Recht, Helen.“
„Gut, einen Moment Geduld bitte, als ich euch in unsere Straße kommen sah habe ich mir gedacht, es wird Zeit Tee zuzubereiten“, und sie verschwand in der angrenzenden Küche.

„Merlins Bart, was zum…“, brachte Harry heraus, bevor ihm Hermine einen Finger auf die Lippen legte.
Ein paar Augenblicke später war Helen wieder da und schüttete Tee aus. Sie stellte noch eine große Schale Gebäck auf den Tisch und setzte sich dann ihnen gegenüber.
„Ich schulde euch einige Erklärungen“, begann sie ohne Umschweife, „zuerst, Robert Better und ich waren für eine lange Zeit ein Liebespaar und er hatte keine Geheimnisse vor mir.“
Harry nahm einen Schluck Tee und sah sie fragend an.
„Woher wusstest du, dass wir Zauberer sind?“
„Als du über den Zaun gesprungen bist, habe ich deinen Zauberstab gesehen und was sollen so feine Leute wie ihr bei den Stevens, die Leute von der Wohlfahrt und dem Gesundheitsamt kenne ich doch alle“, erklärte Helen lachend.
Immer noch verblüfft blickte Harry seine Freundin an.
„Ich glaube, Helen, es ist einfacher, du erzählst uns alles, sonst werden wir dich mit unseren Fragen überschütten“, bat Hermine und lächelte Helen freundlich an.
„Okay, du hast Recht“, Helen nahm einen Schluck Tee, überlegte kurz und begann:
„Ich bin in diesem Haus zur Welt gekommen, Robert ein paar Tage später, in dem Haus, an dem ihr eben wart. Soweit ich mich zurück erinnern kann, waren wir vom ersten Tag an die besten Freunde. Weder meine, noch Roberts Eltern waren damit einverstanden. In den Augen meiner Eltern waren die Betters unheimliche Leute und Roberts Eltern, sie waren beide Zauberer, betrachteten uns als Muggel. Aber das störte Robert nicht, ganz im Gegenteil, manchmal hatte ich den Eindruck, als wollte er seinen Eltern eins auswischen, wenn er mit mir vor seinem Haus spielte. Kurz gesagt, es war eine richtige Sandkastenliebe zwischen uns Kindern.
Später, wir gingen auf die gleiche Schule, vertiefte sich unser Verhältnis und ich wurde zum erstenmal Zeuge seiner Zauberkraft. Wie waren zusammen aus der Schule gekommen, standen noch bei ihm vor dem Zaun, als seine Mutter ihn durch das geöffnete Fenster anschrie, er solle sofort hereinkommen. Er war böse auf seine Mutter, nahm meine Hand und drückte sie, drückte sie fest und gleichzeitig platzte die Scheibe des Küchenfensters. Er lächelte mich an und legte mir eine Hand auf meine Wange. Damals war ich zehn Jahre alt, aber dieses Gefühl, seine Hand auf meiner Wange, werde ich nie vergessen. In dem Sommer als er elf wurde, musste er nach Hogwarts. Seine Eltern waren darüber überaus glücklich und ließen mich das auch deutlich spüren. Sie waren der Meinung, das damit unsere Freundschaft vorbei gewesen wäre.“
Schmunzelnd goss sie sich noch eine Tasse Tee ein.
„Mein Gott, waren die eingebildet“, fuhr sie fort, „und total blind. Ich habe fast jeden zweiten Tag von Robert einen Brief per Eule bekommen, das Tier ist Ihnen hier nie aufgefallen und dabei hatten Sie ihm die Eule selbst geschenkt. Ich muss allerdings auch gestehen, dass ich einigermaßen erschrocken war, als die Eule zum erstemal auf meinem Fensterbrett saß. Robert hatte nur gesagt, dass er mir irgendwie Briefe zukommen lassen würde. Selbst meinem Vater waren die vielen Eulen aufgefallen, in Wirklichkeit war es ja nur eine und er war ja nur ein „Muggel.“
Die Eule, Harvard hieß sie, musste manchmal lange auf mich warten, entweder war ich noch in der Schule, oder meinen Antwortbrief zu schreiben dauerte so lange. Jedenfalls saß sie meistens, wenn sie warten musste, bei den Betters auf dem Gartenzaun, ohne das Sie diese je bemerkt hätten.
Robert und ich freuten uns immer unheimlich auf die Ferien, dann waren wir wieder zusammen. Als wir dreizehn waren, haben wir uns zum erstenmal geküsst, es war für uns fast selbstverständlich, wir waren für einander bestimmt. Ein halbes Jahr später erzählte er mir zum erstenmal über einen Mitschüler, Thomas Riddle…“, ihre Stimme verlor sich und ihr Blick verweilte auf dem Bild eines jungen Mannes auf der Anrichte ihr gegenüber.
Hermine war ihrem Blick gefolgt, stand auf und nahm das Bild.
„Das war Robert?“, fragte sie Helen leise.
Diese nickte und nahm das Bild aus Hermines Hand.
„Ja, auf der Abschlussfeier in Hogwarts, irgendwie haben sich dann die Ereignisse überstürzt und ich war hier und konnte ihm nicht helfen“, seufzte sie leise und lautlos rollten ihr ein paar Tränen über die Wangen.
„Neun Monate nach seinem Abschluss habe ich ihn zum letzten Mal gesehen, seine Eltern waren zwischenzeitlich nach London gezogen, Sie hatten wohl Wind von unserem Verhältnis bekommen und hatten ihn gezwungen zu heiraten. Reinblütig natürlich, seine Frau wurde schwanger, aber das war nicht sein großes Problem, sondern Thomas Riddle.“
„Entschuldige bitte, dass ich dich unterbreche, woher weißt du wer wir sind?“, Harry konnte seine Neugier nicht mehr zügeln.
„Nehmt doch bitte etwas Gebäck“, bat sie, „ich lese regelmäßig den „Daily Prophet“, obwohl ich zugeben muss, das da auch viel Nonsens drinsteht. Aber die Zeitung ist besser geworden, seit Rita Skeeter nicht mehr dabei ist. Ich vermute, Hermine, an ihrem Weggang warst du nicht ganz unschuldig, oder?“
Hermine grinste breit und nickte, „das ist durchaus möglich.“
„Das dachte ich mir“, lachte Helen und wurde gleich darauf wieder ernst, „Robert und ich, wir schrieben uns weiterhin Briefe, die Harvard hin und her flog. Plötzlich, zwei Jahre nach seinem Abschluss, kamen keine Briefe mehr. Ein paar Wochen später hat mir dann ein ehemaliger Klassenkamerad von Robert, er wusste von unserem Verhältnis, erzählt, das Robert tot sei.“
Helen seufzte tief, ließ den Kopf hängen und als sie die beiden wieder ansah, glitzerten Tränen in ihren Augen. Hermine schluckte mühsam und suchte Harrys Hand.
„Ich war total am Boden zerstört und konnte es anfangs nicht glauben. Dann hat mich Wilbur Longbottom, sein Freund, mit auf den Friedhof genommen und als ich den Grabstein gesehen habe, wusste ich, dass Robert tot ist. Wie von Sinnen habe ich dann versucht herauszufinden, warum er gestorben ist. Sehr schnell hatte ich Thomas Riddle mit seinem Tod in Verbindung gebracht. Zuerst hatte ich versucht, aus Roberts Briefen etwas herauszulesen, aber Robert war bei der Person Thomas Riddle immer sehr geheimnisvoll gewesen. Er hatte nur geschrieben, dass er sich in ihm einen Todfeind geschaffen hatte. Ich habe deshalb damals noch einmal mit seinem Freund Wilbur Kontakt aufgenommen und wir haben uns abermals getroffen. Als Wilbur mir dann alles über Robert und Thomas erzählt hat, konnte ich einige Bemerkungen, die Robert gemacht hatte und die mir bis dahin unverständlich waren, plötzlich deuten. Soweit ich es verstanden habe, hat Robert etwas von ihm gestohlen, wohl etwas abgrundtief Böses und dann versucht, dieses zu vernichten.“
„Ist es ihm gelungen?“, fragte Hermine leise.
„Ich weiß es wirklich nicht, auch Wilbur hatte auf diese Frage keine Antwort“, antwortete Helen und sah sie traurig an.
„Was ist aus Roberts Frau geworden?“, wollte Harry wissen.
„Sie ist einfach verschwunden, zwei Monate nach Roberts Tod und keiner hat jemals wieder etwas von ihr gehört. Das Kind haben Roberts Eltern aufgezogen“, Hermine wurde hellhörig.
„Weißt du, was aus dem Kind geworden ist?“
„Aber sicher, dieses Kind, Rosalind Better, ist heute eine sehr gute Freundin von mir.“
Harry sah Helen durchdringend an.
„Meinst du, wir könnten mit Ihr in Kontakt treten?“
„Kein Problem, wartet bitte einen Moment, ich telefoniere mal eben“, erwiderte Helen, sie stand auf und verließ den Raum.
Hermine sah Harry an und zuckte mit den Schultern. Kurz darauf war Helen wieder da.
„Sie erwartet uns, kommt, es ist nur zwei Straßen weiter“, meinte sie schmunzelnd, zog sich einen Mantel an und die beiden folgten ihr neugierig.

3.

Helen führte sie und nach ein paar Minuten standen sie vor dem Haus von Rosalind Better. Den Eingang hatten sie noch nicht ganz erreicht, als die Haustür geöffnet wurde. Eine Frau trat auf die Schwelle und umarmte Helen warm. Dann fiel Ihr Blick auf das Pärchen und Sie bekam große Augen. Rosalind war ungefähr 40 Jahre alt, schlank und hatte mittelbraune Haare. Hermine fiel sofort die Ähnlichkeit mit Ihrem Vater, auf dem Foto von Helen auf.
„Ich fasse es nicht, Potter und Granger“, flüsterte Miss Better.
Sie riss sich zusammen, schüttelte Ihnen die Hand und bat Sie zusammen mit Helen ins Haus. Im Esszimmer setzten sich gemeinsam an den Tisch, Rosalind hatte Kaffee gemacht und eingehend betrachteten Sie sich gegenseitig.
„Sie sind eine Zauberin, lesen den „Daily Prophet“ und geben Ihn an Helen weiter? Dadurch wissen Sie auch wer wir sind“, stellte Hermine fest.
„Stimmt, Miss Granger, aber ich möchte, dass wir uns duzen“, erwiderte Sie erstaunt.
„Einverstanden, das machen wir gerne“, antwortete Harry erleichtert.
Helen erklärte Rosalind kurz, was sie bisher besprochen hatten, diese nickte mehrmals und schaute dann das Liebespaar interessiert an.
„Von meinen Eltern weiß ich nur sehr wenig“, begann sie, „gleich wirst du Parallelen sehen mit deiner Jugend sehen, Harry. Aufgezogen wurde ich von meinen Großeltern, Sie sagten mir weder, das meine Eltern Zauberer gewesen waren, noch erzählten Sie mir über die Umstände ihrer Tode. Ein Autounfall, teilten Sie mir mit.“
Harry verschluckte sich fast an seinem Kaffee, Hermine klopfte ihm mehrmals auf den Rücken und als er sich erholte hatte, gab sie ihm einen kleinen Kuss. Dann warf sie Rosalind einen auffordernden Blick zu.
„Als ich dreizehn Jahre alt war, wurde Helen meine Lehrerin in London und sie hat mir die ganze Wahrheit erzählt. Ich habe dann meine Großeltern damit konfrontiert, aber Sie haben alles abgestritten. Für Sie war ich sowieso nur eine Last. Sie gaben mir zwar zu essen, aber das war auch alles.“
Harry sah sie mitfühlend an und seufzte, so etwas vergaß er auch niemals.
„Ja, so ähnlich erging es mir auch, Nahrung ja, aber alles andere fehlte. Haben sie dich einmal umarmt, oder getröstet, wenn du traurig warst?“
„Liebe, das war ein Fremdwort im Haus der alten Betters. Zuneigung gab es nicht, auch nicht als Belohnung.“ Rosalind lachte bitter.

„Warst du auch in Hogwarts?“, fragte Hermine einfühlsam.
„Nein, ich wusste noch nicht einmal, dass ich eine Zauberin war. Meine Großeltern haben nie etwas gesagt. Helen hat mich dann darauf gebracht und eine Nachbarin, eine Zauberin, hat mir Unterricht gegeben, das war alles“, meinte sie lächelnd und blickte ihre ältere Freundin an.
„Nach meinem Studium bin ich hierhin gezogen, habe den Beruf der Lehrerin ergriffen und unterrichte hier Muggelkinder. Ich war froh, dass Helen in ihr Elternhaus zurückgekehrt ist. Seitdem ist sie wie eine Mutter für mich.“
„Unser Interesse gilt deinem Vater“, fragte Hermine vorsichtig, „ er hatte einmal einen Mitschüler erwähnt, Thomas Riddle, sagt dir der Name etwas?“
Verneinend schüttelte Rosalind den Kopf.
„Alle Informationen habe ich von Helen, meine Großeltern haben mir nichts erzählt, ich weiß auch nur sehr wenig über meine Mutter.“
Nachdenklich blickte Rosalind Helen an.
„Moment, es gibt da etwas“, meinte sie dann und erinnerte sich.
Sie stand auf und verschwand im Nebenzimmer. Die anderen hörten, wie Schranktüren auf- und zugemacht wurden und kurze Zeit später war sie wieder da und stellte einen Schuhkarton auf den Tisch.
„Das ist alles, was mir von meinen Eltern geblieben ist“, meinte sie resigniert.
Interessiert hob Hermine den Deckel hoch und Briefe und Bilder kamen zum Vorschein.
„Dürfen wir uns das ansehen?“, fragte Harry vorsichtig und Rosalind nickte zustimmend.
Daraufhin nahmen sie einige Fotos heraus und betrachteten diese eindringlich.
„Ist das ein Hochzeitsfoto deiner Eltern?“, er hielt ihr das Foto hin.
„Ja“, erklärte sie, „ mein Vater, Robert Anton Better und meine Mutter, Veronica Better, geborene Black.“
Hermine riss Harry das Foto aus der Hand.
„Merlins Bart“, hauchte sie und gab ihm das Foto zurück.
Auch ihm war sofort die Ähnlichkeit aufgefallen.
„Mein Patenonkel, Sirius Black, hatte eine Schwester mit Namen Veronica. Es scheint, das deine Mutter und mein Patenonkel Geschwister waren.“
Rosalind blickte Helen forschend an.
„Das ist richtig, Harry“, antwortete Helen vorsichtig, „die Blacks waren reinblütig und es scheint, das nur Sirius den richtigen Weg eingeschlagen hatte, alle anderen Geschwister standen treu zu „Du weißt schon wer.“
„Ja, ich kann mich erinnern“, meinte Hermine nachdenklich, „Padfoot sagte einmal, das alle seine Geschwister zu Voldemorts Gefährten wurden.“
Bei der Erwähnung von Voldemorts Namen zuckten Rosalind und Helen zusammen.
„Bei Golem, Hermine, musste das sein?“, flüsterte Helen.
„Die beste Art, die Angst zu bekämpfen, ist es sich ihr zu stellen“, erwiderte sie forsch, „oder glaubst du, Helen, wenn du Voldemort vor deinem Zauberstab hast, könntest du dir auch nur eine Sekunde Angst erlauben?“
Dabei schaute sie Helen eindringlich an, diese schlug verlegen die Augen nieder und schüttelte den Kopf.
„Unser Freund Ron und seine Freundin Luna sind tot, weil sie unaufmerksam waren. Voldemort hat sie getötet, ohne mit der Wimper zu zucken, meinst du, wir wollen, das uns das gleiche passiert?“
Hermines Stimme war laut geworden und Harry legte beruhigend eine Hand auf ihre Schulter.
„Entschuldigung, aber das lässt mir keine Ruhe“, bat sie leise.
„Also, fassen wir zusammen“, Harrys Stimme war ruhig und ausgeglichen, „ihr, Helen und Rosalind, könnt uns nichts zu dem Gegenstand sagen, den Robert zu vernichten trachtete?“
Die angesprochenen konnten nicht weiterhelfen.
„Moment“, rief Hermine, sie hatte alle Briefe durchgesehen und hielt einen hoch.
„Er ist von Robert an Thomas, scheinbar hat er den Brief nicht mehr abgeschickt. Hört euch das an. „Du Teufel, magst du mich jetzt auch vernichten, am Ende wird dich dein Schicksal erwarten“, habt ihr eine Erklärung dafür?“
Helen und Rosalind sahen sich an, während Rosalind antwortete.
„Nein, tut mir Leid, Hermine, ich habe lange Zeit über diese Zeilen nachgedacht und habe keine Erklärung dafür“, und Helen nickte zustimmend.
„Wenn es so ist, wie wir vermuten, dann hat Robert einen Teil von Voldemorts Seele vernichtet. Das ist unheimlich wichtig für uns“, erklärte Harry.
„Wir können nicht sicher sein“, fuhr Hermine fort, „aber fast alles deutet darauf hin. Ich glaube, Rosalind, deine Mutter wurde von Voldemort getötet, weil sie die Frau des Mannes war, den er abgrundtief hasste.
Rosalind schaute die beiden nachdenklich an.
„Ja, das macht Sinn. Schon lange habe ich mich gefragt, warum meine Mutter verschwunden ist. Wahrscheinlich einfach nur, weil sie Roberts Frau war.“
„Habt ihr irgendeine Reaktion seitens der Familie Black zum Verschwinden von Veronica bekommen?“
„Nein, Harry, nie. Soweit ich weiß, gab es keinerlei Kontakte mehr mit der Familie Black nach Veronicas verschwinden“, und Helen lachte bitter.


Hermine versuchte die Spannung aus dem Gespräch heraus zunehmen und wechselte plötzlich das Thema.
„Du bist Lehrerin, Rosalind, hast du nicht manchmal die Nase voll von den Kindern?“
Rosalind lachte und klopfte Hermine auf die Schulter.
„Nein, nie. Kinder sind einfach wundervoll, obwohl du einige manchmal vor die Wand klatschen könntest, macht es mir unheimlich viel Spaß.“
„Okay, Professor McGonagall will, dass wir in Hogwarts unterrichten und wir sind uns noch nicht schlüssig“, lachte Hermine und umarmte Harry.
„Tut es, ihr werdet es nicht bereuen“, rief Helen mit Überzeugung.
Sie unterhielten sich noch einige Zeit über das Unterrichten von Kindern, dann stand Hermine auf und Harry schrieb schnell ihre Londoner Adresse auf einen Zettel.
„Falls euch noch etwas einfällt, schickt bitte eine Eule oder einen normalen Brief an diese Adresse.“
Er gab Rosalind den Zettel. Herzlich verabschiedeten sie sich und disapparierten direkt aus dem Esszimmer.

4.

„Wie geht es weiter, Harry?“, fragte sie rundheraus beim Frühstück am nächsten Morgen.
„Die Überwachung von Malfoy Castle, das ist das nächste“, erwiderte er sachlich, „ich weiß, Hermine, das gefällt dir nicht besonders, aber welche andere Möglichkeit haben wir?“
„Du sagt es, Harry, wir haben nur diese Möglichkeit“, erwiderte sie niedergeschlagen.
„Zwei Frauen, die sich eventuell im Malfoy Castle aufhalten, werden wir ohne Hilfe schaffen, hoffe ich.“
„Sollen wir Remus informieren?“, fragte sie.
„Im Moment noch nicht, wir sollten uns zuerst ein Bild von dem Anwesen machen.“
Die Ausrüstung war schnell zusammengepackt, sie überprüften noch einmal die Schutzzauber für ihr Haus und disapparierten, um die neue Aufgabe anzugehen.

Die schottischen Highlands waren ihr Landeplatz, die Stelle hatte ihnen Mad Eye bei ihrem letzten Treffen genannt. Es erinnerte sie stark an die Umgebung von Hogwarts. Orientierungslos schaute Harry sich um. Dann sah er lächelnd zu dem flachen Hügel, der sich rechter Hand erhob.
„Steigen wir dort hoch, von oben haben wir einen besseren Ausblick.“
Beide machte er sie unsichtbar, dann nahm er ihre Hand und sie erklommen die Erhebung. Von hier aus konnten sie Malfoy Castle deutlich sehen. Am Fuß des Hügels stand ein stattliches Herrenhaus, ähnlich dem Riddle House, nur größer. Eine hohe Steinmauer umgab das imposante Grundstück mit einer großen Gartenanlage und einigen Treibhäusern. Anerkennend pfiff er.
„Nicht schlecht, die Hütte, als Wochenendhaus.“
Hermine kicherte kurz und zog ihn an der Hand den Hügel hinunter auf das schmiedeeiserne Tor in der Umfassungsmauer zu. „Malfoy Castle“ war in großen Buchstaben in den Steinbogen über dem Tor eingemeißelt. Das zweiflügelige Tor war mit einer schweren Kette und einem Vorhängeschloss gesichert.
„Drehen wir eine Runde um die Mauer“, schlug Hermine flüsternd vor und Hand in Hand umrundeten sie das Anwesen.
In Höhe der Treibhäuser gab es ein weiteres einflügeliges glattes Eisentor, das sich auch nicht öffnen ließ. Vorsichtig berührte sie mit ihren behandschuhten Fingern das Tor.
„Nichts, wir müssen an das Haus heran“, flüsterte sie.
„Okay, aber nicht am helllichten Tag, sondern heute Nacht“, wisperte er.
Hermine drückte kurz seine Hand als Zeichen ihrer Zustimmung und sie gingen weiter, bis sie wieder am Haupttor ankamen. Auch dieses prüfte Hermine genau.
„Nein, keine Zauber. Gehen wir zurück und disapparieren von da aus.“
Denselben Weg gingen sie zurück und sprangen direkt nach Godric Hollow.

„Heute Nacht ziehe ich mich aber wärmer an, in den Highlands ist es kälter als hier“, meinte sie und schüttelte sich.
„Recht hast du, ein extra Pullover kann nicht schaden“, stimmte Harry ihr zu.
„Kannst du eigentlich kochen, Liebes?“ fragte er nach einigen Minuten neugierig.
Sie hatten sich zu Mittag nur ein paar Sandwichs mit einer Tasse Tee gezaubert.
„Oh, Zaubern ist einfacher, allerdings hat meine Mutter versucht mir einige Grundregeln des Kochens beizubringen, bevor ich zaubern konnte. Wieso fragst du?“
Ihre Stimme klang zurückhaltend und er lächelte ein wenig.
„Tante Petunia hat für Dudley morgens manchmal Pfannkuchen gemacht, ich habe keine bekommen und musste Porridge essen. Dudley hat sich dann dick Schokoladensoße da rübergekippt und mich hämisch angegrinst. Manchmal hätte ich gerne solche Pfannkuchen.“
„Tja, ich kann es ja mal probieren“, meinte Hermine unsicher.

Nachdem die Dunkelheit hereingebrochen war, sprangen sie wieder an den Platz in den Highlands. Es war kalt, dicke Wolken bedeckten den Himmel und es gab nur ganz schwaches Licht. Sie verzichteten auf den Unsichtbarkeitszauber und stiegen den Hügel hinauf. Mit ihren Ferngläsern beobachteten sie lange Zeit das Herrenhaus. Keinerlei Bewegung und kein Lichtstrahl fiel ihnen auf.
„Willst du zum Tor an den Treibhäusern?“, fragte er leise.
Hermine nickte, nahm seine Hand und sie machten sich auf den Weg. Dort angekommen prüfte sie noch einmal das Tor und er hielt das Sneakoskop daran. Es drehte sich langsam und stetig, das hatte er erwartet, an diesem Ort dürfte einiges an schwarzer Magie vorhanden sein. Harry steckte das Sneakoskop wieder ein, stellte sich rechts neben das Tor, zog seinen Zauberstab und nickte ihr zu. Daraufhin zog sie ihren Zauberstab und stellte sich links neben das Tor und er deutete auf das Torschloss.
„Alohomora“, flüsterte er und sprang zurück.
Mit einem leisen Klicken sprang das Tor ein paar Zentimeter auf und Hermine öffnete das Tor mit einem gedachten Zauberspruch ganz. Ein paar Minuten blieben sie regungslos stehen, alle Sinne geschärft. Harry trat vor die Türöffnung und prüfte diese auf verdeckte Fallen.
„Okay“, wisperte er und trat durch den Rahmen, Hermine versetzt hinter ihm.
Ungefähr zwanzig Meter vor sich konnten sie die Umrisse von vier, in einer Reihe stehenden, Treibhäusern ausmachen. Lautlos deutete er darauf und sie nickte. Langsam, ohne das leiseste Geräusch zu verursachen, näherten sie sich den Treibhäusern. Kurz bevor sie die Häuser erreichten, konnten sie sehen, das einige Fenster zerbrochen waren und Pflanzen durch die Öffnungen wuchsen.
Bevor er weitergehen konnte, legte sie ihm eine Hand auf die Schulter und hielt ihn zurück. Mit ihrem Zauberstab deutete sie auf einen Gegenstand am Boden, den Harry für einen ausgerollten Wasserschlauch gehalten hatte.
Das ist eine Teufelsschlinge“, empfing er von ihr. Er folgte dem vermeintlichen Wasserschlauch mit den Augen und sah, wie sie in einem Treibhaus verschwand. Gleichzeitig schlängelte sich das vordere Ende der Pflanze langsam auf sie zu und sie zog ihn zur Seite weg.
Willst du in das Treibhaus hinein?“ fragte er in Gedanken. „Aber sicher, Harry, in finsterer Nacht.“ Selbst die Gedankenübertragung konnte nicht den Sarkasmus aus ihren Gedanken herausfiltern und mit verdrehten Augen blickte sie ihn an. Er warf ihr einen lautlosen Kuss zu und sie schüttelte lächelnd den Kopf. Beide vermieden es, den Treibhäusern zu nahe zu kommen und betraten die Gartenanlage.
Der Weg, auf den sie gelangten, führte schnurgrade zum Herrenhaus, das in etwa 200 Metern Entfernung als dunkle Silhouette sichtbar war. Da der Weg mit feinem Kies belegt war, jeder ihrer Schritte würde durch das Knirschen der Kiesel hörbar werden, gingen sie parallel zum Weg über das Gras. Sie verließen den Garten durch einen hohen Rosenbogen und standen am Fuß einer Treppe, die auf die Terrasse des Hauses führte. Hermine deutete nach rechts und sie folgten einem breiten Weg, rund um das Haus, der mit Ziegelsteinen gepflastert war. Der Haupteingang des Hauses wurde durch ein großes Steinportal gebildet, in das eine große, oben runde, zweiflügelige Eichentür eingelassen war.
Hermine ging daran vorbei und suchte den Seiteneingang. Als sie um die nächste Hausecke bogen, sahen sie die Nebeneingangstür, eine einfache Holztür, die ins Mauerwerk eingelassen war. Hermine näherte sich vorsichtig und berührte die Tür mit ihrer behandschuhten Hand. Resolut schüttelte sie den Kopf und zog Harry weiter. Die nächste Hausseite wies keinerlei Zugänge auf, also standen sie nach kurzer Zeit wieder vor der Treppe, die auf die Terrasse hinaufführte.
Langsam gingen sie mit einigem Abstand die Treppe hoch, überquerten die Terrasse und standen vor vier großen Glastüren. Die Räume dahinter blieben für sie unsichtbar, da Vorhänge die Sicht versperrten. Wieder prüfte Hermine die Tür mit ihrer Hand.
Wir stehen hier wie auf dem Präsentierteller“, fuhr es Harry durch den Sinn, sie nickte zustimmend und deutete auf die rechte Seite der Tür. Dann trat sie nach links, um Harry Platz zu machen.
Alohomora“, flüsterte er und die Tür sprang auf.
Hermine ließ den Vorhang mit einem Zauberspruch verschwinden, Harry hechtete mit einem Sprung in den Raum.
Lumos Maxima“, rief er, Hermine war ihm dichtauf gefolgt.
Es war ein großer Salon, zugleich Wohn- und Esszimmer. Mit einem Spruch entzündete sie sofort alle Kerzen im Raum.
Nox“, rief Harry und die grelle Flamme an seinem Zauberstab verschwand und mit „Colloportus“ Zauber verschloss Hermine die angrenzenden Türen.
„Wenn das Haus beobachtet wird, wissen sie, dass wir da sind“, meinte er nachdenklich.
„Wenn wir tagsüber kommen, müssen sie schon total blind sein, um uns nicht zu bemerken“, erwiderte sie nachdrücklich.
„Unentschieden, Liebes“, lachte er, „kannst du irgendetwas wahrnehmen?“
Einige Minuten lang konzentrierte Hermine sich.
„Nein, hier sind keine Lebewesen im Haus, da bin ich mir sicher.“
Harry holte das Sneakoskop aus der Tasche. Wie am Tor, rotierte es langsam und stetig und er ging im Zimmer hin und her, aber die Rotation blieb gleich.
„Das verstehe ich nicht“, murmelte er verärgert.
„Wahrscheinlich liegt ein Zauber auf dem Haus, so ähnlich wie in Dumbledores Büro, kannst du dich erinnern?“, erklärte sie und er nickte zustimmend.
„Und bevor du mich fragst, ich kann nichts wahrnehmen was mit dunkler Magie zu tun hat, außer, das sie da ist.“
Verständnislos blickte Harry sie an.
„Es muss ein Zauber sein, der es mir unmöglich macht, hier die dunkle Magie genau zu orten“, erklärte sie ihm geduldig.
„Und woher weißt du, dass keine Death Eater hier sind?“
„Weil ich Wesen aus Fleisch und Blut anders wahrnehme, auf dem Dachboden sitzen zwei Eulen und dort laufen auch einige Mäuse herum.“
Sie lachte als sie seinen Gesichtsausdruck sah, ging zu ihm und legte ihre Arme um seinen Nacken.
„Akzeptiere doch einfach, das ich diese Fähigkeit habe, okay, Harry?“
Er umfasste ihre Hüften und zog sie an sich.
„Okay, Liebste, aber manchmal kommen mir deine Fähigkeiten doch etwas unheimlich vor.“
Sie küsste ihn kurz auf die Wange, dann trennten sie sich und fingen mit der Untersuchung des Salons an. Nach neun Stunden waren sie geschafft. Jeder Schrank, jedes Schubfach war untersucht worden. Sie hatten die Wandvertäfelung abgenommen und die Bodendielen hochgehoben ohne irgendein Ergebnis.
„Wir können sicher sein, dass sich in diesem Raum nichts befindet“, gähnte sie, „ich werde noch einen Zauber auf das Haus legen, dann können wir morgen sofort hierher apparieren.“
Mit einem Spruch löschte er noch die Kerzen, dann umarmten sie sich und sprangen.

„Möchtest du Tee oder Kaffee, Liebste?“, fragte er vom Herd aus.
„Kaffee, mein Lieber, sonst schlafe ich sofort ein.“
Er zauberte ein komplettes Frühstück und beide langten ordentlich zu. Danach gönnten sie sich eine Dusche und mit dem ersten Schimmer des neuen Tages gingen sie zu Bett.

Es war zwei Uhr nachmittags als er aufwachte. Ihr Kopf lag halb auf seiner Schulter und ihr Atem kitzelte sein Ohr. Vorsichtig drehte er ihr den Kopf zu, wie immer war er ergriffen von der Anmut ihres Gesichtes und vorsichtig schob er einige Haarsträhnen hinter ihr Ohr. Ein leichtes Lächeln kräuselte ihre Lippen.
„Was machen Sie da, Mister Potter?“, murmelte sie ohne die Augen zu öffnen.
„Ich verschaffe mir ungehinderten Blick auf Ihr Gesicht, Miss Granger, es ist wunderschön.“
Hermine öffnete ihre dunkelbraunen Augen und ihr Blick ging ihm direkt bis ins Herz.
„Danke, wenn du mich so ansiehst, Liebster, kann ich die Welt um uns herum vergessen“, hauchte sie, näherte sich mit ihren Lippen den seinen und wie auf Kommando gab es einen Knall und beide lagen vor dem Bett.
„Wir haben ungebetenen Besuch“, rief sie und sprang auf.
„Miserables Timing, gerade jetzt“, grummelte er und kam auf die Füße.
Mit gezogenem Zauberstab lief er die Treppe hinunter, Hermine dicht hinter ihm. Remus lag vor der Haustür, zu einem Paket verschnürt und schmunzelnd hob sie den Zauber auf.
„Danke“, sagte Remus erleichtert, stand auf und verbeugte sich leicht vor ihr.
„Das war Spitzenklasse, Hermine.“
Lachend griff Hermine nach seiner Hand.
„Komm herein, Remus, wir haben noch nicht zu Mittag gegessen, du bist eingeladen.“

„Den Schutz für das Haus habe ich wahrgenommen, dann habe ich die Gegenzauber angewendet und dachte, mir könnte nichts passieren“, erklärte er den beiden, nachdem sich diese angezogen hatten.
„Toll, Hermine, super gemacht“, meinte er hochachtungsvoll zu ihr.


5.

Harry sorgte für das Mittagessen und informierte Remus kurz über ihre Arbeit in der vergangenen Nacht, während Hermine sich im Bad frisch machte.
„Stimmt, wir hatten das Anwesen auch einige Zeit unter Beobachtung, aber weder Narcissa noch Bellatrix haben sich sehen lassen. In der ganzen Zeit haben wir niemanden gesehen“, erinnerte sich Remus.
„Das Ganze macht einen heruntergekommenen Eindruck, so als wäre das Anwesen schon seit Monaten unbewohnt“, pflichtete Harry ihm bei.
Die letzte Bemerkung von Harry hatte Hermine mitgehört, als sie sich zu ihnen setzte.
„Was ist mit den Treibhäusern, wisst ihr, welche Pflanzen dort gezogen werden?“
„Tut mir leid, Hermine, wir haben das Anwesen nur beobachtet.“ gab Remus zu.
„Es war dunkel, deshalb konnte ich nicht viel erkennen, aber von den Pflanzen, die ich erkannt habe, möchte ich keine in meinem Garten haben“, erwiderte sie.
Remus und Harry tauschten einen fragenden Blick.
„Ich vermute, dass wir dort ein Labor zur Giftherstellung, oder etwas ähnliches finden werden“, fuhr sie fort.
„Das ist gut möglich. Snape war früher des öfteren Gast bei Malfoys und Draco schien ja auch über reichlich Gifte zu verfügen“, stimmte Remus zu.
„Das kannst du laut sagen. Der muss einen großen Vorrat „Polyjuice Potion“ gehabt haben, so oft wie er Crabe und Goyle verwandelt hat“, erinnerte sich Harry.
„Ja, in richtig hübsche Mädchen, nicht wahr, Harry?“, lachte Hermine.
„Leider wollte keine von ihnen mit mir nähere Bekanntschaft machen, Schade“, grinste er.
Diese Bemerkung brachte ihm einen Rippenstoß von Hermine ein.
„Auuu, Liebste, wofür war das denn?“
„Tu nicht so unschuldig“, erwiderte sie vorwurfsvoll, aber bei dem Ausdruck in seinem Gesicht fing sie an zu lachen.
„Okay, Themenwechsel“, rief er amüsiert.

„Nun, wie lange werdet ihr für die Untersuchung von Malfoy Castle brauchen?“, meldete sich Remus zu Wort und die Verliebten sahen sich nachdenklich an.
„Zehn bis vierzehn Tage, Remus, es sei denn, wir finden den Horkrux vorher“, entschied Hermine.
„Das Problem im Malfoy Castle ist, dass wahrscheinlich ein Zauber über dem Haus liegt. Hermine kann die dunkle Magie zwar wahrnehmen, aber nicht orten wie in Hogwarts“, erläuterte Harry.
„Es ist anders als am Grimmauld Place, dort konnte ich die beiden Schutzzauber des Kellerraumes erkennen, hier sehe ich nichts, ich kann nur vermuten“, ergänzte sie.
Remus nahm einen Schluck Kaffee und biss in ein Brötchen.
„Das wäre das richtige für Mad Eye Moody, aber bis wir den hier haben, seid ihr mit eurer Untersuchung wahrscheinlich schon fertig“, murmelte er.
Hermine goss sich einen Kaffee ein.
„Also, geht es weiter nach Plan. Heute Nacht, Harry, auf zur zweiten Runde.“
„Du sagst es, Liebste“, lächelte er gequält, während er ihre Hand hielt.

„Wie geht es euch? Was macht Tonks?“ Fragte Hermine interessiert, aber Remus winkte ab und schüttelte den Kopf.
„Es ist verrückt, Tonks ist mehr im Ministerium als Zuhause, ansonsten geht es ihr gut. Die Gerüchteküche brodelt. Rufus Scrimgeour hat Voldemort angeblich Verhandlungen angeboten…“
„Was, Voldemort Verhandlungen anbieten, ist der denn total durchgeknallt?“, Harry war aus seinem Stuhl hochgeschnellt und blickte Remus fassungslos an.
Beschwichtigend klopfte ihm dieser auf die Schulter und zog ihn in seinen Stuhl zurück.
„Beruhige dich, er ist die längste Zeit Minister für Zauberei gewesen. Diese Äußerung von ihm, hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Es gibt eine massive Oppositionsfront gegen Scrimgeour und natürlich auch gegen Percy.“
Hermine schaute Remus ungläubig an.
„Sie sind wach geworden, es wurde auch langsam Zeit“, meinte sie mit Genugtuung.
„Ja, wer hätte das geglaubt“, fuhr Remus fort, „Scrimgeour hat sich selbst das Schwert in den Rücken gestoßen, jetzt bleibt die Frage des Nachfolgers“, und Harry grinste amüsiert.
„Lach du nur, dein Name ist auch schon gefallen“, fuhr Remus ihn grob an.
Schockiert blickten sich die jungen Zauberer an.
„Remus“, meinte Hermine vorsichtig, „Harry ist noch sehr jung, meinst du…“
„Das ist nicht auf meinem Mist gewachsen, Hermine, glaub mir“, unterbrach Remus sie mit erhobener Hand und schaute auf seine Uhr.
„Tonks wird gleich kommen, sie kann euch alles aus erster Hand berichten. Ist der Zauber um das Haus noch aktiv, Hermine?“
Diese bekam große Augen, zog ihren Zauberstab und hob den Schutzzauber auf. Dann widmeten sie sich ihrem verspäteten Essen und warteten auf Remus Freundin. Diese erschien kurze Zeit später mit einem leisen Plopp vor der Haustür.
„Tonks, los komm rein“, rief Hermine begeistert und riss die Tür auf.
Die Blonde Zauberin drückte Hermine innig und folgte ihr zu den anderen. Sie begrüßte Remus mit einem langen Kuss und umarmte dann Harry.
„Tee oder Kaffee, Tonks?“, fragte Harry abwartend.
„Kaffee bitte. Danke, Harry.“
Nachdem Tonks versorgt war, erläuterte Remus, was sie vorher besprochen hatten.
„Ja, Harry, lach nicht, einige aus dem Ministerium haben dich als neuen Minister vorgeschlagen“, begann sie und seufzend verdrehte Harry die Augen.
„Das ist doch gequirlte Hühnerkacke, die brauchen eine Person mit Erfahrung und Führungsqualitäten, mit Verhandlungsgeschick und Einfühlungsvermögen. Das soll ich sein?“, fragte er und lachte herausfordernd in die Runde.
„Lächerlich“, meinte er dann wegwerfend, aber Hermine musterte ihn genau.
„Es wurden natürlich mehrere Vorschlage laut, es scheint, das Arthur Weasley bei den Meisten hohes Ansehen genießt und keiner scheint gegen ihn zu sein“, fuhr Tonks fort.
„Sehr gut“, rief Harry, „Arthur Weasley, Zaubereiminister, den kann ich mir sehr gut vorstellen. Was sagt er denn selbst dazu?“
„Wir können ihn nicht erreichen“, erwiderte Tonks kleinlaut, „ich habe ihm heute Morgen noch einmal eine Eule geschickt.“
Hermine war aufgestanden, trat hinter Harrys Stuhl und legte ihm ihre Hände auf die Schultern.
„Was ist, wenn er den Posten gar nicht will? Wenn er nur noch mit seiner Familie zusammen sein möchte? Wer ist dann der nächste Kandidat?“, fragte sie.
Statt einer Antwort blickte Tonks Harry an.
„Ausgeschlossen. Wer ist der Nächste?“, fragte Harry ernst.
Tonks blickte Remus an, der ihr zunickte.
„Dolores Umbridge…“
Weiter kam Tonks nicht, denn Harry war aufgesprungen und sah mit einem breiten Grinsen zwischen ihr und Remus hin und her.
„Ihr wollt uns doch hier auf den Arm nehmen“, rief er lachend.
„Nein, das ist seriös. Danach kommt Percy Weasley“, fuhr Tonks fort.
Mit einem Krachen ließ sich Harry in seinen Stuhl zurückfallen und blickte verzweifelt Hermine an, die sich neben ihn gesetzt hatte.
„Merlins Bart, soviel Mist auf einem Haufen habe ich selten gehört“, flüsterte er.
„Die Liste existiert genau so, Harry“, erklärte Tonks mit Nachdruck, „Professor McGonagall ist die letzte auf der Liste.“
„Sie hat aber keine Chance, sie stand Dumbledore zu nahe“, erklärte Remus.
Hilfesuchend blickte Harry seine Freundin an.
„Dann solltet ihr schnellstmöglich Arthur Weasley auftreiben, sonst haben wir ein großes Problem“, meinte sie ernst.
„Was ist, wenn wir ihn nicht finden, oder er den Posten nicht will?“, fragte Remus und sah die beiden an.
„Wir möchten, dass du es dir in Ruhe überlegst. Schlaf erst mal eine Nacht darüber und wenn wir etwas von Arthur hören, schicken wir euch Hedwig“, meinte Tonks, eine Hand auf Harrys Arm legend und dieser nickte matt.
„So, und jetzt lassen wir das junge Volk alleine“, Remus war aufgestanden.
Tonks und er verabschiedeten sich herzlich von den beiden und disapparierten direkt aus ihrer Mitte.

In den nächsten Minuten konnte keiner von ihnen sprechen. Harry sah Hermine mit einem so traurigen Blick an, das ihr fast die Tränen kamen. Aber auch sie hatte keine Antworten auf die Fragen und schließlich räusperte er sich.
„Wenn dieses Ding, Umbridge, Ministerin wird, sind wir schneller in Askaban als wir apparieren können.“
Seine Stimme klang verzweifelt und Hermine legte beschützend ihre Arme um ihn.
„Wenn du Minister wirst, kannst du deine Aufgabe nicht erfüllen und Voldemort wird sich einen nach dem anderen von uns holen“, fügte sie leise hinzu.
„Merlin, Merlin“, flüsterte Harry, „Arthur Weasley, du bist unsere einzigste Hoffnung.“ Dieser Meinung war auch Hermine.

Nach Einbruch der Dunkelheit sprangen sie wieder in die Highlands und beobachteten einige Minuten das Herrenhaus von Malfoy Castle durch ihre Ferngläser. Sie sahen nichts Auffälliges und nahmen den gleichen Weg, wie in der Nacht zuvor. Zuerst hatten sie vorgehabt, direkt ins Herrenhaus zu springen, aber aus Sicherheitsgründen wählten sie den anderen Weg. Der große Salon im Anschluss der Terrasse präsentierte sich genau so, wie sie ihn heute am frühen Morgen verlassen hatten. Hermine hatte die Kerzen entzündet und Harry prüfte die Türblockaden.
„Alles versperrt“, sagte er leise zu ihr und sie deutete auf die linke Tür, prüfte diese und nickte ihm dann zu. Er hielt das Sneakoskop dagegen, das das gleiche Verhalten wie im ganzen Zimmer zeigte.
„Mist“, fluchte er leise und hob die Blockade für die Tür auf.
Alohomora“, flüsterte Hermine neben ihm und die Tür schwang weit auf.
Nachdem Harry die Öffnung geprüft hatte, beleuchte er den ganzen Raum mit seinem Zauberstab. Es war eine große Abstellkammer, Gartenmöbel waren hier durcheinander aufgestapelt. Hermine beförderte mit dem „Locomotor“ Zauber alles in das große Zimmer. Die Gartenmöbel waren schnell untersucht und auch die Überprüfung des Raumes dauerte nicht allzu lange.

„Welchen Raum jetzt? Oder sollen wir uns direkt die Eingangshalle vornehmen?“, fragte er leise.
„Auf keinen Fall, dazu brauchen wir Tageslicht. Nehmen wir uns den Raum mit der Außentür vor, da stimmt etwas nicht.“
Harry stellte sich den Grundriss des Gebäudes vor.
„Hermine, da werden wir nur durch die Eingangshalle rankommen.“
Sie dachte kurz nach und nickte dann zustimmend.
„Du hast Recht, das geht nicht. Also machen wir hier bei der nächsten Tür weiter.“
Als Harry den Raum mit seinem Zauberstab beleuchtete, waren beide verblüfft. Hermine entzündete die Gaslampen im Raum. Es war ein wundervolles, riesengroßes Badezimmer. Die Rückwand bildete ein einziger, großer Spiegel. In der Mitte des Raumes war eine runde Badewanne in den Boden eingelassen, in der leicht sechs Personen Platz hatten. Rechts an der Wand waren zwei riesige Waschtische, daneben jeweils abgetrennt Toilette, Urinal und Bidet. An der linken Wand waren zwei großzügige Duschanlagen eingebaut mit Ganzkörperbrausen und transparenten Türen.
„Donnerwetter, soviel Geschmack hätte ich diesen Stinkern nicht zugetraut“, meinte Hermine beeindruckt.
Harry konnte ihr nur zustimmen. Ihm gefiel die Farbzusammenstellung besonders. Der Boden war mit hellen Terrakotta Fliesen belegt. Badewanne, Waschbecken, Toilette, Bidet und Urinal hatten einen leichten Stich in Richtung Creme, die Wände waren mit Mosaiken verschiedener warmer Farbtöne bedeckt. Anstelle einer Decke befand sich eine milchige Glaskuppel mehrere Meter über ihnen.
„Die Kuppel wird ein Teil des Daches sein. Bei Tag muss es hier ein phantastisches Licht geben“, meinte er hochsehend.
Gemeinsam durchsuchten sie gewissenhaft das ganze Bad, sie klopften die Wände und den Boden ab und untersuchten besonders die Wasserhähne und Abflüsse. Jedes Handtuch und jeder Waschlappen wurde auseinandergefaltet, ohne jedes Ergebnis.
Kurz vor Morgengrauen sprangen sie erschöpft wieder zurück.

„Es ist frustrierend, dabei war das erst der zweite Tag im Malfoy Castle“, meinte Hermine beim anschließenden Frühstück.
„Nicht ungeduldig werden, Liebes, wenn wir anfangen halbherzig zu suchen, können wir es gleich lassen. Das weißt du“, erwiderte er zwischen zwei Bissen, sie nickte zustimmend und seufzte.
„Aber es ist frustrierend.“
„Du hast Recht. Was kann ich tun, damit du dich besser fühlst?“, erwiderte er ernst und nahm ihre Hand.
„Ach, mein Lieber, wenn ich dich nicht hätte. Komm, wir gehen duschen und nach einem langen Schlaf sieht die Welt doch ganz anders aus“, lachte sie ihn dankbar an.

In der dritten Nacht kamen sie erst einige Stunden nach Mitternacht an, um mit ihrer Untersuchung weiterzumachen. Hermine wollte unbedingt bei Tageslicht die Eingangshalle unter die Lupe nehmen. Bis es hell wurde untersuchten sie noch eine Kammer, die über eine Tür auf der rechten Seite der hinteren Wand des großen Salons erreicht wurde. Es war eine Abstellkammer, in der Reinigungsmittel und Tischwäsche aufbewahrt wurde. Das Morgengrauen überzog den Himmel, als sie die Tür zur Kammer hinter sich schloss.
„Erledigt. Komm Liebster, setzen wir uns noch ein paar Minuten, ich möchte noch mehr Tageslicht haben“, rief sie erleichtert und gähnte.
Sie setzten sich auf eine Couch im Wohnbereich und sie lehnte sich an ihn. Kurz darauf war sie eingeschlafen, das zeigten ihre langsamen und regelmäßigen Atemzüge. Nach einer guten Stunde weckte Harry sie vorsichtig mit einem Kuss.
„Mm…, mehr“, flüsterte sie, lächelte und stand dann langsam auf, „das Licht könnte reichen, wir müssen jetzt sehr vorsichtig sein.“
Behutsam überprüfte sie die große Doppeltür an der Rückseite des großen Salons und zog ihren Zauberstab.
Alohomora“, rief sie und sprang zur Seite.
Mit einem lauten Knall flogen die Türflügel nach innen auf und gaben den Blick in die Eingangshalle frei. Vorsichtig betraten sie die Halle, links und rechts von ihnen führten geschwungene Treppen auf die Empore zu den Zimmern im ersten Obergeschoss. Abgesehen vom Eingang und der Tür in den großen Salon gab es in der Halle fünf weitere Türen.
Hermine sah sich genau den Fußboden und die Decke in der Halle an. Der Boden war mit großen, quadratischen, hellen Terrakotta Fliesen belegt und an der Decke hingen drei riesige Kronleuchter.
„Irgendetwas stimmt hier nicht“, murmelte sie durch ihre zusammengebissenen Zähne.
„Ich schaue mir mal die Eingangstür an“, entgegnete Harry und ging los.
Auf halbem Weg knickte er plötzlich mit dem Fuß um und fiel auf die Seite. Gleichzeitig löste sich genau über ihm einer der Kronleuchter von der Decke. Hermines Zauberstab war urplötzlich in ihrer Hand und folgte dem fallenden Kronleuchter.
„Immobulus“, rief sie und der Kronleuchter verharrte ungefähr zwei Meter über Harry bewegungslos in der Luft.
„Überraschung Nummer eins“, kommentierte sie trocken, Harry rollte zur Seite, sprang dann auf und umarmte sie heftig.
„Hermine, ohne dich wäre ich jetzt Mus“, rief er liebevoll, küsste sie innig und sah sie mit glänzenden Augen an.
„Was ist ein Mann wert, ohne die richtige Frau an seiner Seite?“, feixte Hermine.
Harry blieb die Antwort schuldig und küsste sie noch einmal.
„Gut, das lasse ich als Antwort durchgehen“, schmunzelte sie überzeugt, er grinste sie an und lachte letztendlich laut.
„Wie hast du deinen Zauberstab so schnell herausbekommen, ich habe es überhaupt nicht wahrgenommen?“
„Das zeige ich dir, wenn wir Zuhause sind. Vorsicht, ich hebe den Zauber auf“, lachte sie.
Mit dem Rücken standen sie zum Kronleuchter, als dieser zu Boden krachte. Harry atmete tief durch, als er die Trümmer sah.
„Nicht zu fassen, ich werde noch einmal zur Tür gehen“, meinte er, aber Hermine hielt ihn an der Schulter zurück.
„Nein, ich gehe, halte deinen Zauberstab bereit“, erwiderte sie mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.
Langsam umrundete sie die Trümmer des Kronleuchters und näherte sich dem Eingang. Vorsichtig legte sie die behandschuhte linke Hand auf das Holz der Tür, die daraufhin mit Donnergetöse nach außen auf die Eingangsstufen fiel.
„Überraschung Nummer zwei“, erklärte sie genauso trocken.
Plötzlich stand Harry neben ihr und nahm sie in den Arm.
„Wenn wir in der ersten Nacht versucht hätten, hier von außen einzudringen…“, er ließ den Satz unvollendet und ein Schauer durchlief seinen Körper.
„Wir wären platt wie die Pfannkuchen, die du doch so magst, oder?“, grinste sie breit.
„Gut, aber wer soll die essen“, lachte er und wurde gleich darauf ernst, „wusstest du, dass der Haupteingang eine Falle war?“
„Nein, aber in so einem Fall gehe ich nie durch den Haupteingang, es sei denn, es ist die einzigste Möglichkeit.“
„Das hast du doch nicht aus Büchern gelernt?“, fragte er verblüfft.
„Nein, das ist die reine Logik“, antwortete sie ernst und auf seinen fragenden Blick hin tätschelte sie seinen Arm.
„Das erkläre ich dir später.“
Harry ließ den Kopf hängen und seufzte, „Frauen“, dachte er, „an jeder Kurve eine neue Überraschung.“
„Wir nehmen diese Tür“, riss ihn Hermine aus seinen Gedanken, sie deutete auf die Tür rechts in der Halle.
Nach seinen Überlegungen musste sich in diesem Raum auch die Nebeneingangstür befinden.
Reparo“, rief Hermine und deutete mit ihrem Zauberstab auf den Eingang und einen Augenblick später war die Eingangstür wieder so wie vorher.
Vorsichtig näherte er sich der rechten Seite der Halle, während sie noch stehen blieb. Als er an der Tür stand, drehte er sich um und gab ihr ein Zeichen. Langsam folgte sie ihm, ihr Blick ging zwischen Boden und Decke hin und her und behutsam berührte sie die Tür mit ihrer Hand.
„Nichts“, meinte sie leise und trat zur Seite, während Harry seinen Zauberstab an das Türschloss hielt.
Alohomora
Die Tür schwang auf, Hermine wollte hineingehen, aber er hielt sie zurück und führte seinen Zauberstab in vertikalen Linien durch die Türöffnung. Eine große Holzkiste, gefüllt mit Mehlsäcken, krachte direkt vor ihnen auf den Boden. Diese hatte seinen Zauberstab nur um Zentimeter verfehlt.
„Überraschung Nummer drei, noch mehr Mus“, meinte er so trocken wie möglich.
„Harry, Liebster“, sie war ihm um den Hals gefallen und drückte ihr Gesicht an seine Brust,
„wenn du nicht gewesen wärest, würde ich darunter liegen.“
„Was macht eine Frau, ohne den richtigen Mann an ihrer Seite?“ Lachend boxte sie ihm spielerisch in die Rippen.
„Touché“, meinte sie dann grinsend und er umarmte sie fest.

Sie stiegen über die Kiste und nahmen den Raum in Augenschein. Es war die Küche des Herrenhauses, penibel sauber und aufgeräumt, wie eine Küche aus dem Versandhauskatalog. Harry schüttelte sich, so sehr erinnerte ihn diese Küche an die Küche der Dursleys. Das einzige, was nicht ins Bild passte, war ein Gestell vor der Seiteneingangstür. Ungefähr so hoch und so breit wie das Türmaß und ungefähr einen Meter tief. Es war aus rohen Hölzern zusammengefügt und acht Gewehre zielten mit ihren Läufen auf die Tür. Er sah keinerlei Vorrichtungen an den Abzügen der Gewehre, war sich jedoch sicher, dass diese abgefeuert würden sobald jemand die Tür öffnet.
„Was sind das für Dinger“, fragte Hermine verunsichert und deutete auf die Gewehre.
Hagrid hatte Harry einmal ein Gewehr gezeigt und ihm auch die Funktionsweise erklärt.
„Warum haben wir am ersten Abend nicht versucht, hier einzudringen?“, war seine Gegenfrage.
„Nun, der Eingang erschien mir nicht sicher“, erwiderte sie bestimmt.
Alohomora“, rief er, die Tür sprang auf und gleichzeitig wurden alle Gewehre abgefeuert.
Die Detonationen waren gewaltig und gleichzeitig erfüllte beißender Pulverdampf die Küche.
Hermine hatte sich in seine Umarmung geflüchtet und hielt sich mit beiden Händen die Ohren zu. Die Tür bestand nur noch aus Fragmenten, die langsam in den Angeln hin und her schwankten.
„Überraschung Nummer vier, woher wusstest du, dass der Eingang nicht sicher ist?“, fragte er laut.
„Du hättest mich warnen können, den Krach hatte ich nicht erwartet. Im Übrigen, ich hatte nur das Gefühl, das der Eingang nicht sicher ist, aber keine Gewissheit.“ Ihre Stimme klang vorwurfsvoll und sie schaute ihn gekränkt an.
„Entschuldige bitte, ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so laut wird“, erwiderte er leise, „ich muss wohl versuchen, dir ganz einfach zu vertrauen.“
Sie legte ihre Hände auf seine Brust.
„Danke, Liebster, du kannst mir vertrauen und wenn ich unsicher bin, werde ich es dir sagen.“
Liebevoll küssten sie sich, dann zog sich Hermine aus seiner Umarmung.
„Lass uns weitermachen, sonst schaffen wir hier nichts mehr“, rief sie atemlos, er nickte ergeben und hob seinen Zauberstab.
Reparo“, murmelte er und die Tür war wiederhergestellt. Für die Untersuchung der Küche brauchten sie nur zwei Stunden. Alle Schränke waren leer, es gab keinerlei Vorräte wie Dosen oder Gläser, wie man sie in einer normalen Küche hätte erwarten können.
„Ich wette, hier wurde noch nie ein Spiegelei gebraten“, meinte sie kopfschüttelnd.
„Oder, die Küche ist ganz neu“, war seine Vermutung, „komm, wir müssen uns das Badezimmer einmal bei Tageslicht anschauen.“

Beide waren überwältigt von dem Anblick. In der vergangenen Nacht hatten sie zwar die Lichtkuppel an der Decke des Bades sehen können, aber darüber mussten noch Prismengläser angebracht sein, das Licht fiel in allen Regenbogenfarben in das Bad.
„Harry, so etwas hätte ich später auch gerne in unserem Haus“, rief sie sehnsüchtig.
„Ich auch, Liebste, glaub mir“.
Hinter den vier verbliebenen Türen in der Eingangshalle befanden sich einfache Gästezimmer. Jeweils ein großes Bett, ein Kleiderschrank und ein Tisch mit zwei Stühlen. Die Räume waren schnell durchsucht.
„Oben oder unten?“, fragte er.
Wieder standen sie in der Eingangshalle und Hermine schaute auf ihre Uhr.
„Unten. Wir verschaffen uns nur einen Überblick und ich möchte noch einen Blick in die Treibhäuser werfen.“
Sie folgten der Treppe in den Keller auf der linken Seite der Halle. Direkt am Fuß der Treppe standen sie vor einer großen zweiflügeligen Eisentür.
„Dahinter wird es interessant, das heben wir uns für Morgen auf“, meinte sie genießerisch,
gingen zurück durch die Halle und in den Salon.
Harry legte über sie beide den Unsichtbarkeitszauber und sie verließen das Haus über die Terrasse. Dann gingen sie den Weg zurück, den sie in der ersten Nacht gegangen waren und standen kurz darauf vor den Treibhäusern. Hermine ließ sich Zeit und sie umrundeten langsam die vier Glashäuser.
„Willst du hineingehen?“, fragte er leise.
„Um Gottes Willen, nein“, rief sie, nahm seine Hand und legte einen Arm um seine Hüfte, „diese Pflanzen sind seit Monaten sich selbst überlassen, wer weiß, wie es im inneren der Häuser aussieht.“
„Das reicht für heute, lass uns zurückspringen.“

6.

„Hedwig“, rief er überrascht.
Gerade waren sie in Godric Hollow angekommen, als er seine Schneeeule vor dem Küchenfenster sitzen sah. Er öffnete und Hedwig flog herein. Sie fiepte und ließ sich auf Hermines ausgestrecktem Arm nieder.
„Sie hat mich akzeptiert“, meinte Hermine stolz und streichelte vorsichtig Hedwigs Kopf.
„Wurde ja auch langsam Zeit“, lachte Harry und entfernte vorsichtig die Rolle von Hedwigs rechtem Bein.
Hermine stellte eine Schale Wasser auf den Tisch und fütterte Hedwig mit Salami vom Frühstück.
„Was hat sie gebracht?“
Vorsichtig entrollte Harry das Pergament das Pergament.
„Es ist der „Daily Prophet“ von gestern“, erklärte er nachdenklich.
Hermine setzte Hedwig vorsichtig auf den Tisch und trat hinter Harry, so dass sie gleichzeitig die Zeitung lesen konnten. Die Schlagzeile lautete:
Minister für Zauberei tritt zurück.
Rufus Scrimgeour dankt ab.
Nachfolge unklar.“
Es folgte ein langer und langweiliger Artikel, an dessen Ende die Liste der potentiellen Nachfolger stand, die ihnen Tonks und Remus schon mitgeteilt hatten:
Arthur Weasley
Harold James Potter
Dolores Umbridge
Percy Weasley
Minerva Mc. Gonagall
Kopfschüttelnd ließ er die Zeitung sinken.
„Teufel, ich hatte gehofft, dass sich das alles von selbst erledigt“, meinte er säuerlich.
Sie nahm die Zeitungsseite aus seiner Hand, am unteren Rand war eine handschriftliche Nachricht.
„Remus möchte, das wir ihm Hedwig zurückschicken, damit er uns weiterhin Nachrichten schicken kann.“
Er nickte geistesabwesend und sie schickte die Eule los.
„Hedwig, flieg zu Remus Lupin.“
Die Eule fiepte noch einmal und flog durch das offene Küchenfenster davon.
„Komm, Liebster, wir haben uns ein paar Stunden Schlaf verdient.“
Lächelnd blickte er an und folgte ihr nach oben. Die Auseinandersetzung mit ihm zum
Thema Minister war nur aufgeschoben, nicht aufgehoben, darüber war sie sich klar.

Die Abenddämmerung war hereingebrochen und sie hatten sich für das Abendessen am Küchentisch niedergelassen.
„Wo möchtest bei den Malfoys nachher weitermachen, oben oder unten?“, fragte Harry sie zwischen zwei Bissen.
„Wir werden oben weitermachen und uns den Keller bis zum Schluss aufheben, das Beste kommt immer zuletzt“, entschied sie.
„Wieso ist der Keller das Beste?“
„Ich habe da so eine Ahnung“, erwiderte sie lächelnd.

Wie gewohnt sprangen sie zur der Stelle in den Highlands und beobachteten das Haus für einige Zeit von dem angrenzenden Hügel aus. Als nichts Außergewöhnliches zu bemerken war, betraten sie das Haus über die Terrassentür des großen Salons.
„Wir sollten die Treppen nicht benutzen, die habe ich mir heute Morgen genau angesehen, wir apparieren in den oberen Bereich.“
Von der Empore im oberen Stockwerk gingen vier Türen ab. Beginnend mit der linken, prüfte Hermine die Türen, Harry öffnete sie mit dem Zauberspruch und schaute vorsichtig nach eventuellen Fallen.
„Ha, das ist Dracos Zimmer“, rief sie lachend.
Er war direkt hinter ihr in das Zimmer getreten und lachte auch laut auf. Das Licht von Hermines Zauberstab beleuchtete zwei lebensgroße Portraits, Hermine Granger und Harry Potter. Sie entzündete die Gaslampen im Zimmer und löschte ihren Zauberstab. Langsam trat er an die Portraits heran.
Draco hatte ihm eine Schweinenase gemalt und Hermine eine Brille wie die von Harry, sowie ganz lange vordere Schneidezähne. „Sankt Potter, Todfeind für Ewig“, stand groß auf seinem Portrait, „Schlammblut Granger, bereit für den Tod“, stand auf Hermines. Beide waren über und über mit Wurfpfeilen gespickt und nach der Anzahl der kleinen Löcher zu urteilen, musste Draco des Öfteren seine Wurfkünste ausprobiert haben.
Intensiv musterte Hermine die Portraits.
„Die müssen aus unserem zweiten Hogwartsjahr sein, die hat Colin aufgenommen, bestimmt vor dem Quidditch Spiel gegen Slytherin“, meinte sie nachdenklich.
„Dann hat er ja einige Zeit gehabt, um uns zu löchern“, amüsierte sich Harry.
„Ich weiß bis heute noch nicht, warum er uns so gehasst hat, hast du eine Idee?“, musterte Hermine ihn fragend.
„Vielleicht Eifersucht“, antwortete er nachdenklich, aber sie blickte verständnislos ihn an.
„Sieh mal, er sah uns, wir teilten alles miteinander. Ihr habt mich beim Kampf gegen Voldemort unterstützt und ihr wärt für mich in den Tod gegangen. So eine Freundschaft wünscht sich doch jeder“, fuhr er erklärend fort.
„Ja klar, er hatte als Freunde nur Crabe und Goyle und die beiden wären so dämlich, deren Gehirn zusammengenommen hätte nicht für eine Maus ausgereicht“, stimmte Hermine ihm nachdenklich zu.
„Genau, ich glaube auch, das Lucius seinen Sohn gegen uns aufgehetzt hat, mein Vater und Lucius konnten sich nicht leiden“, bemerkte er.
Systematisch durchforsteten sie Dracos Zimmer. Das einzig Außergewöhnliche, das sie fanden, war ein Tagebuch von Draco.
„Interessant, das nehme ich mit“, murmelte Harry und versenkte das Buch in der Tasche seiner Windjacke.
Das nächste Zimmer war eine Überraschung, wieder ein richtiges Jungendzimmer. Hermine durchsuchte den Schreibtisch.
„Thorben Malfoy“, rief sie betroffen, „das ist ein Stundenplan von ihm, aus Durmstrang. Wusstest du, das Draco noch einen Bruder hat?“
Er dachte scharf nach und schüttelte verneinend den Kopf.
„Den hat Draco mir gegenüber nie erwähnt. Kannst du feststellen, wie alt dieser Thorben ist?“
Sie durchsuchte weiter den Schreibtisch und zog eine Urkunde aus den Unterlagen.
„Thorben kam am 25. 07. 1986 zur Welt, er ist jetzt elf Jahre alt und muss im ersten Jahr in Durmstrang sein.“
„Wahrscheinlich ist seine Mutter bei ihm, deshalb ist Narcissa Malfoy in der letzten Zeit nicht mehr aufgetaucht“, mutmaßte er.
„Wir können Tonks bitten, Mariah Nevi zu fragen, die besucht doch auch die Schule von Durmstrang.“
Harry warf ihr einen anerkennenden Blick zu, seine Freundin hat einen scharfen Verstand. Als sie die Durchsuchung von Thorbens Zimmer abgeschlossen hatten, setzte die Morgendämmerung ein und sie sprangen zurück nach Godric Hollow.

„Hör dir das an“, rief Harry aufgebracht.
Nach einem ausgedehnten Frühstück im Morgengrauen hatten sie sich ins Bett zurückgezogen und er studierte das Tagebuch von Draco Malfoy.
„Er schreibt hier, am 22. September 1994“
Potter hat den Drachen besiegt, wieso konnte er den Besen herbeizaubern? Da kann nur diese Schlampe Granger dahinterstecken, von Levitation hat Potter doch null Ahnung. Auf jeden Fall macht er sich jetzt selbst zum Narren, er rennt Cho hinterher und merkt immer noch nicht, was für ein klasse Mädchen die Granger ist.“
Er schlug das Tagebuch zu und knallte es auf den Nachttisch. Sie lag mit ihrem Kopf auf seiner Brust.
„Tja, wo er Recht hatte, hatte er Recht“, bemerkte sie leise und kicherte.
„Was soll das jetzt bitte heißen?“
„Das heißt, das Malfoy damals etwas gesehen hat, was du nicht gesehen hast. Reg dich jetzt nicht auf, das ist Vergangenheit und jetzt wird geschlafen“, antwortete sie beruhigend und kuschelte sich an ihn.
„Ich liebe dich, Hermine“, meinte er sanft.
„Ich liebe dich auch, Harry.“

„Das muss das Schlafzimmer von Old Lucius und Narcissa sein“, meinte Harry mit einem Grinsen.
Sie hatten die dritte Tür auf der Empore geöffnet. Das Zimmer machte einen sehr düsteren Eindruck, alle Möbel in dunkler Eiche, vor den Fenstern hingen dicke Brokatvorhänge und die Wände waren mit dunkelgrünem Stoff bespannt.
„Würdest du dich hier wohlfühlen, Liebste?“
„Dieses Zimmer erstickt jegliche Leidenschaft im Keim“, war ihr Kommentar und sie schüttelte sich.
Das Zimmer war auch schnell untersucht und als sie die letzte Tür öffneten, befanden sie sich in einem kleinen Badezimmer. Auch hier deutete nichts auf eventuelle Hausbewohner hin. Alles war steril sauber, es gab keine Handtücher, keine Zahnbürsten und keine Seife.
„Verstehen tue ich das nicht, die Malfoys haben doch hier gewohnt“, meinte er nachdenklich.
„Bestimmt, aber irgendjemand wollte wohl verhindern, dass wir Spuren von ihnen finden“, versuchte Hermine zu erklären.
„Wieso sind dann noch alle Sachen in den Zimmern von Draco und Thorben?“
„Gute Frage, nächste Frage?“, Hermine sah ihn kopfschüttelnd an, „keine Ahnung, Harry.“
„Ich fasse es nicht, Miss Granger hat keine Erklärung. Wir müssen ein rotes Kreuz am heutigen Tag im Kalender machen“, erklärte er verblüfft und lachend schlug sie ihm auf den Rücken.
„Vorsicht, mein Lieber, sonst verwandle ich dich in einen Spielkameraden für Crookshank.“
Er hob in gespielter Verzweifelung die Hände und sie schubste ihn auf die Empore hinaus. Rechts von der Badezimmertür führte eine schmale Wendeltreppe auf den Dachboden.
„Los jetzt, du gehst vor“, kommandierte sie und schob ihn vor sich her.

Durch eine kleine Tür, direkt im Anschluss an die Wendeltreppe erreichten sie den Dachboden. Auch hier befanden sich keinerlei Gegenstände nur die zwei Schleiereulen saßen auf einer der Querverbindungen der Dachsparren. An einer der Giebelwände befand sich eine kleine runde Öffnung durch die die Tiere ein- und ausfliegen konnten und ein Haufen Gewölle unter ihrem Stammplatz zeugte davon, das sie schon seit einiger Zeit hier wohnten.
Auch der Dachboden wurde von dem jungen Paar akribisch durchsucht, jedoch ohne Ergebnis, abgesehen von den Mäusen, die sie dabei aufscheuchten. Dann sprangen sie direkt wieder vor die Kellertür. Er untersuchte genau die Tür und die Wände daneben.
„Hab ich mir doch gedacht“, murmelte er, betätigte zwei elektrische Schalter rechts neben der Tür und eine Leuchtstoffröhre unter der Decke flammte auf.
„Woher wusstest du das, Harry?“, fragte Hermine erstaunt.
„Hast du die Masten gesehen, die aus dem Tal heraus bis hierhin führen?“ Sie nickte zustimmend.
„Ich dachte, das wäre die Telefonleitung“, meinte sie überzeugt.
„Das auch, aber für das Telefon brauchst du nur ein Kabel, es führen aber vier hierhin, ergo sind drei davon Stromleitungen.“
Überrascht zog Hermine eine Augenbraue hoch.
„Manchmal verblüffst du mich immer noch, Harry Potter“, meinte sie anerkennend.
„Danke. Was ist mit der Tür?“, erwiderte er leise und gab ihr einen Kuss.
Vorsichtig berührte sie die Türfüllung und blieb einige Minuten still stehen, zog seufzend die Hand zurück und sah ihn betroffen an.
„Keine Menschen oder Tiere. Aber irgendetwas ist hinter dieser Tür, ich weiß nur nicht was“, erklärte sie verunsichert.
„Willst du sofort hinein?“
„Nein, Harry, ich muss zuerst noch einige Bücher wälzen, um mich zu informieren. Heben wir uns das für morgen auf.“
Er verstand, nahm ihre Hand und sie disapparierten direkt aus dem Keller.

Es war noch tiefe Nacht, als sie wieder Zuhause ankamen. Hermine wollte sofort loslegen und hatte im nu den halben Küchentisch mit Büchern belegt.
„Also, Misses Potter“, begann Harry und ihr Kopf fuhr so schnell herum, das er meinte ihre Halswirbel knacken zu hören, „es wäre schön…“
„Wie hast du mich eben genannt?“, fuhr sie erstaunt dazwischen.
„Misses Potter, habe ich gesagt, wenn dir…“, räusperte sich Harry verlegen.
Ihr Mund, auf den seinen gepresst, hinderte ihn am Weitersprechen und ein Blick in ihre Augen unterband jeden weiteren logischen Gedanken.
„Ist das ein Heiratsantrag, Mister Harry James Potter?“, ihre Stimme war nur noch ein Flüstern.
„Ja, Hermine Granger, ich will dich heiraten, willst du mich?“, wisperte er.
Plötzlich umarmten sie sich so, als wolle jeder den Körper des anderen in sich aufnehmen. Einer war für den anderen der Rettungsring in der tosenden See. Sie küssten sich lange und leidenschaftlich und beide hatten Tränen in den Augen als sie sich trennten.
„Harry, ich will deine Frau werden, mehr als alles andere auf der Welt“, ihr Atem kam flach und stoßweise.
Erneut küssten sie sich, als hätten sie sich seit Jahren nicht mehr gesehen. Mit zitternden Händen erkundeten sie den Körper des anderen. Er schob eine Hand unter ihren Pullover und berührte zum erstenmal ihre kleinen Brüste. Hermine stöhnte auf und drängte sich mit ihrem ganzen Körper an ihn. Er schnappte nach Luft, als sie vorsichtig seine Erektion durch die Hose streichelte.

Nach einer halben Stunde fanden sie sich auf dem Küchenboden wieder und ließen ihre Erregung langsam abklingen. Ihren Kopf auf seiner Schulter liegend, streichelte sie sanft seine Brust.
„Das war unbeschreiblich, Liebste“, seufzte er glücklich und sie schnurrte zustimmend.
„Was wir gemacht haben, nennt man Petting.“
Er drehte seinen Kopf und sah sie fragend an.
„Wir bringen uns gegenseitig zum Höhepunkt, ohne miteinander zu schlafen“, erklärte sie ihm, „ich wollte das ja noch nicht, aber nach deinem Antrag konnte ich nicht mehr an mich halten.“
Mit glänzenden Augen sah er sie an und wieder küssten sie sich zart. Sanft legte sie ihre Hand auf sein Glied.
„Jetzt müssen wir nur noch die Flecken deines Höhepunktes entfernen“, meinte sie lächelnd und sah ihm dabei tief in die Augen.
Harry bemerkte erst jetzt den dunklen Fleck vorne auf seiner Hose und sah sie verschämt an.
„Das ist so, wenn du deinen Höhepunkt bekommst, dann hast du einen Samenerguss.“
„Ich weiß, das ist mir auch schon nachts passiert, ohne dass ich es gemerkt habe“, erwiderte er leise.
„Ich hoffe, du hast dann von mir geträumt.“
Sie gingen zusammen ins Bad, erledigten ihre Abendtoilette und lagen kurz darauf im Bett.
„Wie hast du es empfunden, mein Lieber.“
„Intensiv, wunderschön, als du mein Glied gestreichelt hast, dachte ich, ich gehe hoch wie eine Rakete“, versuchte er ihr seine Eindrücke zu vermitteln, „und du?“
„Ich habe mich dir noch nie so nahe gefühlt“, erzählte sie, „als du meine Brust angefasst hast, dachte ich, das ich schmelze wie ein Stück Butter in der Pfanne. Dann hast du meine Scheide gestreichelt und da wusste ich nicht mehr…, bin ich ich selbst, bin ich du, oder sind wir beide eins. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, so ein wunderbares Gefühl hatte ich noch nie, dank dir.“
Liebevoll küssend kuschelten sich dann aneinander und schliefen ein.

Harry wachte auf, er hatte wunderbar geschlafen und die Erinnerung an den vergangenen Morgen mit Hermine umgab ihn wie eine rosarote Wolke. Er schlug die Augen auf und sah seine Liebe. Sie saß im Schneidersitz am Fußende des Bettes, trug ihren dunkelblauen Pyjama und ihre Haare fielen ihr in leichten Wellen über Brust und Schultern. Nie war sein Gefühl der Zusammengehörigkeit mit ihr größer als in diesem Augenblick, noch nie war sie ihm so begehrenswert erschienen wie jetzt. Hermine legte den Kopf leicht schief und sah ihn mit glänzenden Augen an.
„Sag jetzt nichts, Liebster, ich habe deine Gedanken gesehen“, sie krabbelte zu ihm und küsste ihn sanft, „möchtest du im Bett frühstücken?“
Verneinend lachte er und sie bereitete das Essen in der Küche zu, während er ins Bad ging. Nachdem sie gegessen hatten, vertiefte sie sich in die Bücher und er ging zum Friedhof hinunter.

Wieder standen sie vor der Stahltür.
„Ich wünschte, Ron wäre hier, ich habe ein ungutes Gefühl bei diesem Keller.“
Harry war nervös, sie sah ihn aufmerksam an und nickte zustimmend.
„Allergrößte Vorsicht. Wenn ich dir einen Wink gebe, apparieren wir sofort auf den Hügel vor dem Anwesen, okay?“ Entschied sie.
Er signalisierte seine Zustimmung und sie entfernten sich so weit wie möglich von der Tür.
Alohomara“, flüsterte Hermine leise und der eine Türflügel schwang auf.
Ein ungefähr dreißig Meter langer Flur lag vor ihnen, von dem rechts und links ovale Stahltüren abgingen und neben jeder Tür befand sich ein ungefähr zwei Meter hohes dazugehöriges Fenster. Der Boden war gefliest und an der Decke verlief ein Band von Leuchtstoffröhren. Er prüfte die Türöffnung und vorsichtig betraten sie den Flur.
Durch die ersten Fenster links und rechts nach der Tür konnten sie jeweils in ein Labor sehen. Unzählige Pflanzschalen mit jetzt vertrockneten kleinen Pflanzen standen in Regalen. Die nächsten beiden Fenster offenbarten ihnen jede Menge Käfige mit toten Ratten. Er wollte weiter vorgehen, sie hielt ihn jedoch am Arm zurück. Ihr Blick war auf die nächste Tür auf der linken Seite gerichtet.
„Das sind alles hermetisch verschließbare Türen und die da vorne wurde ausgelöst. Siehst du das rote Gummi zwischen dem Rahmen und der Tür?“
Harry war ihrem Blick gefolgt und sah, was sie meinte.
„Einmal habe ich mit meinem Vater ein Chemisches Forschungslaboratorium besucht, die hatten ähnliche Türen. Sobald ein Organismus oder etwas Schädliches aus dem Labor entweichen konnte, wurden die speziellen Dichtungen zwischen Türrahmen und Tür unter Druck gesetzt und nichts konnte aus dem Labor heraus“, erinnerte sich Hermine und trat nahe an die Wand heran.
„Merlin, die Scheibe wölbt sich schon nach außen“, flüsterte sie alarmiert.
Inzwischen war Harry an die gegenüberliegende Wand getreten und betrachte die Scheibe, die zu dem verschlossenen Labor gehörte. Die ganze Scheibe war schwarz, fahle Lichtblitze durchzuckten die Schwärze und ab und zu kam das Glas in leichte Schwingung. Hermine war neben ihn getreten und betrachtete das Ganze mit zusammengezogenen Augenbrauen.
„Harry, das ist zwei Nummern zu groß für uns, wir verschwinden hier besser sofort“, rief sie ahnungsvoll.
Er musste sich von dem faszinierenden Anblick losreissen, warf ihr einen fragenden Blick zu und nickte dann aber zustimmend. Schnell gingen sie das kurze Stück zurück und verschlossen die Stahltür hinter sich. Beide atmeten tief durch, Hermine verschloss zusätzlich die Tür mit einem Zauberspruch und sie sprangen zurück nach Godric Hollow.

„Was war das?“, fragte er ungläubig und blickte sie fragend an.
„Ich weiß nicht, Harry, eine Pflanze, ein Organismus oder sonst irgendeine Scheiße. Ich weiß es einfach nicht.“
Erregt hatte sie die Arme vor der Brust verschränkt und lief in der Küche auf und ab.
„Wir müssen Remus Bescheid geben, wenn dieses Ding da heraus kommt…“, sie ließ den Satz unvollendet und sah ihn hilfesuchend an.
„Okay, wir springen sofort zum Grimmauld Place“, entschied Harry und legte ihr einen Arm beruhigend um die Schulter.

Tonks ließ sie herein und hob abwehrend die Hände.
„Wenn ihr beide auf einmal redet, verstehe ich kein Wort; lasst euch erst mal begrüßen“
„Ist Remus da?“, fragte Hermine drängend, sie hatte das Wort übernommen.
„Er muss jeden Moment kommen, trinken wir erst mal einen Kaffee.“
Gemeinsam folgten sie Tonks und setzten sich an den Tisch. Kurze Zeit später schlug die Haustür ins Schloss und der erwartete stand vor ihnen. Er umarmte Beide herzlich.
„Legt los, ihr seid nicht hier, nur um Guten Tag zu sagen“, meinte er.
„Wir haben Malfoy Castle durchsucht, im Keller ist etwas.“
Hermine schilderte den beiden so ausführlich wie möglich ihre Entdeckung. Während sie erzählte, flog Remus Blick zwischen den beiden hin und her. Nachdem sie geendet hatte, nahm er ein Stück Pergament und schrieb einige Zeilen. Dann rollte er das Pergament zusammen und gab es Tonks.
„Schick bitte sofort Barney zu Mad Eye Moody“, Tonks verließ umgehend das Zimmer, um der Bitte Folge zu leisten.
„Barney?“, fragte Harry verwirrt.
„Unsere neue Eule“, erklärte Remus lachend und deckte den Tisch.
„Jede Wette, ihr habt noch nicht zu Abend gegessen?“, fragte er.
„Nein, diese Sache ist zu wichtig“, erwiderte Hermine ernst.
„Nun, trotzdem muss man essen“, meinte Remus, Tonks war inzwischen zurückgekommen und gemeinsam saßen sie nun am Tisch, erzählten sich das Neueste und tafelten.
„Wenn Mad Eye nicht zu weit weg ist, wird er eventuell gleich hier auftauchen“, mutmaßte Tonks.
Es verging keine halbe Stunde, als an der Eingangstür geklopft wurde. Remus öffnete und kam mit Mad Eye Moody in die Küche. Dieser begrüßte kurz die anwesenden und setzte sich dann Hermine gegenüber. Harry erläuterte ihm kurz, was sie im Keller von Malfoy Castle vorgefunden hatten.
„Miss Granger, sie waren immer hervorragend im Fach Pflanzenkunde, war das ein Organismus oder eine Pflanze dort?“
„Tut mir leid, ich hatte überhaupt keinen Anhaltspunkt für eine Identifikation. Ich kann nur spekulieren“, gab Hermine zu und Mad Eye stand abrupt auf.
„Ich brauche Forsyth, Dr. Werner und Abott als Biologen, Caskill, Nordham und Wrentch als Pflanzenkundler und außerdem acht Auroren. Remus, du musst mir helfen, wir müssen ins Ministerium, ich will die Crew in einer Stunde absprungbereit haben.“
Remus und Mad Eye verabschiedeten sich schnell von den anderen und waren kurz darauf verschwunden.

„Das verstehe ich nicht, Malfoy Castle wurde vor sechs Monaten akribisch durchsucht, damals waren in dem Keller nur ein paar verstaubte Weinflaschen, sonst nichts“, meinte Tonks verwirrt.
„Vielleicht wurde das damals einfach übersehen“, wagte Harry den Versuch einer Erklärung, aber Tonks schlug wütend auf den Tisch.
„Damals habe ich selbst das Untersuchungsteam geleitet, ich habe auch den Keller untersucht.“
„Entschuldigung“, machte Harry einen Rückzieher.
„Das würde bedeuten, dass diese Labore nach eurer Untersuchung eingebaut wurden, das ist ja auch keine kleine Umbauarbeit gewesen“, mischte sich Hermine ein und überlegte ein paar Augenblicke intensiv.
„Waren damals auch schon die Treibhäuser da?“
„Ja, zwei Stück“, erwiderte Tonks nach kurzem Nachdenken.
Harry wollte gerade eine Bemerkung machen, Hermine kam ihm jedoch zuvor.
„Was war in den Treibhäusern?“
„Hauptsächlich Gemüse und Obst, Blumen und ein paar Heilpflanzen“, erinnerte sich Tonks.
„Teufelsschlinge? Hexenkraut?“, fragte Hermine herausfordernd.
„Auf gar keinen Fall, der Biologe unseres Teams hat damals alles ganz genau untersucht, du bist auf dem Holzweg, Hermine“, versuchte Tonks sie zu beruhigen.
„Das glaube ich nicht. Als wir da waren gab es vier Gewächshäuser und beim ersten Besuch hat uns eine Teufelsschlinge angegriffen. Wir haben uns dann bei Tageslicht die Gewächshäuser noch einmal genau angesehen. Ich bin kein Biologe, aber keine der Pflanzen, die wir von außen gesehen haben gilt der Ernährung oder der Heilkunde, da bin ich mir absolut sicher“, erwiderte Hermine entschieden.
Tonks schaute die beiden erstaunt an, ihr Blick ging zwischen ihnen hin und her.
„Das glaube ich euch. Was zum Teufel geht da vor?“, fragte sie nachdenklich.
Ein paar Minuten hingen alle ihren Gedanken nach.
„Es wir lange dauern, bevor Remus und Mad Eye zurückkommen, bitte schlaft doch hier.“
Hermine und Harry tauschten einen kurzen Blick aus.
„Wir bleiben gerne, danke Tonks“, sagte Harry zufrieden.

Während des Essens unterrichtete Tonks sie über den Rücktritt des Zaubereiministers, sowie die Situation für die Nachfolge.
„Arthur Weasley hat immer noch nicht geantwortet und es sind nur noch sieben Tage bis zur Neuwahl“, erzählte sie bedrückt.
„Wer wählt den neuen Minister?“, fragte Hermine interessiert.
„Die große Versammlung der Zauberinnen und Zauberer, Harry kann es dir berichten, vor gut zwei Jahren stand er selbst einmal vor dieser Versammlung.“
Der angesprochene erschauderte. Damals war er der missbräuchlichen Verwendung des Zauberstabes angeklagt worden und er hatte den Eindruck, wenn ihm damals Dumbledore nicht beigestanden hätte, wäre er der Schule verwiesen worden.
„Wie geht es jetzt weiter?“, fragte er Tonks.
„Alle Kandidaten die zur Wahl anstehen, müssen sich in einer Woche im Ministerium einfinden. Wenn Arthur und du nicht erscheinen, wird höchstwahrscheinlich der nächste Kandidat auf der Liste gewählt, in dem Fall Dolores Umbridge.“
Hermine verzog das Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen.
„Das darf auf keinen Fall passieren, nicht Dolores Umbridge“, murmelte sie.
Tonks sah sie fragend an und Harry erzählte ihr die Erlebnisse von ihnen beiden mit Professor Umbridge. Tonks sah sie mit großen Augen an.
„Merlin, wenn Umbridge Minister wird, seid ihr beiden die Ersten auf ihrer Abschussliste“, rief sie.
„Da kannst du Gift drauf nehmen, sie wird uns unter irgendeinem Vorwand verhaften und nach Askaban bringen lassen“, antwortete Hermine zornig.
Danach war für einige Minuten Stille im Raum, Tonks entkorkte eine Flasche Rotwein, stellte drei Gläser dazu auf den Tisch und schenkte ein.
„Prost. Auf bessere Zeiten“, meinte sie sarkastisch.
Die beiden kommentierten ihren Trinkspruch nicht sondern nahmen schweigend einen Schluck.
„Okay, lassen wir das Thema für eine Weile ruhen, was haltet ihr von einer Partie Canasta?“ meinte Tonks entschlossen.
Die angesprochenen stimmten freudig zu und dann spielten die drei bis weit nach Mitternacht Karten.

7.


Der Tisch war schon gedeckt, als die Hermine und Harry am nächsten morgen in die Küche kamen und ihre blonde Freundin erschien ein paar Augenblicke später.
„Guten Morgen, ihr zwei. Habt ihr gut geschlafen?“, fragte sie gutgelaunt.
„Hervorragend, Tonks, danke der Nachfrage“, erwiderte Hermine und Harry nickte zustimmend.
„Sind Remus oder Mad Eye schon wieder aufgetaucht?“, wollte er wissen.
„Nein, noch nicht.“
Gerade hatten sie das Frühstück beendet, als die angesprochenen ins Zimmer traten.
„Setzt euch und esst erst mal“, empfahl Tonks und machte noch eine Kanne Kaffee.
Gespanntes Schweigen herrschte für die nächsten zehn Minuten während Remus und Mad Eye ihren Hunger stillten.
„Das war gut“, seufzte Mad Eye und schob seinen Teller zurück.
Er goss sich noch eine Tasse Kaffee ein und sein magisches Auge surrte zwischen Hermine und Harry hin und her.
„Da habt ihr junges Volk uns aber richtig Arbeit gemacht“, war sein einziger Kommentar und er nickte vor sich hin.
Hermine sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an.
„Versteht das bitte nicht falsch, ihr habt alles richtig gemacht, es wäre schön gewesen ein paar Stunden mehr Zeit gehabt zu haben“, warf Remus ein.
Harry sah Hermine betroffen an und sie senkte den Blick.
„Verfluchter Mist, hätte ich doch nur im Keller angefangen“, flüsterte sie in sein Ohr.
„Als wir ankamen, drückte sich „Das Ding“ gerade unter der Tür durch. Ihr hattet zum Glück die Tür noch gesichert. Dr. Werner nahm eine Probe und nach kurzer Beratung mit seinen Kollegen haben wir alles vernichtet“, fuhr Remus fort.
„Wie habt ihr das gemacht?“, fragte Harry verblüfft mit einem Seitenblick auf Hermine.
„Wir haben alles verbrannt, das war die sicherste Methode“, blaffte Mad Eye.
„Bei Merlin, Harry“, fuhr Hermine erschrocken dazwischen, „wir hatten den Keller noch nicht untersucht.“
„Miss Granger, Mister Potter, tut mir Leid, Ihre Pläne durchkreuzt zu haben“, erwiderte Mad Eye barsch, „aber wir hatten die Biologen, die nur den Kopf schüttelten, also haben wir alles vernichtet.“
„Verständlich. Ist „Das Ding“ gefährlich?“, fragte Harry langsam.
„Das wissen wir nicht, wir müssen erst das Urteil der Experten abwarten, aber ungefährlich war es wohl nicht“, Remus war vorsichtig.
„Seid ehrlich. Was ist von Malfoy Castle übrig geblieben?“, wollte Hermine wissen.
„Nur ein Haufen rauchender Trümmer“, war Mad Eyes eindeutige Antwort.
„Besteht dort weiterhin Gefahr für uns?“, forschte sie weiter nach und Mad Eye blickte Remus an.
„Nein, ich glaube, dass wir alles vernichtet haben”, meinte dieser überzeugt.
„Gut, Harry, dann werden wir da weitermachen“, entschied Hermine.
„Einverstanden“, erwiderte er zu ihr gewandt, „was ist mit dem Ministerposten?“
„Harry, jetzt nicht. Darüber müssen wir beide uns zuerst noch alleine unterhalten“, verlangte Hermine nachdrücklich.
„Wie meinst du das, Hermine?“, wollte er wissen.
„Warte bitte, bis wir Zuhause sind“, erklärte sie ihm.
„Okay“, entschied Harry, „wenn ihr irgendetwas neues erfahrt, schickt uns bitte Hedwig, wir melden uns dann sofort.“
Die beiden verabschiedeten sich von allen und sprangen direkt nach Godric Hollow.

„Was sollte das, was hast du damit gemeint?“ fragte Harry vorwurfsvoll.
„Ich meine, Harry, wir sollten uns im Klaren darüber sein, wie wir jetzt vorgehen, bevor wir die anderen informieren.“
„Ich werde gar nichts machen und wir werden weiter den Horkrux suchen“, erwiderte er emotionslos.
„Und die Wahl zum Minister in der nächsten Woche?“, fragte Hermine leise.
„Ohne mich, Liebste, ich werde dort nicht erscheinen.“
Sie stand auf, ging in der Küche hin und her und ihre Arme hatte sie vor der Brust verschränkt. Er kannte diese Geste, sie war aufgeregt und wütend.
„Harry, überlege doch mal, wir haben doch schon besprochen was passiert, wenn Dolores Umbridge Minister wird.“
„Ich weiß, sie wird versuchen uns einzubuchten. Dann müssen wir uns halt verstecken“, seine Stimme war genervt.
Sie sah ihn an, als hätte sie einen fünfjährigen vor sich.
„Wie bitte, verstecken? Wo sollen wir uns denn verstecken, etwa bei den Dursleys?“
Ungeduldig schüttelte er den Kopf.
„Uns wird schon etwas einfallen.“
„Toll, und während wir uns verstecken, suchen wir noch nebenbei den Horkrux und vernichten Voldemort“, erwiderte sie sarkastisch.
„Ja, so ungefähr hatte ich mir das vorgestellt.“
Tief durchatmend versuchte sie sich zu beruhigen.
„Harry, alle Auroren werden hinter uns her sein, Mad Eye untersteht dann Umbridge, von den Geheimdienstlern will ich gar nicht reden.“
„Schluss jetzt. Ich will kein Minister werden, ich kann das nicht. Mich den ganzen Tag mit Schreibkram beschäftigen und irgendwelche Erlasse verfassen“, wütend war er aufgesprungen.
Langsam setzte sie sich auf einen Stuhl und legte die Arme auf den Tisch.
„Es ist die einzigste Möglichkeit, die du hast, Harry.“
„Wie meinst du das?“ Seine Arme auf den Tisch abstützend, sah er sie durchdringend an.
„Wenn du Minister wirst, kannst du viele Aufgaben delegieren. Du kannst dir Freiräume schaffen um deine Aufgabe weiter zu verfolgen. Du kannst dir einen Nachfolger aussuchen, damit du das Amt schnell wieder los bist. Aber du musst es zuerst annehmen, es geht nicht anders“, erwiderte sie erschöpft.
„Das ist doch Quatsch, Hermine, ein Amt anzunehmen um es dann schnell wieder los zu werden.“
„Du verstehst es nicht? Ist das dein letztes Wort?“, flüsterte sie enttäuscht und versuchte den dicken Kloß herunterzuschlucken, der sich in ihrem Hals gebildet hatte.
„Ja, definitiv“, erwiderte er mit Nachdruck.
Tief seufzend blickte sie ihn noch einmal an und stand auf. Ohne ein weiteres Wort verließ sie den Raum und Harry konnte die Tränen erkennen, die ihr die Wangen herabliefen.

Nachdem sie die Küche verlassen hatte, war Hermine ins Badezimmer geflüchtet und hatte sich umgezogen. Direkt aus dem Bad war sie zu ihrem Lieblingsplatz in den Dünen appariert. Sie wollte nicht weinen, konnte aber ihre Tränen jetzt nicht zurückhalten. Nach ein paar Minuten hatte sie sich gefangen und ging über den Dünenkamm hinunter zum Meer. Der Wind blies stark und die hohen Wellen klatschten auf den Strand. Zitternd schloss sie ihre Windjacke bis zum Hals und vergrub ihre Hände in den Taschen. Langsam ging sie den Strand entlang und achtete darauf, dass das Wasser nicht ihre Schuhe erreichte.
Sie fühlte sich ausgelaugt, enttäuscht und missverstanden. So verflucht sturköpfig hatte sie Harry seit Monaten nicht mehr erlebt. Traurig war sie, weil seine Entscheidung egoistisch gewesen war und er hatte ihre Einwände in keiner Weise berücksichtigt. Konnte es sein, das Harry sie nicht richtig liebte, dass er das alles nur gespielt hatte? Nein, diesen Gedanken verwarf sie gleich wieder, sie war sich seiner Liebe absolut sicher.
Es musste einen anderen Grund für seine Halsstarrigkeit geben, sie war stehen geblieben und dachte scharf nach. Harry war ein introvertierter Typ, er mied große Menschenansammlungen und es war ihm unangenehm vor Publikum, das er nicht kannte, zu sprechen. Konnte das der Grund sein, warum er seine und ihre Sicherheit aufs Spiel setzte? Unschlüssig, setzte sie ihren Weg fort.

Harry hörte sie ins Bad gehen und ließ sich in einen Stuhl fallen. Tief seufzend vergrub er sein Gesicht in den Händen. Hermine hatte er durch seine Sturheit verletzt, das war ihm jetzt klar. Diesen Posten konnte er nicht antreten, er war der Falsche dafür, das fühlte er instinktiv. Sie sah das anders, „klar, die logisch denkende Hermine sieht es meistens richtig“, ging ihm durch den Kopf. Auf keinen Fall hatte er ihr nicht wehtun wollen, aber nun war es passiert. Ich werde mich entschuldigen und dann reden wir noch einmal über die Sache ging, ihm durch den Kopf. Langsam stand er auf und klopfte an die Badezimmertür. Keine Antwort. Vorsichtig öffnete er und rief leise nach ihr.
Das Bad war leer. Er rannte nach oben, im Schlafzimmer war sie auch nicht.
Ein ungutes Gefühl machte sich langsam in seinem Bauch breit und er ging langsam wieder die Treppe herunter. Sie war böse auf ihn und hatte deshalb das Haus verlassen. Wieder ließ er sich in einen Stuhl fallen und dachte nach. Würde sie ihn jetzt wegen des Streits verlassen? Er glaubte fest an ihre Liebe, aber wo war Hermine?

„Darf ich reinkommen“, fragte Hermine.
„Natürlich, bitte entschuldige Hermine, ich war für einen Augenblick sprachlos, dich hier zu sehen“, Tonks hielt die Tür auf und ließ sie eintreten.
Sie umarmten sich und Tonks führte sie ins Haus.
„Hast du Harry nicht mitgebracht?“, fragte sie und stellte eine Schale Weihnachtsplätzchen auf den Tisch, aber Hermine schüttelte zaghaft den Kopf.
„Nein, wir haben uns gestritten. Kann ich mit dir reden?“, erwiderte sie leise.
Die blonde Zauberin nickte und sah ihr gegenüber an. Hermine machte einen geknickten Eindruck und ihr Blick war glanzlos.
„Geht es um den Ministerposten?“, mutmaßte sie, Hermine nickte seufzend und gab dann ihr das Gespräch mit Harry wieder.
Tonks unterbrach sie nicht, sie stellte nur zwischendurch eine Kanne Tee und zwei Becher auf den Tisch.
„Das war es dann“, Hermine beendete ihren Bericht und nahm einen Schluck Tee, „ich bin dann appariert und stundenlang am Meer spazieren gegangen.“
„Er wird zur Vernunft kommen, glaube mir. Gib ihm ein paar Stunden Zeit zum Überlegen, dann kommt er von selbst darauf“, war Tonks Überzeugung und hoffnungsvoll sah Hermine ihre Freundin an.
„Liebst du ihn?“, fragte Tonks leise und die angesprochene nickte leicht mit dem Kopf.
„Ja, in solchen Situationen wird mir klar wie sehr und ich vermisse ihn unendlich.“
„Dann geht das klar, Hermine“, erklärte die Blonde, „mach dir keine Gedanken, morgen vertragt ihr euch wieder.“
Hermine war erleichtert, Tonks sah es fast so wie sie selbst.
„Wir haben das Haus für uns alleine, Remus bleibt über Nacht im Hospital. Du übernachtest hier, wir machen uns einen tollen Frauenabend und morgen versöhnst du dich dann mit Harry. Bis dahin dürfte er erkannt haben, was er da für einen Mist verzapft hat“, fuhr Tonks fort.
Dankbar lächelte Hermine sie an.
„Ein Frauenabend, ja, das wird gut“, meinte sie genießerisch.

Harry war schon ein paar Mal draußen gewesen und hatte nach ihr Ausschau gehalten. Dann ging er wieder in der Küche auf und ab und machte sich Vorwürfe. Er hatte versucht, mit ihr gedanklich Kontakt aufzunehmen, konnte sie aber nicht erreichen. Als es draußen dunkel geworden war, trat er noch einmal vor die Tür.
„Hermine“, rief er so laut er konnte, aber sein Ruf verhallte ungehört in der Nachtluft.

Die beiden Frauen hatten es sich in Hermines Zimmer bequem gemacht. Tonks hatte eine Flasche Rotwein geöffnet, sie erzählten Geschichten und lachten oft. Nur ein paar Mal ertappte sich Hermine bei dem Gedanken an Harry. Sie genoss es, mit einer Geschlechtsgenossin ungeniert zu lachen und Spaß zu haben. Nach zwei Gläsern Rotwein hatte die Stimmung der beiden ihren Höhepunkt erreicht. Sie lachten und kicherten über alles und jedes und es war weit nach Mitternacht, bevor sie zu Bett gingen.

Am nächsten Morgen frühstückten sie zusammen, dann verabschiedete sich Tonks und disapparierte aus der Halle. Hermine räumte noch ein wenig auf, ging in die Halle und sprang dann zum Friedhof von Godric Hollow.
Sie verweilte ein paar Minuten am Grab von Harrys Eltern und ging langsam zum Haus hoch. Dann hob sie die Schutzzauber auf und betrat die Küche.
Harrys Arme lagen auf dem Küchentisch, sein Kopf ruhte darauf und er schlief. Sie sah ihn liebevoll an, lächelte und strich ihm leicht über das Haar. Aufgeschreckt sah er sich verwirrt um, dann erkannte er seine Freundin und die Erleichterung war ihm mehr als deutlich ins Gesicht geschrieben. Er sprang auf und umarmte sie heftig.
„Hermine, Liebes, ich bin so froh, das du wieder da bist“, seine Stimme kippte.
Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste seine Tränen weg.
„Harry, ich liebe dich“, sie schlang ihre Arme um seinen Hals und drückte ihn so, als wolle sie ihn nicht mehr loslassen.
„Hermine, du hattest Recht. Was ich gesagt habe war Blödsinn, es tut mir Leid. Kannst du mir bitte verzeihen?“, flüsterte er.
Glücklich lachend fuhr sie mit ihren Händen durch sein Haar.
„Schon verziehen“, erwiderte sie sanft und sie küssten sich innig.
„Ich bin auf jeden Fall am fünfzehnten Januar im Ministerium, egal was passiert“, versprach er ernsthaft.
„Das ist mein Harry und ich werde dich begleiten“, erwiderte sie weich.
„Liebste, wir sollten uns nicht mehr streiten, ich bin vor Kummer fast die Wände hochgegangen“, bat er.
„Nein, mein Lieber“, erwiderte sie bestimmt, „streiten können wir, aber wir müssen uns wieder vertragen, das ist wichtig. Ich weiß, wir beide sind sturköpfig und engstirnig, aber daran können wir arbeiten. Wenn wir zukünftig mit unseren Problemen nicht weiterkommen, sollten wir jemanden um Rat fragen, einverstanden?“
„Gute Idee. Hast du da jemand bestimmtes im Auge?“, erwiderte er.
„Nein, irgendjemand aus unserem Freundeskreis.“
Zustimmend nickte er und verabschiedete sich für ein paar Minuten, um sich frisch zu machen. Sie deckte schnell den Tisch für ein zweites Frühstück.

Nach dem Essen sprangen sie zusammen zu der gewohnten Stelle in den Highlands. Als sie den Hügel erklommen hatten, blieben sie unvermittelt stehen. Die Mauern um das Anwesen standen noch, die Treibhäuser waren zerstört und vom Herrenhaus war nur ein rauchender Trümmerhaufen übrig. Einzig der Garten schien unbeschädigt.
„Bei Merlins Bart, Mad Eye Moody möchte ich auch nicht zum Feind habe“, meinte Harry.
„Nein, gewiss nicht. Lass uns hinuntergehen und schauen, was er übriggelassen hat.“
Langsam gingen sie den Hügel hinunter und betraten das Anwesen über das jetzt offene Haupttor. Über die Treppe gelangten sie auf die Terrasse und schauten auf die rauchenden Trümmer des Herrenhauses. Harry zog das Sneakoskop aus der Tasche und legte es auf den Boden. Keine Reaktion. Die nächsten Stunden verbrachten sie damit, das Sneakoskop an verschiedenen Stellen auszulegen, ohne das es einmal eine Reaktion gezeigt hätte. Hermine konnte auch nichts feststellen, obwohl sie sich mehrere Minuten konzentrierte.
„Hier ist nichts, Harry, die Schutzzauber für das Haus sind verschwunden. Der Horkrux wurde entweder durch das Feuer vernichtet, oder er war nie hier. Hier ist absolut nichts mehr“, meinte sie bestimmt.
„Toll, immer mehr Rätsel statt Lösungen, ich liebe das“, seine Stimmte triefte vor Sarkasmus.
„Harry Potter, wenn du keine Aufgabe hättest, wärst du doch todunglücklich, gib es zu“, rief sie und knuffte ihn liebevoll in die Seite.
„Ja, das gebe ich zu, aber langsam nehmen die ungelösten Fragen überhand, meinst du nicht auch?“
Nachdenklich stimmte sie ihm zu.
„Aber wir werden die Rätsel lösen, Harry, dafür sind wir hier.“
Er lachte, kitzelte sie und sie kicherte wie eine Zwölfjährige.
„Wenn du das noch mal machst, Harry, vergesse ich mich.“
„Das Risiko gehe ich ein“, erwiderte er grinsend und küsste sie.


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